Mit Sicherheit | Fremde Hilfe im Alter (LVZ-Sicherheitswochen 2019)

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Montag, 11. November 2019

MIT SICHERHEIT

AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Fremde Hilfe im Alter Wenn Angehörige weit weg wohnen, kann die Betreuung pflegebedürftiger Senioren zum Problem werden. Dann werden ambulante Dienste, Tages- und Nachtpflege oder betreutes Wohnen ein Thema. Worauf sollte man achten?

FOTO: PHOTOGRAPHEE.EU/ADOBE STOCK

Tarifwechsel ohne böses Erwachen Handytarife werden günstiger und günstiger: Anbieter übertreffen sich mit Inklusiv-Datenvolumen und mehr. Wie ein schneller Wechsel gelingt. Seite 3

Leipzigerin besucht Pflegekurs für Angehörige Christine Albrecht pflegt Schwiegeroma Eva zu Hause. Wie sie mit Inkontinenz und Bettlägerigkeit umgehen muss, lernt sie im Pflegekurs für Angehörige. Seite 4


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MIT SICHERHEIT

Montag, 11. November 2019

SICHERHEITSFRAGE

Von Sylvie Ernoult

Bares besser zur Bank bringen

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leiderschrank, Sofakissen oder Keksdose: In der Regel erwartet man dort keine großen Mengen Bargeld. Aber die Bundesbürger sind nicht zurückhaltend, wenn es darum geht, Scheine und Münzen zu verstecken. Einer Onlineumfrage des Bankenverbandes aus dem Jahr 2018 zufolge lagern 20 Prozent der Befragten mehr als 500 Euro Cash gerne bei sich zu Hause. Die „Bargeldverstecker“ gehen davon aus, dass die Scheine daheim gut aufgehoben sind. Eine trügerische Sicherheit, denn lediglich ein hochwertiger, fest verankerter Tresor ist ein adäquater Aufbewahrungsort im Fall eines Einbruchs. So sicher wie das Konto oder das Bankschließfach ist allerdings keiner der Aufbewahrungsorte. Wer die Investition in einen heimischen Tresor scheut, sollte daher größere Mengen Bares und Wertgegenstände wie teuren Schmuck oder Gold besser seiner Bank anvertrauen. Circa 10 Prozent der Deutschen verfügen schon über ein eigenes Bankschließfach. In einem Bankschließfach ist das Geld genauso gut geschützt wie das Geld der Bank selbst. Wichtig hierbei ist auch, dass zentrale Dokumente im Schließfach aufbewahrt

Alltag im Alter Wenn Angehörige in einer anderen Stadt wohnen, ist die Betreuung pflegebedürftiger Senioren meist ein Problem. Mittlerweile aber gibt es zahlreiche Dienstleister, die helfen. Von Julia Rathcke

Lediglich ein hochwertiger, fest verankerter Tresor ist ein adäquater Aufbewahrungsort im Fall eines Einbruchs. werden können. Diese sind dann zum Beispiel auch vor häuslichen Bränden oder vor Wasserschäden sicher. Wer möchte, kann sein Bankschließfach zusätzlich über die Hausratversicherung oder Hausbank versichern. Bankschließfächer gibt es in unterschiedlichen Größen und sind bereits für verhältnismäßig kleines Geld zu haben. Sie bieten sich also für alle an, die etwas sicher aufbewahren wollen. Einziges Problem: Der Platz ist knapp. Gerade in Ballungsgebieten übersteigt die Nachfrage nach Schließfächern das Angebot. Hier kann es zu entsprechenden Wartezeiten kommen. Info Sylvie Ernoult ist Sprecherin beim Bundesverband Deutscher Banken

