Mit Sicherheit | Bahn frei! (LVZ-Sicherheitswochen 2019)

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Dienstag, 12. November 2019

MIT SICHERHEIT

AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Bahn frei! Das Zweirad erobert die Stadt: Während sich viele auf die Vorzüge von E-Bike, E-Roller oder E-Scooter freuen, fürchten andere eine Vielzahl von Gefahren. Welche neuen Regeln gibt es? Wie fährt man sicher?

Leipzigerinnen erfinden Fahrradschloss aus Stoff Leipzig gilt als Hochburg für Fahrraddiebe. Umso wichtiger ist es, das Velo Diebstahlsicher zu machen. Zwei Gründerinnen gehen dafür neue Wege. Seite 4 FOTO: YULIYAKIRAYONAK/ADOBE STOCK

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MIT SICHERHEIT

Dienstag, 12. November 2019

SICHERHEITSFRAGE

Auf gefährlichen Wegen

Von Otmar Lell

Ärgerliche Post vom Geldeintreiber

W

er in seinem Briefkasten ein Schreiben von einem Inkassounternehmen findet, weiß: Jetzt wird es ärgerlich. Denn zum ausstehenden Betrag kommen noch die Kosten hinzu, die das Inkassounternehmen in Rechnung stellt. Und das kann richtig teuer werden. Viele Geldeintreiber stellen überzogene Zinsen und Forderungen in Rechnung, teilweise mehrfach. Ein Ausgangsbetrag von wenigen Euro kann so schnell mal eine Gesamtforderung von mehr als 100 Euro nach sich ziehen. Für die Inkassoindustrie ist das ein lohnendes Geschäft. Allein 2018 setzte die Branche laut eigenem Verband 5,8 Milliarden Euro um, Tendenz steigend. Die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) drängen die Politik deshalb seit Jahren, der Inkassoabzocke einen Riegel vorzuschieben und Verbraucher wirksam vor diesen Kostenfallen zu schützen. Denn betroffen sind häufig ausgerechnet jene, die ohnehin wenig haben und sich schlecht wehren können. Bundesverbraucherschutzministerin Christine Lambrecht will das Problem nun per Gesetz lösen. Doch der im September bekannt gewordene Referentenentwurf taugt nicht, um

Ob elektrisch oder nicht: Fahrrädern gehört die Zukunft. Zugleich jedoch steigen die Unfallzahlen, immer häufiger werden Radfahrer schwer verletzt. Dabei gibt es einfache Mittel, um ihre Wege sicherer zu machen Von Thorsten Fuchs

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ie Nachrichten klingen wie die jüngsten Mitteilungen aus einer Kampfzone: In Heidenau bei Dresden stirbt ein 59-jähriger Radfahrer, nachdem er an einer Einmündung von einem Lkw erfasst worden war, der auf die Hauptstraße einbiegen wollte. In Hamburg erleidet eine Frau schwere Rückenverletzungen, nachdem sie auf ihrem Elektrotretroller offenbar eine rote Ampel ignoriert hatte – und mit einem Auto kollidiert war. Und in Berlin wird ein Lkw-Fahrer verurteilt, weil er die Tür seines Fahrzeugs so achtlos aufgerissen hatte, dass ein 79-jähriger E-Bike-Fahrer nicht mehr stoppen konnte. Dieser starb später an seinen schweren Kopfverletzungen.

11,3

Prozent: So stark ist die Zahl der getöteten Radfahrer im ersten Halbjahr 2019 laut Statistischem Bundesamt gestiegen.

Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich Inkassounternehmen am Gebührenrecht für Anwälte orientieren dürfen. die Situation für Verbraucher tatsächlich spürbar zu verbessern. So will das Ministerium die Gebühren bei Forderungen bis 500 Euro zum Teil auf 37,80 Euro deckeln. Für Masseninkassoschreiben ist das immer noch deutlich zu hoch. Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich die Inkassounternehmen in solchen Fällen am Gebührenrecht für Anwälte orientieren dürfen. Das steht in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Aufwand. Ein Großteil der Forderungen wird schließlich als vollautomatisierter Standardbrief verschickt. Aus vzbv-Sicht wäre hier eine Deckelung bei etwa 15 Euro angemessen. Zudem will das Ministerium nichts an der schwachen Aufsicht der Branche ändern. Verstöße würden dadurch weiter ungeahndet bleiben. Aus Verbraucherschutzperspektive ist eine deutschlandweit zuständige Aufsichtsbehörde aber dringend nötig. Eine mit Biss. Falls ein Inkassounternehmen wiederholt gegen geltendes Recht verstößt, sollte es unangenehme Post bekommen. Und zwar mit der Betreffzeile: Entzug der Lizenz.

