Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | Juni 2022

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DasUnternehmerblattder Leipziger Volkszeitung

ACHTUNG, ATTACKE!

Es ist der Schrecken von Unter­nehmen wie Verwaltungen: Mit einem Mal sindalle Daten verschlüsselt. Ein Anschlag aus dem Nichts legt die ­Produktion lahm, ­hindert ­Behörden daran, Gehälter ­auszuzahlen. Deutschland blickt voller Sorge auf die drastische Zunahme ­folgenschwerer Cyberangriffe auf ­Firmen, ­kritische Infrastruk­turen und staatliche Einrichtungen. In der Informations­technologie ist, wie im ­echten Leben, nichts zu hundert Prozent ­sicher.

Unternehmer & Unternehmen

Natursünde vs. Versorgungssicherheit:

Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landes­bauernverbandes, über Kompromisse und die Rolle seiner Branche in krisen­geschüttelten Zeiten. Seite 5

Verhindern, begrenzen, beheben: „Jede neue Technik bedeutet Fortschritt, aber auch Gefahren“, sagt Karsten Gutmann. Für den Chef der Magdeburger Regioncom GmbH ist IT-Sicherheit das oberste Prinzip. Seite 7

lvz.de/wirtschaftszeitung

Ausgabe13

Heft2/2022

Preis:2,90€

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lvz.de/wirtschaftszeitung

30 Jahre Managerschmiede: Stephan Stubner, Rektor der Leipziger HHL Graduate School of Management, über mangelnden Mut zur Selbstständigkeit, Fehler in der Bildungspolitik und die Rolle der Start-ups. Seite 20

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Weniger bringt mehr: Dauerhafte Erreichbarkeit macht Angestellte nicht produktiver – im Gegenteil. Digital Detox als Ausweg aus der Stressspirale und Weg zurück zu mehr Produktivität und Kreativität. Seite 26

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Unternehmer

& Leben Stil

Unternehmen

3 Unternehmen trennt sich von Rüstungssparte und konzentriert sich auf optische Technologien

■ Thüringer Jenoptik-Konzern rüstet ab

■ Vorsicht, Cyberangriff!

Deutschland ist in großer Sorge über die deutliche Zunahme von schwerwiegenden Cyber­attacken auf Firmen, kritische Infrastrukturen und staatliche Institutionen. In der Informationstechnologie ist, wie im wirklichen Leben, nichts zu hundert Prozent sicher.

■ „Wir haben Verantwortung in Sachen Welternährung“

Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, über Kompromisse und die Rolle seiner Branche in krisen­geschüttelten Zeiten

■ Cybersecurity ist Chefsache

Wo Firmen verwundbar sind und wie Unternehmer und Unternehmerinnen sich und ihr Geschäft schützen ­können

Geld Märkte & Leben Stil

■ Verhindern, begrenzen, beheben

Karsten Gutmann, Chef der Magdeburger Regiocom mit inzwischen 6000 Beschäftigten, weiß um Fortschritte durch neue Technik, aber auch um deren Gefahrenpotenzial.

■ Angriffe auf IT-Infrastrukturen der Gesundheitsbranche nehmen zu

Uniklinik Leipzig schützt sich mit eigenem System und kooperiert zur Absicherung einer

Verwaltungen des Freistaates Sachsen sind täglich das Ziel von Cyberattacken. Das Land hat deshalb ein Notfallteam eingerichtet

Baupreise und Materialmangel lassen die Auftragseingänge

Forschung Innovation & Leben Stil

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für Wirtschaftsforschung Halle, zu ökonomischen

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Aussichten

■ „Wir brauchen eine echte Industrieorientierung bei der Projektauswahl“

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Experten diskutieren über die Notwendigkeiten, um den Kohleausstieg in Sachsen zu meistern

■ Ein Imker mit Unternehmer-Gen

Volks- und Betriebswirt André Soudah hat umgesattelt und kümmert sich um Bienen

Leben Stil

& Leben Stil

■ Weniger bringt mehr

Dauerhafte Erreichbarkeit macht Angestellte nicht produktiver – im Gegenteil.

Digital Detox als Ausweg aus der Stressspirale hin zu mehr Produktivität und Kreativität

■ Schritt für Schritt zum Erfolg

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Einfach mal den Blick schweifen lassen, neue Ecken entdecken, Frischluft um die Nase wehen lassen und sich körperlich fordern – Wandern ist nicht allein eine beliebte Freizeitaktivität und Alternative zum trägen Strandurlaub.

■ Schach der digitalen Demenz

Der Tauchaer Unternehmer Gerhard Köhler hat sich dem königlichen Spiel verschrieben. Mit einer Stiftung will er jetzt möglichst viele Kinder ab vier Jahren aus sozial schwächer gestellten Familien an diese auch vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Sportart heranführen

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■ Preisexplosionen und Engpässe 30

Wein wird teurer – und das hat mehrere Ursachen

Impressum

Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de

Für Fragen oder Hinweise zur Lieferung der LVZ-Wirtschaftszeitungerreichen Sie uns kostenfrei unter 08002181-020. Wenn Sie Fragen zu einer Anzeigen-Buchung haben, melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer: 0341 2181-1909.

Redaktionsschluss: 27. Mai 2022

Autoren: André Böhmer, Nannette Hoffmann, Uwe Köster, Ulrich Langer, Patricia Liebling, ­Ulrich Milde, Susanne Reinhardt, ­Jochen Reitstätter, Andreas Tappert

Layout: Silke Kaiser, Christiane Kunze, Agnes Müller, Marius Ludwig

Titelbild: Christiane Kunze

Vermarktung: Björn Steigert, Thomas Jochemko

Projektleitung: Daniela Linke

V.i.S.d.P.: Hannah Suppa

Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & KG Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig.

Geschäftsführer: Björn Steigert, Adrian Schimpf

Druck: Pressedruck Potsdam GmbH

Auflage: 20 000

Nächster geplanter Erscheinungstermin: Oktober 2022

Preis: 2,90 Euro Bitte beachten Sie die Informationen zur Herkunft und Verarbeitung Ihrer personen­bezogenen Daten: https://www.madsack.de/datenschutzhinweise/

Sachsens Wirtschaft trotzt den Unsicherheiten durch den UkraineKrieg und den Folgen der CoronaPandemie. Die Arbeitsmarkzahlen für Mai sprechen Bände. Mit5,2 Prozent liegt die Arbeitslosenquote so niedrig wie noch nie im Monat Mai. Die Zahl der offenen Stellen steigt weiter an. Durchaus erfreuliche Tendenzen, die sich auch in der aktuellen Ausgabe dieser Wirtschaftszeitung widerspiegeln. Die letzte Ausgabe konnte ja wegen ihres Redaktionsschlusses noch nicht auf den russischen ­Angriffskrieg in der Ukraine eingehen. Diesmal spielt der militärische Konflikt mit all seinen Folgen eine wichtige Rolle. Fakt ist aber: Sachsens Wirtschaft erweist sich im Zuge drohender Öl- und Gasembargos (noch) als erstaunlich robust.Auch fürdieNachbar­bundes­­länder Thüringen und SachsenAnhalt gibt es kein anderes Urteil. Wenngleich sich in der mitteldeutschen Bauindustrie ein „Krisencocktail“ zusammenbraut – eine der Schwerpunktgeschichten in dieser Ausgabe.

Mit Blick über den sächsischen Gartenzaun bleibt festzuhalten, dass die Leuchtturmpolitk weiter durchaus Erfolge zeigt. Das be-

Editorial weist Jenoptik mit seiner welt­weitenAusstrahlung.Die Thüringer Vorzeigefirma konzentriert sich weiter auf die Optiksparte und hat die Militärsparte verkauft. Was das für den künftigen Kurs der ­Thüringer bedeutet, können Sie in dieser Ausgabe lesen. Und dann wäre da noch Mag­deburg, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Sie stand bisher immer im Schatten der prosperierenden Sachsen-Metropolen. ­Silicon Saxony (Dresden) und das bessere Berlin (Leipzig) gegen ­Börde-Town: Mit dem Spott dürfte es jetzt aber endgültig vorbei sein.

Ostdeutsche Leuchttürme

Der US-Halbleiter-Gigant Intel gab vor einigen Wochen bekannt, dassfür­17MilliardenEurozunächst zwei Chipfabriken am Rand von Magdeburg hochgezogen werden.

Das allein wäre schon die größte Investition in Sachsen-Anhalt seit 1990. Aber Sven Schulze, Wirtschafts­minister in Magdeburg mit Quedlinburger Wurzeln, lässt im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung durchblicken, dass eine Gesamt­investition von 80 Milliarden Euro im Raum steht. Das wäre dann generell eine der größten Summen für eine wirtschaftliche Ansiedlung in Deutschland.

Kommentar

Intel Magdeburg, das Auto­cluster Leipzig, Jenoptik, Silicon Saxony in Dresden und VW in Zwickau und Dresden werden also künftig in einem Atemzug ­genannt werden, wenn es um ostdeutsche Leuchtürme geht. Gut so, aber noch längst nicht alles. Denn zum Erfolg der Wirtschaft tragen auch Mittelständler genauso bei wie kleine Firmen und ­Start-ups. Auch davon gibt es viele Beispiele in dieser Ausgabe. Und was wäre eine Wirtschafts­region ohneeinespezialisierteHochschule? Auch damit kann Mitteldeutschland punkten. Die HHL in Leipzig feiert ihren 30. Geburtstag der ­Wiedergründung.Wirhabenmitdem Rektor der sächsischen ManagerSchmiede gesprochen – über die Gründe des Erfolgs und darüber, wie sich Erfolg auch künftig einstellen kann. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

HHL sorgt für internationale Strahlkraft

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Das gilt auch zwischen den vielen staatlichen Universitäten und den wenigen privaten. Deshalb ist die Leipziger HHL letztlich gezwungen, attraktiv und inno­vativ zu sein, um im Vergleich mit den öffentlichen Hochschulen hier und da die Nase vorn zu haben.

Tatsächlich hat die ManagerSchmiede seit ihrer Wieder­gründung vor 30 Jahren eine erfreuliche Entwicklung genommen. Sie hat internationale Strahlkraft, belegt Top-Platzierungen in verschiedenen Rankings und ist somit ein guter Botschafter für Stadt und Land. Positiv ist auch, dass die HHL sich dem Unternehmertum verschrieben hat. Denn dem Land fehlen Menschen, die bereit sind, den Sprung in die Selbst­ständigkeit zu wagen. Sei es durch Gründungen, sei es durch die

Bereitschaft, die Nachfolge in einemetabliertenBetriebanzutreten.

Potenziellen Kandidaten das ­erforderliche Rüstzeug ­mitzugeben, also Managertypen der Zukunft zu formen, die betriebswirtschaftlich bestens ausgebildet sind und ein ganzheitliches Verständnis zum Lösen von ­Herausforderungen in den Firmen haben, ist gerade für den Osten fast schon über­lebenswichtig.

Denn hier gibt es viele, die nach der Wende einen Betrieb ge­gründet haben, nun in das Rentenalter gekommen sind und ­händeringend quali­fizierte Nachfolger suchen. Da geht die HHL ­voran. Aus ihr heraus sind über 350 Gründungen erfolgt. Zusammen haben sie mehr als 30000 Arbeitsplätze geschaffen. Davon profitiert die gesamte ­bundesrepublikanische Wirtschaft.

Mit Bedacht gemacht

NichtsfällteinfachsovomHimmel. Schönwär’s,wennwieimSchlaraffenlandleckereBroilerjedemHungrigengeradezuindenMundflattern. OderderBachdurchdieWiese ­plätschert und erfrischende Milch spendet.KeinPflugdurchwühltdie Felder,keinTraktorrattertüberden Ackerundversprühtchemischen Dünger.Dennochgibtesgenügend zuessenundzutrinken.Eine ­Utopie.Landwirtschaftbedeutet ­immer einen Eingriff in die Natur. Wieschonenddiesgeschieht–da istnochvielLuftnachoben.

ÖkologischheißtdasStichwort. ForschungundEntwicklungsind auch in diesem Bereich gefragter dennje.NeueMaschinen,diedie BearbeitungderÄckerleichter ­machenundzugleichdieErdewenigerbeeinträchtigen,gehören ­dazu. Ebenso wissenschaftliche Erkenntnisse,wieohneextensives Wirtschaftentrotzdemangemessene ErträgevondenFeldernkommen. NichtzuletztdierichtigeDosierung vonDüngereinschließlichneu ­entwickelter Substanzen, die den Bodenwenigerschädigenalsdieberühmt-berüchtigtechemischeKeule.

Forscherdrang ohne Limit in alle Richtungenistangesagt.Immermit demZiel:dieErnährungderBevölkerungsichernohnesinnlosenEingriffindieUmwelt.AlsomitBedacht vorgehen,Nahrungsgüteralshohes Gutschätzenundachten.Überlegt einkaufen,nurdasauswählen,was möglichstökologischproduziert wurde und tatsächlich gebraucht wird.LebensmittelausderRegion sindweitHergeholtemvorzuziehen, weil das ebenfalls die Umwelt schont durchkürzereTransporte. DerWegwerfwutgiltderKampf. ImmerhinlandeninderEUjährlich 80MillionenTonnenEssbaresin derTonne.AufjedenBundesbürger kommenimSchnitt75Kilogramm. UmdiewertvolleRessourceLebensmittelangemessenzu„behandeln“, schielenvieleMenschenaufdas Mindesthaltbarkeitsdatum.EinmituntertrügerischesZeichen.Eswird lautGesetznämlichvomProduzentenselbstfestgelegt–„nachbestem WissenundGewissenanhandvon Untersuchungen,StudienodermithilfevonSachverständigen“,heißt esbeimBundesamtfürVerbraucherschutzundLebensmittelsicherheit.

NichtzuletzthatdieHHLsichzu einembedeutendenWirtschaftsfaktor entwickelt. Sie bildet 20 Prozent der Absolventen der Betriebswirtschaftslehre in Sachsen aus, mehr alseinViertelderStudierenden kommenausMitteldeutschland.Gut zehnMillionenEurogibtdieHochschulejährlichinderRegionaus.

RektorStephanStubnerundseine Vorgänger haben richtigerweise ­erkannt, dass Leipzig einer bedeutendenStart-up-Szenebedarf.Die gibt es inzwischen, auch dank der HHL.Wasihrnochfehlt,isteinstärkererAkzentaufTechnologie­kompetenz und eine bessere VernetzungdervielenAkteure.Die Arbeitgehtalsoweiter.

DieKostenfürderartigeAnalysen trägtderHersteller.Erbegrenzt ­dahernichtseltendieDauerder Untersuchung,umzusparen.Soist vielesviellängergenießbar,alsder AufdruckGlaubenmacht.Dasheißt: nichtsofortallesindenMüll,wenn dasDatumüberschrittenwurde–sondernliebernachdemMottovorgehen:aufmachen,ansehen,riechen undkosten. Nahrungsgüterökologischund effizientzuproduzierenundsie ­verantwortungsvollzunutzen,lautet dasGebotderStunde.„MitBedacht gemacht“–sokanndieErnährung der Menschen immer besser zu erschwinglichen Preisen garantiert werden, ohne der Natur Unnötiges abzuverlangen.Fälltdannnochgenügend Regen aus den Wolken und scheintabundandieSonne,fühltes sichfastwieimSchlaraffenlandan.

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Foto: André Kempner Von Ulrich Milde Foto: André Kempner Von Ulrich Langer
Foto: Hagen Wolf
■ Energielösungen für Quartiere 17 Leipziger Stadtwerke und Tilia bündeln ihr Know-how in einer Tochterfirma ■ Intel hebt Ostdeutschland auf ein neues Level 18 US-Halbleiterriese investiert mehr als 17 Milliarden Euro in Chip-Fabriken in Magdeburg ■ Sicher auf der Straße, Risiken auf der Datenautobahn? 18 Fahrerlose autonome Vehikel werden den Straßenverkehr der Zukunft revolutionieren. ■ Boss-Büro: Zu Besuch bei Uta Bretschneider 19 Direktorin im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ■ Internationalität und Unternehmertum 20 Managerschmiede HHL feiert 30. Geburtstag der Wiedergründung. Rektor Stephan Stubner über mangelnden Mut zur Selbstständigkeit und Fehler in der Bildungspolitik ■ Wirtschaftsstandort Dresden 21 Vernetzung, Forschung, starkes Handwerk: Dresden behauptet Spitzenposition ■ Business-Class 22 Neues aus den Chef-Etagen der regionalen Wirtschaft ■ „Über dem Osten hängt die Demografiekeule“ 24 Oliver Holtemöller, Vize-Chef des Instituts
Notversorgung mit den Stadtwerken Leipzig
Täglich zehn
Millionen Angriffe
Die
In der Bauindustrie braut sich etwas zusammen
Steigende
sinken – immer mehr Firmen pochen auf Preisgleitklauseln oder geben keine Angebote mehr ab ■ „Versorgungssicherheit steht an erster Stelle“ 10 Stephan Lowis, Vorstandschef von EnviaM, sieht im Wasserstoff eine Alternative zur ­konventionellen Gasversorgung ■ Kraftstoffe aus heimischen Rohstoffen 11 Verbio-Chef Klaus Sauter über Biosprit als Beitrag zum Umweltschutz ■ Vom rheinländischen Österreicher zum überzeugten Thüringer 12 Matthias Wierlacher leitet seit 20 Jahren die Geschicke der Thüringer Aufbaubank, die wiederum ihren 30. Geburtstag feiert ■ Das Porsche-Sommermärchen 12 Das vor 20 Jahren eröffnete Leiziger Werk stößt in völlig neue Dimensionen vor ■ Cyberkriminalität richtet täglich Millionenschäden in Unternehmen an 13 Cybercrime-Expertin Eileen Walther spricht im LVZ-Wirtschaftspodcast über die Gefahren durch Cyberangriffe ■ Life-Sciences-Branche hat großes Innovationspotenzial 14 Sachsen zeigt, wie sich Tradition, Innovation und staatliches Engagement erfolgreich verknüpfen lassen.

Thüringer Jenoptik-Konzern rüstet ab

Unternehmen trennt sich von Militärsparte und konzentriert sich auf optische Technologien/Ziel ist, ein global führender Player zu werden

Der Schritt ist ein strategischer. So heißt es bei Jenoptik. Der Verkauf der Militärsparte Vincorion habe nichts mit dem Krieg Russlands gegendieUkrainezutun.BeschlüssezurTrennungvondiesemBereich seien bereits vor Jahren getroffen worden.

Neue Wachstumsagenda

„Optische Technologien sind die BasisunseresGeschäfts.Zuunseren Kundenweltweitgehörenvorallem

UnternehmenderHalbleiterausrüstungsindustrie, der Automobil- und Automobilzulieferindustrie, des Maschinenbaus, der Medizintechnik sowie im Bereich Verkehr“, betont eine Sprecherin des Thüringer Technologie-Konzerns. „Der LichtOptik-Bereich steht im Mittelpunkt unseres Geschäfts“, sagt die Sprecherin.

Diese neue Wachstumsagenda bis 2025 wurde unter dem Titel „MoreValue“festgezurrt.Sobetont der Jenoptik-Vorstandsvorsitzende Stefan Traeger bei der Vorlage des Geschäftsberichts 2021 in diesem

Frühjahr: Das Unternehmen ist seinem „Ziel, zu einem global führenden wachstumsstarken Pure-Player im Bereich Photonik zu werden, 2021eingroßesStücknähergekommen“. Jenoptik habe sich „von Randaktivitätengetrenntundeinen Vertrag zur Veräußerung unseres mechatronischen Geschäfts abgeschlossen“. Gemeint ist damit der Militärbereich. Alles in allem soll nochEndedeszweitenQuartalsder Deal über die Bühne gehen.

Fehlende Synergien

Hintergrund dieser Entscheidung ist die Aufwertung der Optik-Sparte. „Künftig liegt der Fokus noch stärker auf den Wachstumsmärkten Halbleiter & Elektronik, Life ­Science & Medizintechnik und SmartMobility“,heißtesbeiJenoptik. Zudem brächte Vincorion mit seinem mechatronischen Schwerpunkt keinerlei Synergien mit der Photonik-Sparte hervor, so die ­Firmensprecherin. Stefan Traeger

Uns geht es nicht um schieres Umsatzwachstum. Wir ­wollen, dass Jenoptik in Zukunft weltweit für technologische Exzellenz in der ­Photonik-Welt, als wachstumsstark und sehr profitabel ­wahrgenommen wird. Und wir wollen zu einem reinen ­Photonik-Konzern werden.

VomDDR-KombinatzumTechnologie-Konzern

Jenoptik feiert 2021 das ­30-jährige Firmenjubiläum. Eigentlich sollte Jenoptik laut Treuhand-Plänen nicht so lange existieren. Doch mit Unternehmergeist und motivierten Mitarbeitern wurde der Grundstein für den heute weltweit tätigen Optoelektronik-Konzern gelegt.

Jenoptik entstand in der Wendezeit aus dem Kombinat VEB Carl Zeiss Jena, aus dem die Treuhandanstalt 1990 zunächst die ­Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH gründete. Darin ­spiegelte sich die Marke Jenoptik wider, die bereits seit den fünfziger Jahren existierte und ab 1971 für Produkte von Zeiss Jena in den westlichen Ländern verwendet wurde.

Die Verhandlungen zwischen Treuhand, Carl Zeiss in Ost und West sowie den Landesregierungen ­Thüringens und BadenWürttembergs wurden im

Juni 1991 mit einem Grundsatzvertrag abgeschlossen, der die Restrukturierung des ­Jenaer Stammbetriebes mit 13 Betrieben und etwa 30 000 Mitarbeitern regelte.

Aus der Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH ent­stan­den die Carl Zeiss Jena GmbH und die Jenoptik GmbH, an der das Land Thüringen 100 Prozent hielt. Die Jenoptik GmbH übernahm als Rechtsnachfolger des Zeiss-Kombinates die Geschäftsbereiche

Opto­elektronik, Systemtechnik und Präzisions­fertigung sowie den über­wiegenden Teil der ZeissImmobilien. Jenoptik galt als nicht sanierungsfähig, allein in Jena wurden rund 17 500 Zeiss-Mitarbeiter zum Jahresende 1991 entlassen.

Laut Treuhandvertrag sollte der ehemalige VEB mit 3,6 Milliarden DM abgewickelt werden. Abzüglich Altschulden, Pensionen und

habediesenSchritt,sichvondiesem Geschäft zu trennen, bereits 2018 verkündet – also unabhängig von der Auseinandersetzung Russlands mit der Ukraine.

In einem Interview sagt der Jenoptik-Chef dann auch ganz nüchtern:„Unsgehtesnichtumschieres Umsatzwachstum. Wir wollen, dass Jenoptik in Zukunft weltweit für technologische Exzellenz in der Photonik-Welt, als wachstumsstark undsehrprofitabelwahrgenommen wird. Und wir wollen zu einem ­reinen Photonik-Konzern werden.“

Daher passten einige Bereiche einfach nicht mehr zum Jenaer ­Konzern.

„Entsprechend haben wir uns 2021 von der nicht-optischen Messtechnik für Schleifmaschinen oder der Kristallzucht getrennt und haben auch für Vincorion, unser Mechatronik- und Verteidigungs­geschäft, einen neuen Eigentümer gefunden. In Summe geben wir mit diesen Desinvestitionen Umsätze von rund 150 Millionen Euro ab.“ Kurswechsel Das klang bei Jenoptik nicht immer so glasklar. Im Februar 2020 etwa verlautete aus Medienberichten, wie der Vorstand der Jenoptik AG am 17. Januar bekannt gab, habe er sich entschieden,denVerkaufsprozess zu stoppen. Stattdessen soll die Abteilung in Zukunft als eigenständige Beteiligung“ weitergeführt werden. Und weiter: „Vincorion ist eine Jenoptik-Tochter, die mit ihren 800 Mitarbeitern unter anderem Technik für Helikopter, Panzer und Flugabwehrsysteme für das Militär entwickelt.“

Im Juni 2020 wurde noch freudig ein tolles Geschäft verkündet. So heißtesbeiderNachrichtenagentur dpa: „Die Militärsparte des Jenop-

Zuschüssen für ausge­gliederte Betriebe blieben für Jenoptik etwa 600 Millionen DM, die die Verluste bis 1995 decken sollten, ­jenem Zeitpunkt, bei dem Jenoptik eigentlich wieder der Geschichte angehören sollte. Doch Lothar Späth als erster Geschäftsführer der Jenoptik, vormals ­Ministerpräsident von ­Baden-Württemberg, hatte andere Pläne: Er erschloss, sanierte oder verkaufte Zeiss-Immobilien. Jenoptik konnte die Verluste im ­operativen Geschäft ausgleichen und bereits 1993 einen kleinen Gewinn ausweisen. Vor allem aber war es möglich, Unternehmen mit etablierten Vertriebsstrukturen in den west­lichen Ländern zu kaufen. Einer der größten Erwerbe war 1994 die Stuttgarter Meissner + Wurst GmbH, die auf Reinraumtechnik für Chipfabriken spezialisiert war.

Jenoptik firmierte seit ­Anfang 1996 als Aktiengesellschaft; ab 1997 hielt das Land Thüringen noch 49,99 Prozent an der ­Jenoptik. In Vorbereitung auf den Börsengang im ­Juni 1998 wurde Jenoptik ­umstrukturiert. Nach dem Börsengang fokussierte Jenoptik stärker auf das ­traditionelle Stamm­geschäft rund um Laser, Optik, ­Sensorik und Mechatronik. 1997 erwarb ­Jenoptik die ESW Extel ­Systems GmbH, die heute unter der Marke Vincorion arbeitet. Die ­Robot Foto und Electronic GmbH ­wurde 1999 gekauft (heute in der Division Light & ­Safety), die Hommel­werke GmbH aus VillingenSchwenningen wurde im Jahr 2000 er­worben (heute in der Division Light & ­Production). 2006 erfolgte die Trennung von M+W Zander und damit die Abgabe von 85 Prozent des Umsatzes.

tik-Konzerns Vincorion hat einen zehn Millionen Euro schweren Auftrag aus den USA erhalten.“ Dabei gehe es um die Lieferung von Ersatzteilen für die Stromversorgung des Luft- und Raketenvertei­digungssystems Patriot. Der Start der Lieferungen war den Angaben zufolge für das 3. Quartal 2020 vor­gesehen. „Bis Ende des 1. Quartals 2021 sollten sie abgeschlossen ­werden.“

Strategische Entscheidung

Inzwischen also doch wieder die Kehrtwende. Ob das Thüringer Unternehmen„traurig“überdiesen Schritt ist, immerhin will DeutschlandseineMilitärausgabenimZuge des Krieges Russlands gegen die Ukraineausweiten–davonhättedie

Militärsparte von Jenoptik durchausprofitierenkönnen?„Dazukönnen wir nichts sagen“, erklärt die Sprecherin auf Anfrage der Wirtschaftszeitung und wiederholt die Aussage: Der Verkauf von Vincorion sei eine strategische Entscheidung bereits vor einigen Jahren gewesen und habe nichts mit aktuellenEntwicklungenzutun.Dennoch wirkteersichaufdenWertderAktie aus. Deren Kurs sank seit Jahres­beginnbiszumMaiumweitüber30 Prozent.

Bedeckt hält sich auch Rhein­metall. Der Düsseldorfer Konzern, dermitseinemAblegerRheinmetall Waffe Munition GmbH auch die Niederlassung Pyrotechnik Silberhütte in Sachsen-Anhalt zu seinem Portfolio zählt, äußerte sich nicht

zum möglichen Auftragsschub angesichts erhöhter Militäraufwendungen in Deutschland als Folge des Krieges gegen die Ukraine. OliverHoffmann,LeiterderKonzernpressestelle,teiltelediglichmit:

„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu Inhalten, die die Ukraine betreffen,mitBlickaufdenkomplexen Themenzusammenhang mit teils behördlichen Zuständigkeiten im In-undAuslandkeinenKommentar abgeben können. Das gilt auch in diesem Fall“ – gemeint ist die diesbezügliche Anfrage der LVZ-Wirtschaftszeitung. Der Aktienkurs ­hingegen spricht eine deutlichere Sprache. Er schoss zwischen Feb­ruar und Mai zwischenzeitlich mit einem Plus von über 100 Prozent in die Höhe.

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Von Ulrich Langer Stefan Traeger Vorsitzender des Vorstands der Jenoptik AG Eine JenoptikMitarbeiterin prüft ­optische Systeme. Fotos: Torsten Pross, Jenoptik AG
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Cyberangriffe –das Schreckgespenst ängstigt die Unternehmen

Es ist der Schrecken von Unternehmen wie Verwaltungen: Plötzlich sind alle Daten verschlüsselt, nichts geht mehr: Die Produktion steht still, die Behörde kann die Gehälter nicht mehr auszahlen. Deutschland ist in großer Sorge über die deutliche Zunahme von schwerwiegenden Cyberangriffen auf Firmen, kritische Infrastrukturen und staatliche Institutionen. Schätzungen zufolge waren im vorigen Jahr fast 90 Prozent aller Betriebe von derartigen kriminellen Attacken betroffen mit einem wirtschaftlichen Schaden von geschätzt 223 Milliarden Euro. Das zeigt: In der Informationstechnologie (IT) ist, wie im wirklichen Leben, nichts zu hundert Prozent sicher.

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WirtschaftspolitischePositionen2023:

Es gibt keinen ­hundertprozentigen Schutz. Damit ­müssen wir leben.

Richard Wohlfeld muss ein wenig schmunzeln. Wöchentlich lässt der Chef des Systemhauses Prosoft Krippner GmbH in Delitzsch einen Sicherheitscheck machen. Alle Geräte werden überprüft, ob sich eine Schadsoft­ware eingeschmuggelt hat. Ausgerechnet Wohlfelds Rechner war bei dem Test betroffen, als einziger. Der Unternehmer hatte eine Mail geöffnet, deren Absender er zu kennen meinte. Nur: Da war in der Adresse eine ­mini­male Änderung eingebaut worden. „Hätte ich genau hingeschaut, dann hätte ich das erkannt“, sagt er und weist auf eine der großen Schwachstellen in Sachen Cybersicherheit hin: „Das ist der Mensch.“ Denn der schließt einen USB-Stick an den Firmencomputer an, surft womöglich auf unsicheren Seiten und öffnet Mails, die Spionagesoftware im Rechen­netz platzieren, mit der sensible Daten ausspioniert werden. Wobei sich die Anfälligkeit durch das Homeoffice und das verbreitete Nutzen privater Computer erhöht hat. „Regeln im Umgang mit Speichermedien, sicherheitsbewusster Umgang mit E-Mails und beim Surfen im Internet sind hier die wichtigsten Basics“, rät die Computer System GmbH in Ilmenau.

Kriminelle Attacken auf Firmen sind dabei auch in Mitteldeutschland an der Tagesordnung. „Mit zunehmender Tendenz“, wie das Markkleeberger IT-Haus Saxonia Networks Systems berichtet. „Auch mehrere unserer Kunden waren davon betroffen“, ergänzt Wohlfeld. Und er weiß natürlich, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Eine große Gefahr besteht dann, wenn Ransomware eindringt. Diese Trojaner sperren die Computer oder verschlüsseln die darauf befindlichen Dateien. Die Täter erpressen die Opfer, indem sie deutlich machen, dass die Daten nur nach Zahlung eines Lösegeldes wieder freigegeben werden.

Viele Unternehmen wollen wegen eines möglichen Imageschadens anonym bleiben, melden Attacken nicht. Manchmal spricht sich das aber doch herum. So traf es vor einigen Jahren die Erzgebirgische Bürstenfabrik in Stützengrün. Eine Cyberattacke legte die Fertigung für zwei Tage lahm. Die Hacker verlangten und bekamen 1200 Euro, dafür erhielt der Betrieb einen elektronischen ­Schlüssel zur Wiederherstellung der Daten. Firmen, die heute erpresst werden und zahlen, berappen im Schnitt 250000 Euro. Angegriffen werden alle möglichen Firmen, ­große wie kleine. Betroffen waren Berichten zufolge unter anderem der Konsumgüter­produzent Beiersdorf (Nivea, Florena) und der Autobauer Renault, die Deutsche Bahn und der Erfurter Halbleiterhersteller X-Fab, die dänische Reederei Maersk und der norwegische Aluminiumriese Norsk Hydro. Als Folge stand dessen Produktionsstandort in ­Rackwitz im Landkreis Nordsachsen einige Zeit still. Vier Tage lang ruhte die Fertigung beim Autozulieferer IHI Charging Systems International in Ichtershausen. Ein Werk von Erpressern. Die Thüringer gingen allerdings auf die Forderung nicht ein, schafften es aus eigener Kraft, die Produktion wieder zum Laufen zu bringen. Im Darknet exis­tieren Internetseiten von Cybertätern. Dort veröffentlichen sie gerne ihre erbeuteten Unternehmensdaten. Die hiesige Wirtschaft ist unterschiedlich auf derartige Attacken vorbereitet. „Zur ­Abwehr von Gefahren aus dem Netz setzen wir auf umfangreiche technische Vorkehrungen und die Expertise erstklassiger Spezia­listen“, berichtet Michael Erfurt, der das Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank in Sachsen verantwortet. Er bestätigt Wohlfelds Einschätzung von der Bedeutung des Faktors Mensch. „Unsere Mitarbeiterinnen und ­Mitarbeiter sind unser eigentliches digitales Immunsystem.“ Deshalb würden sie laufend geschult, „um sie für Cyberbedrohungen zu sensibilisieren“, so Erfurt. Das Problem sitzt halt vor dem Rechner.

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Unsere Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter sind unser eigent­liches digitales ­Immunsystem.

Der Prosoft-Primus kennt Betriebe, deren IT noch auf Windows 7 basiert. Ein altes ­Programm, wofür es keine Updates mehr gibt, dafür aber Einfallstore für Cyberattacken. Andere Firmeninhaber wüssten, dass sie allmählich ein neues IT-System benötigten, scheuten aber die Ausgaben. Doch generell seien die Betriebe deutlich sensibler ge­worden, „wir informieren sie regelmäßig“. Wohlfeld setzt in seiner Firma selbst alle möglichen Maßnahmen gegen Cyberangriffe ein wie Firewall und Virenscanner. Ein ­sicheres Kennwort „ist Basisschutz“. Zudem habe beispielsweise die Werkstatt ein eigenes Netz. Und wer in Delitzsch arbeitet, könne keine administrative Tätigkeit in der großen Filiale in Leipzig ausüben.

