Sonnabend/Sonntag, 16./17. November 2019
MIT SICHERHEIT
AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
Schutz vor Einbrechern Alle vier Minuten geschieht in Deutschland ein Einbruch. Oft sind die Verletzung der Privatsphäre und das verloren gegangene Sicherheitsgefühl schlimmer als der Schaden an Hab und Gut. Dabei könnten viele Raubzüge verhindert werden.
FOTO: SINAN MUSLU / ADOBE STOCK
Gute Zähne – ohne böses Erwachen Eine Zahnzusatzversicherung kann Kosten auffangen – wenn sie rechtzeitig abgeschlossen wurde. Darauf ist bei der Wahl des Versicherers zu achten. Seite 3
LVZ gibt Brandschutz-Tipps für die Wohnung In Leipzig gibt es immer mehr Feuerteufel, die in Treppenhäusern und Kellern zündeln. Die Feuerwehr empfiehlt, Vorkehrungen zu treffen. Seite 4
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SICHERHEITSFRAGE
Von Martin Wehrle
Mach dich größer bei Bedrohung!
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s gibt Meeresfische, die sich bei Gefahr aufblasen; Höhleneulen, die das Geräusch einer Klapperschlange imitieren; Schmetterlinge, die riesige Augen auf den Flügeln vortäuschen. Was diese Signalfälschung soll? Angreifer abschrecken. Denn die wägen ihr Risiko ab, ehe sie zuschlagen. Ob Sie nachts in der U-Bahn belästigt oder im Meeting angebrüllt werden, hängt auch von Ihren nonverbalen Signalen ab. Wer wie ein Schaf wirkt, zieht Wölfe an. Viele Manager signalisieren das Gegenteil. Zum Beispiel streuen sie ihre Unterlagen bei Sitzungen weitflächig über den Tisch, holen bei ihrer Körpersprache aus wie Dirigenten und verschränken die Arme hinterm Kopf zur Kobrageste – eine Körpersprache der Macht, die mögliche Angreifer in ihre Schranken weist. Wenn Sie nachts in der U-Bahn Gefahr wittern, etwa weil ein auf Sie unsympathisch wirkender Typ Sie fixiert, sollten Sie ähnlich agieren: sich eben nicht in die Ecke des Sitzes verkrümeln, die Arme dicht am Körper, die Tasche auf dem Schoß, den Blick abgewandt – solches Fluchtverhalten provoziert Angriffe. Besser: Beanspruchen Sie viel Raum, legen
Man muss nicht über Bärenkräfte verfügen – man muss sie Angreifern gegenüber nur signalisieren. Sie die Tasche und den Arm auf dem Nebensitz ab, fahren Sie die Beine aus – und nehmen Sie den Blickkontakt auf. Eine solche Körpersprache wirkt wehrhaft und selbstbewusst. Angreifer sind Feiglinge, sie ziehen leichtere Opfer vor. Probieren Sie außerdem, aufrecht zu sitzen, ziehen Sie die Schulterblätter nach hinten und recken Sie den Kopf nach oben. Bevorzugen Sie auf der Straße einen zielgerichteten Schritt, schnell genug, um nicht unentschlossen zu wirken, aber langsam genug, um nicht wie auf der Flucht auszusehen. Sprechen Sie im Zweifel Verdächtige mit lauter und eher tiefer Stimme an, etwa indem Sie kurz grüßen. Seien Sie geräuschvoll. Schauen Sie hin (ohne zu starren). Machen Sie Ihren Körper größer. Es ist wie im Tierreich: Man muss nicht über Bärenkräfte verfügen – man muss sie nur signalisieren. Dann ziehen sich die meisten Angreifer zurück. Info Martin Wehrle ist Karrierecoach und Bestsellerautor, sein aktuelles Buch: „Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch – Was Mitarbeiter in den Wahnsinn treibt“
SMARTES GADGET
Digitaler Rettungsgassenassistent warnt und dirigiert Autofahrer
Damit niemand einsteigt Alle vier Minuten geschieht ein Einbruch. In wenigen Sekunden gelangen Einbrecher durch ungesicherte Türen oder Fenster ins Haus. Richtiger Einbruchschutz kann das unbefugte Eindringen verhindern Von David Sander
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s ist stockduster. Auf den verlassenen Straßen einer Stadt fliegen die Blätter umher. Es ist ein normaler Abend im Oktober. Plötzlich durchbricht ein Geräusch die Stille. Ein helles Klirren ertönt, gefolgt von einem dumpfen Knall. Dann wieder Stille. Was wie der Beginn eines Fernsehkrimis klingt, könnte ebenso die erste Szene eines realen Einbruchs sein. Gerade zur dunklen Jahreszeit werden Einbrecher aktiv, geschützt von der frühen Dämmerung. Laut polizeilicher Kriminalstatistik geschieht in Deutschland alle vier Minuten ein Einbruch. Für 2018 wurden insgesamt 97 504 Einbrüche verzeichnet. In Einfamilienhäuser verschaffen sich die Täter meistens Zugang über Fenster und Fenstertüren, in Mehrfamilienhäusern über die Wohnungseingangstür. Für viele Betroffene sind die Verletzung der Privatsphäre, das verloren gegangene Sicherheitsgefühl sowie andere psychische Folgen nach einem Überfall oft sogar schlimmer als ein materieller Schaden. Dabei können viele Raubzüge durch richtiges Verhalten und adäquate Sicherungstechnik verhindert werden.
