Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | Juni 2023

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Ausgabe 16 Heft 2/2023 Preis: 2,90 €

Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

wirtschaftszeitung.lvz.de

Ja zur grünen Mobilität

5 Jahre Wirtschaftszeitung der LVZ: Prominente Gratulanten sagen auf ihre Weise Danke. Seite 3

Euro 2.0: Die Europäische Zentralbank plant die Einführung einer digitalen Währung. Seite 9

Zuversicht bei Autozulieferern: Produktion von E-Fahrzeugen erreicht Rekordwert und bietet neue Potenziale. Seiten 22/23

Zeit im Blick: Wie Chefinnen und Chefs ihr Verhalten im Arbeitsalltag managen, um mehr Zeit zu haben. Seite 31

Die Mobilitätswende ist derzeit in aller Munde. Die Bundesregierung möchte, dass Mobilität klimafreundlich, effizient, barrierefrei, intelligent und für alle bezahlbar ist. Dafür sollen die Infrastruktur ausgebaut und die Rahmenbedingungen für vielfältige Angebote in Stadt und Land weiterentwickelt werden. In dieser Ausgabe der Wirtschaftszeitung haben wir daher den Fokus explizit auf Mobilität gelegt. Wir stellen verschiedene Projekte vor, die smarte Lösungen für die Bewegung von morgen entwickeln. Wir lassen Visionäre zu Wort kommen, die mit ihren Ideen die Zukunft grün gestalten. Wir schauen, welche Rolle Wasserstoff spielen kann und wird. Wir fragen, wie die Umstellung eines Fuhrparks von Verbrenner auf Elektro funktioniert. Und wir zeigen, wie es um den öffentlichen Nahverkehr bestellt ist.

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WIRTSCHAFTS ZEITUNG.LVZ.DE


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■ Happy Birthday

3 Fünf Jahre Wirtschaftszeitung der LVZ. Zehn prominente Entscheiderinnen und Entscheider gratulieren zum kleinen Jubiläum. ■ Mitteldeutsche Flughafen AG forciert Leuchtturmprojekt 4/5 Im Interview spricht Flughafenchef Götz Ahmelmann über Pläne für den Bau einer Anlage für synthetische Kraftstoffe und welche Ziele er noch anstrebt. ■ Tesvolt in Wittenberg forscht mit der Uni Magdeburg 6 Unternehmen errichtet für 60 Millionen Euro am Stammsitz ein hochautomatisiertes Produktionsgebäude für Batteriespeicher sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. ■ Rasantes Wachstum 7 Die Chemnitzer Software-Schmiede Staffbase GmbH ist das erste sächsische Start-up, das als „Unicorn“ bezeichnet wird. Nun wird der Börsengang in zehn Jahren angepeilt. ■ Business-Class 8 Neues aus den Chef-Etagen der regionalen Wirtschaft ■ Podcast 8 Karsten Wilhelm, Standortleiter des Batteriewerks Dräxlmaier in Leipzig, über Nachhaltigkeit in der E-Mobilität.

St Märkte

■ Europäische Zentralbank plant Einführung einer digitalen Währung

9 Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz informiert, dass der digitale Euro nicht das Bargeld abschafft, sondern eine offizielle Alternative im Online-Zahlungsverkehr darstellt. ■ Ein Besuch bei der Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient 10 Die Leipziger gelten als Weltmarktführer im Banknotendruck – nicht nur Euro-Scheine, sondern auch Banknoten für die gesamte Welt stellen sie her. ■ Bankenkrise 11 Bernd Gropp, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, über die möglichen Nachwirkungen des Banken-Bebens in den USA für Deutschland. ■ Geldtöpfe für das Wachstum des Mittelstandes 12/13 Mit zwei Fonds werden Expansionsbemühungen sächsischer Firmen unterstützt. Vier Beispiele. ■ Wir brauchen Personal 14/15 Die Handwerkskammer Leipzig und der Deutsche Gewerkschaftsbund im Zwiegespräch über den Fachkräftemangel, deren Ursachen und mögliche Maßnahmen.

Forschung ben

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Von Nannette Hoffmann Wir schreiben das Jahr 1817. Karl

Freiherr von Drais präsentiert stolz seine erste hölzerne Laufmaschine. Ein Meilenstein. Auf deren Basis entwickelt sich im Laufe folgender Jahrzehnte und mit einigen bahnbrechenden Neuerungen (Pedalen, Nabenschaltung, Luftreifen, Beleuchtung) unser heute gern genutztes Fahrrad. Es sollte aber auch Anreiz werden für eine weitere Erfindung: 1885 baute Carl Friedrich Benz das erste Automobil. Noch heute sind diese beiden Verkehrsmittel die beliebtesten unter den Deutschen. Das bestätigt das Umfrageinstitut Yougov in seiner jährlichen Mobilitätsstudie Anfang 2023. Darin nannten 72 Prozent das Auto als das Verkehrsmittel, das ihre Bedürfnisse am besten erfüllt. 19 Prozent gaben das Fahrrad, 15 Prozent die Bahn, 11 Prozent den Bus sowie 10 Prozent Straßen- und S-Bahn an. Aber: Laut Statistischem Bundesamt waren 2022 deutlich mehr Fahrgäste mit Bussen und Bahnen im Nah- und Fernverkehr unter-

17 Was heute noch die Schwachstellen im Öffentlichen Verkehr sind, sollen zukünftig autonome Shuttles verbessern. Einblick in verschiedene Pilotprojekte. ■ Fuhrpark im Wandel 18/19 Axel Schäfer, Bundesverband für Betriebliche Mobilität, und Matthias Eichardt, Verkaufsleiter für Großkunden bei der Volkswagen Automobile Leipzig, über den Umstieg vom Verbrennerauto zum E-Auto in der Unternehmensflotte. ■ Die Haselnuss macht den Unterschied 20/21 Das Radebeuler Unternehmen erweckt bekannte Schoko-Leckereien zu neuem Leben. ■ Automobilzulieferer im Wandel 22/23 Die steigende Produktion von E-Fahrzeugen hält für Zulieferer neue Chancen bereit. Die Firma Mennekes hat sich bei den europaweit gültigen Ladesteckern einen Namen gemacht. ■ ÖPNV in der Krise? 24 Der öffentliche Verkehr in Deutschland hat noch großen Nachholbedarf. ■ Grüner Wasserstoff 25 Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland, analysiert den Ist-Zustand des Großprojekts und gibt einen Ausblick auf die kommenden Jahre. ■ „Ready for Smart City Robots?“ 26 Neues Projekt soll in Schkeuditz digitale Umgebungsdaten erfassen, die den zukünftigen Einsatz von Lieferrobotern und sich selbstständig verteilenden Leihlastenrädern ermöglichen.

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wird dabei Versuchsregion und geht mithilfe der Einwohner dieser Frage nach. Die Forschung macht gerade im Bereich des autonomen Verkehrs große Fortschritte. So werden deutschlandweit immer wieder neue Ansätze erprobt – wie zum Beispiel der Flash-Bus in Nordsachsen. Auch der Luftverkehr zeigt in Richtung Grün: Die Mitteldeutsche Flughafen AG setzt auf Fotovoltaik und plant eine Anlage für synthetisches Kerosin. Der Automobilzulieferer Mennekes hat Maßstäbe in der E-Mobilität gesetzt, indem er bereits 2014 den europaweit gültigen Ladestecker erfand. Das Unternehmen Tesvolt aus Wittenberg forscht mit der Uni Magdeburg an neuen Möglichkeiten zur Energiespeicherung und das Wasserstoffnetzwerk HYPOS an grünem Wasserstoff als alternativem, heimischen Energieträger. In diesem Sinne wünsche ich: Viel Spaß bei der Lektüre!

Innovation St KOMMENTAR

■ Autonomer Verkehr

ben Leben

wegs als im Pandemie geprägten Jahr 2021. Als „Treiber“ wird das 9-Euro-Ticket gesehen. Dessen Nachfolger, das 49-Euro-Ticket, soll nun den Umstieg vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel wieder befördern. Und: Laut dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr besitzen 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens ein Fahrrad. Der Bestand an Fahrrädern ist mit rund 82,8 Millionen nach dem Zweirad-Industrie-Verband so hoch wie nie zuvor. Diese beiden Beispiele zeigen, dass die Mobilität von morgen anders aussehen kann und muss: nämlich klimafreundlich, effizient und bezahlbar. Deshalb blickt die Wirtschaftszeitung der LVZ in dieser Ausgabe auf technologische Entwicklungen, innovative Ideen und zukunftweisende Projekte in Sachen Mobilität. Wie zum Beispiel „Ready for Smart City Robot?“. Sind unsere Städte gerüstet für autonom operierende Mobilitätssysteme? Die Stadt Schkeuditz

St Stil

■ Was hinter Quiet Quitting steckt

27 Ein neues Phänomen der sogenannten Generation Z hält Einzug in die Arbeitswelt. Unternehmen sollten es ernst nehmen und nach der Ursache suchen. ■ Umweltfreundlich unterwegs 28 Gesetzgeber fördert die Nutzung von Diensträdern steuerlich. ■ Die Flaschen-Frage 29 Die Weinbranche fasst einen wirkungsvollen Beschluss: Glasflaschen mit weniger Gewicht sollen für bessere Öko-Bilanz und geringe Transportkosten sorgen. ■ Boss-Büro – Zu Besuch bei ... 30 Prof. Bettina Erzgräber, Rektorin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, gewährt Einblick in ihr Dienstzimmer. ■ Wertvolles Gut 31 Regionale Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter geben Einblick, wie sie ihr Verhalten im Berufsalltag ändern, damit am Ende noch ganz viel Zeit übrig bleibt.

DIE WIRTSCHAFTSZEITUNG – AB SOFORT DIGITAL. Liebe Leserinnen und Leser, bei einigen Artikeln finden Sie solch einen kleinen Kasten inklusive eines QR-Codes. Damit gelangen Sie direkt zu unserem Digitalmagazin. Hier erwarten Sie noch mehr Themen rund um die mitteldeutsche Wirtschaft und weitere Hintergrundinformationen. Interessiert? Dann einfach den QR-Code scannen oder direkt auf https://wirtschaftszeitung.lvz.de schauen!

Impressum Wirtschaftszeitung – ein Produkt der Leipziger Volkszeitung Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & KG Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. Geschäftsführer: Björn Steigert Vermarktung: Thomas Jochemko V.i.S.d.P.: Hannah Suppa Redaktion und Produktion: Nannette Hoffmann (Redaktionsleitung), André Böhmer, Andreas Dunte, Uwe Köster, Ulrich Langer, Patricia Liebling, Ulrich Milde, Susanne Reinhardt, Jochen Reitstätter, Christiane Kunze (Layout), Marius Ludwig (Layout Advertorials) Druck: Pressedruck Potsdam GmbH, Friedrich-Engels-Straße 24, 14473 Potsdam Auflage: 20 000 Redaktionsschluss: 6. Juni 2023 Nächster geplanter Erscheinungstermin: Oktober 2023 Preis: 2,90 Euro Idee und Konzept: Leipzig Media GmbH Für Fragen oder Hinweise zur Lieferung der LVZ-Wirtschaftszeitung erreichen Sie uns kostenfrei unter 08002181-020. Wenn Sie Fragen zu einer Anzeigen-Buchung haben, melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer 0341 2181-1909. Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de Bitte beachten Sie die Informationen zur Herkunft und Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten: https://www.madsack.de/datenschutzhinweise/

Wasserstoff: Viele Fragezeichen in Sachsen

FOTO: HAGEN WOLF

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Die Zeichen stehen auf Grün

Von André Böhmer Wenn es um den künftigen Einsatz von Wasserstoff geht, sind von der

sächsischen Landesregierung gern auch kernige Aussagen zu hören. Bei der Vorstellung des ersten Wasserstoffhändlers HINT.CO, der von Leipzig aus ähnlich wie die Strombörse EEX weltweit mit dem alternativen Energieträger handeln soll, sprach Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Mitte Mai von einem „historischen Augenblick“. Und merkte an, dass Sachsen beim Wasserstoff zu den „Top drei“ unter allen Bundesländern gehöre. Das klingt nach aktuellem Erfolg. Die Wahrheit ist allerdings: Außer auf dem Papier und bei der Zusage von großzügigen FörderMillionen für Projekte hat sich im Freistaat wirtschaftlich in puncto Wasserstoff noch nicht viel getan. Dulig selbst hatte das beim HINT-CO-Termin in den Räumen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) offenbar auch schon

erkannt. „Wir müssen endlich ins Machen kommen“, forderte da der Minister. Wohl wahr. Denn im Gegensatz zu SachsenAnhalt verfügt der Freistaat noch über keinerlei eigene Produktionsstätten von grünem Wasserstoff. Was auch daran liegt, dass in Sachsen das Angebot an grünem Strom, also aus regenerativen Energiequellen wie Wind und Sonne, besonders deutlich der Nachfrage hinterherhinkt. Das Problem, dass zudem noch kein funktionierendes Leitungssystem für Wasserstoff existiert, teilt sich der Freistaat dagegen mit den anderen mitteldeutschen Ländern. Wobei die Voraussetzungen prinzipiell gut sind. Zwischen Leuna und Bitterfeld in Sachsen-Anhalt existiert bereits ein Pipeline-System, das aktuell noch für Gas genutzt wird und auch schon über den Flughafen Leipzig/Halle führt. Prinzipiell stehen vor einem wirt-

schaftlich tragenden Einsatz des alternativen Energieträgers in Sachsen noch zu viele Fragezeichen. Welche Mengen müssten produziert werden, um rentabel zu sein? Wie hoch sind die Kosten? Von den Antworten hängt dann zum Beispiel auch ab, ob und ab wann die Stadtwerke Leipzig ihr neues Heizkraftwerk Süd auf eine 30 Prozent wasserstofffähige Energieerzeugung umstellen können. Dass da noch mindestens eine Dekade ins Land geht, darüber sind sich die meisten einig. Wasserstoff ist weiter eine Option für die Zukunft – und es geht jetzt darum, so schnell wie möglich die praktischen Weichen zu stellen. Die Ankündigung von BMW, die Lackiererei im Werk Leipzig auf Wasserstoff umzustellen, ist da immerhin ein positives Signal.

Weniger Gründungen weniger Innovationskraft Von Ulrich Milde Die Lage ist alles andere als erfreulich. Um 7 Prozent ging im vorigen

Jahr die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland zurück. Ein Vergleich macht deutlich, warum die Situation ernst zu nehmen ist. In den Jahren 2020 und 2021 pendelten sich die Gründerzahlen bei knapp 176 000 neuen Firmen ein – trotz der Corona-Pandemie und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Doch nach der Krise ist bekanntermaßen vor der Krise. Massiv steigende Energiekosten, die hohe Inflation, der Krieg in der Ukraine, unterbrochene oder verzögerte Lieferketten beeinflussen das Gründungsgeschehen ganz offenkundig sehr stark. Dabei sind neue Firmen so wertvoll, weil sie den etablierten Betrieben Dampf machen, den Wettbewerb beflügeln, mit Innovationen für Fortschritt und Wachstum sorgen. Der Rückgang bei den Neugründungen verschärft die ohnehin vorhandenen Probleme der

Bundesrepublik im Allgemeinen und speziell Ostdeutschlands in Sachen Innovationskraft. Besonders alarmierend ist, dass laut einer Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) der Anteil jüngerer Gründer abnimmt. Die 30- bis 39-Jährigen stellen mit knapp 30 Prozent die größte Gruppe. Um die Jahrtausendwende lag diese Quote allerdings noch bei mehr als 40 Prozent. Ebenfalls sinkend, wenn auch weniger stark, ist der Anteil der 20- bis 29-jährigen Gründer. Da spielen die eingetrübten konjunkturellen Aussichten und die Zinspolitik der Notenbanken eine wichtige Rolle. In Zeiten der Nullzinspolitik war Geld im Überfluss vorhanden. Start-ups hatten keine Probleme, Kapitalgeber zu finden, eine zumindest halbwegs pfiffige Idee vorausgesetzt. Doch jetzt sind festverzinsliche Anlagen relativ risikolos und durchaus lukrativ. Das Finanzieren von Gründungen hat

sich also deutlich erschwert. Obendrauf kommt, dass für mehr als den einen oder anderen jungen Menschen eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten an Attraktivität gewonnen hat, das Risiko des Sprungs in die Selbstständigkeit mithin gescheut wird. Eine überbordende Bürokratie kommt dazu, verleidet vielen Interessierten, eine Firma ins Leben zu rufen oder einen bestehenden Betrieb zu übernehmen. Gut ist, dass es da Initiativen wie den Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen und den Technologiegründerfonds Sachsen gibt. Gewiss, das sind nur Tropfen auf den heißen Stein. Aber sie helfen bei Gründungen wie Nachfolgeregelungen und unterstützen Expansionsbestrebungen. Viele, wenn auch kleinere, Hilfestellungen weisen den Weg in die richtige Richtung.

FOTO: ANDRÉ KEMPNER

ben Geld

EDITORIAL

St Unternehmen

FOTO: HAGEN WOLF

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Unternehmer ernehmer

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Unternehmen Unt

Sächsischen Unternehmen eine starke Stimme geben

Strahlkraft für Mitteldeutschland

Ideales Forum für den Mittelstand

Inspiration für Studierende geben

Der Wirtschaftsstandort Sachsen kann sich sehen lassen. In der öffentlichen Wahrnehmung dominieren aber häufig andere Themen. Deswegen ist es gut, dass die Wirtschaftszeitung der LVZ den sächsischen Unternehmen eine starke Stimme gibt. Ich persönlich freue mich, in jeder Ausgabe spannende Hintergrundgeschichten über starke Persönlichkeiten und innovative Firmen aus unserer Region zu entdecken. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Mut, in der heutigen Zeit ein so anspruchsvolles Medium zu launchen und freue mich über Ihren Erfolg.

Die LVZ Wirtschaftszeitung feiert ihr fünfjähriges Bestehen! Zu diesem Anlass gratulieren wir herzlich! In Leipzig verwurzelt, mit starker Stimme und Strahlkraft für Mitteldeutschland – das verbindet. Zukunftsweisend ist die eigene Transformation. Für VNG im Zuge der Energiewende hin zu grünen Gasen wie Wasserstoff oder Biogas für eine auch zukünftig sichere Energieversorgung. Für die LVZ Wirtschaftszeitung lautet die Konstante: Informativer, wirtschaftsnaher und innovativer Journalismus – egal ob gedruckt oder online!

Fünf Jahre investigativer Journalismus trifft 30 Jahre Leipziger Leuchten. Im Jahr 2023 feiern beide Unternehmen große Jubiläen. Als mittelständiges Traditionsunternehmen aus Leipzig, das die Leuchtenbautradition seit 1889 kontinuierlich weiterführt, freuen wir uns, seit 30 Jahren als wichtiger Teil der Wirtschaft in Ihrem Medium wahrgenommen zu werden. Sie sind für uns das ideale Forum des Mittelstandes im Wirtschaftsraum Leipzig. Ideenplattform, Trendsetting, Projektscouting sind nur einige der Schlagworte, die wir alle mit Ihnen verbinden. News um Unternehmen und Unternehmer, loyale und interessante journalistische Beiträge formen Sie in Ihrem Medium zum Herz des Leipziger Unternehmertums.

Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts! Unternehmergeist und Innovationskraft sächsischer Unternehmen aufzuzeigen, gibt die Chance auf Anregung und Nachahmung. Gerade in dieser Hinsicht ist die Wirtschaftszeitung der LVZ für uns als Berufsakademie Sachsen, dem Anbieter dualer Studiengänge, so wichtig, werden doch Inspirationen für unsere Studierenden gegeben.

Petra Peterhänsel, Leiterin des BMW-Werks Leipzig

Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG AG

Kerry Brauer, Berufsakademie Sachsen, Direktorin der Staatlichen Studienakademie Leipzig

Nadine Hofmann, Geschäftsführerin Leipziger Leuchten GmbH

Wirtschaftszeitung der LVZ feiert fünften Geburtstag

Damit es in Sachsen weiter vorangeht

Wichtiges Medium für die Banken- und Finanzbranche

Vor fünf Jahren kam die ersten Wirtschaftszeitung der LVZ heraus. Sie berichtet seither über Unternehmen, junge wie etablierte, vertieft die Berichterstattung der Tageszeitung. Ein Konzept, das offenkundig ankommt – das meinen zumindest unsere prominenten Gratulanten. mi

Es ist eine gute Sache, voneinander zu wissen. Und zu erfahren, was andere auf die Beine stellen, damit es hier in dieser wunderbaren Region und in ganz Sachsen weiter vorangeht. Die Wirtschaftszeitung der LVZ hilft dabei, dies sichtbar zu machen. Sie stellt mutige Unternehmerinnen und Macher vor, die etwas anpacken und wagen. Sie berichtet über tolle Ideen und was daraus geworden ist und macht so allen Mut, die etwas bewegen wollen. Herzlichen Glückwunsch!

Herzlichen Glückwunsch zum fünfjährigen Jubiläum! Für die Banken- und Finanzbranche in Sachsen ist die Wirtschaftszeitung der Leipziger Volkszeitung ein wichtiges Medium, das eine breite Palette an Finanz- und Wirtschaftsthemen behandelt. Darüber hinaus lerne ich durch die Lektüre regelmäßig wichtige Köpfe der Wirtschaft in Mitteldeutschland kennen. Die Präsentation von neuen Trends in den Bereichen Forschung und Innovation finde ich gelungen. Ich wünsche dem Redaktionsteam alles Gute für die kommenden Jahre! Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank (SAB)

Michael Kretschmer, sächsischer Ministerpräsident

Plattform für regionale Unternehmen und deren Partner

Unverzichtbares Wirken der LVZ Wirtschaftszeitung

Prägendes Format für eine dynamische Region

Die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Leipzig in Worte zu fassen und mit dem Blick des aufmerksamen Betrachters einzuordnen – das ist seit fünf Jahren das große Verdienst der LVZ Wirtschaftszeitung. Wirtschaft lebt von dieser Sichtbarkeit, vom Austausch und von neuen Impulsen. Die Vorstellungen von Unternehmen, ob neu angesiedelt oder bereits etabliert, geben zudem immer wieder spannende Einblicke in aktuelles Geschehen. Ich gratuliere herzlich zum Jubiläum!

Herzlichen Glückwunsch zum 5. Geburtstag! Die Wirtschaftszeitung bietet eine hervorragende Plattform für regionale Unternehmen und ihre Partner, so auch die Universität Leipzig. Wir sorgen für hochqualifizierte Absolventinnen und Absolventen, und wir sind ein Technologie- und Impulsgeber, mit mehr als 150 Ausgründungen und 300 Unternehmenskooperationen in den vergangenen fünf Jahren. Aktuell bauen wir ein Business Development auf. Genug Stoff also für Beiträge in der Wirtschaftszeitung – der ich weiterhin viel Erfolg wünsche!

Indem Medien über die Wirtschaft mit all ihren Aspekten berichten, Zusammenhänge beleuchten, Sachverhalte kritisch hinterfragen und Verbraucher informieren, stellen sie Transparenz her und machen Unternehmertum als elementaren Eckpfeiler unserer Gesellschaft sichtbar. In diesem Kontext hat sich auch das Wirken der LVZ Wirtschaftszeitung in den vergangenen Jahren als unverzichtbar erwiesen. Im Namen der IHK zu Leipzig gratuliere ich herzlich zum fünfjährigen Bestehen und danke für die hervorragende Arbeit.

Gratulieren ist toll. Man schaut zurück und nach vorn – und verweilt kurz im Jetzt: für den Glückwunsch. Hut ab, dass die Leipziger Wirtschaftszeitung ein prägendes Format für diese dynamische Region ist. Dabei immer ausgeleuchtet: die Finanzierungsseite. Gerade für Zukunftsthemen ist das umso wichtiger, nicht zuletzt für einen so relevanten Bereich wie Mobilität. Unlängst war ich zu Investorentreffen in Kalifornien. Ein autonomes Taxi hat mich durch San Francisco chauffiert. Zukunft hautnah! Für eben die wünsche ich der LVZ Wirtschaftszeitung: älter werden und dabei jung bleiben!

Clemens Schülke, Wirtschaftsbürgermeister der Stadt Leipzig

Prof. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig

Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Leipzig

Achim Oelgarth, Geschäftsführender Vorstand Ostdeutscher Bankenverband, Berlin

Den Wirtschaftstandort Leipzig einordnen

FOTOS: RAINER HÄCKL/BMW, OSTDEUTSCHER BANKENVERBAND, CDU LANDESVERBAND, ANDRÉ KEMPNER (3), SAB/HENDRIK SCHMIDT, CHRISTIAN HÜLLER/UNIVERSITÄT LEIPZIG, ANJA JUNGNICKEL ANZEIGE

Erfolgreiche erste Jahreshälfte bei JANIK lässt schönere und gesündere Projekte für die Arbeitswelt realisieren Die letzten Wochen zeigten, dass eine Rückkehr zur „Prä-Pandemie-Performance“ immer mehr gelingt und Austausch, Interaktion und Präsenzveranstaltungen erfolgreich an Fahrt aufnehmen. Der Büroeinrichter JANIK, seit 1990 in Leipzig verwurzelt und seit 2018 mit großer Ausstellung im Holzhaus Lindenau, hat dabei die vergangenen Monate wieder gut genutzt. Die Ergonomischen Bürowelten waren sowohl als Aussteller auf der gut besuchten Therapie Messe in Leipzig präsent als auch als Akteur auf Gesundheitstagen wie auch Veranstalter von Netzwerkabenden. JANIK Ergonomische Bürowelten begreifen sich nicht nur als ein Büroausstatter - schließlich ist die Gesundheit der zahlreichen privaten und gewerblichen Kunden das höchste Gut - um das sich das kompetente Team gerne kümmert und mit einem besonders ausgewählten Produktportfolio individuell berät. Das Janik Team ist aber auch im Alltagsgeschäft vielfältig aufgestellt und gefragt. Sie besuchen regelmäßig Unternehmen, um die individuellen Arbeitsplatzbedingungen zu optimieren. Dabei geht es nicht

Foto: Peter Franke

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nur um die Einstellung von Tisch und Stuhl, um die Neubeschaffung oder Nachrüstung, sondern auch um die akustische Optimierung von bestehenden Bürolandschaften oder die Gestaltung und Planung von modernen Räumen mit Wohlfühlcharakter, wie Work-Lounge-Cafés, die für Besprechung, Zusammenarbeit und Empfang genutzt werden. Das Team um die Geschäftsinhaberin Dagmar Janik-Stenzel steht nicht nur für innovative Lösungen im Bereich Büro und Ergonomie, sondern auch für jahrelange Erfahrung und Fachwissen aus unterschiedlichsten Bereichen. In der Felsenkellerstraße 1 im nachhaltig gebauten Massivholzhaus Leipzig Lindenau wird kompetent und freundlich beraten. Lernen Sie das authentische Haus beim Spätsommerfest selbst kennen! Anfang September können spanische Designmöbel neben südländischen Fliesen und mediterrane Tapas im Holzhaus genossen werden. JANIK lädt am Dienstag, den 5.9.2023 ab 16.00 Uhr zu einem Netzwerkabend der besonderen Art und freut sich auf zahlreiche BesucherInnen.

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ben Unternehmer

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Unternehmen

Die Luftfahrtindustrie in Zahlen

51 6,6 1,5

Die deutschen Flughäfen sind im Aufwind. In den ersten vier Monaten dieses Jahres legte die Zahl der Passagiere auf 50,9 Millionen zu. Das ist eine Verbesserung um 43,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings sind das rund 30 Prozent weniger als 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.

Die Nachfrage bei innerdeutschen Flügen bleibt auf niedrigem Niveau. In den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es hier lediglich 6,6 Millionen Passagiere. Das ist gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 ein Minus von 55,8 Prozent.

Auf 1,535 Millionen Tonnen summierte sich in den ersten vier Monates dieses Jahres bundesweit die Luftfracht. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von 10,1 Prozent, im Vergleich zu 2019 ein Rückgang um 2,7 Prozent.

Passagierzahlen in Mio 3

Fracht in Tonnen 2 Mio

Flughafen Leipzig/Halle

Flughafen Leipzig/Halle

Flughafen Dresden 2,5

Flughafen forciert Leuchtturmprojekt für synthetisches Kerosin

1,5 Mio 2

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0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

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QUELLE: FLUGHAFENVERBAND ADV; BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN LUFTVERKEHRSWIRTSCHAFT | GRAFIKEN: ADOBE STOCK

Airport-Chef Götz Ahmelmann sieht Vereinbarkeit von Luftverkehr und Klimaschutz Von Ulrich Milde

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ie Mitteldeutsche Flughafen AG mit ihren Airports Leipzig/Halle und Dresden setzt auf Fotovoltaik und erarbeitet Pläne zum Bau einer Anlage für synthetisches Kerosin. Das sagt Vorstandschef Götz Ahmelmann im Interview mit der Wirtschaftszeitung.

Herr Ahmelmann, Ihr Vertrag wurde kürzlich um fünf Jahre bis 2028 verlängert. Wie wird sich in diesen Jahren in Zeiten des Klimaschutzes die Luftfahrt verändern?

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Wo steht der Flugverkehr jetzt nach Ende der Corona-Pandemie?

Wir beobachten, dass Deutschland im europäischen Vergleich Nachzügler bei der Erholung ist. Unsere Passagierzahlen wachsen, wir kommen rasant aus der Krise. Aber alle anderen europäischen Länder legen deutlich schneller zu. Woran liegt das?

Der innerdeutsche Flugverkehr ist gesamtdeutsch deutlich unter Vorkrisenniveau, das betrifft in erster Linie den sogenannten dezentralen Verkehr abseits der Hubs Frankfurt und München. Die Menschen fliegen hier weniger, das Angebot ist zurückgegangen. Ich habe da Zweifel, ob etwa am Flughafen Leipzig/Halle dezentrale Verkehre, etwa nach Stuttgart oder Köln/Bonn, zurückkommen. Also stehen innerdeutsche Verbindungen vor dem Aus? Frankreich will ja Kurzstreckenflüge abschaffen.

An ein komplettes Aus bei uns glaube ich nicht. Nehmen wir unseren Flughafen in Dresden. Wie kommt jemand von Bosch aus Stuttgart oder von Infineon aus München zu den Dresdner Werken? Für eine geschäftlich notwendige Tagesreise ist das Flugzeug konkurrenzlos, mit alternativen Verkehrsmitteln dauert das zu lange.

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Der Flugverkehr wird wachsen. Das sehen wir nach der CoronaKrise. Die Menschen wollen wieder verreisen. Das wird auch in den nächsten Jahren so weitergehen. Aber der Fokus wird noch mehr als bisher auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz liegen. Ich bin mir sicher, dass neue Technologien entstehen werden, damit der Flugverkehr noch umweltfreundlicher wird. Ich denke da an neue Antriebstechnologien, Elektroflugzeuge, aber vor allem synthetische Kraftstoffe. Sie werden maßgeblich dazu beitragen, dass wir unsere Klimaziele erreichen.

Sachsen leistet sich mit Leipzig/Halle und Dresden zwei benachbarte Airports. Ist das nötig?

Dresden ist elementar wichtig für die Region. Dort ist das Passagieraufkommen in erster Linie durch Linien- und Geschäftsreiseverkehr geprägt. In Leipzig/Halle dagegen liegt der touristische Anteil bei zwei Dritteln. Das zeigt die große Bedeutung Dresdens als Wirtschaftsstandort. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Woran arbeiten Sie?

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Wir wollen an beiden Airports die Verbindungen zu europäischen Metropolen stärken – London, Istanbul, Amsterdam, Zürich, Wien… Da sind wir ganz gut unterwegs. In Leipzig/ Halle haben wir Dublin neu im Programm. Das läuft stabil.


ben Unternehmer

Die Luftfahrtindustrie in Zahlen

800 85 Die Luftfahrtbranche sichert mehr als 800 000 Arbeitsplätze in Deutschland. 330 000 Frauen und Männer sind direkt bei den Fluggesellschaften, in der zivilen Luftfahrtindustrie, an den Flughäfen und bei der Flugsicherung beschäftigt. Hinzu kommen rund 354 000 Stellen bei Unternehmen, die von Aufträgen aus der Luftfahrt abhängen. Durch die Konsumausgaben der direkt und indirekt Beschäftigten, etwa für Lebensmittel und Kleidung, entstehen noch einmal 155 000 Jobs.

Das Sitzplatzangebot für den Sommer 2023 nimmt in ganz Europa zu, das Plus beträgt zehn Prozent. Das sind 95 Prozent des Vor-CoronaNiveaus. In Deutschland liegt diese Quote bei 85 Prozent.

Das wird es auch zukünftig immer wieder mal geben. Fluggesellschaften werden anhand der Nachfrage entscheiden, ob die Verbindungen bleiben. Da stimmen die Menschen mit den Füßen ab.

Und was haben Sie erreicht?

Es ist unheimlich viel passiert, denken Sie an die Amazon-Ansiedlung, an das Bereitstellen von Flächen für neue Investoren. Das hat jetzt dazu geführt, dass die Deutsche Aircraft hier innovative, umweltfreundliche Flugzeuge bauen wird.

Welche Ziele streben Sie an?

Ganz wichtig ist Paris. Brüssel ist ebenso wie Barcelona immer wieder ein Thema. Daran arbeiten wir. Was macht der Flughafen selbst in Sachen Klimaschutz?

Aber das Wichtigste sind synthetische Kraftstoffe?

Eindeutig. Wir wollen daher ihre Produktion fördern, um die Versorgung der Flugzeuge sicherzustellen. Wie wollen Sie das machen?

Mit DHL und unseren Gesellschaftern erarbeiten wir eine Studie. Synthetische Kraftstoffe sind eine erprobte Technologie. Eine Beimischung von 50 Prozent ist heute schon möglich. Es geht darum, sie hier in der erforderlichen Menge anbieten zu können. Es gibt aber nicht genügend Produktionsmöglichkeiten. In Deutschland gibt es noch keine entsprechenden Anlagen. Wir haben hier hervorragende Rahmenbedingungen, mit DHL einen großen potenziellen Abnehmer. Wir haben Unternehmen in der Region, die diese Kraftstoffe produzieren könnten. Unsere Gesellschafter unterstützen das. Vielleicht gelingt es uns, das zu einem guten Paket zu schnüren, um daraus ein Leuchtturmprojekt zu entwickeln. Aber noch wären diese Kraftstoffe fünfmal so teuer wie Kerosin.

Richtig. Fluggesellschaften müssen wirtschaftlich arbeiten. Wir brauchen also den Hochlauf und eine finanzielle Überbrückung bis zur Skalierung, damit diese Kraftstoffe zum Einsatz kommen können. Flugzeuge sind zwar seit 1990, so heißt es, um 30 Prozent sauberer geworden. Wann fördert der Flughafen das mit der Einführung emissionsabhängiger Start- und Landegebühren?

In einer ersten Stufe haben wir lärmabhängige Entgelte eingeführt. Je nach Flugzeugtyp kann so das Dreifache des alten Satzes fällig sein. Wir arbeiten an emissionsabhängigen Entgelten, sie müssen auch von den Behörden genehmigt werden. Wir brauchen dafür noch ein paar Monate, ich rechne 2024 mit der Einführung. Wie bewerten Sie die ersten fünf Jahre Ihrer Amtszeit?

Sie waren überwiegend geprägt von Corona, die Pandemie hat alles überschattet. Das und die Folgen des Krieges in der Ukraine stellen schon erhebliche Einschnitte dar.

Zur Mitteldeutschen Flughafen AG gehören die beiden Airports Dresden und Leipzig/Halle sowie der Bodenverkehrsdienstleister Portground GmbH. Anteilseigner an der AG sind der Freistaat Sachsen (77,29 Prozent), das Land SachsenAnhalt (18,54 Prozent), die Städte Dresden (1,87 Prozent), Leipzig (2,1 Prozent) und Halle (0,2 Prozent). Am Flughafen Leipzig/Halle hält die AG 94 Prozent der Anteile, der Freistaat Sachsen 5,5 Prozent. Der Landkreis Nordsachsen sowie die Stadt Schkeuditz sind mit je 0,25 Prozent beteiligt. Die Mitteldeutsche Flughafen AG besitzt 93,996 Prozent am Airport Dresden. Weitere Anteilseigner dort sind Sachsen (4,84 Prozent) sowie die Stadt Dresden und der Landkreis Meißen mit jeweils 0,58 Prozent.

Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserer Mannschaft und ohne Entlassungen die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft auch in den Pandemie-Zeiten aufrechterhalten konnten.

Es gab schon früher Verbindungen zu Metropolen, die nach einiger Zeit mangels Nachfrage wieder eingestellt wurden, etwa die Strecke von Leipzig/Halle nach Paris.

Wir haben unseren CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahren mehr als halbiert. Bei der Sanierung der NordBahn etwa haben wir auf LED-Beleuchtung umgestellt. Wir verändern unseren Fuhrpark hin zur Elektromobilität. Ein weiterer großer Hebel ist die Fotovoltaik. Wir haben Pläne, sie im Norden des Flughafens auf 100 Hektar zu installieren.

Mitteldeutsche Flughafen AG

Synthetische Kraftstoffe sind eine erprobte Technologie. Es geht darum, sie hier in der erforderlichen Menge anbieten zu können. Götz Ahmelmann orstandschef der Mitteldeutschen Flughafen AG

Welche Ziele haben Sie in Ihrer zweiten Amtszeit? Leipzig/Halle ist bei der Fracht bundesweit hinter Frankfurt die Nummer zwei. Aber das Aufkommen ist im vorigen Jahr von 1,59 Millionen Tonnen auf 1,51 Millionen Tonnen zurückgegangen.

