LVZ Fit & Gesund 2019 | Alarm im Darm

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FIT& GESUND 2019

Dienstag, 19. März 2019

Alarm im Darm

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Früherkennung von Darmkrebs

Rezepttipp: Lachs mit Zucchinihaube

Leipziger Arzt zur Schlafforschung

Foto: iStockphoto

Der Darm ist das menschliche Organ, das am wichtigsten bei der Abwehr von Krankheiten ist. Allerdings wissen wir am wenigsten über ihn. Eine kleine Gesundheitsschule soll deshalb in unserer heutigen Medizin-Serie den Darm besser entschlüsseln, um Reizungen und Erkrankungen vorzubeugen.

AKTIV GEGEN DARMKREBS

FRÜHERKENNUNG ALS WICHTIGSTE WAFFE IM KAMPF GEGEN DIE KRANKHEIT Der März steht traditionell jedes Jahr im Zeichen der Darmkrebsvorsorge: Deutschlandweit engagieren sich in diesem Monat Gesundheitsorganisationen, Medien, Unternehmen, Städte, Kliniken und Privatpersonen für die Darmkrebsvorsorge, denn die Früherkennung ist die beste Chance, Leben zu retten.

>>> Darmkrebs gehört sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Mit rund 26.000 Todesfällen jährlich ist Darmkrebs eine der gefährlichsten Krebsarten für den Menschen. Dabei ist die Erkrankung, sofern sie frühzeitig erkannt wird, sehr gut behandelbar. „Wir empfehlen Männern und Frauen ab 50 Jahren unbedingt dazu, sich in regelmäßigen Abständen einer Koloskopie – einer Darmspiegelung – zu unterziehen“, erklärt Professor Dr. Schiefke, Chefarzt der Klinik für Gastro12892301_001119

enterologie, Hepatologie, Diabetologie und Endokrinologie und Leiter des Darmkrebszentrums am Klinikum St. Georg. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich rund 35.400 Männer und 30.000 Frauen an Darmkrebs. Die Ursachen für die Entstehung konnten Mediziner und Forscher noch nicht vollumfänglich klären. Die häufigsten Formen von Darmkrebs sind das Rektumkarzinom im Mastdarm und das Kolonkarzinom in höher gelegenenAbschnittendesDickdarms.Sieentwickeln sich dann, wenn Zellen in der Schleimhaut des Dickdarms entarten und sich unkontrolliert teilen. Die Umwandlung von gesunden Darmzellen in Krebszellen erfolgt häufig über gutartige Vorstufen, die so genannten Darmpolypen – kleine gutartige Vorwölbungen in der Darmschleimhaut. In selteneren Fällen ist die Zellveränderung erblich bedingt. Das Problem: „Darmkrebs entwickelt sich schleichend und verursacht im Frühstadium meist

keine Beschwerden. Erste Warnzeichen, wie zum Beispiel Blut im Stuhl, treten meist erst in einem späten Stadium der Erkrankung auf“, erklärt Professor Schiefke, der sich seit vielen Jahren vor allem im Bereich der Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen engagiert. In zehn Jahren hat die Darmspiegelung deutschlandweit rund 180.000 Menschen vor Darmkrebs bewahrt. Bei weiteren 40.000 Personen wurdenTumore in so frühen Stadien entdeckt und beseitigt, dass für die Behandelten noch ausgezeichnete Chancen auf Heilung bestehen. So das Ergebnis einer Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. Die Früherkennung ist deshalb eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen den Darmkrebs. Doch auch eine gesunde Lebensweise trägt zu einer Verminderung des Risikos bei. Im Laufe eines 75-jährigen Lebens gelangen rund 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit durch den Darm, der mit einer Länge von bis

zu acht Metern das größte innere Organ des Menschen ist. Übermäßiger Fleischverzehr gilt beispielsweise als verantwortlich für über 10.000 Darmkrebsfälle pro Jahr. „Gesunde Ernährung gehört neben regelmäßiger Bewegung und einem gesunden Körpergewicht zu den wichtigsten Faktoren, um Darmkrebs vorzubeugen“, weiß der Experte. Ist die Diagnose Darmkrebs gesichert, gibt es – je nach Stadium und Sitz des Tumors – unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Im Frühstadium kann der Krebs meist operativ komplett entfernt werden. Hat sich der Krebs meist auf umliegende Organe ausgeweitet oder sind Lymphknoten betroffen, kommen begleitend Chemotherapie oder Bestrahlung dazu. Das von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ausgezeichnete Darmkrebszentrum am Klinikum St. Georg Leipzig bündelt Erfahrungen und Kompetenzen der Fachbereiche Gastroenterologie, Chirurgie, Onkologie, Strahlen-

therapie, Radiologie und Pathologie auf diesem Gebiet, um eine optimale Versorgung der Patienten zu ermöglichen. Ziel der Zertifzierung des DKG ist es, onkologische Zentren auf hohem medizinischen Behandlungsniveau zu fördern und so die Versorgung von Krebspatienten zu verbessern. Die Auszeichnung bestätigt, dass das Darmkrebszentrum am St. Georg die höchsten Anforderungen bei der Behandlung und Betreuung von Patienten mit Darmkrebs erfüllt. Dazu gehört zum Beispiel die Erstellung eines individuellen Behandlungsplanes in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit. In wöchentlichen Tumorkonferenzen erfolgt eine qualitätsgerechte Abstimmung. Für die optimale Betreuung der Patienten im Darmkrebszentrum stehen ein weitreichendes Behandlungsnetzwerk aus Physiotherapeuten, Ernährungsberatern, Sozial- und Pflegediensten, Psychoonkologen sowie Selbsthilfegruppen zur Verfügung. ■

