LVZ Familie & Gesundheit 2020 | Ein Fall fürs Heim?

Page 1

Dienstag, 17. März 2020

FAMILIE & GESUNDHEIT AKTIONSWOCHEN DER LEIPZIGER VOLKSZEITUNG

Ein Fall fürs Heim? Demenz ist eine Diagnose, die nicht nur Erkrankte selbst betrifft, sondern die ganze Familie. Können Vater ­ oder Mutter noch alleine leben oder ist ein Umzug in ein Seniorenheim ­erforderlich?

Pflege durch Vierbeiner Therapeutin Bettina Bergmann ist mit Hund Fine in einem Leipziger Seniorenheim unterwegs und leistet damit einen großen Beitrag für die Gesundheit der Bewohner. Seite 4 FOTOS: MEDITERANEO /ADOBE STOCK, CHRISTIAN MODLA

ANZEIGE

Unser Angebot aus dem LVZ Shop

Ratgeber für Gesundheit Deutschland hat Rücken

Kurzzeitfasten

Die Schmerzspezialisten Dr. med. Petra Bracht und Roland LiebscherBracht haben eine bahnbrechende Methode entwickelt, mit der Sie sich selbst dauerhaft von Rückenschmerzen befreien können.

Es gibt kaum eine einfachere und effektivere Art, dauerhaft schlank zu werden. Der bekannte Arzt Ruediger Dahlke beschreibt die verschiedenen Arten des Kurzzeitfastens und ihre Vorteile.

400 Seiten, 20,9 x 15,5 cm, Broschur

192 Seiten, 24 x 17 cm, Broschur

13,99 € 14127901_001120

17,00 €

Zwiebelwickel, Essigsocken & Co.

Gymnastik für Senioren

Zuckerfrei

Essigsocken bei Fieber oder Holunderblütentee bei Husten lernen Sie über 40 traditionelle Hausmittel kennen.

Dieser Ratgeber unterstützt Sie dabei, mit fachlich anerkannten und effektiven Übungen gesund beweglich zu bleiben. Seien Sie aktiv, bleiben Sie fit.

In diesem Buch werden leckere zuckerfreie Rezepte für Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie den kleinen Hunger zwischendurch präsentiert.

112 Seiten, 21,2 x 21,3 cm, Hardcover

160 Seiten, 21 x 16,5 cm, Softcover

176 Seiten, 21,7 x 15,5 cm, Hardcover

14,95 €

18,00 €

4,99 €

Diese und weitere Produkte erhalten Sie in unseren LVZ Shops vor Ort, über die gebührenfreie Hotline: 0800/2181-070 und im Online-Shop unter www.lvz-shop.de Beim Versand von Waren erheben wir je nach Menge, Gewicht und Größe eine einmalige Versandkostenpauschale von 1,45 € bis 6,95 €. Ab einem Bestellwert von 30 € liefern wir versandkostenfrei.


2

FAMILIE UND GESUNDHEIT

Dienstag, 17. März 2020

AUS MEINER PRAXIS

Von Dr. Gerald Hofner

Theaterspiel für mehr Erfolg im Leben

D

enken Sie als Eltern öfter mal quer. Vor allem, wenn Ihnen wichtig ist, dass Ihr Kind später erfolgreich wird im Leben – sowohl beruflich als auch privat. Nicht die Schulnoten sind dabei entscheidend, sondern Persönlichkeitseigenschaften. Selbst das Bundesverfassungsgericht hat inzwischen ja anerkannt, dass die Abiturnote nicht das einzige Kriterium für die Zulassung zu einem bestimmten Studium sein darf. Nach welchen Kriterien sollten Eltern dann aber die Kinder fördern, wenn die Schulleistungen in Noten gar nicht so wichtig sind? Für mich gehören die folgenden drei Punkte zur wichtigsten Vorbereitung auf das Leben:

Wenn Oma anders ist Erkranken Großeltern an Demenz, stellt sich Familien die Frage, ob sie Oma oder Opa zu Hause aufnehmen sollen. Werden bestimmte Dinge beachtet, lässt sich mit der Belastung umgehen Von Saskia Bücker

