Semesterprogramm FS20

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Master

Semester Program

FS 20

Head of Master Course

Johannes Käferstein Design Studios

Luca Deon Dieter Geissbühler Ludovica Molo Annika Seifert Felix Wettstein

further Professors, Lecturers and Guests

Johannes Käferstein Gunter Klix Thomas Kohlhammer Esther Mathis Gianrico Settembrini Uwe Teutsch Assistants

Architecture and

Structure Energy Material

Modules

Alberto Alessi Marcel Bächtiger André Bideau Heike Biechteler Oliver Dufner Christoph Wieser

Marcela Aragüez Alice Busani Anthony Frank Lucas Sager Raphael Wiprächtiger



Content

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Einleitung Preface ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Struktur Focus Architecture & Structure

The Culture of Water – Water & Beauty ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Energie Focus Architecture & Energy

Grenzhof ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Material Focus Architecture & Material

St. Ottilien – the „Waschhüsli“ as catalyst Tamas Dezso, Notes for an Epilogue, The Flooded Village of Geamana (Geamana, Central Romania), 2011

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Master Thesis Master‘s Thesis

Wohnen im neuen Jahrzehnt Gurzelen-Quartier, Biel Living in the new decade Gurzelen-Quarter, Biel Master Thesis Seminar ..............................................................................................................................................................

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Module Modules

Vertiefungsarbeit In-depth Study Basisvorlesungen Basic Lectures Fokusvorlesungen Focus Lectures Keynote Lectures Keynote Lectures Studienreise Study Trip Auslandsstudierende International Students Anlässe Events ..............................................................................................................................................................

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Agenda Masterkurs Master‘s Course Agenda


Einleitung

Das Forschungsprojekt „The Culture of Water“, das im Herbstsemester 2018 in Zusammenarbeit mit dem Kyoto Institute of Technology (KIT) gestartet wurde, wird vom Fokus Architektur & Struktur im Frühling 2020 weitergeführt. Das Hauptziel der fünfjährigen Studie ist die Erforschung der Architektur, der Lebens- und Landschaftsbedingungen um den Vierwaldstättersee und um den nordöstlich von Kyoto gelegenen Lake Biwa, dem grössten Süsswassersee Japans. Nach dem letztjährigen fokusübergreifenden Thema „Wasser und Gefahr“ widmet sich der Fokus Architektur & Struktur einem neuen und vermeintlich gegensätzlichen Thema zu: „Wasser und Schönheit“ und kehrt an den Vierwaldstättersee zurück. Der Umgang mit dem Begriff der Schönheit ist eine Herausforderung, die den Fokus während des gesamten Entwurfsprozesses begleiten wird, angefangen von der Planung auf territorialer Ebene, über die Struktur bis hin zur Konstruktion. Dabei geht es weniger um reine Ästhetik als um einen weiter und offener definierten Schönheitsbegriff, der sowohl die Wahrnehmung wie auch den Sinn und die Nachhaltigkeit der Architektur umfasst. Der Vierwaldstädtersee und seine Landschaft werden zweifellos als schön empfunden. Und trotzdem, ist nicht alles schön was glänzt! An acht Stripes entlang vom Vierwaldstädtersee setzen sich die Studierenden mit problematischen und „unschönen“ Orten auseinander, um mittels einem individuellen Programm eine inhärente Struktur zu entwerfen, die einen relevanten Beitrag zum Thema und zum Ort leistet. Der gemeinsam mit den KIT Studierenden geführte Workshop in Luzern verspricht mitunter einen spannenden kulturellen Austausch, was den Begriff der Schönheit angeht. Im Frühjahrssemester beschäftigt sich der Fokus Architektur & Energie mit Zukunftsszenarien für das Schulhausareal Grenzhof und seine potenzielle Rolle im wachsenden Stadtgefüge von Luzern. Die Gebäude des bestehenden Schulhauses sind als frühe Vertreter der neuen Schularchitektur der Nachkriegszeit historisch bedeutend, aber mit Naphtalin kontaminiert. Eine Weiternutzung als Schule wird daher ausgeschlossen. Für die Umnutzung des Areals mit neuen Funktionen erarbeiten die Studierenden einen differenzierten Ansatz für ihre individuellen Entwürfe unter Berücksichtigung städtebaulicher, architektonischer, sozialer, ökologischer und

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wirtschaftlicher Argumente. Sie entscheiden sich dabei zwischen drei denkbaren Szenarien: Sanierung, Erweiterung oder Neuentwicklung des Areals. In unseren Abwägungen zum Umgang mit dem Bestand, zum geplanten Raumangebot und zu Materialisierung und Konstruktion begleitet uns das Thema der Grauen Energie. Der Weiler St. Ottilien ist durch die gleichnamige Wallfahrtskapelle und eine Reihe von räumlich charakterisierten Bauten geprägt. Zur Anlage gehört auch das ehemalige und baufällige „Waschhüsli“ mit angebautem Schopf. Im Fokus Architektur & Material legen die Studierenden selber Hand an und sammeln mit verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten des Bauens und ersten Erhaltungsmassnahmen am „Waschhüsli“ praktische Erfahrungen. Parallel dazu gilt es einen Einbau inklusive der Möglichkeit einer Erweiterung des Schopfes oder mit dessen Einbezug zu entwerfen. Für das „Waschhüsli“ soll eine Nutzung definiert werden, die im Zusammenhang mit dem thematischen Umfeld der Kapelle steht. Dabei läuft die Semesteraufgabe und die handwerkliche Tätigkeit vor Ort in enger Zusammenarbeit mit der Kapellenstiftung St. Ottilien, lokalen Unternehmern und ortsansässigen Architekten. Zusätzlich zu einem der Projektmodule werden fünf umfangreiche Module im Regelsemester entlang des Berufsbildes angeboten. Sie bedingen notwendige Vertiefungen in die eigentliche Materie und fragen verschiedene Kompetenzen zwischen fachlichen, methodischen und sozialen Fähigkeiten ab. Ein interdisziplinäres Lehrteam führt durch die unterschiedlichen Module.

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Preface

The research project „The Culture of Water”, which began jointly with the Kyoto Institute of Technology (KIT) in the autumn semester of 2018, will be developed further by the Focus Architecture & Structure in Spring 2020. The main goal is to study architectural, living and landscape conditions in the surroundings of Lake Lucerne and Lake Biwa. The latter is Japan‘s largest freshwater lake and lies northeast of Kyoto. After last years cross-focused addressed topic „Water and Danger“, the Focus Architecture & Structure will turn to a new and supposedly antithetical theme: „Water and Beauty“and return to Lake Lucerne for it. Dealing with the concept of beauty is a challenge that will confront us during the entire design process, beginning with planning on the territorial level and continuing on to structure and construction. This is less about pure aesthetics than about a more broadly and openly defined concept of beauty that includes the perception of architecture as well as its meaning and sustainability. Lake Lucerne and its environs are without a doubt perceived as beautiful. And yet not everything that glitters is beautiful! On eight strip each student will grapple with these problematic and „unbeautiful“ places and develop an individual programme to design a inherent structure that can make a relevant contribution to the theme and the site. In the upcoming spring semester, the Focus Architecture & Energy will be concerned with scenarios for the future of the Grenzhof schoolgrounds and its potential role in the growing urban fabric of Lucerne. As early examples of the modern school architecture of the post-war period, the existing school buildings are historically significant, but they are contaminated by naphthalene. Continued use as a school is therefore impossible. To convert the site for new functions, students will work out a detailed approach to their individual designs while taking into account urbanplanning, architectural, societal, ecological and economic arguments. They will decide between three conceivable scenarios: renovation, expansion or redevelopment of the site. In developing our approach to the existing buildings, the proposed spatial programming, as well as the construction, and choice of materials, we will familiarize ourselves with the topic of Grey Energy.

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The hamlet of St. Ottilien in Buttisholz is marked by the chapel St. Ottilien and a series of spatially characterfully setted buildings. On the chapel grounds there is a former „Waschhüsli“ (washhouse) with a barn built as an extension. In the Focus Architecture & Material the students will experience the practical with their own hands and gain experience in various building activities and helping to restore the „Waschhüsli“ with initial maintenance measures. In parallel with the construction process, a builtin will be designed that provides an opportunity to expand the barn or its incorporation into the whole. To that end, the students need to come up with a narrative that works with the significance of the site while at the same time reinterpreting it. The semester assignment and the local craftsmanship are carried out in close cooperation with the St. Ottilien Chapel Foundation, local entrepreneurs and architects. In addition to one of the focus projects, five extensive modules are offered during the regular semester along the architectural profession. They require more intensive work on specific topics and call for the application of knowledge, methodological and social skills. An interdisciplinary team of lecturers guides the students through the various modules.

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1 «The key to understanding the water of architecture is to understand the „architecture of water“– what physical laws govern its behaviour, how the liquid acts and reacts with our senses, and, most of all, how its symbolism relates to us as human beings» Jane Lidz and CharLes WiLLard Moore, Water and arChiteCture, neW York, abraMs, 1994

Veranstaltungen Events

Donnerstag Atelier F400 Thursdays Atelier F400 HSLU-KIT Workshop in Luzern vom 23.4. - 5.5.2020 HSLU-KIT Workshop in Lucerne from 23.4. - 5.5.2020 Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS


Architecture & Structure

Lake Lucerne – Tourists and Locals in Sisikon at the Lake on the ocassion of the 2018 Red Bull Cliff Diving Competition

The Culture of Water Water & Beauty

Modulverantwortung Module Leader Felix Wettstein, Ludovica Molo Dozierende Lecturers Felix Wettstein, Ludovica Molo, Thomas Kohlhammer Assistent Assistant Dr. Marcela Aragüez

.................................................................................................................................................................................................... The Culture of Water: HSLU-KIT Forschungsprojekt

In diesem Semester werden wir das Forschungsprojekt „The Culture of Water“ weiterentwickeln, das im Herbstsemester 2018 in Zusammenarbeit mit dem Kyoto Institute of Technology (KIT) gestartet wurde. Das Hauptziel der Studie ist die Erforschung der Architektur, der Landschaft und der Lebensbedingungen um den Vierwaldstättersee und um den nordöstlich von Kyoto gelegenen Lake Biwa, dem grössten Süsswassersee Japans. Dies ist das vierte Semester des fünfjährigen Forschungsprojektes, das einen facettenreichen Beitrag zur Analyse, zur Diskussion und zur Architektur rund um die beiden Seen liefern soll. Wir nutzen den architektonischen Entwurf als kreative Forschungsmethode, um plausible Lösungen für ein zeitgemässes Bauen mit, auf und neben dem Wasser zu entwickeln. Im ersten Semester des Forschungsprojektes untersuchten wir allgemeine Aspekte bezüglich des Zusammenhangs zwischen menschlichen Siedlungen und natürlichen Lebensräumen in direktem Kontakt mit dem Wasser, sowie die Art und Weise wie Architektur gestaltet wird, wenn 7


Wasser nicht nur als Landschaftselement, sondern auch als Gestaltungswerkzeug betrachtet wird. Durch die Betrachtung verschiedener urbaner Massstäbe und Typologien um den Vierwaldstättersee und den Lake Biwa, von Städten und industriell geprägten Gebieten bis hin zu alleinstehenden Gebäuden und unbebauten Landschaften, haben wir ein breites Verständnis für die Besonderheiten der einzelnen Kontexte gewonnen. Im zweiten und dritten Semester haben wir uns mit dem Thema „Wasser und Gefahr“ auseinandergesetzt, indem wir uns diesbezüglich mit besonders sensiblen Gebieten des Vierwaldstättersees und des Lake Biwa beschäftigt haben. In diesem Semester wenden wir uns einem neuen und vermeintlich gegensätzlichen Thema zu: „Wasser und Schönheit“ und kehren dazu an den Vierwaldstättersee zurück. This semester we will be continuing with the research project „The Culture of Water“, which began jointly with the Kyoto Institute of Technology (KIT) in the autumn semester of 2018. The main goal is to study architectural, living and landscape conditions around Lake Lucerne and Lake Biwa, located northwest of Tokyo, the largest freshwater lake in Japan. This is the fourth semester of the five-year research project, which aims to offer a multifaceted contribution to the analysis, discussion and architecture around both lakes. We will use the architectural design as a creative method of research to develop plausible solutions to contemporary building with, on and next to water. In the first semester of the research project, we studied general aspects of the connection between human settlements and natural habitats in direct contact with water as well as how architecture is designed when water is not just an element of the landscape but is also regarded as a design tool. By observing different urban scales and typologies around Lake Lucerne and Lake Biwa, areas characterized by cities and industrial regions as well as freestanding buildings and unbuilt landscapes, we obtained a broad understanding of the particular features of the specific contexts. In the second and third semester, we addressed the topic ‘Water and Danger’, looking at particular sensitive parts of Lake Lucerne and Lake Biwa. In this semester, we will turn to a new and supposedly antithetical theme: „Water and Beauty“ and return to Lake Lucerne for it. 8


Teshima Art Museum, Office of Ryue Nishizawa, Teshima Island, Japan

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Wasser & Schönheit Water & Beauty «Wir unterliegen der Venustas, nicht der Firmitas; es ist die Schönheit, die uns verzaubert, die uns neugierig macht auf das Leben und auf uns selbst, die uns wachrüttelt und anregt. Es ist jene komplexe Schönheit, die Herbert Marcuse aus diesem Grunde als politisch wirksamere Waffe erkannt hat als die Dialektik eines Brecht’schen Theaterstücks» 1 Bereits Vitruv der wichtigste uns überlieferte Architekt und Architekturtheoretiker der römischen Antike bezeichnete neben Firmitas und Utilitas, der Festigkeit und der Brauchbarkeit die Venustas, also die Schönheit als wichtigste Anforderung an die Architektur.

1 herzog & de Meuron : Firmitas. in: Gerhard Mack (Ed.). Herzog & de Meuron 1989-1991. Das Gesamtwerk. Band 3. The Complete Works. Volume 3. Basel / Boston / Berlin, Birkhäuser, 2000. Vol. No. 3. pp. 222-225

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Bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert wurden die fünf Säulenordnungen in der Architekturausbildung als das wesentliche Gliederungssystem der antiken Architektur betrachtet. Dieses Wissen bildete die Basis für harmonische Proportionen und das Streben nach Ordnung. Man definierte Schönheit mit präzisen Regeln, mit Zahlen und Massen und damit mit Mathematik. Mit der Moderne bekam die Utilitas Oberhand über die Venustas, und die Form wurde Ausdruck der Funktion - form follows function.2 Die Schönheit trat ins zweite Glied zurück, sie beschränkte sich auf das Resultat einer funktionalen Herangehensweise. Seither tun wir uns schwer mit dem Begriff der Schönheit. Der Begriff wurde weitgehend aus der Lehre und dem Architekturdiskurs verbannt. In jüngerer Zeit ist jedoch ein Umdenken spürbar. Wir dürfen uns wieder trauen, über Schönheit nachzudenken ohne als oberflächlich bezeichnet zu werden. Dabei geht es weniger um reine Ästhetik als um einen weiter und offener definier-


Vitruvian Man by Leonardo da Vinci

«Schönheit ist nicht ein marginaler Luxus, den sich unsere Gesellschaft leisten kann oder auch nicht; sie ist eine lebensnotwendige Dimension und eine Voraussetzung für Kultur.» Prof. dr. Vittorio Magnago LaMPugnani: Brauchbarkeit, Werthaltigkeit, Schönnheit. In: NZZ 02.08.2013

«Beauty is not a marginal luxury that our society can afford or not; it is a dimension necessary for life and a prerequisite for culture.» Prof. dr Vittorio Magnago LaMPugnani: Brauchbarkeit, Werthaltigkeit, Schönnheit, NZZ, 2 August 2013.

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ten Schönheitsbegriff, der sowohl die Wahrnehmung wie auch den Sinn und die Nachhaltigkeit der Architektur umfasst. Interessanterweise ist in der japanischen Kultur der Umgang mit Schönheit unverkrampfter als bei uns. Ästhetik wird in allen Lebensbereichen zelebriert, von der Zubereitung von Speisen, über die Gestaltung der Gärten bis zur zeitgenössischen Architektur. Wir versprechen uns deshalb einen spannenden Austausch mit unseren japanischen KollegInnen. Der Umgang mit dem Begriff der Schönheit ist eine Herausforderung, die uns während des gesamten Entwurfsprozesses begleiten wird, angefangen von der Planung auf territorialer Ebene, über die Struktur bis hin zur Konstruktion. Zu oft wird Schönheit reduziert auf eine schicke Fassade oder ein trendiges Material. Oberflächliche Schönheit interessiert uns aber nicht. Die innere und dauerhafte Schönheit ist es, die uns im Zusammenhang mit Architektur beschäftigt. Aus diesen Gründen suchen wir den architektonischen Zugang zum Thema auf drei Hauptebenen:

→ Auf territorialer Ebene, indem wir Strukturen harmonisch und spannungsvoll in die Landschaft integrieren. → Auf der Ebene des Gebäudes, indem wir Räume entwerfen, die von ihren Bewohnern als schön empfunden werden. → Auf der Ebene der Konstruktion, wobei die Tragstruktur durch ihre Eleganz und Stringenz zur Schönheit des Gebäudes beiträgt.

«We submit to venustas, not firmitas; it is beauty that enchants us, that makes us curious about life and ourselves, that shakes us up and inspires us. It is that complex beauty that was recognized by Herbert Marcuse as a politically more efficient weapon than the dialectic of theater play by Berthold Brecht.» 3 Vitruvius, the most important architect and theorist on architecture of Roman antiquity whose work has been passed down to us, already characterised, along with firmitas and utilitas – that is, ‘solidity’ and ‘utility’ – venustas, that is, ‘beauty’, as the most important requirement of architecture. 2 „es

ist das

gesetz

aLLer organisChen und anorganisChen , aLLer PhYsisChen und MetaPhYsisChen , aLLer MensChLiChen und überMensChLi -

dinge, aLLer Manifestationen des k oPfes , des h erzens und der s eeLe , dass das Leben in seineM ausdruCk erkennbar ist , dass die forM iMMer der funktion foLgt.“ Chen

eChten

– aus suLLiVans aufsatz: „The tall office building artistically considered“, veröffentlicht 1896

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Until the early twentieth century, the five orders of columns were regarded as the essential system of articulation in ancient architecture. This knowledge formed the basis for harmonious proportions and striving for order. Beauty was defined with precise rules, with numbers and scales, and hence with mathematics. In the modern era, utilitas gained the upper hand, and form became an expression of function - form follows function.4 Beauty dropped into the second rank; it was limited to the result of a functional approach. Since then, we have difficulty with the concept of beauty. The word has largely been banned from teaching and the discourse on architecture. More recently, however, one can sense that this is being rethought. We can once again date to think about beauty without been called superficial. This is less about pure aesthetics than about a more broadly and openly defined concept of beauty that includes the perception of architecture as well as its meaning and sustainability. Interestingly, Japanese culture is less uptight in its approach to beauty than ours is. Aesthetics is celebrated in all walks of life, from the preparation of food by


„The five orders of architecture“, Giacomo Barozzi da Vignola, 1562

3 herzog & de Meuron : ‘Firmitas’ in: Gerhard Mack, ed., Herzog & de Meuron: Das Gesamtwerk / The Complete Works, vol. 3, 1989–1991 (Basel, 2000), pp. 222–225. 4 ‘it is

the PerVa -

ding LaW of aLL

way of garden design to contemporary architecture. We are thus anticipating an exciting exchange with our Japanese colleagues. Dealing with the concept of beauty is a challenge that will confront us during the entire design process, beginning with planning on the territorial level and continuing on to structure and construction. Too often, beauty is reduced to a chic façade or a trendy material. But superficial beauty is not what interests us. Inner and enduring beauty are what preoccupies us in connection with architecture. For those reasons, we are seeking an architectonic approach to the theme on three main levels:

things organiC and inorganiC , of aLL things PhYsiCaL and MetaPhYsiCaL , of aLL things huMan and aLL things su PerhuMan , of aLL true Manifesta -

tions of the head ,

of the heart , of the souL , that the Life is reCognizabLe in its exPression , that forM eVer foLLoWs funCtion .’

