LVZ Familie & Gesundheit 2020 | Ausnahmezustand

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Donnerstag, 12. März 2020

FAMILIE & GESUNDHEIT AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Ausnahmezustand: Muss ein Kind ins Krankenhaus, ­ ist Fingerspitzengefühl gefragt. Was Bezugspersonen tun können, um ­die Ängste der kleinen Menschen zu lindern.

Wenn Schlaf krank macht Der Leipziger Schlafmediziner Dr. Thomas Heindl schaut anderen beim Schlafen zu. Was er dabei entdeckt. Seite 4

FOTOS: PHOTOGRAPHEE.EU/ADOBE STOCK, SIMONE LISS

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FAMILIE UND GESUNDHEIT AUS MEINER PRAXIS

Von Dr. Gerald Hofner

Aus Heuschnupfen kann Asthma werden

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ündigt sich der Frühling an, toben wieder die Baumpollen. Dann leiden die 20 Prozent der Menschen in Deutschland, die Pollenallergiker sind. Oft bleibt es aber nicht beim Heuschnupfen, es kann Bronchialasthma hinzukommen. Wie das zusammenhängt? Beide Erkrankungen gehören neben der Neurodermitis zu den sogenannten atopischen Erkrankungen. Diese sind durch genetische Faktoren begünstigt und frühkindlich, also wahrscheinlich schon vor der Geburt, geprägt. Das bedeutet, die Neigung zu diesen Erkrankungen ist später kaum mehr zu beeinflussen. Die Allergiesymptome sind dann „nur noch“ die spürbare Auswirkung. Über den Einfluss von schützenden Faktoren wurde bislang viel geforscht. So wurde etwa in der Bauernhofhypothe-

Nicht jeder Allergiker wird auch Asthmatiker. se festgestellt, dass Kinder, die frühkindlich regelmäßig tierischen Ausscheidungen ausgesetzt waren, seltener erkrankten. Nicht jeder Allergiker wird auch Asthmatiker. Aber etwa jeder Zweite hat zumindest vorübergehend auch asthmatische Symptome. Die frühere Vorstellung vom „Etagenwechsel“, das heißt, dass der Heuschnupfen von der Nase aus irgendwann zum Asthma in die Bronchien hinabsteigt, ist wissenschaftlich heute nicht mehr zu halten. Vielmehr muss die Veranlagung zu Asthma unabhängig von den Allergien betrachtet werden. Der zentrale Mechanismus ist die Überempfindlichkeit der Bronchien, die sich verengen,was wiederum zu anfallsartiger Atemnot führt. Auslöser der Symptome sind bei 90 Prozent der kindlichen Asthmatiker Allergien, meist gegen Hausstaubmilben oder eben Pollen. Neben der symptomorientierten Therapie zur Beschwerdelinderung bleibt als einzige Heilungsmöglichkeit bei Allergien die Immuntherapie, auch bekannt unter dem Begriff Hyposensibilisierung. Info Dr. Gerald Hofner ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Er praktiziert in Neudrossenfeld in Oberfranken und bloggt unter derkinderarztblog.com.

WAS OMA SCHON WUSSTE

Keine Angst vor der Klinik Muss ein Kind zur stationären Behandlung ins Krankenhaus, sollte es gut darauf vorbereitet sein, was dort passiert. Das beruhigt – auch die Eltern Von Angela Stoll

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ei es eine Hüftkrankheit, eine Augenfehlstellung oder chronisch entzündete Gaumenmandeln: Es kann viele Gründe geben, weshalb ein Kind stationär im Krankenhaus behandelt werden muss. Anders als bei akuten Erkrankungen, haben Eltern in solchen Fällen Zeit, sich mit dem anstehenden Aufenthalt auseinanderzusetzen und ihr Kind vorzubereiten. Manchmal sind sie damit aber überfordert, haben selbst Angst. Doch das sollten sie ihrem Kind nicht zeigen. „Kinder haben oft Angst vor dem Unbekannten“, gibt Sabrina Burschel, Bundesvorsitzende des Aktionskomitees Kind im Krankenhaus (AKIK), zu bedenken. „Sie sind von der Krankenhausumgebung häufig eingeschüchtert. Für sie ist alles neu, zudem haben sie es mit lauter fremden Menschen zu tun.“ Daher sei es wichtig, mit dem Kind darüber zu sprechen, was auf es zukommen könnte. Bereits kleine Kinder sind oft für ein Gespräch zugänglich, wenn man einfache Worte

Immer wieder gibt es Situationen, in denen Eltern sich fragen: Wie krank ist mein Kind? Braucht es ärztliche Hilfe? Eindeutige Kriterien dafür gibt es oft nicht. Im Zweifelsfall ist es immer besser, eine Arztpraxis zu kontaktieren. Hier ein paar Grundregeln: Je kleiner ein krankes Kind ist, desto schneller sollte man handeln. Bei Babys unter drei Monaten gilt schon eine Temperatur von 38 Grad Celsius als Fieber und ist ein Grund, sofort einen Arzt aufzusuchen. Dasselbe gilt, wenn ein junger Säugling zwar kein Fieber hat, aber andere Symptome, etwa: Teilnahmslosigkeit, eine ungewöhnliche Gesichtsfarbe, Trinkschwäche, wiederholtes Erbrechen, Durchfall.

Karottensuppe ist ein leckeres und natürliches Heilmittel bei Durchfall. Beim extra langen Kochen der Mohrrüben entstehen Pektine, winzige Zuckermoleküle. Diese ähneln den Rezeptoren an der Darmschleimhaut. Bakterien oder Viren docken an den Zuckermolekülen an und werden ausgeschieden. Möhren haben also eine magenschonende Wirkung. Die Heilwirkung der Rübe ist bereits seit zweitausend Jahren bekannt: Der griechische Arzt Dioskurides, der als Pionier der Pharmakologie gilt, hat bereits über die Nutzung der Karotte als Heilpflanze geschrieben. Die typische orange Farbe erhält die Karotte durch Carotinoide, zu denen gehört auch das Beta-Carotin. Der Körper kann es in Vitamin A umwandeln. Aber auch die enthaltenen Pektine wirken heilend. Diese sogenannten Mehrfachzucker quellen im Magen und im Darm, machen auf diese Weise satt und regen gleichzeitig das Verdauungssystem an. Anleitung: 500 Gramm Karotten schälen und in einem Liter Wasser für eineinhalb Stunden einkochen. Je länger das Gemüse kocht, desto mehr Pektine werden freigesetzt. Abschließend werden die gekochten Möhren zu einer Suppe püriert. Die Masse wird dann erneut mit heißem Wasser zu einem Liter Suppe aufgefüllt und mit 3 Gramm Salz gewürzt. iff

ZAHLEN, BITTE!

