Mit Sicherheit | Das erste Smartphone (LVZ-Sicherheitswochen 2019)

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Dienstag, 5. November 2019

MIT SICHERHEIT

AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Das erste Smartphone Mit dem ersten mobilen Endgerät wachsen für Eltern und Kinder die Möglichkeiten, aber auch die Sorgen. Können ÜberwachungsApps helfen, ohne dabei die Medienkompetenz des Nachwuchses zu beschneiden?

FOTO: VEJAA/ADOBE STOCK

Der letzte WIlle Testament oder gesetzliche Erbfolge? Um das Thema Nachlass ranken sich mancherlei Mythen. So findet der letzte Wille Beachtung. Seite 3

Digitales Lernen an Leipziger Grundschule So gehen die Lehrer, Schüler und Eltern an der ­Karl-Liebknecht-Grundschule mit dem Thema Mediennutzung um. Seite 4


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MIT SICHERHEIT

Dienstag, 5. November 2019

SICHERHEITSFRAGE

Von Polizeiobermeister Holm

Mit der Kundenkarte Bußgeld sparen

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ie erste Aufgabe der Polizei ist es, die Sicherheit der Bürger zu schützen. Mit den vielfältigen und wachsenden Bedrohungslagen einer modernen, globalisierten Gesellschaft berührt polizeiliches Handeln auch zunehmend die Freiheitsrechte der Bürger. Wir von der Polizei sind deshalb stetig bemüht, unsere Arbeit kundenfreundlicher zu gestalten und mehr Verständnis beim Bürger für unser Dienstleistungsangebot zu wecken. Das ist oft gar nicht so leicht. Erklären sie mal einem Randalierer die heilsame Wirkung eines Stockschlags. Wenn der das nicht selber merkt, muss man da oft viel Überzeugungsarbeit leisten und ganz wichtig: die Maßnahmen positiv kommunizieren. Das beginnt schon mit der Wortwahl. Wir sprechen deshalb heute auch nicht mehr von „Stockschlägen“, sondern vielmehr von „taktilen Hinweisen“. Die Akzeptanz bei den Betroffenen dürfte das deutlich erhöhen. Wenn nicht, können wir ihnen noch einen besinnlichen Aufenthalt in einer unserer vielen gut gesicherten „Chill-outZellen“ anbieten. Auch Autofahrer werden nicht mehr durch unerwartete „Verkehrskontrollen“ gestoppt, sondern haben jetzt die Möglichkeit, ihre eigene Verkehrstüchtigkeit und

An der digitalen Leine Überwachungs-Apps versprechen besorgten Eltern, dass sie ihre Kinder immer im Blick behalten können. Doch machen sie die Kinder wirklich sicherer? Von Anna Schughart

Wir von der Polizei sind stetig bemüht, unsere Arbeit kundenfreundlicher zu gestalten. die ihres Fahrzeugs in mobilen „Drive-In-Service-Points“ überprüfen zu lassen. Um die Bindung von Bürger und Polizei weiter zu stärken, ist die bundesweite Einführung einer Polizei-Kundenkarte (PoKuKa) geplant. Ein interessantes Angebot. Die Bürger haben die Möglichkeit, zwischen verschiedenen individuell abgestimmten Produkten zu wählen. Die PoKuKa-50 beispielsweise wird im Jahr 175 Euro kosten, dafür zahlt der Bürger für jedes Bußgeld dann nur noch die Hälfte. Das rechnet sich: Zweimal geblitzt, einmal abgeschleppt und schon hat sich so eine Karte amortisiert. Bürgern mit geringer Impulskontrolle und/oder einem Hang zu rauschhaften Zuständen empfehlen wir gleich die PoKuka-Gold für 340 Euro: Bei Sachbeschädigungen sinkt dann die Selbstbeteiligung auf 30 Prozent, und vier Beamtenbeleidigungen pro Jahr sind frei. Info Herr Holm, alias Dirk Bielefeldt, tourt aktuell mit seinem Theaterprogramm „Herr Holm – Neben der Spur“ durch die Republik. Infos unter www.herrholm.de.

