Auf dem Weg zu einer digitalen Baukultur BSA FAS _ 22.11.19_ Empa Campus
HEILIGER BIMBAM: Stärkt die kleinteilige Schweizer Baukultur im Transformationsprozess zum digitalen Bauen! Marco Bamberger, Architekt, wissenschaftlicher Mitarbeiter François Esquivié, Architekt, wissenschaftlicher Mitarbeiter Prof. Manfred Huber, Architekt, Leiter Institut Digitales Bauen FHNW Tim Seidel, Architekt, Dozent Entwurf und Konstruktion, Institut Architektur FHNW Prof. Christina Schumacher, Soziologin, Dozentin und Projektleiterin, Institut Architektur FHNW
Viele kleine Büros 91% der Architekturbüros in der Schweiz beschäftigen 1 – 9 Mitarbeitende
Quelle: Statistik der Unternehmensstruktur 2017, BSF
Viele kleine Projekte
Der Grossteil der Bauvorhaben in der Schweiz sind ÂŤkleineÂť, nicht BIM-typische Projekte mit Bausummen unter 1 Mio. CHF.
Quelle: Geplante Bausummen im 2. Quartal 2019, Docu Media Schweiz GmbH
Kleinteilige Strukturen und viele kleine Projekte à ein spezieller BIM-Anwendungsfall Welche Erfahrungen machen kleine Büros mit einem Digitalisierungsprozess, in dem sie einen speziellen Anwendungsfall darstellen? Welche besonderen Ressourcen bringen die kleinen Büros für den Transformationsprozess zum digitalen Bauen?
«Wir haben die BIM Live Arena besucht. Nach dem ersten Anlass haben wir überhaupt nicht verstanden, was das ganze eigentlich soll. Alle haben nur von enormem Mehraufwand gesprochen. Das war eher abschreckend. Danach sind wir gar nicht mehr gegangen.»
Interviewstudie mit 20 kleinen Architekturbüros Auswahlkriterien § ≤ 15 Mitarbeitende § Affinität zur digitalen Planung § Vertretung aller Grossregionen
1. Motivation – innen- oder aussengeleitet? aussengeleitet: § Bauherrschaft § Fachplaner*innen § GU/TU
innengeleitet: § Optimierung von Arbeitsprozessen § Vision des eigenen Arbeitens § Attraktivität als Arbeitgeber*in
«Wir suchen noch nach unserem ersten schönen, jungfräulichen BIMProjekt, das wir dann ausführen könnten. Und dann hast du ein Projekt, das gross genug wäre, und es muss morgen schon losgehen!» «Der Treiber war der Haustechnikplaner, der wurde nervös, weil es sich um ein Objekt im laufenden Betrieb handelte!» «Die kleineren Fachplaner im ländlichen Raum haben zwar schon von BIM gehört, wehren sich aber noch dagegen, damit arbeiten zu müssen.» «Wir wollen nicht einfach das, was wir schon können, anwenden, sondern wir fragen uns immer wieder, wie könnte man es noch besser machen. Diesen Anspruch haben wir.» «Als Büro treibt uns ein anderes Thema um, die Nachhaltigkeit. Aber die BIM-Planung ist ein Teil davon und hilft uns, intelligente Kreislaufprozesse aufzusetzen: Man muss ein Gebäude in Zukunft so denken, dass in einen Kreislauf eingebunden ist.»
2. Wissensaneignung – organisch oder strategisch? Learning by doing (informelle Strategie) vs. Strategische Ausrichtung
«Wir erarbeiten uns das so von Projekt zu Projekt. Wir haben niemanden, der eine BIM-Manager-Ausbildung hat, sondern ein Mitarbeiter und ich haben vor dem Projektstart mal Kurse besucht, und dann haben wir dort ein bisschen was mitbekommen und darauf bauen wir jetzt auf.» «Et puis voilà, je pense qu'il faut se tenir un petit peu à jour. On avait donc proposé à nos collaborateurs ces formations… différents types de formations pour différents types de personnes, en fonction des rôles de chacun.»