– Louis suLLiVan: ‘The Tall Office Building Artistically Considered’, Lippincott’s Monthly Magazine (March 1896), pp. 403–409, esp. p. 408.

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→ On a territorial level, on which we integrate structures into the landscape harmoniously and strikingly. → On the level of the building, on which we design spaces that are perceived as beautiful by their occupants. → On the level of construction, on which the elegance and rigor of the load-bearing structure contribute to the beauty of the building.


Paddle Steamer with tourists on the Lake Lucerne

«Und frische Nahrung, neues Blut Saug’ ich aus freyer Welt; Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder? Goldne Träume kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so Gold du bist; Hier auch Lieb’ und Leben ist. Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne, Weiche Nebel trinken Rings die thürmende Ferne; Morgenwind umflügelt Die beschattete Bucht, Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht.» Johang WoLfgang VoM goethe, 1775

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Ort Site «I must have been at least five times in Lucerne and Vitznau and still had not the slightest intimate conception and understanding of this Lake, until I spent seven days alone in a rowing-boat, exploring every little creek and evaluating the panorama from every possible angle. Since that day, this Lake belongs to me. At any given hour, and without pictures or maps, I can conjure up precisely the tiniest corner of the Lake and again renew my feelings of love and enjoyment; the contours and vegetation of the shores, the form and height of the mountains, every single village with its church tower and landing-stage, the colours and reflections in the water every moment of the day.» 5

Wasser & Schönheit am Vierwaldstättersee

5 arMin grässL and Peter sChuLz, der see: mit einer Faltkarte des Vierwaldstättersees : including a fold-up map of the Lake of Lucerne = Le lac = Il lago = Il lai = The Lake, 2., überarbeitete Neuauflage (Bern: Benteli, 2010).

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Der Vierwaldstättersee, der sich durch die Kantone Obwalden, Luzern, Schwyz, Uri und Nidwalden schlängelt, ist zweifellos eines der wichtigsten Naturelemente der nicht ans Meer grenzenden Schweiz. Die Seen sind damit ein wichtiges nationales Symbol und eine wichtige natürliche Ressource. Neben der Schönheit der Landschaft, sind sie oft auch eine Quelle von Süsswasser, ein Transportmittel und ein Ort des Wohnens, der Arbeit und der Freizeit. Seen in den Mittelpunkt dieses Forschungsprojektes zu stellen bedeutet, ihre sanfte, aber ausdrucksstarke Erscheinung als Referenz zu nehmen. Das Meer bleibt unbegrenzt; der Fluss fliesst in ständiger Bewegung; wir werden uns die scheinbar gemeinsamen Grundlagen eines Seeufers ansehen, um uns dann in seine bemerkenswerten Singularitäten zu begeben. Der Vierwaldstädtersee und seine Landschaft werden zweifellos als schön empfunden. Die horizontale Fläche des Sees kontrastiert mit den teilweise steilen Hängen und den markanten Bergen am Horizont. Unverbaute Naturlandschaften, intakte Siedlungsstrukturen und Infrastrukturbauten sind Teil eines Gesamtbildes, das als „Mythos Schweiz“ oder als Ausdruck von „swissness“ gelesen wird. Und trotzdem, es ist nicht alles schön was glänzt! Bei genauerem Hinsehen weist auch diese vermeintlich vollkommene Landschaft Risse und Brüche aus. Der Druck, der von der modernen Gesellschaft ausgeht führt zu Interessenkonflikten, die Spuren hinterlassen. Nicht alle Bauten fügen sich harmonisch in die Landschaft ein, und oft prallen Gegensätze aufeinander, was selten zu überzeugenden architektonischen Lösungen führt. Wir setzten uns mit diesen problematischen und „unschönen“ Orten auseinander, den Stellen, die städtebaulich und architektonisch Potential zur Verbesserung haben. Die Orte befinden sich an den Enden, an den Zipfeln des Vierwaldstädtersees, dort wo sich auf Grund der topografischen Gegebenheiten die urban geprägten Gebiete befinden. Diese Orte liegen oft an den Rändern des Siedlungsgebietes. Sie sind geprägt durch Industrieareale, Infrastrukturbauten und mehrheitlich schlechte Architektur. Städtebau ist nicht präsent – so wie es oft vorkommt in der Peripherie, an den schwierigen Übergängen zwischen Stadt und Landschaft. Die Schönheit eines Ortes ist jedoch nicht immer sichtbar und muss entsprechend zuerst entdeckt werden. Verbirgt sich unter dem Mantel des Banalen eine verborgende Schönheit? Wie kann ein Ort ohne Qualitäten mit präzisen Interventionen aufgewertet werden? Oder wie schafft man Identität?


Joseph Mallord William Turner, The Blue Rigi, Lake of Lucerne, Sunrise, 1842

Water and Beauty at Lake Lucerne

5 arMin grässL and Peter sChuLz: Der See Le lac = Il lago = Il lai = The Lake, with a fold-out map of Lake Lucerne, 2nd ed. (Bern: Benteli, 2010).

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Lake Lucerne, which winds through the Cantons of Obwalden, Lucerne, Schwyz, Uri and Nidwalden, is without a doubt one of the most important natural elements of landlocked Switzerland. Its lakes are therefore an important national symbol and an important natural resource. In addition to contributing to the beauty of the countryside, they are often a source of freshwater, a means of transport and a place to live, work and spend leisure time. Putting lakes in the centre of this research project means making their gentle but expressive appearance a point of reference. The sea remains unlimited; the river flows in constant movement; we will look at the apparently common fundamentals of a lakeshore in order to enter into his remarkable singularities. Lake Lucerne and its environs are without a doubt perceived as beautiful. The horizontal plane of the lake contrasts with the sometimes steep slopes and the striking mountains on the horizon. Un-built-up natural landscapes, intact settlement structures and infrastructure buildings are part of the overall image that is read as the ‘myth of Switzerland’ or as an expression of „Swiss-ness“. And yet not everything that glitters is beautiful! On closer inspection, this supposedly perfect landscape turns out to have rifts and ruptures. The pressure from modern society leads to conflicts of interest that leave traces behind. Not all buildings fit harmoniously into the landscape, and often opposites collide, which rarely leads to persuasive architectonic solutions. We will grapple with these problematic and „unbeautiful“ places, the spots with the potential to by improved by architecture and urban planning. These places are found on the ends, at the tips of Lake Lucerne, where the urban areas have coming to be located, owing to the topographic conditions. These places often lie on the edges of settled areas. They are characterised by industrial zones, infrastructure buildings and mostly bad architecture. Urban planning is nowhere present – as is often the case on the periphery, on the more difficult transitions between city and countryside. The beauty of a place is not, however, always visible and therefore sometimes first has to be discovered. As a hidden beauty concealed beneath the cloak of the banal? How can a place be improved with precise interventions? Or how does one create an identity?


«Trotz der Gefahr, missverstanden zu werden, wage ich die Aussage, dass der Unterschied zwischen dem westlichen und dem japanischen Raum ein Unterschied zwischen einem Raum in Gegensätzen und einem Raum in Kontinuität und Symbiosis ist. Im Westen entsteht der Raum dadurch, dass man die Natur erobert und eine Position gegen sie einnimmt, daher kommt der streng zwischen innen und aussen scheidenden Mauer eine besondere Bedeutung zu. Der japanische Raum entsteht hingegen dadurch, dass man die Natur hereinholt und in ein symbiotisches Verhältnis zu ihr tritt, damit Natur und Architektur eine harmonische Einheit bilden können.» 6

Stripes

In Anlehnung an die in den vorgängigen Semestern von „The Culture of Water“ angewandte Methodik, haben wir eine Reihe von Landstreifen ausgewählt. Die Studierenden werden die Landstreifen analysieren und einen architektonischen Entwurf entwickeln, der auf die ortstypischen Singularitäten reagiert. Insgesamt acht Streifen von 1000x200 Metern Ausdehnung stehen zur Auswahl. Jeder Streifen wird von einem Team aus HSLU- und KIT-Studenten bearbeitet, die während des gesamten Semesters im Austausch stehen. 6 kisho kurokaWa, das kurokaWa-Manifest , t exte zuM sYMbiotisChen d en -

Lake Lucerne, Overview of the proposed Project Areas

ken

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«At the risk of being misunderstood, I would like to suggest that the difference between Western space and Japanese space is that Western space is discrete and space in Japan is continuous. Western architecture is created to conquer nature, in opposition to nature. The significance in Western architecture of the wall, dividing exterior from interior, is very great for that reason. Japanese space, in contrast, seeks to harmonize architecture and nature, to make them one, by enveloping nature in architecture and making architecture and nature equal partners.» 7

Stripes

Employing the methodology applied in the previous semesters of ‘The Culture of Water’, we have selected a number of strips of land. The students will analyse the strips of land and develop an architectural design that responds to the singularities typical of the location. A total of eight strips measuring 1000 × 200 meters are available to choose from. Each strip will be worked by a team of HSLU and KIT students, who will remain in contract all semester long.

Strip in Lucerne

7 Kishō KuroKawa, eaCh one a hero: The Philosophy of Symbiosis, trans. Jeffrey Hunter

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Strip in Flüelen

Strip in Horw

Strip in Küssnacht am Rigi


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Programm Programme «Die wahre Kunst der „geborgten“ Landschaft bedenkt stets, dass wir selbst auch ein Teil der Landschaft sind und dass andere auf uns schauen können. Mit anderen Worten: Wir müssen der Landschaft, die wir „verleihen“ ebenso viel Beachtung schenken wie der Landschaft, die wir uns „borgen“.» 8 «The true technique of borrowing landscapes keeps in mind that I am part of the landscape and that someone is looking at me. In other words, we must be as concerned with the landscape we lend as the one we borrow.» 9

Program

Wasser, Schönheit, Struktur und Kontext sind die Begriffe die uns auch in der Formulierung des Programms leiten werden. Die Studierenden werden auf Grund der Analyse des Ortes, der Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema und ihren persönlichen Interessen ein individuelles Programm entwickeln. Folgende Fragen sind zu beantworten: → Wie baut man am, auf und im Wasser? → Wie wird der Übergang von Land zu Wasser gestaltet? → Welche Strukturen werden dauerhaft und welche temporär ausgebildet? → und… wie stehen sie zueinander? → Welches Programm entspricht dem architektonischen Konzept? → und…wie thematisiert man Schönheit? Wesentlich ist nicht die Grösse, sondern der Massstab des Projektes. Es gilt, eine Struktur zu entwerfen, die einen relevanten Beitrag zum Thema und zum Ort leisten kann. Programme Water, beauty, structure and context are the terms that will also guide us in formulating the programme. The students will develop an individual programme based on an analysis of the site, study of the research topic and their personal interests.

8 kisho kurokaWa, das kurokaWa-Manifest , t exte zuM sYMbiotisChen d en ken

9 Kishō KuroKawa, eaCh one a hero: The Philosophy of Symbiosis, trans. Jeffrey Hunter

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The following questions should be answered: → How does one build at, on and in water? → How should the transition from land to water be designed? → Which structures are made permanent and which temporary? → and … how do they relate to one another? → Which programme suits the architectural concept? → and … how does one thematise beauty? The essential thing is not the size of the project but its scale. The goal is to design a structure that can make a relevant contribution to the theme and the site.


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Struktur Structure Der Begriff Struktur begleitet uns auf allen Ebenen der Architektur und über den gesamten Entwurfsprozess. Sowohl die Struktur der Stadt, des Raumes wie auch der tragenden Elemente sind für den Entwurf prägend. Struktur steht für Ordnung und für das Rationale in der Architektur. Das strukturierte Denken und Entwerfen bilden die Basis für Projekte, die kohärente Antworten zu komplexen Fragestellungen geben können. In diesem Semester werden wir uns insbesondere mit der Schönheit der Struktur auseinandersetzen. Dabei geht es um die Struktur der Landschaft und des Territoriums, die Tragstruktur, aber auch um dern Umgang mit der Infrastruktur. The concept of structure accompanies us on all levels of architecture and throughout the design process. The structure of the city, that of the space and that of the load-bearing elements all determine the design. Structure stands for order and for the rational in architecture. Structured thinking and designing form the basis for projects that can offer coherent answers to complex questions.

Taichung Opera, Toyo Ito, 2009 - 2016, Concept model

In this semester, the we will focus especially on the beauty of the structure of the landscape. It is about the structure of the landscape and the territory, the loadbearing structure but also about dealing with infrastructure.

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Struktur und Schönheit Structure and Beauty Eine Verbindung dieser beiden Begriffe verheisst Spannungsvolles. Einerseits die Struktur welche auf Logik aufbaut und andererseits die Schönheit welche weniger durch Logik geprägt zu sein scheint. Als schön empfinden wir im Allgemeinen was eine angenehme Wirkung auslöst. Dies ist stark vom Individuum abhängig. Neben kulturellen Einflüssen spielt dabei die persönliche emotionale Erfahrung verknüpft mit der Sinneswahrnehmung eine grosse Rolle. Ein Kriterium für angenehme Wirkung bezogen auf Struktur kann beispielsweise Ordnung sein. Geordnete Dinge sind schneller und einfacher erfassbar. Auch können Proportionen die wir aus der Natur kennen und sich eingeprägt haben als harmonisch empfunden werden. Des Weiteren werden filigrane Strukturen tendenziell eher als schön oder elegant wahrgenommen da sie leicht wirken. Last und Belastung wird eher mit Negativem assoziiert. Diesbezüglich hat die Etablierung von Eisen als Baustoff die Ausbildung von Tragwerken entscheidend beflügelt. Ein Paradebeispiel für eine filigrane Eisenstruktur ist der Lesesaal der alten Nationalbibliothek in Paris von Henri Labrouste. Auch unsere täglichen Erfahrungen mit Gleichgewicht und Schwerkraft können bewirken dass wir Strukturen als schön empfinden deren Formen den diesbezüglichen Gesetzen folgen. Ein grosser Meister derartiger Tragwerke war der Ingenieur Pier Luigi Nervi mit seinen skulpturalen Bauwerken deren Ausdruck auf der Logik von Kraftfluss und Beanspruchung basiert. Schönheit kann jedoch nicht nur durch die Struktur alleine entstehen. Andere Elemente können diesbezüglich unterstützend sein. Ein Beispiel hierzu findet man im Parlament von Bangladesch in Dhaka von Louis Kahn wo das Tageslicht seitlich in eine Trägerstruktur eindringt und dadurch eine besondere Leichtigkeit erzeugt. Oder in der Therme Vals von Peter Zumthor wo Wasser und Licht die massive steinerne Struktur in einen emotionalen Ort wandelt. Nicht zuletzt kann die Schönheit einer Struktur auch durch den Raum entstehen, der durch sie gebildet wird, wie beispielsweise beim Schulhaus Volta in Basel von Miller & Maranta. Hier wird durch die Schottenstruktur, welche die Turnhalle im Untergeschoss überspannt in den Klassenzimmergeschossen eine spannungsvolle Sequenz aus Räumen und Innenhöfen geschaffen. Die Schönheit von Struktur kann also auf unterschiedlichste Art und Weise entstehen. Demnach hat Struktur als dauerhafter „Kern“ eines Bauwerks auf vielen Ebenen das Potential für langlebige Schönheit.

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A combination of these two terms promises exciting things. On the one hand ‘structure’, based on logic; on the other hand „beauty“ which seems to be less influenced by logic. In general, we perceive beauty as something that triggers a pleasant effect. This is strongly dependent on the individual. Besides cultural influences, the personal emotional experience combined with the sensory perception plays a major role. A criterion for a pleasant effect in relation to structure can, for example, be „order“. Ordered things are quicker and easier to grasp. Proportions that we know from nature and retain in our memory can also be perceived as harmonious. Furthermore, filigree structures tend to be perceived as beautiful or elegant because they appear light. Load and stress forces are more likely to be associated with negativity. In this respect, the establishment of iron as a building material has decisively boosted the formation of load-bearing structures. A prime example of a filigree iron structure is the reading room of the old National Library in Paris by Henri Labrouste. Our daily experiences with balance and gravity can also cause us to perceive structures as beautiful forms following the laws of gravity. A great master of such structures was the engineer Pier Luigi Nervi, with sculptural constructions whose expression is based on the logic of the flow of forces and stresses. However, beauty cannot be created by structure alone. Other elements can be supportive in this respect. An example of this can be found in the Parliament of Bangladesh in Dhaka by Louis Kahn, where daylight penetrates laterally into a supporting structure and thus creates a special lightness. Or in the Therme Vals by Peter Zumthor, where water and light transform the massive stone structure into an emotional place. Last but not least, the beauty of a structure can also be created by the space it creates, as in the Volta school building in Basel by Miller & Maranta. Here the bulkhead structure, which spans the gymnasium in the basement, creates an exciting sequence of rooms and courtyards in the classroom floors. The beauty of structure can thus be created in many different ways. Accordingly, structure as the permanent „core“ of a building has the potential of bearing long-lasting beauty on many levels.

