Mit Sicherheit | Vernetztes Zuhause (LVZ-Sicherheitswochen 2019)

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Montag, 4. November 2019

MIT SICHERHEIT

AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Vernetztes Zuhause Die Heizung heizt ganz von alleine, wenn jemand zu Hause ist. Die Haustür öffnet sich, sobald der Hauseigentümer davor steht. Was kann SmartHome und wo hapert es noch?

FOTO: LUKESW/ADOBE STOCK

Welcher Kinderwagen ist sicher? Die Ansprüche an einen Kinderwagen sind hoch: Wie sieht die Realität aus? Was leisten die Produkte? Wie steht es um Schadstoffe und Sicherheitsmängel? Seite 3

Risiko Elektro-Smog? Leipziger Expertin klärt auf Handy aus im Schlafzimmer? Verbraucherschützerin ­ Katja Henschler spricht im Interview über Chancen und Risiken neuer Technologien. Seite 4


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MIT SICHERHEIT SICHERHEITSFRAGE

Von Anne Markwardt

Besser essen ohne Skandale

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ipronil im Ei, Pferdefleisch in der Lasagne, und nun mit Listerien verunreinigte Produkte des Wurstfabrikanten Wilke aus Hessen: Immer wieder kommt es in Deutschland und Europa zu Lebensmittelskandalen, mit schlimmen Folgen für Verbraucher. Gerade der WilkeFall, bei dem mindestens drei Menschen nach dem Verzehr der verdorbenen Wurst gestorben und zahlreiche weitere Menschen erkrankt sind, zeigt: Die Lebensmittelüberwachung in Deutschland und Europa hat zu viele Schwachstellen. Die Aufklärung dauert zu lang, die Behörden haben zu wenige Kompetenzen, die Öffentlichkeit wird nicht ausreichend informiert. Auch das Schneckentempo der Behörden befremdet: Obwohl sie bereits Mitte August über den Verdacht bei Wilke informiert waren, gaben sie erst Anfang Oktober eine Warnung heraus. Ein Großteil der mit Listerien belasteten Lebensmittel war da vermutlich schon verzehrt. Es ist völlig inakzeptabel, dass bis heute nicht vollständig geklärt ist, wohin alle Wurst-Chargen geliefert wurden. Um solche Skandale zu verhindern, bedarf es konsequenter Regelungen: Erstens müsste die Verantwortung für die

Montag, 4. November 2019

„Es gibt noch viele technische Bedenken“ Steuerbare Rollläden, Heizungen und Kaffeemaschinen – das vernetzte Zuhause soll die Zukunft sein. Doch wie massentauglich sind die Ideen?

Die Lebensmittelüberwachung in Deutschland und Europa hat zu viele Schwachstellen.

RND-ILLUSTRATION: PATAN

Lebensmittelüberwachung von den Kommunen auf die Länder übertragen werden, wobei der Bund verpflichtet werden sollte, im Krisenfall die Koordinierung und Verantwortung zu übernehmen. Zweitens müssten die Behörden Rückrufe von Waren sofort selbst durchführen können. Aktuell müssen sie das zunächst den Unternehmen selbst überlassen. Drittens sollten Betriebe jederzeit ihre Lieferkette transparent und den Behörden zugänglich machen, damit diese die entsprechenden Produkte zügig bis zur Endverkaufsstelle identifizieren und Verbraucher informieren können. Und viertens müssten Rückrufe und vor allem auch die Information der Verbraucher schneller und umfassender erfolgen. Passiert dies nicht, sind weitere böse Überraschungen in unserem Essen vorprogrammiert. Info Anne Markwardt ist Leiterin des Teams Lebensmittel beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV).

