Dienstag, 10. März 2020
FAMILIE & GESUNDHEIT AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
Keine Angst vorm Hörgerät Die optimale Lösung bei Schwerhörigkeit gibt es nicht. Der Mensch hält sein Hör-Schicksal individuell in der Hand, sagt der 1. Leipziger Schwerhörigenbund im Interview. Seite 4
Vorsicht, Pubertät! Fettige Haare, schlechte Laune, Schweißgeruch. Eltern geraten in dieser Zeit oft mit ihrem Nachwuchs aneinander. Aber was passiert eigentlich im Körper, was in der Seele? Und wie geht man mit rebellierenden Teenagern um?
FOTOS: DENISISMAGILOV; PUBLICDOMAINPICTURES/ADOBE STOCK
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FAMILIE UND GESUNDHEIT AUS MEINER PRAXIS
Von Dr. Gerald Hofner
Übergewicht hängt auch mit der Psyche zusammen
A
ls übergewichtig gelten hierzulande 10 Prozent der Kinder, 3 Prozent als adipös. Übergewicht senkt nicht nur die Lebenserwartung, sondern kratzt auch kräftig am Selbstbewusstsein, gerade in einer Zeit, in der uns Instagram mit irrealen Traumfiguren überschwemmt. Übergewicht entsteht prinzipiell aus dem Missverhältnis von Kalorienaufnahme zu Kalorienverbrauch. Das ist physikalisch logisch. Aber warum kommt es bei manchen nun zu diesem Missverhältnis, bei anderen nicht? Hier kommt die Psyche ins Spiel. Ess- und Bewegungsverhalten sind massiv psychologisch beeinflusst. Ich will natürlich nicht von Diätoder Trainingsmaßnahmen abraten. Aber oft reicht dies alleine nicht, wenn psychologische Faktoren nicht berücksichtigt werden.
Dienstag, 10. März 2020
„Väter sollten sich mehr einmischen“ Sie gilt als die Problemzeit der Kindheit – und wird von Eltern entsprechend gefürchtet: Die Pubertät. Aber was passiert eigentlich im Körper, was in der Seele – und wie kann man den rebellierenden Teenagern begegnen? Antworten von Diplom-Psychologin Elisabet Raffauf
Abnehmen kann als Entfremdung vom Körper empfunden werden. Bekannt ist, dass phlegmatische oder depressive Persönlichkeiten leichter Gewicht zulegen, weil sie unbewusst weniger Energie verbrauchen. Und wer Frust schlecht abbauen kann, verliert oft den Antrieb zu Sport und Bewegung oder benötigt Schokolade oder dergleichen als Ausgleich. Ein weniger bekanntes Phänomen ist die stille Identifizierung mit dem Übergewicht. Viele Übergewichtige mögen über ihr Gewicht klagen, unbewusst kann ein Abnehmen aber als Entfremdung vom gewohnten Körper, als „Nacktheit“ oder „Schutzlosigkeit“ oder gar als Aggression gegen sich selbst empfunden werden. Grund genug, nicht abzunehmen. Und ein starker Motor für den Jo-Jo-Effekt. Wer also langfristig abnehmen will, kommt über die Mitbehandlung der Psyche nicht herum. Wer sich selbst gut kennt, mag es alleine schaffen. Wenn mehr dahintersteckt, das Übergewicht also die Folge einer echten psychologischen Störung ist, wird es fachliche Betreuung brauchen.
WAS OMA SCHON WUSSTE
Pickel, Stimmbruch, fettige Haare, schlechte Laune, Schweißgeruch – die Pubertät ist auf den ersten Blick vor allem mit Unannehmlichkeiten verbunden. Wozu ist sie eigentlich gut?