Gleichwohl „gibt es keinen hundertprozen­tigen Schutz“, räumt der IT-Experte ein. Da auch die Cyberkriminellen mit ihrem Wissen nicht stehen bleiben, sei ständig mit neuen Herausforderungen zu rechnen. „Damit müssen wir leben“, meint Wohlfeld. IT-Sicherheit sei eben kein Zustand, sondern ein permanenter Prozess.

4 Unternehmer Unternehmen & Leben Stil
Von Ulrich Milde Richard Wohlfeld Geschäftsführer des Systemhauses Prosoft Krippner GmbH Michael Erfurt Leiter Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank in Sachsen Fotos: André Kempner, GRafik: Christiane Kunze Wirtschaftbewegen.
OHNEIHRENINPUT FEHLTUNSWAS!

„WirhabenVerantwortung inSachenWelternährung“

Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, über die Rolle der Agrarwirtschaft

DieidyllischeNaturgenießen mit knurrendem Magen?

„Das ist keine erstrebenswerte Vorstellung.“ Davon ist Torsten Krawczyk überzeugt. „AmEndemussimmereinKompromiss gefunden werden“, sagt der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes. „Nämlich: Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln garantieren bei ­möglichst geringer Umweltbelastung.“ Das sei seit jeher das Credo der Bauern in der mitteldeutschen Region,„inganzDeutschland“,fügt der 47-Jährige hinzu. Infolge des Russland-KriegesgegendieUkraine „ist plötzlich die Angst vor Hunger in den Fokus gerückt“. Gewinnt ­also die Landwirtschaft an Bedeutung?

Bislang sei seine Branche in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals einseitig als Natursünder, „als Prügelknabe der Nation hingestellt“ worden.„ZuvielDüngerimEinsatz, Massentierhaltung,Raubbauander Natur, Schädigung der Umwelt –das sind oftmals Stichworte, die uns um die Ohren geworfen werden“, ärgert sich Krawczyk. Klar, Landwirtschaft zu betreiben impliziere, indieNaturkreisläufeeinzugreifen, sie zu nutzen. In der allzu heilen Wohlstandsdiskussion geistere immer wieder das Horrorszenario von einerüberversorgtenWeltdurchdie Gegend, von unnützem Umwelt­frevel. „Jetzt, im Zuge des Russland-Krieges hat sich schlagartig dieSichtweiseverändert“,berichtet dergebürtigeLeisniger,derinWestewitzwohntundimdortigenLandgut als Geschäftsführer arbeitet.

„Rasch ist davon die Rede, dass es möglicherweise bald nicht mehr ­genügend zu essen gibt.“ BundesaußenministerinAnnalenaBaerbock sprach kürzlich gar von einer „schrecklichen Hungersnot“, die uns drohe. Besteht wirklich diese Gefahr? „Das ist Quatsch. Im Zweifel kaufen wir Nahrungsgüter aus anderen Regionen der Welt dazu. Das tun schließlich Länder, die über genügend Geld verfügen“, ent­gegnetderDiplomingenieurfürAgrarwirtschaft. Am Ende träfen Widrigkeiten also wieder die Ärmsten der Armen. Es dränge sich auf alle FälledieFrageauf:Wasistwichtiger – Ökologie oder Ernährungs­sicherheit? „Es gilt angesichts der weltweiten Entwicklungen mit Krieg und Wetterkatastrophen ­verstärkt den Blick auf das Wesentliche zu richten“, betont der ver­heiratete Vater zweier Kinder im Teenie-Alter.

Vorratshaltung...

1. Mehl

Russland und die Ukraine gelten als Kornkammern. Sie decken nach Angaben des größten deutschen Agrarhändlers Baywa rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage ab. Infolge des Krieges sind die Preise für Getreide in die Höhe geschossen. Nun legen viele Bundesbürger Mehl-Vorräte an. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes war der Absatz von Mehl im Lebensmitteleinzelhandel bereits in der Woche vom 7. bis 13. März dreimal so hoch wie ein halbes Jahr zuvor im September 2021.

2. Speiseöl

Die Ukraine bedient zusammen mit Russland fast 80 Prozent des Weltmarktes an Sonnenblumenöl. Das Statistische Bundesamt ermittelte im März eine mehr als doppelt so hohe Nachfrage (plus 123 Prozent) wie im September 2021. Die Nachfrage steigt weiter, obwohl die Preise sich innerhalb kürzester Zeit fast ver­doppelt haben. Wer kann, bunkert.

Es gilt ­angesichts der welt­weiten ­Entwicklungen mit Krieg und Wetter­katastrophen ­verstärkt den Blick auf das Wesentliche zu richten.

Selbstversorgung nur bei Milch

So rücke die Hauptaufgabe der Landwirtschaft „zum Glück zunehmend in den Mittelpunkt: die ErnährungderMenschenzusichern“.

Aber als Gewinner der widrigen Umstände„möchteichunsnichtbetitelt wissen“, warnt der Präsident. „Denn das große Geld verdienen die Bauern nach wie vor nicht. Das heimsen die ein, die am Ende der Kette agieren – der Handel.“ Die Marktmacht der Agrarwirtschaft habe sich nicht gebessert. „Das ändertabernichtsanderriesigenVerantwortungunsererseitsamAnfang der Versorgungskette.“ Alle zu­sammen müssten es schaffen, die Lebensmittelbereitstellung zu garan­tieren.

Anteilamweltweiten Export2020/2021 vonWeizen/WeizenprodukteninProzent

Russland 19,7 %

EU 15 %

Kanada 13,9 %

USA 13,4 %

Australien 9,9 %

Ukraine 8,5 %

Argentinien 4,8 %

Kasachstan 4,1 %

Türkei 3,3 %

Quelle: USDA Foreign Agricultural Service

Wie das möglich ist? „Die Herausforderungen sind enorm“, weiß der Hobby-Motorradfahrer, der mit seiner Harley gerne mal unterwegs ist. Krawczyk verweist auf drei wichtige Aspekte, die die Ernährungssicherheit befördern: Steigende Produktion, sichere Gasbereitstellung und Einheit von Land- und Lebensmittelwirtschaft. „Fest steht: Alle Entscheidungen sind schädlich, die zur Verknappung der Produktionführen“,sagtermitgroßem Nachdruck. Flächenstilllegungen, um die Natur zu schonen, seien ­angesichtsderprekärenderzeitigen Lage ein Unding. „Dabei müssen wir global denken. Es kann doch nicht sein, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir als einzigergegen26seinerKollegenin der Europäischen Union weiter für die Stilllegung von Agrarflächen plädiert und die Bauern prämiert werden, wenn sie fruchtbaren Boden brach liegen lassen.“ Und in gleichem Atemzug „stellt er Indien andenPranger,weildieserStaatangesichts der unglaublichen Hitzewelle die Exporte von Agrargütern in andere Länder reduzieren will“. Das sei an Egoismus und Schein­heiligkeit kaum zu überbieten.

„Selber weniger produzieren, das heißt im übertragenen Sinne, zunehmend die Hände in den Schoß legen, und andere anschwärzen, wenn sie ihre Produkte wegen drohender Missernte nicht verkaufen wollen.“ Auch Deutschland habe Verantwortung in Sachen Welternährung. Das beginne bei der Stärkung der Eigenversorgung.

„Hier hat Sachsen noch enorm nachzuholen. Denn der Freistaat gehört bundesweit zu den Schlusslichtern“,erklärtKrawczyk.„Außer bei Milch schaffen wir im Freistaat keine Selbstversorgung. Bei Brot­-

Doch welche Produkte werden derzeit besonders häufig gehortet und sind nur noch selten in den Regalen zu finden? Ein Überblick.

Aldi-Süd musste sogar bereits eingreifen und die Öl-Eigenmarke auf vier Flaschen pro Kunde begrenzen. Und auch beim Konkurrenten Lidl werden Waren wie Speiseöl nur noch „in haushaltsüblichen Mengen“ verkauft, heißt es.

3. Reis

Ein weiteres Produkt, das zeitweise knapp wird, ist Reis. Der Konsum zieht auch hier stark an: In der Woche ab dem 7. März wurde 74 Prozent mehr Reis gekauft als in der Vorjahreswoche. Das geht aus Daten des Marktforschungsinstituts IRI hervor.

4. Nudeln

Im Gegensatz dazu sind die Preise ­etwa für Nudeln zunächst stabil geblieben. Doch die getreideverarbeitende Wirtschaft in Deutschland warnt vor Versorgungsengpässen bei ausbleibender Belieferung mit ­russischem Gas. „Stehen die Unternehmen der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft still, laufen wir in

eine prekäre Situation“, warnte der Branchenverband VGMS. Dann könnten sich auch die Nudel- und Teigwaren-regale in den Supermärkten leeren: Nudeln gehören wie Mehl, Öl und Reis zu den Grundnahrungsmitteln, die einfach zu lagern sind und als ­Bestandteile eines klassischen Notvorrats gelten. Steigt die Nachfrage weiter und geht die Produktion ­wegen Energie-Engpässen zurück, drohen auch bei Nudeln leere Regale.

5. Senf Ab Herbst könnte ein weiteres ­Lebensmittel in den Geschäften ­fehlen: Senf. Schon jetzt sei eine ­Rohstoffverknappung festzustellen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, Markus Weck kürzlich. Der Verband vertritt rund 130 Unternehmen, die unter anderem Senf herstellen. Hintergrund: Annähernd 80 Prozent der von Deutschland importierten Senfsaaten kämen aus Russland und der Ukraine.

getreide liegen wir bei 40 Prozent, bei Obst und Gemüse bei 20 Prozent, bei Schweinefleisch ebenfalls bei etwa 20 Prozent. Nur jedes fünfte in Sachsen verspeiste Schnitzel stammt also auch von hier“, kritisiert der Verbandsobere.

Als zweite wichtige Säule zur ­Ernährungssicherung sieht er die kontinuierliche Verfügbarkeit von Gas. „Davon ist die Lebensmittelindustrie abhängig. Ohne diese Energie ist die Herstellung von Nahrungsgütern faktisch undenk-

bar.“Abernichtnurdas.„Beispielsweise verkraftet das Stickstoffwerk Piesteritzhöchstens,wenneinFünftel weniger Gas anliegt. Da gibt es schon Probleme. Fällt mehr aus, steht der Betrieb still.“ Das wäre fatalfürdieBauern.„Denn30Prozent ihrer Felderträge sind vom Dünger abhängig.“

Klimaschutz nicht ignorieren Der dritte Punkt für eine gesicherte Ernährung sieht Krawczyk in einer vernünftigenStrategie.„FürSachsen

ist zu analysieren, wie die Einheit von Landwirtschaft und Lebens­mittelindustrie wiederbelebt werden kann.“ Nur ein Drittel des Schweinefleischs, das in Sachsen produziert wird, „wird auch hier verarbeitet. Der Trend der vergangenen Jahre zu großen Fleisch­konzernen, ich sage nur Tönnies undCo.,fälltunsaufdieFüße“.Das müsse sich ändern. Zugleich wäre es so besser möglich, dass sächsische Wertschöpfung in Sachsen bleibt. „Hier produzieren, verar­beiten und in den Handel schicken. Das Prinzip der kurzen Wege wäre erfüllt.“

Krawczyk meint: Wer Versorgungssicherheit anstrebt, müsse „Klimaschutz nicht ignorieren, im Gegenteil. Deshalb treten wir für die Ökologisierung der Landwirtschaft ein.“ So werde etwa einer Überdüngung und anderen un­nötigen UmweltbeeinträchtigungendurchdieBauernderKampfangesagt – „übrigens schon immer, nicht erst seit heute“. Dazu bedürfe es zugleich einer hoch innovativen Agrarwirtschaft. So sei dem Wunsch, es sich in der Naturidylle gut gehen zu lassen bei einem ­leckeren Picknick, wenigstens ­etwasnäherzukommen.Allerdings müsse das Wetter mitspielen. Wenn nicht, stünde dies in der Sternen. „Da sind wir leider machtlos“, ­betont der Verbandspräsident.

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Präsident Torsten Krawczyk ist mit Leib und Seele Landwirt. Fotos: Ulrich Langer; SLB/ Sabrina Eger Torsten Krawczyk Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes
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Cybersecurity ist Chefsache

Wo Firmen verwundbar sind und wie Unternehmer und Unternehmerinnen ihr Geschäft schützen können

Virenscanner, Firewall, regelmäßige Updates und Patches der Software sind wichtig–reichenheuteaber nicht mehr aus, um Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen. Denn Angriffe durch Hacker werden immer ausgeklügelter und ­laufen in mehreren Stufen ab. Beispielsweise ist Phishing (das Versenden einer E-Mail mit der Aufforderung, einen Link anzuklicken oder ein PDF zu öffnen) laut dem ­Jenaer IT-Sicherheitsexperten ­Thomas Uhlemann vom IT-Sicherheitsunternehmen ESET Deutschland GmbH ein Haupteinfallstor in interne Unternehmensnetze.

Hierbei handelt es sich jedoch nichtumPhishingmails,dieaufden ersten Blick als solche zu erkennen sind, sondern um täuschend echt aussehende interne FirmenE-Mails, die sogar scheinbar mit der Mailadresse eines Mitarbeiters verschickt wurden. Enthalten sie zusätzlich vertrauensvoll wirkende Formulierungen à la „Ich wollte dir doch noch das Angebot für den neuen Kunden schicken“, ist die Wahrscheinlichkeitsehrhoch,dass der Empfänger arglos ein angehängtes Dokument öffnet oder einen Link anklickt. Sobald dies geschehenist,kannsichSchadsoftware, wie etwa Ransomware im

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Unternehmensnetzwerk ausbreiten

Anschließend können die Angreifer auf die Unternehmensdaten zugreifen. Sie sichern diese und verschlüsseln sie auf den Servern. Daraufhin folgteineGeldforderungandas betroffene Unternehmen, um die Daten wieder zu entschlüsseln. Laut Thomas Uhlemann erfolgt dies meist in KombinationmitderDrohung,Internazu veröffentlichen. „Das ist dann auch ein Problem für den Datenschutz, wenn Personaldaten oder Kommunikation mit Kunden veröffentlicht wird“, erklärt Uhlemann. Aber auch Wirtschaftsspionage stellt für Unternehmen eine Bedrohung dar – gerade im deutschen Mittelstand, der als Innovationstreiber gilt und viele Patente hält. Jedes Unternehmen kann ­betroffen sein DochauchderHandwerkermitdrei Angestellten kann von einem ­Cyberangriff betroffen sein. Laut UhlemannfehleinvielenUnternehmen, auch in kleinen und mittelständischen, noch immer das Bewusstsein für die Bedrohung durch Hacker. Dabei steigen die FallzahlenimBereichCybercrimeseiteini-

gen Jahren kontinuierlich. Waren es laut Bundeskriminalamt im Jahr 2019 noch 122800 erfasste CybercrimeFälle,stiegdieZahlimvergangenen Jahr auf 146363. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, da viele Unternehmen einen Cyberangriff nicht anzeigen – oft aus Scham. Auch Thomas Reiche, der GeschäftsführerderMGIDMitteldeutschenGesellschaftfürInformationsschutz und Datenschutz mbH in Leipzig und Sachverständiger für Computerforensik, sieht deutlich

mehr Angriffe auf die IT-Infrastruktur von Unternehmen: „Es hat stark zugenommen, die Corona-Pandemie hat hier auch viel Einfluss gehabt aufgrund des dezentralen Arbeitens im Homeoffice.“ Durch das Arbeiten außerhalb der Unter­nehmens­infra­truktur haben sich weitere Angriffsflächen ergeben. Als zusätz­liche Sicherheitsmaßnahmen sollten unter anderem die Zwei-Faktor-Authentifizierung für einzelne Programme sowie regelmäßige Back-ups der Firmendaten auf externen Festplatten (die nicht ans Unternehmensnetzwerk angeschlossensind)obligatorischsein. Passwörter sollten weder auf Postits am Rechner kleben noch in Dateien oder im Internet-Browser gespeichert werden. Beim Verlassen des Arbeitsplatzes sollte der Computer gesperrt werden, um ihn vor unberechtigtem Zugriff zu schützen.

Panik ist kein guter Berater Was sollten Unternehmen tun, um sich vor Cyberangriffen zu schützen? „Vorbereitung ist das Allerwichtigste. Man muss akzeptieren, dass das eigene Unternehmen Ziel

eines Cyberangriffs werden kann“, sagtThomasReiche.DieGeschäftsführer sollten sich gemeinsam mit ihrer IT-Abteilung oder einem ­externen Beratungsunternehmen zusammensetzen, die bestehenden IT-Sicherheitsmaßnahmen evaluieren und erörtern, welche Prozesse nacheinemHackam schnellsten wieder hergestellt sein müssen,damitdasUnternehmen arbeitsfähig und ­liquide bleibt. Außerdem sollte geklärt sein, welche Schritte unternommen werden bei einem Cyberangriff: Stellt ein ­Mitarbeiter Auffälligkeiten bei der Arbeit am Computer fest, muss klar sein, dass er diese ­sofortmeldet.Under musswissen,wemer sie melden muss. Diese Meldeketten sorgendafür,dassalle Mitarbeiter schnell informiert sind und betroffene Geräte umgehend isoliert werden. Anschließend beginnt die Wiederherstellung der Daten, entweder durch die eigene IT-Abteilung oder ein spezialisiertes Unternehmen. Auch dazusolltensichUnternehmerimVorfeld Gedanken machen. Ebenso zur Frage, ob eine Cyberversicherung sinnvoll sein könnte. Auf jeden Fall sollten Angriffe zur Anzeige gebracht werden. Die ­Aufklärungsrate sei zwar extrem gering, so Thomas Reiche, aber es helfe, Muster zu erkennen, die auf bestimmte Hackergruppen hin­deuten. Wichtig sei es zudem, herauszufinden, wie der Angriff ­passiert ist, um Schwachstellen in der IT zu schließen.

IT-Sicherheit muss geübt ­werden

„IT-Security sollte das ureigenste Interesse jedes Geschäftsführers sein“,sagtauchThomasUhlemann.

Man muss ­akzeptieren, dass das eigene Unternehmen

„Alle Mitarbeiter sollten geschult werden. Sie müssen verstehen, warum sie Vorschriften der IT-Sicherheit nicht umgehen dürfen. Dass unter Umständen auch ihr Job daran hängt, wenn das Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs wird.“ Meist dauert es Wochen, bis ein gehacktes Unternehmen wieder problemlos arbeitenkannundzumindest ein Großteil derDatenwiederhergestellt wurde. ­IT-Security-Schulen werden unter anderem von der IHK ­sowie IT-Sicherheitsunternehmen angeboten.

Ziel eines ­Cyberangriffs werden kann.

Thomas Reiche Geschäftsführer der MGID Mitteldeutschen ­Gesellschaft für ­Informationsschutz und Datenschutz mbH

ThomasUhlemann empfiehlt zudem, ­regelmäßigIT-Sicherheits-Übungen zu machen, ähnlich Brandschutzübungen. Dies würde gewährleisten, dass alle Mitarbeiter immer wachsam sind, potenzielle Gefahren erkennen können und wissen, was im Notfall zu tun ist. Ob im Falle eines Cyberangriffs mit Erpressung eine Lösegeldzahlung für Unternehmen in Betracht komme, sei sehr komplex und vom Einzelfallabhängig,soThomasReiche. Jedes Unternehmen solle für sich durchspielen, wie es mit Minimalschaden davon kommt. Denn selbst, wenn ein Unternehmen sich zur Zahlung des Lösegeldes entscheidet: Eine Garantie, dass die Hacker alle Daten wieder freigeben, gibt es nicht.

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6 Unternehmer Unternehmen & Leben Stil
Von Susanne Reinhardt
Foto:
Thew, bearbeitet Christiane Kunze
Adobe Stock/James

Spannend und wechselvoll –das ist sein Leben. Da wächst Klemens Gutmann im verträumten Schwarzwald auf, macht sein Abitur in Madrid, weil seine Mutter mal raus wollte in die Welt und ihren Mann – einen Grundschullehrer – überredete, für einige Zeit mit nach Spanien zu gehen. Anschließend beginnt der SohninKarlsruheInformatikzustudieren, unterbricht dies mal schnell und leistet zwischenzeitlich drei Jahre Freiwilligendienst in Den HaagimRahmenderAktionSühnezeichen und schließlich Friedensdienste in Mittelamerika – immerhin spricht er ja fließend Spanisch. „Als junger Mensch, da packt es einen eben manchmal.“ Und nun ist erseit1993inSachsen-Anhalt,isthier sesshaft geworden, angekommen. Auch beruflich ist er inzwischen auf der sicheren Seite. Mit seinem KompagnonJoanSchliekergründet er 1993 den Telekommunikationsdienstleister Teleport SachsenAnhalt GmbH, drei Jahre später hebt er die Regiocom GmbH in Magdeburg aus der Taufe und leitet das Unternehmen nunmehr als Vorstand.Hieristernichtzuletztfürden reibungslosenAblaufderIT-Prozesse verantwortlich. Das bedeutet nicht zuletzt: für die IT-Sicherheit. Denn die Firma mit ihren fast 6000 Beschäftigten an 25 Stand­orten, davon 1100 in der Landeshauptstadt, kümmert sich bundesweit als Dienstleister für andere ­Betriebe um deren energiewirtschaftliche und kaufmännische ­Prozesse – für Stromlieferanten wie für Stromkunden bis hin zu den banktechnischen Angelegenheiten. „Wir sind einer der führenden Anbieter von Abrechnungsplattformen für Energieversorger.“ Zum Teil stamme auch die dafür nötige SoftwarevonRegiocom.Alszweites

Standbein unterhält das Unternehmen eine Service-Plattform – einschließlich der Call-Center, die für Logistiker von der Bahn über Airlines und Reiseanbieter bis hin zu Telekommunikationskonzernen und Banken agieren. „Bei all diesen Dienstleistungenmüssenwirselbstredend auf die IT-Sicherheit achten. Das ist oberstes Prinzip.“ Mit Ängstlichkeithabedasnichtszutun.„Das ist eher eine Frage der Zuverlässigkeit“, meint der 58-Jährige.

Milliarden-Schäden

Dies ist seiner Überzeugung nach vonwachsenderBedeutung,gerade in Zeiten zunehmender Cyberangriffe und verbrecherischer MachenschaftenperInternet.Dennoch mahnt Gutmann vor Panikmache. Die kürzlich verbreitete Zahl von 223 Milliarden Euro Schaden, der durch Hacker-Kriminalität im vorigen Jahr verursacht worden sei –doppelt so hoch wie 2019, „bedarf der Interpretation“, bemerkt der Fachmann. Als ehemaliger Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Ausschusses für Informationsund Telekommunikationswirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), in dieser Funktion ist er zum Beispiel als Vorsitzender des Beirates der BundesstiftungDatenschutzaktiv,sowieals

Firmenchef Klemens Gutmann sitzt im ­Innenhof des Unternehmens. Hier können sich die Mitarbeiter in der ­Pause ­bequem machen.

Fotos: ­UlRich Langer

IT-Sicherheit immer wichtiger

Magdeburger Regiocom hat inzwischen 6000 Beschäftigte / Firmenchef

Karsten Gutmann mahnt zu Umsicht im Umgang mit Computern 419

MitgliedinanderenCyber-SecurityrelevantenGremien,weißer,wovon er spricht. „223 Milliarden Euro ­entsprechen fast sechs Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes. Wenn dies eine explizite Schadenssumme wäre, würde sie den unternehmerischen Alltag stärker bestimmen. Es fließen also auch ­beträchtliche indirekte Kosten in diese Berechnung mit ein.“

Gefahren neuer Technik Sind also IT, Internet und Co. ein schrecklicher Fluch der heutigen Zeit? „Das ist der falsche Blickwinkel. Jede neue Technik bedeutet nicht nur Fortschritt, sondern beinhaltet auch Gefahren“, antwortet Gutmannundfügthinzu:„DasAuto isteinetolleErfindung,umsichfortbewegen zu können. Aber es kann auch bei Unfällen zu Toten

Kritische Infrastrukturen (u.a. Energieversorger, ­Telekommunikation, Ernährung, ­Gesundheit): Nach Angaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn gab es 2020 in Deutschland 419 meldepflichtige ­IT-Sicherheitsvorfälle in der kritischen Infrastruktur

kommen.“ Oder ein anderes Beispiel: „Die Feuergefahr gehört zu ­jeder Papierfabrik dazu. Und davon gibt es viele in meiner SchwarzwälderHeimat.VorsolchemUngemach ist keine der Firmen gefeit. Und ähnlich ist es bei Prozessen, die mit IT funktionieren und gesteuert werden: Schäden durch Dateneinbruch sind nie absolut auszuschließen. Es kommt vielmehr wie bei möglichen Bränden darauf an, sich gut dagegen zu schützen und im Ernstfall die richtigen Schritte einzuleiten.“ Gutmann hat selbstredend gleich einige Tipps parat, wie ITSicherheit in möglichst hohem ­Maße garantiert werden kann, „um Schäden möglichst zu verhindern, zu begrenzen und schnell zu beheben“. Ein wichtiges Prinzip sei die Diversifizierung. „Nicht alle InformationenaufeinerzentralenDaten-

bank konzentrieren – also zum Beispiel Geräte-, Kunden-, Verbrauchs-undBankdaten.Siesollten getrennt gespeichert und nur dann für einen vergleichsweise kurzen Moment zusammengeführt werden, wenn etwa die Abrechnung undBezahlungerfolgenmuss.“Jede Störung sei natürlich unangenehm, „aberwennderSchutzumfangreich ist,kannauchderSchadenbegrenzt werden, ähnlich beim Brand in der Papierfabrik, wenn etwa Brandschutz und Brandschutzschulungen mehr oder weniger zum Alltag gehören“. Ähnlich sei dies bei IT­Sicherheitsübungen. Wenngleich die Geschwindigkeit, mit der neue Viren entwickelt werden, die die Software angreifen, zunehme, sei dem zu begegnen. „Deshalb erfolgt auch die Aktualisierung der sogenannten Bibliotheken mit Kontroll-

Imposantes Gebäude von Regiocom in Magdeburg hat eine lange historische Tradition

Der Hauptsitz der Regiocom-Gruppe in der Magdeburger Marienstraße ist ein imposanter Bau. Seine Ursprünge gehen auf Hermann Gruson zurück. Der ­Ingenieur und Unternehmer wurde am 13. März 1821 in Magdeburg geboren. Er gründete 1854 als 34-Jähriger im Stadtteil Buckau eine Schiffswerft mit kleiner Eisengießerei. Sie mauserte sich zu einem erfolgreichen Maschinenbauer und Eisenbahnzulieferer. Im Laufe der Jahre wurde das alte Werksgelände für die mittlerweile 1420 Beschäftigten zu eng. Gruson fand in der Marienstraße in Magdeburg­Buckau seine neue Firmenheimat. Die Zahl der Mitarbeiter kletterte auf 3300

im Jahr 1890. Der Krupp-Konzern übernahm den kleineren Konkurrenten 1893 für 24 Millionen Reichsmark. Zwei Jahre später starb Gruson. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete die Produktion am 17. Mai 1945 wieder. Im November erfolgte auf Befehl der sowjetischen Militäradministration die Trennung vom Krupp-Konzern.

1951 erhielt das Werk den Namen des von den Nazis im KZ Buchenwald ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann. Statt „KruppGruson“ hieß es nun „Schwermaschinenbau Ernst Thälmann“. 1968 wurde der Standort Hauptsitz des Schwermaschinenkombinats

elementen rascher als früher. Diese erkennen schneller SchadenvirenSignaturen. Ähnlich wie in der Medizin, wenn in der Onkologie Computertomografie-Bilder mögliche Krebsausprägungen anzeigen.“

Prävention ist wichtig Klar ist für Gutmann natürlich, dass es „eine 100-prozentige Sicherheit nie gibt. Ähnlich wie beim Wein: Selbst wenn er von der gleichen ­Lage, von der gleichen Rebsorte stammt, schmeckt jede Flasche anders.“ Um hohen Schutz zu ermöglichen, sieht er vier Aspekte: Prävention, Software zur Erkennung von Anomalien, Regulierungs- und Eingriffsmöglichkeiten, Verhinderung des Übergreifens auf andere Bereiche. „Dafür gibt es jeweils die entsprechende Technik. Aber nicht jedes kleinere Unternehmen muss sie sich anschaffen. Es kann derartige

Schäden durch Dateneinbruch sind nie absolut ­auszuschließen.

Es kommt vielmehr wie bei ­möglichen ­Bränden darauf an, sich gut dagegen zu schützen und im Ernstfall die richtigen Schritte einzuleiten.

Klemens Gutmann Geschäftsführer der Regiocom GmbH

Prozesse auch an Fachfirmen ausgliedern und sich die Sicherheit ­zusammen mit der Dienstleistung quasiimPaketeinkaufen–zumBeispiel im Sachen Lohnbuchhaltung. IT-Sicherheitskosten sind also im Normalfallnichtexistenzbedrohend und auch nicht existenzgefährdend selbst für kleinere Firmen.“

Gutmann hat noch einen Punkt, der oftmals in der Debatte um Netzsicherheit vergessen werde: „Bei über 99 Prozent aller Unternehmen und Unternehmensbereiche arbeitetdieITvergleichsweisesicherund stabil,nurbeieinerkleinenMinderheit ist das nicht so – mit teilweise dramatischen Folgen. Was aber können wir nicht nur aus Sicherheitsunfällen,sondernauchvonden stabilen99Prozentlernen?Daswird meiner Ansicht nach nicht aus­reichend wahrgenommen.“

Ernst Thälmann, kurz Sket. Bis 1989 wuchs die Mitarbeiterzahl auf 30 000 an. Nach der Wende wurde das Kombinat aufgelöst. Verkaufs- und Sanierungsversuche der Treuhandanstalt scheiterten, sodass der Rest von Sket im Oktober 1996 in Gesamtvollstreckung ging. Das ehemalige SketHauptgebäude verwaiste – bis es im Sommer 2008 von der Regiocom GmbH erworben wurde. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten erfolgte bis zu Ostern 2010 der Regiocom-Umzug. Heute arbeiten dort über 1100 Mitarbeiter. Der denkmalgeschützte Bau wird wegen seiner imposanten Architektur auch für Veranstaltungen genutzt.

Zur Person Klemens Gutmann wurde 1964 geboren und ist im Schwarzwald und in Spanien aufgewachsen. In Madrid hat er sein Abitur gemacht. Später ist er wieder zurück nach Deutschland ­gegangen und hat ein Informatikstudium an der Universität Karlsruhe aufgenommen und dort von 1981 bis 1988 gelernt. Zwischendurch absolvierte Gutmann einen Freiwilligendienst in Den Haag mit der Aktion Sühnezeichen. Das war von 1984 bis 1986. Im Zeitraum von 1988 bis 1992 war er als freier Mitarbeiter im FraunhoferInstitut Karlsruhe tätig sowie als freier Mitarbeiter in einem Systemhaus für Verkehrstelematik und gründete schließlich ein kleines Beratungsunternehmen gemeinsam mit Joan Schlieker.

In den Jahren 1993 bis 2000 fungierte er als Gründer-Geschäftsführer des Telekommunikationsdienstleisters ­Teleport Sachsen-Anhalt GmbH. Seit 1996 bis heute ist er GründerGeschäftsführer der Firma Regiocom in Magdeburg. Gutmann ist Vater dreier Kinder.

7 & Unternehmen UnternehmerMärkte Geld & Unternehmen Unternehmer
Beeindruckend – die heutige Zentrale von Regiocom war früher der Sitz des Kombinats Sket – Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann.

Uniklinik Leipzig schützt sich mit eigenem System

Stetig steigende Zahl der Vorfälle auf die ITInfrastrukturen in der Gesundheitsbranche / Kooperation mit den Stadtwerken Leipzig zur Notversorgung

Innerliche Unruhe, Zittern und Bangen, mitunter gar lähmende Angst – das sind oftmals die quälenden Begleiter von Patienten und ihren Angehörigen vor undvorallemwährendeinerOperation.EinEingriffindenKörperhates im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Und wenn dann gar der Strom ausfällt oder Kriminelle das informationstechnische (IT-)System des Krankenhauses lahmlegen – steht PanikinvielenGesichterngeschrieben. Schlimm, dass derartige Unwägbarkeiten zunehmen. „Wir verzeichnen seit einigen Jahren einen stetigen Anstieg an Angriffen auf die IT-Infrastrukturen in der Gesundheitsbranche“,weißdennauch Christoph Josten (67) zu berichten. Der Professor und Medizinische VorstanddesUniklinikumsLeipzigs fügt aber rasch hinzu: „Seit der Einführung des IT-Sicherheitsgesetzes befindensichangemesseneSchutzmechanismen im weiteren Ausbau.“ Auf diese Weise „wollen wir Cyberattacken entgegenwirken oder diese gar nicht erst entstehen lassen“, erklärt der kaufmännische Vorstand Robert Jacob (43). Dabei seiendieMechanismen,diebeiderartigen Vorfällen wirken, sowohl technischer als auch prozessualer Natur. Klar ist für Josten: „Sie wirken sowohl nach extern als auch nach intern“. Insgesamt behandelt das Leipziger Uniklinikum im Jahr im Schnitt fast 60000 Patienten stationär und rund 325000 ambulant und führt 34000 OPs durch.

Sensibler Punkt

Gewiss, heutzutage hängt fast jeder Bereich der Gesellschaft von modernerTechnikab.Nuristdieseben für das Gesundheitswesen ein besonders sensibler Punkt, immerhin bedroht eine Störung eben Menschenleben. Um diese Gefahr ­möglichst auszuschließen, hat die Leipziger Uniklinik ein eigenes ­Informationssicherheits-Manage­ment­system (ISMS) eingeführt. „Damit werden Risiken systematisch ermittelt“, berichtet Jacob. „Eine Vielzahl technischer und organisatorischer Maßnahmen sind bereits implementiert beziehungsweise befinden sich in Umsetzung, umdiegesetzlichenAnforderungen zu erfüllen und den Bedrohungen entgegenzuwirken.“ Das sei nötig, da der Patient und seine BehandlungdurchdenArztheutzutagefaktisch elektronisch vernetzt erfolgt.

