Energie & Logistik April 2016 - Sonderausgabe der Leipziger Volkszeitung

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Anzeigen-Sonderveröffentlichung • 19. April 2016

EnErgiE & Logistik

Der schatz vom

Acker

Energiepflanzen wie Raps, Mais und Rüben stellen das größte einheimische Biomassepotenzial dar und liefern einen unschätzbaren Wert zum Gelingen der Energiewende. Heute deckt Energie aus Biomasse knapp sieben Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs. Kraftstoff, Wärme und Strom werden aus Energiepflanzen gewonnen. Sie bieten neben Holz und Stroh das Potenzial, einen erheblichen Teil unserer Energie nachhaltig aus einheimischen Quellen zu erzeugen. Wie sich Energieeffizienz und Umweltschutz vertragen, warum Regionalität, Qualität und Transportketten einander bedingen und was Tüftler mit Biomasse anstellen – darum geht es unter anderem in der aktuellen Ausgabe des LVZ-Extras Energie & Logistik. Landwirte, Handwerker, Gastronomen, Energie- und Finanzberater geben einen Einblick in ihr energisches Engagement.


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Dienstag, 19. April 2016 | NR. 91

Bioenergie stellt eine besonders wichtige Wertschöpfungsquelle für die Land- und Forstwirtschaft dar. Doch auch die Bauern ächzen unter den Auswirkungen der Energiewende. Foto: dpa

Bioenergie Auf 2,2 Millionen Hektar Ackerfläche wurden 2015 in Deutschland Energiepflanzen angebaut. Sie standen damit auf 13,1 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. 1,4 Millionen Hektar Energiepflanzen wurden 2015 für Biogas angebaut, auf 616 000 Hektar wurde Raps zur Produktion von Biodiesel bestellt und 184 000 Hektar entfielen auf den Anbau von Getreide und Rüben für die Bioethanolproduktion. Industrie- oder auch Nutzpflanzen wie Raps, Kartoffeln, Getreide, Mais, Zuckerrüben wurden auf rund 268 000 Hektar angebaut. Der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche diente dem Anbau von Futterpflanzen. Im Bereich Mobilität stellen Biokraftstoffe noch immer den Löwenanteil erneuerbarer Energien bereit. Der Absatz von Biokraftstoffen stieg 2014 gegenüber dem Vorjahr um fast vier Prozent auf 3,59 Millionen Tonnen. In der erneuerbaren-Energien-Branche sind insgesamt rund 360 000 Menschen beschäftigt, davon etwa ein Drittel im Bereich Bioenergie. 2,4 Milliarden Euro wurden jüngst in Bioenergie-Anlagen investiert.

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m April und Mai gleicht Mitteldeutschland einem zitronengelben Blütenmeer. Insgesamt hat sich die Anbaufläche von Raps nach Angaben des Bundesforschungsministeriums in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland verdoppelt. Größter Raps-Produzent ist MecklenburgVorpommern mit mehr als 200 000 Hektar Anbaufläche. Danach folgen Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg. Der wichtigste Grund liegt in der staatlichen Förderung der Biokraftstoffe. Der Anbau von Raps ist ein Millionengeschäft. Rund neun Millionen Tonnen wurden vergangenes Jahr auf Deutschlands Feldern geerntet und verarbeitet. Bis zu 400 Euro bringt die Tonne momentan ein. Davon profitiert auch Landwirt Ingo Winter aus dem Leipziger Ortsteil Althen. Die Crux: Er hat zwar mit dem Raps eine sichere Einnahmequelle und trägt maßgeblich zur Energiewende bei, ächzt aber auch unter den Folgen der Energiewende – vor allem unter steigenden Strom- und Transportkosten. Ingo Winter hat die Tankstelle auf dem eigenen Grund: Denn er verbraucht mit seinen Traktoren und anderen Maschinen pro Woche gut und gerne schon mal 7000 Liter Dieselkraftstoff. Eine Menge, mit der mancher Autofahrer mehrere Jahre unterwegs sein könnte. Kein Wunder, ein Ackerschlepper frisst pro Stunde rund

Adriana unterm Pflug 50 Liter. „Und eine Stunde auf dem Feld geht schnell vorüber“, sagt der 32-jährige studierte Landwirt, der am Leipziger Stadtrand gemeinsam mit seinem Vater einen klassischen Familienbetrieb bewirtschaftet. Ohne die Zapfstelle auf dem Gehöft würden allein schon die Fahrten zur nächsten Tankstelle enorm viel Zeit rauben. Angesichts solch gigantischer Verbrauchszahlen liegt es für Ingo Winter auf der Hand, sich ein paar Gedanken ums Spritsparen zu machen. „Dieselkraftstoff ist bei uns ein riesiger Kostenfaktor. Natürlich spielt uns der aktuelle Preisverfall in die Hände, allerdings führt der auch zu niedrigeren Erlösen bei uns.“ Denn Winters Firma baut auch Raps an, ein GrundSeine Saat geht auf: Landwirt Ingo Winter auf seinem Feld vor den Toren Leipzigs. Foto: Bert Endruszeit

