LVZ Fit & Gesund 2019 | Eine Frage der Haltung

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FIT & GESUND

Sonnabend / Sonntag, 23./24. März 2019 FIT& GESUND 2019

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Eine Frage der Haltung

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Bewegung gegen Rückenschmerzen

Lasagne mal anders: Grün

Fit und gesund im Betrieb

Foto: iStockphoto

Die Haltung des modernen Menschen ist grundfalsch. Wie lässt sich das richtig machen? Zum Abschluss unserer 14-tägigen MedizinSerie geben wir viele Tipps rund um die richtige Haltung, den richtigen Sport und das richtige Tragen.

Das Schnell-wieder-fit-Programm Warum ein künstlicher Gelenkersatz kein Hindernis ist

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pazieren, laufen, rennen – auch wenn sitzende Tätigkeiten mittlerweile den Großteil unseres Tages einnehmen: Der Mensch ist für die Fortbewegung gemacht und dafür bedient er sich nicht nur seiner Füße. Der ganze Körper kommt zum Einsatz, wenn wir einen Schritt vor den anderen setzen. Meist denken wir darüber nicht nach, bis es irgendwann plötzlich zu „knirschen“ anfängt. Nicht selten liegen die Probleme in der Hüfte oder im Knie. Was mit einem leichten Ruckeln beginnt, kann sich rasch zu Schmerzen entwickeln, die jede Bewegung zur Qual werden lassen. Linderung schafft meist nur noch ein künstlicher Gelenkersatz, eine sogenannte Endoprothese. Priv.-Doz. Dr. Ingmar Meinecke, Leiter des EndoProthetikZentrums am Helios Park-Klinikum Leipzig, erklärt, wie der Eingriff verläuft und wie man schnell wieder auf den Beinen ist.

Herr Dr. Meinicke, wie entstehen Hüftoder Knieprobleme? Die häufigste Ursache ist der Verschleiß des Gelenkknorpels, die sogenannte Arthrose. Im Röntgenbild sehen wir das 10651501_001119

sehr deutlich. Bei einem gesunden Gelenk erkennt man den Knorpel an einem glatten, gleichmäßigen Gelenkspalt. Ist der Knorpel abgenutzt oder sogar ganz verschwunden, führt das zu Schmerzen, da die Stoßdämpferfunktion nicht mehr erfüllt ist und Knochen auf Knochen reibt. Aber auch Unfälle oder angeborene Fehlstellungen können zu Veränderungen an den Gelenken führen. Beim Knie sehen wir das häufig bei den bekannten X- oder O-Beinen. Die Folge sind Schmerzen, die die Bewegungsfähigkeit einschränken, wodurch das Gelenk immer steifer wird. Wie kann eine Endoprothese Abhilfe schaffen? Eine Endoprothese ersetzt das natürliche Knie- oder Hüftgelenk durch ein künstliches Implantat. Dieses ist aus speziellen Materialien angefertigt und wird minimalinvasiv, also besonders muskelschonend, eingesetzt. Der Vorteil ist, dass wir den Patienten nach der Operation schnell wieder mobilisieren können und er nicht lange im Krankenhaus bleiben muss.

Wie schnell ist man nach einem künstlichen Gelenkersatz wieder auf den Beinen? Wenn sich der Patient gut fühlt, beginnen wir noch am OP-Tag, spätestens aber am Folgetag mit leichten PhysiotherapieÜbungen und erhöhen die Intensität bis zur Entlassung. Das ist wichtig, um die Muskeln gleich von Beginn an zu kräftigen und die Beweglichkeit zu fördern. Wenn alles wie geplant verläuft, verlassen die Patienten am sechsten Tag nach der OP die Klinik und werden in die Reha überführt.

Priv.-Doz. Dr. med. Ingmar Meinecke, Leiter des Endo-Prothetik-Zentrums am Helios Park-Klinikum Leipzig. Foto: Christian Hüller

Hinzu kommt, dass der künstliche Gelenkersatz an Knie und Hüfte heute zu den erfolgreichsten Operationsmethoden in der modernen Medizin zählt.

Ist es nicht besser, sich nach einer OP zu schonen? Der Ansatz, dass man nach einem Gelenkersatz so lange wie möglich im Bett bleiben müsse, um die Heilung zu fördern, hält sich hartnäckig. Heute wissen wir, dass zu viel Liegen sogar negative Folgen hat. Eine frühzeitige Mobilisation treibt die Genesung deutlich schneller voran. Das Herz-Kreislauf-System kommt zügiger in Schwung, die Muskulatur bleibt erhalten und die Wundheilung verbessert sich. Natürlich soll nie-

mand nach einer Operation aufspringen und einen Marathon rennen. Gerade am Anfang brauchen viele Patienten Unterstützung von Gehhilfen, um sicher und stabil einen Fuß vor den anderen zu setzen – das ist völlig normal. Viele Beweglichkeitsübungen kann der Patient direkt im Bett vornehmen. Beim ersten Aufstehen und bei Gehübungen ist eine Physiotherapeutin zur Stelle, um die Bewegungen zu erklären und Hilfestellung zu leisten. Was passiert, wenn die Beschwerden auch mit einem künstlichen Gelenk nicht verschwinden? Regelmäßige Nachuntersuchungen sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu beobachten. In seltenen Fällen kann es passieren, dass Komplikationen auftreten, sich Prothesen entzünden oder sich nicht mit dem Gewebe verbinden. Dann kann eine weitere Operation nötig sein. Wichtig ist, dass der Patient im Kontakt mit seinem behandelnden Orthopäden bleibt, gerade dann, wenn Schmerzen auftreten.

Jahrelange Erfahrung Der künstliche Gelenkersatz an Knie und Hüfte zählt heute zu den häufigsten und erfolgreichsten Operationsmethoden weltweit. Das OrthopädischTraumatologische Zentrum mit dem zertifizierten EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung des Helios Park-Klinikums Leipzig verfügt über jahrelange Erfahrung und besonderes Know-how in diesem Bereich. Pro Jahr erhalten rund 1200 Patienten hier ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk, entweder als neues Implantat oder auch als Austausch der alten gegen eine neue Endoprothese. Terminvereinbarung unter: Tel.: 0341/864-2277 E-Mail: otz.patientenmanagement. parkklinikum@helios-gesundheit.de


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GESUNDHEIT

AUS MEINER PRAXIS

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FIT& GESUND 2019

Wann ist ein Stich ein Notfall?