Der Frachtumschlag sinkt auch in diesem Jahr ein wenig. Das ist leicht zu erklären. Wir hatten in der Corona-Zeit eine Sonderkonjunktur in der Branche, das kühlt sich ein wenig ab. Einer der große Operator hier war die Wolga-Dnepr-Gruppe. Sie darf wegen des Krieges nicht mehr fliegen. Aber perspektivisch wird die Fracht wieder steigen. Was steht noch an?

Wir möchten bald das erweiterte DHL-Vorfeld eröffnen. Wir brauchen dringend den Platz für DHL. Wir hoffen auf eine baldige Entscheidung der Landesdirektion im Planänderungsverfahren. Generell wollen wir zeigen, dass Luftverkehr, Logistik und Klimaschutz kein Widerspruch sind, sondern im Einklang stehen. Hier wollen wir führend sein. Welche Bedeutung haben die Flughäfen für die regionale Wirtschaft?

Zur Person Götz Ahmelmann (52) ist seit Oktober 2018 Vorstandschef (CEO) der Mitteldeutschen Flughafen AG. Nach seiner Ausbildung zum Luftverkehrskaufmann startete er seine Karriere bei Lufthansa. In dieser Zeit absolvierte er das Studium zum Diplom-Kaufmann an Universitäten in Deutschland und Kanada. In fast 20 Jahren bei der deutschen Airline verantwortet er unter anderem die Bereichsleitung der Region Europa. Zwischen 2014 und 2018 arbeitete er für Etihad Airways und war Vorstandsmitglied bei Air Berlin. Dort war er verantwortlich für Vertrieb und Marketing. In seiner Rolle als CEO ist Ahmelmann auch Vorsitzender der Geschäftsführungen der Flughafen Leipzig/ Halle GmbH und der Flughafen Dresden GmbH.

Jeder Flughafen hat eine wichtige Rolle für die Attraktivität seiner Region – für den Tourismus wie für die Ansiedlung von Firmen. Unternehmen wie Porsche und BMW haben sich auch deshalb in Leipzig angesiedelt, weil es hier einen internationalen Flughafen gibt. Auch die vielen mittelständischen Betriebe profitieren davon. Sie haben eine gemeinsame Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit Sachsen und Sachsen-Anhalt gegründet. Wozu?

Wir müssen hier die Kräfte bündeln, um gezielter auch international aufzutreten. Das erhöht die Erfolgschancen. Es geht dabei nicht nur um Ansiedlungen auf unserem Gelände, sondern in der Region. Gemeinsam sind wir stärker. Wo sehen Sie den Großraum in zehn Jahren?

Ich glaube, dass die Region die stärkste Entwicklung noch vor sich hat. Das Potenzial ist groß. Wir zehren von klugen Entscheidungen, die vor mehr als 15 Jahren getroffen wurden. Da geht es unter anderem um die Infrastruktur hier am Flughafen. Uns stehen Tür und Tor offen. Ein Beispiel: Wir haben einen Personen- und einen Güterbahnhof. Wir müssen beide nur mehr nutzen, also die Region intermodal verbinden. Nach der kommenden Intel-Ansiedlung brauchen wir eine stündliche Zug-Verbindung nach Magdeburg. Das ist nur ein Beispiel. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.

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Unternehmen

BASISLAGER COWORKING MEETS WIRTSCHAFTSZEITUNG

Wenn Mitteldeutschland an einem Strang zieht

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n diesem Sommer treffen Kreativität, Innovationsgeist und unternehmerisch denkende Menschen der neuen Generation in der Spinnerei Leipzig zusammen, um die großen Probleme unserer Zeit hier in der Region anzupacken. Ein Blick hinter die Kulissen eines neuen Business-Festivals. Welche Rolle spielen Events für eine regionale Innovationskultur, Risikobereitschaft, Mitarbeiterqualifikation und die regionale Positionierung als Arbeitgeber? Und geht das praxisnah durch einen niedrigschwelligen Austausch mit Professionellen aus technischen, kreativen und digitalen Wirtschaftsbereichen? Das MACHN-Festival hat bei der Premiere im letzten Sommer einen Überraschungshit gelandet, nachdem Hochschulen, Universitäten und Gründungsinitiativen aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt Busreisen organisiert haben, um Teil einer neuen Bewegung zu sein und den Treffpunkt der mitteldeutschen Innovationslandschaft in Leipzig live zu erleben. Der Mix aus Gründerpersönlichkeiten aus Dresden, Ilmenau und Halle, Technologievorreitern und Kulturschaffenden hat zu einem lebendigen Austausch auf Augenhöhe geführt und den Akteuren und Projekten der Region wertvolle Sichtbarkeit gegeben. In diesem Jahr skalieren wir das Eventformat auf eine neue Stufe. Wir beziehen alte Gemäuer der Leipziger Gründerzeit des letzten Jahrhunderts und verwandeln die Fabrikstadt der Baumwollspinnerei in ein zweitägiges Festivalgelände mit Bühnenprogramm, Workshops, regionaler Jobmesse, regionaler Essensmeile, Live-Musik, offenen

Es geht darum, die Werkzeuge der jungen, digitalen Welt allen zugänglich zu machen. Zu uns kommen motivierte und qualifizierte Menschen, die die Welt beobachten und etwas besser machen wollen. Die innovativsten Unternehmen der Region stellen sich vor, sodass jede und jeder für den eigenen Alltag Antworten, Ideen und Impulse mitnehmen kann. Marco Weicholdt Head of Basislager Coworking Leipzig und MACHN-Festivalleiter

Ateliers und Kulturprogramm. Eine Infrastruktur für 2000 Personen zusammenzustellen, stellt das junge Festivalteam vor neue Herausforderungen. Doch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Referenten und Referentinnen, Experten und Expertinnen aus Forschung und regionalen Food-Start-Ups und Kreativschaffenden aus dem mitteldeutschen Raum und Versammeln der Entscheidungsträger von morgen birgt auch ein gigantisches Potenzial für gute Gründungs- und Erfolgsgeschichten für den Wirtschaftsstandort. Die Arbeitsmodelle der Zukunft, nachhaltige Motivation von Teams, das Potenzial von KI für existierende Geschäftsmodelle, neue Ansätze zu Führung und schlankem Projektmanagement, nachhaltige und dezentrale Trends der Energieversorgung, eine zunehmend regionale Wertschöpfung bis zu neuen Tools und Methoden beim Marketing: Die thematische Bandbreite knüpft an die Keynotes und Diskussionen aus dem letzten Jahr an und lädt offen zum Mitgestalten und Anpacken ein. Ob für Weiterbildung, zur Erneuerung innerhalb der eigenen Unternehmenskultur oder für Inspiration der Projektteams: Diese beiden Tagen am28. und 29. Juni geben einen Überblick und neuen Schub für Leipzig und Mitteldeutschland. Und wer weiß – vielleicht muss man in ein, zwei Jahren nicht mehr für viel Geld nach Hamburg, München oder Berlin fahren, um an hochwertigen Konferenzen teilzunehmen. Dann treffen sich die großen Entscheider und relevanten Kooperationen zum nachhaltigen Wachstum bei uns – in Leipzig. Marco Weicholdt

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ben Unternehmer

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Unternehmen

Flaggschiff des mitteldeutschen Wirtschafts-Marketings

Die „Santa Maria Manuela“ ist ein Viermast-Schoner. Mit diesem historischen Schiff sind die Teilnehmer der Sachsen Sail von Madeira nach Marokko gesegelt und haben mit Präsident HansJürgen Zetzsche (Zweiter von links) das Steuer stets fest in der Hand gehabt. FOTOS: CLAUDIA KOSLOWSKI, SACHSEN SAIL

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s ist im heutigen digitalen Zeitalter etwas ungewöhnlich. Auf hoher See, auf der „Santa Maria Manuela“, einem historischen Viermast-Schoner aus Portugal, gibt es keinen Handy-Empfang. Das ist aber auch so gewollt. Denn die Teilnehmer der Sachsen Sail sollen schließlich die Tage auf dem Meer nutzen, um sich kennenzulernen, Gespräche zu führen und Gedanken auszutauschen. „Es wurden an Bord schon Grundsteine für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen und Projekte gelegt“, berichtet der Vorstand des Leipziger Vereins. Beim gemeinsamen Segelsetzen oder dem Klettern in die Masten seien viele belastbare Freundschaften entstanden.

Institutionen am Wirtschaftsforum der Industrie- und Handelskammer Leipzig teil, das unter dem Motto „Grüne Energie für Mitteldeutschland“ stand.

Vorträge auf dem Atlantik

Junge Menschen mit an Bord

Aus einer Idee weniger regionaler Unternehmer ist heute ein beeindruckendes Flaggschiff des regionalen Marketings geworden. Denn die Sachsen Sail ist kommunikative Wirtschaftsplattform und initiiert neue Netzwerke – nicht nur an Bord, sondern auch im jeweiligen Zielland. So auch in diesem Jahr, als die 20. Tour anstand. Über 50 Vertreter aus regionalen Unternehmen, Politik und Verwaltung nahmen daran teil. Sie führte von Leipzig mit dem Bus nach Prag und von dort per Flugzeug nach Funchal, der Hauptstadt von Madeira. Am Abend ging es an Bord. Unterwegs auf dem Atlantik lockerten Vorträge den Trip auf. Ingo Seidemann berichtete über eine am Dresdner Hauptbahnhof entstehende Büroimmobilie, eine Kombination aus neuen Arbeitswelten und innerstädtischer Mobilität. Mike Kühne, Inhaber mehrerer Autohäuser, referierte über die strategische Personalplanung Während die „Santa Maria Manuela“, ein 62,80 Meter langes und 9,90 Meter breites Schiff, im marokkanischen Casablanca anlegte, kam zeitgleich eine weitere gut 20-köpfige Delegation aus Sachsen auf dem Airport an. Sie alle nahmen gemeinsam mit Vertretern marokkanischer Firmen und

Experten schätzen, dass Marokko bis zum Jahr 2030 zwei bis vier Prozent des weltweiten Bedarfs an Kraft- und Brennstoffen aus grünem Wasserstoff decken kann. Das afrikanische Land könnte also ein wichtiger Partner beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Mitteldeutschland werden. Am Forum nahmen neben IHK-Präsident Kristian Kirpal – die Kammer ist seit Jahren Unterstützer der Sachsen Sail –, SPD-Landtagsfraktionschef Dirk Panter und der Vizechef der CDU-Landtagsfraktion, Jan Löffler, teil. Hans Jürgen Zetzsche, Präsident des Vereins Sachsen Sail Club Leipzig, freute sich, dass neben erfahrenen Mitreisenden „viele neue und vor allem jüngere Unternehmerinnen und Unternehmer an Bord waren“. Inhaltlich wurde die Reise vom Wasserstoffnetzwerk HYPOS und der Standortkampagne des Freistaates „So geht Sachsen“ unterstützt. Bereits seit 2000 wirbt die Sachsen Sail unter dem Motto „Wirtschaft. Kontakte. Neue Horizonte“ für den Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland. Die Tour für 2024 ist bereits in Planung. Ende April, Anfang Mai heißt es wieder „Leinen los“. Dann soll es über das Mittelmeer gehen. Ulrich Milde

Gigafactory für Energiespeicher

Batteriemodule aus Tesvolts E-Serie. FOTOS: TESVOLT

Tesvolt in Wittenberg investiert 60 Millionen Euro und forscht mit der Uni Magdeburg Von Ulrich Milde

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orschung und Entwicklung (FuE) ist eine Schwachstelle der ostdeutschen Wirtschaft. Viele Betriebe sind verlängerte Werkbänke, da sind Innovationen zumeist in den (West-)Konzernzentralen beheimatet. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee legt nach eigenen Worten bei Ansiedlungen inzwischen mehr Wert auf die zugesagten FuE-Aktivitäten als auf eine möglichst hohe Zahl neu entstehender Jobs. Gemessen daran hätte der frühere Leipziger Oberbürgermeister an der Tesvolt AG aus Lutherstadt Wittenberg seine helle Freude. Das 2014 gegründete Unternehmen, das mit seinen inzwischen mehr als 250 Beschäftigten Energiespeicherlösungen für den gewerblichen und industriellen Einsatz herstellt, ist jetzt dabei, zwei wichtige Forschungsvorhaben umzusetzen. So errichten die Sachsen-Anhalter am Stammsitz für 60 Millionen Euro nicht nur ein hochautomatisiertes Produktionsgebäude für Batteriespeicher, sondern auch ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum. Letzteres sei sehr erfreulich, lobt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Das sei ein „wichtiger Schritt für eine solide und regionale Wertschöpfung“.

Verzehnfachung der Kapazität

Langfristig sollen durch die Maßnahme 400 Arbeitsplätze entstehen. „Unsere neue Gigafactory soll künftig bis zu 80 000 Speichersysteme pro Jahr herstellen“, berichtet Daniel Hannemann, einer der Gründer und heute Vorstandschef des vor knapp einem Jahr in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Unternehmens. Das entspreche einer Verzehnfachung der jetzigen Fertigungskapazität. „Mit diesem Meilenstein tragen wir zu mehr Unabhängigkeit der europäischen Energiewende bei“, frohlockt Hannemann. Doch damit nicht genug. Vor Kurzem haben Tesvolt und die Universi-

Ist mit viel Energie dabei: Der Tesvolt Vorstand mit (von links) Simon Schanderl, Daniel Hannemann und Philipp Koecke.

tät Magdeburg eine Kooperationsvereinbarung zum Thema Batterietechnologie unterzeichnet. Beide Partner wollen künftig in wissenschaftlichen Projekten zusammenarbeiten mit dem Ziel, neue Ansätze in der Energiespeicherung zu erforschen und bestehende Batterietechnologien weiterzuentwickeln. Dadurch „können wir Theorie und Praxis ideal zusammenführen“, begründet Tesvolts Technologievorstand Simon Schandert. Gemeinsam würden innovative Ansätze für die Herausforderungen der Energiewende erprobt. Ziel sei, dies in nachhaltige Lösungen zu überführen. An West-Firma beteiligt

Die Wittenberger, die im vorigen Jahr einen Umsatz „im hohen zweistelligen Millionenbereich“ erwirtschafteten, so ein Firmensprecher, haben zudem vor einiger Zeit eine wesentliche Beteiligung an der Wendeware AG erworben, einem Softwarehersteller im Bereich des Energiemanagements. Wendeware entstand vor vier Jahren als Ausgründung aus dem Fraunhofer Insti-

tut für Techno- und Wirtschaftsmathematik. Die Firma mit Sitz in Kaiserslautern hat ein Produkt entwickelt, das Energieerzeuger, -verbraucher und -speicher ausliest und steuert. Ein zum Teil auf künstlicher Intelligenz basierender Algorithmik erlaubt Energiemanagement-Strategien zur Lösung komplexer Probleme. Zudem hat Tesvolt soeben eine neue Batteriespeicher-Generation vorgestellt. Sie bietet erstmalig eine System- und Kapazitätsgarantie für zehn Jahre. Bislang hat die Gesellschaft weltweit mehr als 4000 Projekte realisiert. Das Portfolio reicht von 10 Kilowattstunden bis 100 Megawattstunden Kapazität, ob im Anschluss an Hochvolt oder Niedervolt, On-Grid oder Off-Grid, in Kombination mit Sonne, Wind, Wasser oder Blockheizkraft – viele Anwendungsbereiche werden abgedeckt. Das Herzstück der Speichersysteme bilden dabei moderne prismatische Lithium-Batteriezellen sowie die von Tesvolt patentierte und TÜV-zertifizierte intelligente Zellsteuerung Active Battery Optimizer. ANZEIGE

Erfolg garantiert:

Gewinn für alle:

die beliebte LVZ-Auktion bietet Händlern und ihren

Leser-Auktion der LVZ

Angeboten eine hohe Aufmerksamkeit

Alle Infos zur diesjährigen Auktion vom 3. bis 13. November gibt es unter auktion@lvz.de und auf www.lvz-auktion.de

ist eine Erfolgs-Story © Foto: Christian Modla

Anbieten, mitfiebern, profitieren – unter diesem Motto tauscht die Leipziger Volkszeitung mit ihrer Auktion auch in diesem Herbst wieder regionale Angebote gegen regionale Werbung. Zum ersten Mal fiel der Hammer bereits 2019 – während der Corona-Krise mit ihren schwerwiegenden Folgen für den Einzelhandel und lokale Unternehmen hat sich die LVZ-Auktion als Erfolgsmodell fest etabliert. Kein Wunder: Im besten Fall gewinnen hier alle. Händlerinnen und Händler stellen at-

traktive Angebote aus ihrem Sortiment oder Gutscheine für Dienstleistungen zur Verfügung, die auf der Auktionsplattform versteigert werden. Der Verlag behält den Erlös und vergütet den vollen Ladenpreis der Artikel in Form eines Mediabudgets. Und die Bieterinnen und Bieter können sich über Schnäppchen aus zahlreichen Branchen freuen. „Im vergangenen Jahr liefen Reisen und E-Bikes besonders gut“, erinnert sich Projektverantwortliche Antje Staacke,

„aber auch alles, was mit Genuss und Schlemmen zu tun hat, zum Beispiel der Glühwein-Adventskalender.“ Ebenso beliebt waren lokale Produkte und Dienstleistungen – 350.000 Seitenaufrufe, ein jährlicher Zuwachs von 40 Prozent Neuregistrierungen und 80 Prozent Versteigerungsquote zeigen das große Interesse der Leserinnen und Leser an der LVZ-Auktion. „Dieses Interesse können lokale Unternehmen nutzen“, so die Projektverantwortliche.

Die Auktion selbst bringt schon einiges an Aufmerksamkeit, aber der eigentliche Gewinn für teilnehmende Händlerinnen und Händler liegt im Mediabudget für Print- und Onlinewerbung. „Das Budget kann zwischen Januar und Juli 2024 für Anzeigen in der Leipziger Volkszeitung, im Sachsen Sonntag und für digitale Werbung auf LVZ.de verwendet werden“, erklärt Staacke. So können Unternehmen die Medienkompetenz und Reichweiten-stärke des gesamten Verlages nutzen, um maximale

Aufmerksamkeit – und damit neue Kundschaft – zu erreichen. Zu verlieren haben sie nichts, denn versteigerte Artikel werden in Anzeigenvolumen umgesetzt und nicht ersteigerte Artikel bleiben im Unternehmen. „Damit ist die Teilnahme für Unternehmerinnen und Unternehmer kosten- und risikofrei. Alles, was wir bis Ende September von teilnehmenden Händlern brauchen, ist ein ansprechendes Angebot und überzeugende Bilder für unsere Auktion“, lädt Antje Staacke ein.


ben Unternehmer

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Unternehmen

Das erste sächsische Einhorn Die Chemnitzer Softwareschmiede Staffbase GmbH peilt in zehn Jahren den Börsengang an Von Ulrich Milde

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s ist ein Gebäudekomplex mit Tradition. Der Kaufmann Carl August Schubert und der Maschinenbauer Franz Bruno Salzer legten 1883 im heutigen Wirkbau in Chemnitz den Grundstein für die Produktion von Strumpfwirkmaschinen. Es handelte sich seinerzeit um das größte Werk für Textilmaschinen in Deutschland. 1929 hatte es 6500 Beschäftigte. Heute, nach vielen Veränderungen, sind dort über 50 Betriebe mit zusammen 1400 Mitarbeitern, Vereine und Bildungseinrichtungen, Künstler und Kreative beheimatet. Unter den ansässigen Firmen befindet sich ein besonders bemerkenswertes, wertvolles Unternehmen: die Softwareschmiede Staffbase GmbH. Sie wurde jüngst bei einer Finanzierungsrunde von Geldgebern mit mehr als 1 Milliarde Euro bewertet. Damit ist die Chemnitzer Firma, die vor neun Jahren gegründet wurde, das erste sächsische Startup, das in Fachkreisen als Unicorn (Einhorn) bezeichnet wird. Das sind junge Firmen, für die eine Marktbewertung von mehr als 1 Milliarde Euro ermittelt wurde. Zur Einordnung: 2022 brachte die bundesrepublikanische Start-up-Szene lediglich neun dieser Unicorns hervor.

Basketballkorb und Indoor-Golfplatz

„Diese Bewertung fühlt sich richtig gut an“, sagt Geschäftsführer Martin Böhringer in der Zentrale, einem

riesigen Großraumbüro mit beweglichen Stellwänden und gläsernen Arbeitskabinen. In der Küche gibt es Kaffee, Obst und Süßigkeiten gratis. Zur Entspannung dienen ein Sportraum mit einem Basketballkorb sowie ein kleiner Indoor-Golfplatz – Start-up-Atmosphäre wie aus dem Bilderbuch. „Aber wir wissen auch, wer wir einmal waren“, sagt der Chef, der es seinen Mitarbeitern auch erlaubt, ihren Hund mit in den Dienst zu bringen, und selbst häufig mit dem Fahrrad zum Büro fährt. Die erfolgreichen Finanzierungsrunden machten es natürlich leichter, das künftige Wachstum zu bezahlen. Da haben die Sachsen jede Menge Ehrgeiz. Die Softwarebranche ist extrem wettbewerbsintensiv. „Entweder ich gewinne weltweit, oder ich bin ganz schnell weg vom Fenster“, sagt Böhringer, der natürlich danach strebt, die globale Marktführerschaft zu erobern. Mitarbeiterkommunikation wichtiger Faktor

Schon jetzt ist Staffbase gut positioniert. Das Unternehmen hat eine besonders benutzerfreundliche digitale Plattform und App für die Mitarbeiterkommunikation entwickelt, die über die weit verbreiteten Intranet-Lösungen deutlich hinausgeht. „Das ist ein Wachstumsmarkt, er explodiert geradezu“, meint der 38-jährige gebürtige Chemnitzer, der die Firma gemeinsam mit Frank Wolf und Lutz Gerlach ins Leben rief. Es gebe heutzutage keinen Zweifel mehr daran, dass gute,

möglichst perfekte Information und schneller Austausch mit den Beschäftigten „für den wirtschaftlichen Erfolg ein zentraler Faktor ist“. Staffbase gebe den Kunden alles Nötige in die Hand, um die Mitarbeiter zu informieren und zugleich mit ihnen den Dialog zu führen. „Das sind starke Hebel, um Motivation und Engagement auf allen Ebenen zu steigern.“ Zugleich würden die Belegschaften internationaler, wodurch eine passgenaue Kommunikation immer wichtiger werde. Einer der Vorteile der StaffbaseAnwendung: Sie erreicht die Beschäftigten nicht nur am PC, sondern auch per Mobiltelefon. Da geht es um Schichtpläne, Weiterbildungsangebote oder Mitteilungen der Geschäftsleitung. „Wir können direkt und ad hoc Informationen auch über die privaten Handys unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versenden“, erklärt Thomas Edig, Personalgeschäftsführer von Volkswagen in Sachsen. Im schnelllebigen Arbeitsalltag sollten die wichtigsten Infos ohne Umwege direkt an jeden einzelnen Mitarbeiter ausgespielt werden, heißt es beim Modeunternehmen Breuninger. Das sind zwei von mittlerweile mehr als 2500 Staffbase-Kunden mit zusammen über 13 000 Beschäftigten. Darunter sind auch weltweit tätige Gesellschaften wie Audi, die Deutsche Post DHL oder der Technologiekonzern Heraeus. Getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ verbessert Staffbase

App und Plattform permanent, sieht sich nicht mehr nur als Softwareanbieter. „Bei uns bekommen Kommunikationsverantwortliche ein Rundumangebot von Beratung über Schulung bis hin zum persönlichen Austausch mit Vordenkern“, berichtet Böhringer. Rasantes Wachstum

Drei Mann, ein Einhorn: Die Staffbase-Chefs und Gründer ((von links) Frank Wolf, Martin Böhringer und Lutz Gerlach. FOTOS: ROBERT GOMMLICH; ADOBE STOCK/PAOPANO

Die Strategie hat zu einem rasanten Wachstum geführt. Der Umsatz kletterte allein von 37 Millionen in 2021 auf knapp 100 Millionen Euro im vorigen Jahr. Inzwischen stehen, auch durch Übernahmen, weltweit mehr als 800 Beschäftigte auf den Gehaltslisten. Diese Expansion soll fortgesetzt werden. Für schätzungsweise mindestens 50 000 Unternehmen rund um den Globus könnte die App geeignet sein, meinen Experten. Gute Aussichten also offenkundig für Staffbase. In zehn Jahren, erwartet Böhringer, „werden wir hoffentlich 5 Milliarden Euro wert sein“. Nicht ausgeschlossen ist, dass dann aus dem Wirkbau heraus auch der Börsengang angepeilt wird. ANZEIGE

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ben Unternehmer

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Unternehmen

BUSINESSCLASS

Gunter Erfurt Der Solarproduzent Meyer Burger hat ehrgeizige Ziele. Die Zellfertigung in Bitterfeld-Wolfen soll ebenso deutlich hochgefahren werden wie die Modulherstellung in Freiberg. In Sachsen-Anhalt soll die derzeit 350-köpfige Belegschaft um „mehrere hundert“ Personen aufgestockt werden, für Sachsen ist geplant, zu den 400 Jobs weitere 150 zu schaffen, verkündete Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt (49) kürzlich am Rande eines Besuchs des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz (67) im einstigen Solarvalley in Bitterfeld. Ein Umstand erschwert Erfurt jedoch das Geschäft. „Wir zahlen Millionen Euro im Jahr an Zoll für den Rohstoff Silicium“, schimpfte er. Solarweltmarktführer China dagegen importiere seine Produkte nach Europa, ohne Abgaben entrichten zu müssen.

Monika Welfens Führungswechsel bei der Barmer in Sachsen: Monika Welfens (59) ist neue Landesgeschäftsführerin der Krankenkasse. Sie ist die Nachfolgerin von Fabian Magerl (48), dem neuen Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Leipzig. „Für Sachsen wünsche ich mir eine Steigerung der medizinischen Versorgungsqualität, die bei den Menschen spürbar ankommt“, so die neue Landeschefin, die die Verantwortung für 320 000 Versicherte hat. Geboren ist Welfens in Bautzen. Auch während ihrer Ausbildung zur Wirtschaftskauffrau beim Waggonbau Bautzen blieb sie ihrer Heimatregion treu. Zehn Jahre arbeitete sie in diesem Unternehmen als Buchhalterin, war für Lohnabrechnungen und Personalangelegenheiten verantwortlich. 1990 wechselte die Hobby-Jägerin zur Barmer, war dabei, als die Kasse in ihrer Gründungsregion das Geschäftsstellennetz und neue Versorgungsstrukturen aufgebaute. Die Basis auf dem Weg ins Topmanagement sei eine kundenorientierte Betreuungs- und Führungsarbeit in den regionalen Geschäftsstellen Bautzen, Zittau, Görlitz gewesen.

Tobias Paulun

FOTO: WACKER AG

Sie drückt sich nicht vor klaren Worten. „Die chemische Industrie braucht immer Energie. Sie ist essenziell, sonst können wir unser Geschäft nicht fortsetzen“, sagte Jutta Matreux (57), Werkleiterin von Wacker Chemie in Nünchritz, kürzlich auf einer Diskussionsveranstaltung in Delitzsch zum dort geplanten chemischen Großforschungszentrum. Damit will der Potsdamer Professor Peter Seeberger (56) die Chemiebranche aus der Abhängigkeit der fossilen Energien befreien. Noch kann der sächsische Wacker-Standort mit seinen 1500 Beschäftigten die gestiegenen Energiepreise offenbar gut verkraften. So sollen jetzt für 20 Millionen Euro die Produktionskapazitäten für Silocondichtmassen und die Kartuschenabfüllung ausgebaut werden.

FOTO: MEYER BURGER

Jutta Matreux

FOTO: PRIVAT

Die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig, die führende Energiebörse, hat sich personell neu aufgestellt. Tobias Paulun (42) ist zum Vorstandsvorsitzenden der European Commodity Clearing AG (ECC) berufen worden. Der promovierte Ingenieur und Wirtschaftswissenschaftler hat dafür seine Position als Strategievorstand der EEX aufgegeben. Peter Reitz (57) konzentriert sich nun vollständig auf seine Aufgaben als Chef der EEX. Bislang war er in Personalunion auch Primus der Tochter ECC. Die Veränderungen tragen der wachsenden Bedeutung des Clearinggeschäfts und des Risikomanagements in der EEX-Gruppe Rechnung. Die ECC übernimmt das Kontrahentenrisiko und garantiert die physische und finanzielle Abwicklung von Geschäften, womit sie den Kunden Sicherheit und Cross-Margining-Vorteile bietet. In enger Abstimmung mit den Partnern „wollen wir weiterhin sichere, verlässliche und effiziente Handels- und Clearingprozesse in den wachsenden Commodity-Märkten zur Verfügung stellen“, so Paulun. Damit solle die weitere Entwicklung der EEX gestärkt werden.

Sandra Kuwatsch

Beim Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen hat es einen Führungswechsel gegeben. Martina Schweinsburg (64) ist einstimmig zur neuen Verbandsvorsitzenden gewählt worden. Sie ist im Hauptberuf seit 1994 Landrätin des Landkreises Greiz und in dieser Funktion Verwaltungsratsvorsitzende beziehungsweise Vizechefin des Instituts. Sie löste Claus Kaminsky (63) ab, den Oberbürgermeister der Stadt Hanau. Kaminsky wurde als stellvertretender Verbandsvorsitzender gekürt, ebenso wie der Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg, Klaus Peter Schellhaas (62). Als weiterer Stellvertreter fungiert der Sprecher der Sparkassen in Hessen und Thüringen, Ingo Buchholz (58), Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse. Dem Verband mit Sitz in Frankfurt und Erfurt gehören 49 Sparkassen an, darunter 16 in Thüringen.

Hubert Temmeyer Leichten ökonomischen Optimismus verbreitete die Bundesbank. auf ihrem Jahresempfang, zu dem Hubert Temmeyer (64), der Präsident der Hauptverwaltung für Sachsen und Thüringen, nach Leipzig geladen hatte. Nach dem minimalen Rückgang der deutschen Wirtschaft im vorigen Jahr (minus 0,5 Prozent) sei im ersten Quartal ein kräftiges Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts zumindest verhindert worden, sagte Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling (62). Temmeyer wies darauf hin, dass die hohe Inflation – die Bundesbank ist der Geldwertstabilität verpflichtet – „für viele Menschen zu einer Belastung geworden“ sei“. Genügend Gesprächsstoff, den die 200 Gäste, darunter Landesarbeitsagenturchef Klaus-Peter Hansen (60), Leipzigs Finanzbürgermeister Torsten Bonew (51) sowie Thomas Auerswald (57) und Christoph Kothe (51), Vorstände der Leipziger Volksbank, später im Atrium des Dienstgebäudes intensiv vertieften.

FOTO: CHRISTIAN FREUND

Martina Schweinsburg

FOTO: ANDRÉ KEMPNER

Umweltschutz fängt nicht erst bei der Autofertigung an. Porsche-Beschaffungsvorstand Barbara Frenkel (60) hat deshalb mit Norsk-Hydro-Chefin Hilde Merete Aasheim (64) eine Absichtserklärung unterzeichnet. Ziel ist, dass die Norweger die Sportwagenschmiede künftig mit einem CO2-armen Aluminium beliefern. Dadurch soll es Porsche bis 2025 möglich sein, die CO2-Bilanz beim Einsatz dieses Materials auf 3,5 Kilogramm pro eingesetztem Kilo Aluminium zu reduzieren. Der durchschnittliche Wert des gegenwärtig in Europa verbrauchten Primäraluminiums ist 60 Prozent höher. „Mit dem Aluminium von Hydro streben wir an, die durch dieses wichtige Material verursachten CO2-Emissionen erheblich zu verringern“, sagte Frenkel. Das wird auch Gerd Rupp (54) freuen. Immerhin verantwortete der Leiter des Leipziger Werks im vorigen Jahr rund 40 Prozent der Porsche-Produktion.

FOTO: PORSCHE AG

Karrieresprung für Sandra Kuwatsch (47): Die langjährige Personalchefin des Universitätsklinikums Leipzig ist seit Mai Vorstand der AOK Niedersachsen. In Hannover verantwortet sie die Ressorts Personal- und Ressourcenmanagement. Der Verwaltungsrat der Krankenkasse, mit drei Millionen Versicherten, 6900 Beschäftigten und einem Umsatz von 12,1 Milliarden Euro die Nummer eins in Niedersachsen, hatte die gebürtige Rostockerin einstimmig gewählt. „Das ist schon eine Weiterentwicklung für mich“, sagte Kuwatsch, die in Rostock aufwuchs, dort Jura studierte und für ihr Referendariat nach Leipzig kam. Im Uniklinikum begann sie 2005 als Justiziarin und stieg 2012 zur Leiterin Personal, Recht und Compliance auf. Zudem leitete sie das betriebliche Gesundheitsmanagement. Zwischendurch war sie von Juli 2008 bis Juni 2009 zur Novellierung des sächsischen Hochschulgesetzes an das Wissenschaftsministerium abgeordnet. Das damalige Kabinett von Ministerpräsident Stanislaw Tillich (64) bereitete die Überarbeitung des Hochschulgesetzes vor.

Barbara Frenkel

(E-)Autoland Deutschland in der Transformation Das Mutterland des Automobils war lange Zeit führend bei Innovationen. Gerade bei der E-Mobilität aber waren deutsche Hersteller zwischenzeitlich abgehängt. Nun wollen sie aufholen – auch in Sachen Nachhaltigkeit. Benchmark aus Asien? Deutsche Fahrzeuge würden weiterhin gut am Markt angenommen, sagt Karsten Wilhelm, Standortleiter des Dräxlmaier Batteriewerks in Leipzig im Podcast „Macher Ost“. FOTO: ROMASET/STOCK.ADOBE.COM

FOTO: PRIVAT

Er fördert seit über 20 Jahren den Mittelstand in der Region Leipzig: der Unternehmerverein „Gemeinsam für Leipzig“. Auf einer MItgliederversammlung wurde jetzt Mathias Reuschel (65) in seiner Funktion als Präsident wiedergewählt. Im Hauptberuf verantwortet er die S&P-Unternehmensgruppe in Leipzig, einem Verbund von Spezialisten im Baubereich. Die Geschäftsstelle leitet mit Nora Reiche-Hupel (39) eine frühere Handball-Nationalspielerin und mehrfache Deutsche Meisterin. Der Wirtschaftsverein verleiht jährlich in der Kuppelhalle der LVZ die Leipziger Lerche an Personen (etwa Herzchirurg Friedrich-Wilhelm Mohr, 71), Unternehmen (etwa BMW-Werk Leipzig) oder Vereine (etwa Handball-Bundesligist DHfK Leipzig), die den Ruf Leipzigs in die Welt hinaus tragen.

FOTO: EUROPEAN ENERGY EXCHANGE (EEX)

Mathias Reuschel

FOTO: CHRISTIAN MODLA

Von Ulrich Milde

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ie Zahl der neu zugelassenen Elektroautos steigt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich an. Laut Statista erreichte die Neuzulassung von Pkw mit reinem Elektroantrieb im Jahr 2022 mit mehr als 470 000 einen neuen Rekordwert. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres waren es bereits mehr als 167 000 Neuzulassungen. E-Autos gelten als umweltfreundlich und sollen in den nächsten Jahren Verbrennerautos ablösen. Doch wie nachhaltig sind die elektrisch betriebenen Fahrzeuge wirklich? Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Produktion von E-Autos und ist das „Verbrenner-Aus“ 2035 realistisch? Das Moderatoren-Duo Marco Weicholdt und Susanne Reinhardt holte sich daher als Gast für die aktuelle Folge des WirtschaftsPodcasts „Macher Ost“ den Standortleiter des Dräxlmaier Batteriewerks in Leipzig, Karsten Wilhelm, ins Studio. Als Vertreter der Automobil-Zuliefererbranche sprach er über die Themen ... … Innovation in der Automobilbranche: „Die Digitalisierung und

Elektronik hat inzwischen eine ganz andere Ebene im Fahrzeug erreicht – ähnlich wie es vom Nokia 3210 zum iPhone passiert ist, passiert es gerade im Fahrzeug. Das Cockpit der großen Premiumfahrzeuge ist inzwischen mehr als ein Bildschirm, der neue Funktionen mit reinbringt. Das Erlebnis Fahren soll immer interessanter werden und zugleich den Fahrer unterstützen.“ … den Status quo des „Autolands Deutschland“: „Wir sind da grund-

sätzlich gut unterwegs. Was nicht heißt, dass man nicht besser sein könnte. Gerade asiatische Fahrzeughersteller zeigen uns, was die Benchmark sein könnte. Trotzdem haben wir eigene Themen und zeigen die auch in der Automobilwelt. Deutsche Fahrzeuge werden weiterhin gut am Markt angenommen.“ … die Klimabilanz von E-Autos und Verbrennern: „Der CO2-Fußabdruck

bei E-Autos ist ein anderer als bei Verbrennerfahrzeugen und bei den Rohmaterialien zur Produktion von Akku und Elektromotor mit seltenen Erden erstmal größer. Hinten-

raus kann er ausgeglichen werden im Vergleich zum Verbrenner.“ … neue Technologien für die Batterieproduktion: „Jeder Rohstoff, der aus

der Erde geholt wird, erzeugt Aufwand. [...] Die Alternative zu entwickeln, kann auch ein Auftrag für uns Zulieferer sein.“

Gerade asiatische Fahrzeughersteller zeigen uns, was die Benchmark sein könnte. Karsten Wilhelm Standortleiter Batteriewerk Leipzig Dräxlmaier

… rechtliche Standards bei der Herstellung von Batterien: „Es gibt

ganz klare Richtlinien vom Fahrzeughersteller über den Zulieferer bis hin zu denen, die Materialien fördern. Und die werden entsprechend kontrolliert. So können wir sicherstellen, dass das Produkt auf dem Weg entstanden ist, wie wir uns das unter menschenrechtlichen Bedingungen vorstellen. Da sind wir auch in der Beweispflicht gegenüber dem Fahrzeughersteller.“ sure

Mehr zum Podcast „Macher Ost“ Die komplette, aktuelle Podcast-Folge mit Karsten Wilhelm gibt es im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung zum Nachhören.