scheidung wider besseres Wissen gut. Für manche Eltern ist es aber entlastend, wenn sie sich sagen können: Nicht ich bin schuld, wenn alles schiefläuft. Nicht du bist schuld. Es ist der Umbau im Gehirn. Sie leiten auch Gruppen für Eltern pubertierender Kinder. Fühlen Eltern sich oft schuldig, weil in der Pubertät alles aus dem Ruder läuft? FOTOS: ADOBESTOCK.COM, PIXABAY;
FOTO: INA FUNK
Sie dient dazu, dass aus Kindern Erwachsene werden. Dabei rücken bestimmte Fragen in den Fokus: Wo ist mein Weg? Was ist anders an meinem Weg als an dem meiner Eltern? Wie schaffe ich es, mich abzulösen? Da gibt es auch Krach. Aber das muss so sein. Was passiert in der Pubertät im Gehirn? Viele Erwachsene würden den Jugendlichen ja am liebsten permanent das Schild „Wegen Umbau geschlossen“ auf die Stirn kleben.
Duftes Kissen gegen Reiseübelkeit Menthol, Menthon und Menthylacetat – die drei ätherischen Öle sind die Hauptbestandteile der Pfefferminze. Da diese eine ziemlich starke Heilwirkung besitzen, wird das würzige Kraut besonders gern bei Kopfschmerzen oder Unwohlsein eingesetzt. Pfefferminze wirkt unter anderem antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzstillend und beruhigend. Leiden Kinder auf Reisen unter Übelkeit, kann auch hier Pfefferminze lindernd wirken. Etwa in einem Duftkissen. Doch Vorsicht: Reines Pfefferminzöl darf nicht bei Babys, Kleinkindern und Menschen mit Asthma angewendet werden. Anleitung: Für den duftenden Reisebegleiter werden Pfefferminzblätter benötigt. Sie können frisch oder getrocknet sein. Diese werden in kleine Kissen gefüllt, die aus Stoffresten – etwa aus zwei 15 mal 15 Zentimeter großen Stücken – zusammengenäht werden können, dabei eine Seite zum Füllen offen lassen und nach dem Stopfen mit Pfefferminze zunähen. Anwendung: Das Duftkissen kann das Kind während der Fahrt in der Hand halten und bei Bedarf daran riechen. Tipp: Wer keine Zeit oder kein Talent zum Nähen hat, kann auch einen frischen Strauß Pfefferminze mit auf Reisen nehmen und dem Kind ab und an unter die Nase halten. Wer Lust hat, kann sogar einige Blätter knabbern. iff
ZAHLEN, BITTE!
13,3 Prozent der Deutschen nehmen mindestens einmal in der Woche Vitaminpräparate zu sich. Quelle: VuMA
Das Gehirn ist in dieser Zeit eine Großbaustelle. Es reift von hinten nach vorne, vom Kleinhirn zum Stirnlappen. Im vorderen Bereich des Gehirns, der viel später fertig wird, finden wir die Areale, die für Vernunft stehen. Das für Gefühle zuständige limbische System, der Mandelkern, wirkt in der Pubertät viel stärker und ist für manche Ent-
RND-MONTAGE
Info Dr. Gerald Hofner ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Er praktiziert in Neudrossenfeld in Oberfranken und bloggt unter derkinderarztblog.com.
Ich gebe viele Kurse im ländlichen Bereich. Da gibt es häufig Teilnehmer, die sagen im Ort gar nicht, dass sie zur Erziehungsberatungsstelle gehen. Sie glauben, sie sind als Eltern nicht gut genug, und zweifeln sehr an sich: „Ich kann nicht, was alle anderen können, nämlich ein Kind großziehen“, ist die Sorge. Ich habe auch manche Eltern aus dem pädagogischen Bereich, die sagen: „Bei allen anderen Jugendlichen klappt es, nur bei meinem eigenen Kind versage ich.“ Was sagen Sie ihnen?
Dass es vor allem wichtig ist, mit dem Heranwachsenden in Kontakt zu bleiben. Dass die Konflikte meist nichts mit ihnen zu tun haben. Das ist die Pubertät.
