LVZ Fit & Gesund 2019 | Erste Hilfe - jede Minute zählt

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FIT& GESUND 2019

Donnerstag, 14. März 2019

Erste Hilfe – jede Minute zählt

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Erste Hilfe bei Kindern

Rezept mit Pseudogetreide

Lebensretter Blutspende Foto: iStockphoto

Ein Unfall, Herzstillstand oder Atemnot: In solchen Situationen zählt für Betroffene jede Minute. Abwarten kann irreparable Schäden bedeuten. Doch viele scheuen sich, zu helfen – dabei ist erste Hilfe gar nicht so schwierig. Unsere heutige Medizin-Serie gibt Tipps gegen die Verunsicherung, um im Notfall schnell Leben zu retten.


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GESUNDHEIT

DONNERSTAG, 14. MÄRZ 2019 | NR. 62

AUS MEINER PRAXIS

Hand aufs Herz

VON DR. FALK STIRKAT

Schilddrüse unser Leben verändert“ von Dr. Falk Stirkat, Allgemein- und Notfallmediziner aus Erlangen.

NATÜRLICH WOHLFÜHLEN

Rosengesichtsöl gegen erste Alterserscheinungen

Foto: Agnieszka Krus/RND

Dieses Anti-Aging-Rosengesichtsöl wirkt Wunder. Hagebutte kennt jeder als Tee oder von der Gartenhecke. Von den Großeltern wurde mit erhobenem Zeigefinger oft gewarnt, man solle die ovale Frucht nicht anfassen, weil es sonst auf der Haut brennt und juckt. Tatsächlich wirkt aber das Hagebuttenöl straffend, spendet Feuchtigkeit und wirkt gegen Hautunreinheiten. In der griechischen Mythologie heißt es, dass die Göttin Aphrodite ihr gutes Aussehen der Hagebutte zu verdanken habe. Rosenöl wirkt zudem schmerzlindernd, antibakteriell und sorgt für einen frischen Teint. Das wird gebraucht: 2 EL Hagenbuttenöl, 6 Tropfen Rosen-Absolue So wird es gemacht: Das Anti-Aging-Rosengesichtsöl lässt sich leicht selbst zubereiten. Die Öle in eine kleine Flasche füllen und gut schütteln. Die Öle müssen sich gut verbunden haben. Das Öl kann dann in kleine Fläschchen mit Pipettendeckel gefüllt werden. So kann das Öl für die Anwendung gut portioniert werden. Das Öl mit Wattepads auf das gereinigte Gesicht auftragen.

AUS DER FORSCHUNG

Übergewicht ist Risiko für Nachwuchs

Wiederbelebung – so geht sie

A

uf einer Landstraße in Brandenburg hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Am Fahrbahnrand einer viel befahrenen Straße liegt ein metallicgrünes Auto auf dem Dach, blutige Hände und Köpfe ragen aus den halb geöffneten Türen. Die beiden Frauen konnten offenbar gerade noch die Türen aufreißen, sie sind eingeklemmt, wirken leblos. Es muss jetzt schnell gehen, deshalb sind Ersthelfer wichtig. Doch: Die herannahenden Autos halten nicht. Manch ein Fahrer bremst ab und guckt, fährt dann aber schnell weiter. Ein Motorradfahrer stoppt und versucht, Autofahrer zum Anhalten zu bewegen – erfolglos. Es scheint niemanden zu interessieren. In diesem Fall hat die Ignoranz keine Folgen. Der Unfall war fingiert. Eine Fernsehproduktionsfirma hatte den Unfall mithilfe der Polizei in Brandenburg nachgestellt. Schauspieler simulierten die Verletzten im Autowrack, eine versteckte Kamera filmte die Szenen. Die Beamten wollten wissen, wie viele Menschen im Notfall Zivilcourage zeigen. Das Ergebnis war erschütternd: Neun von zehn Fahrern fuhren weiter – ohne zu helfen. Der Beitrag sorgte im vergangenen Sommer für Schlagzeilen und Entrüstung.

Atmet ein Mensch nicht mehr und lässt sich kein Puls fühlen, ist das Massieren des Herzens durch Druck auf den Brustkorb lebensnotwendig. Damit sollte sofort begonnen werden – bis der Patient wieder einen Puls hat oder der Notarzt eintrifft. Schon Zwölfjährige haben normalerweise die Kraft, das hinzubekommen. So einfach ist das: Der Helfer muss einen Handballen auf die Mitte des Brustbeins des Patienten legen, die andere Hand darüber, Arme durchstre-

Um im richtigen Rhythmus zu drücken, hilft Musik. Es gibt weit bekannte Lieder, die genau den richtigen Beat haben. Dazu gehören „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees, „Atemlos“ von Helene Fischer, „Yellow Submarine“ von den Beatles, „Dancing Queen“ von Abba oder „Highway to Hell“ von AC/DC.

Die Beatmung durch Mund oder Nase ist zweitrangig. Generell gilt die Anleitung: zwei Beatmungen folgen auf 30-mal Drücken – immer im Wechsel, bis der Notarzt da ist oder der Patient wieder atmet. Die Sorge, dass man zu stark auf den Brustkorb drücken könnte, ist unbegründet: Im schlimmsten Fall kann eine Rippe dabei brechen. Diese wiederum verheilt mit geringen Schmerzen. Wer gar nicht erst drückt, riskiert am Ende den Tod des Patienten.