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it dem Beginn des Frühlings werden auch die Insekten wieder munter. Doch so wichtig sie für die Natur auch sind, ein Biss oder Stich von Zecken, Flöhen, Bienen oder Wespen ist nicht nur unangenehm, sondern zuweilen auch schmerzhaft und kann zu juckenden Ausschlägen oder Schwellungen bis hin zu allergischen Reaktionen führen. Dennoch sind Insektenstiche nicht immer gleich ein Grund, die Notaufnahme aufzusuchen. So können Sie sich im Fall eines Stichs von Biene, Wespe oder Hornisse auch leicht selbst helfen: Entfernen Sie den Stachel vorsichtig mit einer Pinzette. Wichtig ist, den Stachel niemals auszudrücken, denn so verbreitet sich das im Stachel enthaltene Gift weiter im Körper. Kühlen Sie anschließend die Stichstelle mit kaltem Wasser oder Eiswürfeln. Gegen den Juckreiz können Sie ein Gel mit Antihistaminen verwenden oder akut eine aufgeschnittene Zwiebel auf die Stelle halten. Besondere Vorsicht ist bei einem Zeckenbiss geboten. Die Panik vor Zeckenbissen ist gestiegen. Für viele Menschen ist das sofort Anlass, zum Arzt zu gehen. Und das ist gut so. Zecken können in mehrfacher Hinsicht gefährlich sein: Sie übertragen zum Teil nicht nur Frühsommer-Meningoenzephalitis und Borreliose, sondern es können auch Tetanus-Bakterien bei einem Stich in die Wunde gelangen. Beim Entfernen der Zecke ist es wichtig, den Kopf des Tiers vollständig herauszuziehen. Am besten eignet sich dafür eine Zeckenkarte oder eine spezielle Zange. Bei schneller Entfernung besteht meist keine Infektionsgefahr. Eine Rötung an der Bissstelle ist normal. Vergrößert sich die Rötung allerdings oder treten nach einigen Tagen Fieber und Gliederschmerzen auf, sollte zügig ein Arzt aufgesucht werden. Ist die Zecke jedoch mehr als zwölf Stunden unter der Haut, steigt das Risiko, an Borreliose zu erkranken. Dr. Falk Stirkat ist Notfall- und Allgemeinme diziner in Erlangen sowie Blogger und Autor des Bestsellers „Ich kam, sah und intubierte“. Darüber hinaus entwickelte er den Podcast DocPod – der Podcast, der Leben retten kann (www.nordbayern.de).

NATÜRLICH WOHLFÜHLEN

Hustensaft mit Salbei und Thymian

Foto: Agnieszka Krus/RND

Selbst gemachter Hustensirup wirkt bei Hustenreiz und ist gut für den Geldbeutel. Der Hustensaft mit Salbei, Thymian und Zitrone hilft dabei, den Anflug einer Erkältung einzudämmen. Denn Thymian wirkt durch die ätherischen Öle schleimlösend und lindert dadurch Husten und auch Schnupfen. Salbei hemmt Entzündungen auf Schleimhäuten und hilft bei Heiserkeit. Honig wirkt antibakteriell und Zitrone unterstützt den Stoffwechsel und bekämpft Viren. Das wird gebraucht: 200 ml Leitungswasser, 60 g frischer Thymian, 30 g frischer Salbei, 1 Zitrone, 7 EL Honig So wird es gemacht: Thymian und Salbei mit kochendem Wasser übergießen und 30 Minuten – in einem geschlossenen Gefäß – ziehen lassen. Die Zitrone auspressen und zu der Flüssigkeit geben. Den Honig dazugeben und das ganze Gemisch noch mal aufkochen lassen. Bis zu drei Stunden ruhen lassen und dann in eine saubere und sterile Flasche geben.

„Hauptsache, bewegen!“

Physiotherapeut Alexander Höhne und Personal Trainer Alexander Schütt erklären, was man gegen Verspannungen machen kann – und wie man vorbeugt Rückenbeschwerden gelten als Volkskrankheit. Macht uns die Arbeit am Rechner krank? Alexander Höhne: Ganz klar: ja. Durch Bewegungsmangel, sprich zu viel statische Anspannung, bekommen einige Muskeln zu wenig Sauerstoff, was zu Verkürzungen führt, die dann wiederum ursächlich für Schmerzen sein können. Alexander Schütt: Dazu kommt noch der Alltagsstress. Dadurch schüttet der Körper Stresshormone aus, was die Muskelspannung erhöht. Das führt dazu, dass die Muskeln schlechter mit Sauerstoff versorgt sind, was wiederum dazu führt, dass sie immer kränker werden. Was kann ich am Arbeitsplatz, vor allem im Büro, machen, um Rückenschmerzen zu vermeiden? Höhne: Früher wurde das Geradesitzen empfohlen. Heute sagt man: Die beste Position ist immer die nächste. Ich sollte also versuchen, meine Position möglichst häufig zu verändern. Schütt: Als Faustregel gilt: L – also laufen und liegen – ist gut, S – nämlich sitzen und stehen – ist schädlich. Ich empfehle, einmal pro Stunde aufzustehen und sich zu bewegen. Ich laufe zum Beispiel beim Telefonieren viel herum. Welche einfachen Bewegungen sind besonders gut? Höhne: Die Schultern nach hinten zu kreisen ist eine gute, kleine Übung bei Problemen im Schulter-Nacken-Bereich. Und dann vor allem das Dehnen, am besten im Stehen. Das ist wichtig, weil es die Muskeln kurz aus der Verkürzung herausholt.