Bei Autofahrern sinkt die Zahl der Verletzten

Es sind Meldungen, zusammengetragen aus wenigen Tagen im Herbst 2019, die sich mühelos um viele ähnliche ergänzen ließen – und die einen erschreckenden Widerspruch illustrieren: Einerseits sollen Rad und Rollern die Zukunft gehören. Auf das Dreifache soll und muss der Anteil des Rades am Gesamtverkehr gesteigert werden, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen und die Luft in seinen Städten verbessern möchte. Andererseits braucht besondere Vorsicht, wer auf zwei Rädern in der Stadt unterwegs sein will. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der getöteten Radfahrer im ersten Halbjahr 2019 um 11,3 Prozent gestiegen. Während die Zahl der Schwerverletzten in Autos seit Jahren sinkt, nimmt sie bei Radfahrern zuletzt kontinuierlich zu, von 2017 auf 2018 sogar mit einem gewaltigen Satz von rund 14 100 auf gut 15 500, davon rund 2000 E-Bike-Fahrer. Insgesamt 445 Menschen verloren 2018 auf Rädern ihr Leben – auch das eine deutliche Zunahme entgegen dem Trend bei Autos.

Info Otmar Lell ist Leiter Team Recht und Handel beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)

SMARTES GADGET

Immer wieder kommt es gerade in der dunklen Jahreszeit im Straßenverkehr zu Unfällen mit Joggern, Radfahrern oder Haustieren. Auch Pferde und ihre Reiter verletzen sich vermehrt bei Unfällen auf den Straßen. Die Hauptursache: Mensch und Tier wurden zu spät gesehen. Dabei kann die Gefahr durch einfache Ausstattung verringert werden. Der Reiter kann durch Reflektoren an Kleidung, Warnweste oder auch mit einem aufgetragenem Leuchtspray zur besseren Erkennbarkeit im Dunkeln beitragen. Doch auch das Pferd sollte nicht vergessen werden. Mittlerweile gibt es diverse Hersteller, die LED-Einheiten fürs Pferd anbieten. So gibt es zum Beispiel LEDs für die Front, die sich im Brustgeschirr befestigen lassen – dadurch wird das Tier nicht geblendet. Für den hinteren Teil empfehlen Experten einen LED-Schweif, der aus mehreren LED-Strängen besteht. Den künstlichen Leuchtschweif bringen Reiter einfach mithilfe einer Manschette am echten Schweif des Pferdes an. Wer mag, kann die LED-Einheiten mit einer Fernbedienung steuern, um die Farbe zu ändern oder die Leuchtintensität einzustellen. Die meisten Produkte haben eine Akkulaufzeit von etwa neun Stunden.

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FOTO: ADOBE STOCK/MICROONE

Lass leuchten: LED-Schweif fürs Pferd

Der beste Schutz auf zwei Rädern Helle Helme und stylishe Reflektorbänder: Was in Herbst und Winter Sicherheit bringt Wer mit dem Rad unterwegs ist, tut viel für sich und die Umwelt – gehört aber auch zu den Verletzlichsten auf den Straßen. Umso wichtiger ist es, sich auf jeden Fall unübersehbar zu machen und zugleich vor möglichen Verletzungen zu schützen. Die wichtigsten Tipps zu Herbst und Winter: ■ Der