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as Versprechen der App ist groß: „Sicherheit für die Kinder, Seelenfrieden für die Eltern“, locken die Hersteller. Der bärtige Vater im Werbevideo erklärt dann auch, wie genau das funktioniert, wie die App ihm und seiner Frau wirklich zum „Seelenfrieden“ verholfen habe: „Wir werden informiert, wenn etwas passiert.“ Eine andere Mutter behauptet: Die App sei „ein Muss für alle Eltern, deren Kinder Handys haben“. Denn die Sorgen vieler Eltern sind zahlreich. Und im Zeitalter des Smartphones scheinen sie beständig zu wachsen. Eltern fragen sich nicht nur: Ist mein Kind sicher zur Schule gekommen? Oder: Warum kommt es so spät nach Hause? Sondern auch: Mit wem unterhält es sich online, was sieht, macht, klickt es da? Lauschangriffe von Eltern

SMARTES GADGET

Überwachungskamera mit Akku spart komplizierte Verkabelung Wer jederzeit wissen möchte, was sich im Garten, vor der Haustür oder im Wohnzimmer abspielt, sollte auf eine Überwachungskamera zurückgreifen. Doch oft stört die komplizierte Installation – sei es die Frage der Verkabelung oder das Anbringen der Kamera an sich. Hinzu kommen Probleme, die nach der Installation auftreten: Plötzlich wird die Katze vom Nachbarn für einen Eindringling gehalten oder die nächtlichen Videoaufnahmen sind nahezu unbrauchbar. Um böse Überraschungen zu vermeiden, lohnt sich ein Blick auf aktuelle Innovationen im Überwachungskamerabereich. Einige etablierte Marken bieten hoch entwickelte Kameras mit Akku an. Man muss also nicht lange über die Verkabelung nachdenken. Angebracht werden die Kameras oft spielerisch leicht mit mitgelieferten Halterungen – diese funktionieren teilweise magnetisch. Der Akku hält bei Topmodellen bis zu einem Jahr, trotz dauerhafter aktiver Überwachung. Aber Achtung: Experten warnen vor billigen Modellen; diese lösen oft verzögert aus oder frieren im Winter ein. Zudem werden sie schnell selbst zum Sicherheitsrisiko, wenn sie Videos unverschlüsselt über das WLAN-Netzwerk teilen. Besser: wenn die Videos auf einer SD-Karte gespeichert werden, die mit einer AES 128-bit-Verschlüsselung geschützt ist.

ZAHLEN, BITTE!

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Prozent beurteilen ihre gegenwärtige finanzielle Situation mit gut bis sehr gut. 8 Prozent bewerten sie eher schlecht. QUELLE: DSGV

Überwachungs-Apps geben darauf einfache Antworten. Dazu muss man bloß eine Version der App auf dem Kinder-Smartphone installieren und die andere auf dem eigenen. Dann erhält man Zugriff auf das Handy des Kindes, kann Apps wie etwa Whatsapp blockieren, Zeitlimits setzen oder bestimmte Websites blocken. Manche der Überwachungs-Apps schicken auch eine Warnung, wenn ein auf dem Kinder-Smartphone gespeichertes Bild nackte Haut zeigt oder verhindern, dass bestimmte Anrufe durchgehen. Die Überwachung lässt sich sogar offline fortsetzen. Mithilfe von Tracker-Funktionen können sich Eltern auf einer Karte immer und überall anzeigen lassen, wo ihr Kind gerade ist. Andere Apps versprechen, eine Nachricht an die Eltern

zu schicken, sobald das Kind zu Hause oder in der Schule angekommen ist. Oder sie verwandeln das Kinder-Handy gleich in eine Wanze und erlauben es den Eltern, ihr Kind und seine Umgebung zu belauschen – ob im Unterricht oder auf dem Pausenhof. „Einige betrachten die Überwachung ihres Kinds vielleicht als Verletzung seiner Privatsphäre, aber es ist wirklich in ihrem Interesse“, empfiehlt ein amerikanisches Technikmagazin besorgten Eltern. „Audioüberwachungs-Apps und GPSTracker dienen der Sicherheit Ihres Kindes. Sie stellen sicher, dass Ihr Kind keine gefährlichen Orte besucht oder gemobbt wird.“ Die Technik, so die Message, macht Kinder ausschließlich sicherer – die Privatsphäre ist da ein lohnenswertes Opfer. Aber ist das wirklich so? Ausspähen ist nicht vorrangiges Ziel

Kinder werden durch ein Gerät nicht sicherer. Kristin Langer, Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“