Schloss, raubt dem Einbrecher mehr Zeit als eine Überwachungskamera – so lässt er eher vom Objekt ab. Laut Wenzien sollte ein Fenster so sicher sein, dass es nicht ohne Weiteres mit einem großen Schraubendreher aufgehebelt werden kann. Ist ein Fenster mit Rollzapfen und nicht mit Pilzkopfzapfen beschlagen, sollte nachgerüstet werden. Wer Hilfe bei der Bestimmung des Beschlags und bei weiteren Fragen zur Einbruchsicherheit benötigt, sollte die zuständige kriminalpolizeiliche Beratungsstelle konsultieren. Die Stellen informieren produktneutral über Nachrüstprodukte und bewerten zudem, welcher Sicherheitsstandard notwendig ist. „Für einen durchschnittlichen Haushalt reicht ein durchschnittlicher Schutz“, so Hauptkommissar Wenzien. „Hat jemand eine wertvolle Münzsammlung oder ist Schmuckhändler, muss das anders bewertet werden.“ Hinzu kommt der Aspekt der Alltagstauglichkeit. Wer ein Fenster häufig öffnet, möchte keine Sicherung mit fünf Schlössern. Prävention ohne bauliche Veränderungen
Nicht immer braucht es massive Si-
Kaum etwas verändert die Autos derzeit so stark wie die digitale Vernetzung. Sie bietet Autofahrern, Händlern und Werkstätten neue Möglichkeiten – von Unterhaltung bis zum Werkstattservice. Bei der Vernetzung mit Ampeln, Straßenschildern oder auch Rettungsdiensten hingegen stehen Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss im Fokus. In Düsseldorf gibt es hierzu eine 20 Kilometer lange Teststrecke, auf der 16 Unternehmen und Forschungseinrichtungen entsprechende Projekte unter realen Bedingungen testen. Ein Beispiel ist ein digitaler Rettungsgassenassistent, den Ford und Vodafone entwickeln. Der Alarm wird direkt im Krankenwagen ausgelöst. Via Mobilfunk werden die Autos in der Umgebung des Unfalls gewarnt und auf dem Display angeleitet, wie sie eine Rettungsgasse bilden müssen. Voraussetzung dafür sind fest im Auto verbaute Sim-Karten, die bei Neuwagen seit dem 1. April 2018 für den Notruf eCall ohnehin vorgeschrieben sind. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, speziell auch mit Hinblick auf den Mobilfunkstandard 5G.
ZAHLEN, BITTE!
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Prozent der Deutschen würden ihre Daten im Internet gern besser schützen, wissen aber nicht, wie. 40 Prozent sind der Meinung, dass es nicht möglich ist, Daten im Internet zu schützen. QUELLE: MEDIA IMPACT
FOTO: STOCK.ADOBE.COM/DARKMEDIAMOTION
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Minuten In diesem Takt wird in Deutschland in eine Wohnung eingebrochen. Für 2018 wurden insgesamt 97 504 Einbrüche verzeichnet.
