LVZ Fit & Gesund 2019 | Herz ist Trumpf

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FIT& GESUND 2019

| AKTION GESUNDHEITSWOCHEN

Dienstag, 12. März 2019

Herz ist Trumpf

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Badeöl selbst gemacht

Rezepte für Gemüsemuffel

Foto: iStockphoto

Trotz aller Fortschritte in der Herzmedizin ist die Zahl der Menschen, die in Deutschland an HerzKreislauf-Erkrankungen sterben, nach wie vor hoch. Was schützt gegen Herzinfarkt? Wie kann einer Herzschwäche vorgebeugt werden? Teil 2 unserer Medizin-Serie geht diesen Fragen nach.

Anzeigen-Spezial

Stark gegen Herzschwäche Am Herzzentrum Leipzig bündeln Experten Kräfte zum Kampf gegen die wenig bekannte, aber lebensbedrohliche Krankheit

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s beginnt schleichend: Zuerst sorgt die steile Kellertreppe für kurzen Atem, dann schwellen in den Abendstunden die Beine an, schließlich sorgt die Luftnot sogar für schlaflose Nächte. Vor allem bei älteren Menschen häufen sich solche Symptome – deutliche Zeichen für eine Herzinsuffizienz, landläufig Herzschwäche genannt. „Nach der Geburt eines Kindes ist das der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt“, sagt Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur. „Aber über die Ursachen weiß die Bevölkerung gar nichts. Das ist erschreckend.“ Denn eine Herzinsuffizienz ist sehr bedrohlich. Körperliche Belastungen fallen immer schwerer, die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und müde. Am Ende können weitere lebenswichtige Organe betroffen sein, denn das Herz sorgt als Kraftwerk des Körpers für die Versorgung mit Blut. Genau diese Leistung ist bei einer Herzschwäche eingeschränkt, erklärt Prof. Thiele: „Das Volumen reicht nicht mehr aus, um etwa Darm 10650301_001119

oder Niere adäquat am Laufen zu halten.“ Die Ursachen sind vielfältig. „Die absoluten Hauptbösewichte sind Bluthochdruck und koronare Herzerkrankun-

Über die Ursachen der Herzinsuffizienz weiß die Bevölkerung nichts. Das ist erschreckend. Prof. Dr. Holger Thiele Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur

gen, also Verengungen in den Herzkranzgefäßen.“ Auch Medikamente wie Chemotherapeutika oder Drogenmissbrauch tragen zum Entstehen der Herzschwäche bei – hier spielt gerade das in Ostdeutschland verbreitete Crystal eine Rolle. Bluthochdruck ist problematisch, weil das

Herz dauerhaft stärker pumpen muss. Auf lange Sicht hält es die Mehrbelastung nicht aus, die Pumpleistung lässt nach. Das Herzzentrum Leipzig ist als überregionales Kompetenzzentrum zur Behandlung von Herzschwäche – das erste in Ostdeutschland – ein verlässlicher Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten. „Kennzeichnend dafür sind unter anderem die hier arbeitenden Herzinsuffizienz-Schwestern, absolute Profis auf ihrem Gebiet“, beschreibt Prof. Dr. Gerhard Hindricks, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Leipzig. Sie begleiten die Patienten strukturiert in einer gesonderten, interdisziplinär verzahnten Abteilung. Fachlich hochqualifiziertes Personal ist zentral, denn, so Prof. Hindricks: „Unter Patienten mit Herzschwäche sind die Wiederaufnahmeraten sehr hoch. Da ist eine gute Schulung wichtig.“ Und zwar nicht nur für das medizinische Personal, sondern auch für die Patienten. Denn die Fünfjahressterblichkeit, also der Anteil an Patienten, die fünf Jahre nach der Behandlung noch am Leben sind, ist aktuell vergleichbar mit

Kardiologie-Chef Prof. Dr. Holger Thiele im Gespräch mit einem Patienten. Foto: Dominik Wolf

der von Krebspatienten. „Wenn auch die Patienten über Symptome der Verschlechterung Bescheid wissen und diese erkennen, kann sich das verbessern“, erklärt Gerhard Hindricks. Die Herausforderungen in der Behandlung eines kranken Herzens sind hoch. Mitte Januar brachte das 1. Herzinsuffizienz-Symposium auf Einladung des Herzzentrums internationale Experten zusammen, um den aktuellen Forschungsstand zu diskutieren und sich weiter zwischen den Disziplinen zu vernetzen. Kunstherzen wurden ebenso diskutiert wie Transplantationen, von denen das Herzzentrum 2019 bereits mehrere vorgenommen hat. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die psychokardiologische Begleitung, erklärt Prof. Dr. Michael Borger, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie. „Denn Patienten mit Herzschwäche geht es auch psychisch häufig nicht gut, Depressionen sind oft die Folge.“ So rückt das Herzzentrum Leipzig die Patienten wieder dorthin, wo sie hingehören: in den Mittelpunkt.