Auf die Frage, ob dadurch die Versorgungssicherheitangreifbarer ist als früher, antwortet Josten: „Ja, die Abhängigkeit von Technik, insbesondere der technischen Lösungen mit zwingender IT-Anbindung ist größer geworden.“ Durch die zunehmende Digitalisierung steige die Komplexität. Jeder Prozess sei immer stärker auf die Informationstechnologie angewiesen. Genau aus diesem Grunde könne keiner die Augen davor verschließen, dass die Angriffsversuche vielfältigster Ausprägung und quasi an der Tagesordnung seien.

Um dennoch auf der sicheren

Seite zu agieren, sei eben das Managementsystem eingeführt worden. Doch Stillstand ist auch hier Rückschritt. Folglich kommt das­

Wir verzeichnen seit einigen Jahren einen stetigen Anstieg an Angriffen auf die ­IT-Infrastrukturen in der Gesundheits­branche.

Christoph Josten Medizinischer Vorstand des UKL

einer Mammutaufgabe gleich. ­Immerhin erstrecken sich nach Angaben der beiden Vorstände jene ­Sicherheitsmaßnahmen, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik(BSI)fürkritische Infrastrukturen gefordert werden, sowohl auf die kritischen Anwendungenwie„dieklinischenArbeitsplatzsysteme als auch auf die ­Medizin- und die Versorgungstechnik“. Besonderes Augenmerk, ­betont Josten, „wird natürlich auf die Hardwareinfrastrukturen wie Netzwerk, Firewalls und Rechenzentren gelegt. Sie bilden das ­Fundament für eine funktionierende Krankenhaus-IT“, betont der Medizinprofessor.

Sicherung gegen Fernzugriffe ErführtauchgleicheinigeBeispiele für Sicherheitsmaßnahmen im Klinikum an. Das beginne etwa beim Netz- und Systemmanagement. Hier nennt er als Stichworte Netztrennung und Segmentierung. Es setze sich fort, indem sich gegen Fernzugriffe abgesichert werde. Hinzu kommen demnach verschiedene Schritte zum Schutz vor Schadsoftware bis hin zur störungsfreien Vernetzung von MedizingerätenundderDatensicherungsowie Datenwiederherstellung.

Das alles geht natürlich ins Geld. EineSummenenntJacoballerdings nicht. „Das lässt sich schwer beziffern“,sagterkurzundbündig.Obin einem IT-Projekt oder in der täglichen Arbeit des IT-Bereiches, überall steckten Herausforderungen für die technische Sicherstellung des Krankenhausbetriebes drin. Daraus entstünden natürlich Aufwendungen im Bereich Personal sowie „durch Investitionen und Instandhaltungen“.

Welche Cyber-Risiken gibt es?

Die heutigen medizinischen CyberRisiken lassen sich in drei Kategorien einteilen: Unterbrechungen des ­Praxisbetriebs, Gefährdung der Sicherheit elektronischer Gesundheitsakten (EHR) und Bedrohungen der Patientensicherheit. Manchmal kann Lösegeld, das in ­E-Mails versteckt ist, Dateien verschlüsseln und damit ­unzugänglich

Eine Vielzahl ­technischer und ­organisatorischer Maßnahmen sind ­bereits implementiert beziehungsweise ­befinden sich in der Umsetzung, um die gesetzlichen ­Anforderungen zu erfüllen.

Allerdings unterstütze der Freistaat Sachsen das UniversitätsklinikumLeipzigdurchZuschüsseimITSicherheitsbereich. Zudem würden dafürebensoFördermittelvonBund und Land aus dem Krankenhauszukunftsfonds verwendet. Die laufenden Kosten, „um die IT-Infrastrukturen auf dem neuesten Stand zu halten und damit sicherer zu machen,mussdasKlinikumaberselbst aufbringen“, erklärt Josten. „Angesichts der aktuellen Bedrohungen sind diese Mittel eher knapp“, fügt Jacob hinzu.

Und:DieGefahrvontechnischen Ausfällen ist trotz allem eben nicht gänzlich zu bannen. Denn: Alle relevanten Krankenhausprozesse „werden durch entsprechende Sicherheitskonzepte – etwa Datensicherungen“ geschützt, erklärt Josten. „Sollte es dennoch zu einem Ausfall kommen, haben wir entsprechende Notfallkonzepte etabliert.“ Mit anderen Worten: Obwohl mit den vielfältigsten Maßnahmen „versucht wird, den bestmöglichen Schutz vor Angriffen zu bieten“, sagt Jacob „ist jedoch leider klar –einen 100-prozentigen Schutz wird es nie geben.“ Zumal am Ende alles – eben auch die Computer und Datenströme–voneinerkontinuierlichen Energiebereitstellung abhängt. Was, wenn die Elektrizität ausfällt?Danngreifesofortdieeigene Ersatzproduktion, betont der kaufmännische Vorstand. Im Kon-

machen. Sie können das IT-Netzwerk eines Krankenhauses so schnell unbrauchbar machen. ­Hacker könnten sich auch Zugang zu Patientendaten verschaffen, indem sie ­Lücken in der Schutzsoftware ausnutzen und diese zur Erpressung von ­Patienten nutzen.

Quelle: Healthcare Mittelhessen Mai 2022

Cyberattacken

–So schützen sich Krankenhäuser

Hans-Wilhelm Dünn ist Gründungsmitglied und Präsident des Cyber-Sicherheitsrats Deutschland (CSRD) sowie unter anderem Leiter des Energy Hubs und Mitglied des eHealth Hubs. Er berät Betreiber kritischer Infrastrukturen zu cybersicherheitsrelevanten Themen. Er ist außerdem Herausgeber des Buches „Cybersicherheit im Krankenhaus“, einer Publikation der Medizinisch-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft. Im Interview erläutert er das Thema Cybersicherheit und was medizinische Unternehmen bei dem Thema beachten sollten.

Herr Dünn, warum sollten sich Mediziner*innen für das Thema Cybersicherheit interessieren?

Jede*r sollte sich für die Sicherheit seiner IT-Infrastruktur interessieren, genauso wie für Strom und fließend Wasser. IT-Sicherheit ist nicht alles, aber ohne Sicherheit der eigenen Systeme ist alles nichts. Ich weiß, dass viele Beschäftigte im Gesundheitssystem hart an der Belastungsgrenze arbeiten und Cybersicherheit als zusätzlicheAufgabewahrgenommen wird. Doch nur wenn Daten wirklich sicher sind, können die Errungenschaften der Digitalisierung vollständig zum Wohl von Patient*innen und Beschäftigten eingesetzt werden. Cybersicherheit macht vieles möglich.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen im Bereich Cybersicherheit in der Medizin?

Wir erleben eine Vernetzung verschiedener Systeme in Krankenhäusern, bei denen jede Schnittstelle vom Röntgengerät bis zum Drucker ein potenzielles Einfallstor für Cyberkriminelle darstellt. Die Vielzahl von Einzelsystemen ist meist organisch gewachsen und der Schutz dadurch umso komplexer. Zudem wird Cyber­sicherheit oft als Nischenthema betrachtet, um das sich die Nerds aus der IT-Abteilung gefälligst

kümmern sollen. Fakt ist, jeder ist dafür verantwortlich, das System zu schützen. Das fängt damit an, dass Passwörter nicht auf die Rückseiten von Tastaturen geschrieben werden, Tablets mit sensiblen Patientendaten nicht auf Rollwägen offen zugänglich sind und führt bis hinein in die ­Leitungsebene. Dort muss allen Beteiligten klar sein, dass Cybersicherheit eine hohe Priorität im Riskmanagement zukommt und das Thema dementsprechend behandelt wird.

Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Der Klinikalltag hat vielfältige Herausforderungen und schließlich geht es hier ja nicht um Leben und Tod. Da möchte ich Ihnen widersprechen. Anfang Oktober wurde bekannt,dassindenUSAeineKlage bei Gericht anhängig ist, die nahelegt, dass der Tod eines Neugeborenen auf einen Cyberangriff zurückzuführen ist. Im Springhill MedicalCenterinAlabamakonnten bestimmte Untersuchungen nach einem Cyberangriff nicht durchgeführt werden, sodass ein Sauerstoffmangel nicht erkannt wurde. Das Baby erlitt Hirnschäden und verstarb neun Monate später. Neben der dramatischen menschlichen Dimension sind auch wirtschaftliche Folgen absehbar. Verklagt werden nämlich nicht die anonymen Hacker, sondern die Klinik, die den Angriff auch Tage später geheim gehalten hat und kein voll funktionstüchtiges System zur Verfügung hatte. Das kann massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche ­Lage und die Reputation von Einrichtungen haben. Dies ist nur ein Fall von vielen. Das Uniklinikum Düsseldorf und das Lukaskrankenhaus Neuss waren beispielsweise auch Opfer von Cyber­attacken, die die Behandlung von ­Patient*innen massiv beeinträchtigt haben.

Quelle: Wir für Gesundheit GmbH Berlin

kretenseiendiesDieselnotstromanlagen. Sie könnten für 24 Stunden alles aufrechterhalten. „Danach brauchen wir Dieselnachschub.“. Klingt durchdacht. Immerhin ­bedeute das, „dass die 17 dieselbetriebenen Notstromgeneratoren ­anspringen und nach spätestens 15 Sekunden die Versorgung der sicherheitsrelevanten Bereiche übernehmen–sowohldiemedizinischen als auch die nicht-medizinischen“, schildert Josten. So würden vor ­allemderOP-BereichunddieIntensivstationen unter Strom gehalten. Zudem sei die IT-Infrastruktur des Klinikums besonders geschützt. „Dort ist Technik installiert, die für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sorgt“, ergänzt Jacob. Die wichtigen IT-Systeme würden sonst schon bei der kleinsten elek­trischen Störung in ihrem Betrieb beeinträchtigt oder „sogar selbst Schaden nehmen“. Das gelte auch füreinigemedizinischeGeräte,sagt Josten.„Diesewerdenebenfallsbedarfsgerecht durch Batterien doppelt abgesichert. Notwendig ist das beispielsweisebeiBeatmungs-oder Überwachungstechnik.“

Auf Ausfälle vorbereitet Längere Unterbrechungen des Energieflusses sind nicht auszuschließen und auf alle Fälle das größere Problem. „Wie in den meisten Krankenhäusern des Landes sind nur cirka 50 Prozent der Elektroenergieversorgung in unseren KlinikenmitNotstromabgesichert.Bei einem länger andauernden Ausfall befindet sich das Klinikum also ­sofort im Notbetrieb“, schildert ­Josten. Die Regelversorgung müsse dann eingestellt werden. „Wo genaudieseSicherheitsversorgungjeweils greift, wird vorab festgelegt. Die Krankenhauseinsatzleitung bereitet sich auf derartige Szenarien vor“,betontJacobundberichtetvon neuen Vorhaben: „Um längeren Ausfällen begegnen zu können, werden aktuell weitreichende Infrastruktur-Projekte, unter anderem inKooperationmitdenStadtwerken Leipzig, gestartet, die eine längere (Ziel mehr als 72 Stunden) Notversorgung sichern sollen.“ Vor allem die primäre stationäre Krankenversorgung sei zu schützen. In Abhängigkeit der Vielzahl an Bedrohungen könnten natürlich unterschiedliche Sparten im Klinikumbetroffensein.Dassichständig ändernde Umfeld werde daher ­regelmäßig mit dem Managementsystem ISMS bewertet und nachgebessert. „Man kann aber sagen: Je technisierter ein Bereich ist, desto gefährdeteristergegenüberCyberattacken und Ausfällen der BasisInfrastruktur.“

Wie risikoreich aber ein befürchteter Anschlag von außen ist – das „hängt auch davon ab, an welcher Stelle sich ein potenzieller Angreifer Zugang zu Systemen verschafft undwieschnelldieseBedrohungerkannt und isoliert werden kann“. Eventuelle Folgen so wie gering möglich zu halten, haben sich alle Klinik-Mitarbeiter auf die Fahnen geschrieben. Trotzdem wird ein Bangen und Zittern während einer OP bei den Angehörigen immer wieder mitschwingen.

8 GeldMärkte & Leben Stil
Von Ulrich Langer Eine Operation am Uniklinikum in ­Leipzig. Gefährlich wird es, wenn das ­IT-Netz zusammenbricht. Fotos: Stefan Straube

Täglich zehn Millionen Angriffe

Die Verwaltungen des Freistaates Sachsen sind das Ziel vieler Cyberattacken. Das Land hat deshalb ein Notfallteam eingerichtet.

Die Verwaltungen des ­Freistaates Sachsen sind häufig das Ziel von Cyberattacken. Das gemeinsame Schutzsystem von Sächsischem Verwaltungsnetz (SVN) und Kommunalem Datennetz (KDN) wehrt täglich eine Vielzahl von Angriffen erfolgreichab.Sowerdenmonatlich allein zehn bis zwölf Millionen EMails als potenziell schadhaft abgewiesen. Zudem gibt es jeden Monat zwischen 2000 und 3000 Funde von SchadsoftwareimInternet-Verkehr, die unschädlich gemacht werden. Diese Zahlen entsprechen dem Niveau des Vorjahres.

7,9

Prozent mehr Cyberdelikte ­registrierte das Bundeskriminalamt für das Jahr 2020. Dahiner verbirgt sich eine Gesamtzahl von 108 000 Cyberattacken.

Zum Vergleich:

Im Jahr 2016 waren es erst 83 000 Angriffe. Die Aufklärungsquote betrug ein Drittel. Allerdings gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus.

Gleichwohl spricht die Regierung in Dresden davon, dass die Bedrohungslage zugenommen hat. Das zeigten große Warnlagen wie die Exchange-Lücke im März 2021 oder Log4-Shell im Dezember 2021. Beides waren Sicherheitslücken in breit eingesetzter Software. Auch die Gefahr durch Ransomware-Angriffe ist konstant hoch. Thomas Popp,StaatsekretärfürdigitaleVerwaltung und Verwaltungsmodernisierung und zugleich der ernannte Beauftragte für Informationstechnologie des Freistaates (Chief Infor-

Fotos:

mationen Officer, CIO) verweist darauf, dass der Krieg in der Ukraine eine neue Dimension in eine ohnehin angespannte Cybersicherheitssituation bringe. „Gezielte zum Beispiel politisch motivierte Attacken sind häufiger geworden und auch dieKollateralschädendurchAngriffe auf ukrainische IT-Dienstleister westlicher Unternehmen und Behörden nehmen zu.“ In den sächsischen öffentlichen Verwaltungen seien bislang keine Anschläge registriert worden, die auf den Krieg zurückzuführen sind.

Gut ausgelastete Gruppe Sachsen verfügt über ein Computernotfallteam,SAX.CERTgenannt. Es ist gut ausgelastet. Das gründet sich einerseits auf umfängliche gesetzliche Aufgaben für die staatlichen Behörden und die kommunale Ebene. Dazu gehört etwa, bei konkreten Sicherheitsereignissen Lösungen aufzuzeigen, Risiken in den Systemen zu prüfen und bei der Beseitigung zu unterstützen. Im vorigen Jahr wurden der Gruppe sechs Cyberangriffe auf Kommunen oder Eigenbetriebe gemeldet, die min-

Totalausfall

So stellt man sich den Start im neuen Job sicher nicht vor. Sechs Tage vor seinem Amtsantritt am 12. Juli 2021 als neuer Landrat des 166000 Einwohner zählenden Kreises Anhalt-Bitterfeld erhielt Andy Grabner einen Anruf von Uwe Schulze, dem damals noch amtierenden Kreisoberhaupt. „Du, Andy, wir haben etwas im System, wahrscheinlich ein kleiner Virus“, sagte Schulze. Sein Nachfolger war zunächst wenig beunruhigt. „Da lässt man mal ein Virenprogramm drüber laufen, dann wird schon wieder alles funktionieren.“

Weit gefehlt. Hacker hatten eine Schadsoftware im IT-System der Kreisverwaltung platziert.

Damit wurde das System verschlüsselt, 62 Megabyte Daten, auch personenrelevante, wurden abgeschöpft. Der Kreis rief den Katastrophenfall aus. Die Cyberkriminellen forderten dem Vernehmen nach ein Lösegeld von umgerechnet einer halben Million Euro, zahlbar in einer ­Kryptowährung. Grabner lehnte

ab. „Es war nie eine Option, auf Geldforderungen einzugehen“, bestätigte ein Kreissprecher. Schließich gibt es keine Garantie, dass die Hacker den Schlüssel zur Wiederherstellung auch tatsächlich herausrücken. Es wurde beschlossen, das IT-System ­komplett zu erneuern. Die Auswirkungen wurden mit dem Wort Totalausfall beschrieben. Der Kreis war mit einem Schlag praktisch nicht mehr in der Lage, seine Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zu erbringen, etwa Kfz-Zulassungen, Führerscheinangelegenheiten. Diese und nahezu alle anderen der insgesamt rund 160 Fachanwendungen wurden digital erledigt. Hier konnte erst wieder schrittweise begonnen werden, als das neue Netz installiert war. Noch heute stehen nicht alle Anwendungen wieder zur Verfügung. Für besonders bürgerrelevante Dienstleistungen wurden nach einer Prioritätenliste Not­lösungen geschaffen, da die Er-

destens ein Schutzziel der Informationssicherheit wie Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit betroffen haben. Darunter waren Ransomware-Attacken mit Datenverschlüsselung, der unbefugte Zugriff mit Datendiebstahl sowie Missbrauch von E-Mail-Konten für Spamversand. Im aktuellen Jahr ist bisher eine steigende Tendenz bei Cyberangriffen im kommunalen Raum zu beobachten. DasTeamstehtnebendenBehördenauchdenKommunenzurVerfügung. Es installiert kostenfrei einen „Einbruchsmelder“ für unerwünschte Zugriffe innerhalb des Netzwerks. Für beliebig viele Be­reiche kann ein kostenfreier individualisierter Schwachstellenwarndienst abonniert werden, der beim Bekanntwerden von Sicherheits­lücken kurzfristig per E-Mail ­alarmiert und gleichzeitig Risikoeinschätzungen und Maßnahmenempfehlungen bereitstellt.

Geschlossenes Netz

In Sachsen kommunizieren die Behördenübereineigenesgeschlossenes Netz. Der Zugang erfolgt ausschließlich zentral und ist durch Firewalls stark gesichert, auch wird ein speziell entwickelter Virenscanner eingesetzt. Neben der technischen Abwehr gilt es, den Faktor Mensch zu berücksichtigen. Viele erfolgreiche Angriffe gehen darauf zurück,dassNutzersiedurchunvorsichtiges oder unbeabsichtigtes ­Verhalten zugelassen haben. Der Freistaat bietet deshalb eine ent-

Eine vernetzte und ­digitale Gesellschaft braucht Komfort in der IT-Anwendung, muss aber auch höchste Sicherheitsanforderungen ­erfüllen. Dabei haben wir auch im Freistaat Sachsen noch ­Verbesserungs­potenzial festgestellt.

Thomas Popp Staatsekretär für digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung, ­Beauftragter für Informations­technologie des Freistaates

sprechende Online-Schulung an. Dieses E-Learning-Programm haben mehr als 18 000 Bedienstete absolviert. „Bürger und Unternehmen erwarten zurecht von einer modernen Verwaltung, dass sie digitale Leistungen zuverlässig und sicher bereitstellt“,sagtPopp.Jevernetzter unddigitalergearbeitetwerde,desto wichtiger sei der Blick auf die Informationssicherheit. In jedem Teil der technischen Infrastruktur könne eine Gefahrenquelle liegen. Popp: „Jeder Bedienstete kann mit einem unbedachten Mausklick Cyber­kriminellen die sprichwörtliche Tür zur kritischen Infrastruktur öffnen.“ Der Regierungs-CIO warnt generell vor zu hohen Erwartungen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Cyber-Angriffsversuche gehören zum Alltag. Trotz zahlreicher Schutzmaßnahmen können Attacken wie im Landkreis AnhaltBitterfeld auch in Sachsen erfolgreich sein. Dann entscheidet eine gute Notfallvorsorge darüber, wie schnell man nach einer geglückten Attacke wieder arbeitsfähig ist. Popp sagt, er verweise bei allen Digitalisierungsvorhaben stets auf die Bedeutung der Informationssicherheit. „Eine vernetzte und digitale Gesellschaft braucht Komfort in der IT-Anwendung, muss aber auch höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen.“ Nach dem Vorfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld seien die Vorkehrungen überprüft worden.„DabeihabenwirauchimFreistaat Sachsen noch Verbesserungspotenzial festgestellt.“

richtung eines neuen und vor allem sicheren Netzwerkes Monate in Anspruch nahm. Einer der ­ersten Schritte war die Sicherstellung, dass der Landkreis seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen konnte (Sozialgeld, Unterhaltsgeld, Rechnungen begleichen, Löhne und Gehälter). Dies konnte gewährleistet werden, ebenso die Pandemieverfolgung mit Unterstützung anderer Kommunen.

Insgesamt rechnet der Landkreis mit Kosten von rund zwei Millionen Euro. Die neuen IT-Systeme sind nach Standards des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik errichtet worden. Weitere Angriffe sind natürlich nicht ausgeschlossen, jedoch sollte es nicht mehr zu einem Totalausfall kommen können.

Anhalt-Bitterfeld war nach Ansicht von Experten der bisher schwerste, aber nicht einzige Angriff auf eine öffentliche Verwaltung. So waren unter anderem Witten, Schwerin und Ludwigslust-Parchim betroffen. mi

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JaquelineHausotte, JHSteingestaltungGmbH

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Thomas Popp (rechts), Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung, und Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), besuchen das neue Cyber-Lagezentrum im SAX.CERT und lassen sich dort über die Arbeit des Sicherheitsnotfallteams berichten.
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In der Bauindustrie braut sich ein „Krisencocktail“ zusammen

Steigende Preise und Materialmangel lassen die Auftragseingänge sinken – immer mehr Firmen pochen auf Preisgleitklauseln oder geben keine Angebote mehr ab

Die wirtschaftlichen Turbulenzen setzen der mitteldeutschenBaubrancheimmer stärker zu: Aufträge brechen weg und Kalkulationen werden binnen weniger Wochen zu Makulatur – vor allem weil die PreisefürBaumaterialrasantsteigen.In der Branche heißt es, die ersten Firmen würden ihre Angestellten lieber in Kurzarbeit schicken als unüberschaubare Risiken einzugehen. Ist da etwas dran?

NachAngabendesBauindustrieverbandes Ost geraten aktuell immer mehr Unternehmen in einen Problemstrudel. Bei der letzten Schnellumfrage vom 7. April gaben 96 Prozent der befragten Firmen an, dass der Ukraine-Krieg direkte oder indirekte Auswirkungen auf sie hat. Bei der März-Umfrage waren es noch 80 Prozent. „Mittlerweile strahlt der Krieg fast vollumfänglich auf das Bauen in Ostdeutschland aus“, sagt dort Hauptgeschäftsführer Robert Momberg. 89 Prozent würden die Probleme als „stark bis sehr stark“ einschätzen. Fast alle betroffenen Unternehmen haben mit Preissteigerungen

und Lieferengpässen bei Materialien zu kämpfen. Und noch schlimmer:Rund90Prozentgebenan,dass Lieferanten keine verbindlichen Preiszusagen mehr machen und Baumaterialien nur noch zu Tagespreisenangebotenwerden–wasdie Preiskalkulation für Angebote fast unmöglich macht. „Die Materialpreise steigen seit dem Ausbruch des Ukraine-Konfliktes täglich, teilweise im Stundentakt“, schildert Momberg. „Manche Lieferanten nehmen keine Anfragen mehr zu Baumaterialien entgegen.“

Schon im April waren die Materialpreise für Roheisen, Stahl und FerrolegierungenbinneneinesJahres um 59,8 Prozent in die Höhe geschossen, für Kraftstoffe um 46,6 Prozent, für Stahlrohre, Rohrform-, Rohrverschluss- und Rohrverbindungstücke aus Eisen oder Stahl um 43,9 Prozent. Bei Bitumen war sogar ein Preisanstieg von 69 Prozent zu verzeichnen – dieser Straßenbau-Baustoff wird in Ostdeutschland in den Raffinerien von Leuna und Schwedt aus russischem Rohöl produziert. Russland steht auchfürzweiDrittelderinDeutsch-

land eingebauten Trägerfliesen für Bitumenschweißbahnen. Diese wird im Ingenieurbau mit 5 bis 10 Millionen Quadratmeter jährlich verwendet und ist im Brückenbau ein elementar wichtiger Baustoff.

Firmen dürfen die Übernahme von solchen Mehrkosten erst bei Bauherren fordern, wenn die Geschäftsgrundlage weggebrochen ist –davonsprichtmanaktuellbeiMengen- beziehungsweise Preissteigerungen von 10 bis 29 Prozent. Doch selbst dann ist bei laufenden Projekten die Mehrkostenübernahme auf 50 Prozent gedeckelt – die andere Hälfte müssen die Firmen schultern.

„Bei Gewinnmargen von vier bis sechsProzentistdieÜbernahmeder Hälfte der Mehrkosten in den meisten Fällen ein Minusgeschäft“, sagt Hauptgeschäftsführer Momberg.

Viele Unternehmen arbeiten deshalb mittlerweile nur noch für Auftraggeber, die in ihren Verträgen sogenannte Preisgleitklauseln akzeptieren – also die Übernahme sämtlicher Kostensteigerungen durch die Auftraggeber. Etwa ein Drittel der Bauunternehmen geht sogar noch weiter: Sie geben bei

Mittlerweile strahlt der Krieg fast vollumfänglich auf das ­Bauen in Ost­deutschland aus.

Robert Momberg Hauptgeschäftsführer ­Bauindustrieverband Ost

Ausschreibungen überhaupt keine oder nur ausgewählte Angebote ab und schränken so ihre Preisrisiken deutlich ein.

Viele Auftraggeber reagieren verschnupft:Siestellen immermehr Bauprojektezurück.NachAngaben des Bauindustrieverbandes Ost berichteten im April 35 Prozent der Bauunternehmen von solchen Fällen. Weitere 27 Prozent erhielten Auftragsstornierungen. „InsbesondereimKontextmitdenimmernoch vorhandenen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich ein ,Krisencocktail’ für die hiesige Bauindustrie zusammengebraut, der das Potenzial für eine anhaltende Baukrise in sich trägt“, warnt Hauptgeschäftsführer Momberg.

Fast alle Unternehmer rechnen damit,dasssichdieProblemeweiter verschärfen. „Die Baufirmen sehen ihre Geschäftsbedingungen skeptisch“, heißt es im jüngsten Konjunkturbarometer der Industrieund Handwerkskammer zu Leipzig (IHK). „Aufgrund der unsicheren Konjunkturentwicklung erwarten dieUnternehmenvorerstkeineUmkehr“, ist zu lesen.

Bauen in Leipzig wird immer teurer. Hier eine

DochwasmachenUnternehmen, die keine neuen Angebote verschicken können, weil das Kostenrisiko fürsieinakzeptabelhochgeworden ist,unddenendieAufträgewegbrechen? In der Branche ist zu hören, dass aktuell zunehmend mehr Bauarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden. Doch ist das wirklich so? In der Agentur für Arbeit Leipzig liegen dazu bislang nur Zahlen aus dem Monat März vor. Danach steigen dort wieder die Anträge auf Kurzarbeitergeld. Im März hätten dort 130 Betriebe Anträge für diese Hilfe gestellt, berichtet die Behörde –55mehralsimVormonat.DieBaubranche sei daran aber nicht überproportional beteiligt. Die Baufirmen im Agenturbezirk seien bemüht,ihreFachkräftezu halten,„da es bei Kündigungen Probleme bei zukünftigenNeueinstellungen“geben würde. „Aber die Entwicklung ist derzeit sehr volatil“, betont Agenturchef Steffen Leonhardi. „Wir bleiben wachsam und sind weiterhin gut vorbereitet auf eventuell steigende Kurzarbeiterzahlen oder branchenspezifische Krisensituationen.“

Die Gefahr, dass Deutschland ohne Energie, speziell ohne Gas dasteht, ist real. Auch bei Strom ist die Lage ja nicht allzu beruhigend, wenn vor allem die alternativen Energiequellen wie Sonne und Wind genutzt werden ­sollen. Immerhin ist Letzteres eben stark von der Witterung abhängig. ­Inwiefern ist die Energieversorgung

überhaupt noch sicher?

In der Tat hat das Thema seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine völlig neue Dimension erhalten.

Sollte uns Russland den Gashahn zudrehen, droht eine Gasmangel­lage.SoetwashatesinDeutschland noch nie gegeben.

Und was ist zu tun?

Wirmüssenunssoschnellwiemöglich aus der Energieabhängigkeit von Russland befreien. Dies gilt neben der Gasversorgung auch für die Öl- und Kohleversorgung.

Reicht das aus, um den ­Unwägbarkeiten Paroli zu bieten?

Wir müssen den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv beschleunigen, um uns unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland zu machen. Dies gelingt nur, wenn wir die Planungs- und Genehmigungszeiten radikal vereinfachen. UnddasnichtnurfürdieErzeugung von erneuerbaren Energien, sondernauchfürdiefürihrenTransport notwendigen Netze. Dabei ist aber auch klar, Deutschland wird immer ein Importeur von Energie bleiben. Auch wenn diese grün ist.

Wie ist Verunsicherung ­entgegenzuwirken?

Wichtig ist, entschlossen zu handeln. Erste Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit zu verbessern, hat die Politik bereits einge­leitet. Dazu gehören bei der Gasversorgung beispielsweise der Bau eigener LNG-Terminals und die ­Sicherstellungeinerausreichenden Gasreserve für den kommenden Winter. Hier sind wir momentan weiterhin auf russisches Gas angewiesen,denndieBauzeitvonLNGTerminalsbeträgtzweibisdreiJahre. Zudem müssen diese noch mit denGasnetzenverbundenwerden

„Versorgungssicherheit steht an erster Stelle“

Stephan Lowis, Vorstandschef von EnviaM, sieht im Wasserstoff eine Alternative zur konventionellen Gasversorgung

Und eigenes Gas nutzen?

Der Ansatz der Politik, auch einheimische Gasreserven besser auszunutzen, ist grundsätzlich richtig. Ihr Anteil am Energieverbrauch in Deutschland beträgt allerdings lediglich fünf Prozent. Zudem gehen mehrere Jahre ins Land, bis man eine Lagerstätte nutzen kann. Eine absolute Versorgungsgarantie dürfte utopisch sein. Immerhin gibt es auch Katastrophen oder HackerAngriffe. Es ist richtig, dass es eine hundertprozentige Garantie wie immer imLebennichtgebenkann.Diesgilt auchfüreinesichereEnergieversorgung. Deshalb ist es wichtig, möglichenGefahrenbestmöglichvorausschauendvorzubeugen,umStörungen zu verhindern. Hieran arbeitet die Energiewirtschaft jeden Tag.

Dies gilt auch für die Abwehr von Cyberangriffen.

Dennoch gibt es Ausfälle. Die Beschäftigten werden für diese und andere Krisensituationen regelmäßig geschult und trainieren den Ernstfall in speziellen Übungen. DarüberhinauserfolgteineengeZusammenarbeitmitdemBundesamtfürBevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, verschiedenen für die innere ­Sicherheit zuständigen Behörden auf kommunaler und Landesebene, dem Technischen Hilfswerk, Rettungsleitstellen, Übertragungsnetzbetreibern, Mineralstoffkonzernen und weiteren Hilfsorganisatoren. Aber: Absolute Sicherheitgibtesnicht.

EnviaM als Strom- und Gaslieferant in Mitteldeutschland hat eine große

Verantwortung. Wie wird das ­Unternehmen diesem Anspruch ­gerecht?

Die Versorgungssicherheit unserer KundenstehtanersterStelle.Wirinvestieren deshalb auch 2022 massiv in die Modernisierung unserer Strom- und Gasnetze und den AusbauderStromerzeugungauserneuerbarenEnergien.Geplantist,dafür im laufenden Jahr rund 350 Millionen Euro aufzuwenden.

Welche Neuerungen werden ­angestrebt, um in Zukunft sicher ­liefern zu können? Wir brauchen unter dem Blickwinkel der Versorgungssicherheit und der angestrebten Klimaneutralität bis 2045 dringend Alternativen zur konventionellen Gasversorgung. Eine Lösung ist der Aufbau einer

leistungsfähigen Wasserstoff-Infrastruktur, an der wir uns gemeinsam mit regionalen Partnern beteiligen werden.

Geht das konkreter?

Ein Beispiel ist die geplante Entwicklung einer Wasserstoffbrücke in Mitteldeutschland. Hier soll grüner Wasserstoff, den wir zusammen mit anderen Unternehmen in Sachsen-Anhalt produzieren wollen, künftig über entsprechend umgerüstete Gasnetze energieintensive Kunden in Sachsen im Großraum Leipzig versorgen.

Welche Unwägbarkeiten sieht EnviaM bei der künftigen Energieversorung, speziell bei Gas?

Sollte Moskau seine Gaslieferungen einstellen, müssten wir Verbraucher abschalten. Dies würde zuerst die Industrie treffen. Das ist gesetzlich so vorgesehen. Die Bundesnetzagentur müsste in diesem Fall entscheiden, welche Branchen nicht mehr beliefert werden können. Das wird schmerzhaft und nicht einfach sein.

Wie sehr?

DerSchadenfürdiedeutscheVolkswirtschaft ist schwer abzusehen.

Zudem gibt es Produktionsanlagen, die man nicht sofort abschalten kann. Dies gilt zum Beispiel für die Glas- oder die chemische Industrie. Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle Kunden den Gasverbrauch durch geeignete Effizienzmaßnahmen schon jetzt senken so gut es geht. Hier beraten wir gern.

Gibt es überhaupt gut funktionierende Alternativangebote?

Eine Alternative zur konventionellen Gasversorgung kann eben der Aufbau einer flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur sein. Allerdings werden wir dafür noch ­Jahre brauchen und sind als ­EnergiewirtschaftaufdieUnterstützung durch die Politik angewiesen. Auch Biomethan beziehungsweise Biogas stellt ein alternatives Angebot dar, dessen Anteil jedoch auf Grund der Gegebenheiten eher kleiner ist.