Suchtpotenzial: Pornos in der Pubertät Laut dem Internetportal Pornhub ist Deutschland im vergangenen Jahr auf Rang sechs beim Datenverkehr geklettert. Ein Nutzer aus Deutschland blieb demnach im Schnitt pro Besuch zehn Minuten und neun Sekunden auf der Seite – zwölf Sekunden mehr als im Vorjahr. Sexuelle Angebote werden größtenteils auf dem Smartphone, also mobil konsumiert. Angesichts eines steigenden Pornokonsums warnen Sexual- und Paartherapeuten wie die Münchnerin Heike Melzer vor Suchtgefahr, Überforderung und falschen Vorstellungen: Jugendliche sehen ihren Erfahrungen zufolge in der Pornoindustrie schon vor oder spätestens während der Pubertät „alles, was es auf diesem Planeten gibt oder in den Vorstellungen von findigen Produzenten existiert“. Dabei würden reale und virtuelle Welten
vermischt. „Und vor allem kann in den Comicpornoproduktionen alles dargestellt werden, was im realen Leben nicht vorstellbar ist: überzeichnete Gesichter, Brüste, Penisse, Sex mit Monstern und extrem jungen Darstellern.“ „Hentai“ lautet hier ein gängiges Suchwort, das pornografische Manga und Anime bezeichnet. „Wir wissen zuverlässig, dass Kinder, sobald sie ein Smartphone haben, unwillkürlich mit Pornos in Kontakt kommen. Und die Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die Pornos täglich schauen, ist beachtlich“, sagte Melzer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Süchte entstünden in der Pubertät, Pornos beeinflussen die Wünsche. „Und dies ist Grund zur Sorge“, mahnt die Therapeutin. „Die Pornoindustrie verbreitet das Märchen, dass Menschen Liebe und Trost hier suchen.
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Minuten verweilen Nutzer durchschnittlich auf dem Portal Pornhub.
Das erinnert mich an den MarlboroMann, der mit seiner Zigarette im Mund die Freiheit der Prärie sucht“, meint Melzer. Leider sei die Realität anders: „Sie endet in der Enge der Sucht, sexueller Funktionsstörungen und starker Verunsicherung in Bezug auf Sexualität und Beziehung.“ Ihre Praxis sei voll von Sex- und Pornoabhängigen oder Menschen mit sexuellen Funktionsstörungen. Zudem sei eine große Orientierungslosigkeit festzustellen. Dadurch steige auch die Zahl „Unberührter“, die schon alles gesehen, aber noch keine realen sexuellen Erfahrungen haben. Das seien laut Melzer „Menschen, die sich entkoppeln und wieder autark und frei Sexualität in der Beziehung erleben, ihre Sinnlichkeit erhalten wollen. Und die nach der Bedeutung fragen, die Sexualität hat.“
FAMILIE UND GESUNDHEIT
Dienstag, 10. März 2020
3 DAS FIT-PROGRAMM
Prägung geht durch den Magen Die ersten 1000 Tage entscheiden darüber, wie gesund ein Kind durchs Leben geht. In unserer Serie zeigen wir, welche Rezepte dabei helfen Mütter trifft die Rebellion oft am härtesten. Gerade war sie noch die heiß geliebte Mama, jetzt schleudert ihr das Kind Tag für Tag ein „Ich hasse dich“ entgegen. Warum?
Wie können Mütter damit umgehen?
Das Wichtigste und Allerschwerste: die Dinge nicht persönlich nehmen. Manche Eltern sind so verletzt, dass sie auch verletzen. Andere machen immer häufiger, was das Kind will. Aber Feindseligkeit erzeugt Feindseligkeit. Nachgiebigkeit erzeugt erhöhte Forderungen. Dabei ist der Job der Kinder: gucken, was geht. Der Job der Eltern ist: an manchen Stellen zeigen, was eben nicht geht. Was für eine Rolle spielen Väter in Pubertätskonflikten?
Es wäre gut, wenn sich Väter mehr einmischten. Papa, wie sehe ich aus? Wie findest du mein Kleid? Das wollen die Töchter vom Vater wissen. Jungen wollen wissen: Wie ist ein Mann? Das können sie sich idealerweise vom Vater abgucken. Wenn die Mutter in dieser Zeit einen Schritt zurückträte und der Vater einen Schritt vor, wäre das hilfreich. In der Pubertät ist der Hauptjob der Mütter getan. Stimmt es, dass die Pubertät immer früher beginnt?