Ihr Ansprechpartner Prof. Dr. med. Ingolf Schiefke Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Endokrinologie Delitzscher Str. 141 | 04129 Leipzig 0341 909-2626 ingolf.schiefke@sanktgeorg.de


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GESUNDHEIT

DIENSTAG, 19. MÄRZ 2019 | NR. 66

AUS MEINER PRAXIS VON DR. FALK STIRKAT

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us Sicht des Notfallmediziners sind die unendlichen Schlangen von Nichtnotfällen in den Notaufnahmen ein absoluter Graus. Ich bin mir sicher, wenn viele Patienten wüssten, wie ein wirklicher Notfall aussieht, dann würden sie sich den Besuch wegen eines leichten Fiebers sparen. Auf der anderen Seite sind wir natürlich stolz darauf, in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu haben. Leider stoßen aber auch wir zuweilen an Grenzen der medizinischen Versorgung. Nicht selten müssen Patienten über Monate hinweg auf einen Termin beim Facharzt warten und entschließen sich daher, in ihrer individuellen Notlage die Ambulanz aufzusuchen. Wie aber unterscheide ich, ob ich in die Notaufnahme gehöre, oder ob meine Verletzung tatsächlich bis zum nächsten Arzttermin warten kann? Es gilt: Mit einem verstauchten Knöchel oder einem gebrochenen Finger kann man durchaus auch in der Woche einen niedergelassenen Orthopäden oder Unfallchirurgen aufsuchen. Am Wochenende stehen zudem in jeder Stadt kassenärztliche Bereitschaftsdienste zur Verfügung. Sofort in die Klinik gehören Patienten dagegen bei einem lebensbedrohlichen Zustand. Wer hingegen an einer abgelegenen Stelle stolpert und ein verletztes Fußgelenk hat, kann sich auch ohne Rettungswagen behelfen. Einfach an PECH denken: Pause, Eis, Compression (Druck), Hochlagern. Es gilt, das betroffene Gelenk nicht weiter zu belasten, damit es nicht zu unnötigen Einblutungen ins Gewebe kommt. Lassen Sie sich stützen und von der Gefahrenstelle wegbringen. Das Gelenk sollte schnellstmöglich gekühlt werden. Als Nächstes legen Sie einen Druckverband an und lagern das Gelenk hoch. So wird es dem Gewebe erleichtert, die Einblutungen abfließen zu lassen. Bleibt die Schwellung bestehen, suchen Sie einen Arzt auf.

Ein gesunder Darm sorgt nicht nur für eine gute Verdauung. Er stellt obendrein auch Energie bereit und produziert Hormone. Außerdem ist er die wichtigste Schutzbarriere des Körpers. Damit er alle diese Funktionen erfüllen kann, ist eine gesunde Darmflora die wichtigste Voraussetzung VON JESSICA SCHANTIN

NATÜRLICH WOHLFÜHLEN

Mit einem Ingwer-Shot die Erkältung eindämmen

Foto: Agnieszka Krus/RND

Ingwer wirkt gut bei Erkältung, Übelkeit und lindert Schmerzen. Die Zusammensetzung der organischen Verbindungen in Ingwer ist ähnlich wie bei Acetylsalicylsäure (Aspirin), jedoch wesentlich gesünder, da es sich um ein natürliches Produkt handelt. Wer also einen Anflug von Halskratzen, Schnupfen oder Husten verspürt, kann einer sich einschleichenden Erkältung mit dem Ingwer-Shot vorbeugen. Das wird gebraucht: 1 Ingwerknolle, 3 frische Orangen, 1 Zitrone, 4 TL Honig So wird es gemacht: Zuerst die Ingwerknolle schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Orangen und die Zitrone auspressen. Alle Zutaten in einen Mixer geben. Nach Belieben auch das Fruchtfleisch der Zitrusfrüchte dazutun. Mit einem Stabmixer alles verquirlen, bis ein dickflüssiger, sämiger Saft entsteht. Zum Schluss den Honig in den Saft träufeln. Den Ingwer-Shot in eine große Flasche abfüllen und in den Kühlschrank stellen. So übersteht jeder eine Erkältungswelle.

heitserreger und Keime dabei zum Teil sogar unschädlich gemacht.

D

er Darm leistet jeden Tag bemerkenswerte Arbeit für den Menschen und ist ein wesentlicher Schlüssel zum Wohlbefinden. Wie wichtig er ist, merken viele Menschen erst, wenn er Probleme bereitet, Verstopfungen, Durchfall und Blähungen auftreten oder sogar Blut im Stuhl ist. Die Ursachen für Beschwerden sind vielfältig. „Das kann zum Beispiel ein Reizdarmsyndrom, eine MagenDarm-Infektion, chronische entzündliche Darmerkrankungen oder im schlimmsten Falle auch Darmkrebs sein“, sagt Viola Andresen. Die Medizinerin beschäftigt sich seit vielen Jahren klinisch und wissenschaftlich mit chronischen Darmbeschwerden. Im Interview gibt sie Tipps rund um unser größtes Organ und für eine gesunde Darmflora. Der Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan. Was kann und leistet er noch? Er hat die wichtige Filteraufgabe, die für uns wichtigen Nährstoffe und Flüssigkeit aus der Nahrung aufzunehmen und gleichzeitig alle übrigen Nahrungsbestandteile, die unser Körper nicht verwerten kann oder die zum Teil sogar schädlich sind, mit dem Stuhlgang wieder auszuscheiden. Viele Nahrungsbestandteile werden auf dem Transportweg durch den Darmschlauch von den Darmbakterien, dem sogenannten Darm-Mikrobiom, verarbeitet und schädliche Stoffe wie Krank-