Mechanik geht vor Elektronik
Jedes Wohnobjekt ist individuell – so individuell kann auch der Einbruchschutz ausfallen. „Wichtig ist, dass ein mechanischer Grundschutz vorhanden ist“, sagt Michael Wenzien von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizei Hamburg. „Mechanik geht immer vor Elektronik. Der Täter möchte schnell rein, schnell Beute machen und auch schnell wieder weg.“ Gute Sicherheitsmechanik, wie ein stabiles
Dunkle Gestalt im dunklen Hausflur: Eine Überwachungskamera nimmt einen mutmaßlichen Einbecher auf. Wichtiger als eine Kamera sind jedoch eine stabile Tür und gute Schlösser.
Ein Kriminalbeamter demonstriert in einer kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Hamburg, wie ein ungesichertes Fenster mit einem Schraubenzieher aufgebrochen werden kann. FOTO: BODO MARKS/DPA
cherheitstechnik, schon einfache Verhaltensregeln können einem Einbruch entgegenwirken. Gerade im Sommer lässt man die Fenster gerne mal offen. „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster“, mahnt Wenzien. „Wer das Haus oder die Wohnung verlässt, sollte alle Fenster schließen.“ Im Herbst und Winter kann man zudem mit wechselnder Beleuchtung arbeiten. Mit Zeitschaltuhren kann man zufällige Intervalle einstellen. „Wenn das Licht immer zwischen 17 und 23 Uhr in demselben Zimmer brennt, ist das nicht besonders effektiv. Besser ist es, Zeiten und Zimmer mal zu wechseln“, sagt Wenzien. Aus Film und Fernsehen ist die sogenannte Flippermethode bekannt. Mit einer Kreditkarte versucht der Täter, die Falle im Türschloss zurückzudrücken, sodass die Tür einfach aufspringt. Diese Methode funktioniert jedoch nur, wenn die Tür nicht abgeschlossen, sondern lediglich ins Schloss gezogen wurde. Einbruchschutz ist in diesem Fall simpel: Tür abschließen. Die „Pickingmethode“ ist hingegen in weiten Teilen ein Fernsehmythos. Die Zuhaltestifte der Tür werden mit besonderem Werkzeug abgetastet, zurückgeschoben und die Tür so geöffnet.
Wenn Angst den Alltag dominiert Beratungsstellen bieten Opfern von Einbrüchen Unterstützung bei der Verarbeitung Von David Sander
Einbrüche können für Betroffene auch gesundheitliche Folgen haben. Sie sind sogar oft verheerender als substanzielle Schäden. „Es bleibt irgendetwas an der Wohnung haften. Das Eindringen in das eigene Zuhause nimmt den Opfern das Sicherheitsgefühl“, sagt Kriminologin Gina Wollinger. Die Expertin forschte mehr als sechs Jahre lang am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) zum Thema Wohnungseinbruch. Im Rahmen einer Studie des KFN wurden 2014 etwa 1330 von Einbruch betroffene Personen zu ihrem Befinden und dem Umgang mit der Tat befragt. „Die Hälfte der Befragten fühlte sich aufgrund der Tat in ihrem bisherigen Zuhause nicht
mehr sicher. 10 Prozent sind danach sogar umgezogen“, so Wollinger.
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Prozent der Befragten einer Studie über das Befinden von Opfern eines Einbruchs gaben an, nach der Tat umgezogen zu sein, weil sie sich in ihrem alten Zuhause unsicher fühlten.
Auswirkungen auf den Lebensalltag
Die psychischen Auswirkungen nach einem Einbruch in die eigenen vier Wände können den Lebensalltag stark beeinflussen. Ein allgemeines Unsicherheitsgefühl, Angstzustände oder Schlafstörungen sorgen für Stress und Anspannung bei den Opfern. „Das Gefühl der Machtlosigkeit plagt die Betroffenen. Sie konnten die Tat nicht verhindern“, sagt Kriminologin Wollinger. Darum ändert sich oft das Sicherheitsverhalten: „Habe ich alle Fenster geschlossen? Habe ich die Tür wirklich abgeschlossen, wenn ich gehe? Darauf achten die Opfer vermehrt.“
Professionelle Hilfe beanspruchen
Bedenklich wird es, wenn etwa Angstzustände über einen längeren Zeitraum hinweg anhalten. „Wenn sich über Monate hinweg gar kein Sicherheitswohlgefühl mehr einstellt, die Betroffenen Ausgänge meiden, hat die Straftat zu viel Macht über das eigene Leben gewonnen“, sagt Wollinger. Zur Bewältigung sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, rät sie. Unabhängige Anlaufstellen sind beispielsweise die Hilfsorganisation Weißer Ring, das PTBS Forum für Betroffene mit posttraumatischer Belastungsstörung sowie der Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland (Ado) mit Vertretern in mehreren Bundesländern.