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Floor Plan Volta School Building, Basel, Miller & Maranta, 2000 Parliament of Bangladesch, Dhaka, Louis I. Kahn, 1983

Old National Library, Paris, Henri Labrouste, 1868 Salone Principale, Turin, Pier Luigi Nervi, 1949


............................................................................................................................................................................................................................. Vorübungen

Semesterstruktur Semester Structure

Das Semester beginnt mit zwei Vorübungen wo wir uns mit dem Begriff „Schönheit“ und dem spezifischen Ort am Vierwaldstädtersee auseinandersetzen. Die erste Vorübung dient dazu den Strip auf seine innere, vielleicht verborgende Schönheit zu hinterfragen. Die Studierenden werden sich dem spezifischen Ort und dem Begriff „Schönheit“ mittels einer Collage annähern. In der zweiten Vorübung setzen wir uns mit der Schönheit der Struktur auseinander. Ein Strukturmodell bildet den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Entwurfs. Semesterarbeit

Die Semesterarbeit ist gegliedert in Zwischenkritik, Pin-ups und Tischkritiken und wird begleitet durch fachliche Inputs. Das Semester wird von Thomas Kohlhammer begleitet, mit dem die Entwicklung der Tragstruktur vertieft wird. Anforderung an die Schlussabgabe für Pläne und Modelle

→ Struktur der Stadt und der Landschaft 1:1000 / 1:500 → Struktur der Räume 1:200 / 1:100 → Struktur der tragenden Elemente und Konstruktion 1:50 / 1:20 Die Projektpräsentationen erfolgen mit Beamer um das narrative Element bewusst zu fördern und den Austausch mit Kyoto zu erleichtern. Physische Modelle in verschiedenen Massstäben sind Konstanten des Entwurfsprozess und sollen in einem Koffer mit den Massen 55 x 40 x 23cm präsentiert und transportiert werden können. Workshop in Luzern

Der zweiwöchige Workshop an der HSLU bildet ein zentrales Element des Semesters. Der Workshop beginnt mit der Zwischenkritik der Semesteraufgabe und dauert vom 23.04.bis 05.05.20. HSLU- und KIT Studierende werden in den Gruppen der Strips eine gemeinsame Arbeit zum Thema „Water & Beauty“ entwickeln. Zudem werden wir den Ort der Semesteraufgabe besichtigen, Exkursionen in die umliegende Landschaft und über die Alpen in den Tessin unternehmen und den Austausch mit den japanischen Studierenden und Dozierenden intensivieren. Preliminary Exercises

The semester begins with two preliminary exercises in which we study the concept of beauty and the specific site on Lake Lucerne. The first preliminary exercise serves to question the strip with regard to its inner, perhaps hidden beauty. In the second preliminary exercise, we study the beauty of structure. A structural model is as the point of departure for developing the design. The Work of the Semester

The work of the semester is divided between the interim critique, pin-up reviews and desk critiques and is supported by expert input. The semester is supervised by Thomas Kohlhammer, who will encourage individually the development of the supporting structure. Requirements for the final submission of plans and models:

→ Structure of the city and the countryside 1:1000 / 1:500 → Structure of the spaces 1:200 / 1:100 → Structure of the load-bearing elements and construction 1:50 / 1:20 The projects will be presented using a video projector as a way of deliberately encouraging the narrative element and simplifying exchange with Kyoto. Physical models on various scales are constants of the design process, and it should be

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possible to present and transport them in a suitcase with the dimensions 55 x 40 x 23cm. Workshop in Lucerne

Marcel Duchamp, Box in a Valise, 1935-1941

The two-week workshop in Lucerne is the central element of the semester. The workshop begins with the interim critique of the semester assignment and runs form 23 April to 5 May 2010. HSLU and KIT students will develop a joint work in the groups of the strips on the theme ‘Water and Beauty’. We will also visit the site of the semester assignment, make excursions into the surrounding countryside and to Ticino across the Alps and intensify our exchanges with the Japanese students and teachers.

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2 «Wähle, was Du tun möchtest - oder sieh zu, wie jemand Anderes es tut. Lerne den Umgang mit Werkzeugen, Farben, Babys, Maschinen, oder höre einfach Deinem Lieblingslied zu. Tanze, rede, oder lass Dich dahin mitreissen, wo Du sehen kannst, wie Andere die Dinge zum funktionieren bringen. Sitz mit einem Drink über den Dingen und nimm auf, was sonst in der Stadt passiert. Versuche einen Aufstand zu beginnen oder ein Bild oder lege dich einfach zurück und schau in den Himmel.» Joan LittLeWood und CedriC PriCe, fun PaLaCe, 1961

«Choose what you want to do – or watch someone else doing it. Learn how to handle tools, paint, babies, machinery, or just listen to your favourite tune. Dance, talk or be lifted up to where you can see how other people make things work. Sit out over space with a drink and tune in to what‘s happening elsewhere in the city. Try starting a riot or beginning a painting – or just lie back and stare at the sky.» Joan LittLeWood and CedriC PriCe, fun PaLaCe, 1961

Veranstaltungen Events

Mittwoch & Donnerstag Atelier F400 Wednesdays & Thursdays Atelier F400 Sprache Language

Englisch / Deutsch Englisch / German Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS


Architecture & Energy

Collage for a concert hall in an industrial hall by Ludwig Mies van der Rohe, 1942

Grenzhof

Modulverantwortung Module Leader Prof. Annika Seifert Dozierende Lecturers Prof. Annika Seifert, Prof. Luca Deon Breathing Image Gunter Klix, Esther Mathis Experte Graue Energie Grey Energy Expert Gianrico Settembrini Gäste Guests Roger Boltshauser, Axel Humpert, Axel Simon Assistent Assistant Lucas Sager

.................................................................................................................................................................................................... Einführung

Im Frühjahrssemester 2020 beschäftigen wir uns mit Zukunftsszenarien für das Schulhausareal Grenzhof und seine potenzielle Rolle im wachsenden Stadtgefüge von Luzern. Der Grenzhof liegt im Nordwesten der Stadt in einem heterogenen Gebiet, das eine Schlüsselposition für die Verdichtung der Stadt einnimmt und ebenso durch Langzeitbewohner geprägt ist, wie durch zugezogene Migrantenfamilien. Begrenzt wird es durch die vielbefahrene Kantonsstrasse im Norden sowie durch den nahegelegenen Grünraum des Sonnenberges im Süden. Die Gebäude des bestehenden Schulhauses sind als frühe Vertreter der neuen Schularchitektur der Nachkriegszeit historisch bedeutend, aber schwerwiegend mit Naphtalin kontaminiert. Eine Weiternutzung als Schule wird daher ausgeschlossen. Für die Umnutzung des Areals mit neuen Funktionen erarbeiten die Studierenden einen differenzierten Ansatz für ihre individuellen Entwürfe unter Berücksichtigung städtebaulicher, architektonischer, sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Argumente. Sie entscheiden sich dabei zwischen drei denkbaren Szenarien: Sanierung, Erweiterung oder Neuentwicklung des Areals.

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Das zukünftige Programm für das Areal umfasst drei Schwerpunkte: 1. Multikultureller Markt: Wochenmarkt und permanente Einkaufs möglichkeiten mit regionalem Schwerpunkt 2. Quartierszentrum: Räume für Kulturveranstaltungen, Handwerk, Versammlungen 3.Work & Play: Betreuungseinrichtung für Kinder aller Altersstufen, ergänzt mit Co-Working Spaces für Eltern In unseren Abwägungen zum Umgang mit dem Bestand, zum geplanten Raumangebot und zu Materialisierung und Konstruktion begleitet uns das Thema der Grauen Energie. Introduction

In the Spring Semester 2020, we will develop different scenarios for the future of the Grenzhof schoolhouse grounds and their potential role in the growing urban fabric of Lucerne. The Grenzhof (German „Grenz“ = boundary, border) is located in the northwest part of the city in a heterogeneous area that occupies a key position in the effort to increase the city’s population density; it is characterised both by long-time residents and migrant families recently relocated here. It is bordered to the north by the heavily trafficked Kantonsstrasse and to the south by the green space of the Sonnenberg. As early examples of the modern school architecture of the post-war period, the existing schoolhouse buildings are historically significant, but they are heavily contaminated by naphthalene. Continued use as a school is therefore impossible. To convert the site for new functions, students will work out a detailed approach to their individual designs while taking into account urban-planning, architectural, societal, ecological and economic arguments. They will decide between three conceivable scenarios: renovation, expansion or redevelopment of the site. The future programme for the site has three focuses: 1. Multicultural market: Weekly market and permanent retail facilities 2. Community centre: Rooms for cultural events, crafts, gatherings 3. Work & Play: Child care for children of all ages supplemented by co-working spaces for parents In developing our approach to the existing buildings, the proposed spatial programming, as well as the construction, and choice of materials, we will familiarize ourselves with the topic of Grey Energy.

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Sho Ito, I Live the Way I Want, 2016

Aldo van Eyck, Playground in an empty site, Amsterdam, 1956


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Luzern - Littau Lucerne - Littau

Luzern wächst. Bis 2035 soll die Einwohnerzahl von Luzern von 82‘000 auf 96‘000 steigen. Potenzial für weiteres Wachstum besteht vor allem im 2010 eingemeindeten Littau im Nordwesten der Stadt. Dort sollen rund zwei Drittel der neu benötigten Infrastruktur entstehen. Das Quartier Längweier/Grenzhof gilt seit dem Zusammenschluss mit Luzern als eines der wenigen innerstädtischen Entwicklungsgebiete. Im Quartier werden in den nächsten 15 Jahren grosse städtebauliche Veränderungen stattfinden. Die Herausforderung besteht darin, Voraussetzungen zur Entstehung einer eigenen städtischen Identität, eine funktionierende Nutzungsmischung und aneignungsoffene Räume zu schaffen. Grosse Baulücken sollen geschlossen werden und es gilt gleichzeitig die hohe Qualität des Freiraums zu erhalten und die Verkehrsbelastung zu reduzieren. Die lärmbelastete Luzernerstrasse ist geprägt von der Lage zwischen den beiden in ost-westlicher Richtung verlaufenden Hügelzügen Gütschwald und Zimmeregg. In Bezug auf das Stadtzentrum Luzern liegt das Gebiet eher peripher. Diese besondere Lage an der Peripherie des „alten“ Luzern, heute am Übergang zum Stadtteil Littau, prägt den Ort bis heute. Littau und Luzern sind erst im 20. Jahrhundert baulich zusammengewachsen. Der Charakter des Quartiers ist nach wie vor geprägt von der eher kleinteiligen Bebauung und Genossenschaftswohnungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und neueren Nachkriegswohnbauten und Industriebauten, als Littau einen Einwohnerschub erfuhr. Das Areal Grenzhof liegt im Westen von Luzern wo die Bernstrasse in die Luzernerstrasse übergeht und markiert damit die ehemalige Stadtgrenze zu Littau. Sowohl auf der Luzerner Seite als auch auf der Littauer Seite befindet sich je eine Schulanlage, Grenzhof beziehungsweise Rönnimoos, dazwischen Grünraum mit Sportplätzen. Durch den Zusammenschluss der Gemeinden wurde die unmittelbare Nachbarschaft der beiden Schulen überflüssig und eine Zusammenlegung absehbar. Trotz des Zusammenschlusses bleibt der Grenzhof ein Ort zwischen zwei Orten, ein undefinierter Ort in einem heterogenen Stadtteil, der sowohl von Langzeitbewohnern als auch von Migrantenfamilien geprägt ist. Das Quartier verdankt seinen Charakter der durchmischten Bewohnerschaft, dem vielfältigen Angebot an Läden und gastronomischen Einrichtungen, sowie den diversen Nischen für Gewerbe, selbstständig Erwerbende und Kunstschaffende. Die Schulanlage Grenzhof selbst dient nebst der Schulnutzung auch als öffentlicher Raum, der rege genutzt wird. Er stellt im dicht bebauten und viel befahrenen Quartier eine willkommenes Aussenraumangebot dar. Zusammen mit dem benachbarten Sportplatz nimmt die Anlage so im Quartier auch eine wichtige soziale Aufgabe wahr. Der Grenzhof spielt eine zentrale Rolle für die Identität des Quartiers. Lucerne is growing. It is estimated that by 2035 the population of Lucerne will increase from 82,000 to 96,000. The greatest potential for growth is in Littau, an area in the north-western part of the city which was incorporated in 2010. Since its incorporation into Lucerne, the Längweier/Grenzhof neighbourhood has been regarded as one of the few inner-city areas with potential for development. Large urban planning changes will occur in this neighbourhood over the next fifteen years. The challenge is to create the conditions for the creation of its own urban identity, a functioning mix of uses and spaces open to appropriation by the residents. The goal is to fill in large vacant lots while at the same time preserving the high quality of its open space and reducing the burden of traffic.

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Noisy Luzernerstrasse is nonetheless characterised by its location between two ranges of hills running east-west: Gütschwald and Zimmeregg. In relation to the centre of Lucerne, this area is rather peripherally located. This special place on the periphery of ‘old’ Lucerne, which today represents the transition to the Littau district still distinguishes the place today. Littau and Lucerne did not grow together into one architectural unit until the twentieth century. The neighbourhood is still characterised by rather small buildings and apartment buildings run by housing cooperatives from the late nineteenth and early twentieth centuries and by more recent, post-war buildings and industrial buildings after the population of Littau began to grow.

Aerial view of Lucerne - Littau, 2017

The Grenzhof site is located in the western part of Lucerne at the intersection of Bernstrasse and Luzernerstrasse, thus marking the old border to Littau. There is a school on the Lucerne side as well as the Littau side (Grenzhof and Rönnimoos, respectively) and between them a green space with playing fields. The merging of the municipalities made it unnecessary to have two schools so close together, and it is expected that they will be fused. Despite the merger, the Grenzhof is still a place between two places: an undefined place in a heterogeneous section of the city characterised by both long-term residents and migrant families. The neighbourhood owes its character to a mixed population, a varied supply of stores and restaurants and diverse niches for commerce, the self-employed and artists. The Grenzhof schoolground is used not only by the school but frequently also as a public space. In this densely built and heavily trafficked neighbourhood, it is a welcome outdoor space. Together with the playing field, the schoolground fulfils and important social task. The Grenzhof plays a central role in the identity of the neighbourhood.

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Grenzhof Grenzhof

Die Schulanlage Grenzhof wurde von 1964 bis 1967 nach den Plänen der Architektengemeinschaft Hans U. Gübelin und Friedrich E. Hodel erbaut und leistete einen wichtigen Beitrag zum Schulhausbau der Nachkriegszeit gemäss den Prinzipien der Neuen Pädagogik. Die vier höhengestaffelt, orthogonal zueinander gesetzten Baukörper liegen am nördlichen Fuss des Gütschwalds und sind gelungen in den natürlichen Verlauf der Topografie eingebettet. Die Schulanlage liegt leicht erhöht und erstreckt sich entlang der Luzernerstrasse über ein weitläufiges Gelände. Der dreiseitig gefasste Schulhof wird strassenseitig von Norden her betreten. Die Erschliessung der jeweiligen Baukörper erfolgt über teilweise durch Passerellen gedeckte Treppen und Rampen. Grünflächen und asphaltierte Plätze wechseln sich mit Vegetation ab und schaffen so vielfältig bespielbare Aussenräume. Im Zentrum der Schulanlage stehen die beiden zweigeschossigen, achsialsymmetrischen Schulpavillons. Hinzu kommen ein Gebäude in Massivbauweise, in welchem die Nachmittagsbetreuung stattfindet, sowie eine Turnhalle. Die beiden Schulpavillions sind als Stahlkonstruktion errichtet. Das tragende Stahlskelett definiert die Gebäudestruktur, gleichzeitig bildet es das Grundraster für die mit Blech und Glas verkleideten Fassaden. Die vorgehängten, glatten Fassadenbleche und die grossformatigen Fenster umspannen die schlichten, horizontal gegliederten Baukörper als flächige Aussenhaut, die im Jahr 2001 saniert wurde. Die zweigeschossigen Unterrichtspavillons stehen auf Stützen. Durch das Zurückversetzen der Verglasung im Erdgeschoss entstehen entlang der Längsfassaden überdeckte Pausenhallen. Das Erdgeschoss beherbergt das Foyer, welches als kommunikativer Verteilraum dient und zudem die Ost-West Durchsicht ermöglicht. Das Obergeschoss ist durch zwei grosszügige Kaskadentreppen erschlossen. Fensterfronten an den Kopfenden gewähren die natürliche Belichtung der Erschliessungszone und bieten Platz für Sitzgelegenheiten und temporäre Arbeitsplätze. Die vier Schulzimmer sind ost- und westseitig an den Erschliessungskern angebunden. Grosse Fensterfronten gewähren viel Licht und den Blick ins Grüne. Durch die Überhöhung der Schulräume, erlauben korridorseitig angebrachte Oberlichter eine zusätzliche Belichtung und Querdurchlüftung der Klassenzimmer. 2015 wurde festgestellt, dass die Böden der Grenzhof-Schulgebäude mit dem Schadstoff Naphthalin kontaminiert sind. Die Diffusion in Wände, Gegenstände, Stühle und Tische stellen eine grosse Herausforderung für die Sanierung des gesamten Gebäudes dar. Bei der vorliegenden Belastung ist die Benutzung durch Kinder nicht zulässig. Zur Zeit ist einer der Schulpavillons durch Einbau einer kontrollierten Lüftung provisorisch weitergenutzt, im März 2020 wird der Schulbetrieb in den belasteten Gebäuden gänzlich eingestellt. Bis dahin wird südlich der Schulanlage ein Provisorium fertiggestellt, welches bis 2025 in Betrieb sein wird. Danach soll der geplante Neubau beim angrenzenden Schulhaus Rönnimoos bereit sein, um die Schulkinder und das Lehrpersonal beider Schulhäuser aufzunehmen.

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Blue - Perimeter for project work scale 1:1000 Red - Perimeter for project work scale 1:100

External view of the Grenzhof schoolground, 1967


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Upper floor plan of the classroom pavilion, 2018

Classroom in the Grenzhof schoolground, 1967

Covered outdoor breakroom at the Grenzhof schoolground, 1967


The Grenzhof schoolground was built from 1964 to 1967 according to plans by the Architektengemeinschaft Hans U. Gübelin and Friedrich E. Hodel and made a real contribution to the schoolhouse construction of the post-war period in keeping with the principles of New Pedagogy. The four in height staggered building and orthogonally related volumes lie at the northern foot of the Gütschwald range and are effectively embedded int the natural course of the topography. The schoolground is slightly elevated and extends across a spacious area along Luzernerstrasse. The schoolyard, which is enclosed on three sides, is tended from the north on the street side. The various buildings are accessed via partially covered foot bridges, stairs and ramps. Green spaces and asphalted squares alternate with vegetation, thus creating diverse outdoor spaces that can be used. At the centre of the schoolyard stand the two two-story, axially symmetric school pavilions. There is also a solid-construction building where afternoon care is offered and a gymnasium. The two school pavilions are steel constructions. The load-bearing steel frame defines the building structure; at the same time, it establishes the grid for the façades, which are clad in sheet metal and glass. The smooth sheet-metal curtain façades and the large-format windows are stretched over the simple, horizontally articulated building volumes like an outer skin; it was refurbished in 2001. The two-story teaching pavilions stand on stilts. The recessing of the glass on the ground floor forms covered break halls along the façade of the long end. The ground floor houses the foyer, which serves as a communicative distributing space and also provides a view through from east to west. The upper story is accessed via two generous cascading stairways. Window façades on the short ends provide natural light in the access zone and offer room for seating and temporary workspaces. The four schoolrooms are connected to the access core on the east and west sides. Large window façades provide lots of light and a view of greenery. Because the schoolrooms are elevated, skylights on the corridor side provide additional light and cross-ventilation in the classrooms. In 2015, it was determined that the floors of the school building are contaminated with the hazardous material naphthalene. Its diffusion into walls, objects, chairs and tables represents a great challenge to refurbishing the entire building. At the present level of contamination, use by children is not permitted. One of the school pavilions is being used temporarily thanks to the installation of controlled ventilation, but in March 2020 school operations in the contaminated buildings will be stopped completely. A temporary building south of the schoolground will have been completed by then and will remain in operation until 2025. The planned new building at the neighbouring Rönnimoos schoolhouse should be ready by then for the schoolchildren and teachers of both schools.

