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KINDERSPORT IN LEIPZIG
from sportlich - Das Sportmagazin für Leipzig und die Region | Mai 2022
by Sachsen Medien GmbH – Ein Unternehmen der Leipziger Volkszeitung
TANZEN UND FUSSBALL SIND DER RENNER
Benjamin Helbig leitet das Kindersportzentrum des SC DHfK Leipzig. Im Interview spricht er über Trendsportarten, lange Wartelisten und Probleme mit Hallenzeiten.
Fotos: SC DHfK Leipzig e.V. Text: Gina Apitz
INFOS
zum Angebot des Kindersportzentrums gibt es unter scdhfk-kindersport.de. Dort gibt es auch eine Übersicht über freie Plätze in den verschiedenen Sportarten.
WIE VIELE KINDER TRAINIEREN AKTUELL AM KINDERSPORTZENTRUM DES SC DHFK LEIPZIG?
Benjamin Helbig: Bei uns machen pro Woche etwa 1000 Kinder in 90 verschiedenen Gruppen Sport. Unser Schwerpunkt ist das Kita- und Grundschulalter – zwischen zwei und zehn Jahren. Wir haben ein paar ältere Kinder, aber das sind eher Ausnahmen.
WELCHE SPORTARTEN SIND BESONDERS BELIEBT?
Bei den Mädchen ist es definitiv alles das, was Turnen, Akrobatik und Tanz betrifft – sei es allein als Bodenübung oder im Team als Choreografie. Da platzen wir aus allen Nähten und könnten locker die doppelte Anzahl an Kursen anbieten. Bei den Jungs splittet es sich ein bisschen auf. Zum einen ist Ballsport sehr beliebt, zum anderen Leichtathletik.
WOMIT FANGEN DIE KINDER AN?
Im Kitaalter sind wir im allgemeinen Kindersport unterwegs. Das bedeutet, dass die Kinder hier alles ein bisschen kennenlernen und sich dann spezifizieren. Ab etwa eineinhalb Jahren machen die Kinder mit einem Elternteil zusammen Sport. Ab drei Jahren kommen sie allein in die Gruppen. Hier lernen sie die basismotorischen Fähigkeiten – Koordination,
Schnelligkeit, Rhythmisierungsfähigkeit. Mit sechs Jahren können die Kinder dann beispielsweise ins Turnen oder zum Ballsport wechseln. Bei uns ist die Besonderheit, dass wir nicht leistungsorientiert sind. Es geht nicht darum, regionaler Meister oder Meisterin zu werden, sondern darum, Spaß zu haben. Im Idealfall wollen wir gar keinen Druck erzeugen. Das Motto des Kindersportzentrums ist „Sport macht Spaß” – und das zieht sich durch alle Gruppen.
GIBT ES NEUE SPORTARTEN, DIE GERADE IM TREND SIND?
Unsere Angebote sind über die Jahre grundsätzlich identisch geblieben. Wir haben aber ein paar Sachen ergänzt: Wir haben zum Beispiel Ballett vor einer Weile mit aufgenommen. Parcours ist zurzeit sehr nachgefragt bei den Kindern. Bei dem Sport überwinden die Kinder Hindernisse in der Halle – Kästen, Barren, Matten, Schwebebalken. Das kann man relativ beliebig zusammenwürfeln und hat dann einen Parcours, den die Kinder durchlaufen müssen.
Benjamin Helbig
Leiter Kindersportzentrum, SC DHfK
SIE HABEN AUCH DAS BESONDERE ANGEBOT DES „SPORTARTENKARUSSELLS”. WAS VERBIRGT SICH DAHINTER?
Für das Konzept wurden wir schon einmal deutschlandweit beim Vereinswettbewerb „Sterne des Sports” ausgezeichnet. Bei unserem „Karussell” können die Kinder einsteigen und in einem Jahr ungefähr zehn verschiedene Sportarten kennenlernen. Darunter zum Beispiel
Floorball, Handball, Faustball, Leichtathletik, Bouldern, Klettern, aber auch ausgefalleneres wie Kinder-Yoga. Das Angebot hängt immer von den Kooperationen ab, die wir als Verein abschließen. Für das Sportartenkarussell haben wir allerdings Wartezeiten von mehreren Jahren. Die Kinder aus unserer Abteilung haben Vorrang. Als Externer ist es ganz schwer, hier einen Platz zu bekommen.
GIBT ES AUCH AUSGEFALLENE SPORTARTEN, DIE DIE KINDER TESTEN KÖNNEN?
Eher weniger. Wir haben manchmal abgeschlossene Kurse, bei denen einzelne Sportarten ausprobiert werden können – in der Vergangenheit hatten wir zum Beispiel einen Trampolinkurs. Dafür brauchen wir aber auch Hallenzeiten und Übungsleiter, die solche speziellen Angebote durchführen.
WIE SIND SIE ALS VEREIN DURCH DIE LETZTEN BEIDEN CORONA-JAHRE GEKOMMEN?