SMARTES GADGET

Schloss 2.0 mit Fingerabdrucksensor Bei modernen Smartphones haben sich Fingerabdrucksensoren längst durchgesetzt. Vorbei sind die Zeiten, wo man sich Zahlenkombinationen oder Passwörter merken musste. Auch an Haustüren mit „smarten“ Schlössern trifft man vermehrt auf Fingerabdrucksensoren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Technik auch im Segment der kompakten Schlösser Einzug hält. Die Vorteile sind klar: Das lästige Suchspiel nach dem Schlüssel gehört der Vergangenheit an, die Gefahr des Verlorengehens ist eliminiert und auch ein Fremdzugriff ist nahezu komplett ausgeschlossen. So ein kompaktes Schloss mit integriertem Fingerabdrucksensor ist keineswegs nur eine technische Spielerei, es bietet tatsächlich cleveren Schutz im Alltag. Man kann es nutzen, um das Fahrrad anzuschließen, den Aktenkoffer zu sichern – oder gar auf Reisen den Koffer zu verschließen. Die meisten Schlösser sind dabei mit 60 bis 100 Gramm extrem leicht, sodass sie auch bei Nichtbenutzung keine Belastung sind. Auch die Akkulaufzeit ist zufriedenstellend – je nach Intensität der Nutzung hält ein Akku ein bis zwei Jahre durch. Wer viel draußen unterwegs ist, sollte darauf achten, dass das Schloss nach dem IP65-Standard verifiziert ist und somit gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt ist.

ZAHLEN, BITTE!

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Prozent planen oder nutzen das Zusammenleben mit Verwandetn und Freunden als Möglichkeit der Gesundheitsvorsorge. QUELLE: GOTHAER

So hört Alexa nur das, was sie soll Bei der Nutzung von Smartspeakern mit Sprachassistenz sind Persönlichkeitsrechte gefährdet Ein Bundestagsgutachten sieht bei Sprachassistenten Risiken für unbeteiligte Besucher und Kinder – und wirft die Frage nach fehlenden rechtlichen Regelungen auf. Nutzer müssen aber nicht auf neue Gesetze warten, um beim Gebrauch von Amazons Alexa oder dem Google Assistant die Persönlichkeitsrechte Dritter zu schützen. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Nutzer Besuch darüber informieren, dass sie einen digitalen Sprachassistenten nutzen und ihn gegebenenfalls ausschalten, rät der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Bei vielen Smartspeakern wie etwa dem Amazon Echo oder dem Google Home gibt es zu diesem Zweck eine Mikrofontaste oder einen Mikrofonschalter am Lautsprecher. Das Deaktivieren des

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Stellen sollte ein Sprachcode für die Nutzung von Amazon über Alexa haben, damit Kinder nicht versehentlich oder aus Jux Bestellungen aufgeben können.

Sprachassistenten lohnt sich nicht nur, wenn Besuch kommt, dem der Betrieb unangenehm ist. Sondern auch, wenn man ohnehin weiß, dass man den Dienst längere Zeit nicht nutzen möchte. Transparenz und Kontrolle über den Zeitpunkt oder die Dauer einer Aufnahme von Sprachassistenten lassen sich zudem über Tonsignale verbessern, die sowohl den Start als auch das Ende einer Sprachaufzeichnung markieren können, erklären die Verbraucherschützer. In der Alexa-App finden sich die Tonsignale unter Toneinstellung, in der Google-Home-App unter Bedienungshilfen. Die Tonsignale helfen Nutzern auch, zu erkennen, wenn ungewollt oder versehentlich aufgezeichnet wird. Zwar soll das eigentlich nur

geschehen, wenn ein festgelegtes Aktivierungswort fällt – beim Assistant sind das immer „Hey Google“ sowie „Okay Google“, während man bei Amazon „Alexa“, „Amazon“, „Echo“ oder „Computer“ als Signalwort wählen kann. Ein vzbvTest hat aber gezeigt, dass die Assistenten auch auf Abwandlungen und Begriffe regieren, die dem Aktivierungswort ähnlich sind, etwa „Okay, Kuchen“ für „Okay, Google“ oder „Gecko“ für „Echo“. Grundsätzlich raten die Verbraucherschützer, „Alexa“ nicht zum Signalwort zu machen, wenn Familienmitglieder oder Freunde so oder ähnlich heißen, also etwa Alexandra. Auch von „Computer“ als Signalwort sei abzuraten, weil es einfach zu häufig vorkommt und man so „ungewollte Einblicke“ riskiere