Prof. Jan-Thorsten Gräsner, Rettungsdienstmediziner

Ersthelfer könnten jährlich bis zu 10 000 Leben retten

Zehntausende erleben Notfälle aus nächster Nähe Dabei ist das Nichtstun im Notfall alltäglich. Zehntausende Menschen in Deutschland erleben akute Herzanfälle aus nächster Nähe, im Verkehr, an der Arbeitsstelle, im Haushalt, beim Sport oder beim Reisen. Meist passiert es schnell und unvermittelt: Ein Kind blutet nach einem Unfall, ein Erwachsener kippt einfach um, jemand erleidet einen Herzstillstand an seinem Schreibtisch. Die Umstehenden sind entsetzt – und leider meist auch wie gelähmt. Selbst wenn es um den eigenen Partner geht. Und das, obwohl Ersthelfer eine entscheidende Rolle für das Überleben der Betroffenen spielen. Vor allem beim akuten Herzversagen ist Untätigkeit eines der größten Probleme. Das Deutsche Reanimationsregister geht von jährlich insgesamt 75 000 Herzstillstand-Fällen aus, die sich außerhalb der Kliniken ereignen. Derzeit werden davon 5000 Menschen erfolgreich reanimiert.

cken und dann fünf bis sechs Zentimeter nach unten drücken. 100- bis 120-mal pro Minute, und das so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wer von Kindesbeinen an gelernt hat, zu reanimieren, kann das Gelernte ein Leben lang aufrufen.

Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert? vier und mehr 13 % drei 13 %

keinen 8 %

zwei 28 %

einen 36 %

Wie lange liegt der Erste-Hilfe-Kurs zurück? noch keinen absolviert 8 %

weniger als ein Jahr 10 % ein bis fünf Jahre 16 %

fünf bis zehn Jahre 14 % 20 und mehr Jahre 30 %

zehn bis 20 Jahre 22 %

„Wenn die Rettungskette von A bis Z optimal greifen würde, könnten wir auf 15 000 Überlebende kommen. Das heißt, wir könnten tatsächlich unsere Überlebensrate für diese Patienten in etwa verdreifachen“, sagt Prof. JanThorsten Gräsner. Der Arzt ist Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Koordinator des Deutschen Reanimationsregisters. Durch sofortige Hilfe von anwesenden Laien könnten jedes Jahr bis zu 10 000 Menschenleben mehr in Deutschland gerettet werden, bestätigt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Doch die Reanimationsquote liegt hierzulande nur bei 40 Prozent. „Das heißt, in vier von zehn Fällen fängt der Laie mit Widerbelebungsmaßnahmen an, bevor der Rettungsdienst dazukommt“, sagt Gräsner. Zum Vergleich: Der europäische

Durchschnitt liegt bei 52 Prozent. In Skandinavien sind es 60 bis 80 Prozent. Den Grund für die Differenz sieht Gräsner darin, dass in Skandinavien ein besseres Problembewusstsein vorherrsche. Dort werde schon früh damit begonnen, in den Schulen über Reanimation aufzuklären und diese zu trainieren. So sollte es auch in Deutschland sein. Das Fach „Schüler retten Leben“ sollte in allen Schulen Pflicht sein, fordert der Experte.

Bei den meisten ist der Erste-Hilfe-Kurs lange her „Wer von Kindesbeinen an gelernt hat zu reanimieren – wie man auch laufen und Fahrrad fahren gelernt hat –, kann das Gelernte sein Leben lang wieder aufrufen.“ Bei den meisten Deutschen hingegen ist der Erste-Hilfe-Kurs so lange her wie der Führerscheinkurs. „Wenn man nicht gerade Betriebshelfer an seiner Arbeitsstelle ist, dann macht man so einen Kursus in der Regel einmal und nie wieder“, sagt Reanimationsexperte Gräsner.

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Prozent der Autofahrer mussten bereits bei einem Unfall erste Hilfe leisten.

Erste Hilfe bei Kindern Stürze, Verbrennungen oder Vergiftungen sind im Alltag mit Kindern leider keine Seltenheit. Besser man weiß, was im Notfall zu tun ist VON CARINA BAHL

Spätestens für den Führerschein ist er Pflicht: der Erste-Hilfe-Kurs. Stabile Seitenlage, Wiederbelebungsmaßnahmen, das Absetzen des Notrufs und schnelle Verbände bei blutenden Wunden. Doch gelten die Regeln auch für kleine Kinder? In vielen Fällen ja, in manchen aber auch nicht. Deshalb bieten Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz extra Erste-HilfeKurse für Eltern an.

Viele Kinder stehen unter Schock

Foto: Pixabay

Die Grundlage für ernährungsbedingte Erkrankungen bei Kindern wird einer deutschen Forscherin zufolge oftmals schon im Mutterleib gelegt. Das Übergewicht einer werdenden Mutter bereits zu Beginn der Schwangerschaft erhöhe beim Kind das Risiko, selbst später übergewichtig zu werden und eine Folgeerkrankung wie Diabetes Typ 2 zu bekommen, sagte Regina Ensenauer. Sie ist die Leiterin eines neuen staatlichen Instituts für Kinderernährung in Karlsruhe. „Die Einflüsse der Übergewichtigkeit der Mutter gehen auf den Fötus über und können ihn in seiner Entwicklung beeinträchtigen“, sagte die Kinderärztin. Die Entwicklung der Organe im Fötus sei eine sehr sensitive Phase.