Dr. Falk Stirkat ist Notfall- und Allgemeinme diziner in Erlangen sowie Blogger und Autor des Bestsellers „Ich kam, sah und intubierte“. Darüber hinaus entwickelte er den Podcast DocPod – der Podcast, der Leben retten kann.

Der Darm – das Superorgan

FIT& GESUND 2019

Zur Person

Privatdozentin Dr. Viola Andresen, Leiterin des Palliativ- und Ernährungsteams im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg, beschäftigt sich seit vielen Jahren klinisch und wissenschaftlich mit chronischen Darmbeschwerden.

Wie schützt sich der Darm vor Krankheitserregern? Es gibt unterschiedliche Schutzfunktionen: Zuerst geht die Nahrung durch den Magen, der durch die Magensäure eine hohe antimikrobielle Aktivität hat. Ein Großteil der Keime überlebt das nicht. Die nächsten Schutzfunktionen zur Abwehr von Krankheitserregern und schädlichen Stoffen sind – neben der Darmflora – die Darmschleimhaut und die Abwehrzellen des Immunsystems, die in der Darmwand lokalisiert sind. In der Darmflora leben „gute“ Bakterien, die mit krankmachenden Keimen um die Nährstoffe kämpfen. Sie können die Keime daran hindern, dass sie sich an der Darmwand festsetzen. Außerdem produzieren „gute“ Bakterien antibakterielle Stoffe sowie Nähr- und Botenstoffe zur Unterstützung der Darmschleimhaut und des darmeigenen Immunsystems. Circa 70 Prozent der Abwehrzellen befinden sich in der Darmschleimhaut. Sie neutralisieren Schadstoffe und wehren Keime ab. Eine weitere Schutzbarriere ist die von der Darmschleimhaut produzierte Schleimschicht, die durch ihre Schleimstoffe verhindert, dass Krankheitserreger an der Darmwand andocken. Warum ist eine gesunde Darmflora so wichtig für den Menschen? Die Darmflora ist ein Überbegriff für

Experten-Tipps: So bleibt der Darm gesund Für die Verdauungstätigkeit ist es ungünstig, wenn man viel sitzt, da dann der Darm träge werden kann. Der Stuhlgang sollte nicht unterdrückt und die Mahlzeiten sollten regelmäßig und nicht gehetzt zu sich genommen werden.

gekennzeichnete Inhaltsstoffe des Essens grundsätzlich schädlich sind, auch wenn

manche Trends den Anschein erwecken“, sagt Darmexpertin Viola Andresen.

lebende Organismen im Darm, wie nützliche Bakterien, aber auch Viren und Pilze. Sie hat einen entscheidenden Anteil an der Gesunderhaltung unseres Körpers. Wer sein Immunsystem stärken möchte, sollte deshalb die guten Darmbewohner gezielt unterstützen – mit regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung. Denn das Mikrobiom ernährt sich von dem, was wir essen. Ballaststoffreiche Lebensmittel, komplexe Kohlenhydrate und Gemüse wie Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorn ernähren das Mikrobiom gut. Auf Antibiotika sollte übrigens, so weit es geht, verzichtet werden. Durch die Einnahme werden viele „gute“ Darmbakterien zerstört. Und wenn die nicht mehr vorhanden sind, wird Platz gemacht für andere Keime, die das Wachstum beispielsweise von Pilzen wie Soor oder des Bakteriums Clostridium difficile begünstigen. Dieses Bakterium wird normalerweise von der Darmflora unter Kontrolle gehalten. Wenn diese Bakterien aber zunehmen, dann kann eine Entzündung der Darmschleimhaut mit schwerem Durchfall entstehen und auch die Entstehung chronischer Darmerkrankungen begünstigt werden. Gibt es Darmerkrankungen, die sich auch in anderen Körperregionen bemerkbar machen? Da gibt es viele Beispiele. So können etwa bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auch Gelenkbeschwerden auftreten, Entzündungen der Augen, der Mundschleimhaut, der Haut und der Gallengänge. Wenn man immer wieder Beschwerden hat, sollte man zum Arzt gehen. Bauchbeschwerden sind sehr unspezifisch. Es können die unterschiedlichsten Krankheiten dahinterstecken. Es gibt Patienten, die viele Jahre mit unentdeckten Krankheiten durch ihr Leben gehen, weil sie nie genauer untersucht worden sind.

Grundsätzlich gilt: Die Ernährung sollte ausgewogen sein und möglichst viel Gemüse und Ballaststoffe enthalten. Natürlich ist Zucker erlaubt, zu viel davon fördert aber ein Darm-Mikrobiom, welches Übergewicht und Fettstoffwechselerkrankungen begünstigt.

