Mit Sicherheit | Clever und smart - digitale Helfer im Haus (LVZ-Sicherheitswochen 2018)

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MIT SICHERHEIT

Dienstag, 6. November 2018

| AKTION SICHERHEITSWOCHEN

Clever und smart – digitale Helfer im Haus

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Staatliche Hilfe für Einbruchschutz

Überwachung für das Baby im Schlaf Foto: Getty Images/iStockphoto

Bei der Suche nach Sicherheit greifen immer mehr Mieter und Hausbesitzer nach digitaler Technik. Über Kamerasysteme und entsprechende Apps können Einbrecher sogar aus dem Urlaub beobachtet und ausgebremst werden . Doch was bringen diese smarten L.ösungen im Kampf gegen die Täter? Was tut man, wenn der Einbrecher tatsächlich kommt und man gerade zu Hause ist? Unsere Serie gibt dazu heute Tipps, wie man sich in solchen brenzligen Fällen verhalten soll.


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MIT SICHERHEIT

DIENSTAG, 6. NOVEMBER 2018 | NR. 258

SICHERHEITSFRAGE VON CHRISTOPH BERNDT

Digital schützen gegen Diebe?

Absprachen zur Absicherung

E

s klingt unromantisch, ein solches Papier kann aber sinnvoll sein: der Ehevertrag. Denn das traditionelle Bild der „Einverdiener-Ehe“, das vielen gesetzlichen Regelungen zugrunde liegt, findet sich in der Realität immer seltener. Ein Ehevertrag eröffnet die Möglichkeit, sich vom gesetzlichen Standard zu entfernen und die durch die Ehe begründeten Rechtsverhältnisse individuell und autonom zu regeln. Schließlich bringen sich auch immer mehr Eltern gleichberechtigt in die Betreuung gemeinsamer Kinder ein und nehmen hierdurch bedingte berufliche Einbußen in Kauf. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland rund 153 500 Ehescheidungen. Regelungen zum Kindes- und Ehegattenunterhalt, der Vermögensauseinandersetzung – insbesondere der Auseinandersetzung von Immobilien – und zur Altersabsicherung sind typischerweise Bestandteil von Eheverträgen, zunehmend jedoch auch Absprachen zur Kinderbetreuung. Gerade für Unternehmer ist ein Ehevertrag existenziell, kann ein solcher doch das im Unternehmen gebundene Vermögen vor Begehrlichkeiten des Ex-Partners schützen. Es geht bei dem Ehevertrag weder um Übervorteilung, noch lassen sich damit gerichtliche Auseinandersetzungen vermeiden. Er kann jedoch einen den individuellen Erfordernissen der Ehegatten angemessenen, ausgleichenden und kreativen Rahmen schaffen, der durch die gesetzlichen „Grundregeln“ nicht immer gewährleistet ist. Nicht auch zuletzt aufgrund der zunehmenden Anzahl internationaler Ehen wächst das Bewusstsein der Notwendigkeit individueller ehevertraglicher Absprachen. Wer mag schon auf Anhieb sagen, was für das spanisch-brasilianische Ehepaar, das die gemeinsamen Kinder in den USA und in Südafrika geboren hat, indes seit zwei Jahren in Deutschland lebt, sich aber um die Ferienimmobilie in Frankreich streitet, im Falle der Scheidung gilt?

Das Smartphone kann scheinbar alles – auch vor Einbrechern soll es jetzt warnen. Das zumindest suggeriert die Werbung für sogenannte Smart-Home-Anwendungen. Die Polizei spricht solchen Lösungen eine gewisse Schutzfunktion zu – mit großen Einschränkungen.

Christoph Berndt ist Fachanwalt für  Familienrecht und Mediator in Halle an der Saale

SMARTE GADGETS

VON SIMONE ANDREA MAYER

E

Kluge Rauchmelder wissen mehr Foto: nest

inbruchschutz im Haus muss sich nicht auf Riegel an Türen oder Schlösser an den Fenstern beschränken. Auch SmartHome-Lösungen sollen für Schutz und schnelles Warnen bei einem Einbruchsversuch sorgen.

Was bedeutet smarter Einbruchschutz? Das Smart Home ist ein mit intelligen-

1,65

Passwort

Blitzeinschläge sind in Hamburg pro Quadratkilometer zu verzeichnen. In Schleswig-Holstein sind es nur 0,69 Einschläge. Quelle: statista

Prozent der Deutschen vertrauen einem Smart-Home-System als Einbruchsicherung uneingeschränkt.

Der Nutzen ist tatsächlich umstritten. Immer wieder hört man, dass Urlauber Tausende Kilometer von zu Hause entfernt übers Smartphone einen Einbrecher bemerkt haben und die Polizei informierten. Trotzdem betont die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, dass solche Lösungen kein durchgängiges und damit zuverlässiges Einbruchmelde- oder Gefahrenwarnsystem seien. Vielmehr handele es sich dabei um ein reines Informationssystem ergänzend zum mechanischen Grundschutz – also zu guten Schlössern und Riegeln.