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GESUNDHEIT

DIENSTAG, 12. MÄRZ 2019 | NR. 60

AUS MEINER PRAXIS VON DR. FALK STIRKAT

lötzlich auftretende Magenschmerzen sind für die meisten Menschen nicht nur sehr schmerzhaft, sondern sie schüren auch die Angst davor, dass es etwas sehr Schlimmes sein könnte – vor allem, wenn man die Ursache nicht sofort erkennt. Vielen von uns ist in einer solchen Situation gar nicht bewusst, dass Schmerzen nicht unbedingt physischen Ursprungs sein müssen. Das Zusammenspiel von Magen und Darm sowie der Verdauung bildet im Körper ein sensibles System. Unsere Nerven, Organe und die Muskulatur müssen demnach exakt zusammenarbeiten, damit alle Vorgänge problemlos ablaufen können. Es ist also nicht zwingend das schwere oder verdorbene Essen, das uns auf den Magen schlägt. Stress und psychische Belastungen können gerade in der heutigen Zeit enormen Einfluss auf unseren Körper haben. Haben wir Stress oder starke psychische Belastungen, mit denen unser Gehirn zurechtkommen muss, leidet oftmals auch unser Magen. Es kommt zu Übelkeit, Blähungen und starken Bauchschmerzen. Ursächlich dafür sind zum Beispiel falsche Signale im Verdauungsablauf, die in manchen Fällen dafür sorgen, dass die Muskeln im Verdauungstrakt nicht mehr richtig arbeiten. Als Folge wird Nahrung zu schnell transportiert, so dass als Konsequenz belastende Krämpfe entstehen. Was hilft? Stress vermeiden! Das ist zwar leichter gesagt als getan und auch nicht von jetzt auf gleich umsetzbar, aber nicht umsonst gibt es das Sprichwort, man solle auf sein Bauchgefühl hören. Achtsamkeit für den eigenen Körper ist eine wichtige Grundregel, um dem Alltagsstress gewachsen zu sein. Anfangen sollte man mit langsamen Änderungen im Alltag, die psychisch entlasten. Auch Entspannungsübungen helfen in vielen Fällen, Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen. Dr. Falk Stirkat ist Notfall- und Allgemeinme diziner in Erlangen sowie Blogger und Autor des Bestsellers „Ich kam, sah und intubierte“. Darüber hinaus entwickelte er den Podcast „DocPod – der Podcast“, der Leben retten kann (www.nordbayern.de).

NATÜRLICH WOHLFÜHLEN

Individuelles Badeöl zum Abtauchen

Was das Herz begehrt

Foto: Agnieszka Krus/RND

ein wohltuender Badezusatz. Eine individuelle Mischung lässt sich ganz leicht selbst herstellen: Das wird gebraucht: 2 EL Mandelöl, 1 Handvoll Meersalz, 5 Tropfen ätherisches Karottensamenöl, 5 Tropfen ätherisches Myrrheöl, 5 Tropen Rosenöl (alles erhältlich im Reformhaus). So wird es gemacht: Das hautberuhigende Mandelöl mit dem Meersalz mischen. Nach und nach die ätherischen Öle hinzugeben. Rosenöl wirkt antibakteriell, Karottensamenöl hat wundheilende Eigenschaften, und Myrrhe pflegt. Alles gut miteinander verrühren. Badewasser einlaufen lassen und die entspannende und heilende Mixtur hinzugeben.

AUS DER FORSCHUNG

Forscher entdecken 2000 neue Bakterien im Darm

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temnot, Brustenge, Schmerzen – schon die Vorstellung, einen Herzinfarkt zu bekommen, macht vielen Menschen Angst. Dabei muss er längst nicht immer tödlich ausgehen: Mehr als 200 000 Deutsche erleiden ihn pro Jahr, und mehr als drei Viertel davon überleben. Der Herzinfarkt wird als Todesursache immer seltener – dank neuer Behandlungsmethoden und Prävention. „In Deutschland steigt die Lebenserwartung alle 20 Jahre im Durchschnitt um fünf Jahre an. Das ist zur Hälfte auf die gute Behandlung und Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten zurückzuführen“, sagt Philipp Wild. Der Professor forscht als Spezialist für präventive Kardiologie am Universitätsklinikum Mainz und ist Mitglied im staatlich finanzierten Forschungsverbund DZHK (Deutsches Zentrum für HerzKreislauf-Forschung).

Stents verhindern erfolgreich Gefäßverengung Bei Herzinfarktpatienten sind zuvor wichtige Arterien des Herzens durch

Ablagerungen in der Gefäßwand verengt, man spricht auch von einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Zum Infarkt kommt es, wenn sich die Gefäße – meist durch ein Gerinnsel – ganz verschließen und das Herz nicht mehr durchblutet wird. Dass es immer weniger schwere Infarkte mit tödlichen Folgen gebe, habe mehrere Gründe, sagt Wild: „Es liegt zum einen daran, dass es immer besser gelingt, hohen Blutdruck zu senken.“ Unbehandelt schädigt der auf Dauer die Gefäße und begünstigt ihre Verstopfung, wodurch das Herzinfarktrisiko steigt. Durch die Nichtrauchergesetze würden laut Wild zudem immer mehr Menschen auf das Rauchen verzichten, das ebenfalls die Gefäße verengt, so dass ein weiterer Risikofaktor entfällt.

Risiken fürs Herz 65 %

Rauchen Stress

56 %

49 % ungesund/fettige Ernährung 43 % zu viel Alkohol 40 % zu wenig Sport und Bewegung 27 % Übergewicht 7% zu wenig Schlaf 3% Bluthochdruck 3% genetische Faktoren 1% Diabetes

Zahl der Herz­OPs im Alter steigt Mit 80 Jahren noch ein Herzklappenersatz – das ist in Deutschland keine Seltenheit. Bessere Bedingungen machen es möglich

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n Deutschland gibt es deutlich mehr Herzoperationen bei hochbetagten Menschen als früher. Warum ist das so? Wie der Deutsche Herzbericht 2018 belegt, ist die Zahl der Herzoperationen bei betagten Patienten über 80 seit dem Jahr 2000 deutlich gestiegen. Und zwar so stark, dass sich dieser Zuwachs allein mit der alternden Bevölkerung nicht erklären lässt. Gab es im Jahr 2000 in Deutschland rund 4225 Herzoperationen bei Senioren der Generation 80 plus, waren es nach der jüngsten Zahl für das Jahr 2017 bereits 16 242.