MIT SICHERHEIT

Montag, 4. November 2019

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Viele Kinderwagen schneiden gut ab

Kaufen Kühlschränke bald autonom ein? Zumindest ist das eine Idee, wie das Smart Home noch schlauer werden könnte.

Sicherheitsmängel und Schadstoffe gehören mittlerweile fast der Vergangenheit an Von Claudia Wittke-Gaida

Wofür würden Sie Sprachassistenten nutzen?

Herr Klöß, Sie haben bei Bitkom vor Kurzem eine Studie veröffentlicht, wonach drei von zehn Menschen schon in einem smarten Zuhause leben. Ist die komplett vernetzte Wohnung also schon Alltag?

Ein einzelnes, mit dem Internet vernetztes Gerät ist nur der Einstieg ins Smart Home. Es geht tatsächlich noch deutlich cleverer. Nämlich dann, wenn mehrere Geräte miteinander vernetzt sind und untereinander Daten austauschen. Wenn die Heizung also zum Beispiel darauf reagiert, ob jemand zu Hause ist, oder die Haustür sich öffnet, wenn der Hausbesitzer vor der Tür steht. Warum wird diese Vision des voll vernetzten Smart Homes bisher noch so selten umgesetzt?

Das große Problem in der Vergangenheit war, dass viele Systeme nicht miteinander kompatibel waren. Die Geräte konnten nicht miteinander kommunizieren. Mittlerweile gibt es immer mehr herstellerübergreifende Plattformen. Das liegt auch daran, dass die großen Digitalkonzerne Apple, Amazon und Google inzwischen aktiv geworden sind und etwa Smart-Home-Apps entwickelt haben, mit denen man über das Smartphone verschiedene Geräte steuern kann. Auch die Sprachsteuerung macht die Nutzung von smarten Geräten einfacher. Was versprechen sich die Menschen von einem Smart Home?

Vor allem wollen sie ihr eigenes Zuhause komfortabler machen. Dann folgt der Wunsch, das Haus sicherer zu machen. Im Vergleich zum Vorjahr, das zeigen unsere Umfragen, ist auch das Anliegen, das Zuhause mit-

RND-Grafik; Quelle: Statista/Norstat

Richtig schlau ist das Haus dann aber noch nicht.

hilfe von Smart-Home-Technologie energieeffizienter zu machen, größer geworden. Vielleicht ist das schon ein Effekt der Fridays for Future. Was schreckt ab?

Es gibt noch viele technische Bedenken. Viele Menschen halten die Installation für zu aufwendig, die Bedienung für zu kompliziert. Andere sehen einfach keinen Nutzen darin – oder finden die Technik zu teuer. Und dann ist da – vor allem in Deutschland – noch die Angst vor Datenmissbrauch. Sobald eine Technologie in den eigenen vier Wänden genutzt wird, sehen die Nutzer das viel kritischer.

Welche Smart-HomeLösungen verwenden Sie?

Leuchten

Ich glaube, das Vertrauen ist immer noch da. Die Firmen sind sich bewusst, dass sie sauber arbeiten müssen. Sie haben ein Interesse daran, die persönlichen Nutzerdaten bestmöglich zu schützen und sicher zu halten. Denn wenn die Vertrauensbasis fehlt, hat das Smart Home keine Chance.

Die Idee ist, Sie durchgängig durch den Tag zu begleiten.

Warum ist das Smart Home für Google, Apple und Amazon interessant?