Unentschieden

19,5 %

Eher nein 7,5 % Nein, auf keinen Fall

26,7 %

RND-Grafik; Quelle: TÜV Rheinland

34 %

Eher ja

phone, mit Liveaufnahmen aus der Wohnung. So kann man gleich die Polizei rufen. Andere Lösungen sind Bewegungsmelder oder Glasdrucksensoren, die sich ebenfalls auf dem Smartphone melden, wenn eine Scheibe zerschlagen wird. Öffnungsmelder für Türen und Fenster registrieren ungewöhnliche Bewegungen.

Wie gut sind solche Lösungen?

12,3 % Ja, auf jeden Fall

In welchem Maße kann ich SmartHome-Lösungen dann gut zum Einbruchschutz einsetzen? Hausbesitzer können das Smart Home mit dem Smartphone oder Tablet aus der Ferne steuern. Das kann Einbrechern vorgaukeln, jemand sei zu Hause. Foto: Alexander Heinl/dpa

Die Polizei rät dazu nur im Rahmen der Anwesenheitssimulation. Es geht also darum, einem Einbruch vorzubeugen.

Der Staat hilft beim Einbruchschutz Für viele Maßnahmen gibt es vergünstigte Kredite, Zuschüsse oder Steuervergünstigungen VON UWE ROTH

ZAHLEN, BITTE

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Bieten Smart-Home-Systeme Ihrer Meinung nach besseren Schutz vor Einbrüchen?

Foto: Getty Images/iStockphoto

Wer morgens eilig die eigenen vier Wände verlassen hat, kommt mitunter ins Grübeln, ob er auch alle potenziellen Brandquellen ausgestellt hat. Rauchmelder sind inzwischen deutschlandweit Pflicht. Neben den klassischen Geräten sind auch smarte Rauchmelder mit allerlei Zusatzfunktionen erhältlich. Funkrauchmelder lösen in allen Räumen gleichzeitig Alarm aus. Smarte Rauchmelder können darüber hinaus auch via Handy-App gesteuert und mit anderen Smart-Home-Anwendungen verbunden werden. So kann man bei einem Brand etwa automatisch den Rasensprenger anwerfen oder die Heizung abschalten lassen. Manche Produzenten werben damit, zusätzliche Werte zu messen – wie etwa den Kohlenstoffmonoxidgehalt, die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit. Und einige Modelle können dank integriertem Bewegungsmelder nachts sogar den Weg zur Toilette beleuchten. Wen dagegen auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen Zweifel befallen, der kann sich auch via Smartphone-App beruhigen lassen: Denn solange der smarte Rauchmelder keine Push-Nachricht verschickt, ist laut Herstellerangaben eigentlich alles im grünen Bereich.

ter Technologie vernetzter Wohnraum. Die Fenster öffnen sich zum Beispiel automatisch, die Rollläden reagieren selbstständig auf Sonneneinstrahlung, und die Waschmaschine und andere Haushaltsgeräte können mit dem Smartphone aus der Ferne gesteuert werden. Auch der Einbruchschutz lässt sich steuern – zum Beispiel, indem eine Kamera an der Eingangstür nicht nur aufzeichnet, sondern sogar registriert, dass jemand sich daran zu schaffen macht. Sie schickt dann eine Warnnachricht aufs Smart-

S

icherheit kostet Geld: Wer seine Haus- oder Wohnungstür einbruchsicher machen möchte, muss bis zu 600 Euro dafür investieren. Sollen zusätzlich auch noch alle Fenster gesichert werden, können bis zu 5000 Euro fällig werden. Eigentümer müssen Maßnahmen zum Einbruchschutz aber nicht komplett allein finanzieren, denn dafür gibt es staatliche Förderungsprogramme. Eine erste Anlaufstelle dafür ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Förderbank bietet unter anderem einen Kredit in Höhe von maximal 50 000 Euro für alle, die einbruchsichernd umbauen oder umgebauten Wohnraum kaufen. Der Zinssatz beginnt bei 0,75 Prozent. Bei den Zuschüssen hat die KfW eine Staffelung vorgesehen: Für Investitionen bis zu 1000 Euro gibt es einen Zuschuss in Höhe von 20 Prozent. Darüber hinaus ist der Finanzierungsanteil bis maximal 1600 Euro bei 10 Prozent geblieben. Vorausset-

300

Euro und mehr kostet eine einbruchsichere Wohungsoder Haustür.

zung bei beiden Förderarten ist, dass die Anträge vor Beginn des Vorhabens gestellt werden und nicht erst, wenn die Handwerker schon im Haus sind. Eine andere Möglichkeit ist eine Steuererleichterung. Kosten für die Instal-

lation einer Gegensprechanlage, den Einbau eines Mehrfachverriegelungssystems oder die Montage einer Videoüberwachung können nach Angaben der Vereinigten Lohnsteuerhilfe (VLH) zumindest teilweise steuerlich geltend gemacht werden. 20 Prozent der jeweiligen Anfahrts-, Arbeits-, Maschinen-, Entsorgungs- und Verbrauchsmittelkosten lassen sich absetzen. Wichtig: Jährlich dürfen nur maximal 1200 Euro als Handwerkerleistungen geltend gemacht werden. Materialkosten werden nicht berücksichtigt. Darüber hinaus gibt es in einigen Bundesländern zusätzliche Angebote. Nordrhein-Westfalen etwa vergibt zinsgünstige Kredite bis maximal 25 000 Euro pro Wohneinheit. Schleswig-Holstein unterstützt Investitionen in moderne Sicherheitstechnik bei Bestandsbauten bis Jahresende mit insgesamt 1,6 Millionen Euro. Die Stadt Heidelberg bezuschusst Investitionen in die Einbruchsicherheit ebenfalls. Die Prämie beträgt hier maximal 2500 Euro je Wohnungseinheit.

