LVZ Fit & Gesund 2019 | Richtig essen für die Gesundheit

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FIT& GESUND 2019

Montag, 11. März 2019

Richtig Essen für die Gesundheit

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Was ist dran am Intervallfasten?

Rezepttipps zum Abnehmen

Leipziger Arzt gibt Tipps für die Reise

Foto: Fotolia

Nie zuvor wusste die westliche Welt mehr über gesunde Ernährung als heute. Trotzdem waren niemals so viele Menschen zu dick, zu ungesund. Wie können wir zurück finden zu einer gesunden Ernährung? Im ersten Teil der Serie „Fit & Gesund“ dreht sich alles um diese Frage.


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GESUNDHEIT

MONTAG, 11. MÄRZ 2019 | NR. 59

AUS MEINER PRAXIS VON DR. LAURA DALHAUS

n den Fachabteilungen der Krankenhäuser ändern sich die Patienten, die Krankheiten bleiben. In der Hausarztpraxis ändern sich die Krankheiten, die Patienten bleiben. Über viele Jahre baut sich auf diese Weise ein Vertrauensverhältnis auf; man kennt sich. Das ist für beide Seiten wichtig, und wie lange diese „Beziehung“ dauert, hängt in den meisten Fällen vom jeweiligen Alter ab. So stellte sich mir etwa eine neue Patientin kürzlich mit den Worten vor: „Ich möchte zu Ihnen in die Praxis wechseln. Sie sind so jung, und das heißt, dass Sie mich in jedem Fall überleben und ich mit Ihnen eine Hausärztin bis zu meinem Tod habe.“ Kurz war ich sprachlos, was selten vorkommt. Aber es ist genau das, was Hausarztmedizin ausmacht: Hausärzte begleiten Menschen durch verschiedene Lebenssituationen und Herausforderungen, die Krankheiten, Familie und Beruf im Laufe der Jahre mit sich bringen. Diese sind, so mein Eindruck, in den vergangenen Jahren größer geworden. Es heißt, in Hausarztpraxen seien bis zu 50 Prozent der geschilderten Beschwerden und Beratungsanlässe psychosomatisch. Mir fällt auf, dass das zunehmend auf Teens und Twens zutrifft. Junge Menschen, deren Ideen und Engagement unsere Zukunft bedingen, kämpfen mit Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. Ich finde das besorgniserregend. Vielleicht sollten wir mal überlegen, welches Bild unsere Gesellschaft widerspiegelt, wenn schon Jugendliche sich abgehängt fühlen und Berufstätige vom „Aussteigen“ träumen. Menschen, die eine schwere Erkrankung überstehen, gelingt hier häufig ein klarer Blick mit einer wohlüberlegten Prioritätensetzung. Schade, dass es dafür oft erst einen Schicksalsschlag braucht.

Nie zuvor wussten wir mehr über richtige Ernährung als heute, trotzdem essen wir vieles, was uns nicht guttut. Wie finden wir zurück zum Pfad der Tugend? Mit ein paar einfachen Regeln VON SOPHIE HILGENSTOCK

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aben Sie heute schon Obst gegessen? Oder in ein Vollkornbrot gebissen? Achten Sie auf Gemüse auf dem Teller? Und trinken Sie statt Cola und Bier lieber Wasser? Wenn ja, darf man Ihnen gratulieren: Sie zählen zu der immer kleiner werdenden Zahl von Menschen, die sich so ernähren, wie es eine immer größer werdende Zahl von Menschen will – nämlich gesund. Das klingt nicht nur paradox, das ist es auch: Wenn es ums Essen geht, gibt es in der westlichen Welt kein größeres Ideal als die gesunde Ernährung. Alle streben danach, sich möglichst ausgewogen, bekömmlich, vitaminreich und fettarm zu verpflegen. Schließlich ist inzwischen hinlänglich bekannt, was ein Körper braucht, um möglichst leistungsbereit und fit durchs Leben zu gehen. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die sich so ungesund ernähren, dass sie ihrem Organismus langfristig schaden. Das Problem liegt auf der Hand: Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber schwach. Die Gelüste und Versuchungen sind groß, der Griff zu Weißbrot, Steak, Schokolade und Rotwein stets schneller getan als gedacht.

