Si Sonderheft Schaffhausen

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Schaffhausen in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen

SMARTE KIDS Regierungsrat Amsler nennt die Gründe

10. Juni 2013

WIE FERIEN Der Nordzipfel der Schweiz hat mediterranen Charme KULTUR Anker, Raussmüller und Stars in Town

MIT WERB WETTBE Sie Gewinnen ts e Festivaltick

JULIA FLÜCKIGER

«Schaffhausen – das kleine Paradies»


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JULIA FLÜCKIGERS HEIMAT

Rosmarie Widmer Gysel Regierungspräsidentin Kanton Schaffhausen

Fotos © 2012 profifoto.ch / Michael Kessler, Dani Thüler, Robert Bösch, Nicole Bökhaus

«Ich habe es gefunden!» Schaffhausen, das ist die Region in der Wohnen, Arbeiten und Erholung dicht beieinander liegen. Ob wir zum Arbeitsplatz oder zur Schule gehen; eine Behörde aufsuchen oder einkaufen. Oder ob wir uns am Rhein, in der lieblichen Landschaft des Reiats, auf dem Randen oder in den sanft geschwungenen Rebbergen im Klettgau erholen wollen. Alles ist nah. Schaffhausen ist deshalb ideal für Familien. Die Lebensqualität ist einer der wesentlichen Gründe, weshalb es Menschen und Unternehmen in unseren Kanton zieht. Schaffhausen war und ist der Ort, wo Wirtschaftspioniere wie Johann Conrad Fischer (Georg Fischer) oder Florentine Ariosto Jones (IWC), weltbekannte Unternehmen gründen. Die Region Schaffhausen bietet attraktive Arbeitsplätzen in kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch in internationalen Konzernen. Wer in der Region Schaffhausen wohnt, geniesst die Vorzüge einer lebenswerten Umgebung, profitiert von attraktivem, preiswerten Wohnraum und ist dennoch rasch in der Grossagglomeration Zürich oder am Flughafen Zürich. Ich lade Sie ein, «unser kleines Paradies» kennen zu lernen – mit diesem Sonderheft oder noch besser vor Ort. Vielleicht werden Sie dann ebenfalls sagen: «I found my piece of paradise!» (Ich habe mein kleines Paradies gefunden), so wie dies der Leiter einer amerikanischen Firma, welche sich in Schaffhausen niedergelassen hat, kürzlich gegenüber mir bestätigte.

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SPITZEN-WEINE

Inhalt 03 04 10 12 16 20 22 24 28 32 34 38 40 42 47

Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel Julia Flückiger Die Vize-Miss-Schweiz in «ihrer» Stadt Die Besten im Pisa-Test Christian Amsler erklärt Sport ist Trumpf Giorgio Behr Sportfan und Arena-Bauer Blauburgunder und mehr Stefan Gysel und Michael Fuchs Die Prager-Dynastie Linda und Verena im Güterhof Hier muss man hin Restaurants mit dem gewissen Etwas Uhr zum Vererben IWC-Boss Georges Kern im Interview So sind sie, die Schaffhauser Essay von Peter Hartmeier Hier wohnt sichs am schönsten Ernst Landolt weiss warum Erster Platz für den Platz Das Open-Air «Stars in Town» Albert Anker berührt Ausstellung im Allerheiligen Rein mit der Kunst Die Sammlung Raussmüller Ausspannen, bitte Erholen in Schaffhausens Regionen Wettbewerb Festival-Tickets zu gewinnen

Impressum Schaffhausen erscheint als Beilage der Schweizer Illustrierten Nr. 24 am 10. Juni 2013 Redaktion Schweizer Illustrierte, 8008 Zürich, Dufourstrasse 23, Tel. 044 259 63 63, Fax 044 259 86 22, info@schweizer-illustrierte.ch Internet www.schweizer-illustrierte.ch, www.online-kiosk.ch Geschäftsführer Zeitschriften Urs Heller Chefredaktor Stefan Regez Stv. Chefredaktor Ueli Walther Head of Marketing Thomas Passen Bildchef a. i. Ulli Glantz Textchef Jan Morgenthaler Redaktion Monique Ryser (Leitung), Max Fischer, Caroline-Micaela Hauger, Elsbeth Hobmeier, Zeno van Essel Bildredaktion Roger Hofstetter, Fabienne Hubler Layout / Pro­duk­tion Claudia Friedrich (Leitung), Doris Wüthrich (techn. Leitung), Martina Mayer-Müller Korrek­torat Name Vorname Marketing und Verkauf Verena Baumann Produktionsleiter Roland Winkler Verlag und Druck Swissprinters AG, Zofingen Veranstalter Da kommt eine Adresser hin, wenn nötig Geschäftsführer Name und so, wenn nötig Koordination Magazin Name Vorname, wenn nötig

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MEDITERRANES FLAIR

Der nördlichste Zipfel der Schweiz überrascht mit südlichem Charme. Schönstes Beispiel: Julia Flückiger.