Eine Ergänzung zur mechanischen Einbruchsicherung: Die smarte Einbruch-Aufklärungsanlage „Alarmtab“ lässt sich beispielsweise an Fenstergriffen installieren und ist Teil der smarten Haustechnik. Foto: Ina Fassbender/dpa


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IM TEST

Mal gucken, ob das Baby schläft Babyfone, Videofone oder Webcam – was taugt für wen? Und wo sind die Tücken?

E Wenn Sie die Möglichkeit haben, von außen auf Ihr Smart Home zuzugreifen, besteht theoretisch ein Restrisiko, dass dies auch andere tun können.

Smart-Home-Anwendungen für den Einbruchschutz erfordern Sicherheitsvorkehrungen. Ein separates WLAN sowie eine verschlüsselte Kommunikation der Geräte gehören dazu. Foto: Getty Images/iStockphoto

Andreas Habermehl, Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke

„Nicht den Helden spielen“ So etwas mag man vielleicht in Filmen spannend finden, am eigenen Leib erfahren möchte man es lieber nie: Eine Fensterscheibe klirrt, eine Tür knarrt, Schritte im unteren Stockwerk, Lichtkegel am Fuße der Treppe – eben noch lag man friedlich im Bett, plötzlich sind Einbrecher im Haus. Wer diese Erfahrung macht, sollte sich möglichst defensiv verhalten und unverzüglich den Notruf 110 wählen. „Wer einen Einbrecher bemerkt, darf sich ihm keinesfalls entgegenstellen“, warnt Kriminaloberrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. „Versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen, alarmieren Sie stattdessen sofort die Polizei.“ Das gelte auch für den Fall, dass man den Einbruch von außen feststellt. „Gehen Sie auf keinen Fall in das Haus oder in die Wohnung, sondern überlassen Sie das der Polizei“, erklärt

Smart-Home-Anwendungen seien sehr sicher, sagt Andreas Habermehl vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). „Wenn Sie aber die Möglichkeit haben, von außen auf Ihr Smart Home zuzugreifen, besteht theoretisch ein Restrisiko, dass dies auch andere tun können.“ Bei Produkten renommierter europäischer Hersteller gelten die Sicherheitsstandards als sehr hoch. „Für die Erzeugnisse von Billiganbietern aus dem nicht europäischen Ausland können wir nicht sprechen.“ Der Experte rät deshalb, bei Produkten auf eine VdS-Zertifizierung zu achten. Das Vertrauen-durch-Sicherheit-Gütesiegel ist weltweit renommiert und dokumentiert maximale Qualität und Zuverlässigkeit von Produkten und Dienstleistungen. Damit

Findet der Einbruch statt, während die Bewohner im Haus oder in der

Wohnung sind, sollten diese sich durch Licht oder Lärm bemerkbar machen, nachdem sie den Notruf getätigt haben. Jeder Einbrecher, der sich entdeckt fühlt, wird versuchen zu fliehen. „Versuchen Sie bitte nicht, ihm den Fluchtweg zu versperren oder ihn zu verfolgen“, rät Carolin Hackemack, Geschäftsführerin vom Netzwerk „Zuhause sicher“.

Polizei und Opferschutzvereine warnen Betroffene, sich einem Einbrecher in den Weg zu stellen.

Stattdessen sei es sinnvoll, sich möglichst viele Details zum Aussehen, zur Fluchtrichtung und zum Autokennzeichen der Einbrecher einzuprägen und diese später an die Polizei weiterzugeben. Das kann die Nachverfolgung der Täter erheblich vereinfachen. Betroffene, die nach dem Einbruch in ihrem Zuhause mit Angst oder anderen psychischen Problemen zu kämpfen haben, sollten sich an die Opferschutzbeauftragten der Polizei oder an Organisationen wie den Opferschutzverein „Weißer Ring“ wenden. hil

minalprävention birgt jedes IT-gestützte System ein Sicherheitsrisiko. Daher müssten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, damit das System nicht von außen überwunden werden kann. Sonst können Dritte zum Beispiel Bilder der Überwachungskamera abgreifen oder Bewegungsmelder manipulieren.

Wie kann ich mein SmartHome-System absichern?

Genutzte und geplante Sicherheitsmethoden Sensoren an Türen und Fenstern 61 % Bewegungsmelder 50 % Kameras 22 % Kontrolle über das Internet

71 %

Die Polizeiliche Kriminalprävention rät, Sicherheitsupdates für die Soft-

ware stets zu übernehmen. Empfohlen wird für die vernetzten Geräte außerdem ein separates WLAN sowie eine Verschlüsselung der Kommunikation der Geräte untereinander. Optimalerweise verbindet man sich mit den Geräten nur, wenn der Zugriff aus der Ferne notwendig ist. Voreingestellte Standardpasswörter sollten geändert werden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik rät zu einer Kombination aus mindestens acht Zeichen, die nicht im Wörterbuch vorkommt.