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stoff zur Erzeugung von Biokraftstoffen. Die Folge: Niedrige Kraftstoffpreise senken die Nachfrage nach den etwas preiswerteren Biokraftstoffen deutlich. Und so bleibt Spritsparen immer aktuell. Winter hat unlängst ein Spritsparseminar besucht, speziell zugeschnitten für Landwirte. „Das hat uns richtig viel gebracht.“ Vermittelt wurde beim Kurs unter anderem, wie moderne Landtechnik effektiver eingesetzt werden kann. „Einfach aber wirksam ist die Regulierung des Luftdrucks. Auf der Straße fahren wir mit den Traktoren mit deutlich höherem Druck als auf dem Feld. Der Reifen wird dadurch im Einsatz breiter und kann die riesige Kraft von bis zu 300 PS besser auf den Boden übertragen.“ Wirksam sei auch der Einsatz von zusätzlichem Ballast am Trecker. Gut und gerne kommen da zusätzlich bis zu zwei Tonnen Zuladung an den Traktor. „Auch das verbessert die Kraftübertragung auf den Boden.“ Winter, der in Halle Agrarwissenschaften studiert hat, plant jeden Einsatz auf dem Feld akribisch. „Man muss sich immer überlegen, wie tief man in die Erde geht. Jeder Zentimeter tiefer kostet zu-

sätzlich Kraftstoff.“ Seit etwa zehn Jahren kommen auf seinen etwa 600 Hektar Ackerfläche zudem kaum noch Pflüge zum Einsatz, sondern nur noch Grubber und Eggen. „Das spart Kraftstoff und Zeit.“ Ein teurer Spaß ist in seinem Landwirtschaftsbetrieb auch der Strom: Rund 1000 Euro müssen pro Monat für die Belüftung und Kühlung der GetreideLagerhallen eingeplant werden. Hier soll sich etwas ändern. „Am Bau eines Blockheizkraftwerks wird wohl kein Weg vorbeiführen. Hier rechnen wir noch hin und her“, so Winter. Das Problem solcher Anlagen: Sie produzieren neben Strom auch viel Wärme, die genutzt werden muss. Nur dann rechnet sich das alles. Für eine

„Raps hat eine hohe Energiedichte und punktet in Bezug auf Nachhaltigkeit.“ Eberhard Weißkopf, Bio-Landwirt

reine Stromerzeugung ohne Wärmenutzung sei ein Blockheizkraftwerk nicht sinnvoll. Über die Sinnhaftigkeit seines Handelns machte sich auch Winters Kollege Eberhard Weißkopf aus Altenweddingen im Bördekreis Gedanken, als er 2003 von konventioneller Landwirtschaft auf Bio umstellte. Eine seiner drei Töchter war an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn erkrankt und Weißkopf zweifelte an der Lebensmittelindustrie, am „exzessiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die der Anbau von Monokulturen wie Raps mit sich bringt“. Heute erntet er pro Jahr rund 200 Tonnen Raps – vor allem der Sorte Adriana – ausschließlich für die Lebensmittelindustrie. Sein Hohelied auf den Raps hat einen guten Grund: „Raps hat eine hohe Energiedichte, einen guten Einfluss auf die Bodenqualität und punktet in Bezug auf Nachhaltigkeit: Die Rapspflanze hinterlässt keinen Abfall.“ Das Speiseöl, das Ölmühlen aus seinen Pflanzen gewinnen, sei reich an Omega-6- und Omega-3Fettsäuren, Alpha-Linolensäure und Vitamin E. Eine Qualität, die er seinen Böden verdankt: „Für mich als Bio-Landwirt ist es notwendig, eine auf den Boden abgestimmte Fruchtfolge einzuhalten. Es geht auch anders, aber nicht dauerhaft.“

„Jeder allein muss das Rad nicht neu erfinden“ enviaM gründet Energieeffizienznetzwerke für Unternehmen, Stadtwerke und Kommunen Das Vernetzen steht in der enviaM-Gruppe seit einigen Monaten hoch im Kurs. Der Unternehmensverbund hat verschiedene Energieeffizienznetzwerke gegründet. Die Initiativen richten sich an Unternehmen des Mittelstandes und der Industrie, an Kommunen und an Stadtwerke. Ziel der Energieeffizienznetzwerke sind Fortschritte bei der Energieeinsparung und der CO2-Reduktion. Mit der Gründung setzt die enviaM-Gruppe eine Forderung aus dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) der Bundesregierung um. Danach sollen bundesweit bis zum Jahr 2020 rund 500 Netzwerke entstehen. In der enviaM-Gruppe ist das erste Netzwerk eines für regionale Stadtwerke, das bereits im Sommer 2015 an den Start ging. Anfang 2016 folgte eines für mitteldeutsche Industrieunternehmen. Kurz vor der Gründung steht auch ein Netzwerk für Kommunen in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen. Reinhard Zerge, Geschäftsführer der Stadtwerke Döbeln, ist mit seinem Unternehmen einer von zehn Teilnehmern im Netzwerk für Energieversorger. Als Ingenieur treibt ihn das Thema Effizienz von jeher um. Vom Nutzen eines Netzwerkes musste Zerge daher nicht erst überzeugt werden: „Der Netzwerkgedanke ist für das Thema Energieeffizienz und die sich daraus ergebenden Fragen wie geschaffen. Kleinere Unternehmen verfügen oft nicht über die Ressourcen und das Knowhow, wie es ein großer Energiedienstleister wie die enviaM-Gruppe anbieten kann. Sie schaffen es auch nicht, den derzeit fast 10 600 Gesetzen und Normen in der Energiewirtschaft adäquat zu begegnen. Und jeder für sich allein muss ja das Rad nicht neu erfinden.“ Durch den Austausch der Erfahrungen aller können die Netzwerkteilnehmer vergleichen, das für sie Relevante erkennen und auswählen. Sie haben somit einen konkreten Bezug für ihre eigenen Belange vor Ort. Die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmer sind es auch, die die Netzwerkarbeit bestimmen. Die Unternehmen erhalten auf sie zugeschnittene Lösungen und können im gegenseitigen Austausch von den Erfahrungen der anderen Teilnehmer profitieren. Sindy Schmidt ist Verantwortliche für die Netzwerkarbeit bei MIBRAG. Das Bergbauunternehmen nimmt als eines von zehn mitteldeutschen Großunternehmen am Energieeffizienznetzwerk der mitteldeutschen Industrie teil. „Die Methodik in-