51,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland essen mindestens eine, aber weniger als drei Portionen Obst am Tag. Quelle: Robert-Koch-Institut

Bei größeren Babys und Kleinkindern sollten die Eltern einen Arzt einschalten, wenn das ■

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wählt. Ansonsten können ihnen Bilderbücher oder Spiele mit dem Arztkoffer helfen, sich auf das Thema einzustellen. Zu einem floskelhaften „Das tut nicht weh“ sollten sich Erziehungsberechtigte nicht hinreißen lassen, wenn das Kind wahrscheinlich Schmerzen haben wird. „Sehr oft beobachten wir, dass Eltern zu Verharmlosungen neigen, um das Kind zu schützen. Wenn die Behandlung doch weh tut, kann das zu einem Vertrauensbruch führen. Manchmal bekommen Ärzte dann nur schwer Zugang zum Kind“, berichtet Burschel. In schwierigen Situationen – etwa vor riskanten Eingriffen – können sich Eltern auch von einem Klinikpsychologen beraten lassen, wie sie am besten mit ihrem Kind sprechen.

Jahre alt muss ein Jugendlicher mindestens sein, um bei einer medizinischen Entscheidung seine Eltern zu überstimmen.

Rooming-In sorgt für Geborgenheit

Während des Aufenthalts ist wichtig, dass die kleinen Patienten viel Unterstützung von ihren Bezugspersonen bekommen. Dr. Beatrix Schmidt, Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tem-

Wann muss das Kind zum Arzt?

Karottensüppchen gegen Durchfall

Donnerstag, 12. März 2020

Fieber länger als 24 Stunden anhält. Bei Kindern ab zwei Jahren gilt das, wenn sie länger als drei Tage fiebern. Außerdem steht ein Arztbesuch auch dann an, wenn das Fieber trotz fiebersenkender Maßnahmen nicht zurückgeht oder weitere Krankheitszeichen hinzukommen (z.B. Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Hautausschlag, Atemnot, schlechter Allgemeinzustand). Bei rasch ansteigendem Fieber können kleine Kinder einen Fieberkrampf bekommen. Dabei verlieren sie das Bewusstsein, spannen den Körper an, beginnen zu zucken, oder werden schlaff. Hat ein Kind erstmals solche Symptome, sollten Eltern den Notarzt (112) rufen. In der Regel ist der Krampf allerdings harmlos.

Fieber folgende Begleitsymptome: starke Kopfschmerzen, ein steifer Nacken, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen, Benommenheit, rötliche oder bläuliche Flecken auf der Haut, die nicht verblassen, wenn man ein Trinkglas darauf drückt. Diese Symptome deuten auf eine Meningitis (Hirnhautentzündung) hin. Bei Verdacht Notarzt rufen oder ins Krankenhaus fahren!

Verharmlosung kann zu einem Vertrauensbruch führen. Sabrina Burschel, Vorsitzende des Aktionskomitees Kind im Krankenhaus

Alarmierend sind bei

Möglichst viel Besuch und Zuwendung sind für junge Patienten enorm wichtig. FOTO: WAVEBREAKMEDIAMICRO/STOCK.ADOBE.COM

pelhof, erklärt: „Bei Kindern bis neun Jahren sollte auf jeden Fall ein Elternteil mitaufgenommen werden. Auch bei älteren Kindern kann das notwendig sein, etwa dann, wenn sie extrem ängstlich oder schwer krank sind.“ Die meisten gesetzlichen Krankenkassen kommen bei Kindern bis zum achten oder neunten Lebensjahr für die Kosten des Rooming-Ins auf – bei älteren Kindern auch dann, wenn der Arzt es für nötig hält. Sicherheitshalber sollte man sich aber vorab bei der Kasse informieren. Nimmt ein Elternteil unbezahlten Urlaub, um beim Kind zu bleiben, kann es sich den Verdienstausfall in vielen Fällen von der Kasse erstatten lassen. Hat die Familie weitere Kinder, hat sie unter Umständen Anspruch auf eine Haushaltshilfe. Wurden die jungen Patienten allein aufgenommen, sollten sie möglichst viel und lange Besuch von ihrer Familie bekommen, rät die Ärztin. Manchmal ist es für Eltern schwierig, oft in die Klinik zu kommen – etwa, weil sie lange Anfahrtszeiten haben. Daher gibt es in vielen Kinderkrankenhäusern einen Besuchsdienst, bei dem Ehrenamtliche sich um die Kinder kümmern.

Welche Nummern gelten im Notfall? Damit weniger Patienten in oft überfüllte Notaufnahmen gehen, obwohl sie auch von einem Hausarzt behandelt werden könnten, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im vergangenen Jahr einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Er will die Nummern 112 und 116 117 zusammenschalten – und damit würden Mitarbeiter einer Notfallleitstelle einschätzen, ob ein Patient in die Notaufnahme muss oder nicht. Noch ist dies aber nicht so. Wie können Betroffene derzeit außerhalb der Praxisöffnungszeiten von Hausund Fachärzten medizinische Hilfe erhalten? Neben der Notrufnummer 112 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 in solchen Fällen bundesweit kostenlos über Handy und Festnetz erreichbar. In einigen Regionen gibt es auch einen kinderärztlichen oder

einen augenärztlichen Bereitschaftsdienst. Darüber informiert man sich im Zweifelsfall ebenfalls über die 116 117. Machen einem nachts oder am Wochenende starke Zahnschmerzen zu schaffen, wenden sich Patienten besser an den zahnärztlichen Bereitschaftsdienst. Bei Kindern kann es auch vorkommen, dass sie versehentlich Putzmittel trinken oder Medikamente schlucken. Dann bieten Giftnotrufe rund um die Uhr telefonische Hilfe an. Als Faustregel gilt: Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen sollten die 112 anrufen oder eine Notaufnahme aufsuchen. Dazu zählen schwere Verletzungen, Atemnot oder heftige Brust- oder Herzschmerzen, wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Webseite erklärt. Unter der kostenlosen Telefon-

112 ist bei lebensbedrohlichen Erkrankungen die richtige Nummer. Ansonsten gibt es Hilfe unter 116 117.

nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 erhält man beispielsweise Adressen für die nächste geöffnete Bereitschaftspraxis oder Hausärzte, die vorbeikommen. Ist das Leiden weniger akut, gibt es manchmal den Rat, am nächsten Tag zum Hausarzt zu gehen – oder einfach nur etwas im Bett zu bleiben und sich auszukurieren. Oft würden Leute einfache Mittel, die unsere Großeltern noch kannten, nicht mehr kennen, sagt Sprecher Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesversicherung, die den ärztlichen Bereitschaftsdienst organisiert. Unter der Nummer gibt es im Zweifel auch Tipps zur Soforthilfe bei kleineren Beschwerden. Geht man wegen einer Bagatelle zur Notfallambulanz, muss man gewöhnlich lange warten – oder auch damit rechnen, nach Hause geschickt zu werden.