mit der rechten Hand den Kopf ganz leicht in dieselbe Richtung. Danach lassen Sie locker. Das erzeugt einen stärkeren Dehneffekt. Worauf sollte ich im Alltag achten – etwa wenn ich eine Kiste Wasser anhebe? Höhne: Schwere Gewichte hebt man schon intuitiv eher mit geradem Rücken, was richtig ist. Bei leichten Gewichten darf man den Rücken aber ruhig auch mal „krumm“ lassen. Nach einem Großeinkauf ist es wichtig, das Gewicht gut zu verteilen. Bloß nicht die Zehn-Kilo-Tüte nur auf einer Seite

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Mal pro Stunde aufzustehen ist vor allem für Menschen, die im Büro arbeiten, sinnvoll.

schleppen! Habe ich eine längere Strecke vor mir, sollte ich auf jeden Fall ein paar kurze Pausen einbauen. Schütt: Außerdem sollte man das Gewicht immer möglichst dicht am Körper tragen, um den Hebel zu verkürzen und die Muskeln nicht über Gebühr zu belasten.

Herr Schütt, und Sie als Personal Trainer plädieren für Kraftübungen? Schütt: Am Arbeitsplatz machen Kraftübungen keinen Sinn. Dort hat man gar nicht die Zeit, sich überhaupt richtig aufzuwärmen. Ich bin ein Freund davon, mit Muskelan- und -entspannung zu arbeiten. Ein Beispiel: Bei Nackenschmerzen ziehen Sie das rechte Ohr zur rechten Schulter und dehnen

Und was kann ich machen, um den Rücken ohne viel Aufwand zu trainieren? Höhne: Ich bin absoluter Verfechter des Dehnens. Die Muskulatur der meisten Menschen ist stark genug, um sich aufrecht zu halten. Das Problem sind eher die Brust-, Bauch- und Hüftmuskeln. Die sind bei vielen Menschen verkürzt, was dazu führt, dass wir uns nach vorne gebeugt halten – was langfristig zu Rückenproblemen führen kann. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder aufzurichten und länger zu dehnen. Das kann man übrigens auch gut beim „Tagesschau“-Gucken machen.

Zur Person

Zur Person

Alexander Schütt, Jahrgang 1984, ist seit 2008 als selbstständiger Personal Trainer tätig. Er hat in Saarbrücken Gesundheitsmanagement studiert. Schütt arbeitet als Dozent in der Trainerausbildung und bildet in seinem Hamburger Unternehmen duale Studenten zu Personal Trainern aus.

Alexander Höhne, geboren 1983, arbeitet seit anderthalb Jahrzehnten als Physiotherapeut, seit 2014 in der eigenen Praxis Physiotherapie am Rathausmarkt in Hamburg. Höhne hat sich auf die myofasziale Triggerpunkt-Therapie spezialisiert, bei der Schmerzpunkte im Muskelbindegewebe bearbeitet werden.

Foto: iStock

VON DR. FALK STIRKAT

Rollen, Hüpfen und Fliegen

AUS DER FORSCHUNG

Schlafmangel macht Heißhunger auf Junkfood

Nicht immer nur Gymnastik oder Schwimmen: Gegen Rückenschmerzen helfen auch andere Bewegungen

Nach einer kurzen Nacht mit Heißhunger auf Schokolade, Burger und anderes Junkfood aufzuwachen – dieses Phänomen ist vielen Menschen bekannt. Bislang galt ein gestörter Hormonhaushalt als Grund für den merkwürdigen – und ungesunden – Zusammenhang. Der „Müdigkeitsappetit“ könnte aber auch ganz anders entstehen, wie Forscher der Universität Köln nun im

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Foto: Pixabay

icht eine Fehlstellung oder gar eine Verletzung ist die häufigste Ursache von Rückenschmerzen, sondern die Verspannung der Muskeln. Das Beste, was man für seine rückwärtige Partie machen kann, ist Bewegung zu. Das geht mit Gymnastik, Yoga oder Schwimmen – man kann aber auch mal etwas anderes ausprobieren. Mit Faszienrollen Verspannung „wegzurollen“ ist seit einer Weile populär. In ihrem aktuellen Buch „Deutschland hat Rücken“ (Mosaik-Verlag) raten Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht dazu, auch Gummikugeln oder ein spezielles Drückerset zu benutzen. Man kann sich etwa mit dem Rücken zur Wand stellen und einen gummierten Kegel zwischen Wand und Rücken klemmen. Mit sanften Bewegungen sollen bei dieser „Light-Osteopressur“ Verhärtungen quasi herausgedrückt werden.

Fachblatt „Journal of Neuroscience“ berichten. Sie fanden Hinweise darauf, dass der Schlafentzug das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und die Lust auf fettige Snacks ankurbelt. Schon eine Nacht Schlafentzug löse hier einen Kreislauf aus, der ein essensspezifisches, neuronales Belohnungssystem in Gang setze, berichten die Forscher.

Tiefliegende Muskeln aktivieren Wirksam gegen Verspannungen: Bei Flying Pilates trainieren die Teilnehmer in der Luft. Foto: iStock

Wirksam gegen Verspannungen gerade im Schulterbereich ist der Flexi-Bar, der in vielen Trainings eingesetzt wird.