Foto: Pixabay

Im menschlichen Darm leben etwa 100 Billionen Bakterienzellen – das sogenannte Mikrobiom. Die Bazillen beugen Krankheiten vor, verhindern Übergewicht und bestimmen über Gemüt und Verfassung. Forscher des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie und des britischen Wellcome Trust Sanger Institute entdeckten jetzt fast 2000 bisher völlig unbekannte Bakterien im menschlichen Darm. Dafür analysierten sie das Erbgut von Bakterienarten in weltweit mehr als 13 000 Stuhlproben. Bei der Erforschung der bisher schwer nachweisbaren Bakterien half eine neue Computersoftware, die das Erbgut der Bakterien identifizieren kann. Die im Fachblatt „Nature“ veröffentlichte Studie zeigte auch, dass sich die Zusammensetzung der Darmbakterien in verschiedenen Ländern der Erde deutlich unterscheidet.

Philipp Wild, Professor für präventive Kardiologie

Tödliche Herzinfarkte treten hierzulande immer seltener auf – dank verbesserter Behandlungsmethoden und Vorbeugemaßnahmen. Doch auch die Nichtrauchergesetze tragen dazu dabei VON IRENE HABICH

Nach einem besonders stressigen Tag tut es gut, abzutauchen. Ein heißes Bad entspannt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Wichtigste Essenz dafür ist

Übergewicht ist kein Problem. Gefährlich ist eine ungünstige Fettverteilung.

Foto: iStock

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FIT& GESUND 2019

RND-Grafik; Quelle: TK

Besser aufs Bauchgefühl hören

Mehr Stents als in anderen Ländern

Ab in den OP: Immer mehr Senioren um die 80 Jahre und älter unterziehen sich einem Eingriff am Herzen. Foto: Felix Kästle/dpa

Kritiker fragen nun, ob Krankenhäuser Geld mit Operationen verdienen, die alte Menschen vielleicht nicht brauchen. Dietrich Andresen, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung, meint, es sei etwas daran, dass in Deutschland jenseits der 80 zum Beispiel mehr Schrittmacher und Stents eingesetzt würden als in anderen europäischen Ländern. „Es wird aber nicht zu viel operiert“, betont

Andresen. Einen wesentlichen Effekt auf die steigenden Operationszahlen im Alter hat seiner Ansicht nach die Narkose. Sie könne heute deutlich schonender ablaufen als vor 20 Jahren. Ein 80-Jähriger sei damit weniger gefährdet, durch die Beatmung später Lungen- oder Nierenschäden zu riskieren. Dazu kämen neue OP-Methoden. Der Brustkorb muss nicht mehr geöffnet werden.

Senioren sind heute fitter Auch Wolfgang Harringer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, führt die

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gestiegenen OP-Zahlen auf bessere Bedingungen für die Patienten zurück: Herzklappenersatz oder Reparatur – das seien früher Eingriffe von drei bis vier Stunden am offenen Herzen gewesen, dazu Narkose und Nachsorge auf der Intensivstation. Heute dauere ein Eingriff rund 60 Minuten. Die OP werde über die Leistenarterie oder -vene ausgeführt. Eine Vollnarkose erfolge nur noch auf Wunsch. Darüber hinaus erholten sich die heute über 80-Jährigen aus Harringers Sicht besser von einer OP, weil sie insgesamt fitter und aktiver seien als so manch Jüngerer.

Minuten dauert heute im Schnitt eine OP am offenen Herzen. Früher nahmen Eingriffe im Zusammenhang mit Herzklappenersatz oder Reparatur drei bis vier Stunden in Anspruch.


GESUNDHEIT

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ESSEN SIE SICH GESUND

So verführt man Gemüsemuffel

Herzinfarkt-Symptome Frauen

88

Schmerzen hinter dem Brustbein

88

46 56 Schmerzen im linken Arm

Das Himmel-und-Erde-Gratin steckt voller Vitamine, Ballaststoffe und köstlicher Aromen – und lässt sich gut zu- und vorbereiten

25 28 Schmerzen im rechten Arm 19 36 Schmerzen im Rücken/Schulterblatt 21 29 Schmerzen im Kiefer/Halswirbel

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kalter Schweiß Atemnot

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46 40

18 Todesangst

19 24 Übelkeit ohne Erbrechen 9 17 Übelkeit mit Erbrechen

RND-Grafik; Quelle: RKI

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Hoher Blutdruck schädigt auf Dauer die Gefäße, wodurch das Infarktrisiko steigt.

Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Rauchen, Bewegungsmangel, Stress und die falsche Ernährung erhöhen statistisch gesehen das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden. Aber: Trotz ungesunder Lebensweise erreichen viele Menschen ein hohes Alter. Und andere erkranken, obwohl sie immer gut auf sich geachtet haben. Schuld daran sind unsere Gene, die uns anfälliger für bestimmte Krankheiten machen – oder uns vor ihnen schützen. Welche es im Einzelfall sind, ist nicht immer bekannt. Deshalb versuchen Wissenschaftler seit Jahren, mehr darüber herauszufinden. In riesigen Biobanken werden heute

Diabetes begünstigt schädliche Ablagerungen

Gentests sollen eines Tages nicht nur verraten können, wie hoch das Herzinfarktrisiko eines Patienten ist – sondern auch, mit welcher Behandlung man ihn am besten davor schützen kann. Man spricht bei diesem Vorgehen auch von der individualisierten Medizin. Wie bei vielen anderen

che Trainingsintensitäten sind zum Beispiel ideal, um den Blutzuckerspiegel zu senken, mit anderen lässt sich das Herz-Kreislauf-System besser trainieren.“

Der Herzinfarkt hat eine Vorgeschichte von 20 bis 30 Jahren.