Man sagt heute, dass die Pubertät im Schnitt zwei Jahre früher beginnt als noch etwa vor 35 Jahren. Es gibt Mädchen, die in der Grundschule ihre Periode, Jungen, die dann ihren ersten Samenerguss haben. Wann hört sie auf?
Wenn man es berechenbar machen will: Die Vorpubertät dauert von zehn bis zwölf, die Pubertät von zwölf bis 16, die Nachpubertät bis 18. Aber es gibt noch das, was man in den USA Emerging Adulthood nennt: aufsteigendes Erwachsenenalter. Das ist die Zeit, in der man noch nicht weiß, was man will. Aber keine Angst, das bedeutet nicht 15 Jahre Dauerstress. Viele sagen, ab 16 wird es besser, mit 18 ist man raus. Eine der Hauptklagen von Eltern heute betrifft mangelnden Respekt. Spießer, Zicke, Arschloch gehört in manchen Familien noch zu den harmlosen Beschimpfungen. Wie können Eltern dem begegnen?
Da muss man ganz klar sagen: Stopp. So reden wir nicht miteinan-
Rückzug, fiese Sprüche, genervte Blicke: In der Pubertät sind das aus psychologischer Sicht normale Verhaltensweisen. Eltern sollten deshalb versuchen, die Angriffe nicht persönlich zu nehmen oder bestimmte Verhaltensweisen zu erzwingen. FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAND/DPA
Lebe, liebe und sei schön: Schulnoten sind sekundär. Was für Pubertierende zählt, ist vor allem, wie man es anstellt, dass dieser oder jene einen toll findet. Eltern müssen das ebenso aushalten, wie auch mal richtig doof gefunden zu werden. FOTO: OLLY/STOCK.ADOBE.COM
Elisabeth Raffauf, geboren am 4. Juni 1960 in Essen, ist Diplom-Psychologin. Sie arbeitet in Köln in einer freien Praxis mit der. Wenn du das nicht ansen“ betitelt. Viele Eltern verJugendlichen und Erwachsenen und als Superders kannst, musst du den zweifeln aber darüber, dass visorin von Teams. 21 Jahre war sie an einer ErzieRaum verlassen. Wir trefJugendliche chillen, statt hungsberatungsstelle. Heute leitet sie freiberuflich fen uns in vier Stunden für die Schule zu lernen. Gruppen für Eltern von Jugendlichen und hält Vorträge. wieder. Das Falscheste Eltern haben vielleicht Für Fachkräfte leitet sie Fortbildungen unter anderem zu wäre zu sagen: So spreschon den Abschluss im den Themen „Pubertät“ und „Sexualerziehung“. Als Autochen die halt heute. Kopf, der Chancen für rin und Expertin im Studio ist sie unter anderem für den Studium oder Lehre WDR und die Kindernachrichtensendung „Logo“ tätig. Sie Warum prägt dieser bietet. Jugendliche inist Co-Autorin der Aufklärungsreihe „Herzfunk“, die seit Konflikt die heutige Elteressiert aber viel vielen Jahren im Kiraka, dem Kinderradio des WDR läuft. tern-Kind-Generation mehr, wie sie es anstelAktuelle Buchveröffentlichung: „Die tun nicht nichts, so? Großeltern oder Kinlen, dass diese und jene die liegen da und wachsen – Was in der Pubertät derlose können derart resihn oder sie toll findet. hilft.