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Prozent der Kinder legen den Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. 25 Prozent nutzen das Fahrrad. QUELLE: DEKRA

hellste Helm: Um Fahrradhel-

me werden wahre Glaubenskriege geführt. Die Gegner führen zumeist ästhetische Gründe ins Feld – in puncto Schutz bei Unfällen sind Helme aber unübertroffen. Zusätzlich steigern lässt sich der Sicherheitsgewinn noch, wenn man den Helm mit einer Beleuchtung ausstattet. Die großen Hersteller verbauen zum Teil Dutzende LEDs, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. De-

zent? Nein. Aber das soll es ja auch gar nicht sein. ■ Der

20

Prozent derjenigen, die keinen Fahrradhelm tragen, geben als Grund an: „Meine Frisur geht dadurch kaputt“. Quelle: Statista

leuchtende Fahrer: Fahrradkleidung muss zwei widersprüchliche Anforderungen erfüllen: Im Hellen unauffällig sein – und im Dunkeln strahlen. Dabei helfen auf sehr einfache und durchaus stylische Weise zum Beispiel Reflektorbänder aus recycelten Lkw-Planen und Werbebannern. Neu sind Reflektorbuttons, die – am Ärmel angebracht – beim Abbiegen die Richtung weisen. Akkurücklichter können mit ihren Spannbändern zudem nicht nur an Rahmen oder Sattelstütze, sondern zusätzlich an Schlaufen von Hosen oder Rücksäcken angebracht werden und dort als zweites Rücklicht die Sichtbarkeit deutlich erhöhen. Und wer vor

einer gewissen Bauarbeiterähnlichkeit nicht zurückschreckt, dem bieten Reflektorwesten den deutlichsten Sicherheitsgewinn. ■ Sicher

im Lastenrad: Die Zuladungskünstler sind im Moment einer der dynamischsten Zweige der Fahrradbranche. Am beliebtesten sind die sogenannten Longjohns, das sind Konstruktionen mit Ladefläche vor dem Lenker und langem Radstand. Das Fahren braucht zwar eine kleine Eingewöhnungsphase, doch in Sachen Sicherheit stehen die Longjohns ihren dreirädrigen Konkurrenten in nichts nach. Werden Kinder transportiert, sollten sie allerdings einen Helm tragen – um sich daran zu gewöhnen und um bei Unfällen besser geschützt zu sein. tof


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Dienstag, 12. November 2019

3 IM FOKUS

So gelingt der Kontowechsel Zu hohe Bankgebühren? Bei einem Kontowechsel kann man sparen, sollte aber einiges beachten Von Ann-Kristin Wenzel

Das alles liegt vor allem an einem ungelösten Problem: dass die Verkehrsregeln und die Verordnungen, nach denen Straßen in Deutschland gebaut werden, Radfahrer nach Ansicht vieler Experten nicht ausreichend schützen. Und nun drängen seit diesem Jahr noch die Elektrotretroller auf die Wege – bei denen erste Statistiken ebenfalls auf ein hohes Unfallrisiko hindeuten. Zudem sind immer mehr Radfahrer mit E-Bikes unterwegs, auf denen selbst Ungeübte beachtliche Geschwindigkeiten erreichen. Es wird also voller auf den Radwegen. Und schneller. Und damit auch heikler. Jedenfalls wenn es kein neues Regelwerk gibt, das all jene besser schützt, die sich ohne rettendes Blech auf und an Straßen bewegen. Nur welche sollten das sein? Wie kann man Menschen zum Radfahren ermutigen – und sie zugleich schützen? Bei der Straßenplanung braucht es einen Perspektivwechsel

Für Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, braucht es einen Schritt, der in Deutschland wohl einer Revolution gleichkäme: einen Perspektivwechsel bei der Planung und Neugestaltung von Straßen. Bisher wurden Straßen in Deutschland „von innen nach außen“ geplant. Das heißt: Zuerst bekamen die Autos ihren Platz zugeteilt – und das, was dann übrigblieb, sollten sich Fußgänger und Radfahrer teilen. Künftig, fordert Kellner, „müssen Straßen innerorts von außen nach innen geplant werden“. Das heißt: Zuerst erhalten die Schwächsten im Verkehr, die Fußgänger, den Raum, den sie brauchen. Dann bekommen die Radfahrer – und alle, die Radwege nutzen wie die Fahrer von Elektrotretrollern – den nötigen Platz. Der soll nach den Vorstellungen des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, in Anlehnung an die Unfallforschung der Versicherer, künftig deutlich üppiger bemessen sein als bislang: Mindestens 2,25 Meter sollen Radwege künftig breit sein müssen. Bislang sehen die Empfehlungen für Radwege eine Breite von 1,50 Metern vor – die schon ein einzelner kräftiger Radfahrer nahezu allein ausfüllt. Erst was dann bleibt, soll an die Autofahrer gehen. Die Konsequenz dieses Vorgehens benennt Kellner eher vorsichtig: „Das kann bedeuten,