Sebastian Klöß, Referent für Consumer Technology beim Digitalverband Bitkom

Das Zuhause ist ein Bereich, in dem wir einen großen Teil unseres Lebens verbringen. Daher ist es für die großen Plattformen interessant, auch dort durchgängig ihre Dienste anzubieten und mit ihren Ökosystemen ein nahtloses Nutzererlebnis aus einem Guss zu bieten.

griffe mit Sonderzeichen zu durchsetzen und sinnfreie Kombinationen aus großen wie kleinen Buchstaben und Zahlen zu wählen. Beim Smart Home sollten Nutzer neben der Passwortänderung außerdem abwägen, welche Geräte sie tatsächlich mit dem offenen Internet verbinden wollen und welche nicht. Es kann auch reichen, sie in das heimische Netzwerk einzubinden und sie nur innerhalb des Gebäudes über das Smartphone oder Tablet

12 %

10 % Heizung, Thermostate 10 % Alarmsystem 9% Jalousien, Türen, Fenster 8% Überwachungskamera

6% Elementarschutzsystem (z.B. Rauchmelder)

durch mein Android-Smartphone, wo ich bin – und macht dann zu Hause schon mal die Heizung an?

Genau. Die Idee ist, Sie durchgängig durch den Tag zu begleiten. Gibt es eine Alternative zum Smart Home von Google, Apple oder Amazon?

Das heißt zum Beispiel, Google weiß

Passwortes gibt es vor allem zwei Kriterien. Zum einen gilt: Je länger, desto sicherer. Die Anzahl der Versuche, ein Passwort zu knacken, erhöht sich bei der Verwendung von Groß-, Kleinschreibung, Sonderzeichen und Ziffern mit jedem zusätzlichen Zeichen um den Faktor 95. Bei der empfohlenen Mindestlänge von acht Zeichen sind danach mehr als sechs Billiarden Versuche nötig, bis das Passwort geknackt ist – vorausgesetzt, das Passwort steht in keinem Wörterbuch. Experten raten, Be-

15 %

Lautsprechersystem

Zu Recht, oder? Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass Amazon, Apple oder auch Google Sprachdateien von Menschen auswerten lassen.

Voreingestellte Passwörter sind ein Einfallstor für Hacker Viele Nutzer von SmartHome-Anwendungen ändern die Standardpasswörter nicht. Das kann fatale Folgen haben. Am besten ändert man die Passwörter direkt bei der Installation. Ein sicheres Passwort besteht laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aus mindestens acht Zeichen, darunter Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Es sollte außerdem nicht in Wörterbüchern vorkommen oder leicht zu erraten sein. Für die Sicherheit eines

18 %

Schalter, Steckdosen

RND-Grafik: Quelle: Deloitte

Bei den drei von zehn Menschen handelt es sich vor allem um solche, die einzelne vernetzte Geräte besitzen. Die also zum Beispiel smarte Heizungssysteme, Lampen oder Rollläden nutzen.

48 % Informationen von Suchmaschinen abrufen 46 % Erinnerungen für Termine 45 % Wettervorhersage abrufen 41 % Musik abspielen oder Radio hören 32 % Verkehrsnachrichten abrufen 31 % E-Mails oder Mitteilungen vorlesen lassen 25 % Geräte im Haushalt steuern 24 % Sportergebnisse abfragen 14 % Taxi bestellen 14 % Waren bestellen

zu steuern und nicht auch aus der Ferne. Das bietet zusätzliche Sicherheit vor möglichen Hackerangriffen. Eine Möglichkeit ist laut VdTÜV auch ein separates WLAN nur für die Smart-Home-Geräte im Haus, welches keine Verbindung mit den Computern und Tablets hat, auf denen persönliche Daten gespeichert sind. Darüber hinaus sollte man beim Kauf darauf achten, dass Daten zwischen einzelnen SmartHome-Komponenten nur verschlüsselt übertragen werden.