Fehlernährung kann gravierende Folgen haben Was also tun, um zurückzufinden zu gesunder Ernährung, zum Pfad der Tugend? Zunächst einmal muss klar sein, um was es einem geht. Um die paar Kilo zu viel auf den Rippen, den Wohlstandsbauch? Um das Vermeiden von Karies, Akne, Allergien oder Gicht? Oder um ernsthafte gesundheitliche Probleme, um verstopfte Arterien, Bluthochdruck, Fett-

Laura Dalhaus ist Allgemeinmedizinerin  inDr.Rhede im Münsterland. Auf ihrer Website www.landarzt.rocks schreibt sie regelmäßig über ihren Praxisalltag.

Gründe für eine weniger gesunde Ernährung

Über welche Aspekte machen Sie sich bei Ihrer alltäglichen Ernährung Gedanken?

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49 %

Fette

48 %

Gewichtszunahme

43 %

Zucker

Portionen Gemüse sollte jeder Erwachsene täglich zu sich nehmen.

41 %

Pestizide Einseitige Ernährung

40 %

37 % Vitamin- und Nährstoffmangel 33 % Bakterielle Belastungen 32 % Cholesterin

sucht, Diabetes, Anorexie oder gar Krebs? Sicher ist, dass eine Fehl- oder Überernährung gravierende Folgen haben kann, möglicherweise bis zum Tod. Sicher ist auch, dass nur wenige Menschen in den Industrienationen zufrieden mit dem sind, was sie tagein, tagaus in sich hineinstopfen – von einem guten Körpergefühl ganz zu schweigen. Ob man das nun für Luxusprobleme oder Zivilisationskrankheiten hält – in jedem Fall ist es sinnvoll, zunächst die Ernährung in den Blick zu nehmen. Schließlich gibt es die Erkenntnis, dass Nahrung gesund machen kann, nicht erst seit gestern. Schon der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 377 v. Chr.) war überzeugt: „Eure Nahrungsmittel sollen

eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ Welche Nahrung aber macht fit, wie sieht DIE gesunde Ernährung eigentlich aus? Mit dieser Frage tun sich selbst Experten schwer: „Streng genommen gibt es DIE gesunde Ernährung nicht. Für einen Diabetiker gelten andere Regeln als für ein Kleinkind, ein Bauarbeiter hat einen anderen Bedarf als eine schlanke weibliche Bürokraft“, sagt die Freiburger Food-Journalistin und Ökotrophologin Dagmar von Cramm. Ähnlich sieht es Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie an der GeorgAugust-Universität Göttingen: „Wir unterscheiden uns erheblich in den genetischen Vorgaben, im Stoffwechsel, Alter,

52 % zu wenig Zeit 17 % kein Interesse an gesunder Ernährung 14 % kann nicht kochen 12 % gesunde Ernährung ist zu teuer 11 % Zweifel am Nutzen gesunder Ernährung 8% wenig Wissen über Ernährung

RND-Grafik; Quelle: Forsa

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Richtig essen macht gesund

FIT& GESUND 2019

RND-Grafik; Quelle: Statista

Begleitung fürs Leben

Geschlecht, Kalorienverbrauch, in der Zusammensetzung der Darmflora und vielen anderen Aspekten. Da kann es keine Ernährung geben, die für alle gleichermaßen perfekt ist.“ Beide sind sich einig, am besten ist eine Ernährung, wenn sie sich an die Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält. Dort heißt es: „Eine vollwertige Ernährung liefert ausreichend, aber nicht zu viel Energie (Kalorien) und alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate, Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe.“ Wie das im Einzelnen aussieht, zeigt der Ernährungskreis, den die Fachleute der DGE aufgrund wissenschaftlicher Studien erarbeitet haben.

NATÜRLICH WOHLFÜHLEN

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Foto: Agnieszka Krus/RND

Das Gesicht ist vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Deswegen ist es so wichtig, die Gesichtshaut zu pflegen und zu reinigen. Die Gesichtspflege für Hautunreinheiten mit Honig, Öl und Sonnenblumenkernen ist

ganz leicht selbst herzustellen. Honig wirkt antibakteriell, Olivenöl entzündungshemmend und macht die Haut weich und geschmeidig. Sonnenblumenkerne enthalten viele Vitamine und wohltuende Fettsäuren. Das wird gebraucht: 1 TL Honig, 1 TL Olivenöl, 60 g gemahlene Sonnenblumenkerne So wird es gemacht: Zuerst wird der Honig vorsichtig über einem Wasserbad erhitzt. Wenn er flüssig ist, kommt das Olivenöl hinzu. Hierbei sollte ständig die Hitze reguliert werden. Die Masse darf nicht zu heiß werden. Nun die Sonnenblumenkerne mit einem Mörser zermahlen und unterrühren. Die Mischung abkühlen lassen und großflächig auf das Gesicht auftragen. Nach 20 bis 30 Minuten die Maske mit lauwarmem Wasser abwaschen.