“ Patmos-Verlag, 192 Seiten, 18 Euro. jr pektlosen Umgang oft gar Das ist in der Pubertät nicht nachvollziehen. dran. Da gehen in der Regel Das hat viele Gründe. Resdie Schulnoten runter. pektlosigkeit ist gesellschaftsfähig geworden. Schauen Sie sich Was raten Sie? nur Sendungen wie „Germany’s Einen klaren Standpunkt beziehen Next Topmodel“ oder „Deutschund loslassen gleichzeitig. Also land sucht den Superstar“ an. Oder auch mal aushalten, richtig doof gemanche Rapper oder Influencer. funden zu werden. Auf keinen Fall Von denen gucken sich Jugendliche soll man ständig fragen: Hast du deidas ab. Wenn man so redet, ist man ne Hausaufgaben gemacht? Kannst cool. Dazu kommt: Jugendliche – du nicht endlich dein Handy ausmaund auch Erwachsene – schreiben chen? Das erzeugt nur Widerstand. sich heute viel häufiger NachrichOder Sätze wie: Ich kann auch ohne ten übers Handy. Wenn man Handy schlecht in der Schule sein. schreibt, sinkt die Respektschwelle. Eltern sind keine Ersatzlehrer. Und Man sieht ja nicht, wie der andere am Ende gilt der alte Satz: Das Gras verletzt ist. Über manches wurde wächst nicht schneller, wenn man früher außerdem einfach nicht disdran zieht. Es geht in der Schule um kutiert. Eigenmotivation. Die kann man nicht erzwingen. Sie haben Ihr jüngstes Buch „Die tun nicht nichts, die liegen da und wachInterview: Jutta Rinas
In der Pubertät ist der Hauptjob der Mütter getan.
Kartoffelbrei mit Zucchini
Dieses Gericht ist für alle Kinder ab fünf Monaten geeignet, lässt sich als Beilage aber auch ins Familienessen integrieren. So geht’s
Die Kartoffel schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Zucchini
Das wird gebraucht Für eine Portion 50 g mehligkochende Kartoffel 100 g Zucchini 15 g Hirse-Instantflocken 1 EL Rapsöl 2 EL Apfeldirektsaft
putzen, waschen und in grobe Stücke schneiden. Die Kartoffel in einem Topf mit sechs Esslöffeln Wasser circa fünf Minuten garen. Dann die Zucchini dazugeben und alles noch circa fünf Minuten garen. Zuletzt die Hirseflocken unterheben. Dann Öl und Apfelsaft hinzufügen und alles im Topf mit dem Pürierstab fein pürieren. ■ Variante: Statt Hirseflocken kön-
nen Sie auch zarte Hafer- oder Dinkelflocken verwenden und statt Zucchini zur gleichen Menge Knollensellerie oder Möhren greifen. Info Dr. Matthias Riedl: „Das Kochbuch der ersten 1000 Tage. So schenken Sie Ihrem Kind lebenslange Gesundheit“. Gräfe-und-Unzer-Verlag. 192 Seiten, 24 Euro.
Nervige Zeiten: Trotzphase, Wackelzahnpubertät, Pubertät Neben der Pubertät ist die sogenannte Trotzphase sicherlich die bei Eltern bekannteste Entwicklungsphase bei Kindern, die zum Teil mit erheblichem Stress für alle Beteiligten verbunden ist. Ähnlich wie später in der Pubertät stehen auch in der teilweise von erheblichen Wutattacken geprägten Trotzphase entgegen der Bezeichnung nicht Widerstand und Trotz, sondern die Ablösung und das Selbstständigwerden des Kindes im Vordergrund.