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Umbau, Erweiterung oder Neubau? Renovation, Extension or New Construction?

Was mit den Gebäuden des Grenzhofschulhauses passieren wird, ist noch offen. Die Stadt hatte bereits 2018 entschieden, dass sie nicht weiter der Schulnutzung dienen sollen und plant den Rückbau und Neuentwicklung des Areals. Gleichzeitig betonen örtliche Berufsverbände und die Denkmalpflege die historische Relevanz der Gebäude, oder zumindest des Ensembles und seiner städtebaulichen und räumlichen Qualitäten und setzen sich für seinen Schutz ein. Ein Entschied, ob die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wird, soll Anfang 2020 gefällt werden. Im Umgang mit dem Grenzhof-Areal entscheiden sich die Studierenden frühzeitig im Semester für die Strategie, die ihnen durch sorgfältige Analyse städtebaulicher und architektonischer Qualitäten, energetischer Aspekte und in Abwägung der Angemessenheit der gewählten Mittel geboten erscheint:

→ Sanierung und Umbau → Teilrückbau und Ergänzung → Rückbau und Neubau Alle drei Szenarien sind ebenso relevant wie realistisch, gefordert ist jedoch die nachvollziehbare Formulierung einer eigenen Haltung und ihre ebenso präzise wie sensible Umsetzung. Im Entwurfsprozess begleiten uns Überlegungen zur Grauen Energie – also aller für den gesamten Erstellungs- Wartungs- und Rückbauprozess des Projektes voraussichtlich benötigten Energie. Zu Beginn des Semesters lernen wir einfache Werkzeuge kennen, die uns helfen, frühe Weichenstellungen im Entwurf und ihre Hebelwirkung für die Energie-Bilanz eines Projektes zu verstehen. Im weiteren Semesterverlauf stehen uns Experten mit umfassenden Berechnungen zur Seite. What will happen with the buildings of the Grenzhof schoolhouse is still an open question. The city had decided in 2018 that it should not be used as a school and planned to dismantle and redevelop the grounds. At the same time, local professional organisations and the historical preservation authorities emphasised the historical importance of the buildings or at least of the ensembles and its urban planning and spatial qualities and argued that it should be preserved. A decision as to whether the facility will be listed is to be made in early 2020. Regarding their approach to the Grenzhof grounds, the students will decide early in the semester on a strategy that seemed appropriate based on their careful analysis of the urban planning and architecture, energy usage and the appropriateness of the means selected:

→ Renovation and conversion → Partial dismantling and extension → Dismantling and new construction All three scenarios are as relevant as they are realistic, but it is necessary to formulate in an intelligible way one’s own attitude and how it can be realised precisely and sensibly. From an early stage on, we aim to integrate the consideration of Grey Energyinto our design process – that is to say, the energy estimated to be necessary for the entire process of building, maintaining and dismantling of the project. At the beginning of the semester, we will familiarize ourselves with simple tools to help establish the direction of the design early on and to understand effective levers for the energy balance of a project. Over the course of the semester, experts assisted us with thorough calculations.

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«Jeder Stoff ist nur das wert, was wir aus ihm machen.» LudWig Mies Van

der

rohe, 1938

«Every material is only worth what we make of it.»

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der

rohe, 1938

Giuliani Hönger, Weichenbauhalle, Berne, 2010

Cedric Price, InterAction Centre, London, 1972

LudWig Mies Van


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Programm Program

Stadt und Quartiervereine wünschen sich für das Grenzhofareal eine Nutzungsdurchmischung, die neben Wohnungsbau auch Quartiersnutzungen und identitätsstiftenden Aussenraumqualitäten bieten soll. Im kleineren Massstab werden das städtebauliche Konzept und vorgeschlagene Nutzungsverteilung erarbeitet. Im Objektmassstab fokussieren wir schliesslich auf die öffentlich zugänglichen Nutzungen. Diese sprechen unterschiedliche Einzugsradien vom Grossraum Luzern bis zur unmittelbaren Nachbarschaft an und können konzeptabhängig flexibel interpretiert werden: Multikultureller Markt - Radius Stadt ~ 600m2 plus Marktfläche im Aussenraum

Quartierszentrum - Radius Quartier ~ 900m2 plus Aussenraum

Work & Play - Radius Nachbarschaft ~ 900m2 plus Aussenraum

Wochenmarkt: 2x wöchentlich innen – aussen, lokal – international, regulär – temporär Einzelhandel: Lebensmittel, Verbrauchsgüter Restauration: Restaurant, Marktcafé Mehrzwecksaal Musik-, Tanz-, Theaterräume Werkstätten Bibliothek Rezeption, Büros, Verwaltung Kindertagesstätte – 0-4 Jahre Nachmittagshort – 4-12 Jahre Jugendzentrum – 12-18 Jahre Co-Working Space

Infrastruktur

Cedric Price, The endless Fun Palace project, 1961

Konzeptabhängig Anlieferung Erschliessung Aussenraum

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The city and the neighbourhood associations want the Grenzhof grounds to have a mix of uses, offering not only housing but also neighbourhood uses and outdoor qualities that will help create identity. The urban planning concept and proposed distribution of use were worked out on a smaller scale. On the scale of the complex, we focus exclusively on public accessible uses. They speak to different catchment radiuses: from the greater Lucerne region to the immediate neighbourhood and can be interpreted flexibly in keeping with the concept: Multicultural Market - Radius City ~ 600m2 plus market space outdoors

Community Centre - Radius Quarter ~ 900m2 plus outdoor space

Work & Play - Radius Neighbourhood ~ 900m2 plus outdoor space

Market: twice a week, indoors – outdoors, local – international, regular – temporary Retail: food and consumer goods Food services: Restaurant, market café Multipurpose hall Music, dance and theatre spaces Workshops Library Reception, offices, administration Day-care centre for children – 0–4 years Afternoon day-care – 4–12 years Youth centre – 12-18 years Co-working space

Infrastructure

HVDM Architects, Angelika Juppien, Neubad, Lucerne, 2016

According to concept Delivery Access Outdoor space

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Semesterstruktur Semester Structure

Die Arbeit im Semesterentwurf ist begleitet durch wöchentliche Tischkritiken in Gruppen und strukturiert durch Workshops, Zwischen- und Schlusskritik. Die Studierenden lernen so, ihre eigene Entwurfshaltung zu formulieren und durch kritische Reflexion laufend zu präzisieren. Regelmässige Präsentationen in Wort und Bild zeichnen den eigenen Prozessablauf ab, fördern die Selbstreflexion und geben in der Repetition eine Entwurfssicherheit. Die Entwurfsmethodik im Fokusprojekt wird ausserdem in Bereiche strukturiert, welche in gemeinsamen Workshops fortlaufend durch das Semester vertieft werden. Diese bedingen sich gegenseitig und werden zum Semesterende hin synthetisiert: Wissensaneignung

Forschung im Klassenverband: Analysen und laufende Problemlösungen werden strukturiert im Kollektiv besprochen. Im Klassenverband können so grosse Mengen an Wissen gesammelt, sowie Erfahrungen ausgetauscht werden. Das Lehrteam stellt Inputs und Material zur spezifischen Thematik zur Verfügung. Energie im Entwurf

Im Entwurf erarbeiten die Studierenden typologische Fragen bis zum detaillierten Gebäudemassstab: Was sind die Eigenheiten des Programms im spezifischen Kontext und wo findet es seinen Ort? Wie sieht eine den lokalen Möglichkeiten angemessene Konstruktion, Struktur, Materialisierung des Gebäudes aus? Welchen Einfluss haben frühe Weichenstellungen im Entwurf nicht zuletzt auf die Graue Energie? Künstlerische Betrachtung

Die Annäherung an die Entwurfsaufgabe geschieht bereits in der Vorübung über das atmosphärische Bild. Das Modell als Arbeitswerkzeug und daraus erzeugte Bilder helfen uns auch im weiteren Semesterverlauf, den Entwurf sowohl räumlich- konstruktiv, als auch atmosphärisch-architektonisch weiterzuentwickeln. Am Ende dieser Entwicklung steht ein Breathing Image, eine Bildform, die wir zusammen mit der Künstlerin Esther Mathis erarbeiten und die uns erlaubt, immateriell-energetische und sinnlich-atmosphärische Phänomene darzustellen – Licht, Temperatur, Luftbewegung, Reflexion, Materialität... Work on the semester design will be accompanied by weekly desk critiques in groups and structured by workshops, an interim critique and a final critique. The students will learn to formulate their own approach to the design and to make it every more precise by reflecting on it critically. Regular presentations with words and images will illustrate individual progress, encourage self-reflection and increase design confidence through repetition. The design methodology for the focus project will also be structured according to areas that will be explored in greater depth throughout the semester in joint workshops. They influence one another reciprocally and are synthesised at the end of the semester: Appropriation of Knowledge

Joint research in the classroom: analyses and ongoing solutions are discussed in a structured way and collectively. This makes it possible to acquire lots of knowledge in the classroom and exchange information gained from the experiences. The teaching team makes inputs and material on the specific themes available. Energy in the Design

In the design, students will work out typological questions right down to the detailed building scale: What are the unique features of the programme in the specific context and where does it find its place? What are the construction, structure and materialisation of the building that are best suited to the local opportunities? What influence do early decisions about the design have, not least on Grey Energy?

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Observing Artistic

Radius, interference, network, Kim Esjieun, Ligne(s) et performance(s) X, 2015, Ink on paper

The approach to the design task begins already with the preliminary exercise on the atmospheric image. The model of the working tool and the images that result from that help us in the further course of the semester to refine the design in terms not only of space and construction but also of atmosphere and architecture. At the end of this process, we will have a Breathing Image: a picture that we will work out in collaboration with the artist Esther Mathis, which will enable us to present immaterial-energetic and sensory-atmospheric phenomena: light, temperature, air circulation, reflection, materiality ‌

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3 «In meinem Befinden spüre ich, in was für einem Raum ich mich befinde.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 122

«In my disposition, I sense what kind of space I’m in.» gernot böhMe, atMosPheriC arChiteCtures,

trans .

a.-C. engeLs-sChWarzPauL (London, 2017), P. 90

Veranstaltungen Events

Mittwoch & Donnerstag Atelier F400 & vor Ort: „Waschhüsli“ St. Ottilien Wednesdays & Thursdays Atelier F400 & on site: washhouse St. Ottilien Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS


Architecture & Material

„Waschhüsli“ St. Ottilien, West view with entrance

St. Ottilien – the „Waschhüsli“ as catalyst

Modulverantwortung Module Leader Prof. Dieter Geissbühler Dozierende Lecturers Prof. Dieter Geissbühler, Dr. Uwe Teutsch Assistentin Assistant Anthony Frank

.................................................................................................................................................................................................... Einleitung

Ausgehend von Adolf Loos: «Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr inneren Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet.»1 sind wir der Überzeugung, dass wir von diesem „Alten“ sehr viel lernen können. Das bedeutet aber auch, dass die neue Architektur sich der Erkenntnisse des Alten bedienen kann, dass es aber nicht genügt dieses Alte zu kopieren. Es bedarf einer Neuinterpretation, einer Erfindung, sowohl bezüglich der architektonischen Form wie der Wohnform als Lebensweise. In diesem Sinne sollen aus dem regionalen Nährboden neue, zeitgemässe Hypothesen erarbeitet und mittels architektonischer Interventionen atmosphärisch geladene Projekte entwickelt werden. 43


Introduction

Aerial view of St. Ottilien with pilgrimage chapel and washhouse

Starting out from Adolf Loos – Changes in the old way of building are permissible only when they are improvements. Otherwise stick to things as they always have been. For truth, even if it be hundreds of years old, has a closer connection with our inner being than the untruth marching along beside us.’2 – we are convinced that very much can be learned from this ‘old’. But that also means that new architecture can make use of the knowledge of the ancients. It is not sufficient to copy the old, however: it requires reinterpretation, invention, both in terms of architectonic form and housing form as a way of living. In that spirit, new, contemporary hypotheses must be worked out based on the local environment and atmospherically charged projects developed through architectural interventions.

1 adoLf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 330. 2 adoLf Loos: ‘Rules for Building in the Mountains’, in idem, On Architecture, trans. Michael Mitchell (Riverside, CA, 2002), p. 123

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Wallfahrtskapelle St. Ottilien

«Waschhüsli»


Focus Material & Structure HS18, Workshop in Kyoto, photo by Prof. Dieter Geissbühler

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«Die Atmosphären sind dasjenige, worin man sich befindet.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 123

Entwerferische Grundlagen

Atmosphäre

Der Begriff Atmosphäre taucht bei Peter Zumthor wie bei Juhani Pallasmaa auf und Gernot Böhme, Philosoph mit einem Themenschwerpunkt in der Technik, hat dazu ein erhellendes Buch geschrieben: Architektur und Atmosphäre. Daraus sind die folgenden Zitate, die einen Einblick geben in das Potential dieses Begriffes, für ein zeitgenössisches Verständnis der Architektur. Diese Zitate sind ergänzt durch einige persönliche Gedanken zur Konstruktion.

Peter Zumthor «Architektur hat ihren eigenen Existenzbereich. Sie steht in einer besonders körperlichen Verbindung mit dem Leben. In meiner Vorstellung ist sie zunächst weder Botschaft noch Zeichen, sondern Hülle und Hintergrund des vorbeiziehenden Lebens, ein sensibles Gefäss für den Rhythmus der Schritte auf dem Boden, für die Konzentration der Arbeit, für die Stille des Schlafs.» zuMthor, Peter: arChitektur denken, Basel: Birkhäuser 1999

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Gernot Böhme «So gesehen sind Atmosphären etwas, was das menschliche In-der-Welt-Sein im Ganzen bestimmt, also seine Beziehung zu Umgebungen, zu anderen Menschen, zu Dingen und Kunstwerken.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 104

«Die entscheidende Erfahrung kann man nur machen, wenn man durch seine Anwesenheit an dem Raum, den Architektur gestaltet oder schafft, teilnimmt. Diese Teilnahme ist eine affektive Tendenz, von dem Charakter eines Raumes, nämlich seiner Atmosphäre in unserem Befinden gestimmt werden.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 104

«Das Thema leibliche Anwesenheit im Raum stellt sich heute nicht nur der Architektur, sondern hat eine allgemeinere Aktualität, ja, man muss sogar sagen, dass die leibliche Anwesenheit für die Architektur heute wieder zu einem interessanten Thema wird, hat seinen Grund in dieser allgemeineren Aktualität, die sich aus dem Stand der technischen Zivilisation ergibt.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 114

«So hatte Wölfflin herausgearbeitet, dass die Raumgestalt von Architektur nicht bloss eine Tatsache der Anschauung ist, sondern vielmehr in und am Leib erfahren wird, gewissermasssen innerlich mit vollzogen.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 115

«Der Raum leiblicher Anwesenheit ist immer ein gestimmter Raum, es herrscht in ihm eine Atmosphäre – und sei es auch nur die Atmosphäre der Langeweile. Es sind solche Räume, die Architekten schaffen, jedenfalls von der Seite der Benutzer her gesehen. Dabei spielt, was sie traditionell im Auge haben, nämlich Form, Proportion und Abmessungen, durchaus eine Rolle. Nur geht es um die Weise, wie sie erfahren werden, als Enge und Weite, als lastend oder erhebend. Es sind dies Charaktere von Atmosphären, die auch durch die Geometrie eines Gebäudes bestimmt werden, doch nicht nur.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006

«Raum qua topos ist nach Aristoteles definiert als die innere Oberfläche der umgebenen Körper. Raum in diesem Sinne ist also wesentlich begrenzt, etwas in dem sich etwas befindet, der Ort. Die Mannigfaltigkeit der Orte bildet Gegenden, die sich wechselseitig umgeben. Der Raum im Sinne von spatium ist der Abstand zwischen Körpern. Er ist Distanz, die durchschritten werden kann, oder Volumen, das angefüllt wird. Beide Begriffe, topos wie spatium, das verbindet sie miteinander, beziehen sich wesentlich auf Körper, ihre Abmessung. Der Raum ist das, worin Körper ihre Lage finden und durch das hindurch sich Körper bewegen.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 118

«Es kommt heute darauf an, dem gegenüber den Standpunkt des erfahrenden Subjektes stark zu machen und zur Geltung zu bringen, was es heisst, leiblich in Räumen anwesend zu sein. Dieser Gesichtspunkt wird der Architektur eine neue Ebene von Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Jedoch sollte man weder die eine noch die andere Seite verabsolutieren.Die Wahrheit liegt vielmehr im Spiel zwischen beidem, zwischen Leib und Körper, zwischen Befindlichkeit und Tätigkeit, zwischen Wirklichkeit und Realität.» böhMe, gernot: arChitektur und atMosPhäre, München: Wilhelm Fink Verlag 2006, S. 126

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Konstruktion ist sowohl ein Akt des Denkens wie des physischen Tuns. In der Architektur zu oft als technische Methode verstanden, die den Herstellungsprozess systematisch darstellen will. Grundsätzlicher ist Konstruktion aber der Prozess des Zusammenbringens unterschiedlicher Aspekte, vom Programm über topografische Gegebenheiten bis zu Werkstoffen. In diesem Sinne ist der Prozess des Entwerfens eine konstruktive Handlungsweise, die eine äusserst resultatoffene hochkomplexe Ausgangslage zum Konstrukt (im Sinne der realisierten Baute) werden lässt. Im engeren Sinne des Bauens lässt sich Konstruktion als Fügeprozess, als Kombinatorik atmosphärisch wirkender Teile umschreiben. Fügen heisst in der Architektur vor allem Durchdringungen erzeugen. Wenn nun Architektur das Schaffen von Atmosphären ist, dann bedeutet dies, dass die Konstruktion etwas Verbindendes ist. Sie verbindet innere und äussere Atmosphären. An der Durchdringung, das sind sowohl Öffnungen im Sinne von Fenster und Türe wie auch konstruktive Verbindungen von Werkteilen, geschieht die Vermittlung von Atmosphären. Konstruktion ist damit sozusagen der Vermittler von Atmosphären, mit ihr werden atmosphärische Abläufe akzentuiert. Die Erscheinung der Architektur entsteht durch die Verarbeitung und das Fügen von Materialien mit sich selbst oder mit anderen Materialien. Das gebaute Konstrukt erhält dadurch spürbare Tiefe, darüber wird die atmosphärische Wirkung der Architektur gesteuert.