Warum das Rad immer wieder neu erfinden? In Netzwerken profitiert ein Unternehmen vom anderen. Foto: Christian42/fotolia.com

„Die Methodik innerhalb des Netzwerks ist best practice transfer.“ Sindy Schmidt, MIBRAG

„Kleinere Unternehmen profitieren vom Know-how großer Dienstleister.“ Reinhard Zerge, Stadtwerke Döbeln

„Am Ende der Kooperation soll ein konkreter Beitrag zum Klimaschutz stehen.“ Torsten Sperling, enviaM/MITGAS

nerhalb des Netzwerkes ist best practice transfer“, sagt Schmidt. „Wir suchen den Austausch und die enge Zusammenarbeit. Energieeffizienz ist ein aktuelles und ein Zukunftsthema, vor allem vor dem Hintergrund der regulatorischen Bedingungen in unserer Branche. Für MIBRAG ist es selbstverständlich, dass wir uns in einer solchen regionalen Initiative engagieren.“ Neben dem Erfahrungsaustausch innerhalb der Netzwerke stellt die enviaMGruppe den Teilnehmern einen qualifizierten energietechnischen Berater zur Seite, der die betrieblichen Energieflüsse vor Ort erfasst, danach Einsparpotenziale analysiert und Optimierungsmaßnahmen vorschlägt. Der energietechnische Berater hilft auch, Prioritäten festzulegen und diese technisch umzusetzen. Die Erfolgskontrolle der Maßnahmen erfolgt durch ein jährliches Monitoring der eingesparten Werte. Darüber hinaus können die Unternehmen ein Energiecontrollingsystem und bei Bedarf innerbetriebliche Schulungen erhalten. Zwei Mitarbeiter der Stadtwerke Döbeln haben beispielsweise bereits die Ausbildung zum Energieexperten innerhalb des Netzwerkes durchlaufen. Nach einigen Monaten Zusammenarbeit zieht Torsten Sperling, Leiter des Bereiches Energieversorgungsunternehmen bei enviaM und MITGAS, Bilanz: „Wir haben bereits eine gut funktionierende Gemeinschaft, die den Partnern Mehrwerte bringt“, sagt Sperling. „Derzeit erarbeiten wir konkrete Einsparziele, die für alle Teilnehmer gelten und gleichzeitig als Ansporn dienen, die Netzwerkarbeit konsequent weiterzutreiben.“ Die gemeinsamen Einsparziele werden jedoch nicht von der Politik, sondern von allen Teilnehmern gemeinsam festgelegt. Das soll die Motivation der Teilnehmer steigern. Bei den regelmäßigen Netzwerktreffen werden dann die Ergebnisse betrachtet und bewertet. Am Ende der auf zwei bis drei Jahre ausgelegten Netzwerkarbeit soll dann ein konkreter Beitrag zum Klimaschutz stehen.

➦ www.enviaM.de/Geschaeftskunden/ Energiedienstleistungen/Energieffizienznetzwerke


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Deutschland wirbt weltweit für Energiewende Mit einer Ausstellung, die rund um den Globus geht, will Deutschland für die Energiewende werben. Erste Station ist Peking. Hier eröffnete Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Schau am 8. April. Die Ausstellung trägt den Titel „Deutschlands Energiewende“. Sie wird in den nächsten Monaten unter anderem in Belgrad, Kapstadt, Mexiko-Stadt und San Francisco zu sehen sein. Steinmeier verwies darauf, dass Deutschland inzwischen ein Drittel seines gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien gewinne. Bis 2050 sollen es 80 Prozent sein. Neun Atomkraftwerke wurden bisher vom Netz genommen. Die Betriebserlaubnisse der restlichen acht Reaktoren laufen Ende 2017, Ende 2019, Ende 2021 und Ende 2022 aus. Welche Auswirkungen hatte das auf die Stromversorgung? In Deutschland wird insgesamt nach wie vor mehr Strom produziert als verbraucht. Das Land ist trotz Atomausstiegs stets ein Strom-Nettoexporteur geblieben – zuletzt sogar wieder mit stark steigender Tendenz. Welchen Anteil hat Atomstrom am deutschen Strommix? Der Anteil hat sich reduziert. Lag er 2010 mit 140,6 Milliarden Kilowattstunden noch bei 22,1 Prozent, waren es im vergangenen Jahr nach vorläufigen Angaben nur noch 91,5 Milliarden Kilowattstunden oder 14,1 Prozent. Parallel dazu stieg der Beitrag erneuerbarer Energien zur Versorgung rapide an. Lag dieser bei 17 Prozent, waren es 2015 schon 30 Prozent. In Sachsen werden derzeit rund 28 Prozent des Stromverbrauchs über erneuerbare Energien abgedeckt. Gab oder gibt es gar keine Probleme? Die Stromversorgungsinfrastruktur ist ein diffiziles System. Der Wegfall von Atomkraftwerken, die als Großerzeuger meist nahe an großen Metropolen und Industriezentren gebaut wurden, kann für die regionale Versorgungslage erhebliche Folgen haben. Das macht den Bau neuer Stromtrassen nötig, etwa um Strom aus Meeres-Windparks zu den Verbrauchsschwerpunkten zu lenken. An diesem Punkt sind Atomausstieg und Energiewende sehr eng miteinander verzahnt – und längst läuft nicht alles konfliktfrei ab. Der Ausbau der Leitungsnetze etwa ist ein Zankapfel. Darüber hinaus gibt es viele weitere Probleme. Atomkraftwerke eignen sich gut für die Lieferung einer berechenbaren Strommenge im Dauerbetrieb, während Energie aus erneuerbaren Quellen schwankt. Das erfordert eine andere Systemauslegung. Wie schlägt sich das auf die Kosten nieder? Das ist ein höchst strittiger Punkt. Die Strompreise für private Haushaltskunden haben bereits lange vor Atomausstieg und Energiewende zu steigen begonnen. Diverse Faktoren spielen für die Preisbildung auf dem Markt eine Rolle – darunter etwa die Preise für die fossilen Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle, die Kosten für CO2-Verschmutzungsrechte, die allgemeine Nachfrage nach Strom, Umlagen zur Förderung erneuerbarer Energien, die Kosten für den Netzausbau und die Preispolitik der Anbieter. Die mögliche Entwicklung in der Zukunft wird nicht einheitlich beurteilt. Für einige Beobachter wären Steigerungen durch andere parallele Maßnahmen wie Effizienzsteigerungen vermeidbar; andere verweisen zudem auf versteckte Kosten

