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Gegnercheck Ungarn

GEGNER-CHECK UNGARN

Über Péter brauchen wir gar nicht zu reden“, sagte Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi zuletzt. „Er macht einen überragenden Job.“ Mit den lobenden Worten ist Péter Gulácsi gemeint. Er ist die Nummer eins im Tor von Deutschlands letztem Gruppengegner bei der Europameisterschaft. Gulácsi ist der Star in einer Mannschaft, die ohne die großen Namen, wie sie die Franzosen oder Portugiesen in ihren Reihen haben, auskommt. Ausgerechnet Gulácsi machte aber das Rennen um die EM-Teilnahme der Ungarn spannend. Im entscheidenden Play-offSpiel gegen Island patzte der Torwart, ermöglichte den Skandinaviern so die Führung, die die Ungarn erst durch zwei Treffer in den Schlussminuten noch zu einem 2:1-Sieg und damit der EM-Teilnahme drehen konnten. „Wir haben es uns verdient. Das wird ein großartiges Ereignis“, sagte Gulácsi nach dem packenden K.-o.-Duell. Für den Torhüter von RB Leipzig wird es das erste Turnier als Nummer eins zwischen den Pfosten. Bei der EM 2016 war der 31-Jährige hinter Ungarn-Legende Gábor Király noch zweite Wahl. Für das jetzige Turnier hat sich Gulácsi den Stammplatz im Tor des Außenseiters in der Gruppe aber mehr als verdient. Mit seinem Klub, RB Leipzig, kassierte der Ungar mit 32 Gegentoren in der abgelaufenen Bundesliga-Saison die wenigsten aller Teams. Gulácsi hielt seinen Kasten dabei in 15 Spielen komplett sauber, kassierte keinen Gegentreffer.

Der Ungar gehört ohne Zweifel zu den herausragenden Torhütern der Bundesliga. Deshalb hatte ihn auch Borussia Dortmund für die kommende Saison auf dem Radar. Der Vertrag von Gulácsi hatte eine Ausstiegsklausel, die es ihm ermöglicht hätte, Leipzig nach der Spielzeit zu verlassen. Doch der Nationaltorwart verlängerte vorzeitig bei Um ihn gibt es keine Diskussionen: Péter Gulácsi ist Ungarns Rückhalt. Foto: IMAGO/Newspix

PREMIERE MIT 31 JAHREN

Es war ein langer Weg für Péter Gulácsi bis in die europäische Spitze. Jetzt will der erfahrene Torhüter von RB Leipzig mit Ungarn bei der EM überraschen.

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Bundesliga-Spiele hat Gulácsi für RB Leipzig absolviert und damit mehr als jeder andere Spieler der Sachsen bisher. RB, bleibt jetzt bis 2025 – ohne Klausel. Nachdem die Leipziger schon früh die erneute Champions-League-Qualifikation geschafft hatten, durfte Gulácsi seine Saison sogar vorzeitig beenden und vor dem 34. Spieltag abreisen, um vor der Europameisterschaft noch einige Tage mit der Familie zu verbringen. Zudem wollte er eine Kapselverletzung am Finger auskurieren.

Die EM wird für den 31-Jährigen das Highlight. Gulácsi wurde in Budapest geboren, und genau dort spielt Ungarn seine ersten beiden Vorrundenbegegnungen gegen Titelverteidiger Portugal und Weltmeister Frankreich – wahrscheinlich sogar vor vollen Rängen in der Puskás Aréna. Aber der Weg für Gulácsi zu so einem Megaevent im eigenen Land war holprig und alles andere als vorauszusehen. Im Nachwuchs des MTK Budapest, wo er seine Karriere im Jahr 2003 begann, wurden zwar schnell andere Klubs auf das Talent aufmerksam. 2007 wurde der Ungar vom FC Liverpool verpflichtet, doch in der Premier League durfte er für die „Reds“ nie auflaufen, musste sich stattdessen über die Jahre in der zweiten und dritten englischen Liga bei Teams wie Hereford United, Tranmere Rovers und Hull City Spielpraxis holen. 2013 wechselte Gulácsi dann nach Österreich zu Red Bull Salzburg, wo er endlich den Durchbruch schaffte. 2014 und 2015 konnte er sich mit dem Klub jeweils das Double aus Meisterschaft und Pokal sichern. Im Sommer 2015 schloss er sich schließlich dem damals noch zweitklassigen Leipzig an – zunächst als Nummer zwei. Der Schweizer Fabio Coltori war damals gesetzt zwischen den Pfosten bei RB. Inzwischen hat Gulácsi mehr als 200 Pflichtspiele für die Sachsen bestritten.

Sein Debüt für die Ungarn feierte der Keeper am 22. Mai 2014 beim 2:2 gegen Dänemark, seit 2016 ist er die feste Nummer eins und wurde in seinem Heimatland 2018 und 2019 als Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Läuft die EM gut, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er das auch 2021 wieder wird.

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