Machen und Denken

Im Semester werden parallel entwerferische wie theoretische Aspekte behandelt. Darüber hinaus, respektive in der Wechselwirkung dieser beiden nur scheinbar getrennten Aspekte, soll mit dem experimentellen Machen die inhärente ‹Logik› des Materials erspürt werden. Das Wissen, das aus dem Machen heraus entsteht, wird einem Wissen des Intellektes gegenübergestellt. Zentraler Aspekt bildet dabei die Reflektion der Erkenntnisse und die Rückführung in geistiges wie manuelles Handeln. Thematisch liegt das Augenmerk auf zwei Themenbereichen, die auf unterschiedliche Weise einen Beitrag zur Atmosphäre architektonischer Räume leisten:

Focus Material & Structure HS18, Workshop in Kyoto, Ninna-ji Temple, photo by Prof. Dieter Geissbühler

LANDSCHAFT & ORT MATERIAL & KONSTRUKTION

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Stift St. Michel, Beromünster, „Heart Jesu“, photo by Prof. Dieter Geissbühler

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«Atmospheres are ... the medium in which one finds oneself.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 92

Design Principles

Atmospheres:

Both Peter Zumthor and Juhani Pallasmaa used the term ‘atmosphere’, and Gernot Böhme, who in his philosophy focuses on technology, wrote an illuminating book on the subject: Architektur und Atmosphäre [in English translation: Atmospheric Architectures: The Aesthetics of Felt Spaces ]. The following quotes are cited from the translation and provide insight into the potential of the term for a contemporary understanding of architecture. Some personal thoughts on construction augment the quotes.

Peter Zumthor «Architecture has its own realm. It has a special physical relationship with life. I do not think of it primarily as either a message or a symbol, but as an envelope and background for life which goes on in and around it, a sensitive container for the rhythm of footsteps on the floor, for the concentration of work, for the silence of sleep.» Peter zuMthor: thinking arChiteCture, Basel: Birkhäuser, 1999, p. 13

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Gernot Böhme «Seen in this way, atmospheres shape a person’s being-in-the-world as a whole: the relationships to environments, to other people, to things, and to works of art.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 92

«One has to be bodily present [in these spaces]. Of course, one will then also consider the buildings and their structures, judging their scale and content, but to do so one need not be present. To have the definitive experience, one‘s disposition has to be tuned by one‘s presence in the space in question, that is, by its atmosphere.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 74

«The theme of bodily presence in space is important not only in architecture today, it is topical in a more general way. In fact, that bodily presence is again becoming an interesting topic for architecture today is owed to this more general relevance arising from our current stage of technological civilization.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 81

«Thus, Wölfflin had worked out that the spatial character of the architecture is not just a matter of opinion but that it is, rather, experienced in and on one‘s body, and in a sense internally matched.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 83

«...sensing the Where is actually at the same time ... integrative and specific, as it refers to the character of the space in which one is. We sense what kind of a space surrounds us. We sense its atmosphere. This has consequences for the perception of architecture: if it is true that architecture creates spaces, then to evaluate them one must go inside these spaces. .... Where we are (where we find ourselves) can still be interpreted topologically, as a positioning in space. And indeed, in sensing our bodily presence, both the distances to things (or, better put, their oppressive closeness or their receding expanse) and the geometry of space come into play.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 74

«According to Aristotle, space qua topos is defined as the inner surface of the surrounding bodies. In this sense, space is essentially delimited, it is something within which one is located, a place. The manifold of places constitutes regions that mutually surround each other. Space in the sense of spatium is the gap between bodies. It is the distance that can be traversed or volume that is filled. Both terms, topos and spatium, refer essentially to bodies, and that relates them to each other. Bodies delimit space, or space is the extension of bodies, that is, their dimensions. Space, then, is where bodies find a position and through which bodies move.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, p. 86

«What matters today is to strengthen the position of the experiencing subject and to foreground what it means to be bodily present in spaces. This aspect will take architecture to a new level of design potential. Neither side, however, should be made into an absolute. Rather, the truth resides in the interplay between the two, between felt and objective body, between disposition and activity, and between actuality and reality.» gernot böhMe: atMosPheriC arChiteCtures: the aesthetiCs of feLt sPaCes, ed. and transl. by A.-Chr. Engels-Schwarzpaul, London: Bloomsbury Academic, 2017, p. 95

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Construction is as much an act of thought as it is a physical activity. In architecture it is all too often understood as a technical method that seeks to systematically represent the construction process. However, construction is in essence the process of bringing together the different aspects, from the programme to topographical data and materials. Accordingly, the design process is a constructive procedure that enables the construction (in the interest of the realised building) to evolve out of a highly complex initial situation with an extremely open outcome. In the narrower sense of building, construction can be understood as the process of joining – of combining parts that have an atmospheric effect. In architecture, joining principally refers to interpenetrations. If, however, architecture is the creation of atmospheres, then construction is something that unites and connects. It interconnects interior and outdoor atmospheres. Interpenetrations are the means of communicating atmospheres, comprising openings such as windows and doors as well as structural elements connecting parts of the whole. Thus construction is, so to speak, an atmospheric agent, it is the means of accentuating atmospheric flows. The appearance of a piece of architecture is the product of the materials used – and how they are finished and combined with the same or other materials. This imbues the built construction with a palpable feeling of depth and controls the atmospheric effect of the architecture. Making and Thinking

Over the semester we will be concurrently addressing design and theoretical aspects. Additionally, in the interaction of these only seemingly separate aspects, experimental doing will inspire students to intuitively sense the inherent ‘logic’ of the materials. The knowledge arising from doing is compared with intellectual knowledge. In this regard, reflecting on the insights and feeding them back into intellectual and manual action play a key role. The focus is on two thematic fields, each contributing in a different way to the atmosphere of architectonic spaces:

Study Trip HS18, Haslach im Kinzigtal, photo by Prof. Dieter Geissbühler (l) Maderanertal, Hotel Maderanertal, photo by Prof. Dieter Geissbühler (r)

LANDSCAPE & SITE MATERIAL & CONSTRUCTION

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Ort und Geschichte Site und History

Ausgangslage

Der Weiler St. Ottilien in Buttisholz ist durch die Kapelle und eine Reihe von Bauten – Wohnhäuser, Stallgebäude, ehemaliges Käsereigebäude und weitere kleinere Nebenbauten geprägt. Der Weiler weist bis heute eine sehr charakteristische räumliche Disposition auf, die gegebenerweise durch die markante Kapelle geprägt ist. Zur Anlage der Kapelle gehört auch das ehemalige «Waschhüsli» mit angebautem Schopf. Zusammen mit der Käserei wird Kapelle und «Waschhüsli» durch eine Stiftung bewirtschaftet und unterhalten.

«Die Kapelle ist der hl. Ottilia geweiht. Die hl. Ottilia ist die Fürbitterin für gutes und gesundes Augenlicht» 3 St. Ottilien

„Das Volk nahm am Geschehen der Kapelle seit jeher regen Anteil. Zur Unterstützung der Kapelle wurde bereits 1572 eine Bruderschaft eingeführt. 1581 erbaute Sebald Imbach eine neue Kapelle und erweiterte sie 1598. In einer Notiz ist festgehalten, dass St. Ottilien bereits 1632 „mit Messen und Gaben gut versehen“ sei. Unter dem Patronat der Kollatorenfamilie Feer baute 1669 der Luzerner Patrizier Jost Melchior Zur Gilgen anstelle der verfallenen Vorgängerkapelle die heutige Kapelle. Auf der Kupferplatte aus dem Jahre 1669, die sich im Turm befindet, steht zu lesen: „Die Kapelle der St. Ottilia ist erstmals vor ungefähr 100 Jahren durch Sebald im Bach zu Ehren dieser Schutzheiligen erbaut worden und seither stets durch Wunderereignisse bekannt gewesen; mit der Zeit ist sie heruntergekommen und baufällig geworden.“ Bereits 1678 weist das Kapellengut einen Bestand von 500 Gulden auf. 1831 wird ein Vermögen von 10‘900 Gulden, 1842 ein solches von 12‘550 Gulden verzeichnet. Die Rechnungsablage durch den Pfleger erfolgte jeweilen im Schloss vor dem Kollator und dem Pfarrer. Im Zuge der Selbständigkeitsbestrebungen der Kirchgemeinden in den Wirren der Französischen Revolution, versuchte auch der Hofbesitzer von St. Ottilien, die Kapelle zu privatisieren. Das Gemeindegericht wies ein solches Begehren ab. Die Kapelle blieb selbständig, doch der Hof Brüggen (beide heutigen St. Ottilien-Höfe und Umgebung) hatte die Baulast zu tragen.

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httP ://www.ottilienkapelle.ch/index. asp?inc=index.asp

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httP ://www.ottilienkapelle.ch/index. asp?inc=geschichte .asp

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Nach und nach verarmte die Kapelle. Der Bauzustand wurde zunehmend schlechter. Die ersten nachweisbaren Restaurierungshinweise finden sich 1798, 1820 und 1826. Eine weitere Restaurierung erlebte die Kapelle 1832. 1896 erhielt die Kapelle für Fr. 6000.00 das erste Kupferdach. 1912 wurde eine Restaurierung beschlossen, aber wegen fehlender Bundesbeiträge nicht ausgeführt. Erst 1924/25 erfuhr die Kapelle eine Überholung. 1926 wurde die Kapelle von Josephus Ambühl, Bischof von Basel und Lugano, wieder eingeweiht. Den Hauptaltar weihte man den Heiligen Ottilia, Jost und Luzia. Reliquien der Thebäischen Legion wurden eingelegt. Unter dem Patronat der eidgenössischen und kantonalen Denkmalpflege wurde das liebenswürdige Kleinheiligtum 1985/86 innen und aussen stilgerecht restauriert. Am 1. Juni 1986 weihte Regionaldekan Johannes Amrein die Kapelle wieder ein. 2011 folgte wieder eine Restaurierung im Innen- und Aussenbereich. Die früher vorhandene Stuckfarbigkeit wurde wieder hergestellt und das Deckenrelief restauriert.“4


Auf Initiative des Präsidenten der Kapellenstiftung St. Ottilien, Herr Isidor Stadelmann, konnte mit Prof. Dieter Geissbühler, Leiter des Fokus Architektur & Material am Institut für Architektur der Hochschule Luzern – Technik & Architektur eine Zusammenarbeit vereinbart werden. Im Rahmen eines Entwurfsstudios im Masterkurs Architektur soll untersucht werden, wie das baufällige Gebäude umgenutzt und gleichzeitig saniert werden kann. Dabei geht es darum, dass für das Gebäude eine Nutzung definiert wird, die im Zusammenhang mit dem thematischen Umfeld der Kapelle steht. Mit dem Bezug auf die hl. Ottilia, als Fürbitterin für gutes und gesundes Augenlicht, soll für die gesamte Anlage eine thematische Verknüpfung erreicht werden, welche dem Ort St. Ottilien eine erweiterte Bedeutung beimessen kann. Das „Waschhüsli“

→ Siehe Kapitel „Baugeschichte“ im Dokument „Geschichte und Dokumentation – Gebäude Nr. 237b auf Parzelle Nr. 1333 GB Buttisholz“, verfasst von Isidor Stadelmann 12. September 2018 Das Gebäude ist baufällig und braucht in näherer Zukunft gewisse Erhaltungsmassnahmen. Allerdings sind die einzelnen Bauteile im grossen Ganzen in stabilem Zustand, einige tragende Bauteile sind aber sicher auszuwechseln oder zu verstärken.

«The chapel is dedicated to Saint Ottilia. Saint Ottilia is the intercessor for good and healthy eyesight» 5 Initial Situation

The hamlet of St. Ottilien in Buttisholz is marked by a chapel and a series of buildings: homes, stables, former cheese factory and other small side buildings. Even today, the hamlet retains a very distinctive spatial layout thanks to the striking chapel. On the chapel grounds there is a former ‘Waschhüsli’ (washhouse) with a barn built as an extension. The chapel, washhouse and cheese factory are operated and maintained by a foundation. St. Ottilien

„The people have always participated actively in chapel activities. A fraternity was formed to support the chapel in 1572. In 1581, Sebald Imbach built a new chapel and expanded it in 1598. A note records that St. Ottilien was “well served with masses and gifts” as early as 1632. Under the patronage of the Feer family of prebendaries, the Lucerne patrician Jost Melchior Zur Gilgen built the present chapel in 1669 to replace its dilapidated predecessor. A copper plaque from 1669 in the tower reads: „The Chapel of St. Ottilia was first built around a hundred years ago by Sebald im Bach to honour that patron saint and has been famous for miraculous events ever since; over time, it became run-down and in need of repair.”

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httP ://www.ottilienkapelle.ch/index. asp?inc=index.asp

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By 1678, the fund for the chapel already held 500 guilders. In 1831, a value of 10,900 guilders was recorded; in 1842, it was 12,550 guilders. The accounting by the caretaker was done in the castle in the presence of the prebendary and the priest. As part of the efforts of church parishes to achieve independence during the turmoil of the French Revolution, the owner of manor of St. Ottilien tried to privatise the chapel. The local court rejected that request. The chapel remained independent, but the Brüggen manor (now the manors of St. Ottilien and environs) had to take over the easement.


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„Waschhüsli“ St. Ottilien, Inventory 2017, floor plan and section

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Waschhüsli - Schnitt A

Waschhüsli St. Ottilien

Heutiger Bestand - Mst. 1:200

Waschhüsli - Grundriss 2

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1

A

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„Waschhüsli“, South elevation, 11.4.2018


The chapel grew poorer. Gradually, the condition of the building declined. The first documented references to restoration date from 1798, 1820 and 1826. The chapel was restored again in 1832. In 1896, the chapel was given its first copper roof at a cost of 6,000 francs. In 1912, a resolution was passed for another restoration but it was not carried out because federal funds were lacking. Not until 1924–25 was the chapel overhauled. In 1926, the chapel was rededicated by Josephus Ambühl, Bishop of Basel and Lugano. The main altar was dedicated to Saints Ottilia, Jost and Lucia. Relics from the Theban Legion transferred there. Under the patronage of the federal and cantonal historical preservation authorities, this small, charming shrine was appropriately restored inside and out in 1985–86. On 1 June 1986, the deacon for the region, Johannes Amrein, rededicated. In 2011, another restoration of the interior and exterior followed. The original painting of the plaster was recreated and the ceiling relief was restored.“6 On the initiative of the president of the Kapellenstiftung St. Ottilien, Mr. Isidor Stadelmann, an agreement on collaboration was reached with Prof. Dieter Geissbühler, head of the Focus Architecture & Material at the Institute of Architecture at the Lucerne University of Applied Sciences and Arts – Engineering & Architecture. A design studio in the master’s course on architecture will study how the dilapidated building can be simultaneously converted and restored. The goal is to define a use for the building that is appropriate to the thematic context of the chapel. With reference to Saint Ottilia as the intercessor for good and healthy eyesight, a thematic connection for the entire grounds should be found that can lend new meaning to the site of St. Ottilien. The „Waschhüsli“

→ See the chapter „Baugeschichte“ in the document „Geschichte und Dokumentation – Gebäude Nr. 237b auf Parzelle Nr. 1333 GB Buttisholz“, written by Isidor Stadelmann, 12 September 2018 The building is in need of repair, and certain preservation measures will be required in the near future. For the most part, however, the individual parts of the building are in stable condition, but several load-bearing elements will surely need to be replaced or reinforced.

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httP ://www.ottilienkapelle.ch/index. asp?inc=geschichte. asp

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Aufgabenstellung The Assignment

Aufgabenstellung

Die Kapelle mit Käserei und „Waschhüsli“ bilden den Teil des Weilers, der durch die „Pilger“ genutzt wird, respektive genutzt werden könnte. Während in der Käserei mit dem «Pilgerstübli» eine wichtige Nutzung untergebracht werden konnte, steht das „Waschhüsli“ heute noch etwas verlassen an der Strasse. Das Gebäude soll stärker in die Einheit um die Kapelle miteinbezogen werden und beinhaltet dazu verschiedene äusserst interessante Aspekte. Hands-on – selber Bauen

Die Erfahrung über die praktische Arbeit erschliesst sich allem voran aus dem Umstand, dass an diesem Gebäude mit Studierenden selbst gebaut und restauratorisch gearbeitet werden kann. So sollen einzelne Bauteile, wie z. B. Fenster in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern neu erstellt werden (es handelt sich um einfach verglaste kleinteilige Fenster) oder dann soll die Giebelwand neu verputzt werden. Das heisst die Studierenden sammeln selbst mit verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten des Bauens Erfahrungen. Auch der angebaute Schopf mit seiner Holzkonstruktion eignet sich für eine solche Auseinandersetzung bestens, da keine hochkomplexen Handwerksarbeiten notwendig sind. Paralleles Entwerfen

Parallel zum Bauprozess gilt es einen Einbau inklusive der Möglichkeit einer Erweiterung des Schopfes oder mit dessen Einbezug zu entwerfen. Dazu soll ein Narrativ entwickelt werden, das die Bedeutung des Ortes aufnimmt und gleichzeitig neu interpretiert. Dazu wird zu Beginn des Semesters ein Nutzungsszenario ausgearbeitet. Dies läuft parallel zur gemeinsamen Herstellung eines Arbeitstisches mit Sitzgelegenheiten vor Ort. Dies soll der Ort des Diskurses werden, wo der Austausch auch mit den weiteren Beteiligten geschehen soll. Dazu werden ab der zweiten Semesterwoche Diskussionsforen organisiert. Dabei stehen die Themen der künftigen Nutzung und der Gebäudesanierung im Vordergrund. In der zweiten Hälfte des Semesters wird zusätzlich das Thema des Gartens diskutiert und ausgearbeitet. Setting the Tasks

The chapel together with the cheese factory and „Waschhüsli“ forms part of the hamlet that is or could be used by „pilgrims“. Whereas one important use could be found for the cheese factory, with its ‘Pilgerstübli’ (Pilgrims’ Room), the „Waschhüsli“ still looks rather abandoned next to the street. This building should be better integrated into the unity around the chapel, and it has various extremely interesting aspects that could help to that end. Hands-on – building yourself

Experience with practical work derives above all from the fact that the work on this building can be done with the students building and restoring themselves. Certain parts of the building – the windows, for example, which are single-light, latticed windows – will be restored in collaboration with local craftspeople and the gable wall will be re-plastered. The students will thus gain experience in various building activities. The wood construction of the add-on barn makes it a good candidate for such work since it does not require any complicated tasks. Parallel Design

In parallel with the construction process, a built-in will be designed that provides an opportunity to expand the barn or its incorporation into the whole. To that end, we need to come up with a narrative that works with the significance of the site while at the same time reinterpreting it. A use scenario will be prepared at the beginning of the semester for that purpose. That will be done in parallel with collaborative in-situ work to produce a worktable with seats. The purpose is to make it a site for discourse and exchange with the other participants.