AUS DER FORSCHUNG

Wie Schlaf das Immunsystem stärkt

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essen täglich essen täglich Süßigkeiten Süßigkeiten verzehrenverzehren täglich täglich Milchprodukte Milchprodukte

14 % 14 %

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trinken mindestens trinken mindestens einmal in der einmal in der Woche Softdrinks Woche Softdrinks

Worauf würden Sie in der Fastenzeit verzichten? 68 %

Alkohol

59 %

Süßigkeiten Fleisch

essen mindestens essen mindestens einmal in der einmal in der Woche Woche Fertiggerichte Fertiggerichte

76,4 %76,4 %

trinken täglich trinken täglich Kaffee Kaffee

39 %

RND-Grafik; Quelle: Forsa/DAK

Das Geheimnis des Intervallfastens Diäten waren gestern, heute wird gefastet: Besonders das intermittierende Fasten hat viele Anhänger. So funktioniert es

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er heute abspecken will, hat die Qual der Wahl: Entweder man macht eine Diät. Immerhin ist die Auswahl dabei groß. Low-Carb, Keto, Paleo, Glyx, Atkins, Low-Fat, Hollywood – die Liste der Schlankheitskuren wird täglich länger. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es inzwischen an die 100 Konzepte, nach denen man seine Pfunde purzeln lassen kann.

Foto: unsplash

Schlaf ist oft die beste Medizin, denn er unterstützt das Immunsystem. Einen entscheidenden Signalweg vom Schlaf hin zu guten Abwehrkräften haben deutsche Forscher nun entdeckt. Demnach unterstützt Schlaf die Arbeit bestimmter Abwehrzellen, der T-Zellen. Diese heften sich ganz spezifisch an befallene Körperzellen und zerstören sie. „Einfach nur Hinlegen ist auch gut, aber Schlafen ist besser“, sagte Tanja Lange von der Universität Lübeck, die die Studie zusammen mit Forschern der Universität Tübingen durchführte. Akuter Schlafmangel dagegen hemmt über spezielle Botenstoffe diesen Pfad, wie das Team belegte. Bereits drei Stunden Schlafmangel können demnach das Immunsystem beeinträchtigen. Das Forscherteam hatte zehn Frauen und fünf Männern mehrfach Blut abgenommen – tagsüber, nachts und auch während einer Nacht mit Schlafentzug.

58,6 %58,6 %

essen täglich essen täglich Obst Obst

RND-Illustration: Patan

Maske aus Sonnenblumenkernen

Verzicht auf Essen liegt im Trend

Der Vorteil beim Intervallfasten ist: Man verzichtet nicht komplett, sondern nur stundenweise auf Nahrung – in den übrigen darf gegessen werden. Foto: TanyaJoy/istock

Oder aber man fastet. Letzteres ist momentan im Trend. Das mag daran liegen, das beim Fasten immer etwas Spirituelles und Heilendes mitschwingt. Das mag aber auch an der allgemeinen Verunsicherung liegen, die derzeit herrscht, wenn es um das Thema richtige Ernährung geht. Ob vegan, vegetarisch, clean oder klimatarisch – ständig kommen neue alternative Ernährungsweisen in Mode, gleichzeitig feiert die gute alte Vollwertkost ein Comeback, sodass sich viele fragen: Was darf ich eigentlich noch essen? Besser nichts, lautet oftmals die Antwort.

