Mit Sicherheit | Wenn das Auto selbst fährt (LVZ-Sicherheitswochen 2018)

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MIT SICHERHEIT

Mittwoch, 14. November 2018

| AKTION SICHERHEITSWOCHEN

Wenn das Auto selbst fährt

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Autonomes Fahren: Wie programmieren?

Wenn die Angst mitfährt

Foto: iStockphoto

Noch ist es nur eine Vision: Aber das selbstfahrende Auto wird bald zu unserem Alltag gehören. Doch was kann der Mensch als Autofahrer schon heute von den neuen Technologien lernen? Wie lassen sich durch Fahrtraining Unfälle im Straßenverkehr vermeiden? Unsere Serie gibt heute Tipps.

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MIT SICHERHEIT

Wenn der Mensch versagt

SICHERHEITSFRAGE VON POLIZEIOBERMEISTER HOLM

Umstieg auf den Schiebebetrieb

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obilität in den Großstädten ist schon heute ein großes Problem und eine riesige Herausforderung für die Zukunft. Das Automobil wird zum Auslaufmodell, und die traditionellen Hersteller müssen um ihre Absatzmärkte fürchten. Mit einer ganz neuen Fahrzeuggeneration möchten sie nun auch die Fußgänger als Käufer gewinnen. Wer es schon immer für statusgemäß hielt, ein Fahrzeug zu führen, dessen Ausmaß riesig, dessen Gewicht unverhältnismäßig und dessen Abgasausstoß so besorgniserregend ist, dass es sich für die Personenbeförderung als insgesamt ungeeignet erweist, der wird vielleicht auch Gefallen an dem neu entwickelten „Rollioque“ finden: einem geländegängigen Trecking-Rollator mit Sperrdifferenzial und handgenähten Büffelledergriffen. Dank langer Federwege kann der Outdoor-Läufer auch noch jenseits barrierefreier Plattenwege sicher durch Rabatten, Beete und selbst knöcheltiefe Pfützen steuern. Das Fahrzeugangebot wächst stetig, und der Rollator hat gute Chancen, sich erfolgreich von der Einheits-SchiebeKrücke zum Trendmobil zu entwickeln. Mit einer wahren Modelloffensive versuchen auch die Motorradhersteller, ihre Fangemeinde zu einem Umstieg auf den Schiebebetrieb zu bewegen. Ob Custom-Softail-Rollator mit Chromspeichen und Fransensattel oder sportliches Super-Naked-Bike mit minimalistischem Lenkerstumpf: Zweirad-Rollatoren sind Garanten für sicheren Fahrspaß auch in Fußgängerzonen. Dem Trend, das eigene Fahrzeug auch gleich als Schlafplatz zu nutzen, möchte der neue „Schieb-and-sleep-Walker“ entgegenkommen. Ein patentierter Steckmechanismus erlaubt es bei Bedarf, den Ultraleicht-Rollator mit viel Geduld und Impulskontrolle in ein mittelkomfortables Feldbett zu verwandeln. Die ersten Polizei-Rollatoren (PolRol) sind bereits in der Erprobung, mit dem Ziel, auch den Beamten im Fußstreifendienst ein angemessenes Befahren ihres Reviers zu ermöglichen.

MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2018 | NR. 265

Mittelfristig soll der Autofahrer vom Computer ersetzt werden, um die Straßen sicherer zu machen. Denn Regelverstöße, Unvernunft und Gedankenlosigkeit sind die Hauptursachen für Verkehrsunfälle VON GERD PIPER

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erkehrsexperten und Fahrzeughersteller haben einen gemeinsamen Traum: das unfallfreie Fahren. Und wie dieses Ziel erreicht werden kann, wissen sie bereits. Autonomes Fahren heißt die Zauberformel, die alle Probleme im Straßenverkehr lösen soll. Doch der Weg dorthin ist kompliziert: Abgesehen von den ethischen Problemen, die vollständig selbstfahrende Fahrzeuge aufwerfen, geht es um gesetzliche, vor allem aber auch um technische Voraussetzungen. Klar ist, dass die Fahrerassistenzsysteme, die schon heute zur Verfügung stehen, die Bausteine für autonom fahrende

Autos sind. Das Zusammenspiel dieser Systeme und die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander werden den Straßenverkehr sicherer machen. Die Unfallstatistiken belegen es: In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Unfälle auf unseren Straßen trotz der steigenden Verkehrsdichte ständig abgenommen. Dennoch ist man von dem Ziel, unfallfrei zu fahren, noch meilenweit entfernt.

Das größte Sicherheitsrisiko ist der Mensch Nebel, Schnee, Glätte, Wildwechsel, Fußgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer sowie die Autofahrer selbst können Situationen entstehen lassen, die auch mit der besten Technik nur schwer zu beherrschen sind. Das größte Sicherheitsrisiko ist der Mensch. Sein Fehlverhalten ist nach wie vor die Unfallursache Nummer eins. Schon heute sind die gängigen Computersysteme dem Menschen haushoch überlegen: Sie kennen keine Gefühle, ermüden nicht und analysieren Gefahrensituationen in Bruchteilen von Sekunden. Fahrerassistenzsysteme, wie geschwindigkeitsabhängige Abstandshalter oder Ein- und Ausparkhilfen, die auch den rückwärtigen Querverkehr beobachten und im Ernstfall eingreifen können, belegen dies. Schon deshalb sind Verkehrsexperten davon überzeugt, dass der Mensch mittelfristig als Autofahrer vom Com-

100

Städte haben 2015 ein Jahr lang keinen Verkehrstoten verzeichnet.