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Beginning in the second week of the semester, discussion forums will be organised for that purpose. They will focus on the subjects of future use and restoration of the buildings. During the second half of the semester, the garden will also be discussed and planned. .............................................................................................................................................................................................................................

Horizont Horizon

Didaktisches Konzept

Im Masterkurs FS20 im Fokus Material wird einerseits direkt vor Ort und andererseits in Teilen an der Schule gearbeitet. Grundsätzlich ist ein Verhältnis von einem Tag Arbeit vor Ort und einem Tag Arbeit an der Schule vorgesehen, wobei dies je nach Prozess im Verlauf des Semesters anders aufgeteilt werden kann. Der genaue Ablauf wird bis zum Semesterstart festgelegt und dann je nach Verlauf bei Bedarf kurzfristig angepasst. Die Arbeit vor Ort beinhaltet die Auseinandersetzung mit dem Arbeiten im Team. Einerseits wird als Einstiegsübung der Bau eines Tisches vom Entwurf bis zur Umsetzung vorgenommen. Dazu sucht sich jeder Studierende eine eigene Sitzgelegenheit als «objet trouvé». Andererseits soll ein neuer Nutzgarten entworfen und angelegt werden. Die Entwürfe der Studierenden für die Umnutzung des Waschhauses sind bis zum Semesterende bis zur Ausführungsreife zu detaillieren. Ein ausgewählter Entwurf soll im Nachgang durch eine noch zu bestimmende Gruppe in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben umgesetzt werden. Das heisst, der Entwurf müsste innerhalb einer beschränkten Bauzeit realisierbar sein. Es wäre hier aber auch möglich, dass Lernende aus bestimmten Handwerksgattung in einen solchen Umsetzungsprozess miteinbezogen werden könnten. Eine andere Möglichkeit wäre die Durchführung einer Sommerschool im Sommer 2020, welche diese Umsetzung dann angehen könnte respektive vielleicht die Aufgabe mithilfe von ortsansässigen Schüler/-innen der Primar- oder Sekundarschule realisiert werden könnte. Mit letzteren Varianten könnten sogar eine dauerhafte Betreuung des Gartens und der Gebäudeunterhalt angestrebt werden. Evtl. könnte die Pflege des Gartens auch über das Semester hinaus für die Studierenden der HSLU zu einer studentischen Leistung werden. Für die Arbeiten im Semester wird die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben gesucht, um die Sanierungsexperimente durchzuführen und zum Semesterende den Garten anzulegen. Vor Ort wird zudem die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Architekten (Patrik Ziswiler und Kevin Jans) gesucht. Sie sollen in den Prozess regelmässig miteinbezogen werden, allenfalls auch deren Mitarbeiter. Für die Stiftung wird über die Dauer der Semesterarbeit, d.h. bis im Juli 2020 ein Vorgehenskonzept zum Umbau und Restaurierung der Liegenschaft erarbeitet. Dies umfasst eine Zusammenstellung der notwendigen Arbeiten, wie die zeitliche Abfolge der Arbeitsschritte und eine finanzielle Zusammenstellung der einzelnen Arbeitsschritte. Finanzierung

Ein solches Projekt bräuchte gewisse finanzielle und ressourcenmässige Unterstützung. Hier zeigt Herr Stadelmann grosse Bereitschaft dazu beizutragen, dass die Mittel gefunden werden könnten. Die Gemeinde Buttisholz hat einige Handwerks- und Industriebetriebe die bezüglich eines Mitwirkens angefragt werden sollen. Auch zeigen sich ortsansässige Architekten interessiert an einer Zusammenarbeit. Dazu könnte es sinnvoll sein ein kleines OK zu bilden um das Projekt, vor allem mit seiner Umsetzung, als kultureller Event im Dorf zu platzieren.

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57 „Waschhüsli“ St. Ottilien, Northern soffit, 11.4.2018

Inner south west face „Waschhüsli“ with entrance, 11.4.2018


Teaching Concept

In the FS20 master course Focus Material, students will work, on the one hand, directly at the sight and, on the other, hand in parts at the school. Fundamentally, the planned ratio is one day working on site and one day working at the school, though the days can be divided up differently over the course of the semester. The exact sequence will be specified at the beginning of the semester and then when necessary adjusted on short notice depending on progress. On the one hand, the initial assignment will be to build a table from design to realisation. To that end, each student will search for an ‘objet trouvé’ to use as a seat. On the other hand, a new kitchen garden will be designed and planted. The students’ designs for the conversion of the washhouse should be completed in detail and ready for implementation by the end of the semester. One design will then be selected by a group yet to be determined in collaboration with the local building companies. That means that the design must be suitable for realisation within a limited time period. Here, too it would be possible for students from specific trades are integrated into this implementation process. Another possibility would be for the work to be carried out in a summer school in the summer of 2020, which could either implement the task by itself or by working with the local primary- or secondary-school students. In the latter variants, it would even be possible to arrange for longterm care of the garden and maintenance of the buildings. The care of the garden could be an assignment for HSLU students that continues after the semester ends. Local building companies are being sought to collaborate on the work during the semester and carry out the restoration work and construct the garden at the end of the semester. We seek to collaborate with local architects (Patrik Ziswiler and Kevin Jans) on the on-site work. They – if need be, also their staff – should be regularly integrated into the process. A plan for the conversion and restoration of the property to present to the foundation should be worked out over the course of the semester – i.e., by July 2020. This will include a list of the tasks necessary, the sequence of the stages of work and a financial summary of each stage of work. Financing

Such a project needs certain financial and resource support. Mr Stadelmann has demonstrated his willingness to help find funding. The municipality of Buttisholz has suggested several trade and industry companies to contact about collaborating. Local architects have also indicated an interest in working together. It might also make sense to get an organising comittee for the project, especially its implementation, to pitch it as a cultural event in the village.

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Mitwirkende Unternehmen Participating Companies

Haupt AG Ruswil Fenste Aregger AG Buttisholz, Baumeister – Verputzarbeiten, Beton Roos Holzbau Buttisholz Tschopp Holzindustrie AG Buttisholz – Schaltafeln, Rohmaterial Holz Lander GmbH Bedachungen + Fassade, Spenglerarbeiten Riechsteiner Gartenbau Buttisholz Mitwirkende Architekten Participating Architects

Patrik Ziswiler, A6 Architekten AG Kevin Jans, Kevin Jans Architektur GmbH Daniel Tschuppert, Tschuppert Architekten GmbH Pius Haupt Landschaftsarchitekt Landscape Architect

Christoph Wey

Mitwirkung im Projektteam Project Team

Isidor Stadelmann Luzia Häller-Huber Dieter Geissbühler Anthony Frank Patrik Ziswiler Kevin Jans Daniel Tschuppert Augenarzt

Planung Vorgehen Planning Procedure

Institutsintern ist das weitere Einbeziehen von studentischen Leistungen noch weiter zu klären. Within the institute, the further inclusion of student achievements needs to be clarified.

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Semesterstruktur Woche 1

Woche 2

Woche 3

Mo 17.02. Mi 19.02.

– –

Do 20.02.

Mi 26.02.

Do 27.02.

Mi 04.03.

Do 05.03.

Nachmittag – Transport Tisch nach St. Ottilien und Aufbau vor Ort Recherche Nutzungskonzept Waschhaus

Studienreise (08.03. - 14.3.2020)

Mi 18.03.

Do 19.03.

Nachmittag – Aufnahme Fenster, Detailierung, Ausführungspläne Diskussion Nutzungskonzept Waschhaus

Woche 4 Woche 5

Nachmittag – Auswahl Entwurf Tisch, Vorbereitung Umsetzung Bau Tisch

Woche 6

Mi 25.03. Do 26.03.

– –

Nachmittag – Arbeit am Fenster bei Haupt AG Ruswil Diskussion und Festlegung Nutzungskonzept Waschhaus

Woche 7

Mi 01.04. Do 02.04.

– –

Nachmittag – Einbau Fenster Arbeit am Projekt

Mi 08.04.

Do 09.04.

Mi 15.04.

Do 16.04.

Nachmittag – Gerüstaufbau für Verputzarbeiten Front Waschhaus Arbeit am Projekt

Woche 8

Woche 9

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Einführung Aufgabenstellung Nachmittag – Besichtigung vor Ort, Spaziergang von Ruswil via St. Ottilien und Tschopp Holzindustrie nach Buttisholz Entwurf Tisch

Nachmittag – Arbeitsvorbereitung Verputzarbeiten Front Waschhaus Arbeit am Projekt

Woche 10

Mi 22.04. Do 23.04.

– –

Nachmittag – Verputzarbeiten Front Waschhaus Zwischenkritik

Woche 11

Mi 29.04. Do 30.04.

– –

Nachmittag – Verputzarbeiten Front Waschhaus Diskussion Garten, kollektiver Entwurf Garten

Woche 12

Mi 06.05. Do 07.05.

– –

Nachmittag – Projekt Garten Arbeit am Projekt

Woche 13

Mi 13.05. Do 14.05.

– –

Nachmittag – Anlegen Garten Arbeit am Projekt

Woche 14

Mi 20.05. Do 21.05.

– –

Nachmittag – Anlegen Garten Auffahrt – Arbeit am Projekt

Woche 15

Mi 27.05. Do 28.05.

– –

Nachmittag – Arbeit am Projekt Entwurfsdiskussion

Woche 19

Di 23.06.

Schlusskritik Fokus Architektur & Material


Semester Structure Week 1

Week 2

Week 3

Mon 17.02. Wed 19.02.

– –

Thu 20.02.

Wed 26.02.

Thu 27.02.

Wed 04.03.

Thu 05.03.

Afternoon – Transport of table to St. Ottilien and installation on site Research on proposal for use of washhouse

Study Trip (08.03. - 14.3.2020)

Wed 18.03.

Thu 19.03.

Afternoon – Assessment of windows, detailing, construction plans Discussion of proposal for use of washhouse

Wed 25.03. Thu 26.03.

– –

Wed 01.04. Thu 02.04.

Afternoon –Installation of windows

Work on project

Wed 08.04.

Thu 09.04.

Afternoon – Preparations for plastering of washhouse façade Work on project

Wed 15.04.

Thu 16.04.

Afternoon – Building scaffolding for plastering of washhouse façade Work on project

Week 4 Week 5

Week 6

Week 7 Week 8

Week 9

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– –

Introduction to the Assignment Afternoon – Site inspection and walk from Ruswil via St. Ottilien and Tschopp Holzindustrie to Buttisholz Design of table

Afternoon – Selection of design for table, preparations to build it Building of table

Afternoon – Work on window by Haupt AG Ruswil

Discussion of & decision on proposal for use of washhouse

Week 10

Wed 22.04. Thu 23.04.

– –

Afternoon – Plastering of washhouse façade Midterm Review

Week 11

Wed 29.04. Thu 30.04.

– –

Afternoon – Plastering of washhouse façade Discussion of garden, collective design of garden

Week 12

Wed 06.05. Thu 07.05.

– –

Afternoon – Garden project Work on project

Week 13

Wed 13.05. Thu 14.05.

– –

Afternoon – Construction of garden Work on project

Week 14

Wed 20.05. Thu 21.05.

– –

Afternoon – Planting of garden Driveway – Arbeit am Projekt

Week 15

Wed 27.05. Thu 28.05.

– –

Afternoon – Work on project Discussion of design

Week 19

Tue 23.06.

Final Review Focus Architecture & Material


Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English

Entwicklungsschwerpunkte Biel, 2018

Aufnahme Gurzelen-Quartier, 2019

4

4

3

Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS

2 1


Master‘s Thesis

Wohnen im neuen Jahrzehnt Gurzelen-Quartier, Biel Living in the new decade Gurzelen-Quarter, Biel

Modulverantwortung Module Leader Johannes Assistentin Assistant Raphael Wiprächtiger Kooperation mit Cooperation with FHNW

Käferstein

.................................................................................................................................................................................................... Ausgangslage Veranstaltungen Events

Short Introduction Kurze Einführung Montag/Monday, 17.02.20, 13.00 Einführung Thesisbuch Introduction Thesis book Dienstag/Tuesday, 18.02.20, 12.00 Begehung und Stadtentwicklung Site inspection & urban development Mittwoch/Wednesday, 26.02.20, 09.00 Besichtigung Bauplatz (individuell) Visit building site (individually) Mittwoch/Wednesday, 26.02.20, 13.00 Zwischenkritik and der HSLU Midterm Review at HSLU Mittwoch/Wednesday, 29.04.2020 Abgabe Pläne und Thesisbuch Hand-in Plans & Thesisbook Freitag/Friday, 12.06.2020, 12.00 Schlusskritik and der FHNW Final review at FHNW Mittwoch/Wednesday, 17.06.2020

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Das Thema der wachsenden Stadt, mit den einhergehenden Herausforderungen und Chancen, bildet die Grundlage der Master-Thesis. Durch den wirtschaftlichen Wachstum stieg die Bevölkerungszahl von der Stadt Biel seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in den 1970er-Jahren stark an. In den nachfolgenden Jahrzehnten nahm die Anzahl Bewohnerinnen und Bewohner infolge der Uhrenkrise ab. Seit der Jahrtausendwende hat sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert, die Bevölkerung Biels ist wieder am Wachsen. Die Schwerpunkte der aktuellen Bieler Stadtentwicklung befinden sich in den Gebieten Bahnhof/See (1), Esplanade (2), Gurzelen (3) und Bözingenfeld (4). Hier werden zahlreiche Projekte geplant und demnächst ausgeführt. Die Stadt Biel will zudem den gemeinnützigen Wohnungsbau stärken und bis 2035 den entsprechenden Anteil an allen Wohnungen um rund einen Drittel auf 20% erhöhen. Ein wichtiger Schritt hierzu soll im Gebiet Gurzelen, der Standort für die Thesis-Aufgabe, vollzogen werden.


Das Gurzelen-Quartier ist Schauplatz einer umfassenden Neugestaltung. Dazu gehören der Wohnpark „Jardin du Paradis“, die neuen Gebäude der Firmen Swatch und Omega sowie die öffentliche Parkanlage der „Schüssinsel“. Mit dem geplanten Abbruch des Gurzelen-Fussballstadions, der Aufhebung der angrenzenden Trainingsgelände und den beiden heute noch als Parkplatz benutzten Arealen „Blumenstrasse Nord“ und „Blumenstrasse Süd“ ergibt sich mitten in der Stadt Biel ein Gebiet mit wertvollem Entwicklungspotenzial. Die Planung im Bereich Gurzelen geht auf ein Entwicklungskonzept zurück, welches auf der Grundlage der Resultate eines 2014 durchgeführten städtebaulichen Wettbewerbs erarbeitet wurde. Die Stadt Biel ist nicht nur Planungsbehörde, sondern auch Besitzerin der gesamten betroffenen Fläche. Dadurch stehen ihr sämtliche Möglichkeiten offen, um eine qualitativ hochstehende Entwicklung zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, beabsichtigt sie die grosse Mehrheit des gesamten Gurzelenareals durch gemeinnützige Wohnbauträger entwickeln, bauen und betreiben zu lassen. Der dazu notwendigen Anpassung der baurechtlichen Vorgaben hat die Stimmbevölkerung im Mai 2019 mit grossem Mehr zugestimmt. Aufgabe

Das Entwicklungskonzept für den Bereich Gurzelen sieht die Entstehung eines neuen Quartiers vor. Entsprechend den Zielen einer qualitätsvollen Verdichtung sollen das ehemalige Fussballstadion und das angrenzende Trainigsgelände sowie den heutigen Gurzelenplatz durch Überbauungen mit vornehmlich genossenschaftlichen Wohnungen und einen neuen öfffentlichen Platz ersetzt werden. Die notwendige Erweiterung der Infrastrukturen der Schulanalage Champagne, die auf den angrenzenden Sportplätzen vorgesehen ist, wird ebenfalls in die neuen Planungsgrundlagen aufgenommen. Ausserdem werden die Strassen des Perimeters im Einklang mit der Quartierentwicklung umgestaltet und aufgewertet. Die Aufgabe der Master-Thesis geht von diesem städtebaulichen Konzept aus. So sind städtebaulich und architektonisch qualitätsvollen Wohnüberbauungen auf den Parzellen des ehemaligen Stadions und im Bereich der Blumenstrasse zu entwerfen. Auf je zwei Baufeldern sollen insgesamt rund 400 Wohneinheiten geplant werden. Ziel der Aufgabe ist ein Quartier, das ökologisch, sozial und wirtschaftlich beispielhaft ist.

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Obwohl die Überbauungen hauptsächlich Wohnzwecken dienen sollen, sind vorwiegend in den Erdgeschossen und besonders entlang der zukünftigen Platzes publikumswirksame Nutzungen zu integrieren, damit nicht nur «Wohnsiedlungen» sondern ein «Stück lebendiges Stadt» entsteht. Das städtebauliche Konzept sieht daher Neubauten von gemischter Nutzung mit Schwergewicht Wohnen, aber auch Ladenlokale, Büros, Restaurants und ähnliches vor. Die Anbindung an das bestehende Quartier und das Zusammenspiel der Aussenräume sind ebenfalls besonderer Aufmerksamkeit zu widmen. Für das neue Quartier sind Gebäude mit unterschiedlichen Volumen und differenzierten Wohnungstypologien vorgesehen. Dazu gehören traditionelle Wohneinheiten für Familien, Kleinwohnungen für Singles oder Wohnen im Alter wie auch grössere Einheiten für Wohngemeinschaften. Mit einem vielfältigen Angebot von unterschiedlichsten Wohnungstypen sollen zeitgenössische Überbauungen entstehen, in denen Personen verschiedener Generationen und Lebensformen ihren Platz finden. Die Ausdehnung der zu entwerfenden Bebauung ist projektabhängig. In Anbetracht eines möglichst nachhaltigen Umgangs mit den noch verfügbaren Ressourcen soll das Grundstück sowohl städtebaulich wie auch flächenmässig möglichst optimal ausgenutzt werden. Initial Situation

The topic of the growing city, with its challenges and prospects, forms the basis of the Master‘s thesis. As a result of economic growth, the population of the city of Biel/Bienne grew strongly from the end of the 19th century until the 1970s. In the following decades, the number of inhabitants declined as a result of the Swiss watch crisis. Since the turn of the millennium, the economic situation has stabilized, and the population of Biel is growing again. The key areas of current urban development in Biel are the Bahnhof/See (1), Esplanade (2), Gurzelen (3) and Bözingenfeld (4). Numerous projects are being planned here and will soon be realised. The city of Biel/Bienne also wants to strengthen non-profit housing construction and increase the corresponding amount of all apartments by around a third to 20% by 2035. An important milestone for this is to be taken in the Gurzelen area, the location for the thesis assignment.