FAMILIE UND GESUNDHEIT

Donnerstag, 12. März 2020

3 DAS FIT-PROGRAMM

Knuspriger Küchenzauber

Wie geht’s? Sind Kinder ernsthaft krank, sollten sie in Arztgespräche mit eingebunden und über Behandlungspläne aufgeklärt werden. Das schafft Vertrauen und nimmt Ängste. FOTO: LSTOCKSTUDIO/STOCK.ADOBE.COM

Hähnchenkeulen mit selbst gemachten Süßkartoffelpommes sind gesund und schmecken der ganzen Familie Pommes, Hähnchenschenkel, Mayonnaise – heutzutage gibt es all das wie selbstverständlich fertig zu kaufen. Dass es aber einen immensen Geschmacks- und Qualitätsunterschied macht, wenn man dieses beliebte Kinderessen selbst zubereitet, steht außer Frage. Eltern, die aus Mangel an Zeit trotzdem lieber zur Convinient-Variante greifen, sei noch einmal kurz in Erinnerung gerufen: Die frühkindliche Ernährung beeinflusst die Genaktivität – und damit langfristig die Gesundheit des Nachwuchses. Einmal mehr zum Kochtopf zu greifen, kann sich also lohnen.

Das wird gebraucht Für 1 Kind und 1 Erwachsenen 2 große Hähnchenkeulen (ersatzweise 4 kleine Unterkeulen) 4 EL Rapsöl 1 gestr. TL edelsüßes Paprikapulver Salz, Pfeffer 250 g Süßkartoffeln 1,5 EL Kartoffelmehl 250 g Kirschtomaten 1 Frühlingszwiebel 1 EL Aceto Balsamico 2 leicht gehäufte EL Mayonnaise

So geht’s

Recht auf Information einfordern

Auf Arztgespräche sollten sich Eltern gut vorbereiten und ihre Fragen im Vorfeld am besten notieren. In der Regel sind die Kinder bei den Gesprächen dabei. „Ich spreche sie immer als Erste an, wenn ich ins Zimmer komme. Schließlich sind sie die Hauptpersonen“, betont Schmidt. Allerdings kann es auch Situationen geben, in denen sie mit den Eltern zuerst allein spricht – etwa bei schwerwiegenden Diagnosen. „In solchen Fällen mache ich einen weiteren Termin aus, bei denen auch das Kind dabei ist“, sagt sie. „Kinder müssen mit eingebunden werden.“ Mit fortschreitendem Alter hat die Meinung der Minderjährigen immer mehr Gewicht. Das kann dann schwierig werden, wenn

Kinder müssen bei Arztgesprächen mit eingebunden werden. Dr. Beatrix Schmidt, Leiterin der Klinik für Kinderund Jugendmedizin am St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof

sich Eltern und Kind uneins sind. „Wer über 16 Jahre alt ist, darf gegen seine Eltern entscheiden“, sagt Schmidt. „Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren kommt es auf die Reife des Jugendlichen an.“ Häufig leiden Patienten und ihre Angehörigen im Krankenhaus darunter, dass sie wenig erfahren. Für Eltern kranker Kinder kann das eine nervliche Zerreißprobe bedeuten, insbesondere dann, wenn das Kind ständig nachbohrt: „Wann darf ich nach Hause?“ Ein Patentrezept für solche Situationen gibt es nicht. „Ich würde Eltern dazu ermutigen, das Recht auf Information einzufordern“, sagt Burschel vom AKIK. „Wichtig ist aber, dabei Ruhe zu bewahren.“ Dadurch, dass man gestresste Krankenschwestern beschimpfe, sei niemandem gedient. Medizinerin Schmidt äußert sich ähnlich: „Oft warten aufgelöste Eltern auf den Arzt und erwarten sofort Auskunft, obwohl er gerade gar keine Zeit hat. Da ist es besser, einen Termin auszumachen.“ Strenge Handhygiene ist unerlässlich gegen Keime

Abgesehen davon, fürchten sich Eltern, bei deren Kind eine stationäre

Behandlung ansteht, häufig vor multiresistenten Keimen, bei denen die üblichen Antibiotika nicht wirken. Das kann dann bedrohlich werden, wenn derlei Bakterien in eine frisch operierte Wunde gelangen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entwickeln in Deutschland etwa 500 000 Menschen pro Jahr Krankenhausinfektionen, von denen etwa 30 000 von multiresistenten Erregern ausgelöst werden. „Einen hundertprozentigen Schutz vor diesen Erregern gibt es nicht“, sagt Schmidt. „Wenn wir wissen, dass ein Kind besiedelt ist, dann isolieren wir es.“ So wird bei Frühchen, die wegen ihres schwachen Immunsystems besonders gefährdet sind, ein Abstrich genommen. Ansonsten lautet die wesentliche Vorsichtsmaßnahme: strenge Handhygiene! Alle Besucher sollten sich beim Betreten und Verlassen des Krankenhauses gründlich die Hände desinfizieren. „Wichtig ist, keinen Schmuck an Händen oder Unterarmen zu tragen“, betont die Kinderärztin. Am besten lässt man Ringe, Armbanduhren und Co. gleich daheim: Daran sitzen häufig Keime, die man unbemerkt in die Klinik einschleppt.

mischen. Zum Servieren Keulen und Pommes aus dem Ofen nehmen und auf Teller verteilen, den Salat und die Mayonnaise dazu reichen. ■ Tipp:

Für selbst gemachte Mayo zwei sehr frische Bio-Eigelbe (M) und einen Teelöffel milden Senf mit einem Schneebesen kurz verrühren. 150 Milliliter Rapsöl tröpfchenweise einrühren, bis sich Öl und Eigelb zu einer glatten Creme verbunden haben. Zuletzt einen Esslöffel Zitronensaft unterrühren und die Mayonnaise mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker abschmecken. Bis zum Verzehr kühl stellen! Info Dr. Matthias Riedl: „Das Kochbuch der ersten 1000 Tage. So schenken Sie Ihrem Kind lebenslange Gesundheit“. GU-Verlag, 192 Seiten, 24 Euro.

FOTO: GU-VERLAG

Krankenhauszimmer wirken oft steril. Vertraute Dinge wie ein Kuscheltier, die Lieblingsdecke und Spielsachen helfen Kindern, sich an die Umgebung zu gewöhnen. Optimal ist es, wenn sich gleichaltrige Patienten ein Zimmer teilen: „Manchmal bilden sich da richtige Allianzen“, sagt Kinder- und Jugendärztin Schmidt.