VON SONJA FRÖHLICH

Foto: iStock

Im Herbst erscheint im Verlag GU das neue  Buch „Der Schmetterlingseffekt – wie die

Es passiert schnell und unvermittelt: Ein Mensch wird bei einem Unfall schwer verletzt oder erleidet einen Herzstillstand. Jetzt zählt jede Minute – doch viele haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei ist es kinderleicht, ein Leben zu retten

RND-Grafik; Quelle: Asklepios

D

ie Schilddrüse wurde in der öffentlichen Wahrnehmung über viele Jahrzehnte sträflich vernachlässigt. Erst seit ein paar Jahren wächst das Interesse an diesem spannenden und überaus wichtigen Organ. Das Herz pumpt Blut, die Lunge atmet – und was macht die Schilddrüse? Darauf angesprochen, sind viele erst einmal ratlos. Und das ist einigermaßen überraschend, da etwa 30 Prozent der Deutschen Probleme mit diesem Organ haben. Doch es ist in der Tat schwierig, die Funktionen zu verstehen, da die Schilddrüse ein hochkomplexes Organ ist. Selbst kleinste Änderungen im Haushalt der Schilddrüsenhormone wirken sich radikal auf unser Leben aus. Wenn man sich vor Augen führt, dass die Konzentration der Hormone in Schilddrüsenpräparaten in Mikrogramm gemessen wird, dann wird einem schnell klar, wie feinfühlig das gesamte System Schilddrüse ist. Es genügt eine winzige Änderung in der Konzentration und der Betroffene erkennt sich kaum wieder. Denn Schilddrüsenhormone beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche des Menschen. Je nachdem, ob zu viele oder zu wenige von ihnen vorliegen, kann das zu unkontrollierbaren Abweichungen von normalen Körperfunktionen oder vom normalen Körperempfinden führen. Ein paar wenige Hormone, deren absolute Menge so gering ist, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen könnte, können ausschlaggebend sein für Gewichtsverlust, Gewichtszunahme, für kaum zu bändigende Aktivität oder auch für chronische Müdigkeit und fehlende Libido. So sind wir alle abhängig von dieser kleinen Drüse im Hals. Im Gegensatz zu Erkrankungen anderer Körpersysteme wie der Lunge oder dem Herzen verursachen die der Schilddrüse keine klassischen Symptome. Umso mehr Aufmerksamkeit sollte man ihr schenken.

FIT& GESUND 2019

RND-Grafik; Quelle: Asklepios

Der Schmetterlingseffekt

Wo tut es weh? Kinder können oft nicht genau sagen, wo sie Schmerzen haben. Umso wichtiger ist es, die Signale richtig zu deuten. Foto; Wigger/dpa

Die Besonderheit in der Erstversorgung von Kindern liegt nicht nur in der Körpergröße, sondern auch in der geistigen Entwicklung: Oft können Kinder nicht mitteilen, wie es ihnen geht. Auf Schmerz reagieren gerade Babys mit einem Schock. Ersthelfer müssen lernen, die Signale der Kinder zu deuten – und richtig zu reagieren. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder bietet unter www.kindersicherheit.de umfassende Informationen dazu an. Sollte sich ein Kind vergiftet haben

und zeigt es Übelkeit und Schläfrigkeit, hilft nur der Notruf 112. Der Mund des Kindes muss gereinigt werden. Getränke ohne Kohlensäure sind angeraten. Die jeweilige Substanz sollten Eltern mit in die Klinik bringen. Hat das Kind etwas geschluckt, das nur eventuell giftig ist, zeigt es aber noch keine Symptome, kön-

Eltern gefragt: Sind die Pupillen gleich groß? Antwortet das Kind auf Fragen wie „Wo ist Mama?“ ganz normal? Wirkt das Kind abwesend? In jedem Fall sollte ein Arzt hinzugerufen werden. Blutende Wunden, egal ob am Kopf oder am Rest des Körpers, sollten immer mit einem sauberen Verband abgedeckt werden.

Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren

Blutende Wunden sollten immer mit einem sauberen Verband abgedeckt werden.

nen Eltern sich beim Giftinformationszentrum Rat holen – etwa in Göttingen unter Telefon (05 51) 1 92 40. Ein Sturz auf den Kopf passiert schnell – in diesem Fall ist ein genauer Blick der

Auch mit Verbrennungen muss man im Alltag mit Kindern rechnen – etwa beim Griff auf die heiße Herdplatte oder an den Grillrost. Für Eltern gilt: Die Wunde sollte auf keinen Fall mit einer Salbe oder Mehl versorgt werden. Kühles, fließendes Leitungswasser reicht. Zu kaltes Wasser kann weitere Verletzungen der Haut zur Folge haben. Großflächige Verbrennungen können in nasse, saubere Handtücher eingewickelt werden, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Wie bei allen Schocksituationen bei Kindern gilt: ruhig mit dem Kind sprechen, vertraute Dinge zeigen, Atmung und Puls im Blick behalten und das Kind auf keinen Fall einschlafen lassen.


GESUNDHEIT

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ESSEN SIE SICH GESUND

Aus welchen Gründen würden Sie zögern, Erste Hilfe zu leisten?