Stichwort Reizdarmsyndrom: Was kann ich tun? Die Diagnose des Reizdarmsyndroms (RDS) sollte nicht auf die Schnelle als „Verlegenheits-Diagnose“ für sämtliche

Experten empfehlen außerdem, nicht jeden neuen Ernährungstrend mitzumachen, wie gluten- oder laktosefreie Ernährung. „Es stimmt nicht, dass derartig

Wie oft haben Sie MagenDarm-Beschwerden?

Inanspruchnahme einer Darmspiegelung in Prozent Männer Frauen

48,5

64,6 67,5 59,1 58,5 57,4 63,1

42,8

Eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Zutaten ist für einen gesunden Darm unerlässlich. Foto; unsplash

Viele Menschen gehen eine lange Zeit mit unentdeckten Krankheiten durchs Leben, weil sie nicht richtig untersucht worden sind.

1% täglich

RND-Grafik; Quelle: Statista

Die Ambulanz als Arztersatz

5% mehrfach in der Woche 3% einmal in der Woche 11 % mehrfach im Monat 10 % einmal im Monat 22 %

mehrfach im Jahr einmal im Jahr

18 %

nicht in den letzten zwölf Monaten 3% keine Angabe

55 bis 59 60 bis 64 65 bis 69 70 Jahre Jahre Jahre Jahre und älter

RND-Grafik; Quelle: RKI

25 %

AUS DER FORSCHUNG

Darmkrebs frühzeitig erkennen

Reihenfolge alkoholischer Getränke spielt keine Rolle

Vorsorgeuntersuchungen, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können das Risiko reduzieren

I

Einen Kater will niemand, trotzdem betrinken sich viele Menschen. Etliche Ratschläge kursieren, wie der Kater nach einem Alkoholrausch erträglicher wird. Einer der prominentesten Tipps: „Bier auf Wein, das lass’ sein. Wein auf Bier, das rat’ ich dir.“ Nun haben Forscher der Universität Witten/Her-

decke den Spruch, den es auch in anderen Sprachen gibt, wissenschaftlich überprüft – mit einem feuchtfröhlichen Experiment im Partykeller der Hochschule. Die Erkenntnis: Für den Kater spielt es keine Rolle, in welcher Reihenfolge man Bier und Wein konsumiert. Zu viel Alkohol sei zu viel Alkohol, schreibt das Team im „American Journal of Clinical Nutrition“.

Bei einer vorsorglichen Darmspiegelung können mögliche Veränderungen im Darm, etwa Tumore, frühzeitig erkannt werden. 115659941

m März findet alljährlich der Darmkrebsmonat statt, der die Bevölkerung über Darmkrebs – die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland – aufklären und zur Vorsorge motivieren soll. Nach Informationen des Robert Koch-Instituts erkranken jährlich 36 000 Männer und 29 000 Frauen an Darmkrebs.

puter oder dem Fernseher. Zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Besonders alarmierend ist, dass bereits jedes sechste Schulkind zu viele Kilos mit sich herumschleppt. Ein hoher Körperfettanteil erhöht das Krebsrisiko für mindestens 13 Krebsarten. Dazu gehört unter anderem Darmkrebs.

Risikofaktor Übergewicht

Bewegung ist wichtig

Um das Darmkrebsrisiko zu reduzieren, sind Normalgewicht, regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung sowie Nichtrauchen und ein maßvoller Alkoholkonsum wichtige Faktoren. „Krebserkrankungen vorzubeugen ist leichter, als sie zu behandeln“, betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Die gemeinnützige Organisation nimmt den Darmkrebsmonat zum Anlass, um auf die krebsvorbeugenden Effekte eines gesunden Lebensstils aufmerksam zu machen. Denn: Die deutsche Bevölkerung isst zu viel, zu süß, zu fett und verbringt zu viel Zeit sitzend vor dem Com-

Experten raten dazu, sich täglich mindestens 30 Minuten moderat zu bewegen und dabei etwas ins Schwitzen zu kom-

men. Kinder und Jugendliche sollten täglich sogar mindestens eine Stunde körperlich aktiv sein. Ratsam ist es zudem, auf ungesunde Ernährung wie Pommes und Currywurst zu verzichten und stattdessen abwechslungsreiche Kost aus frischen Zutaten zu sich zu nehmen. „Ein ausgewogener Speiseplan und regelmäßige körperliche Aktivität verhindern Übergewicht und senken nachweislich das Darmkrebsrisiko“, so Nettekoven.

Früherkennungsprogramme ■ Im Alter von 50 bis 54 Jahren

können Kassenpatienten einmal pro Jahr einen Schnelltest auf Blut im Stuhl durchführen lassen. ■ Ab 55 Jahre übernimmt die Kranken-

kasse die Kosten für eine große Darmspiegelung (Koloskopie) im Abstand

von mindestens zehn Jahren, wenn der erste Befund unauffällig ist. Für Männer besteht ab April 2019 bereits ein Anspruch ab 50 Jahren. Wenn ein familiäres Risiko für Darmkrebs vorliegt, kann bereits ab dem 25. Lebensjahr eine große Darmspiegelung auf Krankenkassenkosten durchgeführt werden.