Im Schnitt haben in Sachsen 20 Prozent der Kinder ihre Mitgliedschaft im Sportverein gekündigt. Das haben wir auch gespürt. Wir hatten zwischenzeitlich über 400 Mitglieder weniger. Es hat sich aber alles relativ schnell wieder erholt. Aktuell ist die Nachfrage bei uns ungebrochen. Wir haben Hunderte Kinder auf Wartelisten, die gern in unsere Gruppen kommen wollen.
WENN DIE WARTELISTEN SO LANG SIND, GIBT ES PLÄNE DAS ANGEBOT AUSZUWEITEN?
Unser Problem sind die fehlenden Hallenzeiten. Wenn es mal freie Kapazitäten gibt, sind wir im nicht-leistungsorientierten Kindersport hintenangestellt. Es gibt eine Richtlinie der Stadt Leipzig, die festlegt, wie die Sporthallenzeiten vergeben werden. Priorität hat der leistungsorientierte Kindersport und erst danach kommen wir.
KÖNNEN DIE KINDER IN EINEN KURS AUCH ERST MAL REINSCHNUPPERN?
Das Reinschnuppern ist nur bei einem freien Platz möglich. Diese werden über eine Warteliste vergeben. Die Kinder haben dann zwei, drei Termine lang Zeit, um das Sportangebot kennenzulernen. Dann können die Eltern herausfinden, ob es dem Kind Spaß macht. Wir wollen die Kinder ja nicht in einen Sport drängen, auf den sie keine Lust haben. Wenn es ihnen gefällt, werden sie Mitglied in der Abteilung. Und falls nicht, haben sie nicht die Katze im Sack gekauft.
HÜPFEN, RENNEN, KLETTERN
Hier können Kinder schon ab 1 Jahr turnen
KINDERSPORTVEREIN PURZELBAUM
Der Kindersportverein Purzelbaum bietet verschiedene Kindersportkurse an, bei denen sich schon die Kleinsten ab einem Jahr ordentlich austoben können. Bänke herunterrutschen, auf Trampolinen herum- springen oder durch kleine Tunnel krauchen – kleine Kinder können hier in Begleitung von Mama oder Papa viel ausprobieren. Dazu gibt’s ein bisschen Kindermusik und am Ende stets Seifenblasen und einen Stempel als Erinnerung. Der Verein bietet auch Kleinkindschwimmkurse an. Diese richten sich an Kinder zwischen 18 Monaten und vier Jahren plus Begleitung der Eltern. Ziel ist es, die Kinder mit Freude ans Wasser heranzuführen und gemeinsam Spaß in dem Element zu erleben.
www.kindersport-purzelbaum.de
KINDERBEWEGUNGSLAND SPRINGMÄUSCHEN
Die Springmäuschen haben über 50 Kurse pro Woche im Angebot. Sie richten sich an Kinder von null bis sechs Jahren. Weil Papas unter der Woche häufig wenig Zeit für ihre Sprösslinge haben, gibt es am Sonnabend spezielle Papa-Kind-Kurse für Zwei- bis Fünfjährige, in denen gemeinsam geturnt werden kann. Eine Besonderheit ist das Angebot „Drums Alive”, bei dem Kinder und Erwachsene auf Gymnastikbällen herumtrommeln können. Das Ganze fördert die Durchblutung, die Sensomotorik und hilft beim Stress- und Aggressionsabbau.
www.springmaeuschen.de
KINDERSPORT STUBENHOCKER
Die „Stubenhocker” haben neben dem klassischen Kindersport auch Zwergentanz für Kinder von zwei bis drei Jahren im Angebot. Dabei bewegen sich die Kleinsten durch das Zauberland des Tanzraumes. In freien Bewegungssequenzen, kindgerechten Fingerspielen und Kreistänzen führt der Zwergentanz das Kind behutsam an Bewegung und Tanz heran. Kinder ab drei Jahren können hier auch Kinder-Yoga ausprobieren. Dabei geht es vor allem darum, in kreative Fantasiewelten abzutauchen. Durch kleine Spielereien, Yogageschichten, musikalische Elemente und verschiedene Entspannungsverfahren lernen die Kinder die Welt des Yogas kennen.
www.kindersport-stubenhocker.de
TSV LEIPZIG 76
Rennen, schleichen, krabbeln, kriechen, robben – auch der TSV Leipzig 76 bietet Eltern-Kind-Sportkurse ab 18 Monaten an. Die Kinder sammeln zusammen mit ihren Eltern neue und umfassende Bewegungserfahrungen und lernen viele Spiele kennen. Ab dem 3. Lebensjahr können die Kinder zum Kinderturnen ohne Elternbeteiligung wechseln und sind konditionell und koordinativ auf die neuen Anforderungen in einer großen Turnhalle vorbereitet. Beim Turnen soll die eigene Wahrnehmung geschult werden. Außerdem wirkt sich der Sport positiv auf die Körperhaltung und das Herz-Kreislauf-System aus. Der Verein hat ebenfalls kreativen Kindertanz für Kinder ab drei Jahren im Angebot.