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IM FOKUS
Was bringt die Zusatzversicherung? Zahnbehandlungen können teuer werden. Spezielle Versicherungen fangen Kosten auf Von Tobias Hanraths
Ein Besuch beim Zahnarzt kann richtig, richtig wehtun. Und zwar nicht nur dem Patienten selbst, sondern auch seinem Konto. Versicherungen schützen vor bösen Überraschungen durch hohe Zuzahlungen – allerdings nur dann, wenn der Kunde den Vertrag rechtzeitig unterschrieben hat. Wer eine Zahnzusatzversicherung abschließen will, hat die Auswahl zwischen zahlreichen guten und sehr guten Angeboten. Das hat die Stiftung Warentest bei einer Untersuchung von 234 Tarifen herausgefunden, wie die Zeitschrift „Finanztest“ (Ausgabe 5/2019) berichtete. Doch die Tester machen auch auf die großen Unterschiede zwischen einzelnen Zahnzusatzversicherungen aufmerksam: Für ein rund 3900 Euro teures Implantat zahlen manche Versicherer nur etwa 200 Euro, andere tragen sämtliche Kosten, die die gesetzliche Kasse nicht übernimmt. Auch bei den Preisen unterscheiden sich die Zusatzpolicen: Die Monatsbeiträge reichen von knapp 5 bis über 60 Euro – je nach Leistung und Alter des Kunden. In jedem Fall rät Stiftung Warentest dazu, Policen möglichst frühzeitig abzuschließen – solange die Zähne noch gesund sind. Den Tarif zu wechseln, lohnt nur selten
Das erfordert eine spezielle, relativ teure Ausstattung, weshalb kaum ein Einbrecher auf diese Weise vorgeht. Wachsame Nachbarschaft ist ein guter Schutz
Damit es gar nicht erst zu möglichen Vorfällen kommt, sind auch aufmerksame Nachbarn gefragt. Laut Hauptkommissar Wenzien sind Menschen, die viel Zeit zuhause verbringen, die perfekten Nachbarn. „Für Polizisten sind beispielsweise Rentner oft die besten Zeugen. Eine Nachbarschaft, in der alle wachsam sind, ist ideal“, sagt er. Außerdem sollte man keine Hemmung haben, die 110 zu wählen. „Wir können nicht überall sein, wir sind darauf angewiesen, dass Bewohner Informationen mit uns teilen“, sagt Wenzien. Die Bewohner würden ihre Nachbarschaft am besten kennen. Und: Wenn einem etwas merkwürdig oder auffällig vorkomme, sollte man es der Polizei melden. Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt, sollte zudem darauf achten, den Hauseingang sowie Kellertüren auch tagsüber geschlossen zu halten. Im Fall des Falles: Bloß nicht den Held spielen!
Wer bereits von außen die offene Wohnungstür entdeckt, sollte nicht
Für Polizisten sind beispielsweise Rentner oft die besten Zeugen.
zögern, sofort die Polizei zu rufen. „Drei Meter zurücktreten. 110 wählen. Keine weiteren Maßnahmen. Die Kollegen wissen dann schon, was zu tun ist“, sagt Wenzien. Ein anderes Szenario: Man wird Zuhause vom Einbrecher überrascht. Täter-OpferKontakt möchte laut Wenzien keiner. „Es ist wichtig, auf sich aufmerksam zu machen. Licht an und laut rufen: Hallo, ist da jemand? Dann die Polizei verständigen.“ Dem Täter müsse die Möglichkeit zur Flucht geboten werden. „Wer den Einbrecher überrascht, ruft ein irrationales Verhalten
bei ihm hervor, sodass er sich seine Flucht notfalls auch mit Gewalt ermöglicht“, so der Hauptkommissar. Um einen erneuten oder ersten Überfall zu verhindern, sollte man mithilfe der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle mögliche Schwachstellen ermitteln und besprechen, welche Maßnahmen zum Einbruchschutz sinnvoll sind. Zur Umsetzung empfiehlt es sich, auf Fachhandwerker der örtlichen Schutzgemeinschaft im Netzwerk Zuhause sicher zurückzugreifen, diese sind von der Polizei anerkannt.