Ein Gefühl wie Ferien hat JULIA FLÜCKIGER, wenn sie durch die Altstadtgassen Schaffhausens schlendert. Die Vize-Miss-Schweiz von 2011, die mit ihrer Schönheit für Schlagzeilen sorgte und durch ihre Cleverness auffiel, studiert in Zürich, lebt aber bei ihrem Opa in Stein am Rhein.

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«Das ist mein Paradies» SCHAFFHAUSEN 5


DER BADEMEISTER

Bert Schneider leitet die Rhybadi.

HISTORISCHE BADEANSTALT

Das Kastenbad im Rhein ist eine Rarität. Julia Flückiger testet die Temperatur – noch ists ein wenig zu kalt.

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TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS

kay, das Wasser ist noch kalt. 11,5 Grad zeigt der Thermometer in der Rhybadi in Schaffhausen an. Aber hierhin kommt man sowieso nicht zum Ausdauerschwimmen. Das 1870 gebaute Flussbad ist eines der schönsten Bäder der Schweiz und eines der seltenen Kastenbäder. Man kann sich hier sicher

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in die durch Pfähle abgetrennten Fluten des klaren Rheins stürzen. «Vierzehn Tage Sonnenschein, und die Temperatur steigt locker auf 20 Grad», sagt Bert Schneider, seit 29 Jahren Betriebsleiter der Badi. Das sei dann sehr angenehm, um sich abzukühlen und sich hinuntertreiben zu lassen. Julia Flückiger steckt vorsichtig einen Fuss ins Wasser. «Hey! Seht mal! Da drehen Fische ihre Runden!» ruft sie und zeigt auf die grossen Barsche. Jetzt haben sie noch Ruhe, im

Hochsommer werden ihnen die Schaffhauserinnen und Schaffhauser den Raum streitig machen. Für 3 Franken pro Erwachsenen, 1.50 Franken für Kinder ist das Bad aber auch ein Geheimtipp für Touristen, die sich in die Zeiten der Belle Époque zurückversetzen möchten und mit einem Bad im Rhein in die Lebensader des Kantons Schaffhausen eintauchen. Von der Rheinstrasse gehts durch eine Reihe Fabrikbauten, welche die in-

Schaffhausen bietet, was das Herz begehrt. Ich liebe diese Stadt ganz einfach JULIA FLÜCKIGER

dustrielle Geschichte der Stadt dokumentieren – und wo heute Kunst ausgestellt und in Clubs getanzt wird – zurück in die Stadt. Die Gelateria El Bertin lockt mit über 20 Sorten selbstgemachtem, jeden Tag frisch zubereitetem Eis. Die lange Schlange vor dem Geschäft zeigt: Julia hat auf ihrem Rundgang einen der Hotspots der über 1000-jährigen Stadt Schaffhausen angepeilt. Die Studentin der Psychologie wird überall erkannt und gegrüsst. Man kennt sich in Schaffhausen. «Als ich bei der MissSchweiz-Wahl kandidierte, gab es zuerst nur verhaltene Reaktionen», so die 25-Jährige. «Klar, Schaffhausen als kleiner Kanton stellt nicht so häufig Kandidatinnen wie Zürich oder Bern. Aber als die Leute dann sahen, dass ich ihnen keine Schande mache, bekam ich sehr viele positive Reaktionen», erinnert sich «Miss Clever». Und seit sie an der Bildungsmesse in Zürich als Bildungsbotschafterin auftrat, ist sie sowieso zum Stolz des ganzen Kantons geworden. «Ja, da möchte man nochmals 20 sein», murmelt plötzlich ein Passant und blickt Julia nach, die sich auf den Weg zum Kloster Allerheiligen macht. «Ein wunderbarer Ort», schwärmt sie. «Da müssen wir unbedingt hin.» Der Kreuzgang ist der grösste seiner Art in der Schweiz. Im Innenhof unterbricht SCHAFFHAUSEN 7


RUNDFAHRT MIT ZUG

Der City Train führt von der Schifflände in Schaffhausen zum Rheinfall. Lokführer Bruno Tanner macht auf dem Herren­ acker einen Stopp für Julia.