Den Backofen auf 180 Grad (Umluft) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die Keulen waschen und trocken tupfen. Einen Esslöffel Öl, einen halben Teelöffel Paprikapulver, Salz und Pfeffer verrühren und die Keulen damit rundum bestreichen. In eine Auflaufform setzen und im Ofen (Mitte) circa 50 Minuten garen. Dabei in den letzten fünf Minuten der Garzeit die Backofentemperatur auf 200 Grad erhöhen, damit die Keulen knusprig werden. Inzwischen die Süßkartoffeln schälen, streifig schneiden, waschen und trocken tupfen. Mit Kartoffelmehl bestäuben, zwei Esslöffel Öl dazugeben und alles mit übrigem Paprikapulver und Salz würzen. Süßkartoffeln nach circa 30 Minuten Garzeit neben den Keulen auf dem Blech verteilen und im Ofen (Mitte) circa 20 Minuten mitgaren. Währenddessen die Tomaten waschen und vierteln. Die Frühlingszwiebel putzen, waschen und in Ringe schneiden. Beides mit übrigem Esslöffel Öl, Essig, einem Esslöffel Wasser, Salz und Pfeffer

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FAMILIE UND GESUNDHEIT

Donnerstag, 12. März 2020

Mit der Brotbüchse im Bett Wenn die Nacht zum Tag wird: Wie Atemaussetzer den Körper dauerhaft stressen und was man dagegen tun kann.

Von Simone Liss Diese beiden Leistungskurven aus einer Polygrafie verheißen nichts Gutes: Oberflächlicher Schlaf, verminderte Atemtiefe, schlechte Sauerstoffsättigung deuten auf eine ineffiziente Nachtruhe hin, deren Ursache höchstwahrscheinlich eine obstruktive Schlafapnoe ist.

Leipzig. Thomas Heindl hat einen

Traumjob. Der Leipziger Arzt schaut anderen Menschen bei der Nachtruhe zu. Nicht persönlich, sondern via Digitalrekorder. Der nächtliche Detektiv registriert unter anderem Schlafzeit, Puls, die Luftströme an der Nase, Körperlage, Atmungsbewegungen, Sauerstoffsättigung, Schnarchgeräusche, Wachphasen, Atemaussetzer. Das Ganze nennt sich Polygrafie und gilt als Vorstufe der Schlaflabor-Diagnostik (Polysomnografie). Pneumologen und einige HNO-Ärzte bieten diese ambulante Kassenleistung an. Was der Digitalrekorder ausspuckt, ist für Dr. Thomas Heindl eine Offenbarung: „Menschen, deren Atemwege während des Schlafs mehrfach blockieren, schnarchen meist sehr laut. Sie haben zyklisch eine flache Atmung (Hypopnoe) und/oder Atemaussetzer (Apnoen), die länger als zehn Sekunden dauern. Ob ein Schnarchen harmlos, was häufiger vorkommt, oder

QUELLE: BEFUND-AUSSCHNITT DR. THOMAS HEINDL

krankhaft ist – das lässt sich mit der Polygraphie-Untersuchung differenzieren. Schlafapnoe: Unterkiefer und Zunge blockieren Luftstrom

Von einer obstruktiven Schlaf­apnoe spricht man dann, wenn während des Schlafes die Muskulatur in den oberen Atemwegen des mittleren oder unteren Rachenbereichs erschlafft und/oder bei geöffneten Mund Unterkiefer und Zunge nach hinten fallen und den Luftstrom blockieren, wodurch beim Ein- und Ausatmen laute Schnarchgeräusche entstehen können. Durch diese ­Atmungsstörung wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Damit es während eines nächtlichem Sauerstoffmangels nicht zum Erstickungstod kommt, schlägt das Atemzentrum im Gehirn Alarm und löst einen Weckreiz aus: Man wacht kurz auf, meist ohne es zu merken. Dadurch wird der Schlafrhythmus unterbrochen. Das Fatale: Die Nebennieren schütten Adrenalin aus, das Herz

schlägt schneller, der Blutdruck und der Pegel des Stresshormons Cortisol steigen. Der Körper befindet sich in einer Art Alarmzustand. Er wittert Gefahr und reagiert entsprechend mit An- statt Entspannung.

Nicht die Länge des Schlafes ist wichtig, sondern die Tiefe. Dr. Thomas Heindl Pneumologe & Schlafexperte

Diese kurzen Aufweckreaktionen werden auch „Arousals“ genannt. „Wenn diese in einer Nacht wiederholt auftreten, verhindern sie, in den Tiefschlaf zu fallen, der die Nachtruhe erst erholsam macht.

Denn nicht die Länge des Schlafes ist wichtig, sondern die Tiefe. Wir profitieren nur vom Tief- und Traumschlaf – auch REM-Schlaf genannt – , der unseren Körper regeneriert und unsere mentale Festplatte, unser Gehirn, defragmentiert“, sagt der Schlafexperte. Da Betroffene von Schlafapnoe kaum in diese Erholungsphase kommen, leiden sie nicht selten unter Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen bis hin zu Depressionen oder sogar Impotenz. Der längste Atemaussetzer: eine Minute, 15 Sekunden

Henning Schulz* kennt diesen Teufelskreis. 55 Atemstillstände pro Stunde, im Schnitt jeweils für 25 Sekunden – ein Untersuchungsergebnis, das den Leipziger alarmiert hat. „Der längste Aussetzer: eine Minute, 15 Sekunden . Eigentlich sollte die Sauerstoff-Sättigung über 90 Prozent liegen – bei mir waren es 82 Prozent. Auch meine Schlafqualität war besorgniserregend. 20 Prozent Tiefschlaf gelten als erholsam.

Der Wert lag bei mir bei knapp vier ­Prozent. Mit entsprechendem Ergebnis. Ich war tagsüber müde und antriebslos“, erinnert sich der 47-Jährige, der seit acht Jahren in schlafmedizinischer Behandlung ist. Die Wahrscheinlichkeit, an einer ob­struktiven Schlafapnoe zu erkranken, nimmt ab dem 40. Lebensjahr stetig zu. „Schätzungen zufolge haben ­etwa fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen eine ob­struktive Schlafapnoe“, sagt Thomas Heindl, der von Haus aus ­Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie ist. Neben starkem Übergewicht spielen mitunter auch anatomische Besonderheiten im Mund- und Rachenraum eine Rolle. Dazu gehören vergrößerte Zunge oder Mandeln, ein tief liegender Gaumen, ein vergrößertes Zäpfchen, ein zurückliegendes Kinn oder eine angeborene Fehlbildung des Rachenraums. „Reine Nasenatmungsbehinderungen sind in den meisten Fällen nicht die alleinige Ursache.“

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Gesunder Schlaf dank individueller Matratze

Bei SCHLAFOPTIMAL findet der Liege-Simulator die perfekte Unterlage für den Körper

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ie man sich bettet, so wacht man morgens auf. Viele Menschen quälen sich jedoch mit Verspannungen oder anderen Problemen. Das muss nicht sein, sagt der zertifizierte Schlafberater Jörg Kliesow. In seinem Zentrum für körpergerechte Matratzen-Anpassung SchlafOptimal in Leipzig verhilft er ihnen zur optimalen Matratze. SchlafOptimal ist wie eine Orthopädiewerkstatt für Schlafsysteme. So wie ein Sportler heute die Möglichkeit hat, in spezialisierten Geschäften mithilfe von Computertechnik den optimalen Laufschuh zu finden, bekom-

men Kunden hier die optimale Matratze. Beim Schuh wie beim Schlaf geht es vor allem um Druckpunkte. SchlafOptimal orientiert sich ausschließlich am Körper des Kunden, der Maßstab für die Matratze ist. Bei einem Matratzentest am Liege-Simulator – der in Leipzig kostenfrei angeboten wird – werden wichtige Körpermessdaten erfasst. Das Ergebnis ist am Ende ein Bett, das den Körper in jeder Lage optimal stützt, individuellen Veränderungen leicht angepasst werden kann und so für lange Zeit gesunden und erholsamen Schlaf bietet.