RND-Grafik; Quelle: statista

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

ausgezeichnete Gesamtkonzepte seien jedoch eher für den Gewerbebereich vorgesehen und im höheren Preissegment angesiedelt. „Es gibt aber Hersteller, die für den Privatbereich auch zertifizierte Einzelkomponenten in ihrem System anbieten“, sagt Habermehl. Nach Ansicht der Polizeilichen Kri-

Alarmanlagen in privaten Haushalten 20,0 %

USA Großbritannien 5,9 % Frankreich 1,8 % Deutschland

10,0 % RND-Grafik; Quelle: BHE

Dem Einbrecher auf Erkundungstour wird dann vorgegaukelt, im Gebäude befänden sich Menschen, obwohl niemand da ist. Zum Beispiel lassen sich mit entsprechenden Lösungen morgens und abends Rollläden steuern, immer mal wieder das Licht anknipsen und sogar der Fernseher anstellen.

Schmidt. Selbst wenn die wenigsten Täter tatsächlich Waffen bei sich tragen – werden Einbrecher auf frischer Tat ertappt, sind sie unberechenbar und eine echte Gefahr für die Menschen, die sich ihnen entgegenstellen.

gal ob per Ton, Video oder Webcam – Möglichkeiten, das schlafende Kind auch aus der FerEine Alternative zur ne zu überwachen, gibt es Webcam: Mit Apps wie Alfred viele. Ein Klassiker ist und bleibt oder Camio wird in wenigen Minuten das Babyfon, das allerdings aus dem ausrangierten Apple- oder längst nicht mehr nur den Android-Smartphone ein Babyfon. Ton liefert, sondern bei Damit die Kamera gute Aufnahmen machen Bedarf auch Bilder in Echtkann, braucht sie einen geeigneten Standort und zeit – vorausgesetzt, das eine dauerhafte Stromversorgung. „Wer die App Signal ist nicht zu schwach. als Babyfon bei gedämmten Lichtverhältnissen Eltern, die noch mehr nutzen will, sollte vorher diverse Einstellungen Sicherheit suchen, aber testen“, rät Handyexperte Joachim Bley vom nicht pausenlos neben dem Testportal connect.de. „Häufig schmieren die Bettchen ausharren wollen, Apps bei Schummerlicht ab.“ Um die Bilder können das schlafende Kind der Überwachungskamera sehen zu auch per Webcam via Smartkönnen, muss auf einem zweiten phone überwachen. Smartphone dieselbe App Doch welche ist die zuverläsinstalliert werden. sigste und damit auch vertrauenswürdigste Lösung? Die Tester der Stiftung Warentest haben alle drei Systeme intensiv auf deren Übertragungsqualität, Handhabung, Umwelteigenschaf- gelhaft“ im Test durch. Wer sich dennoch ten und Datensicherheit überprüft. So für eine Webcam zur Babyüberwachung viel vorab: Ein Anbieter von insgesamt 17 entscheidet, sollte wissen: Ein Restrisiko überprüften Produkten lag bei allen drei bleibt grundsätzlich bei allen Geräten. Babyfon-Arten vorn. Philips lieferte Für Eltern, denen es ausreicht, einfach sowohl das beste Audio- und Video-Ba- nur zu hören, wann das Baby wach ist byfon sowie die einzige passable Web- reicht ein Audiogerät. Die beste Übertracam. gungsqualität lieferten Philips’ SCD585 Bei den smarten Kameras kam kein gefolgt von VTech Babys Stimme, das mit Gerät über ein „Befriedigend“ (2,6) rund 64 Euro weniger als die Hälfte als hinaus. Hintergrund ist die umständliche der Testsieger kostet (um 136 Euro). Handhabung der Geräte. Zwar können Zudem erwiesen sich die Geräte als sehr die Eltern nahezu von überall, wo es zuverlässig: Wenn der Kontakt abbrach, Internet gibt, einen Blick aufs Kind wer- ertönte ein lauter Piepton. fen. Allerdings hat die smarte Technik Ein Haken bei den Geräten, die neben ihre Tücken. Mit Ausnahme des Testsie- dem Ton auch noch ein Bild lieferten: Die gers von Philips lassen sich alle umständ- Qualität der übertragenen Bilder von lich einrichten. Außerdem bewerteten die Babys Schlafgemach ließ zu wünschen Prüfer die App-Bedienung als „teilweise übrig, vor allem im Dunkeln. Schemenzu frickelig“. Zudem sind eine stabile haft immerhin aber waren die Kinder zu Internetverbindung und eine ausreichend erkennen. Nicht zu empfehlen in diesem hohe Datenrate Grundvoraussetzungen Segment waren jeweils die Produkte der zur idealen Nutzung. Sind diese nicht Firma Reer. Sowohl das Gerät, das nur gegeben, hakt die Technik: Eltern berich- Ton liefert, als auch das Gerät mit Bildten in der Zeitschrift „test“ von teils ein- übertragung kamen in der Gesamtbewergefrorenen Bildern, die schlafende Kinder tung nicht über ein „Ausreichend“ zeigten, obwohl diese längst wach waren. hinaus. Besondere Vorsicht ist bei einigen Eine gute Nachricht zum Schluss: Was Geräten obendrein beim Thema Datensi- Elektrosmogwerte anbelangt, müssen cherheit geboten. So ließen sich die sich Eltern keine Sorgen machen. Alle Babyvideos von Beurers BY88 Smart und geprüften Geräte unterschritten die vom Motorolas MBP845Connect ohne Bundesimmissionsschutzgesetz vorgegeZugangsberechtigung abfischen. In benen Richtwerte deutlich. ungeschützten WLAN-Netzen sollten sie daher besser gar nicht genutzt werden. Auf test.de gibt es den kompletten Bericht Beide Geräte fielen mit der Note „man(kostenpflichtig).