Trauen Sie sich zu, Erste Hilfe zu leisten? grundsätzlich ja 45,8 % Ausführung der Seitenlage 41,1 % Versorgung eines Bewusslosen ohne Atmung 38,4 % Zustand des Verletzten prüfen 32,5 % Erster am Unfallort, Rettungskette 30,5 % Versorgung eines stark blutenden Verletzten 20,0 % Ausführung der Herz-LungenWiederbelebung

von zehn Personen beginnen mit den Wiederbelebungsmaßnahmen, bevor der Rettungsdienst kommt.

44 % Angst davor, etwas falsch zu machen 26 % Bedenken, für Fehler haften zu müssen 21 % Angst vor Infektionskrankheiten 7% Bedenken, fremder Person zu helfen RND-Grafik; Quelle: DRK

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72,6 %

RND-Grafik; Quelle: Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Pseudogetreide pikant genießen Weiter geht’s mit dem Wohlfühlessen: An Tag vier treffen Sattmacher wie Möhren und Kartoffeln auf den Alleskönner Buchweizen

G

esund und schlank durch den Tag – dieser Pillekuchen liefert reichlich sättigendes Eiweiß und versteckt gleichzeitig eine Portion Gemüse. Plus: Die vorgegarten, abgekühlten Kartoffeln bilden resistente Stärken aus und sind dadurch noch gesünder. Sie wirken ähnlich wie Ballaststoffe, werden erst durch Bakterien im Dickdarm abgebaut. Dadurch vermitteln die Kartoffeln zwar ein Sättigungsgefühl, doch ein Großteil wird unverdaut wieder ausgeschieden. Ein nussiges Müsli hilft zuvor beim Start in den Tag – besonders das Pseudogetreide Buchweizen ergänzt sich toll mit Nüssen. Buchweizen ist glutenfrei und enthält viel Eiweiß, man kann ihn rösten und auf Salate streuen, zu Brei kochen oder als Risotto genießen. Es lohnt sich also, ihn mal zu probieren!

Ihr Tagesplan

Wie man Leben rettet, lernt man im Erste-Hilfe-Kurs – doch viele Deutsche haben noch nie einen gemacht. Foto: Vanessa Köneke/dpa

Morgens gibt es ein nussiges Müsli: Buchweizen eignet sich dafür besonders gut. Der Pillekuchen macht am Mittag mit reichlich Kartoffeln und Gemüse satt. Abends gibt es Brotzeit mit Gemüsesticks und Quark. ■ Morgens: Müsli aus 2 EL Buchweizen

Oder gar nicht. Beinahe jeder Achte in Deutschland hat noch nie an einem ErsteHilfe-Kurs teilgenommen. Das geht aus einer Umfrage des Patientenmagazins „Hausarzt“ im vergangenen Jahr hervor. Von den Frauen hat demnach jede Siebte noch keinen ErsteHilfe-Kurs absolviert, von den Männern jeder Zehnte. Bei mehr als der Hälfte der Frauen und Männer in Deutschland (54,1 Prozent) liegt der Kurs schon mindestens zehn Jahre zurück. Wer also nicht hilft, weiß möglicherweise nicht, dass man im Notfall überhaupt etwas machen kann und dass es auf diese Maßnahmen tatsächlich ankommt.

Wer nicht eingreift, macht sich strafbar

(oder: Getreideflocken, wie Hafer, Dinkel oder Hirse), 1 EL gehackten Nüssen in 100 ml Milch oder Buttermilch (siehe mittags) quellen lassen. Währenddessen frisches Obst (zum Beispiel eine Birne oder ein Apfel) grob raspeln. Nach Wunsch mit einer gehackten Dattel süßen. ■ Mittags: Für den Pillekuchen gegarte

Kartoffeln (vom Vortag) halbieren und in Scheiben schneiden. Karotten schälen und raspeln. Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. Drei Eier in einer Schüssel mit Mehl, Salz und Buttermilch zu einem Teig verrühren. Geraspelte Karotten und Früh-

Für 4 Portionen: 400 g gegarte Pellkartoffeln 2 Möhren, geraspelt 1–2 Frühlingszwiebeln 1 EL grüne Kräuter 100 g Dinkelmehl (Type 1050) 2 Eier 180 ml Buttermilch 4 EL Öl zum Braten 100 g Feta Salz

lingszwiebeln unterheben. 1 EL Öl in der Pfanne erhitzen und mit einem Viertel der Kartoffeln auslegen. Danach ein Viertel des Teiges über die Kartoffeln gießen. Etwa fünf Minuten auf niedrigster Stufe braten, bis der Pillekuchen braun wird. Den Pillekuchen wenden und weitere fünf Minuten knusprig braun braten. Im Backofen warm stellen. Aus der restlichen Menge drei weitere Pillekuchen zubereiten. Tipp: Direkt eine Möhre mehr raspeln und mit 100 g Magerquark, 1 EL Rapsöl und 2 EL Orangensaft mischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und zum Pillekuchen reichen. ■ Abends: Ein Vollkornbrot mit 1 EL

Frischkäse, eine Scheibe Putenbrust oder Käse. Dazu ein Mix aus etwa 200 g Gewürzgurken, Tomaten, Paprika oder Gurke mit 100 g Kräuterquark (oder siehe Tipp Rezept Mittag) zum Dippen. Rezept aus: Dagmar von Cramm: „Familie in  Form vegetarisch“. Stiftung Warentest. 224 Seiten, 24,90 Euro.