Zumindest glauben das auch in Deutschland einige Eltern. „Überwachungs-Apps sind auf jeden Fall ein Thema“, sagt Kristin Langer von der Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“. Rund ein

Alles unter Kontrolle? Eltern mögen erleichtert sein, wenn der Standort ihres Kindes ausfindig gemacht werden kann, doch absoluten Schutz gibt es nicht. FOTO: STOCK.ADOBE.COM/SAMIO20

Drittel der Eltern, die sie beispielsweise in Seminaren treffe, seien technischen Lösungen gegenüber sehr empfänglich. „Die Eltern sind sehr sorgenvoll und unsicher und wollen dann unmittelbar und effektiv handeln. Technische Lösungen sind in so einem Fall dann immer schneller und einfacher.“ Auch Lehrer berichteten Langer gegenüber von immer mehr Kindern, die schon in der Grundschule etwa eine Smartwatch am Handgelenk tragen. Manche Eltern scheuen sich dabei offenbar auch nicht davor, den Unterricht über die Uhr abzuhören – obwohl das illegal ist. Allerdings verfolgten die meisten Eltern nicht unbedingt das Ziel, ihre Kinder auszuspähen, sagt Langer. Aber sie wollten das Gefühl haben: „Ich bin in der Nähe, ich könnte eingreifen, wenn etwas passiert.“ Das ist besonders häufig dann der Fall, wenn ein Kind eingeschult wird – und damit aus dem elterlichen Behütungs- und Einflussbereich heraustritt. Auch der Übergang an eine weiterführende Schule sorgt für Verunsicherung. Kinder belastet es, teure Geräte dabei zu haben

Oft stolperten Eltern, wenn es um Smartphone oder Smartwatch geht, auch über ihre eigene Inkonsequenz, sagt Langer: „Der Quengelfaktor der Kinder ist hoch.“ Verlangen sie ein Smartphone, sind aber eigentlich noch zu jung dafür, sehen viele Eltern in Überwachungs-Apps einen Kompromiss. Aber egal, wie hehr das Ziel ist, Langer hält nicht viel von dieser Logik: „Kinder werden durch ein Gerät nicht sicherer“, sagt sie. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall: „Gerade Grundschulkinder belastet es, ein so teures Device in der Schule herumzutragen“, sagt Langer. Sie hätten Angst, die Smartwatch oder das Handy zu verlieren oder kaputtzumachen.

Das Handy als Unterrichtsmaterial In Dresden setzt ein Gymnasium Mobiltelefone im Schulalltag ein Von Christiane Raatz

Wissen über Informatik und digitale Technik – das ist heutzutage so wichtig wie Mathe, sagen Experten. Wie bereiten die Schulen die Kinder auf die Arbeitswelt von morgen vor? Ein Dresdner Gymnasium geht neue Wege. Andere sollen folgen. Während an vielen Schulen das Telefon tabu ist, braucht am Gymnasium Pieschen in Dresden niemand sein Smartphone zu verstecken – im Gegenteil. Die Schüler bestellen damit per App ihr Essen, sprechen Sätze im Fremdsprachenunterricht ein, messen, rechnen und planen ihren Schulalltag. „Ziel muss sein, dass die Kinder einen reflektierten, kompetenten Umgang mit der Technik lernen. Verbote werden das nicht erreichen“, sagt Schulleiterin Kerstin

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Jahre dauert es noch, dann soll 2023 in Sachsen der erste zum Teil englischsprachige Leistungskurs in Informatik an einem Gymnasium möglich sein.

Ines Müller. Das Gymnasium ist eine von noch wenigen Pilotschulen in Sachsen und soll zeigen, wie digital Schule sein kann. Von der fünften Klasse an steht Medienbildung auf dem Stundenplan, ab Klasse acht gibt es ein vertieftes IT-Profil mit drei Stunden pro Woche. Geplant ist auch ein Informatik-Leistungskurs ab 2023 – einen solchen gibt es bisher nicht in Sachsen. Der Informatik-Unterricht findet teils auf Englisch statt. Man sei dazu mit Unternehmen wie T-Systems, SAP oder Infineon ständig im Gespräch, um abzustimmen, was sie von künftigen Absolventen erwarten, sagt Müller, die das Konzept selbst mitentwickelt hat. „Spätestens, wenn man mit den Unternehmen spricht, dann hört man den Ruf nach IT-Fachkräften ganz deut-

lich.“ Neben den regulären Fächern bereiten Ganztagsangebote wie Programmieren, Websites erstellen und Robotik die Kinder auf die künftige Arbeitswelt vor. ComputerNerds sollen an der Schule aber nicht herangezogen werden, betont Schulleiterin Müller: „Wir streben nicht an, dass die Kinder den ganzen Tag auf Bildschirme starren.“