Vernetztes Zuhause: Per Smart-Home-App lassen sich mittels Tablet oder Smartphone unter anderem das Raumlicht oder die Musikanlage steuern. Foto: Marijan Murat/dpa

Schlafgeräusche in guter Qualität: Das Babyfon SCD585 von Philips schnitt im jüngsten Test der Stiftung Warentest am besten ab. Eine Kamera hat dasGerät nicht. Foto: Hersteller

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Sachsen: Baufirmen investieren immer mehr in Alarmtechnik

SICHER IN DER REGION

RB, Festivals und Werttransporte: PSC aus Nordsachsen macht alles sicher LEIPZIG/LÖBNITZ. Eine Beachparty an einem lauen Sommerabend in der Nähe von Gräfenhainichen (Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt). Der Sicherheitsdienst „Private Secure Company“, kurz PSC, von Kevin Ludwig ist seit dem frühen Abend im Einsatz – sorgt für einen geregelten Ablauf. Gegen 2 Uhr nachts sollte die Feier „eigentlich schon zu Ende“ sein, erinnert sich Ludwig. Der Veranstalter habe ihm und seinen Männern zu diesem Zeitpunkt gesagt, dass sie gehen können. Doch die Sicherheitsleute blieben. Wie sich herausstellte, war es eine gute Entscheidung: Als die Gäste realisierten, dass Schluss sein soll, sammelten sich etwa 15 Personen an, die dafür „keine Einsicht hatten“, sagt der 25-jährige Firmeninhaber. Wenig später wurden aus Sprüchen Taten und auf Worte folgten Schläge. Die sechs PSC-Männer konnten nur mithilfe der dazu gerufenen Polizei Schlimmeres verhindern. Das Ende der Feier: Die Beamten nahmen drei Personen mit auf die Wache, zwei weitere wurden vom Rettungsdienst in ein naheliegendes Krankenhaus eingeliefert. Die Männer von Ludwig blieben unverletzt. Alles gut zweieinhalb Stunden nachdem der Veranstalter sagte, er benötige den Sicherheitsdienst nicht mehr. Derartige Ereignisse sind zwar nicht die Regel im Alltag eines Sicherheitsdienstes, doch sie kommen öfter vor, als es ihnen lieb ist. Im Vordergrund stehe immer die Sicherheit der Gäste, sagt Ludwig. Er und seine Mitarbeiter versuchen daher deeskalierend zu wirken, die Situation mit Gesprächen zu klären – aber dabei eben auch klar die Grenzen aufzuzeigen. Dazu haben er und sein Team verschiedene Schulungen und die Sachkundeprüfung abgelegt. Um dies dann auch

Täter werden skrupelloser / Geringe Aufklärungsquote / Bewegungsmelder in Kitas und Schulen VON MATTHIAS PUPPE

Einbrüche in Kirchen (Foto oben: der zerstörte Kollektensafe in der St. Gertrud-Kirche in Leipzig-Engelsdorf) und Arztpraxen werden oft von Drogensüchtigen begangen. Fotos: André Kempner, Daniel Karmann/dpa

PSC-Chef Kevin Ludwig (25, links) zusammen mit seinem Mitarbeiter Roger Vogel (28). Foto: Mathias Schönknecht umsetzen zu können, gehört es dazu, als Sicherheitsdienst erkennbar zu sein – meist helfen dabei schwarze Pullis oder Jacken mit entsprechenden Aufdruck. Zur Standardausrüstung zählen ebenfalls Handschuhe. Reicht das dennoch einmal nicht aus, kommen je nach Lage und Vorgaben des Auftraggebers, Kabelbinder oder auch Tierabwehrspray zum Einsatz. Sicherheitsdienste arbeiten dabei auf Grundlage der sogenannten Jedermannsrechte, wie die vorläufige Festnahme nach Paragraf 127 Strafprozessordnung eines ist. Kevin Ludwig ist über seinen Vater in der Branche gelandet, der ebenfalls einen Sicherheitsdienst in Löbnitz (Kreis Nordsachsen) führt. Dort habe er, nach seiner Lehre auf dem Bau, alle Schulungen und Praktika absolviert, danach als Koordinator und Einsatzleiter gearbeitet. 2016 hat sich Ludwig selbstständig gemacht. Fünf fest angestellte Mitarbeiter und fünf Pauschalkräfte beschäftigt er derzeit. Obwohl der Sitz des Unternehmens in Leipzig ist, lebt der Jungunternehmer weiterhin in Löbnitz. Die über die Jahre entstandenen Kontakte führten zu Kooperationen in allen Bereichen der Sicherheitsbranche, sagt Ludwig, wie beispielsweise in Festivalsecurity, Werk- und Objektschutzdienste, Werttransporte oder Revier- und Interventionsdienstleistungen. Die Sicherheitsfirma übernimmt aber auch Hausnotrufdienste oder fährt zu ausgelösten Alarmanlagen: zum größten Teil im Landkreis Nordsachsen. Aktuell ist Ludwig mit seinen Leuten auch bei den Spielen von RB Leipzig tätig. Mit den Spielen in der Euro League steht PSC somit bis zu dreimal im Monat an der RB-Arena, dazu kommen monatlich drei bis vier Veranstaltungen. Darunter waren in diesem Jahr das Melt- und Splash-Festival in Ferropolis.