BIM als Chefsache vs. BIM Verantwortung bei Mitarbeiter*innen
«Damit alle Mitarbeiter die gleiche Sprache sprechen, neu und alt, wurden alle geschult, immer am Mittwoch Vormittag.» «Alle neuen Projekte werden 3D aufgebaut, damit man die Informationen ergänzen könnte oder, falls gewünscht, BIM umgesetzt werden könnte. Die Hälfte der Mitarbeitenden waren in ein- bis viertägigen Schulungen und haben gelernt, wie man neu zeichnet. Das ist relativ Schlag auf Schlag geschehen.»
3. Transformation: «behäbig» oder agil? § projektspezifische Anwendung von Prozessen und Methoden
«Wenn es für den Maurer eine bessere Fräse zum Backstein schneiden gibt, dann kauft er sich die bessere Fräse, um die Steine effizienter zu schneiden. Aber wenn die alte für einen besonderen Stein geeigneter ist, dann braucht er dafür die alte. Genauso nutzen wir die digitalen Methoden.»
§ Koexistenz analoger und digitaler Methoden
«Bei einem Projekt haben wir einfach nur 3D gezeichnet, die Informationen, z.B. nach eBKP, haben niemanden interessiert, also haben wir sie auch nicht eingepflegt. Bei einem anderen Projekt arbeiten wir mit einen GU mit viel BIMErfahrung. Da haben wir gesagt, wir machen in einem gewissen Rahmen mit und haben das Modell so aufgebaut, dass es für die Auswertung und die Submission funktioniert. Für uns ist das auch eine Investition in die Zukunft.»
4. Kooperationsformen - Insel oder Archipel? § BIM-Expertise externalisieren vs. In-House-Expertise aufbauen § Spezifische Netzwerke aufbauen und pflegen
§ nachhaltige Partnerschaften etablieren
«Die Vorstellung des idealen Architekten, der alles abdecken kann, ist vermutlich falsch. Wie viele Programme kann ich beherrschen und gleichzeitig auch noch das architektonische Knowhow haben, entwerfen und Gestalter sein?» «Uns Hilfe beim Softwareanbieter zu holen, ist kein Modell, das sich für uns rechnet. Deswegen haben wir sehr früh ein Netzwerk aufgebaut, um uns weiterzubilden und auch auszutauschen; auch um zum Zeitpunkt X, wenn man ein grösseres Projekt hat, RessourcenFlexibilität zu haben.» «C'est un ancien collaborateur qui nous forme. Il est à son compte, loue une place dans notre bureau et nous donne des cours Revit en guise de loyer.»
BIM-Blumenstrauss «Wir zeichnen in 3D, wir geben bestimmte Informationen mit, wir ziehen auch Daten für Listen heraus, die für die Ausschreibungen relevant sind. Bei einem der aktuellen Projekte arbeiten wir mit IFC-Modellen, die wir den Fachplanern weitergeben.»
Bauherrschaften
Kosten
Prozesse Kontrolle
Listen
Entwurf
«Ça nous permet de brasser de grandes quantités de données, de maximiser le facteur lumière/jour dans les appartements et d'influer sur le design des planchers.» «On sait que le passage est plus simple à faire entre développement de géométries complexes – qu’on fait plutôt sur Rhino – et ensuite passage dans Revit, ou autre, pour documenter le projet.»
Kommunikation
Fachplanung
Licht
Flächen
Material
BIM
Auf dem Weg zu einer – spezifisch schweizerischen – digitalen Baukultur! § Unaufgeregte Annäherung, Auseinandersetzung und Anwendung § Prinzipiell Fokus auf architektonischer Qualität § BIM als Struktur- und Dynamikgenerator: Soyez prêts!
«Ich glaube, dass sich im Bereich der grossen Bauproduktion mehr verändert als in der Nische, in der wir uns befinden. Das hat vermutlich mit unserer Kompetenz zu tun, auf spezifische Lösungsfindungen zu fokussieren.» «Wir steigen jetzt nicht mit beiden Füssen in das Boot, wir probieren aus und versuchen ein bisschen mitzugehen, so dass wir nicht den Anschluss verpassen.» «In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Situation sehr stark veränder. Wir haben gegenseitig keine Hemmungen mehr, das andere Büro anzurufen und zu fragen, "Kannst du mir weiterhelfen?" Wir tauschen uns zu allen möglichen Arten von Know-How aus. Das geht so weit, dass man sich je nach Arbeitsbelastung und Verfügbarkeiten Mitarbeiter austauscht,. Wir pflegen diesbezüglich eine offene Kultur.»