Mit Sicherheit | Wut und Stalking im Internet (LVZ-Sicherheitswochen 2019)

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Mittwoch, 6. November 2019

MIT SICHERHEIT

AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Wut und Stalking im Internet

Einmal im Netz, verbreitet sich Hetze oft rasend schnell. Rasch fühlen sich auch andere in ihrer Anonymität bestärkt, mitzumachen. Opfer fühlen sich machtlos. Doch es ist wichtig, sich zu wehren. Welche Hilfen gibt es?

FOTO: GERALT/PIXABAY.COM

Fallstricke bei der Baufinanzierung Wer eine Immobilie kaufen will, braucht in der ­ Regel einen Kredit. Auf diese Fallstricke sollte man bei der Wahl der passenden Finanzierung achten. Seite 3

Markkleeberger Schüler entlarven Fake News Was ist wahr, was Lüge? Die „Lie Detectors“ wollen Schulkinder im Alter von zehn bis 15 Jahren zu kritischen Denkern heranbilden. Stippvisite in Markkleeberg. Seite 4


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MIT SICHERHEIT

Mittwoch, 6. November 2019

SICHERHEITSFRAGE

Von Annelie Buntenbach

Mangelnder Arbeitsschutz macht krank

Digitale Gewalt kann jeden treffen Wer im Netz von einer Welle des Hasses überrollt wird, fühlt sich oft machtlos. Dabei ist es wichtig, sich zu wehren. Die Organisation Hate Aid unterstützt Opfer dabei

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ast jeder kennt es: Rückenschmerzen, Verspannungen und andere, manchmal chronische Beschwerden. Der Index Gute Arbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist den Ursachen dafür auf der Spur. 30 Prozent aller Beschäftigten leisten alltäglich körperlich schwere Arbeit, zum Beispiel, durch schweres Tragen. 52 Prozent arbeiten sehr häufig in auf Dauer ungünstigen Körperhaltungen, zum Beispiel im Sitzen, Stehen oder gebückt. Besonders sind Berufstätige in der Landwirtschaft, auf dem Bau und in der Produktion von gesundheitlichen Beschwerden betroffen. Aber auch in den Dienstleistungsberufen häufen sie sich, zum Beispiel im Einzelhandel oder in der Pflege. Auffällig ist außerdem, dass körperlich schwere Arbeit überproportional oft mit Leiharbeit, Schicht- und Nachtarbeit, hoher Arbeitsintensität sowie geringer Entlohnung verbunden ist. Arbeit kann krank machen – es ist daher Aufgabe von Arbeitgebern, für Prävention zu sorgen. Zum Beispiel durch zusätzliche Pausen oder Tätigkeitswechsel. Aber auch die Digitalisierung birgt Chancen für die Prävention. Allerdings ist dies kein Selbstläufer, sondern eine der zentralen Gestaltungsfelder im Betrieb. Bei dem Thema müssen künftig For-

Die Digitalisierung birgt Chancen für die Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz.

Von Anna Schughart

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enate Künast ist keine Ausnahme. In den sozialen Netzwerken wird die Grünen-Politikern wüst beschimpft. Als „Stück Scheiße“ zum Beispiel, als „Drecksfotze“ oder „Sondermüll“. So wie viele andere Politiker, Journalisten oder auch Aktivisten ist sie Zielscheibe von digitalem Hass und Gewalt. Doch einen Unterschied gibt es zwischen Künast und vielen anderen Opfern: Künast hat sich gewehrt. Vor Gericht ging die Politikerin gegen die Beleidigungen unter dem Facebook-Post eines rechten Netzaktivisten vor. Sie verlangte von Facebook die Herausgabe der Daten der Urheber. Das lehnte das Gericht ab, Künast legte dagegen Anfang Oktober Beschwerde ein. Nicht nur das Urteil oder die Reaktion Künstasts erregte Aufmerk-

schung, Praxis und Politik besser zusammenarbeiten. Hilfreich wäre etwa der Einsatz von Exoskeletten. Die Stützkonstruktion hat sich im Bereich der medizinischen Rehabilitation bei Rückenmarksverletzten bereits bewährt. Für den Einsatz für Arbeitnehmer in der Industrie ist aber noch ein weiter Weg zu gehen, um solche Potenziale für die Gesundheitsprävention zu erkennen, zu erproben und zu heben. Info Annelie Buntenbach ist Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