Damit alles fließt: Abstände im Autoverkehr einzuhalten, vermindert die Stau- und damit auch die Unfallgefahr auf den Straßen erheblich. Foto: Pixabay

puter ersetzt werden sollte. Und ein paar Zahlen untermauern dies eindrucksvoll: Meldete Deutschland 1971 mit 21 300 Verkehrstoten die höchste Zahl, die jemals in einem europäischen Land gezählt wurde, sank dieser Wert bis 2010 auf knapp 4000, im Jahr 2015 dann auf 3300 Tote im Straßenverkehr. Und das bei dreimal so vielen Fahrzeugen wie Anfang der Siebzigerjahre. Zwar registrierte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt

rund 2,6 Millionen Unfälle und damit den höchsten Stand seit 1991, doch blieb es bei knapp 90 Prozent bei einem Sachschaden.

Bessere Sicherheitsausstattung führt zu weniger Unfällen Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer immer besser werdenden Sicherheitsausstattung – angefangen beim Sicherheitsgurt bis hin zu den modernen Assistenzsystemen. Laut Verkehrssicher-

heitsreport der Prüfgesellschaft Dekra gab es bereits 2015 in Deutschland 100 Städte, die ein Jahr lang keinen Verkehrstoten verzeichneten. Das sind ermutigende Ansätze, und wer genau hinsieht, wie kritische Situationen im Verkehr entstehen und so Unfälle auslösen können, wird erstaunt sein, wie einfach sich diese mit einer vorausschauenden Fahrweise vermeiden lassen.

Herr Holm, alias Dirk Bielefeldt, tourt ab  Januar 2019 mit seinem Kabarettprogramm „Die Klassiker“ durch die Republik. Infos unter www.herrholm.de.

SMARTE GADGETS

Ortungschips für Geldbeutel schützen nicht vor Diebstahl

Mithilfe eines integrierten Chips und einer Handy-App können Besitzer ihr smartes Portemonnaie heutzutage schnell wiederfinden. Manche Anbieter haben als Alternative sehr kleine Ortungschips im Repertoire, die auch in ganz normalen Geldbörsen Platz finden. In der Regel benötigt man eine aktivierte BluetoothVerbindung, um den Gegenstand in der näheren Umgebung orten zu können. Dies macht das Telefon und die darauf gespeicherten Daten und Anwendungen allerdings angreifbarer für Hacker. Verlässt der Besitzer den Ortungsradius, meldet sich das Telefon mit einem Warnsignal und dem zuletzt dokumentierten Standort. Einige Hersteller bieten hierfür auch die sicherere Ortung via GPS über eine größere Distanz an. Wer umgekehrt sein Smartphone, auf dem die App installiert ist, nicht mehr findet, kann dieses auch über den Chip orten. Einen Haken gibt es allerdings: Die smarte Ortungstechnik für Geldbeutel kann zwar beim Wiederfinden helfen, schützt aber nicht vor Diebstahl. Wer es darauf abgesehen hat, kann den Chip auch entfernen oder lediglich das aus dem Portemonnaie herausnehmen, was für ihn von Wert ist.

ZAHLEN, BITTE

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Prozent der Nutzer haben großes Vertrauen in die Bezahlverfahren der Banken und Spakassen, wie z.B. das girocard-System. Quelle: Gfk

Moralische Misere für die Maschine Wie sollen autonome Autos für den Fall unausweichlicher Unfälle programmiert werden?

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uch autonome Fahrzeuge können in ein Entscheidungsdilemma kommen. Wie sollen sie vor einem Unfall lenken, wenn es auf jeden Fall zu einem Schaden kommt? Antworten haben US-Forscher mit einer weltweiten Umfrage gesammelt. Demnach würde eine Mehrheit der Befragten eher Kinder als Ältere verschonen sowie eher Menschen als Tieren ausweichen. Das Ergebnis weise allerdings größere kulturelle Unterschiede auf, schreiben die Forscher um Iyad Rahwan vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge im Journal „Nature“. Die Internetumfrage mit dem Titel „Moral Machine“ sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die große Beteiligung machte es den Forschern möglich, fast 40 Millionen Entscheidungen in Dilemmasituationen zu analysieren. Allerdings war die Befragung nicht repräsentativ; so waren etwa junge Männer überproportional vertreten. Die Forscher begründen ihre Befragung mit der Bedeutung für die Akzeptanz autonomer Fahrzeuge in der Bevölkerung:

Das von der Polizei Tempe herausgegebene Bild aus einem Video, das eine fest installierte Kamera aufgenommen hat, zeigt den Moment kurz bevor ein selbstfahrendes Auto von Uber eine Frau anfährt. Das Video zeigt, wie der Fußgänger kurz vor dem Aufprall aus einem dunklen Bereich auf die Straße tritt. Foto: Tempe Police Department

Selbst wenn sich die Ethiker einig wären, wie autonome Autos moralische Miseren lösen sollten, wäre ihre Arbeit

nutzlos, wenn die Bürger ihrer Lösung nicht zustimmten. In einem konkreten Fallbeispiel ver-

sagten die Bremsen des Fahrzeugs. Die Befragten mussten sich entscheiden, ob drei ältere Menschen überfahren werden sollen oder ob der Wagen gegen eine Betonwand gelenkt werden soll. Dies hätte den Tod der Insassen, darunter ein Junge, zur Folge. Insgesamt mussten die Teilnehmer neun Entscheidungen in unterschiedlichen Situationen treffen, darunter: Fahrzeuginsassen oder Fußgänger, Männer oder Frauen, Jüngere oder Ältere, Sportliche oder Unsportliche, Menschen mit höherem oder niedrigerem sozialen Status. Den Ergebnissen der Studie zufolge hat ein Großteil der Befragten weltweit unterschiedliche moralische Vorstellungen. Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie warnt vor den Schlussfolgerungen der Studie: Aus Umfragen lasse sich nichts über die ethische Zulässigkeit von Normen lernen. „Ansonsten könnte nach jedem schweren Verbrechen eine Umfrage gemacht werden, die mit ziemlicher Sicherheit für die Einführung der Todesstrafe ausgehen würde.“

40

Millionen Entscheidungen in Dilemmasituationen haben die Forscher analysiert.


MIT SICHERHEIT

11 % Nein

Glauben Sie, dass selbstfahrende Autos das Fahren sicherer machen? 67 %

Indien

59 %

Südafrika

57 %

Brasilien

55 %

Russland

53 %

China 25 % Eher nein

Denn 91 Prozent aller Verkehrsunfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen. Hauptunfallursachen sind dabei falsches Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren. Am zweithäufigsten werden Vorfahrt oder Vorrang missachtet. Häufig werden auch der Abstand oder die Geschwindigkeit nicht eingehalten. Die schlimmsten Folgen mit Schwerverletzten oder sogar Todesopfern haben Unfälle, die durch überhöhte Geschwindigkeit entstehen.

Ständige Spurwechsel erhöhen Unfall- und Staugefahr Es gibt dabei typische Verkehrssituationen, die wir alle kennen und die schnell Unfälle auslösen können: ■ Die Staufalle: Kritisch wird es in der Urlaubszeit auf vollen Autobahnen. Hier sind Staus vorprogrammiert. Zwar muss dichter Verkehr nicht zum Verkehrschaos führen. Doch oft sind es Gedankenlosigkeit oder Unvernunft der Verkehrsteilnehmer, die genau das provozieren: Wer zu dicht auffährt, gefährdet sich und andere – je geringer der Abstand ist, umso kleiner ist der Spielraum zum Bremsen. Regelmäßige Horrorunfälle auf den Autobahnen, in die etliche Fahrzeuge verwickelt werden können, laufen immer nach dem gleichen Schema ab: zu geringer Abstand, der Hintermann kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und schon kracht es. ■ Die Kolonnenspringer: Einen ähnlichen

32 % Eher ja

Deutschland USA Frankreich

Effekt hat ein besonders aggressives Verhalten auf der Straße, wenn Autofahrer ständig die Spur wechseln und ihren Wagen rücksichtslos in kleine Lücken zwischen zwei Fahrzeuge quetschen. Hier wird der Sicherheitsabstand urplötzlich halbiert, der Hintermann muss im Extremfall stark bremsen, die Unfallgefahr steigt in Sekundenschnelle. Abgesehen davon behindern ständige Spurwechsel einen gleichmäßigen Verkehrsfluss und steigern damit auch die Staugefahr. Doch auch Träumer sind auf der Straße gefährlich. Wer zu große Lücken klaffen lässt, provoziert geradezu, dass andere Verkehrsteilnehmer dies als Chance sehen und dort hineinfahren. Auch hier steigt das Risiko, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, drastisch. ■ Der Reißverschluss: Ein ewiger Aufre-

45 %

Japan

41 % 38 % 34 %

RND-Grafik; Quelle: Ipsos

32 % Ja

RND-Grafik; Quelle: Statista

Werden sich autonome Fahrzeuge künftig generell durchsetzen?

bahnverengung auf seiner Spur vorzufahren und sich dann einzufädeln. Immer abwechselnd einer von links, einer von rechts. Was nur wenige wissen: Fahrzeuge auf der Hauptspur haben hier kein Vorrecht, denn beide Spuren haben abwechselnd Vorfahrt. ■ Der Linksfahrer: Schließlich sind auch

notorische Linksfahrer ein ständiges Ärgernis – denn die linke Fahrbahn heißt nicht von ungefähr Überholspur. Der Auto Club Europa warnt: Wer ständig links fährt, halbiert die Kapazität der Autobahn. Hier wird die Staugefahr gefördert. Auch auf der Autobahn gilt das Rechtsfahrgebot. Notorische Linksfahrer verleiten andere Fahrer dazu, rechts zu überholen. Doch es gilt: Nur bei zäh fließenden Kolonnen dürfen links fahrende Fahrzeuge mit entsprechender Vorsicht rechts überholt werden.