SMARTES GADGET

Für den sicheren Tauchgang: Armband gegen Haie Es gibt Gadgets, die sprechen einen großen Personenkreis an, und es gibt Gadgets, die eher für spezielle Interessengruppen brauchbar sind. Zu diesen Gadgets zählt wahrscheinlich auch Sharkbanz – ein Armband, das Haie fernhalten soll. Was etwas absurd klingen mag, hat einen ernsten Hintergrund: In den vergangenen drei Jahren gab es weltweit insgesamt 235 Haiangriffe auf Menschen, 13 davon tödlich. So lassen sich Erfinder, meist Surffans, immer wieder Geräte gegen Haiattacken einfallen – oft ohne großen Erfolg. Das ist bei Sharkbanz laut den Entwicklern anders. Nach jahrelanger Forschung sei es gelungen, ein Armband zu entwickeln, das in der Tat Haie in die Flucht schlägt. Das funktioniert verblüffend simpel: Haie orientieren sich nicht nur über ihre Augen, sondern auch über Elektrorezeptoren – durch sie machen die Tiere zum Beispiel vermeintliche Beute ausfindig. Sharkbanz ist im Prinzip ein starker Magnet, der die Elektrorezeptoren des Hais stört. Es kommt zu einer Art Reizüberflutung, die das Tier schnell das Weite suchen lässt. Laut den Erfindern wurde das Armband an zehn verschiedenen Haiarten erfolgreich getestet. Trotzdem sollte man sich beim nächsten Surfurlaub nicht nur auf das Armband verlassen, sondern auch selbst aufmerksam sein.

ZAHLEN, BITTE!

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s ist ein Thema, das die meisten gerne von sich schieben, bis der Fall dann, mehr oder weniger plötzlich, eintritt: Die eigene Mutter schafft den Haushalt nicht mehr, der Abwasch bleibt liegen, nur noch das Nötigste ist im Kühlschrank; der Schwiegervater vergisst wichtige Arzttermine, obwohl alles im Kalender eingetragen und besprochen ist; die Großeltern schaffen es nicht mehr, alleine zu duschen oder zu baden. Wenn ein Mensch pflegebedürftig wird, ist immer auch sein Umfeld betroffen. Mehr als 3,4 Millionen Pflegebedürftige gibt es in Deutschland, Tendenz steigend. Etwa 820 000 Senioren sind in stationären Einrichtungen untergebracht, der Großteil lebt also den Alltag (noch) zu Hause. Die meisten Senioren wollen in der eigenen Wohnung bleiben

Es ist mit Abstand die beliebteste Variante, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden alt zu werden. Doch es ist auch die herausforderndste. Zu all den bürokratischen und emotionalen Hürden kommt ein Phänomen dieser Zeit hinzu: Einsamkeit im Alter. Dabei ist

Im Alter ins Pflegeheim? Es gibt durchaus Alternativen. FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA

es seltener das Problem, dass Senioren gar keine Angehörigen mehr haben, sondern dass Angehörige oft nicht mehr verfügbar sind. Anders als in früheren Zeiten oder anderen Kulturen, leben Familien nicht mehr gemeinsam mit drei, vier Generationen unter einem Dach, Kinder übernehmen nicht mehr zwangläufig den Familienbetrieb – oder eben die Pflege der eigenen Eltern. Familien sind meist zerstreut. Oft bleiben die Eltern in ihrem Haus auf dem Land, während es die Kinder berufsbedingt in die Stadt zieht. Manchmal besteht aus anderen Gründen kein Kontakt mehr, Senioren leben in einer urbanen Infrastruktur – sind aber isoliert. Wie kann eine Versorgung im Alter sichergestellt werden? Was gibt es für ein sicheres Zuhause im Alter zu beachten? Welche Dienstleister und technischen Hilfsmittel können den Alltag erleichtern? Pflegebedürftige haben das Recht auf kostenlose Beratung