GESUNDHEIT

NR. 66 | DIENSTAG, 19. MÄRZ 2019

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ESSEN SIE SICH GESUND

Welche Magen-DarmBeschwerden haben Sie? Blähungen

49 %

30 %

Völlegefühl

Reizdarm

26 % 23 % 23 %

Verstopfungen 17 % Magenschleimhautentzündung

Bauchbeschwerden herhalten.Vielmehr erfordert die sichere Diagnose eines RDS zunächst das Vorliegen häufig auftretender Symptome wie krampfartiger Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung und vor allem den sicheren Ausschluss anderer Krankheitsbilder, die ähnliche Beschwerden auslösen können. Wenn die Diagnose RDS tatsächlich gestellt worden ist, ist die Vorgehensweise sehr vielschichtig. Die eine richtige Reizdarmtherapie gibt es nicht. Sie ist ein ganzheitlicher Ansatz. Es gibt bestimmte Medikamente, die man für bestimmte Symptome wie Bauchweh oder Durchfall einsetzen kann. Dann gibt es Behandlungsmöglichkeiten wie Ernährungstherapien, oder es wird versucht, bestimmte Triggerfaktoren wie etwa emotionalen Stress zu identifizieren. Patienten, die durch die chronischen Bauchbeschwerden psychisch beeinträchtigt sind, können durch eine Psychotherapie unterstützt werden, etwa durch eine sogenannte Darm-Hypnose, bei der das Darmhirn durch Entspannungstechniken beruhigt wird. Da spielt die sogenannte Darm-Hirn-Achse eine große Rolle.

Die Diagnose des Reizdarmsyndroms sollte nicht auf die Schnelle als Verlegenheitsdiagnose für sämtliche Bauchbeschwerden herhalten.

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Was hat es denn mit der Darm-HirnAchse auf sich? Der Darm hat das größte Nervensystem nach dem menschlichen Gehirn – es wird das Darmhirn genannt. Es heißt deswegen so, weil der Darm flexibel und autonom seine eigenen Entscheidungen trifft. Wenn wir Nahrung aufnehmen, funktioniert die Verarbeitung ohne unser Kopfgehirn. Trotzdem ist das Kopfgehirn immer gut über alles informiert. Das Darmhirn kommuniziert ständig mit dem Kopfhirn und umgekehrt – mithilfe von unterschiedlichen Nervenzellen und Neurotransmittern. Der Austausch beider Nervensysteme ist übrigens sehr wichtig. Nur zusammen können sie den optimalen Energiehaushalt des Körpers steuern. Wenn beispielsweise Schadstoffe in den Darm gelangen, regiert das Darmhirn mit Übelkeit oder Durchfall. Das Kopfhirn bekommt erst dann die Extremsituationen mit. Bei psychischem Stress signalisieren bestimmte Reize des Kopfgehirns dem Darm: Jetzt ist Stress angesagt, und das hat Auswirkungen auf die Darmfunktion. Das kann beispielsweise Appetitlosigkeit zur Folge haben. Beide Nervensysteme kommunizieren also ständig über die DarmHirn-Achse.

An Tag acht des Zwei-Wochen-Plans gibt es Lachs mit Gemüse und Hirse. Das Gericht liefert alles, was der Körper braucht

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esund und schlank durch den Tag – heute mit Fisch! Denn Ihren Fischbedarf (mindestens einmal pro Woche) decken Sie diese Woche mit einem Lachsfilet, das zart und schnell unter einer Zucchinihaube gart. Lachs liefert Omega-3-Fette und viel Jod, damit Sie sich vital und fit fühlen. Dazu gibt es Hirse: Eine besondere Getreidebeilage, die vielleicht nicht jeder kennt – aber kennen sollte: Sie liefert Eisen, Magnesium, Zink und Kieselsäure, die den Cholesterinspiegel sowie den Knochenaufbau positiv beeinflusst. Grund genug, um Hirse auch zum Abendessen in Kombination mit frischem Gemüse als Salat zu essen. Übrigens: Vitamin C, beispielsweise hier aus Zitronensaft, sorgt dafür, dass wir den wichtigen Mineralstoff Eisen besser aufnehmen und verwerten können.

Ihr Tagesplan Italienisch starten Sie den Morgen mit Tomate-Mozzarella und Basilikum. Das brauchen Sie nämlich auch für das Mittagessen, da es der Hirsebeilage ein frisches Aroma gibt. Da Sie direkt mehr Hirse kochen, gibt es daraus abends einen Salat mit frischem, knackigen Gemüse und einem Dill-Dressing. ■ Morgens: 1 Scheibe Vollkornbrot mit ½

TL Butter oder Margarine, Tomatenscheiben, ein bis zwei Mozzarella-Scheiben und Basilikum-Blättchen (siehe mittags), Salz, Pfeffer, Balsamico-Creme. ■ Mittags: Für den Zucchini-Lachs mit

Hirse die Zucchini waschen, Enden knapp abschneiden, etwa 100 g fein hacken, den Rest in dünne Scheiben hobeln. Den Lachs abbrausen und trocken tupfen. Beides salzen und pfeffern. Die Zitronenschale dünn abhobeln, den Saft auspressen, beides auf dem Lachs