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Märkte Unt

Euro 2.0 Von Ulrich Milde

Die Europäische Zentralbank plant die Einführung einer digitalen Währung

ie Welt wird immer digitaler. Da will auch die Europäische Zentralbank (EZB) mitmischen. Die Währungshüter vom Main wollen im Herbst endgültig darüber entscheiden, ob der Digital-Euro kommt. Bis dahin läuft noch die Untersuchungsphase. „Ich rechne mit der Zustimmung“, sagt der dafür zuständige Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung. Die EZB steht damit nicht allein. Weltweit arbeiten derzeit 114 Staaten, die zusammen 95 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, an ähnlichen Vorhaben. Zunächst beschwichtigt der Bundesbanker. „Das Kernprodukt der Zentralbanken ist natürlich das Bargeld.“ Mit dem digitalen Euro solle es nicht abgeschafft, sondern ergänzt werden. „Wir wollen den Menschen zusätzlich eine digitale Form zur Verfügung stellen.“ Zwar könne man heute überall im EuroRaum seine Rechnung bar begleichen. „Aber im Online-Handel geht das nicht.“ Das läuft derzeit per Überweisung, Abbuchung oder Kreditkarte. Alternativ werden private Zahlungsdienstleister wie Paypal eingeschaltet. „Ein digitaler Euro wäre dagegen auch im OnlineHandel im gesamten Euro-Raum einsetzbar“, betont Balz. „Wir bekommen zurückgespiegelt, dass viele Menschen dabei gerne ein offizielles Zahlungsmittel einsetzen würden, also eine staatlich emittierte Währung“, betont der Geldmanager. Es gehe schließlich auch darum, mit der digitalen Währung „ein Stück weit die Unabhängigkeit Europas zu sichern“, sich aus der Abhängigkeit der internationalen Zahlungsdienstleister zu lösen.

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Zugang zu öffentlichem Geld in einer zunehmend digitalen Welt sicherstellen“, meint Balz. Zudem werde mit dem digitalen Euro die technologische Basis zur Steigerung der Effizienz im Zahlungsverkehr gelegt. Mittelfristig könnten Machine-to-Machine-Payments entstehen, also autonome Zahlungen zwischen Maschinen. „Dem wird großes Marktpotenzial nachgesagt“, berichtet Balz. Obergrenzen zum Start

Konkret könnte es so aussehen, dass alle, die es wollen, sich Geld von ihrem Konto auf eine entsprechende Smartphone-App überweisen. Dadurch wird es zum Digital-EuroGuthaben. Das Handy also als Alternative zum Bargeld. Dabei ist es eher nicht vorstellbar, dass die Bundesbank diese Lösung anbietet. „Wir haben kein Interesse daran, 84 Millionen Konten zu führen.“ Es würden also auch künftig Banken benötigt. Das Bundesbankvorstandsmitglied verweist darauf, dass diese Bezahlart einfach und bequem sein und allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden müsse. Denkbar sind zum Start Obergrenzen, „um nicht übermäßig viel Liquidität von den Banken und Sparkassen abfließen zu lassen. Denn tendenziell gilt die Faustregel: Je weniger Spargeld bei ihnen angelegt wird, desto weniger Kredit können sie etwa an die Wirtschaft vergeben. „Die Risiken eines digitalen Euro für die Geldpolitik und die Finanzstabilität müssen so weit wie möglich begrenzt werden“, mahnt Balz. Er verweist darauf, dass der digitale Euro keine Antwort auf Kryptowährungen wie den Bitcoin sei. „Das sind keine offiziellen Zahlungsmittel, dahinter stehen private Anbieter.“ Nebenbei: Bitcoin tätige gobal täglich rund 300 000 Transaktionen, allein in Deutschland seien es mit dem Euro 60 Millionen Vorgänge. „Ich sehe diese KryptoAssets mehr als Spekulationsobjekt.“ Positiv bewertet der Notenbanker zum Abschluss des Gesprächs die Region Leipzig. „Sie hat sich grandios entwickelt“. Balz sagt, er sei ein Leipzig-Fan. „Meine Oma wurde hier geboren.“

Zahlen und Fakten

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Im November vorigen Jahres waren 14,23 Milliarden 50-Euro-Scheine im Umlauf. Insgesamt haben die Notenbanken des Euro-Systems 29 Milliarden Banknoten ausgegeben. QUELLE: STATISTA.COM

Wir wollen den Menschen zusätzlich eine digitale Form zur Verfügung stellen.

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Burkhard Balz Bundesbank-Vorstand

Balz sagt, selbstverständlich sollten die Bürgerinnen und Bürger auch künftig selbst wählen, wie sie bezahlen. „Das ist und bleibt ihre ganz persönliche Entscheidung.“ Der digitale Euro habe den Vorzug, dass es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handele. Das Geschäft ist dadurch im Euro-Raum gezwungen, diese Bezahlart anzunehmen. Das ist etwa bei Kreditkarten nicht der Fall, hier kann der Händler festlegen, ob er sie annimmt oder nicht. Im Übrigen nehme der Trend, mit Karte oder Smartphone an der Ladenkasse zu bezahlen, ständig zu. Auch dieser Entwicklung müsse Rechnung getragen werden. Denn wenn Bargeld seltener genutzt werde, „droht es, seine Rolle als Anker unseres Geldsystems zu verlieren“. Das Vertrauen in Geld hänge ganz entscheidend davon ab, dass die Menschen ihr bei einer Geschäftsbank eingezahltes privates Geld jederzeit in Zentralbankgeld umtauschen könnten. Dieses öffentliche Geld sei daher der Anker für einen gut funktionierenden Zahlungsverkehr und sichere damit das Zutrauen in die Stabilität der Währung. „Ein digitaler Euro würde den

FOTOS: ANDRÉ KEMPNER, PETER ADAMIK, ADOBE STOCK MODIFZIERT CHRISTIANE KUNZE

Ganz persönliche Entscheidung

In der EU hatten 2021 drei Viertel der Internetnutzerinnen und -nutzer zwischen 16 und 74 Jahren in den vorhergegangenen zwölf Monaten online eingekauft. Besonders beleibt war das in den Niederlanden (94 Prozent, Dänemark (92 Prozent) und Schweden (89 Prozent). Deutschland (82 Prozent) kam im EU-Ranking auf Rang sieben.

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Barzahlung ist beliebt: Im Rahmen einer weltweiten Studie gaben 72 Prozent der befragten Deutschen an, an der Kasse bar zu zahlen. Das ist ein Platz im europäischen Mittelfeld. 54 Prozent der Bundesbürger zückten die Girocard, 29 Prozent eine Kreditkarte. Das Smartphone nutzten 13 Prozent. QUELLE: STATISTA GLOBAL CONSUMER SURVEY

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Nach einer Umfrage der Deutschen Bundesbank führt jeder Deutsche im Schnitt 100 Euro im Portemonnaie mit sich. Viele Menschen schätzen am Bargeld, dass es jederzeit verfügbar und gesetzliches Zahlungsmittel ist. Insbesondere bei kleineren Einkäufen, etwa beim Bäcker oder auf dem Wochenmarkt, kommt es häufig zum Einsatz. QUELLE: STATISTA.COM

QUELLE: SATISTISCHES BUNDESAMT

Zentralbankgeld/privates Geld Mehr als 346 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union haben Euro-Banknoten und -Münzen in Form von Bargeld in ihrer Geldbörse und begleichen ihre Rechnung im Online-Handel mit Euro. Eine Barzahlung ist jedoch nicht dasselbe wie eine elektronische Zahlung: Bei der einen Form wird Zentralbankgeld eingesetzt, bei der anderen privates Geld. Die Euro-Banknoten und -Münzen der Europäischen Zentralbank (EZB) werden als Zentralbankgeld bezeichnet. Dieses öffentliche Geld ist durch den öffentlichen Sektor abgesichert. Auch Geschäftsbanken schaffen Geld. Das tun sie etwa, wenn sie einen neuen Kredit vergeben und der Betrag dann auf dem Konto ausgewiesen wird. Das wird als privates Geld bezeichnet. Dazu zählen auch die Ersparnisse auf dem Konto. Bei Zahlungen, die mit Debit- oder Kreditkarten oder über einen Online-Zahlungsdienst getätigt werden, handelt es sich immer um privates Geld. Wer Geld abhebt, verwandelt das private in Zentralbankgeld. Dieses dient als Anker des Geldsystems. Es ist der Grund, warum Menschen Vertrauen in den Wert des privaten Geldes haben können, das von Banken ausgegeben wird. Ein Unternehmen akzeptiert eine Zahlung mit der Kreditkarte, weil es weiß, dass es dafür genau denselben Betrag in Zentralbankgeld erhält.

„Unsere Expertinnen und Experten von Deutsche Bank Research verfolgen die Entwicklung sehr aufmerksam. Was könnte der Vorteil eines digitalen Euro sein? Nach bisherigem Verständnis könnte das digitale Zentralbankgeld von jedermann in Europa zum Bezahlen genutzt werden, alternativ oder ergänzend zum gewohnten Bargeld. Ein hoher Datenschutz-Standard würde den digitalen Euro im Vergleich zu anderen Zahloptionen möglicherweise attraktiv machen. Vor allem für Nutzer, die großen Wert auf ihre Privatsphäre legen. Klar ist aber auch: Solange Bargeld von den Bürgern und Bürgerinnen nachgefragt wird, wird die EZB es auch herausgeben.“ Markus Wägner, Chef der Deutschen Bank in Leipzig

Burkhard Balz Burkhard Balz (53) ist seit 2018 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Der gebürtige Lemgoer verantwortet dort die Ressorts Bargeld, Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme. Der verheiratete Vater eines Sohnes wuchs im niedersächsischen Stadthagen auf. Nach Abitur und Wehrdienst absolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann. Später studierte er in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. Anschließend arbeitete er für die Commerzbank in Hannover, Frankfurt am Main, Tokio, London und Brüssel. Nach der Wahl 2009 zog das CDU-Mitglied in das Europäische Parlament ein, dem er bis zu seinem Wechsel zur Notenbank angehörte.

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Laut einer aktuellen Studie von Yougov haben 59 Prozent der Deutschen mindestens von einem Anbieter eine Banking-App heruntergeladen. Bei den Männern sind es 62 Prozent, bei den Frauen 56 Prozent. Aber es gibt auch deutliche Vorbehalte. 35 Prozent wollen aus verschiedenen Gründen keine Banking-App. Wer sie nutzt, checkt vor allem den Kontostand sowie die Umsätze und tätigt Inlandsüberweisungen. QUELLE: IT FINANZMAGAZIN UND DERBANK-BLOG.DE

Mehr zum Ditigalen Euro Am 2. Oktober 2020 veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Bericht über einen digitalen Euro. In diesem wird die Einführung aus dem Blickwinkel des Eurosystems beleuchtet. Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung greifen wir einige Aspekte aus diesem Bericht auf.


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Märkte

Ein Geldpaket mit 50-Euro-Banknoten. FOTO: NILS THIES

Nur Bares ist Wahres

Weltmarktführer im Druck von Geldnoten

Ein Besuch bei der Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient in Leipzig. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Banknotendruck. Dass Bargeld ein Auslaufmodell ist, diese Sorge hat man hier ganz und gar nicht. Von Andreas Dunte

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lfred Gebhard dreht die 50-Euro-Note in den Händen hin und her. „Ein Schein aus unserer Druckerei“, sagt der Werkleiter der Wertpapierdruckerei Leipzig von Giesecke+Devrient (G+D). So ein Geldschein, sagt er weiter, hat eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen – und hält ihn gegen das Licht. „Beim Kippen der Banknote erscheinen auf dem seitlichen Folienstreifen, je nach Betrachtungswinkel, zum Beispiel das Architekturmotiv oder die Wertzahl deutlicher.“ Auch die glänzende „50“, die sogenannte Smaragdzahl, erscheint beim Bewegen mal smaragdgrün und mal tiefblau. Ferner sei in das Papier ein Sicherheitsfaden eingearbeitet, der im Gegenlicht von beiden Seiten als dunkler Streifen erkennbar ist. „Ein echter Schein verfügt zudem über eine Riffelung am linken und rechten Rand der Vorderseite. Auch beim Hauptmotiv, bei der Schrift

und der großen Wertzahl gibt es ein Relief, das man ertasten kann“, sagt der 58-Jährige weiter. Sicherheitsmerkmale, die nicht sichtbar sind

Ob der Schein echt ist, immerhin wird der Fünfziger in der Euro-Zone am häufigsten gefälscht? Alfred Gebhard antwortet diplomatisch: „Wenn nicht, wäre es eine sehr gute Fälschung.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, haben die dem Konzern zugehörige Papierfabrik und die Banknoten-Druckerei in Leipzig deshalb weitere Sicherheitsmerkmale eingearbeitet, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Etwa mit Mikroschrift versehene Details oder Farbveränderungen, die nur unter UV-Licht oder Infrarotlicht auftreten. Diese Merkmale werden automatisiert von speziellen Banknotenverarbeitungsmaschinen geprüft. Und woran erkennt er, dass der Schein aus seiner Druckerei kommt? Er tippt auf das W am An-

fang der Zahlenreihe am oberen rechten Rand der Rückseite. Es gibt Auskunft über die Druckerei. Erfolgreiches Geschäftsfeld in Leipzig

Der Standort in Leipzig hat Tradition. Hermann Giesecke und Alphonse Devrient gründeten die Firma am 1. Juni 1852 in Leipzig als „Typographisches Kunst-Institut Giesecke & Devrient“. Schnell spezialisierte es sich auf den Banknoten- und Wertpapierdruck. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, erfolgte der Wiederaufbau des Werks. 1948 wurde das Unternehmen enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. Bis 1990 wurden in Leipzig alle Banknoten, Briefmarken, Doku-

mente und Pässe für die DDR hergestellt. Das Unternehmen G+D zog 1948 nach München und kaufte den Standort Leipzig nach der Wende von der Treuhand zurück. Das Werk an der Pleiße wurde grundlegend saniert. Hier und in Malaysia druckt der Münchner Konzern für Sicherheitstechnologien Banknoten für Kunden auf der ganzen Welt. Zuverlässigkeit und Loyalität im Job gefragt

Heute arbeiten in Leipzig 480 Beschäftigte. Die Arbeitsplätze seien begehrt, auch wenn man dafür so gut wie keine Werbung macht. 16 junge Leute absolvieren aktuell eine Lehre in Leipzig. Zuverlässigkeit und Loyalität zum Unternehmen seien einige der Vorausset-

zungen, um eingestellt zu werden. Der Job sei sehr abwechslungsreich, immerhin druckt G+D Geldscheine für eine ganze Reihe von Ländern dieser Welt. Für wen genau, da hüllt sich der Werkleiter in Schweigen. Diskretion sei eine weitere der Tugenden, die von Beschäftigten der Wertpapierdruckerei verlangt wird. Zudem schreibe man Sicherheit ganz groß. Fremde haben deshalb so gut wie keinen Zutritt ins Werk. Es heißt, dass die Taschen an der Dienstkleidung der Beschäftigten durchsichtig seien. Alfred Gebhard bestätigt das. Die Belegschaft störe sich nicht dran, könne diese Vorkehrung verstehen, schließlich werde Geld in großer Menge gedruckt.

So entsteht unser Bargeld

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7 1 Simultandruck: Blick in einen Drucksaal. Die Qualität wird während des Fortdruckes bei jedem Druckschritt ständig überwacht. 2 Stichtiefdruck: Blick auf die Bogenanlage der Stichtiefdruckmaschine. Die Bogen sind bereits teilbedruckt. 3 Eingespannte Stichtiefdruckplatte in der Stichtiefdruckmaschine. 4 Palette mit Banknotenbogen 5 Endverarbeitung / Banknoteninspektion: Nach dem Notenschnitt werden alle Banknoten in einer Sortiermaschine vereinzelt und mit Kamerasystemen auf Fehlerfreiheit geprüft. Fehlerhafte Noten werden aussortiert und geschreddert. 6 Überprüfen von Banknoten: Auch das ultraviolette Licht wird als Prüfmerkmal herangezogen. 7 Nach der Aussortierung werden die einwandfreien Banknoten automatisch zu einem Notenpäckchen banderoliert. FOTOS: CHRISTIAN THIEL(6), GABY KRASS (1)

Großstaaten wie die USA, Russland oder China unterhalten eigene Banknotendruckereien. Ein Drittel der weltweit produzierten Banknoten wird aber nicht in Staatsdruckereien gedruckt. Das sind schätzungsweise zwischen 15 bis 20 Milliarden Banknoten jährlich. „Und von diesen produzieren wir bei G+D etwa 5 Milliarden“, erklärt Alfred Gebhard, der vor fünf Jahren in die Messestadt gekommen ist. Er ist im bayerischen Starnberg geboren, hat Druckereiwesen studiert und arbeitete lange Jahre bei verschiedenen Zeitungshäusern. G+D, so sagt er weiter, sei im Banknotendruck der Weltmarktführer und unterhält als privates Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu rund 145 Zentralbanken weltweit. Im Euro-Raum vergibt die EZB die Aufträge an die einzelnen Zentralbanken der Länder. In Deutschland ist das die Bundesbank. Diese schreibt wie die anderen Staatsbanken dann den Druck von Geldnoten aus. Obwohl immer mehr Menschen mit Plastikgeld bezahlen, laufen die Druckmaschinen in Leipzig keineswegs langsamer. Das hat mehrere Gründe. So hat auch die Banknote einen Lebenszyklus und muss am Ende ersetzt werden. Was nicht verwundern muss, denn die Scheine laufen durch unzählige Hände, werden ins Portemonnaie oder in andere Taschen gesteckt, oft geknickt oder sogar zerknüllt. Wenn ein Schein bei einer Prüfung im Umlauf durchfällt, also wenn gewisse Sicherheitsmerkmale nachlassen, wird er geschreddert und durch einen neuen ersetzt, erklärt der Diplomingenieur für Druckereitechnik. Ferner hat sich gerade beim Euro die im Umlauf befindliche Geldmenge vergrößert. Interessanterweise ist nur ein geringer Teil im Umlauf, der weit größere Teil wird von den Leuten zu Hause aufbewahrt. Bargeld wird immer gebraucht

In Krisenzeiten wächst die Nachfrage der Bürger nach Bargeld, heißt es bei der Bundesbank. Nicht nur in Corona-Zeiten sei das deutlich zu beobachten gewesen. Auch jetzt werde verstärkt Bargeld nachgefragt, kann der Leiter des Werks von Giesecke+Devrient in Leipzig berichten. Dahinter verberge sich unter anderem die Sorge vor technischen Ausfällen, Cyberangriffen oder Extremwettern, die Kartenzahlung oder kontaktloses Zahlen nicht mehr möglich machen. Sogar das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt, eine ausreichende Bargeldreserve im Haus zu haben, da bei Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionierten. Er selbst zahle je nach Situation, bar oder mit Karte, sagt der 58-Jährige. Generell steige die Nachfrage nach Banknoten aber auch aus dem einfachen Grund, dass die Weltbevölkerung wächst. „Deshalb habe ich wenig Sorge, was unser Geschäft angeht. Bargeld wird weiterhin gebraucht, gerade weil es in seinen Eigenschaften einzigartig ist.“ Auch im Stammhaus in München heißt es, dass Bargeld in der Vielfalt der Zahlungsmittel eine zentrale Rolle behalten wird. Dennoch ist der Konzern mittlerweile weitaus mehr als der klassische Banknotendrucker. Giesecke+Devrient mit über 12 000 Beschäftigten weltweit bietet Sicherheitstechnologie in allen Feldern des Bezahlens – von Bankkarten bis zu digitalen Bezahllösungen im Internet, ermöglicht sichere Anbindungen an mobile Netze und das Internet der Dinge, stellt Pass- und Ausweissysteme für Regierungen her und sorgt für Daten- und Netzwerksicherheit gerade bei kritischen Infrastrukturen. Mehr zu Giesecke+Devrient Sie wollten schon immer mal sehen, wie unser Bargeld gedruckt wird? Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung haben Sie die Gelegenheit dazu. Hier sehen Sie die Herstellung des 20-Euro-Scheins im Schnelldurchlauf.


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Märkte

FOTOS: ADOBE STOCK/VEGEFOX.COM, FOTOWERK BF

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Droht eine neue Finanzkrise? „Wir wissen es nicht!“ IWH-Präsident Gropp befürwortet Fusionen von Banken mit Sparkassen Von Ulrich Milde

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eint E. Gropp hat im Hof ein paar Tische und Stühle aufstellen lassen. „Bei schönem Wetter ist das mein Büro“, scherzt der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung. Doch die Idylle trügt ein wenig. So hat sich die Konjunktur überraschend abgeschwächt, Deutschland steckt in der Rezession. Die möglichen Nachwirkungen des BankenBebens in den USA schweben wie eine Gewitterwolke über dem Himmel. „Wir wissen es nicht“, antwortet der renommierte Ökonom auf die Frage, ob nach den Schieflagen der amerikanischen Kreditinstitute Silicon Valley Bank, Signature und First Rapid eine neuerliche Finanzund Wirtschaftskrise droht wie anno 2008/09. Damals brach das Bruttoinlandsprodukt in der Bundesrepublik um 5,7 Prozent ein, in Sachsen verlief es mit einem Rückgang von 3,8 Prozent ein wenig glimpflicher. Die Silicon Valley Bank geriet in Probleme, als die Zinsen kletterten. Die US-Staatsanleihen – darin hatte das Institut viel Geld angelegt – fielen im Wert, zugleich mussten höhere Zinsen für die Einlagen gezahlt werden. Zudem gingen die Finanzierungen für Startups massiv zurück. Diese parkten ihr Kapital bei der Silicon Valley Bank. Es floss kein neues Geld mehr. „Daran ist die Bank gescheitert“, sagt Gropp, der seit 2014 dem IWH vorsteht.

Risiko ist breiter verteilt

Einige dieser Aspekte gelten nach Ansicht des 56-Jährigen für die Geldhäuser in Deutschland ebenso. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat schnell und kräftig die Zinsen erhöht. Mit der Folge, dass die Margen der Banken tendenziell sinken. Für Einlagen müssen sie Zinsen zahlen, auf der anderen Seite haben sie noch viele Kredite mit geringen Zinsen in den Büchern. Allerdings hätten sich viele von ihnen gegen die Zinswende abgesichert – bei anderen Instituten. „Das Risiko ist zwar nicht aus dem Finanzsystem verschwunden, aber breiter verteilt“. Ein möglicher Kollaps wie bei der Silicon Valley Bank sei somit „eher unwahrscheinlich.“ Schwierigkeiten dürfte der USBankenmarkt durch Kredite in Gewerbeimmobilien bekommen. Nach Corona sind viele Arbeitnehmer im Homeoffice geblieben. Es wird schätzungsweise ein Drittel weniger Büroflächen benötigt. „Das führt zu einem dramatischen Verfall der Preise für Gewerbeimmobilien“, sagt der Professor. Aber „bei uns ist die Problematik kleiner“. Hierzulande würden Immobilien

höchstens zu 80 Prozent des Wertes finanziert, in den USA seien es dagegen häufig mehr als 100 Prozent. Die deutschen Institute hätten hier also einen Puffer, gibt der gebürtige Nordrhein-Westfale (Teil-)Entwarnung. Institute anfällig für Schocks

Kreditbanken 264

Um gleich einzuschränken: Finanzkrisen hätten, historisch betrachtet, „immer mit steigenden Zinsen begonnen“. So sei es 2008/09 gewesen, „jetzt gibt es schon Parallelen“. Folglich sei Deutschland „noch nicht am sicheren Ufer, da müssen wir erst das nächste Jahr abwarten“. Ohne Zweifel seien die deutschen Kreditinstitute heute besser aufgestellt als damals, hätten mehr Eigenkapital. Dennoch sei noch nicht endgültig absehbar, wie sie den schnellen Zinsanstieg verkraften würden, ob es, auch angesichts der nachlassenden Konjunktur, Kreditausfälle geben werde. „Man sieht erst, wenn die Ebbe kommt, wer die ganze Zeit über ohne Badehose geschwommen ist“, zitiert der Wissenschaftler den US-Finanzinvestor Warren Buffett. Mahnend äußert sich auch die EZB. Europas Banken seien weiter anfällig für Schocks, heißt es im jüngsten Finanzstabilitätsbericht der Währungswächter. Gewisse Sorgen bereitet dem IWH-Chef die verhältnismäßig kleinteilige deutsche Bankenlandschaft. Es wäre wünschenswert, wenn es zu Fusionen käme, meint der Präsident. „Das könnte zu Effizienzgewinnen führen.“ Gerade für kleine Häuser seien die immensen IT-Aufwendungen in Verbund mit den hohen Kosten der staatlichen Regulierung kaum zu stemmen. Im Übrigen wäre es auch sinnvoll, wenn es zu sektorenübergreifenden Zusammenschlüssen kommen könnte, also Banken und Sparkassen miteinander fusionierten.

Großbanken 3

Hausgemachte Unsicherheiten

Regional-/sonstige Kreditbanken 152

Angesprochen auf die wirtschaftlichen Aussichten antwortet Gropp, dass die Bundesrepublik noch nicht unbedingt die Talsohle durchschritten habe. „Hausgemachte Unsicherheiten“ wie die Regierungskommunikation etwa bei dem Thema Heizung und Wärmepumpe führten zu Zurückhaltung beim Konsum. „Weil die Menschen nicht wissen, was auf sie zukommt, sparen sie lieber, um notfalls das Geld für die Wärmepumpe zu haben.“ Die Inflation komme obendrauf. Kritisch bewertet der IWH-Chef den Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck über einen günstigen Strompreis für energieintensive Industriebetriebe. Während der Dresdner Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, kein Verständnis dafür zeigt, dass Hand-

Das Risiko ist zwar nicht aus dem Finanzsystem verschwunden, aber breiter verteilt. Reint E. Gropp Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)

Die Banken in Deutschland Die Bankendichte in Deutschland ist hoch, obwohl sie in den letzten Jahren gesunken ist. Es gibt große Unterschiede in der Größe der Banken, von Groß- und Landesbanken bis hin zu mittleren und kleinen Banken. Die Banken können privatrechtlich, öffentlich-rechtlich oder genossenschaftlich organisiert sein. Die meisten Banken in Deutschland sind Universalbanken, die eine breite Palette an Dienstleistungen anbieten.

Banken in Deutschland 1518 Universalbanken 1409

Zweigstellen ausländischer Banken 109

Landesbanken 6 Sparkassen 367 Kreditgenossenschaften 772

Spezialbanken 109 Realkreditinstitute 9 Bausparkassen 18 Banken mit Sonderaufgaben 19 Sonstige 63

QUELLE: DEUTSCHE BUNDESBANK ZENTRALBEREICH ÖKONOMISCHE BILDUNG, HOCHSCHULE, INTERNATIONALER ZENTRALBANKDIALOG; STAND: 1.1.2022

werksbetriebe von der Vergünstigung nicht profitieren sollen, hat der Hallenser grundsätzliche Einwände. Subventionen des Strompreises konterkarierten das Ziel, Energie zu sparen, gibt Gropp zu bedenken. Wenn aber die Absicht umgesetzt werden solle, CO2-frei zu werden, „muss der Preis hoch bleiben, um Anreize zum Sparen und für neue,

energiearme Produktionsmethoden zu geben“. Alles andere würde den Anpassungsprozess zu einer klimafreundlichen Wirtschaft nur „extrem verteuern“. Spricht’s, beendet die Unterhaltung mit der Wirtschaftszeitung und begrüßt zum nächsten Gespräch im Freiluft-Office einen seiner Mitarbeiter. Noch scheint die Sonne.

Mehr zum Thema Banken Im September vergangenen Jahres öffnete die Deutsche Bundesbank in der Frankfurter Innenstadt ihre Türen für die Öffentlichkeit. Unter dem Motto „Backstage Bundesbank“ konnten die Besucherinnen und Besucher unter anderem verschiedenen Themenvorträgen folgen. In verschiedenen Bühneninterviews sprachen die Vorstände der Bundesbank auch über ihre Themenschwerpunkte. Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung haben wir zwei spannende Interviews für Sie rausgesucht.

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Märkte

Geldtöpfe für das Wachstum des Mittelstandes WMS und TGFS beteiligen sich an Firmen in Sachsen Von Ulrich Milde

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Jahrelang war es relativ einfach. Geld kostete praktisch nichts dank der Nullund Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Unternehmen hatten also zumeist leichtes Spiel, sich Kapital für Investitionen, für Wachstum, für Übernahmen, für Nachfolgeregelungen zu besorgen. Die Mittel waren im Überfluss vorhanden. Fonds setzten in dieser Phase verstärkt darauf, sich an Betrieben zu beteiligen, da mit Festgeld kaum noch Rendite zu erwirtschaften war. „Jetzt ist der Zins wieder da. Das hat unsere Bedeutung erhöht“, sagt Stefan Leermann. Er ist Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig und kümmert sich in der hiesigen Region auch um den Wachstumsfonds

Jetzt ist der Zins wieder da. Das hat unsere Bedeutung erhöht. Stefan Leermann Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig

Mittelstand Sachsen (WMS) und den Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS). Mit diesen beiden Geldtöpfen, gefüllt vom Freistaat und öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten, werden Expansionsbemühungen hiesiger Firmen unterstützt. Der Finanzexperte verweist darauf, dass es in Sachsen nach wie vor schwierig sei, große private Beteiligungsgesellschaften für einen Einstieg hier zu interessieren. Hauptaufgabe der beiden Fonds sei es, den sächsischen Mittelstand zu fördern. Denn der ist im Schnitt kleiner als Betriebe in den alten Ländern, muss also, etwa durch Zukäufe, größer werden. Auch bei Nachfolgeregelungen (Leermann: „Das ist ein ganz dringliches Thema in Sachsen“) schaltet der WMS sich ein.

ManagementKnow-how

Der TGFS begleitet Gründer und Start-ups aus dem Technologiebereich und stellt ebenfalls Eigenkapital zur Verfügung. „Wenn wir von der Idee und dem Team überzeugt sind, investieren wir auch in frühen Phasen“, berichtet Leermann. Das Besondere an den beiden Fonds: Sie beteiligen sich nicht nur an Firmen, um später – mit Gewinn – wieder auszusteigen, sondern sie stehen den Betrieben auch mit Rat und Tat, also mit Management-Know-how, zur Seite. „Wir sind“, sagt der Geldexperte, „eher geduldige Investoren.“ Das

bedeutet: Gehen die Pläne nicht gleich und so rasch auf wie erwartet, dann bestehen gute Chance, dass die Firmen mehr Zeit bekommen. Schließlich „wollen wir ihren Erfolg, um den Standort Sachsen zu stärken.“ Da ist nach seiner Ansicht das

Konzept bislang aufgegangen. Der WMS hat insgesamt Mittel in Höhe von 160 Millionen Euro zur Verfügung und bislang 41 Beteiligungen realisiert. Beim TGFS sind es 147 Millionen Euro und 112 Transaktionen. Zusammen wurden auf diese Weise rund 6000 Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert. „Die Verbundfonds WMS und TGFS haben sich – auch im Vergleich zu anderen Bundesländern – als wirtschaftspolitisch überaus wirksam erwiesen“, kommentiert Leermann. Auf diese Weise schreibe der Freistaat gemeinsam mit den Sparkassen seine Erfolgsgeschichte fort. kommentiert Leermann.

RStores Der WMS ist bei der RStores GmbH in Chemnitz eingestiegen. Das mittelständische Unternehmen betreibt deutschlandweit 33 Stores der Marke G-Star Raw vornehmlich in 1A-Lagen und ist ebenfalls größter Fullfillment-Partner für den E-Commerce-Bereich von G-Star, einer der weltweit führenden Jeansund Modemarken mit Ursprung in den Niederlanden. RStores wurde 2007 gegründet und eröffnete im Gründungsjahr Stores in Rostock und Chemnitz. Danach wurde in den vergangenen Jahren deutschlandweit expandiert. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 220 Mitarbeiter. „Wir sind sehr glücklich, mit dem WMS einen strategischen Partner an Bord zu haben, der uns bei der zukünftigen Expansion und Entwicklung des Unternehmens unterstützen wird“, so Geschäftsführer Jörg Romics. „Die Stellung am Markt ermöglicht eine positive Entwicklung in der sich wandelnden Einzelhandelsbranche“, begründet WMS-Geschäftsführer Harald Rehberg das Investment. Sowohl im hybriden Verkaufskanal als auch im Hinblick auf die Stabilität des Markenkerns sei die Gesellschaft stark positioniert. mi

Pendix

Die Pendix-Geschäftsführer (von links) Christian Hennig, André Lehmann, Andreas Grebner, Sebastian Fethke und Thomas Herzog habe einen neuen Gesellschafter.

Bei der Pendix GmbH in Zwickau hat der TGFS seine Beteiligung veräußert. Die Johnson Electric Gruppe (Sitz: Hongkong), ein weltweit führender Anbieter von Elektromotoren, Stellantriebskomponenten, Antriebsuntergruppen und verwandten elektromechanischen Komponenten, hat die Mehrheit an den Zwickauern übernommen. Im Zuge dieser Transaktion hat der Fonds seine Anteile verkauft. Er war 2013, kurz nach der Pendix-Gründung, eingestiegen. Mit dem Erwerb möchte Johnson den Zugang zum E-Bike-Markt schaffen. „Dabei war uns wichtig, dass wir in ein Unter-

FOTO: RONALDBONSS.COM/ RONALD BONSS PENDIX GMBH

nehmen investieren, welches Knowhow für den Markt und für E-BikeAntriebstechnologien mitbringt“, sagt Andrea Straniero, Division Vice President IPG Europe von Johnson Electric. Gemeinsam soll ein neuer, integrierter Mittelmotor für Fahrradhersteller entwickelt werden, der 2025 auf den Markt kommen soll. „Ein sächsisches Start-up von der Gründung in internationale Anerkennung zu führen, ist höchst erfreulich und zeigt die internationale Attraktivität des Standorts Sachsen“, kommentiert TGFS-Geschäftsführer Sören Schuster. mi

FOTO: WMS

Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe initiiert

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s geht um Existenzgründungen, Firmen in Konsolidierungsphasen, Investitionen, Unternehmensnachfolgen und Innovationen im Mittelstand. All diese Punkte haben in der Regel eines gemeinsam: Die Betriebe benötigen Geld. Einer der potenziellen Ansprechpartner ist da die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH (MBG). Sie stellt umfangreiches Eigenkapital zur Verfügung, um die regionale Wirtschaft zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Die MBG ist eine private Beteiligungsgesellschaft mit öffentlicher Förderung. Ihre Aufgabe ist die Verbesserung der Eigenkapitalbasis von kleinen und mittleren Unternehmen, um diesen eine stabile Entwicklung zu ermöglichen. Dazu übernimmt sie Beteiligungen an mittelständischen

Betrieben der gewerblichen Wirtschaft. Auch im Krisenjahr 2022 ist die Gesellschaft dabei ihrer Verantwortung gerecht geworden. Die MBG brachte sich mit 18,1 Millionen Euro in Firmen mit Sitz oder Investitionsort in Sachsen ein. Diese Summe verteilte sich auf 83 stille und direkte Beteiligungen. Demnach bewegt sich die Investitionsbereitschaft der MBG trotz aller weltwirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin auf einem hohen Niveau. Verglichen mit dem Vor-Corona-Ergebnis von 2019 (13,9 Millionen Euro, verteilt auf 79 Beteiligungen) konnte die MBG ihre Leistungszahlen sogar steigern. Bei den Gesamtinvestitionen, die die finanzierten Unternehmen tätigten, ist nach Angaben von Geschäftsführer Markus H. Michalow ein „signifikanter

Zuwachs“ gegenüber dem letzten Geschäftsjahr vor der Pandemie zu verzeichnen: Während die MBG 2019 Investitionen mit einem Gesamtvolumen von 56,1 Millionen Euro anregte, wurde dieser Wert im vorigen Jahr beinahe auf 107,7 Millionen Euro verdoppelt. Noch mehr Antriebskraft entfaltete die MBG im Jahr 2021, als sie Investitionen in Höhe von insgesamt 133 Millionen Euro ermöglichte. Dieser Wert eignet sich jedoch nur bedingt als Vergleichswert: Zusätzlich zum regulären Beteiligungsgeschäft hatte die MBG damals den Corona-Hilfsfonds für Start-ups gemanagt, der 40 Millionen Euro Gesamtvolumen umfasste und Ende 2021 auslief. Kontinuierlicher Aufwärtstrend

Ungeachtet der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine

Wir richten unseren Blick immer stärker auf die Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Geschäftsmodelle. Markus H. Michalow Geschäftsführer

stockte die MBG, die ihren Sitz in Dresden hat, die Kapitalbasis der Unternehmen auf. Die im vorigen Jahr eingegangenen Beteiligungen lagen im Schnitt bei 0,219 Millionen Euro. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, fiel der durchschnittliche Beteiligungsbetrag mit 0,176 Millionen Euro niedriger aus. Über die Jahre war er kontinuierlich gestiegen. Im Vergleich mit 2018 (10,12 Millionen Euro) ergibt sich ein FünfJahres-Plus von 83 Prozent. Im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums „richten wir unseren Blick dabei immer stärker auch auf die Umweltund Sozialverträglichkeit der Geschäftsmodelle“, so Michalow. Offenbar mit Erfolg: Gut ein Drittel aller 1396 Arbeitsplätze, die den 2022er Investments der MBG zugerechnet werden, wurden neu geschaffen. mi

FOTOS: FREEPIK.COM/SKETCHEPEDIA MODIFIZIERT CHRISTIANE KUNZE, CHRISTOPH SCHWABE, KEN WAGNER


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Märkte

Die Homatec Industrietechnik GmbH ist in den Geschäftsbereichen Schweißbaugruppenfertigung, Teilefertigung und Blechteilefertigung tätig. FOTO: INES ESCHERICH FOTOGRAFIE

Homatec Semodia Die Semodia GmbH mit Sitz in Radebeul hat sich in einer Finanzierungsrunde 2 Millionen Euro gesichert. Das Start-up ist Anbieter von modularen Software-Lösungen, mit der Kunden aus der Energie- und Prozessindustrie ihre Anlagen flexibler und einfacher auslegen, integrieren und betreiben können. Neben Finanzinvestor Equinor Ventures haben auch der bereits engagierte Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) sowie ein erfahrener Business Angel mitgemacht. „Wir beteiligen uns erneut an Semodia, da das Unternehmen

großes Wachstumspotenzial hat“, sagt TGFS-Geschäftsführer Sören Schuster. Die Chefs und Gründer der Semodia GmbH, Anna Menschner und Stephan Hensel, freuen sich über das Vertrauen: „Mit diesem großartigen Investorenteam an unserer Seite können wir nun unsere Vision verfolgen, mit Hilfe unserer Softwarelösungen eine Verbindung zwischen Produzenten, Betreibern und Lieferanten in der Energietechnik und Prozessindustrie zu schaffen.“ Geplant ist, die neuen Mittel in die Weiterentwicklung der eigenen Web-Plattform zu stecken. mi

Haben eine Finanzspritze erhalten: Die SemodiaGründer Anna Menschner und Stephan Hensel.