Der rund ein Meter lange flexible Stab, den man zum Schwingen bringen muss, ist besonders dazu geeignet, tief liegende Muskelpartien in Bewegung zu versetzen. Auch beim Pilates sollen vor allem tief liegende Muskeln gekräftigt werden. Beim Flying Pilates trainiert man dazu in der Luft – in einem Tuch, das von der Decke herunterhängt. Klassische PilatesPraktiken sind dabei mit Kräftigungsund Dehnübungen – besonders für den Rücken – kombiniert. Kinder hopsen gern auf dem Trampolin herum. Für Erwachsene ist das eine Methode, den Rücken zu entspannen und die Muskulatur zu kräftigen. Schöner Nebeneffekt: Das Springen schont die Gelenke und bringt den Herz-KreislaufApparat in Schwung. Man kommt aber auch ohne Equipment aus. Beim sogenannten Core-Training macht man vor allem Übungen, die die Körpermitte kräftigen – wie Unterarmstütz oder Einbeinstand. Dazu ist eigentlich nur eine Matte nötig. Und etwas Durchhaltevermögen. sul

650 Muskeln hat ein Mensch etwa


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ESSEN SIE SICH GESUND

Schütt: Auch beim Krafttraining ist das Gute, dass Muskeln sich mal verlängern und dann wieder verkürzen. Außerdem ist es wichtig, den gesamten Organismus regelmäßig zu belasten, damit auch Gewebe und Gelenkknorpel genug Nährstoffe bekommen. Das können Übungen sein, zu denen schon Turnvater Jahn geraten hat, oder die Fünf Tibeter. Die Basis ist aber immer, dass unsere Rumpfmuskulatur gut trainiert und möglichst kräftig ist. Anfangen sollte man mit dem Unterarmstütz, auch Planke genannt, auch in der seitlichen Variante. Höhne: Es gibt natürlich auch die rückwärtige Variante: auf dem Rücken liegen, die Beine anstellen und den Rumpf heben. Was mache ich, wenn ich schon Rückenschmerzen habe? Höhne: Ein schmerzender Muskel sollte erst mal manuell behandelt werden – indem ich Druck auf die schmerzende Stellen ausübe. Bei dieser sogenannten Triggerpunkt-Therapie, die ich anwende, werden Muskeln und Bindegewebe gelöst und entspannt. Erst dann ist der Muskel aufnahmefähig für Übungen.

Ballaststoffe unter der Nusshaube Die Planke – auch Unterarmstütz – ist zurzeit besonders angesagt. Die Übung kräftigt die Rumpfmuskulatur besonders effektiv. Foto: Fotolia

Man sollte das machen, was einem Spaß bringt – und auf die richtige Dosierung achten. Alexander Höhne, Physiotherapeut

Sollten ältere Menschen denn andere Rückenübungen machen als jüngere? Schütt: Ich arbeite mit 60-Jährigen, die fitter sind als manche 30-Jährigen. Man muss sich immer nach dem individuellen Gesundheitszustand richten und sehen, welche Verschleißerscheinungen und Einschränkungen der jeweilige Mensch hat. Gibt es auch ein Zuviel des Guten? Kann zu viel Rückentraining schaden? Höhne: Mit der Dosierung muss man schon aufpassen. Auch, weil sich das Bindegewebe, also die Faszien, viel langsamer an das Training anpasst als Muskeln. Da kann es bei Überlastung leicht zu Reizungen oder Verletzungen kommen.

Die Übungen stammen aus: Roland Liebscher-Bracht/Petra Bracht: „Deutschland hat Rücken“. MosaikVerlag. 399 Seiten, 13,99 Euro.

Zum Finale ihres Ernährungsplans empfiehlt Expertin Dagmar von Cramm mit Lasagne einen köstlichen Klassiker, neu interpretiert

Wer nur einen Korb mit Einkäufen ins Auto hebt, sollte dabei auf seine Haltung achtgeben. Foto: dpa

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esund und schlank durch den Tag – zwei Wochen ausgewogene und bewusste Ernährung sind um. Wie fühlen Sie sich? Vielleicht haben Sie ein neues Lieblingsrezept gefunden oder neue Ideen für Ihre Alltagsküche abgreifen können? In jedem Fall freue ich mich, dass Sie sich mit Ihrer täglichen Ernährung näher auseinandergesetzt haben – und hoffe, dass Sie es weiterhin mit Freude tun werden. Heute gibt es dafür den köstlichen Klassiker: Lasagne. Allerdings neu interpretiert: Statt Nudelplatten finden Sie grüne Zucchinischeiben, die Tomatensoße wird durch cremigen Frischkäse ersetzt und statt Hackfleisch gibt es eine knusprige Semmelbrösel-Nusshaube, die reichlich Eiweiß und gesunde Fette liefert. Insgesamt ist die grüne Lasagne deshalb deutlich ballaststoffreicher als die klassische, liefert mehr Vitamine und Mineralstoffe – und schmeckt am Ende einfach nach mehr!

Beim Rückentraining hat sich in den vergangenen Jahren viel getan ... Schütt: Zum Glück. Sit-ups oder Crunches, die mal angesagt waren, sollte man am besten vergessen. Wenn die nicht absolut rückengerecht ausgeführt werden, verursachen die mehr Schaden als Nutzen. Beim Beugen und Aufrichten finde ich es übrigens wichtig, dass der Po mit angespannt wird. Das Problem ist, dass die meisten Menschen ihre Gesäßmuskulatur gar nicht mehr ansteuern können. Dabei kann das wirklich helfen: Wer zwei, drei Stunden steht, bekommt oft Rückenschmerzen. Da hilft es, den Po ein paar Minuten anzuspannen – meist gehen die Schmerzen dann weg. Was raten Sie Sportmuffeln, um den Rücken wieder in Bewegung zu bringen? Höhne: Man sollte das machen, was einem Spaß bringt – und auf die richtige Dosierung achten. Schütt: Ich sage immer: Bleib unter dem Radar des Schweinehundes. Man sollte nur so viel Veränderungen in seinen Tagesablauf einbauen, dass es sich nicht zu anstrengend anfühlt, neue Routinen zu entwickeln. Wenn gute Ergebnisse kommen, machen die Routinen ja auch Spaß. Und: Hauptsache, du bewegst dich – und sei es zweimal die Woche beim Kegeln.