Wer gelernt hat, auf seinen Körper stolz zu sein, hat eine feste Bank. 1. Lassen Sie Ihr Kind ab dem Alter von zehn Jahren an Gesangs- und Sprechunterricht nehmen. Eine ausdrucksstarke Stimme ist eine Garantie für vermittelbares Selbstbewusstsein. 2. Lassen Sie Ihr Kind in Theatergruppen oder auch im Chor oder in Bands auftreten. Sich vor einem größeren Publikum nicht zu scheuen, erleichtert es, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und sich gewandt durchzusetzen. 3. Öffnen Sie die Augen Ihres Kindes für eigenen Stil, Sport und Körperpflege. Wer gelernt hat, auf seinen Körper stolz zu sein und damit pfleglich umzugehen, hat eine feste Bank. Ich würde das alles, was ich aufgezählt habe mit meinem Kind tun, wenn ich wollte, dass es später erfolgreich ist. Jetzt kommt jedoch das Aber: Ich würde vorher genau darüber nachdenken, wie viel Kindheit ich meinem Kind nehmen würde, wenn ich jetzt schon nur den späteren Erfolg im Auge hätte … Info Dr. Gerald Hofner ist Kinderkardiologe, -pneumologe und Ernährungsmediziner. Er praktiziert in Bayreuth und bloggt unter derkinderarztblog.com.

W

er an Demenz leidet, verändert sich. Doch auch die Angehörigen müssen sich auf einen Umbruch im bisherigen Leben einstellen:„Die Krankheit verändert in vielen Fällen die ganze Familie – Partner, Kinder, Enkelkinder“, sagt Laura Mey. Die studierte Soziologin berät von Alzheimer-Erkrankungen Betroffene und Angehörige am Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Mehr als 5000 Anrufer informieren sich im Jahr bei ihr und weiteren Kollegen in der telefonischen Sprechstunde. Die Sorgen sind vielfältig. Genauso wie die Folgen der Krankheit. Zuerst lässt das Kurzzeitgedächtnis nach. Erkrankte verlieren Gegenstände wie den Hausschlüssel und finden diese nicht wieder. „Das Ganze ist ein schleichender Prozess“, betont Mey. Die Betroffenen selber spüren zwar, dass sie sich nicht mehr so viel merken können.

WAS OMA SCHON WUSSTE

„Ihnen ist aber oft gar nicht bewusst, wie stark die Vergesslichkeit schon ist“, berichtet Mey, die selbst jahrelang Demenzkranke in einer Pflegeeinrichtung betreut hat. „Angehörige bemerken den Fortschritt der Krankheit meistens viel schneller.“ Bei rapidem Gewichtsverlust sollten Angehörige reagieren

Die Kinder der Betroffenen, selbst Erwachsene mit eigener Familie, machen sich im Anfangsstadium vor allem um eines Sorgen: Kann die Mutter oder der Vater noch alleine wohnen? Zunächst mag es zwar noch helfen, Zettelchen gegen das Vergessen zu schreiben. Aber auch das nützt schon bald nicht mehr. Die Hilflosigkeit wird größer. „Eine definitive Grenze ist erreicht, wenn sich die Person selbst gefährdet“, erklärt Mey. Bemerken Angehörige beispielsweise, dass der Erkrankte plötzlich körperlich stark abnimmt, könne das ein Anzeichen dafür sein, dass Einkaufen und Kochen bereits zu komplexe Vorgänge darstellen. Ein Anzeichen für den abnehmenden Orientierungssinn sei das häufige Verlassen der Wohnung – ohne wieder nach Hause finden zu können. „Der innere Kompass geht mit dem Fortschreiten der Demenz verloren“, erklärt Mey.

1,9 Prozent der Deutschen Bevölkerung lebte 2018 mit einer Demenzerkrankung.

FOTO: INA FUNK

Eine Zäsur: Der Umzug zu den Angehörigen

Gedächtnishilfe: Selbst Zettel im Alltag nützen irgendwann nicht mehr. FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAND /DPA

Holundersuppe mit Grieß vertreibt Erkältung Schade, dass manche Traditionen kaum fortgeführt werden. Vor wenigen Jahrzehnten noch war es keine Seltenheit, körbeweise Holunderbeeren zu sammeln, um für die kalte Jahreszeit gewappnet zu sein. Heute kann man fertigen Saft kaufen. Eine Suppe aus den Beeren ist nicht nur vitaminreich sondern wirkt dank des in den Beeren enthaltenden Farbstoffs Anthocyan wohltuend bei Erkältungen. Anleitung: Für vier Portionen einen Liter Holunderbeerensaft (aus dem Reformhaus) mit etwas Zitronenschale, einer Zimtstange und einer Gewürznelke für zehn Minuten in einem geschlossenen Topf kochen. 125 Gramm Zucker hinzugeben und kurz aufkochen lassen. 250 Gramm säuerliche Äpfel schälen, vom Kerngehäuse befreien, in dünne Scheiben schneiden und die in die Suppe gegeben. Zwei Esslöffel Speisestärke mit zwei bis drei Esslöffeln Wasser vermengen und in die Suppe einrühren. Den Topf vom Herd nehmen. Für die Grießklößchen 250 Milliliter Milch mit 30 Gramm Butter, Zitronenschale, einem Esslöffel Zucker und einem Päckchen Vanillezucker und einer Prise Salz aufkochen. Den Grieß (zehn Gramm) hineinschütten, fünf bis zehn Minuten bei kleiner Hitze quellen lassen. Topf vom Herd nehmen und nach und nach zwei Eier unterheben. Klößchen formen und in leicht kochendem Salzwasser gar ziehen lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Die Grießklößchen in der Suppe anrichten und servieren. iff

ZAHLEN, BITTE!