ZurPerson StephanLowis

24. Januar 1969

geboren in Erkelenz (Nordrhein-Westfalen)

1988

Abitur in Erkelenz

1988 – 1992

Ausbildung zum Bankkaufmann, Vermögensberater bei der Kreissparkasse Heinsberg

1992 – 1997

Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Köln mit dem Abschluss Diplom-Volkswirt

1997 – 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Köln

1999 – 2001

Berater bei der TMS Unternehmensberatung in Köln sowie Dozent an der Frankfurt School of ­Finance and Management, Frankfurt/

Main 2002

Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Köln

2001 – 2004

Senior Manager Zentralabteilung

Finanzen, Stabsabteilung Corporate Finance und Mergers & Acquisitions bei der Franz Haniel & Cie GmbH, Duisburg

2005 – 2017

diverse Positionen als Abteilungsleiter und Bereichsleiter bei der RWE AG, Essen, und innogy SE, Essen, Seit August 2018

Vorstandsvorsitzender der enviaM. Hobbies: Laufen und sein Hund.

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Von Andreas Tappert Großbaustelle in der Prager Straße. Im Hintergrund das Völkerschlachtdenkmal. Fotos: Wolfgang Sens; Bauindustrieverband Ost EnviaM-Chef Stephan Lowis. David Brandt Solarpark von EnviaM. Foto: Christian Kortüm Von Ulrich Langer

Kraftstoffe aus heimischen Rohstoffen

Verbio-Chef Klaus Sauter sieht in Biosprit Beitrag zum Umweltschutz

Er ist ein Strohmann. Allerdingsimbestenundnichtim übertragenen Sinne des Wortes. Claus Sauter, Chef des Leipziger Biosprit-Herstellers Verbio, weiß den Getreideabfall zu schätzen. „Wir verwandeln Stroh in Biomethan“, sagt der 55-Jährige. Der Sohn einer Allgäuer Bauernfamilie saß „erstmals als Siebenjähriger auf einer Strohpresse-Maschine“, erzählt er mit Strahlen in den Augen. Das sei inzwischen fast zur Traditiongeworden.„JedesJahrim Juli/August fahre ich in Brandenburg oder Westpolen bei der Ernte selbst mit einer Strohpresse übers Feld. Das lasse ich mir nicht nehmen.“DieHalmewerdeninderVerbio-Anlage in Schwedt oder dem benachbarten Pinnow zerkleinert und dann ca. 90 bis 120 Tage in einen Gärtank, dem Fermenter, „gepflegt“. Dort zersetzen Bakterien das Stroh und dabei entsteht wertvollesBiomethanausZellulose. Es hat die gleiche Molekülstruktur wie Erdgas. Schließlich wird es gereinigt,getrocknet,verdichtet–und ab geht’s in die Erdgaspipeline. Es kann dann zum Heizen genutzt werden und zum Tanken. Verbio produziert pro Jahr knapp 100 Millionen Kubikmeter Biomethan. Das ersetzt ca. 50 Prozent des derzeit im Kraftstoffmarkt verwendeten Erdgases.„AusviergroßenBallenStroh zaubern wir so viel Kraftstoff, dass damit ein Mittelklassewagen eine Jahrlangfahrenkann“,kommtSauter ins Schwärmen. Und wirkt gleich darauf recht nachdenklich. „Unterstützung der Politik? Fehlanzeige“, ärgert sich

Jährlich bleiben in Deutschland 20 Millionen Tonnen

Stroh in der Land­wirtschaft ungenutzt, können also für die Kraftstoffproduktion verwendet werden.

Diese Menge reicht aus, um den Jahreskraftstoffbedarf von bis zu zehn Millionen Pkw oder etwa 200 000 Lkw zu decken.

DeutscheBank

der Diplom-Kaufmann. Einseitige Hilfen gebe es lediglich für ElektroAutos.„AufDaueristdaszukurzgedacht, wenn es um Energie-Versorgungssicherheit und Umweltschutz geht. „Jährlich bleiben in Deutschland 20 Millionen Tonnen Stroh in der Landwirtschaft ungenutzt, könnenalsofürdieKraftstoffproduktion verwendet werden“, sagt Sauter und rechnet vor: „Diese Menge reicht aus, um den Jahreskraftstoffbedarf von bis zu zehn Millionen PKW oder etwa 200000 LKW zu decken.“ Abgesehen davon, eigneten sichdieGärresteausderBiomethanproduktion als hochwertiger BioDünger in der Landwirtschaft. „Das ist dann ein komplett geschlossener Kreislauf.“ Besser als das Stroh verrottenzulassen,wieeszumGroßteil geschehe und somit noch klimaschädliches CO2 entstehe. Mit dem von seinem Vorstandskollegen Oliver Lüdtke (56) ent­wickeltenStroh-Biomethan-Verfahren habe Verbio weltweit Neuland betreten. „Es ist eine einzigartige Technologie“, sagt Sauter stolz. Sie eröffneeinriesigesbisherungenutztesRohstoffpotenzial.Dieszuheben, bedürfe auch politischer Unterstützung. Und nicht der „unsinnigen Tank-Teller-Diskussion“, wonach landwirtschaftliche Flächen nur für dieLebensmittelproduktiongenutzt werdensollenundnichtfürdenAnbau von Getreide und Mais als Rohstoff für Bioenergie. „Dabei fördert die EU Flächenstilllegungen, seit 1995 werden Bauern finanziell belohnt, wenn sie einen Teil ihrer Äcker brach liegen lassen. Verrückt“, meint Sauter. Abgesehen

davon, fällt das von Verbio verwendete Stroh ohnehin an. Aber diese Technologie zu fördern, sei nicht im BlickfeldderBundesre­gierung.

Angesichts der steigenden Weltmarktpreise für Gas, Öl, Sprit und Strom, „allein Gas ist 15-mal teurer als noch vor 18 Monaten, gewinnt jede alternative Energiequelle an Bedeutung“. Und mit dem Russland-Krieg in der Ukraine sei der Zwang, auf vielfältige Ressourcen zurückzugreifen, deutlich verschärft worden. „Diversifizierung der Bezugsmöglichkeiten heißt das Zauberwort. Verbio kann einenwichtigenBeitragdazuleisten.“ Aber bislang sei Deutschland nicht bereit gewesen für weitere Investitionen in diese Technologie.AndersindenUSA.

„Dort gilt die Devise: heimische Kraftstoffe aus heimischen ­Rohstoffen. Und das, obwohl die Vereinigten Staaten der größte Rohölproduzent der Welt sind. Dennoch setzen sie auf Biokraftstoffe.“ Kein Wunder, dass Sauter in der ersten Mai-Woche in Übersee war. „Wir haben in der Stadt Nevada im Bundesstaat Iowa unsere neue Biomethan-Anlage offiziell in Betrieb genommen.“ Das werde eine tolle Erfolgsgeschichte. Investieren wird Verbio dort insgesamt rund 150 Millionen Euro. Zum Jahresendesollencirca120Mitarbeiter beschäftigt sein. In den nächsten fünf Jahren werden laut Sauter in den USA fünf bis zehn weitere Verbio-Bioraffinerien entstehen. Alles in allem will Verbio dafür fast zwei Milliarden US-Dollar in die Hand nehmen. „Und in Indien haben wir

aucheine

solche An­lage für rund 30 Millionen Euro auf­gebaut, die aktuellhochgefahrenwird“, ­betont der Geschäftsführer.Auchdortgebeeseinriesiges Potenzial an Stroh und landwirtschaftlichenReststoffen. Sauter vergleicht gern die ­Aufgeschlossenheit in Sachen ­Biokraftstoffe mit folgenden Zahlen: „In Deutschland tun wir uns ­immer noch schwer mit E10. In ­Brasilien beispielsweise fährt ­bereits jeder zweite PKW mit ­Bioethanol. In den USA enthält der Normkraftstoff ab Sommer 15 Prozent Ethanol, also E15.“ Er macht sichSorgenumdieBundesrepublik. Es sei nahezu schizophren: „Mit ­heimischen Rohstoffen könnten wir den Bioanteil am Kraftstoffverbrauch auf bis zu 20 Prozent aus­weiten. Nimmt man noch Bio­rohstoff-Importe hinzu sind sogar bis zu 50 Prozent möglich.“ Die Hälfte des herkömmlichen Sprits aus fossilen Energieträgern sei ersetzbar. „Und warum tun wir es nicht?“, fragt er sich. Biokraftstoffe könntenschließlicheinenwichtigen Teil zur Versorgungssicherheit beitragen. „Die Hälfte der Gasimporte aus Russland ist in Deutschland durch Biomethan aus Stroh und anderen Biomasse-Rohstoffen ersetzbar“, betont ­Sauter. Was er tankt? „Ich habe gar kein Auto. Zur Arbeit fahre ich mit dem Rad.Dabinichetwaseigen,habemir nämlichgeradedassiebenteFahrrad gekauft.Einetolle,Maschine’.“

ZurPerson

Claus Sauter (Jahrgang 1966) schloss 1992 das Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften als Diplomkaufmann in Augsburg ab. 1990 übernahm er den Familienbetrieb, die Alois Sauter LandesproduktenGroßhandlung GmbH & Co. KG, Obenhausen, Bayern, und führte diese fort. Ab 1992 war Claus Sauter als geschäftsführender Gesellschafter, Geschäftsführer und Aktionär für mehrere von ihm mitgegründeten Gesellschaften in Bayern, SachsenAnhalt, Brandenburg und der Schweiz tätig. Im Mai 2006 gründete Sauter die Verbio Vereinigte Bioenergie AG und ist seitdem auch deren Vorstandsvorsitzender.

Claus Sauter war langjährig Präsident und Vorstandsmitglied im Verband der ­Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) sowie Mitglied im Vorstand des European Bio­diesel Board (EBB). Inzwischen hat er diese Funktionen innerhalb des Verbio-Managements ­weitergegeben. Er arbeitet aber weiterhin sehr eng mit den Fachverbänden zusammen, unterstützt deren Arbeit und steht ihnen als Experte beratend zur Seite.

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Fotos: Andrè Kempner; Adobe Stock/Ewald Fröch
Von Ulrich Langer
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Claus Sauter Gründer und Vorstandsvorsitzender der Verbio AG

Vom rheinländischen Österreicher zum überzeugten Thüringer

Matthias Wierlacher leitet seit 20 Jahren die Geschicke der Thüringer Aufbaubank, die wiederum ihren 30. Geburtstag feiert

Er geht als waschechter, überzeugter Thüringer durch. Wer ihm genau zuhört, der bekommt allerdings rasch heraus, dass Matthias Wierlacher rheinländische Wurzeln hat. Tatsächlich wurde der Chef der Thüringer Aufbaubank (TAB) in Hilden geboren, einer 55000 EinwohnerzählendenKommuneinder Nähe von Düsseldorf. Trotz dieser Herkunft ist er Österreicher. „Mein VaterwarÖsterreicher,alsichgeboren wurde, gab es noch nicht die doppelte Staatsbürgerschaft“, erzählt der 58-Jährige, der schon Anfangder90er-Jahreindenkleineren der beiden ostdeutschen Freistaaten kam – und geblieben ist. Seit inzwischen 20 Jahren führt er das vor 30 Jahren ins Leben gerufene Förderinstitut des Landes, ist somit ein profunder Kenner der dortigen Wirtschaft. „Sie hat sich seit der Wiedervereinigungsupertollentwickelt, Thüringen ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Besser hätte es ein Einheimischer auch nichtausdrückenkönnen.EineEinschätzung, der dank seiner Expertisewohlniemandernsthaftzuwidersprechen wagt. SchließlichhatderBankchefharte Fakten zur Hand. Das Land verfügt über eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur, die von einer breit gefächerten Industrie getragen wird,aufderenKontoeinViertelder Bruttowertschöpfung geht. Mit 81 Industriejobs je 1000 Einwohner

liegt Thüringen deutlich über dem Bundesschnitt und weit vor den anderen ostdeutschen Ländern. WorandieAufbaubankaucheinenAnteil hat. Sie setze als zentrales FörderinstitutdesFreistaats„denGroßteil der Förder-, Kredit- und Beteiligungsprogramme des Landes um“, lobte kürzlich Wirtschaftsminister

Wolfgang Tiefensee und verwies darauf, dass sich unter Wierlachers RegiedieBilanzsummevon1,5MilliardenEuroauf3,5Milliardenmehr als verdoppelte.

Problem Firmennachfolge

Finanztöpfe, die auch genutzt werden sollen, um die künftigen Herausforderungen zu bewältigen.

Denn Thüringens Unternehmensstrukturhat,wieinallenneuenBundesländern, eine Schwäche: Die überwältigende Zahl der Betriebe istklein.„Wirbrauchenabergrößere Einheiten“, meint der Bankchef. Denneszeigesich,jegrößereinBetrieb sei, desto mehr Geld gebe er fürForschungundEntwicklungaus.

Ein Schlüsselfaktor, um sich auch langfristig im harten internationalen Wettbewerb zu behaupten.

Wünschenswert seien daher auch

Firmenfusionen .Zudem gebe es in Thüringen viele Unternehmer, die allmählich in Rente gehen wollten, aber es schwer hätten, einen geeigneten Nachfolger zu finden. „Unser Job ist, alles zu tun, um bei Zusammenschlüssenzuhelfen.Zumindest amGelddürfensienichtscheitern“, meint Wierlacher, der auch dem

Vor 20 Jahren begann das

Porsche-Sommermärchen

Das vor 20 Jahren eröffnete Leiziger Werk der Stuttgarter Sportwagenschmiede stößt in völlig neue Dimensionen vor

Es ist ein heißer Sommertag. 1300 Gäste sind am 20. August 2002 gekommen, darunter Bundeskanzler GerhardSchröderundSachsensMinisterpräsident Georg Milbradt. Die beiden Politiker werden in 911 Cabrios zum offiziellen Festakt zur Einweihung des neuen PorscheWerks in Leipzig vorgefahren. Die Stimmungistfröhlich,dieJahrhundertflut, die Sachsen wenige Tage zuvor heimgesucht hat, zumindest zeitweise vergessen. Schröder sagt, die neue Fabrik zeige, dass es sichlohne,qualitativundtechnisch hochwertige Produkte in Deutschland herzustellen.

„Der kleinste unabhängige AutoherstellerderWeltschicktsich hierinLeipzigan,invölligneueDimensionen vorzustoßen“, betont Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking. Das sei „unser Beitrag zum Aufbau Ost“ – den die StuttgarterSportwagen-Schmiedeübri-

Der kleinste ­unabhängige Autohersteller der Welt schickt sich hier in ­Leipzig an, in völlig neue ­Dimensionen ­vorzustoßen.

Wendelin Wiedeking Vorstandschef von Porsche

fOTO: Jacob Schröter

Aufsichtsrat des Technologieriesen JenoptikAGvorsteht.Einwichtiges Instrument ist dabei die Beteiligungstochter.

Umzug abgesagt

Wierlacher fing nach dem Studium der Betriebswirtschaft in Münster als Vorstandsassistent bei der BayerischenVereinsbankan.NachMauerfall und Grenzöffnung wurde er gebeten, die Leitung des Geschäfts in Thüringen zu übernehmen. „Ich fuhr damals mit meiner Frau nach Jena“, erinnert er sich. „Samstagmittagtrafen wir dort ein, die Innenstadt war leer.“ Gering war auch in der örtlichen Zeitung das Angebot an Wohnungen.

Ich habe Spaß daran, immer wieder neue Dinge voranzutreiben.

Trotz der Widrigkeiten fiel auf dem Rückweg die Entscheidung, in den Osten zu gehen. „Dort wird die Post abgehen,alleswirdneu“, überzeugte er seine Frau. Sie versprach, mitzukommen und fand später eine Anstellung als Frauenärztin in Weimar, wohin die Familie zog.

Matthias Wierlacher Chef der Thüringer ­Aufbaubank (TAB)

1999 stand ein Wechsel nach Köln an. Wierlacher erhielt ein lukratives Angebot des damals renommierten Bankhauses Sal. Oppenheim in Köln. Die Kartons für den Umzug ins gerade erworbene Haus in Bad Godesberg waren schon ge-

packt. Doch Lothar Späth, früherer MinisterpräsidentvonBaden-Württemberg und danach Chef von Jenoptik,funktedazwischen,riefihnan und bot die Leitung einer Beteiligungstochter des Konzerns an. Nach kurzer Bedenkzeit nahm Wierlacher an und telefonierte mit seinerFrau:„WirkönnendieKisten wieder auspacken.“ Überhaupt,dasTelefon.Dasklingelte einige Jahre darauf erneut, diesmal war Bernhard Vogel derAnrufer.„Wirbrauchen einen neuen VorstandscheffürdieThüringer Aufbaubank“, avisierte der Ministerpräsident. „Die Bank hatte viele Problemengagements“, berichtet Wierlacher. Deshalb war seine Bedingung, dass die TAB „eine richtige Bank mit dem notwendigen qualifizierten Personal“ werdenmuss.Zudemstieg die Hessische Landesbank mit ein. „Ich habe damals gedacht,dasmacheichdrei,vierJahre, dann schaue ich mich um.“ Doch er hatfestgestellt:„Esisteinganztoller Job.“DasInstitutkönnevielfürThüringen gestalten, das Land voranbringen. Wierlacher ist geblieben. Vertrag verlängert Er hat sich behauptet ungeachtet dessen,dass dieBankdemLandge-

hört und wiederum im Laufe der Jahrevonparteipolitischkonträrzusammengesetzten Regierungen beaufsichtigtwurdeundwird.Schließlich nutzen Politiker gelegentlich solche Posten gerne, um es mit einem Parteimitglied zu besetzen. Aber zum einen achtet die Finanzaufsicht Bafin sehr darauf, dass bei Kandidaten die nötige Fachqualifikation vorhanden ist. Und zum anderen, viel wichtiger, „haben wir uns immer bemüht, gute Arbeit zu leisten“. Das ist parteiübergreifend anerkannt worden. So hat die Bank sich die erforderlichen Freiräume erkämpft, die Zukunft zu gestalten. „Ich bin nicht unpolitisch, gehöre aber keiner Partei an“, sagt Wierlacher und berichtet von einem guten VerhältniszudenMinisterpräsidenten, angefangen von Bernhard Vogel (CDU) bis hin zu Bodo Ramelow (Linke). Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit den Ministern. Der Vertrag von Wierlacher, der in seiner knapp bemessenen FreizeitgerneaufdieJagdgehtundPräsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Thüringen ist, wurde kürzlich bis 2027 verlängert. Erzeigtsichmotiviertundengagiert wieehundje.„IchhabeSpaßdaran, immer wieder neue Dinge voranzutreiben.“ Und so mit dazu beizutragen, dass die Wirtschaft fit wird für dieZukunft.AuchwennereinesTage in den Ruhestand gehen wird: „Wir bleiben in Weimar wohnen.“ So spricht einer, der Thüringer ist –durch und durch.

2020: Erweiterung der Montage­line für die ­Fertigung von Elektrofahrzeugen

gens ohne den Griff in die Taschen der Steuerzahler, also ohne Subventionen geleistet hat. Wiedeking verspricht: „Leipzig wird auch in Zukunft vom konsequenten WachstumskursundErfolgunseres Unternehmens profitieren.“

2014: Werkserweiterung für die Produktion der zweiten Generation des Panamera

TatsächlichhatPorschedashiesige Werk, zu dessen Start der neue Cayenne von den Bändern rollte, aberauchdieRegionLeipziginden bisherigen20JahrendesBestehens deutlichvorangebracht.Warderdamalige Werkleiter Siegfried Bülow zum Beginn der Chef von „nur“ 300 Mitarbeitern, so ist sein Nachfolger Gerd Rupp heute der oberste Bossvon4457Beschäftigten.Bereits fünf Mal hat Porsche das Werk erweitert, die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf knapp zwei Milliarden Euro. Rupp: „Wir haben uns sehr, sehr stark entwickelt.“ Hinzu kommt die Ansiedlung zahlreicher Zulieferer und Logistiker, die oftmals auch für das 2005 eröffnete BMW-Werk im Norden Leipzigs tätig sind. Heute werden täglich 550 Fahrzeuge des Kompakt-SUV Macan ­sowie der Sportwagenlimousine ­Panamera gefertigt. Von 2003 bis 2006 wurde zudem der Carrera GT in einer auf 1270 Exemplare limi­tierten Auflage produziert. Die ­Cayenne-Herstellung wurde 2017 nach Bratislava verlegt, in Sachsen entstanden 738 503 Stück. Seit vier JahrenwirdauchdieKarosseriedes BentleyContinentalGThierzusammenmontiert.

Die Entscheidung für Leipzig fiel bereits1998,Sachsensetztesichdabei gegen 16 Konkurrenten durch. Hintergrundwar:Porschewolltedie Modellpalette mit dem Cayenne erweitern. Am Stammsitz in Zuffenhausen gab es keine ausreichend große Flächen. Es sei gelungen, mit demCayenne„denMythosPorsche auf ein völlig neues Marktsegment zu übertragen“, so Stefan Fegg, ­Leiter dieser Modellreihe. Nicht nur für Leipzig, sondern auchfürPorschehatsichdieExpansiongelohnt.Anfangder90er-Jahre stellte der Autobauer lediglich 23000 flotte Flitzer her. Im vorigen Jahr wurden 301 915 Fahrzeuge an Kunden in aller Welt ausgeliefert, einneuerRekord.AufPlatzeinslandete der Leipziger Macan mit 88362 Verkäufen. Die Elektromobilität macht auch vor den Sport­wagen nicht halt. Im vorigen Jahr waren knapp 40 Prozent aller ausgeliefertenPorscheinEuropaelektrifiziert, also Plug-in-Hybride oder vollelektrisch. Aktuell läuft die Erprobung des E-Macan. Und es ­dürfte weitergehen: In zwei oder drei Jahren soll dem Vernehmen nach der elektrische Panamera auf den Markt kommen. Wahrscheinlicher Produktionsstandort: Leipzig. Das vor 20 Jahren begonnene Sommermärchen geht weiter.

12 GeldMärkte & Leben Stil
Von Ulrich Milde 2002: Feierliche Eröffnung des Porsche Werkes mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er wurde in einem – passend roten – 911 Cabrio vorgefahren. 2000: Spatenstich mit Wolfgang Tiefensee, Wendelin Wiedeking und Kurt Biedenkopf. Fotos: Porsche AG 2019: Start der 5. Erweiterung mit (von links) Knut Lofski, ­Albrecht Reimold, Gerd Rupp, Michael Kretzschmer, Burkhard Jung.

Cyberkriminalität richtet täglich Millionenschäden in Unternehmen an

Cybercrime-Expertin Eileen Walther spricht im LVZWirtschaftspodcast über die Gefahren durch Cyberangriffe

Von Susanne Reinhardt

In der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftspodcasts Macher Ost dreht sich alles um Cybercrime und Cybersecurity. Die Moderatoren Susanne Reinhardt und Marco Weicholdt sprechen mit ihrem Gast Eileen Walther über gezielte Cyberangriffe auf Unternehmen durch Hacker, Erpressung von Lösegeld und Arbeitsausfall in Millionenhöhe, Wirtschaftsspionage, internationale Verflechtungen und politisch motivierte Hacks.

Eileen Walther ist Country Manager Germany des niederländischen IT-Sicherheitsspezialisten Northwave und kann auf langjährigeErfahrunginderkriminalpolizeilichen Bekämpfung von Cyber­crime zurückblicken. Über zehn Jahrearbeitetesiefürdieniederländische Polizei, leitete eine HighTech-Crime-Unitundwarzeitweise zum deutschen Bundeskriminalamt entsandt.

Lesen Sie hier einen Auszug aus der Podcastfolge über die Vorgehensweise von Hackern vom Auffinden einer Sicherheitslücke bis zur Erpressung und Lösegeldforderung:

Susanne Reinhardt: Es ist gar nicht mehr der Computervirus, den man sich Anfang, Mitte der Neunzigerjahre noch mit einer Diskette auf den ­Computer ­gezogen hat und der dann da irgendwie Mist gemacht hat, dann ging ­etwas nicht mehr und man hat eine Software genutzt, die das ­reparieren konnte. Sondern da ­werden heute komplette Unternehmen lahmgelegt. Wie läuft das ab? Wie passiert es, dass Firmen gehackt ­werden?

Eileen Walther: Es gibt für alles einenSpezialisten.Dasheißt,esgibt einen,dersuchteineSchwachstelle. Das ist relativ einfach. Deshalb soll auch jeder selbst ein Schwachstellen- also Vulnerability-Assessment machen, damit man sieht, wo steht die Tür auf. Ein Hacker findet also eine Tür, öffnet sie und organisiert die Möglichkeit, auch wieder zurückzukommen. Dieser Zugang wird dann in den Underground verkauft.EinandererkauftsichdenZugang.

Susanne Reinhardt: Die Tür ist der Eingang ins interne Unternehmensnetzwerk?

Eine Schwachstelle, die man von außenbenutzenkann,umineininternesNetzwerkreinzukommen,genau

Susanne Reinhardt: Also die wird gar nicht in dieser Hackergruppe an sich genutzt, sondern wird an jemanden weiterverkauft für...? Für wenig Geld. Ich sag mal 50 Euro.

Susanne Reinhardt: Ist das wirklich so ­wenig? Und dann gibt man das weiter und wieder jemand ­anderes macht dann richtig Unfug, salopp gesagt, und nutzt ­diesen ­Eingang, um das Unternehmen ­gegebenenfalls auch zu erpressen und Daten zu stehlen?

Hmm, ja, dann sind wir schon ein paar Schritte weiter. Erst kommt der nächste und versucht, sich in dem Netzwerk weiter zu bewegen und einenÜberblickzuverschaffen:Was

DieBonitätalsVisitenkarte

OffeneFinanzkommunikationwirdimmerwichtiger

DasEndederCoronahilfen,steigendeRohstoffpreise,Inflation,Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel–WieesumGeschäftspartnerinnenundGeschäftspartnersteht, istaufgrundaktuellerRahmenbedingungenschwierigereinzuschätzenalsnoch voreinigenJahren.„UmSpekulationenund Vermutungenvorzubeugen,sollteFinanzkommunikationeinfesterBestandteilder Geschäftstätigkeitsein“,sagtAnettHesse, VertriebsleiterinbeiCreditreformLeipzig. DennnurwerseinefinanzielleSituation offenlegt,erwirbtdasnötigeVertrauen. LiquiditätundeineguteBonitätsinddabei dasAundO.„Wererfolgreichseinmöchte, musssich–auchmitbelegbarenZahlen–gegenüberKunden,Lieferanten,Banken undMitarbeiternalsstabiler,belastbarer Partnerpräsentieren.“

Effekteeineraktiven

Finanzkommunikation

TatsächlichführteineaktiveFinanzkommunikationvielfachzumErfolg.Lauteiner UmfragederCreditreformWirtschaftsforschungberichtenmehralsdieHälfteder UnternehmenvoneinerVerbesserungihrer

Reputation.MehralszweiDrittelngelingt es,dasVertrauensverhältniszuKapitalgebernzuvertiefen.„WerFinanzkommunikationkonsequentanwendet,kannalsomit weiterenpositivenEffektenrechnen,etwa dieBonitätaktivbeeinflussen,dieKapitalkostensenkenundEntgegenkommenbei Sicherheitenerwarten“,erklärtAnettHesse.

CreditreformalsPartner

derUnternehmen

CreditreformLeipzigermöglichtUnternehmen,wertvolleundsichereGeschäftsbeziehungenaufzubauen.„Unsere BonitätsinformationensindoftdieBasisfür schnelleAuftragsvergabeundKredit-

entscheidungen.BeifundiertenundaktuellenInformationenkönnensoKreditentscheidungs-Prozesseohnezusätzliche AuflagenundSicherheitendurchgeführt werden,“AnettHesseweiter.

AlsPartnerderUnternehmenbraucht Creditreformmöglichstausführlicheund vollständigeUnterlagenzurwirtschaftlichenSituationeinerFirma.DenAnfang machtdabeidieeigeneBonität.„Wissen Sie,wieesumIhreeigeneBonitätsteht?

WissenSie,welcheDatenüberIhrUnternehmenbeiAuskunfteienvorliegen?“AntwortaufdieseFragengibtdieSelbstauskunftüberdaseigeneUnternehmen.DiesekönnenUnternehmerinnenundUnternehmerkostenlosbeiAuskunfteienanfordern.„WennSieIhreBonitätimmerim Blickhaltenwollen,bietetCreditreform denService„MeineBonität“an.Damit könnenSieihreSelbstauskunftjederzeit einsehenunderkennen,wieIhreBonität bewertetwird.SowissenSie,wieIhrUnternehmenvonGeschäftspartnernwahrgenommenwird“,beschreibtAnettHesse.

DarumistFinanzkommunikationwichtig

· VonWettbewerbernabgrenzen.

StabilitätundSicherheit signalisieren.

· VertrauenbeiKundenund Geschäftspartnernstärken.

Zahlungskonditionenbei Lieferantenverbessern.

Finanzierungsmöglichkeiten ausbauenundoptimieren.

Eileen ­Walther während der ­Aufnahme des LVZWirtschafts­podcasts.

Foto:

Wolfgang Sens

gibtesanAssets[Anm.d.Red.:Werte], was versucht dieses potenzielle Opfer zu schützen und womit kann man diese Organisation erpressen, HR-Daten, Intellectual Property [Anm. d. Red.: geistiges Eigentum] und so weiter. Man schaut, wie weit man sich im Netzwerk bewegen kann, versucht Zugang zu bekommen, Adminrechte und so weiter, damit man das alles wieder verkaufen kann – an denjenigen, der die Zugänge nutzt, um Ransom­ware zu implementierenoderandere Ziele zu erreichen.

Marco Weicholdt: Also Erpressung dann tatsächlich. Genau. Das ist dann wieder der nächste SchrittunddieseZugängeinklusive Adminrechten sind natürlich wieder viel mehr wert. Man hat quasi eine Wertschöpfungskette.

Susanne Reinhardt: Das hätte ich nie erwartet, dass das tatsächlich so ­abläuft. Ich habe immer gedacht, okay, da ist eine Gruppe, die sich auf ein Unternehmen stürzt und das alles alleine macht. Also innerhalb dieser Gruppe. Wie bemerken die Unternehmen denn einen Angriff? Dann geht plötzlich nichts mehr?

Ja, genau so. Also das merkt man schon, wenn es nicht gerade Wirtschaftsspionage ist zum Beispiel. Dann merkt man es im schlimmsten Fall gar nicht. Aber bei Erpressung: Derjenige, der Montagfrüh als ersterdenRechnerstartetundversucht zu arbeiten, kriegt mit, dass vieles oder alles gesperrt ist. Und da ist auch eine Notiz dabei mit Kontaktdaten von den Angreifern und der Telefonnummer vom Servicedesk, den man anrufen kann, wenn man wieder arbeiten möchte.

Susanne Reinhardt: Servicedesk ist auch schön. Ja, so nennen sie das aber tatsächlich.

Marco Weicholdt: Das ist dann eine Festnetznummer irgendwo? Kann

man daraus Rückschlüsse ­ziehen, wo die Hacker sitzen? Leider nicht. Dann wären wir bestimmt viel weiter gewesen mit der Bekämpfung. Das läuft alles per ­E-Mail mit anonymen Accounts. Und ja, das ist für die Kriminal­polizei tatsächlich schwieriger nachzuvollziehen, wer hinter dem Cyberangriffsteckt.Diejenigen,mit denen man zu tun hat, das sind ja ­tatsächlich auch nur ServicedeskMitarbeiter.Dassindnatürlichnicht dieBigBrainsbehind[Anm.d.Red.: Strippenzieher]dieser­Orga­ni­sa­tion. Und die Servicedesk-Mitarbeiter sagen dann auch, wenn man in der Verhandlung ist ‚da müssen wir jetzt erst mal unseren Chef fragen’ oder ‚das ist außerhalb meines ­Mandats’.

Die gesamte Folge gibt es auf LVZ.de und auf den bekannten Podcast-Plattformen oder QR-Codescannen und ­direkt ­anhören:

IndemaktuelleUnternehmensinformationeneingereichtundunvollständigeDaten ergänztwerden,könnenUnternehmen aktivanihrerBonitätsbewertungmitwir-

ken.BeiCreditreformgehtdiePflegeder DatenganzeinfachmithilfederUnternehmensbefragung–online,schriftlich,telefonischaberauchpersönlichvorOrt.

CrefoZert:Goldmedaille imGeschäftsprozess

JedesJahrzeichnetCreditreformrund 1500mittelständischeUnternehmenmit demBonitätszertifikatCrefoZertaus.Mit demZertifikathabenUnternehmendie Möglichkeit,ihreguteBonitätaktivzu kommunizieren.DiebegehrteAuszeichnungbestätigtabernichtnureineausgezeichneteBonität,sondernauchein tadellosesgeschäftlichesVerhaltensowie einepositivePrognosefürdieZukunft. DasGütesiegelisteinQualitätsmerkmal, dasVertraueninderFinanzkommunikationschafft. DieVergabederZertifizierungistjedoch anstrengeKriteriengeknüpft.DerPrüfprozess,derüberdieAuszeichnungent-

scheidet,istdreistufig:WichtigstesKriteriumisteinguterbisausgezeichneter Bonitätsindex,derzwischen100und249 liegenmuss.ZudemdarfdieAnalysedes eigenenaktuellenJahresabschlusseskeinerleiHinweiseaufBonitätsrisikenergeben.UndschließlichmüssenUnternehmenineinemausführlichenInterviewzu maßgeblichenRisikenundihrenZukunftsperspektivenStellungnehmen.Die Zertifizierungwirdgleichzeitigindie CreditreformDatenbankaufgenommen. SoerhaltenGeschäftspartnerbeiAbruf derAuskunftdirektdenHinweisaufdie außergewöhnlichguteBonitätdesUnternehmens.

BankenprüfenUnternehmenvorder KreditvergabeundwährenddergesamtenKreditlaufzeit.Früherwurdedafür vielPapierhin-undhergeschicktund Datenwurdenhändischeingegeben. „ZeitsparenUnternehmerinnenund UnternehmermitdemDigitalenFinanzbericht,denCreditreformineinemvon derBundesbankgeführtenKonsortium mitentwickelthat.“MithilfevonCreditreformpflegenUnternehmenihrengutenRufalssolventesundverlässliches Unternehmen,dastransparentüberseineZahlungsfähigkeitberichtet.