Seelische Gesundheit hat Einfluss Eine weitere wichtige Ursache für Herzinfarkte bleibt zudem Stress in Beruf und Alltag. Um stressbedingte Herzinfarkte zu verhindern, arbeitet Wild mit Experten zusammen, die am Deutschen Resilienzzentrum in Mainz die seelische Gesundheit erforschen. Schlecht für die Gesundheit sei es nicht in erster Linie, viel zu arbeiten, sagt der Kardiologe: „Problematisch ist es, wenn man ständig das Gefühl hat, unter Druck zu stehen und seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.“ Besonders anstrengend sei die Doppelbelastung

Philipp Wild, Professor für präventive Kardiologie

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

40,0 35,1

in Prozent Männer Frauen

31,0 20,5 13,8 6,9

0,9 0,7 18 bis 29 Jahre

2,8 2,2 30 bis 49 Jahre

50 bis 64 Jahre

65 bis 74 Jahre

RND-Grafik; Quelle: RKI

Alte und neue Risikofaktoren sorgen trotzdem weiter dafür, dass HerzKreislauf-Leiden eine Volkskrankheit bleiben. Wild hat gerade erst einen Vortrag darüber gehalten, wie schädlich die immer beliebter werdenden E-Zigaretten sind: „Auch sie können die Arteriosklerose fördern.“ Zudem leiden immer mehr Menschen an Diabetes Typ 2, was die Arteriosklerose, die Verengung der Ablagerungen, durch Gefäße begünstigen kann. Die Stoffwechselstörung wiederum ist oft die Folge von Bewegungsmangel und schlechter Ernährung, häufig begleitet von Übergewicht. „Das Übergewicht an sich ist dabei nicht das Problem, man kann auch mit einem hohen Körpergewicht gesund sein. Gefährlich ist aber eine ungünstige Fettverteilung, bei der es zur Fettansammlung zwischen den Organen kommt“, sagt der Professor. Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten könnten in Zukunft passgenaue Sport- und Bewegungsprogramme dienen. „Momentan wird daran geforscht, durch welche Form von Bewegung man möglichst effektiv und mit wenig Zeitaufwand am meisten für die Gesundheit erreichen kann“, sagt Wild. Das ideale Training werde sich dann nicht nur danach richten, wie alt jemand ist, wie gesund, ob Mann oder Frau, sondern auch danach, was genau er damit bewirken will: „Man-

weltweit Blut-, Gewebe- und Speichelproben von Patienten gelagert, die es möglich manchen, ihr Erbgut zu analysieren. Computerprogramme suchen nach Zusammenhängen zwischen der Krankheitsgeschichte und der Ausprägung bestimmter Gene.

älter als 74 Jahre

Bereichen spielt sie bei der Forschung zu neuen Therapien für Herz-KreislaufKrankheiten eine entscheidende Rolle. Mediziner hoffen, mit Medikamenten diejenigen schützen zu können, die es nicht schaffen, von einem ungesunden Lebenswandel loszukommen. Die individualisierte Medizin wirft viele ethische Fragen auf. So will nicht jeder sein Risiko für gefährliche Krankheiten kennen – erst recht nicht, bevor eine wirksame Therapie zur Verfügung steht. Gleichzeitig sind Erbgutanalysen höchst persönliche Informationen, die gut geschützt werden müssen.

Für 4 Portionen: 2 große Äpfel (ca. 400 g) 800 g Kartoffeln (vorwiegend festkochend) 400 ml Milch (1,5 % Fett) Muskatnuss Salz, Pfeffer 100 g geriebener Allgäuer Bergkäse (mind. 45 % Fett) Fett für die Form Außerdem eine Auflaufform (ca. 22x30 cm groß)

Morgens haben Sie die Wahl: Wer lieber Müsli isst, raspelt frisches Obst hinein. Zum Brot sollten Sie das Obst auch nicht vergessen. Auch frische Gemüsescheiben machen Ihre Frühstücksstulle nährstoffreicher. Mittags sättigt das Himmel-undErde-Gratin, abends gibt es nochmal Brotzeit mit reichlich Gemüse und Dip. ■ Morgens: 2 Scheiben Vollkornbrot mit

■ Abends: 1 Scheibe Vollkornbrot mit 1

Frischkäse und Tomatenscheiben, Käse, Putenbrust oder einem Brotaufstrich auf Gemüsebasis (Paprika/Ajvar oder Ähnliches). Dazu etwa 100 g Rohkost, wie Möhren, Paprika, Gurke oder Tomaten.

EL Frischkäse, 1 Scheibe Putenbrust oder Käse. Dazu ein Mix aus circa 200 g Tomaten, Gurke, Paprika oder Gewürzgurken mit 100 g Kräuterquark zum Dippen.

■ Mittags: Für das Himmel-und-Erde-

Gratin Ofen auf 200 Grad vorheizen. Äpfel waschen, halbieren, Stiel und Kerngehäuse entfernen. In dünne Spalten schneiden. Kartoffeln putzen, schälen und in Scheiben hobeln.

durch Beruf und Familie, die meist Frauen betrifft. Stress fange heute aber schon in jungen Jahren an und sei zum Teil selbst gemacht. Gerade junge Leute, die in das Internetzeitalter hineingeboren wurden, hätten oft „völlig überzogene Erwartungen an sich selbst und das Leben“, meint Wild. Das schade langfristig der Gesundheit: „Zu einem Herzinfarkt kommt es ja nicht von heute auf morgen, er hat eine Vorgeschichte von 20 bis 30 Jahren.“ Denn der Organismus könne zwar mit vorübergehenden Belastungssituationen umgehen: „Er ist aber nicht dafür gemacht, jahrelang mit Stresshormonen überflutet zu werden“, sagt Wild. Unter anderem führt das dazu, dass sich die Gefäße verengen, leichter verstopfen und der Blutdruck steigt – so schafft Stress die idealen Vorbedingungen für einen Herzinfarkt. „Uns interessiert bei unserer Forschung vor allem, warum manche Menschen stärker mit Krankheit auf Stress reagieren als andere“, sagt Herzspezialist Wild. Es gibt immer auch Menschen, die trotz einer ungesunden Lebensweise alt werden. Umgekehrt bekommt mancher Nichtraucher einen Infarkt, der sich gut ernährt und viel bewegt hat. Die Antwort auf diese Fragen liegt in den Genen – eine Analyse unseres Erbguts wird bei der Prävention von Krankheiten daher immer wichtiger werden.