Ein Grundproblem ist, dass Menschen oft gar nicht wissen, welche Möglichkeiten der pflegerischen Versorgung es gibt oder ob Alternativen zur Unterbringung im Heim bestehen. Dabei haben Pflegebedürftige in Deutschland schon seit 2009 das Recht auf eine kostenlose und individuelle Pflegeberatung. Über die Webseite des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) etwa lassen sich Tausende von Beratungsstellen nach Region und eigenen Präferenzen durchsuchen. Was möglich ist, hängt sowohl vom eigenen Gesundheitszustand als auch von der Region ab. In manchen Bundesländern gibt es ein dichteres Netz an Beratungsstellen als in anderen. Es gibt ambulante Dienste, Tages- oder Nachtpflege, Pflegewohngemeinschaften oder betreutes Wohnen mit Fahrstühlen und sicherer Tür. In einigen Fällen kann die beste Lösung auch bedeuten, einzelne Komponenten zu ergänzen

Tage beträgt die durchschnittliche Verweildauer in allgemeinen Krankenhäusern. QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT

3,4 Millionen Pflegebedürftige gibt es in Deutschland – nur 840 000 leben in stationären Einrichtungen.

– etwa Hausnotrufsysteme, Einkaufs- oder Putzhilfen. Ob nun in Brandenburg oder in Bayern: Für Leistungen und Geld der Pflegekassen muss zu allererst ein Antrag gestellt werden. Daraufhin meldet sich der MDK (Medizinische Dienst der Krankenversicherung) bei Versicherten in einer gesetzlichen Pflegekasse – bei Privatversicherten ist es der Dienst Medicproof – und begutachtet den Betroffenen. Wenn feststeht, welche Pflegestufe er oder sie hat, und wieviel Leistungen ihm zustehen, können sich Angehörige um einen örtlichen Pflegedienst kümmern. Der Medizinische Dienst begutachtet die Pflegedienste

Ambulante Pflege wird von privaten Pflegediensten und von den Wohlfahrtsverbänden angeboten. Alle Pflegedienste werden mindestens einmal jährlich anhand einheitlicher Kriterien durch den MDK besucht, beraten und bewertet. Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Pflegedienst oder nach Hilfsangeboten kann etwa die Plattform www.pflegelotse.de bieten. Auch Checklisten als Hilfe für die Auswahl gibt es auf der Seite oder bei den örtlichen Verbraucherzentralen.

Wenn die Mutter zum Pflegefall wird Sobald Angehörige Unterstützung brauchen, sind wichtige Fragen zu klären – ein Wegweiser Von Julia Rathcke

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Kinder übernehmen nicht mehr zwangsläufig den Familienbetrieb – oder eben die Pflege der eigenen Eltern.

Ein Pflegefall in der Familie tritt meist plötzlich ein. In der akuten, belastenden Situation muss vieles entschieden werden, und es stellen sich wichtige Fragen: Braucht meine Mutter oder mein Vater jetzt eine Pflegekraft? Sollte er oder sie besser ins Pflegeheim? Was ist finanziell und auch individuell das Beste? So können Sie vorgehen: Beratung einholen

Ziehen Sie Hausärzte, Fachärzte und andere Angehörige ins Vertrauen. Krankenkassen sind verpflichtet, eine kostenlose Pflegeberatung anzubieten. Nutzen Sie dieses Angebot. Nehmen Sie auch Kontakt auf zu örtlichen Pflegestützpunkten oder bei einem Krankenhausaufent-

689 Euro für die Inanspruchnahe von Diensten übernimmt die Pflegeversicherung bei Bedürftigen mit dem Pflegegrad 2. QUELLE: BUNDESMINISTERIUM FÜR GESUNDHEIT

halt zum Krankenhaussozialdienst. Dieser Dienst soll in erster Linie dafür sorgen, dass ein möglichst reibungsloser Übergang von der Versorgung im Krankenhaus in die Weiterversorgung gewährleistet wird. Auch die Unabhängige Patientenberatung (UPD) kann Sie telefonisch beraten, gebührenfrei unter der Rufnummer (08 00) 0 11 77 22. Das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit informiert zudem über alle Belange zur Kranken- und Pflegekasse. Anträge stellen