Die Zahl derer jedenfalls, die auf der Suche nach gesunder Ernährung lieber ganz auf Nahrung verzichten, wächst. „Fasten ist die maximal mögliche Vereinfachung der Ernährung. Ich muss nicht groß nachdenken oder aufwendig abwägen. Für manche ist das einfacher, als ständig darauf zu achten, was auf den Tisch kommt“, erklärt der Göttinger Arzt und Ernährungspsychologe Thomas Ellrott den Fasten-Boom. Dabei gibt es auch beim Fasten die unterschiedlichsten Methoden: Ob Heilfasten nach Otto Buchinger, Schrothkur, Basenfasten, Mol-

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Stunden lang fasten, acht Stunden lang essen.

kekur, Schleimfasten oder Wanderfasten – verschiedene Wege führen zu Entschlackung, Entgiftung und Glück.

Intervallfasten ist eine Art Teilzeit-Diät Besonders beliebt ist derzeit das intermittierende Fasten, besser bekannt als Intervallfasten. Dabei wird nur phasenweise, also in Intervallen, aufs Essen verzichtet, in der übrigen Zeit kommt wie üblich alles auf den Tisch. Konkret bedeutet das: Acht Stunden lang darf man essen, 16 Stunden lang wird gefastet. Das gelingt, indem man das Frühstück auf den Mittag verschiebt oder das Abendessen am frühen Nachmittag einnimmt. Aber es gibt auch strengere Formen des Intervallfastens: Beim Dinner-Cancelling fastet man 18 Stunden und hat sechs Stunden zur Nahrungsaufnahme, bei der 5:2-Methode gibt es zwei komplette Fastentage und fünf normale Essenstage. Für die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin Bettina Snowdon ist Intervallfasten die perfekte Teilzeit-Diät: „Es ist extrem gesund und hochwirksam beim Abnehmen.“ hil


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ESSEN SIE SICH GESUND

Bei 1500 Kalorien schmilzt der Speck Sie wollen abnehmen, haben aber keine Lust auf eine Diät? Kein Problem – mit dem Zwei-Wochen-Plan von Dagmar von Cramm

Die Basis bilden Getreideprodukte und Kartoffeln: Drei bis fünf Scheiben Brot, 50 Gramm Getreideflocken sowie eine Portion Kartoffeln, Nudeln oder Reis, möglichst alles aus Vollkorn, stehen einem Erwachsenen täglich zu. Das wichtigste Lebensmittel ist mit drei Portionen am Tag allerdings das Gemüse, empfohlen werden 200 Gramm gegartes Gemüse und 200 Gramm Rohkost oder Salat. An zweiter Stelle steht Obst, davon gehören täglich zwei Portionen (250 Gramm) auf den Teller. Wichtig für die Nährstoffzufuhr sind zudem Milchprodukte: 200 bis 250 Gramm Milch oder Joghurt sowie zwei Scheiben Käse sollte man täglich verzehren. Fleisch und Wurst wiederum sind nebensächlich, gerade einmal 300 bis 600 Gramm pro Woche sind laut DGE erlaubt. Fisch hingegen sollte zweimal pro Woche gegessen werden, außerdem

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trinken mehrmals in der Woche Spirituosen

Wenn man vom Übergewicht ausgeht, isst die Hälfte der Deutschen zu viel.

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dürfen es wöchentlich drei Eier sein. Die kleinste Rolle spielt Fett: Nicht mehr als 30 Gramm Butter, Margarine oder Öl sollte ein Erwachsener täglich verzehren. Die Regeln klingen einfach, dennoch gelingt es den Wenigsten, danach zu essen. Nicht nur die Wahl der richtigen Lebensmittel ist dabei ein Problem, auch das Einhalten der richtigen Mengen: „Wenn man vom Übergewicht ausgeht, isst etwa die Hälfte der Deutschen einfach zu viel“, sagt von Cramm. Hinzu kommen die „heimlichen Dickmacher“ – die Getränke: „Kalorien aus Getränken sättigen nicht so gut wie Kalorien aus festen Lebensmitteln“, sagt Ernährungspsychologe Ellrott. „Wer zu Übergewicht und Diabetes neigt, sollte flüssige Kalorien aller Art, also Säfte, Nektare, Bier, Limonaden, Cola, Eistees, aber auch Wein und andere Alkoholika besonders sparsam auswählen.“ So sieht es auch die DGE: Wer sich gesund ernähren will, trinke täglich nichts als anderthalb Liter Wasser oder ungesüßte Tees. Wie aber schafft man es, angesichts von Zeitnot, Alltagsstress, Geldnot und Verlockungen, all das umzusetzen? Laut Dagmar von Cramm kommt es auf die richtige Planung an – und ein wenig Selbstüberlistung: „Oft sind es genau die Dinge, die wir in Hetze hungrig hinunterschlingen, die uns nicht guttun. Wenn ich für die Woche einen Speisezettel mache, hilft mir das nicht nur beim Einkauf. Was ich nicht im Hause habe, führt mich nicht in Versuchung. Wenn ich eine Lunchbox mitnehme, lande ich nicht beim Bäcker.“ Außerdem empfiehlt sie, eine Woche lang alles zu fotografieren, was man isst. Das helfe bei der Selbsterkenntnis – und damit sei der erste Schritt bekanntlich meist getan.