Tag der Logistik Von Leipzig in die Welt: DHL, der Flughafen Leipzig-Halle, die Spediteure Kühne und Nagel sowie Schenker öffnen am 21. April wieder ihre Türen zum Tag der Logistik. Die Logistik ist in Deutschland der größte Wirtschaftsbereich nach der Automobil-Wirtschaft und dem Handel. Rund 235 Milliarden Euro Umsatz wurden im Jahr 2014 branchenübergreifend erwirtschaftet. Logistik rangiert noch vor der Elektronikbranche und dem Maschinenbau. Mit mehr als 2,9 Millionen übertrifft sie dessen Beschäftigtenzahl um das Dreifache. Deutschland nimmt aus Sicht vieler ausländischer Investoren eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein. Nur knapp die Hälfte der logistischen Leistungen, die in Deutschland erbracht werden, sind für jedermann sichtbar, nämlich in der Bewegung von Gütern durch Dienstleister. Die andere Hälfte findet in der Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb von Unternehmen statt. Selbst im „kleineren“ Teil der logistischen Dienstleistungen agieren rund 60 000 Unternehmen, die ganz überwiegend mittelständisch geprägt sind. Das weltweit gute Image von Logistikleistungen aus Deutschland ist auch zurückzuführen auf die im Mittelstand zu findende Flexibilität, aber ebenso auf die Fähigkeiten von Weltkonzernen wie der Deutschen Post oder der Deutschen Bahn.

➦ www.tag-der-logistik.de

Raus aus Öl, Kohle und Gas heißt das Motto der weltweiten „Divestment“-Bewegung. Ziel ist es, die klimaschädlichen Sektoren dort zu treffen, wo es besonders wehtut: im Portemonnaie. Dass dieser Ansatz in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen hat, liegt genau an diesem Grundgedanken – die wirtschaftliche Vernunft gebiete einen Ausstieg aus klima- und umweltschädlichen Industrien.

Divest! Der Ausstieg aus fossilen Geldanlagen macht nicht nur für das Klima, sondern auch wirtschaftlich Sinn. Fotos: dpa

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Geld machen ohne Kohle

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nvestoren und Banken betonen gerne ihr Engagement auf dem Feld der erneuerbaren Energien und ihre unternehmerische Verantwortung, egal ob international aktiv oder lokaler Akteur. „Bei der Finanzierung und Anlageentscheidung prüft die Deutsche Bank sowohl wirtschaftliche als auch ökologische und soziale Kriterien, entsprechend wichtiger nationaler und internationaler Standards“, heißt es zum Beispiel aus Frankfurt am Main. So habe man 2015 ein Mandat für den größten Offshore-Windpark in Deutschland erhalten und begleite tagtäglich Unternehmen bei Investitionen in energieeffiziente Anlagen – auch in Leipzig. Ins gleiche Horn stößt die Sparkasse Leipzig und verweist auf ihr lokales Engagement bei privaten Haushalten, Gewerbe- und Unternehmenskunden sowie Projektfinanzierungen: „Finanzierungen im Bereich erneuerbarer Energien stellen für die Sparkasse Leipzig ein Geschäftsfeld mit interessanten Wachstumschancen dar – nicht nur mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz.“ Zum Stichwort „Divestment“ bleiben die angefragten Institute, darunter auch die Commerzbank Leipzig, stumm. Mit dem Gedanken dahinter, das eigene Geld aus klimaschädlichen Energieunternehmen abzuziehen, tun sich viele Investoren erst mal schwer. Zudem ist der Begriff politisch aufgeladen. Divestment, also der Verkauf von Aktien bestimmter Unternehmen, wurde unter anderem in der Zeit der Apartheid in Südafrika erfolgreich betrieben. Mitte der Achtzigerjahre zogen infolge massiver Kampagnen und öffentlichen Drucks zahlreiche Regierungen, Städte und Universitäten aus Protest gegen die dortige Unterdrückung der Schwarzen ihre Vermögen ab. Dies gilt als einer von mehreren Faktoren, die zum Zusammenbruch des Apartheid-Regimes führten. Die heutige Divestment-Bewegung ging vom US-amerikanischen Umweltaktivisten und Autoren Bill McKibben und seiner Organisation 350.org aus, startete mit Kampagnen an Universitäten in den USA und breitet sich aber seit 2012 über die ganze Welt aus. „Divestment ist ein globales Thema, hat aber auch eine konkrete Vor-Ort-Dimension“ betont der grüne Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (63). „Denn Divestment funktioniert