len und tun“, sagt Burkhard Stork, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Dennoch kommt der Bau in Deutschland bislang nur schleppend voran. Bis auf erste Teilstrecken in Osnabrück und Berlin sind die Planer über schöne Ideen und große Pläne bislang nicht hinausgekommen. Eines der Haupthindernisse: Für die PollerRadwege müssten mancherorts Parkplätze und Lieferzonen wegfallen – was wiederum den Widerspruch von Anwohnern provoziert.

Initiative für mehr Radwege 1000 Kilometer neue Radschnellwege, Fahrradparkplätze, E-BikeLadestationen und kostenlose Radmitnahme im Nahverkehr: Mit diesen Kernforderungen hat die Volksinitiative Aufbruch Fahrrad den Landtag in NordrheinWestfalen konfrontiert. Fast 207 000 Unterschriften hat die Initiative gesammelt. Ihr Ziel ist, dass der Anteil des Radverkehrs in Nordrhein-Westfalen bis 2025 von 8 auf 25 Prozent erhöht werden soll. Das Aktionsbündnis wirbt auch für mehr Sicherheit auf Straßen und Radwegen. Die Landesregierung investiert dieses und kommendes Jahr jeweils rund 47 Millionen Euro in das Radverkehrsnetz.

Die größte Sicherheit schaffen baulich abgetrennte Radwege. Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates

So kommt man sich nicht die Quere: Extrawege für Radler. FOTO: SENUVK-VISUALISIERUNG BLOOMIMAGES

dass der Pkw-Verkehr künftig weniger Raum bekommt.“ Dass das den Widerstand von Autofahrern und ihrer Lobby provozieren wird, ist laut Kellner absehbar – anders jedoch sei mehr Sicherheit für Rad- und Rollerfahrer kaum zu haben. Radfahrer fühlen sich auf provisorischen Streifen unwohl

Den gewonnenen Platz sollten Städte und Kommunen allerdings anders nutzen als bisher. Bislang begnügten sie sich oft damit, einen Eimer Farbe zu nehmen, einen Streifen von der Fahrbahn abzuknapsen und dies in der Statistik über neu geschaffene Radwege als Erfolg auszuweisen. Die Kommune kam so günstig zu einer besseren Radwegestatistik. Dass sich Radfahrer auf diesen provisorischen Streifen schon immer ziemlich unwohl fühlten, zählte dabei nicht. Inzwischen geben Verkehrsexperten den Radlern Recht – und fordern mehr Aufwand: „Die größte Sicherheit schaffen baulich abgetrennte Radwege“, erklärt Kellner. Das könnten auch die sogenannten Protected Bike Lanes sein. Wie die aussehen und welchen Erfolg sie bringen können, zeigt sich seit Beginn der Zweitausenderjahre vor allem in den USA, Kanada und Skandinavien. Es sind farblich abgetrennte Streifen, die zusätzlich durch Poller, Betonelemente und Absätze von den Autospuren getrennt wurden. Die Erfahrungen damit seien sehr gut, zudem böten sie den Vorteil, ebenfalls recht günstig zu sein und obendrein unkompliziert einzurichten, argumentieren ihre Befürworter: „Keine Raketenwissenschaft, keine MegaInvestitionen, man muss es nur wol-