Ihr Tagesplan ■ Morgens: Statt Müsli oder Brot können

Sie (pro Person) auch eine halbe Portion Nusspfannkuchenteig von Mittwoch noch mal anrühren und zum Frühstück ausbacken. Statt gemahlener Haselnüsse können Sie dann auch die geriebenen Walnüsse verwenden, die Sie ohnehin für das Mittagessen – die grüne Lasagne – brauchen. Abends gibt es ein leckeres Gemüseomelette mit optional den restlichen Zucchini oder Pilzen. ■ Mittags: Für die grüne Lasagne den

Backofen auf 200 Grad vorheizen. Zucchini waschen, Enden entfernen, in lange Scheiben hobeln. In einem Mix aus 1 EL Öl, Salz, Pfeffer und Kräutern marinie-

Interview: Martina Sulner

Zutaten Lasagne Zutaten für 2 Portionen: 2 Zucchini (ca. 500 g) 4 EL Olivenöl Salz, Pfeffer 1 EL Kräuter der Provence 1 Bund Basilikumblätter 50 g grüne Oliven, entkernt 150 g körniger Frischkäse 1 TL Paprikaflocken, getrocknet (alternativ: Paprikapulver, edelsüß) 60 g Vollkorn-Semmelbrösel 20 g geriebene Walnüsse

ren. Inzwischen Basilikum waschen, samt Stielen und den Oliven grob hacken, mit Frischkäse und Pfeffer vermengen. Marinierte Zucchinischeiben und Olivencreme abwechselnd in eine Auflaufform schichten. Semmelbrösel mit Nüssen und Paprikaflocken mischen, dick darüberstreuen. Mit dem übrigen Öl beträufeln und für etwa 25 Minuten im Ofen garen. Variante: Alternativ können Sie statt Zucchini auch Kürbis- oder Süßkartoffelscheiben verwenden. ■ Abends:

Pilzomelette gemixt und gebacken aus 1 Ei, circa 150 ml Milch, 5 Scheiben Zucchini (siehe mittags) oder 5 in Scheiben geschnittene Pilze, 2 bis 3 geviertelte Cocktailtomaten, Salz, Pfeffer, Thymian. Das Rezept stammt aus folgendem Buch:  Dagmar von Cramm: „Happy Aging“, ZS-Verlag. 160 Seiten, 22,99 Euro.

■ Ausrichtung der Wirbelsäule: Hier

■ Befreiung von Gesäß und Lende:

vor allem, die zu hohe Spannung an der Körpervorderseite zu vermindern. Man kann sie im Vierfüßlerstand ausführen oder – wie auf dem Foto oben – in der Bauchlage. Dafür erst die Unterarme aufstützen, dann die Arme strecken und den Oberkörper aufrichten.

werden gleich zwei Bereiche aktiviert: zum einen Rücken- und Gesäßmuskulatur und zum anderen Faszien und Muskulatur in Höhe der Brustwirbelsäule. Dafür setzt man sich – wie auf dem Foto oben – auf den Boden, zieht sich nach vorne, nimmt dann den Rumpf seitlich oder dreht ihn.

Um Gesäß und Hüftbeuger auf einer Seite zu dehnen, setzt man sich auf den Boden und positioniert ein Bein gebeugt vor sich. Das andere Bein wird möglichst weit nach hinten gestreckt und auf den Fußrücken gedreht. Bei dieser Übung kann man sich auf jeden Fall mit den Händen abstützen.

■ Fuß am Gesäß: So kann man den

■ Gedrehte Wirbelsäule: Wer die

Bereich der Hüfte und den Oberschenkel dehnen: In Bauchlage den Fuß mit einer Schlaufe vorsichtig in Richtung Gesäß ziehen. Wichtig ist es, den Kopf möglichst gerade zu halten. Wer schon gut gedehnt ist, kann das Knie hochlegen und den Rumpf aufstützen. Aber Vorsicht: Das sollten nur bereits trainierte Menschen machen.

Wirbelsäule rotiert, erreicht so auch kleine Muskelstränge, die wir im Alltag nur selten nutzen. Dafür stellt man sich seitlich an eine Wand, stellt die Füße parallel schulterbreit auf und streckt die Knie. Jetzt drückt man den Körper zur Wand und zieht ihn mit der anderen Seite immer weiter in die Rotation.

■ Befreiung des Brustkorbes: Viele

Menschen haben einen sogenannten Rundrücken, weil die Muskeln im Brustbereich verkürzt sind. Als „Gegenmaßnahme“ stellt man sich an eine Wand, sodass eine Schulter diese berührt. Den Arm an der Wandseite hebt man hinten an, den anderen streckt man zur Seite.

Foto: Zabert Sandmann Verlag

■ Hängende Leiste: Diese Übung hilft

Fotos: Fabian Sprey und Simon Pieren, Liebscher & Bracht

So entspannt und stärkt man den Rücken: Übungen für zu Hause

Mit Hightech den Schmerz ausschalten Rückenmarksnahe Stimulation kann die Lebensqualität nach einer Operation steigern

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tarke Schmerzen in den Gelenken, ein regionales Schmerzsyndrom in Händen oder Füßen, die Schaufensterkrankheit, ein chronisches Rückenleiden. Es gibt viele Behandlungsfelder, bei denen trotz OP und medikamentöser Therapie der Schmerz bleibt. In der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie des Helios Park-Klinikums Leipzig gibt es jetzt eine Methode, den Schmerzkreislauf zu durchbrechen: die rückenmarksnahe Stimulation, im Englischen Spinal Cord Stimulation (SCS). Georg Salloum, Facharzt für Neurochirurgie, erklärt den Zusammenhang: „Chronische Schmerzen haben oft mit ständigen Nervenreizungen zu tun. Es kann zu dauerhaften Schmerzzuständen nach Operationen, etwa nach einem Bandscheibenvorfall, kommen.“ Diese Patienten seien nicht nur körperlich eingeschränkt, sondern müssten teils hoch dosierte Schmerzmittel wie Morphium einnehmen, so der Experte. Autofahren und das Ausüben bestimmter Bewegungen oder Berufe sind oft nicht mehr möglich. Die Methode ist im Prinzip sehr ein10651901_001119