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esund und schlank durch den Tag – das ist einfach, wenn Sie sich an ein paar wenige Grundsätze halten: Eine Mahlzeit ist warm – ob mittags oder abends, das ist egal. Wichtig: Nehmen Sie sich Zeit und genießen Sie. Halten Sie Esspausen ein, essen Sie sich an den Hauptmahlzeiten satt. Bei einem großen Hungerloch können Sie eine Handvoll ungeschälte Mandeln und Rohkost knabbern, aber meiden Sie dauerhaftes Snacken. Zwischendurch viel trinken, hauptsächlich Wasser. Verzichten Sie auf Zuckergetränke wie Limo, aber auch auf Säfte. Tees und Kaffee nicht süßen – allenfalls mit einem Schuss Milch genießen. Und Alkohol ist während der Gesund-Wochen gestrichen. Sie brauchen keine Kalorien zu zählen: Das habe ich schon getan. Frühstück und kalte Mahlzeit enthalten zwischen 300 und 400 Kalorien, das Mittagessen um die 500. Da bleibt noch Luft für eine Portion Obst, eine Portion Gemüse, eine Handvoll Mandeln oder einen Milchkaffee. Bei 1500 Kalorien schmilzt der Speck. Körperlich aktive Männer brauchen vermutlich noch eine kleine Zulage.

Foto: Gräfe und Unzer Verlag / Mona Binner

Gesünder essen mit unserer Expertin

Wenn es ums Essen geht, hat Dagmar von Cramm klare Prinzipien: „Ich esse keine Produkte, deren Zutatenliste Begriffe enthält, die ich nicht verstehe.“ Im Gegenteil: Für die Diplom-Ökotrophologin aus Freiburg sind pflanzliche, natürliche Lebensmittel die Basis einer gesunden Ernährung. Außerdem setzt sie auf Vielfalt und Abwechslung bei den Zutaten und der Zubereitung. Mehr als 25 Ratgeber hat die 64-Jährige bereits veröffentlicht, ihre Kochbücher für Kinder sind inzwischen Klassiker. Für uns hat die Food-Journalistin einen zweiwöchigen Ernährungsplan erstellt, der Sie fit und gesund in den Frühling starten lässt. Dazu finden Sie hier jeden Tag ein Rezept.

Ihr Tagesplan Morgens macht ein Müsli gut satt. Das frische Obst liefert reichlich Vitamine und Mineralstoffe. Die Rote-Linsen-Puffer sind schnell auf Backpapier fettarm zubereitet und liefern reichlich Ballaststoffe und wertvolles Eiweiß: Das macht satt und fördert die Verdauung. Als kalte Mahlzeit – auch gut fürs Büro – sind Wienerle mit Kartoffelsalat ideal. Vorteil: Die Kartoffeln enthalten resistente Stärken, die ähnlich wirken wie Ballaststoffe. ■ Morgens: Müsli aus 2 EL Haferflo-

cken, 1 EL gehackte Nüsse, einer Handvoll Obst (z. B. eine Birne oder einen Apfel, grob geraspelt) und 100 ml Milch oder Naturjoghurt. Nach Wunsch mit einer gehackten Dattel süßen.