Auf Wunsch kann man sich nun seine perfekt körpergerechte Matratze, das passende Kopfkissen und den Lattenrost anfertigen lassen. Die Preise gleichen laut SchlafOptimal herkömmlichen, qualitativ hochwertigen Bettsystemen. Das Besondere an den Matratzen ist die ProSchlafStempel-Technologie. Dabei ist die Matratze nicht mehr in einem Stück gefertigt, sondern besteht aus 24 eng aneinander gereihten „Stützstempeln“. Mit ihnen kann jede Zone der Matratze präzise und individuell gestaltet werden, sodass sie zu den körperlichen Gegeben-

heiten und Schlafgewohnheiten ihres Benutzers passt. Jeder einzelne Stempel lässt sich mit wenigen Handgriffen austauschen. Die Methode wurde vom Institut ProSchlaf in Salzburg entwickelt und mit dem Innovationspreis des Landes Salzburg ausgezeichnet. Jörg Kliesow arbeitet eng mit Medizinern und Schlafforschern des Institutes zusammen. So fließen in seine kompetente Kundenberatung immer die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung ein. Das Material der Matratze wurde in Österreich entwickelt: EMCKaltschaum. Der

Schaum hat eine optimale Luftdurchströmung und ist lange belastbar. Alternativ bietet die Individualmatratzen-Technologie auch den Einsatz anderer Materialien wie Taschenfederkern, Visco, Gel, Luft oder Naturlatex an.

DIE EXPERTEN VOR ORT: Am Liegesimulator werden Kunden exakt Fotos: André Kempner vermessen.

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Jörg Kliesow ist neuer Inhaber für SchlafOptimal Staffelstabübergabe bei SchlafOptimal. Seit 1. Januar 2020 führt Jörg Kliesow die Geschicke des Matratzengeschäftes im Grafischen Viertel in Leipzig. Der gebürtige Kieler ist studierter Medizintechniker. Lange Zeit hat er Schlaflabore in der ganzen Bundesrepublik beraten und mit modernstem Equipment für gesunden Schlaf ausgestattet. Vor drei Jahren hat Jörg Kliesow seinen privaten Lebensmittelpunkt in die Nähe von Bitterfeld verlagert. Nun will der 48-

jährige Schlaffachmann auch beruflich in der Region Fuß fassen. „Es ist ein glücklicher Umstand, ein so professionelles und erfolgreiches Unternehmen wie SchlafOptimal zu übernehmen. Hier steht gesunder Schlaf im Mittelpunkt“, so Jörg Kliesow.

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FAMILIE UND GESUNDHEIT

Donnerstag, 12. März 2020

FIT IM ALTER

Auch die Rückenlage im Schlaf kann Schnarchen und Atmungsstörungen begünstigen. Vor allem in Verbindung mit Übergewicht, bei einem Body-Maß-Index größer als 25. Auch Alkoholkonsum, Völlerei oder warme Mahlzeiten am Abend sowie einige Medikamente können die Atemmuskulatur erschlaffen lassen und dadurch eine Schlafapnoe verstärken“, sagt Dr. Thomas Heindl. Für Schnarcher in Rückenlage hat er ein probates Mittel: „Ich empfehle meinen Patienten für drei Monate das Tragen einer Rückenlagevermeidungsweste. Sie verhindert durch einen eingenähten Keil im Rückenteil wirkungsvoll die Rückenlage und beugt so Luftnot vor. Eine preisgünstige Alternative ist, sich eine Alu-Brotbüchse, einen Tennisball oder Blumensteckmasse ins T-Shirt einnähen zu lassen. Das ist leicht anzufertigen und bietet ebenfalls eine gute Trainingswirkung.“ Wichtiger sei aber: runter mit dem Gewicht.

Auf Spurensuche ­ in Pegau Heimatforscher Tylo Peter hält sich geistig fit Über Langeweile kann sich Tylo Peter nicht beschweren. Auch mit 80 Jahren hat der Heimatforscher aus Pegau alle Hände voll zu tun. Aktuell stehen mehrere Projekte an: „Da ist zum einen ein Büchlein über Pegaus neuere Stadtteile und zum anderen eine Festschrift zum Jubiläum von Pegaus 925-jährigem Bestehen“, so der Rentner. Das wandelnde Lexikon

Mögliche Folge: Unfreiwilliger Sekundenschlaf

Der Leipziger Schlafexperte Dr. Thomas Heindl erklärt am Monitor die Maskentherapie.

Der Handlungsdruck ist groß, wenn der Leidensdruck zunimmt. Denn wer schlecht schläft, fühlt sich tagsüber oft müde und „wie gerädert“. Viele Menschen fallen dann auch unfreiwillig in einen sogenannten Sekundenschlaf. Das passiert vor allem bei sitzenden Tätigkeiten und in ruhigen, eher passiven Situationen, zum Beispiel bei Meetings, während eines Konzertbesuchs, beim Lesen oder vor dem Fernseher. Gefährlich wird es, wenn man am Steuer eines Autos einnickt. Zu wenig Schlaf kann zudem zu Konzen­trations- und Gedächtnisstörungen und zur Schwächung der Abwehrkräfte führen. „Die meisten meiner Patienten werden von ihren Partnern oder ehemaligen Bettnachbarn, denen sie im Krankenhaus oder bei der Kur begegnet sind, zu mir geschickt. Eine Schlafapnoe ­belastet alle Beteiligten, wenn das laute Schnarchen den Schlaf stört und auch sie tagsüber müde und gereizt sind. Zudem können die Atemaussetzer beängstigend wirken“, sagt der Spezialist. Die vermehrte Tagesschläfrigkeit ist auch mit einer deutlich erhöhten Unfallgefahr verbunden. Bei Patienten mit einer obstruktiven

Schlafapnoe finden sich etwa siebenmal häufiger Autounfälle als in der Normalbevölkerung. Unfälle durch Einschlafen am Steuer treten häufig in den frühen Morgen- oder Nachmittagsstunden auf. Autobahnunfälle, Unfälle mit schweren Körperverletzungen oder Todes­folge sind typisch für Einschlafepisoden am Steuer. Auch die Unfallgefahr am Arbeitsplatz ist auf das Doppelte erhöht. Berufskraftfahrer sind deshalb von Gesetzes wegen verpflichtet, sich behandeln und regelmäßig kontrollieren zu lassen. Die wirksamste Behandlung einer schweren Schlafapnoe ist die sogenannte CPAP-Therapie. CPAP steht für „continuous positive airway pressure“ (kontinuierlicher Atemwegsüberdruck). Bei dieser Behandlung wird nachts mit einem leichten Überdruck Raumluft in die Luftwege gepumpt. „Die Betroffenen tragen während des Schlafs eine Maske, die an ein Atemgerät angeschlossen ist. Der leichte Überdruck hält die oberen Luftwege offen. Unter der täglichen Anwendung des Gerätes verschwinden