Zutaten Lachs Zutaten für zwei Portionen: 400 bis 500 g mittlere Zucchini 250 g Lachsfilet Salz Pfeffer 1/2 Biozitrone 1 EL Olivenöl 80 g Hirse 1 Handvoll Basilikum (ca. 20 g)

verteilen. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Auflaufform (circa 20 x 25 cm) mit Backpapier auslegen und dachziegelartig mit der Hälfte Zucchinischeiben auslegen. Lachsfilet hineinlegen, mit den übrigen Zucchinischeiben bedecken. Das Backpapier darüber dicht verschließen. Im heißen Ofen etwa 20 Minuten garen. Inzwischen das übrige Zucchinihack mit Hirse und 300 ml Wasser aufkochen und bei kleiner Hitze zugedeckt 15 Minuten ausquellen lassen. Wenn nötig, noch etwas Wasser zufügen. Basilikum waschen, fein hacken und unterziehen. Tipp: Wer eilig ist, nimmt 200 g Räucherlachs. Dann natürlich nicht mehr zusätzlich salzen. Statt Hirse können Sie auch Couscous oder Vollkornreis dazu kochen. ■ Abends: Garen Sie direkt die doppelte

Menge Hirse (siehe mittags). Dazu gibt es 100 g geraspelte Zucchini (siehe mittags) und 100 g Salatgurke in Würfel geschnitten, gemixt mit 2 EL Kernemix, 1 TL Olivenöl, 1 TL Dillspitzen und 1 TL Zitronensaft. Abschmecken mit Salz und Pfeffer. Das Rezept ist aus: Dagmar von Cramm:  „Happy Aging“. ZS Verlag. 160 Seiten, 22,99 Euro.

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43 %

Sodbrennen

RND-Grafik; Quelle: Statista

Foto: Getty Images/iStockphoto; Montge: RND

Durchfall

Übelkeit

Zart gegart unter der Zucchinihaube

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GESUNDHEIT

DIENSTAG, 19. MÄRZ 2019 | NR. 66

FIT& GESUND 2019

In Schlaflabors werden die Patienten unter anderem mit Kameras überwacht. Foto: Sina Schuldt/dpa

Leipziger Forscher: „Wer schlecht schläft, kann krank werden“

Schlaflabor in der RobertKoch-Klinik in Leipzig. Fotos (3): André Kempner

Uniklinik-Professor Hubert Wirtz über die Ursachen von schlechtem Schlaf, Mittel gegen Schnarchen und den Nutzen von Baldrian und Pillen Die Barmer-Krankenkasse sagt in einer Studie, dass die Schlafstörungen in Deutschland unterschiedlich verteilt sind und die Sachsen am besten schlafen. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen? Das überrascht mich. Grundsätzlich sind Schlafstörungen von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig und eher nicht regional unterschiedlich verteilt. Geschlechtsspezifisch schon. So haben Männer mehr Probleme als Frauen, wie wir in unseren Schlaflaboren sehen. Ältere leiden häufiger an Schlafstörungen als Junge. Auch Leute, die in Schichten arbeiten oder in Nachtarbeit tätig sind, haben mehr Schlafstörungen als Menschen mit geregelter Arbeits- und Schlafenszeit. Welche Art von Schlafstörungen gibt es? Es gibt Einschlafstörungen, bei denen man sehr lange braucht, bevor man zur Ruhe kommt. Es gibt Durchschlafstörungen, bei denen man zwar einschläft, aber in der Nacht aufwacht und dann nicht wieder zur Ruhe kommt. Und es gibt die sehr häufige Problematik, bei der Menschen stark schnarchen oder sogar noch weitergehende Verschlüsse in den oberen Atemwegen entwickeln und schlecht Luft bekommen, aber nicht bewusst aufwachen. Das Schlafstadium wird von einem tiefen immer wieder in ein oberflächliches Stadium geführt. Dadurch entsteht keine normale Struktur, die wir Internisten als Schlaf-Architektur bezeichnen. Wie sähe denn eine normale Schlaf-Architektur aus? Sie bestünde aus regelmäßigen Anteilen von tiefem Schlaf – also Traumschlaf oder auch REM-Schlaf (Rapid Eye Movements – deutsch: schnelle Augenbewegungen. Sie sind unter anderem verbunden mit

Prof. Dr. med. Hubert Wirtz, Leiter der Pneumologie in der Uniklinik in Leipzig.

verringertem Muskeltonus) – und oberflächlichen Schlafstadien. Da gibt es normalerweise einen Rhythmus in der Nacht, dessen Phasen man etwa viermal durchläuft. Gelingt das, schläft man erholsam. Gelingt das nicht, ist der Schlaf auch weniger erholsam. Unabhängig davon, ob man den Eindruck hat, man hätte die ganze Nacht geschlafen oder wach gelegen. Dann fehlt dem Menschen etwas und er kann dadurch krank werden. Welche Krankheiten sind das dann? Das ist noch nicht ganz klar. Man weiß, dass Menschen, wenn sie so einen gestörten Schlaf haben – beispielsweise durch die erwähnte gestörte Luftzufuhr – auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen. Wie ist das zu erklären? Weil der Sympathikus-Nerv, der den Menschen anregt, dann in der Nacht offenbar mehr gereizt und geweckt wird. Das führt den Schläfer aus einem tiefen in einen oberflächlichen Schlaf. Durch diese Stimulation des Kreislaufs steigen Blutdruck und Herzfrequenz. Das führt zu einer Veränderung der Gefäße und schlimmstenfalls auch zu einer Entzündung. Die Folgen sind Schlaganfall und Herzinfarkt. Man weiß, dass diese mit vermehrter Sympathikus-Aktivierung und Entzündung im Körper verbunden sind. Ab wann stellt man sich dem Arzt vor und was kann man vorher tun? Schlafhygiene betreiben beispielsweise. Dieser Begriff bezeichnet regelmäßiges Schlafengehen. Man sollte es als kleines Ritual betreiben und beispielsweise vorher noch regelmäßig etwas trinken. Vielleicht Tee, keinesfalls Kaffee und auch nicht viel Alkohol. Dazu sollte die Schlaftemperatur deutlich unter der normalen Wohntemperatur liegen, aber dennoch nicht eiskalt sein. Wichtig ist ferner die Matratze, die bequem ist. Und man sollte sich nicht Stunden vorher schon ins Bett legen und dann noch arbeiten, lesen oder fernsehen.