Wie bereiten die Schulen die Kinder auf die Arbeitswelt von morgen vor? Ein Dresdner Gymnasium geht neue Wege. FOTO: ULI DECK/DPA


MIT SICHERHEIT

Dienstag, 5. November 2019

3 IM FOKUS

Wie der letzte Wille Beachtung findet Beim Thema Erben gibt es mancherlei Mythen und Irrtümer. Worauf kommt es wirklich an?

Überwacht zu werden ist für Kinder keine schöne Situation.

Von Isabelle Modler

Es könnte so einfach sein: Wer kein Testament aufsetzt, für den greift die gesetzliche Erbfolge. Doch das Gesetz regelt den Nachlass nicht immer so, wie es sich Erblasser vorstellen. Zumal sich rund um das Thema Erben so manche Mythen hartnäckig halten. Typische Irrtümer – und was wirklich stimmt:

Kristin Langer, Initiative „Schau hin!“

RND-ILLUSTRATION: PATAN

Sollten Erblasser in jedem Fall ein Testament verfassen?

Viel schwerer wiegt noch der Verlust des Vertrauens: „Überwacht zu werden ist für Kinder keine schöne Situation“, sagt Langer. Schließlich möchten sie auch mal etwas tun – und sei es nur heimlich ein Eis essen –, das den Eltern verborgen bleibt. Wissen die Eltern immer über alles Bescheid, kann kein vertrauensvolles Verhältnis entstehen. „Wenn mir niemand vertraut, bedeutet das, dass ich als Person nicht ernst genommen werde“, sagt Langer. Manche Kinder reagierten darauf fast schon mit Gleichgültigkeit und würden den Verlust ihrer Privatsphäre resigniert hinnehmen, erzählt sie. Unselbstständigkeit wird befördert

Sind Mama und Papa immer nur einen Anruf entfernt, könne sich bei den Kindern aber auch eine gewisse Unselbstständigkeit einstellen, warnt Langer. Sie erlernen dann bestimmte Kompetenzen nicht. Wenn ein Kind beispielsweise die richtige Bushaltestelle verpasst hat, ruft es seine Eltern auf der Arbeit an – statt einfach eine Station zurückzufahren. Die Pädagogin empfiehlt Eltern deshalb, statt ihre Kinder tagsüber auf einer digitalen Karte zu verfolgen, verschiedene Situationen mit ihnen durchzusprechen. Also zum Beispiel: Was tue ich, wenn ich morgens den Bus verpasst habe? Wie und wann muss ich Bescheid geben, wenn ich am Nachmittag mit meinen Freunden noch ein Eis essen gehe? Überhaupt sollten Eltern offen mit ihren Kindern über die digitalen Technologien reden. Wenn ein Kind dann beim Übergang auf eine weiterführende Schule sein erstes Smartphone bekommt, kann man gemeinsam bestimmte Regeln vereinbaren. „Zum Beispiel können Eltern und Kindern gemeinsam verabreden, dass die Eltern einmal in die Woche in die Messenger-App reinschauen dürfen“, sagt Langer. Dabei sollte man als Mutter oder Vater aber auch genau erklären, warum man das macht, welche Sorgen die Eltern haben. Grundsätzlich rät Langer den Eltern zu einer guten Mischung: Wo Technik nützlich sei, könne man sie ruhig einsetzen. Aber offen und ehrlich – nicht heimlich.

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Jahre sollte ein Kind mindestens alt sein, bevor es sein erstes Smartphone bekommt. Das rät die Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“. Denn früher hat es noch nicht die Reife, um die Gefahren des Internets einzuschätzen.