Von ProfiRennfahrern lässt sich lernen Ford hat zusammen mit einer britischen Universität die Hirnaktivitäten von Profi-Rennfahrern untersucht und dabei erforscht, wie sich deren Techniken auch für normale Autofahrer anwenden lassen. Im Schnitt blenden Profi-Rennfahrer Störfaktoren und Ablenkungen beim Autofahren bis zu 40 Prozent besser aus als normale Autofahrer. Denk- und Verhaltensweisen der Rennfahrer wurden während einer Simulation mittels EEG untersucht und schließlich mit zwei Kontrollgruppen verglichen, von der eine in die Rennfahrtechnik eingeweiht war. Im Ergebnis zeigte sich, dass die vorbereitete Gruppe trotz fehlender Rennfahrer-Erfahrungen bis zu 50 Prozent besser abschnitt als die unwissende. Ford schließt daraus, dass die Adaption der Denk- und Verhaltensweisen von Profi-Rennfahrern für Autofahrer nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch in alltäglichen Situationen wie Präsentationen und Vorstellungsgesprächen hilfreich sein kann. Außerdem entwickelt der Hersteller nun einen EEG-Helm für seine WerksRennteams. Dieser soll Hirnaktivitäten im Rennbetrieb an die Boxenmauer übermitteln und so die Leistungsgrenze der Rennfahrer erhöhen.

Eine Hirnstudie mit Profi-Rennfahrern und ganz alltäglichen Autofahrern zeigte, dass die Profis fürs Fahren ganz eigene Techniken entwickelt haben. Foto: Ford

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SIND SIE SICHER?

Testen Sie Ihr Wissen zum Brandschutz Wenn nicht anders angegeben, ist nur eine Antwort richtig. Die Fragen folgen unter anderem Angaben der Feuerwehren und des Branchenmagazins „Feuertrutz“ 1. Die Zahl der Brandopfer wird gemeinhin überschätzt. Tatsächlich sterben jährlich mehr Menschen durch Treppenstürze als durch Feuer. Um wie viel übersteigt die Zahl der Treppenopfer diejenige der Brandopfer (Stand: 2015)? (a) Um das Doppelte (b) Um das Dreifache (c) Um das Vierfache 2. Was ist an einem Brand besonders gefährlich? (a) Die Flammen (b) Die Hitze (c) Der Rauch 3. Brandrauch ist bis zu 800 Grad heiß, kann sogar explodieren. Feuerwehrleute sprechen in diesem Fall von einem Flashover oder einer Rauchgasexplosion. Durch Wärmestau kann der Rauch zudem auch Gegenstände in der Umgebung entzünden. Wie weit reicht die Feuerkraft des Rauchs? (a) 10 Meter (b) 20 Meter (c) 40 Meter 4. Um Bränden vorzubeugen, sind vor allem beim Bau von Gebäuden Brandschutzmaßnahmen einzuhalten. Wer bestimmt darüber? (a) Der Bund (b) Das Land (c) Die Kommunen

ger ist das Reißverschlussverfahren bei der Einfahrt in Baustellenbereiche, wenn sich die Fahrbahnen verengen. Eine Situation, die viele Autofahrer schnell an ihre Belastungsgrenze bringen kann: Bin ich verpflichtet, jemandem den Vortritt zu lassen, der sich offensichtlich reindrängeln möchte? Richtig ist, bis zur Fahr-

Auch Träumer sind auf der Straße gefährlich. Wer zu große Lücken klaffen lässt, provoziert, dass andere Verkehrsteilnehmer dies als Chance sehen und dort hineinfahren.

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Foto: Peter Endig/dpa

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5. Seit Ende 2017 sind in jedem Haus, egal ob Alt- oder Neubau, Feuermelder Pflicht. In welchen Räumen müssen diese installiert sein? (a) In allen Schlaf- und Kinderzimmern, allen Kellerräumen mit elektrischen Geräten, in der Küche sowie im Wohnzimmer (b) In allen Schlaf- und Kinderzimmern und Fluren, die als Fluchtwege aus einem Aufenthaltsraum dienen (c) In allen Zimmern

(c) Fenster schließen und den Strom ausstellen

6. In öffentlichen Gebäuden sind zudem Brandschutztüren Pflicht. Sie halten Flammen und Hitze zurück. Auch Brandrauch wird dadurch eingedämmt – zumindest für einige Zeit. Wie lange in etwa? (a) 10 Minuten (b) 20 Minuten (c) 30 Minuten