trinken mehrmals in der Woche Spirituosen

Zutaten Linsenpuffer Für ca. 8 Stück (für 2 Personen): 1 EL geschrotete Leinsamen 125 g rote Linsen 1 EL Mager- oder Sojaquark 2-3 EL Dinkelvollkornmehl Salz, Cayennepfeffer ½ TL Kreuzkümmel 2 EL Rapsöl ½ Becher Schmand (100 g) 2 EL Ajvar-Würzpaste ■ Mittags: Für die Linsenpuffer Leinsa-

men mit 3 EL Wasser vermengen und beiseitestellen, bis die Masse dickflüssig wird. Linsen in 200 ml Wasser circa zehn bis zwölf Minuten weich garen. Mit den Leinsamen, Quark und Mehl zu einer weichen, formbaren Masse verarbeiten. Mit Salz, Cayennepfeffer und Kreuzkümmel würzen. Pfanne mit Backpapier auslegen und mit Öl bestreichen. 1 EL der Masse mit nassen Händen formen, in der heißen Pfanne flachdrücken und eine Minute pro Seite braten. Schmand und Ajvar vermengen und zu den Puffern reichen. Dazu passt ein Blattsalat mit einem Dressing pro Portion aus 1 EL Öl, 1 TL Balsamicoessig, 1 TL Senf, Salz und Pfeffer. ■ Abends: Putenwienerle (pro Person ein

bis drei Stück à circa 65 g) mit einer Handvoll Tomaten und Kartoffelsalat aus 200 g Pellkartoffeln, 100 ml Gemüsebrühe, Senf, Essig, Salz, Pfeffer, 1 EL Rapsöl und vielen Schnittlauchröllchen. aus: Dagmar von  Rezept Cramm: „Happy Aging“, ZS Verlag. 160 Seiten, 22,99 Euro.

Dagmar von Cramm, Ernährungsexpertin

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GESUNDHEIT

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Mit Übelkeit und Magendrücken geht es los: Der Norovirus schlägt inzwischen überall zu, nicht nur als Reisediarrhö.

Was hilft gegen Noroviren? Leipziger Tropenmediziner weiß Rat Dr. Thomas Grünewald, leitender Oberarzt am Klinikum St. Georg, über Reisekrankheiten und wie sie therapiert werden können VON STEFAN MICHAELIS

LEIPZIG. Sie sind winzig und legen doch ein so großes Wesen wie den Menschen lahm. Übelkeit, Durchfall, Schweißausbrüche – es hat mal wieder ein Erreger zugeschlagen, und das mitten auf der Sonnenterrasse im Karibik-Resort oder am Strand von Rimini. Das Urlaubsproblem Norovirus kann jeden erwischen, weiß Dr. Thomas Grünewald, Leitender Oberarzt der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am Klinikum St. Georg: „Man muss dazu noch nicht mal verreisen, den kriegt man auch hier, wenn man Pech hat.“ Ob „Montezumas Rache“, „Durchmarsch“, „Flotter Otto“ oder „Dünnpfiff“, der Duden kennt mehr als ein Dutzend Begriffe für das, was der Arzt „Reisediarrhö“ nennt. „In der Regel sind es harmlose Dinge, wenn man nicht schwere Vorerkrankungen hat oder anderweitig geschädigt ist“, macht Dr. Thomas Grünewald zunächst mal Hoffnung, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Dumm nur, dass der ungekrönte König der Durchfallerkrankungen so ein hyperaktives Biest ist: „Noroviren brauchen nur sehr wenige Viren. Wir nennen das Infektionsdosis. 10 bis 100 Viren reichen aus, um krank zu werden.“ Zum Vergleich: Es werden 50 000 Salmonellen benötigt, bis es zum Durchfall komme, bei einer Influenza 100 000 bis 500 000 Viren, bis die Grippe durchschlage. Die sogenannte „Attack rate“ der Noroviren liege denn auch bei 50 bis 70 Prozent.

Drei Tage lang Unwohlsein Ob in Europa, Südamerika, Afrika oder Asien, die Erreger könnten zwar unterschiedlich sein, die Symptomatik sei aber sehr ähnlich. Man habe einen Tag Übelkeit und Erbrechen. Dann komme der Durchfall relativ abrupt, man verliere viel Flüssigkeit. „Aber nach zwei bis drei Tagen bessert sich das wieder deutlich“, sagt Dr. Thomas Grünewald. Dass Noroviren auf einem Kreuzfahrtschiff, wie jüngst auf der „Island Princess“ in der

IMPRESSUM

Tipps für die Reiseapotheke „Ich muss nicht eine ganze Apotheke mitnehmen gegen jedes Wehwehchen“, sagt Dr. Thomas Grünewald. Er empfiehlt für den Koffer diese Grundausstattung:

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Schmerzmittel und Mittel, die Fieber senken

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ein Minimum an Verbandszeug und Pflaster