Der erste Kinderwagenkauf ist teilweise komplizierter als die Auswahl eines neuen Autos. Denn das Angebot ist riesig und die Ansprüche sind besonders hoch: Ein Kinderwagen soll sicher und bequem fürs Kind sein und darüber hinaus langlebig, gut händelbar, komfortabel, schadstoffarm, geländetauglich, platzsparend – und stylisch. Zu den Favoriten zählen Modelle, die vom Säuglings- bis zum Kleinkindalter passen, sich also später auch zum Buggy mit verstellbarem Rückenteil umbauen lassen. Doch was macht einen guten Kinderwagen, der möglichst allen Ansprüchen genügt, aus? Die Hersteller versuchen, sämtliche Kundenwünsche zu berücksichtigen, und sind auf Qualität bedacht: So viele Kinderwagen wie beim jüngsten Test in diesem Sommer kamen bei Stiftung Warentest noch nie so „gut“ weg: Gleich sechs der 14 untersuchten Modelle können die Tester empfehlen. Der Beste aller Guten ist für 400 Euro zu haben: Testsieger Hauck Saturn R Duoset überzeugte vor allem mit seinem Sitzkomfort. Zudem lässt er sich gut falten und einfach im Kofferraum verstauen. Ebenfalls „gut“ und mit 260 Euro noch günstiger ist Kinderkraft Moov. Drei Modelle erreichten ein „befriedigend“, vier ein „ausreichend“. Die Tester führten diesbezüglich vor allem folgende Kritikpunkte auf: Insgesamt waren die Kinderwagen zu schwer und zu unbequem. Die Schale erwies sich vor allem für eher große Babys als zu beengt oder zu kurz. Nur ein Modell wird mit „mangelhaft“ bewertet

Der Sitzkomfort sei bei den Modellen mit den Noten drei und vier generell gerade für ältere Kinder ein Problem, da sich kein Sitz in eine ebene Liegefläche verwandeln las-

se. Zudem fehlten fast immer mitwachsende Fußstützen, die beim Sitzen Druck aus den Kniekehlen nehmen, kritisieren die Warentester. Sicherheitsmängel und Schadstoffe, die frühere Tests trübten, gehören (fast) der Vergangenheit an. Lediglich ein Modell wurde als Schadstoffsünder entlarvt und wurde daher mit „mangelhaft“ bewertet. Die Tester fanden in den Griffen des von der Marke Babyone exklusiv verkaufte B.O. Startklar T-Light mehr Benzo(ghi)perylen als das Siegel Geprüfte Sicherheit (GS-Zeichen) erlaubt. Bei Benzo(ghi)perylen handelt es sich um eine Substanz, die eine erbgutveränderte Wirkung haben kann. Auf Bremse und Federung kommt es an

Die Warentester haben eigenen Angaben zufolge Babyone mit dem Testergebnis konfrontiert, woraufhin das Unternehmen das Modell aus dem Verkauf zurückgenommen hat. Stiftung Warentest weist darauf hin, dass Babyone bereits verkaufte Wagen des Modells zurücknimmt und sie austauscht. Grundsätzlich sollten Eltern beim Kauf eines Kinderwagens überlegen, wo dieser überall zum Einsatz kommt. Gerade bei JoggerModellen, die viel auf unwegsamem Gelände genutzt werden, ist eine gute Federung unerlässlich. Auch unter dem Sicherheitsaspekt gibt es bestimmte Punkte, die unbedingt zu beachten sind. So sollte der Wagen eine Feststellbremse haben, die möglichst auf zwei Räder wirkt. Damit der Kinderwagen nicht so leicht kippt, ist ein großer Abstand zwischen den Rädern ideal. Das TÜV-Zeichen am Modell ist ein guter Anhaltspunkt für die Qualität der Verarbeitung, eine leichte Handhabung und die Einhaltung von Sicherheitsstandards wie etwa auch einem Anschnallgurt im Buggy.