Bei der Homatec Industrietechnik GmbH in Burgstädt ist die Nachfolge geregelt. Gründer und Gesellschafter Horst Richter hat sein Unternehmen an Mario Heinrich übergeben, der bereits seit drei Jahren in der Firma tätig ist. Gemeinsam mit dem WMS hat Heinrich die Firmenanteile übernommen und leitet nun die Geschicke des Betriebs. Das 2001 gegründete Unternehmen (50 Mitarbeiter) ist Anbieter von Stahl- und Schweißbaugruppen für den Maschinen- und Anlagenbau. „Ich freue mich, dass ich gemeinsam mit dem WMS eine regionale und nachhaltige Lösung für Homatec finden konnte“, sagt Heinrich. mi

FOTO: CHRISTIAN BEHRENS

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Märkte

Der Kampf um Fachkräfte nimmt an Schärfe zu

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Jeder 5. Erwerbstätige in Sachsen scheidet per Saldo bis 2035 vom Arbeitsmarkt aus. Insgesamt gibt es bis dahin 927 000 altersbedingte Abgänge.

Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer Leipzig, und Manuela Grimm, Geschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes Leipzig-Nordsachsen, im Streitgespräch über Ursachen für fehlende Mitarbeiter, bessere Rahmenbedingungen, die Lohn-Preis-Spirale und die Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte

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Von Ulrich Langer

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as Ringen um gute Fachkräfte wird immer dramatischer. Standen früher für einen freien Arbeitsplatz mehrere potenzielle Kandidaten zur Verfügung, so klagen heute immer mehr Unternehmer, keine geeigneten Fachleute mehr zu finden. Über Ursachen und Auswege streiten hier Matthias Forßbohm und Manuela Grimm.

Die Klagen über einen Fachkräftemangel sind allgegenwärtig und nahezu branchenübergreifend. Aber jedes hat angeblich auch sein Gutes. Was also ist positiv an massenhaft fehlenden Fachleuten?

Matthias Forßbohm: Daran ist gar nichts Gutes. Niemand ist froh, keine Mitarbeiter zu haben. Manuela Grimm: Das ist zu einseitig gesehen. In den allermeisten Branchen gibt es nach wie vor mehr Arbeitssuchende als gemeldete Stellen. Allerdings passen die Qualifikationsanforderungen häufig nicht zu den arbeitslosen Menschen. Forßbohm: Ich finde nicht, dass ich das zu einseitig sehe. Ich habe jede Menge Aufträge in meinen Büchern stehen. Und wenn einige nicht umgesetzt werden können, weil ich zu wenig Mitarbeiter habe und keine neuen finde, ist das alles andere als toll. Grimm: Das meine ich nicht. Mir geht es darum, die Chancen zu sehen, die die Situation mit sich bringt. Welche?

Grimm: Der Fachkräftemangel bringt uns alle dazu, mehr Menschen zu qualifizieren und die Arbeitsbedingungen vieler zu verbessern. Es geht darum, Sachsen tatsächlich attraktiv für Fachkräfte zu machen. Forßbohm: Das klingt recht theoretisch. Grimm: Nein, das ist es ganz und gar nicht. Qualifizierte Menschen sind heute gegenüber den Arbeitgebern in einer vorteilhafteren Verhandlungsposition. Etwa beim Feilschen um mehr Lohn?

Grimm: Das hat nichts mit Feilschen zu tun. Arbeitgeber müssen heute in ihre Mitarbeitenden mehr investieren. Die Zeiten billiger Beschäftigter sind endgültig vorbei. Der Wert der Ware Arbeitskraft ist gestiegen.

Forßbohm: Und ob das mit der LohnPreis-Spirale stimmt. Was stimmt an der Gewinn-PreisSpirale nicht?

Forßbohm: Ich kann eine ganz andere Rechnung aufmachen. Bei großen Konzernen mit Fließbandproduktion zum Beispiel machen die Personalkosten an den Gesamtkosten etwa 5 bis 7 Prozent aus. Bei uns im Handwerk sind es hingegen 65 Prozent. Steigen die Löhne, schlägt das bei uns ganz anders ins Kontor, fressen die Zulagen mögliche Gewinne auf, bedrohen nicht selten sogar die Existenz von Firmen. Das erklärt jedoch nicht die Ursache für Fachkräftemangel. Wer ist daran schuld?

Grimm: Die Frage ist müßig. Denn die Beantwortung hilft nicht, die Probleme von heute zu lösen. Warum nicht?

Grimm: Viele Fachkräfte sind nach 1990 in den Westen gegangen. Sie sowie ihre Kinder und Enkel fehlen uns jetzt hier. Zudem haben Frauen nach 1990 hierzulande signifikant weniger Kinder bekommen. 1988 waren es im Durchschnitt noch 1,7 Kinder pro Frau, 1994 hatte sich dies auf 0,8 Kinder pro Frau halbiert. Dies können wir nicht mehr rückgängig machen. Aber wir können die heutigen Bedingungen für die Fachkräfte verbessern. Forßbohm: Das stimmt nur zum Teil, Frau Grimm. Wahr ist zwar, dass ein gewisser Exodus an Ostdeutschen entstand, die nach der Wende den Jobs in die alten Länder folgten. Durch solche Wanderungsverluste verloren die Ost-Bundesländer im deutschen Einigungsprozess rund 1,7 Millionen Bürger. Und richtig: Die haben hier bei uns keine Kinder und Enkelkinder bekommen. Und ebenfalls richtig: Genau diese fehlen jetzt als potenzielle Fachkräfte. Sie meinten eben, die Abwanderung sei nur ein Teil der Wahrheit.

Forßbohm: Das ist relativ.

Forßbohm: Ja, denn selbst die, die geblieben sind, hielten sich zurück mit dem Kinderkriegen. Wir sind in gewisser Weise also selbst schuld an den Umständen, haben ja selbst nicht für mehr Nachwuchs gesorgt. Allerdings (schmunzelnd): Ich habe vier Kinder.

Wieso?

Da sind Sie eine Ausnahme...

Forßbohm: Weil mit höheren Löhnen die Preise unserer Leistung steigen. Das finden die Kunden der Unternehmen alles andere als prickelnd. Bislang sind wir doch mit den Tarifmechanismen gut gefahren, weil regionale Besonderheiten und Branchenspezifika abgebildet wurden. Und unabhängig davon, viele Unternehmer bezahlen ihre Leute ordentlich, weil sie es so wollen und wissen, was jeder Einzelne wert ist. Erst staatliche Eingriffe, wie der Mindestlohn, stellen das System auf den Kopf.

Forßbohm: Viele fürchteten angesichts der krassen wirtschaftlichen Veränderungen in den Umbruchjahren einfach, Nachwuchs zu zeugen, aus Angst, sich keine Kinder leisten zu können. Und das spüren wir heute durch einen ernsthaften Engpass bei Fachkräften.

Das klingt gar nicht so schlecht?

Grimm: Die Erzählung von der LohnPreis-Spirale stimmt einfach nicht. Vielmehr haben wir in vielen Branchen eine Gewinn-Preis-Spirale. Was meinen Sie damit?

Grimm: Der Anteil der Lohnerhöhungen an den Preissteigerungen

Prozent der sächsischen Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Bundesweit sind es 29 Prozent.

liegt in der gesamten Wirtschaft nur bei 1 bis 1,5 Prozent. Die Gewinnsteigerungen nehmen einen viel höheren Anteil an den Preissteigerungen ein, wie zum Beispiel bei Lebensmitteln 19 Prozent oder im Handel 4,3 Prozent.

Wie ist das zu ändern?

Grimm: Betriebe, die sich bei der Vergütung von Fachkräften am Mindestlohn orientieren, werden keine Zukunft mehr haben. Sie verlieren den Kampf um die besten Köpfe. Die Billig-Lohn-Kampagne in Sachsen muss der Vergangenheit angehören. Sachsen muss Tariflohn-Land werden. Forßbohm: Das ist gewerkschaftlicher Quatsch. Da sind wir doch wieder beim Knackpunkt: Mehr Lohn – höhere Preise, verärgerte Kunden,

Auszubildende brauchen früh eine Perspektive nach der Ausbildung, um im Betrieb gehalten werden zu können.

Bessere Bezahlung der Mitarbeiter muss ich mir als Unternehmer erst mal leisten können.

Manuela Grimm Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes Leipzig-Nordsachsen

Matthias Forßbohm Präsident der Handwerkskammer Leipzig

im schlimmsten Falle gar keine Kunden mehr. Wem ist damit geholfen? Grimm: Widerspruch, Herr Forßbohm. Tariflöhne schaffen innerhalb der Branche vergleichbare Wettbewerbsbedingungen. Die Betriebe würden sich nicht gegenseitig die Fachkräfte wegnehmen. Es ist unverständlich, warum die Arbeitgeber dieses Instrument nicht nutzen. Gleichzeitig sind in Leipzig etwa 25 Prozent der Mitarbeiter im Niedriglohn beschäftigt. Also Menschen, die weniger als 12,50 Euro pro Stunde verdienen. Gute Fachkräfte bekommt man eben nicht mehr für 12,50 Euro. Forßbohm: Bessere Bezahlung muss ich mir als Unternehmer aber erst mal leisten können. Und wenn ich keine Aufträge annehmen kann, weil mir Leute fehlen, stehe ich ganz einfach auf dem Schlauch. Wie ist denn dann der Mangel an Fachkräften, wenn nicht zu beheben, dann zumindest zu mildern?

Pflichten wahrnehmen wollen. Da ist darüber nachzudenken, ob ein Arbeitsbeginn morgens um 7 Uhr unbedingt nötig ist. Forßbohm: Ganz extrem finde ich die überbordende Akademisierung in unserer Gesellschaft. Sie ist ein Grundübel mit Blick auf den Fachkräftemangel. Sie verteufeln Hochschulbildung?

Forßbohm: Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Aber auf ein gesundes Maß kommt es an.

Herr Forßbohm, Sie plädieren also ebenfalls eher für die duale Ausbildung, bei der Firmen und Berufsakademien zum Beispiel junge Leute in enger Kooperation qualifizieren?

Forßbohm: So ist es. Grimm: Dagegen ist nichts zu sagen. Es wäre wichtig, die duale Berufsausbildung zu stärken. 30 Prozent der Azubis haben Abitur. Das bedeutet, dass die Berufsorientierung an Gymnasien viel mehr Raum einnehmen müsste. Es ist ein Fehler, sich an Gymnasien nur auf die akademische Laufbahn zu konzentrieren.

Forßbohm: Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Also ist an anderen Stellschrauben zu drehen.

Forßbohm: Heutzutage wird ein Mensch, der studiert oder seinen Hochschulabschluss bereits in der Tasche hat, viel höher geschätzt als ein „einfacher Arbeiter“.

Zum Beispiel?

Ist das nicht etwas übertrieben?

Forßbohm: Die Familienfreundlichkeit generell muss in der Gesellschaft verbessert werden, damit eine Vereinbarung von Arbeit und Privatleben an Wert gewinnt. Sollten Ehepaare mit Kindern vielleicht besonders unterstützt werden – da bin ich unsicher.

Forßbohm: Wohl eher nicht, denn die Zahlen sprechen für sich: Im Handwerk werden junge Leute in 136 Berufen ausgebildet – BachelorStudiengänge gibt es in Deutschland 21 000, vor allem geisteswissenschaftliche. Ich umschreibe das scherzhaft mit: Studienrichtung „Angstfreies Töpfern“.

Grimm: Viele Frauen arbeiten ungewollt in Teilzeit. Sie würden gern mehr Stunden tätig sein. Da müssen natürlich die Bedingungen stimmen. Das trifft aber auch auf Männer zu, die zunehmend familiäre

den, wer studiert, ist wertvoll. Meist dauern die Uni-Zeiten zudem noch ungeheuer lange. Oftmals sind die Absolventen 30 Jahre und älter, nicht zuletzt weil sie – wie häufig – zwischendurch noch die Studienrichtung gewechselt haben. All diese jungen Leute fehlen als Fachkräfte in produktiven Bereichen.

Das ist nun wirklich überzogen ...

Forßbohm: Zugegeben, aber es bringt meine Kritik recht anschaulich auf den Punkt: Es ist eine überzogene Orientierung, allen einzure-

Grimm: Das sehen wir als Gewerkschafter ebenfalls positiv. Auszubildende brauchen früh eine Perspektive nach der Ausbildung, um im Betrieb gehalten werden zu können. Unser Ausbildungsreport sagt, dass 72 Prozent der Azubis während der Lehre nicht wissen, ob sie übernommen werden. Die Arbeitgeber können auch an dieser Stelle mehr dazu beitragen, Azubis früh an den Betrieb zu binden. Duale Ausbildung hat also auch ihre Ecken?

Forßbohm: Unsinn. Keine Firma unterstützt dabei eine Qualifizierung in einen Beruf, den sie nicht braucht. Passgenaue Ausbildung entsprechend dem Bedarf der Wirtschaft ist das Gebot der Stunde, auch und gerade in der akademischen Welt.

der Lehrling und sein Betrieb müssen das selbst tragen jeweils zur Hälfte. Das ist ganz klar eine Benachteiligung der Fachkräftegewinnung. Ebenso, wie die verquere Begabtenförderung. Was meinen Sie damit?

Forßbohm: Für die Studenten-Begabtenförderung wird in Deutschland fünfmal mehr Geld ausgegeben als für die Begabtenförderung mit dem Ziel der Berufsausbildung. Beides wird übrigens vom Staat finanziert. Eine klare Stigmatisierung der Facharbeiter-Sparte. Das ändert aber nichts an den zu geringen Geburtenzahlen, am fehlenden Nachwuchs. Jedoch würde sich die grundsätzliche Orientierung in der Gesellschaft ändern.

Forßbohm: Eben. Wie viele Studienabbrecher gibt es denn, nur weil es modern ist, eine akademische Ausbildung vorweisen zu können? Wie viel produktive Zeit wird dadurch vergeudet? Würden die jungen Leute zielgerichteter gewonnen als Facharbeiter, wäre schon etwas geholfen. Die Wirtschaft kann ja selbst mehr werben für ihre Berufe.

Forßbohm: Das ist richtig. Wir organisieren bereits regelmäßig Ausbildungsbörsen. Nur werden uns mitunter Steine in den Weg gelegt. So ist uns in einem Gymnasium die Werbung für Handwerksberufe verboten worden.

Grimm: Wie kann es sein, dass ein Student über Familienversicherung durchs Leben kommt, während ein Lehrling selbst eine Versicherung abschließen muss?

Trotzdem bleibt die Gesamtzahl junger Leute beschränkt. Dagegen hilft ja die Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte.

Forßbohm: Eben, Studenten sind familienversichert im Krankheitsfall,

Grimm: Grundsätzlich richtig. Allerdings müssen sich auch die Rahmenbedingungen verbessern. Eine


ben Geld

63

Rund 32 000 Arbeitskräfte sind durch die „Rente mit 63“ in Sachsen verloren gegangen. Hätte sich der Trend vor Einführung fortgesetzt, läge die Beschäftigungsquote älterer Menschen heute bei etwa 62, statt bei aktuell 52 Prozent.

Fachkräftemangel in Deutschland Anteil der offenen Stellen, für die im Dezember 2022 keine qualifizierten Fachkräfte gefunden wurden - nach Berufsbereichen in Prozent Anteil der offenen Stellen

Um das Erwerbspersonenpotenzial dauerhaft auf seinem heutigen Niveau zu halten, müssten jedes Jahr 400 000 Personen mehr nach Deutschland ein- als auswandern.

sichere Aufenthaltsperspektive für Menschen, die schon hier sind und sich in Arbeit oder Ausbildung befinden, ist wichtig. Zudem muss es gelingen, ihre ausländischen Berufsabschlüsse zügiger anzuerkennen. Forßbohm: Genau. Es dauert viel zu lange, bis potenzielle Arbeitskräfte aus anderen Ländern Aufenthaltsrecht erhalten oder deren Ausbildung anerkannt wird. Aber zu prüfen, was die Betreffenden drauf haben, muss doch in Ihrem Sinne sein.

Forßbohm: Klar, aber das bürokratische Prozedere dauert viel zu lange. Grimm: Auch hier gilt: Menschen bleiben nur hier, wenn sie gute Arbeitsbedingungen vorfinden.

Matthias Forßbohm Matthias Forßbohm ist Maurermeister mit Abitur. Seit 2006 trägt der 53-Jährige, der von 1990 bis 1995 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig studierte, den Titel „Geprüfter Restaurator im Mauerhandwerk“. Der gebürtige Leipziger ist seit 1996 Geschäftsführer seines Forßbohm & Söhne Bauunternehmens und seit 1999 in der Handwerkskammer zu Leipzig aktiv. Zunächst als Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss, später im Berufsbildungsausschuss, seit 2006 als Mitglied der Vollversammlung. Ein Jahr später wurde er Alternierender Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses der Kammer. Matthias Forßbohm, verheiratet und Vater von vier Kindern, hat seit Juli 2021 das Amt des Präsidenten der Leipziger Handwerkskammer inne.

Veränderung zu März 2020

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Märkte

Deutschlands Marketingfrauen bauen auf Sichtbarkeit

8,7 Prozent beträgt die Schulabbrecherquote in Sachsen

56,0 %

Gesundheit und Soziales

+5,3 % 55,2 %

Bau und Architektur

+28,3 % 52,5 % +57,7 %

Naturwissenschaften, Geografie und Informatik

51,8 %

Rohstoffgewinnung und Industrie

+33,8 % 40,7 %

Land- und Forstwirtschaft

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+21,2 % 34,6 %

Buchhaltung, Recht und Verwaltung

+61,2 % 29,3 %

Verkehr, Logistik und Sicherheit

+14,8 %

Kaufmännische Dienstleistungen, Handel und Tourismus

27,7 % +30,6 %

Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst und Kultur

8,5 % +12,6 %

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QUELLE: KOMPETENZZENTRUM FACHKRÄFTESICHERUNG (KOFA) / DPA

62 Prozent der ausländischen Beschäftigen in Sachsen arbeiten im Niedriglohnbereich. Das spricht sich rasch rum, dass Sachsen wenig attraktiv ist für Jobsuchende aus der übrigen Welt. Forßbohm: Schon wieder die Lohnkeule... Wie ist Fachkräftegewinnung im Ausland sonst denkbar?

Forßbohm: Indem die beruflichen Perspektiven klar aufgezeigt werden. Grimm: Klingt sehr allgemein, nichtssagend. Menschen im Ausland rechnen sich vorher aus, wie weit sie mit dem Mindestlohn kommen. Und entscheiden, ob es sich lohnt zu kommen. Forßbohm: Perspektiven aufzuzeigen ist mehr als nichtssagend, sogar viel konkreter. Ich nenne nur das Projekt unserer Handwerkskammer in Vietnam. In Abstimmung mit der dortigen Regierung werden junge Leute ausgebildet. Die Berufsschullehrer sind zuvor in Leipzig selbst qualifiziert worden. So werden Vietnamesen gezielt vorbereitet für eine Arbeit in Sachsen und anderen Bundesländern. Wir sind die Leitkammer bei diesem Projekt für Deutschland. Ein zusätzlicher Vorteil dabei ist, dass wir anderen Ländern dieser Welt nicht die eigene Elite entreißen, eine Elite, die sie für ihre eigene Wirtschaft selbst heranbildeten. Aber junge Menschen wandern auch bei Ihrem Projekt anschließend aus.

Forßbohm: Ja, aber nur jene, die in Absprache mit der vietnamesischen Regierung mit unserer Hilfe zum Facharbeiter gemacht wurden. Wir säen erst und ernten später – ganz solide.

Ist Ausländer als Fachkräfte zu gewinnen ein Allheilmittel?

Grimm: Ganz sicher nicht. Dies ist ein sehr teures Arbeitsmarktinstrument. Pro Anwerbung muss man mit 30 000 Euro rechnen. Jedoch bekommen die Angeworbenen sehr schnell mit, dass anderswo in Deutschland viel besser gezahlt wird und die Willkommenskultur besser ist, sie größere Communities vorfinden. Schon haben wir das Geld zum Fenster rausgeworfen. Wo sehen Sie außer im Ausland Wege, den Mangel an Fachleuten zu

Manuela Grimm Manuela Grimm (Jahrgang 1967) steht seit Februar 2021 als Geschäftsführerin dem Deutschen Gewerkschaftsbund Region LeipzigNordsachsen vor. 1988 schloss sie ihr Studium als Diplom-Betriebswirtin ab, nachdem sie sich von 1983 bis 1985 zur Industriekauffrau im VEB Blechverformungswerk Leipzig qualifiziert hatte. Von 1991 bis 2018 war sie bei Diebold Nixdorf tätig, war hier als Betriebsrätin und Betriebsratsvorsitzende wirksam, seit 2012 parallel dazu ehrenamtliches Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Leipzig. Zugleich hat die Mutter einer Tochter zahlreiche ehrenamtliche Funktionen inne – unter anderem als alternierende Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der Leipziger Arbeitsagentur sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. Bei der Handwerkskammer der Messestadt ist sie Mitglied im Berufsbildungsausschuss. Auch als Mitglied im Koordinierungskreis „Nachhaltiges Leipzig“ ist Manuela Grimm aktiv, ebenso als Mitglied des Runden Tisches Gemeinwohl Leipzig.

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Die Zahl jugendlicher Arbeitsloser unter 25 Jahren ist in der Region Leipzig im Vergleich zum vorigen Jahr stark gewachsen. Bei aktuell 2208 Arbeitslosen unter 25 Jahren hat sich die Anzahl um rund 35 Prozent erhöht, gleichzeitig sind bei der Leipziger Agentur für Arbeit 9440 freie Stellen gemeldet.

Diskutierten über Sichtbarkeit im Marketing (v.l.n.r.): Ulrike Lerchl, Dr. Katrin Leonhardt, Ute Poprawe, Romy Gottschalk, Nora Lob und FOTO: CLAUDIA MASUR Prof. Margit Enke.

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arketing und Sichtbarkeit sind nicht voneinander zu trennen. Wie unterschiedlich diese Sichtbarkeit ausfallen kann, für ein Unternehmen, ein Produkt, eine Person, zeigte sich am 11. und 12. Mai beim ersten Nationalen Kongress der Marketingfrauen. Unter dem Thema „Visibility als Erfolgsfaktor im Marketing“ kam die weibliche Marketing-Community zum Branchentreffen in Leipzig zusammen. Organisiert wurde der Kongress vom Bundesverband Marketing Clubs (BMC) und dem Marketing Club Leipzig (MCL). Hier war Prof. Margit Enke, Vizepräsidentin des MCL und Vorsitzende der Leipziger MarketingFrauen, federführend in der Organisation: „Mir war es wichtig, diesen ersten Kongress der Marketingfrauen in unser schönes Leipzig zu holen.“

reduzieren? In der Kritik steht auch die hohe Zahl an Teilzeitjobs. Ist auch hier anzusetzen?

Lebhafte Diskussion und ausgiebiges Netzwerken

Forßbohm: Ja, das brächte unseren Firmen durchaus etwas. Wir müssen mehr zur Vollzeit kommen. Wenn jemand mit dem Geld für sechs Stunden Arbeit pro Tag seinen Lebensstandard halten kann, dann verdient er zu viel. In Leipzig gibt es einen Betrieb, da arbeiten 44 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit. Da kriege ich einen Schreck.

Zum Auftakt trafen sich die gut 60 Teilnehmerinnen zum Businesslunch im „Felix“ und genossen von der Dachterrasse der ehemaligen Hauptpost den Blick auf die Innenstadt. Am Nachmittag folgte wenige Meter entfernt im Ring-Café das Panel „Visibility als Erfolgsfaktor“. Die fünf Diskutantinnen Dr. Katrin Leonhardt (Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank), Ulrike Lerchl (CEO der Dresdner Kommunikationsagentur Oberüber Karger), Influencerin Nora Lob, Ute Poprawe (BMC Vorständin) und Gründerin Romy Gottschalk brachten ganz unterschiedliche Perspektiven auf Sichtbarkeit und ihre individuellen Lebenserfahrungen ein. Deutlich wurde dabei, dass es auch mehr als 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung nach wie vor einige Unterschiede zwischen „West“ und „Ost“ gibt. Unter anderem Familiengründung und Karriere bei Frauen wurden stark diskutiert. Natürlich kam auch das Netzwerken während des Kongresses nicht zu kurz. Ausgiebige Gelegenheiten hierfür ergaben sich zwischen den Programmpunkten, insbesondere aber bei der Abendveranstaltung mit Dinner im Ring-Café bei der etwa 100 Personen anwesend waren. Im Gegensatz zum restlichen Kongress war dieses Event auch für Männer geöffnet.

Dem steht die Rente mit 63 konträr entgegen.

Forßbohm: Gewiss war die Rente mit 63 ein Fehler, wenngleich in manchen Berufen, die körperlich anstrengend sind, ein Arbeiten bis 70 undenkbar ist. Grimm: Das sehe ich vollkommen anders. Menschen, die jetzt mit Abschlägen in Rente gehen, sind diejenigen, die in den 90er- und 2000er-Jahren unter schwierigsten Arbeitsbedingungen Geld verdient haben und trotzdem kaum über die Runden gekommen sind. Viele von ihnen können nicht mehr. Ohne attraktive Arbeitsbedingungen werden wir das Problem nicht lösen. Sie sind zudem ein nicht zu unterschätzender Jobanreiz.

Drei Workshops rund um Sichtbarkeit

Am zweiten Kongresstag teilten die Teilnehmerinnen sich für drei Workshops in kleinere Gruppen auf. Bei „Visibility für Städte“ hörten die Teilnehmerinnen einen Vortrag bei der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH hoch über dem Augustusplatz, besuchten das Bach-Archiv und Auerbachs Keller, wo auch der Workshop durchgeführt wurde. Eine andere Gruppe widmete sich im Porsche Experience Center (PEC) etwas außerhalb der Messestadt dem Thema „Customer Experience“. Nach einer Besichtigung des PEC befassten sich die Marketingfrauen mit der Ansprache der „Driven Females“, erfolgreicher, finanziell unabhängiger Frauen mit anspruchsvollem Lebensstil. Im Anschluss konnten die Teilnehmerinnen mit einem professionellen Fahrer zwei rasante Runden in einem Porsche über die angrenzende Rundstrecke drehen. Das Thema „Visibility für Marken“ wurde am Beispiel von Rotkäppchen behandelt. Hierfür stand ein Besuch der Sektkellerei in Freyburg (Unstrut) auf dem Plan mit spannenden Einblicken beim Pre-Opening der neuen Rotkäppchen Erlebniswelt. Eine kleine Sektverkostung durfte hier auch nicht fehlen. Das Fazit der begeisterten Teilnehmerinnen nach dem Kongress: Gerne wieder!

Forßbohm: Wie jetzt? Soll ich für meine Baustellen jetzt noch einen Kasper einstellen? Sicher, manche Arbeiten sind nicht so toll. Bei einer Abbruchkolonne beispielsweise – was soll und kann da schöner werden? Klar ist selbstredend: Es müssen alle Register, die möglich und verfügbar sind, gezogen werden, um den Mangel an Fachleuten zu verringern. Wenn auf eine Stelle wieder mehrere Bewerber scharf sind, wäre das ideal. Diese Situation aus Nachwendezeiten ist leider schon längst Vergangenheit.

FOTOS: ANDRÉ KEMPNER (2), GRAFIK: ADOBE STOCK | QUELLE: AGENTUR FÜR ARBEIT LEIPZIG, VEREINIGUNG DER SÄCHSISCHEN WIRTSCHAFT E. V. „THESENPAPIER DER VSW ZUR ZUWANDERUNG VON FACHKRÄFTEN“ ANZEIGE

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Forschung ernehmer

Die benötigten Maßnahmen in vorhandene Verkehrsinfrastruktur – wie etwa für die Überquerung eines Bahnübergangs – waren im Projekt der Shuttle Modellregion Oberfranken aufwendig und teuer.

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FOTO: REHAU INDUSTRIES

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Wirtschaftlichkeitsaspekt ist Trumpf zukünftiger automatisierter Verkehre

FLASH-Features 1 Laserscanner LIDAR: scannt die Umgebung, erstellt Punktwolke an Objektdaten für Umgebungslagebild 2 Kameras: für Leitstellenfunktionalitäten 3 Antenne für GNSS: analog GPS-Navigationssystem und weiterer Satellitensysteme Antenne für Mobilfunk: WLAN für Fahrgast und Verbindung zur Leitstelle Antenne für WLAN 11p: Verbindung zur Ampelanlage an der Strecke 4 8 Radar an 4 Ecken: erkennt Hindernisse, auch für Umgebungslagebild 5 Türöffner

Der zügige Ausbau eines 5G-Netzes ist eine Grundvoraussetzung für zukünftig fernüberwachte Shuttle-Verkehre. Von Jochen Reitstätter

FOTOS: CHRISTIAN MODLA

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ie sprossen fast wie Pilze aus dem Boden in den vergangenen Jahren: Projekte, die hochautomatisierten und autonomen Verkehr erproben und entwickeln. Die Geschwindigkeit war und ist hierbei beträchtlich, der Weg zur echten Autonomie im öffentlichen Raum jedoch noch weit. Denn es gilt nicht nur, rein technische Probleme zu lösen, sondern vor allem digitale Hindernisse zu überwinden. Zudem muss die notwendige Infrastruktur bei der Netzabdeckung auch in ländlichen Gebieten aufgebaut werden. Wie verbessert man beispielsweise Schwachstellen im Öffentlichen Verkehr (ÖV)? Fahrermangel in Straßenbahnen und Bussen – kein Problem für autonom fahrende Shuttles, hier reicht deutlich weniger Personal in der Leitstelle. CO2Emissionen? Bei elektrischen Antrieben nicht vorhanden, jedenfalls nicht bei Verwendung von Ökostrom. Verkehrsangebote zu schwach ausgelasteten Verkehrszeiten oder auf ländlichen Linien? Relativ einfach zu bewerkstelligen mit kleinen fahrerlosen Einheiten.

Bevölkerung aufgeschlossen gegenüber automonem Verkehr

Mittlerweile sind viele Pilotprojekte schon über die reine technische Erprobung von selbstfahrenden Shuttles hinaus. In dieser Phase wurden unterschiedliche Bedarfsszenarien erprobt wie touristische Verkehre, Alltagsverkehre auf bestimmten Linien und auch Werksverkehre zwischen Unternehmensstandorten. Mit klarem Erkenntnisgewinn: Die Bevölkerung sei für die autonomen Verkehre sehr aufgeschlossen, sagt Prof. Dr. Mathias Wilde, der an der

Hochschule Coburg unter anderem Akzeptanzstudien in der Shuttle Modellregion Oberfranken durchführte. Diese Projekte hätten eine hohe Akzeptanz genossen, aber die Erwartungen an das System seien eben ebenso hoch, so Wilde. Die Menschen, so der Experte unter anderem für regionale Verkehrsgestaltung und Konzepte nachhaltiger Mobilität, erwarten mit den neuen Verkehren eine Verbesserung des ÖPNV. Dafür muss jedoch noch die Systemsicherheit und Zuverlässigkeit verbessert werden, so Wilde. Ist die Technik erst einmal da, ist das System leicht skalierbar, also erweiterbar, um mit mehr Fahrzeugen und Angeboten den Öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen.

Die Bevölkerung ist für die neue Technik bereit, die Technik aber noch nicht für die Bevölkerung. Prof. Dr. Mathias Wilde Hochschule Coburg

Wirtschaftlichkeit als Pro-Argument

Aufgrund des geringen Personalbedarfs ist auch für die Aufgabenträger, also diejenigen, die den öffentlichen Verkehr finanzieren, das autonome Fahren ein relativ kostenarmes System. Zumindest in einer Zukunft, in der massenhaft automatisierte Vehikel unterwegs sind. Genau dieser Kostenaspekt ist auch für Marc Backhaus, Pressesprecher bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, ein großer Pluspunkt: „Wenn die Technik einmal steht, müssen wir zu einer Serienproduktion kommen, um mit vielen Fahrzeugen auch ein deutlich besseres Verkehrsangebot machen zu können“, so Backhaus. Gerade auf dem Land ließen sich mit den relativ kleinen Shuttles und zukünftig ohne Fahrer deutlich mehr Strecken bedienen, erläutert Verkehrsexperte Daniel Herfurth von der Universität Konstanz. „Zum

Beispiel, um einen Bahnhof anzubinden, bislang unrentable Linien zu eröffnen oder dort zusätzliche Angebote zu ermöglichen, wo bislang nur Schülerverkehr angeboten wird.“ Hohe Entwicklungs- und Betriebskosten in Pilotphasen

Ohne massive Fördergelder für die Entwicklungsphasen vor einem Masseneinsatz werden die selbstfahrenden Fahrzeuge jedoch schwerlich vorankommen, wie auch das Vorhaben in Rehau in Oberfranken zeigte. „Das Pilotprojekt selbstfahrender Shuttles im Werksverkehr zwischen unseren Standorten in Rehau hat in Bezug auf die eingesetzte Technologie auch Grenzen aufgezeigt“, erklärt Andrea Schmidt, Group Communications bei Rehau Industries. „Die Geschwindigkeit im Werksverkehr war zu niedrig. Und die Maßnahmen an der Verkehrsinfrastruktur sind noch viel zu aufwendig im Vergleich zum erzielten Nutzen.“ Die möglichen Ereignisse und Vorkommnisse auf einer öffentlichen Straße außerhalb von einem planbaren Laborumfeld sind „aus Sicht“ eines autonom fahrenden Shuttles faktisch unendlich. Wetterauswirkungen, in das Fahrprofil des Fahrzeugs hereinfliegende Blätter, Äste oder auch Menschen sowie regelwidrige Aktionen anderer Verkehrsteilnehmer – das System muss lernen, all dies richtig einzuschätzen, mit Algorithmen vorauszuberechnen, was als Nächstes passiert und ob dies eine Notbremsung rechtfertigt oder nicht. Die Anforderung an die zugrundeliegende Software ist also enorm, die Voraussetzungen an die digitalen Netze ebenso. (siehe Interview rechts)

Pilotprojekte Autonomer Verkehre (Mitteldeutschland) Ort

Projektname

Ziel

Landkreis Nordsachsen

Projekt FLASH www.nordsachsen-mobil.de

automatisierter Linienbetrieb in der Fläche, Vmax bis 70 km/h

Stadt Leipzig

Projekt ABSOLUT www.absolut-project.com

gesamte Wirkkette eines automatisierten ÖPNV-Bedarfsverkehrs entwickeln, Vmax 50 km/h

Stadt Magdeburg

Projekt AS-UrbanÖPNV www.urban-shuttle.ovgu.de

Regelbetrieb auf öffentlichen Straßen unter Realbedingungen erproben inklusive Kommunikation Fahrzeug-InfrastrukturFahrgastinformationssystem

Stadt Stolberg (Südharz)

Projekt AS-NaSA www.as-nasa.ovgu.de

Pilotierung automatisiertes Shuttle auf öffentlichen Straßen im touristischen Kontext

Stadt Gera

EMMA – autonomes Fahren in Gera letzte Meile in autofreier Innenstadt, insbesondere für https://nuts.one/emma-automatisiertes-fahrenmobilitätseingeschränkte und ältere Personen in-gera-emma-in-the-city

(PILOTPROJEKTE TEILS ABGESCHLOSSEN, TEILS FORTLAUFEND)

Unvorhersehbare Ereignisse im Straßenraum sind eine Herausforderung für automatisierte Fahrzeuge, erklärt Matthias Neumann, Leiter Markt und Betrieb bei der Nordsachsen Mobil GmbH. FOTOS: JOCHEN REITSTÄTTER, HOCHSCHULE COBURG

Herr Neumann, mit dem Projekt FLASH, einem autonom fahrenden Kleinbus, allerdings noch mit einem Sicherheitsfahrer an Bord, ging die Nordsachsen Mobil GmbH ganz neue Wege im öffentlichen Verkehr im Landkreis. Der Pilotbetrieb mit Fahrgästen wurde als vierte Phase des Projektes Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen. Was waren und sind die Herausforderungen?