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etwas Desinfektionsmittel

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„Fit & Gesund“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer

Wenn man bereits an Krankheiten leidet: Medikamentenliste und die Adresse des nächsten verfügbaren Krankenhauses und deutschen Konsulats

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Impfpass

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Wenn man gegen Mücken und Zecken exponiert ist: Mückenschutz

Karibik, aktiv werden, sei nicht ungewöhnlich: „Noroviren kommen in Clustern als Ausbrüche vor, zum Beispiel in Reisegruppen. Die Erkrankten scheiden einfach extrem viele Viren aus.“ Dass manche Zukunftsvisionäre Viren als künftige Weltherrscher ansehen, sei nicht von der Hand zu weisen. Dr. Thomas Grünewald: „Viren sind einfach schneller als wir, das muss man akzeptieren. Wir müssen uns adäquat schützen, das ist das A und O!“ Noroviren haben sich laut dem Infektiologen sehr gut an den Menschen angepasst: „Sie docken im Darm an bestimmte Eiweiß-Zucker-Moleküle an. Man hat immer gedacht, bestimmte Blutgruppen sind geschützt, aber das ist heute nicht mehr so.“ Im Laufe der letzten Jahrzehnte sei der Norovirus weltweit mutiert, „er hat den Menschen als optimalen Wirt ausgemacht. So schnell, wie er sich auf uns einstellt, können wir uns gegen ihn schon genetisch nicht wehren.“ Willkommen im Weltuntergang? Nein, sagt Dr. Thomas Grünewald, gegen den Eroberungsfeldzug der Noro- und vieler anderer Viren helfe ja – das ist kein Witz – Händewaschen: „Die Händehygiene wird häufig im Urlaub vergessen. Damit kann man einen großen Teil von Problemen und Komplikationen vermeiden. Im Urlaub ist die Standardhygiene genauso wichtig wie zu Hause.“ Noroviren werden über Schmierinfektionen übertragen, der Kontakt von Mensch zu Mensch reiche für einen Befall aus, weil man irgendwann unwillkürlich mit den Händen sein Gesicht berühre. Dr. Thomas Grünewald: „Wichtig ist auch die richtige Husten-Etiquette! Nicht in die Hände husten, sondern in die Ellenbeuge – die Hände wäscht man nicht nach jedem Husten.“

Immer alles abwaschen Ansonsten gelte eine einfache Regel, die seit über 50 Jahren aus dem Englischen überliefert ist: „Cook it, peel it, boil it or forget it!“ Durch Kochen werden Viren getötet. Obst und Gemüse sollten geschält werden. Was man nicht schälen könne, sollte abgewaschen werden. In jedem Resort sei dies möglich, allenfalls

Rucksackurlauber würden das nicht immer hinkriegen. Dr. Thomas Grünewald: „Das ist eigentlich unser normales Alltagsverhalten, aber im Urlaub sind wir leider risikofreudiger.“ Habe das erhöhte Risiko zum „Flotten Otto“ geführt, könne ihn der Betroffene schnell an die Leine legen. Viel Flüssigkeit und viele Mineralstoffe zu sich nehmen, rät der Oberarzt. „Cola und Salzstangen funktionieren gut, weil viele Mineralstoffe darin sind. Dazu muss man aber noch viel Wasser trinken, weil die Cola eine sehr hohe Dichte hat.“ Tee tue gut, manche Sorten beruhigen den Magen, sagt Dr. Thomas Grünewald, aber viele Mineralstoffe habe Tee nicht. Dafür seien Früchte und Gemüse da. Perfekt sei die Banane, weil sie auch viel Fruchtzucker beinhalte, der satt mache. Mineralstoff-Konzentrate aus dem Reformhaus oder der Apotheke seien auch in Ordnung.