Der Grund: Um vollen Anspruch auf alle vertraglichen Leistungen zu haben, müssen Kunden meist einige Jahre lang Beiträge bezahlen – in der Regel drei bis fünf. Außerdem zahlen fast alle Versicherungen nicht für Behandlungen, die zum Zeitpunkt der Unterschrift schon laufen. Und eine Behandlung läuft nicht erst dann, wenn zum Beispiel eine Operation beginnt. Stattdessen beginne sie nach Ansicht der Versicherer oft schon in dem Moment, in dem der Arzt den Patienten das erste Mal auf ein Problem hinweist, erläutern die Warentester. Aus dem gleichen Grund lohnt es
sich nur selten, den Tarif zu wechseln. Denn dann drohen erneut Wartezeiten – und es gibt wieder kein Geld für bereits laufende Behandlungen. Böse Überraschungen durch steigende Beiträge gibt es bei Zahnzusatzversicherungen aber ohnehin kaum, so die Stiftung. Allerdings steigen bei den meisten Tarifen mit zunehmendem Alter auch die monatlichen Kosten. Von den 234 getesteten Tarifen bekamen fast zwei Drittel die Warentest-Noten gut oder sehr gut. Die Bestnote 0,5 gab es für vier Tarife von den Versicherern Bayerische (Zahn Prestige), DFV (DFV-Zahnschutz Exklusiv 100), Hanse Merkur (EZL) und Ottonova (Zahn 100). Ein beispielsweise 43-jähriger Patient zahlt bei diesen Anbietern 40 bis 42 Euro pro Monat, bis zum Alter von 73 Jahren steigen die Kosten auf 65 bis 70 Euro. Basisschutz reicht für Standardversorgung
Deutlich günstiger fährt, wer im Zweifelsfall auf teure Extras für die Zähne verzichtet und mit der Regelversorgung zufrieden ist. Zwar lohnt sich nach Einschätzung der Experten auch dann eventuell eine Zahnzusatzversicherung – denn selbst für die Regelversorgung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen oft nur einen Teil der Kosten. Allerdings reicht für diese Standardversorgung ein Basisschutz, den es für 43-Jährige schon für 3 Euro pro Monat gibt. Ein besonderer Fall beim Abschluss einer Zahnzusatzversicherung liegt vor, wenn die Zähne zu diesem Zeitpunkt zwar noch in Ordnung sind, die Notwendigkeit einer Behandlung aber absehbar ist, zum Beispiel wegen einer bevorstehenden Krebsbehandlung, die zu Zahnverlust führen kann. Fragt der Versicherer im Antrag nach solchen Erkrankungen, müssen Kunden wahrheitsgemäß antworten – auch wenn dann mit einer möglichen Ablehnung des Versicherers zu rechnen ist.
Auf dem Land steigen weniger Täter ein
Michael Wenzien, Hauptkommissar bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Hamburg
Ein wachsamer Nachbar, der Auffälligkeiten registriert, ist Gold wert. FOTO: STOCK.ADOBE.COM/CHALABALA
In Deutschland gibt es ein Stadt-LandGefälle bei Einbrüchen. Grundsätzlich verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik weniger Taten in der Provinz. Besonders gering ist das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, in Bayern. Zu den Hochburgen bei Wohnungseinbrüchen gehören Aachen, Bremen, Dortmund, Hamburg, Bremerhaven, Mülheim an der Ruhr und Recklinghausen. Doch nicht in allen Städten sieht es so schlimm aus: In Jena, Augsburg und Erlangen ist es laut Kriminalstatistik relativ sicher.