Das ist nicht immer nötig. Wichtig ist, dass sich Erblasser die gesetzliche Erbfolge klarmachen – also wer welchen Anteil erbt. „Wenn diese im Sinne des Erblassers ist und sich die Güter klar aufteilen lassen, braucht man kein Testament“, sagt Stephanie Herzog von der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Eigentümer von Immobilien sollten aber bedenken: Der Grundgedanke der gesetzlichen Erbfolge beinhaltet, Vermögenswerte aufzulösen. Das heißt, das Haus zu verkaufen und das Geld entsprechend der Erbquote auf die Berechtigten zu verteilen. „Wer dies nicht wünscht, sollte das Erbe nach seinen eigenen Vorstellungen aufteilen – also ein Testament machen“, rät Herzog. Laut Stiftung Warentest kann es sogar günstiger sein, wenn der Notar das Testament erstellt und Erben daher später keinen Erbschein beantragen müssen. Die Gebühren hängen vom Vermögen ab. So koste das Erbscheinverfahren bei einem Nachlasswert von 50 000 Euro rund 330 Euro. Der Notar erhält für ein Einzeltestament laut den Warentestern etwa 165 Euro zuzüglich Auslagen und Umsatzsteuer. Erbt der Partner automatisch mein ganzes Vermögen?

Das gilt laut Stiftung Warentest nur, wenn man seinen Partner als Alleinerben im Testament benennt. Sonst greift die gesetzliche Erbfolge. „Bei einem verheirateten Paar mit zwei Kindern steht dem Ehepartner die Hälfte des Vermögens zu und den Kindern jeweils ein Viertel“, erklärt

Herzog. Haben Ehepartner vertraglich eine Gütertrennung vereinbart, bekommen die beiden Kinder und der verbliebene Partner je ein Drittel des Nachlasses. Bei Partnern, die gemeinsame sowie eigene Kinder haben, ist der Fall komplizierter. Wer was erbt, hängt dann auch davon ab, welches Elternteil zuerst stirbt. „Daher sollte man sich in einem solchen Fall rechtlichen Rat holen“, rät Herzog. Ist ein Paar nicht verheiratet, erbt der Partner ohne Testament oder Erbvertrag gar nichts. Und sogar mit Testament gilt: Steuerfrei erhält der Partner nur 20 000 Euro, während Ehepartnern oder eingetragenen Lebenspartnern ein Freibetrag von 500 000 Euro zusteht. Laut Stiftung Warentest gelten für Paare ohne Trauschein zudem die höchsten Steuersätze von 30 bis 50 Prozent. Erhalten enterbte Kinder nichts vom Nachlass?

Enterbte Kinder dürfen sich zwar nicht um den Nachlass kümmern oder bei der Aufteilung mitbestimmen. „Sie können aber ihren Pflichtteil einfordern. Denn ihnen steht auf jeden Fall die Hälfte des gesetzlichen Erbteils zu“, erläutert Herzog. Die anderen Erben müssen diesen Pflichtteil ausbezahlen. Den Anspruch muss man innerhalb von drei Jahren geltend machen. Kümmert sich das Nachlassgericht ums Aufteilen?

Zwar muss man ein Testament oder Erbvertrag dem Nachlassgericht vorlegen. Doch es ist nicht dafür zuständig, den Nachlass abzuwickeln oder Streit zwischen Erben oder Pflichtteilsberechtigten zu schlichten. „Wer etwas erbt, trägt Verantwortung und muss sich um den Nachlass kümmern“, sagt Herzog. Dazu gehört es, Verbindlichkeiten herauszufinden, offene Rechnungen zu begleichen oder die Wohnung des Verstorbenen aufzulösen. Ein Testamentsvollstrecker ist nur dann notwendig, wenn die Erben außerstande sind, das Vermögen entsprechend den Vorstellungen des Erblassers aufzuteilen.

Tipps zu Smartphone-Spielen für Eltern „Minecraft“, „Fortnite“, „Angry Birds“: Für Kinder sind solche Spiele oft einer der Hauptanreize für ein eigenes Smartphone. Doch wie die Stiftung Warentest kürzlich untersucht hat, sind viele beliebte Games für Kinder nur bedingt empfehlenswert. Das liegt unter anderem am schlechten Jugendschutz. Die Stiftung Warentest empfiehlt daher den Eltern unter anderem, das Kind nur offline spielen zu lassen, falls das die App er-

möglicht. Geld auszugegeben in der App, dem Chat mit Fremden oder der Übermittlung persönlicher Daten werde so auch gleich ein Riegel vorgeschoben. In-App-Käufe lassen sich aber auch blockieren, etwa durch ein dem Kind nicht bekanntes Passwort im Google Play Store. Bei Apple lassen sich die Käufe unter „Einstellungen“ in der Funktion „Bildschirmzeit“ deaktivieren. Über-

haupt keine Zahlungsdaten anzugeben, sei am effektivsten, rät Stiftung Warentest. Generell kontrollieren Eltern besser alle eingerichteten Sicherheitseinstellungen regelmäßig – vielleicht hat der Nachwuchs diese schon geknackt? Und: Was die Kinder spielen, gucken sich Eltern besser regelmäßig an und spielen auch selbst ab und an mal mit. Das hilft, sich selbst ein Bild zu machen.