CreditreformLeipzigNiedenzuKG

Hahnekamm1|04103Leipzig

Telefon:03419944-0

Fax:03419944-133

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Es gibt für alles einen ­Spezialisten.
Eileen Walther Country Managerin Germany Northwave
Foto:YuriArcurs/iStockphoto.com

WennesumLifeSciences oder Bio-Wissenschaften geht, führt heute kein Weg mehr an Sachsenvorbei.DerFreistaatgehört indiesemSektorzudenspannendsten Regionen Deutschlands und zeigt, wie sich Tradition, Innovation und staatliches Engagement erfolgreich verknüpfen lassen.

In den vergangenen zwanzig Jahren ist hier mit Unterstützung der Biotechnologie-Offensive des Landes ein besonders innovatives und dynamisches Ökosystem entstanden. „Es hat sich ausgezahlt, dass in die Infrastruktur sowie den Aufbau wissenschaftlicher Expertise an den Hochschulen investiert wurde. Aufbauend auf traditionsreichen Unternehmen wurde damit eine hervorragende Basis für weitere zukunftsträchtige Entwicklungen gelegt“, zieht Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), Bilanz. Genauso entscheidend sei aber auch der hohe Grad derVernetzungvonForschungund Unternehmen, die branchenübergreifende Zusammenarbeit in vielenIndustriezweigenunddiepassgenaueUnterstützungdurchBranchennetzwerke wie Biosaxony. Inzwischen arbeiten über 330 Unternehmen und Forschungsinstitute mit zusammen 15500 Beschäftigten in den Querschnittstechnologien Biotechnologie, Medizintechnik und Pharmazie an Lösungen für die menschliche Gesundheit. Hidden Champions Der Standort bietet nach Horns Einschätzung mit seinem agilen Umfeld optimale Bedingungen für die verschiedensten Akteure, die dabei auch auf langjährige Traditionen und grundlegende Entwicklungen aufbauen konnten. So wardieErfindungdesOdolsdurch KarlLingnergleichzeitigGrundlage für heutige Hygienetechnologien, deren hohe Relevanz sich in der Corona-Pandemie gezeigt hat. Die Produktion pharmazeutischer Erzeugnisse in der Salicylsäurefabrik v. Heyden in Radebeul wird heutevonderArevipharmafortgesetzt. Auch der Urologiespezialist Apogepha ist seit über 120 Jahren in Dresden erfolgreich. International führende Pharma-Unternehmen, wie GlaxoSmithKline – einer derWeltmarktführerfürImpfstoffe – konnten mit dem Aufbau neuer Fertigungsstandorte daran anknüpfen.

Danebensindaberauchzahlreiche erfolgreiche Mittelständler und Hidden Champions hier zu Hause.SogehörendieFreitalerDr.

Müller Gerätebau GmbH und die Leipziger Fischer Analysen Instrumente GmbH zu den international führenden Herstellern von Systemen für die Diabetesdiagnostik und -therapie beziehungsweise zu den Anbietern von Geräten zur Atemgasanalyse. Dazu kommen Start-ups wie Anvajo aus Dresden, Entwickler einer der weltweit kompaktesten Universalplattformen für Flüssigkeitsanalysen, und eCovery aus Leipzig, die eine App zum medizinischen Reha-Training für zu Hause anbieten.

Dieses breite Spektrum zieht auch viele weitere international führendeUnternehmenan,wiedie GenewizGermanyGmbH,einführender Genomik-Dienstleister mit europäischem Sitz in Leipzig, die B. Braun Avitum Saxonia GmbH, die in Wilsdruff ihre europaweit modernste Produktionsstätte sowie ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dialysatoren hat oder die Skan AG in Görlitz, einer der Weltmarktführer bei Reinraumausrüstungen. Interessant seien sächsische Unternehmen auchfürInvestoren,meintHorn.So istkürzlichdieirischeKerry-Group bei der Leipziger c-lecta GmbH, die sich mit Enzym-Engineering beschäftigt, eingestiegen.

Life-Sciences-Branche hat großes Innovationspotenzial

Leipzig als Gastgeber der internationalen FlyPharma und BIO-Europe 2022

LifeSciences-StandortSachsen

Forschungseinrichtungen

15500 Beschäftigte

Davon: 230

1,9Mrd. Euro Jahresumsatz

10500 Beschäftigte

45000 Beschäftigte

Auch in der Forschung hat sich Sachsen in den vergangenen Jahren im Life-Sciences-Sektor nationalundinternationaleinenhervorragenden Ruf erarbeitet und ist inzwischen nationales Leistungszentrum bei den Themen Zell- und Gentherapie sowie Regenerative Medizin. Stellvertretend dafür stehen das Leipziger Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) sowie das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), ein europaweit einzigartigesExzellenzcluster.DasCRTDerforscht das Selbstheilungspotenzial des Körpers, um neuartige Therapien für bisher unheilbare Krankheiten zu entwickeln. Auch die sächsische Krebsforschung hat weltweit einen Namen – sowohl in der frühzeitigen Diagnose als auch in der innovativen Behandlung. Die Behandlung von Krebserkrankungendurcheinebiologischindividualisierte und technologisch optimale Strahlentherapie entscheidend zu verbessern, ist das Ziel des Dresdner Zentrums ZIK OncoRay, in dem 80 Wissenschaftler fachübergreifend arbeiten.

MehrlebendigeIdeensindzufindenauf:www.standort-sachsen.de/lifesciences

Quelle: Life Sciences Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH

GRafik: Freepik.com, Montage Agnes Müller

Steigende Chancen auf internationalen Märkten

Interview mit Andrea Schlütter, Branchenleiterin Life Sciences bei der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS)

Die Corona-Pandemie hat den ­Life-Sciences-Sektor stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Was zeichnet sächsische Firmen in diesem Bereich aus?

Die Unternehmen haben einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Pandemie geleistet und gezeigt, wie schnell sie sich auf solche Krisensituationen einstellen können. Mit Hochdruck wurde vor allem im Diagnostikund Textilbereich an innovativen Verfahren, Technologien und Produkten gearbeitet – etwa bei der HerstellungvonTestsoderSchutzmasken.

Einige Unternehmen haben sich ­dabei auch neue Geschäftsfelder ­erschlossen?

Richtig. So ist das Start-up PCS GmbH das Ergebnis einer zweijährigen intensiven Kooperationsund Entwicklungsarbeit zwischen der Seiwo Technik GmbH aus Hohenstein-Ernstthal und der 4.0 Automation aus dem Vogtland.

Gemeinsam wurde ein Frühwarnsystem für Infektionen entwickelt, das aus einer App und einer Gesundheitsuhr besteht.

Potenzial sieht die sächsische Wirtschaftsförderung (WFS) vor allem in der branchenübergreifenden und interdisziplinären Zusammenarbeit. Wie unterstützen Sie das?

Ein bewährtes Instrument sind Projektwerkstätten, die wir regelmäßig mit unterschiedlichen Netzwerken und Partnern durchführen. Der Bereich Life Sciences ist vor allem interdisziplinär ausgerichtet, stellt selbst in vielen Aspekten eine QuerschnittstechnologiedarundspieltinvielenBranchen eine Rolle. Daraus resultieren umfangreiche Anknüpfungspunkte und Synergieeffekte.

Haben Sie da ein Beispiel? Beispielhaft möchte ich die Zusammenarbeit mit den WIR!-Bündnissen „GRAVOmer“ nennen, das sich mit der Herstel-

lung und Gestaltung funktionaler Oberflächen beschäftigt, und „DIANA“.DortliegtderFokusauf Technologien für zukunftsfähige Point-of-Care-Diagnostik,dieeine dezentrale Vor-Ort-Analytik ermöglichen.

Wie sieht es für sächsische ­Unternehmen auf internationalen Märkten aus?

InvielenLändernwachsendieAnforderungen an die Gesundheitsversorgung. Damit steigen auch die Chancen sächsischer Unternehmen. Die WFS unterstützt das mit Messebeteiligungen, wie bei der Arab Health in Dubai, aber auch durch Unternehmerreisen.

Ende August ist eine Reise in die Schweizgeplant,dieaufgrundder dort ansässigen Unternehmen im Pharma- und Biotechnologie-Sektor ein interessanter Markt ist. Die Bedeutung wird zudem noch durch die starke InvestitionstätigkeitschweizerischerUnternehmen in Sachsen unterstrichen.

rerseits sind Märkte wie die USA relevant, wenn es um Kapital­akquise geht. So gab es für das DresdnerUnternehmenGemoab–jetztAvencell–,dasKrebsmedikamente entwickelt, eine kräftige ­Finanzspritze eines amerikanischen Investors.

Smart Medical Anwendungen Durch die traditionell starke Branchenkompetenz in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik, Sensortechnik, 5G-Mobilfunk, Automatisierung und Robotik entwickelt sich in Sachsen zudem eine wachsende Kompetenz für Smart Medical Anwendungen – sei es im Bereich Telemedizin, Point-ofCare-Diagnostikodercomputerassistierte Chirurgie. Wirtschaftsförderer Horn ist überzeugt, dass dabei die interdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit ein wichtiger Baustein ist, „der ganz wesentlich zum Erfolg dieser Projekte beiträgt“. Dazu wird bereits an den verschiedensten Projekten gearbeitet. Die mitdenkende Operation entwickelt das Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie an der Universität Leipzig mit computergestütztenTechnologienundintelligenten Assistenzsystemen und gilt hier weltweit als Pionier. Die Bewerbung für das Groß­forschungszentrum Center for ­Medicine Innovation (CMI) im Leipziger Raum setzt für die Entwicklung personalisierter Medizin auf die Kerntechnologien Künst­liche Intelligenz, Softwarebasierte Wirkstoffmodellierung, Zell- und Gentherapien sowie intelligente vernetzte medizintechnische Systeme.

Messe-Doppel in Leipzig Stärker in den Fokus der weltweiten Pharma- und Biotechnologiebranche rückt Sachsen in diesem Jahr als Gastgeber der FlyPharma und der BIO-Europe, die beide Ende Oktober in Leipzig stattfinden werden. „Beide Messen sind international etabliert und anerkannt. Insofern freuen wir uns sehr, dass wir damit die Gelegenheit haben, das vielfältige Know-how und die hohe Attraktivität des Life-Sciences-Standortes Sachsen einem breiten Fachpublikum vorzustellen“, sagt Horn. Das langfristige Ziel ist es, den Freistaat als wichtigen Akteur international fest zu etablieren und das große Wachstumspotenzial in diesem Sektor bestmöglich auszuschöpfen, um hochwertige und attraktive Jobs für Menschen aus aller Welt anbieten zu können. „Genauso wollen wir aber auch unsere sächsischen Unternehmen der Branche dabei unterstützen, internationale ­Märkte zu bedienen und dort neue Kunden zu gewinnen. Auch dafür bieten wir zahlreiche Unterstützungsangebote wie Unternehmerreisen und Messebeteiligungen an“, so Horn.

14 GeldMärkte & Leben Stil
Ande- Von Ulrich Milde Andrea Schlütter, Branchenleiterin
Life Sciences bei der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH. Foto; WfS
450 Zulieferer undDienstleist e r 300 U n ternehmenLife Sciences 30
Von Ulrich Milde
e h m enMedizintechnik
nretnU

ISTDEINEKARRIERE CYBERSICHER?

WenndueineKarriereimBereich Informationssicherheitanstrebst,scheinendie Möglichkeitenendlos.WennduallerdingsWertdarauf legst,gemeinsammitechtenExpertenzuarbeiten, solltestdudirNorthwaveansehen.Wirbietenein internationalesundinformellesArbeitsumfeld,indem duselbstdeineEntwicklungbestimmenkannst.

Wirsindursprünglicheinniederländisches Unternehmenundliefernintelligente, integrierteInformationssicherheitfürMittelundGroßunternehmeninallenSektoren.Unser internationalrenommiertesIncidentResponseTeam (NW-CERT)stehtjedenTaganvordersterFrontund wehrtgroßedigitaleAngriffeab.

Dasheißt,dassduinmultidisziplinärenTeams mitIT-Sicherheitsexperten,Incident-Respondern, Krisenmanagern,SOC-Analysten,ethischenHackern, Juristen,PsychologenundOrganisationsexperten zusammenarbeitest.Diesgeschiehtineineroffenen, informellenKultur,inderFreiraum,Respekt,Fairness, EffizienzundRealitätssinnimVordergrundstehen. Woundwieduambestenarbeitest,istweitgehenddir überlassen.SowirdArbeitenbeiNorthwavezuetwas Außergewöhnlichem.

InderDACH-Regionagierenwirvonunserem HauptsitzinLeipzigausunderöffnenBürosim GroßraumHamburg,inBonn,München,Zürichund Wien.Wirsindmitmehrals200Kollegeninvielen europäischenLändernaktivundimmermehrKunden entscheidensichfürdie IntelligentSecurityOperations vonNorthwave.

GernekommenwirinKontaktmitProfis,die CybersicherheitundihreeigeneKarriereernst nehmen.WirsuchenengagiertezukünftigeKollegen, welchemitderFreiheitundderVerantwortung umgehenkönnen,dieNorthwavebietet.Wirmöchten erfahreneFachexpertenmitbesterBranchenkenntnis ebensotreffenwiejungeTalente,dieIhreKarriere inderIT-Sicherheitmitunsvoranbringenundsich ständigweiterbildenmöchten.

BusinessSecurityConsultant(m/w/d)

HastdudasZeugdazu,deineKundenimHinblick aufihreSicherheitsrisikenzuberaten?

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KannstdueinenAngriffbeiunserenKunden sorealistischwiemöglichgestalten?

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WirstduTeildesManagement-TeamsNorthwave DeutschlandundleitestdieCyberSecurity FachabteilungfürdieDACH-Region?

DirectorBusinessSecurityDACH(m/w/d)

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WEITEREINFORMATIONEN FINDESTDUUNTER

ZweiJahreNorthwave inLeipzig

DieVorgehensweisevonHackernwird professionellerundaggressiver

DieZentraledesniederländischen

IT-Security-UnternehmensNorthwave fürdendeutschsprachigenRaumist seitzweiJahreninLeipzigangesiedelt. SeitdemsindfünfzehndeutscheSpezialisteneingestellt,durchaktivesRecruitingsolldieseZahlschnellgesteigert werden.„DiehervorragendeAnbindung desStandorts,dasgroßeEinzugsgebiet derMetropoleundderSpiritinder Stadtwarendieausschlaggebenden GründefürdieWahlLeipzigs.“,erklärt dieCountryManagerinGermany,Eileen Walther.

WichtigfürCyberSecurity-Expertin Waltheristes,denFirmenchefsklarzumachen,dassmeistschoneinegute BasisfürInformationssicherheitsmanagementvorhandenist.„DieProzesse sindähnlichwieimQualitätsmanagement,siemüssenebenangepasstund mitdemnotwendigenSecurityKnowhowdefiniertundaufgestelltwerden“, weißWaltherauseigenerlangjähriger Erfahrung.„FürvieleGeschäftsführer istdasThemakomplexundgefahrenbehaftet,abermitunsererUnterstützungbrauchtmanvordieserAufgabe

nichtzurückschrecken“.Wichtigistnur eines:manmussesmachen,bevoretwaspassiert.

DieVorgehensweisevonHackernwird professionellerundaggressiver.Inder neuenFolgedes„MacherOst“-PodCast sprichtdieLVZausführlicherüberEntwicklungenimCyberundergroundmit EileenWalther,diesichvorihrerKarrierebeiNorthwaveüberzehnJahremit derkriminalpolizeilichenBekämpfung vonCyberkriminalitätbeschäftigthat. „NichtsmachtdieDringlichkeitvonSicherheitsospürbarwieeinerfolgreicherAngriff“.

AberauchindiesemFallbietet NorthwaveLösungenzurSchadensminimierungund-behebung.BeiAnrufder Notfallnummerwirdunverzüglichdas ComputerEmergencyResponseTeam zurLagegeschickt,umdieSysteme wiederschadsoftwarefreizukriegen.Im NormalbetriebwirdauchdieserVorgangregelmäßigbeimKundenalsKrisenübungtrainiert,dannnatürlichnur mitdeneigenensogenannten„ethischenHackern“vonNorthwave.

BeiBedrohungsofortigeGegenmaßnahmen

LVZ-GeschäftsführerBjörnSteigert: FrauWalther,wirhabenSiekennengelernt,alssiemitderniederländischenNorthwaveGroupdieNorthwave DeutschlandGmbHinLeipziggegründethaben.WieläuftderGeschäftsaufbau?

EileenWalther,CountryManagerGermany: DerAufbauunseresFirmensitzesfürdenWirtschaftsraumDeutschland,ÖsterreichundderSchweizläuft nachPlan.UnserVorteilwar,dass wirnichtvonNullanfangen mussten,unserestarke ZentraleinUtrecht mitüber220 CyberSecuritySpezialistenund -Spezialistinnen unterstütztuns vonBeginnan. DadieNachfragesogroßist, istesentscheidend,dasswirauf 16JahreErfahrungbeimThema IT-Sicherheitaufbauenundunsere Kundenhiersofortausgereifte ManagedSecurity Servicesanbieten konnten.

Steigert: Das ThemaIT-Sicherheitistgerade jetztdurchdie offenausgetragenenCyberangriffeinaller Mundeundauch indenGeschäftsleitungenderUnternehmensehrpräsent.DerCyberundergroundisteine dergrößtenRisikenfürFirmeninder heutigeninternationalenunddigitalen Welt.TrotzdemhöreichinGesprächen oft,dassGeschäftsführerundVorständedasThemaihrenIT-Abteilungen überlassen.WirddasderBedeutung dieserGefahrenlagegerecht?

NorthwaveDeutschlandLeiterin

unmittelbardieExistenzeinesUnternehmens. VorständeundGeschäftsführermüssen jederzeitinderLagesein,Entscheidungen,AbwägungenvonSituationenund entsprechendMaßnahmengegenüber Gefahrenlagentreffenzukönnen.Aber auchdenKunden,Gesellschafternund weiterenBezugsgruppenistmanmit einervorausschauendenundresilienten,aufSicherheitausgerichtetenGeschäftsstrategieverpflichtet.Das istfürdiekontinuierliche Marktteilnahmezwingendnotwendig. Daherverdient dasThemaCybersicherheit ihrevolleAufmerksamkeit, dennesgeht umunternehmenskritische Entscheidungen unddieVermeidungmöglicher hoherVerluste. DieskanneineFirmainihrerExistenzbedrohen,bis hinzurInsolvenz. Daherrateichimmerdringend,dass auchdieGeschäftsleitungsich demThemaannimmtunddas QualitätsmanagementvonIT-Sicherheitunabhängigorganisiert. DabeiunterstützenwirinallenBereichenundbeiallenProzessenundStrukturenzurErreichungbestmöglicherIT-Sicherheit.

Steigert: DieBotschaftistklar,aber wiesetzenUnternehmensleitungen dieHinweiseum,wennsieihreSicherheitsmaßnahmenverstärkenwollen?

ausgereifterAnsatzistBestandteildes RisikomanagementsderOrganisation undbenutzteinsogenanntes„InformationSecurityManagementSystem“.Mit unserem„SecurityOfficeasaService“ setzenwirdiesfürunsereKundenum. SobehaltenGeschäftsführerundVerantwortlichedieKontrolle,auchundgeradeinpotentielgefährlichenLagen.“

Steigert: Wiekannmanverlässlich feststellen,dassdieSituationunter Kontrolleist?

Walther: WennSieeinenunabhängigen Beweisdafürhaben.Wirüberwachen dieITunsererKundenrundumdieUhr imNorthwaveSecurityOperationsCenter(SOC)inUtrecht.DieseDienstleistungistdazugedacht,dassBedrohungslagenschnellentdecktundGegenmaßnahmeneffektiveingesetzt werdenkönnen. DabeiwirdindirektauchdasZusammenspieltechnischer,organisatorischer undverhaltensbezogenerMaßnahmen überprüft.ManerkenntzumBeispiel nichtnureinePhishingkampagnegegendaseigeneUnternehmen,eswird auchsichtbar,inwieweitdieMitarbeiter hierfüranfälligsind.Menschensindein wichtigesTeilinderSicherheitskette. Mitunserem„ACT-Cybersafe“ProgrammbietenwireineneffektivenWeg fürsicheresarbeiten.

Steigert: WarumsolltenUnternehmen diesenMaßnahmenkomplexouttasken?

Walther: VieleOrganisationenmüssen sichindenBereichInformationssicherheitdengleichenHerausforderungen stellenwiemultinationaleKonzerne, verfügenabernichtüberdiegleichen Ressourcen.AusdiesemGrundhaben wirunseregesamteErfahrung,ExpertiseundFähigkeitenineineneffizienten 360°-Ansatzgegossen,umauchdiesen OrganisationenhochwertigeSicherheit zuermöglichen.“

Der360-Grad-Ansatz vonNorthwave:fundierte Sicherheitsbewertung vonUnternehmen

AmAnfangjederVerbesserungderSicherheitsstrukturenstehtdieBestandsaufnahmeim eigenenUnternehmen.Wieistdiekonkrete Bedrohungslage,wosinddieRisikenundwie kanndasSicherheitsmanagementundder Datenschutzverbessertwerden.Durchein„State ofSecurity-Assessment“führtNorthwaveeine kombinierteUntersuchungzuallenAspektender InformationssicherheitundaktuellenEinhaltung derDatenschutzbestimmungendurch.

Indem360-Grad-AnsatzwerdendieRichtlinien, Verträge,DokumentationenundVerfahren geprüft,InterviewsmitdenVerantwortlichen geführtunddasgesamteSicherheitssystemmit einemrealistischenAngriffsszenarioaufseine Wirksamkeitgeprüft.EbensowirddieReaktion derMitarbeiteraufdieBedrohungslagegetestet undihrenUmgangmitpotentiellgefährlichen Vorgängen,zumBeispielbeiPishingMails.

DieErgebnissediesesumfassendenTestsund derBestandsaufnahmezudenbestehenden SicherheitsmechanismengebenderGeschäftsleitungEinblickeindenIst-StanddesSicherheitssystems.Northwaveerarbeitetdarauf basierendkonkreteVerbesserungsvorschläge, dieineinemKonzeptmitBudgetindikation präsentiertwerden.DiepersönlichePräsentation schafftdabeieinbesseresBewusstseinfürdie Bedrohungslage,VertrauenzwischenKunden undNorthwave-SpezialistenunddenWunsch, dieSicherheitslagezuverbessern.Damitdie ReisedurchdiedigitaleWeltsichererverläuft unddieUnternehmensleitungZeitfürdas Wesentlichebehält:ihrKerngeschäft.

Walther: DieGefahrenabwehrundwirksameMaßnahmengegenCyber-AngriffesinddieAufgabederUnternehmensführung,dennsiebetreffendirektund

Walther: BeiderSicherheitgehtes nichtumeinmaligeAktionenundÜbungen.DasInformationssicherheitsmanagementsollteineinemkontinuierlichen„Plan-Do-Check-Act-Zyklus“sichergestelltwerden.Einbewährterund

Steigert: VielenDankfürdenAustauschzudiesemfürunsallewichtigenThema.DieMadsackMediengruppefreutsich,NorthwavealsSecurity PartneranunsererSeitezuhabenund wirwünschenIhnenvielErfolgmit demAusbauderZentraleinLeipzig.

MehrInformationenzurNorthwave: www.northwave-security.com

BrauchenSieHilfebeieinemCybervorfall?

DasNW-CERTist24/7erreichbarunter:

+31850437909

„Wirhelfen Organisationendabei, IhrGeschäft kontinuierlichgegen Cyber-Angriffe zuschützen“
EileenWalther
Bild:JodiLiu,NorthwaveGroup2022©
Über220CyberSecurity-SpezialistinnenundSpezialistenhelfenauchimNotfall,umSystemeschnellwiederzumLaufenzubringen.

Energielösungen für Quartiere

Leipziger Stadtwerke und Tilia bündeln ihr Know-how in einer Tochterfirma

Mankanndaseinetun,ohne das andere zu lassen.

Da bauen die Leipziger Stadtwerke gerade für 180 Millionen Euro das HeizkraftwerkSüd.Ende2022soll„einesder saubersten Gaskraftwerke der Welt“, so das Unternehmen, in Betrieb gehen und Fernwärme zunächstausGasundspätermöglichst aus grünem Wasserstoff erzeugen. Damit beginne der Einstieg in den schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohle-Versorgung für die Fernwärme.

Doch neben diesem zentralen Großprojektfüreineumweltfreundliche Energieversorgung setzen die Stadtwerke im Rahmen eines technologischenMixesauchaufdezentrale Lösungen für Quartiere, weil die Energiewende vor allem lokal stattfindet. Dazu betreibt der kommunale Betrieb gemeinsam mit der Tilia GmbH eine Gemeinschaftsfirma Quartiersenergie GmbH, die sich dieser Thematik annimmt. Die Stadtwerke halten 67 Prozent der Anteile, Tilia den Rest.

Gute Ergänzung

„Wir haben festgestellt, dass wir uns gut ergänzen“, begründet Quartiersenergie-Geschäftsführer Klaus-Joachim Pfeuffer die nun auch rechtlich besiegelte Zusammenarbeit. Tilias Part ist hierbei die Entwicklung, konzeptionelle Aus­legung und Umsetzung der Projekte. Der Schwerpunkt der Stadtwerke liegt im langfristigen Betrieb der Infrastruktur und der effizienten und klimagerechten Versorgung der Quartiere. „Wir bündeln hier unsere Kräfte“, ergänzt Christoph Schaal, Bereichsleiter Energielösungen der Stadtwerke und zugleich Geschäftsführer bei Quartiersenergie. Das Akquisepotenzial für Quartierslösungen habe sich ­damit deutlich erhöht. Mit dem EinstiegindieQuartiersenergieisteine schon vor mehreren Jahren begonnene Kooperation zur energetischen Stadtentwicklung nun auch gesellschaftsrechtlich fixiert worden.

Wir haben­festgestellt, dass wir uns gut ergänzen.

Klaus-Joachim Pfeuffer Quartiersenergie-Geschäftsführer

HoherSanierungsbedarf

beidenGebäuden

In einem Quartier werden mehrere Gebäude zusammen und im räumlichen Zusammenhang betrachtet.DasgiltfürNeubaugebiete wie für den Bestand. So können etwa lokal verfügbare Photovoltaikund Solarthermieanlagen, BlockheizkraftwerkeundWärmepumpen mit zentralen und dezentralen thermischen Energiespeichern verknüpftundbetriebenwerden.Nach Einschätzung der Deutschen Energieagentur(dena)werdendurchintelligente Planung im Quartier oder Stadtviertel erhebliche Effizienzpotenziale freigesetzt. „Die energetische (Um-)Gestaltung von Stadtteilen ist ein wichtiger Aspekt bei der nachhaltigen Entwicklung ganzer Städte, die ihre Ressourcen so klimaschonend wie möglich einsetzen“, heißt es in der Agentur.

Photovoltaik auf dem Dach

Eines der ersten Projekte realisiert die Quartiersenergie derzeit zwischen Schkeuditz und Lützschena.

Im Quartier „An der Sandgrube“ werden Häuser für 105 Familien hochgezogen. Und natürlich wird dabei an den Klimawandel und den Umweltschutz gedacht. Das heißt konkret unter anderem, dass in diesem Wohngebiet am östlichen Stadtrand von Schkeuditz eine Energiezentrale mit zwei Blockheizkraftwerken steht, auf deren Dach eine Photovoltaik-Anlage installiert ist. Auch Ladesäulen für Elektroautos werden am kleinen Kraftwerk vorhanden sein.

Damit erschöpft sich die WärmewendevorOrtabernicht.„Ineinem zweiten Schritt gehen wir auf die Hauseigentümer zu“, berichtet Stephan Klan, Abteilungsleiter Vertrieb und Energielösungen der Stadtwerke. Wer also zum Beispiel Sonnenstrom auf seinem Gebäude oder E-Ladeinfrastruktur haben möchte,bekommtdas.Beiderdafür erforderlichen Technik „haben wir jede Menge Erfahrung“, sagt Klan. LauteinerStudiedesFraunhoferInstituts für Solare Energiesysteme bietet ein optimierter Ansatz für die Energieversorgung von Quartieren

Die aktuelle ­Ukraine-Krise ­beschleunigt die Energiewende.

Christoph Schaal Bereichsleiter Energielösungen der Stadtwerke

Die Stadtwerke haben immer auch die Aufgabe, die Energiewende zu ­realisieren.

Stephan Klan Abteilungsleiter Vertrieb und ­Energielösungen der Stadtwerke

gegenüber dezentralen Versorgungsstrukturen auf Gebäudeebeneetwaum30bis45Prozentniedrigere Kosten, was vor allem für dicht bebaute Gebiete zutrifft. Die Ursachen liegen in einem erhöhten Selbstversorgungsgrad mit günstigen, lokal erzeugten erneuerbaren Energien. Im Kern geht es etwa darum, dass der Solarstrom und die Wärme nicht nur in dem Gebäude verbraucht werden, auf und in dem beides hergestellt wird. Sondern es wird im ganzen Quartier verteilt. DadurchwerdendiePotenzialebesser genutzt.

Autarke Netze PfeufferistvondemFirmenkonzept jedenfalls überzeugt. „Wir leben in spannenden Zeiten.“ Durch die in Deutschland drastisch gestiegenen Energiepreise erlebe das Thema effiziente Quartiersversorgung „einen Booster“, meint er. „Die aktuelle Ukraine-Krise beschleunigt dieEnergiewende“,soformuliertes Schaal. Auch die nächsten Projekte stehen bereits an. Dort werden zum Beispiel autarke Netze für Wärme, Kälte und Strom entstehen. „Damit kann günstiger vor Ort erzeugter Mieterstrom angeboten werden“, so Klan.

Im Leipziger Südraum plant Quartiersenergie, eine Feriendorfsiedlung mit Wärme und Kälte zu versorgen, die aus einem in der Nähe befindlichen See stammen. Weitere Maßnahmen werden folgen. „Wir sind in einem Umkreis von rund 200 Kilometern unterwegs“, sagtSchaal.Dabeihabegenerelldie Versorgungssicherheit „oberste Priorität“,bekräftigtKlan.Ohnedie erneuerbaren Energien werde es jedenfalls nicht gelingen, den CO2 Ausstoßdrastischzureduzieren,betont Pfeuffer.

Die Stadtwerke hätten „immer auch die Aufgabe, die Energiewende zu realisieren“, erklärt Klan. Das beginne in der Erzeugung, aber „wir wollen auch auf der KundenseitedererstePartnersein“.Unddie Strategie umfasst eben große wie kleinere Projekte.

Gebäude machen rund 30 Prozent der deutschen CO2 -Emissionen und 30 Prozent des Verbrauchs russischer Gasimporte aus. Deshalb ist nach Ansicht von Experten hier ein Sanierungsschub unverzichtbar, um das Klimaschutzziel 2030 bestmöglich zu erreichen und den klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 zu realisieren.

Angesichts der dringend geforderten Unabhängigkeit von russischer Energie „wäre es fahrlässig, die energetische Gebäudesanierung weiter zu verschleppen“, sagt Holger Lösch, Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Bürger wie Unternehmen benötigten zügig Klarheit und Planungssicherheit über die staatlichen Förderangebote. Sie sollten mindestens zehn Jahre laufen. „Gebäudebesitzer brauchen Zeit, ihre Häuser schrittweise auf klimaneutralen Stand zu sanieren.

Auch die Wirtschaft muss die benötigten Produktions- und Handwerkerkapazitäten aufbauen können“, so Lösch. Zwar wurden im Gebäudesektor zwischen 1990 und 2020 die CO2 Emmissionen bereits um 40 Prozent gesenkt, doch das reicht nicht. Kerstin Andreae,

Leipziger Stadtwerke

Die Leipziger Stadtwerke sind ein kommunaler Energieversorger, der Strom, Erdgas und Fernwärme anbietet. Geschäftsführer sind Karsten Rogall und Maik Piehler. Das Unter­nehmen gehört zu einhundert Prozent zur

Tilia GmbH

Tilia ist ein Leipziger Dienstleistungs-, Entwicklungs- und Beratungsunternehmen, das 2009 maßgeblich von Ex-Veolia-Manager Christophe Hug gegrün-

Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW), verweist darauf, dass es in der Bundesrepublik rund 42 Millionen Wohnungen gibt. Ein Großteil stand schon, bevor der erste Mensch den Mond betrat. Nur zwölf Prozent der Gebäude stammen aus diesem Jahrtausend. Folglich sei der Wärmemarkt „eine Mammutaufgabe der kommenden Jahre“. Der Wärmemarkt ist mit 57 Prozent der größte Energieverbrauchssektor in Deutschland. Auf die Heizungen und die Warmwasserversorgung privater Haushalte entfallen davon 47 Prozent. Die große Herausforderung ist es also, den Gebäudebestand, vom Einfamilienhaus über den Wohnblock bis zum Einkaufszentrum, so umzubauen, dass möglichst klimaneutral geheizt werden kann. Erforderlich seien daher Strategien, die alle ver­fügbaren Wärmeversorgungoptionen einbeziehen sowie ein massiver Ausbau der erneuer­baren. Neben erneuerbar erzeugtem Strom in Wärmepumpen und grüner Fernwärme kann nach Andreaes Ansicht Wasserstoff Teil einer klimaneutralen Wärmeversorgung der Zukunft werden. mi

städtischen Leipziger Gruppe, unter deren Dach auch die Leipziger Verkehrsbetriebe und die Leipziger Wasserwerke zu finden sind. Die Stadtwerke ­erwirtschafteten 2020 mit ihren knapp 700 Mitarbeitern einen

Umsatz von 1,88 Milliarden Euro. Gegründet wurden die Stadtwerke am 1. Juli 1992, eine ­Fusion der Stadtwerke Wärmeversorgung und Anlagenreparatur ­Leipzig GmbH mit der Kommunalen Gasversorgung.

det wurde. Basis war die Überzeugung, dass sich neue Infrastrukturen und Versorgungssysteme immer mehr aus dezentralen Lösungen heraus entwickeln werden. Tilia ist

EineRegionzwischentraditionellerIndustrie undorigineller Start-up-Szene,getragen vonhemdsärmeligen Unternehmern undmodernenGründerinnen.Dasist

Mitteldeutschland!Inunseremneuen

Wirtschaftspodcaststellen Netzwerkerin

Susanne Reinhardtund Start-up-Experte MarcoWeicholdt Menschen vor, diedie RegionmitihremEngagementund ihremEnthusiasmusprägen.