Alternative Systeme wird es immer geben. Aber ich glaube, der Reiz der großen Plattformen für die Nutzer liegt darin, dass sie diese große Basis bieten und auch eine große Vielfalt von Produkten, Sensoren und Verknüpfungen. Wird das Smart Home wirklich massentauglich?

Dieser Prozess hat schon begonnen. Es wird bestimmt nicht das komplett vernetzte Heim für jeden sein – so wie es als Vision ja schon seit Jahren existiert. Aber die einzelnen Bausteine – ob das der Staubsaugroboter oder der smarte Herd ist – werden sich deutlich ausweiten. Immer mehr dieser Produkte werden über Plattformen vernetzt und über eine einzige App steuerbar sein. Sodass mit einem Befehl etwa morgens der Rollladen hochfährt, das Licht angeht und die Kaffeemaschine startet. Interview: Anna Schughart

Sicher, komfortabel, leicht in der Handhabung – und schick soll er auch noch sein: Um einen idealen Kinderwagen zu finden, sollten Eltern auf Beratung setzen und auf Prüfsiegel achten. FOTO: WOLFRAM STEINBERG/DPA

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26112101_001119

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MIT SICHERHEIT SICHER IN DER REGION

Erste Hilfe aus Eilenburg Von Lilly Günthner Eilenburg. „Ohne ehrenamtliche Helfer würde das alles gar

nicht funktionieren“, sagt Fred Hannemann (60). Er weiß, wovon er spricht: Als Kreisbereitschaftsleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Eilenburg ist er für das Ehrenamt zuständig. Seine Tätigkeiten umfassen im Wesentlichen die Bereiche, Sanitätsdienst und Katastrophenschutz. Der Sanitätsdienst des DRK sorgt für die sanitätsdienstliche Absicherung von Großveranstaltungen. Bei Stadtfesten, Konzerten oder Fußballspielen sind die Sanitäter im Einsatz, um bei Bedarf Erste Hilfe leisten zu können. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden in einer Schulung ausgebildet und sind durch regelmäßige Einsätze erfahren und einsatzerprobt, erzählt ­Hannemann, der selbst in den Neunzigerjahren als ehrenamtlicher Sanitäter zum Roten Kreuz kam.

Montag, 4. November 2019

Leipziger Expertin: „Deutsche Grenzwerte für Elektro-Smog sind zu lasch“ Die Verbraucherschützerin Katja Henschler rät bei allen Verheißungen neuer Entwicklungen zu kritischem Blick auf mögliche Gefahren Leipzig. Bei allen digitalen Fort-

schritten sollten wir genau hinsehen, welche Risiken damit verbunden sind, rät Katja Henschler (43), Referatsleiterin Digitales bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Es soll noch Leute geben, die unterwegs ihr Handy ausschalten und daheim nur verdrahtete Geräte nutzen: Leben die gesünder?

Das kann ich nicht beurteilen, da ich weder Mediziner noch Wissenschaftler bin. Auf jeden Fall setzen sich solche Menschen – ob gewollt oder unbewusst – weniger dem Elektro-Smog aus. Der ja beim Mobilfunk gesundheitlich unbedenklich ist – wenn man der obersten deutschen Strahlenschutzbehörde glauben darf?

Die in Deutschland festgelegten Grenzwerte für zumutbare Strahlenbelastung durch Mobilfunk sind lascher angesetzt als in etlichen anderen EU-Staaten. Das führt uns zu der Frage, ob in Deutschland genug für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger unternommen wird.

Sachsen, Schlettau: Ein Triebwagen des Militär- und Transportunternehmens Thales ist auf einer Testfahrt im Bahnhof Schlettau unterwegs. Der Zug wird über den neuen Mobilfunkstandard 5G ferngesteuert. FOTOS: HENDRIK SCHMIDT/DPA

DRK-Kreisbereitschaftsleier Fred Hannemann (60, Mitte) mit Jugendrotkreuz-Gruppenführern Nils Krahnfeld (33, rechts) und Susanne Schulze (33, links) vor ihrem Einsatzwagen.

milliardenschweren Projekt, das unsere digitale Zukunft mitbestimmen soll, ist die fehlende Gesundheitsvorsorge äußerst kritikwürdig.