Nachlassregelungen sind kompliziert: Auch wer ein Testament schreibt, kann seine Erben nicht ohne Weiteres beliebig bestimmen. Nahe Hinterbliebene haben Anspruch auf den Pflichtteil. FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN

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26112101_001119

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MIT SICHERHEIT

Jede Kinderhand hält das Handy anders

SICHER IN DER REGION

Wurzner engagiert sich beim Katastrophenschutz Von Frank Schmidt Wurzen. Seine Passion ist es, anderen Menschen helfen zu wol-

len. Diese Ader hat sich bei Stefan Gnüchten aus Wurzen schon in jungen Jahren ausgebildet. Deshalb interessierte er sich für den Sanitätsdienst und absolvierte gleich nach dem Abschluss der Schule eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Was für ihn als Hobby begann, machte der inzwischen 42-Jährige dann auch zu seinem Beruf.

Dienstag, 5. November 2019

Digitaler Blick auf die Leipziger Karl-Liebknecht-Grundschule: Das Thema Smartphone wird von Schülern und Eltern ganz unterschiedlich angepackt Von Stefan Michaelis Leipzig. Jeder findet seinen eigenen

mobilen digitalen Weg. Es gibt Regeln und Verbote. Aber alle gehen auf ihre ganz eigene Weise entspannt mit dem Thema Smartphone um. Lehrer, Schüler und ihre Eltern der Leipziger Karl-LiebknechtGrundschule sehen bei der Mediennutzung ohnehin eher den Computer vorn. Aber der Bedarf nach Wissen rund ums mobile Netz wächst schon für die ersten Schulklassen – bei allen Fraktionen. Spielen. Immer wieder wird das Spielen als großes SmartphoneThema genannt. Bis Maximilian (9) den allgemeinen Games-Tenor durch einen bemerkenswerten Satz unterbricht: „Ich habe noch kein Handy, und ich will eigentlich auch keins. Mein Papa hat eine Xbox.“ Cooler Papa. Eigentlich haben alle Schülerinnen und Schüler der zweiten bis vierten Klassen ganz schön coole Mamas und Papas. Die Schülerinnen und Schüler der Karl-Liebknecht-Grundschule lernen im Computerraum Grundlagen digitaler Medien. Das Smartphone kommt hingegen nicht auf den Tisch. FOTOS: STEFAN MICHAELIS, PIXABAY

Stefan Gnüchten steht stellvertretend für etwa 60 ehrenamtlich Tätige beim DRK Muldental. FOTO: FRANK SCHMIDT

„Ich habe eine Krankenpflegeausbildung und arbeite im Neurologischen Reha-Zentrum Bennewitz auch in diesem Beruf. Und über einen guten Freund bin ich dann zum DRK-Muldental in Wurzen gekommen, wo ich im Einsatzzug Nord Bereitschaft Katastrophenschutz ehrenamtlich tätig bin“, sagt der freiwillige Retter in der Not. Hier arbeitet er als Rettungssanitäter, stellt sich als Helfer zur Absicherung von Sport- und Kulturveranstaltungen zur Verfügung, unterzieht sich der Aus- und Weiterbildung und kümmert sich um die Einsatztechnik. Das alles geschieht neben dem Job in seiner Freizeit. Insgesamt wendet er durchschnittlich bis zu acht Stunden pro Woche für sein Ehrenamt auf und steht damit stellvertretend für etwa 60 Gleichgesinnte im Einsatzzug Katastrophenschutz des DRK Muldentals mit Standorten in Grimma und Wurzen.