Zähne gut, alles gut? Nicht, wenn die Behandlung teuer wird und der Patient zuzahlen muss. Eine Zahnzusatzversicherung kann Kosten auffangen – wenn sie rechtzeitig abgeschlossen wurde. FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA
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SICHER IN DER REGION
Retter am See und bei Hochwasser Von Nadine Marquardt
Die Feuerwehr warnt: In Leipzigs Wohnhäusern brennt es immer häufiger Welche Vorkehrungen können die Gefahr reduzieren? Die LVZ gibt Brandschutz-Tipps für die eigene Wohnung Von Andreas Tappert
Treppenhaus- und Kellerbrände in Leipzig
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Leipzig. Leipzigs Feuerwehr hat in
Die Kameraden der Wasserwacht Zwenkau rücken zu Notsituationen im Leipziger Land aus. FOTOS: DRK
Zwenkau. Sie sind im Einsatz an Seen, in Schwimmbädern, bei
Veranstaltungen und Notsituationen im Leipziger Land: Die Ehrenamtlichen der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit mehr als 25 Jahren ist Marcel Knabe einer von ihnen – seit sechs Jahren ist er Kreisleiter Wasserwacht beim DRK Kreisverband Leipzig-Land. „Ich habe während der Schulzeit reingeschnuppert und bin dabei geblieben“, sagt der heute 41-Jährige.
den Wohnhäusern der Stadt immer mehr zu tun. Zwar stagniert die Zahl der Wohnungsbrände – also der versehentlich von Bewohnern verursachten Feuer – mit rund 150 Fällen im Jahr, doch in Leipzigs Treppenhäusern und Kellern wird immer mehr gezündelt. Dort ist die Anzahl der Brände inzwischen auf mehr als das Doppelte der Wohnungsbrände angestiegen (siehe Grafik). „Diese Brandstiftungen haben sich zu unserem größten Problem entwickelt“, schildert Leipzigs Feuerwehr-Sprecher Torsten Kolbe die Situation. Unbekannte würden inzwischen fast alle brennbaren Gegenstände nutzen, um Feuer zu legen – von abgestelltem Sperrmüll bis hin zu Abtretern oder Haustafeln. Rauchschwaden extrem gefährlich
Wenn man es nicht selbst gesehen hat, kann man sich kaum vorstellen, welche Kraft Wasser hat. Marcel Knabe Kreisleiter Wasserwacht DRK Kreisverband Leipzig-Land
Die Einsatzgebiete und -orte sind abwechslungsreich: Sie arbeiten zum Beispiel als Rettungsschwimmer am Zwenkauer, Markkleeberger, Störmthaler und Kulkwitzer See oder in den Hallenbädern, bringen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Schwimmen bei, bilden Rettungsschwimmer aus und sichern Wassersportveranstaltungen ab. „Wir haben im Sommer aber auch Anfragen von Ferienklassen, die uns für Badeausflüge als Rettungsschwimmer anfragen“, erklärt Knabe. Neben dem direkten Einsatz nimmt der Verein auch an Wettbewerben auf Landes- und Bundesebene teil. Der Sommer gehört natürlich zur besonders aktiven Zeit bei der Wasserwacht. Aber auch im Herbst und Winter gibt es viel für die Ehrenamtlichen zu tun. Zum einen natürlich als Rettungsschwimmer in den Schwimmhallen. Zum anderen steht dann die eigene Fortbildung und Wartung der Technik auf dem Programm. „Viele Sachen, die im Sommer liegen bleiben, holen wir im Winter nach“, sagt der Kreisleiter. Mit 76 aktiven Ehrenamtlichen und 34 Mitgliedern in Jugendgruppen ist der DRK Kreisverband gut aufgestellt. Nachwuchssorgen hat der Verein nicht. Im Gegenteil: „Wir haben eine größere Nachfrage als Ausbildungskapazitäten“, sagt Knabe. Sprich: Es gibt in den Schwimmhallen nicht genug Zeiten für den Unterricht. Dabei nimmt die Schwimmfähigkeit immer weiter ab, stellt der 41-Jährige fest. „Ausdauer und Technik sind nicht mehr so vorhanden, wie es früher einmal war.“ Dagegen helfen könnte seiner Meinung nach mehr Schwimmunterricht an den Schulen und, dass Eltern regelmäßig mit ihren Kindern schwimmen gehen sollten. In 25 Jahren hat er viele Einsätze erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben sind die Hochwasser-Einsätze 2002 und 2013. „Wenn man es nicht selbst gesehen hat, kann man sich kaum vorstellen, welche Kraft Wasser hat. Wenn man in die Gesichter von Menschen blickt, die man aus der zweiten Etage ihres Hauses rettet, dann sind das prägende Bilder“, sagt er.
IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: Anne Meyer
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Die Feuerwehr appelliert deshalb an alle Bewohner von Mehrgeschossern, in Treppenhäuser nichts abzustellen. Völlig verhindern ließen sich solche Brände zwar dadurch nicht, heißt es. Aber ihr Ausmaß und die damit verbunden Folgen könnten deutlich reduziert werden. Anders als bei Wohnungsbränden empfiehlt Experte Kolbe Hausbewohnern, bei Treppen- oder Kellerbränden in ihren Wohnungen zu bleiben. Denn in der Vergangenheit habe es immer wieder Verletzte gegeben, weil Hausbewohner versuchten, durch Rauchschwaden ins Freie zu gelangen. „Die meisten Brandtoten sterben nicht an Verbrennungen, sondern an Rauchgasvergiftungen“, warnt er. „Wenn es im Treppenhaus oder im Keller brennt, sind die Hausbewohner in ihren Wohnungen erstmal am sichersten.“ LEDs statt Kerzen
Er empfiehlt in solchen Fällen die Wohnungseingangstür mit feuchten Tüchern abzudichten und sich am Fenster oder auf dem Balkon bemerkbar zu machen, damit die Feuerwehr sie retten kann. „Innerhalb von 9,5 Minuten nach Notrufeingang sind wir bei ihnen“, versichert Kolbe.
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Gefährlich sind auch Brände, die aus Versehen in Wohnungen ausbrechen – zum Beispiel durch unbeaufsichtigte Kerzen, Unachtsamkeit bei der Essenszubereitung oder beim Rauchen. „Wenn es nach uns Feuerwehrleuten gehen würde, gäbe es in Wohnungen keine Kerzen mehr, sondern nur LEDs“, sagt Kolbe. Dies gelte auch für Weihnachtsbäume. „Die meisten Weihnachtsbrände haben wir im Februar weil die Bäume nach sechs Wochen Wohnzimmertrockenheit schlagartig brennen, sobald Feuer in der Nähe ist.“ Intelligente Herde und Kaffeemaschinen
Auch das Rauchen im Bett oder das Entsorgen von Zigarettenasche in Papierkörben seien „Klassiker“ bei der Brandverursachung, ebenso wie angebranntes Essen oder auf der Herdplatte vergessene Gegenstände. „Besonders in kleinen Küchen kommt es nicht selten vor, dass man Gegenstände auf dem Herd abstellt und das Gerät dann aus Versehen im Vorbeigehen anschaltet.“ Minimiert werden können solche Risiken mit modernen Induktionsherden, die nur magnetische Koch-
Was bringen Rauchmelder? Auch wenn die größten Brandgefahren in der Küche lauern: Einen klassischen Rauchmelder sollte man dort nicht anbringen – wegen der Gefahr von Fehlmeldungen. Dafür aber im Flur und in allen Schlafräumen. „Denn im Schlaf kann man nicht riechen und wird deshalb nicht durch Brand- oder Rauchgase geweckt“, betont Leipzigs Feuerwehrsprecher Torsten Kolbe. Wichtig beim Kauf von Rauchmeldern ist auch das Qualitätszeichen „Q“, denn solche Melder sind besonders robust. In diesen Geräten ist auch eine Batterie verbaut, die zehn Jahre hält. Gute Rauchmelder kosten um die 20 Euro und können an die Zimmerdecke geklebt werden. Senioren profitieren besonders Für die Küche gibt es spezielle Wärmemelder und sogenannte Herdwächter, die beide an der Dunstabzugshaube angebracht werden. Der um die 90 Euro teure Wärmemelder schlägt bei sehr schnellen Erwärmungen und bei sehr hohen Temperaturen Alarm. Der um die 300 Euro teure Herdwächter schaltet in solchen Fällen sogar selbstständig den Herd aus. „Dazu muss aber der Herd entsprechend vorgerüstet sein“, betont Kolbe. Die teure Technik lohne sich aber für Senioren. Denn bei ihnen nimmt die Sinneswahrnehmung ab – auch die Reaktionszeit ist verlangsamt und das Gedächtnis täuscht öfter. Schaumlöscher besser als Pulverlöscher In Sachsen sind für Bestandsgebäude weder Rauchmelder noch Feuerlöscher vorgeschrieben. Trotzdem empfiehlt die Feuerwehr beides dringend. Bei Feuerlöschern ist ein rund 60 Euro teurer Schaumlöscher sinnvoll, der im Flur installiert werden sollte. Gute Löscher müssen nur alle zehn Jahre geprüft werden – der Prüftermin ist auf dem Gerät vermerkt.