auf allen Ebenen: wenn eine internationa- aus der Energieerzeugung aus Kohle, Öl le Förderbank keine Kredite mehr für und Gas gehen weiter zurück. Und Kosten schmutzige Kohlekraft gewährt, wenn für Rückbau und Renaturierung von Kleinsparer der eigenen Bank mitteilen, Braunkohlefeldern, für soziale Abfedebitte keine RWE- oder Eon-Aktien mit ih- rung und Strukturwandel stehen ja alle ren Geldern zu kaufen, oder wenn ein Un- noch an.“ Auch das Stichwort „carbon bubble“ ternehmen vor Ort beschließt, die Gelder der betrieblichen Rentenkasse nur noch in treibe die Finanzwelt um. Kurz gesagt: klimafreundliche Anlagen zu stecken.“ Ein Großteil der fossilen Brennstoff-ReDasselbe treffe auch für öffentliche Ein- serven wird in der Erde bleiben müssen, richtungen wie Kommunen zu. Selbst um die Erderwärmung zu bremsen. Dawenn die klamm seien, müssten sie zu- mit wären viele (Energie-)Unternehmen – mindest ihre Pensionsrückstellungen ir- die sich diese Reserven bereits gesichert haben – heillos überbewertet. Sogar die gendwo investieren. Europäische ZentralBütikofer selber bank hat sich des gilt seit 2014 als eine Themas angenomder treibenden Dimen. „Das Ergebnis vestment-Kräfte in kam in Form einer Europa. Der Ko-VorStudie Mitte Februar sitzende der Europäiund war ein eindeuschen Grünen Partei tiger Warnruf“, so ist überzeugt, dass Bütikofer. Wenn der die Voraussetzungen Umbau zu einer dafür gegeben seien. emissionsarmen oder „Wir haben inzwi-freien Wirtschaft schen an sehr guten nicht schnell und Standorten Preise für Es ist mehr oder entschieden gelinge, die Kilowattstunde minder bekannt, wer riskiere man enorme Strom aus Wind und makroökonomische am stärksten zum Sonne, die konkurSchocks und Kursrenzfähiger sind als Klimawandel beiträgt. einbrüche. die aus fossiler EnerNoch existieren gie, selbst wenn der Reinhard Bütikofer, Barrieren wie fehlenÖlpreis im Keller ist. Europaabgeordneter (Grüne) de Transparenz und Und der politische „grüne“ AlternaWille ist international tiven. Dennoch: „Es dahingehend gefesgibt bereits einige tigt, dass die Reise Kriterien mit denen endlich Richtung Klisich arbeiten lässt“, erklärt der Politiker. maschutz und Erneuerbare geht.“ Hinzu kommt ein wichtiger Aspekt, der „Es ist mehr oder minder bekannt, welden derzeitigen Auftrieb der Bewegung che Unternehmen am stärksten zum Klierklärt. Auch Finanzwelt und Versicherer mawandel beitragen und eine Kurskorhaben die Gefahren erkannt, die ihren In- rektur ablehnen. Aus denen sollte man vestitionen drohen – der Ausstieg aus fos- dann aussteigen.“ Gleichzeitig werde silen Energieträgern gilt vielen Experten dieses Jahr energisch daran gearbeitet, schlichtweg als wirtschaftlich vernünftig. Klimasiegel oder Zertifizierungen für Fizu entwickeln. „In Genau darauf will auch Bütikofer immer nanzprodukte und immer wieder hinweisen: „Global ha- Nordrhein-Westfalen gibt die Förderbank ben solche Unternehmen (Firmen, die ih- des Landes beispielsweise Green Bonds ren Hauptumsatz mit fossilen Brennstoffen aus, also Anleihen, mit denen wiederum erwirtschaften, Anm. d. Red.) seit 2014 Klimaschutzprojekte finanziert werden“, 2,3 Billionen US-Dollar an Aktienwert ein- sagt Bütikofer. „Davon profitieren dann gebüßt und auch der Kurs von deutschen übrigens gleich mehrere. Die Investoren Unternehmen wie RWE ist seit Längerem und Sparer, die damit eine attraktive Gelim freien Fall.“ Das werde sich auch nicht danlage haben, und die Stadt, die damit wieder grundsätzlich ändern. „Der Ener- Projekte finanzieren kann, die sich für giesektor ist im Umbruch. Die Gewinne Klima und Haushalt rechnen.“