10. Dabei nimmt der Brandschutz immer wieder auch skurrile Formen an. Wir nennen Ihnen nun Brandschutzmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt haben. Zwei davon sind erfunden. Welche? (a) Braunschweig: In einer Schule wurden alle Kleiderhaken entfernt und erst nach Protesten von Eltern und Lehrern durch brandreduzierende Spinde ersetzt (b) Dortmund: Das Schauspiel Dortmund ist das erste Theater ohne Vorhang, weil die Stoffe bei den Effekten auf der Bühne zu schnell brennen könnten (c) Wolfratshausen: Die Stadt darf keinen Weihnachtsbaum mehr in der Innenstadt aufbauen, weil dieser Rettungswege versperren könnte (d) Hameln: Eine Schulleiterin wollte ihrer Schule einen Wasserspender spenden – dieser durfte wegen Brandgefahr allerdings nicht aufgebaut werden (e) Solingen: Um Kosten für teurere Brandschutzsysteme zu sparen, beauftragte das Finanzamt Solingen 24 Beamte zum gemeinsamen Tröten, das die anderen Beamten alarmieren sollte (f) Sangerhausen: Die Feuerwehr stand für fünf Monate ohne eigene Zentrale da, weil diese die eigenen Brandschutzauflagen nicht erfüllte (g) Braunschweig: Eine Schule musste alle ihre Kruzifixe mit feuerfester Farbe übermalen lassen, um diese weiter im Klassenzimmer aufhängen zu dürfen

7. Wenn ein Brand noch im Entstehen ist, können eigene Löschversuche eine Ausbreitung der Flammen womöglich noch verhindern. Beachten Sie dabei, dass Fettbrände nie mit Wasser, sondern durch Ersticken mit einem Deckel oder einer Decke oder aber mithilfe eines geeigneten Feuerlöschers zu beenden sind. Ansonsten gilt beim Löschen eine Richtungsordnung. Wissen Sie, welche? (a) Von unten nach oben und von der Seite zur Mitte (b) Von unten nach oben und von der Mitte zur Seite (c) Von oben nach unten und von der Seite zur Mitte 8. Wenn Sie merken, dass Sie ein Feuer nicht löschen oder zumindest eindämmen können, ziehen Sie sich zurück. Was sollten Sie tun, bevor Sie den Raum verlassen? (a) Fenster öffnen, den Strom ausstellen und das Feuer mit Möbeln umstellen (b) Fenster schließen und alle Möbel von der Feuerstelle wegrücken

9. Während die Zahl der Brandopfer seit rund zehn Jahren relativ konstant bleibt, steigen die Ausgaben für Brandschutz rapide. Wie hoch ist der Umsatz der Brandschutzbranche in Deutschland jährlich ungefähr? (a) 700 Millionen Euro (b) 3,5 Milliarden Euro (c) 7 Milliarden Euro

Lösungen: (1) c (2) c (3) c (4) b (5) b (6) a (7) a (8) c (9) c (10) b, f

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„Am besten total kryptisch und ohne System“

MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2018 | NR. 265

Leipziger IT­Experten: „Passwort mit acht Zeichen wird sekundenschnell geknackt“

Leipziger IT-Experte über sichere Passwörter und wie man sie behält

Die Geschäftsführer der Firma „die datenbänker“ über Sinn und Unsinn persönlicher Kombinationen

Was ist für Sie das sicherste Passwort? Sven Auras: Total kryptisch, ohne ein System. Es gibt keinen Bezug zum Nutzer, keine Namen, keine Zahlenfolgen. Es ist bunt durcheinander – Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen –, und es ist mindestens 16 Stellen lang. Wie merkt man sich am besten ein solches Passwort? Sven Auras: Eine Möglichkeit wäre, dass man sich einen Satz ausdenkt, von diesem die Anfangsbuchstaben nimmt und sich die Groß- und Kleinschreibung merkt. Man kann das Wort Eins oder Zwei zum Beispiel durch Zahlen ersetzen, das A durchs at-Zeichen, das S durch das Dollarzeichen. Wie merke ich mir am besten Zahlencodes? Sven Auras: Ich kann mir einmal die Abfolge auf der Tastatur merken, wie ich die Zahlen beim Handy eingebe, als Verkettung von Ziffern, oder ich verstecke sie gut in anderen Zahlen, die ich notiere.

VON STEFAN MICHAELIS

D

Viele Nutzer wollen sich nicht mehr als zwei Passwörter merken Sven Auras Geschäftsführer „die datenbänker“

er Mensch ist faul.“ Das sagen zwei, die vor allem mit Arbeitsspeichern, Festplatten, Netzwerken und Tastaturen zu tun haben. Geschäftsführer Sven Auras und Steffen Kreuzberg – beide Inhaber des IT-Spezialisten „die datenbänker“ – erleben beim Thema Passwörter immer wieder, wie fahrlässig Menschen ihre Daten schützen. Dabei gibt es einige gute Tricks, ein sicheres Passwort anzulegen und es sich zu merken. Manch vermeintlicher Service hingegen wiegt die Faulen in falscher Sicherheit. Seit 16 Jahren kümmern sich „die datenbänker“ aus Leipzig um die IT-Bedürfnisse ihrer Kunden. Dazu zählt vor allem die Sicherheit der Systeme. Und mit der ist es nicht immer