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töpfe erwärmen – also keine Papieroder Plastebehälter. Auch Kaffeemaschinen, die sich selbst meist nach 45 Minuten ausschalten, können die Gefahr minimieren.
Zwar stagniert die Zahl der Wohnungsbrände mit 150 Fällen pro Jahr, doch die Anzahl der Feuer, die durch Brandstiftungen entstehen, ist auf mehr als das Doppelte angestiegen. GRAFIK: PATRICK MOYE
Immer mehr brennende Akkus
Besonders gefährlich wird es, wenn sich in der Küche Öle oder Fette entzünden. Denn solche „Fettbrände“ werden beim Löschen mit Wasser erst richtig entfacht. Menschen können in Sekundenschnelle zu Fackeln werden. „Bei Fettbränden hilft nur der Einsatz eines Fettbrandlöschers oder einer Löschdecke“, sagt Kolbe. „Auf keinen Fall sollte man Wasser nehmen.“ Ganz oben in der Brandstatistik stehen auch überlastete Mehrfachsteckdosen, veraltete und defekte Geräte sowie Akkus, die beim Laden in Brand geraten. Auch Küchengeräte wie Geschirrspüler oder Waschmaschinen brennen nicht selten – Auslöser sind dann meist stromführende Teile. Der ExpertenTipp: Regelmäßig Steckdosen überprüfen und bei sichtbaren Schäden diese austauschen, beim AkkuKauf sollte nicht jedem BilligAnbieter vertraut werden. Heizungswartung contra Kohlenmonoxid
Auch Öl-, Kohle- oder Gasheizungen können giftige Gase freisetzen, wenn sie nicht richtig eingestellt sind. Dann strömt Kohlenmonoxid (CO) aus, das weder zu riechen noch zu schmecken ist und sich zunächst „nur“ durch Kopfschmerzen bemerkbar macht, die tödlich enden
können. Gegen diese schleichende Vergiftung helfen nur eine regelmäßige (jährliche) Heizungswartung und ein in der Heizzentrale möglichst hoch angebrachter CO-Warnmelder. Sollte trotz aller Vorkehrungen in der Wohnung ein gefährlicher Brand ausbrechen, muss schnell gehandelt werden. „Man kann natürlich durchaus versuchen, einen Entstehungsbrand zu löschen – aber eben nur diesen“, betont Kolbe. „Doch schon 120 Sekunden nach dem Brandausbruch hat sich so viel Rauchgas gebildet, dass es gefährlich wird“, schildert Feuerwehrmann Kolbe. „Dann reichen drei Atemzüge aus und man wird bewusstlos.“ „Keinen Fluchtkoffer packen“
Deshalb gilt: Das brennende Zimmer verlassen und dabei die Tür schließen, damit das Feuer nicht auf das Treppenhaus übergreift. Anschließend die Mitbewohner warnen und das Haus verlassen. „Auf keinen Fall sollte man einen Fluchtkoffer packen“, warnt Experte Kolbe. Die Zeit dafür sei nicht vorhanden. Stattdessen: Sofort nach dem Verlassen der Wohnung die Feuerwehr-Notrufnummer 112 wählen und dann vor dem Haus auf die Feuerwehr warten.
Brandexperten raten, im Brandfall die Wohnung nicht zu verlassen, um etwa durch Rauchschwaden ins Freie zu gelangen. Das Risiko einer Rauchgasvergiftung ist groß. FOTO: DIRK KNOFE