52 Prozent der Deutschen wären bereit, ihren Ärzten und der Krankenkasse über eine elektronische Gesundheitskarte sämtliche persönliche Gesundheitsdaten anzuvertrauen. Quelle: PwC

Viele Demenzkranke, die keinen Lebenspartner haben, ziehen dann zu den eigenen Kindern und ihrer Familie statt in eine Pflegeeinrichtung oder ambulante Wohngemeinschaft. „Die Betreuung durch Angehörige ist eine große Aufgabe – vor allem, wenn man gleichzeitig be-

Zahl der Menschen mit Demenz steigt Die Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland wird neuen Schätzungen zufolge bis 2050 erheblich steigen. Während 2018 knapp 1,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik mit einer Demenzerkrankung lebten (1,9 Prozent der Bevölkerung), ge-

hen die Experten von Alzheimer Europe von einem Anstieg auf 2,7 Millionen im Jahr 2050 aus (3,4 Prozent). Das geht aus einem neuen Bericht des Dachverbands nationaler Alzheimer-Gesellschaften hervor. Deutschland liegt mit dieser erwarteten

Entwicklung im europaweiten Trend. Speziell für Deutschland sei der steigende Anteil von Menschen über 65 Jahren an der Bevölkerung ein Schlüsselfaktor, dabei insbesondere der Anteil von Menschen, die über 85 Jahre alt sind.

Es ist in Ordnung, die Dinge auch mal mit Humor zu nehmen. Laura Mey, Soziologin und Beraterin bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

rufstätig ist und eigene Kinder großzieht“, betont Mey. Darüber müssten sich Angehörige, die erkrankte Eltern bei sich aufnehmen, im Klaren sein. Laut einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung der Krankenversicherung Continentale (2016) fühlen sich 71 Prozent der pflegenden Angehörigen stark belastet. Drei Viertel der Befragten haben zudem Angst, dass sich der Zustand der zu pflegenden Person verschlechtert. Viele fürchten, die Pflege auf lange Sicht emotional und körperlich nicht mehr zu bewältigen, sie mit dem Beruf nicht in Einklang zu bringen, sozial isoliert zu sein, Unterstützung durch Freunde und Familie zu verlieren oder die Pflege nicht mehr finanzieren zu können. Das alltägliche Zusammenleben berge viele Konflikte, bestätigt Mey: „Die Betroffenen fürchten, ihre Autonomie zu verlieren, und wollen ihr Gesicht, ihr Selbstwertgefühl wahren. Sie wollen nicht krank und vergesslich dastehen, auch nicht vor den engsten Familienangehörigen.“ Ängste, Panik, Unsicherheit nehmen zu.

Vorsorge schafft Klarheit Im frühen Stadium der Demenzerkrankung sollten Erkrankte einige rechtliche und finanzielle Dinge regeln: ■ Vorsorgevollmacht:

Mit einer Vorsorgevollmacht können Vertrauenspersonen bevollmächtigt werden, für den Erkrankten zu handeln. Die Vereinbarung gilt ab dem Zeitpunkt, an dem die erkankte Person dazu krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage ist. Die dazu bestimmte Person kann bevollmächtigt werden, Entscheidungen zur medizinischen Behandlung zu treffen, die finanziellen Angelegenheiten zu regeln oder auch einen Platz in einem Pflegeheim zu suchen. ■ Pflegegrad

beantragen: „Es ist wichtig, dass ein Pflegegrad beantragt wird“, betont Laura Mey von der Deutschen Alzheimer Gesell-

Es ist wichtig, dass ein Pflegegrad beantragt wird. Laura Mey, Soziologin und Beraterin bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

schaft. Damit sind gewisse Gelder zur Unterstützung verknüpft. So gibt es in Kombination mit einem Pflegegrad eine finanzielle Unterstützung zur Tagespflege, auch zur Kurzzeitpflege, wenn die Familie etwa in den Urlaub fahren möchte. Weigert sich eine an Demenz erkrankte Person dagegen, den Pflegegrad zu beantragen, können Angehörige diesen bei Vorliegen der Vorsorgevollmacht beantragen. ■ Betreuungsverfügung:

Liegt keine Vorsorgevollmacht vor, können Angehörige zum Betreuungsgericht gehen. Eine Betreuung entsprechend dem Betreuungsgesetz wird auch dann notwendig, wenn die Vorsorgevollmacht nicht ausreichend ist. Angehörige, Freunde oder andere Personen können nur dann im Namen der Demenzkranken handeln, wenn sie als rechtliche

Betreuer vom Gericht eingesetzt wurden. ■ Patientenverfügung:

Alle ärztlichen Maßnahmen bedürfen der Einwilligung des Patienten. Bei Fortschreiten der Demenz können Patienten diese nicht mehr selbst geben. Deshalb ist eine Patientenverfügung wichtig. Darin können Erkrankte beispielsweise festlegen, ob sie künstlich ernährt werden oder künstlich beatmet werden möchten. ■ Testament:

In einem Testament wird bestimmt, was nach dem Tod mit dem eigenen Geldvermögen, oder auch eigenen Immobilien passieren soll. Es muss mit Datum versehen und eigenhändig geschrieben und unterschrieben sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch zu einem Notar gehen.


FAMILIE UND GESUNDHEIT

Dienstag, 17. März 2020

3 DAS FIT-PROGRAMM

Kinder haben oft einen besseren Zugang zu Demenzkranken. Sie nehmen vieles mit Humor.

Fischstäbchen mal selbst gemacht

FOTO: RAWPIXEL.COM/STOCK.ADOBE.COM

Selbst sind die Eltern: Eins der beliebtesten Kinderessen muss nicht aus der Tiefkühltruhe kommen. Gesünder ist die DIY-Variante Es gibt kaum eine Schulmensa oder Kita, die dieses Essen nicht regelmäßig auf dem Speiseplan hat: Fischstäbchen mit Kartoffelbrei. Schließlich ist ein Großteil aller Kinder ganz verrückt nach diesem Gericht – und auch zu Hause sehen viele Eltern darin die einzige Chance, den Nachwuchs mit der nötigen Portion Fisch zu versorgen. Wer sich die Mühe macht, die Fischstäbchen selbst zu formen und zu panieren und statt zu Kartoffelbrei aus der Tüte lieber selbst zum Stampfer greift, wird diesmal allerdings deutlich mehr punkten und bewegen. Anders als bei den formstabilen Fischstäbchen vom Fließband lässt sich bei der DIY-Variante zumindest genau sagen, was drinsteckt und was nicht. Folgende Fischstäbchen mit Püree und Erbsen eignet sich für alle Kinder ab zwei Jahren. So geht’s

Kartoffeln schälen, würfeln und in einem Topf zugedeckt in leicht gesalzenem Wasser in circa 20 Minuten weich garen. Abgießen und kurz ausdampfen lassen. Inzwischen den Fisch waschen, trocken tupfen und in acht längliche Stücke schneiden. Falls nötig, die Gräten bereits vor dem Panieren entfernen. Mehl, Ei und Panko (japanische Semmelbrösel) jeweils in einen tiefen Teller geben. Das Ei verquirlen, mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskat würzen. Die Fischstücke auf jeder Seite erst im Mehl, dann im Ei und zuletzt im Panko

Offen über die Krankheit sprechen

Bei Gesprächen über die Krankheit sollte deshalb immer ein guter Moment abgepasst werden. Angehörige sollten das nicht erzwingen, sondern sich mit Fingerspitzengefühl herantasten, rät Mey. Auf die Wörter Demenz und Alzheimer sollte nach Möglichkeit verzichtet werden. „Das sind starke Begriffe, die den Betroffenen Angst machen können“, erklärt die Soziologin. Stattdessen könnte die Familie beispielsweise von Konzentrations- und Merkschwierigkeiten sprechen. Pflegende Angehörige sollten sich an das Redetempo des Demenzkranken anpassen, ruhig und langsam in unkomplizierten Sätzen sprechen. Die Informationsverarbeitung funktioniert bei einer Demenz nicht mehr so wie vorher. „Bei einer Überforderung gehen Betroffene ganz schnell in eine ablehnende Haltung“, berichtet Mey. Wichtig

sei, dass die ganze Familie im Alltag mitzieht – auch (Ehe)Partner und die eigenen Kinder. Auch die Jüngsten sollten von ihren Eltern altersentsprechend über die Demenzerkrankung von Oma oder Opa aufgeklärt werden. Oft hätten Kinder sogar einen natürlicheren Zugang zur Erkrankung, berichtet Mey. „Es ist in Ordnung, die Dinge auch mal mit Humor zu nehmen.“ Kinder im Haushalt: Kann die Familie die Pflege leisten?