HAUS ZUM RITTER

Opa Fritz Flückiger in Stein am Rhein, wo die beiden wohnen.

Julia Flückiger besucht den Kreuzgang des Klosters Allerheiligen, wenn sie die Ruhe geniessen und sich erholen will.

Hier kann ich entschleunigen und die Ruhe geniessen. Eine Oase mitten in der historischen Altstadt JULIA FLÜCKIGER

SO GÄ RTNERTEN DI

E MÖNCHE Der mitte

Heilkräutergarten in der

lalterliche Klosteranlage Allerheiligen .

nur Vogelgezwitscher die Stille, und der Wind weht würzige Düfte aus dem angrenzenden mittelalterlichen Kräutergarten. Das Kloster, das heute das Museum Allerheiligen beherbergt, wurde 1049 gegründet. Das dazugehörige Münster ist eine eindrucksvolle Basilika und der ursprünglichste romanische Kirchenbau der Schweiz. Die einstige Benediktinerabtei Allerheiligen mit der um 1106 geweihten Klosterkirche und dem Münsterturm zählt zu den wenigen gut erhaltenen romanischen Klosteran8 SCHAFFHAUSEN

lagen der Schweiz. Im Kräutergarten mit einer Davidstatue von Karl Geiser fühlt man sich definitiv in südlichen Gefilden. «Da versteht man doch, weshalb ich immer hierher nach Schaffhausen zurückkomme», so Julia, die im vierten Jahr ihres Studiums gerade mitten im Prüfungsstress ist. Zwar übernachtet sie unter der Woche ein-, zweimal bei ihrem Freund Ronny in Schwerzenbach, sonst kehrt sie aber immer nach Stein am Rhein zurück. Im Haus ihres Opas ist sie aufgewachsen, und die beiden

verbindet eine enge Beziehung, noch mehr, seit seine Frau gestorben ist. «Sie haben zu mir geschaut, jetzt schaue ich zu ihm.» Julia führt uns zurück in die historische Altstadt. Auf fallen sofort die vielen Erker, über 170 an der Zahl, und die kostbar bemalten Häuserfassaden, zum Beispiel die des Hauses zum Ritter. In der verkehrsfreien Altstadt sind neben bekannten Marken viele kleine Läden mit originellem Handwerk, modernem Design und feinsten Köstlichkeiten zu

finden, etwa das typische Gebäck Schaffhauserzungen. Jeden Samstag findet ein Wochenmarkt in der Vordergasse statt – hier trifft man «ganz Schaffhausen». Zum Kafi verabredet man sich im Café Vordergässli, oder im «Mohrejoggeli» am Fronwagplatz. Der Mohrenbrunnen ist nur einer von vielen Platzbrunnen, die das Bild der Altstadt prägen. Beim Tellbrunnen in der Vordergasse zeigt Julia auf drei Fenster: «Hier kommt das neue Ballettstudio hin», freut sie sich. Seit über 20 Jahren geht sie ins Ballett, dreimal wöchentlich. Nie käme es ihr in den Sinn, eine anderer Ballettschule als die von Franziska Looser-Weilemann zu suchen. «Das ist wie meine Familie.» Und dann erwähnt sie noch ihre Coiffeuse Sabina Wegberg, die vier Salons betreibt. «Sie könnte die Welt erobern, aber sie bleibt in Schaffhausen. Wir sind eben so.» Ist es Zeit für einen Apéro, geht es hinunter an den Rhein in den «Güterhof». «Das ist der absolute In-Place», weiss Julia Flückiger. Falls man dabei die Zeit vergisst, wird man spätestens um 21 Uhr gemahnt. Dann läutet das Munotglöcklein.  ----------

GAR NICHT PROVINZIELL

Julia Flückiger in einem der Coiffeursalons «ihrer» Hair­ stylistin Sabina Wegberg (l.). «Q» Coiffure wird von Alessandra Rivero de la Hera (r.) geleitet.

STADT AM WASSER

Der Rhein stand am Anfang der Stadt, und er prägt Schaffhausen bis heute.

Foto Röbi Bösch

HIER IST DAHEIM Julia mit ihrem

GRÖSSTER KREUZGANG

Das reich bemalte Bürgerhaus an der Vordergasse gehört zu den schönsten seiner Art. Unter anderem sind Szenen aus der Odyssee zu sehen.