Wer die Pflege eines Angehörigen selbst übernehmen will, sollte sich der physischen und psychischen Belastung bewusst sein. Eine Pflegezeit beim Arbeitgeber sowie Unterstützungsgelder können beantragt

werden. Pflegekassen bieten für Angehörige außerdem kostenlose Schulungen an. Zunächst aber muss ein Antrag auf Pflegeeinstufung bei der Pflegekasse gestellt werden. Eine persönliche Begutachtung erfolgt durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Bereiten Sie das Gutachten am besten selbst vor und nach. Einsprüche sind innerhalb einer Frist möglich. Angebote prüfen

Bei der Auswahl des Pflegedienstes oder des Pflegeheimes zählt vor allem der persönliche Eindruck. Ambulante Dienste werden außerdem jährlich vom MDK geprüft, die Berichte sind einsehbar. Für die Heimsuche gibt es Checklisten, auch Probewohnen kann sinnvoll ein.


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3 IM FOKUS

Beim Tarifwechsel lauern Lockangebote Wer nach einem günstigeren Handytarif sucht, sollte auf die Laufzeit für die Grundgebühr achten Von Benedikt Frank

mer selbst kündigen. Wenn die Zeit knapp wird und man keine Bestätigung vom Anbieter mehr abwarten kann, sei ein Einschreiben mit Rückschein sinnvoll. Wer wechselt, wird in aller Regel seine Nummer zum neuen Anbieter mitnehmen wollen. „Es ist zu empfehlen, dem neuen Anbieter direkt bei Vertragsschluss den Wunsch der Rufnummernübertragung mitzuteilen,“ sagt Nick Kriegeskotte vom ITBranchenverband Bitkom.

Handytarife werden günstiger und günstiger. Dabei übertreffen sich die Anbieter unter anderem mit dem Inklusivdatenvolumen. Also nichts wie wechseln? Ein Ja ist hierbei allerdings immer mit einem Aber verbunden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, passen die Provider die Preise für ihre Handytarife ebenso an wie die einzelnen Tarifbestandteile und Zusatzoptionen. Bei Laufzeitverträgen ist der Tarif nach zwei Jahren dann meist schon wieder veraltet. Durch einen Wechsel können Kunden daher oft Geld sparen oder mehr Leistung erhalten, erklärt Alexander Kuch vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Auch Mängel wie ein schlechter Kundenservice, eine fehlende Freischaltung für LTE-Netze oder ein zu unflexibles Tarifmodell ließen sich durch einen Wechsel heilen.

Persönliche Beratung hat Nachteile

Wer einen neuen Tarif sucht, sollte erst einmal seinen persönlichen Bedarf ermitteln, rät Verbraucherschützerin Körber. Dabei gehe es um die Frage, wie viel der Nutzer in welche Netze telefoniert und wie seine mobile Internet-Nutzung abseits von WLAN-Netzen aussieht. Um passende Tarife zu finden, rät Körber dazu, Angebote zu vergleichen – etwa mit Hilfe von Auswertungen der Stiftung Warentest oder online bei speziellen Tarifportalen. Bei Angeboten sollten Verbraucher genau prüfen, ob die Grundgebühr auch über die gesamte Laufzeit gleich bleibt. Denn es gebe viele Lockangebote, bei denen die vermeintlich günstige Grundgebühr nur einige wenige Monate lang gilt, und danach deutlich teurer wird. In jedem Fall empfiehlt sich ein Vertragsabschluss übers Internet. Denn dann gilt: „Hier können Angebote und Tarife in Ruhe verglichen werden, es besteht ein 14-tägiges Widerrufsrecht“, sagt Körber. Den persönlichen Kontakt im Shop eines Anbieters bevorzugten zwar viele Kunden, aber die Nachteile sind gravierend: „Es besteht kein Widerrufsrecht“, warnt Körber vor dem Vertragsabschluss in Shops. Zahlreiche Beschwerden zeigten, dass Kunden dort oft ungünstige Tarife oder ungewollte Verträge untergeschoben würden. Gewünschte Kündigungen hingegen setzten die Läden den Beschwerden nach oft nicht um.