und ist dadurch gekennzeichnet, dass Kinder immer stärker versuchen, sich aus der Verschmelzung mit den Eltern (vor allem der
Experten setzen den Beginn der Trotzphase am Ende des zweiten Lebensjahres an. Sie dauert etwa bis zum vierten Lebensjahr –
Mutter) zu lösen. Trotzreaktionen tauchen allerdings auch schon bei sehr viel jüngeren Kindern auf. Der Zeitraum des Auftretens
Zwergenaufstand: Kleinkinder sind bei Entwicklungsschüben auch oftmals launisch. Wutattacken dienen dem Selbstständigwerden. FOTO: FOTOLIA
unterliegt relativ großen Schwankungen. Weniger bekannt, allerdings heiß diskutiert von Eltern ist die sogenannte Milchzahnpubertät, auch kleine Pubertät oder Wackelzahnpubertät genannt. Einfach ausgedrückt ist damit gemeint: Wenn die Zähne wackeln, wackelt auch die Seele … Die Wackelzahnpubertät beginnt um das fünfte Lebensjahr herum, häufig in dem Jahr vor der Einschulung also, das mit großen Umstellungen verbunden ist. Sie ist ebenfalls mit erheblichen Entwicklungssprüngen und Stimmungsschwankungen verbunden. jr
FOTO: GU-VERLAG
Mütter sind immer noch häufig näher dran am Kind. Das ändert sich langsam, aber in den meisten Familien ist es noch so. Töchter wollen eine andere Frau werden und sich von der Mutter abgrenzen. Manchmal werden sie sogar zur Konkurrenz. Plötzlich ist die Tochter die Attraktivere für Männer. Das ist der Lauf der Zeit, aber manchmal ist es nicht so einfach für Mütter, damit umzugehen. Jungen wollen auf keinen Fall als Muttersöhnchen gelten. Auch das gibt Reibung.
„Wieso liebt das eine Kind Currywurst und das andere Salat? Und weshalb wird das eine dick und bekommt Diabetes, während das andere gesund heranwächst und 100 Jahre alt wird?“, fragt Matthias Riedl zu Beginn von seinem „Kochbuch der ersten 1000 Tage“ – und spricht damit vielen Menschen aus der Seele. Die Antwort darauf ist nicht ganz neu, schließlich ist hinlänglich bekannt, dass eine ausgewogene und gute Ernährung neben Bewegung der Grundpfeiler eines langen und gesunden Lebens ist. Dass aber die frühkindliche Prägung durch die Eltern eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie ein Kind sich später ernährt, hat bisher niemand so einleuchtend auf den Punkt gebracht wie der Hamburger Mediziner. 1000 Tage – das sind ab der Geburt zweieinhalb Jahre, in denen Eltern die richtigen Weichen für die Zukunft ihres Nachwuchses stellen können, indem sie bewusst überlegen, was sie ihm auftischen. Dass damit keine Schon- oder Extrakost gemeint ist, beweisen die Rezepte, die wir in den kommenden Tagen an dieser Stelle veröffentlichen – und die garantiert der ganzen Familie schmecken, egal ob Klein oder Groß.
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FAMILIE UND GESUNDHEIT
Dienstag, 10. März 2020
„Für ein Hörgerät muss sich niemand mehr schämen“ Interview mit Mitgliedern des Leipziger Schwerhörigenbunds Von Stefan Michaelis
UMFRAGE
Leipzig. Die optimale Lösung bei
Schwerhörigkeit? Es gibt sie ebenso wenig wie den richtigen Weg in der Familie, das Thema zur Sprache zu bringen, wenn jemand plötzlich davon betroffen ist. Und bei all der Hörgerätetechnik, die heute in auffallend stark frequenten Online- und TV-Werbeblöcken den Betroffenen viel verspricht: Es ist der Mensch, der sein Hör-Schicksal selbst und individuell in der Hand hält. Das sagt der 1. Leipziger Schwerhörigenbund von 1913 in zum Teil sehr persönlichen Aussagen von der Vorsitzenden Beate Schwemmer (54), dem Stellvertreter Bernd Schleichert (65) und Heidrun Ruden (75), die sich um die Beratungsstelle kümmert. Wann und wie haben Sie bemerkt, dass Ihr Hörvermögen nicht nur nachlässt, sondern tatsächlich beschädigt ist?
Beate Schwemmer: Wenn man den Fernseher lauter stellen muss, die Klingel nicht mehr hört, oder man hört das Klopfen an der Tür nicht mehr – und man denkt immer, das sind die anderen, die zu leise reden. Meistens merkt man das nicht selber, sondern die Angehörigen. Heidrun Ruden: Ich bin schwerhörig geboren. Ich bin in diese Welt reingewachsen, ohne dass ich etwas als störend empfunden habe. Immer wenn ich gerufen wurde und ich habe nicht reagiert, hieß es: Sie ist verspielt oder verträumt. Man hat erst Jahre später gemerkt, dass da etwas nicht stimmt. Bernd Schleichert: Ich bin auch von Geburt an schwerhörig. Ich habe zum Beispiel Konsonanten nicht ausgesprochen, weil ich sie nicht gehört habe. In der Schule hat man sich darauf eingestellt.