IHK stellt die Weichen Kammer will Energiepolitik mit Weitsicht gestalten Mit der politischen Wende 1989/90 hat messen lassen. Außerdem dürfen Regiosich die Energiewirtschaft in Ost- nen mit besonders hoher Einspeisung deutschland das erste Mal grundlegend aus erneuerbaren Energien nicht zusätzgeändert, mit der Energiewende folgt lich durch höhere Netznutzungsentgelte jetzt binnen kürzester Zeit die zweite belastet werden, das führt zu Standorttiefgreifende Veränderung. Der forcierte nachteilen.“ Da Neuansiedlungen von Ausbau der erneuerbaren Energien im Unternehmen eher in Regionen mit Osten Deutschlands ist eine Chance, die günstigeren Strompreisen erfolgen, forviele Unternehmen genutzt haben. An- dert die IHK zu Leipzig, die durch die dererseits führte dieser starke Ausbau Energiewende hervorgerufenen Unterhier zu einer zunehmenden Kosten- schiede bei den Netznutzungsentgelten belastung der energievbundesweit auszugleierbrauchenden Unterchen. Darüber hinaus nehmen und Haushalte. sieht sie den Bedarf, die Für Unternehmen Die Industrie- und durch gewird es wichtiger, den Stromkosten Handelskammer (IHK) ringere Steuern, Abgazu Leipzig setzt sich Energieverbrauch zu ben und Umlagen transdeshalb für eine Umgeparenter und günstiger senken, effiziente staltung der Energieverzu gestalten. Technologien sorgung mit Augenmaß „Die Energiewende ein. Leitlinie dabei ist ist ein langwierieinzusetzen und ihre ger noch der Dreiklang aus VerProzess, die UnterMitarbeiter zu sorgungssicherheit, Benehmen der Wirtzahlbarkeit und Umschaftsregion Leipzig sensibilisieren. weltverträglichkeit. müssen sich aber schon Wolfgang Topf, Wolfgang Topf, Präsiheute mit einem profesIHK-Präsident dent der IHK zu Leipzig, sionellen Energiemacht deutlich: „Noch management zukunftsbestimmt die konventioorientiert aufstellen“, so nelle Erzeugung maßTopf. Dazu sollten die geblich die VersorBetriebe ihre eigene Ingungssicherheit, die Basis für eine er- novationskraft und das vielfältige Angefolgreiche Wirtschaft ist. Erneuerbare bot von Energiedienstleistern der RegiEnergien müssen zunehmend stärker in on nutzen. Für Unternehmen wird es den Markt integriert werden und sich wichtiger, den Energieverbrauch zu senauch an marktwirtschaftlichen Kriterien ken, effiziente Technologien einzusetzen und ihre Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu schulen. Eine Weiterbildung der Mitarbeiter zum Energiemanager (IHK) bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Kompetenzen zu bündeln und so den Energieverbrauch zu reduzieren und die energetischen Anwendungen gezielt zu managen. Dabei unterstützt das Informationsangebot, das die IHK als Service auf ihrer Homepage auch in Form von Merkblättern anbietet. Da Energie weiterhin teurer werden wird, machen sich immer mehr Unternehmen Gedanken darüber, ob es eine wirtschaftliche Option ist, Strom oder Wärme aus erneuerbaren Energien für den Unternehmensbedarf selbst zu produzieren. Bei der Finanzierung solcher Investitionen hilft eine Vielzahl von Förderprogrammen der Europäischen Union, des Bundes, der Länder, der Kommunen und von Energieversorgern. Welches der richtige Weg und die passende Förderung ist, dazu berät die IHK zu Leipzig im Rahmen ihrer kostenfreien Energieberatung. Energiemanager der IHK stellen die Weichen Richtung Zukunft. Foto: uschi dreiucker/pixelio.de

Jens Januszewski, ➦ Energieberatung: E-Mail: januszewski@leipzig.ihk.de, Telefon: 0341 1267-1263

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WIR GESTALTEN DIE ENERGIEZUKUNFT.

Gemeinsam mit Kommunen, Unternehmen und Hochschulen arbeitet die enviaM-Gruppe täglich für eine ökologische, sicherere und innovative Energieversorgung von morgen. www.energiezukunft-ostdeutschland.de


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Sachsens Tüftler auf dem „Holzweg“

Holz ist und bleibt einer der wichtigsten erneuerbaren Energieträger. Doch der Rohstoff kann mehr als Biomasse und Feuerholz: Sachsens Tüftler nutzen das Material für Alltagsgegenstände und punkten dabei mit der besonderen Optik und Haptik – aber auch mit Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

Foto: pixabay.com

Brillen TakTsTöcke

Fahrrad Curt Beck und Robert Taranczewski (links) vom Dresdner Unternehmen „LignoTube technologies“ haben mit „Nemus“ ein Fahrrad entwickelt, das zu großen Teilen aus einem in der Zweiradindustrie seltenen Material besteht: Holz – und zwar aus besonders leichten und stabilen Röhren, die in ihrem Aufbau aus mehreren dünnen Holzfurnierstreifen bestehen. Das Ergebnis ist ein nicht mal zehn Kilogramm leichtes Velo, das Erschütterungen auf Buckelpisten komfortabler wegsteckt als Zweiräder aus Aluminium – und dabei auch optisch etwas hermacht. Die Tüftler sehen das Rad als Anwendungsbeispiel für ihre Hightech-Röhren. Ziel ist es, den ökologisch nachhaltigen Werkstoff als Zulieferer der Industrie zur Verfügung zu stellen. Der Materialeinsatz spricht für sich: „Beim Durchmesser von 35 Millimetern und einer Wandstärke von 2,5 Millimetern können wir aus einem Kubikmeter Holz 3900 Laufmeter Lignotube produzieren. Mit einem Vollholzstab schaffe ich nur 800 Meter“, so Taranczewski.

Ohne den Rohstoff Holz geht auch in der kleinen Nebenstraße in Markneukirchen nichts: Europas einzige Taktstockmanufaktur, Rohema, hat mehr als 70 Modelle im Angebot, benannt nach großen Komponisten: Während „Mozart“, „Bach“ oder „Schubert“ völlig schmucklos in Holz daherkommen und in ihrer Schlichtheit eher an Mikadostäbchen erinnern, weckt der „Maestro“ aus weißem Karbon mit schwarzem Ebenholz-Griff und schmaler Aluminium-Einlage das Bedürfnis, ihn anzufassen. Rund 25 000 Taktstöcke schickt die Manufaktur Hellinger jährlich in alle Welt – bis nach Japan, Australien oder in die USA. Ihr Wissen über Taktstöcke und Drum-Sticks haben sich die Hellingers selbst angeeignet. „Einen Ausbildungsberuf wie für andere Instrumentenbauer gibt es nicht“, sagt Maik Hellinger, der direkt neben der Werkstatt aufgewachsen ist. Er führt mit seinem Cousin Tobias mittlerweile in fünfter Generation den Familienbetrieb, den es seit 128 Jahren gibt. Vater Matthias (im Bild) und Onkel Andreas sitzen nach wie vor mit am Ruder, überließen den Jungen aber Stück für