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The Gurzelen quarter is the venue for a comprehensive redesign. This includes the „Jardin du Paradis“ residential park, the new buildings of the Swatch and Omega companies and the public park on the „Schüssinsel“. With the planned demolition of the Gurzelen football stadium, the removal of the adjacent training grounds and the two premises „Blumenstrasse Nord“ and „Blumenstrasse Süd“, which are still used as car parks today, an area with valuable development potential will be created in the heart of the city of Biel. The design in the Gurzelen area is based on a development concept that was drawn up on the basis of the results of an urban planning competition held in 2014. The city of Biel is not only the planning authority but also the owner of the entire area concerned. This gives it every opportunity to promote high-quality development. To achieve this goal, the city intends to have the vast majority of the entire Gurzelen area developed, built and operated by non-profit housing developers. In May 2019, a large majority of the voters agreed to the necessary revision of the building regulations. Assignment

The development concept for the Gurzelen area envisages the creation of a new quarter. According to the goals of a high-quality densification, the former football stadium and the adjacent training grounds as well as today‘s Gurzelenplatz are to be replaced by superstructures with mainly cooperative apartments and a new public square. The necessary extension of the infrastructure of the Champagne school complex, which is planned on the adjacent sports fields, will also be included in the new planning principles. In addition, the streets of the perimeter will be redesigned and upvalued in line with the development of the neighbourhood. The task of the master thesis is derived from this urban development concept. As a result, residential developments of high urban and architectural quality are to be designed on the plots of the former stadium and in the Blumenstrasse area. A total of around 400 residential units are to be designed on two building plots each. The aim of the task is to create a neighbourhood that is exemplary in ecological, social and economic terms. While most of the buildings will be residential, the ground floors and especially the future square will be used for publicity purposes, so that not only „housing estates“ but also a „ vibrant part of the city“ is created. The urban development concept therefore calls for new buildings of mixed

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Aerial view, 1:10‘000, 2019

Stadt Biel Ville de Bienne

Grundbuchplan / Plan du registre foncier Bemerkungen / Remarques : Biel_Grundbuchplan_5000_A3-hoch

1:5'000

100 m

WebGIS Biel / WebSIG Bienne 01.02.2020

E: 2'585'753.41, N: 1'222'533.50

0

M Gedruckt https://s.

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Land register plan 1:5000, Gurzelen-Quarter

Urban development concept Gurzelen-Quarter

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use with a focus on residential, but also shops, offices, restaurants and the like. The connection to the existing quarter and the interaction of the outside spaces also require special attention. Buildings with differing volumes and varying apartment typologies are envisaged for the new quarter. These include classical residential units for families, as well as small apartments for singles or elderly people, or larger units for communities. With a wide range of different types of housing, the aim is to create contemporary structures in which people of different generations and lifestyles will find their place.

Black Plan Biel/Bienne, 2018

The scope of the development to be designed is project-specific. In view of a sustainable use of the resources still available, the site should be exploited as effectively as possible, both in terms of urban design and of surface area.

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Interim use of stadium area, Society Terrain Gurzelen, since 2017

Schoolhouse La Champagne, 1962 (Max Schlup) with high-rise building La Champagne, 1970 (Walter Schwaar), renovation, 2018 (JĂźrg Graser)

Interim use of stadium area, Society Terrain Gurzelen, since 2017


Master‘s Thesis

Master Thesis Seminar

Module Leader Prof. Dr. Oliver Dufner Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Marcel Bächtiger ............................................................................................................................................................................................................................. Events Mit dem Thesisbuch verfassen die Studierenden zum Schluss Ihres Studi-

Starting event Tuesday, 18.02.2020, 12.00 Additional events See calendar for the In-depth Study Language

ums an der HSLU T&A eine schriftliche Arbeit die ihr theoretisches Interesse wie auch ihre Haltung als entwerfende Architekten und Architektinnen belegt. Dies geschieht mittels einer fundiert entwickelten These welche auf der Basis einer Befragung und Anwendung vorhandener Theorien und Recherche fusst. Durch die Verbindung von theoretischem Fundament und eigener entwerferischer Praxis entstehen Überlagerungen und Erkenntnisse, die eine Reflexion über das eigene Handeln ermöglichen.

German / Englisch Final Submission

Friday, 12.06.2020, 12.00 Assessment

Die Grundlage für die Aufgabe bilden die in den Vertiefungsarbeiten des Masterkurses erlernten Methoden und das dabei erworbene historische und theoretische Wissen. Die Argumentation erfolgt auf nachvollziehbare Art und Weise und soll den im Projekt entwickelten Gedankengang mit bereits vorhandenem Wissen unterlegen.

9 ECTS Das Thesisbuch unterscheidet sich vom Prozessbuch indem es eine These mit dem eigenen Entwurf verwebt. Neben der Erläuterung des architektonischen Projektes tragen Aussagen zu den Themen Material, Struktur und Energie zu einer vertieften Beschäftigung mit diesen Themen bei. Das Thesisbuch stellt in Ergänzung zur Projektabgabe ein eigenständiges Gefäss dar und synthetisiert das nutzbar gemachte theoretische Wissen mit der im Studium erworbenen entwerferischen Kompetenz. With their thesis book, the students are writing the conclusion of their studies at the HSLU T&A: a writtten work that demonstrates their theoretical interests as well as their stance as designing architects. This is done by means of a well substantiated and developed thesis on the basis of a questionnaire and the application of existing theories and research. Combining the theoretical foundation and the student’s own design practice results in intersections and insights that enable the students to reflect on their own actions. The assignment is based on the methods learned in-depth studies of the master’s course and the historical and theoretical knowledge acquired from them. The argumentation proceeds in an intelligible way and should use existing knowledge to substantiate the line of thought laid out in the project. The thesis book differs from the process book in that it interweaves a thesis with an original design. In addition to explaining the architectural project, statements on the themes, materials, structure, and energy contribute to a deeper engagement with these themes. The thesis book represents an autonomous repository and synthesises the theoretical knowledge that has been made useful with the design competence acquired during studies.

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Aerial view of Biel, 1952


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Courses

Module Modules


In-depth Study

Quartiere Tuscolano: der „Boomerang”, 1952-1956, Arch. Mario de Renzi, Saverio Muratori Quartiere Tuscolano: the „Boomerang”, 1952-1956, Arch. Mario de Renzi, Saverio Muratori

Rom – Wohnen und Bauen im Neorealismo Rome: Housing and Building in Neorealismo

Modulverantwortung Module Leader Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser,

Dr. Marcel Bächtiger Assistentin Assistant Alice

Busani

.................................................................................................................................................................................................... Rom – Wohnen und Bauen im Neorealismo

Ausgehend von der Prämisse, dass städtebauliche Entwicklungen in einer wechselseitigen Beziehung zu den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen stehen, bietet jede Stadtstruktur die Möglichkeit, differenziert gelesen zu werden. Dies geschieht anhand ihrer morphologischen Ausprägung wie auch der architektonischen Form ihrer Bauten und lässt Rückschlüsse auf obige Bedingungen zu. Besonders spannend sind in diesem Zusammenhang Brüche in der Geschichte, da diese in den meisten Fällen auch sehr direkt in Form ihrer baulichen Ausprägung in den Städten ablesbar sind. 73


In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zu dessen Beginn die Moderne quasi erfunden wurde, war die Entwicklung der Städte aufgrund der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen rasant und damit deren Ausprägung je nach ideologischer Vorstellung auch ganz unterschiedlich. Insbesondere die 1920er und 1930er Jahre waren neben ihrer kulturellen Avantgarde auch durch wirtschaftliche Probleme geprägt und bildeten in unterschiedlicher Form ein vielfältiges Bild gesellschaftlicher Entwürfe ab. Dabei standen sich folgerichtig auch unterschiedliche Vorstellungen von Städtebau gegenüber: Einerseits ein von den aufklärerischen Manifesten der Moderne getragenes Konzept, welches auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des industrialisierten Bauens eine ahistorische Stadtidee verfolgte. Andererseits Stadtentwürfe, die sich geleitet von totalitären Machtstrukturen auf den reichen Fundus der Geschichte bezogen und daraus ein Bild zeitgenössischer Stadt entwarfen.

Arch. Saverio Muratori, Mario de Renzi, Quartiere Tuscolano, Rom: Luftbild um 1952 Arch. Saverio Muratori, Mario de Renzi, Quartiere Tuscolano, Rome: Aerial view 1952

Das Ende des Zweiten Weltkriegs stellt in grossen Teilen Europas eine „Sollbruchstelle“ für den Städtebau dar. Diese Zäsur führte aufgrund der ökonomischen und gesellschaftlichen Verwerfungen zu einem radikalen Umdenken in allen Disziplinen und zwang die Protagonisten grundsätzlich Stellung zu beziehen, wie sich eine Gesellschaft in Form ihrer Städte und Bauten artikulieren sollte.

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Rome: Housing and Building in Neorealismo

Starting out from the premise that developments in urban planning have a reciprocal relationship with the given social, political and economic conditions, every urban structure offers an opportunity to be read in nuanced ways. This can be done based on its morphological expression as well as the architectonic form of its buildings and permits inferences about the aforementioned conditions. In this context, rifts in history are especially interesting, since in most cases they can be read very directly from how they influenced the architecture in the cities. During the first half of the twentieth century – at the beginning of which modernity was invented, so to speak – cities were evolving rapidly because of economic and technological developments, and so they are also very different in character depending on the ideologies that guided them. The 1920s and 1930s in particular were influenced not just by the cultural avant-garde but also by economic problems, and their different forms offer a diverse picture of social planning. On the one hand, there was a concept supported by the enlightened manifestos of modernism that pursued an ahistorical idea of the city based on the scientific insights of industrialised construction. On the other hand, there were urban designs guided by totalitarian power structures that drew on the rich store of history and used it to construct a picture of the contemporary city. The end of the Second World War represented a „predetermined breaking point“ for urban planning in much of Europe. The economic and social fault lines of this caesura led to a radical rethinking in all disciplines and forced the protagonists to take a fundamental position on how a society should articulate itself in its cities and buildings.

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Roma, città aperta - Regie von Roberto Rosselini, Mit: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Roma, città aperta - Directed by Roberto Rossellini with Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Pagliero

.............................................................................................................................................................................................................................

Rom, offene Stadt Rome, open city

Italien, insbesondere Rom als „ewige Stadt“ bietet dabei ein reiches Untersuchungsfeld, das zeigt, wie die Architektur die Herausforderung einer „moralischen Neugestaltung der Gesellschaft“ – um eine Aussage Ernesto Nathan Rogers aufzunehmen – umzusetzen versuchte. In Italien waren die Zwischenkriegsjahre von den futuristischen und rationalistischen Positionen Giuseppe Terragnis und der Gruppo 7, bzw. den dem Novecento verpflichteten Haltungen Giovanni Muzios u.a. geprägt. Die Debatte dieser Jahre wurde von den ideologischen Wirren des faschistischen Regimes unter Mussolini dominiert und verlangte nach Kriegsende neben einem intellektuellen auch ein neues moralisches Fundament. In der baulichen Entwicklung ging es darum, die immensen baulichen Schäden des Zweiten Weltkriegs an Infrastruktur und Häusern zu tilgen, aber auch eine von den kulturellen Strömungen des Faschismus unabhängige Sprache zu finden. Dabei konkurrenzierten sich diametral entgegen gesetzte Haltungen. Auf der einen Seite stand eine dem Materialismus amerikanischer Prägung verpflichtete Haltung, auf der anderen Seite ein dem Kommunismus zugeneigter Idealismus, welcher letztendlich auch dank dem Einwirken der katholischen Kirche unterlag. Diese tiefe Spaltung hatte unmittelbare Auswirkungen auf die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung Italiens in den Folgejahren.

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Die zweite Haltung war durch Werke geprägt, die unter dem Begriff des Neorealismo eine sehr direkte, mitunter auch schonungslose Darstellung der realen Bedingungen der Menschen lieferten. Diese ursprünglich aus einer Kritik am Faschismus entstandene Bewegung fand sowohl in Werken der Literatur, der Malerei als auch im Film ihren Ausdruck. Als bekannteste Protagonisten gelten Filmemacher wie Roberto Rosselini und Vittorio de Sica oder Maler wie Renato Gattuso. Im Bereich der baulichen Entwicklung war der grosse Bedarf an Wohnraum in den Grossstädten ein wesentlicher Treiber. Die grosse Zahl an Zuwanderern vom Land verlangte nicht nur nach bezahlbaren Wohnungen, es stellte sich zugleich die Frage nach der Angemessenheit der Architektur und nach dem sinnvollen Nutzen typologischer und konstruktiver Prinzipien. Mit dem Manuale dell`architetto, welches 1946 von den Architekten Calcaprina, Cardelli, Fiorentino und Ridolfi herausgegeben wurde, lag früh eine Dokumentation bewährter Prinzipien vor, welche auf kluge Weise Regionalismus und Rationalismus verband. Mit Hilfe normierter und industriell gefertigter Bauteile sollte so einer bescheidenen, der ökonomischen und gesellschaftlichen Situation angemessenen Architektur das Wort geredet werden. Eine Verfeinerung erfuhren diese Grundlagen durch das 1949 ins Leben gerufene staatliche Wohnbauförderprogramm INA Casa, welches bis in die 1960er Jahre einen Grossteil des städtischen Wohnungsbaus organisatorisch und finanziell unterstützte. Dabei gaben dessen Normenbände vom städtebaulichen Massstab über Typengrundrisse bis hin zum Gebrauch von Farbe entwerferische Anhaltspunkte vor, die es in konkreten Situationen adäquat anzuwenden galt. Der Blick nach Skandinavien ermöglichte es den italienischen Architekten, den dort propagierten New Humanism – als Haltung, die sich sehr stark auf die Bedürfnisse des Bewohners abstellt, auf italienische Verhältnisse zu adaptieren und sich auf elegante Weise von den ideologisch belasteteten rationalistischen und futuristischen Vorbildern zu distanzieren. Bebauungen wie die Viale Ethopia (1949-1954, Mario Ridolfi, Wolfgang Frankl u.a), das Quartiere Tiburtino (1950-54, Mario Ridolfi, Ludovico Quaroni), wie auch das Quartiere Tuscalano (1952-1957, Saverio Muratori, Mario de Renzi, Adalberto Libera u.a.), sind Paradebeispiele dieser staatlich initiierten Entwicklung. War die Architektur des Neorealismo auch eine in den historischen Bedingungen begründete, spezifisch italienische Erscheinung, so fand sie gleichzeitig internationale Beachtung und entfaltete eine erstaunlich lange Nachwirkung in den vielfältigen Entwicklungslinien der Architektur im 20. und 21. Jahrhundert. Italy, especially Rome as the „eternal city“, offers a rich field of study that shows how architecture tried to confront the challenge of a „moral redesign of society“ – to borrow a formulation from Ernesto Nathan Rogers. The inter-war years in Italy were characterised by the Futurist and rationalist positions of Giuseppe Terragni and the Gruppo 7 and the stances of Giovanni Muzio and others who were indebted to the Novecento. The debates of those years were dominated by the ideological turmoil of the fascist regime under Mussolini, and so after the war there was a call for not just a new intellectual foundation but also a new moral one. The developments in architecture sought to repair the immense structural damage the Second World War did to the infrastructure and housing but also tried to find a language free of the cultural currents of fascism. Two diametrically opposed positions were competing: one indebted to materialism in the American manner and the other to idealism inclined to communism, which was ultimately defeated thanks to the influence of the Catholic Church. This deep rift had immediate effects on the social and cultural development of Italy in the years that followed.

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The second attitude was marked by works that offered, under the name Neorealismo, a very direct, sometimes also unsparing account of the real conditions of people’s lives. This movement, which emerged out of the critique of fascism, found expression in works of literature, painting and film. Its most famous protagonists are filmmakers such as Roberto Rosselini and Vittorio de Sica and painters such as Renato Gattuso. In architecture, the great need for housing in large cities was an essential driving force. The large number of people relocating from the countryside not only made affordable housing necessary but also raised the question of the appropriateness of architecture and the sensible use of typological and constructional principles. The Manuale dell’architetto, published in 1946 by the architects Calcaprina, Cardelli, Fiorentino and Ridolfi, was an early documentation of tried-and-tested principles that shrewdly combined regionalism and rationalism. With the aid of standardised and prefabricated construction parts, a modest architecture appropriate to the economic and social society was advocated. These principles were refined by INA Casa, a state programme to support housing construction founded in 1949; into the 1960s, it supported both organisationally and financially the majority of urban housing construction. Its books of standards ranging from urban planning scale to floor-plan types and the use of colour established reference points for design that were to be applied in ways appropriate to the specific situation. Looking at Scandinavia enabled Italian architects to adapt to Italian conditions the New Humanism being propagated there – a stance that as very strongly focused on the needs of the occupants – and to distance itself elegantly from their ideologically fraught rationalist and Futurist role models. Buildings such as the Viale Etiopia (1949–1954, Mario Ridolfi, Wolfgang Frankl et al.), the Quartiere Tiburtino (1950–1954, Mario Ridolfi, Ludovico Quaroni) and the Quartiere Tuscalano (1952–1957, Saverio Muratori, Mario de Renzi, Adalberto Libera et al.) are classic examples of this state-initiated development. Although the architecture of Neorealismo was based a specifically Italian phenomenon based on historical conditions, it also received international attention and had an astonishingly long influence in the various lines of development in twentieth- and twenty-first-century architecture.

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INA-Casa, Quartiere TIBURTINO (r), 1950-1954, project group leader: Mario Ridolfi & Ludovico Quaroni. Building-nr. B: Floor plan (l) of the „Casa in linea“(M. Ridolfi )

.............................................................................................................................................................................................................................

Analyse & Reflektion Analysis & Reflection

Wir werden auch in diesem Semester versuchen, die gewählten Beispiele nicht nur als historische Phänomene zu verstehen, sondern sie auch hinsichtlich ihrer Relevanz aus heutiger Sicht zu verorten. Wir sind daran interessiert, die unterschiedlichen Positionen miteinander zu vergleichen, und so räumliche und soziale Qualitäten besser benennen zu können. Der Konzeption des Moduls ist getragen von der Überzeugung, dass entwerfende Architekten und Architektinnen in der Beschäftigung mit der beruflichen Praxis und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den konkreten Bedingungen und Themen beeinflusst werden, die innerhalb des Fachdiskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte und ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes Feld, um die eigene entwerferische Tätigkeit zu reflektieren und innerhalb des historischen Kontextes zu verorten. In this semester, too, we will try not just to understand the selected examples as historical phenomena but also to localise them in terms of their relevance from today’s perspective. We are interested in comparing different positions with one another in order to better identify spatial and social qualities. The model was conceived based on the conviction that the work of designing architects on their professional practice and theory is influenced fundamental phenomena of architecture as well as by specific conditions and themes in the discourse of the profession. For that reason, the study of architectural history and its planning, building and protagonists represents a relevant field for reflecting on one’s own design activities and locating them within the historical context.

79


.............................................................................................................................................................................................................................