Foto: Stiftung Warentest

Viele haben auch Angst, im Notfall etwas verkehrt zu machen, so die Erfahrung der Ärz-

te. Augenzeugen rufen oft den Rettungsdienst und denken: Die machen das schon. Das sei in vielen Fällen ja auch so, sagt Gräsner. „Aber nicht beim Herzstillstand. Da zählt jede Minute.“ Wer nicht eingreift, macht sich auch strafbar. Jeder ist gesetzlich verpflichtet, bei einem Unfall oder einem akuten Verletzungsfall vor Ort Erste Hilfe zu leisten. Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung, für die bis zu ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe drohen. Bei dem fingierten Unfall in Brandenburg hatte die Polizei im Vorfeld geschätzt, dass etwa die Hälfte der Autofahrer die Unfallstelle links liegen lässt. Der Versuch lief mehr als fünf Stunden, real fuhren 90 Prozent vorbei. Die Polizei winkte anschließend gut 100 Autofahrer heraus und stellte sie zur Rede. Tatsächlich erklärten viele, sie hätten Angst gehabt, bei der Ersten Hilfe etwas falsch zu machen. Andere behaupteten, die Unfallstelle nicht gesehen zu haben. Rettungsmediziner Gräsner wird indes nicht müde, Menschen für die Erste Hilfe zu bewegen. Sein Leitsatz: „Das Einzige, was man verkehrt machen kann, ist nichts zu tun.“

Zutaten Pillekuchen

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SERVICE

Blut spenden in Leipzig Haema Leipzig, Blutspendezentren ■ City, Markt 9, Montag bis Freitag 8 bis 18.30 Uhr, Sonnabend 8 bis 12 Uhr ■ Gohlis-Arkaden, Lützowstraße 11, Montag bis Freitag 7 bis 20 Uhr, Sonnabend 7 bis 13 Uhr ■ Connewitz: Karl-Liebknecht-Straße 153-155, Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr, Sonnabend 8 bis 12 Uhr

Yannik aus Leipzig – dank Blutplasma voll im Leben

FIT& GESUND 2019

➦ Weitere Annahmestellen: www.haema.de

DRK-Blutspendezentrum Leipzig ■ Prager Straße 13, Öffnungszeiten: Montag 8 bis 14 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 13 bis 18.30 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr, jeden 1. Sonnabend im Quartal 10 bis 13 Uhr Weitere Annahmestellen: ➦ www.blutspende.de

Der 15-Jährige leidet unter einer Erkrankung des Immunsystems. Und diese lässt sich nur mit Präparaten aus gespendetem Blutplasma behandeln.

VON BERT ENDRUSZEIT

Weitere Annahmestellen: ➦ blutbank.uniklinikum-leipzig.de

Auf der Suche nach Blutspendern „Die Plasmaspende wird immer wichtiger“, betont Marion Junghans vom Leipziger Haema Blutspendedienst. Viele Therapien, die mit aus Plasma hergestellten Arzneimitteln behandelt werden, könnten mittlerweile in einem jüngeren Lebensalter starten als noch vor Jahren. Entsprechend groß sei der Bedarf an Blutplasma. Klar sei, dass auch der demografische Wandel einer der Gründe für fehlende Blutspender ist. Die Medizin steuere mit vielfältigen Mitteln dagegen. „Man haushaltet mit dem Blut besser“, so Junghans. Es gebe Initiativen wie das „Patient Blood Management“, die dafür sorgen, dass nur so viel Blutpräparate wie nötig und so wenige wie möglich eingesetzt werden. So führen moderne Operationstechniken zu weniger Blutungen. Man könne aber auch bereits bei bestimmten Operationen das Blut auffangen und dem Patienten anschließend wieder zurückgeben. Unter dem folgenden Link ist das in einem kurzen Video erklärt: https://www. patientbloodmanagement.de. Es gibt zu wenig Blutspender, das ist traurige Realität. Wie lässt sich das ändern? „Der demografische Wandel fordert uns heraus. Es ist nicht leicht, den Wegfall langjähriger Blutspender zu kompensieren, die beispielsweise aufgrund einer plötzlichen Medikamenteneinnahme nicht mehr zugelassen werden dürfen“, sagt Professor Reinhard Henschler, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Mehr Spender müssen her. Die Frage nach dem „Wie“ ist dabei kaum erschöpfend zu klären. „Wir sind kreativ. Erst im letzten Jahr haben wir anlässlich unseres 85-jährigen Bestehens eine Jubiläumskampagne durchgeführt. Zudem laden wir unsere Spender und die, die es werden wollen, zu mittlerweile etablierten Events wie der ‚Sommernachtsblutspende‘ oder den ‚Vampirnächten‘ ein.“ Darüber hinaus müsse Aufklärung und Wissensvermittlung betrieben werden: „Hierfür bieten wir durch die Herstellungsbereiche des Instituts Führungen an, die gerade auch für Unentschlossene den Weg der Blutspende nach der Abnahme transparenter und nachvollziehbarer machen“, ergänzt der Transfusionsmediziner. Beim DRK-Blutspendedienst ist das ganz ähnlich: „Unsere Patienten sollen sich im Leipziger DRK-Blutspendezentrum sehr wohl fühlen und gut betreut werden“, sagt der Transfusionsmediziner und Leiter der Institute für Transfusionsmedizin in Chemnitz und Plauen, Chefarzt Dr. med. Andreas Karl. Das Zentrum solle sich zu einem lebendigen Ort mit moderner Ausstattung entwickeln, zu einem Treffpunkt, wo man sich mit engagierten Menschen treffen und austauschen kann. Grundsätzlich sind Spender aller Altersgruppen zur Blut- oder Plasmaspende herzlich willkommen. „Coffee to go und freies WLAN sind selbstverständlich vorhanden. Dazu gibt es eine Tauschbibliothek, eine Kinderecke für junge Begleiter und Snacks“, so Karl.