Wir können mit der Stimulation die Gabe von Schmerzmitteln deutlich mindern und den Patienten ihre erhoffte Lebensqualität zurückgeben. Georg Salloum Facharzt für Neurochirurgie, Helios Park-Klinikum Leipzig

fach. „Mit einer elektrischen Stimulation blockieren wir die Schmerzübertragung. Durch einen elektrischen Impuls verändern wir die Signale vom Rückenmark zum Gehirn. In der Folge wird das Schmerzempfinden gemindert oder verschwindet komplett“, erklärt Salloum. Dafür ist lediglich ein lokaler Eingriff notwendig, bei dem der Patient wach ist. „Eine Elektrode wird über eine Punktion unter Röntgenkontrolle im Bereich des Wirbelkanals innerhalb der Wirbelsäule platziert“, erklärt der Fachmann. „Während der kurzen, etwa einstündigen Prozedur wird der elektrische Impuls so eingestellt, dass die Schmerzweiterleitung zum Gehirn irritiert wird.“ Der Patient bestimmt nach seinem Empfinden die Stärke, aus dem Schmerz wird ein Kribbeln oder er verschwindet komplett. Strom erhält die Elektrode durch einen Impulsgenerator, der entweder an einem Gürtel getragen oder im Körper implantiert wird. Die Stimulation kann durch den Patienten verändert werden. Nach einer siebentägigen Testphase im häuslichen Umfeld wird die Behand-

lung, abhängig vom Ergebnis der Testphase, abgeschlossen. In über 80 Prozent kann der Betroffene von diesem Verfahren profitieren. Das innovative Verfahren ist als schmerztherapeutische Maßnahme im Helios Park-Klinikum Leipzig etabliert. Eines der Hauptanwendungsfelder sind Patienten mit chronischen Schmerzen nach Implantation eines Kunstgelenkes. Die Stimulation erfolgt hier direkt an den Nerven, welche das Schmerzareal unterhalten. „Jeder fünfte Operierte mit einer Knie-Endoprothese hat trotz guten OPVerlaufs chronische Schmerzen“, verdeutlicht Georg Salloum das Einsatzfeld. „Wir können mit der Stimulation die Gabe der Schmerzmittel deutlich mindern und den Betroffenen ihre erhoffte Lebensqualität zurückgeben.“

Georg Salloum, Facharzt für Neurochirurgie, erklärt die innovative Behandlungsmethode anhand des Modells einer Wirbelsäule. Foto: Christian Hüller

Ob sich die Therapie der Spinal Cord Stimulation bei Patienten eignet, klärt Georg Salloum in seiner Sprechstunde im Medizinischen Versorgungszentrum Neurochirurgie, Strümpellstraße 41, 04289 Leipzig. Terminvergabe unter Telefon 0341/864-251203.


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Leipzig – fit mit der Firma FIT& GESUND 2019

Der Gastransporteur Ontras investiert in die Vorbeugung und Gesundheitsförderung für seine Mitarbeiter

VON NICOLE GRZIWA

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Ob hängend in den Gurten oder schwebend auf dem Crosstrainer – Hauptsache ist die sportliche Betätigung.

ür Arbeitgeber ist es wichtig, dass ihre Mitarbeiter gesund und fit sind, damit sie effizient und konzentriert arbeiten können. Dafür setzen viele Firmen auf eine Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Laut der Industrie- und Handelskammer Leipzig (IHK) bieten 62 Prozent der sächsischen Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern gesundheitsfördernde Maßnahmen an. Ziel der BGF ist es, die Belastungen der Mitarbeiter zu verringern und die eigenen Ressourcen zu stärken. Es geht um ein gutes Betriebsklima sowie um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben der Mitarbeiter. Krankenkassen, wie die AOK Plus, helfen dabei eine Gesundheitsförderung in Unternehmen zu etablieren. „Unser Ziel ist es, Verhältnisse des Betriebes und das Verhalten der Mitarbeiter so zu gestalten, dass jeder Arbeitnehmer über den gesamten Zeitraum seiner Erwerbstätigkeit in der Lage ist, die an ihn gestellten Aufgaben gesund zu bewältigen“, erklärt Hannelore Strobel, Sprecherin der AOK Plus. Stress, Unausgeglichenheit und wenig Bewegung führen oftmals zu Erkrankungen. Laut AOK Plus sind die häufigsten Ursachen für Krankschreibungen die Atemwege, Muskel- und Skeletterkrankungen sowie die Verdauung. Wie eine Gesundheitsförderung im Betrieb aussehen kann, zeigt die Firma ONTRAS Gastransport GmbH in Leipzig. Schon im Eingangsbereich des Unternehmens stehen auf zwei Tischen Obstschalen mit Äpfeln, Kiwis und Bananen bereit. In den Gängen befinden sich Wasserspender und Kaffee. Alle zwei bis drei Jahre werden die Mitarbeiter von Ergonomie-Experten beraten, wie sie ihren Arbeitsplatz gesundheitsfördernd einrichten können. Das Unternehmen hat ein eigenes Gesundheitszentrum im Gebäude. Der Sportbereich ist ein kleiner, offener und heller Raum mit verschiedenen Sportgeräten und Übungsanleitungen. In einem angrenzenden Raum befindet sich zudem eine Tischtennisplatte sowie ein Massageraum, wo sich eine Physiotherapeutin mehrmals die Woche um das gesundheitliche Wohl der Beschäftigten kümmert.

Aber bitte mit Hantel: Im Gesundheitszentrum der Firma Ontras in der Maximilianallee 4 in Leipzig trainieren Thomas Völkner, Stefanie Thiele, Peggy Hesse und Michael Berger (v. l.) gemeinsam für eine bessere Fitness und beugen damit Krankheiten vor. Fotos(3): André Kempner