Semesterstruktur Semester Structure

Das Semester wird in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst erarbeiten wir uns über Inputreferate, mittels der Lektüre und gemeinsamen Diskussion von Texten sowie der Anschauung vor Ort während der Seminarreise einen Überblick sowie ein Vokabular, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen und für unsere eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige, schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der dritten Phase werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. The semester will be divided into three sections: First, through input reports based on the reading and group discussion of texts as well as on-site visits during the semester trip, we will work out an overview and a vocabulary in order to understand and narrow down the theme in order to make it useful to our argumentation. As we go forward, this knowledge will then serve as the foundation for independent, written study of one aspect of the theme that the students will choose themselves and present in the form of a lecture. In the third phase, the theses thus formulated will be further refined and put into final form in a substantial written thesis.

Veranstaltungen Events

Dienstags ab 09.00, ganztags C400 Tuesdays from 09.00, all day C400 Startveranstaltung 18.02.2020, 13.00 - 17.30 Ende Kontaktstudium 26.05.2020 Schlussabgabe 09.06.2020 Schlusskritik mit Gästen 15.06.2020 / 16.06.2020 Starting event 18.02.2020, 13.00 - 17.30 End of studies 26.05.2020 Final submission 09.06.2020 Final review with guests 15.05.2020 / 16.06.2020

80

Sprachen Languages

Deutsch / Englisch German / English

Bewertung Assessment

Vertiefungsarbeit, A4 hochkant, 3 Exemplare gebunden mit .indd und .pdf Ablage auf ILIAS 6 ETCS In-depth study, A4 portrait, 3 copies, bound, .indd and .pdf submitted to ILIAS 6 ECTS

Form Form

Das Modul dient der Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden und des konzentrierten Denkens und Schreibens. Es bietet die Möglichkeit, das eigene Handeln als entwerfender Architekt / entwerfende Architektin schriftlich zu reflektieren. Ziel ist es, eine eigenständige themenrelevante Vertiefungsarbeit zu verfassen. This module serves to teach scientific working methods and concentrated thinking and writing. It offers the opportunity to reflect in writing on your own activity as a designing architect. The goal is to write an independent, thematically relevant in-depth study.


81

Heftcover: Italienischer Neorealismus (TEXT+KRITIK 63), Hrsg. Heinz Ludwig Arnold Magazine cover: Italienischer Neorealismus (TEXT+KRITIK 63), Hrsg. Heinz Ludwig Arnold


Basic Lectures

Gudea, Prince of the Sumerian City of Lagash, 2100 BC

Sensational Building

Module Leader Alberto Alessi Assistant Anthony Frank ............................................................................................................................................................................................................................. Events Interactions with Architecture

Mondays from 13.00 - 16.30 F-Niche Profile

Lectures, Guests, Excursions, Thematic Paper Language

English Assessment

3 ECTS

82

«As I go through the day, my extended body ebbs and flows, now absorbing things, now casting them back onto shore ... I live in bodies beyond bodies, clothes, furniture, room, house, city, recapitulating in ever expanding circles aspects of my corporeality.» dreW Leder, the absent bodY, 1990

Solid evidences, sensual expression, cultural presence, individual emotions and common sense: How do we interact with the body of architecture? What is its specificity? What are its limits? What concrete consistency defines or should characterize architecture? What continuities and discrepancies are to be found between a building, a sculpture, a figure, an emotion or an idea? What is architecture like? What is it for? What do we do with it? The course will explore the complex aspects and fruitful consequences of these questions. Analogies and contradictions between theories, ideologies and knowledge, as well as points of contact and contrast with other disciplines will be discussed and deepened in order to intertwine them in multiple levels of knowledge. Architecture is thus experienced as part of a more general cultural discourse, encouraging students to think across tendencies, trends and events, positioning themselves as conscious architects in today’s society. The different themes presented through lectures, texts, projects and excursions are to be understood as timeless tools in the hands of architects. The architectural theories are not pure abstractions: they move between absolute positions and relative relations.


Focus Lectures

Konstantin Melnikow, clubhouse for transportation workers, Moscow, 1927 Müller Sigrist Architekten, Kalkbreite cooperative housing, Zürich, 2014

Eero Saarnen, Gateway Arch, St. Louis, 1965

Representing the Collective

Module Leader Dr. André Bideau Assistant Lucas Sager ............................................................................................................................................................................................................................. Events The Focus Lectures deal with the complex relationship between architects, cities

Mondays from 09.15 - 12.00 C400 Profile

Lectures with class discussions Language

English Assessment

Written feedback on assigned readings Final written paper 3 ECTS

83

and urban societies. Their aim is to understand the conditions under which architecture is conceived, produced and experienced. The spring semester centers around a recurring theme of architecture: the dialectic of collective form and individual identity. „Representing the Collective“ looks at the contexts of modernity and postmodernity with their radically different notions of craft, technology, community and economy. Case studies will show how architects establish a hold on the urban imaginary through their discourses and designs. To which extent does invoking the collective part belong to their professional strategy? The course consists of lectures as well as readings and discussions of key source texts from the 20th and 21st centuries.


Keynote Lectures

Étable Facades, photo by Markus Fierz

Alternative Landscapes

Module Leader Heike Biechteler ............................................................................................................................................................................................................................. Events «In times of climate change and global heating, architecture’s historical relati-

6 Fridays from 09.15 - 17.00 F-Niche

onship to the environment, in all its complexities and contradictions, will be seen as contested and conflictual, with the environment not only being a passive backdrop, but an actor in its own right.»

„Environmental Histories“

kiM förster. ConteMPorarY PersPeCtiVes on enVironMentaL histories

of

arChiteCture.

Friday, 28.02.2020 ManChester sChooL of arChiteCture Kim Förster, Architectural Historian, University of Manchester This semester’s workshop sessions continue to investigate on the question in „Landscapes in Transformation: Working what ways and with which methodologies landscapes could be seen as (architecwith GIS“ tural) protagonists and alternatives to tackle current climatic and ecological chalFriday, 06.03.2020 lenges. Roland Shaw, ETH Zürich Sixth professionals from sixth different backgrounds will be each conducting a „Étable Facades“ one day workshop on „their“ landscape. This, by collecting a potpourri of perFriday, 20.03.2020 spectives, to get a sense of the network behind and to extend our interdisciplinaRoland Züger, Journalist at Werk ry, theoretical repertoire on this topic. Bauen Wohnen, Teacher at ZHAW „Using Plants in Urban Spaces“ Starting with the historical perspective on the origin of environmental issues, Friday, 27.03.2020 which have emerged since industrialization and colonialism and are currently Christian Ribi, Studio Vulkan, Zurich becoming problematic, in times of climate change and global warming, we will „Permaculture“ start our research on contemporary environmental topics, such as the cement inFriday, 17.04.2020 dustry, or new town planning, etc. Markus Pan, Permakultur Designer Used as analytical, as well as a design tool to capture and use landscapes, GeoPermakultur Auenhof, Zurich graphical Information Systems (GIS), are computer-controlled information sys„Plants - The Green World around us“ tems which comprise hardware, software and data. Crucially, these data are geFriday, 15.05.2020 oreferenced, with the result that information from a wide range of fields such as Stephan Aeschlimann Yelin, town planning, sociology and geography can be brought together, analysed and Gardener at Gartenwerke, Eriswil edited graphically in one single file. Concrete case studies, such as „Étable Facades“, plants in urban and rural spaces, Language as well as permaculture systems could be examples of alternative approaches, English where landscapes are treated as protagonists and „actors in their own right“. Assessment

Upload your results after each workshop to ILIAS 3 ECTS

84


Study Trip

The Nuovo Corviale by Mario Fiorentino in Rome, 1982

Rome over Rome

Module Leader Dr. Marcela Aragüez, Anthony Frank, Lucas Sager Lecturers Alberto Alessi, Dr. Marcel Bächtiger, Prof. Dr. Oliver Dufner,

Prof. Dieter Geissbühler, Dr. Christoph Wieser Assistants Alice Busani, Lucas Sager ............................................................................................................................................................................................................................. Events Building and Living in Neorealismo

Sunday 08.03.2020 Saturday 14.03.2020 Profile

Study Trip Language

English Assessment

3 ECTS

This semester’s study trip is organized by In-depth Study and will take us to Rome, the center of ancient western world. Within one week we will venture out and visit different areas of the city each day. During these tours experts for the daily topics will accompany us. We will first experience the layering and intertwining of history in the city center, walking among piazzas, palaces, churches and people. We will then concentrate our attention on the architectural results and the urban way of living proposed and developed in the XX century in the so called Quartieri, residential neighborhoods realized as interstitial and peripheral extensions of the city core. The overarching theme is the Neorealism, i.e. a peculiar attention to the themes, questions and necessities of the population that characterized a great part of the cultural production of Italy, particularly at the midst of last century. The study trip will take place in the fourth semester week. The detailed program, the enrolment procedures, as well as the cost will be announced at enrollment on semester start.

85


International Students

Workshop impression, photo by Markus Käch, 2019

Introductory Lectures

Dr. Marcela Aragüez, Anthony Frank, Lucas Sager, Raphael Wiprächtiger

Lecturers

............................................................................................................................................................................................................................. Events Workshop Lectures

2 Wednesdays from 09.15 - 12.00 F-Niche

For our international students who are new in the masters program - and for anyone else interested - we offer this opportunitiy to get to know some of the arcitectural and graphical basics that will be required in the masters course.

Architectural principles of statics

Wednesday, 04.03.2020, 09.15 - 12.00 The team of the four assistants will introduce you to some of the standards that are needed later on in the course. Each of the assistants will then be your contact Anthony Frank concerning the presented topic during the whole semester. Architectural principles of building physics

Every lecture will consist of the following parts: Wednesday, 04.03.2020, 09.15 - 12.00 Introductory lecture as a theoretical basis for common understanding Hands-on examples of former semester works, visits of concerned Lucas Sager facilitiesand introductions of responsible people Model making and model workshop Discussion of the presented theory and the sighted examples and Wednesday, 25.03.2020, 09.15 - 12.00 facilities Literature recommendations Raphael Wiprächtiger Model photography and image composition

Wednesday, 25.03.2020, 09.15 - 12.00 Raphael Wiprächtiger Plan representation and layout

Wednesday, 25.03.2020, 09.15 - 12.00 Marcela Aragüez Language

English

86

We highly recommend these courses to all our incoming students not only in order to get familiar with our requirements, but also as an opportunity to get to know other students and our facilities.


Events

Kunsthaus Glarus, photo by Heike Biechteler, 2017

Institute Lectures

Module Leader Heike Biechteler ............................................................................................................................................................................................................................. Events Thursday, 27.02.2020, 19.00

The Institute Lectures are part of the teaching and for that reason should be considered optional / required teaching events Profile

Guest Lectures

Dr. Damian Prelovček, Ljubljana „Jože Plečnik“ Josef-Mädersaal Thursday, 12.03.2020, 19.00 Maria Conen, Zürich „Räume“ Josef-Mädersaal

Language

English / German

87

Über das Datum des dritten Institutsvortrags wird zu gegebener Zeit informiert. The date of the third Institute Lecture will be communicated to given time.


6

Agenda

Masterkurs Master‘s Course

SEMESTER PLAN, Stand 03.02.2020 Spring Semester 2020 – FS20 MASTER OF ARTS IN ARCHITECTURE SW 1 KW 8 Mo 17.2. 09:00

2 9 24.2. Beginning of studies Welcoming of students

09:00 10:45 13:00

Di

18.2. 12:00 13:00

Mi

13:00

Do

09:15 13:30

09:00

09:00 10:45 13:00

09:00

09:00

09:00 10:45 13:00

10.3.

11.3.

09:00

VT Lecture seminar 2

13:00

VT Reviews concept / thesis book

Fr

21.2.

28.2. 09:15

Sa So SW KW Mo

22.2. 23.2. 11 18 27.4. 09:00 10:45 13:00

Di

09:00

FV Input Structure FV BV

09:00 10:45 13:00

FV Input Material FV BV

5.5. VT Midterm review Block 2

09:15

19:00

6.3. KN „Environmental Histories"

29.2. 1.3. 12 19 4.5.

28.4. 09:15

I Institutsvortrag - „Jože Plečnik“ Damian Prelovček

VT Individual talks

09:15

09:00

13.3.

09:15

29.4. 09:00

6.5. FP Focus Work / Studio

09:00

14.3. SR Study trip 15.3. 14 21 18.5. 09:00 FV Input Energy 10:45 FV 13:00 BV

21.3. 22.3. 15 22 25.5.

12.5.

19.5.

26.5.

13.5. FP Focus Work / Studio

09:00

VT Coaching text work / individual work

20.5. FP Focus Work / Studio

09:00 10:45

09:00

Do

ZK ZWISCHENKRITIK Master-Thesis mit FHNW

30.4. 09:00

13:00

7.5. FP Focus Work / Studio

09:00

14.5. FP Focus Work / Studio

08:30 09:00

09:00

12:15

09:00 10:45 13:00

09:15

09:15

Fr

1.5.

8.5.

FV Input Energy FV BV

Pfingstmontag

2.6. VT Individual talks

08:30

2.5. 3.5.

9.5. 10.5.

Thesis Bank Holiday Miscellaneous Organizational

88

10:45 13:00

3.6. FV Focus Structure FV Focus Structure FP Focus Work / Studio

28.5.

4.6.

22.5.

29.5.

5.6.

23.5. 24.5.

30.5. 31.5.

Auffahrt

Material Z`Mittag 3

15.5. 09:15

Sa So

09:00

16.5. 17.5.

SW Semesterwoche / Semester week KWKalenderwoche / Calendar week BV Basisvorlesungen / Basic Lectures VT Vertiefungsarbeit / In-depth Study FV Fokusvorlesungen / Focus Lectures ISIL International Students Introdutory Lectures FP Fokusprojekt / Project Work KN Keynote Lectures / Keynote Lectures SR Studienreise / Study Trip ZK Zwischenkritik / Midterm Review SK Schlusskritik / Final Review

KN “Plants – the green world around us”

Pfingstsonntag

KN „Using Plants in u

28.3. 29.3. 16 23 1.6.

Material Z`Mittag 2 12:15

FP Focus Work / Stu

27.3. KN „Etable Facades“

27.5. FV Focus Structure FV Focus Structure FP Focus Work / Studio

21.5. VT Individual reviews text FP Focus Work / Studio

Introductory Lectu Morning Sessions FP Focus Work / Stu

09:00 ISIL

Workshop Kyoto (Structure)

Mi

VT Ind. review text wo

26.3. FP Focus Work / Studio Material Z`Mittag 1

20.3. 09:15

09:15

FV Input André Bide FV BV

II Institutsvortrag - „Räume“ Maria Conen

KN „Landscapes in Transformation: Working with GIS“

VT Coaching text work / individual work

13:00

25.3. FP Focus Work / Studio

19.3. FP Focus Work / Studio

7.3. 8.3. SR Study trip 13 20 11.5. 09:00 FV Input Material 10:45 FV 13:00 BV

09:15

10:45

09:00

12:15 19:00

09:00

24.3.

09:15

09:00

12.3. FP Focus Work / Studio

FV Input André Bideau FV BV

18.3.

Introductory Lectures Morning Sessions 1 FP Focus Work / Studio

5.3. FP Focus Work / Studio

6 13 23.3.

17.3

VT Individual Research

09:00 ISIL 09:00

27.2.

5 12 16.3.

FV Input André Bideau FV BV

4.3. FP Focus Work / Studio

Startveranstaltung Thesis mit FHNW

FP Focus Work / Studio

4 11 9.3.

3.3. VT Abstract Analyse Input 2 - Axel Fickert Lecture seminar 1

26.2. FP Focus Work / Studio

20.2. 09:00

FV Input André Bideau FV BV

25.2. VT Start thesis book VT Einführung / Introduction Input 1 - Franz Wanner Film screening

19.2. 09:00

3 10 2.3.

Ende Kontaktstudium

6.6. 7.6.

VT Individual reviews


ut André Bideau

ure seminar 2

6 13 23.3. 09:00 10:45 13:00

7 14 30.3. FV Input André Bideau FV BV

24.3. 09:15

09:00 10:45 13:00

8 15 6.4. FV Input André Bideau FV BV

31.3. VT Ind. review text work / disposition

09:15

us Work / Studio erial Z`Mittag 1

able Facades“

25.3.

1.4. Introductory Lectures Morning Sessions 2 FP Focus Work / Studio

09:00 ISIL 09:00

26.3. 09:00

09:00 19:00

27.3. 09:15

VT Reviews concept / thesis book

10.4.

11.4. 12.4. 18 25 15.6.

Pfingstmontag

09:15

BV BV Prüfungen

9.6. 09:00 09:00

3.6.

4.6.

09:15

Karsamstag Ostersonntag

6.6. 7.6.

09:15 09:15

89

09:00

09:00

FV MEP Focus lectures

09:00

SK FINAL REVIEW Master-Thesis

1.7.

25.6. 18:00

20.6. 21.6.

30.6. SK SCHLUSSKRITIK Master

24.6.

09:00

09:00

25.4. 26.4. 20 27 29.6.

Final review with guests digital

19.6. VT Abgabe Thesisbuch elektronisch VT Hand-in thesis book (digital)

24.4. KN „Permaculture“

18.4. 19.4. 19 26 22.6.

09:00

FP Focus Work / Studio

23.4. FP Focus Work / Studio

23.6. VT Schlusspräsentation mit Gästen

18.6.

12.6.

09:15

VT Midterm review Block 1

22.4. FP Focus Work / Studio

Final review with guests digital

17.6.

11.6.

13.6. 14.6.

09:00

09:15

VT Schlusspräsentation mit Gästen

16.6. VT Abgabe schriftliche Arbeit elektronisch Final submission textwork digital

10.6.

12:00

09:00

FV Input Structure FV BV

21.4. End of Easter Break

17.4.

Fronleichnam

5.6.

13:00

Master-INFO mit Master-Ausstellung

4.4. 5.4. 17 24 8.6.

VT Individual reviews text / layout

09:00 10:45

16.4. Start of Easter Break

Karfreitag

13:00

Ostermontag

15.4. FP Focus Work / Studio

9.4.

us Structure us Structure us Work / Studio

de Kontaktstudium

13:00

09:00

10 17 20.4.

14.4. VT Individual work

FP Focus Work / Studio

3.4.

2.6.

FV Input André Bideau FV BV

09:15

KN „Using Plants in urban spaces“

28.3. 29.3. 16 23 1.6.

08:30

13:00

8.4. FP Focus Work / Studio

2.4. FP Focus Work / Studio

ut Energy

vidual talks

09:00

10:45

7.4. VT Individual talks

ews concept / thesis book

us Work / Studio

09:00

9 16 13.4.

2.7. Sommerfest

26.6.

3.7.

27.6. 28.6.

4.7. 5.7.

FP Abgabe Pläne und Modelle Stempeln

ZK ZWISCHENKRITIK Master Workshop Kyoto (Structure)


Varia

Notizen Notes

90


91



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