IMPRESSUM „Fit & Gesund“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer

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lut spenden? Klar, wichtig, kaum eine Operation kommt ohne den Lebenssaft aus. Dass das Thema jedoch viel komplexer ist, weiß nicht jeder. Denn hinter der reinen Spende von Blut oder Blutplasma steckt noch viel mehr. Zum Beispiel die Geschichte von Yannik. Der 15-jährige Leipziger leidet unter „Common variable immunodeficiency (CVID)“, einer Erkrankung des Immunsystems. Und die lässt sich nur mit Präparaten behandeln, die aus gespendetem Blutplasma hergestellt werden. „Yannik war schon als Säugling immer wieder krank. Und das waren keine banalen Dinge, sondern Lungenentzündungen und blutiges Erbrechen. Manchmal war er richtig apathisch“, erzählt seine Mutter Anja. Immer wieder kam Fieber dazu. „40 Grad war fast schon Standard.“ Bis die Erkrankung schließlich im Klinikum St. Georg klar diagnostiziert werden konnte, war Yannik anderthalb Jahre alt. Die passende Therapie konnte bald folgen. „Alle vier Wochen musste er in die Klinik, das entsprechende Präparat wurde dabei direkt in die Vene gespritzt.“ Das helfende Medikament ist ohne zahllose Spender von Blutplasma nicht denkbar. „In einer Dosis des Präparates stecken Blutplasma-Bestandteile von über 10 000 verschiedenen Spendern“, so Yanniks Mutter. Die Besserung hielt nach den Infusionen jedoch nur kurz an, die Zeit bis zur nächsten Medikamentengabe wurde oft quälend lang. „Schon nach zwei Wochen war er wieder krank.“ Erschwerend kam hinzu, dass die Infusionen nur in der Klinik möglich waren. Das hat sich geändert: Als Yannik drei Jahre alt war, konnte ihm das Medikament statt in die Vene direkt ins Gewebe gespritzt werden. „Das darf man auch selbst machen – ganz bequem zu Hause auf der Couch.“ Zu Anfang übernahmen das Yanniks Eltern Anja und Matthias, doch seit seinem zehnten Lebensjahr nimmt er die Spritze auch selbst in die Hand. Was so einfach klingt, war nicht ganz unproblematisch. „Zwischendurch hatte er eine richtige Phobie vor den

Foto: Bert Endruszeit

Blutbank des Universitätsklinikums Leipzig ■ Gohlis-Park, Landsberger Straße 81: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag 11 bis 18.30 Uhr, Freitag 8 bis 15.30 Uhr ■ Uniklinik, Johannisallee 32, Haus 8: Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr, jeder letzte Sonnabend im Monat von 10 bis 14 Uhr ■ Gesundheitsamt Grünau, Miltitzer Allee 36: Montag und Donnerstag 13.30 bis 18.30 Uhr ■ Paunsdorf, Gustav-Hertz-Gymnasium, Dachsstraße 5: jeder 2. und 4. Dienstag im Monat 14 bis 18 Uhr

In einer Dosis des Präparates stecken Blutplasma­Bestandteile von über 10 000 verschiedenen Spendern. Anja, Yanniks Mutter

Spritzen. Doch mit Unterstützung eines Psychologen hat er das in den Griff bekommen“, sagt Anja. Jede „Sitzung“ dauert dabei rund anderthalb Stunden, mit zunehmender Größe und höherem Gewicht brauchen Patienten mehr Medikamente. Manche Erwachsene lassen das oft einfach über Nacht laufen. „Mich stört es nicht mehr, ich habe mich gut daran gewöhnt“, betont Yannik. Längst kostet es ihn keine Überwindung mehr, die Nadel in sein Bauchgewebe zu stechen. Überwunden ist die Krankheit damit nicht, doch die Heftigkeit der Infekte hat deutlich nachgelassen. Ein Plus an Lebensqualität ist auf jeden Fall zu verzeichnen. „Das kleine Medikamentenköfferchen lässt sich überall hin mitnehmen, auch in den Urlaub“, so Mutter Anja. Was bleibt, ist der noch immer eingeschränkte Schutz vor Infektionen. „Nicht jede Impfung ist bei ihm wirk-