Ab24.3. aufLVZ.de undüberall woes Podcastsgibt

mit 150 Mitarbeitern weltweit tätig und entwickelt effiziente Ver- und Entsorgungsstrukturen in Kooperation mit Versorgern, Industrie, Bürgern, Kommunen und Planern.

17 & Unternehmen UnternehmerInnovation Forschung & Unternehmen Unternehmer
Von Ulrich Milde
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In diesem Neubaugebiet in Schkeuditz bündeln die Stadtwerke Leipzig und die Leipziger Tilia GmbH ihre Kompetenzen beim Quartiersmanagment. Foto: Bertram Bölkow / privat (3)
MacherOst
DerWirtschaftspodcast derLeipzigerVolkszeitung

Im virtuellen Raum unterwegs: TU Chemnitz forscht an psychologischen Faktoren autonomer Fahrzeuge auf Mitfahrende. Foto: tu chemnitz

Sicher auf der Straße, Risiken auf der Datenautobahn?

Fahrerlose autonome Vehikel werden den Straßenverkehr der Zukunft revolutionieren

Autonome Verkehre sind die Zukunft der individuellen wie öffentlichen Mobilität. Sie können mit öffentlichen Bussen und Shuttles Verkehrsräume erschließen, wo die Menschen heute noch das eigene Auto nehmen müssen. Und sie schaffen Abhilfe bei Logistikproblemen, da sie Kostenreduzierenkönnenunddem Problem des Lkw-Fahrermangels entgegenwirken. Aber alle Verkehre hängen auch mehr denn je am Tropf der digitalen Datenautobahnen und sind damit wie alle Onlinesysteme durch Risiken im Cyberraum bedroht.

SelbstfahrendeFahrzeugekannte man lange Zeit höchstens bei der Nürnberger U-Bahn oder auf dem Jahrmarkt. Zu komplex waren die Umgebungsinformationen, die ein FahrzeuginkürzesterZeitverarbeiten musste, und zu langsam das Internet für die dafür nötige Datenübertragung.

Zahlreiche Testmobile auf ­deutschen Straßen unterwegs Auch die Sachsen sind bei der Entwicklung selbstfahrender Automobile ganz vorne dabei. Das Er­probungsfahrzeug „Generation ABSOLUT“läuftbereitsseiteiniger Zeit auf ausgewählten Strecken im Leipziger Norden und „lernt“, mit verschiedensten Verkehrssituationen sicher umzugehen – natürlich immer unter Kontrolle der Betriebszentrale und eines Sicherheitsfahrers. Diesen Erfolg erreichte ein alle Fachbereiche umfassendes interdisziplinäres Projektteam von 14 Partnern aus Softwareentwicklern, Spezialisten für Verkehrstelematik, Elektrotechniker, den Leipziger Verkehrsbetrieben und vielen mehr.

Intel hebt Ostdeutschland auf ein neues Level

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze freut sich über die 17-Milliarden-Euro-Investition des US-Chipriesen

Sächsisches Innovationsprojekt

ABSOLUT geht in nächste Testphase.

Bei der Entwicklung selbstfahrender

Fahrzeuge ganz vorne dabei: die LVB in einem sächsischen Konsortium für das autonome Shuttle „Generation ABSOLUT“. Foto: LVB

In puncto Datensicherheit und AbwehrvonCyberangriffenaufdas

Fahrzeug müssen die zukünftigen Fahrgäste auf den Betreiber vertrauen, teilte die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft

mbH über ihren Sprecher Marc Backhausmit.„AusGründenderSicherheit können auch Inhalte zu unserem digitalen Schutzkonzept nicht veröffentlicht werden.“

Testbetrieb mit eigens ­geschulten Mitfahrern

„Im kommenden Testbetrieb ab Herbst 2022 soll es nun um die Nut-

zungdesFahrzeugsimAlltaggehen, also wie gut die BuchungsApp funktioniert, das Zusammenspiel zwischen der Buchung unddemFahrzeugundFaktoren zurAkzeptanzdesFahrzeugsbei den Nutzern“, erklärt Backhaus. Auch andere Konsortien bringen selbstfahrende Vehikel auf dieTeststrecken,sozumBeispiel der automatisierte Shuttlebus in Magdeburg, der seit 2021 im Testbetrieb läuft oder ein VerbundprojektderShuttle-Modellregion Oberfranken in Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz.

Einen Spitzenplatz hält Deutschland international mit dem ersten verabschiedeten Gesetz zum Einsatz von autonomen Kraftfahrzeugen in festgelegten Verkehrsräumen im Regelbetrieb.PolitikkannalsoauchInnovationsbereiter sein.

Sicherheit schafft Akzeptanz, Komfort aber auch Nein,essindnichtdieSitzpolster im Fahrzeug gemeint, wenn von Komfortfaktoren gesprochen wird. Komfort bezieht sich hier auf das subjektive Sicherheitsempfinden, das sich neben objektiven Parametern wie Datenoder Verkehrssicherheit auf das Gefühl der Fahrgäste auswirkt. EsgehtumdasGefühl,risikoarm unterwegs zu sein, wie die ForscheraminterdisziplinärenZentrum für Fahrerassistenzsysteme der TU Chemnitz herausfanden. DiePsychologenumdenProjektleiter Dr. Matthias Beggiato vom Institut für Psychologie wiesen nach, dass bei selbstfahrenden Fahrzeugen deutlich höhere Anforderungen an die Fahrsicherheit und die Kommunikation mit dem Fahrzeug bestehen.

„Obwohl Menschen anfälliger für Fehler sind, vertraut man derTechnikweniger“,wiesBeggiato nach. Als komfortabel und sicher wurde ebenfalls empfunden, wenn Fahrmanöver sanft vollzogen wurden und ruckartiges Beschleunigen oder Bremsen unterlassen wurde.

Ländliche Räume an den ÖPNV anbinden Neben einem deutlichen Schub für die ökologische Verkehrswende hin zu öffentlichen Verkehrsmodellen wird durch autonomeVerkehreaucheinhöheres Sicherheitsniveau im Straßenverkehr erwartet. Laut einer ­Bitcom-Studie können sich über 60ProzentderBefragtenvorstellen, in selbstfahrende Taxis, Shuttles oder Busse zu steigen.

„Die Technologie zum autonomen Fahren hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.InvielenVerkehrssituationen sind selbstfahrende

Fahrzeuge längst sicherer als solche, bei denen der Mensch die Kontrolle hat“, sagt BitcomPräsident Achim Berg.

„Deutschland hat eine hervorragende Ausgangsposition, auch weil mit dem Gesetz zum autonomen Fahren eine entsprechendeRechtsgrundlagefürden Straßenverkehr geschaffen ­wurde.“

Er kommt zum vereinbarten Gespräch zehn Minuten zu spät. Aber er hat das vorher persönlich und nachvollziehbar angekündigt: „Mein Staatssekretär braucht mich ganz dringend, ich muss wohl eine weltweite Katstrophe verhindern“, sagt miteinemSchmunzelnaufdenLippenSvenSchulze,seitvorigemSeptemberWirtschaftsministerinSachsen-Anhalt. Seine gute Laune hält im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung weitgehend an, dennesgehtumdieAnsiedlungdes US-Halbleiterriesen Intel in Magdeburg.UnddiezaubertsoeineArt Dauerlächeln auf das ministerielle Gesicht.

Intel will in Magdeburg für 17 Milliarden Euro zunächst zwei Chip-Fabriken hochziehen. Sie sollen 2027 in Betrieb gehen und 3000 direkte Arbeitsplätze schaffen. Während der Bauphase, mit der es im nächsten Jahr losgehen soll, werden 7000 Menschen benötigt. 17 Milliarden Euro – das ist das bisher größte unternehmerische Vorhaben in Sachsen-Anhalt. Allein das schon würde die Freude des CDU-Landesvorsitzenden erklären. Doch es geht noch weiter. „Wenn all das realisiert wird, was Intel sich vorstellt und wir vereinbart haben, dann deutet sich die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlandan“,soder42-Jährige.

Denn „im besten Fall“ wollen die Amerikaner mit ihrem Konzernsitz im Silicon Valley nach und nach weiteresechsWerkehinstellenund zusammen eine Fläche beanspruchen,diehalbsogroßistwiediedes ChemiegigantenBASFinLudwigshafen.

12 000 Jobs möglich

„Wir bauen faktisch eine kleine Stadt, in der andere Unternehmen genausoeingebundensindwieUniversitäten und Forschungsinstitute“,hatteIntel-BossPatGelsingerim Vorfeld erklärt. Das würde dann 12000 direkte Jobs bedeuten, bei ZulieferernundDienstleisternkäme mindestens das Fünffache an neuen Stellen obendrauf. Die Gesamtinvestitionen könnten auf 80 Milliarden Euro in die Höhe schnellen. „DasisteineEntscheidung,dieganz Ostdeutschland nach vorne bringt, aufeinneuesLevelhebt“,kommentiert zufrieden der frühere Europaparlamentarier Schulze. Er erinnert sich daran, dass Intel einen Film gedreht hat, in dem alle Werke des Unternehmens zu sehen waren, quasidieganzeWelt.„Dannaufeinmal erscheint der Magdeburger Dom. Das ist einfach großartig.“ Der

Intel hat uns gesagt, dass sie vom Spirit, wie wir das ­angegangen sind, ­angetan waren.

Intel konnte sich ­immer sicher sein, dass Ministerpräsident ­Reiner Haseloff und Oberbürgermeister Lutz Trümper zu ­einhundert Prozent hinter dem Projekt stehen.

gebürtige Quedlinburger ergänzt gleich, dass sein Stolz darauf auch etwa Tesla in Brandenburg, die Autoindustrie in Leipzig und die Chipindustrie in Dresden umfasse.

Um den Intel-Zuschlag hatten sichdemVernehmennach50Standorte in zehn Ländern beworben, etwa Bayern mit Penzberg, aber auch Sachsen. Gemunkelt wird hier von der Gemeinde Wiedemar im Landkreis Nordsachsen. Dort ist eine große Fläche verfügbar. In Dresden fehlt, so ist zu hören, ein entsprechendesAreal.Sachsenhabesichbis ins Entscheidungsfinale behauptet, berichtet Thomas Horn, Chef der landeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Gleichwohl werde die Entscheidung für Mitteldeutschland auch Silicon Saxony als Europas größtes MikroelektronikCluster mit seinen Zulieferern, Anwendern und Forschern weiter stärken „und vielfältige AnknüpfungspunkteundSynergieeffektebieten“, sagtHorn.DerAnsiedlungserfolgfür Magdeburg sei auch ein „Beleg für die Wettbewerbsfähigkeit Ostdeutschlands“.

Boom in der Chipbranche

Die Chipindustrie steht nach Einschätzung von Experten vor einem langen Boom. Künstliche Intelligenz, Homeoffice, autonomes Fahren – das sind nur einige von vielen Wachstumsfeldern, in denen ohne High-Tech-Halbleiter nichts geht. Prognosen besagen, dass sich der globale Umsatz bis 2030 verdoppeln wird. Die EU versucht, mit einem milliardenschweren Programm(EUChipsAct)denhiesigen Mangel zu bekämpfen. Damit will Brüssel den europäischen Anteil an der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von knapp zehn auf zwanzig Prozentverdoppeln.DieAbhängigkeit von asiatischen Herstellern soll auf diese Weise reduziert werden.

Schulze gesteht, dass er anfangs nicht habe erahnen können, „dass wir eine Chance haben“. Das IntelJaführtderPolitikeraufeine„Kombination mehrerer Faktoren“ zurück. Darunter die vorhandene Fläche, dann die „tolle Infrastruktur“ in der Mitte Europas mit den Autobahnen und dem Flughafen Leipzig/Halle,gutenUniversitäten.„Intelhatunsgesagt,dasssievomSpirit, wie wir das angegangen sind, angetanwaren.“Eshabeeinesuper Zusammenarbeit zwischen der Stadt, den umliegenden Gemeinden und dem Land gegeben. „Intel konnte sich immer sicher sein, das Ministerpräsident Reiner Haseloff und Oberbürgermeister Lutz Trümper zu einhundert Prozent hinter dem Projekt stehen.“

Jeder dritte Chip „Made in Saxony“

Es heißt Silicon Saxony. Es handelt sich um Europas größten Mikroelektronik-Cluster und den fünftgrößten weltweit. Jeder dritte in Europa produzierte Chip trägt den Aufdruck „Made in Saxony“.

Globalfoundries, Infineon Tech­nologies und die Siltronic AG bauen ihre sächsischen Fabs zu den modernsten Produktionsstätten der Welt aus. Vier Universitäten, fünf Fachhochschulen, neun Fraunhofer-, drei Leibniz-, ein Helmholz- und zwei Max-PlanckInstitute sind in der Mikroelektronik im Freistaat aktiv.

Rund 2500 Unternehmen mit zusammen 70 000 Mitarbeitern sind in Sachsen auf allen Stufen der IKT-Wertschöpfungskette ­aktiv: Sie entwickeln, fertigen und vermarkten integrierte Schalt­-

kreise oder dienen der Chipindustrie als Material- und Equipmentlieferanten, produzieren und vertreiben elektronische Produkte und ­Systeme auf der Basis inte­grierter Schaltungen oder ent­wickeln und vermarkten ­Software.

Die Erfolgsgeschichte der sächsischen Mikroelektronik hat wesentlich mit der Ansiedlung von zunächst Siemens (heute: Infineon) und dann von AMD (heute: Globalfoundries) in Dresden zu tun. 1996 begann AMD, an der Elbe sein erstes Prozessorwerk außerhalb der USA aufzubauen. Bis jetzt sind rund zehn Milliarden Euro in den Standtort geflossen. Heute beschäftigt das Unternehmen hier 3200 Mitarbeiter. Das

Bei aller Freude: „Jetzt geht die Arbeitrichtiglos“,betontderdiplomierte Wirtschaftsingenieur nun mit einer ernsteren Miene. „Wir müssen schnell die ersten Schritte gehen.“ Schließlich soll in einem Jahr der erste Spatenstich erfolgen und es ist geplant, dass vier Jahre später die ersten Chips in Magdeburg produziert werden. „Das hört sichlangean,aberfürderartigeInfrastrukturmaßnahmen ist das eine kurzeZeit.“StaatskanzleiundWirtschaftsministerium hätten eine gemeinsame Task Force eingerichtet, „die Tag und Nacht an dem Projekt arbeitet“.

Das Land werde sich durch Intel nachhaltigverändern.„Wirwerden internationaler.“Dieerforderlichen Fachkräfte–fürdenBauwiefürden Betrieb – könnten nicht allein aus Sachsen-Anhalt kommen. Dabei werde es nicht ausschließlich um top qualifizierte Menschen gehen. „Es werden nicht nur Uni- oder Fachhochschulabsolventen benötigt, sondern Mitarbeiter jeglichen Qualifikationsniveaus.“ Der Politikerräumtein,dassdasImageseines Landes durchaus ausbaufähig sein. „Dabei sind bei uns die Durchschnittslöhne höher als etwa in Sachsen.“ Doch inzwischen könnten die Menschen hier ihre Zukunft aufbauen, „wir müssen uns schon lange nicht mehr verstecken“. Die Intel-Ansiedlung werde diesen Trend verstärken. Riesenherausforderung Schulzes gute Laune verabschiedet sich, als er auf den russischen Einmarsch in die Ukraine zu sprechen kommt.„DerganzeOstenDeutschlands steht vor einer Riesenherausforderung,dennwirsindextremabhängig von Energielieferungen aus Russland, anders als der Westen.“ Das Stickstoffwerk Piesteritz sei beispielsweise der größte Gasverbraucher in Ostdeutschland. „Wir können beim Gas nicht von heute auf morgen aus den Lieferungen aussteigen.“ Beim Öl werde das mittelfristig hinzubekommen sein, beim Gas dauere es länger. Trotz der „schrecklichen Bilder aus der Ukraine bitte ich um Verständnis: Die Sanktionen sollen Putin treffen undnichtdieMenscheninSachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.“

Am Ende des Gesprächs kehrt die positive Grundstimmung zurück. Der Minister macht sich auf den Weg, um in einem GemeinderatinderNähevonMagdeburgRede und Antwort zu einem MegaThemazustehen:derIntel-Ansiedlung.

Umsatz weltweite Halbleiterindustrie

Unternehmen kündigte jüngst an, eine weitere Milliarde Euro in den Ausbau der Chipfertigung in Dresden zu stecken.

Bosch hat vor wenigen Wochen neben Globalfoundries für eine Milliarden Euro ein neues Werk eröffnet. Das ist in der mehr als 130-jährigen Geschichte von Bosch die größte Einzelinvestition. „Die Region ist bekannt für ihren in Europa einmaligen Mikroelektronik-Cluster und zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur mit kurzen Wegen und guten Anbindungen aus“, begründete Bosch den Zuschlag für die sächsische Landeshauptstadt. Deutschland ist mit 80 000 Mitarbeitern der größte Hableiterproduzent in Europa. mi

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2022: 601,5 (2022: Prognose), in Milliarden US-Dollar Quelle: IGBCE
2012: 291,6 2013: 305,6 2014: 335,8 2015: 335,2 2016: 338,9 2017: 421,2 2018: 468,8 2019: 412,3 2020: 440,4 2021: 552,9
Von Ulrich Milde Sven Schulze Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt Fotos: Vincent Graetsch; Patrick Daxenbichler Von Jochen Reitstätter

„Ich mag Dackel sehr, habe aber zu wenig Zeit, um selbst einen zu ­halten.“ Stattdessen hängt diese Deko an ihrer Pinnwand und zieht bei Videokonferenzen die Auf­merksamkeit auf sich.

Boss-Büro

„Wir müssen reden“ heißt es auf diesem Plakat, das während der Pandemie entstand. Bretschneiders Tür steht – außer bei Videokonferenzen –immer offen.

Zu Besuch bei Uta Bretschneider, Direktorin im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

Das Mobiliar hat Bretschneider teilweise von ihren Vorgängern übernommen. Eigentlich würde sie es gerne austauschen.

Seit Anfang April 2020 ist Dr. Uta Bretschneider Direktorin im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Kein einfacher Zeitpunkt für einen Start im neuen Job –so direkt mit Beginn der massiven Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Erst Anfang Mai dieses Jahres erlebte sie ihre erste größere Veranstaltung im Forum. Zur Eröffnung der Ausstellung „#DeutschlandDigital“ waren 150 Gäste gekommen. „Das war neu“, erinnert sie sich.

Die Stiftablage mit Segelschiff fiel Bretschneider in die Hände, als sie Freunden bei einer Entrümpelung half. „Der 1960er-Jahre-Kitsch gefiel mir.“

Das historische Messe­männchen war das Erste, was sich die Direktorin fürs neue Büro anschaffte.

Maler Gerhard Renner schenkte ihr zum Abschied dieses Ölgemälde. Es zeigt die Ruine der Kirche von Kloster Veßra.

Bretschneider

Bevor sie ihre Stelle in Leipzig antrat, war ­Bretschneider Direktorin des Hennebergischen ­Museums Kloster Veßra im Süden Thüringens. „Ich wachse hier in einem der wichtigsten Museen Ostdeutschlands“, sagt die 37 Jahre alte Kulturanthropo­login voller Respekt. Sie schätzt die Offenheit, den niederschwelligen Zugang und den Charakter eines Forums, in dem ganz verschiedene Formate gelebt werden. Und genau an diesen Punkten will sie ansetzen, sie weiter ausbauen. Nachhaltig und ressou­r­censchonend. „Wir arbeiten daran, den Zugang noch niederschwelliger zu gestalten, Menschen anzusprechen, die bisher noch nie von uns gehört ­haben und noch mehr hervorzuheben, dass wir ein Ort der Begegnung, des Austausches, der lebhaften Diskussionen sind“, sagt sie. Bis Ende kommenden Jahres soll dazu der Schlussbereich der Dauerausstellung modernisiert werden. Eine ehemalige Ausstellungsfläche wird außerdem umgewidmet, sodass weitere Seminarräume ent­stehen. „Naturmaterialien sollen hier eine anregende und warme Atmosphäre schaffen“, erzählt Bretschneider. Schon ab nächstem Monat wird es eine neue Galerie geben. Auf 80 Quadratmetern sollen Fotos und Plakate ausgestellt werden. „Das wird ein schöner Raum mit neuen Gestaltungselemen­ten, wie etwa einem Filzvorhang und Leuchtschrift“, gewährt sie erste Einblicke. Auch die Foyers der ­einzelnen Etagen sollen nach und nach umgestaltet werden. Terrassierte Sitzmöbel und Info-Einheiten zu den Veranstaltungen des Hauses sind geplant. „Das Haus wirkt ziemlich kalt, zu wenig einladend“, findet Bretschneider. „Wir sind mehr als ein Museum und müssen das besser nach außen kommunizieren. Ich hoffe, dass wir das mit den neuen Angeboten ­hinbekommen und noch mehr Menschen ansprechen können“, sagt sie und spricht von einer baulich ­manifestierten Willkommenskultur.

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Fotos: André Kempner Die Platte erwarb bei einem studentischen Ausstellungsprojekt in Eisenhüttenstadt. „Das Konzept der Großwohnsiedlungen fasziniert mich“, sagt sie.
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Internationalität und Unternehmertum

Manager-Schmiede HHL feiert 30. Geburtstag der Wiedergründung

Zurücklehnen und sich auf dem Erreichten auszuruhen –fürStephanStubneristdas keine Option. „Wir haben zwar eine schöne Größe erreicht“, sagt der Rektor der Leipziger Manager-Schmiede HHL Graduate School of Management mit Blick aufdieStudierendenausallerWelt, die einen Hochschulabschluss bereits in der Tasche haben, sich aber weiterbilden wollen für SpitzenpositioneninderWirtschaft.„Unser nächster Schritt muss sein, dass wir weiterwachsen“,betontderProfessor mit Blick auf die kommenden zehn Jahre seiner Universität, die 2022 das 30. Jubiläum nach der Wiedergründung feiert. Offiziell wirddieserGeburtstagAnfangOktober begangen.

„WirkönneneinengrößerenBeitrag leisten, wenn mehr Studierendekommenundauchiminternationalen Kontext sichtbar bleiben“, begründet der Wirtschaftswissenschaftler.EinenBeitragwofür?„Wir sind auf das Unternehmertum ausgerichtet, das ist unsere DNA.“ Es gebe„ganztolle“ForscherinSachsen, viele Neuerungen kämen aus demuniversitärenUmfeld.Aberdie Entwickler benötigten jemanden, der ihnen helfe, zur Vermarktung der Innovation eine Firma zu gründen. „Da verfügen wir über eine große Kompetenz.“

Mangelnde Bereitschaft

Die gerade in diesen Zeiten gefragt ist. Unternehmensnachfolgen stehen speziell im Osten an, weil viele Firmengründer aus der Wendezeit

jetzt an ihren Ruhestand denken. Hier müssten Lösungen gefunden werden, damit diese Betriebe nicht verloren gingen oder von weit entfernt sitzenden Konkurrenten aufgekauft würden. Den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen sei oftmalsdieeinzigeChance,umneuen Produkten und Verfahren den Weg zu ebnen.

Doch an der Bereitschaft, diesen Schritt zu gehen, hapert es oft. Das führt Stubner, der seit fünf Jahren Chef der Leipziger ManagerSchmiede ist, unter anderem auf einen Fehler in der Bildungspolitik zurück. „In der Schule lernt man noch nicht mal, mit Geld umzugehen,vomUnternehmertumganzzu schweigen.“ So kämen viele junge MenschengarnichtaufdieIdeedarüber nachzudenken, dass es auch spannende Alternativen zur Anstellung in einem Betrieb gebe. „Nicht jeder kann oder sollte Unternehmer werden. Aber viele, diedasPotenzialhaben,sinddamit nie in Kontakt gekommen.“ Dabei bringen innovationsgeprägte Gründer die Wirtschaft voran. „Sie haben Leidenschaft und treiben auch Sachen weiter, die auf den ersten Blicj etwas wild aussehen.“ In Konzernen sei das eher nicht möglich.

Fehlende positive Bilder NachEinschätzungdesgebürtigen Münchners hat sich so ein ablehnendes Bild vom Unternehmer in der Öffentlichkeit entwickelt. Oft seien nur negative Beispiele zu sehen, „positive Bilder werden nicht hervorgehoben“. Dabei sei der

Wir können einen ­größeren Beitrag ­leisten, wenn mehr Studierende ­kommen und auch im ­internationalen ­Kontext sichtbar ­bleiben.

Wir sind auf das ­Unternehmertum ­ausgerichtet, das ist unsere DNA.

Spinlab kauft Firma und setzt auf Wachstum

Pyoneer nutzt künstliche Intelligenz, um die Analyse von Kundenreaktionen hinweg zu automatisieren. Die Software gibt den Mitarbeitern einer Firma Echtzeiteinblicke und Werkzeuge an die Hand, um jedes Erlebnis der Käufer zu optimieren. „Die Lösung liefert umsetzbare Erkenntnisse zur Steigerung der Kundenzufriedenheit, Produktbindung und Senkung der Servicekosten“, verspricht das Start-up.

Pyoneer ist eines der zehn jungen Unternehmen, die zur mittlerweile 13. Klasse des Spinlabs der Handelshochschule gehören. Ob die Geschäftsidee zum Erfolg führen wird, muss sich noch zeigen. Die Voraussetzungen sind aber nicht schlecht, denn die Firmen, die es in das Programm geschafft haben, erhalten eine Finanzierungshilfe von bis zu 15000 Euro, ein umfangreiches Coaching- und Mentoring-Programm sowie Zugang zu einem breiten Partner- und Investorennetzwerk.

Eine Zwischenbilanz gibt dem Konzept, innovative Teams zu unterstützen, recht. Die Leipziger Wachstumsbeschleuniger haben dazu beigetragen, dass zahlreiche Betriebe sich erfolgreich am Markt etabliert und Tausende Jobs geschaffen haben. Nationale und internationale Investoren haben in diese Start-ups bislang mehr als 110 Millionen Euro Wagniskapital gesteckt.

Das Spinlab, das zu den Top drei Start-up-Programmen in Europa zählt, hat jetzt die nächste Stufe gezündet und zu einhundert Prozent die Berliner Bitroad GmbH gekauft. Die Unternehmensberatung gestaltet für seine Kunden deren Zukunft entlang Innovation, Digitalisierung und IT-Transformation. Damit bietet das Spinlab nun auch Strategie- und Organisationsberatung im Bereich Digitalisierung und Innovation. „Die Übernahme gibt einen starken Impuls an unsere ehrgeizigen Wachstumsambitionen“, heißt es in der Baumwollspinnerei.

Zugleich wird mit dieser Transaktion die SpinlabGeschäftsführung um Bitroad-Gründer Marcus Haberstroh ergänzt. und zu einer Doppelspitze formiert. „Durch diese Erweiterung können wir unseren langjährigen Partnern und neuen Kunden flexible Beratungsleistungen für ihre individuellen Bedürfnisse und Fragestellungen in den chancenreichen Bereichen Digitalisierung, Innovationsmanagement und IT-Transformation anbieten“, kommentiert Geschäftsführer Eric Weber. „Mit einem gleichen Verständnis von Kultur, Arbeitsethik, Leistungsanspruch und Qualität ergänzen sich hier zwei Firmen, die bisher komplementär aufgestellt waren“. ergänzt Haberstroh. mi

Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Diese UnternehmergingeninsRisikoundkümmerten sich auch in schwierigeren ­Zeiten um ihre Beschäftigten. In der Finanzkrise etwa „hat der Mittelstand seine Arbeitnehmer nicht auf die Straße gesetzt“. Kein Wunder daher, dass die HHL sich auch der Förderung von Start-upsverschriebenhat.EinrichtungenwiedasSpinlab,indemjunge Firmen unterstützt werden, oder das Digital Space. Letzteres richtet sich an Gründer in der ganz frühen Phase,wobeidieGeschäftsideedahingehendüberprüftwird,welchen Nutzen das neue Produkt für die Gesellschaft haben könnte. Stubner, Inhaber des Porsche-Lehrstuhls für Strategisches Management und Familienunternehmen, sieht große Erfolge des Konzepts. Firmen, die im Spinlab waren, ­„haben eine Überlebensquote von 85 Prozent“. Bislang habe es über 350 Gründungen gegeben, darunter sind so bekannte Unternehmen wie Spreadshirt und Delivery Hero. Stubner weiß, wovon er spricht. Er hat selbst mehrfach Firmen gegründet, darunter Trivago.

Gute Rankingplätze

Die HHL, die in internationalen Rankings regelmäßig vordere Plätzte belegt, muss natürlich mit derZeitgehen.DieLehrewirddigitaler,derTrendgeheinRichtunglebenslanges Lernen. Das bedeute, dass „wir viele unserer Vorbereitungen digitalisieren“. Es sei schließlich schade, „wenn Basiskonzepte in der Vorlesung erklärt würden. Das könne mithilfe eines Buches billiger erledigt werden. Der Mehrwert der Ausbildung an der HHL bestehe darin, Wissen zu Kompetenzen zu entwickeln. „Dazu muss man diskutieren, Feedback bekommen“, so der Rektor. „Dafür werden wir bezahlt und nicht dafür, aus Büchern vorzulesen.“

ZudemsuchtendieStudierenden immer stärker Antworten auf das Warum. Da werde über Fragen ­diskutiert wie: Welche Bedeutung hat das, was der Manager macht? Welchen Beitrag leiste das Unternehmen für die Gesellschaft? „Die Welt wird immer komplexer, immer schneller.“ Deshalb müsse den Studierenden dabei geholfen werden, in sich selbst gefestigt zu werden. Das helfe ihnen später im Job. ­„Dazu haben wir gerade einen Councelor eingestellt.“ Er sei Ansprechpartner und erarbeite Men­toring-und Coaching-Programme als ­Hilfe zur Selbsthilfe. Überhaupt, die künftigen Führungskräfte ­müssten ebenso analytisch wie e­mphatisch sein, die frühere Gutsherrenart „ist nicht mehr zeit­gemäß“. Zudem werde vieles in Teamarbeiterledigt. „Daraufbereiten wir vor.“

Die Handelshochschule , die ­erste ihrer Art in Deutschland, wurde 1898 gegründet und 1992 im Rahmen der Novelle des Sächsischen Hochschulgesetzes geschlossen. Im selben Jahr kam es zur ­Wiedergründung als private Universität. Es handelte sich um eine Initiative von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Wirtschaftswissenschaftler Heribert Meffert und Bankier Friedel Neuber (Westdeutsche Landesbank). Idee war, eine private Hochschule zu etablieren, die sich auf Unternehmertum und Internationalität ausrichtet. An der HHL wird folglich in Englisch gelehrt, ein Auslandssemester ist verpflichtend. „Unsere Studierenden sollen in alle Welt gehen“, begründet Stubner. Es habe sich damals „um einen klugen Entschluss“ gehandelt, meint der Rektor. Private Hochschulen seien dafür bekannt, dass sie sich schneller und agiler entwickeln könnten als die großen staatlichenUniversitäten.„Wirkönnen neue Trends und Themen sehr zeitnah aufgreifen und so ein bisschen Vorreiter sein.“ Das soll nach Stubners Willen so bleiben. Ein Zurücklehnen gibt es bei ihm eben nicht.

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Foto: André Kempner Stephan Stubner
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Rektor der Leipziger Manager-Schmiede HHL Graduate School of Management
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Weltweitführend

Vernetzung,Forschung,starkesHandwerk:Dresdenbehauptet spitZenpositioninZukunftstecHnologien

DerBegriffSiliconSaxonyistbereitsseitJahreneineAuszeichnungdesWirtschaftsstandortsDresdenundstehtfür dieSpitzenpositiondersächsischenLandeshauptstadt imBereichderMikroelektronik.Aberauchinanderen Zukunftstechnologienist Dresdenweltweitander Spitze,soinderBiotechnologie,Medizintechnikoder Robotik.EinErfolgsfaktor dabeiistdiestarkeVernetzungvonWissenschaft,ForschungundWirtschaft,die denWissenstransferbegünstigtunddieEntwicklungneuerProduktefördert.

AlsVenedigdesOstens weltweitbekanntistDresdenTourismushochburg undBesuchermagnetfür MenschenausdemIn-und Ausland.DiemalerischeInnenstadtunddiezahlreichenhistorischenGebäude ausdenZeiten,alsSachsen nochKönigreichwar,schaffeneineinzigartigesFlairin derElbestadt.

starkdurchvernetzung

VordieserKulissearbeiten

ZehntausendeMenschenan denZukunftsthemender Menschheit.5G-Mobilfunktechnologie,KünstlicheIntelligenzundSmartMaterialssindnureinigeBereiche dieserZukunftsbranchen.

„DiebesonderenStärken desDresdnerStandortslie-

geninderengenVernetzungzwischenForschungseinrichtungenundUnternehmensowieinderinterdisziplinärenundinternationalenZusammenarbeit“, stelltDresdensOberbürgermeisterDirkHilbertdar.

Weltweitführendist DresdenalsEuropasgrößter Mikroelektronik-Standort. AuchdieDienstleistungen desHandwerkstragenhierzuinbedeutendemMaße bei.Mitüber5000 HandwerksbetriebeninallenGewerkensindsieauch engesBindegliedzwischen denNachbarländernTschechienundPolen.DurchKooperationenzumBeispiel mitderNiederschlesischen HandwerkskammerBreslau oderderVereinigungfür Wirtschaftsentwicklungim LandkreisGostyninPolen entstehenMärkte,WissenstransferundLösungsmöglichkeitenfürdenFachkräftemangel.

einmaligeForschungsdichte NebeneinersolidenBasisim HandwerkverfügtDresden übereinenwissenschaftlichenSektorrundumdie

TechnischeUniversität

DresdenundeinebeispielhafteAnsammlunganforschendenInstitutionen.