Besser ist: Wach bleiben, bis man müde wird, ins Bett gehen und dann das Licht löschen. Betrifft das jeden gleich? Nein, die Menschen sind sehr unterschiedlich und es gibt eben welche, die lesen gern im Bett und können dann besonders gut schlafen. Andere nicht. Man muss das tun, was einem erfahrungsgemäß und regelmäßig am besten in den Schlaf bringt. Wer ständig zu anderen Zeiten ins Bett muss oder ständig die Zeitzonen kreuzt, der hat oft auch ein Problem. Manch einer greift dann zu Baldrian oder Pillen. Ab wann macht das Sinn? Natürlich schläft jeder mal eine Nacht schlecht. Wer aber regelmäßig schlechter schläft, vielleicht über Wochen, der braucht Hilfe. Entweder er geht zum Arzt oder er nimmt Baldrian und ähnliche Mittel. Es ist nichts Schlechtes daran, wenn man verschiedene Dinge ausprobiert. Bei einem aufwühlenden Erlebnis beispielsweise kann man durchaus auch mal ein Medikament nehmen. Allerdings führt die regelmäßige Einnahme von Schlaftabletten oft dazu, dass man sich daran gewöhnt und nicht mehr ohne sie auskommt. . Wenn ein Patient mit Baldrian oder natürlichen Heilmitteln nicht weiterkommt – was passiert dann? Zunächst muss festgestellt werden, wie er schläft. Viele Menschen glauben, dass sie nachts nicht schlafen können. Aber wenn man die Zeit misst, die ein Mensch nicht schläft, dann ist der Anteil des Schlafes dann meist doch relativ groß. Also wäre das Erste, ein Protokoll zu führen. Wir können das mit einem tragbaren Gerät zu Hause messen. Dann wird man sehen, ob jemand im Schlaflabor untersucht werden muss oder nicht. Besonders gut sind diese kleinen Geräte für das Problem mit den Atemstörungen während des Schlafes. Im Schlaflabor kann man schließlich den Schlaf richtig messen und bei Patienten, die Einschlaf- oder Durchschlafprobleme haben, genau ermitteln, wie lange sie wirklich brauchen, um richtig in den Schlaf zu fallen. Das ist manchmal gar

nicht so lang, wie die Patienten vermuten. Wie läuft so eine Untersuchung im Schlaflabor ab? Wer zu uns kommt, ist bereits vorgefiltert und hat ein Gespräch bei seinem Hausarzt und eine Anamnese hinter sich. Wir nehmen dann die Vorgeschichte der Krankheit noch etwas ausführlicher auf und ermitteln auch, ob eine Depression Grund für die Schlaflosigkeit ist. Wir erfragen ferner, ob der Patient womöglich häufig am Tag grundlos einschläft. Dann wird der Patient mit zahlreichen Sensoren versehen, um beispielsweise die Muskelaktivität rund um die Augen, Hirnströme, Beinbewegung, Körperlage sowie die Atembewegungen des Oberkörpers und des Bauches aufzuzeichnen. Was misst man damit? Wenn ein Atemstopp in der Nacht eintritt, merkt man, dass der Körper atmen will, aber keine Luft fließt. Dann wissen wir, dass diese Situation durch Zusammenfallen der oberen Luftwege – oft bei Leuten mit hohem Gewicht – eingetreten ist. Und man kann nun dieses Problem ganz dezidiert angehen. Was passiert, wenn der Sympathikus trotzdem weiter gereizt wird? Das kommt ganz darauf an. Der klassische Therapieweg ist die Verordnung einer Schlafmaske, einer CPAP-Maske, wie der Fachbegriff lautet. Durch sie wird ein kontinuierlicher Atemwegsdruck erzeugt, der über die Maske entweder auf die Nase oder auf Mund und Nase übertragen wird. Gegen diesen Druck muss der Patient dann ein- und ausatmen. Das bedeutet Unterstützung beim Einatmen und ein geringer Widerstand beim Ausatmen. Durch diesen Druck von innen bleiben die Atemwege immer offen. Ist das nicht störend beim Schlafen? Man muss sich ein wenig daran gewöhnen, aber nach kurzer Zeit funktioniert das. Die Maske ist leise und mittlerweile technologisch so gut entwickelt, dass Partner von Betroffenen zu dem Schluss kommen, dass dieses leise surrende