Kreuzungen sind in der Stadt die gefährlichsten Orte

Das Prinzip der geschützten Radwege lässt sich auch auf Kreuzungen übertragen, die für Radfahrer gefährlichsten Orte im Stadtverkehr. Auch hier könnten durch Poller und Verkehrsinseln abgetrennte Spuren, zusammen mit gesonderten Grünphasen für Radfahrer, dafür sorgen, dass Zweiradfahrer aller Art sicherer ans Ziel kommen. „Deutschland muss jetzt einen Zahn zulegen beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur, sonst werden wir ständig solche Hiobsbotschaften bekommen“, warnte ADFCMann Stork anlässlich der Veröffentlichung der neuen Verkehrsopferzahlen. Ebenso wie Christian Kellner vom Verkehrssicherheitsrat will er zudem mehr Tempo-30-Strecken in der Stadt: Ist ein Auto mit Tempo 50 unterwegs, sei die Überlebenschance für Radfahrer und Fußgänger im Falle eines Unfalls deutlich geringer. Und die viel geschmähten Elektrotretroller? Ihre Unfallbilanz ist wenige Monate nach der Einführung tatsächlich schlecht. Der Verkehrssicherheitsrat hatte vor der Einführung der Roller gewarnt, wenn sie denn ohne Aufklärung und weitere Regelungen erfolgt – und sieht sich jetzt bestätigt: „Es scheint zuzutreffen, was wir befürchtet hatten“, erklärt Kellner. Während Radfahrer bei Zusammenstößen mit Autos nur in einem Viertel der Fälle selbst schuld sind, bringen sich die Elektrotretrollerfahrer meistens selbst in Gefahr. „Ihnen fehlt häufig das Bewusstsein dafür, dass sie ein Kraftfahrzeug bewegen“, sagt Kellner. Viele von ihnen seien alkoholisiert, zu zweit oder auf andere Art verboten unterwegs. „Mehr Kontrollen“, meint der Experte vom Verkehrssicherheitsrat, „könnten da schon eine Menge bewirken.“

Wer mehr als 60 Euro im Jahr für sein Konto zahlt, sollte über einen Wechsel nachdenken. Das rät die Stiftung Warentest. In ihrer jüngsten Untersuchung fiel die große Mehrheit der Kontomodelle in diese Kategorie („Finanztest“-Ausgabe 9/2019). 22 Konten waren jedoch komplett gratis, wenn der Kunde sein Konto online führt und als Gehalts- oder Rentenkonto nutzt. 69 Girokonten kosten maximal 60 Euro im Jahr und weitere 24 Angebote waren bei einem bestimmten Mindestgeldeingang oder nach dem Kauf von Genossenschaftsanteilen günstig oder kostenlos. Manchmal können Kunden schon bei einem Wechsel innerhalb der Bank sparen. Die Stiftung Warentest empfiehlt, zunächst zu prüfen, ob die bisherige Bank ein passendes, günstigeres Kontomodell anbietet. Wie geht es nach der Entscheidung für ein neues Konto bei einer neuen Bank weiter? ▶ Wie läuft der Wechsel in der

Praxis ab?

Die alte und neue Bank sind gesetzlich verpflichtet, zusammenzuarbeiten, erklärt Erk Schaarschmidt, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Brandenburg. Verbraucher eröffnen dafür zunächst ein neues Konto. „Per Musterformular werden beide Banken vom Kunden ermächtigt und beauftragt, Daten auszutauschen“, so Schaarschmidt. Die alte Bank muss zum Beispiel mitteilen, welche Daueraufträge, Terminüberweisungen und Lastschriftmandate eingetragen sind. Außerdem muss sie die neue Bank über die eingehenden Überweisungen und Lastschriften aus den vergangenen 13 Monaten informieren. So soll sichergestellt werden, dass nichts vergessen wird. Der Kunde entscheidet, welche Aufträge die neue Bank ausführen soll. „Sie muss das zügig umsetzen und etwa Zahlungsempfänger informieren“, sagt Schaarschmidt. Das Restguthaben wird vom alten Konto aufs neue übertragen.

▶ Wie viel Zeit vergeht dabei?

Die gesetzlichen Vorgaben im Zahlungskontengesetz sind klar: „Nach zwei Wochen sollte der Wechsel vollzogen sein“, sagt Schaarschmidt. Vereinzelt habe es Beschwerden von Verbrauchern gegeben, dass es länger dauert. ▶ Wann sollte man sein altes

Konto kündigen?