Im alltäglichen Zusammenleben sollten Kinder um Mithilfe gebeten werden. So könnten sie beispielsweise gemeinsam mit Oma oder Opa den Tisch decken – und dafür gelobt werden, ein Stück Verantwortung zu übernehmen. Bei einer Überforderung müssten sich Kinder aber auch in das eigene Zimmer zurückziehen dürfen, betont Mey. Wird es schnell trubelig zu Hause, weil die Kinder noch kleiner sind, Freunde mit nach Hause kommen und durchs Haus toben, fühlen sich manche Demenzkranke überfordert. Gültige Konventionen gelten plötzlich nicht mehr. Deshalb sollten sich Familien laut Mey immer wieder selbstkritisch hinterfragen:

wenden. Die Erbsen in einem Topf mit 25 Millilitern Wasser circa drei Minuten köcheln lassen. Sobald das Wasser eingekocht ist, Sahne hinzufügen und nochmals circa zwei Minuten garen. Anschließend leicht zerdrücken. Zu den Kartoffeln Butter, Milch, Salz, Pfeffer und eine Prise Muskat hinzufügen und alles mit dem Kartoffelstampfer zu Püree stampfen. Das Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen und die Fischstäbchen darin auf jeder Seite circa drei Minuten knusprig braten. Zum Servieren Fischstäbchen, Kartoffelpüree und Erbsen auf Tellern anrichten. Info Dr. Matthias Riedl: „Das Kochbuch der ersten 1000 Tage. So schenken Sie Ihrem Kind lebenslange Gesundheit“. GU-Verlag, 192 Seiten, 24 Euro.

„Wie ist die Person in ihrem Charakter, wie ist sie in ihrer Demenz und können wir das als Familie tragen, wenn kleine Kinder im Haus sind?“ Bei fortschreitender Demenz Hilfe von außen holen

Im Alltag sollten Kinder um Mithilfe gebeten werden. Laura Mey, Soziologin und Beraterin bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

Um Entlastung zu schaffen, hilft ein gutes Netzwerk. Beispielsweise könnten Erkrankte tagsüber in der Tagespflege betreut werden. In dieser Zeit haben Angehörige dann Zeit für eigene Vorhaben. Ehrenamtliche der regionalen AlzheimerGesellschaften können regelmäßig etwas mit dem Erkrankten unternehmen. Bekannte können für kurze Verschnaufpausen um Hilfe gebeten werden. Eigene Sorgen im Umgang mit den Eltern können in regionalen Angehörigengruppen ausgetauscht werden, rät Mey. Merkt die Familie, dass das Zusammenleben den leistbaren Rahmen sprengt, könne immer wieder neu über die Situation nachgedacht, vielleicht doch eine Pflegeeinrichtung oder ambulante Wohngemeinschaft in Betracht gezogen werden. „Es gibt nicht die eine Entscheidung“, betont Mey. „Das ist für alle ein Lernprozess“. Es sei klar, dass nicht sofort alles auf Anhieb klappe.

RB Leipzig Europa-Medaillen

Medaillen-Sonderprägung

RB Leipzig

Motiv 2

Motiv 1 Material: Feinsilber 999/1000 Größe: 30 mm, Gewicht: 8,5 g Ausführung: Polierte Platte

Material: Feinsilber 999/1000 Größe: 30 mm, Gewicht: 8,5 g Ausführung: Polierte Platte

49,50 €

49,50 €

jetzt nur 29,90 €

jetzt nur 29,90 €

Sonder preis Rückseiten

Das RasenBallsport Leipzig Logo ist von der RasenBallsport Leipzig GmbH/Deutschland lizensiert 14128001_001120

Für 1 Kind und 1 Erwachsenen 300 g mehligkochende Kartoffeln Salz 220 g Kabeljaufilet (möglichst flach; am Stück) 25 g Mehl 1 Bio-Ei (L) 50 g Panko-Pfeffer frisch geriebene Muskatnuss 150 g TK-Erbsen 2 EL Sahne 10 g Butter 50 ml Vollmilch 50 ml Rapsöl

FOTO: GU- VERLAG

Belastend sei für Familien vor allem, dass Unruhe in den Tag-NachtRhythmus kommen kann. Demenzkranke werden etwa unter Umständen mitten in der Nacht wach und laufen orientierungslos herum.