Experten bestätigen Statistiken, nach denen das typische Passwort in Deutschland nur aus Buchstaben und Zahlen besteht und acht Zeichen lang ist. Steffen

HINTERGRUND

Code vergessen: Was hilft? Und plötzlich ist der Kopf ganz leer. Weil das Förderband an der Supermarktkasse bereits wieder vollgepackt ist und die nachfolgenden Kunden mit den Hufen scharren, steigt auch noch der Druck. Die PIN für die EC-Karte vergessen – Schweißausbrüche garantiert. Doch gleich mehrere Tricks helfen, dass man sich Zahlenkolonnen merken kann. Kann ein Code selbst als Zahlenfolge angelegt werden, beginnt hier laut Steffen Kreuzberg bereits die Merk-Strategie. Er empfiehlt: „Kolonnen oder Blöcke bilden, die man sich leicht merken kann. Zum Beispiel drei mal drei Zahlenblöcke bauen.“ Ebenfalls hilfreich seien Assoziationen in der Art von „0815“ oder „4711“, die man persönlich mit etwas verbindet. Viele Menschen haben ein gutes bildliches Gedächtnis, das man für Zahlencodes ebenfalls einsetzen kann, denn Zahlentastaturen sind praktisch überall in einem Dreier-Feld angeordnet. Steffen Kreuzberg: „Wer visuell denkt, kann sich bestimmte Linien merken, die man beim Eintippen der Zahlen mit dem Finger abfährt.“ Das könne man trainieren. Sven Auras hat noch einen sehr praktischen Tipp für alle, die sich Zahlen gar nicht gut merken können: „Man legt mit aller Sorgfalt ein falsches Kontakt-Profil in seinem Smartphone an und versteckt den Zahlencode dort innerhalb einer Telefonnummer, die es gar nicht gibt.“

zum Besten bestellt. Der klassische Fall laut Sven Auras: „Ein bis zwei Passwörter für alle nur erdenklichen Zugänge – viele Nutzer wollen sich nicht mehr Passwörter merken.“ Steffen Kreuzberg ergänzt: „Wir reden über 20 bis 30 per Passwort oder per Zahlencode geschützte Zugänge, inklusive des Banken-Log-ins und der Kreditkarte, die im Alltag benutzt werden.“ Dabei werden selbst die populärsten Passwort-Dummheiten wie zum Beispiel „abc123“ noch übertroffen. Sven Auras: „Durchaus beliebt als Passwort ist der Name der Tochter mit ihrem Geburtsdatum.“ Das ist ebenso leicht herauszufinden und macht den Nutzer zum gläsernen Menschen wie der Typ des Autos, den man fährt, oder der Name des Ehepartners. Steffen Kreuzberg: „Manche machen genau das, was sie nicht machen sollten. Das, was am gefährlichsten ist.“ Die Leipziger

Kreuzberg hat ein umfangreiches Special auf der Website der „datenbänker“ geschrieben und sagt über ein Passwort wie „Baum123“ oder „WINTer“: „Ein acht Zeichen langes Passwort kann im Sekundenbereich geknackt werden.“ Ein Passwort aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen – wie von den Experten empfohlen – mit 16 Stellen zu hacken, „das kann Jahre dauern.“ Idealerweise

brauchen die Passwort-Knack-Programme dafür ein ganzes Leben. „Dazu müsste man aber zum Beispiel das S durch ein Dollarzeichen ersetzen.“ Doch selbst bei einem solchen Passwort-Monster können sich Fallstricke auftun – speziell im Online-Bereich. Dort soll ein Passwort häufig verifiziert werden. Steffen Kreuzberg: „Allein die Tatsache, dass eine simple Doppeleingabe reicht, sollte klarmachen, dass dies eigentlich nur eine Datensammelei ist.“ Auch vor E-Mail-Accounts, die Merker für vergessene Passwörter anbieten – etwa durch persönliche Fragen wie nach dem Namen von Hund oder Katze – warnen die Spezialisten. Sven Auras: „Bei solchen Fragen sollte man immer falsche Angaben machen.“ Beim Thema Passwort-Generator verdrehen die beiden Spezialisten ebenfalls die Augen. Solche Online-Helfer bieten sich an, die angeblich perfekten Passwörter für die Nutzer auszuspucken. Das mag sogar so sein, sagt Steffen Kreuzberg, „aber es ist schlichtweg fragwürdig, so etwas online im Browser zu machen, weil man nicht weiß, ob und wo das so erstellte Passwort hinterlegt wird.“ Allein die IP des Nutzers – die einmalige Internetkennung –, die ein Anbieter auf diese Weise einsehen könne, helfe Gaunern, immer wieder Passwörter im Online-PC zu knacken. Ebenfalls für problematisch halten die Experten Passwort-Manager, die online arbeiten. Dazu zählt zum Beispiel der populäre „Lastpass“. Sven Auras: „Das ist so ähnlich wie eine digitale Nachlassverwaltung – die ist so sicher wie der berühmte Türschlüssel unter der Fußmatte.“ Die „datenbänker“ können sich natürlich auch nicht alle Passwörter merken, vor allem die vielen