„Jeder Arbeitgeber wünscht sich eine Win-Win-Situation“, sagt Thiele. natürlich leistungsstarke Mitarbeiter“, Jedes Unternehmen sei anders, daher ist sagt Thomas Völkner, Leiter für Arbeits-, es wichtig, individuelle Maßnahmen zu Gesundheits- und Umweltschutz. Das erarbeiten. „Angesichts des demografifunktioniert am besten, wenn die schen Wandels und des drohenden FachBeschäftigten Zeit für einen Ausgleich kräftemangels ist das Thema Gesundheit finden und den Sport in den Arbeitsall- im Betrieb gerade für kleine und mitteltag einbinden können. „Im Sportzentrum ständige Unternehmen unumgänglich“, findet jeder die für ihn geeignete sportli- erklärt Strobel. Allerdings besäßen kleine che Aktivität – ob Rücken-, Ausdauer- Unternehmen oft nicht die Strukturen oder Krafttraining“, und Ressourcen, um eine erzählt Stefanie Thiele, BGF aufzubauen. Es ist ein Zugewinn Projektmanagerin für Andere gesundheitsAnlagen und Leitungsfördernde Angebote sind für Mitarbeiter bauprojekte. für die Mitarbeiter von und Unternehmen – ONTRAS kostenfrei. Zudem stehen den Mitarbeitern eine Reihe Betriebsmediziner fühein Win­Win an Sportveranstaltunren regelmäßig einen gen, wie eine unternehStefanie Thiele erweiterten Gesundmenseigene TischtenProjektmanagerin Ontras heits-Check-Up mit nismeisterschaft, zur Laboruntersuchungen Verfügung. „Gerade als und EKG durch, den neuer Mitarbeiter ist es über 50 Prozent der 353 toll, um Kontakte zu ONTRAS-Mitarbeiter in knüpfen“, sagt Michael Berger, Immobi- Anspruch nehmen. An mindestens fünf lienmanager. Er hat im Januar dieses Jah- Tagen im Jahr besteht die Möglichkeit ein res bei der Gastransport Firma angefan- Stress-Check-Up zu machen. Dabei wird gen und trainiert regelmäßig im Gesund- das Stressniveau anhand des Pulses und heitszentrum. Die Beschäftigten des eines Fragebogens gemessen. „Es ist Unternehmens können das Gesundheits- wichtig frühzeitig zu erkennen, ob Mitzentrum zu jeder Zeit nutzen, um einen arbeiter an ihre persönlichen Grenzen Ausgleich leichter in den Alltag zu integ- kommen. Insbesondere wenn die Gründe rieren. hierfür im beruflichen Umfeld liegen“, Zusätzlich werden Rücken- und Lauf- erklärt Völkner. So könne man Überlaskurse sowie Yoga in den Räumen der Fir- tungen vorbeugen oder zumindest reduma organisiert, welche die Mitarbeiter zieren, denn im schlimmsten Fall selbst bezahlen. „Mir ist bewusst, dass erkrankt ein Mitarbeiter an Burnout und nicht jede Firma so ein Angebot bereit- fällt ein halbes Jahr oder länger aus. stellen kann, allerdings ist es ein ZugeDamit das Privatleben nicht leidet, winn für Mitarbeiter und Unternehmen – bietet ONTRAS seinen Mitarbeitern auch

hierfür Hilfe an. Durch eine flexible Arbeitszeit im Zeitraum von 6 bis 21 Uhr und die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, können Arbeitnehmer ihren Alltag flexibler gestalten. Außerdem ist die Arbeitsstruktur sehr wichtig. Arbeitgeber nehmen an Seminaren zu Stressmanagement oder Führung teil. „Es ist schön zu sehen, dass der Mensch als Ganzes im Fokus steht und nicht nur die Arbeit, die er erledigt“, erzählt Peggy Hesse, die in der Unterneh-

menskommunikation arbeitet. Auf mehreren Thementagen können die Mitarbeiter zusammenkommen und sich beispielsweise über gesunde Ernährung informieren oder an einem Fahrrad-Fahrsicherheitstraining teilnehmen. „Solche Veranstaltungen fördern Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen“, sagt Völkner, „außerdem fördern sie neben den gesundheitlichen Aspekten auch die Vernetzung der Mitarbeiter untereinander.“

Unterstützung durch Krankenkassen Zurzeit unterstützt die AOK Plus im Raum Leipzig 211 Firmen innerhalb der betrieblichen Gesundheitsförderung. Ein pauschales Konzept, das auf jedes Unternehmen zutrifft, gibt es nicht. So richtete sich die Beratung der Krankenkasse individuell an den Bedürfnissen und Wünschen des Betriebes aus. Vertreter der AOK Plus werden zu den Unternehmen geschickt, um mit ihnen zusammen Ziele und Lösungswege zu entwickeln, die dem Anspruch „Gesundes Unternehmen“ entsprächen. Die Krankenkasse verstehe sich als zeitlich begrenzter Lotse, um das Unternehmen auf dem eigenen Weg zu begleiten und zu unterstützen. Der Berater fördert das Unternehmen mit Sensibilisierungsmaßnahmen, umfassenden Maßnahmen wie Workshops und Schulungen, bis hin zum Aufbau von gesundheitsförderlichen Strukturen in der Organisation.

Angesichts des demografischen Wandels und des drohenden Fachkräftemangels sei das Thema gerade in kleinen und mittelständigen Unternehmen unumgänglich. Viele der kleineren Firmen erkannten die betriebliche Gesundheitsförderung als Wettbewerbsvorteil an. Familiäre Unternehmenspolitik kann ein Vorteil sein und dazu genutzt werden, um Gesundheit im Betrieb zu thematisieren. Hierbei besäße der Geschäftsführer eine entscheidende Schlüsselposition. Das Entwickeln von Selbstachtsamkeit für Führungskräfte im Sinne einer Vorbildfunktion, das Schaffen von förderlichen Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten, Motivation zur Teilnahme an konkreten Gesundheitsangeboten stärken oder mit anderen Unternehmen kooperieren, könnten laut AOK Plus geeignete Unterstützungsangebote für diese Firmen sein.