SMARTES GADGET

Smarte Leuchten schrecken Einbrecher ab, können aber Daten preisgeben Gerade wenn man für längere Zeit nicht zu Hause ist, lässt sich mit Hilfe vernetzter Leuchten, Rollladenmotoren oder Steckdosen Leben im Haus simulieren. Sind die Geräte über den Netzwerkrouter verbunden, können Nutzer Szenarien vorprogrammieren oder sie per App aus der Entfernung steuern. Das schreckt potenzielle Einbrecher ab. Doch gerade smarte Leuchten, die mit dem Internet verbunden sind, können eine Sicherheitslücke bedeuten. Um sich und seine Daten zu schützen, sollte man vor dem Kauf die Datenschutzerklärung der Hersteller lesen, erläutert der Tüv Rheinland. Verbraucher sollten Anbieter vermeiden, die Informationen weiterverkaufen, die durch die Bedienung der Leuchten gesammelt werden. Es kann auch sein, dass Hersteller diese Informationen mit Daten aus sozialen Netzwerken zur Profilbildung anreichern wollen. Auch darauf sollte man sich nicht einlassen. Mit dem Internet verbundene Leuchten können ein Sicherheitsrisiko sein. Unbefugte können darüber bei unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen in das WLAN des Gebäudes eindringen. Am besten werden am Router daher zwei getrennte WLANs eingerichtet – eines für den üblichen Nutzen, eines für die Steuerung solcher Smart-Home-Produkte.

ZAHLEN, BITTE!

samkeit, sondern der Gerichtsprozess an sich. Denn digitale Gewalt wird in Deutschland noch kaum angezeigt. Dabei ist das Problem weit verbreitet – und oft bleibt es nicht bei wüsten Beschimpfungen. Mordund Vergewaltigungsdrohungen, Stalking oder Doxing-Attacken, bei denen etwa private Informationen im Netz veröffentlicht werden, sind nicht selten und treffen vor allem Frauen. Mangel an Beratungsangeboten

Um zur Zielscheibe zu werden, muss man aber nicht unbedingt prominent und politisch aktiv sein. Auslöser könne zum Beispiel auch eine Gruppendiskussion etwa auf Facebook sein, erzählt Anna-Lena von Hodenberg von der Initative Hate Aid: „Es geht eigentlich um etwas ganz anderes, dann macht einer einen rassistischen Kommentar, man hält dagegen und dann geht es los mit Beschimpfungen.“ Wer Ziel von digitaler Gewalt wird, fühlt sich dann oft allein, überfordert und verunsichert. Die Opfer wissen nicht, was sie tun können. Oder wo sie Hilfe finden. „Hate Aid ist die einzige Stelle in Deutschland, bei der ausschließlich Betroffene von digitaler Gewalt begleitet und unterstützt werden“, sagt von Hodenberg. Die Initiative unterstützt auch Renate Künast, richtet sich jedoch vor allem an Privatpersonen, die im Netz Gewalt erfahren haben. Hate Aid hat sich dazu auf Hilfsangebote spezialisiert, die es in dieser Form in Deutschland bisher noch nicht gibt. Das Spektrum zeigt auch, wie differenziert die Antworten auf digitale Gewalt ausfallen müssen.

Starkregenereignisse fanden von 2001 bis 2017 im Juli statt. Damit hat der Monat die höchste Quote. Im Oktober waren es im gleichen Zeitraum nur 9 Starkregenereignisse. QUELLE: DWD

Prozent der weiblichen Abgeordneten im Bundestag sind einer Umfrage des ARDMagazins „Report München“ zufolge schon einmal Opfer von Hass im Netz geworden.

Wenn ein Betroffener zum Beispiel aufgrund eines Tweets plötzlich verbal angegangen wird, wird bei einer Erstberatung mit Hate Aid geklärt, welche Hilfe er benötigt. „Wir machen eine erste Einschätzung: Wie geht es der Person, was ist passiert, welchen psychologischen Bedarf gibt es?”, erklärt von Hodenberg. Oftmals ist den Menschen dann – zumindest emotional – schon mal geholfen. Braucht ein Betroffener aber darüber hinaus weitere psychologische Unterstützung, kann Hate Aid ihn an Experten weiterverweisen.