Zutaten Gratin

Milch mit Muskatnuss, Salz und Pfeffer würzen. Auflaufform (22 x 30 cm) einfetten. Kartoffelscheiben dachziegelartig in die Form schichten. Apfelscheiben vereinzelnd dazwischenschieben. Mit MilchGemisch übergießen. Käse gleichmäßig darüber verstreuen. Bei 200 Grad etwa 60 Minuten backen. Falls der Käse zu dunkel wird, mit Backpapier bedecken. Variante: Statt Äpfel 400 g Pastinaken nehmen. Die bringen sanft die Verdauung in Schwung. Würziger wird es mit zwischengestreuten Kapern.

Ihr Tagesplan

Die Therapien der Zukunft Nicht zuletzt habe es Fortschritte bei der Therapie der Gefäßverengung gegeben, die dem Herzinfarkt vorausgeht, führt der Kardiologe weiter aus. Um zu verhindern, dass sich die Arterien verschließen, werden seit Jahren winzige Röhrchen, sogenannte Stents, in die Gefäße eingesetzt, die verengte Stellen offen halten. Die Lösung ist nicht perfekt, denn die Stents können sich verschieben oder nach einiger Zeit verstopfen. „Dank der neuesten Technik funktioniert die Therapie mit Stents aber immer besser“, sagt Herzexperte Wild. Denn moderne Geräte liefern immer besser aufgelöste Bilder aus dem Inneren der Gefäße. Ärzte können so erkennen, welche Art von Stent am besten passt, wie sie diesen perfekt platzieren und mit welchen Medikamenten sie den Patienten zusätzlich behandeln sollten.

esund und schlank durch den Tag – das muss nicht unbedingt aufwendig sein. Dieses Himmelund-Erde-Gratin können Sie wunderbar und vor allem schnell vorbereiten. Ideal ist es, wenn Sie eine TimerFunktion im Ofen haben. Dann ist der Auflauf sogar schon fertig, wenn Sie nach Hause kommen. Die Äpfel machen das Gratin schön saftig und ballaststoffreich, der Bergkäse macht es besonders aromatisch. Aufläufe eignen sich generell hervorragend, um viel Gemüse zu verstecken: Gut gewürzt und mit Käse überbacken schmeckt das allen am Tisch – und auch größere Portionen sind im Nu zubereitet. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf: Auch Süßkartoffeln, Pastinaken, Rote Bete, Brokkoli oder Kürbis schmecken toll aus dem Ofen.

Rezept ist aus:  Das Dagmar von Cramm: „Familie in Form vegetarisch“, Stiftung Warentest, 224 Seiten, 24,90 Euro.

Foto: Stiftung Warentest

Männer

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Eine schonende Alternative zum Herzkatheter Eine Studie am Herzzentrum Leipzig zeigt, dass eine große Zahl an Eingriffen vermieden werden kann

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ange Jahre war Dieter Richter es erfuhr er von Prof. Dr. Matthias Gutberlet, gewohnt, dass sein Körper funktioChefarzt der Abteilung für Diagnostische nierte. Er war sein Kapital: Neun Jahre und Interventionelle Radiologie im Herzlang spielte der Leipziger leistungsorienzentrum Leipzig und Professor für kardiotiert Basketball, fünfmal in Folge wurde er logische Bildgebung an der Universität mit dem ASK Vorwärts Leipzig. Seit zwei Jahren DDR-Meister. Das ist beteiligen sich die dortizwar lange her – bis gen Fachleute an der Den Herzkatheter 1969 war Richter eine internationalen „Discharkönnen wir in Größe in diesem Sport. ge“-Studie. Gefördert Doch auf seinen Körper von der Europäischen vielen Fällen konnte er sich seitdem Union, wollen die Wisvermeiden. meist verlassen. Bis vor senschaftler herausfinkurzem eine Herzkaden, ob ein CT eine sinnProf. Dr. Matthias Gutberlet theter-Untersuchung volle Alternative zu andeChefarzt der Abteilung für anstand, auf Anraten ren Diagnoseverfahren Diagnostische und Intervenseines Hausarztes. „Die darstellt. „In Herrn Richtionelle Radiologie Diagnose ließ Schlimters Fall konnten wir ihm meres befürchten. Doch die Herzkatheter-Unterdann hat ein CT im suchung ersparen. Die ist Herzzentrum ergeben, zwar auch kein Teufelsdass ich den Katheter zeug, aber ein CT ist gar nicht brauche.“ schon deutlich angenehmer“, erklärt Prof. Die Erleichterung ist Dieter Richter, 73, Gutberlet. „Die eigentliche Untersuanzumerken. Dass eine Computertomochung dauert weniger als eine Sekunde.“ grafie, kurz CT, die Untersuchung mit In Deutschland und Europa werden laut dem Katheter überflüssig machen könnte, dem Leipziger Spezialisten relativ viele 10651201_001119