Die alte Bank darf Daueraufträge nicht mehr ausführen und Lastschriften nicht mehr akzeptieren. Der Kunde bestimmt, wenn das Konto geschlossen wird. Damit der Wechsel reibungslos klappt, sollten Kunden ihr bisheriges Konto erst dann kündigen, wenn alle Vorgänge übertragen worden sind, rät die Stiftung Warentest. Verbraucherschützer Schaarschmidt empfiehlt Kontoinhabern außerdem, zu prüfen, dass alle Zahlungsempfänger und Einzahlenden Bescheid wissen: „Sichergehen kann ich nur, wenn ich meinen Arbeitgeber, Vermieter, Versicherungen, die Stadtwerke und so weiter selbst informiere und eine Bestätigung einhole, dass sie die Kontoänderung vorgenommen haben.“ Alternativ könne das alte Konto noch zwei bis drei Monate parallel bestehen bleiben. Das macht Sinn, falls Zahlungen vergessen wurden. ▶ Was, wenn es Probleme gibt?

Rechtlich stehen sowohl die alte als auch die neue Bank für Probleme ein. „Wenn der Kontowechsel nach drei Wochen immer noch nicht vollzogen ist, sollte die neue Bank um schriftliche Stellungnahme innerhalb weniger Tage gebeten werden. Klappt es dann immer noch nicht, hilft eine Beschwerde bei der Bankenaufsicht Bafin“, rät Schaarschmidt. ▶ Kostet der Wechsel?

„Die Kündigung darf nichts kosten“, sagt Schaarschmidt. Entgelte dürfen die beiden Banken für den Service nur dann erheben, wenn dies mit dem Kunden vereinbart wurde.

Und was bekommt die Bank? Wer mehr als 60 Euro an Gebühren für sein Konto zahlt, sollte über einen Wechsel nachdenken oder innerhalb des Geldinstituts auf ein neues Modell setzen. FOTO: JENS BÜTTNER/DPA

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MIT SICHERHEIT

Wie zwei Leipzigerinnen ein Fahrradschloss aus Stoff erfanden

EXPERTENTIPPS

ADFC-Vorsitzender verrät, wie man Fahrraddieben das Leben schwermacht Von Pia Siemer

Dafür mussten sie lernen, wie Diebe zu denken

Leipzig. Die wichtigste Faustregel lautet: Machen Sie es so auf-

wendig wie möglich für Fahrraddiebe, rät Robert Strehler, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Leipzig. Dafür gibt der Experte fünf konkrete Tipps:

Dienstag, 12. November 2019

Von Pia Siemer Leipzig. Als leidenschaftliche Fahr-

Robert Strehler.

FOTO: PIA SIEMER

■ Beim Schlosskauf auf die Sicherheitsstufe achten. „Einhun-

dertprozentigen Schutz gibt es nie, aber unter Stufe sechs oder sieben braucht man gar nicht anzufangen“, so Strehler. Empfehlenswert findet er Bügelschlösser, am besten wenn sie eine Kunststoffummantelung haben.

radfahrerinnen lag das Thema Sicherheit den Leipzigerinnen Alexandra Baum und Suse Brand schon immer am Herzen. Gleichzeitig waren sie genervt von Schlössern, die unhandlich, groß und schwer sind. „Viele Metallschlösser sind einfach zu kurz, um das Rad an einem Zaun oder einem Geländer anzuschließen“, findet Suse Brand. Da beide viele Jahre in der Textilbranche tätig waren, entschlossen sie sich vor ein paar Jahren, einfach selbst ein Produkt auf den Markt zu bringen. „Wir hatten Unternehmergeist, aber auch eine gehörige Portion fröhliche Naivität“, erinnert sich Alexandra Baum. Mitte 2016 gründeten die beiden das Unternehmen Texlock. Ihre Produkte unterscheiden sich vor allem in einer Komponente von vielen anderen Fahrradschlössern: Sie sichern Velos durch Stoff.

beim Abstellen des Rads präventiv denken. „Es soll kompliziert für den Dieb sein“, sagt der Leipziger ADFC-Vorsitzende. Deshalb sollte man das Velo möglichst an zwei Komponenten – wie Rad und Rahmen – an festen Gegenständen anschließen. Idealerweise tut man das an hellen und belebten Orten.

Alexandra Baum und Suse Brand haben das Unternehmen Texlock gegründet.