Politik fordert umfangreichere Meldepflicht Anbieter von Onlineplattformen sollen Morddrohungen und andere strafbare Inhalte bald den Behörden melden müssen. Das kündigte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) jüngst an. Außerdem sollen auch

Anbieter von Onlinespieleplattformen dazu verpflichtet werden, strafbare Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu prüfen und gegebenenfalls zu löschen. Dazu sind nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz Spieleanbieter bislang nicht verpflichtet.

Das sei unverständlich, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Bund und Ländern. Experten weisen seit Monaten darauf hin, dass insbesondere auf der Gaming-Plattform Steam viele zweifelhafte Inhalte zu finden sind. Dort posten Anwender

Beiträge mit rechtsextremen Inhalten oder verwenden Hakenkreuze als Symbole. Da Steam zwar viel Platz für Meinungsaustausch bietet, aber dennoch Spiele verkauft, fällt die Plattform nicht unter das Netzwerkdurchsetzungsgesetz.

Initiative gegen Hass und Hetze In Bayern wollen Justiz und Medien „Hater“ schneller zur Rechenschaft ziehen Von Julian Bird

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Keine hundertprozentige Sicherheit

Mit ein paar Klicks zur Strafanzeige: Justiz und Medien in Bayern haben Ende Oktober einen Kooperationsvertrag zur Bekämpfung von Hass im Internet unterzeichnet. Ziel ist es, Autoren von Hasskommentaren schneller strafrechtlich zur Rechenschaft ziehen zu können. Redaktionen können dazu ab sofort direkt im Netz Kommentare sogenannter „Hater“ zur Anzeige bringen. Mit Hilfe eines Onlineformulars und einer Cloud-Lösung können dabei Bildschirmfotos (Screenshots) vermeintlicher Straftaten direkt an die Staatsanwaltschaft übermittelt werden. Geprüft werden die Anzeigen dann zentral für die bayerischen Redaktionen durch die Staatsanwalt-

60 Medienunternehmen haben sich in Bayern der Initiative gegen Hass im Netz angeschlossen.

schaft München I. Die Initiatoren der Aktion hoffen, dass Autoren von Hasskommentaren so weder auf Webseiten noch in den sozialen Netzwerken ohne Strafe davonkommen. Ob ein Strafverfahren eingeleitet wird, beurteilt bei der Staatsanwaltschaft die Abteilung für politisch motivierte Straftaten. Bis jetzt hätten sich der Initiative schon 60 Medienunternehmen angeschlossen. „Erst anzeigen, dann löschen“, lautet das Motto. Der Präsident der Landeszentrale für neue Medien und Initiator der Aktion, Siegfried Schneider, sprach vom „Wort als Waffe“. Diese Waffe sei durch die Anonymität im Internet noch gefährlicher. Dank der neuen Plattform werde es künftig einfacher und effizienter, Täter von Hasskriminalität im Internet konse-

quent zu verfolgen. Parallel zur Initiative haben die Landtags-Grünen ein Antragspaket gegen „Hate Speech“ (Hassrede) vorgelegt. Auch sie fordern, stärker gegen Hass und Hetze vorzugehen. Die Grünen verlangen unter anderem eine zentrale Beratungs- und Meldestelle für Opfer von Verunglimpfungen und Hassrede im Netz.

Die Verbreitung von Hass im Netz soll künftig effektiver geahndet werden. FOTO: FRANK RUMPENHORST/DPA


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Mittwoch, 6. November 2019

3 IM FOKUS

RND-ILLUSTRATION

Baufinanzierung: Beratung hat Mängel Wie sehr sind die Onlinedienste von Fake News, Hate Speech und Mobbing betroffen? 1 = überhaupt nicht, 10 = sehr oft