Stück das Feld, so Maik Hellinger. Wirklich musikalisch ist die Familie Hellinger dabei allerdings nicht. Ein Musikinstrument spielen? Fehlanzeige! Doch das hielt schon Firmengründer Robert Eduard Hellinger 1888 nicht davon ab, seine Drechslerwerkstatt im vogtländischen Musikwinkel auf Takt und Trommelstöcke umzustellen. Foto: dpa

Enzo Forciniti fertigt Brillen aus Holz. Mit einer raffinierten und aufwendigen Schichtkonstruktion gelingt es dem Leipziger, den Fassungen die nötige Stabilität zu verleihen. Die Imprägnierung und Oberflächenbehandlung machen sie zudem extrem wetterfest. Für den Rohstoff spreche aber auch das Gewicht: So sind Forcinitis handgefertigte Unikate im Schnitt 40 Prozent leichter als Kunststofffassungen. Und er arbeitet daran, sie noch leichter zu machen. Die Tüftelei ist es, die den Designer antreibt. „Werkzeuge zu entwickeln, die die Qualität erhöhen und letztendlich auch die Arbeit beschleunigen“, erklärt der 34-Jährige. So bleibe mehr Zeit fürs Design. Der studierte Grafiker schneidert Kunden die Brille maßgenau ins Gesicht. Gemeinsam mit ihnen sucht er das passende Holz aus. „Jede Art hat ihren eigenen Charakter, den es zu beachten gilt“, erklärt der Fachmann. Nussbaum beispielsweise sei sehr flexibel und trotzdem hart in der Oberfläche. Eiche hingegen sei eher spröde und grobporig. „Praktisch komplett gegensätzlich und trotzdem kann man aus beiden Hölzern Brillen bauen, die funktionieren.“

Foto: LignoTUBE technologies

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olz ist der bedeutendste nachwachsende Rohstoff und der älteste vom Menschen genutzte Energieträger. Die Verbrennung von Holz als Brennholz, Pellets oder Hackschnitzel läuft im Gegensatz zu der von Öl, Gas und Kohle in einem CO2-neutralen Kreislauf. Das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid wird vom nachwachsenden Wald wieder aufgenommen. Gleichzeitig werden mit der Verwendung von Bioenergie die endlichen Energieressourcen geschont. Auch Sachsens Tüftler begeben sich verstärkt auf den „Holzweg“. Sie schätzen die Vielseitigkeit des Materials, die Optik, Haptik, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und setzen Holz dort ein, wo man es eigentlich nicht erwartet. So produzieren sie Snowboards, Fahrräder, Drumsticks oder auch Brillen aus dem nachwachsenden Rohstoff. In punkto Stabilität und Witterungsbeständigkeit steht Holz seinen Konkurrenten aus Metall oder Faserverbundstoffen in nichts nach. Dafür haben die Macher moderne Technologien entwickelt. Und auch optisch treffen sie den Nerv der Zeit – denn Holz gilt als besonderer Hingucker. Der Staatsbetrieb Sachsenforst erkennt den Trend und will künftig mehr Bäume fällen und verkaufen. „Der Rohstoff Holz wird an Bedeutung gewinnen“, sagte Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) kürzlich in Dresden. Um mehr Holz zu schlagen und die Erlöse zu steigern, will der Minister bei den Haushaltsverhandlungen für mehr Personal werben. Im Vorjahr wurden Schmidts Angaben zufolge rund 1,1 Millionen Kubikmeter Holz im Staatswald geschlagen und vermarktet. Das sind etwa 60 Prozent des jährlichen Zuwachses. Künftig könnten es laut Sachsenforst-Chef Hubert Braun 200 000 bis 300 000 Kubikmeter Holz mehr sein. Dennoch werde der Wald nachhaltig bewirtschaftet, betonte Schmidt. Die Holzvorräte seien so groß wie nie. Das Holz geht unter anderem in die Industrie oder wird zu Brennholz und Hackschnitzeln verarbeitet. Wegen leicht sinkender Holzpreise gingen die Erlöse aus dem Verkauf im Vorjahr von knapp 70 Millionen auf rund 62 Millionen Euro zurück.

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Foto: Christoph Busse

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Radius: 100 Kilometer

Regional

Leipziger Restaurants kochen regionaler: Zu den Gründen gehören neben Frische und Qualität auch Umweltschutz und Energiesparen Wo ist denn hier die Speisekarte? Wer beim Leipziger Restaurant „Sankt Benno“ an der Eingangstür oder auf der Internetseite danach sucht, wird enttäuscht. Küchenchef und Mitinhaber Thilo Junghanns kocht jeden Tag ein neues Menü – je nachdem, welche Zutaten gerade Saison haben und verfügbar sind. Das Konzept von Junghanns und Mitinhaberin Mandy Butke ist „radikal regional“. Das bedeutet: Hühner kommen aus Wagelwitz bei Grimma, Fisch aus Espenhain, Wein aus der Region Saale-Unstrut, Bier aus Zwönitz im Erzgebirge, Obst und Gemüse aus Zwenkau oder Groitzsch – alle aus einem Umkreis von 100 Kilometern. In Wagelwitz werden auch eigene Schweine gehalten. „Wir haben uns für die Haltung von bunten Bentheimer Schweinen entschieden. Sie sind robust und können auch draußen stehen“, erklärt Mandy Butke. Viel Platz und Bewegung für die Tiere, keine unnötigen Medikamente und artgerechtes Futter sind den Restaurantbetreibern dabei wichtig. Und ja, dieser Aufwand schlägt sich im Preis nieder. „Aber es ist geschmacklich unschlagbar“, sagt die 35-Jährige. Ebenfalls zum Konzept des „Sankt Benno“ gehört es, dass das ganze Tier verwertet wird – auch Innereien oder Hoden. Mandy Butke und Thilo Junghanns kennen die Erzeuger persönlich, fahren oft mehrmals pro Woche vorbei. Sie wollen die regionalen Kleinbauern unterstützen, faire Preise zahlen und alte Sorten erhalten. „Das ist eine Lebenseinstellung“, sagt der 30 Jahre alte Thilo Junghanns voller Überzeugung. In Leipzig einzigem Slowfood-Restaurant geht es daher um ursprünglichen Geschmack und Genuss ohne Stress. Dass das Thema Regionalität in der Leipziger Gastronomie wichtiger geworden ist, bestätigt auch der Hotel- und