Auf Klauseln zur Vertragsverlängerung achten

Aber: „Oft reicht schon ein Tarifwechsel beim alten Anbieter aus“, meint Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Um ein gutes Angebot zu erhalten, müsse man jedoch oft zunächst einmal kündigen. Wichtig sei dabei, die Kündigungsfrist zu beachten, rechtzeitig schriftlich zu kündigen sowie die Bestätigung gut zu dokumentieren und aufzubewahren, so die Expertin. Auch die Laufzeit sollte man im Auge behalten, rät Alexander Kuch: „Viele Verträge enthalten eine Klausel zur automatischen Vertragsverlängerung. Wenn der Kunde seinen Vertrag nicht bis drei Monate vor dem eigentlichen Ende der Laufzeit kündigt, verlängert sich diese um bis zu zwölf Monate“, erklärt der Experte. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang immer ein Blick auf die letzte Rechnung, erklärt Kuch. Dort seien sowohl die Kündigungsfrist als auch der letztmögliche Tag der Kündigung aufgeführt. Grundsätzlich sollte man den alten Vertrag im-

Helfende Hände: Wer alt ist, braucht Unterstützung – sei es von der Familie oder von Dienstleistern. ILLUSTRATION: RAWPIXEL.COM/ADOBE STOCK, RND

In vielen Fällen decken ambulante Pflegedienste mehr ab, als nur das eng getaktete Pflegeprogramm, das den Senioren laut MDK zusteht. Antje Fode, Pflegedienstleiterin einer Diakoniestation in Hannover, sagt: „Was die Servicepauschale vorgibt und was die Mitarbeiter zusätzlich tun, wird sehr unterschiedlich gehandhabt.“ Viele ihrer Mitarbeiter würden während oder nach ihrer täglichen Tour noch unbezahlte Organisationsaufgaben abarbeiten, etwa Termine beim Arzt oder Friseur vereinbaren,

Beruf und Pflege vereinbaren Laut Bundesregierung werden 73 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause von Angehörigen (und oft mit zusätzlicher Hilfe eines professionellen Pflegedienstes) betreut. Sind die Pflegenden berufstätig, kann es mitunter schwierig sein, alles unter einen Hut zu bekommen. Laut Pflegezeitgesetz können Angehörige maximal zehn Tage am Stück zu Hause bleiben, wenn das für ihre Angehörigen nötig ist. Und man kann beim Arbeitgeber eine bis zu sechs Monate lange Pflegezeit beantragen, in der man vom Job freigestellt wird.

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kleine Einkäufe erledigen, zur Post gehen, beim Ausfüllen von Formularen helfen. Ehrenamtliche engagieren sich beim Partnerbesuchsdienst

Für Bedürfnisse abseits der pflegerischen Grundversorgung gibt es aber mittlerweile auch einige Anbieter. Neben dem altbekannten Essen auf Rädern und dem Hausnotrufdienst werden ehrenamtliche Besuchsdienste immer häufiger, etwa über die AWO, Caritas, das DRK und über Kirchengemeinden oder Sozialverbände. In Hannover gibt es allein 220 Ehrenamtliche beim Partnerbesuchsdienst der Diakonie, die schlicht Zeit mit Senioren verbringen. Darunter meist Menschen über 55 Jahre (oft Frauen) und auch Studenten, die einmal wöchentlich immer die gleichen Älteren besuchen und mit ihnen spazieren gehen, Karten spielen oder Kaffee trinken. Auch Hilfsmittel können dazu beitragen, das Altwerden zu Hause angenehmer zu machen. Sanitätsdienste bieten einfache, aber effektive Mittel, um vor allem Stürze im Haushalt zu vermeiden und den Rücken zu schonen: Antirutschmatten, elektri-

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Was die Servicepauschale vorgibt und was die Mitarbeiter zusätzlich tun, wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Antje Fode, Pflegedienstleiterin einer Diakoniestation in Hannover