Ich hatte bei dem Gedanken an Implantate Angst vor Stigmatisierung, bin aber froh, dass ich mich dafür entschieden habe. Beate Schwemmer Vorsitzende 1. Leipziger Schwerhörigenbund von 1913
Wann ist aus ihrer Erfahrung heraus der Punkt gekommen, an dem man sagt: Ich glaube, da ist was, ich muss mich darum kümmern?
Heidrun Ruden: Wenn ich merke, dass ich nicht mehr alles mitkriege, oder andere zu mir sagen: Du hörst nicht, du musst dich mal darum kümmern. Ich habe viele Leute bei mir in der Sprechstunde, die wollen das erst mal nicht wahrhaben. Bernd Schleichert: Die Selbsterkenntnis, dass es so nicht weitergeht, muss da sein. Und erst ein HNO-Arzt kann erkennen, was wirklich ist. Es kann ja etwas ganz anderes sein – zum Beispiel verstopfte Ohren. Schwerhörigkeit hat mit Alter nichts zu tun. Das kann auch Jugendliche betreffen, von Unfällen verursacht, eine Folge von Hörsturz, Hirnhautentzündung oder einem Zeckenbiss sein. Sind es meistens die anderen, die einen darauf hinweisen, dass man schlecht hört?
Bernd Schleichert: Ja, man merkt vor allem beim Zusammensein mit anderen, dass man nicht gut hört. Und dann gibt es zwei Gruppen: Die eine akzeptiert es und stellt sich darauf ein, die andere ignoriert es eher. Haben Sie aus Ihrer Erfahrung heraus festgestellt, dass sich eine Hörminderung auch auf andere Nereiche auswirkt? Was bewirkt es zum Beispiel bei ihren Emotionen?
Viele verlassen sich einfach auf die Technik, aber so funktioniert das nicht. Bernd Schleichert 2. Vorsitzender
Bernd Schleichert: Wer durch seine Hörbehinderung nicht mehr irgendwo teilnehmen kann, der schaltet ab, wenn er keine Kontakte mehr hat. Mir hat man gesagt: Die Schwerhörigkeit wird sich im Laufe des Lebens nicht mehr verändern. Aber was sich verändern würde, sind die gedanklichen Verarbeitungsmöglichkeiten. Heidrun Ruden: Schwerhörige haben die Situation, dass man manches nicht so schnell erfasst wie Hörende. Man braucht etwas länger, um es aufzunehmen. Das ist das Problem, dass man nicht mehr so schnell mitkommt.
Wie haben ihre Verwandten oder Bekannten es aufgenommen? Waren die genervt, haben sie es offen ausgesprochen?
Beate Schwemmer: Sie waren zunächst genervt, dass ich nicht mehr alles verstehe. Sie haben gedrängt, dass ich zum Ohrenarzt gehen solle. Als Hörgeräte nicht mehr ausreichten, hatte ich bei dem Gedanken an Implantate Angst vor Stigmatisierung, aber ich bin froh, dass ich mich dafür entschieden habe. Heidrun Ruden: Man muss auch selbst etwas dafür tun. Wenn jemand in der Beratung merkt, dass ich auch schwerhörig bin, dann guckt er. Viele jammern herum. Man muss das aber annehmen. Es ist eine Behinderung, wenn auch nichts wirklich Schlimmes. Manche sind beim Thema Hörgerät einfach eitel. Was war ihre erste Reaktion, als Ihnen bewusst wurde: Da muss etwas sein mit dem Hörvermögen, brauche ich ein Hörgerät?