Tiere nicht streicheln Eine kühle Cola als Medizin scheitert allerdings in den Tropen, wo noch andere Gefahren auf den Urlauber lauern. „Der Regenwald ist nicht unser Metier“, sagt der Infektiologe, „die Tiere mögen Menschen nicht und beißen dann auch zu.“ Tollwuttote würden weltweit rapide zunehmen, „die Tiere sind eben keine Streicheltiere, sondern wild. Nicht streicheln! Das gilt auch für die kleinen Tempelaffen in Bangkok. Die können auch Tollwut haben.“ Vor einer Reise in Malariagebiete sollte man indes nicht den Nachbarn fragen,

„Der Norovirus hat den Menschen als optimalen Wirt ausgemacht. “

der auch schon mal da war, sondern einen Experten. Auch das Internet müsse kritisch betrachtet werden. Dr. Thomas Grünewald: „Das Problem ist, Sie kriegen dort 15000 verschiedene Antworten auf Ihre Fragen. Da können 7000 richtig sein, aber auch 7000 falsch.“ Trotzdem lehnt der Oberarzt diesen Weg nicht ab: „Ich finde es nicht schlecht, wenn ein Urlauber seine Reiseroute genau im Internet anschaut und seinem Arzt diese Infos mitbringt.“ Zum Beispiel könne in Südafrika das Malaria-Risiko von Region zu Region unterschiedlich sein, daher sei die genaue Kenntnis der Reiseroute für den Arzt hilfreich, um eine Infektionsprophylaxe zu erstellen. Übrigens: Die alleinige Nummer eins der Urlaubserkrankungen ist die Reisediarrhö nach den Erfahrungen von Dr. Thomas Grünewald gar nicht: „Wir haben auch viele Verletzungen durch Tätigkeiten und Verkehrsunfälle.“ Man mache plötzlich Sport, den man sonst nicht mache, oder stürze sich in den Verkehr, den man ebenso wenig kenne wie das Auto, das man sich leiht. „Wir fahren Fahrrad in Saigon mit 1,5 Millionen anderen, das ist dann gefährlich“, sagt der Oberarzt. Und manchmal ist ein Glas Alkohol im Urlaub gefährlicher als eine Dünnpfiff-Gang von Noroviren, die an der nächsten Ecke auf Opfer lauert. Dr. Thomas Grünewald, Leitender Oberarzt der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am Klinikum St. Georg, rät Reisenden vor allem dies: Die Standard-Hygieneregeln beachten, die man auch im Alltag anwendet. Der Hausarzt weiß, welche Standard-Impfungen für eine Reise notwendig sind. Vor allem auf Influenza sollte man sich vorbereiten.

Dr. Thomas Grünewald Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin

Influenza – die verkannte Reise-Gefahr Impfungen für Fernreisen? „Der Hausarzt kennt sich mit den Standardimpfungen bereits sehr gut aus“, meint Dr. Thomas Grünewald. Welche Piekser sind für welche Reiseziele noch notwendig? „Wer in tropische und subtropische Gebiete fährt, sollte jemanden konsultieren, der sich mit Reisemedizin auskennt. Vor allem, wenn man chronische Krankheiten hat“, rät Dr. Thomas Grünewald. „Standardimpfungen sind ein Muss! Wir haben gerade wieder Fälle von Kinderlähmung in Indonesien und Masernausbrüche in ganz Europa.“ Allein in der Ukraine habe es 12 000 Fälle mit 20 Masern-Toten nur im Januar gegeben. Auf dem neusten Impfstand sollte man bei Masern, Mumps, Röteln, Wundstarrkrampf, Kinderlähmung Keuchhus-

ten und Diphtherie sein. Verkannt wird für den Oberarzt die Influenza: „Auf der Südhalbkugel ist immer Influenza-Saison.“ Es würden global vier Stämme zirkulieren, die sich sehr ähnlich seien. Daher wirke eine Impfung in Deutschland auch in Südamerika. Der Schutz sei zwar nicht so wirksam wie bei Tetanus, eine Reduktion des Risikos aber sinnvoll. „Wir haben jedes Jahr mehrere 100 bis 1000 Tote. In Afrika haben wir Ausbrüche, daran sterben über 10 000 Menschen“, sagt Dr. Thomas Grünewald. Tödlich könne die Infektion für Menschen mit Risiken sein, etwa für Zuckerkranke und Schwangere. „Man darf echte Grippeviren nicht verwechseln mit den Viren, die grippale Infekte auslösen. Influenza ist eine schwere Krankheit.“

Alle bereits erschienenen Teile der Gesundheitsserie plus weitere Infos und Tipps für Ihr Wohlbefinden finden Sie im Internet unter www.lvz.de/fit-gesund

Fotos: Pixabay/derneuemann, stevepb; dpa/Arne Dedert; pa/Klaus Oehlenschläger, Stefan Michaelis

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