LEIPZIG. Trotz tendenziell sinkender Fallzahlen in der sächsischen Kriminalitätsstatistik bleiben Diebstähle nicht nur in den Großstädten des Freistaates ein Dauerproblem. Mehr als 18 000 Einzelfälle wurden im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht. Etwa ein Drittel konnte aufgeklärt werden, die meisten bleiben aber ungesühnt. Neben Einbrüchen in private Lebensbereiche, wie in Wohnungen, Kellerboxen oder in Autos, greifen Langfinger verstärkt auch in Unternehmen und in öffentlichen Einrichtungen zu. Dort entstehen schnell auch Schäden in Millionenhöhe. Besonders stark im Fokus von Einbrechern stehen Baustellen. Dort lagern wertvolle Materialen und Kraftstoffe, sind auch teure Maschinen unter Umständen über Nacht abgestellt. Mehr als 2000 Fälle gab es allein im vergangenen Jahr im Freistaat, bei denen sich Unbefugte Zutritt zu Bautätigkeit verschafft haben. Insgesamt entstand dabei ein Schaden von 3,4 Millionen Euro, heißt es in der Polizeistatistik. Fast jeder zweite Diebstahl auf einer Baustelle passiert in der Bauboom-Stadt Leipzig. Betroffen ist fast jede Firma, egal ob groß oder klein. Der ostdeutsche Bauindustrieverband spricht von 80 Prozent aller sächsischen Unternehmen. „Mitgenommen wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Verbandsgeschäftsführer Robert Momberg. Zunehmend problematisch sei, dass die Diebe immer professioneller und skrupelloser vorgingen. „Die Täter kommen mit dem Tieflader und verladen die Baumaschinen oder reißen bereits verbaute Elektroinstallationen komplett aus den Wänden“, so Momberg. Angesichts der enormen Schäden und der geringen Aufklärungsquote werden die Firmen praktisch gezwungen, immer mehr in den Schutz der Bauprojekte zu investieren – auch wenn die Auftraggeber nur selten bereit sind, mehr zu bezahlen. „Neben privaten Sicherheitsunternehmen stehen kompakte Baustellenüberwachungssysteme mit autarker Stromversorgung hoch im Kurs. Außerdem werden Baumaschinen und -geräte immer häufiger mit GPS-Sendern oder künstlicher DNA ausgestattet, um den Dieben auf die Schliche zu kommen“, sagt Momberg. Kirchen und Friedhöfe sind aufgrund ihrer oftmals abgeschiedenen Lage ebenfalls häufig ein Ziel von Einbrechern. Die Evangelische Kirche betreut in Sachsen mehr als 5000 Gebäude, darunter 1600 Gebetshäuser und 1200 Friedhöfe. Gesamtschaden durch Diebstähle im vergangenen Jahr: 210 000 Euro. „Es gab in der DDR und in der Nachwendezeit spek-

Vermummt und oft im Dunkeln: So wie in dieser gestellten Szene zeigen viele Einbrecher immer wenige Skrupel, um ihre räuberischen Diebeszüge zu unternehmen. In Sachsen und Thüringen wehren sich Firmen mit aufwändiger Technik gegen Einbrecher. Foto: Daniel Maurer/dpa

takuläre Einbrüche in Kirchengebäude“, erzählt Landeskirchen-Sprecher Matthias Oelke. Inzwischen seien solche Auftragsraubzüge nur noch selten, weil die wertvollen Dinge besser gesichert sind. „In den meisten Fällen kommt es heutzutage aus spontanem Übermut oder aufgrund von Beschaffungskriminalität zu Einbrüchen. Die Täter haben dann den Opferstock im Visier.“ Der finanzielle Verlust sei überschaubar, größerer Schaden entstehe durch die Beschädigungen beim Eindringen in die Gebäude. Hinzu kommen überstiegene Friedhofsmauern, weil Buntmetalldiebe an Gräbern nach Verwertbarem Ausschau halten. „Da werden einfach Medaillons aus Grabsteinen herausgebrochen oder an Gebäuden Regenrinnen abgebaut. Zum Teil wird auch in Gemeindehäuser eingebrochen, um Stereoanlagen und Mikrophone zu stehlen“, so Oelke weiter. Grundsätzlich verhindern ließen sich die Raubzüge meist nicht. Die Landeskirche gebe zwar Empfehlungen an die Gemeinden, im Grunde kollidierten diese aber mit anderen Interessen. „Man könnte natürlich Sicherheit maximieren, allerdings widerspricht das unseren Vorstellungen von offenen Kirchen“, sagt Oelke. Am Ende gelte deshalb auch hier der Grundsatz: Gelegenheit macht Diebe. Und diese Gelegenheiten müssten minimiert werden. Apropos Beschaffungskriminalität: Ärzte und Krankenhäuser gelten aufgrund ihres Zugangs zu Psychopharmaka als erhöhte Risikogruppe. Zumindest in Sachsen sind sie aber selten tatsächlich betroffen. Lediglich fünf Diebstähle von Betäubungsmittel wurden im vergangenen Jahr von der Polizei registriert. Dazu kommen drei Fälle, in denen Rezepte oder ganze Blöcke entwendet wurden. Die Kassenärztliche Vereinigung emp-