Beate Schwemmer: Ich habe gedacht, ein Hörgerät ist nur etwas
für alte Leute. Und die ersten Hörgeräte waren ja so riesengroß, die sah man sofort bei Kurzhaarfrisuren. Bernd Schleichert: Wenn man von klein auf schwerhörig ist, ist man es gewohnt. Ich bin trotzdem mit den Nachbarskindern spielen gegangen, man ist nicht gemobbt worden. Gibt es so etwas wie Angst vorm Hörgerät, oder ist einem das Thema peinlich?
Beate Schwemmer: Wenn man als Kind eines benötigt, ist es normal. Ist man als junger Erwachsener betroffen, ist es natürlich anders. Aber jetzt gibt es ja Im-Ohr-Geräte oder bunte Ohrpass-Stücke. Jetzt muss sich wirklich niemand mehr schämen. Heidrun Ruden: Das Hörgerät war auf einmal ein Erfolgserlebnis. Ich war schon 50, da hörte ich zum ersten Mal Vögel. Das kannte ich ja gar nicht. Ich habe zum Beispiel die Sprache immer schlecht verstanden, aber ich konnte Musik hören.
IMPRESSUM „Familie & Gesundheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Björn Steigert, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: André Schönfeld
Mehr Infoszum Thema Familie & Gesundheit finden Sie unter gesundheit.rnd.de
Hier hört man Ihnen zu
Viele jammern, man muss das aber annehmen. Heidrun Ruden Beratungsstelle
Rat, Tat und – wer will – gemeinsame Aktivitäten mit ebenfalls Betroffenen: Der 1. Leipziger Schwerhörigenbund ist die Anlaufstelle in der Stadt für alles, was die Ohren betrifft. Auch die Tinnitus-Liga ist in der Villa Davignon (Begegnungszentrum Haus ohne Barrieren) vertreten. Das sind die Beratungszeiten und Aktivitäten:
Stadtverband der Hörgeschädigten Beratungszeiten: Mittwoch: 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr Donnerstag: 13 bis 15 Uhr
Schwerhörigenbund Ortsverein Leipzig Gruppentreffen oder andere Aktivitäten: Donnerstag: 14.30 bis 17 Uhr www.lsb-1913.de info@lsb-1913.de
Deutsche Tinnitus-Liga Beratungsbüro Leipzig Beratungszeiten: Jeder erste Donnerstag im Monat, 10 bis 12 Uhr Jeder zweite und vierte Dienstag im Monat, 16 bis 18 Uhr www.tinnitus-liga.de
Hörgeräte werden immer kleiner und attraktiver, dafür muss man sich nicht schämen. FOTOS: PETRA BLUME/ WWW.PIXABAY.COM, STEFAN MICHAELIS
Bernd Schleichert: Es war schön, dass man sich so weit wie möglich der Normalität annähern konnte. Wenn Sie feststellen: Ich sollte mich mit dem Thema Hörgerät beschäftigen, wie sind dann die ersten Schritte?
Bernd Schleichert: Man kann zum HNO-Arzt oder Akustiker gehen. Wenn der Akustiker sagt, da ist was, dann schickt er einen zum Arzt, der Arzt verweist an den Akustiker. Ein Arztbesuch ist aber zu empfehlen: Es gibt Dinge, die lassen sich unter Umständen operativ beheben. Bekannte von mir haben da mal eine Operation gehabt, die hören wieder fast normal. Heidrun Ruden: Ich würde unbedingt zuerst zum Arzt gehen, das ist für mich der erste Ansprechpartner. Man kann es auch schon seinem Hausarzt sagen, der empfiehlt dann meistens den Gang zum Ohrenarzt. Der macht ein Hörbild, und damit gehe ich zum Akustiker. Mitunter bekommt man auch gleich ein Rezept für ein Hörgerät. Der Hörgerätemarkt ist stark in Bewegung. Was halten Sie von neuen Systemen, die versprechen, kleiner zu sein, und die man zum Beispiel online bestellen kann?
Heidrun Ruden: Es ist viel Massenware unterwegs, die stark beworben wird, nicht nur im Internet. Dabei geht es aber erst mal um den Verkauf, nicht um die Person. Man sollte lieber zu einem Fachmann gehen, der berät wirklich individuell.
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Aktionstag am 20. März 2020
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