Fragebogen zur Tagesschläfrigkeit: Er dokumentiert, in welchen Situationen Betroffene besonders müde sind. QUELLE: PRAXIS DR. THOMAS HEINDL

Die Folgen des Schlafmangels Schlafmangel erhöht das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen. Wie es dazu kommt, ist noch weitgehend unbekannt. Jetzt haben amerikanische Forscher herausgefunden, dass sich bei chronischen Schlafstörungen die Entwicklung einer Arteriosklerose bei Mäusen beschleunigt. Durch die verringerte Schlafdauer sank die Produktion des Hormons Hypocretin im Gehirn. Das verstärkte die Freisetzung eines Botenstoffs im Knochenmark, wodurch dort vermehrt weiße Blutkörperchen gebildet wurden. Diese hefteten sich dann an den Wänden der Blutgefäße an und bewirkten weitere Ablagerungen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature“.

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Schlafmangel macht uns empfindlicher für Schmerzen. Das haben USForscher der University of California in Berkeley in einer Studie gezeigt. Die Haut reagiert nach einer schlaflosen Nacht sensibler auf Temperaturen. Was gestern noch erträglich war, tut auf einmal weh. Durch den Schlafmangel kommt im Gehirn die Verarbeitung von Schmerzsignalen durcheinander. Bei Menschen, die schlecht schlafen, bleibt der Blutdruck nachts zu hoch und senkt sich nicht ab. Bei Schlafmangel bleibt zudem die Herzfrequenz bei rund 80 Schlägen pro Minute, statt auf 60 bis 50 zu sinken. Beides wirkt sich negativ auf die Gefäße aus. Das Schlaganfall-Risiko ist bei Menschen mit häufigen nächtlichen Atemaussetzern um das Dreifache höher.

Atempausen und Schnarchgeräusche, und die Tagesmüdigkeit verbessert sich oft dramatisch. Dadurch steigt die Lebensqualität“, sagt Dr. Thomas Heindl. Die nächtliche Maskenbeatmung ist auch erfolgreich bei dem vergleichsweise selteneren Zentralen Schlafapnoe-­Syndrom, das durch eine Hirnschädigung – beispielsweise nach einem Schlaganfall – verursacht wird. Auch eine Unterkiefer-Protrusionsschiene kann manchen Menschen helfen. Sie verhindert in der Nacht, dass der Unterkiefer zurückrutscht und die Atemwege versperrt. Die im Volksmund genannte Schnarch-Schiene ist geeignet für Menschen, die unter Zungen­grundschnarchen leiden. Die ­Schiene sorgt dafür, dass der Unterkiefer wenige Millimeter nach vorn gezogen wird, wodurch der sogenannte hintere Luftraum im unteren Rachen erweitert wird. Schnarchgeräusche: Partner ­ergreift regelmäßig die Flucht

Die Folge: Die Atemluft strömt ohne Widerstand ein und aus, der Körper wird mit Sauerstoff versorgt. Für Christine Meier*, die unter einer seltenen Überbiss-Kieferanomalie leidet, könnte diese Schiene eine Lösung sein. Die 66-Jährige schnarcht derart, dass ihr Partner ­regelmäßig die Flucht ergreift. „Das ist purer Beziehungsstress. Die Skala der Schnarchgeräusche reicht vom erträglichen Röcheln bis zu einer Lautstärke von 90 Dezibel. Das entspricht etwa dem Krach eines Presslufthammers. Für den genervten Partner bleibt da häufig nur die Flucht ins Nebenzimmer.“ Natürlich könnten auch die Biorhythmen der Arbeits- und Erholungszeiten von Mensch zu Mensch sehr verschieden sein und den Schlaf des Partners stören, sagt Dr. Heindl. Wenn ein Partner ein kreativer Nachtarbeiter („Lerche“) und der andere ein passionierter ­Tagesmensch („Morgensinger“) sei, dann müsse man in einer guten Lebensgemeinschaft nach kon­struktiven Kompromissen suchen. Auf die Frage, was eine Ehe Jahrzehnte harmonisch und stabil halte, antwortete einst Loki Schmidt, die Frau des Ex-Bundeskanzlers ­Helmut Schmidt, einmal altersweise: „getrennte Schlafzimmer, aber nicht zu weit voneinander entfernt“.

FOTO: SIMONE LISS

Tipps für einen ­gesunden Schlaf regelmäßige Einschlaf- und Weckzeiten einhalten ■ für ein gutes Schlafklima sorgen: ­frische Luft, nicht wärmer als 18 Grad Celsius ■ Matratze und Kopfkissen sorgsam auswählen ■ keine üppigen Mahlzeiten zu später Stunde einnehmen ■ nicht zu viel Alkohol trinken, idealerweise Abstinenz in den letzten vier Stunden vor der Nachtruhe ■ keine extremen körperlichen Aktivitäten vor dem Zubettgehen ausüben, stattdessen einen Spaziergang machen und entspannende Einschlafrituale pflegen ■ Aufregungen (Streitereien, Horror filme) direkt vorm Schlafengehen vermeiden ■ tagsüber möglichst nicht schlafen (gilt vor allem für ältere Menschen) ■ Kaffee, Cola und Ähnliches ab dem späten Nachmittag einschränken ■ Das Bett nur zum Schlafen aufsuchen, Fernseher und Schreibtisch voller Arbeit aus dem Schlafzimmer verbannen! ■ Schlaf- und Beruhigungsmittel nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen ■

In seiner Heimat ist Peter Stadtchronist, Mitgründer des Heimatvereins Bornaer Land und des Heimatkundevereins Pegau, langjähriger Museumsleiter sowie Herausgeber unzähliger heimatkundlicher Schriften – und sozusagen ein wandelndes Lexikon zum Leipziger Südraum. Seine Leidenschaft für historische Themen hegte er schon früh. Doch als berufstätiger Familienvater kam sie viele Jahre zu knapp. Mit der Wende Anfang der 1990er Jahre kam aber auch eine Wende in Peters Leben. Nach 37 Jahren – erst als Produktionsleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter und zuletzt als Werkleiter – war 1991 in der Pegauer Filze Schluss. Das Werk machte dicht, und auch Peter stand vor einem Neuanfang. Durch eine dreijährige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beim Heimatverein des Bornaer Landes wurde aus dem Hobby ein Beruf. Erst recht, als Peter hauptamtlich die Museumsleitung übernahm. Recherchieren regt die grauen Zellen an