Dankdieserrenommierten

Einrichtungenwiedenen derFraunhofer-Gesellschaft,demMax-Planck-

Prof.UrsulaM.staudinger ProfessorinundVorstanddes Wissenschaftsverbundes „DRESDEN-concept“

MitHighspeedimZugvonDresden inalleHimmelsrichtungen

FürdenWirtschaftsraumDresdenwerdenMilliardenEuroindieAnbindung andas HocHgescHwindigkeitsnetZderBaHn investiert,undStrecken neugebaut

DiePlänezumAusbaudes Eisenbahnnetzesvon DresdennachBerlin,LeipzigundPragsindzukunftsweisend.WoAutosund LkwsschonlangeauferneuertenAutobahnenfahren, ziehtdieBahnbiszumEnde diesesJahrzehntsmitHochdrucknach.Fahrzeitenvon einerStundenachPragund unterzweiStundennach BerlinsollendieseWirtschaftsräumeundMenschenzusammenbringen undökonomischesWachstumfördern. WenndieBahnbaut,werdenungeheureMassenbewegt,wiegenerellbeiGroßprojektenimVerkehrswegebau.FürZielgeschwindigkeitenimPersonenverkehrbis200km/hgiltesdie Landschaftzuformen,TunnelundBrückenzuerrichten undmitumfangreicher TechnikanderStreckedie SicherheitfürprognostizierteTausendevonFahrgästen täglichzugewährleisten.

ZieldesBundesalsInhaberderDeutschenBahnAG istdieVerlagerungdesVerkehrsvonderStraßeaufdie Schiene.Damitsollendlich auchderVerkehrssektorseinenBeitragzurCO2-Reduzierungleistenkönnen,was erdievergangenenJahre nieerreichte.

Impulsgeberfür Gewerbeansiedlungen DurchdiedeutlichschnellerenZugverbindungenzwischendenMetropolenBerlin,Leipzig/Halle,Pragund

„eIsenBahnBrückeeUrasIa“ –SeehafenRostockerreicht.EinGüterzugwirdmitContainernbeladen.ZielderMilliardeninvestitionenindie Schiene:einenachhaltigeVerkehrsverlagerunggeradeimGüterverkehr.

Foto:OliverLang

Dresdenentstehenvöllig neueMöglichkeitenderMitarbeitergewinnungundder Fachkräfteakquisefür UnternehmenauchinDresden.Reisezeitenvoncirca einerStundenachPragermöglichenfürvieleeinPendelnzwischenLebens-und Arbeitswelt. Ebensokönnengerade kleinereFirmenihreAbsatzmärkteschnellerausweitenunderreichen,und daszuwesentlichgeringerenUmweltkosten,die zukünftigverstärktauchin derPreispolitikderUnternehmeneineRollespielen dürften.

Fahrgastverbändebegrüßen verstärktenschienenausbau DieSchienenwegenach JahrzehntendesAbbaus undderVerkehrsausdünnungwiederzustärkenund

Angebotezuverbessernist seitJahrenHauptforderung vonFahrgastverbändenin Deutschland.DerVorsitzendedesLandesverbandes MitteldeutschlanddesDeutschenBahnkunden-Verbandes(DBV)zeigtsich daherauchzufrieden,dass dieMilliardenindieSchiene investiertwerden.„Das SystemSchienemussjedoch alsGanzesgesehenwerden“,erklärtLandesvorsitzenderFerdinandFischer, „eineSchnellfahrstrecke trägtnurdannzurVerkehrswendebei,wennauchdie tariflichenBedingungenfür dieFahrgästepassen“,so derBahnexperte.

EbenfallsfürdenGüterverkehrmahnteran,dass auchZugangspunktezum NetzundAnschlüssean Unternehmenverstärktgefördertwerdenmüssen.

InstitutoderauchLeibnizInstitutnebsteinerVielzahl kleinererForschungseinrichtungenhältDresden auchinternationaleinen SpitzenplatzinForschung undEntwicklung. „DieDichteexzellenter ForschungistinDresden einzigartig“,erklärtdie RektorinderTechnischen UniversitätDresden, Prof.UrsulaM.Staudinger. DieProfessorinistauchim VorstanddesWissenschaftsverbundes„DRESDENconcept“.DieseAllianz

erschließtdurchinstitutionelleKooperationenweitere PotenzialefürWissenschaft undTechnologietransfer,so dieProfessorin.33Partner umfasstderForschungsverbundaktuellundunterstützt dieEntwicklungdesWissenschaftsstandortesDresdenzumBeispieldurchdie gemeinsameGewinnung vonSpitzenkräftenund TalentenoderauchdiekoordinierteNutzungvonRessourcen.

DieThemenVernetzung undVerwertungvonWissen

spielenhiereineentscheidendeRolle.„Füreine erfolgreicheTechnologieverwertungstehtunseindifferenziertesAngebotan Transferwegenoffen,zu denenunteranderenIndustrieprojekteundöffentlich-privatePartnerschaften gehören,aberauchVerwertungvongeistigem Eigentum,WeiterbildungsangebotefürdieWirtschaft, AusgründungenundBeteiligungensowieStandardisierungundTransfer durchKöpfe“,erklärtProf.

ChristophLeyens,Vorstandsmitgliedvon „DRESDEN-concept“und unteranderemInstitutsleiter desFraunhofer-Institutsfür Werkstoff-undStrahltechnikIWS.

erfolgvonGewicht HerausragendesBeispiel desErfolgsallerbeteiligten InstitutionenwiederWirtschaftsförderungderStadt Dresden,derstarkenBasis desHandwerksundderForschungseinrichtungenist dieAnsiedlungdes2021errichtetenHalbleiterwerks derFirmaBosch.AusschlaggebendfürdieWahlDresdensalsStandortwarmit demSiliconSaxonydasin EuropaeinzigartigeCluster fürMikroelektronik.„Die NähezurTechnischenUniversitätDresdenunddenanderensächsischenHochschulenalsauchdiebeachtlicheAnzahlvonForschungseinrichtungenstelleneineguteBasisdar, nebenerfahrenenHalbleiterexpertenauchjungeAbsolventenundFachkräftefür unserneuesHalbleiterwerk zugewinnen“,erläutertJuliaReimann,zuständigfür dieProjektkommunikation beiBoschinDresden,die Standortentscheidung.In derfinalenAusbaustufesollenbiszu700MitarbeiterinnenundMitarbeiterinder Halbleiterfabrikarbeiten.

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üBer400MIllIoneneUroInvestIertBosch indenAusbauderHalbleiterstandorte,einenGroßteildavoninDresden. Foto:Bosch
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FranziskaSchreiber

MariaSharichin

JuttaMatreux

Foto: Eric-Kemnitz.com

Die Konsumgenossenschaft Leipzig rund um Vor­stands­sprecher Dirk Thärichen (52) hat ihr Führungsteam verstärkt. Das Handelsunternehmen hat Franziska Schreiber (36) und Daniel von der Heide (38) zu Prokuristen befördert. Schreiber, eine gebürtige Oranienburgerin, ist Diplom-Soziologin und seit November 2016 beim Konsum beschäftigt. Zunächst war sie Personalreferentin Aus- und Weiterbildung, dann Leiterin der Konsum-Akademie. Nun verantwortet sie als Abteilungsleiterin das Personalwesen. Von der Heide, ein gebürtiger Hannoveraner, studierte Politikwissenschaften sowie Geschichte und steht seit fünf Jahren beim Konsum unter Vertrag. Er ist jetzt als Abteilungsleiter Unternehmensservice mit den Themen Digitalisierung, IT und Mitgliederservice betraut.

TimoMeynhardt

Er fordert regelmäßig die Unternehmen auf, auch an das Gemeinwohl zu denken. Junge Menschen fragen schließlich heute nicht nur nach Geld und Karriere, sondern auch nach dem Sinn und dem gesellschaftlichen Nutzen ihrer Tätigkeit. Timo Meynhardt (49), Professor an der Leipziger Manager-Schmiede HHL, hat dabei nicht nur einen Gemeinwohlatlas für Leipzig erstellt. Jetzt hat der Betriebswirtschaftler und Psychologe auch für die Handelskammer Hamburg ihren diesbezüglichen Beitrag ermittelt. Dabei erzielte die Kammer mit 3,89 von 6 Punkten einen „guten Wert“, so Meynhardt. Kürzlich stellte er in der Hansestadt die Studie vor. Auf der Veranstaltung der Kammer sprachen unter anderem auch Ex-Bundespräsident Joachim Gauck (82), der Erste Bürgermeister Hamburgs, Peter Tschentscher (56), und, per Video zugeschaltet, Kiews Stadtoberhaupt Vitali Klitschko (50).

JohannesBeermann

Er komme, bekannte Johannes Beermann (61), immer wieder gerne nach Leipzig. So auch zum Jahresempfang, zu dem Hubert Temmeyer (63), Präsident der Bundesbank-Hauptverwaltung in Sachsen und Thüringen, geladen hatte. Beermann, mehrere Jahre Minister und Chef der Staatskanzlei in Sachsen, wechselte 2015 in den Vorstand der Bundesbank. In Leipzig stellte der promovierte Jurist vor 150 Gästen, darunter Sparkassenchef Harald Langenfeld (61), Deutschbankier Markus Wägner (53) und Achim Oelgarth (51), Vorstand des ostdeutschen Bankenverbandes, klar, dass die bundesrepublikanische Notenbank „entschlossen gegen die Inflation“ vorgehen werde. Im nächsten Jahr geht Beermanns Amtszeit zu Ende. Leipzig wird er weiter verbunden bleiben. So sitzt er im Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung und im Kuratorium des Fraunhofer-Instituts für Internationales Management und Wissensökonomie.

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Foto: Frank Rumpenhorst

ALFAROMEO

Bislang hatte sie eine eigene Agentur für PR, Marketing und Social Media. Jetzt hat Maria Sharichin (45) den Sprung zurück aus der Selbstständigkeit gewagt. Die gebürtige Leipzigerin hat die Leitung des hiesigen Standortes der Berliner Agentur Zanatta Media übernommen. Im Fokus ihrer Arbeit wird dabei der Bereich Personalmarketing stehen, den die Agentur weiter ausbauen will. Das passt, denn die neue Standortchefin ist seit 2007 Veranstalterin und Projektleiterin des Leipziger Personalforums. „Gute Fachkräfte zu finden, ist und bleibt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen“, so Sharichin. Mitteldeutschland sei ein sehr dynamischer Wirtschaftsstandort: „Wenn wir die Personaler bei der erfolgreichen Fachkräftegewinnung stärken, stärken wir damit auch die Region.“

MerihSevilir

Foto: privat

Internationale Verstärkung für das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): Merih Sevilir (49), eine weltweit renommierte Forscherin für das Zusammenspiel von Finanz- und Arbeitsmärkten, ist nach Sachsen-Anhalt gewechselt. Die Professorin hat die Leitung der neuen Abteilung Gesetzgebung, Regulierung und Faktormärkte übernommen. Zugleich lehrt sie an der European School of Management and Technology in Berlin. Seit 2010 unterichtet die Wissenschaftlerin an der Kelley School of Business der Indiana-Universität in Bloomington. Sevilir untersucht unter anderem, wie sich der Zugang von Firmen zu den Finanzmärkten auf die Anwerbung hochqualifizierter Arbeitskräfte auswirkt. Als einen Schwerpunkt am IWH nannte Sevilir die Frage, wie etablierte Unternehmen zur Gründung, Finanzierung und zum Wachstum von Start-ups beitragen.

LydiaHüskens

Sachsen-Anhalt schlägt Brandenburg. In BitterfeldWolfen nahmen Landes-Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (58), Oberbürgermeister Armin Schenk (61) und Heinz Schimmelbusch (78), Vorstandschef der niederländischen Advanced Metallurgical Group (AMG), jetzt den ersten Spatenstich für die erste Lithium-Raffinerie Europas vor. AMG investiert 120 Millionen Euro, die Anlage soll im zweiten Halbjahr 2023 in Betrieb gehen. Geplant ist zunächst eine Jahresproduktion von 20 000 Tonnen Lithium. Es wird unter anderem für die Batterien von Elektroautos benötigt. Das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium plant den Bau einer ähnlichen Anlage in Guben. Sie soll 2024 in Betrieb gehen.

Foto: Sebastian ­Willnow/dpa

Die Fabrik von Wacker in Nünchritz ist mit ihren 1500 Beschäftigten der größte Chemiearbeitgeber in Sachsen. Das verpflichtet auch beim Umweltschutz, meint Werkleiterin Jutta Matreux (56). So werden nach ihren Angaben inzwischen 70 Prozent des gesamten Dampfbedarfs durch Wärmerückgewinnung abgedeckt. Das für die Dampferzeugung im Heizkraftwerk eingesparte Erdgas bringe die Fabrik dem Ziel näher, die absoluten CO2 Emissionen global bis 2030 um die Hälfte gegenüber 2020 zu senken. Am Standort entstehen 200 Produkte, auf die Industrien weltweit angewiesen sind. Seit 1999 hat der Münchner Konzern in Nünchritz 1,5 Milliarden Euro investiert. Für das Gesamtjahr rechnet Wacker mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro. SteffenFoede

Lange Jahre war er Vorstand der Leipziger Wohnungsgenossenschaft Unitas. Vor einem Dreivierteljahr wechselte Steffen Foede (53) an die Spitze der Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau in Delitzsch. Foede, auch Vizepräsident des Unternehmervereins Gemeinsam für Leipzig, setzte in der nordsächsischen Kreisstadt die Tradition des wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Blumenfestes wieder fort. Alle Mitglieder, die zur Feier kamen, erhielten je drei Geranien für die Balkonbepflanzung. „Da müssen wir den Namen von Aufbau in Aufzucht ändern“, scherzte Axel ­Gedaschko (62), Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungsunternehmen. Gemeinsam mit Mirjam Philipp (56), Vorstand der Vereinigung Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, Axel Viehweger (69), Bauminister der DDR im Kabinett von Lothar de Maizière (82) und heute Vorsitzender der Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft, besuchte er das Mieterfest. Zuvor hatten sie an einem Genossenschaftstreffen in Delitzsch teilgenommen.

RobertJanssen

Führungswechsel bei der Volkswagen Sachsen GmbH: Robert Janssen (50) übernimmt zum 1. Juli den Vorsitz der Geschäftsführung und wird damit Nachfolger von Stefan Loth (54). Zugleich verantwortet Janssen dabei die Ressorts Technik und Logistik. Er ist ausgebildeter Kfz-Mechaniker und studierter Fahrzeugtechniker. Nach seinem Einstieg bei Volkswagen 2000 durchlief er mehrere Stationen im In- und Ausland. Darunter war die Leitung sämtlicher Produktionsstandorte von VW in China. Janssen sagte, VW Sachsen habe in den vergangenen Jahren „Pionierarbeit für den Konzern geleistet“. Hier vereine sich seine Leidenschaft zum Automobilbau mit der Begeisterung an neuen Technologien. VW Sachsen ist innerhalb von Volkswagen Vorreiter der Elektromobilität.

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„Über dem Osten hängt die Demografiekeule“

Herr Holtemöller, trotz CoronaPandemie und Krieg in der Ukraine erwarten Sie für die Bundesrepublik in diesem Jahr ein wenn auch leichtes Wachstum. Belege, dass die Wirtschaft widerstandsfähig ist?

Durchaus. Corona geht zu Ende. Daher sind wieder viele Aktivitäten möglich wie Urlaub, Restaurantbesuche.DiedeutschenHaushaltehaben in den vergangenen zwei Jahren200MilliardenEuroanEinkommen nicht ausgegeben, also mehr gespart. Die Menschen haben Geld aufderKante,wirerwarten,dasssie es zumindest zum Teil im Sommer ausgeben. Das gibt einen Schub. Andererseits steigen die Energie­preise kräftig, die Inflation liegt bei über sieben Prozent.

Richtig, Krieg, steigende Energiepreise und Inflation wirken in die andere Richtung. Obendrauf kommt der Shutdown in China, wodurch Produkte nicht hierherkommen. Das wird im Sommer zu einer konjunkturellen Belastung führen.

Trotzdem soll die Wirtschaft zulegen?

Wir glauben, dass die Erholungskräfte die Oberhand behalten werden. Aber natürlich sind Risiken vorhanden. Unsere aktuellen Modelledeutenaufeinnegativeszweites Quartal hin.

Welche Folgen hat der Krieg in der Ukraine?

Er führt zu Lieferschwierigkeiten, von denen auch die ostdeutschen Unternehmen betroffen sind. Bei den Nahrungsmitteln führen die Versorgungsengpässe in erster Liniedazu,dassdieLänderdesglobalen Südens die höheren Preise nicht bezahlen können.

Den Energiepreisanstieg gab es schon vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. ErwirddurchdenKriegaberbefeuert. Durch den Verzicht auf russisches Öl wird das Erdöl anderer Ländern begehrter und daher teurer. Der höhere Preis ist Teil der Lösung, nicht des Problems. Es ist wenigerEnergievorhanden,alsomuss weniger verbraucht werden. Das wird über den Preis geregelt. Den bedürftigen Haushalten sollte man über Transferzahlungen helfen.

Klar ist, dass die Verteuerung von der Mehrheit der Haushalte getragen werden muss.

Was passiert, wenn kein Erdgas mehr aus Russland hierher kommt?

Ich denke, dann würden zunächst die Gasspeicher herangezogen. Befüllt man die Speicher weiter wie gegenwärtig gesetzlich vorgeschriebenundrationiertrelativfrüh, dann wäre das wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Es ist sinnvoll, erst die Speicher zu nutzen.

Wann wären sie leer?

Bei einem normalen Winter könnte ungefährabFebruar/März2023vor allem die Industrie nicht mehr vollständig mit Gas beliefert werden. SiewürdeineinemmittlerenSzenario kurzzeitig auf 60 Prozent verzichten müssen.

Deutschland wird alles unternehmen, um unabhängig vom russischen Gas zu werden. Wir wollen aus Braunkohle und der Atomkraft aussteigen. Das setzt das deutsche Energiesystem gehörig unter Stress. Es muss daher genau überlegt werden, wie viel Kapazitäten für Gas sich in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahre rechnen, da essichumeineBrückentechnologiehandelt.

Also wird es ­schwierig? Herausfordernd. Heute wird viel weniger Öl je Produktionseinheit benötigt als in den 70er-Jahren im

Wichtiger ist eine gut qualifizierte und gegenüber Zuwanderung aufgeschlossene Bevölkerung. Im Osten verlassen zehn Prozent die Schule ohne Abschluss, im Westen sind es nur fünf Prozent. Das heißt: Zehn Prozent jedes Jahrgangs fehlen für eine Ausbildung. Politik tut sich da wahnsinnig schwer. Wir brauchen mehr frühkindliche Bildung, mehr Schulsozialarbeit.

Das ist alles?

Die Teuerungsrat ist auf über sieben Prozent geklettert. Jetzt hat die ­Europäische Zentralbank (EZB) das Ende der Wertpapierkäufe verkündet und so den Weg zur ersten Zins­erhöhung frei gemacht. Wie bewerten Sie das?

Es ist höchste Zeit, dass die EZB die Geldpolitikstrafft.Mittlerweilesind auch die Inflationserwartungen deutlichüberdasPreisstabilitätsziel vonzweiProzentgestiegen,wasauf eine sich verfestigende höhere Inflationsrate hinauslaufen könnte. Angesichts dieser Lage hätte man sichguteinnochbeherzteresVorgehen der EZB vorstellen können.

Warum hat sich die EZB lange Zeit so schwer getan? Die EZB hat vermutlich Bedenken, dass die Zinswende im Euroraum diestaatlichenRefinanzierungskosten gerade in Ländern mit hohen Schulden steigen lassen. Wenn die Schulden zu hoch sind, verliert die Geldpolitik leider an Macht gegenüber der Fiskalpolitik. Wahrscheinlich wird der Zinszyklus langsamer und mit kleineren Schritten als in den USA erfolgen. Das bedeutet, dass die Inflation bei uns noch länger hoch bleiben wird. Von einer PreissteigerungsratevonzweiProzentim nächsten Jahr werden wir uns verabschieden müssen.

ZurPerson

Mit welchen Konsequenzen?

Das würde besonders die gasintensive Industrie treffen wie Papier, Chemie, Glas. Sie stellen wichtige VorproduktefürdieFertigunginanderen Branchen her, das verursacht dann Zweitrundeneffekte. Die Industrie würde im zweiten Quartal des nächsten Jahres um rund zehn Prozent einbrechen, gesamtwirtschaftlich hätten wir 2023 ein um fünf bis sechs Prozent niedrigeres Bruttoinlandsprodukt als mit russischem Gas.

Und wenn dann wieder genügend Gas da wäre?

Dann würde auch nicht sofort alles wiederfunktionieren,dieLieferkettenmüssensicherstwiederzurechtruckeln.EskannbiszudreiQuartaledauern,bisdieNormalproduktion wieder erreicht wird.

Westen. Damit so etwas jetzt noch einmal funktioniert, brauchen wir einen neuerlichen technologischen Schub.

Schafft Deutschland das?

Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Unternehmen brauchen Plan- und Berechenbarkeit. Wenn man die Industrie machen lässt,istsieinderLage,Lösungenzu finden.

Worin liegt in Ostdeutschland die größte wirtschaftspolitische Herausforderung?

Über dem Osten hängt die Demografiekeule. Sie ist wegen der Abwanderung und der Geburtenrate speziell in den 90er-Jahren schlimmeralsimWesten.DasMega-Problemisthier,dassanallenEckenund Enden Personal fehlt. Das hat die

Wirtschaftspolitik noch immer nicht hinreichend verstanden.

Woran machen Sie das fest?

Nehmen wir den Ausstieg aus der Braunkohle. Die Politik spricht davon, neue Industriearbeitsplätze zu schaffen. Aber das Ziel ist unsinnig, weil die Leute fehlen werden. Wir brauchen keinen vollständigen Ausgleich für die 10 000 wegfallenden Jobs, weil in der Summe die Menschen nicht mehr da sein werden. Das muss bei Planung der Infrastruktur berücksichtigt werden.

Was bedeutet das für den hiesigen Strukturwandel? EsbrauchteinenMixausInfrastrukturundDemografie.DerOstenmuss attraktivfürZuwanderungsein.Dazu gehören Freizeitangebote, auch dieKulturisteinwichtigerStandort-

Experten diskutieren über die Notwendigkeiten, um den Kohleausstieg in Sachsen zu einem Erfolg zu führen

Die energiepolitische Lage ist schon ein wenig angespannt. Deutschland steigt aus der Kernkraft aus und will sich spätestens 2038 auch von der Braunkohle verabschieden. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine verschärft schon jetzt die Versorgungsunsicherheit.Dochvon

Anspannung war in einer Diskussionsrunde, die kürzlich vom Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge der Universität Leipzig und der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung veranstaltet wurde, in großen Teilen wenig zu spüren. Schließlich macht die öffentlicheHandmitbiszu40Milliarden Euro viel Kohle locker, um das Aus der Kohle auch im Mitteldeutschen Revier sowie in der Lausitz abzufedern.

Diese beiden Regionen würden die Chancen der Umstrukturierung nutzen, also auch in 16 Jahren gut dastehen, war der einhellige Tenor. CorneliaMüller-PagelvonderLeipziger VNG AG betonte, das Unternehmen setze auf grüne Gase und

Wasserstoff. Andreas Huck, VorstandneueGeschäftsfelderderLausitzer Energie Bergbau AG (Leag), verwies darauf, dass der Cottbuser Konzern mit dem Flächenpotenzial seinerStandorteundseinemqualifiziertenPoolanBeschäftigenaktivan derTransformationdesLausitzerReviers und der Metropolregion Leipzig mitwirken wolle. „Unser Anspruch ist, Energie- und Industriestandorte weiterzuentwickeln und mit neuen, regionalen Partnern innovative Produkte anzubieten.“ Die Leagistzu50ProzentamBraunkohlenkraftwerk Lippendorf beteiligt.

Jörg Huntemann vom sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung mahnte die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie an. Wichtig seien im Zusammenhang mit den Strukturhilfen „der Erhalt und die Schaffung neuer Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie eine Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur“. Thorsten Posselt, Leiter des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Internationales Management und Wissensökonomie, verlangte eine „echte Indust-

rieorientierung bei der Projektauswahl“. Es komme darauf an, Veränderungen anzustoßen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu schaffen. Es „ist auch nötig“, dass mit den Kohlemitteln viel in Forschung und Innovation investiert werde, meinte Posselt mit Blick auf neue Anwendungen etwa beim Wasserstoff, in der Mobilität und bei der künstlichenIntelligenz.„DieStrukturwandelgelder sind kein Ersatz für kommunale Ausgaben“, merkte der

Leipziger Wirtschaftsprofessor an. Über die Mittel des Bundes „haben die Regionen besondere Chancen erhalten,denWandelzugestalten“, meinte Huntemann. Norbert Menke, Geschäftsführer der SächsischenAgenturfürStrukturentwicklung,verwiesdarauf,dassimmerhin gut zehn Milliarden Euro nach Sachsen fließen sollen. Bis jetzt seien 115 Projekte mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die beiden Reviere in

Nein, ich denke auch an die Unis. Bei den Spitzenforschungszentren fällt der Osten immer noch ab. Aber gerade diese Forschung, das Erschließen neuen Wissens, schafft langfristiges Wachstum. Das muss imOstengestärktwerden.Esistdas letzte Quäntchen, das den Aufholprozess ausmacht. Dem Osten wird oft vorgeworfen, fremdenfeindlicher zu sein als der Westen. DerVorwurfistbegründet.InSachsen, Sachsen-Anhalt und ThüringengibtesinRelationzurBevölkerungmehrrechtsextremmotivierte Straftaten als in Hessen oder Bayern. Vor dem Hintergrund der Demografie ist das ein Problem. Die gutQualifiziertenkönnensichaussuchen, wo sie arbeiten. Das gilt auch für ausländische Fachkräfte.

Oliver Holtemöller gehört zu den führenden deutschen Wirtschaftswissenschaftlern. Der Professor ist Vizepräsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und leitet die Abteilung Makroökonomie. Zudem lehrt er an der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg. Er wurde am 27. Juni 1971 im hessischen Lich geboren und studierte nach dem Abitur in Gießen Volkswirtschaftslehre, Angewandte Mathematik und Praktische Informatik in Gießen. Später promovierte er an der Freien Universität Berlin. 2009 wechselte er nach Halle. Holtemöller ist einer der Autoren der Herbst- und Frühjahrsgutachten (Gemeinschaftsdiagnose) mehrerer Wirtschaftsinstitute für die Bundesregierung.

direkten Arbeitsplätzen in der Braunkohlewirtschaft und weiteren 5200 indirekten Stellen nicht nur kompensiert werden.

Mitteldeutschland und der Lausitz angestoßen worden. Der frühere Chef des Leipziger Stadtkonzerns LVVzeigtesichoptimistisch,dasses gelingen werde, die beiden Reviere als Zukunftsregionen umzugestalten. Dazu sei es erforderlich, die bestehenden Betriebe zu stärken. Zudem müsse ein Augenmerk auf die EntwicklungneuerUnternehmenin Bereichen wie Energie, Mobilität oder Gesundheit gelegt werden. So könne der Wegfall von bis zu 3500

In einer weiteren Debatte sagte HubertJäger,ProfessoranderTechnischen Universität Dresden, dass die Bundesrepublik kaum über Rohstoffe verfügt. „China hat 90 Prozent des Eisenerzvorkommens im Griff“, nannte der Wissenschaftler ein Beispiel der Politik des fernöstlichen Landes. Folglich „müssen wir die Rohstoffe für die eigenen Märkte recyceln“, forderte er. Peter Kurth, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft, ergänzte das. „Der wichtigsteTeildesGreenDealsderEUistdie Kreislaufwirtschaft.“ Brüssel habe damiteineAgendagesetzt,dieesin sich habe. Die EU habe verstanden, dass die Kreislaufwirtschaft mehr und mehr Produktpolitik werden müsse. Sprich: Dass die Hersteller sich schon bei der Entwicklung Gedanken machen, wie ihre Waren zu möglichst 100 Prozent in den Kreislauf zurückgeführt werden können.

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Oliver Holtemöller, Vize-Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, zu ökonomischen Aussichten
Foto: Ulrich Milde
Bevölkerungsentwicklung (in Millionen) 18711905/10193919461961/641985/8720192050 Sachsen 2,785,165,615,725,485,084,073,68 Sachsen-Anhalt 1,732,663,113,693,233,022,191,74 Thüringen 1,462,132,503,002,732,712,131,75 Deutschland 29,2848,3859,6265,1073,1777,5683,1780,34 Quelle: Ifo-Institut
„WirbraucheneineechteIndustrieorientierungbeiderProjektauswahl“
Podiumsdiskussion in der Sächsischen Aufbaub in Leipzig mit (von links) Jörg Huntemann, Andreas Huck, Norbert Menke, Cornelia Müller-Pagel und Thorsten Posselt. Foto: André Kempner

Ein Imker mit Unternehmer-Gen

Volks- und Betriebswirt André Soudah hat umgesattelt und kümmert sich um Bienen

EsistFrühjahr.AndréSoudah steckt in einem weißen Imkeranzug und geht auf einen seiner Bienenstöcke im südlichen Leipziger Auwald zu. Er kontrolliert die Beuten und schaut, ob die Völker schon in Schwarmstimmung sind. Die Honigräume füllen sich langsam mit der Frühtracht. Wöchentlich schaut ernach,wiesichseineBienenvölker entwickeln.Underfreutsichdarauf, dass bald die erste Ernte des Jahres geschleudert werden darf. Das ist eine anstrengende Tätigkeit, denn die Honigzargen bringen ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Der Honig muss hygienisch einwandfrei aus den Waben geschleudert und in Gläser gefüllt werden.

„Das ist schon eine körperlich anstrengendeArbeit“, sagt Soudah.

Glücklicherweise

hält der 46-Jährige sich seit Jahren vor allem mit Fahrradfahren und Kraftsportfit,packtsomit die Anforderungen locker. Auch in Zeiten, als der gebürtige Hannoveraner mit der Imkerei noch nichts am Hut hatte,bevorzugteer das Rad als Fortbewegungsmittel. Als er zum Gründungsgeschäftsführer des Clusters

Informationstechnologie Mitteldeutschlandberufenwurde,lautete seine Antwort auf die Frage, welchen Dienstwagen er gerne hätte, mit „ich möchte ein gutes Dienstfahrrad“.Dasbekamerundpendelte fortan mit Zug und Rad zwischen seinem Wohnort Leipzig und Halle. Mittlerweile hat die Geschäftsstelle in der Messestadt ihren Sitz.

SpätergründetederstudierteBetriebs- und Volkswirt eine eigene Unternehmensberatung, um danach im von Ex-Siemens-Manager RalfHeipmanninsLebengerufenen Technologieunternehmen Communisystems Care mit Sitz in Leipzig dieVerantwortungfürdieFinanzen zu übernehmen. Einige Jahre da-

rauf „gingen wir freundschaftlich getrennte Wege“, erzählt „BienenAndré“, der anschließend an der Universität Leipzig Informatik und Pädagogik studierte, danach halbtagsalsLehrerarbeiteteundaufder Suche nach einem Hobby war. Seine Frau schenkte ihm vor sieben Jahren zum Geburtstag einen Imkerkurs.

Aus Hobby wird Berufung

Ihr Mann fing Feuer. „Wenn ich etwas mache, dann richtig, anders kann ich es nicht.“ So wurde aus dieser anfänglichen FreizeitbeschäftigungeineBerufung.„Esgibt nichtgenuglokalenHonig“,berichtet er. Die 150 000 deutschen Imker sorgen für 20 Prozent des jährlichen Verbrauchs. Die Anzahl der Bienenstöcke, die von ihm betreut werden müssen, nimmt kontinuierlich zu. Ein Volk besteht aus rund 60000 Bienen, Drohnen und einer Königin. Produziert werden jährlich circa 30 Kilogramm Honig pro Volk, den er in 500-Gramm-Gläsern abgibt. „Die Nachfrage nach meinem Auwaldhonig steigt von Jahr zu Jahr. Die Akquise läuft über Mundpropaganda.“ Soudah sagt, Imkerhonig ist mit Discounter-Honig, der für vier Euro zu haben ist, geschmacklich nicht zu vergleichen.„QualitätundGeschmackvon lokalem Imkerhonig sind deutlich besser. Honig ist nicht nur köstlich, sondern auch kostbar.“ Regional hochwertige Produkte hätten eben ihren Preis. Allein vom Verkauf kann ein Imker im Regelfall nicht leben. Aber Soudah wäre nicht der umtriebige Experte mit Unternehmer-Gen, wenn er nicht Marktlücken entdeckt und geschlossen hätte. So besuchteraufAnfrageKitasundSchulen und hat altersgerechtes Anschauungs- und Unterrichtsmaterialdabei.Damitnichtgenug.Seine Kinderimkerei ist auch Ausflugsziel

für Projekt- und Wandertage von Schulklassen, auch soziale Tage und Abschlussfeiern, Familienausflüge und Kindergeburtstage können dort unter den Bäumen veranstaltet werden. Soudah gibt den Besuchern einen Einblick in die LebensweisederHonigbienenundinformiert über die Arbeit des Imkers. Da kommt der Lehrer mit einem HändchenfürÖkopädagogikinihm durch.

Hoher ökonomischer Nutzen Dabei verweist der Ökonom auch gern auf den volkswirtschaftlichen Nutzen. Der Wert der Bestäubungsleistung der Bienen beträgt Berechnungen zufolge in der Bundesrepublik jährlich zwei Milliarden Euro,rundumdenGlobussindes70 Milliarden Dollar. Reiche Ernten, üppiges Wachstum die natürliche Artenvielfalt hängen stark von InsektenwiederWild-oderHonigbiene ab. Auf ihr Konto gehen 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge im Pflanzen- und Obstbau. Vielen Tierarten sichern sie die Nahrungsgrundlage.