Geräusch besser ist, als wenn der andere laut schnarcht. Schnarchen ist aber per se noch kein Indiz, dass jemand an einer Krankheit leidet? Schnarchen kann ein Indiz sein. Aber es gibt auch ein Schnarchen, dass nicht mit einer Atemstromunterbrechung über längere Zeit verknüpft ist. Grundsätzlich ist es ein Kontinuum zwischen Nichtschnarchen, leichtem Schnarchen, schwerem Schnarchen, kurzen und langen Aussetzern. Das kann auch selbst beim einzelnen Patienten variabel sein. Das Problem besteht darin, dass die Muskulatur in der Nacht entspannter als am Tage ist. Sonst würden wir ja im Schlaf nicht ruhig liegen. Wir erleben schließlich alle möglichen Situationen im Traum. Wenn nicht diese Dissoziation zwischen Hirn- und Muskelaktivität wäre, würden wir Arme und Beine ständig bewegen. Das betrifft aber auch die Schlundmuskulatur. Sie wird schlaff und kann nicht kontrahieren, wenn der Druck von außen wächst, damit von innen alles frei gehalten wird. Wieso funktioniert das am Tag? Am Tag tut man das unwillkürlich. Deshalb gibt es da keinen Atemstopp, aber in der Nacht kann der Tonus zu gering sein. Fällt dann die Zunge nach hinten und ist der Hals aus anatomischen Gründen nicht so groß, kann es dazu kommen, dass sich während der Einatmung der Atemweg verschließt. Dann ist das Problem da. Was tun Sie selbst, wenn Sie Schlafstörungen haben? Ich bin zum Glück mit gutem Schlaf gesegnet. Ich schlafe schnell ein, gehe aber auch ziemlich spät ins Bett und bin dann ziemlich müde. Womöglich hat es etwas damit zu tun. Es ist sicherlich nicht verkehrt, wenn man erst dann ins Bett geht, wenn man auch müde ist. Interview: Roland Herold

UNSERE LANDÄRZTE

Ärztin mit Leib und Seele im Altenburger Land

IMPRESSUM „Fit & Gesund“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer

Alle bereits erschienenen Teile der Gesundheitsserie plus weitere Infos und Tipps für Ihr Wohlbefinden finden Sie im Internet unter www.lvz.de/fit-gesund

Dr. Jacqueline Bohne führt seit 17 Jahren eine Praxis in Starkenberg VON JÖRG WOLF

STARKENBERG. Ihr Beruf ist eher eine Berufung: Dr. med. Jacqueline Bohne ist Landärztin in Starkenberg im Altenburger Land. „Ich bin hier geboren und hier aufgewachsen. Ich kenne die Menschen und gehöre einfach hierher“, sagt die 52-jährige Fachärztin für Allgemeinmedizin. Seit 2002 führt sie in der flächenmäßig großen Gemeinde im Altenburger Land die Arztpraxis. Vier Schwestern sowie eine Reinigungskraft vervollständigen das Team. Landärztin zu sein, das ist ein Full-Time-Job, der nahezu rund um die Uhr viel Enthusiasmus erfordert. Circa 2000 Patienten betreuen Dr. Bohne und ihr

Team. Wochentags ist sie neben den regulären Sprechstunden in der Praxis auch täglich um die drei Stunden auf Patientenbesuch. Da kommen etliche Kilometer im Auto zusammen, weil die Patienten keineswegs nur aus dem gesamten Gemeindegebiet kommen, sondern auch aus umliegenden Städten und Gemeinden, wie Altenburg, Meuselwitz, Schmölln oder Rositz. „Weil ich sozusagen mit meinen Patienten mitwandere. Beispielsweise, wenn sie im Alter in eines der umliegenden Senioren- und Pflegeheime kommen, betreue ich sie dort weiter.“ Vom Kleinkind bis zum hochbetagten Greis reicht die Bandbreite der Patienten, für die Jacqueline Bohne Verantwortung trägt. Ihre älteste Patien-

Landärztin in Starkenberg: Jacqueline Bohne Foto: Mario Jahn

tin wurde kürzlich 105 Jahre alt und lebt jetzt in einem Seniorenheim in Rositz. Mit den regulären Sprechstunden in der Praxis kommen so werktags Arbeitszeiten zwischen elf und zwölf Stunden zusammen. Nur mittwochs und freitags sind die Nachmittage anderen Tätigkeiten vorbehalten. Aber auch die haben bei Jacqueline Bohne fast immer etwas mit dem Arztberuf zu tun: „In der vermeintlich freien Zeit stehen diverse Weiterbildungen an. Oder es wird Papierkram erledigt, der einiges an Zeit verschlingt. Das kann auch mal schnell an Wochenenden auf die Tagesordnung rutschen.“ Mit der viel zitierten Landarztromantik haben solche Tagesabläufe nichts zu tun. Aber Jacqueline Bohne lebt für ihren

Beruf: „Medizin war schon immer mein Traumberuf. Ein wenig liegt das auch in den Genen, war doch mein Vater Arzt und meine Mutter Medizinisch-technische Assistentin. Und ich lebe hier in Starkenberg, kenne die Menschen und die wiederum auch mich.“ Natürlich kann es da auch mal passieren, dass ein Starkenberger in der Not hilfesuchend spätabends oder am Wochenende bei „Frau Doktor“ daheim Hilfe sucht. Aber die Wochenenden bewahren sich Jacqueline Bohne und ihr Mann als Freiraum für Privates, wie den Garten oder ein gutes Buch. „Nichts Medizinisches, sondern viel lieber ein Krimi“, lacht die Ärztin, die eigentlich nur einen Wunsch für ihren Beruf hat: „Etwas weniger Bürokratie.“


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