Das wird gebraucht

Innerhalb von 10 Jahren hat sich RB Leipzig von einem Fünftligisten zu einem der Top-Teams der Bundesliga entwickelt. 2009 wurde der Verein offiziell in das Vereinsregister eingetragen. Die zwei offiziellen Sonderprägungen sind tolle Erinnerungsstücke an die ersten erfolgreichen Jahre. Jedes Exemplar wird in einem Etui mit Echtheitszertifikat geliefert.

Erhältlich in den LVZ Shops vor Ort, über die gebührenfreie Hotline: 0800/2181-070 und im Online-Shop unter www.lvz-shop.de


4

FAMILIE UND GESUNDHEIT

Dienstag, 17. März 2020

FIT IM ALTER

„Wer rastet, der rostet“ Wenn sich Christine Sterzl über einen Spruch aufregt, dann über diesen: „In Würde altern.“ Die 78-Jährige kann nur den Kopf schütteln. „Älter werden ist ein Kampf. Und natürlich darf man auch Angst davor haben.“ Man könne die Herausforderung aber annehmen und es sich so erträglich wie möglich machen. Christine Sterzl weiß wovon sie spricht. Ihr Mittel gegen das Altern: viel Bewegung. Die gelernte Physiotherapeutin leitet nun mehr seit ­ 50 Jahren Sportkurse und bringt ihre Teilnehmer in Form.

Waltraud Pohl (r.) gratuliert der Übungsleiterin Christine Sterzl zum 50. Jubiläum der Senioren-Sportgruppe. FOTO: KATHRIN HAASE

Sport hilft gegen das Altern

Ihre erste Gruppe hat Christine Sterzl als leitende Physiotherapeutin im Werk Espenhain betreut. Damals trafen sich jeden Montag Frauen zum Training und gingen anschließend gemeinsam in die Sauna – trotz Schichtarbeit, Haushalt und Kindern. Heute geht es in ihrem Kurs „Fit für den Alltag“ (Volkshochschule Leipziger Land) vor allem um Bewegung für Senioren von 70 bis 80 Jahren. Denn Christine Sterzl, mittlerweile schon 78, weiß: „In meinem Alter machen die Menschen zu wenig Sport.“ Dabei sei es ganz besonders wichtig, sich durch Bewegung fit zu halten, meint die Physiotherapeutin. „Der Organismus wird alt, die Kraft schwindet und die Wehwehchen werden mehr – dem muss man was entgegen setzen.“ Die Trainerin weiß, mit welchen Problemen Senioren besonders häufig zu kämpfen haben. Das seien zum einen Abnutzungserscheinungen in den Gelenken wie Arthrose und zum anderen Herz-Kreislauf-Schwächen. Diesen Beschwerden könne jeder mit etwas Bewegung entgegensetzen. „Ob Sie nun spazieren gehen oder schwimmen spielt keine Rolle“, sagt sie. Wer jedoch gezielter sich sportlich betätigen möchte, dem empfiehlt Sterzl den Besuch einer Rückenschule oder anderer Gymnastik-Kurse. „Dort erlernen Sie das Grundwissen und die Übungen, die Sie auch über das Training hinaus, zum Beispiel zu Hause, anwenden können, um sich fit zu halten“, sagt die Expertin.

FOTOS: CHRISTIAN MODLA

Wie ein Türchen in die Außenwelt Mit dem Therapiehund unterwegs im Leipziger Seniorenheim – eine Reportage Von Thomas Bothe Leipzig. Es ist ruhig hier in der Sitzecke. Die

Körper und Geist gehen Hand in Hand

Noch ein anderer Aspekt ist für Christine Sterzl wichtig. „Die älteren Herrschaften kommen mal raus und treffen andere Leute. In meinen Kursen ist der soziale Aspekt genauso wichtig wie der sportliche.“ Denn wer sich in Sportgruppen, Kursen oder Vereinen betätigt, der knüpft neue soziale Kontakte. „So bleibt man auch seelisch fit.“ Denn geistige und körperliche Gesundheit gingen oftmals Hand in Hand: „Wer rastet, der rostet.“ Max Hempel

IMPRESSUM „Familie & Gesundheit“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Björn Steigert, Thomas Jochemko Redaktion: Uta Zangemeister Layout: André Schönfeld

Bettina Bergmann (Hundetrainerin, rechts) besucht mit ihrer Therapiehündin Fine Bewohnerin Christina Söring im Leipziger Pflegeheim „Am Silbersee“.