Matthias Neumann: Grundsätzlich muss die Steuerung eines automatisierten Fahrzeuges mit allen erdenklichen Situationen im Straßenverkehr sicher und komfortabel zurechtkommen. Einen Rahmen bildet dabei die Straßenverkehrsordnung, die das korrekte Verhalten im Straßenverkehr regelt. Die Software von FLASH kennt und beherrscht diese Verkehrsregeln. Unglücklicherweise muss im realen Straßenverkehr immer wieder mit Ereignissen gerechnet werden, die außerhalb dieser Regeln liegen. Diese schwer vorhersehbaren Ereignisse stellen heute noch eine Herausforderung dar, die mit dem Pilotbetrieb von FLASH beherrschbar gemacht werden sollen. Welche Entwicklungsschritte fehlen noch zum fahrerlosen Betrieb – technisch, rechtlich, infrastrukturell?

Mit dem Gesetz zum Autonomen Fahren wurde in Deutschland ein rechtliches Rahmenwerk geschaffen, innerhalb dessen die Erprobung des fahrerlosen Fahrens ermöglicht wird. Dieser Rahmen fordert beispielsweise eine technische Aufsicht, die das fahrerlose Fahrzeug überwacht und bei Bedarf Manöver einlei-

ten kann. Für eine technische Aufsicht außerhalb des autonomen Fahrzeugs (zum Beispiel in einer Leitstelle) wird eine stabile und leistungsfähige Datenübertragung, zum Beispiel mittels Mobilfunk, benötigt. Außerdem ist für eine effiziente Automatisierung der Fahrzeugsteuerung auch eine Vernetzung mit der Infrastruktur notwendig. Darüber hinaus müssen im Fahrzeug alle sicherheitsrelevanten Einrichtungen redundant, also doppelt ausgeführt sein, um im Fehlerfall zumindest noch einen sicheren Halt des Fahrzeugs ohne Fahrer gewährleisten zu können. Ist eine Ausweitung des Projektes geplant?

FLASH verkehrt seit 2022 im öffentlichen Straßennetz als Pendelverkehr, zunächst zwischen dem Bahnhof Rackwitz und der Schladitzer Bucht, seit dem 18. Mai 2023 auch bis zum Biedermeierstrand. Am Bahnhof Rackwitz ist ein Übergang von und zu den S-Bahnen aus Richtung Leipzig und Delitzsch möglich. Nach der Projektphase ist nun ein innovatives Verkehrsangebot Bestandteil des regulären Linienverkehrs im Landkreis Nordsachsen, wobei wir den Fahrbetrieb weiterhin zur Vervollkommnung und Feinjustierung des Systems nutzen. Nächste Schritte sind die Vorbereitung unserer Verkehrsleitstelle auf die technische Überwachung und die Koordinierung von selbstfahrenden Fahrzeugen. Damit die Kommunikation zwischen selbstfahrenden Fahrzeugen und Leitstelle insbesondere über die jetzige und zukünftige 5G-Mobilfunkinfrastruktur auch unter Realbedingungen im Feld funktioniert, werden im laufenden Vorhaben „DiSpoGo“ für den Landkreis Nordsachsen 5GAnwendungen entwickelt und unter realen Bedingungen erprobt.

Mehr zum Autonomen Fahren Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung können Sie im Video eine Testfahrt mit dem fahrerlosen Kleinbus der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) namens „Absolut“ auf dem Parkplatz des BMW-Werksgeländes verfolgen.


FOTOS: AXEL SCHAEFER, VOLKSWAGEN AUTOMOBILE LEIPZIG GMBH | GRAFIK: ADOBE STOCK/HANACK BEARBEITET CHRISTIANE KUNZE

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ben Forschung

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Innovation

Fuhrpark im Wandel Ob, wann und warum sich ein Umstieg auf E-Mobilität in der Unternehmensflotte lohnt Von Nannette Hoffmann

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ie EU-Kommission plant den Ausstieg vom Pkw mit Verbrennungsmotor: Ab 2035 müssen Neufahrzeuge in der EU emissionsfrei sein. Da für Unternehmen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ebenso wichtige Themen sind, denken viele darüber nach, auch hinsichtlich ihres Fuhrparks neue Wege zu gehen oder sind den Schritt in Richtung E-Mobilität bereits gegangen. Doch der Umstieg vom Verbrenner-Pkw zum Elektroauto sollte gut geplant sein. Unternehmen stehen dabei vor vielen Fragen: Wann

lohnt sich der Umstieg? Welche Faktoren sind hierbei zu berücksichtigen? Was bringt den Unternehmen die Umstellung? Sind E-Autos gerade bei Vielfahrern überhaupt als Firmenwagen geeignet? Und wie sieht es mit einer eigenen Ladeinfrastruktur aus? Nachdem bereits seit 1. Januar 2023 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge keinen Umweltbonus mehr erhalten, wird nun auch die Förderung elektrischer Fahrzeuge für gewerbliche Halter gestrichen. Ab 1. September 2023 gilt sie dann nur noch für Privatpersonen. Gibt es dann überhaupt noch Fördertöpfe, von

Axel Schäfer Geschäftsführer des Bundesverbands Betriebliche Mobilität

Matthias Eichardt Verkaufsleiter für Großkunden und Sonderabnehmer für die Volkswagen Automobile Leipzig GmbH

Der Umstieg kann sich insbesondere dann lohnen, wenn das Einsatzprofil der Fahrzeuge keine hohe Kilometerleistung und/oder viele Stopp-and-Go-Fahrten beinhaltet. Elektrofahrzeuge eignen sich besonders für Kurzstrecken und bieten hier eine hohe Effizienz, da sie während des Bremsvorgangs Energie zurückgewinnen können. Durch die geringeren Betriebskosten und die möglichen Einsparungen bei Steuern und Abgaben kann der Umstieg außerdem wirtschaftlich sinnvoll sein. Zusätzlich können Unternehmen mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine gründliche vorausgehende Analyse der Anforderungen, der Gegebenheiten vor Ort und der Kosten ist in jedem Fall notwendig, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Wann lohnt sich der Umstieg von Verbrennung auf Elektro im Fuhrpark?

Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge kann Unternehmen mehrere Vorteile bringen. Dank der niedrigeren Betriebskosten kann ein Unternehmen deutlich wahrnehmbar Kosten einsparen. Elektrofahrzeuge haben zudem keinen direkten CO-Ausstoß, was dazu beiträgt, den Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren. Das Image als umweltfreundliches und nachhaltiges Unternehmen wird verbessert und damit einhergehend wird das Kunden- und Mitarbeitervertrauen gestärkt.

Was bringt der Umstieg einem Unternehmen?

Last but not least bringen Elektrofahrzeuge natürlich immer auch steuerliche Vorteile für ein Unternehmen.

Elektrofahrzeuge benötigen eine gut ausgebaute Infrastruktur, einschließlich Ladestationen, um über längere Strecken fahren zu können. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass sie Zugang zu einer zuverlässigen und skalierbaren Infrastruktur haben, die ihren Bedürfnissen entspricht. Bei der Optimierung des Fuhrparks sollten Reichweite und Ladezeiten der Elektrofahrzeuge in jedem Fall berücksichtigt werden, um den idealen Mix an Fahrzeugen in der Betriebsflotte zu gewährleisten. Zudem sollte einem Unternehmen bewusst sein, dass die Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge normalerweise etwas höher sind als für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Eine E-Flotte ist für Unternehmen in verschiedenen Branchen sinnvoll und kann von kleinen Unternehmen bis hin zu multinationalen Konzernen genutzt werden. Allerdings gibt es Unternehmen, für die eine E-Flotte besonders sinnvoll sein kann, nämlich solche, die häufig Kurierdienste und Lieferungen durchführen oder regelmäßig kurze Strecken zurücklegen müssen. Sie können durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen Kosten sparen und ihre CO2 Bilanz verbessern. Auch für Taxi- und Ridesharing-Unternehmen können Elektrofahrzeuge eine sinnvolle Lösung sein, insbesondere in städtischen Gebieten mit ausreichend vielen Elektroladestationen.

Welchen Herausforderungen muss sich ein Unternehmen beim Umstieg stellen?

Für welches Unternehmen ist die E-Flotte eine wirklich sinnvolle Lösung?

Vielfahrer können von der e-Mobilität profitieren, indem sie die Vorteile von Elektrofahrzeugen nutzen, um ihre Reisen kosteneffizienter und nachhaltiger zu gestalten. Sie sollten natürlich ein Fahrzeug wählen, das eine ausreichende Reichweite hat, um ihre täglichen Anforderungen zu erfüllen. Vorteilhaft ist es immer, die Routen entsprechend zu planen und die Verfügbarkeit von Ladestationen im Blick zu haben. Dabei kann der Einsatz von Schnellladestationen Vielfahrern helfen, da sie so in kurzer Zeit eine hohe Ladung realisieren können.

Was mache ich bei Vielfahrern?

Unternehmen können außerdem von Steuervergünstigungen profitieren. Dazu gehört beispielsweise die Befreiung von der Kfz-Steuer, die Reduzierung der Einkommenssteuer oder die Möglichkeit, die Anschaffungskosten über mehrere Jahre abzuschreiben. Jedoch sind die Voraussetzungen und Bedingungen für die verschiedenen Förderprogramme unterschiedlich. Unternehmen sollten sich daher beraten lassen, bevor sie eine Entscheidung treffen.

Grundsätzlich gilt, dass das Machbare jetzt getan werden sollte. Aber Unternehmen sollten stets nach Plan vorgehen und deshalb kommt es zunächst auf den eigentlichen Mobilitätsbedarf des Unternehmens an und wie das oder die Fahrzeuge eingesetzt werden. Und dann spielen ökologische und ökonomische Fragen eine Rolle. Ist also nicht pauschal zu beantworten. Betriebswirtschaftlich waren die Hürden zur Investition in Elektrofahrzeuge durch die Förderprogramme abgemildert, aber nun ist es so, dass sich die Wirtschaftlichkeit durch den Wegfall der Förderungen für Unternehmen ändern wird. Dennoch sollten im Vergleich der TCO (Total cost of ownership) rein batterieelektrische Fahrzeuge gut abschneiden. Hier muss man genau hinschauen. Entscheidungen aus dem Bauch heraus sind fehl am Platz.

Der Umstieg auf Elektromobilität hat viele Aspekte. Unternehmen müssen die Elektrifizierung zumindest prüfen und auf dem Schirm haben, damit sie wettbewerbsfähig bleiben und den richtigen Schritt in die Zukunft machen können. Die künftige betriebliche Mobilität muss und wird sich ändern, es geht – zumindest als Übergangstechnologie – (fast) kein Weg an Elektroautos vorbei. Gleichzeitig müssen Unternehmen ihren CO2 -Fußabdruck reduzieren. Und das nicht nur aus Imagegründen. Auch der Arbeitgeberwettbewerb, sprich der Kampf um Fachkräfte, ist hier ein wichtiger Aspekt. Mit den Fördermaßnahmen wurde der Umstieg wirtschaftlich attraktiver, aber auf lange Sicht sind Elektroautos erkennbar günstiger und somit wirtschaftlicher. Wie sich die Kosten künftig entwickeln, wird sich zeigen müssen.

Unternehmen müssen sich klar machen, inwieweit die Elektrifizierung der Flotte möglich ist. Dabei müssen Aspekte wie Ladeinfrastruktur, Ladezeiten und Routen von Anfang an mitgedacht werden. Wichtig ist es auch, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu gehen, denn die fehlende Akzeptanz ist häufig noch ein großes Problem. Viele möchten nicht auf ihren Dienstwagen beziehungsweise einen Verbrenner verzichten. Gleichzeitig wollen viele einen gewissen Standard nicht missen, sie haben ein bestimmtes Mobilitätsbedürfnis. Eine weitere Herausforderung ist noch immer die Bestellung der Fahrzeuge. Lieferprobleme und eine noch zu geringe Auswahl erschweren die Elektrifizierung der Fuhrparks. Obendrauf kommt das schon genannte Problem der auslaufenden Fördermaßnahmen. Durch die langen Lieferzeiten und die Tatsache, dass die Auszahlung des Bonus an die Zulassung und nicht die Bestellung gebunden ist, können viele Unternehmen nicht mehr vom Umweltbonus profitieren. Das macht die Attraktivität von Elektroautos zunichte und bremst die Elektrifizierung aus.

Pauschale Aussagen sind schwer zu treffen. Wenn ein Unternehmen nicht auf Fahrzeuge verzichten kann, aber hauptsächlich innerstädtisch unterwegs ist, dann kann es auf der Hand liegen. Prinzipiell kann die E-Flotte für jedes Unternehmen eine sinnvolle Lösung sein. Die Elektrifizierung der Flotte ist in jedem Fall eine individuelle Entscheidung und muss vorab umfassend geplant werden. Die Wirtschaftlichkeit spielt dabei genauso eine wichtige Rolle wie der Mobilitätsbedarf und die Ladeinfrastruktur. Grundsätzlich kann jedes Unternehmen mit den richtigen Parametern auf Elektrofahrzeuge umsteigen. Nur eine präzise Analyse zeigt, was möglich ist.

Das Reichweitenproblem ist eigentlich kein Problem mehr. Deswegen ist der Einsatz von Elektrofahrzeugen auch auf langen Strecken und bei Vielfahrern möglich. Es gibt immer Standzeiten, in denen das Fahrzeug geladen werden kann und irgendwo gibt es schon heute immer eine Ladesäule. Das ist zum einen Planungssache, zum anderen aber auch eine Kopfsache. Wenn man sich im Klaren ist, dass man auf längeren Strecken eine Ladepause einlegen muss, ist auch dann der Einsatz von Elektroautos möglich. Und mit Schnellladestationen auch kein wirklicher Zeitfresser. Interessant auch einmal zu schauen, wie viel weniger Ladezeit man bei reduzierter Geschwindigkeit hat. Es ist für viele Autofahrer vielleicht unerträglich, 130 km/h oder etwas weniger zu fahren. Schneller ans Ziel kommt man aber mit hohen Geschwindigkeiten nicht immer. Und auch Fahrerinnen und Fahrer sollten ein notwendiges Bewusstsein für Ressourcen entwickeln.

Um diese Planung zu optimieren, kann mit der entsprechenden Lademanagement-Software Zeit und Energie gespart werden.

Unternehmen können Förderungen durch die Elektromobilitätsrichtlinie der Bundesregierung erhalten. Zudem haben die meisten Bundesländer und auch die KfW eigene Förderprogramme.

denen Unternehmen profitieren können? Hinzu kommt, dass laut des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) die Versorgung der Elektroautos mit Strom eher schlechter als besser wird. „Die Lücke zwischen Angebot und Bedarf wächst“, ist das Fazit des aktuellen VDA-LadenetzRankings. Demnach ist das deutsche Ladenetz im vergangenen Jahr langsamer gewachsen als der Bestand an Elektroautos. Ist es dann überhaupt sinnvoll, als Unternehmen jetzt noch in die E-Mobilität zu investieren? Wir haben nachgefragt.

Mehr zum Thema Umstellung der Unternehmensflotte Im Digitalmagazin gibt Doris Brokamp, Chief Commercial Officer von Athlon Germany, der führenden Anbieter von Fahrzeugleasing und Flottenmanagement in Europa, Tipps für Unternehmen, die auf Elektromobilität umstellen wollen. Zudem zeigt die Deutsche Post am Beispiel ihres Zustellstützpunkt in Torgau, wie die Umstellung eines Fuhrparks gelingen kann und was es dem Großkonzern gebracht hat.

Von welchen Förderungen kann ein Unternehmen beim Umstieg profitieren?

Derzeit gilt noch der Umweltbonus, der allerdings zum 1. September 2023 ausläuft. Auch die Ladeinfrastruktur am Unternehmensstandort wird gefördert. Zudem gibt es auch immer wieder temporäre Förderaufrufe vom Bund. Diese sind aber häufig an bestimmte Voraussetzungen gebunden, beispielsweise darf das Elektrofahrzeug nur mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen werden. Leider ist es aber auch so, dass Millionenbeträge aus THG-Quoten, die den Betreibern öffentlicher Ladesäulen zufließen, nicht durch reduzierte Strompreise bei den Verbrauchern ankommen. Hierauf hatten wir als Verband bereits hingewiesen.


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In erster Linie ist die Reichweite des Fahrzeugs zu berücksichtigen. Auch die Ladegeschwindigkeit und die Infrastruktur für das Laden spielen keine unerhebliche Rolle. In einem Unternehmen beeinflusst die Größe der Flotte die Art von Elektrofahrzeugen, die sinnvoll ist. Der Volkswagen Konzern bietet hierzu eine große Breite an Fahrzeugen in verschiedenen Segmenten und mit einer großen Auswahl an Ausstattungen an.

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Innovation

Welche Kriterien bestimmen die Fahrzeugwahl?

In erster Linie kommt es darauf an, wofür die Fahrzeuge genutzt werden. Handelt es sich um ein reines Dienstfahrzeug, das nicht gleichzeitig als Privatwagen für den Familienurlaub genutzt werden soll, muss es sich beispielsweise nicht um einen Kombi mit großem Kofferraum handeln. Handwerker haben wiederum andere Anforderungen als ein Lieferservice. Kosten spielen natürlich auch eine Rolle bei der Fahrzeugwahl und sind vor allem entscheidend bei der Auswahl eines Herstellers. In Zeiten von Lieferengpässen wird die Fahrzeugwahl aber auch durch die Verfügbarkeit bestimmt. Das kann gerade angesichts des Wegfalls der Fördermaßnahmen eine wichtige Rolle spielen. Da entscheidet man sich wahrscheinlich eher für ein Fahrzeug, das auch kurzfristig verfügbar ist, um noch vom Umweltbonus zu profitieren. Die Modellvielfalt hat sich stark verbessert, sodass heute in fast allen Pkw-Bereichen Fahrzeuge zur Verfügung stehen, wenn man sich nicht auf einen Hersteller fokussiert.

Zunächst einmal muss im Rahmen der Planung überlegt werden, wo das Laden möglich sein soll. Dabei besteht die Möglichkeit zur Nutzung öffentlicher Ladesäulen, der Schaffung von Ladesäulen am Unternehmensstandort oder des Ladens zu Hause.

Die Konzeption einer Ladeinfrastruktur hängt von den spezifischen Anforderungen eines Unternehmens ab, wie zum Beispiel der Größe der Flotte, der Reichweite der Fahrzeuge und der Anzahl der Fahrten. Unternehmen sollten den Bedarf anhand ihrer bestehenden Fahrzeugflotte ermitteln und dabei auch einen möglichen Ausbau berücksichtigen. Es muss außerdem evaluiert werden, an welchen Standorten Ladestationen installiert werden sollen. Hierbei sollten öffentliche Ladestationen ebenso mit einbezogen werden. Auch die Technologie, die Anzahl und der Typ von Ladepunkten sollten an das Unternehmen angepasst werden. Im Vorfeld muss dabei geplant werden, wer die Installation und Wartung der Ladestationen übernimmt.

Wie konzipiere ich eine Ladeinfrastruktur?

In einem nächsten Schritt muss der Bedarf ermittelt werden, wenn man sich für Ladeinfrastruktur am Unternehmensstandort entschieden hat. Dabei ist es wichtig auch einzuplanen, über wie viele Elektrofahrzeuge das Unternehmen in Zukunft verfügen soll, damit ausreichend Ladeinfrastruktur vorhanden ist und man nicht nachrüsten muss. Die Wahl des richtigen Standorts sollte außerdem eine Rolle spielen, um die Kosten gering zu halten. Wenn weniger Baumaßnahmen vorgenommen werden müssen, dann bleiben die Kosten für die Installation und Inbetriebnahme geringer. Außerdem muss im Vorfeld die elektrische Anlage überprüft werden, damit es nicht zu einer Systemüberlastung kommt. Wenn sich dafür entschieden wird, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zu Hause laden, dann muss man sich außerdem bezüglich der Kostenübernahme für die Wallbox etc. Gedanken machen.

Der Volkswagen Konzern bietet mit seinen Partnern hierzu gesamtheitliche Lösungen von der Analyse und Beratung über die Umsetzung und Finanzierung an.

Obwohl die Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge oft höher sind als die für herkömmliche Verbrennungsmotoren mit vergleichbarer Ausstattung, gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Modellen, die vorab in jedem Fall verglichen werden sollten. Unternehmen müssen eine Ladeinfrastruktur mit ausreichend Kapazität planen und installieren, um die Elektrofahrzeuge zu laden. Die Kosten für Installation, Wartung und Stromversorgung müssen hier einkalkuliert werden. Des Weiteren ist der Betrieb von Elektrofahrzeugen, beispielsweise durch geringere Wartungsaufwände, im Allgemeinen kosteneffektiver als bei herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Die Einsparungen bei den Betriebskostenkönnen jedoch von den Anschaffungskosten abhängen und werden sich über einen längeren Zeitraum aufsummieren.

Welche Kosten kommen insgesamt auf mich zu?

Insgesamt können die Kosten für ein Unternehmen, das auf Elektrofahrzeuge umstellt, sehr unterschiedlich sein und hängen von der Größe des Unternehmens, der Größe der Flotte und anderen Faktoren ab.

Eine genaue Zahl, welche Kosten für Unternehmen entstehen, kann man nicht nennen. Das ist je nach Fuhrpark individuell und hängt vor allem vom Bedarf ab. Außerdem macht es einen Unterschied, ob vorhandene Ladeinfrastruktur genutzt wird oder ob für diese auch noch Ladesäulen angeschafft werden müssen und gegebenenfalls größere Baumaßnahmen anstehen. Durch die richtige Planung und Kalkulation können Kosten niedrig gehalten werden. Vor allem durch die Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs an Fahrzeugen lässt sich sparen. Außerdem sollte man auch über einen Fahrzeugpool nachdenken, wenn die Auslastung der Fahrzeuge nicht hoch genug ist. Häufig sind Dienstwagen gar nicht notwendig. Und intelligente Shared-E-FleetKonzepte können ebenfalls zu einer Reduzierung der Fahrzeugzahl führen.

Unternehmen sollten alle relevanten Kostenfaktoren und mögliche Einsparungen sorgfältig bewerten, um die langfristigen Vorteile einer Umstellung zu bestimmen.

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Innovation

Im Leipziger SpinLab sind zehn neue Start-ups am Start

Der „Kalte Hund“ ist eine beliebte Keks-Kakao-Spezialität. Die Frau auf der Packung ist Annalies, die Großmutter von Thomas Hartmann.

Ein Gruppenfoto mit den neuen Start-ups. FOTO: SPINLAB

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m SpinLab sind zehn neue Start-ups an den Start gegangen. Sie werden nun vom SpinLab, einer Einrichtung der Leipziger Managerschmiede HHL, im Rahmen eines sechsmonatigen Programms unterstützt. Alle neuen Startups auf einen Blick:

FOTOS: NUDOSSI; SEBASTIAN KAHNERT/ DPA-ZENTRALBILD/ZB

Glaice

Glaice bietet Menschen mit Diabetes die Grundlage für autonomes und fundiertes Handeln, um gesunde Blutzuckerwerte im täglichen Leben zu erreichen. Der Algorithmus analysiert Gesundheits-, Lebensstil- und Blutzuckerdaten und stellt in einer benutzerfreundlichen digitalen Begleit-App umsetzbare Informationen und maßgeschneiderte Ratschläge bereit. Granular Energy

Granular Energy hat eine Plattform entwickelt, die Stromverbraucher, -erzeuger und -lieferanten bei der Umstellung auf 24/7 saubere Energie unterstützt. Die Software-as-a-ServicePlattform gibt den Kunden mit Hilfe von stündlichen Energiezertifikaten Aufschluss darüber, wie viel Strom in jeder Stunde produziert wird, und ermöglicht ihnen den Handel mit sauberer Energie untereinander.

Die Haselnuss macht den Unterschied

meal&heal

meal&heal ist die erste App, die mithilfe eines KI-gestütztes Triggermanagementsystems Lebensmittelunverträglichkeiten zielgerichtet erkennen und eine individuelle Ernährung anleiten kann. Derzeit können nur etwa zehn Prozent der potenziell unverträglichen Inhaltsstoffe medizinisch erfasst werden, was dazu führt, dass es bei Betroffenen im Durchschnitt acht Jahre dauert, bis eine Diagnose gestellt wird. Nadar

Nadar bietet eine intelligente Art, Waldklimaprojekte zu analysieren und bringt dringend benötigte Transparenz und Vertrauen in den freiwilligen CO2 -Markt. Die Überwachungsplattform basiert zu 100 Prozent auf Satellitenbildern und künstlicher Intelligenz.

Radebeuler Unternehmen erweckt bekannte Schoko-Leckerei zu neuem Leben und startet damit durch Von Ulrich Langer

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retoflow ist ein Technologie-Start-up, das mit digitalen Zwillingen von Stromnetzen die Energiewende unterstützt. Die Webplattform bildet das Netzmodell mit allen elektrischen Komponenten als digitales Modell ab. Mit innovativen Methoden wie KI-Algorithmen oder Heuristiken wird dann die Planung von dekarbonisierten Energienetzen unterstützt. Neben der Stromnetzplanung bietet retoflow auch die sektorübergreifende Planung von Strom-, Gas- und Wärmenetzen an.

as ist das: dunkelbraun, geschmeidig formbar, angenehm riechend und verfügt über 36 Prozent? Nein, kein dickflüssiger Mokka-Likör. Auch keine Knetpaste mit hohem Kaolin-Anteil. Vielmehr handelt es sich hier um eine äußerst schmackhafte schokoladignussnotige Leckerei für Genießer – bestens bekannt als Nudossi. Der Brotaufstrich, zu tiefsten DDR-Zeiten kreiert, zeichnet sich durch seinen 36-prozentigen Haselnuss-Anteil aus. Dank seiner wichtigen Vitamine und Mineralien dient die Schokomasse längst auch als gern verwendete Zutat für ausgewählte Gerichte, Desserts, Kuchen, Stollen und Torten. Nahezu universell einsetzbar also, sodass selbst Sterne-Köche von Luxushotels auf den Nudossi-Geschmack gekommen sind, wie etwa Dirk Schröer, der von 2006 bis 2013 im Gourmetrestaurant Caroussel im Hotel Bülow Palais in Dresden wirkte.

Statotest

Produktion nur in Radebeul

Das komplexe Überwachungssystem Statotest stellt eine Technologie dar, die rund um die Uhr und langfristig gewählte physikalische Werte misst und aufnimmt. Für die Kunden offeriert die Firma komplexe Dienstleistungen – vom Entwurf der Überwachung bis zur Datenanalyse, Reporterstellen, Änderungswarnung und Einschätzung der Entwicklung. Damit können große Baustellen, Brücken, Energiegeräte, Stützmauer, geologisch instabile Gebiete, Türme und verschiedene Industrieanlagen überwacht werden.

Die inzwischen auch in den alten Bundesländern und im europäischen Ausland beliebte Nuss-Nougat-Creme hat es in sich: im Wesentlichen Sonnenblumenöl, Haselnüsse, Kakaopulver und Zucker. „Überhaupt kein Hexenwerk“, sagt Thomas Hartmann. Er muss es wissen, schließlich ist er der ungekrönte Nudossi-König. Der Geschäftsführer der Sächsischen und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG in Radebeul, regiert sozusagen über die NudossiProduktion. Denn ausschließlich hier wird sie hergestellt von insgesamt 32 Mitarbeitern. „Sie erwirtschaften alles. Meine Verantwortung für sie und ihre Jobs und für die Region ist daher enorm.“

Neology

Um das Potenzial von Ammoniak als zukünftige kohlenstofffreie Energiequelle zu maximieren, entwickelt Neology eine thermochemische Ammoniakspaltanlage, die Ammoniak in Wasserstoff als Brennstoff für Brennstoffzellen umwandelt. PowerOn

PowerOn möchte die Barrieren zwischen Mensch und Maschine auflösen. Zu diesem Zweck wird eine drucksensitive Haut für Robotergreifer entwickelt, damit sie Gegenstände sicher und präzise greifen und Oberflächen durch taktile Gesten erkennen können. Außerdem wird an künstlichen Muskeln gearbeitet, um den Robotern der Zukunft eine bioinspirierte Beweglichkeit zu ermöglichen. retoflow

vimum

Aufgrund der nicht immer ausreichenden Verfügbarkeit von Hebammen und Gynäkologen gibt es einen hohen Bedarf an digitaler Unterstützung, die medizinisch fundiert ist und klare Nutzeneffekte erbringt. vimum hat Online-Kurse, Tutorials, telemedizinische Unterstützung sowie eine Begleit-App entwickelt, die Schwangere während der gesamten Schwangerschaft begleiten. Die Produkte werden von den Krankenkassen den Versicherten zur Verfügung gestellt oder vom Arzt verschrieben. Zentur.io

Zentur.io ist ein Software-as-a-Service-Anbieter und unterstützt Fernwärmenetzbetreiber bei der Digitalisierung der Netze und Transformation zu erneuerbaren Energien. Die Mission ist, die Wende in der Fernwärme zu ermöglichen. mi

Familienbetrieb in fünfter Generation

Das sagt der 53-jährige Konditormeister nicht einfach so dahin, er meint es sehr ernst damit. Immerhin hat seine Familie so manche Höhen und Tiefen durchstehen müssen, um nicht unterzugehen. „Der Zusammenhalt hat dabei sehr geholfen“, meint der Vater dreier Kinder. Über die Jahrzehnte hinweg. Sein Ur-UrGroßvater startete 1911 seine Konditorei in Freital. Bei den Hartmanns war die Handwerksfirma immer in guten Händen. „Meine Oma Annalies führte den Laden bis 1986.“ Dann übernahm sein Vater KarlHeinz (73). „Und ich bin seit meinem 24. Lebensjahr mit von der Partie im Betrieb.“ Thomas Hartmann hat 1993 seinen Meister als Konditor gemacht. Und sich durchgekämpft über die Jahre bis heute. „Ich bin ein Kind der DDR, habe beide Gesellschaftssysteme kennenlernen dürfen – nicht müssen, dürfen.“ Gern erinnert er sich daran, wie unbeschwert das Leben als Jugendlicher war. „Ich hatte eine tolle Kindheit, bin in einer großartigen Familie aufgewachsen.“ Daraus spricht eine gehörige Portion Stolz. „Klar, ich bin nach der Devise erzogen worden: Du musst für dein Geld etwas tun. Höchstens Mitleid bekommst du geschenkt, Erfolg nicht.“ Eine Lebensauffassung, die ihm noch heute zugute kommt. „Wir hätten sonst so manches Tief nicht überlebt“, ist der gebürtige Freitaler überzeugt.

Milchschokolade – eine sächsische Kreation Eine Zeitungsanzeige beweist: Milchschokolade ist eine Sächsin. Im „Dresdner Anzeiger“, der 1943 mit den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ fusionierte, machte die Dresdner Firma Jordan & Timäus Werbung für ihre Neuheit, die Milchschokolade. So stand am 23. Mai 1839 im „Dresdner Anzeiger“ geschrieben: „Chocolade mit Eselsmilch präpariert, ohne Gewürz, sowohl zum Kochen in 5/5 Tafeln pr. Pfd, als auch zum Rohessen in 24 Täfelchen pr. Pfd., haben wir anfertigen lassen und verkaufen solche à 1 Thaler pr. Pfd.“ Dieser Text ist eine kleine Sensation mit Blick auf die Geschichte der Schokolade. Entdeckt wurde die Anzeige 2007 vom Dresdner Wissenschafts-Verein Wimad, der die Historie der sächsischen Schokoladenindustrie erforscht. So beweist die Anzeige: Die Milchschokolade wurde in Dresden erfunden. Das ist deshalb so außerordentlich bedeutsam, weil bislang als gesichert galt, dass der Schweizer Unternehmer Daniel Peter die Milchschokolade 1875 „erschaffen“ hatte. Das Schokoladenunternehmen Jordan & Timäus wurde von Gottfried Heinrich Christoph Jordan und August Friedrich Timäus 1823 in Dresden gegründet. Jordan wurde am 9. Mai 1791 im sachsen-anhaltinischen Hasserode geboren. Nach einer Ausbildung zum Materialhändler ging er nach Braunschweig, wo er seinen späteren Geschäftspartner Timäus traf. Gemeinsam siedelten sie nach Dresden um, wo sie 1823 die „Chocolade- und Cichorienfabrik Jordan & Timäus“ ins Leben riefen, die erste Schokoladenfabrik Deutschlands.


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Expansion nach der Wende

Er spielt nicht zuletzt auf die Umbrüche nach der Wende an. „Jetzt geht`s los, lautete damals unsere Devise. Expansion war angesagt. Im Laufe der Jahre wuchs unsere Konditorei im Raum Dresden und bis nach Chemnitz und Bautzen auf 30 Filialen an mit 110 Mitarbeitern. Eine fantastische Entwicklung. Bis dann unser Freitaler Standort zu eng wurde“, erzählt der langjährige Unternehmer. Die Suche nach einer neuen Produktionsstätte war zum Glück erfolgreich. Das Firmengelände vom Süßwarenhersteller Vadossi in Radebeul bot sich an. Nach der Wende über die Treuhand zum Verkauf angeboten, stieg dort ein West-Investor ein, kurze Zeit später war das Traditionsunternehmen pleite. Eine Chance für die Hartmanns. „Auf dem Vadossi-Gelände sind wir dann 1995 an den Start gegangen – mit einer Halle von 2200 Quadratmetern, und haben Brot, Brötchen und Kuchen gebacken.“ Ein klassischer Bäckereibetrieb eben. Und so kam es, wie es nicht besser hätte kommen können. „1997 erzählte uns ein Journalist, ob wir denn wüssten, dass bei Vadossi seit 1967 die Nuss-Nougat-Creme Nudossi hergestellt worden sei. Und ob wir sie nicht wieder auf den Markt bringen wollten.“ Die Antwort war eindeutig: „Klar, machen wir.“ Segen und Fluch der Süßwarenherstellung

Obwohl, wie Thomas Hartmann berichtet, „wir zunächst keine Ahnung hatten, wie Nudossi hergestellt wird“. Aber es habe sich in der Region herumgesprochen, „weil unser Ansinnen in der Zeitung stand. Kurz darauf kamen Leute auf uns zu, die früher bei Vadossi gearbeitet hatten und auch Rezepturen beisteuerten.“ Hartmann findet solche Zufälle fantastisch. Nicht leicht dann allerdings, entsprechen-

Klar, ich bin nach der Devise erzogen worden: Du musst für dein Geld etwas tun. Höchstens Mitleid bekommst du geschenkt, Erfolg nicht. Thomas Hartmann Chef der Sächsischen und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG

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de Maschinen und Zulieferer zu finden. „Die Plastebecher zum Beispiel. Woher nehmen? Da haben wir bei der Bautzener Senffabrik nachgefragt.“ Die Hilfe untereinander – „einfach toll“. Der Firmenchef sieht allerdings Segen und Fluch immer eng beieinander. „Wir waren mit der Produktion von Nudossi plötzlich nicht mehr nur eine kleine Bäckerei, sondern im Großhandel zugange.“ Das habe enorme Veränderungen in den betrieblichen Finanzabläufen mit sich gebracht. Mit der negativen Folge, „dass wir uns eines Tages übernommen hatten“. Zahlungsfristen von 60 Tagen – das kannten die Hartmanns vorher nicht. Plötzlich mussten Produktion und Lieferfristen vorfinanziert werden. Geld fehlte schließlich, um horrende Kreditzinsen von 12 Prozent bedienen zu können. „Die Banken schlugen Alarm, wollten ihre Kredite zurückgezahlt haben. Da standen wir kurzerhand auf dem Schlauch.“ Der Geschäftsführer der nunmehr unter Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG firmierenden Gesellschaft musste 2005 Insolvenz anmelden. Heute schätzt er ein: „Wir schwammen damals auf einer Erfolgswelle mit Nudossi, fühlten uns unantastbar, entwickelten uns immer weiter, beschäftigten sogar 110 Mitarbeiter.“ Die Tücken zu schnellen Wachstums seien unterschätzt worden. Neustart mit Traditionssortiment

„Mit dem Insolvenzverwalter hatten wir Riesenglück. Es war nicht einer, der einfach die Türen schloss“, berichtet Hartmann. „20 Monate lang hat er mit uns die Firma saniert.“ So konnte der Nudossi-Hersteller schließlich neu durchstarten. Filialen wurden geschlossen, die Mitarbeiterzahl schweren Herzens auf um die 30 reduziert, mehr Controlling-Maßnah-

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men eingeführt. Und: „Wir haben uns aufs Kerngeschäft konzentriert.“ Was heißt, dass seither neben Nudossi noch der „Kalte Hund“ – eine Keks-Kakao-Spezialität –, sowie andere Brotaufstriche wie Naschi, Waffeln, Dresdner Christstollen und Stollengebäck zum Sortiment gehören. Neue Schwierigkeiten meistern

„Die Phase der Insolvenz war eine der dramatischsten für uns, aber auch eine der lehrreichsten, Kraft spendenden“, meint Hartmann. Was nicht bedeute, heutzutage ohne jegliche Schwierigkeiten agieren zu können. Die Corona-Zeit, als so mancher Lkw an der Grenze wegen Quarantäne-Maßnahmen aufgehalten wurde, Rohstoffe nicht pünktlich in Radebeul ankamen, die Lieferung von Sonnenblumenöl wegen des Russland-Ukraine-Krieges plötzlich ausblieb, die Zulieferer von Verpackungsmaterial auf Holzimporte aus Russland verzichten mussten und deren Produktion ins Stocken geriet – „so standen wir im vergangenen Sommer vor der nächsten unvorhergesehenen Schwierigkeit“. Kurzarbeit war vorsorglich anzumelden. Das erste Mal in der 100-jährigen Vadossi-Nudossi-Firmengeschichte. Erste Nuss-Nougat-Creme ohne Palmöl

Es ging glücklich aus. Heute bezieht das Unternehmen seine Haselnüsse nicht mehr aus ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken, sondern aus der Türkei. „450 Tonnen jährlich.“ 75 Prozent der weltweiten Haselnuss-Produktion entfallen auf dieses Land. Flexibel zu agieren, „das haben wir bei den Hochs und Tiefs im Laufe der Jahre gelernt“, betont Hartmann nicht ohne eine gewisse Zufriedenheit. So kam es auch, dass „wir auf Glas statt Kunststoff-Becher umgestiegen sind. Die Verbraucher schätzen das sehr.“ Einen weiteren „kräftigen Schub gab uns

Auszeichnungen für Nudossi Nudossi – Top-Marke 2020! Die Lebensmittel Zeitung prämiert mit der Top-Marke die erfolgreichsten Marken in den wichtigsten Kategorien – und Nudossi darf sich ebenfalls darüber freuen! In der Kategorie NussNougat-Schoko-Milch-Creme gehört Nudossi zu den 100 Marken, die durch nachhaltige Markenführung die strengen Kriterien der TopMarke am besten erfüllt haben. Bei der größten Stichprobe der Konsumforschung, die 41 Millionen private Haushalte in Deutschland repräsentiert, wurden etwa 5000 Marken analysiert. Nudossi erhält Auszeichnung „Deutschlands Kundensieger 2019“ Die Sächsische und Dresdner Backund Süßwaren GmbH & Co. KG mit der Marke Nudossi gehört zu den Preisträgern des Awards „Deutschlands Kundensieger 2019“ in der Kategorie „Brotaufstrich & Konfitüre“. Der Preis wurde zum zweiten Mal vom Nachrichtensender n-tv gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) vergeben. Grundlage für die Preisverleihung ist eine umfangreiche Befragung von deutschen Konsumenten. Mehr als 60 000 Kundenmeinungen wurden eingeholt und über 1000 Unternehmen von den Verbrauchern bewertet. Nudossi – Beste Marke 2022 Im Segment Aufstriche/Marmeladen wurde Nudossi im Rahmen der Mitteldeutschen Markenstudie vom Mitteldeutschen Rundfunk - MDRMedia IMK - zur Besten Marke im vorigen Jahr gekürt.

unsere Entscheidung 2017, bei Nudossi auf Palmöl zu verzichten. Damit waren wir die ersten auf dem Markt. Plötzlich liefen wir nicht mehr nur als irgendeine Ostmarke, sondern als eine zukunftsträchtige Nachhaltigkeitsmarke.“ Das habe den Radebeulern viele Türen und Tore geöffnet. Inzwischen sind Nudossi und Co. bei allen großen Lebensmittelhändlern gelistet, von Lidl über Aldi und Kaufland bis Rewe. Und es läuft gut, nicht zuletzt weil zwischen 2008 und 2010 fünf Millionen Euro in die Modernisierung des Firmensitzes flossen. Mittlerweile ist der Betrieb auf etwa 4000 Quadratmeter Hallenfläche (Lager und Produktion) ausgebaut worden. „Unser Jahresumsatz liegt nunmehr bei 12 Millionen Euro.“ Schwarze Zahlen? „Ja, natürlich. Nach den Pleite-Turbulenzen haben wir uns geschworen: nie wieder Schulden.“ Es werde nur Geld ausgegeben, das sich der Betrieb leisten könne. Qualität der Produkte überzeugt Kunden

Die Strategie geht auf. Immerhin ist nicht nur Nudossi beliebt, was die Auszeichnungen belegen. Auch das Bundeskanzleramt weiß etwa den Dresdner Christstollen aus Radebeul zu schätzen. „Faktisch jedes Jahr verkaufen wir in den Regierungssitz unseren Stollen. Kanzlerin Angela Merkel hat ihn schon probiert. Auch ihre Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder.“ Voriges Weihnachten habe Hartmann mit Kanzler Olaf Scholz ein kurzes, freundliches Schwätzchen halten können, als er den Stollen in Berlin übergab. „So geht Werbung auf Sächsisch“ – mit guter Qualität die Verbraucher überzeugen. Ein Credo, „das wir uns auf die Fahnen geschrieben haben“, bekräftigt der Firmenchef, „mit dem wir die Zukunft meistern werden“. ANZEIGE

Die Marke Vadossi Wirtschaftspolitische Positionen 2024:

Die Markenbezeichnung Vadossi haben die Hartmanns zusammen mit dem Firmengelände übernommen. Er stammt vom Firmengründer Lischka, der aus Oberschlesien kam und am 1. Oktober 1920 sein Unternehmen ins Leben rief und es Ende 1923 nach Kötzschenbroda (heute ein Ortsteil von Radebeul) verlegte. Lischka baute es zu einem der größten Süßwarenhersteller Deutschlands aus mit bis zu 1000 Mitarbeitern in Spitzenzeiten. Den Namen Vadossi entlehnte er – ein Opern-Fan – der Tenor-Partie des Malers Mario Cavaradossi aus der Oper Tosca. „Wir feiern also in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen“, freut sich Thomas Hartmann.