Hier bin ich auf ein gutes Umfeld gestoßen und habe gute, sehr gute Freunde kennengelernt. Stefan Gnüchten Freiwilliger Rettungssanitäter

„Hier bin ich auf ein gutes Umfeld gestoßen, bin mit neuen Menschen zusammengekommen und habe gute, sehr gute Freunde kennengelernt“, sagt Gnüchten. Und die brauchte es dann auch, wenn es mal im Einsatz verdammt nah an die physischen und psychischen Grenzen geht. „Dann habe ich hier jemanden, dem ich mich anvertrauen kann, um mit ihm darüber zu sprechen.“ Gleichwohl er alleinstehend ist, wird ihm durch das Elternhaus, aber auch durch Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen für seine ehrenamtliche Tätigkeit der Rücken gestärkt. Umso größer ist für Gnüchten die Genugtuung, wenn er und seine Mitstreiter beim DRK immer wieder Dankbarkeit erfahren. „Damit bekommen wir auch eine gewisse Wertschätzung und Anerkennung für unsere Arbeit. Und ich denke, das ist für uns alle die beste Motivation, jedes Mal auf Neue diese Mühen zu schultern.“

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: Anne Meyer

Viele haben nämlich nicht nur von ihnen ein ausgemustertes Handy bekommen, sondern auch ganz unterschiedliche Methoden mit auf den Weg bekommen, um mit dem Gerät möglichst sicher umzugehen. Eltern beschränken Mediennutzung

Für Kolja (10) war das Handy ein Geburtstagsgeschenk – ohne SimKarte. „Aber ich darf YouTube schauen, googeln und spielen.“ Das heimische WLAN ist Voraussetzung für die Elternkontrolle. Die sieht bei fast allen Kinder so aus: Bei Spiele-Downloads müssen die Eltern gefragt werden, bei manchen schalten sie erst einen Download frei. Einige Eltern haben eine Zeitsperre aktiviert, um die Nutzungsdauer zu beschränken. Und sie haben miteinander geredet, über versteckte Kosten innerhalb

Internet unter ­sicherheit.rnd.de

Smartphone als ­Recherche-Werkzeug

Jennifer Mehle meint, dass es auf den Zeitpunkt ankomme, Kindern Medien näher zu bringen: „Ich denke, dass für Kinder die Wahrnehmung ganz wichtig ist. Dazu gehören Hören, Sehen, Fühlen, die Sinne. Durch die Medien – und dazu zähle ich auch das Fernsehen – werden sie überflutet. Die Kinder können sich nicht frei entfalten, sondern bekommen vorgefertigte Schemata vorgesetzt.“ Ihrem Sohn zeigt sie, dass das Smartphone aber ein gutes

Werkzeug sein kann. Jüngst habe er für den Englischunterricht Sehenswürdigkeiten in London heraussuchen sollen. In diesem Fall sei das Internet eine Alternative zum Buch. „Die Frage war auch: Wie forsche ich nach Themengebieten, nicht nur über Wikipedia, wo vielleicht auch falsche Sachen stehen?“ Schule will Kindern sicheres Handling beibringen

Die Lehrer der Karl-LiebknechtSchule setzen genau hier an. 14 PC stehen im Computerraum, 14 Laptops sind im Einsatz. „Wir fangen zeitig mit der Mediennutzung an. Aber unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Umgang mit dem PC, den wir zum Arbeiten nutzen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Nancy­Seemann. „Das Handy kann ein guter Unterstützer sein, so wie viele andere tausend Sachen aber auch. Doch es kann auch eine Gefahr sein.“ So wie das Internet, zu dem eine gewisse Reife gehöre. Auch aus diesen Gründen bietet die Schule eine Computer AG an. „Wir wollen Kindern das Handling des Computers beibringen, mit all seinen normalen Facetten“, sagt Schulleiterin Anett Werner, „und wir wollen Kinder auf Ideen bringen, auch zu Hause mal nach Kinderseiten im Internet zu suchen, nach Kinderlexika, oder die Schularbeiten mal mit dem Computer zu machen.“ Bei Kolja schließt sich zum Beispiel hier der Kreis: „Meine Lehre-