fiehlt Ärzten im Freistaat, keine BlankoRezepte zu unterschreiben und die Blöcke nicht nur sicher, sondern auch getrennt vom Stempel aufzubewahren. Kaum zu finden in der Polizeistatistik sind Einbrüche in Schulen und Kindertagesstätten, mitunter werden aber auch diese von Einbrechern und Dieben aufgesucht. Wie es aus dem Amt für Gebäudemanagement der Stadt Leipzig heißt, gab es in den 150 Schulen und 50 Kitas in diesem Jahr drei Raubzüge. Den größten Schaden richtet dabei die Beschädigung beim Einbruch an und nicht das Diebesgut selbst. Um nächtliche Einstiege zu verhindern, wurden inzwischen 60 Prozent der städtischen Schulen mit Alarmanlagen ausgestattet. Diese überwachen

gezielt Außentüren und andere Einstiegsmöglichkeiten und könnten aufgrund sogenannter Transpondertechnologie auch nicht sabotiert werden. Zudem seien die Räume im Inneren häufig mit Fallen und Bewegungsmeldern ausgestattet. Tagsüber kann diese Technik nicht helfen. Angesichts des Hochbetriebs vor allem in Schulen sei das Thema Sicherheit deshalb auf viele Schultern verteilt. Lehrkräfte sind angehalten, alle ungenutzten Räume grundsätzlich verschlossen zu halten. Sowohl Kinder als auch Lehrer sollen alle fremden Personen melden, die sich in den Schulen oder Kitas aufhalten. Erwachsene, die ihre Kinder abholen wollen, müssten sich zudem grundsätzlich beim Personal ausweisen.

Polizei berät Unternehmen bei der Prävention Um sich gegen einfache Diebstähle, aber auch gegen komplexe Vorgänge der globalen Wirtschaftskriminalität besser absichern zu können, macht die Polizei Sachsen gezielt kleinen und mittleren Unternehmen im Freistaat ein Präventionsangebot. Informationspakete und Beratungen sollen konkret Hilfestellung beim Erkennen und Beseitigen von Sicherheitslücken in den Firmen geben. „Gemeinsam mit der Handwerkskammer Dresden wurde eine Checkliste speziell für Handwerksbetriebe entwickelt, mit welcher diese selbständig sicherheitsrelevante Bereiche überprüfen und Sicherheitsdefizite aufspüren können“, heißt es in der Beschreibung der Projekte. Themenfelder in der Checkliste sind Gebäudeschutz, Einbruchsmeldeanlagen, Sicherung von Baufahrzeugen und von Wertgegenständen. Das Infopaket der Polizei kann bei

allen örtlichen Dienststellen abgefordert werden, Behördenmitarbeiter stehen darüber hinaus aber auch zur persönlichen Beratung bereit. Weiterführende Informationen, vor allem beim Schutz des eigenen Knowhow und der sensiblen Daten in den sächsischen Firmen, bietet zudem das Landeskriminalamt (LKA) an. „War im Jahr 2000 jedes zehnte deutsche Unternehmen Opfer von Ausspähen und Spionage, so ist es inzwischen jede vierte Firma – und das betrifft alle Branchen“, heißt es aus dem LKA. Spezielle Checklisten können auch dort abgefordert werden, die unter anderem Angaben zu einbruchsicheren Wertschutzbehältern, zur IT-Sicherheit in Netzwerken und über sinnvolle organisatorische Maßnahmen in Unternehmen machen. Alle Präventionsangebote im Netz: ➦ www.polizei.sachsen.de

Ausgesperrt? Wie Abzocke verhindert werden kann Leipziger Wohn-Genossenschaften arbeiten mit ausgewählten Firmen zusammen / Versicherung prüfen VON CHRISTOPHER RESCH

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer Grafik: Patrick Moye

„Der Mieter muss den Austausch der Schlösser nicht bezahlen, wenn der Schlüssel beim Paddeln in den Fluss gefallen ist.“ Anke Matejka Vorsitzende Mieterverein Leipzig

Alle bereits erschienenen Teile der Sicherheitsserie plus weitere Infos und Tipps finden Sie im Internet unter www.lvz.de/sicherheit