OHNE IHREN INPUT FEHLT UNS WAS!

Die großen Tanks haben es in sich: leckere Nudossi-Creme. Sie wird in Gläser abgefüllt, die Firmenchef Thomas Hartmann gerne präsentiert. Beeindruckend sind ebenso die riesigen Regale (oben), in denen zum Beispiel auch der „Kalte Hund“ gelagert wird. FOTOS: ULRICH LANGER;

Die Wirtschaftspolitischen Positionen der IHK zu Leipzig sind wie ein Wunschzettel für Ihr Unternehmen. Denken Sie dabei zum Beispiel an Gesetze, Ressourcen und Infrastruktur. Diesen Wunschzettel geben wir an Politik und Verwaltung. Den Anfang haben wir schon gemacht. Ergänzen Sie unseren Entwurf unter: www.leipzig.ihk.de/mitreden2024

Wirtschaft bewegen.


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Von Ulrich Langer

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ie Stimmung der sächsischen Automobilzulieferer hat sich eingetrübt im vorigen Jahr. Während Anfang 2021 noch die Mehrheit der Unternehmen mit einer sich entspannenden Geschäftssituation nach der Corona-Misere rechnete, bescherten der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die daraus resultierende Energiekrise sowie labile Lieferketten einen Meinungsumschwung. Das ergab die jüngste Umfrage des Netzwerkes Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) vom vorigen Jahres. „Zwar bleiben die Unternehmen in ihren mittelfristigen Planungen optimistisch, aber die Vorhaben zielen mittlerweile vor allem auf Bestandssicherung denn auf Wachstum“, heißt es in der AMZ-Auswertung der Befragung. Die sächsische Automobilzulieferindustrie zählt 815 Unternehmen mit insgesamt 70 000 Beschäftigten. Hinzu kommen 20 000 Mitarbeiter bei den sächsischen Automobilherstellern.

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FOTO: ADOBE STOCK/JESON

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Automobilzulieferer im Wandel

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nternehmer, die nur Dinge machen, von denen sie im Voraus wissen, wie sie laufen, steuern auf den Abgrund zu. So drückte das Jeff Bezos aus, der Gründer des Online-Giganten Amazon. Es braucht also Visionäre in der Wirtschaft, die erahnen, was in der Zukunft passieren könnte und volles Risiko gehen. Dazu zählt Walter Mennekes. Der heute 75-Jährige formte aus einem kleinen Mittelständler in der sauerländischen Provinz eine Weltmarke. Die Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG hat Maßstäbe in der Elektromobilität gesetzt, den europaweit gültigen Ladestecker erfunden. Mit ihm werden alle Elektroautos in Europa geladen. Als „Mennekes-Stecker“ adelte ihn die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Stecker kommen aus Nordrhein-Westfalen – und aus dem Erzgebirge.

Sächsische Branchenvertreter mischen kräftig mit – beklagen aber auch zunehmende Belastungen

Situation der Automobilindustrie kritisch

Dirk Vogel, Geschäftsführer des Netzwerkes, schätzt die Situation in der Automobilindustrie kritisch ein. Sie sei geprägt von den aktuellen Krisen. „Personalmangel führt dazu, dass kaum Zeit investiert werden kann in Zukunftsfelder.“ Eine zunehmend kritische Betrachtung der Branche verbunden mit eigenen CO2-Auflagen führe zu sinkender Bereitschaft der Banken, in die Branche zu investieren. „Damit steht auch weniger Geld für die Transformation zur Verfügung.“ Die Veränderungen in der derzeitigen Stimmungslage zeigen sich augenscheinlich im Vergleich zur Umfrage Ende 2021. Damals gingen „lediglich“ 31 Prozent der Firmen von rückläufigen Mitarbeiterzahlen aus, ein Jahr später waren es hin-

gegen 40 Prozent. Mit einem Plus bei der Beschäftigung rechnen jedoch 23 Prozent, vor einem Jahr nur 19. Der Rest entfiel jeweils auf die Aussage „Anzahl der Mitarbeiter bleibt konstant“ – also 50 Prozent 2021, 37 Prozent Ende 2022. Ähnlich die Aussagen zur Umsatzerwartung. Inzwischen rech-

Bildnachweis: AdobeStock: Marcus Beckert | shutterstock: Sina Ettmer Photography | LTM: Christian Hüller, Philipp Kirschner

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GEMEINSAM FÜR DIE REGION Die Region Leipzig bietet als dynamischer Wirtschaftsraum attraktive Standortfaktoren, wie eine hohe Fachkräfteverfügbarkeit, ein breites Angebot an Industrie- und Gewerbeflächen sowie eine exzellente Lebensqualität. Mit der Stadt Leipzig und dem Landkreis Leipzig sowie weiteren regionalen Partnern unterstützen wir gemeinsam bei Unternehmensansiedlungen und helfen bei der Entwicklung unseres Wirtschaftsstandortes.

nen fast die Hälfte (Ende 2021: 39 Prozent) der Autozulieferer in Sachsen mit Einbußen, nur 28 Prozent (36) mit Wachstum. Vogel untersetzt das mit konkreten Zahlen. Insgesamt erhole sich bisher der Absatzmarkt für Pkw nach Corona nicht. „Die Pkw-Neuzulassungen bleiben in ganz Europa bei

11,3 Millionen Fahrzeugen 2022 Viertel planen mittelfristig Investiund damit auf dem Niveau der Vor- tionen an ihren Standorten. Beste Beispiele für derartigen jahre. Sie liegen allerdings fast 30 Prozent unter den Zulassungs- Optimismus sind die Firmen Menzahlen in den letzten Jahren vor Co- neke aus Sehmatal (siehe nebensterona.“ Konkret bedeute dies ein henden Text) und der Münchener Delta zum Fahrzeugabsatz in 2019 Elektronikdienstleister Katek mit von minus 4,5 Millionen Fahrzeu- seinem Leipziger Werk. Dies soll gen. Und Vogel fügt hinzu: „Unab- jetzt ausgebaut werden. Nicht zuletzt, weil das Unterhängig von der Annehmen kürzlich triebsform bedeutet einen neuen Großaufdies eine um fast trag an Land gezogen 30 Prozent geringere hat über die Lieferung Nachfrage auch für von einer Million LaZulieferteile in der gedestationen in den samten Wertschöpnächsten fünf Jahren. fungskette.“ Die dazu nötigen WallBesonders hart geboxen sollen in der troffen hat es etwa das sächsischen MetropoEisenwerk Erla. Das älle gefertigt werden. teste TraditionsunterKatek hatte 2021 den nehmen Sachsens insolvente Elektronikmusste im Frühjahr Betrieb Leesys, vornach über 600 Jahren mals Siemens-TeleBestehen Insolvenz fonwerk, mit rund anmelden. Aufgrund 250 Mitarbeitern übergestiegener Rohstoffnommen. Die Zahl der und Energiekosten Beschäftigten ist seitwar es in finanzielle her nahezu konstant Schieflage geraten. geblieben. KatekZusammen mit einem Dirk Vogel Chef Rainer Koppitz gerichtlichen SachGeschäftsführer des erklärte gegenüber walter soll das UnterNetzwerkes Automobilder LVZ, er sehe für nehmensmanagement zulieferer Sachsen das eigene Produkt nun einen Sanierungsgroßes Potenzial auf plan erstellen. Das dem europäischen Stahlwerk mit seinen Volumenmarkt. Im 300 Beschäftigten pro„Segment für hochinduziert unter anderem Turboladergehäuse, telligente, vollverAbgaskühler und Monetzte Wallboxen“ torenbauteile für die Autoindustrie. will das Unternehmen europäischer Marktführer werden. Und dazu soll Positiv sind Investitionen der sächsische Standort seinen Beian den eigenen Standorten trag leisten. Immerhin, so WerksgeDennoch brachte die Umfrage zum schäftsführer Martin Wühr kürzlich, Ende des vorigen Jahres auch Zu- können hier nicht nur elektronische versicht hervor. Positiv lautete näm- Bauelemente, sondern auch sämtlich folgendes Urteil: Rund drei liche Kunststoffteile hergestellt werden.

Personalmangel führt dazu, dass kaum Zeit investiert werden kann in Zukunftsfelder.

AMZ – Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen

Raum zum Wachsen. Platz für Ideen. Ort zum Bleiben. www.invest-region-leipzig.de

Seit 1999 trägt das Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) zur Entwicklung des Automobilstandortes Sachsen bei. Für die Herausforderungen von heute – Innovationsentwicklung, Wachstumsfinanzierung, Globalisierung, Fachkräftemangel – hat AMZ neue Angebote entwickelt. Energieeffiziente Antriebe, automatisiertes und vernetztes Fahren, Leichtbau, generative Teilefertigung und Industrie 4.0 sind dabei hauptsächliche Themen. Mit verstärkter Marktarbeit im Ausland unterstützt das Netzwerk die Aktivitäten des sächsischen Mittelstandes zur Markterschließung.

Der Trend zum Elektroauto ist nicht mehr zu bremsen. Paulinus Pauly Geschäftsführer der MennekesTochterfirma in Sehmatal-Neudorf

Walter Mennekes habe schon Anfang dieses Jahrtausends vorhergesagt, dass der Autoantrieb der Zukunft irgendwann elektrisch sein werde, erinnert sich Paulinus Pauly. Er ist seit 35 Jahren im Betrieb und seit inzwischen 18 Jahren Geschäftsführer der Mennekes-Tochterfirma in Sehmatal-Neudorf. „Er hat also sehr früh geahnt, wohin die Reise gehen wird“, sagt Pauly, „er hatte das richtige Näschen.“ Folglich hat das Unternehmen, das zuvor mit Industriesteckern groß geworden ist, die Visionen des Chefs umgesetzt, ist so auch Autozulieferer geworden. Bereits 2008 wurde der Ladestecker entworfen und sechs Jahre später zum EU-Standard erhoben. „Das hat uns große Erfolge beschert“, sagt Pauly. Der gebürtige Düsseldorfer ist sich sicher, dass die weiteren Aussichten der Firma gut sein werden. „Schließlich ist der Trend zum Elektroauto nicht mehr zu bremsen.“ Wie frühzeitig Mennekes auf die Elektroautos gesetzt hat, lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Das erste E-Auto von BMW, der i3, rollte am 18. September 2013 von den Bändern des Leipziger Werks.

Potenziale für Zulieferer in Sachen E-Mobiltät

Komplettlösungen für die E-Mobilität

Derartige Zuversicht lässt sich gewiss oft finden und belegt anschaulich die Potenziale der sächsischen Autozulieferindustrie. Dies macht auch Vogel deutlich: „Bei einem weiterhin stagnierenden Markt 2023 wird die Produktion von reinen E-Fahrzeugen in Deutschland einen Rekordwert von zirka einer Million in diesem Jahr erreichen und damit einen Zuwachs von 75 Prozent. Davon werden in Sachsen etwa 280 000 Fahrzeuge gebaut.“ Danach kämen im nächsten Jahr weitere E-Automodelle in Sachsen hinzu, bei BMW Leipzig der Mini Countryman, bei Porsche Leipzig der Macan E. Vogels Prognose fällt daher recht optimistisch aus. „Für alle Zulieferer, die in die E-Fahrzeugmodelle liefern, wird die Nachfrage steigen.“

Inzwischen machen die Ladekabel (Markenzeichen: Sie sind blau), Wallboxen und Ladeinlets für Elektroautos „rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes aus“, berichtet Pauly. Das Elektromobilitätsgeschäft liegt gleichauf mit dem klassischen. Als Christopher Mennekes 2014 in dritter Generation die Geschäftsleitung von seinem Vater Walter übernahm, standen 450 Mitarbeiter auf den Gehaltslisten, der Umsatz lag bei 90 Millionen Euro. Heute sind über 1600 Menschen beschäftigt, die Umsätze betragen gut 300 Millionen Euro. Klares Ziel ist, mit der Elektromobilität noch weiter zu wachsen. Mit dem Joint Venture „chargecloud“ ist zum Beispiel die Abrechnung von Ladestrom möglich.


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Hochspannung im Erzgebirge Mennekes stellt nach Industriesteckern jetzt auch Ladekabel und Wallboxen her Groß geworden ist die Firma mit Hauptsitz in der 11 000 Einwohner zählenden Gemeinde Kirchhundem mit CEE-Drehstromsteckern. In Industriebetrieben, im Bergbau, in Häfen wie auf Campingplätzen, in Stadien und Messehallen, auf Flughäfen und Serverzentren – überall muss Strom unter harten Bedingungen sicher verteilt werden. Mennekes ist hier mit seinen Angeboten der Weltmarktführer. Erste Kontakte nach Sehmatal

Anfang der 1990er-Jahre gab es über die Treuhandanstalt den ersten Kontakt nach Sehmatal-Neudorf im Erzgebirge, die Zusammenarbeit begann. Die Firma Technoplast wurde 1880 gegründet, stellte zunächst unter anderem Knöpfe her. 1972 wurde die Technoplast in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt, fertigte Kunststoffkomponenten für die Elektroindustrie, aber auch für den Trabi. „Ein cooles Auto“, findet Pauly. Doch nach der Wiedervereinigung brachen, wie bei so vielen Betrieben im Osten, bisherige Märkte und Kunden weg. „Die Produkte waren nicht mehr attraktiv.“ Mennekes legte ein überzeugendes Weiterführungskonzept vor, übernahm das Werk 1991 und sicherte zu, die damalige Stammbelegschaft von 60 Beschäftigten zu halten. Inzwischen sind im Erzgebirge, nahe der tschechischen Grenze, 200 Mitarbeiter tätig. Die Nordrhein-Westfalen entwickelten den neuen Standort immer weiter, steckten, ungeachtet der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, acht Millionen Euro in eine 3000 Quadratmeter große neue Produktionshalle, die 2009 eingeweiht wurde. Vor vier Jahren wurde sie um eine weiteres Gebäude ergänzt. Die

den, ich kam abends an. Es war alles dunkel – bis auf ein Gebäude: das Arbeitsamt.“ Heute hat sich die Situation noch nicht ganz, aber fast ins Gegenteil verkehrt. Die Erwerbslosenquote beträgt rund vier Prozent. „Wir sind froh, einen kleinen Teil zur Lösung beigetragen zu haben.“ Viele Menschen zogen nach der Wende in den Westen. Zwar gibt es nach

Angestellten fertigen und montieren CEE-Steckvorrichtungen sowie intelligente E-Mobility-Lösungen. „Für den Einsatz rund um den Globus“, berichtet Pauly. Mennekes liefert seine Waren in 90 Länder. Finanzkrise gemeistert

Bemerkenswert: Auch in der großen Finanz- und Wirtschaftskrise hielt das Unternehmen an den Ausbauplänen fest. „Es wurde ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen weitergebaut“, sagt Pauly. Es habe auch keine Entlassungen gegeben. „Die Mitarbeiter sind ein wichtiges Kapital bei uns“, betont der Geschäftsführer, „sie kommen an erster Stelle.“ Niemand dürfe verloren gehen, laute die von Walter Mennekes vorgegebene Maxime. Pauly erinnert sich noch an Zeiten, als im Erzgebirge wie in weiten Teilen Ostdeutschlands die Arbeitslosenquote über 20 Prozent betrug. „Meine erste Fahrt vom Sauerland ins Erzgebirge dauerte acht Stun-

Vom einfachen Laden des Elektroautos zu Hause über das Laden auf dem Firmenoder Kundenparkplatz bis hin zum öffentlichen Laden – der Elektromobilitätspionier Menneckes bietet ein umfassendes Angebot an Ladelösungen. FOTOS: MENNEKES ELEKTROTECHNIK GMBH, ULRICH MILDE

Stichwort Mennekes Die Geschichte der Firma Mennekes startete 1935. Aloys Mennekes gründete in seinem Elternhaus im Dorf Hofolpe, das zu Kirchhundem im Sauerland gehört, eine Elektroinstallationsfirma. Zwei Jahre später mietete er einen Laden in Kirchhundem und belieferte von dort aus zunächst mit dem Motorrad, dann mit einem Opel P4 die Kunden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges reparierte Aloys Mennekes zerstörte Stromleitungen und entwickelte einen elektrischen Feueranzünder. An Streichhölzern herrschte damals Mangel. Der „Glühauf“ kostete 9,90 Reichsmark, war an die Steckdose anschließbar und zündete so Zigaretten und Papier an. Das war das erste Patent des Unternehmens. Wenig später wurden die ersten Stecker für verschiedene Zwecke hergestellt, der Betrieb wuchs. Als Aloys Mennekes 1976 starb, gab es bereits 250 Beschäftigte. Seine Söhne Dieter, der 2020 starb, und Walter hatten da die Firma bereits übernommen und setzten den Expansionskurs fort. Später erfolgte der Einstieg in die Elektromobiliät. Walter Mennekes, der 2014 die Geschäftsführung an seinen Sohn Christopher übergab, war mehrere Jahre lang Vorsitzender des MesseBranchenverbandes Auma. Außerdem ist er Zweiter Vizepräsident von Bayern München.

Paulys Angaben auch Rückkehrer, doch die demografische Entwicklung mache seinem Werk schon zu schaffen. Folglich werde es tendenziell schwieriger, freie Stellen rasch wiederzubesetzen. Unter anderem durch Kooperationen mit Schulen versucht das Unternehmen gegenzusteuern. Zusätzliche Angebote für die Belegschaft wie ein Zuschuss zum E-Bike oder Freikarten für die Fußballspiele des FC Erzgebirge Aue, Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehörten inzwischen zur Selbstverständlichkeit. Wo das nicht reicht, Personallücken zu schließen, kommt der Roboter zum Einsatz. „Er ist aus unseren Fabriken nicht mehr wegzudenken.“ Pauly sagt, Mennekes habe den Einstieg in Sachsen nie bereut. „Der Menschenschlag ähnelt dem im Sauerland. Bescheidene, rechtschaffene Leute, die gern und ordentlich ihre Arbeit machen.“ Der Geschäftsführer selbst ist dort mittlerweile tief verwurzelt, agiert ehrenamtlich für die regionale Wirtschaftsförderung als „Botschafter des Erzgebirges“. Ulrich Milde

Mehr zum Automobilzulieferer Mennekes Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung stellt sich das Unternehmen Mennekes Elektrotechnik miteinem Imagefilm selbst vor. Zudem erklären einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter warum sie im Unternehmen tätig sind.

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Internetknoten DE-CIX Leipzig Mitteldeutschland

Inbetriebnahme des neuen Internetknotenpunktes DE-CIX Leipzig (v.l.):

steigt in die digitale

Stephan Drescher (Geschäftsführer envia TEL GmbH), Dr. Thomas King

Champions League auf

(Technikvorstand DE-CIX), Dr. Stephan Lowis (Vorstandsvorsitzender der enviaM AG) und Michael Kretschmer

Die mitteldeutsche IT GmbH nutzt erstmalig die Vorteile des DE-CIX Leipzig

Fotos: envia TEL, Christian Kortüm

(Ministerpräsident des Landes Sachsen)

Durch die feierliche Inbetriebnahme des Internetaustauschknotens DE-CIX Leipzig im letzten Jahr wurde ein wichtiger Meilenstein in der digitalen Infrastruktur Mittelsachsens gelegt. Der Austauschpunkt ist die regionale Schaltstelle zu globalen Netzwerken, an denen Netzbetreiber, Internetdienstanbieter und Content-Provider zusammenkommen. Der DE-CIX wird auf dem Datacenter Campus Leipzig des Telekommunikationsdienstleisters und Netzbetreibers envia TEL gehostet. Insbesondere umliegende Unternehmen können von einer flexiblen Konnektivität und niedrigeren Latenzzeiten profitieren, was entscheidend für reibungslose Geschäftsprozesse und die Nutzung digitaler Anwendungen ist. Der Internetaustauschknoten fördert die digitale Transformation Mittelsachsens unter anderem mit einer hochmodernen Infrastruktur, einer neutralen Plattform für den Datenaustausch und einem stabilen Netz für die Anwendung von Cloud-Computing.

ren IP-Diensten gerecht zu werden. Die mitteldeutsche IT GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Kunden eine verbesserte Netzwerkqualität zu bieten und ihnen die hauseigene Cloud in Leipzig und Frankfurt zur Verfügung zu stellen. Dabei bauen sie bei der Lösungsrealisierung auf die Unterstützung von envia TEL. Anfang 2023 konnte die mitteldeutsche IT GmbH einen direkten Zugang zu den globalen Internetaustauschpunkten des DE-CIX durch envia TEL erhalten und

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick: • Direkter Zugang zu Netzwerken und Clouds

Die mitteldeutsche IT GmbH ist das erste Unternehmen aus der Region, welches die Infrastruktur des DE-CIX Leipzig am Datacenter Campus der envia TEL nutzt. Als Glasfaser- und Cloud-Provider steht das Unternehmen der Herausforderung gegenüber, den stetig steigenden Anforderungen an Datensicherung und schnelle-

• Reduzierung der Netzwerkkosten • Minimale Latenz bei maximaler Performance Mehr Infos zum DE-CIX Leipzig unter: www.enviaTEL.de/de-cix

damit unter anderem ihre Netzperformance steigern. Eine Vielzahl von Dienstanbietern, wie zum Beispiel Partner im Breitband- und Cloud-Geschäft können damit erreicht werden. Mit der Beauftragung des Datenaustauschservices nach Frankfurt am Main sichert sich die mitteldeutsche IT GmbH vielfache Anbindungsmöglichkeiten und deutlich schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten. Zudem verfügt die mitteldeutsche IT GmbH nun über zuverlässigere IP-Dienste sowie gesenkte Latenzen zu anderen Netzwerken und einer deutlich besseren Netzwerkqualität. Weitere entscheidende Vorteile, welche die mitteldeutsche IT GmbH durch den Service der envia TEL nutzen kann, sind die Kontrolle über das Routing der Daten und niedrigere IP-Transit- und Netzwerkkosten. Dadurch können zum Beispiel große digitale Player wie Netflix oder Amazon ohne Umwege erreicht werden. Außerdem haben Dank der Georedundanz nun auch Kunden aus dem öffentlichen Sektor die Möglichkeit, den eigenen Cloud-Service der mitteldeutschen IT GmbH zu nutzen.

envia TEL GmbH Friedrich-Ebert-Str. 26, 04416 Markkleeberg E-Mail: info@enviaTEL.de, Tel.: 0800 0101600 Web: www.enviaTEL.de Die envia TEL GmbH (envia TEL) mit Sitz in Markkleeberg ist der führende regionale Telekommunikationsdienstleister und Netzbetreiber in Mitteldeutschland. Das Unternehmen bietet Produkte und Dienstleistungen im gesamten Spektrum der Telekommunikation, Services für Netzbetreiber und Cyber-Security-Lösungen an. Mit dem Datacenter Campus Leipzig betreibt envia TEL einen der modernsten Rechenzentrums-Standorte Europas und bietet auf 3.000 Quadratmetern Fläche Platz für 60.000 Server. Auf Basis eines mehr als 6.600 Kilometer umfassenden Glasfasernetzes erreicht envia TEL 40.000 Unternehmen in rund 350 Gewerbegebieten und erschließt 80.000 private Haushalte. Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) beschäftigt das Unternehmen mehr als 200 Mitarbeiter in Chemnitz, Cottbus, Halle, Markkleeberg und Taucha.


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Innovation

Vernetzt, einfach und preislich attraktiv

Eine Mobilitätsstation der LVB in Leipzig: Taxi, Tram, Leihfahrrad und E-Ladepunkt sind über die einheitliche Buchungs-App MOVE nutzbar – für mehr Flexibilität ohne Auto. FOTO: ERIC KEMNITZ

Warum der öffentliche Verkehr in Deutschland dennoch großen Nachholbedarf hat. Von Jochen Reitstätter

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eit Jahren hinkt der Öffentliche Verkehr (ÖV) den Erwartungen hinterher. Die Verkehrsbedürfnisse einer mobilen und vernetzten Kundschaft werden gefühlt seit Aufkommen des Themas Klimawandel kaum besser erfüllt. Ein Hoffnungsschimmer für eine Wende im ÖV war 2022 das 9-Euro-Ticket, seit Mai 2023 gefolgt vom Deutschlandticket, das zumindest in der Basis-Variante einen fixen Preis und ein deutschlandweit einheitliches Verkehrsangebot eröffnet. Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes stiegen die Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr 2022 drastisch an, im Schnitt um 29 Prozent gegenüber 2021. Als maßgebliche Gründe nennen die Statistiker die Lockerungen nach dem Corona-Jahr 2021, die große Zahl an Flüchtlingen sowie das 9-Euro-Ticket in den Monaten Juni bis August 2022.

Der Kampf um den Verkehrsraum nimmt zu, doch noch ist der Pkw-Verkehr zumindest optisch der dominante Faktor im Stadtverkehr. FOTO: JOCHEN REITSTÄTTER

Wirrwarr beim Deutschlandticket

Das 9-Euro-Ticket war damit die erste bedeutsame bundeseinheitliche Maßnahme der Politik, die Verkehrswende tatsächlich ein Stück voranzubringen. Und die bloßen Nutzerzahlen sprechen für die erste Variante dieses „Deutschlandtickets“ – dank einheitlichem Tarif und günstigem Preis. Das ermöglichte auch finanziell schlechter gestellten Menschen wieder Mobilität und mehr Teilhabe, wie beispielsweise Prof. Matthias Gather von der Fachhochschule Erfurt in einer Studie feststellte. Der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) hält den Nachfolger des 9-Euro-Tickets jedoch für zu wenig ambitioniert: „Zum Grundticket für 49 Euro gibt es mittlerweile unzählige Zusatztickets, einige Züge können trotz IC-Status genutzt werden, manche Regionalzüge dagegen nicht, und ein Direktkauf ist auch nicht möglich“, beklagt Ferdinand Fischer vom DBV in Sachsen. Ohne mehr Geld keine Verkehrswende

Dass es für einen besseren Öffentlichen Verkehr auch mehr Steuergeld bedarf, haben politische Entscheider mittlerweile erkannt. Der Freistaat Sachsen hat zum Beispiel die für den öffentlichen Verkehr vom Bund ausgereichten Regionalisierungsmittel durch eigene Mittel von 2016 bis 2022 von 36,9 Millionen Euro auf 175,5 Millionen Euro aufgestockt. Damit werden auch Maßnahmen wie das Bildungs- oder Azubiticket finanziert. Denn Einigkeit herrscht bei Verkehrsexperten, dass ohne eine Verbesserung des Angebotes, zum Beispiel mit einer besseren Taktung gerade in Tagesrandlagen oder mehr On-demand-Angebote in nicht angebundenen Räumen, ein Umdenken kaum stattfinden wird. Bei gleichzeitiger Verteuerung der Autonutzung in den Innenstädten. „Auch die Dienstwagenregelung, die Pendlerpauschale, die Kosten des Parkens in der Innenstadt und der Rückbau viel toter Stadtfläche als Parkraum sind wichtige Einflussfaktoren für die Verkehrswende“, so Eike Arnold vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Idee: Kfz-Steuer, die prozentual mit gefahrenen Kilometern steigt

Verkehrsforscher Daniel Herfurth von der Universität Konstanz plädiert zum Beispiel für eine Änderung der CO2-Besteuerung auf Kraftstoffe durch eine fahrleistungsbezogene Kfz-Steuer. „Es besteht der Fehlanreiz, selbst bei gegebenen Alternativen das Auto zu nutzen, weil die Fixkosten des Kfz durchschlagen“, also sowieso da

Von der Haustüre zum Arzt oder Friseur

Der Bürgerbus in Arzberg: ein Stück Freiheit und Mobilität ab der eigenen Haustüre. FOTO: GV ARZBERG

seien, so Herfurth. Mit einer Abgabe, die prozentual ansteigt, je mehr Kilometer gefahren werden, würde sich der Umstieg auf Verkehrsmittel des Umweltverbundes wieder lohnen.

als Weg für die urbane Mobilität der Zukunft. „In den Mobilitätsstationen der LVB, die bereits seit 2015 entstanden, werden verschiedene Verkehrsträger des Umweltverbundes miteinander verbunden, also an einem Ort beispielsweise eine Tramstation, Bushaltestelle, BikeSharing-Angebote oder ein Taxistand“, erklärt der LVB-Sprecher. „Heutzutage gehören zu den Mobilitätsstationen auch E-Scooter und Lademöglichkeiten für E-Autos sowie Car-Sharing Angebote, die über unsere digitale Plattform MOVE gebucht werden können.“ Das Beste aus Autoverkehr und öffentlichem Verkehr verbinden

Es besteht der Fehlanreiz, selbst bei gegebenen Alternativen das Auto zu nutzen, weil die Fixkosten des Kfz durchschlagen. Daniel Herfurth Verkehrsforscher der Universität Konstanz

Lösungsansätze: Vernetzung und Bündelung

Marc Backhaus, Pressesprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe, sieht das Miteinander und die Vernetzung verschiedener Verkehrsträger

Fahrgastvertreter plädieren ebenfalls für ein sinnvolles Miteinander der Verkehrsarten – jedoch mit Vorrang für Bus, Bahn, Fahrrad und Fußverkehr. „Park+Ride ist ein gutes Beispiel, das Beste aus beiden Welten zu verbinden“, befindet Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Sachsen. „Dort, wo ÖV und Autos sich eine Spur teilen, können intelligente Schaltungen sicherstellen, dass der Verkehrsfluss in der gesamten Stadt dynamisch überwacht und geregelt wird.“ Ergebnis: In Leipzig ist man schon jetzt bei 60 Prozent Anteil des Umweltverbundes, also Fuß, Rad und ÖV. Im ländlichen Raum: Auto Teil der Lösung, nicht des Problems

Ein vielversprechendes Modell für den ländliche Raum sind autonome Verkehre, langfristig ohne Fahrpersonal und über eine Leitstelle überwacht, sowie das Modell mit ehren-

Welche Vorteile sehen Sie beim Modell des Bürgerbusses gegenüber regulären Linienfahrten im Fahrplan im bestellten Verkehr?

jekt ist kostendeckend, Einnahmen werden „erfahren“ und durch Spenden akquiriert.

Holger Reinboth: Unser Bürgerbus-Modell konkurriert nicht mit dem ÖPNV oder Taxi- und Beförderungsunternehmen, es ergänzt die Angebote in einem ÖPNVarmen Raum. Der Bus verkehrt nach keinem Fahrplanprinzip, die Fahrten werden individuell angefordert und durchgeführt (Haustürservice). Mitfahrberechtigt sind die nicht, nicht mehr oder noch nicht mobilen Einwohner der Gemeinde Arzberg, die Stätten der Daseinsvorsorge im Gemeindesowie angrenzendem Gebiet erreichen wollen, also zum Beispiel Ärzte, das Krankenhaus Torgau, den Bahnhof, das Gemeindeamt oder Landratsamt, die Physiotherapie, den Friseur und weiteres mehr.

Wie ist die Stabilität und Verlässlichkeit des Modells mit ehrenamtlichen Fahrern gegenüber bezahlten Berufskraftfahrern?

Welches sind die Kosten des Bürgerbusmodells gegenüber klassisch bestellten ÖPNV-Leistungen?

Der Bus fährt ohne Tarifbindung, eine freiwillige Mitfahrpauschale entrichten die Fahrtgäste jedoch sehr gern. Landkreis Nordsachsen, Gemeinde Arzberg und OstelbienVerein finanzieren das Projekt seit nun schon sechs Jahren. Das Pro-

Das Projekt ist kostendeckend, Einnahmen werden „erfahren“ und durch Spenden akquiriert. Holger Reinboth Bürgermeister von Arzberg

Das Bürgerbus-Team agiert ehrenamtlich. Es besteht aus 15 Mitgliedern. Neben der Arzberger Bürgerbus-Verantwortlichen Britta Gutheil gibt es sieben Fahrer und sieben Frauen im Servicedienst (Telefon, Organisation, Begleitung). Das Team erhält eine Aufwandspauschale. Die Fahrer sind gesundheitlich untersucht, fahrtechnisch ausgebildet und arbeitstechnisch geschult. Ist es schwierig, Fahrerinnen und Fahrer zu finden, die ehrenamtlich, aber regelmäßig und planbar arbeiten?

Die meisten Fahrer sind im jungen Rentenalter. Es gibt einen Monatsplan, der eine langfristige Personalplanung ermöglicht. Wir können bisher mit ehrenamtlichem Einsatz alle Fahrten absichern, werben jedoch stetig um neue Fahrer. Der Bus fuhr im Vorjahr 18 635 Kilometer und beförderte 728 Passagiere. FOTOS: THOMAS BAER, PRIVAT

amtlichen Fahrern. Während Ersteres hohe wirtschaftliche Vorteile und ein deutlich besseres Verkehrsangebot für die Zukunft erwarten lässt, können Ehrenamtsmodelle bereits heute zum Einsatz kommen. Erfolgversprechende und funktionierende Beispiele gibt es bereits, zum Beispiel in Bad Elster im Vogtlandkreis oder Arzberg im Landkreis Nordsachsen. Für Holger Reinboth, Bürgermeister von Arzberg, ist das Modell ein finanziell tragbares und verlässliches Zusatzangebot zum regulären ÖPNV. „Das Projekt Arzberger Bürgerbus steht als tolles Beispiel dafür, was Ehrenamt leisten kann“, bekräftigt der Gemeindechef das stabile Angebot.