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sche Pflegebetten, höhenverstellbare Wasch- und Spülmaschine, elektrisch absenkbare Stangen im Kleiderschrank und Anziehhelfer aller Art. Auch technische Geräte – vom Schlüsselsucher bis zum sprechenden Fieberthermometer – gibt es inzwischen speziell für Senioren. Pflegeheime und auch manche ambulante Dienste setzen zudem auf digitale Notfallsysteme: Transponder, FunkKommunikationsgeräte, die als Armband getragen werden können oder in die Kleidung genäht sind, machen das Personal darauf aufmerksam, wenn sich ein Bewohner dem Ausgang nähert. Schranken an den Türen funktionieren ähnlich dem Prinzip der Diebstahlsicherung in Kaufhäusern. Außerdem können unter den Betten und in den Badezimmern Bewegungs- und Präsenzmelder in Fußmatten installiert werden, die registrieren, wenn Menschen aufstehen, oder die erfassen, wenn sie das Bad längere Zeit nicht verlassen haben. Dann wird automatisch eine Nachricht an das Telefon des Personals gesendet, das wiederum sofort in den Zimmern anrufen kann. In Pflegeheimen ist der Einsatz natürlich eine Frage der Zustimmung der Bewohner (oder deren Angehöriger), im Privaten ist es, wie so oft, vor allem eine Frage der Kosten.

Kommunikation ist nicht alles: Der Beratung in Handyshops attestieren Verbraucherschützer zum Teil gravierende Nachteile. Häufig würden Kunden ungünstige Tarife untergeschoben. FOTO: PIXABAY

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In Würde altern – mithilfe der Familie

SICHER IN DER REGION

Delitzscherin hilft ehrenamtlich älteren Patienten in der Nachbarschaft

Montag, 11. November 2019

Christine Albrecht besucht Pflegekurs für Angehörige in Leipzig Von Patricia Liebling

Von Lilly Günthner

Leipzig. „Alle wollen alt werden,

Delitzsch. Die Betreuung von älteren Menschen ist oft zeitin-

tensiv und kräftezehrend. Pflegedienste wie auch Angehörige stoßen dabei häufig an ihre Grenzen und vieles muss aus Zeitmangel auf der Strecke bleiben. Gut, dass es Menschen wie Andrea Dettke (58) gibt. Die Delitzscherin ist als ehrenamtliche Nachbarschaftshelferin eine tatkräftige Unterstützung in der Betreuung älterer Patienten. Seit Juni diesen Jahres besucht sie zweimal wöchentlich eine demenzkranke Frau, die im Betreuten Wohnen lebt: „Jeden Dienstag und Donnerstag verbringe ich zwei Stunden mit ihr.“ All das wofür während der Pflege wenig Zeit bleibt und was auch Angehörige nicht rund um die Uhr leisten können, kann Andrea Dettke dann übernehmen: eine Spazierfahrt im Rollstuhl, Brettspiele oder einfach Reden und Zuhören – Zeit haben eben.

aber keiner will alt sein“, sagte schon der Philosoph Cicero zur Zeit der römischen Antike. Und diese Redewendung hält sich bis heute. Doch woran liegt das? Sind es körperliche Gebrechen, die Gedächtnis- und Gedankenwelt, die einem zunehmend Streiche spielen? So oder so: Tritt erst einmal eine Pflegebedürftigkeit ein, wird das Alter begleitet von Menschen, die einem helfen, es so angenehm wie möglich zu verleben. Zu ihnen zählt auch Christine Albrecht. Die 53-Jährige betreut die Oma ihres Mannes. Die Aufgaben teilt sie sich mit anderen Familienangehörigen sowie dem ambulanten Pflegedienst des Arbeiter-Samariter-Bundes. Ganz selbstverständlich übernimmt Christine Albrecht zusammen mit weiteren Familienangehörigen die Betreuung der Oma ihres Mannes. FOTOS: CHRISTIAN MODLA