30 Jahre später ist aus dem Beruf wiederum ein Hobby geworden –

für Peter ein besonders wichtiges. Denn der 80-Jährige erlitt vor einigen Jahren einen Schlaganfall und ist körperlich stark beeinträchtigt. Sein linker Arm ist gelähmt, das Laufen fällt ihm schwer. „Ich mache das, um mich geistig fit zu halten“, erklärt Peter und blickt mahnend auf Altersgenossen. „Der größte Fehler ist, schon morgens die Glotze anzuschalten. Ich rate jedem, sich nach dem Berufsleben ein sinnvolles Hobby für seine freie Zeit zu suchen.“ Zu Hause im Dachgeschoss hat sich der Fulltime-Rentner deshalb ein gemütliches Arbeitszimmer eingerichtet. Eine Bücherwand teilt den Raum, der Laptop und Stifte liegen griffbereit auf dem Schreibtisch. Zentrales Werkzeug ist Peters Computer. Mehrere Stunden am Tag sitzt er vor ihm und brütet über Aufzeichnungen, Fachliteratur und eigenen Notizen. So bleiben die Grauen Zellen in Schuss. Was Peter an seinem Hobby besonders Spaß macht: tiefgründiges Recherchieren. „Ich kann mich lange in Themen reinwuseln, bis in die tiefsten Ecken und so zum Experten werden.“ In all den Jahren ist so auf Peters Dachboden eine eigene, kleine Privatbibliothek entstanden: „Da kommen bestimmt einige Zentner zusammen.“ Ebenso digital gräbt sich der Heimatforscher für seine Projekte durch Akten, Kopien und Notizen. Mit fortschreitendem Alter werde zwar auch er etwas vergesslicher, gesteht der 80-Jährige schmunzelnd ein. „Aber dafür gibt es auf dem Computer ja zum Glück die Suchfunktion.“ kh/hem

Pegaus Ortschronist hat ein Faible für Mineralien und füllt mit seinen Fundund Sammelstücken eine ganze Regalwand. FOTO: KATHRIN HAASE

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*Namen geändert

IMPRESSUM „Familie & Gesundheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Björn Steigert, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: André Schönfeld

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FAMILIE UND GESUNDHEIT

Donnerstag, 12. März 2020

Alles im Fluss Was moderne Katheter heute in der Gefäßmedizin leisten

FIT IM ALTER

Döbelner Senioren lernen das Internet

Jutta Eberhard (2.v.l.) und Gudrun Götze (hinten, 2.v.r.) haben den Kurs „Senioren ans Netz“ abgeschlossen. FOTO: THOMAS SPARRER

Von Simone Liss Leipzig. Unser gesamtes Kreislauf-

system arbeitet als eingespieltes Team. Ein perfektes Transport-System: Vom entferntesten Winkel pulsieren Blutzellen durch die weit verzweigten Verkehrswege, die Blutgefäße, also Arterien, Venen und die winzigen Kapillare. Das sind kleinste Blutgefäße mit einem Durchmesser von einem Hundertstel Millimeter. Jede einzelne Körperzelle bekommt so, was sie braucht: Sauerstoff und Nährstoffe. Als Taxi dienen dabei Blutkörperchen. Kommt es zu einer Sperrung oder einem Stau auf diesen Verkehrswegen – etwa bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt –, sind Angiologen, Gefäßmediziner wie Prof. Dierk Scheinert gefragt. Er ist qua-

Von Thomas Sparrer

Texte verarbeiten, Rezepte aus dem Internet besorgen, Bilder vom Handy auf den Rechner ziehen und mit den Enkeln WhatsApp-Nachrichten austauschen und so an ihrem Leben in der Ferne besser teilzuhaben – all das lässt Döbelner Senioren regelmäßig am Freitagnachmittag im Computerkabinett des Lessing-Gymnasiums antreten. In Kooperation zwischen dem Gymnasium und der Volkssolidarität in Döbeln gibt es seit nunmehr zehn Jahren regelmäßig bis zu zweimal im Jahr die Kurse „Senioren ans Netz“. Schüler des Gymnasiums kümmern sich hierbei jeweils über zwölf Wochen lang in 90-Minuten-Kursnachmittagen um die älteren Damen und Herren und vermitteln ihnen von der Enkel- zur Großelterngeneration das notwendige Rüstzeug fürs alltägliche Leben mit den elektronischen Begleitern. Gerade haben Emma, Finja und Lia aus der neunten Klasse gemeinsam mit den erfahrenen Kursleiterinnen Laura und Selina aus der Klassenstufe zwölf den aktuellen Kurs abgeschlossen. Blümchen stehen am letzten Kurstag bereit, denn die älteren Herrschaften absolvieren zum Abschluss eine kleine Prüfung. Gudrun Götze hat sich dank der Schüler nun an den Computer herangetraut, der seit dem Tod ihres Mannes nur in der Wohnung herumstand. Die 69-jährige ehemalige Kindergärtnerin hatte in ihrem Berufsleben selten bis nie mit dem PC zu tun. Mittlerweile weiß sie Bilder zu ­sichern, Texte zu gestalten und sie kann sicher mit ihren Enkelinnen in Leipzig Bilder und Nachrichten per Smartphone versenden. „Nur an das Internet will ich noch nicht so recht heran“, gesteht die Döbelnerin. Auch Jutta Eberhard wollte ihre Computerkenntnisse verbessern. Denn im Privaten nutzte die Versicherungskauffrau den Computer bisher nie. Das hat der Kurs nun geändert. Fotos speichern und versenden, Texte bearbeiten, das macht ihr sichtlich Spaß. „Das Beste an dem Kurs ist der Kontakt zu den jungen Leuten. Man freut sich richtig auf die Kursnachmittage“, sagt sie. Emma, Finja, Lia, Laura und Selina erarbeiten für jede Kursstunde Arbeitsmaterial für Zuhause und nehmen die Anregungen ihrer Kursteilnehmer mit in die Kursstunden auf. „Am Anfang üben wir meist zuerst den Umgang mit der Maus und versuchen, die Angst vor der Technik zu nehmen“, sagt Selina. Dann arbeiten sich die Mädchen mit den Senioren in ihrem Grundkurs vor zu Textverarbeitungen, Briefe schreiben, Dokumente einrichten, E-Mails verschicken oder Bilder speichern und diese vor allem vom Handy auf die Festplatte ­bekommen. „Wenn es gewünscht wird, zeigen wir, wie man im Internet bei Amazon stöbern kann oder Reiseportale nutzt“, ergänzt Selina. Für die beiden Zwölftklässlerinnen ist dieser der achte Kurs, den sie halten. Die Mädels aus der Neunten sind zum ersten Mal ­dabei und übernehmen die nächsten Kurse, die im Frühjahr starten. Im Angebot werden wieder ein Grundkurs und ein Fortgeschrittenenkurs sowie einer zur Gestaltung von Fotobüchern sein. Lehrerin Kathrin Niekrawietz ist stolz auf ihre Schüler und ­darauf, dass das Angebot von Lessing-Gymnasium und Volkssolidarität nun schon seit zehn Jahren erfolgreich läuft.