Kathetereingriffe durchgeführt. Dabei wird ein Kunststoffschlauch vom Handgelenk oder der Leiste durch eine Ader bis zum Herzen geschoben. Fast 2500 solcher Eingriffe gibt es bundesweit – am Tag. Doch nur in 40 Prozent dieser Fälle muss anschließend auch interveniert werden, diese Eingriffe hätte es also oft gar nicht gebraucht. Könnte man durch eine schonendere Methode im Vorfeld abklären, welcher Patient operiert oder mittels Katheter behandelt werden muss und welcher nicht, würde das die Betreffenden wie auch das Gesundheitssystem entlasten. „Die Discharge-Studie schließt fast 4000 Patienten ein“, erklärt Prof. Gutberlet. Das finale wissenschaftliche Ergebnis steht zwar noch aus, doch: „Den Herzkatheter konnten wir in vielen Fällen vermeiden. Und wo tatsächlich eine Erkrankung des Herzens vorlag, wussten wir durch die Computertomografie genauer, In vielen Fällen ist die Diagnostik per Herz-CT ratsam, sagt Prof. Dr. Matthias Gutberlet. Foto: Christian Hüller

welche Behandlung notwendig wurde.“ Die Risiken für den Patienten sind dabei gering. Zwar wird der Körper einer Strahlenbelastung ausgesetzt, doch das ist auch bei der Untersuchung mit dem Herzkatheter so. „Das Gute ist: Wir können ganz genau den konkreten Ort des Geschehens darstellen, die Herzkranzgefäße.“ Theoretisch kommt das CT für jeden in Betracht. Doch bei Patienten, die mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer Einengung dieser Gefäße erkrankt sind, bleibe der Katheter die erste Wahl, betont Gutberlet. Denn wenn operiert oder interveniert werden muss, benötigt man ihn ohnehin. Vor allem im Notfall ist die Herzkatheter-Untersuchung die erste Wahl und ein „Segen für den Patienten“, beschreibt Prof. Gutberlet. Mit dem CT haben die Spezialisten nun ein weiteres, schonendes Werkzeug zur Hand. In England und den USA wird es schon seit Jahren von den Krankenkassen übernommen, in Deutschland nur auf Antrag – bisher. Das könnte sich auch durch die Discharge-Studie in den nächsten Jahren ändern.


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DIENSTAG, 12. MÄRZ 2019

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ORGANSPENDE

Ein neues Herz ist der Goldstandard

Foto: Christian Hüller

Vorreiterin: Prof. Dr. Sandra Eifert, Ärztin am Herzzentrum Leipzig, bietet als einzige in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Sprechstunden speziell zu Frauenherzen an.

Prof. Dr. Diyar Saeed, Leiter des Kunstherz- und Transplantationsprogramms am Herzzentrum Leipzig Herr Prof. Saeed, wann benötigen Menschen ein Herzunterstützungssystem? Ein sogenanntes linksventrikuläres Herzunterstützungssystem, kurz LVAD, unterstützt die Herzleistung. Es wird bei Patienten eingesetzt, die eine terminale Herzinsuffizienz haben, also im letzten Stadium einer Herzschwäche sind. Wenn Medikamente nicht mehr helfen, kann ein Kunstherz eine Lösung sein. Es dient jedoch hauptsächlich als Überbrückung. Die größte Zahl der Patienten würde eigentlich von einer Herztransplantation profitieren. Aufgrund des Mangels an Organen geht dies oft leider nicht. Wenn sich die Patienten in einem kritischen Zustand befinden werden hier die LVADs eingesetzt. Die Kunstherzsysteme sind sehr gut entwickelt. Sie werden oft minimalinvasiv, also mit kleinen Schnitten, implantiert. Das Gerät ist geräuschlos, die Betroffenen haben in der Regel eine relativ gute Lebensqualität. Es geht ihnen deutlich besser als vor dem Eingriff. Allerdings liegen die Überlebenschancen nach einem Jahr bei 80 bis 90 Prozent. Wann ist eine Herztransplantation unausweichlich? Die Transplantation ist bei der Therapie der terminalen Herzinsuffizienz der Goldstandard! Sie ist bei weitem besser als das Kunstherz, da die Lebensqualität deutlich besser ist und die Leistungsfähigkeit des Herzens wiedergewonnen wird. Allerdings fehlen die Organe. Internationale Daten zeigen: Die Hälfte der Patienten, die eigentlich eine Herztransplantation bekommen müsste, haben heute ein Kunstherz. Deshalb ist es so wichtig, dass sich die Spenderzahlen verbessern. Welchen Einfluss hat hier das neue Organspendegesetz? Ich denke, die finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser und die Freistellung von Transplantationsbeauftragten für diese wichtige Aufgabe, wird die Zahl der Organspenden positiv beeinflussen. Denn so funktioniert es in Spanien, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern. Allein die Diskussion um die Widerspruchslösung ist gut, da wir sehen, dass die Zahl der Transplantationen im letzten Jahr gestiegen sind. Wenn alle Menschen einen Spenderausweis hätten, wäre das Problem der Organspenden deutlich kleiner.

IN ZAHLEN

Das Herzzentrum ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

17 683 teilstationäre Patienten 3905 vorstationäre Patienten 25 596 ambulante Patienten 4962 operative Eingriffe 8241 Katheteruntersuchungen 2076 Ablationen (Entfernen von Körpergewebe) 1119 Herzschrittmacher-OP 2482 Untersuchungen im interventionellen MRT 1435 Mitarbeiter 440 Betten 10 tagesklinische Betten

(Werte von 2018)

Frauenherzen schlagen anders

…und Männerherzen auch: Warum das Geschlecht bei Diagnose und Therapie stärker in den Mittelpunkt rückt Es ist ein Novum im gesamten mitteldeutschen Raum – und selbst deutschlandweit ist Leipzig unter den Vorreitern: Das Herzzentrum bietet seit wenigen Wochen eine Frauenherzsprechstunde an. Geschlechterunterschiede in der Medizin wurden über viele Jahre vernachlässigt. Besonders bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen diese Unterschiede eine große Rolle. Der Herzinfarkt ist die Todesursache Nummer eins bei Frauen. Zwar ist das Herz von Männern und Frauen grundsätzlich gleich aufgebaut. Jede Minute pumpt es je nach Größe vier bis sechs Liter Blut durch den Körper und schlägt etwa 100 000-mal am Tag, bei Frauen sind es etwa zehn Schläge pro Minute mehr als bei Männern. Deren Herzen haben eine etwas höhere Muskelmasse. So weit, so vergleichbar. Doch wer auf Erkrankungen des Herzens schaut, stellt fest: Frauenherzen schlagen anders. Zwar sind zwei Drittel der Patienten mit Herzgefäßerkrankungen in der westlichen Welt nach wie vor Männer, aber wenn Frauen einmal erkrankt sind, sterben sie doppelt so häufig daran. Anders gesagt: Frauen überleben einen Herzinfarkt nur halb so oft wie Männer. „Bis zu einem bestimmten Alter haben Frauen einen natürlichen, hormonell