7,9

Facebook 6

Youtube 4,4

News-Webseiten

4,1

E-Mailer

RND-Grafik; Quelle: Media Impact

6,5

Instagram

Es gibt verschiedene Bereiche, die Hate Aid abdeckt: Sicherheitsexperten helfen zum Beispiel dabei, Löschanträge zu stellen oder Social-MediaKonten zu sichern, um so zu verhindern, dass noch mehr intime Details ausgespäht werden. Aber: „Hundertprozentige Sicherheit kann man niemandem gewähren”, sagt von Hodenberg. „Aber man kann Menschen schon davor schützen, dass noch mehr Details wie Adressen oder Telefonnummern im Internet kursieren und genutzt werden.” Auch Opfer von Hacks können auf den Rat von Experten bauen, um weiteren Schaden abzuwenden. Wer von einer Welle des digitalen Hasses überrollt wird, ist sich oft unsicher, ob er darauf eingehen soll. Reagieren oder lieber ignorieren? Was soll man tun, wenn man etwa vom Chef auf die Verleumdungen, die über einem im Netz kursieren, angesprochen wird? Auch hier hilft Hate Aid im Einzelfall weiter. „Ein Patentrezept gibt es dafür jedoch nicht. Dazu muss man immer wieder die individuelle Situation bewerten“, sagt von Hodenberg.

Es ist wichtig, dass sich Betroffene wehren. Sonst verroht der Diskurs. Anna-Lena von Hodenberg, Initiatve Hate Aid

Juristischer Beistand ohne hohe Kosten

Die Beratungsplattform bietet auch juristischen Beistand: „Wir überprü-

Leser werben Leser

Wer sich bei Immobiliendarlehen zu viele verschiedene Verträge andrehen lässt, zahlt drauf Von Falk Zielke

in der Praxis nicht immer, die Kreditsumme wirklich am Bedarf der Kunden auszurichten. Den Testern fielen außerdem hohe Monatsraten, Lücken im Finanzierungsplan oder schlichtweg fehlende Informationen – etwa über die Restschuld am Ende der Zinsbindung – auf. Ein weiteres Problem: Nicht immer bekommen Kunden nur einen einfachen Kreditvertrag. Oft bestehen die Finanzierungen aus mehreren Bausteinen, zum Beispiel bei Bausparsofortfinanzierungen. Ob sich das auch immer auszahlt, ist jedoch zweifelhaft.

Die Reihenfolge ist in der Regel klar: Immobilie finden, Finanzierung suchen und dann den Kaufvertrag abschließen. „Die Aufnahme eines Immobiliendarlehens ist für die meisten Verbraucher die wohl wichtigste finanzielle Entscheidung ihres Lebens“, sagt Markus Feck, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Schließlich kosten Immobilien meist ein Vielfaches des Jahreseinkommens. Die passende Finanzierung zu finden, ist dabei allerdings nicht immer ganz leicht. Vor allem, wenn man sich das erste Mal mit diesem Thema auseinandersetzt. Zusätzlich sind Kunden beim Kauf von Immobilien oft unter Druck: „Es muss alles ganz schnell gehen, sonst ist die Immobilie weg“, sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest in Berlin. „Da sind die Leute auch froh, wenn sie von der Bank eine Kreditzusage bekommen, mit der sie gleich weiter machen können.“ Doch bekommen Kunden wirklich immer das, was für sie am besten ist? Verbraucherschützer und Rechtsexperten sind skeptisch. Nach Fecks Ansicht trägt zum Beispiel die Qualität der Beratung der großen Bedeutung des Immobiliendarlehens oft nur wenig Rechnung. Auch die Stiftung Warentest stellte in einem Test im Jahr 2017 deutliche Defizite fest.

Finanzierungsprobleme bei Tod oder Trennung

Das Prinzip dieser Finanzierungsform: Verbraucher bekommen ein Darlehen zu den Marktkonditionen und schließen gleichzeitig einen Bausparvertrag ab. Die monatliche Rate, die die Kunden zahlen, fließt nun aber nicht in die Tilgung des Darlehens, sondern in den Bausparvertrag, erklärt die Verbraucherzentrale Bremen. Erst wenn der Bausparvertrag zugeteilt wird, wird mit dem angesparten Guthaben und dem fälligen Bauspardarlehen ein Teil des ursprünglichen Kredits getilgt. In den folgenden Jahren muss dann aber noch das Bauspardarlehen abbezahlt werden. Solange solche Finanzierungen weiter bedient werden, ist das in den meisten Fällen auch kein Problem. Das böse Erwachen kommt erst dann, wenn die Finanzierung ins Wanken gerät, zum Beispiel durch eine Trennung oder den Tod eines Partners. Inwieweit Geldinstitute ihre Kunden über alle Vor- und Nachteile aufklären müssen, ist juristisch nicht immer eindeutig. Für Sahr ist deshalb klar: Je komplizierter die Vertragslage, desto misstrauischer sollte man sein. „Wenn dann noch zwei Bausparverträge mit dabei sind und noch eine Lebensversicherung, dann ist das oft ein Indiz dafür, dass da möglichst viele Provisionen herausgeholt werden sollen.“