Ein logistisches Meisterwerk: das Herz-KreislaufSystem des Menschen. GRAFIK: HAAG + KROPP GBR

si der „ADAC“ unter den Medizinern. Der Gefäß-Spezialist kennt das verästelte Straßen- und Wegenetz des Körpers. Dieses Netz ist mehr als 100 000 Kilometer lang. Scharfe Kurven, schmale Gassen, Umwege – kein Problem für den Mediziner. Zur Navigation dient ihm ein Röntgengerät, zum Vorwärtskommen diverse Katheter. Über einen Gefäßzugang in der Leiste schiebt der Angiologe einen dünnen Katheter unter Röntgenkontrolle über die Hauptschlagader bis in das verschlossene Gefäß vor. Im Bereich des Gefäßverschlusses wird das Gerinnsel – je nach Katheter –­abgesaugt, aufgebohrt und zerkleinert, zusammengedrückt oder mithilfe eines Stents (Gitternetzes) geborgen. „Dieser Eingriff dauert je nach Erfahrungswert zwischen ­20 und 60 Minuten. Je schneller und präziser wir sind, desto besser für Patienten und Operateur: die Untersu-

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Gebündelte Gefäßkompetenz

M

it der Eröffnung einer angiologischen Fachabteilung im Diakonissenkrankenhaus Leipzig wurde 2019 eine wichtige organisatorische Entscheidung zur Ausweitung des gefäßmedizinischen Leistungsspektrums getroffen. Am 11. März wurde eine neue Angiographie-Anlage in Betrieb genommen, die fortan auch diagnostische und therapeutischeInterventionenimDiako ermöglicht. Dazu zählen angiologische Techniken wie die Gefäßaufdehnung mittels winziger Ballons oder das Einbringen innerer Gefäßstützen (Stents) in nahezu allen Gefäßregionen. Rund zwei Millionen Euro wur-

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DER ANGIOLOGISCHE CHEFARZT Dr. Lutz Pomper mit Team an der neuen AngiographieAnlage des Ev. Diakonissenkrankenhauses Leipzig. Foto: Kay Zimmermann

den in die neue Medizintechnik investiert. Damit kann das Diako-Zentrum für Gefäßmedizin nun neben etablierten chirurgischen Methoden auch neue konservative und interventionelle Verfahren zur Behandlung von Gefäßerkrankungen eigenständig anbieten.

Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig Zentrum für Gefäßmedizin, Chefärzte: Dr. Olaf Richter, Dr. Lutz Pomper Georg-Schwarz-Straße 49, 04177 Leipzig Tel. 0341 444-4, info@diako-leipzig.de www.diako-leipzig.de

chungszeit verkürzt sich, die Belastung durch die Röntgenstrahlung verringert sich und die Gefahr schwerer bleibender Folgen minimiert sich“, sagt Prof. Scheinert. Seine Präzisionsarbeit ermöglicht eine Auswahl hunderter verschiedenster Katheter, die sich in Länge, Material, Durchmesser, Härtegrad, Krümmung und Funktion unterscheiden. Hightech-Werkzeuge, die der individuellen Anatomie eines jeden Patienten Rechnung tragen. Die Spitzen moderner Katheter sind biegsam und lassen sich durch die Kurven und Abzweigungen der Blutgefäße steuern. Das ist wichtig für Gefäßmediziner wie Prof. Scheinert, denn er muss sehr genau darauf achten, wo er sich befindet, um die richtige Abzweigung im Labyrinth der Gefäße zu finden – auch darf er die Arterie nicht verletzen. Vor allem Schlüssellochoperationen an den Herzkranzgefäßen und den Beinarterien wären heute ohne Katheter nicht mehr denkbar. So werden mit speziellen Kathetern verkalkte Arterien geweitet oder Stents implantiert. Um Ärzten künftig die Arbeit zu erleichtern, haben Medizintechnik-Spezialisten aus Bremen einen smarten Katheter entwickelt, der von allein weiß, wo er sich gerade befindet – und dem Arzt die aktuelle Position mitteilt. Er verfügt über optische Fasern, durch die Licht eingekoppelt wird. Biegt sich der vordere Teil des Katheters in eine bestimmte Richtung, ändert sich das Lichtsignal ein wenig. Die Forscher sind noch weiter gegangen. Ihre Software ist in der Lage, aus einer CT- oder MRTAufnahme, das gesamte Blutgefäß-

Ärzte müssen sich bei der Behandlung oft entscheiden, welcher Katheter sich am besten eignet. ­Dabei spielt es zum Beispiel auch eine Rolle, ob er sich in einem 90-Grad-Winkel biegen muss, um an die betroffene Stelle im Gefäß zu kommen Robin Maack Informatiker

system eines Menschen zu extrahieren und für jedes Blutgefäß das Krümmungsprofil zu errechnen. Für jeden Patienten kann so ein vollständiger Überblick über alle Krüm­mungen seiner Blutgefäße generiert werden. Einen anderen Weg beschreiten die Informatiker Robin Maack und Dr. Christina Gillmann von der TU Kaiserslautern mit ihrer Forschung. „Ärzte müssen sich bei der Behandlung oft entscheiden, welcher Kathe-

ter sich am besten eignet. Dabei spielt es zum Beispiel auch eine Rolle, ob er sich in einem 90-Grad-Winkel biegen muss, um an die betroffene Stelle im Gefäß zu kommen“, sagt Robin Maack. Zusammen mit Christina Gillmann arbeitet er an einer Datenbank, mit der ein passender Katheter schneller gefunden werden soll. Dazu haben beide Forscher ein Modell für eine Arterie gebaut, die sich mehrfach biegt und an mehreren Stellen verzweigt. Die Informatiker filmen dabei, wie lange der jeweilige Katheter braucht und welche Kräfte auf die Gefäßwand einwirken, um durch die Blutader zu kommen. Die Videos werden analysiert und die Ergebnisse in eine Datenbank eingestellt. Mediziner sollen die Datenbank künftig nutzen können, um schnell den passenden Katheter für die Behandlung zu finden. Darüber hinaus arbeiten die Forscher an einem Verfahren, das Ärzten zeigt, an welcher Stelle sich die Gefäßverengung genau befindet. Zum Einsatz kommen für die Technik Bilder aus Computertomographien. Die Informatiker unterteilen die Bilddaten zusätzlich in die Kategorien Knochen, Venen, Muskeln und Gewebetypen. Dabei ist ihr Rechenprogramm in der Lage, kleinste Veränderungen bei den Bildpixeln zu erfassen und auf diese Weise die betroffene Stelle zuverlässiger aufzuspüren. Diese Zukunftsmusik klingt gut in den Ohren von Prof. Scheinert: „Je genauer wir den Gefäßverschluss lokalisieren und den Weg dorthin identifizieren, desto schneller können wir dem Patienten ­helfen.“


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