Auch Matthias Gather, Professor für Verkehrspolitik und Raumplanung an der Fachhochschule Erfurt, bestätigt die Bedeutung des Ehrenamts für die Organisation von Mobilität im ländlichen Raum. „Das stärkt auch die Dorfgemeinschaft und den Gemeinsinn“, so der Verkehrsexperte. Ein gutes Rückgrat sieht Gather in einem landesweiten Taktverkehr wie in Sachsen-Anhalt, wo zumindest die wichtigen Linien von Bus oder Bahn im Stundentakt befahren werden. „Darüber hinaus können Rufbusse bis hin zu subventionierten Taxifahrten auch noch dünner besiedelte Räume anbinden – und zukünftig auch einmal autonom fahrende Shuttle.“

Mehr zum Thema Öffentlicher Verkehr Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung gehen wir näher auf den „Modal Split“ (Kenngröße zur Aufteilung der Verkehrsnachfrage auf verschiedene Verkehrsmittel) des Verkehrsaufkommens 2019.


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Von André Böhmer

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rüner Wasserstoff als kommender CO2 -neutraler Energieträger ist in aller Munde. Doch wie ist die Lage konkret? Was passiert vor Ort? Ab wann könnte er tatsächlich eine große Rolle für die sächsische Wirtschaft spielen? Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsvereins und Wasserstoffnetzwerks Hydrogen Power Storage & Solutions Germany (HYPOS) erklärt die Hintergründe und Pläne zum Großprojekt Wasserstoff.

Herr Tobaben, seit wann genau gibt es HYPOS?

Wir beschäftigen uns als Metropolregion seit 2012 mit dem Thema Wasserstoff und einer entsprechenden Projektidee für Mitteldeutschland. Zuvor haben wir eine eigene kleine Studie zur Region in Auftrag gegeben, die uns Mut gemacht hat, das Projekt anzugehen. 2013 hatten wir die völlig verrückte Situation: Als wirklich niemand öffentlich über Wasserstoff sprach, bekamen wir 45 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium, um das Thema zu erforschen. Viel Geld, was haben Sie damit gemacht?

Wir haben gemeinsam mit Partnern einen eigenen Förderverein – den Hydrogen Power Storage & Solutions e.V. (HYPOS) gegründet und mit dem Geld 34 Forschungsprojekte in der Region entlang der gesamten Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff umgesetzt – von der Herstellung über die Speicherung und Verteilung bis zur Anwendung in den verschiedensten Bereichen. Ein Projekt, das mehrmals von HYPOS gefördert wurde, ist zum Beispiel der Energiepark Bad Lauchstädt der VNG.

Industrie werden den Markt für grünen Wasserstoff beflügeln. Das ist großartig.

Im „Wasserstoffdorf“ im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gehen Wissenschaftler der Frage nach, ob Leitungssysteme zur Gasversorgung statt Erdgas auch Wasserstoff verteilen könnten.

Aber wie bezieht BMW den neuen Energieträger?

Grüner Wasserstoff: Kann er Leipzigs Wirtschaft helfen, Herr Tobaben? Grüner Wasserstoff ist für viele ein wichtiger Energieträger für die Zukunft. Doch bis er flächendeckend eingesetzt werden kann, müssen noch viele Weichen gestellt werden. Welche Rolle kann dabei die Region Leipzig spielen? Eine Analyse des Ist-Zustands und ein Blick auf die nächsten Jahre.

Per Pipeline, wir haben mehrere bereits gebaute Gaspipelines im Leipziger Nordraum, die man für den Transport von Wasserstoff umstellen kann. Wir haben zudem eine Wasserstoffnetzstudie für Mitteldeutschland in Auftrag gegeben, welche die Erzeugungs- und Nachfragepotenziale sowie eine mögliche Wasserstoffinfrastruktur untersucht. Insgesamt ist die Region Mitteldeutschland bereits gut aufgestellt. Was an konkreten Vorhaben perspektivisch umgesetzt wird, ist aber eine Frage der industriellen Nachfrage und eines wettbewerbsfähigen Angebots. Wasserstoff kommt ja in der öffentlichen Darstellung oft als Energieträger daher, der bald jedes Problem lösen kann. Steckt aber der Teufel nicht eher im Detail? Wo soll zum Beispiel das Wasser herkommen, wenn es künftig weiter so wenig regnet?

Es gibt Engpassfaktoren, die nicht unterschätzt werden dürfen. So muss zwingend die Verfügbarkeit von Wasser an den geplanten Elektrolyse-Standorten geprüft werden. Für ein Kilogramm Wasserstoff sind gut zehn Liter Wasser nötig und die müssen irgendwo herkommen. Doch das allergrößte Problem ist die Verfügbarkeit von Grünstrom, die in eklatanter Weise nicht gegeben ist. Wir brauchen einen Grünstrombooster, sonst gibt es keinen Wasserstoffhochlauf. Nötig für eine wirtschaftlich tragende Wasserstoff-produktion sind vor allem die Grünstrombereitstellung in großen Mengen und der Ausbau der Netzinfrastruktur in Form von Pipelines – den Rest bekommen wir hin.

Wer ist bei HYPOS mit vertreten und bringt sich mit ein?

Sehen Sie da Unterschiede in Mitteldeutschland?

Der Verein hat aktuell über 170 Mitglieder, darunter auch internationale Partner. Dazu zählen unter anderem das BMW-Werk Leipzig, die TOTAL-Raffinerie in Leuna, der Flughafen Leipzig/Halle, aber auch Mittelständler wie Nikkiso, Cryotec aus Wurzen sowie Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Insgesamt sind wir aber unternehmerisch geprägt. Wir sind damit das deutschlandweit zahlenmäßig größte Wasserstoffnetzwerk.

Sachsen-Anhalt hat einen guten Job bei der Verfügbarkeit von Grünstrom gemacht, Sachsen definitiv nicht und Thüringen hat geografische Beschränkungen, ist aber auch kein Musterschüler. In Magdeburg wurde jedenfalls frühzeitig erkannt, dass die Bereitstellung von Grünstrom ein zentraler Standortfaktor sein kann. Ich halte es auch nicht für ein Gerücht, dass das mitentscheidend für die Zusage von Intel war. Der Knoten scheint aber jetzt geplatzt, jetzt ist allen klar, dass es vorwärtsgehen muss. Sachsen braucht einen Produktionsstandort für grünen Wasserstoff und mehr Grünstrom insgesamt.

Und von Leipzig aus ziehen Sie dann die mitteldeutschen Wasserstofffäden?

Die Geschäftsstelle ist in Leipzig, der Sitz des Vereins in Halle (Saale). Wir haben die Konstruktion über zwei ostdeutsche Bundesländer bewusst gewählt. SachsenAnhalt ist bereits eine etablierte Wasserstoffregion, das wollten wir mit nutzen. Seit dem Ukraine-Krieg hat das Thema eine neue Dynamik gewonnen. Wir wirkt sich das auf Ihre Strategie aus?

Eine Brennstoffzelle für den Antrieb von Gabelstaplern steht im Leipziger BMW-Werk. Die Wirtschaft in der Region Leipzig-Halle setzt für die Energie- und Mobilitätswende auf grünen Wasserstoff. Auf einem „Wasserstoffgipfel“ im Mai vergangenen Jahres präsentierten große Unternehmen von BMW über VNG bis DHL ihre Zukunftspläne zur CO2Reduzierung. Der Konzern nahm zeitgleich die vierte Wasserstofftankstellen in Betrieb.

Bild links: Robert Huhn, Professor für Gas- und Wärmenetze an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, und der wissenschaftliche Mitarbeiter Robin Pischko (v.l.n.r.) kontrollieren verschiedene Werte in der Gasdruckregelanlage. FOTOS: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA (3); ANDRÉ KEMPNER

FOTO: JAN WOITAS/DPA

Der Wasserstoffhype hat uns voll erwischt, positiv gesehen. Jedes Mittelzentrum ist jetzt Wasserstoffhauptstadt, was natürlich auch mit den neuen Förderanreizen zu tun hat. Uns freut die Entwicklung aber natürlich, weil wir seit Jahren konsequent an dem Thema und der Perspektive für den Markthochlauf von Wasserstoff arbeiten.

Und wohin wollen Sie?

Das Ziel soll sein, grünen Wasserstoff als alternativen heimischen Energieträger der regionalen Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Und entscheidend ist da vor allem, wie und wo er produziert werden kann. Kommen Sie da voran?

Wir verfügen in der Region über eine wunderbare Ausgangssituation, und das schon seit Jahrzehnten. Die Linde AG hat ihren weltweit größten Produktionsstandort für grauen Wasserstoff in Leuna. Das heißt, dort wird Erdgas in seine Bestandteile zerlegt und es entsteht grauer Wasserstoff. Wir haben in der Region, und da zählt auch der Leipziger Raum mit Böhlen dazu, eine Gesamtproduktion und einen Verbrauch von 3,6 Milliarden Kubikmetern. Das sind gewaltige Mengen, aber das ist perspektivisch nicht das, was wir wollen.

Im „Wasserstoffdorf“ im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen verläuft eine Wasserstoffleitung vor der Gasdruckregelanlage.

Nachfragen aus der Industrie werden den Markt für grünen Wasserstoff beflügeln. Das ist großartig. Jörn-Heinrich Tobaben Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland und Vorstandsmitglied im Wasserstoffnetzwerk HYPOS.

Der graue Wasserstoff fungiert als Chemierohstoff, der über etablierte unterirdische Leitungen zwischen den mitteldeutschen Chemiestandorten transportiert wird. Das ist aber etwas anderes als die energiewirtschaftliche Nutzung von Wasserstoff, die jetzt im Fokus steht. Bei der stofflichen Nutzung sind wir seit Jahrzehnten eine etablierte Wasserstoffregion. Jetzt geht es darum, auch im Bereich des grünen Wasserstoffs den Durchbruch im industriellen Maßstab zu schaffen. Was genau sind die Merkmale von grünem Wasserstoff und wie teuer ist die Herstellung?

Grüner Wasserstoff wird aus Wasser-Elektrolyse erzeugt. Dazu braucht man grünen Strom und Wasser, das aufgespalten wird. Eigentlich eine ganz einfache Sache, das Verfahren ist 100 Jahre alt und Deutschland und Japan sind da ingenieurstechnisch vorn. Der Pro-

zess ist aber noch deutlich teurer als die Produktion von grauem Wasserstoff, so um das Drei- bis Vierfache. Aber wo in der Region wird jetzt der begehrte grüne Wasserstoff hergestellt?

Aktuell gibt es zwei Standorte, aber keiner davon ist in Sachsen. Wir haben Nobian in Bitterfeld. Da sie grünen Strom (zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen, Anm. d. Red.) beziehen, können sie auch grünen Wasserstoff weiterverkaufen. Und es gibt die gerade in Betrieb genommene Produktion von ITM Linde im Chemiepark Leuna. Es ist die mit 24 Megawatt derzeit weltweit größte Wasserstoffelektrolyse auf PEM-Basis (Protonenaustausch-Membranen, Anm. d. Red.). Deuten sich weitere Produktionsstandorte von grünem Wasserstoff an?

Das spannendste Projekt ist für mich in Thierbach bei Borna das HH2E-

Projekt, das für eine anfängliche Produktionskapazität von 100 MW geplant ist. Das ist genau die Größenordnung, die der Markt auch sieht, um in eine Eigenwirtschaftlichkeit zu kommen. Das sind Investoren-getriebene Projektentwickler, die die Finanzierung mitbringen, so was brauchen wir jetzt. Wir müssen weg von den Fördermitteln kommen. Wir wollen den Wasserstoffhochlauf und sich wirtschaftlich selbsttragende Projekte. BMW in Leipzig hat ja angekündigt, die Lackiererei im Werk mit grünem Wasserstoff zu betreiben. Wo soll der herkommen?

Es gibt mehrere Konsortien, die sich aktuell um BMW als Kunden bemühen, das ist wirklich ein Paradigmenwechsel. Bisher haben wir nur darüber geredet und jetzt stellt sich ein globaler Autokonzern hin und sagt, dass er Wasserstoff für seinen Standort kaufen will. Diese und andere konkrete Nachfragen aus der

Auch in der aktuellen Heizungsdebatte wird Privatverbrauchern suggeriert, dass Wasserstoff eine Art Allheilmittel ist. Realistisch?

Das ist mit Verlaub gesagt Quatsch. Grüner Wasserstoff wird auch perspektivisch teuer und nur begrenzt verfügbar sein. Wir plädieren deshalb dafür, vorrangig die Prozesse energieintensiver Unternehmen, etwa Stahlwerke, Raffinerien und Zementwerke darauf umzustellen. Weil dort die größten CO2-Einsparpotenziale vorhanden sind und sich so gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit strukturbestimmender Branchen sichern lässt. Dazu kommen Standorte, wo die bei der Elektrolyse anfallende Prozesswärme sinnvoll genutzt werden kann. Wie beim Heizkraftwerk Leipzig-Süd, wo diese Prozesswärme ins Fernwärmenetz eingespeist werden soll.

Mehr zum Thema Wasserstoff Das deutschlandweite Netzwerk HYPOS strebt den Aufbau einer flächendeckenden Grünen Wasserstoffwirtschaft in der Wasserstoffregion Mitteldeutschland an. In einem Video zeigt HYPOS, wer sie sind, was sie machen und warum sie auf grünen Wasserstoff setzen. All das erfahren Sie im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung.


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ben Forschung

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Innovation

„Science Fiction in Schkeuditz“

Auch Publikumsliebling „Husky“ wird Wege durch Schkeuditz zurücklegen und seinerseits Daten erfassen. FOTO: NANNETTE HOFFMANN

Ein neues Projekt soll den Einsatz von Lieferrobotern und sich selbstständig verteilenden Leihlastenrädern ermöglichen Über Roboter „Husky“ Von Nannette Hoffmann

E

r war der Publikumsmagnet, der viereckige Roboter namens „Husky“, der selbstständig durch die Schkeuditzer Innenstadt kurvte. Na gut, nicht ganz selbstständig. Drei Robotik-Studenten der TU Bergakademie Freiberg hielten die Steuerung in ihren Händen und manövrierten ihn sicher am Bordstein entlang, an Gegenständen vorbei und Stufen hinauf. Damit hatte er seine Bewährungsprobe bestanden und nebenbei erste Daten gesammelt.

Initiierung eines neuen Projekts

Diese Präsentation Ende März war der Startschuss für ein neues Projekt: „Ready for Smart City Robots“ – kurz: R4R, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Ziel ist es, erst in Schkeuditz und später auch in Taucha mit Hilfe der Einwohnerinnen und Einwohner digitale Umgebungsdaten zu erfassen, welche dann zukünftig den Einsatz von Lieferrobotern und sich selbstständig verteilenden Leihlastenrädern ermöglichen sollen. Die Bergakademie Freiberg hat dieses Projekt initiiert. „Wir bringen hier zwei Welten zusammen: die Mobilität und die smarte Logistik“, sagte Sebastian Zug, Professor für Softwareentwicklung und Robotik an der TU Bergakademie Freiberg. Mit dem Landkreis habe sich schnell ein passender Projektpartner gefunden. „Wir brauchen auch neue Verkehrsmittel, um Menschen von A nach B zu bringen“, meinte Christan Hoyas, Sachgebietsleiter ÖPNV für den Landkreis Nordsachsen. Für Landrat Kai Emanuel war es an diesem Tag wie ein bisschen „Science Fiction in Schkeuditz“. Aber vor allem für den Landkreis Nordsachsen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft.

Die Idee hinter dem Projekt

„Es existieren umfangreiche Daten für Straßen. Aber zu wenige über die Geh- und Radwege“, betonte Evelyn Fischer von DigiPL GmbH, einem weiteren Projektpartner. Damit aber autonome Systeme auf den Geh- und Radwegen verkehren können, werden hier ebenso umfangreiche Infrastrukturdaten benötigt: darunter Wegbreiten, Behinderungen, Beschaffenheit, Personenaufkommen und Netzabdeckung. „Nur mithilfe dieser Daten ist es möglich, autonom operierende Mobilitätssysteme oder Lieferdienste zu etablieren.“ Für Evelyn Fischer steht fest: Gerade der ländliche Raum, wo es weite Wege gibt, Probleme mit dem ÖPNV und auch viele ältere Menschen leben, könnte von diesen neuen Mobilitätssystemen profitieren. „Denn wenn zukünftig Liefer-

roboter für mich Waren von A nach B transportieren oder Leihlastenräder zu mir nach Hause kommen oder selbstständig zurück zur VerleihStation fahren, hilft es mir im Alltag, verbessert meine Lebensqualität und unterstützt darüber hinaus bei der Verkehrswende.“ Das sieht auch Christian Hoyas so. „Auch im ländlichen Raum müssen die Menschen ja nach Hause kommen.“ Das Bikesharing sei da durchaus eine attraktive Lösung, denn es möglicht den Kunden, die Räder flexibel auszuleihen und sie wieder abzustellen. Allerdings sei die Herausforderung dabei, dass diese Räder auch wieder zurück zum Verleiher gebracht werden müssen. „Das kostet Geld und Personal“, sagt Hoyas. Sich selbstständig verteilende Leihräder könnten daher eine zukunftsfähige Alternative darstellen.

So funktioniert die Datenerfassung

Wir bringen hier zwei Welten zusammen: die Mobilität und die smarte Logistik Sebastian Zug Professor für Softwareentwicklung und Robotik an der TU Bergakademie Freiberg

Es wird zwei Strategieansätze geben: Zum einen besteht die Möglichkeit, sich ein Fahrrad zu leihen. Zu diesem Räderpool gehören auch Lastenräder. An diesen Leihrädern sind Sensorboxen angebaut, die Infrastrukturdaten über die zurückgelegten Wege erfassen. Zum anderen können die Einwohner auch aufs eigene Rad steigen und mithilfe der zuvor installierten R4R-App ebenfalls Daten erheben. Und auch der Roboter sowie das von Magdeburger Forschern entwickelte autonome Lastenrad erfassen ihrerseits Daten während ihrer Fahrten. „Letztlich soll getestet werden, ob die Daten, die aus den Fahrradstrategien erhoben wurden, für die autonomen Mikromobile ausreichen und welche Daten wirklich wichtig sind“, er-

„Husky“ ist ausgestattet mit: ■ 1 globales Navigationssatellitensystem (GNSS-1) ■ 4 Stereo-Kameras (hinten, vorne, links und rechts) ■ 3D-Laserscanner (1 vorne und 1 hinten) ■ Ultraschall-Sensoren (3 vorn, 3 hinten und jeweils 1 an den Seiten) ■ innerhalb der Robotereinhausung: 3 Bordcomputer, Steuergeräte, Akkumulator, Beschleunigungsund Lagesensor, Geschwindigkeitsbestimmung Aufgenommen wird 10x pro Sekunde Die Sensoren haben eine Reichweite bis 7,5 Meter. Der Laserscanner hat eine Reichweite bis 150 Meter. Der Roboter rollt mit rund vier Kilometer pro Stunde auf Fußwegen. Eine Batterieladung reicht für drei Stunden. Gebaut haben diesen Roboter Norman Seyffer, Gero Licht und Georg Jäger (wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU Freiberg) sowie Johannes Kohl, Nico Zumpe und Georg Muck (Robotikstudenten an der TU Freiberg) in eineinhalb Jahren (wobei die Grundbasis gekauft wurde) unter der Leistung von Prof. Sebsastian Zug.

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Zum Projektstart wurde unter anderem ein Lastenrad gezeigt, das sich die Schkeuditzerinnen und Schkeuditzer dann leihen können, um damit wichtige Infrastrukturdaten auf ihren Wegen zu sammeln. FOTOS : TOBIAS HASE; CYFACE APP, NANNETTE HOFFMANN

Das Projekt „Ready for Robots“ läuft über drei Jahre und hat ein Volumen von rund 3,6 Millionen Euro. 80 Prozent der Kostenwerden durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanziert.

Beteiligte Projektpartner ■ TU Bergakademie Freiburg ■ Otto-von-Guericke-Universität

Magdeburg

Fahrradrallye durch Schkeuditz beim Stadtfest Nach dem Auftakt des Forschungsprojektes „Ready for Smart City Robots“ (R4R) beginnt nun die Datenerfassung. Dazu werden aus der Bevölkerung freiwillige Radfahrer gesucht, die bereit sind, über eine App mit ihrem Smartphone Streckendaten zu sammeln. Eine erste Gelegenheit

bietet sich am Samstag, dem 24. Juni, parallel zum Stadtfest in Schkeuditz: da findet die „R4R-Fahrradrallye“ statt. Von 10 bis 12.30 Uhr können sowohl ambitionierte Sportradfahrer als auch spaßorientierte Freizeitradler sowie Familien und Teams auf ihre Kosten kommen. Start und Ziel ist der Rathaus-

platz. Über eine Strecke von circa 14 Kilometern soll geradelt werden. Auf der Strecke wird es mehrere Stationen geben, an denen kleine Aufgaben zu lösen sind. Geradelt wird in drei Kategorien: Teams, Einzelfahrer Frauen und Einzelfahrer Männer. Nützliche Sachpreise für Zweiräder werden zu gewinnen

sein. Eine Smartphonehalterung und ein kleines Verpflegungspaket werden kostenfrei vom Organisationsteam zur Verfügung gestellt. Mehr Infos zur Rallye, zur benötigten App und zur Anmeldung unter https:// ready-for-robots.de/ fahrradrallye.

Es existieren umfangreiche Daten für Straßen. Aber zu wenige über die Gehund Radwege. Nur mithilfe dieser Infrastrukturdaten ist es aber möglich, autonom operierende Mobilitätssysteme oder Lieferdienste zu etablieren. Evelyn Fischer DigiPL GmbH

klärte Evelyn Fischer. „Ziel ist es, dass sie irgendwann selbstständig, ohne Controller auf unseren Straßen fahren können.“ Wann das aber genau sein wird, bleibt offen. „Wir wissen ja noch gar nicht, wie die Roboter aussehen werden, die auf unseren Gehwegen fahren können“, sagt Prof. Zug. Das sei auch nicht Aufgabe dieses Projekt. „Wir brauchen erst mal aussagekräftige Daten.“ Er geht aber davon aus, dass „wir eher autonome Systeme auf unseren Rad- und Gehwegen sehen, als autonom fahrende Autos auf den Straßen“. Wann gehts los mit der Datenerfassung?

Seit 20. April stehen in Schkeuditz die Leihräder zur Nutzung bereit, erst mal noch ohne Sensorboxen – insgesamt 85 an der Zahl. Gedacht sind sie insbesondere für Pendlerinnen und Pendler, daher sind sie an öffentlichen Bus- und Bahnhaltestellen positioniert. „Neben der digitalen Datenerfassung soll das Projekt außerdem zeigen, ob und in welchem Umfang Bewohnerinnen und Bewohner ein derartiges Verleihsystem akzeptieren“, so Evelyn Fischer. Die Datenerfassung soll im Sommer starten.

■ Hochschule Anhalt, Köthen ■ Hochschule Merseburg ■ Endiio Engineering GmbH,

Freiburg ■ TINK GmbH, Konstanz ■ DigiPL GmbH,

Halle (Saale) ■ CyFace GmbH, Dresden ■ PTV AG, Karlsruhe ■ Landkreis Nordsachsen

Mehr zum E-Lastenrad und dem Roboter „Husky“ Ein autonom fahrendes E-Lastenrad? Ein Roboter der sich selbstständig durch die Stadt manövriert? All das ist keine Zukunftsmusik. Findige Forscher aus Magdeburg und Freiberg haben sich dem Thema „Neue Mobilitätslösungen für die Zukunft“ angenommen. Wie genau sie darauf gekommen sind und was ihre Forschungen so alles können, lesen Sie im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung.


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SAVE THE DATE! 2. UP!-EVENT 21.09.2023 | LVZ KUPPEL

Zusätzliche Aufgaben? Nein, danke!

Jetzt nicht! In der Mittagspause mit Arbeit behelligt werden? Für Quiet Quitter ist das keine Option.

Was hinter Quiet Quitting steckt und warum Führungskräfte es ernst nehmen sollten

FOTO: STOCKKING/FREEPIK

KI im Recruiting und Personalmarketing beim UP! #Stammtisch

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illionen von Menschen haben sich bereits an ChatGPT & Co. ausprobiert – und dabei teils festgestellt, dass die Arbeit mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) gar nicht so einfach ist. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits über eine Millionen KI-Tools verfügbar. Daher hatte sich die Juni-Ausgabe des Recruiting-Netzwerktreffens „UP #Stammtisch“ – eine Veranstaltung des Vermarktungsunternehmens Leipzig Media – mit Florian Arndt einen Gastredner zur Seite geholt, der anhand von Praxisbeispielen durch den Dschungel der KI-Anwendungen navigierte.

Wie KI-Tools Workflows im Recruiting bereichern können Von Patricia Liebling

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nliebsamer Trend oder Arbeitskultur der Zukunft? Quiet Quitting ist in aller Munde. Doch was hat es damit auf sich? Eine Annäherung.

Quiet Quitting – was ist das eigentlich?

Wörtlich übersetzt bedeutet es „stille Kündigung“, was jedoch irreführend ist. Denn um eine Kündigung geht es mitnichten. Quiet Quitting bezeichnet vielmehr das sukzessive Herausziehen aus berufsbedingten Extraaufgaben, die nicht vertraglich festgelegt sind. Quiet Quitter mögen ihren Job, sie sind nur nicht bereit für zusätzliches Engagement. Das Motto „Arbeit ist nicht mein Leben“ trifft vor allem den Nerv der Generation Z – also junger Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind. Den Begriff Quiet Quitting in die Welt gesetzt hat ein junger Mann, der sich auf TikTok Zaid Zeppelin nennt. Sein Video wurde mehr als 3,5 Millionen Mal geklickt.

Die Pandemie [...] führte zu einer Kalibrierung und Reflektion darüber, wie wir unsere Energie gut managen können. Dorothea Herm Psychologin und VP People & Organisation bei der E-Learning-Plattform Babbel

Fehlende Identifikation mit der Vision des Unternehmens. All das können Nährböden für Quiet Quitting sein. Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sieht das im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur so: „Die junge Generation möchte individuellere Arbeitszeiten, die sich dem eigenen Leben anpassen und nicht umgekehrt.“ Gleiches gelte für den Arbeitsort. Nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie sei mobiles Arbeiten eine Standardforderung, um die kein Arbeitgeber in entsprechenden Jobs mehr herumkomme. An welchen Anzeichen lässt sich Quiet Quitting erkennen?

Meetings werden häufig abgesagt oder versäumt, Mitarbeitende kommen oft zu spät oder gehen früh – außerhalb der Möglichkeiten ihrer flexiblen Arbeitszeitenregelung. Ohne bekannten Grund geht die Produktivität der Betroffenen spürbar zurück. Es mangelt an Enthusiasmus und Engagement, der Beitrag zu Teamprojekten ist minimal. Betroffene suchen wenig Kontakt zu den anderen Mitarbeitenden. Sie äußern selten ihre Meinung oder geben Feedback und zeigen mangelndes Interesse an der Verbesserung von Teamabläufen. Wichtig: Keines dieser Anzeichen allein ist ein definitiver Beweis für eine stille Kündigung. Aber wenn Mitarbeitende regelmäßig diese Verhaltensweisen an den Tag legen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Sind innere und stille Kündigung dasselbe?

Kurz und knapp: Nein. Im Unterschied zu Quiet Quittern, die ihrem Job an sich gerne nachgehen, haben Mitarbeitende bei der inneren Kündigung im Geiste ihren Job bereits gekündigt. Ihre Aufgaben sind ihnen gleichgültig, sie verweigern sich mental, äußern das aber nicht explizit. Zu erkennen ist die innere Kündigung nicht so leicht. Denn oft ist der Prozess schleichend. Vom Frust zum bewusst passiven Widerstand mit stetiger Distanzierung bis hin zum hilflosen Protest mit Arbeitsverweigerung kann es eine Weile dauern. Ist das alles wirklich neu?

Was sind die Ursachen?

Fragt man Dorothea Herm, Psychologin und VP People & Organisation bei der E-Learning-Plattform Babbel, sieht sie unter anderem folgende Faktoren: „Die Pandemie brachte für viele Arbeitnehmende die Herausforderung, mit zusätzlichen Aufgaben in einer belastenden Situation zu jonglieren. Das hatte Auswirkungen auf die mentale und gesamte gesundheitliche Situation von vielen und führte zu einer Kalibrierung und Reflektion darüber, wie wir unsere Energie gut managen können.“ Werte und Prioritäten verschieben sich. Arbeitnehmende lehnen sich zunehmend gegen die Burnout-Kultur auf, in der frühes Aufstehen, weite Pendelstrecken, regelmäßige Überstunden und das Streben nach maximaler Produktivität oft verherrlicht wurde. Ein herrschendes Ungleichgewicht zwischen Gehaltserhöhungen und Inflation. Allgemeine Arbeitsunzufriedenheit, kaum Weiterbildungsmöglichkeiten und ein Mangel an Wertschätzung und Anerkennung.

Quiet Quitting erinnert ein Stück weit an Dienst nach Vorschrift. Der sogenannte DnV ist im Arbeitsrecht ein Verhalten von Beschäftigten, bei dem sie die Arbeitsintensität und/ oder Arbeitsleistung vermindern, ohne dabei ihre Arbeitspflicht zu verletzen. Passt also. Neu ist, dass es jetzt um die Generation Z geht, die langsam auf dem Arbeitsmarkt Fuß fasst.

einen erheblichen finanziellen Verlust zur Folge haben. Schätzungen gehen davon aus, dass Quiet Quitting Unternehmen in den USA jedes Jahr bis zu 500 Milliarden Dollar kostet, weltweit ist von 1,5 Billionen Dollar jährlich die Rede. Was können Unternehmen tun?

So individuell die Ursachen fürs Quiet Quitting sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze für Führungskräfte. Grundsätzlich sollten Unternehmen auf Ursachenforschung gehen. Denn die Lage für Arbeitnehmende war in vielen Branchen selten besser als jetzt. Es herrscht annähernd Vollbeschäftigung. Bis 2035 könnten einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge noch einmal mehr als drei Millionen Arbeitskräfte fehlen. Diese Lücke können die nachfolgenden Jahrgänge nicht schließen. „Das spüren die gut qualifizierten jungen Leute. Und sie merken: Die Arbeitsmarktmacht liegt jetzt bei ihnen“, sagt Jugendforscher Klaus Hurrelmann gegenüber der dpa. Unternehmen müssen also zwangsläufig initiativ werden. Denn nur, wenn sie wissen, gegen welche Bedingungen am Arbeitsplatz die Mitarbeitenden protestieren, was sie veranlasst, sich vom Unternehmen zu entfremden, wo Erwartungen von Angestellten und Unternehmen auseinanderdriften, können sie den Ursprung der Unzufriedenheit angehen. Das geklärt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Angestellte aus dem Quiet Quitting herauszuholen.

Was Unternehmen gegen Quiet Quitting tun können ■ individuellere Arbeitszeiten sowie mobiles Arbeiten anbieten ■ Angestellte bei den Arbeits-

inhalten mitreden lassen ■ Basis dafür schaffen, dass Ambitionierte auch mit einer 35-Stunden-Woche Karriere machen können ■ Erwartungen aufeinander

abstimmen ■ Arbeitsbelastung auf einem angemessenen Niveau halten und eine gute Work-Life-Balance fördern ■ Anerkennung zeigen ■ Teamprojekte fördern ■ das eigene Verhalten hinterfragen und ein gutes Vorbild sein

Warum ist das ein Problem?

Zuerst einmal sind stille Kündigungen oft ein Symptom für einen viel größeren, grundlegenderen Missstand innerhalb des Unternehmens. Wird nichts unternommen, kann Quiet Quitting die Zusammenarbeit im Team erschweren, was wiederum zu Konflikten zwischen den Teams führen kann. Es kann die Arbeitsmoral drücken – nicht nur für die Mitarbeitenden, die im Stillen kündigen, sondern auch für die restlichen Teammitglieder. Zudem kann es zu einer unausgewogenen Arbeitsbelastung führen, bei der andere die nicht getane Arbeit übernehmen müssen. Und nicht zuletzt kann ausbleibendes Eingreifen

Mehr zum Thema Quiet Quitting Auch “Die Ratgeber“ des hessischen Rundfunks haben sich mit Quiet Quitting auseinandergesetzt. In ihrer Sendung klären Sie, was genau sich hinter dem Begriff verbirgt und welche Konsequenzen es für den Arbeitsmarkt hat. Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung geben wir einen Einblick in die Ratgebersendung.

Status quo und Zahlen

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Vor allem seit der Pandemie ist das Engagement von Mitarbeitenden unter 35 Jahren stark gefallen, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup ergab.

10

20 Tools brachte der Regisseur und Geschäftsführer der 45-köpfigen Filmagentur Sons of Motion Pictures GmbH aus Leipzig mit, stellte diese vor und ordnete ihren Wert für den eigenen Workflow ein. Zwischendurch entstanden um die Thematik herum spannende Diskussionen: von der Sinnhaftigkeit der Programme bis hin zur Frage, ob das klassische Berufsbild des Grafikers ausgedient hat. Werden Recruiting-Kampagnen in Zukunft komplett von einer KI erstellt werden können? Eine klare Antwort darauf lieferte der Abend nicht. Wohl aber die Erkenntnis, dass fähige Personen vor den Rechnern benötigt werden, die es verstehen mit den Künstlichen Intelligenzen umzugehen. Grafikerinnen und Grafiker müssen also (noch) keine Angst davor haben, dass die KI ihren Job übernimmt. Vielmehr bekommen sie mit der KI eine Sparring-Partnerin an die Seite, die bisherige Aufgaben und Prozesse abnimmt und ihnen damit mehr Raum für Kreativität lässt. Das Ergebnis: im besten Fall kreative und schnell umsetzbare Recruiting Kampagnen für den Mittelstand.

Der Anteil der jüngeren Mitarbeitenden, die auf ihrem Arbeitsplatz ermutigt werden, sich zu entfalten und zu engagieren, ist laut Gallup-Studie um 10 Prozent gesunken.

79

Würden sie mehr Anerkennung erhalten, würden 79 Prozent der Arbeitnehmenden laut eigener Aussage nicht still kündigen, wie eine Langzeitstudie unter 200 000 Managern und Angestellten ergänzt um globale Statistiken ergab.

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Wichtigstes Motiv für den Verbleib am Arbeitsplatz in Deutschland ist laut einer McKinsey-Studie mit einem Ergebnis von 50 Prozent eine angemessene Vergütung.

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Laut Statistischem Bundesamt haben im vergangenen Jahr zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung Überstunden gemacht – das entspricht 4,5 Millionen Menschen. 22 Prozent dieser Mehrarbeit war unbezahlt.

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Eine Berufe-Studie des Versicherers HDI ergab, dass die Bindung an die Arbeit in Deutschland abnimmt: So sagten 58 Prozent der unter 25-Jährigen, dass sie sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen könnten, 2020 waren es noch 69 Prozent.

Speaker und Filmemacher Florian Arndt (Mitte) beim UP! #Stammtisch. FOTO: CHRISTIAN MODLA Die drei KI-Learnings des Abends: ■ Auch simple KI-Tools haben Einfluss auf die Produktivität

LanguageTool ist wie die Rechtschreibprüfung bei Microsoft Word – nur besser. Neben Stil und Grammatik wird auch Kommasetzung korrigiert und das eben nicht nur in Word, sondern programmübergreifend oder im Browser. Ein perfektes Helferlein für alle, die gerne und viel schreiben. Sogar Geschäftsführern von Filmagenturen erspart dieses Tool viele interne Korrekturschleifen. ■ KI ist eine Chance, nicht die Lösung: Der Kopf sitzt immer noch vor dem Rechner

Unternehmen haben es selbst in der Hand, wie intensiv sie KI-Tools nutzen und wie hilfreich sie bei den täglichen Aufgaben sind. Wer bisher keine Erfahrung mit Film oder der Inszenierung von Recruiting-Clips hat, tut sich mit KI-Tools wie synthesia.io schwer. Mit Hilfe dieses Tools lassen sich innerhalb von 15 Minuten Videos kreieren. Ohne Regie-Anweisungen – in dem Fall Befehle an die KI – wie sich ein Charakter im Clip verhalten soll, wirken solche Videos jedoch sehr unnatürlich. Erst durch die Kombination von Mensch, KI und der Weiterbearbeitung der Ergebnisse entstehen neue, kreative (Kunst-)Werke. ■ Wer es ernst meint, zahlt: Die neuesten Features gibt es nur in kostenpflichtigen Pro-Versionen

Für derzeit noch wenig Geld im Monat (in der Regel unter 20 Euro) sind KI-Tools bereits verfügbar. Das liegt tatsächlich daran, dass diese KIs gerade durch das Nutzerverhalten trainiert werden. Florian Arndt prognostiziert, dass die Kosten der Tools perspektivisch steigen werden, da die Rechenleistung der Programme auch finanziert werden muss. Ein kleines Beispiel: Der Unterhalt von ChatGPT kostet rund 700 000 US-Dollar pro Tag (Quelle: t3n). Die Branche befindet sich also gerade in einer Testphase, vergleichbar mit den frühen Jahren des World Wide Web. Das Fazit: Wer jetzt die Tools testet, die in der täglichen Arbeit unterstützen könnten, ist bei potenziellen Kostensteigerungen top informiert, wofür sich das Investment lohnt. Die Teilnehmenden des UP! #Stammtisch konnten mindestens eines der 20 KI-Tools oder das Handwerkszeug für die sinnvolle Nutzung mit nach Hause nehmen. Gerade im Recruiting und Personalmarketing, wo viel Kreativität und Zielgruppenverständnis gefragt sind, kann die KI zu einer wertvollen Kollegin werden.