Sven Auras (li.) und Steffen Kreuzberg sind beide Geschäftsführer und Inhaber des IT-Spezialisten „die datenbänker“ in Leipzig. Foto: Stefan Michaelis

geschäftlichen nicht. Sie setzen daher auf einen Passwortmanager, der als Software auf einem Rechner installiert und selbst durch ein hoch komplexes und kryptisches Master-Passwort geschützt ist. Dazu zählt zum Beispiel „Keepass“. Steffen Kreuzberg: „Den Manager nutzen wir auf einem Offline-PC. Dass sollte jeder so machen – oder ein Blatt Papier für die Passwörter benutzen. Das ist immer noch die sicherste Methode.“ Auf der Website der „datenbänker“ hat  Steffen Kreuzberg unter „Wissenswertes“ ein

großes Special zum Thema Passwörter geschrieben. www.datenbaenker.de/sichere-passwoerter

Tipps für Passwörter ■ Passwortwechsel: „Im Internet

sollte man in sensiblen Bereichen sein Passwort regelmäßig wechseln“, rät Steffen Kreuzberg. Das gelte fürs Banken-Log-in und überall dort, wo Geld im Spiel ist, zum Beispiel bei Amazon. Wichtig dabei: Es muss ein wirklich neues Passwort angelegt werden. Das alte einfach durch Hinzufügen von zwei Zahlen oder Buchstaben nur zu verändern, sei nicht sicher. ■ Willkür per Tastatur: Die Idee, sich

ein neues Passwort zuzulegen, indem man mit geschlossenen Augen kurz auf die Tastatur eintippt, sei im Grunde gut, sagt Sven Auras. „Aber so beschränkt man sich auf Buchstaben und Ziffern“, nur Umlaute oder Punkte und Komma könne man so erreichen. Nun sollte man noch ein paar Sonderzeichen einfügen oder Buchstaben und Zahlen durch sie ersetzen. Dies macht man mit der Umschalttaste oder der Kombination von Umschaltund ALT-Taste. ■ Papier: „Notieren und sicher

abheften“, sagt Sven Auras knapp zur Frage, wo man Passwörter am besten aufbewahren sollte. Ein Formblatt könne man sich zwar mit einer Textverarbeitung anlegen. Aber ausgefüllt im PC speichern sollte man es nicht. Sven Auras: „Die älteren PC-Nutzer haben den Fleiß noch gelernt, Passwörter in eine Kladde zu schreiben.“

Schweißausbrüche? Leipziger Fahrlehrer beruhigen Schüler Gegen Nervosität und Verunsicherung: Sächsischer Verbandschef Detlef Zimmerling und Vize Uwe Müller helfen mit ihrer Erfahrung VON JULIANE GROH

Man erkennt große Unsicherheit am starren Blick nach vorn, wenn der Schüler sogar Angst hat, nach rechts und links zu schauen. Detlef Zimmerling Landesverband Sächsischer Fahrlehrer

IMPRESSUM „Mit Sicherheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer

Alle bereits erschienenen Teile der Sicherheitsserie plus weitere Infos und Tipps finden Sie im Internet unter www.lvz.de/sicherheit

LEIPZIG. Seit Kurzem wissen wir: Sogar Barbra Streisand ist dreimal durch die Führerscheinprüfung gefallen. Nicht, weil sie es nicht kann. Der US-amerikanische Superstar ist ausgesprochen nervös hinterm Steuer und darum viele Jahre nicht gefahren. Diese Nervosität, die Angst als Beifahrer, machen ihr das Einsteigen nicht einfach. Damit ist sie nicht allein. Ganz im Gegenteil. „Die meisten Fahrschüler haben erst mal Respekt vor dem Fahrzeug“, sagt Detlef Zimmerling. Seit genau 40 Jahren arbeitet er als Fahrlehrer. Er ist Vorsitzender des Bezirksverbands Leipzig des Landesverbands Sächsischer Fahrlehrer. Wo ich heute zum Gespräch sitze, neben ihm im Fahrschulauto, saßen also schon Generationen von Fahrschülern. Woran sieht er, dass sie Respekt vor dem Fahren haben? „Man erkennt das immer, wenn die Knöchel weiß werden am Lenkrad“, sagt er. „Da spiegelt sich die Angst wider, sie verkrampfen und suchen Halt“, bestätigt sein Stellvertreter im Bezirksverband der sächsischen Fahrlehrer, Uwe Müller. Er bringt seit 32 Jahren Fahranfänger sicher auf die Straße. Am Anfang sei ein wenig Angst keine Seltenheit. Sogar Schweißausbrüche gehören dazu. „Man erkennt große Unsicherheit zum Beispiel am starren Blick nach vorn, wenn der Schüler sogar Angst hat, nach rechts und links zu schauen.“ Starr sind oft auch ihre Bewegungen. Grobmotorisch, weil das Gefühl für das Fahrzeug noch fehlt. „Ein gutes Beispiel dafür ist das Angstkuppeln“, erklärt Zimmerling. „Die Fahrschüler wollen den Fuß immer genau vor die Kupplung stellen, um im Zweifelsfall erst schnell die Kupplung zu treten und dann zu sehen, was passiert.“ Sinnvoll ist das zwar nicht, aber eben eine spontane Panikhandlung. Solche Reaktionen seien vollkommen normal und gingen mit etwas Übung weg. Sind denn bestimmte Gruppen anfälliger für nervöses Fahren? Stimmt das Klischee von wagemutigen Männern und übervorsichtigen Frauen auf der Straße? Die beiden Fahrlehrer verneinen das entschieden. „Das kann man nicht am Geschlecht festmachen, es liegt am Menschen“, sagt Uwe Müller. „Es gibt welche,