Gaststättenverband Dehoga. „Regionale Produkte und Fair Trade machen sich viele Gastronomen zunutze, um besondere Angebote zu schnüren und Gäste zu überraschen“, sagt Holm Retsch, Geschäftsführer des Dehoga Sachsen Regionalverbands Leipzig. Es gebe viele Unternehmen, die hinter dem Konzept stünden und Spaß an den Produkten hätten. „In der Hotellerie ist es oftmals so, dass konzerngebundene Hotelgesellschaften dazu zentrale Vorgaben haben“, erklärt Retsch. Regionalität gehört

daher auch zum Konzept des Restaurants „Creme Brühlé“ im Marriott Hotel Leipzig, das zur gleichnamigen Hotelkette gehört.

Wittenberger Tomaten, Thüringer Mutzbraten und Rind aus Pommern Küchenchef Uwe Range setzt seit zwei Jahren verstärkt auf Zutaten aus der Region. „Fast die gesamte Karte ist regional“, so der 45-Jährige. Zunächst haben er und sein Team sich erstmal ins

Thema einarbeiten müssen. „Ich war überrascht, dass viele Standard-Gemüsesorten direkt aus Region kommen, zum Beispiel Wittenberger Tomaten.“ Auf der Karte des „Creme Brühlé“ stehen auch Büsumer Krabben, Thüringer Mutzbraten und Rind aus Pommern. Neben Herkunft und Qualität gehören auch Umweltschutz und Energiesparen zu den Gründen für regionale Produkte – wenn auch allerdings eher als Randthema. „Klimaschutz und Energiesparen sind ein positiver Nebeneffekt

Thilo Junghanns (links), Küchenchef im „Sankt Benno“, kocht nur mit Zutaten aus der Region und kauft dafür mehrmals pro Woche bei Händlern seines Vertrauens ein, zum Beispiel bei Christian Kricke auf dem Markt in Borna. Foto: Andreas Döring

unseres Konzepts – eins beinhaltet das andere. Und viel Verpackung fällt auch weg“, sagt Mandy Butke vom „Sankt Benno“. Auch im „Creme Brühlé“ ist das ein Effekt der regionalen Produkte, ebenso wie Artenschutz. „Wir achten insbesondere beim Fisch darauf, dass keine gefährdeten Arten aufs Menü kommen“, sagt Küchenchef Uwe Range. Einen weiteren Aspekt des Energiesparens verfolgt das bio-vegane Restaurant „Symbiose“ in der Leipziger Südvorstadt: Das Weglassen tierischer Produkte sorgt automatisch für Umweltschutz und Energiesparen. Denn vor allem die Produktion von Fleisch verbraucht deutlich mehr Wasser und Energie als der Anbau pflanzlicher Produkte. „Unser nächstes Ziel ist es, Obst und Gemüse selbst anzubauen. Da sind wir gerade im Gespräch“, sagt Mitinhaber und Küchenchef Boyan Conev. Der Bezug von Ökostrom gehört zum ganzheitlichen Konzept der „Symbiose“. Klar ist, Umwelt- und Klimaschutz werden auch in dieser Branche wichtiger – alleine wegen steigender Energiepreise. Der Dehoga hat darauf reagiert und bietet einen „Umweltcheck“ an. Dabei werden Energie-, Wasserverbrauch, Abfall und Lebensmittel ausgewertet, um das offizielle Zertifikat in Bronze, Silber oder Gold bekommen zu können. Außerdem erhalten die Teilnehmer weitere Tipps für Verbesserungen und Einsparpotenziale. In Leipzig haben sich bisher der „Ratskeller“ im Zentrum und das „City Partner Suite Hotel“ in Paunsdorf zertifizieren lassen. Die Gründe für regionale Küche und die Definition von „Regional“ sind von Gastronom zu Gastronom verschieden. Allen ist Geschmack und die Qualität der Zutaten wichtig. Für die Gäste bedeutet das: genießen mit gutem Gewissen.

Der Begriff „Regional“ ist im Lebensmittelhandel weder fest definiert noch geschützt. Trotzdem liegen regionale Produkte bei den Verbrauchern im Trend – weil sie durch kürzere Transportwege weniger CO2 verbrauchen und die heimische Wirtschaft unterstützen. Klimafreundlicher ist Regionales aber nicht automatisch: Heimische Äpfel müssen zum Beispiel gelagert werden und verbrauchen so teilweise mehr CO2 als Äpfel mit weiten Transportwegen. Was für Obst, Gemüse und Fleisch schon nicht einfach ist, wird bei verarbeiteten Lebensmitteln noch schwieriger: Hier sind keine Herkunftsangaben der einzelnen Bestandteile vorgeschrieben. Für den Verbraucher heißt das: Wer auf Wochenmärkten oder in Hofläden beim Erzeuger kauft, kann direkt nachfragen. Bei Obst und Gemüse darauf achten, was gerade Saison hat. Und selber etwas tun: Lieber zu Fuß oder mit dem Rad zum Einkaufen fahren, Lebensmittel energieeffizient lagern und zubereiten.

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