bedingten Gefäßschutz“, erklärt Prof. Dr. Sandra Eifert, Herzchirurgin am Herzzentrum Leipzig. „Ändert sich der Hormonhaushalt nach der Menopause, fällt dieser Schutz weg. Und damit steigen die Erkrankungszahlen bei Frauen sprunghaft an.“ Auch der Blick auf das Risiko Herzinfarkt zeigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Hochkomplexes Thema Warum genau es diese Unterschiede gibt, ist nicht endgültig geklärt. Das Thema ist hochkomplex, sagt Prof. Eifert: „Die Anatomie ist verschieden, Hormone spielen eine große Rolle, auch die Verstoffwechselung von Medikamenten ist bei Frauen anders als bei Männern. Einflüsse haben auch der Kulturkreis und die Gesellschaft.“ Bisher war die Erforschung medizinischer Therapien vor allem auf Männer ausgerichtet: Versuchstiere sind meist männlich, auch die Probanden von Studien sind mehrheitlich Männer. Das liege daran, dass bei Frauen immer erst abgeklärt werden müsse, ob sie nicht schwanger seien, erklärt Prof. Eifert. Männer erleiden häufiger akute Herzinfarkte, sie überleben ihn allerdings deutlich öfter als Frauen. All das

SERVICE Zentrale Kontaktdaten Herzzentrum Leipzig Strümpellstraße 39, 04289 Leipzig Telefon: 0341/865-0 info.herzzentrum@helios-gesundheit.de www.herzzentrum-leipzig.de Brustschmerzambulanz 24-Stunden-Hotline: 0341/865-252222 Kommende Veranstaltung Herzseminar für Patienten, Angehörige und Interessierte Samstag, 30. März 2019, 10 bis 15.30 Uhr Hörsaal (Zugang über Helios Park-Klinikum Leipzig) Eine Anmeldung ist erforderlich. Telefon: 0341/865-252624 (täglich 11 bis 12 Uhr und 14 bis 15 Uhr) www.helios-gesundheit.de/leipzig-herzseminar

spricht dafür, das Geschlecht neben typischen Symptome auf. Bei Männern anderen Faktoren in die Betrachtung ein- steht die körperliche Belastung als Auslözubeziehen. „Es geht darum, jede ser für einen Herzinfarkt viel stärker im Erkrankung unter dem Vordergrund. Geschlechteraspekt anzuschauSprechstunde ist offen für alle en, bezüglich Risikofaktoren, Symptomatik, Behandlung Die Frauenherzsprechund Verlauf“, erklärt Sandra stunde richtet sich an alle Eifert. So könnten Untererwachsenen Frauen mit schiede, aber auch GemeinVerdacht auf Herz- und samkeiten sichtbar werden Gefäßerkrankungen. Klassiund zu einer sinnvollen sche Risikofaktoren sind Behandlung beitragen. Bluthochdruck, die ZuckerEin Beispiel: Emotionaler krankheit – bei Frauen ein Stress scheint Frauenherzen viel stärkerer Risikofaktor als mehr zu schaden als Mänbei Männern –, Rauchen und Frauen sollten nern. Die bekannteste stressFettstoffwechselstörungen. stärker auf ihr bedingte Herzkrankheit ist Darüber hinaus sind Frauen Herz hören. das Syndrom des gebrochemit Komplikationen in der nen Herzens. Darunter leiden Schwangerschaft oder wähProf. Dr. Sandra Eifert deutlich mehr Frauen als rend der Geburt angesproHerzchirurgin Männer. „Deshalb wurden chen – denn die haben ein etliche Patientinnen mit Herzerhöhtes Risiko für Schlaganbeschwerden zum Psychiater oder Psy- fall und Herzinfarkt und müssen entsprechologen geschickt“, sagt Prof. Eifert. Sie chend behandelt werden. Das gilt ebenso wiesen aber auch nicht die „Männer“- für Autoimmunerkrankungen und Rheu-

ma sowie für Patientinnen mit hormonabhängigen (Tumor)-Erkrankungen. Erste Erfahrungen aus der Frauenherzsprechstunde bringen Prof. Eifert zu dem Schluss: „Frauen sollten mit Blick auf ihre eigene Gesundheit deutlich selbstbewusster auftreten. Obwohl sie oft die Gesundheitsmanagerinnen ihrer Familien sind, verdrängen sie ihre eigenen körperlichen Warnsignale. Sie sollten stärker auf ihr eigenes Herz hören.“ Zentral ist und bleibt dabei die Vorsorge. Deshalb empfiehlt die Leipziger Herzchirurgin, bestehende Risikofaktoren ernst zu nehmen und behandeln zu lassen, ausreichend Sport zu treiben und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten – damit Frauenherzen möglichst lange schlagen. Und Männerherzen auch. Für die Frauenherzsprechstunde ist eine Terminvereinbarung notwendig unter den Nummern 0341/865-1021, 0341/865-256112 oder 0341/865-256140.