FOTO: LILLY GÜNTHNER

Beim DRK geblieben

Schon zu DDR-Zeiten hat er Absicherungen von Veranstaltungen durchgeführt. „Ich bin da hängengeblieben“, sagt er rückblickend über seinen Weg zum DRK. Er war zunächst als Leiter und Ausbilder des Jugendrotkreuz (JRK) und in der Erste-Hilfe-Ausbildung tätig. 2011 hat er dann den Katastrophenschutzzug des Kreisverbandes mit aufgebaut und konnte zahlreiche Ehrenamtliche dafür gewinnen. Das Sanitäter-Team, das er betreut, besteht derzeit aus insgesamt elf Sanitätern.

Wozu braucht Otto Normalverbraucher den neuen Datentransfer-Standard überhaupt?

Katja Henschler (43) leitet das Referat Digitales bei der Verbraucherzentrale Sachsen. FOTO: VZS

Wird denn genug getan?

Ohne ehrenamtliche Helfer würde ­ das alles gar nicht funktionieren. Fred Hannemann DRK-Kreisbereitschaftsleiter

Das jüngste Mitglied ist 22, das älteste 60 Jahre alt. Mittlerweile sichert er mit seinem Team nicht nur Veranstaltungen in Eilenburg ab. Er erhalte auch zahlreiche Anfragen aus Leipzig und Umgebung, erzählt Hannemann. Beispielsweise bei Fußballspielen von RB Leipzig oder Konzerten in der Arena sind Sanitäter des Kreisverbandes im Einsatz.

Da es durchaus ernstzunehmende wissenschaftliche Studien gibt, die der Mobilfunkstrahlung gesundheitliche Bedenklichkeit attestieren, halte ich die deutschen Grenzwerte für dringend überprüfungsbedürftig. Zu den bestehenden Mobilfunkstandards kommt bald noch ein neuer hinzu – wird mit 5G alles besser?

Mit den Vorzügen dieser Technologie befassen sich unzählige Forschungsprojekte. Bezeichnenderweise ist darunter keines zur Nutzen- und Risikobewertung. Da

sich die Frequenzvergabe jahrelang hinzog, wäre dafür ebenso Zeit gewesen wie für entsprechende Auflagen. Die einen fürchten tausende neue Basisstationen, andere loben geringere Sendeleistung und weniger Strahlung. Wozu neigen Sie?

Welche gesundheitliche Langzeitwirkung die künftige Strahlung mit höheren Frequenzen beispielsweise auf Kinder und Schwangere hat, ist wissenschaftlich völlig unterbelichtet. Deshalb ist es auch so schwer, sich als Verbraucher eine Meinung zu bilden. Bei einem

Gemeinsam für die öffentliche Sicherheit

In Eilenburg koordiniert Fred Hannemann auch die Zusammenarbeit der lokalen Hilfskräfte: Bereits seit 1992 gibt es gemeinsame Übungen von Jugendfeuerwehr und DRK-Einsatzkräften. „Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis“, sagt Hannemann. Gemeinsam sorgen die vielen Ehrenamtlichen in Eilenburg für die öffentliche Sicherheit.

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: Anne Meyer

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So geht 5G

Sinnvolle Anwendungen für Endverbraucher sehe ich aktuell kaum. Schlagworte wie autonomes Fahren oder Telemedizin bleiben ferne Zukunftsmusik, solange nicht Glasfaserkabel bis in den letzten Zipfel des Landes ausgerollt sind. In Großstädten wie Leipzig und Chemnitz soll 5G in den kommenden Monaten losfunken …