Mehr Infos­zum Thema Familie & Gesundheit ­finden Sie unter ­gesundheit.rnd.de

ANZEIGE

Kompetente Hilfe seit 1991! häusliche Pflege/Betreuungs- und Entlastungsleistungen/ Kurzzeitpflegestation/Pflege bei Urlaub/Verhinderungspflege/ Hauswirtschaftsleistungen/Betreuung bei Demenz/ Betreutes Wohnen/Seniorenbüro mit offenem Seniorentreff

Sonne scheint durch die Fenster der Wintergarten-ähnlichen Sitzecke. In sich ruhend strickt Gerlinde K.*, Jahrgang 1931, an einem Schal für ihren Urenkel. Da schnappt sich die zehnjährige Fine kurz ein heruntergefallenes Wollknäuel und gibt es gleich wieder her. Fine ist eine Terrier-Mix-Hündin – und zum Arbeiten hier. Einmal wöchentlich schaut sie gemeinsam mit der Therapeutin Bettina Bergmann im ASB-Seniorenheim „Am Silbersee” vorbei und sorgt für mehr als gute Laune. „Na du?!“, begrüßt Gerlinde K. ihren tierischen Besuch. Mit der kleinen blauen Plastikbox weiß sie sofort umzugehen. Ein kleines ­Leckerli nach dem anderen wandert von ihrer Hand in Fines Mund. „Das wissen Sie alles noch?“, fragt ­Bettina Bergmann beeindruckt. „Was Sie sich alles gemerkt haben!“ Denn die Seniorin ist an Demenz erkrankt, jede neue Erinnerung, die bleibt, ist ein gutes Zeichen. Spielend mobilisieren

Gemeinsam gehen Hundetherapeutin, Fine und Patientin nun an die Arbeit. Das Spiel mit der Hündin lenkt einerseits ab, sodass unbemerkt Mobilisierungsübungen eingebaut werden können: Werfen mit dem einen, dann dem anderen Arm, wenn Gerlinde K. ihr Bein anhebt, legt Fine ihre Pfote drauf. Ein ­Lächeln huscht der alten Frau über das Gesicht. „In solchen Momenten ist der Mensch wichtig für den Hund“, erklärt Bettina Bergmann. Das zu spüren, sei ein sehr wertvolles und gesundes Gefühl für die Patienten. Sie spüren dann: „Ich bin etwas wert. Ich kann auch noch etwas geben.“ Daher verstärkt die Therapeutin gezielt das Selbstwertgefühl. „Sie kennen sich aus“,

lobt Bettina Bergmann. „Sie hatten früher auch einen Hund, oder?“ Ja, einen Schäferhund, Ambra war sein Name. Die Erinnerungen werden wach, Gerlinde K. fängt an zu erzählen. Früher mit eigenem Hund

Die Auswahl, welche Patientinnen und Patienten jede Woche vom Team des Instituts HundMensch-Beziehung Sachsen (IHMBS) aus Markkleeberg besucht werden, treffen Therapeutin und Ergotherapeuten des ASB gemeinsam. Oft fällt die Wahl auf Menschen, die früher selbst einen Hund hatten und deshalb besonders positiv auf Fine reagieren. Besonders wertvoll ist die tiergestützte Therapie aber auch bei älteren Menschen, die sich mehr und mehr zurückziehen. Aus welchen Gründen auch immer. Die gemeinsame Zeit mit der Hündin holt sie für kurze Zeit heraus aus ihrer Isolation. Wie ein Türchen in die Außenwelt. Im Zimmer des Ehepaars Schwarz herrscht meist eher gedrückte Stimmung. Ina Schwarz, Jahrgang 1951, leidet unter Aphasie, also dem Verlust des Sprechvermögens, und bewegt sich kaum mehr. Sie sitzt am liebsten vor dem Fernseher. Die Wirkung von ­Fine ist bei ihr geradezu magisch: Schwupps, springt sie auf den Schoß der Seniorin und ein ansteckendes Lachen ­erfüllt den Raum. „Wenn Ihr Lachen Junge kriegt, nehme ich eins“, scherzt Therapeutin Bergmann. Auch Ehemann ­Wolfgang steht daneben und genießt dieses fröhliche Zwischenspiel. Fine leckt derweil munter die Hand von Ina Schwarz, wird gefüttert und gestreichelt – die Berührung fördert nachweislich die Produktion des sogenannten Kuschel-Hormons Oxytocin. Dieses steht im Zusammenhang mit Gefühlen wie Liebe, Vertrauen und Ruhe. Doch auch der schönste Hundebesuch strengt ir-

gendwann an. Feierabend. Die Hündin versteht sofort und springt vom Sessel. Lebhaftigkeit steckt an