sam genug. Umso wichtiger ist es, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, damit immungeschwächte Personen von ihnen nicht angesteckt werden. Denn Kinder wie Yannik sind viel mehr gefährdet als andere.“ Yanniks Eltern mussten erst lernen, mit den alltäglichen Infektionsgefahren zu leben: „Anfangs wollten wir mit ihm in keine Schwimmhalle, und Sport sollte am liebsten nur drinnen stattfinden. Als er Fußball spielen wollte, mussten wir erst mal schlucken. Doch mittlerweile geht auch das.“ Rat und Hilfe bekommt Yanniks Familie von der Selbsthilfegruppe für angeborene Immundefekte (DSAI). „Dort hörte ich auch von Kindern, die seit der SpritzenBehandlung gar nicht mehr krank wurden.“ Glücklicherweise bezahle die gesetzliche Krankenkasse die Therapie problemlos, immerhin kosten die Medikamente pro Jahr weit über 20 000 Euro. Yannik nimmt die Mittel nicht nur ein, sondern hilft wiederum auch anderen Betroffenen. „Schon zweimal stellte er sich als Studienpatient zur Verfügung.

Zu Yanniks Medikamentenköfferchen gehört eine rund 2000 Euro teure Pumpe, mit deren Hilfe sich das Arzneimittel innerhalb von etwa anderthalb Stunden Schritt für Schritt ins Gewebe bringen lässt. Foto: Bert Endruszeit

Das ist enorm wichtig, denn nur wenn Medikamente bei Studien von Kindern erprobt wurden, dürfen sie später auch für die Behandlung von Kindern verwendet werden“, weiß Anja. Jedem Spender von Blutplasma ist Yanniks Mutter überaus dankbar. „Wir sind darauf angewiesen. Ohne das Medikament hätte Yannik nur eine sehr eingeschränkte Lebenserwartung.“ Keine Frage – auch Anja ist regelmäßige Blutspenderin.

Blutspende Blut spenden dürfen Männer bis zu sechs Mal im Jahr, Frauen bis zu vier Mal. Eine Vollblutspende dauert etwa zehn Minuten zuzüglich Ruhezeit. Entnommen wird etwa ein halber Liter Blut. Bei der Plasmaspende wird dem entnommenen Blut nur das Plasma entzogen, alles andere fließt wieder zurück zum Patienten. Eine Plasmaspende dauert etwa 45 Minuten und ist viel häufiger als eine Vollblutspende möglich, oft sogar schon nach wenigen Tagen. Bei der vergleichbaren Thrombozytenspende werden dem Blut nur die Blutplättchen (Thrombozyten) entnommen. Die Blutplättchen sind wichtig für die Blutgerinnung.

„Glück im Unglück“ Expertin der Uniklinik Leipzig klärt auf: Thrombose kann auch Indiz für Tumorerkrankung sein VON UTA ZANGEMEISTER

LEIPZIG. Axel Joliet-Helfricht geht es körperlich schlecht. Sein rechtes Bein schmerzt stark. Es ist leicht angeschwollen. Der 65-Jährige, der bereits wegen einer Durchblutungsstörung in der Leipziger Uniklinik in Behandlung ist, lässt sich untersuchen. Beim Gefäßultraschall wird klar: Er leidet an einer Thrombose. Ein Gerinnsel verstopft seine Beinvene und verhindert den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Er bekommt Blutverdünner, die Beschwerden gehen zurück. Gleichzeitig begeben sich die Ärzte auf Spurensuche. Denn eine Ursache lässt sich auf den ersten Blick nicht ausmachen. Eine Thrombose entsteht durch Blutgerinnung. Ein Mechanismus, der uns eigentlich vor dem Verbluten schützt. Doch statt beim Verschließen einer Wunde gerinnt das Blut in einem Gefäß, in aller Regel einer Vene, und verstopft sie. Das kann passieren, weil die Blutzusammensetzung gestört, der Blutfluss verlangsamt oder die Gefäßwand verändert ist. „Es gibt Situationen, in denen sich einer oder mehrere Faktoren so verändern, dass eine Thrombose entsteht“, erklärt Dr. Katja Sibylle Mühlberg, Oberärztin am Universitätsklinikum Leipzig und Joliet-Helfrichts behandelnde Angiologin. Verantwortlich können angeborene oder erworbene Veränderungen des Blutes sein sowie Operationen. Auch Immobilität, Krampfadern, Schwangerschaft oder Wochenbett können eine Rolle spielen. Übergewicht, Rauchen oder VeränderunEin Gefäßultraschall hilft bei der Diagnose einer Thrombose. Foto: Aleksey Khripunkov/fotolia.com

Thrombosen sind manchmal auch das erste Indiz für einen Tumor. Katja Sibylle Mühlberg, Oberärztin am Universitätsklinikum Leipzig

gen des Hormonhaushaltes, durch die Antibabypille oder die Wechseljahre, bergen ebenfalls Risiken. Auch eine Krebserkrankung und eine damit verbundene Therapie könne die Neigung zu Blutgerinnseln erhöhen. So verursachen etwa 20 Prozent aller Tumorerkrankungen Thrombosen. „Thrombosen sind manchmal auch das erste Indiz für einen Tumor.“ Die Angiologin spricht in diesem Fall von „Glück im Unglück“. Denn: Etwa 15 Prozent aller Patienten, die das erste Mal eine Thrombose bekommen, haben eine Tumorerkrankung, von der sie nichts wissen. Die Hälfte davon befinden sich in einem heilbaren Stadium. „Wenn ein Patient aus scheinbar heiterem Himmel eine Thrombose bekommt, muss man klären, ob nicht ein Tumor dahinter steckt“, sagt Dr. Mühlberg. Auch Axel Joliet-Helfricht hat „Glück im Unglück“. Bei der Suche nach der Ursache seiner Thrombose entdecken sie Darmkrebs in einem frühen, heilbaren Stadium. Ärzte sprechen von einer lautlosen Gefahr, weil die Symptome oft uneindeutig sind oder sogar ganz fehlen. „Oft spürt man Schmerzen im Bein, es schwillt an, ist gerötet, die Haut ist gespannt.“ Wichtig ist, jetzt schnell zu handeln und die Diagnose mittels Gefäßultraschall zu sichern. Blutverdün-