die sind technisch interessiert, und dann gibt es welche, die haben mit Technik nichts am Hut. Die haben dann eher Angst.“ Wer Berührungsängste mit dem Fahrzeug abbauen möchte, muss sich damit auseinandersetzen – auch auf technischer Ebene. Detlef Zimmerling ergänzt: „In solchen Fällen kommt zum Beispiel Automatikfahren ins Spiel. Man muss nicht auf den Schleifpunkt achten und nicht schalten, man benutzt nur den rechten Fuß – da sind Sie viel schneller mit der Technik verbunden.“ Auch das hilft, die Furcht zu nehmen. Was hingegen gar nicht hilft, sind „rüpelhafte Fahrer“, wie Uwe Müller sie nennt. Sie sind die Art Autofahrer, die sich für die Größten halten und die Straßenverkehrsordnung (StVO) für nicht so wichtig. „Solche sehr selbstbewussten Fahrer fallen durch aggressives Fahren auf, zeigen gern, wie schnell ihre Autos fahren, missachten dabei die StVO und sind meistens Blinkmuffel“, fasst Detlef Zimmerling zusammen. Bei Fehlern fühlen sie sich im Recht. Sie sind die Lauten. Und erschweren als schlechte Vorbilder auch den Job der Fahrlehrer. Eher ängstliche Fahrer fielen im Straßenbild hingegen kaum auf. „Die halten sich eher an die StVO, was ja sehr gut ist.“ Man sieht es dennoch, wenn jemand sich hinter dem Lenkrad auch nach Jahren der Praxis nicht so recht wohlfühlt. „Ein typisches Bild sind Fahrer, die im Auto noch Jacke und Hut anhaben. Die können sich

Fahrlehrer Detlef Zimmerling und Redakteurin Juliane Groh im Fahrschulauto – Fahrten im Dunkeln gehören zu den unsicheren Situationen, die besonders geübt werden. Foto: Alexander Prautzsch

gar nicht frei bewegen“, findet Detlef Zimmerling. Sie sind langsamer unterwegs, geraten schnell unter Stress und sind mit der Situation überfordert. Wie Fahrschüler neigen sie zu spontanen Panikhandlungen. Und wie Fahrschüler können sie Stressmomente und ihre Reaktionen darauf trainieren. „Auffrischungsstunden haben in den letzten zehn Jahren stark

zugenommen, das ist inzwischen keine Seltenheit mehr“, stellt Uwe Müller fest. Wer kommt zu ihnen? „Oft sind es junge Eltern, die irgendwann den Führerschein gemacht haben, aber nie gefahren sind und sich nun wegen der Kinder ein Auto anschaffen wollen“, erklärt Detlef Zimmerling. „Männer kommen oft, wenn sie die Arbeitsstelle oder den Standort wechseln und mit dem Auto pendeln müssen“, sagt Uwe Müller. Solche Fahrer

Fahrlehrer Detlef Zimmerling erklärt in seinem Schulungsraum verschiedene Verkehrssituationen, bevor es dann mit ihm ins Auto und auf die Straße geht. Foto: Alexander Prautzsch

und Fahrerinnen üben meist gezielt Situationen, die sie im Straßenverkehr verunsichern – Einparken, Fahren im Dunkeln oder hohe Geschwindigkeit auf der Autobahn. Sein Kollege ergänzt: „Es sind viele Frauen dabei, die mitunter 30 Jahre nicht gefahren sind, weil das immer ihr Mann gemacht hat. Und nun ist er vielleicht krank und plötzlich müssen sie wieder ans Steuer. Sie kommen, um sich wieder ans Fahren zu gewöhnen, angefangen vom Schleifpunktfinden bis zur Frage, wie komme ich am besten um welche Kurve.“ Für jene, denen beim Gedanken ans Autofahren der Schweiß auf der Stirn steht, bieten Leipziger Fahrschulen besondere Ausbildungsmodelle. „Mobil ohne Angst“ heißt das Programm mit speziellen Strategien für Fahrer mit Ängsten. In der OnlineSuche unter www.fahrlehrerverband-sachsen.de finden Interessierte passende Fahrschulen, die ihnen beim (Wieder-)Einsteigen helfen. Dabei nicht vergessen: vorher Jacke und Hut ausziehen.


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