Kreditsumme ist oft nicht kundengerecht

fen zum Beispiel die Kommentare und untersuchen, welche davon justiziabel sein könnten”, sagt von Hodenberg. Denn abhängig vom Inhalt kann man gegen einen Kommentar straf- oder zivilrechtlich vorgehen. Beleidigung, Verleumdung oder üble Nachrede sind in der Regel Fälle für das Zivilrecht. Dass trotzdem nur sehr wenige dieser Fälle vor Gericht landen, liegt unter anderem an den Kosten, die die Betroffenen erst einmal etwa für Anwälte bezahlen müssen. „Wir bei Hate Aid übernehmen deshalb bei Fällen, von denen wir denken, dass sie rechtswidrig sind, das Prozesskostenrisiko“, sagt von Hodenberg. Bekommt der Kläger Recht, wird dann das Schmerzensgeld zurück an Hate Aid gespendet – um wiederum anderen zu helfen. Dass so wenige Fälle vor Gericht verhandelt werden, hängt aber auch damit zusammen, dass die Auswirkungen von digitaler Gewalt lange unterschätzt wurden. Betroffenen wurde dann zum Beispiel geraten, eben einfach nicht mehr zu twittern oder den Computer abzuschalten. Auch Polizei und Staatsanwaltschaften hatten

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Wenig Unterstützung durch Facebook und Co.

„Grundsätzlich müssen Berater einen bedarfsgerechten Kredit empfehlen“, sagt Sahr. Was unter anderem bedeutet: „Das Darlehen muss von der Summe her passen, es müssen Risiken in der Finanzierung berücksichtigt sein, und die Laufzeit muss stimmen.“ Auch die finanziellen Verpflichtungen, die ein Darlehensnehmer hat, sollten bei der Beratung eine Rolle spielen. Doch Berater schaffen es nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest

Die sozialen Netzwerke selbst bieten Betroffenen wenig Unterstützung. Man kann Inhalte unter anderem melden, einzelne Nutzer blockieren. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) verpflichtet Google, Twitter, Facebook und Co unter anderem dazu, eine Möglichkeit zur Beschwerde einzurichten und rechtswidrige Inhalte zu sperren oder zu entfernen. Sie dürfen auch die Daten von Tätern herausgeben. Von vielen Experten werden diese Möglichkeiten als unzureichend kritisiert. Nach dem Attentat von Halle im Oktober, bei dem zwei Menschen starben,wird deshalb nun wieder häufiger über eine Verschärfung diskutiert. Das Wichtigste aber sei, digitale Gewalt nicht hinzunehmen, sagt von Hodenberg: „Es ist wichtig, dass sich Betroffene wehren. Wenn sie das nicht tun, dann verroht der Diskurs im Netz immer weiter.“ Den Kampf gegen Hass muss niemand allein führen. Das zeigt nicht zuletzt das Engagement von Hate Aid.

Traumhaus mit Tücken: Geldinstitute klären ihre Kunden nicht immer genau über Vor- und Nachteile von Immobiliendarlehen auf. Das kann ein böses Erwachen nach sich ziehen. FOTO: PIXABAY

das Thema lange nicht wirklich auf dem Schirm. Unter anderem durch den Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke, sagt von Hodenberg, sei nun jedoch vielen klar geworden: Digitale Gewalt kann in analoge Gewalt umschlagen – und jeden treffen.

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Mittwoch, 6. November 2019

Markkleeberger Schüler: Ist das echt? Oder ist das fake?