Leben retten, Überleben ermöglichen Wer mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand ins Krankenhaus kommt, muss so schnell wie möglich behandelt werden. Im Idealfall von einem Ärzteteam, bei dem die Ärztinnen und Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen perfekt aufeinander eingespielt sind. Das Herzzentrum Leipzig bietet seit Herbst 2017 ein solches Cardiac Arrest Center – und als eines der ersten in ganz Deutschland ist es nach einem einheitlichen, überprüfbaren Standard zertifiziert worden. Prof. Dr. Holger Thiele war als Experte federführend an der Erarbeitung der Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Cardiac Arrest Zentren in Deutschland beteiligt. Die Einhaltung dieser Kriterien, die durch die Zertifizierung bescheinigt wird, erlaubt die qualitativ bestmögliche Behandlung dieser schwer kranken Patienten. „Die Versorgung von Patienten nach einem plötzlichen Herzstillstand gehört

zu unseren Kernkompetenzen“, unterstreicht Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur. „Wenn ein Patient unter Herz-Druck-Massage zu uns

Wenn ein Patient unter Herz-Druck-Massage zu uns kommt, wird ein engespielter Ablauf in Gang gesetzt. Prof. Dr. Holger Thiele Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur

kommt, wird ein eingespielter Ablauf der klinischen Versorgung in Gang gesetzt“, erklärt der Mediziner. Eine der größten Herausforderungen: Sein Team muss schnell sein – und trotzdem abgewogen und individuell auf jeden Patienten eingehen. Im Cardiac Arrest Center des Herzzentrums können rund um die Uhr Herzkatheter gelegt werden, Herz-Lungen-Maschinen stehen bereit, hoch spezialisierte Ärzte sind für die Patienten da. „Wer eine Reanimationssituation überlebt und ins Herzzentrum gebracht werden kann, muss hier optimale Bedingungen vorfinden“, sagt Privat-Dozent Dr. Marcus Sandri, Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig und Leiter der Station für Herzschwäche-Patienten. Nur so können schwerwiegende Schäden an Gehirn, Herz, Lungen und anderen wichtigen Organen verhindert werden.

Großer Druck auf kleinen Schultern Im Kinderherzzentrum Leipzig arbeiten hoch spezialisierte Teams Hand in Hand Wenn Kinder operiert werden müssen, ist das für alle eine Ausnahmesituation. Für das Kind, für die Eltern – aber auch für die Ärzte, so erfahren sie auch sein mögen. „Das macht den Beruf so besonders schön, wenn die Behandlung gelingt“, sagt Prof. Dr. Ingo Dähnert, Direktor der Universitätsklinik für Kinderkardiologie am Leipziger Herzzentrum. „Es macht aber auch die Fälle, in denen wir nicht erfolgreich sind, so besonders schmerzhaft und tragisch.“ Doch der hohe Druck, unter dem die Ärzte stehen, sei nichts im Vergleich zu den Belastungen für die betroffenen Familien. „Die Herausforderungen beginnen im Grunde schon vor der Geburt“, sagt Prof. Dähnert. Angeborene Fehlbildungen der Herzens und der großen Gefäße oder Herzrhythmusstörungen erforderten bei Kindern eine gänzlich andere Herange-

hensweise und völlig andere Behandlungsmethoden als bei Erwachsenen, sagt der Arzt. Zugleich seien auf dem Gebiet der Kinderkardiologie unglaubliche Fortschritte erzielt worden. „In den 60ern und 70ern sind mehr als 90 Prozent der Patienten mit angeborenen Herzfehlern gestorben. Heute werden mehr als 90 Prozent von ihnen erwachsen“, sagt Prof. Dähnert. Im vergangenen Jahr haben die Spezialisten am Herzzentrum 350 Operationen am offenen Brustkorb vorgenommen und 400 per Herzkatheter. Für diese Erfolge verantwortlich sei vor allem eine möglichst individuelle Betreuung durch interdisziplinär aufgestellte Teams. „Nur dort, wo hoch spezialisierte Kinderherzchirurgen, Kardiologen, Anästhesisten, Intensivmediziner und Kinderkrankenschwestern zusammenarbeiten, kann das gelingen.“ Ganz

Prof. Dr. Ingo Dähnert kümmert sich um kranke Kinderherzen. Foto: Christian Hüller

wichtig bei den kleinen Patienten ist die psychologische Betreuung. Hierfür gibt es speziell zusammengesetzte Teams. „Eine große Rolle spielt natürlich auch das vertraute Lieblings-Kuscheltier“, ergänzt Prof. Dr. Martin Kostelka, leitender Oberarzt der Kinderherzchirurgie. Stress und Sorgen sind bei Operationen am Kinderherzen ständiger Begleiter. Die ganz kleinen Patienten können sich noch nicht ausdrücken oder nachfragen – und reagieren mit Schreien. Um den Stress für die Kinder möglichst gering zu halten, werden bis zum Alter von sechs Jahren die Eltern mit im Herzzentrum aufgenommen. Auch Geschwister beziehen die Mitarbeiter nach Möglichkeit ein. Für Eltern größerer Kinder oder Jugendlicher gibt es Appartements in unmittelbarer Nähe zum Herzzentrum. Wenn das Kind etwa nach einer Operation langsam

Alle bereits erschienenen Teile der Gesundheitsserie plus weitere Infos und Tipps für Ihr Wohlbefinden finden Sie im Internet unter www.lvz.de/fit-gesund 13791801_001119

Foto: Dirk Knofe

aufwacht, kann es ein entscheidender Faktor sein, wenn Mama und Papa direkt am Bett stehen. Um zum Beispiel Strahlenbelastungen zu vermeiden, geschieht die Diagnostik bei den ganz Kleinen prinzipiell mittels Ultraschall. Das ist schonender als ein Herzkatheter oder eine Untersuchung im MRT. In diese Richtung geht auch die Forschung, sagt Prof. Dähnert: „Früher haben wir alles getan, damit die Kinder überleben. Das haben wir geschafft. Heute geht es stärker um die Lebensqualität: Wie können wir alle Prozeduren möglichst schonend durchführen?“ Eine weitere Idee sind mitwachsende Herzklappen oder -gefäße, für die man körpereigenes Gewebe züchten könnte. Nur ein Gedanke, aber einer, der das Leben dieser kleinen, starken Patienten ein wenig erleichtern könnte.


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