… wovon Unternehmen und Verkehrsflüsse rasch profitieren werden. Aber dieser auf Zentren orientierte Ausbau führt zu neuen Ungleichgewichten zwischen Stadt und Land. Unsere Kritik richtet sich dagegen, dass die Mobilfunkanbieter im Zuge der Versteigerung diesbezüglich keine klaren Auflagen bekommen haben. In manchen Ecken Sachsens wäre es schon ein Fortschritt, wenn Versorgungsbalken für LTE oder 3G aufblitzen würden…

Das ist richtig und muss sich dringend ändern. Allerdings sehen wir hinsichtlich der Internetversorgung der Bevölkerung die absolute Priorität im kabelgebundenen Breitbandausbau. Nur auf Mobilfunk zu setzen, ist der falsche Weg.

Wie halten Sie es beim täglichen Umgang mit Mobilgeräten und WLANHotspots?

Ich schalte zu Hause WLAN nur dann ein, wenn ich es brauche. Vor allem nachts ist es immer aus, um unnötige Strahlung zu vermeiden. Das Mobiltelefon trage ich möglichst nicht direkt am Körper, und auch hier habe ich WLAN oder die mobilen Daten unterwegs meist aus. Gehören Sie damit zu den Technikmuffeln?

Ich sehe mich keineswegs als Aluhut oder Schwarzseherin. Die Digitalisierung ist in vollem Gange und nicht aufzuhalten. Bei allen Neuerungen wie einem aus der Ferne zu kontrollierenden Smart-Home und der bequemen Alexa-Steuerung sollten wir uns aber unbedingt den kritischen Blick dafür bewahren, welche Risiken diese Techniken sowohl in gesundheitlicher als auch etwa Datenschutzhinsicht mit sich bringen. Ist das nicht auch eine staatliche Verantwortung?

Das sehe ich genauso. Würde der Staat beispielsweise die erlaubten Grenzwerte deutlich heruntersetzen, müssten sich die Mobilfunkanbieter viel mehr um Strahlenschutz kümmern. Im Idealfall schon dann, bevor eine neue Technologie wie 5G eingeführt wird. Darauf werden wir Verbraucherschützer unermüdlich drängen. Interview: Winfried Mahr

Das Kürzel 5G steht für Mobilfunk der 5. Generation. Über neue Frequenzen sind große Bandbreiten für rasante Datenübertragung zu erreichen, rund 20 Mal schneller als bei 4G. Die Signale werden störungsfreier und haben kaum noch Verzögerung (Latenz) zwischen Senden und Empfang, was die Reaktionsschnelligkeit erhöht. Die Reichweite ist mit rund einem Kilometer allerdings gering, weshalb tausende neue Funkstationen nötig werden. Private Nutzungen werden sich vorerst kaum lohnen. Firmen können damit allerdings Maschinen untereinander vernetzen, Städte ihren Verkehr sinnvoll steuern oder Landwirte ihre Feldbewirtschaftung effektivieren. Die ersten 5G-Frequenzblöcke haben die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch für reichlich 6,6 Milliarden Euro vom Bund erworben. Der Netzausbau hat in Ballungsgebieten wie Dresden und Leipzig bereits begonnen. Frequenzen für eine flächendeckende Versorgung werden wohl erst in sechs Jahren nutzbar. Im Zuge des 5G-Ausbaus wurden die Telekommunikationsanbieter verpflichtet, auch die bestehenden LTE-Funklöcher zu stopfen. Bis Ende 2022 sollen mindestens 98 Prozent der Haushalte, Autobahnen und ICE-Strecken mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde versorgt sein. Zu gesundheitlichen Risiken des bestehenden und neuen Mobilfunkstandards liegen dem Bundesamt für Strahlenschutz zufolge keine Hinweise vor – zumindest innerhalb der bestehenden Grenzwerte. wim

Systemtechnik für die neue Mobilfunk-Generation 5G ­ wird von Gerd von der Osten, Abteilungsleiter Network Deployment der Vodafone GmbH, in Leuna-Günthersdorf ­(Saalekreis) vorgeführt.


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