FOTOS: CHRISTIAN MODLA

■ Schon

■ Einzelkomponenten

sichern. „Teure Fahrradteile, wie den Sattel oder den Akku von E-Bikes, sollte man abnehmen“, erklärt der Experte. ■ Das

Fahrrad bei der Polizei registrieren lassen. „Die Polizei findet regelmäßig geklaute Räder wieder“, weiß Fachmann Robert Strehler. ■ Im Fall eines Diebstahls, die Tat immer polizeilich anzeigen.

„Außerdem lohnt es sich, Öffentlichkeit durch Aushänge und Social-Media-Posts herzustellen.“ Deswegen: Das eigene Rad fotografieren und das Foto für den Ernstfall aufbewahren.

Unterschiedliche Materialien halten verschiedenen Werkzeugen stand

Beide hatten bereits als Produktentwicklerinnen mit diesen Materialien gearbeitet und dabei gemerkt, dass Textilien durchaus Sicherheit bieten können. Die Texlock-Schlösser bestehen deswegen aus einer relativ dünnen Metallkette, die mit

fünf verschiedenen Textil-Lagen ummantelt ist. „Leider gibt es noch nicht das eine Material, das alles kann. Deswegen arbeiten wir mit unterschiedlichen schnittfesten oder hitzeresistenten Fasern“, erklärt Suse Brand. Die Texlock-Schlösser gab es ursprünglich in drei verschiedenen Längen, mittlerweile können sogar Maßanfertigungen für Kunden hergestellt werden. An den beiden Enden des Seils befinden sich Ösen, die mit einem kleinen Bügelschloss gesichert werden können. So kann der Nutzer das Texlock-Schloss auf viele verschiedene Varianten durch sein Fahrrad schlängeln und mit den längeren Versionen beide Laufräder gleichzeitig sichern.

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Die erste Version des Produkts musste überarbeitet werden

Durch eine Kickstarter-Kampagne konnten sie die Produktion der ersten Schlösser finanzieren. Aber gleich nach der Auslieferung an die ersten Kunden, sahen sich die beiden Frauen mit Vorwürfen konfrontiert. Nutzer hatten das Schloss mit einer herkömmlichen Säge aus dem Baumarkt in nur wenigen Sekunden knacken können, die Videos der Selbsttests tauchten auf Youtube auf – über die beiden Gründerinnen brach ein wahrer Shitstorm herein. „Da hat natürlich eine gewisse Ernüchterung bei uns eingesetzt“, erzählt Baum. „Wir haben uns zu sehr auf Bolzenschneider als Diebstahlwerkzeug fokussiert und zu wenig auf Sägen.“ Trotzdem glaubten die beiden Gründerinnen weiter daran, dass die Kombination aus Textil und Seil die richtige ist. „Ein solch neuartiges Produkt braucht Zeit zum Reifen, das ist ein Prozess“, sagt Baum heute. Sie überarbeiteten ihr Pro-

dukt und brachten das sägeresistentere Texlock 2.0 auf den Markt. Dessen erhöhte Widerstandsfähigkeit ließen sie sich auch durch das unabhängige niederländische Art-Zertifikat bescheinigen. Dieses Jahr stellten sie ihre Produkte bei der internationalen Fahrradmesse Eurobike in Friedrichshafen vor. „Wir haben sehr gute Rückmeldungen bekommen“, erzählt Baum. Das nächste Ziel der beiden Gründerinnen lautet deshalb: Go Europe! Sie sind dabei, ihre Schlösser auch in den Niederlanden, Dänemark, Frankreich und Italien auf den Markt zu bringen.

Fahrraddiebstahl: Leipzig ist eine der deutschen Klau-Hochburgen Im Jahr 2017 wurden die bisher meisten Fahrräder in Leipzig gestohlen, nämlich ganze 10 027 Stück. Damit lag Leipzig in dem Jahr in der Statistik als größte Klauhochburg noch vor Halle (Saale) und der inoffiziellen Fahrradhauptstadt Münster. Im vergangenen Jahr ist die Zahl zwar auf 8781 gesunken, aber wie ein Sprecher der Leipziger Polizei mitteilt, muss man von einem hohen Dunkelfeld ausgehen, da viele Diebstähle gar nicht angezeigt würden. Die Hotspots für Fahrraddiebe seien überall dort, wo viele Räder abgestellt werden, wie zum Beispiel an Universitäten, Schulen, am Hauptbahnhof oder an den Höfen am Brühl.

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