ner sollen das Weiterwachsen des Blutgerinnsels verhindern und die Gefahr bannen, dass sich ein Teil löst und mit dem Blutstrom Richtung Herz geschwemmt wird, sich über die rechten Herzkammern in der Lunge festsetzt und dort Gefäße verstopft. Dann spricht man von einer Lungenembolie. „Patienten haben Luftnot, auch blutigen Husten oder werden kurz bewusstlos. In Verbindung mit dem Beinschmerz müssen alle Alarmglocken angehen.“ Die Lungenembolie ist die häufigste Komplikation einer Thrombose. Im schlimmsten Fall endet sie tödlich. So sterben allein in Deutschland jährlich mehr als 40 000 Menschen an einer Lungenembolie. Das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, Brust- und Prostatakrebs und HIV zusammen. Viele dieser Todesfälle seien vermeidbar, ist Dr. Mühlberg sicher: „Wenn Ärzte und Bevölkerung besser aufgeklärt wären.“ Deshalb engagiert sie sich im Aktionsbündnis Thrombose, will so das Bewusstsein für Prävention, Diagnose und Therapie schärfen. Neben der Behandlung mit Blutverdünnern ist die Kompressionstherapie die zweite große Säule der Thrombose-Behandlung. Durch äußerlichen Druck unterstützen Kompressionsstrümpfe den Rückstrom des Blutes zum Herzen. „Je konsequenter man vorgeht, umso weniger muss man mit Spätfolgen wie einem Postthrombotischen Syndrom rechnen.“

Bei einigen Patienten bildet sich das Blutgerinnsel nicht vollständig zurück oder ist die Funktionsfähigkeit der Venenklappen geschädigt. Der Venenfluss ist dauerhaft gestört, es kommt zum chronischen Blutstau, im schlimmsten Fall zu offenen Beinen. Die wichtigste Gegenmaßnahme sind gut sitzende Kompressionsstrümpfe: „Man sollte sich die Strümpfe individuell im Sanitätshaus anpassen und im Verlauf der Erkrankung vom Arzt kontrollieren lassen“, appelliert Dr. Mühlberg. Drei bis sechs Monate dauert die Thrombose-Behandlung mindestens. „Je mehr sich jemand bewegt, umso schneller löst sich das Gerinnsel auf und umso besser sind die Langzeitergebnisse“, betont Mühlberg. Denn anders als Arterien haben Venen keinen eigenen Antrieb. Dass das Blut von den Zehenspitzen bis zum Herzen zirkuliert, geschieht vor allem durch Bewegung. Auch Axel Joliet-Helfricht bringt seine Venen mithilfe einer Bewegungstherapie wieder in Schwung. Die Schmerzen in den Beinen sind endlich weg. Jetzt muss er wieder Kondition aufbauen, die durch die Thrombose und seine Vorerkrankungen gelitten hat. Radfahren soll ihm dabei helfen. Alle wichtigen Infos zum Thema Thrombose,  Risiko-Checklisten oder Kontakte zu Gefäßmedizinern in der Nähe liefert die Internetseite www.risiko-thrombose.de.

Mythos Kompressionsstrumpf Unsexy, schmerzhaft, Kompressions- gleich Stützstrumpf und 24-Stunden-Dauertragen. „Patienten haben oft ganz falsche Vorstellungen von Kompressionsstrümpfen und leider viele Vorurteile“, bedauert Dr. Katja Sibylle Mühlberg. Dabei ist ihr konsequenter Einsatz so wichtig, um schlimme Komplikationen einer Thrombose zu vermeiden. Man sehe Strümpfen ihre medizinische Herkunft heute nicht mehr an. „Es gibt sie in allen Farben, als Knie- und Oberschenkelstrumpf oder

Strumpfhose, sogar mit Swarovski-Steinen. Aber bitte nicht verwechseln mit Stützstrümpfen.“ Das seien eher Wohlfühlstrümpfe, die müden Beinen vorbeugen. „Oft quälen sich Patienten damit, den Strumpf auch in der Nacht zu tragen. Das ist falsch – tagsüber reicht“, klärt Dr. Mühlberg auf. Treten beim Tragen der Kompressionsstrümpfe Schmerzen auf, sollte überprüft werden, ob nicht eine arterielle Durchblutungsstörung, zum Beispiel die Schaufensterkrankheit, vorliegt. „Im schlimmsten Fall bewirkt der Strumpf das Gegenteil und drückt noch das letzte bisschen Durchblutung weg.“

Alle bereits erschienenen Teile der Gesundheitsserie plus weitere Infos und Tipps für Ihr Wohlbefinden finden Sie im Internet unter www.lvz.de/fit-gesund


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