SICHER IN DER REGION

Ohne Ehrenamtler funktioniert Altenburger Hilfswerk nicht

„Lie Detectors“ regt Kinder und Jugendliche zum kritischen Hinterfragen an

Von Jörg Wolf Von Thomas Bothe Altenburg. Formal ist das Technische Hilfswerk (THW) eine

dem Innenministerium unterstellte Bundesbehörde. Aber ohne die Ehrenamtlichen in den jeweiligen Ortsgruppen würde auch das THW nicht funktionieren. In Altenburg, wo sich seit 1996 neben dem Sitz des THW-Landesverbandes für die Freistaaten Sachsen und Thüringen im gleichen Jahr auch ein Ortsverband etabliert hat, ist dies nicht anders. Und wie andernorts funktioniert es auch auf Ortsebene zumeist ausschließlich nur dank ehrenamtlicher Mitstreiter. Das gilt auch für den Ortsbeauftragten Ronald Reiß.

Markkleeberg. Den ersten Aha-Ef-

fekt haben gleich zu Beginn der Stunde eher Lehrer und Erwachsene. Als Sven Knobloch die Schüler der 8. Klasse in der Oberschule Markkleeberg fragt, wie sie Medien nutzen und woher sie ihre Informationen kriegen, wird schnell klar: Es liegen oft Welten zwischen den Generationen. Kaum jemand hier nutzt den Social-Media-Platzhirsch Facebook, kaum Twitterer im Raum, aber fast alle sind auf Insta­gram unterwegs, jeder bei Whats­App – und dann tauchen Plattformen auf, die bei vielen Eltern und Lehrern nur Fragezeichen auslösen: TikTok (Videoportal), Snapchat und Discord (Messaging-Dienste). Aber was treiben die Kinder dort eigentlich? Unterricht ganz praktisch: Die Schüler der 8. Klasse der Oberschule Markkleeberg erfahren mehr über die Mechanismen und Risiken von Instagram und Co. FOTOS: CHRISTIAN MODLA

THW Altenburg funkt digital: Ronald Reiß links mit dem neuen digitalen und rechts mit dem alten Funkgerät. FOTO: MARIO JAHN

„Ja, man muss wie bei anderen Rettungs- und Hilfsorganisationen schon das gewisse Helfergen in sich tragen, um sich so einer anspruchsvollen Aufgabe zu stellen“, sagt der 54-Jährige aus tiefster Überzeugung und weiß dabei alle seine ehrenamtlichen Altenburger Mitstreiter hinter sich. Seit 1978 war der Frohburger Reiß schon beim Deutschen Roten Kreuz in seiner Freizeit aktiv. „2000 war es an der Zeit, sich nach einer neuen Herausforderung umzuschauen, die ich im gerade vier Jahre bestehenden Ortsverband des THW in Altenburg fand.“ Führungsaufgaben wurden dem Familienvater ziemlich schnell angetragen, denn damals lief in dem ostthüringischen Ortsverband gerade intensiv die Suche nach einer neuen Führungscrew. „Und da wurde ich gefragt, ob ich die Leitung übernehmen würde, was ich 2001 auch getan habe und was bis heute so geblieben ist.“ Aktuell umfasst der Ortsverband 34 Helfer. „Und alle brennen für dieses Engagement, anderen Menschen in Not zu helfen und Sachwerte zu retten oder zu schützen“, betont Reiß. Dies zeigt allein die Tatsache, dass die meisten der Aktiven weitaus mehr Einsatzzeit absolvieren, als die verbindlichen Pflichtstunden. Vor allem die in Altenburg angesiedelte Fachgruppe Elektroversorgung sowie die beiden Bergetrupps hatten im Laufe der Jahre schon etliche Bewährungsproben im Landkreis und in ganz Deutschland. Ein großer Wunsch von Ronald Reiß für die Zukunft wäre, dass dieses Ehrenamt sowohl in der Politik wie der Bevölkerung mehr Anerkennung findet. „Wir stehen 365 Tage im Jahr bereit, um anderen zu helfen. Und wir fahren im Ernstfall nicht mit Blaulicht draußen herum, weil es uns Spaß macht.“

Cybermobbing: Wie lässt sich das verhindern? LVZ bietet Webinar für Leser Leipzig. Bedrohen, beleidigen, belästigen – laut dem Statistik-