rin hat uns im Computerraum eine Seite gezeigt, die ,Schlaukopf‘ heißt. Die benutze ich auch manchmal mit meinem Handy.“ Frag Finn, Hamsterkiste, Blinde Kuh – gute Kinderseiten, die auch in der Schule helfen, sind inzwischen bei den Grundschülern bekannt. Jospehina (11) ist schon einen Schritt weiter: „Wenn ich etwas nicht verstanden hab, frage ich erstmal meine Eltern. Wenn auch sie etwas nicht wissen, zum Beispiel fürs Fach Ethik, nehme ich mein Handy und google.“ Für Nancy Seemann sei dies aber nicht der Normalfall: „Viele Eltern wissen nicht wirklich, wie man mit dem Thema Smartphone umgehen soll. Erwachsene können filtern, Kinder nicht. Wenn das Handy schreit, wird es sofort als wichtig wahrgenommen.“ Manchen Eltern sei auch nicht mehr bewusst, „wie viele wahnsinnig tolle Möglichkeiten Kindern heute zur Verfügung stehen – auch ohne Smartphone.“ Und so bleibt es ein Thema mit vielen Zugängen: Negative Erlebnisse wie Mobbing mit dem Handy schon in der Grundschule, positive wie tolle Wissensseiten im Netz. Verbote, Regeln und Selbstverpflichtungen. Technische Kontrollen und pures Vertrauen. Nur eines ist sicher an der Karl-LiebknechtGrundschule: Das Handy hat im Klassenzimmer nichts verloren und darf auch nicht in den Pausen benutzt werden. Diese Hausregel tragen auch die Eltern mit und die Kinder akzeptieren sie.

„Smartphones sind Chance und Risiko für die Grundschule“ Interview mit Anett Werner, Schulleiterin der Karl-Liebknecht-Grundschule Leipzig. Neue Medien sind eine

Chance für die Grundschule, aber die Risiken bei der Nutzung von Smartphones und Tablet müssen auch benannt werden, meint Anett Werner (54), Schulleiterin der KarlLiebknecht-Grundschule im Interview mit der Leipziger Volkszeitung. Werden Grundschulen heute von dem Thema mobiles Netz überrollt?

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von Game-Apps, die elterliche Begleitung am Smartphone und unschöne Dinge, die im Internet passieren können. Jennifer Mehle hat zwei Söhne, einer 13, einer neun. Das Smartphone sei allein deshalb ein Thema, weil es der große Bruder dem kleinen Bruder vorlebe. Die Familie habe klare Regeln: „Unser Jüngster darf das Smartphone für Recherchen für die Schule nutzen, allerdings liegt es immer im Wohnzimmer. Das ist der feste Ort für Geräte mit Internetnutzung und für Spiele.“ Für eine Freizeitnutzung sei eine tägliche Dauer vereinbart, aber auch eine Bedingung: Erst müssen alle Pflichtaufgaben wie die Hausaufgaben erledigt worden sein.

Überrollt schon. Man müsste sich ständig mit neuen Techniken beschäftigen und wirklich technikaffin sein, um mitzuhalten. Einige Lehrer nutzen nicht alle Möglichkeiten, die ein Smartphone bietet. Für die Vermittlung von Medienkompetenz greifen sie deshalb auf Laptop und PC zurück, die wir in der Schule haben.

Smartphone und Grundschule, ist das eher ein Risiko oder eine Chance?

Beides! Es ist eine Chance, denn es gibt viele Apps, die man in der Schule oder für das Lernen nutzen könnte. Das setzt aber voraus, dass man einen WLAN-Zugang hat, weil die Kinder ja nicht ihr Datenvolumen zur Verfügung stellen würden, wenn sie es hätten. Freies WLAN in der Schule hat wiederum ein Risiko. Wenn die Kinder mit dem Handy nur dasitzen würden in der Pause oder am Nachmittag nur damit spielen, würden sie viel weniger miteinander kommunizieren. Deswegen bin ich kein Freund vom freien Handy in der Schule oder am Nachmittag. Auch die missbräuchlichen Dinge sind nicht unter den Tisch zu kehren, sprich gestellte Fotoaufnahmen auf dem Schulhof,

Anett Werner, Leiterin der Karl-­Liebknecht-Grundschule.

bei denen Kinder geschlagen oder provoziert werden, und andere filmen das. Was sollten Eltern in der Zusammenarbeit mit der Grundschule leisten bei dem Thema?

Wir sollten die Elternabende nutzen oder die Treffen zwischen Schule und Eltern, um sich darüber auszu-

tauschen: Was wollen die Eltern? Was erwarten sie von uns? Was können wir als Schule leisten? Es ist außerdem wichtig, dass Eltern darauf achten, dass die Werte, die wir hier als Schule festgeschrieben haben, auch zu Hause gelten – zum Beispiel, Achtung voreinander zu haben. Interview: Stefan Michaelis


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