Das ist der UP! #Stammtisch: Jeden zweiten Monat donnerstags findet der Leipzig Media UP! #Stammtisch statt. Hier besprechen die Veranstalter exklusiv mit zwölf Unternehmensvertreterinnen und -vertretern ausgesuchte Themen. Zu jeder Ausgabe werden Expertinnen und Experten zum jeweiligen Thema des Abends eingeladen. Sie wollen bei einem der nächsten UP! #Stammtische dabei sein? Schreiben Sie uns gerne eine Mail an recruiting@leipzig-media.de.


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Die Nachfrage nach Diensträdern hat die vergangenen Jahre deutlich angezogen, bestätigt Justus Dörfer (r.), Geschäftsführer von „Die Speiche – Der Fahrradladen“ in Leipzig-Gohlis, denn immer mehr Arbeitgeber bieten Dienstradleasing für Ihre Mitarbeiter als attraktives Add-on zum Gehalt an. FOTOS: JOCHEN REITSTÄTTER; RAINER JUSTEN; RECHTSANWALTSKANZLEI KEHR

Klassische Räder und E-Bikes als Dienstrad – umweltfreundlich unterwegs und Steuern sparen Binnen zwei Jahren – von 2019 bis 2021 – stieg der Anteil an Nutzern eines Dienstrades um fast das Vierfache. Damit leistet der gesunde und umweltfreundliche Radverkehr einen echten Beitrag zur Verkehrswende. Von Jochen Reitstätter

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-Bikes erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, sowohl in der privaten Nutzung als auch als Vehikel für den Weg zur Arbeit. Dabei nutzen viele Pedelec-Fahrer das Rad nicht nur als gesunde Alternative für den Arbeitsweg, sondern gleichzeitig als Modell zum Steuern und Abgaben sparen. Auch mit Muskelkraft angetriebene klassische Fahrräder kommen bei vielen als Alternative zum Pkw in Betracht. Wenn der Arbeitgeber mitspielt, ist es für beide Seiten eine Win-win-Situation, die Umwelt profitiert und der Stadtverkehr wird spürbar vom motorisierten Individualverkehr entlastet. Morgens im Stau stehen oder zu Stoßzeiten in vollen Bahnen, das wird für viele Berufspendler immer unattraktiver. Leipzig wuchs die vergangenen Jahre deutlich, ebenso der Stadtverkehr in allen Bereichen. Daher ist es für Pendler auf dem Weg zur Arbeit interessanter geworden, über die Alternative Rad nachzudenken.

Überlassung betrieblicher Räder lohnt sich für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Christian Kehr Rechtsanwalt aus Markkleeberg

Gesetzgeber fördert Nutzung von Diensträdern steuerlich

Da das Rad ein wesentlicher Faktor in der Verkehrswende darstellt, mindestens in Ballungszentren und Städten, hat auch der Gesetzgeber Regeln geschaffen, welche die Nutzung eines Dienstrads steuerlich fördern. Hierbei geht es um die Überlassung eines betrieblichen Fahrrades oder E-Bikes durch den Arbeitgeber an einen Arbeitnehmer zur dienstlichen, aber eben auch explizit zur privaten Nutzung, entweder komplett unentgeltlich oder verbilligt. Für die Gruppe der E-Bikes gelten die Regelungen nur bei Rädern mit einem maximal 250 Watt starken Motor und einer Geschwindigkeitsbegrenzung bis 25 Kilometern pro Stunde. Stärkere, sogenannte S-Pedelecs, unterliegen anderen Regelungen. Vom Rad bis zum Aufladen alles gefördert

Was Arbeitnehmer und Arbeitgeber am Ende an Steuern sparen, hängt allerdings vom Modell ab, welches gewählt wird beziehungsweise der Arbeitgeber anbietet. „Die Variante ‚Überlassung eines Fahrrads oder Pedelecs zusätzlich zum Arbeits-

Kein anderes Verkehrsmittel hat so viel Potenzial, Freude in den Alltag zu bringen. Thomas Dienberg Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig

lohn‘ ist für den Arbeitnehmer einkommensteuer- beziehungsweise lohnsteuerfrei“, erklärt Rechtsanwalt Christian Kehr aus Markkleeberg, der als Dienstleister Finanz- und Lohnbuchhaltung für kleine und mittelständische Unternehmen anbietet. „Der Arbeitgeber kann die einmaligen Anschaffungs- oder die Leasingkosten inklusive Servicepaketkosten voll als Betriebsausgabe ansetzen und darin enthaltene Vorsteuer geltend machen“, erklärt Kehr das für beide Seiten lohnenswerte Modell. Überlässt der Arbeitgeber das gekaufte oder geleaste Rad im Rahmen einer Entgeltumwandlung dem Arbeitsnehmer, so hat der Arbeitgeber gar keine Kosten. Der Arbeitnehmer hat dagegen einen geldwerten Vorteil und muss ein Viertel der Unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers oder Händlers monatlich mit seinem individuellen Steuersatz versteuern. Zur Berechnung des persönlichen finanziellen Vorteils gibt es Dienstrad-Steuerrechner im Internet, zum Beispiel auf der Seite der Stiftung Warentest oder von Dienstrad-Leasinganbietern wie Bikeleasing oder Jobrad. Der Trend zum Fahrrad wird auch von der Stadt Leipzig begrüßt. „Es gibt viele gute Gründe, den Radverkehr als nachhaltiges Verkehrsmittel für alle zu fördern: Radfahren ist umweltfreundlich und hilft, die Klimaschutzziele zu erreichen“, erklärt Thomas Dienberg, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig. Dazu kommt, dass die Stadt weniger Fläche für den Autoverkehr in Form von Straßen und Parkplätzen versiegeln muss und somit auch Geld spart. Krankenkassen haben die gesundheitlichen Vorzüge des Verkehrsmittels Rad ebenso erkannt und fördern – beispielsweise die AOK PLUS – nachweislich sportlich Aktive mit speziellen Tarifen und einem Bonussystem. Darunter fällt auch die Nutzung eines Dienstrads. Steuerliche Aspekte und Umweltargumente zeigen Wirkung

Umfragen und Händler attestieren eine steigende Nachfrage nach dem Verkehrsmittel Rad auch als Dienstrad. Dies zeigt auch die alle zwei Jahre stattfindende Befragung

Ermittlung des geldwerten Vorteils bei der Überlassung von betrieblichen (Elektro-)Fahrrädern zur privaten Nutzung Form der Überlassung zur privaten Nutzung

Ermittlung des geldwerten Vorteils

Überlassung eines Fahrrads oder Pedelecs zusätzlich zum Lohn, bei Leasing vom Arbeitgeber geleast

steuerfreier geldwerter Vorteil

monatlich 0,25 Prozent der auf Überlassung eines Fahrrads volle 100 Euro abgerundeten oder Pedelecs im Rahmen einer Unverbindlichen PreisempfehEntgeltumwandlung, bei Lealung einschließlich Umsatzsing vom Arbeitgeber geleast steuer Bei Ankauf nach Leasing-Phase Kauf des geleasten Rads durch Sachzuwendung „FahrradArbeitgeber, Weiterverkauf an übereignung“ pauschal mit Arbeitnehmer 25 Prozent zu versteuern Nutzung Ladeeinrichtungen des Arbeitgebers keine Zurechnung zum Arbeitslohn QUELLE: DEUTSCHER BUNDESTAG, WISSENSCHAFTLICHE DIENSTE 2020, ERMITTLUNG DES GELDWERTEN VORTEILS BEI DER ÜBERLASSUNG VON BETRIEBLICHEN (ELEKTRO-)FAHRRÄDERN ZUR PRIVATEN NUTZUNG

Beispielhafte Berechnung der Ersparnis Kaufpreis Leasing-Rad

3000 Euro brutto

monatliche Leasingrate inkl. Versicherung

102,99 Euro

monatliche Gehaltsumwandlung

95,09 Euro

tatsächliche Nettobelastung

54,98 Euro

Ersparnis gegenüber dem Direktkauf

1220,88 Euro

QUELLE: LEASINGRATEN-RECHNER BIKELEASING.DE (GEHALT 3000 EURO BRUTTO, LOHNSTEUERKLASSE 1, KEINE KINDER, SACHSEN)

„Fahrrad-Monitor“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Auf seiner Internetseite www.bmdv.bund.de schreibt das Ministerium: „Der Boom des Fahrrads setzt sich fort. Das Rad hat im Verkehrsmittelvergleich das höchste Wachstumspotenzial. In Zukunft wollen 41 Prozent der Menschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren häufiger Rad fahren. Bei den Jüngeren (14 bis 29 Jahre) ist der Wunsch nach einer häufigeren Fahrrad-/ Pedelec-Nutzung mit 49 Prozent am stärksten ausgeprägt. Die größte Bereitschaft zur häufigeren Nutzung von emissionsarmen oder emissionsfreien Verkehrsmitteln findet sich in den Großstädten.“ Dass Umweltargumente wie auch finanzielle Aspekte ziehen, merken auch die Fahrradhändler. Christian Heyne vom RadrevierFahrradladen im Zentrum Leipzigs stellt seit längerer Zeit einen wachsenden Kreis von Interessenten für Stadträder und E-Räder für die Pendlerfahrten zur Arbeit fest. „Seit das Radwegenetz in der Stadt im Fokus des Ausbaus steht, kommen auch immer mehr Kunden, die sich explizit über ein Radleasing-Modell informieren möchten“, so der Radexperte. Dienstfahrräder auch auf dem Land beliebte Alternative

Die Attraktivität dieser in vielerlei Hinsicht attraktiven Art der Fortbewegung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Großstadt-Milieus. So nutzten „aufgrund der nicht zu langen Wege von Strehla nach Riesa, Oschatz oder ins Umland auch mehr und mehr Menschen die Möglichkeit, auf dem Radwegenetz umweltfreundlich und in gesunder Weise zur Arbeit zu kommen“, so Uwe Krautwald, Inhaber des Zweiradshop Krautwald in Strehla und verweist auf steigende Verkaufszahlen und Vertragsabschlüsse für ein Dienstrad. Neben all den finanziellen Anreizen des Staates für das Radfahren zählt aber für viele vor allem auch eins: „Radfahren macht Spaß! Kein anderes Verkehrsmittel hat so viel Potenzial, Freude in den Alltag zu bringen“, betont deswegen Bürgermeister Dienberg. „Das gilt ganz besonders auch für den Weg zur Arbeit und wieder nach Hause.“


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Die Flaschen-Frage Beim Thema Transport wird in der Weinbranche über Flaschen diskutiert Von Uwe Köster

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m 23. Februar 2023 fand ein bemerkenswertes Online-Treffen statt. Die Mitglieder von Sustainable Wine Roundtable (SWRT) diskutierten einen „pact for packaging“ (Pakt für Verpackungen). Sustainable Wine Roundtable wurde im September 2021 von 49 weltweit führenden Firmen der Wein- und Lebensmittelbranche aus 18 Nationen gegründet. Ziel ist, geeignete Maßnahmen angesichts stetig wachsender Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu diskutieren und umzusetzen. Als bisher einzige akademische Institution ist die Hochschule Geisenheim, die Kaderschmiede des deutschen Weinbaus, beteiligt. Bei dem Treffen im Februar wurde von den Mitgliedern der sogenannte „packaging pact“ vorgeschlagen. Demnach soll es bis Ende 2023 keine Glasflaschen mit mehr als 700 Gramm Gewicht geben und bis Ende 2024 keine Glasflaschen mit mehr als 550 Gramm Gewicht. Zudem sollen alle Eigenmarken und alle Handelsware der SWRT-Mitglieder bis Ende 2025 nicht mehr als 420 Gramm pro Fasche wiegen. Klingt zunächst wenig spektakulär. Aber wenn man weiß, dass zu den Mitgliedern des SWRT unter anderen Weinhandels-Riesen wie Systembolaget (Monopol für alkoholische Getränke in Schweden), Alko Oy (Staatliche Exklusivlizenz für alkoholische Getränke in Finnland), Lidl GB (Lebensmittel-Discounter in Großbritannien), The Wine Society (170 000 Mitglieder in Großbritannien) oder Ahold Delhaize (einer der weltgrößten Lebensmittelhändler aus den Niederlanden) gehören, dann bekommt das schon eine Dimension. Das ist eine Marktmacht und man ahnt, welche Auswirkungen dieser Beschluss auf die Weinwirtschaft haben kann/ wird. Gerade Skandinavien und Großbritannien sind extrem wichtige Exportländer für Weine aus Frankreich, Italien oder Spanien, selbstverständlich auch für deutsche Weine. 300 oder über 800 Gramm?

300 oder über 800 Gramm – was hat das mit Transport und Logistik zu tun? Viel! Am Verbringen der reifen Trauben in den Keller zur Weinbereitung ist kaum etwas zu ändern oder zu sparen. Größter Kostenfaktor ist der Transport der Flaschen – leere und volle. „Bei einer Palette mit bis zu 1600 leeren Flaschen macht es schon einen Unterschied, ob eine Flasche 300 Gramm wiegt oder 800 Gramm“, sagt Winzer Klaus Böhme vom gleichnamigen Weingut in Kirchscheidungen. Da geht es um Spritverbrauch, Ladekapazitäten, Transportmengen. Und schon sind wir mittendrin im Thema Transportkosten. Eine gewisse Teuerung habe es schon immer gegeben, sagt Böhme, Inflation im moderaten Bereich auch. Aber jetzt: Generell sind die Energiepreise enorm gestiegen, die Dieselpreise gingen nach oben, dazu diverse Tarifverhandlungen, das sei jetzt „schon krass“. Hinzu komme der akute Personalmangel, auch in der Logistikbranche. Von Anrufen, dass es heute mit einer Lieferung nicht klappt weil aktuell kein Fahrer zur Verfügung steht, können viele Winzer erzählen. Diesem Problem stehen die Weinbaubetriebe mehr oder weniger machtlos gegenüber. Beim Thema Flaschen können die Winzer aber eingreifen. Klaus Böhme setzt auf leichte Flaschen. Die leere Flasche seines ausgezeichneten 2022er Weißburgunders aus dem Rappental wiegt 365 Gramm. Es ist eine der leichtesten 0,75 Liter-Flaschen, die es derzeit auf dem Markt gibt. Die meisten Weinflaschen wiegen zwischen 400 und 750 Gramm. Das andere Extrem: Die leere (!) Flasche eines guten Primitivo aus Apulien bringt

es auf 1010 Gramm. Das bedeutet bei einer Palette mit 1300 Flaschen ein Gewicht von 474,5 Kilogramm zu 1313 Kilogramm. Oder einfacher: eine knappe halbe Tonne gegenüber fast anderthalb Tonnen. Neben der besseren Öko-Bilanz bedeutet geringeres Gewicht natürlich auch geringere Transportkosten.

Wie wäre es mit Pfand?

Viel diskutiert, europaweit, wird aktuell auch die gute alte Pfandflasche. Die spanische Winzerfamilie Torres hat ein Projekt gestartet, „Rewine“ genannt. Mehr als 80 000 Flaschen sollen wieder verwendet werden. In der Steiermark existiert seit zehn Jahren ein vom Bundesland

Weinflaschen mit unterschiedlichem Gewicht: Leergewicht links 365 Gramm rechts 1010 Gramm

Alternativen zur Flasche Über die Weinflasche wird diskutiert wie noch nie. Erzeugung, Transport, Entsorgung von Millionen von Glasflaschen und damit einhergehende Treibhausgasemissionen belasten angesichts des Klimawandels das Image. Angeblich sind 50 Prozent des CO2 -Fußabdrucks des globalen Weinbaus auf die gläsernen Weinflaschen zurückzuführen. Über Alternativen zur Weinflasche wird seit einiger Zeit intensiv geforscht. Einige haben Marktreife erreicht und werden verwendet. Doch den richtigen Durchbruch haben sie noch nicht geschafft. Die bekannteste unter den alternativen Verpackungen ist die sogenannte Bag-in-Box (BiB). Bekannt auch als Weinschlauch, populär auch als Behältnis von Obstsäften. Also ein Beutel aus Aluminium mit eingebautem Plastikzapfhahn, der in einem Karton steckt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die BiBs sind leicht stapel- und transportierbar sowie deutlich leichter als Glasflaschen. Eine BiB mit drei Litern Inhalt spart vier Glasflaschen ein. Doch noch immer hat Wein in BiBs ein Imageproblem. Es steht für billige, süffige Weine, mit denen man günstig eine Party bestreiten kann, geeignet auch für Junggesell(inn)en-Abschiede. Hochwertige Weine vermutet niemand in BiBs. Neu und noch kaum bekannt sind Weinflaschen aus Papier, Flachs, Faserguss oder Plastik. Aus 94 Prozent recycelter Pappe besteht eine Flasche namens „Frugal Bottle“ vom italienischen Weingut Cantina Goccia in Umbrien. Die „Pappflasche“

hat eine lebensmittelgerechte Innenbeschichtung und soll gerade einmal 83 Gramm wiegen. „Bio’teille“ nennt ein französisches Start-up eine Flasche, die aus Zellstoffmaterial wie Altpapier und Karton hergestellt wird. Die leere Flasche kann kompostiert werden. „Bio’teille“ wurde gefeiert, es gab diverse Preise – aber verwendet wird sie kaum. Noch gar nicht im Einsatz ist die Flasche Green Gen Bottle von der französischen Firma Green Gen Technologies. Sie besteht aus geflochtenen pflanzlichen Leinfasern und Harz. Abnehmer werden aktuell noch gesucht. Abfüllung in eine Plastikflasche traut sich bisher noch kaum ein Winzer. Es sei denn, es gibt eine besondere Geschichte. Das Bio-Weingut Chateau Galoupet aus der Provence erzeugt neben einem Rosé-Wein in einer modernen Glasflasche seit Kurzem auch einen Zweitwein, „Nomade“ genannt. Dieser ist in eine flache Plastikflasche abgefüllt. Dabei handelt es sich um recyceltes Plastik, das ans Meeresufer angeschwemmt und von einer Umweltorganisation gesammelt wurde. Den höchsten Marktanteil aller Flaschenalternativen hat die Aluminiumdose. Populär ist Wein aus der Dose vor allem in Nordamerika, wo sie auch von namhaften Winzern verwendet wird. Rechnet man Transport und Recycling ein, sei die CO2Bilanz der Dose angeblich niedriger als die einer Glasflasche. Dass die Dose die Flasche als Behältnis für Wein generell ablöst, scheint aber eher unwahrscheinlich.

Steiermark initiertes System der Flaschenrückgabe. Die SteiermarkFlasche, erkennbar an einem gestanzten Panther, kann mehrmals befüllt werden. Durchgesetzt hat sich das Modell jedoch bisher kaum. Denn dass ein derartiges System nur mit einer einheitlichen Flaschenform funktioniert, versteht sich von selbst. An eine einheitliche Flaschenform ist aktuell aber nicht zu denken. Auch in Deutschland gibt es Bestrebungen hin zu Pfandflaschen. So setzt zum Beispiel das Weingut Martin Schömann aus Zeltingen an der Mosel auf das Pfandsystem. Seit Anfang 2023 bietet es seinen Kunden die Leergutrücknahme von Weinflaschen an und vergütet je Flasche 10 Cent. Laut Schömann können Glasflaschen bis zu sechs Mal neu befüllt werden. Für den Bio-Winzer liegen die Energiekosten für Transport und Spülen des Leerguts unter denen des Glasrecyclings. Ob der Weinmarkt das mitmacht, ist überaus fraglich, denn viele Weinerzeuger und die Glasindustrie bauen ihre Vermarktung bewusst auf unterschiedlichen Flaschen- und Verschlussformen auf. „Altglassystem hat sich bewährt“

Winzer André Gussek aus Naumburg ist wie fast alle seiner WinzerKollegen in Mitteldeutschland mehr als skeptisch beim Thema Pfandflaschen. Gussek: „Ein Pfand von 10 bis 12 Cent pro Flasche ist nicht kostendeckend. Es müssten 20 Cent und vielleicht sogar mehr sein, doch das ist aussichtslos“, sagt der Winzer. Zudem sei das System für kleinere und mittlere Betriebe – das sind ausnahmslos alle an Saale-Unstrut und Sachsen – alles andere als ökologisch sinnvoll. Eine eigene Waschanlage wäre für ein Weingut kaum finanzierbar, wäre nicht auszulasten und würde sich nicht amortisieren. Zu einer großen, zentralen Waschanlage müssten die Flaschen dann aber ständig hin und zurück transportiert werden. Das wäre ein weiterer extremer Kostenfaktor und ökologisch eine Sünde. „Das Altglassystem hat sich bewährt“, meint Gussek. Nicht umsonst würden zum Beispiel die Italiener Glasschrott aus Deutschland kaufen, in Italien gebe es hochmoderne Recyclinganlagen. Einheitsflaschen seien auch keine Lösung. Er selbst füllt seine Spitzenweine, etwa den exzellenten 2020er Weißburgunder Breitengrad 51, in lange, schicke und ja, auch schwere Flaschen. Die haben sich extrem verteuert, von einst 18 Cent auf mittlerweile 40 Cent und mehr. „Die Breitengrad-Weine sind hochwertige Weine, die kosten 28 Euro. Da ist der Flaschenpreis nicht das Problem.“

Die BreitengradWeine sind hochwertige Weine, die kosten 28 Euro. Da ist der Flaschenpreis nicht das Problem. Andre Gussek Winzer aus Naumburg

Die gestiegenen Kosten für Transport und Logistik gehen jedoch auch an seinem Betrieb nicht spurlos vorüber. Früher hat Gussek an gute Kunden die Weine selbst ausgeliefert. Das macht er jetzt prinzipiell nicht mehr. Für den Handel holt ein Großhändler die Weine ab, Online-Bestellungen von Privatkunden werden per DPD versendet. Das funktioniere. Einen Trost für die ostdeutschen Winzer hat er auch parat. „Wir sind froh, dass wir noch ein relativ gutes Preisniveau haben. Aber in der Pfalz oder in Rheinhessen, wo eine Literflasche Wein 3 Euro kostet, da sind die Kostensteigerungen schon ein Problem.“

Leergut nach einem Weinfest FOTOS: UWE KÖSTER; ADOBE STOCK


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ben Leben

Der Siebdruck von zwei ehemaligen Studierenden, Hannah Englisch und Janni Froese aus dem Studiengang Kommunikationsdesign, wurde im Rahmen des Wettbewerbs „100 beste Plakate Deutschland Österreich Schweiz“ 2018 mehrfach ausgestellt.

Zur Jahresausstellung 2022 der Kunsthochschule haben Studierende der Studiengänge Kunstpädagogik und Kunst (Lehramt) diese zweiteilige Edition erarbeitet.

o ftv d n e g rZ F i!b ca N S su K -A kh p m w L V

FOTOS: NANNETTE HOFFMANN

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Stil

BOSS-BÜRO

Zu Besuch bei Prof. Bettina Erzgräber, Rektorin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Ein Geschenk ist diese Fliese. Sie ist ein Teil der ehemaligen Deckenmalerei in der Studierendencaféteria, die aufgrund einer Renovierung abgetragen wurde.

Diese Vase ist von druckwerk.xyz gestaltet, gegründet von drei Absolventinnen und Absolventen der BURG. Sie ist mit keramischer Masse im 3D-Druck-Verfahren erstellt.

Ein Mitbringsel aus dem Urlaub sind diese Seeigel.

Diese Zeichnung ist von Lenia Hauser, ihrer ehemaligen künstlerischen Mitarbeiterin.

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat seit 1. Oktober 2022 eine neue Rektorin. Erstmals leitet eine Frau eine der größten Kunsthochschulen Deutschlands. Bettina Erzgräber ist dabei keine Unbekannte. Seit 2015 lehrt sie an der BURG als Professorin für Zeichnen und bildnerisches Gestalten im Fachbereich Design und stand diesem von 2017 bis 2022 als Dekanin vor. Sie kennt die Hochschule, die Abläufe, Ausbildungsziele, Verwaltungsstrukturen und schätzt ihre Lebendigkeit und Vielfalt. Ihr Ziel ist es, die Kunsthochschule mit ihrem unverwechselbaren Profil weiterzuentwickeln und die große Zahl an Werkstätten mit handwerklichen wie auch digitalen Verfahren zu hegen und pflegen. Den Wunsch der Studierenden, an der Materialisierung von Dingen zu arbeiten und die Nachhaltigkeit voranzutreiben, möchte Bettina Erzgräber ebenso unterstützen. Zudem sind ihr Kommunikation und Kooperation nach innen und außen wichtig. Kurze Wege und Transparenz auf allen Ebenen seien da die richtigen und schon gelebten Schritte. „Die BURG ist ein Ort der künstlerischen Freiheit, der Gleichberechtigung und Diversität. Das möchte ich aufrechterhalten und den Raum für geistige Offenheit weiter fördern“, sagt die 59-Jährige. Als eine der größten Herausforderungen in ihrer Amtszeit sieht Prof. Erzgräber den Neubau des Fachbereichs Kunst. „Die Interimslösung ist kein tragbarer Zustand mehr.“ Der Neubau soll gegenüber dem historischen Areal der Burg Giebichenstein entstehen. Damit gäbe es zukünftig zwei zentrale Standorte für die Fachbereiche. Baubeginn ist für 2024 geplant, die Fertigstellung für 2027. Bettina Erzgräber ist von Hause aus Zeichnerin. „Die Möglichkeit, das überall und immer wieder zu tun, habe ich mir über die Jahre bewahrt.“ Dabei sei Zeichnen für sie unter anderem eine Art Yoga, „Regeneration und geistige Nahrung“. Und wenn sie das nicht gerade macht, besucht sie Ausstellungen, Konzerte, Lesungen – kulturelle Veranstaltungen jedweder Couleur. Was ihr in der Saalestadt selbst fehlt, sei eine Kunsthalle für Zeitgenössisches. Einen Tipp hat Bettina Erzgräber noch: „Besuchen Sie unsere Jahresausstellung am 15. und 16. Juli. Dann öffnen die Ateliers, Werkstätten und Seminarräume der Hochschule an allen Standorten ihre Türen und gewähren Einblick in das vielfältige Schaffen.“ Nannette Hoffmann ANZEIGE


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Zeit – sinnvoll nutzen, aber wie?

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HÖRZENTRUM, SENEC GMBH

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FOTOS: FREEPIK.COM/RAWPIXEL.COM, ANDRÉ KEMPNER, GROMKE

ben Leben

Experten-Tipps Burkhard Heidenberger, Buchautor und ZeitmanagementTrainer, hat gleich 20 Tipps und Methoden parat, wie der berufliche Tagesablauf besser gelingen kann. Einige davon seien hier genannt:

Mit welchen ungewöhnlichen Dingen, die den allgemeinen Ablauf stören, hatten Sie schon zu kämpfen?

■ Machen Sie sich Notizen. Wer schreibt, der bleibt.

Von Ulrich Langer

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eit. Ein kurzes Wort, aber es hat es in sich. Zeit – eine eigentümliche Erscheinung, mit der es jeder tagtäglich zu tun bekommt, die aber so verflixt flüchtig, nicht wirklich greifbar ist. Deshalb versuchen so manche Experten, sie mit klugen Ratschlägen bändigen zu müssen und sprechen gar von Zeitmanagement. Albert Einstein hingegen, der geniale Naturwissenschaftler, meinte seinerzeit kurz und bündig scherzhaft: „Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.“ Das stimmt wohl, sagt aber nichts über den Umgang mit ihr aus. Dies bringt eher Michael Kastner, deutscher Psychologe und Hochschullehrer, auf den Punkt: „Zeitmanagement ist Unsinn. Sie können die Zeit nicht managen – nur Ihr Verhalten.“ Drei regionale Wirtschaftsvertreter, die die Wirtschaftszeitung dazu befragt hat, sehen das genauso. Auf die direkte Frage, wie sie das knappe Gut Zeit managen, sprechen alle davon, wie sie konkret ihr Verhalten organisieren. „Indem ich Prioritäten setze“, sagt etwa Volker Lux (54), Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig. Ähnlich antwortet Beate Gromke (50), Chefin des Gromke Hörzentrums, einem inhabergeführten Leipziger Familienunternehmen: „Mit viel Selbstdisziplin und Struktur“ gehe sie den beruflichen Alltag an. Aurélie Alemany (48), Chefin

Unsere Assistentinnen sind die unschätzbaren Helferinnen und Organisations-Genies im Hintergrund. Aurélie Alemany Chefin des Leipziger Stromspeichersysteme-Herstellers Senec

Kraft am selben Strang ziehen.“ Und er fügt selbstkritisch hinzu, zu oft der Versuchung zu erliegen, dass „es bei denen schon läuft und man sich dringender um andere Dinge kümmern muss“. Was so viel heißt, auf die Kollegen und den Zusammenhalt mit ihnen ist großer Wert zu legen. Gromke stimmt zu: „Gespräche mit Mitarbeitern sind unendlich wichtig. Dafür nehme ich mir viel Zeit.“ Alemany sagt dazu: „Ich vertraue nicht nur auf mein Team, sondern erwarte von ihm die Fähigkeit, in bestimmten Situationen auch (wichtige) Dinge ohne mich entscheiden zu können – diese ,Freiheit’ impliziert mehr Selbstvertrauen und führt am Ende auch immer zu den besseren Entscheidungen.“ Wichtige Helfer

Das Miteinander nimmt bei allen drei Managern einen hohen Stellenwert ein. „Ihre Helfer“ sind ihnen naturgemäß äußerst wichtig. „Ja, meine Frau Schneider“, schwärmt Lux nahezu und meint seine Sekretärin Annett Schneider. „Oh ja, das ist ungemein wichtig“, antwortet Gromke auf die Frage, ob sie unterstützt wird, die Tagesdinge zu meistern, und fügt hinzu: „Und noch viel wichtiger ist, dass ich mich 100-prozentig auf meine Mitarbeiter dahingehend verlassen kann.“ Das schätzt auch Alemany: „Unsere Assistentinnen sind die unschätzbaren Helferinnen und Organisations-Genies im Hintergrund.“ Klar wird immer wieder: Allen geht es darum, das eigene Verhalten so zu organisieren, dass ein höchstmöglicher Effekt entsteht. Das schließt ein Chaos, Hektik und Ausfälle zu vermeiden. Lux sieht das pragmatisch: „Ich weiß, dass ich oft keine Zeit habe, ein zweites Mal über ein Thema nachzudenken. Deshalb versuche ich, zügig zu entscheiden.“ Gromke gibt unumwunden zu, dass Stresssituationen „in Wellen kommen“, manchmal die Zeit nicht ausreiche. „Ich bin aber davon überzeugt, dass Führung an sich das ausschlaggebende Kriterium ist, erfolgreich zu sein.“ Damit dies gelinge, pflege sie folgenden Grundsatz: „Eine gute Führung teilt sich die Zeit automatisch strukturierter ein.“ Sie sei folglich stringent organisiert – eben „strukturiert. Chaos versuche ich immer eine Struktur zu geben“. Sie plane gut vor. Lux sieht es ähnlich: „Ich zwinge mich zur stringenten Organisation.“ Private Ruhephasen

des Leipziger Stromspeichersysteme-Herstellers Senec, wirft ein: Das Aufgabenpensum gelte es fokussiert und effizient zu verwalten. Schließlich komme es darauf an, alle Anforderungen so gut wie möglich zu meistern. Und reicht dafür die vorhandene Zeit? Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph, Dramatiker und Staatsmann (1 bis 65 n. Chr.) hat darauf eine frappierende Antwort: „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ Gromke spricht es so aus: „Für unnützes Zeitverbringen habe ich keine Zeit.“ Wohl dem, der das von sich behaupten kann. Lux sieht das kritischer: „Klar ist, dass ich zu wenig Zeit für meine Leistungsträger aufbringe, also für jene, die mit voller

Dieses Sich-zu-disziplinieren ist nicht nur für die dienstlichen Abläufe von Vorteil, auch für die privaten. „Klar müssen private Termine in den dienstlichen Kalender, sonst fallen sie ja ständig hinten runter“, betont Lux. Sein Büro wisse „sehr genau, in welchen Zeitfenstern ohne Rücksprache Termine vereinbart werden dürfen“. Wie wichtig private Ruhephasen sind, beschreibt Gromke so: Balance zwischen Arbeit und Freizeit und Familie – ist vor allem zu managen, „durch einen verständnisvollen Partner, der einen auch immer mal wieder erdet und keine Vorwürfe macht.“ Die Familie sei „der Anker, der einen immer auffängt“. Lux: „Meine Frau sagt mir schon sehr deutlich, wenn Gesichtsfarbe oder Körpersprache eine Pause erfordern.“ Alemany sieht das

Nicht immer läuft im beruflichen Alltag alles wie gewünscht, nach Plan. Mitunter haben die Manager auch mit ungewöhnlichen, unerwarteten Dingen zu kämpfen, die ihren dienstlichen Ablauf stören. Beate Gromke und Volker Lux können davon ein Lied singen. So berichtet die Chefin des Leipziger Familienunternehmens Gromke Hörzentrum von Ereignissen, die sie und ihre Mitarbeiter bewältigen mussten, obwohl sie gar nicht auf der Tagesordnung standen. Sie erzählt etwa von der Entfernung von Taubendreck am Gebäude und auf dem Balkon. „Nach mannigfaltig vielen Forderungen der Stadtverwaltung, von Straßenfotos über Besichtigungstermine bis hin zu Bauplänen warten wir bis heute auf eine Genehmigung der Stadt, hier eine Hebebühne nutzen zu dürfen“, ärgert sich die Unternehmerin. Auch sei die problemlose Einfahrt von Lastwagen zur Warenanlieferung nicht selten von Bettlern oder der Polizei bekannten Personen gefährdet. Dies zu beheben, erfordere zusätzlichen Aufwand, der nicht vorhersehbar sei. Schließlich führt Gromke den Vorfall eines Hausfriedensbruchs an. „Erst kürzlich mussten wir Strafanzeige stellen, die Polizei rufen, weil Unbefugte auf das Gerüst geklettert sind, das für Dacharbeiten angebracht ist.“

ganz nüchtern: „Freiräume müssen praktisch ,frei geräumt’ und geplant werden – in der Tat. Am besten schalte ich beim Sport, wie etwa beim Tennis, ab. Das befreit mental. Deswegen stehe ich mindestens einmal die Woche auf dem Platz.“ Und sie fügt hinzu: Zu den besten Energiequellen „für mich zählen – weil garantiert immer abwechslungsreich und inspirierend - zweifelsohne Familie und Freunde“. Sein Verhalten zu planen, zu strukturieren und damit wirkungsvoll zu organisieren – das ist das A und O guten Managements. Zu diesem Fazit lassen sich die Aussagen der drei Wirtschaftsvertreter zusammenfassen. Und dabei sind regelmäßige ausreichende Schlafstunden beileibe keine vertane Zeit. „Schlaf ist im Moment die einzige Situation, in der ich meinem Körper mal etwas zurückgebe“, bringt es Lux auf den Punkt.

■ Setzen Sie sich Ziele. Dadurch fällt Prioritätensetzung leichter. ■ Setzen Sie Prioritäten. Entscheiden Sie sich für eine Abarbeitungsreihenfolge der Aufgaben. ■ Treffen Sie schnelle Entscheidungen. Das beugt Zeitdruck vor. ■ Nutzen Sie Chat GPT und Co. Solche künstliche-Intelligenzbasierte Tools helfen, Arbeitsprozesse zu optimieren, helfen beispielsweise To-do-Listen zu erstellen und automatisch EMail-Antworten zu schreiben. ■ Zerteilen Sie große Aufgaben. Teilen Sie große Aufgaben in kleinere, leichter zu bewältigende ein. ■ Schotten Sie sich ab. Ablenkungen sollten auf ein Minimum reduziert werden. ■ Betreiben Sie Monotasking, das heißt: Widmen Sie sich konzentriert einer Tätigkeit nach der anderen. ■ Vermeiden Sie die lange Bank. Denn: Was man heute kann verschieben, bleibt auch morgen wieder liegen. ■ Sagen Sie Nein. Verteilen Sie Aufgaben, sagen Sie nicht zu allem Ja und Amen. ■ Seien Sie unperfekt. Perfektionismus kostet wertvolle Zeit. Erledigen Sie Aufgaben so gut wie nötig, aber nicht perfekt. ■ Gönnen Sie sich regelmäßig Pausen. ■ Bleiben Sie locker. Einfach mal was auf die „Was-soll’s-Liste“ setzen.

Mehr zum Thema Zeit Im Digitalmagazin der Wirtschaftszeitung gibt Dr. Katharina Tempel, Diplom-Psychologin und Expertin auf dem Gebiet der Positiven Psychologie, noch mehr Tipps zum Zeitmanagament.

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Mit derartigen Vorfällen hat Volker Lux zwar nicht zu tun. Aber es passiere dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig durchaus, das ungeplante Dinge ins Spiel kommen. „Durch die Tatsache, dass in unserer Kammer auch viele ehrenamtlich tätige Handwerker Verantwortung tragen, muss ich deren Belangen unbedingt Rechnung tragen. Sowohl der Präsident als auch alle anderen Vorstandsmitglieder führen ihre eigenen Unternehmen.“ Darauf müsse er Rücksicht nehmen. „Dadurch ist klar, dass ich oft nicht Herr über meinen Kalender bin.“ Ob er angesichts seiner Arbeitsbelastung schon einmal mit Burnout zu kämpfen hatte? Seine Antwort ist klar und deutlich: „Nein, definitiv nein. Das liegt auch daran, dass seit einiger Zeit positiver Stress überwiegt.“

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