Portal statista haben rund 15 Prozent der Jugendlichen in Deutschland im Alter von 14 bis 15 Jahren bereits Erfahrungen mit ­Cybermobbing als Opfer gemacht. Wie kann man Kinder und Jugendliche auf die Gefahren des Internets vorbereiten, sie begleiten und im Ernstfall eingreifen? Was, wenn die Bildrechte meines Kindes verletzt wurden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Rechtsanwältin Gesa Stückmann in einem Online-Vortrag. Zu dem Webinar lädt die LVZ interessierte Leser im Rahmen ihrer Aktionswochen zum Thema „Sicherheit“ für 13. November ein. Die Leipziger Veranstaltung findet im Basislager, Peterssteinweg 14 statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Beginn ist 18 Uhr, Einlass 17.30 Uhr. Anmeldungen unter der kostenfreien Hotline 0800 2181080.

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: Anne Meyer

Und irgendwie ist Sven Knobloch heute auch deswegen hier. Der freie Fernsehreporter (MDR/ARD) möchte die Schüler zu „Lügendetektoren“ ausbilden. Dafür schickt die gemeinnützige Organisation „Lie Detectors“ Journalisten in die Klassenzimmer Deutschlands, Österreichs und auch Belgiens, um bei Kindern und Jugendlichen den kritischen Blick auf Posts, Nachrichten und Videos zu stärken. In die Klassenzimmer gehen, Widerstandsfähigkeit stärken

Fernsehreporter Sven Knobloch geht für das Projekt „Lie Detectors“ in Schulen.

Auslöser des Projektes waren die Erfahrungen der langjährigen Journalistin und Gründerin von „Lie Detectors“, Juliane von Reppert-Bismarck. Im Gespräch mit ihrem Patenkind realisierte sie, dass mit der (Eigen-) Regulierung von Facebook oder Twitter kaum etwas erreicht werden kann, wenn die eigenen Kinder in abgeschlossenen Chats bei Whats­App Fake News von Freunden erhalten und weiterver-

Video gewinnt: Schüler gucken lieber Die gemeinnützige Organisation „Lie Detectors“, die mit Projekten zum Erkennen von Falschnachrichten in Schulen unterwegs ist, hat aus den Feedback-Bögen der Workshops mit mehr als 8500 Schulkindern in ­Österreich, Belgien und Deutschland mit 120 Journalisten und 260 Lehrern eine Studie zum Nutzungsverhalten von Schülern im Internet anfertigen lassen. Die Schlüsselergebnisse der Studie sind: Es gibt eine deutliche digitale Kluft zwischen Lehrern und ihren Schülern. Während etwa die Hälfte der Lehrkräfte (49,6 Prozent) Facebook nutzen, ist dies die am wenigsten besuchte Plattform bei den Schulkindern (11,9 Prozent). Visuelle Portale wie Instagram (60,4 Prozent) und Snapchat (48,6 Prozent) dominieren dagegen bei den Jüngeren. ■

Schüler tendieren deutlich stärker zu Plattformen mit visuellen Inhalten als ihre Lehrer. Dies spiegelte sich auch in ihren Vorlieben während der Workshops wider. Individuelle Rückmeldungen der „Lie Detector“-Journalisten verdeutlichten, wie wenig sich die Schüler mit den begleitenden Texten auseinandersetzten. ■

breiten. „Da wurden mir zwei Dinge klar: Erstens müssen wir die Resilienz (Widerstandsfähigkeit, Anm. d. Red.) der jungen Leute stärken. Und zweitens müssen wir Journalisten in die Klassenzimmer gehen“, erklärt sie. „Mein soziales Medium ist Twitter“, sagt Knobloch gerade vor der Klasse. Dort erhalte er zeitnah wichtige Informationen von Politikern und anderen zentralen Akteuren. Dann wirft der 36-Jährige einen Tweet von Donald Trump an die interaktive Tafel, in welchem der amerikanische Präsident den Journalist als „drittklassigen Reporter eines scheiternden MDR“ beschimpft. Den ersten „Krass“-Ausrufen folgen die ersten Zweifel. „Den habe ich gemacht“, gibt ­Knobloch zu und zeigt eine Internetseite, auf der man Tweets von Trump „basteln“ kann „die auf den ersten Blick nicht vom Original zu unterscheiden“ sind.