Die Delitzscherin Andrea Dettke (58) betreut als Nachbarschaftshelferin eine demenzkranke Frau. FOTO: LILLY GÜNTHER Nachbarschaftshilfe ist gefragt

Eine Freundin hatte Andrea Dettke auf das Projekt des Soziokulturellen Zentrums (SKZ) in Delitzsch aufmerksam gemacht. Sie hat sich kurzerhand als ehrenamtliche Helferin beworben und ist sehr froh darüber. „Ich habe über mich selbst gestaunt, wie gut ich das alles hinkriege“, sagt sie. Denn in der Arbeit mit älteren Menschen hat die ehemalige Kindergärtnerin bisher noch keine Erfahrungen. Grundlagen dafür bekom-

Die Arbeit macht richtig Spaß, es ist oft lustig und wir lachen viel zusammen. Andrea Dettke Nachbarschaftshelferin

men die Nachbarschaftshelfer in einer Schulung, die in Kooperation mit dem Delitzscher Pflegedienst Haake angeboten wird. Hier lernen die zukünftigen Helferinnen und Helfer Beschäftigungsmaßnahmen und Übungen, die sich gut für die meist älteren Patienten eigenen. „Es geht dabei aber nicht um Pflege“, betont Andrea Dettke. Die pflegerischen Maßnahmen übernimmt weiterhin das dafür ausgebildete Fachpersonal. Die Nachbarschaftshilfe ist lediglich für Betreuungsmaßen zuständig und richtet sich speziell an Menschen mit einem Pflegegrad. „Die Arbeit macht richtig Spaß“, sagt Andrea Dettke, „es ist oft lustig und wir lachen viel zusammen.“ Insgesamt sechs Nachbarschaftshelfer hat das SKZ derzeit. Das Projekt ist sehr beliebt: sogar eine kleine Warteliste gibt es inzwischen.

Birgit Freiberger leitet den Kurs für pflegende Angehörige beim ASB in Leipzig.

Schwiegeroma Eva ist inzwischen 99 Jahre alt und hat Pflegegrad 4. Mithilfe eines Rollators kann sie sich in ihrer Wohnung einigermaßen bewegen, auch mundgerecht zubereitetes Essen kann sie selbst zu sich nehmen. Dass Christine Albrecht die Betreuung neben ihrem Job als Köchin mit übernimmt, war für die Leipzigerin selbstverständlich. „Eva ist eine liebe Frau, die viel für die Familie getan hat. Wir wollten sie in ihrer gewohnten Umgebung belassen, deswegen musste ich nicht lange überlegen.“ Laut dem jüngsten Stichtag Ende 2017 verzeichnet die Pflegestatistik bundesweit 3,41 Millionen Pflegebedürftige. Das sind mehr als eine halbe Million Menschen mehr als bei der vorausgegangenen Zählung 2015. Und die Zahl der auf Pflege angewiesenen Menschen steigt weiter an. Drei Viertel der Pflegebe-

Hilfe auf Knopfdruck Selbst wenn Pflegebedürftige durch Pflegedienste oder Angehörige Unterstützung erfahren – sie stehen nicht unter dauerhafter Beobachtung. Sie verbringen durchaus auch Zeit alleine. Zeit, in der ihnen etwas passieren könnte. Ein Schwindelanfall, ein Stolpern über die Teppichkante, ein verschütteter Tee, der Verbrennungen verursacht – in solchen Fällen kann ein Hausnotruf Sicherheit bieten. Denn das System verspricht schnelle und kompetente Hilfe auf Knopfdruck. Und so funktioniert’s: Kunden erhalten ein Hausnotrufgerät sowie einen Sender, der sich als Kette oder Armband tragen lässt. Im Notfall muss lediglich ein Knopf am Sender gedrückt werden und schon wird eine Sprechverbindung zu Mitarbeitern einer sozialen Leitstelle hergestellt. Diese ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt. Von hier aus wird Hilfe für die Betroffenen organisiert.