Das ist nach Soudahs Einschätzung auch für Unternehmen interessant.SiemüssennachderEU-Taxonomie-Verordnung bald regelmäßig belegen, dass sie in ihrer Geschäftstätigkeit ethische, soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen. „Viele Firmen suchen händeringend nach Möglichkeiten und Projekten für ihre Bilanzen, um einen Beitrag zur Biodiversität, wie die EU es fordert, nachweisen zu können.“ Eine Möglichkeit: Sie siedeln beispielsweise auf dem Firmengelände Bienenvölker an, die vonderBelegschaftbetreutwerden. Hier bietet Soudah seine Unterstützungan.BeiihmkönnenBienenvölkergeleastwerden.Späterkannder Honig in der Betriebskantine verwendet werden.

InzwischenistderImker,dersein Hobby zur Berufung gemacht hat, auf Wachstumskurs. „Ich möchte zwei Mitarbeiter einstellen.“ Und mittelfristig schwebt ihm vor, in der Region einen Großhandel für Imkereiprodukte mit eigener Produktion zu gründen.

WERWIRDGEFÖRDERT?

SchachspielauffreiwilligerBasis: AlleKinderab4JahreninKindergärten,HortsundGrundschuleninDeutschland.

Chancengerechtigkeit: KinderauchausbenachteiligtenFamilienlernenZahlenundBuchstabensowievernetztesDenken.

ErlernenderdeutschenSprachefürKindermitMigrationshintergrund: DurchdasspielerischeMiteinanderwerdenBarrierenabgebaut,Kommunikationangeregtund sozialeKompetenzengefördert.

BeitragzurInklusion: Behinderteundnicht-behinderteMenschenkönnenproblemlosmiteinanderspielen.

BeitragzuraltersübergreifenderKommunikation: OhnekörperlicheBeschränkungenistdasSchachspielzwischenjungundaltmöglich.

SchachderdigitalenundsystemaffinenDemenz: SchachsteigertdiekognitivenFähigkeitenundbeugtDemenzvor. SchachstiftungGKgGmbH•August-Bebel-Straße13•04425Taucha•kontakt@schachstiftung-gk.de www.schachstiftung-gk.de

25 Forschung Innovation & Leben Stil
Imker André Soudah mit seinen Bienen im südlichen Leipziger Auwald. Fotos: André Kempner
Wenn ich etwas mache, dann richtig, anders kann ich es nicht.
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André Soudah Imker

Einfach mal abschalten

Dauerhafte

Always on! Aber zu welchem Preis?Undwerprofitiertam Ende wirklich davon? Dem App-Analyseunternehmen App Annie zufolge verbrachten deutsche Smartphonenutzer im Jahr 2021 rund 3,5 Stunden pro Tag am Handy. Pandemie und Lockdown ließen den Trend vor allem in der jüngeren Generation laut der Postbank-Jugend-Digitalstudie auf einen neuen Rekordwert steigen: 16- bis 18-Jährige sind im Schnitt 70,4 Stunden pro Woche online unterwegs.

DiedigitaleDauererreichbarkeit ist – die Zeitangaben legen es bereits nahe – längst kein privates Thema mehr. Auch im beruflichen Kontext spielt es zunehmend eine Rolle. In manchen Branchen mehr, in anderen weniger.

„Das Gefühl, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen, ist in Wissens- und Dienstleistungsberufen verbreiteteralsinProduktionsberufen. Aufgrund digitaler Technologien wie E-Mails und Chats hat es aberinallenBranchenüberdieletztenJahrestarkzugenommen“,sagt Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig.

Vorgesetzte als Vorbilder

Gefragt nach dem Ursprung dieses Empfindens sagt er: „Das Gefühl entsteht aufgrund von sowohl den Erwartungen des Arbeitgebers als auch aufgrund der eigenen Erwartungen an sich selbst.“ Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstreicht seine Aussage. Demnach erwarten

57 Prozent der Smartphone-Nutzer auf Nachrichten eine prompte Reaktion. Zacher findet, „Arbeitgeber, denen die Gesundheit ihrer Beschäftigten wichtig ist, sollten möglichst kommunizieren, dass es vollkom-

Arbeitgeber, denen die Gesundheit ihrer Beschäftigten wichtig ist, sollten möglichst kommunizieren, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu bestimmten Zeiten nicht erreichbar zu sein.

men in Ordnung ist, zu bestimmten Zeitennichterreichbarzusein.Vorgesetzte sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen und, natürlich vonNotfällenabgesehen,amFeierabend, am Wochenende und im Urlaub keine E-Mails schreiben oder Anrufe tätigen.“ Damitdeuteteretwasan,dasseit

einiger Zeit einen Trend markiert: Digital Detox. Der Begriff steht für einen bewussteren Umgang mit Smartphones,Tabletsundanderen, mit dem Internet verbundenen Geräten und markiert den Anfang der Abkehr vom „always on“, von der permanenten Verfügbarkeit.

Stress bringt ökonomische ­Verluste mit sich Davon profitiert der Einzelne, aber auch Arbeitgeber: Wer nie abschaltet und auch in der Freizeit stets direkt auf E-Mails und Anrufe reagiert, wird auf Dauer unproduktiv.

„Die ständige Beschäftigung mit dem Smartphone kann nicht nur zerstreut, gereizt und unkonzen­triert machen, sondern verursacht oft Schlafstörungen, wie Studien zeigen“, sagt Monika Schmiderer, Erfinderin des ersten DigitalDetox-Programms für mehr Kreativität und Lebensfreude. „Die Krankheitstage nehmen zu, das Leistungsvermögenverringertsich, die kreative Lösungsorientierung leidet, die Arbeitszufriedenheit sinkt,dieFehleranfälligkeitsteigt.“

Das sieht Psychologe Hannes Zacherähnlich:„Unternehmen,die esihrenBeschäftigtennichtermöglichen, regelmäßig Erholungspauseneinzulegen,laufenGefahr,dass sich der Krankenstand aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Burnout und Depression erhöht. Ein hoher Krankenstand ist mit hohen Kosten für Unternehmen verbunden.“

Dabei müssten erholsame Pausen nicht lang sein, mehrmals fünf biszehnMinutenüberdenTagverteilt reichten, so Zacher, neben einer längeren Mittagspause aus. Wichtigsei,dassdiePausenvorhersehbar liegen, frühzeitig am Tag eingelegtwerdenunddasssiemöglichst aktiv und sozial genutzt werden. Letzteres bedeute, dass man sich bewege anstatt vor dem Bildschirm sitzen zu bleiben.

land, der Schweiz und Italien betreut.DigitalDetoxsiehtsiealsEntwicklung, die parallel mit der Digitalisierung verläuft. Bei der Ausgestaltung sei vom Offline-Sonntag über das Offline-Wochenende hin zu Retreats und Boot Camps vieles denkbar. Sie selbst empfiehlt die Zwei-Stunden-Regel,nachderman eine Stunde nach dem Aufwachen und eine Stunde vor dem Schlafengehen digital entgiftet. „Das ermöglicht dem Gehirn und Nervensystem, sich besser zwischen Aktivität und Ruhephasen zu regulieren“, erklärt sie.

Abschalten für langfristige ­Leistungsfähigkeit

Klare Regelnzu ­digitaler Erreichbarkeit können Mitglieder erleichtern und Teams stärken. Gemeinsam erarbeitete Lösungen können ein zukunftsfähiges Miteinander unterstützen.

Genau aus diesem Grund gewinnt Digital Detox auch für die Wirtschaft an Bedeutung. „Die Firmen realisieren, dass Stress ökonomische Verluste bedeutet und dass Mitarbeiter nicht mehr, sondern weniger schaffen“, sagt Neil Shah, Direktor der Stress Management Society.DiegemeinnützigeOrganisationhatsichzumZielgesetzt,Einzelpersonen und Firmen dabei zu helfen, Stress zu reduzieren. Erreichbarkeit steuern, Produktivität und Kreativität steigern Unternehmerin und Autorin Schmiderer empfiehlt, die Kanäle der Erreichbarkeit sauber zu trennen, so wenige Apps wie möglich auf dem Smartphone zu haben und stattdessen die Kommunikation und Online-Aktivitäten am Schreibtisch zu bündeln. Wer viel erreichbar sein muss, aber an manchen Tagen oder Stunden gezielt offlineseinwill,demrätSchmiderer ein Zweithandy, ein „Notfallhandy“, das App-frei bleibt und dessen Nummer nur die fünf wesentlichsten Kontakte erhalten. Das helfe, dieErreichbarkeitgezielterzusteuern, während der Arbeit wieder produktiver und kreativer zu sein. „Aktuell werden wir alle elf Minuten unterbrochen oder unterbrechenunsselbstdurchdenGriffzum Handy“, so die Expertin. „Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass wir 20 Minuten benötigen, um in einen idealen Konzen­trationsfluss zu kommen“, macht sie deutlich. Doch wie mit der Entwicklung umgehen? Eine digitale Welt braucht achtsame Menschen, denen Eigenverantwortung abgefordert wird, sagt Schmiderer, die Kunden in Österreich, Deutsch-

Hier setzt das Berliner Start-up Digital Detox Destination an. Ihre Gründerinnen Alina Nieland und Agatha Schütz ermöglichen mit Workshops,EventsundReiseneine bewusste Auszeit vom digitalen Wahnsinn und wollen Erfahrungen schaffen, die das digitale Bewusstsein nachhaltig schärfen. „Je nach Format lernen Mitarbeiter spannende Fakten zu dem Thema kennen und werden motiviert, bewusster und achtsamer im Umgang mit dem Smartphone zu werden. Es klingtparadox,istesabernicht:Nur wer regelmäßig richtig ‚abschaltet’ ist langfristig leistungsfähiger. Das sollte im Interesse aller Unternehmen sein“, findet Schütz. Das unterstreicht Schmiderer: „Klare Regeln zu digitaler Erreichbarkeit können Mitglieder erleichtern und Teams stärken. Gemeinsam erarbeitete Lösungen können ein zukunftsfähiges Miteinander unterstützen.“Unternehmeninvestieren dadurch in die Beständigkeit des unternehmerischen Systems und die Lebensqualität, Kreativiät und Produktivität ihrer Mitarbeiter.

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Im Durchschnitt verbrachten deutsche Smartphonenutzer im Jahr 2021 täglich 3,5 Stunden an ihrem Handy.

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16- bis 18-Jährige verbringen im Durchschnitt 70,4 Stunden in der Woche am Handy.

57 Prozent der Smartphonenutzerinnen und -nutzer erwarten eine sofortige Reaktion auf eine Nachricht.

Alle 11 Minuten werden wir durch den Griff zum Handy unterbrochen oder unterbrechen uns selbst. Aus der Gehirnforschung wird deutlich, dass wir 20 Minuten benötigen, um in einen idealen Konzentrationsfluss zu kommen.

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Erreichbarkeit macht Angestellte nicht produktiver – im Gegenteil. Digital Detox als Ausweg aus der Stressspirale hin zu mehr Produktivität und Kreativität
Prof. Dr. Hannes Zacher Professor für Arbeits- und ­Organisationspsychologie an der ­Universität Leipzig
1 7 3 12 5 2 4 Grafik: Agnes Müller & Unternehmen Unternehmer Stil Leben & Unternehmen Unternehmer 24
Monika Schmiderer Erfinderin des ersten Digital-Detox-Programms für mehr Kreativität und Lebensfreude

Was Leipzigund Sachsen bewegt.

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Schritt für Schritt zum Erfolg

Einfach mal den Blick schweifen lassen, neue Ecken entdecken, Frischluft um die Nase wehen lassen und sich körperlich fordern – Wandern ist nicht allein eine beliebte Freizeitaktivität und Alternative zum trägen Strandurlaub. Auch beruflich kann einen der moderate Marsch durch die Natur weiterbringen. Der Blick in die grünen Landschaften verschafft dem Gehirn eine Pause von der Informationsflut und kann –wie einige Studien ergaben – die Konzentration verbessern, die Stressanfälligkeit reduzieren und den Blutdruck senken. In Deutschland haben 20 bis 30 Millionen Erwachsene einen zu hohen Blutdruck. „Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich mit Wandern sehr positive Effekte erzielen lassen“, so der Kardiologe Dr. Frank Sonntag vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Dabei geht es nicht darum, Hunderte Kilometer hinter sich zu bringen. Bereits ein ­90-minütiger Spaziergang in der Natur genügt, damit sich der Kopf erholen kann und neuer Platz für Kreativität geschaffen wird. Hier ein paar Empfehlungen für Wanderungen in Mitteldeutschland.

Von Patricia Liebling

DerHarzgeröder „KUGELsPASS“

DerHarzerHexenStieg

Von seiner mystischen und märchenhaften Seite präsentiert sich der Harz auf dem Harzer HexenStieg. Gesäumt von zwölf künstlerischen Installationen und abwechslungsreicher Landschaft führt der Qualitätswanderweg auf einer Gesamtlänge von 94 Kilometern von der mittelalterlichen Fachwerkstadt Osterode in Niedersachsen ins ­sachsen-anhaltische Thale am Ausgang des Bodetals. Höhepunkt der Wanderung in fünf Etappen ist die Besteigung des Brocken. Oben angekommen bietet sich eine Rundumsicht auf die von Misch- und Nadelwäldern, felsigen Schluchten und Jahrtausende alten Hochmooren geprägte Landschaft des Harzes. Wer den Aufstieg meiden möchte, der kommt über eine Umgehung ans Ziel. Dann allerdings misst die Strecke 107 Kilometer.

DieSchluchtentour

Strecke: 11 Kilometer

Tosendes Wasser unter den Füßen, glitzernde Wassertröpfchen an bemoosten Felsen, die nur wenig mehr als mannsbreit auseinander stehen –die sagenumwobene Drachenschlucht südlich von Eisenach ist eines der spannendsten Geodenkmäler Thüringens. Die etwa elf Kilometer lange Tour beginnt im Mariental, von wo aus es durch die Landgrafenschlucht bis zum Großen ­Drachenstein geht. Die Weinstraße führt von dort zur Hohen Sonne ­direkt am Rennsteig. Durch die Drachenschlucht geht es hinab und ­zurück zum Mariental.

Strecke: 94/107 Kilometer

DerTalsperrenweg

Zu 89 Prozent naturbelassene Wegeführungen, idyllische Bachläufe, Waldgebiete Aussichtspunkte und immer wieder die Nähe zum Wasser zeichnen den Talsperrenweg Zeulenroda aus. Der gesamte Rundwanderweg ist 45 Kilometer lang. Es gibt aber auch Verknüpfungen, die Wanderungen zwischen drei und 18 Kilometern zulassen

Strecke: 45 Kilometer

Der Harzgeröder „KUGELsPASS“ ist ein interaktiver Erlebnisweg für große und kleine Wanderbegeisterte mit knapp zehn Kilometern Gesamt­länge, der das Schloss Harzgerode mit dem Bergwerksmuseum Grube Glasebach in Straßberg verbindet. Zwei Spielplätze und acht Stationen sorgen entlang des Erlebniswanderweges mit ihren Kugelbahnen für viel Spaß und Interaktion für große und kleine Wanderbegeisterte. Dazu gibt es umfangreiche Informationen in Wort und Bild an den Stelen, ergänzt durch Audiostationen, die mehrsprachig (deutsch für Erwachsene, deutsch für Kinder, russisch, dänisch, englisch, chinesisch) zum Zuhören animieren.

Strecke: 10 Kilometer

DerRennsteig

Strecke: 170 Kilometer

DerKarras-Rundweg

Zwischen Coswig-Spitzgrund und Schloss Moritzburg verläuft der Rundweg auf den Spuren der Sagen­gestalt Ritter Karras. Um 1420 wurde das Rittergeschlecht der ­Karras eines der reichsten Adelsgeschlechter im Kurfürstentum ­Sachsen. Die komplette Route geht über 17 Kilometer, die kurze Variante über neun Kilometer. Die kurzweilige Tour verbindet Natur, Geschichte, Abenteuer und einmalige Ausblicke – etwa vom Aussichtspunkt Hoher Stein.

Einer der bekanntesten und auch der älteste Weitwanderweg Deutschlands ist der knapp 170 Kilometer lange Rennsteig, der sich in Thüringen von Hörschel nach Blankenstein zieht. Abwechslung ist hier garantiert: Mal geht es sanft hügelig auf ausgetretenen Pfaden, dann wiederum erwarten Wanderer und Wanderinnen steile Anstiege und schmale Windungen. Die Belohnung: prächtige Natur, unverwechselbare Aussichten, stille Wälder und bunt blühende Bergwiesen. Wer sich dem Rennsteig vorsichtig nähern will, der kann auch eine der acht Etappen erwandern, die zwischen 14 und 28 Kilometer lang sind.

28 Leben Stil & Leben Stil
Fotos: Guido Werner/Thüringer Tourismus GmbH; Stadtinformation Harzgerode; Marcus Daßler/Bildfeuer; Guido Werner; Torsten ­Schröder; Boris Breuer | Grafik: Adobe Stock/Forgem angepasst von Christiane Kunze Strecke: 17/9 Kilometer

Schach der digitalen Demenz

Der Tauchaer Unternehmer Gerhard Köhler hat sich dem königlichen Spiel verschrieben. Mit einer Stiftung will er jetzt möglichst viele Kinder ab vier Jahren aus sozial schwächer gestellten Familien an diese auch vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Sportart heranführen.

Von Ulrich Milde

Kinderarzt empfiehlt Projekt

DasHobby istinseinemBüro allgegenwärtig. An den Wänden hängen Fotos,dieihnmitGrößenwie­ViktorKortschnoizeigen,in den Regalen stapeln sich die Schachbücher und Fachzeitschriften, Pokale können vom Besucher bewundert werden. Gerhard Köhler holt Hefte heraus. Darin hat er schon als kleiner Junge angefangen, Schachpartien aufzuschreiben, um sie später nachzuspielen. Seinen ersten Zug machte der gebürtige AscherslebenerschließlichbereitsmitsechsJahren.Heutezähltder66-Jährige, der auch eine beeindruckende Karriere als Banker und Unternehmer ­vorweisenkann,inseinerKlassezudenweltweitbestenSchachamateuren.

„IchspieleproJahrungefähr50Wettkämpfe“,erzählter,jedereinzelne dauert zwischen drei und fünf Stunden.“ Dazu kommen wöchentlich mehrereTrainingsstunden.„DaspieleichunteranderemdiePartienalterMeisternach.“EinFleiß,derihnzugroßenErfolgengeführthat.So holte er 1973 und ein Jahr später bei den DDR-JugendmeisterschaftenjeweilsdendrittenPlatz.Später,alserdasSchachspielenwieder intensivierthatte,wurdeer2010SiegerimDeutschland-Cup,2016 gar auf der griechischen Insel Kos Amateur-Weltmeister in der WertungsgruppeA.„DaswarmeingrößterErfolg,darüberhabe ichmichsehrgefreut“,sagtderpromovierteVolkswirt,derheute vor allem in Seniorenturnieren wie Landes-, Deutsche-, Europa- und Weltmeisterschaften an den Start geht.

NachAbitur,ArmeedienstundStudiumwarermehrereJahrelangfürdieStaatsbankderDDRtätigundwur-

de 1988 Direktor der Handelsbankfiliale Leipzig.

Nebenbei absolvierte er noch ein Studium der Hochschulpädagogik. Ursprünglich hatte er das Ziel, in der DDR Chefvolkswirt der Staatsbankzuwerden.DochdieEinheit

Für Wieland Kiess steht fest: „Soziale ­UngleichheitführtzuungleicheBildungschancen, ungleichen Chancen für eine befriedigende Teilhabe an der Gesellschaft und vor allem und gerade auch zu ungleichen Gesundheitschancen.“ So zeigten Daten der LifeChild-Studie in Leipzig, dass psychiatrische Erkrankungen von Müttern, niedriges Familieneinkommen und niedriger Bildungsgrad das Risiko für ein Kind verstärkten, an einer psychischen ­Erkrankung zu leiden, sagt der Chef der Klinik für Kinder und Jugendliche des UniversitätsklinikumsLeipzig.„Außerdem sind Adipositas, Fettlebererkrankungen, arterieller Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und andere Stoffwechsel­-

setzte seine Pläne schachmatt. „Die DDR war total abgewirtschaftet“, erinnert er sich. „Das ging so nicht ­weiter, ich bin froh, dass die Wende gekommen ist.“ Sonst ­wären beispielsweise die Häuser in Leipzig verfallen.

Fotostandort Wolfen aus Insolvenz gerettet Köhlerorientiertesichberuflichum,bliebaberderFinanzbranchetreu. SowarerunterandereminderDresdnerBankKreditbank

AG zuständig für die Erstausstattung mit der D-Mark im ehemaligen Bezirk Leipzig. Später durchlief er eine Bankausbildung,warzuletztFilialdirektorin Frankfurt/Oder.ImJahr2000wechselte er als Finanzvorstand zum Fotodienstleister PixelNet AG in Wolfen, machte sich zwei Jahre darauf als Unternehmensberater selbstständig, um neun Monate später mit Partnern die Orwo Net GmbH zu gründen, um den traditionsreichen Fotostandort aus der Insolvenz zu retten. Eine Erfolgsgeschichte, denn Köhler gelang es, mit seinen Mitstreitern ein erfolgreiches Unternehmen mit 340 Mitarbeitern zu formen. Das führt er auch auf sein Hobby zurück. „Schach hat mir in meinem Leben sehr geholfen“, sagt Köhler, der in Taucha wohnt. „Das Spiel fördert die Konzentration, das strategische Denken sowie die Kreati­vität.“ Alles Punkte, die auch in einem Unternehmen dringend benötigt werden.

Seit einiger Zeit ist der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern dabei, derGesellschaftetwaszurückzugeben.Erist Präsident von Kinderschach in Deutschland und hat eine eigene Schachstiftung ins Leben gerufen. Da hat Köhler große Ziele. „Meine ­Vision ist, jedem zweiten Kind ab vier Jahren das Schachspiel beizubringen.“ Das helfe besonders Kindern aus sozial nicht so gut aufgestellten Familien. SiesollendieGrundzügeindenKitasundGrundschulen lernen, wozu wiederum Erzieherinnen und Erzieher in die Geheimnisse dieses königlichen Spiels eingeweiht werden müssen. „Man benötigt keine Vorkenntnisse, wichtig ist die ­pädagogische Seite.“ So ist geplant, im September im Landkreis ­Zwickau Erzieher(innen) von 20 Kitas zu schulen. Zwar haben schon Tausende Kinder in über 500 Kitas das Programm durchlaufen, „aber wir brauchen eine breite gesellschaftliche Unterstützung“.

erkrankungen „mit sozialer Ungleichheit und besonders mit niedrigem sozioöko­nomischen Status verbunden“, so der ­renommierte Medizin-Professor. Hier kann seiner Ansicht nach das ­Projekt Kinderschach ansetzen. Die Kognition, Konzentrationsfähigkeit, das soziale MiteinanderunddurchausauchKompetition zu fördern, herauszufordern und zu schulen, „ist ein generelles Anliegen, das durch ­spielerisches Heranführen an ein Projekt wie Schachspielen oderebendiekognitiveLeistungsfähigkeit die kindliche Entwicklung fördern hilft“. Entsprechend könne aus Sicht der Kinderheilkunde und der Jugendmedizin das Projekt Kinderschach „nur ­ausdrücklich begrüßt, ­gefördert und empfohlen werden“, betont Kiess. mi

Gerhard Köhlers großes Hobby ist das ­Schach­spielen. In seiner Altersklasse zählt der ­Unternehmer zu den ­weltweit besten Akteuren.

AndrÉ Kempner

Umgang mit Sieg und Niederlage

Köhler sieht in seinem Projekt viele Vorteile. So lernten etwa Kita-Kinder auch aus benachteiligten Familien spielerisch Zahlen und Buchstaben sowie vernetztes ­Denken und soziale Kompetenz – „durch den Umgang mit Sieg und Niederlage“. ­Kindern mit Migrationshintergrund helfe es, die deutsche Sprache zu erlernen „Durch dasspielerischeMiteinanderwerdenBarrierenabgebaut.“Ebensokönntenbehinderteund nichtbehinderteMenschenproblemlosmiteinanderspielen.DasgelteauchfürJunggegenAlt.

Nicht zuletzt werde mit dem Projekt der „digitalen und systemaffinen Demenz“, wie er es nennt,derKampfangesagt.DieKinderwachsenmitHandyundComputernauf,vielewerdendurch bewegteBilderruhiggestellt.„DaskanninspäterenJahrenzueinersozialenVereinsamungführen“, warntKöhler.VieleMenschengingendavonaus,dassdas,wasausdemTaschenrechneroderComputer komme, richtig sei. „Nur wenige hinterfragen das Ergebnis, setzen es nicht ins Verhältnis.“ Das sei eine gefährliche Entwicklung. „Man erarbeitet sich nichts selber, sondern man glaubt an eine Maschine.“SchachbietehiereinenaktivenGegenpart,„steigertdiekognitivenFähigkeitenundbeugtDemenz vor“, sagt er mit Blick auf wissenschaftliche Studien. So haben Ärzte am Albert Einstein College of ­Medicine in New York herausgefunden, dass Schachspielen Alzheimer oder anderen Demenzformen vorbeugt.

Beim Schachspiel müssten regelmäßig Entscheidungen getroffen werden. „Das kann man dabei gut lernen.“ Und wenn das Ergebnis dann nicht so gut sei, „muss man trotzdem versuchen, das Beste ­darauszumachenundnachNiederlagenwiederaufzustehen.“Wersichnichtfestlegenwolle,„wirdkeinen Erfolg haben im Leben“, ist die feste Überzeugung des Unternehmers.

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103000

103 000 Hektar Rebfläche gab es 2019 in Deutschland.

Quelle: Deutsches Weininstitut, nach Angaben des Office International de la Vigne et du Vin, Paris

Preisexplosionen und Engpässe

Wein wird teurer – und das hat mehrere Ursachen

Von Uwe Köster

Natürlich,eskommtvor,dass

9,0

Mio

9,0 Mio Hektoliter Wein wurden 2019 in Deutschland produziert.

Quelle: OIV, OIV-Experten, Fachpresse

Platz 6

der wichtigsten Weinexportländer war Deutschland –mit 3,8 Hektolitern – 2019.

(Italien – 21,6, Spanien – 21,3, Frankreich – 14,2, Chile/Argentinien – 11,4, Australien/Neuseeland – 10,1)

Quelle: Deutsches Weininstitut, nach Angaben des Office ­International de la Vigne et du Vin, Paris

Weintrauben geklaut werden, auch in größerem Stil. Das ist ziemlich schlimm für einen betroffenen Winzer. Und ja, immer wieder gibt es Fälschungen, wovon freilich eher große, berühmte Weingüter betroffen sind. EswarauchschonvonCyberangriffen auf Webseiten von Weingütern zu hören. Kann alles passieren. Doch beim Thema Sicherheit bewegt die Weinerzeuger derzeit ­etwas ganz anderes: die Sicherheit, Weine wie gehabt überhaupt herstellen zu können. Wie in fast allen Bereichen wird auch in der Weinwirtschaft über Lieferengpässe geklagt,vorallemaberüberexplodierende Kosten. Die logische Folge: Preiserhöhungen auf breiter Front. Steffen Christmann, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), hat es kürzlich auf der Mainzer Weinbörse unmissverständlich verkündet: „Wir erwarten Kostensteigerungen um 30 Prozent und damit entsprechende Preiserhöhungen.“ Wie hoch sie konkret bei den einzelnen Weingüternausfallenwerden,konnteernatürlich nicht sagen. Denn jeder Betrieb sei anders aufgestellt. Christmann, der selbst ein renommiertes WeingutinderPfalzführt,erwähnte in seinem Statement allerdings vor allem „die drastische Erhöhung der Löhne“. Damit bezieht er sich auf den Mindestlohn, der vor allem für ErntehelferundAushilfskräfterelevantist.Diesererhöhtsich,mittenin derErntesaison,am1.Oktober2022 umimmerhin25Prozent–vonaktuell9,60Euroauf12Euro.„Dasistim Sinne der Beschäftigten zu begrüßen“, sagt Steffen Christmann, „aberirgendjemandmussesbezahlen, und am Ende sind es die Verbraucher.“

Selbst Flaschen werden rar Überraschend ist die Entwicklung nicht. Die Brauereien heben ihre Preise an, Lebensmittel haben sich längst verteuert. Dass nun auch Wein teurer wird, ist also nur eine Frage der Zeit. Neben dem MindestlohnsinddiegestiegenenEnergiekosten ein wesentlicher Preistreiber – laut Zahlen des Statis­tischen Bundesamtes wurde Ener-

gie um rund 70 Prozent teurer. Bei spezifischenFaktorenfürdenWeinbau sind die Steigerungen jedoch zum Teil noch extremer. Fast jeder Winzer kann diverse „Gruselgeschichten“ erzählen. Holzpaletten seien jetzt 87 Prozent teurer als im vergangenen Jahr, sagt Winzer Florian Deckert, der das Weingut DeckertgemeinsammitseinerTochter Lisa in Freyburg/Unstrut führt.

„Und die Weinbergspfähle haben mal 4,20 Euro das Stück gekostet, jetzt sind es 14 Euro.“ Etiketten (plus 20 Prozent), Verpackungen (bis zu plus 60 Prozent), AluSchraubverschlüsse (plus 40 Prozent)–überallschießendiePreisein dieHöhe.EinKorkvonguterQualität war mal für 20 Cent zu haben –jetzt muss ein Euro bezahlt werden. Glasflaschen kosten etwa 25 ProzentmehralsvoreinemJahr–wenn die Weingüter überhaupt noch von den Herstellern beliefert werden. Betriebe, die nicht frühzeitig genug bestellt haben, können aufgrund der Knappheit derzeit keinen Wein abfüllen.

Betroffen sind kleine und große Weingüter gleichermaßen. Überall hört man die gleichen Klagen: Es gibt keine Flaschen, die Kartons sind doppelt so teuer geworden, überall Engpässe. Viele Winzer interessiert der Preis mittlerweile gar nicht mehr, sie sind froh, überhaupt zu kriegen.

„Hat alles nicht nur mit dem Krieg zu tun“

Klaus Böhme gehört mit reichlich 12 Hektar Rebfläche zu den mittelgroßen Betreibern in Mitteldeutschland. Seit 1993 ist er am Markt, und das sehr erfolgreich.

„WirsindeinkleinesGebiet,dahaben wir schon einen Standortnachteil bei der Beschaffung. Die Großhändler sitzen alle im Westen, in der Pfalz, Rheinhessen oder Franken, da wo auch die großen WeingüterzuHausesind.Biszuunssind das zum Teil große Entfernungen, da ist der Transportaufwand sehr hoch.DaswiederumtreibtdieKosten“, erklärt Böhme. Er weiß von einem Spediteur, der wegen der enormenSpritkostennichtmehran Kunden in über 300 Kilometer Ent-

20,7

Im Jahr 2020 konsumierte im Durchschnitt ein Deutscher 20,7 Liter Wein.

Quelle: Statista

Schönundsicherzugleich

Klaus Böhme wird noch beliefert. „Langfristige Geschäftsbeziehungen zahlen sich jetzt aus“, sagt er. Wichtig sei, jetzt langfristig zu planen.„DasbedeutetlangeBestellzeiten bei Flaschen, Etiketten, Kapseln und so weiter einzukalkulieren. Aber klar, es kann schon Einschränkungen im Sortiment geben.“ Undja,eswerdesicherPreissteigerungengeben.„Generelldürften diePreisefürWeinimSchnittum20 bis30Prozentsteigen“,glaubtBöhme.„Daredeichnochgarnichtvon Investitionen,wiederAnschaffung neuer Geräte.“ Auch seine ­Weine werden teurer. „Wir werden um Preisanpas­sungen nicht herum­kommen“, sagt Böhme, schränkt aber ein: „Viel hängt natürlich auch von der Ernte ab.Daistesschonein Unterschied, ob man 4000 Liter oder 8000 Liter pro Hektar erntet. Der Aufwand ist der gleiche. Dieses Jahr sieht es bisher ganz gut aus – wenn wir nicht vertrocknen.“ Auf eine Feststellung legt Klaus Böhme noch wert: „Dashatallesnichtnur mit dem Krieg zu tun. Die Krise bringt Probleme zutage, die schon lange hätten beseitigt werdenkönnen.“

Und die Weinbergspfähle haben mal 4,20 Euro das Stück gekostet, jetzt sind es 14 Euro

Florian Deckert Winzer des Weinguts Deckert

In Italien ist Wein schon teurer ­geworden Das Sächsische Staatsweingut WackerbarthhatdiePreise bei ausgewählten Weinen und Sekten am 1. März 2022 bereits erhöht, sortimentsübergreifend um sanfte rund 3 Prozent. „Als mittelständisches Unternehmen und Erlebnisweingut ist die Sächsische Staatsweingut GmbH nicht ausgenommen von den aktuellen Ent-

Langfristige Geschäftsbeziehungen zahlen sich jetzt aus

Klaus Böhme Winzer des Weinguts Böhme

20,4 Mio

20,4 Mio Hektoliter Wein wurden 2019 in Deutschland konsumiert.

Quelle: Office International de la Vigne et du Vin, Paris

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NuraufdenerstenBlickstehensichzweiWelten gegenüber:einehochqualifizierte,digitale undkreativdenkendeStartup-Szeneeinerseitsundetablierte,regionaleUnternehmenmitgewachsenenStrukturenundProzessenandererseits. DennuminMitteldeutschlandzuaktivenGestaltern derZukunftzuwerden, brauchtessowohldie innovativenIdeen unddisruptiven Elementeder einenalsauch dieübereinen langenZeitraum gesammeltenErfahrungenderanderen.

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ThemeninihrenKeynotesund StartupperpitchenihreIdeen. WelcheTrendshabeneinen Mehrwert?

„MACHN22drehtsichumdieFrage ‚What’srealundwhat’shype?“,also darumzulernen,wasanneuen Trendstatsächlicheinenlanglebigen MehrwertfürFirmenundInstitutionenhat“,erklärteinerderKöpfehinterdemFestival,MarcoWeicholdt, CoworkingManagerundStartup ScoutbeimBasislagerLeipzig.„Viele EntscheiderinnenundEntscheider, aberauchMitarbeitendestehenvor aktuellenEntwicklungenundTrends, hinterfragenderenmöglichenNutzenundsuchennachOrientierung, welcheSoftware,welcheProzesse, welche‚Hypes‘sieinihreneigenen Unternehmenetablierensollen.

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