Was steht eventuell im Impressum? Und: Klingt das glaubhaft? Im zweiten Teil geht es um die Journalisten des Projekts selbst, die in speziellen Seminaren auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Sie gehen offen und mit ihren ganz persönlichen Geschichten in die Klassen. „Es gibt etwas zwischen Lüge und Wahrheit“, so Knobloch. „Das liegt daran, wie wir Journalisten arbeiten.“ Zeitdruck, die spezifische Perspektive des Mediums oder Redakteurs, teils auch einfach private Umstände wirkten sich immer auf die Berichterstattung aus. „Wenn man euch fragt: Wie war das Wochenende? Dann erzählt ihr auch nicht jedes Detail, lasst Sachen weg. Heißt das aber gleich, dass ihr lügt?“ Klar machten auch Journalisten Fehler. Aber es bestehe ein großer Unterschied zwischen einem „Vertipper“ und einer bewusst erzählten und verbreiteten Lüge.

Fake News erkennen und journalistischen Alltag ­kennenlernen

Gesunde Skepsis wecken, nicht belehren

Genau hier setzt das Konzept von „Lie Detectors“ an. Im ersten Teil des Workshops lernen die Schüler, Fake News zu erkennen und etwa von Satire zu unterscheiden. Bei der Falschmeldung „Mann heiratet Kobra“ geht es auch darum, die negativen Konsequenzen solcher Meldungen für die Betroffenen zu beachten. „Auf Portalen wie etwa YouTube wird mit Werbung Geld verdient. Und mehr Klicks oder Zuschauer bedeuten dann eben mehr Geld“, erzählt Knobloch. „Deshalb gibt es Clickbait.“ Also das Anpreisen von Inhalten, manchmal mit unlauteren Mitteln oder Falschnachrichten, für mehr Aufmerksamkeit und/oder Werbeeinnahmen. Wobei nicht alles, wo Werbung zu sehen ist, schlecht sei, betont er. Deshalb sollen die Schüler ermächtigt werden, den eigenen Kopf einzuschalten. Gibt es noch andere Artikel zum Thema? Was ist die Quelle?

„Lie Detectors“ möchte laut Juliane von Reppert-Bismarck nicht vorschreiben, was richtig und falsch ist. Es gibt keine Listen mit vertrauenswürdigen Medien. Es gilt, eine gesunde Skepsis zu wecken, die Menschen in allen Lebenslagen brauchen. Auch dass Kinder und Jugendliche heute nicht mehr in den Medienkanälen Fernsehen, Print und Internet denken, sondern in Plattformen und Persönlichkeiten, wird nicht gewertet. Denn jede Generation reagiert auf das Mediennutzungsverhalten nachfolgender Generationen mit Irritation und Unverständnis. Die Achtklässler der Oberschule Markkleeberg aber werden bei der nächsten Meldung wohl etwas skeptischer sein.

Desinformation diskriminiert nicht: 95 Prozent der Journalisten berichteten, dass mindestens ein Schüler in jeder Klasse auf Fake News hereingefallen war, egal welchen sozioökonomischen Hintergrund die Schule hatte. ■

Lehrer sind motiviert, aber schlecht gerüstet, um Medien- und Nachrichtenkompetenzen zu vermitteln. 80 Prozent der Lehrer gaben zwar an, dass ihnen die Dringlichkeit bewusst sei, Kindern das Erkennen von Falschmeldungen beizubringen. Weniger als die Hälfte allerdings erklärte, dies mit ihren Klassen thematisiert zu haben. ■

Außerdem fand die Studie heraus, dass die App TikTok (ein Videoportal für die Lippensynchronisation von Musikvideos und anderen kurzen Videoclips) stärker unter den Zehn- bis Elfjährigen verbreitet ist als bei den 14- bis 15-Jährigen. Die älteren Schüler bevorzugten insbesondere Insta­gram, das mehr als drei Viertel nutzten – eine doppelt so hohe Prozentzahl wie bei den Zehn- bis Elfjährigen. ■

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Sven Knobloch zeigt, was neben interessanten Informationen noch so im Netz auf die Nutzer wartet.


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