„Fine ist sehr agil, das ist gut für ein Seniorenheim, wo die Bewohner aktiviert werden sollen“, so Bettina Bergmann. Wenn sie mit Kindern arbeitet, die eventuell auch etwas Angst vor Hunden haben, nimmt sie lieber ihren ­Pudel-Cocker-Mischling mit. „Der ist ein bisschen ruhiger.“ Im Zentrum ihrer Arbeit steht immer das Wohlbefinden von Hund und ­Patient: Welche Stimmung herrscht gerade? Was braucht der behandelte Mensch gerade? Wie reagiert der Hund? „Jeder Therapeut hat auch seine eigene Philosophie“, erklärt sie. Bei ihr stehe eben die Achtsamkeit im Vordergrund. „Dadurch, dass Fine schon lange in der tiergestützten Therapie arbeitet, ist sie Profi. Sie spiegelt die Bewohner sehr schön und spürt, was sie in diesem Moment benötigen.“ Leckerli für Mensch und Hund

Zum Abschluss bekommt auch Christina ­Söring noch Besuch. Ihre Demenz ist weit ­vorangeschritten. Auf dem Nachttisch liegt ein kleines Stofftier. Ein Yorkshire Terrier, wie der, um den sich die 76-Jährige früher einmal gekümmert hat. Ganz selig füttert sie die Hündin vor sich, zwischendurch versinkt sie wieder in die eigene Gedankenwelt. Bevor jemand reagieren kann, landet das nächste Stück Trockenfutter dann in ihrem eigenen Mund. „Muss doch auch was davon haben“, sagt sie entschuldigend und mit einem Lächeln. So knuspert sie vor sich hin, während Bettina Bergmann die Box mit den Leckerlis einsteckt und sich verabschiedet. Bis zur nächsten Woche. *Name von der Redaktion geändert

Antonienstr. 41 · 04229 Leipzig · Tel.: 22 468 00 www.oesst.de 13409301_001120

Tiergestützte Therapie und Pädagogik

Querstraße 15 –17 · 04103 Leipzig Tel. 0341-604 97 1 97 Fax 0341-604 97 1 96

ung k r s tä eam Ver ser T t! un für esuch g

Der ambulante Pflegedienst in Ihrer Nähe, der Sie und Ihre Angehörigen in allen Lebenslagen unterstützt.

E-mail: info@pd-balance.de Internet: www.pd-balance.de

24-h-Rufbereitschaft: 0341 604 97 1 97 12421501_001120

Die Ausbildung von Hund und ­Halter in der tiergestützten Therapie eignet sich besonders für Menschen mit Vorkenntnissen, also ausgebildeten Physio-, Psycho- oder Ergotherapeuten, aber auch Ärzten, Lehrern oder Kindergärtnern. In den Kursen – zum Beispiel des Instituts Hund-Mensch-Beziehung Sachsen (IHMBS) in Markkleeberg – erlernen die Teilnehmer einerseits theoretisches Wissen: Was macht einen Hund aus? Wie trainiere ich meinen „Co-Therapeuten“ Hund? Wie funktionieren ein harmonisches Miteinander und die Kommunikation des Hundes? Hinzu kommen die theoretischen Grundlagen ­verschiedener Therapie- und ­Pädagogikmethoden. Der Praxisteil erfolgt an Partnereinrichtungen – beim IHMBS bei-

spielsweise in Borna am Azurit ­Seniorenzentrum oder am Kinderhaus „Pestalozzi“. Hier wird das Erlernte angewendet. Der Weiterbildungskurs des IHMBS umfasst mindestens 300 Stunden für Vorlesungen, Seminare, geführte Diskussionen und Demonstrationen, praktische Hundeausbildung, ­Literaturarbeit, geführtes Selbststudium sowie einer Abschlussarbeit und einer Abschlussprüfung. Der Kurs ist nach internationalem Prüfverfahren anerkannt. Der Hundehalter sollte eine empathische Persönlichkeit mitbringen, sich selbst gut reflektieren können sowie ein offenes und achtsames Wesen haben.

Der Hund wiederum sollte gerne mit Menschen arbeiten. Eigen­ständige Charaktere wie oft bei ­Herdenschutzhunden zu ­finden, eignen sich dagegen nicht so gut. Oftmals ­finden sich Mischlinge in der tiergestützten ­Therapie, die eine ­gesunde Kombination von Eigenschaften mitbringen. Rassehunde können unter Umständen überzüchtet sein, was teils körperliche und psychische Probleme mit sich bringt.

Mehr Informationen dazu unter www.ihmbs.de oder www.tiergestuetzte-therapie.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.