dürftigen werden allein oder mehrheitlich durch Angehörige zu Hause versorgt, wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Aktionstag „Pflegende Angehörige“ im September mitteilte. „Ohne die pflegenden Angehörigen geht es nicht“, sagt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste. Vorbereiten auf neue Aufgaben

Doch einfach so die Pflege von Angehörigen übernehmen, ohne jegliche Vorerfahrung – das kann ungeahnte Herausforderungen mit sich bringen. Unterstützungsmöglichkeiten, Anträge, Alltagshilfen, Pflege bei Bettlägerigkeit oder Inkontinenz und Sturzprävention sowie nicht zuletzt Trauerbegleitung sind nur einige der Bereiche, mit denen sich Betroffene konfrontiert sehen. Hier kommen Anbieter von Pflegekursen für Angehörige ins Spiel. Einen solchen besucht auch Christine Albrecht. „Ich hatte bislang keine Erfahrung“, erklärt die Köchin ihre Motivation. Angefangen hat für sie alles mit einem Pflegebett, mit dessen Bedienung sie sich erst einmal vertraut machen musste. Auch Inkontinenz beschäftigte Albrecht in der Betreuung ihrer Schwiegeroma. „Ich war etwas unsicher. Auf jeden Fall wollte ich die Intimsphäre wahren. Also habe ich erst einmal mit ihr gesprochen“, erinnert sie sich. Es lief gut, und das tut es bis heute. Kommen Fragen auf, wendet sich Christine Albrecht an den Pflegedienst. Das Verhältnis ist vertraut, die Zusammenarbeit eng. Vertraut geht es auch im Pflegekurs zu. Etwa zehn bis zwölf Teilnehmer sind in einer Gruppe, stellen individuelle Fragen ihre persönliche Situation betreffend. Das Verhältnis von Männern und Frauen in ihren Kursen schätzt Leiterin Birgit Freiberger auf 50/50. „Männer pflegen ihre Mütter, Frauen ihre Väter –

meine Erfahrung“, sagt sie. Die 54Jährige arbeitet seit 34 Jahren als Krankenschwester. Seit 2012 gibt sie Pflegekurse. Heute stellt sie unter anderem Hilfsmittel wie eine Shampoo-Mütze und Gleitmatten vor, die den Pflegenden die Arbeit erleichtern. Außerdem zeigt sie Übungen gegen Drehschwindel und wie man am besten aus dem Sitzen heraus aufsteht. Hierbei wird nicht nur gesprochen, es wird angepackt. Freibergers Devise: „Sehen ist eine Sache, Sie müssen das mal machen.“ Herhalten dafür muss Dummy Oskar. Er wird auf die Seite gedreht, bekommt eine Windel angelegt, muss im Bett hoch- und runterrutschen. Für die Teilnehmer bringt der Kurs einige Erkenntnisse, sie lernen Hilfsmittel kennen, von denen sie vorher nie gehört haben, bekommen Tipps für ihre aktuelle Situation und werden auf potenziell kommende Herausforderungen vorbereitet. Ideen, die sich auszahlen könnten

Die Versorgung durch Angehörige sei „eine Leistung, die nicht hoch genug geschätzt werden kann“, sagte Bundesseniorenministerin Franziska Giffey (SPD). Die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf müsse als wichtige Zukunftsaufgabe gesehen werden. „Neben dem bereits bestehenden Anspruch auf Familienpflegezeit brauchen wir dafür neue Ideen“, so Giffey. Deshalb prüfe man, wie ein Konzept für ein Familienpflegegeld aussehen könnte. Eine Idee, deren Umsetzung sicherlich viele pflegende Angehörige aufatmen lassen dürfte.

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: Anne Meyer

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Birgit Freiberger stellt den Teilnehmern eine Shampoo-Mütze vor.

Auf die richtigen Handgriffe kommt es an: Kursteilnehmer Jens Wondracek beim Platzieren einer Inkontinenzunterlage.


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