LEIPZIG. Ein Unglück kommt selten allein: Nicht genug, dass Felix im Herbst 2017 auf nassglatter Straße mit dem Fahrrad wegrutschte. Zuhause angekommen, wollte der Mittdreißiger seine Schürfwunden begutachten – und stand vor verschlossener Tür. Sein Schlüsselbund musste ihm beim Sturz aus der Tasche gefallen sein. Was nun? Wohl jeder Mieter kennt die Sorge: Muss jetzt die gesamte Schließanlage ausgetauscht werden? Welche Kosten kommen auf mich zu? Wer haftet? Ganz zu schweigen von unseriösen Schlüsseldiensten, deren Rechnungen Hunderte Euro betragen und über die viele Horrorgeschichten zu lesen sind. Zeit, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Zunächst ist es eine gute Idee, Ersatzschlüssel für Haus und Wohnung bei einer vertrauenswürdigen Person unterzubringen – möglichst bei jemandem, der gut erreichbar und nicht ständig verreist ist. Damit spart man sich im besten Fall den Schlüsseldienst. Wer sich allerdings selbst aussperrt, hat oft das Problem, dass Handy oder Autoschlüssel noch in der Wohnung liegen. Einen Schlüssel im Außenbereich zu deponieren, unter Fußmatte oder Blumentopf, kann im Verlustfall als fahrlässiges Verhalten ausgelegt werden, scheidet also eher aus. Wer ohne Schlüssel vor der Tür steht, sollte in jedem Fall den Hausmeister informieren – auch, weil dieser seriöse Schlüsseldienst-Anbieter weiß oder sogar den vermietereigenen Notdienst kontaktieren kann. „Abzocke ist damit ausge-

schlossen, und auch die Kosten für das Öffnen der Türe sind überschaubar“, erklärt Jörg Keim, Vorstand der Wohnungsbau-Genossenschaft (WBG) Kontakt. Auch die Wohnungsbaugenossenschaft Wogetra arbeitet mit ausgewählten Firmen zusammen, bestätigt Vorstandsvorsitzender Tobias Luft: „Wir wollen Mitgliedern und Mietern in dieser unangenehmen Situation unkompliziert und schnell helfen.“ Zu den Geschäftszeiten sollte der Schlüsseldienst nicht mehr als 80 Euro kosten, nachts und am Wochenende nicht mehr als 120 Euro. Das ergab eine Umfrage der Verbraucherschutzzentralen – die Zahlen sind aber nur als grobe Richtwerte zu verstehen. Knifflig wird es, wenn sowohl der Schlüssel für die Wohnung als auch der für den Hauseingang verschwunden ist. Denn der Austausch einer kompletten Schließanlage ist oft sehr teuer, schließlich müssen sämtliche Schlösser und Schlüssel aller Wohneinheiten ersetzt werden. Der einzelne Mieter kann dafür belangt werden, wenn ihm ein schuldhaftes, fahrlässiges Verhalten nachgewiesen werden kann. Das ist etwa der Fall, wenn die Handtasche mit Wertsachen und Schlüsseln offen auf dem Beifahrersitz des Autos lag und dort geklaut wurde. Anders sieht es aus, wenn ein Missbrauch der Schlüssel quasi ausgeschlossen ist. „Der Mieter muss den Austausch der Schlösser nicht bezahlen, wenn der Schlüssel zum Beispiel beim Paddeln in den Fluss gefallen ist“, sagt Anke Matejka, Vorsitzende des Mietervereins Leipzig. Problem: Wenn der Vermieter diese

Ärgerlich, wenn der Schlüssel innen steckt. Foto: Kai Remmers/dpa

Erklärung nicht akzeptiert, muss der Mieter sie beweisen. „Das ist im Streitfall natürlich schwierig“, sagt Matejka. Im Vorteil sind Mieter, die gesonderte Schlüssel für Haus- und Wohnungstür haben. Hier müssen weniger Schlösser ausgetauscht werden. Bei der WBG Kontakt etwa belaufen sich die Kosten für den Austausch des Schlüsselzylinders der Haustür und der betroffenen Wohnungstür sowie für die neuen Schlüssel insgesamt auf 700 Euro. Bei Kombi-Schlüsseln für beide Zugänge wird es teurer. Gute Haftpflichtversicherungen übernehmen diese Kosten – allerdings nicht im Basistarif. Hier lohnt es sich, in den Versicherungsbedingungen nachzulesen oder direkt beim Anbieter nachzufragen, wie viel Geld eine Erweiterung um den

Schlüsselschutz kosten würde. „Diese paar Euro würde ich lieber investieren“, rät Anke Matejka vom Mieterverein. Auch hier gilt aber: Ist der Schlüssel weg, sollte man zügig die Versicherung anrufen. Denn viele Anbieter erstatten nur die Kosten für von ihnen vermittelte Schlüsseldienste. Übrigens: Autoschlüssel sind in Schutzpolicen meistens nicht enthalten. Wer innere Ruhe und nötige Ersatzschlüssel hat, kann auch einige Wochen warten und dann beim Fundbüro nachfragen. Wie Felix, der nach seinem Fahrrad-Sturz ohne Schlüssel vor der Tür stand. Sein erster Weg ins Leipziger Fundbüro (Prager Straße) war noch vergebens – bis Fundsachen abgegeben werden, dauere es oft lange, hieß es. Vier Wochen später hatte er Glück: Sein Schlüssel hing an der Schauwand.


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