Leipziger Augenarzt: „Billige getönte Brillen schaden wirklich“ Sie jucken, sie brennen, sie fühlen sich an, als sei ein Sandkorn darin. Warum Augen so empfindlich sind VON CHRISTOPHER RESCH

IMPRESSUM „Fit & Gesund“ ist ein Spezial der Zeitungen der Madsack Mediengruppe. LVZ-Projektleitung: André Böhmer Verkaufsleitung: Arne Frank, Thomas Jochemko Redaktion: Simone Liss Layout: Bert Klinghammer

Alle bereits erschienenen Teile der Gesundheitsserie plus weitere Infos und Tipps für Ihr Wohlbefinden finden Sie im Internet unter www.lvz.de/fit-gesund

LEIPZIG. Eine winzige Fliege, etwas Sonnencreme, ein wenig Sand: Kleinste Fremdkörper können das Auge mächtig reizen. Und auch ohne offensichtlichen Grund juckt es manchmal, fühlt sich trocken an oder tränt. Meist sind die Augen dann auch gerötet. Schlimm ist das fast nie, aber unangenehm allemal, vor allem wenn man sich über die Sonne freuen möchte. Denn einige der häufigsten Ursachen für Reizungen machen den Augen gerade dann zu schaffen, wenn es wärmer wird. Hier gibt es Tipps zum Vorbeugen und Lindern – und Erklärungen, warum unsere Augen so empfindlich sind: ■ Zu viel Sonne, Wind und Wasser: Lange Taucheinlagen im Swimmingpool quittiert das Auge mit Rötungen, denn Chlorwasser reizt die Schleimhäute. Baden – auch im See oder Meer – kann das empfindliche Gleichgewicht des Sehorgans durcheinanderbringen: Wenn sich Wasser mit dem Tränenfilm mischt, gelangen Keime ins Auge und stören die natürliche Mikroflora. „Zur Vorbeugung sollte man unbedingt eine Schwimmbrille tragen“, rät Dr. Frank Rohrwacher. Er praktiziert als Augenarzt in Leipzig und ist sächsischer Landesvorsitzender im Berufsverband der Augenärzte. Noch wichtiger als die Schwimm- ist eine Sonnenbrille, sagt der erfahrene Arzt: Sie hält Sonnenlicht und Wind vom strapazierten Auge ab – vorausgesetzt, sie ist groß genug, sitzt nah

Wenn die Augen bei längerer Bildschirmarbeit gereizt sind, hilft es, diese gelegentlich mal etwas länger zu schließen. Foto: Fotolia/sebra

am Gesicht und filtert Strahlung mit einer Wellenlänge von unter 400 Nanometer heraus. Zu erkennen ist das an der UV400-Kennzeichnung. „Billige Brillen sollte man sich lieber ganz sparen, weil durch die Tönung dem Auge ein Schutz vorgetäuscht wird. Dadurch weiten sich die Pupillen, und dadurch kommt noch mehr Licht ins Auge“, erklärt Dr. Rohrwacher. „Billige getönte Brillen schaden also wirklich.“ ■ Eine Allergie steckt dahinter: Und zwar meist eine Reaktion auf Gräserpollen – das ist der Klassiker in den Sommermonaten, weil Gräser während der gesamten

schönen Jahreszeit blühen. Selbst wenn die Nase frei und Heuschnupfen ein Fremdwort ist: Auch juckende Augen sind ein typisches Symptom. Leider kann man eine Pollenallergie auch noch als Erwachsener bekommen. Denkbar wäre übrigens auch eine Allergie gegen Nickel, denn was viele nicht wissen: Mascara, Lidschatten und Cremes können so viel Nickel enthalten, dass Kontaktallergiker empfindlich reagieren. ■ Die Klimaanlage ist schuld: Ein kühler Luftstrom ist herrlich im Sommer, gekühlte – und somit entfeuchtete – Luft kann das Auge aber regelrecht austrocknen,

denn sie entzieht den Schleimhäuten Feuchtigkeit. Mögliche Folge: Der Tränenfilm reißt, das Auge reagiert gereizt. Besonders schlecht sind Klimaanlagen im Büro, denn: „Wer konzentriert am Bildschirm arbeitet, blinzelt deutlich seltener als sonst“, sagt Dr. Rohrwacher. Zwischendurch mal für 20 Sekunden die Lider schließen sei gut, damit nicht ständig Tränenflüssigkeit verdunstet und die Hornhaut befeuchtet bleibt. Noch besser sei es, häufiger bewusst zu blinzeln: Die Lidbewegung regt die für den Tränenfilm zuständigen Drüsen an, mehr Sekret abzugeben. Zudem sollte der Computer nicht zu hell eingestellt sein – und gerade in der trockenen Heizungsluft im Büro wirkt ein Luftbefeuchter Wunder, „und natürlich die Gabe von künstlichen Tränen“, wie Dr. Rohrwacher ergänzt. ■ Sonnenbrand am Auge: Die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts ist eine tolle Sache – sie hellt unsere Stimmung auf und sorgt für die Bildung von Vitamin D. Doch: Im Sommer ist die Strahlung sehr intensiv, brandgefährlich sozusagen, und kann im Organismus Schaden anrichten. Ein typisches Beispiel: der Sonnenbrand, also die entzündliche Veränderung der

Haut. Der ist auch am Auge möglich, wenn etwa am Strand das Sonnenlicht durch Wasser und Sand reflektiert wird und die Hornhaut durch zu intensive UVStrahlung geschädigt wird. Ähnliches gilt für die Schneeblindheit, einer schmerzhaften Reizung der Hornhaut und der Bindehaut durch gleißend reflektiertes Sonnenlicht durch Schnee oder Gletscher im Gebirge. ■ Diese Tipps bringen Linderung: Abhilfe schaffen in erster Linie Tränenersatzmittel, die man rezeptfrei in der Apotheke erhält. „Da gibt es große Qualitätsunterschiede“, warnt Dr. Rohrwacher. „Sie sollten vor allem frei von Konservierungsmitteln sein.“ Schmerzende Augen sollte man besser nicht reiben, sonst können sich die Symptome verstärken. Bei Augenverletzungen, bei Bindehautentzündungen mit eitrigen Absonderungen und starken Schmerzen heißt es: schnellstmöglich zum Arzt. In den allermeisten Fällen jedoch geht es den gebeutelten Augen bald besser, trotzdem raten Experten: Länger als ein bis zwei Tage sollte man sich ein deutlich gereiztes Auge nicht untätig angucken.

Augenarzt Dr. Frank Rohrwacher ist Landesvorsitzender im Berufsverband der Augenärzte. Foto: Andreas Döring


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