Wer nicht Julia als Stadtführerin hat: www.einkleinesparadies.ch

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«Wir haben smarte Kids»

MIT LEIB UND SEELE DABEI

Christian Amsler leitet als Regierungsrat im Kanton Schaffhausen das Erziehungsdepartement.

Im Pisa-Test steht Schaffhausen immer an der Spitze. Das habe seine guten Gründe, sagt Regierungsrat CHRISTIAN AMSLER, Erziehungsdirektor des Kantons. «Bei uns sind die Schülerinnen und Schüler viel in der Schule, und die Klassen sind klein.»

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TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS

ang 1 in Naturwissenschaften, Rang 2 beim Lesen, Rang 3 in Mathematik: Das waren die Resultate des Kantons Schaffhausen bei einem Vergleich von 13 Kantonen nach den Regeln des Pisa-Tests. Das freut den zuständigen Regierungsrat Christian Amsler. Auch deshalb, weil er vor seiner Wahl in die Kantonsregierung 2009 als Prorektor an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen tätig und damit für Lehrerbildung zuständig war. Amsler ist zudem Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) und leitet die Steuergruppe des Projekts Lehrplan 21. Für den 49-Jährigen sind die guten Resultate der Schaffhauser kein Zufall, sondern haben System.

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Herr Amsler, wieso sind die Kinder in Schaffhausen so clever? Schaffhauser Kids sind halt einfach smart. Im Ernst: Wir haben eine hohe Stundendotation, das heisst, unsere Kinder verbringen mehr Zeit als im schweizerischen Durchschnitt in der Schule. Zudem haben wir kleine Klassen, das fördert das Vermitteln der nötigen Bildung ebenfalls. Also reicht es, die Kinder einfach länger in die Schule zu schicken? Die Anzahl Schulstunden ist wichtig, aber das allein würde wohl nicht ausreichen. Wir haben auch sogenannten Halbklassenunterricht, bei dem die Schülerinnen und Schüler in noch kleineren Gruppen arbeiten und die Lehrerinnen und Lehrer noch mehr Zeit für das einzelne Kind aufwenden können. Das ist nicht zu unterschätzen. Nehmen wir als Beispiel die Lesefähig-

keit. Warum ist Schaffhausen hier bei allen Pisa-Tests immer vorn? In diesem Bereich haben wir einen Vorteil: Die Nähe zur deutschen Grenze hilft, von klein auf mit der Standardsprache Hochdeutsch aufzuwachsen. Die Kinder lernen das im Alltag und empfinden Deutsch nicht als zusätz­ liche Sprache, die sie erlernen müssen. Schaffhausen gehörte auch zu den ersten Kantonen, die Versuche mit Frühenglisch machten. Ein Erfolg? Durch und durch, wir haben nur positive Erfahrungen gemacht. Englisch wird bei uns als erste Fremdsprache gelehrt. Das hilft übrigens auch dem Französisch; eine Nationalfondsstudie hat ergeben, dass die nachfolgenden Sprachen einfacher zu erlernen sind. Gibt es weitere Gründe für die guten Pisa-Platzierungen? O ja! Da ist die schöne Umgebung,

in der die Kinder im Kanton Schaffhausen aufwachsen. Hier haben Familien wahre Lebensqualität. Es ist überschaubar, die Kinder können in unberührter Natur leben. Zudem gibt es noch so etwas wie soziale Kontrolle im besten Sinn, man schaut zueinander. Familien sind uns wichtig auf allen Ebenen der Politik. Zudem haben wir attraktive Sportangebote, kulturelle Institutionen und Veranstaltungen. Sie sind auch zuständig für die Jugendpolitik. Was wird da genau getan? Der Kanton Schaff­ hausen hat eine Jugendbeauftragte und eine Jugendkommission, welche die Gemeinden und Verbände der Jugendarbeit ver­ netzen und bedarfs­gerecht mit Information und Beratung unterstützten. Dem Kanton Schaff­hausen ist es ein An­ liegen, eine aktive Jugendpolitik zu gestalten und damit auch die Ressour-

cen der Jugendlichen zu fördern. Die Jugend ist unsere Zukunft. Auch Familienpolitik gehört in Ihr Departement. Der Kanton Schaffhausen ist ein attraktives Lebenszentrum für junge Leute und für Familien mit Kindern. Uns geht es darum, den veränderten Ansprüchen und Vorstellungen einer neuen Generation in Bezug auf die Lebensgestaltung und die Form des Zusammenlebens gerecht zu werden. Als Rahmenbedingungen für eine optimale Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern wir bedarfsgerechte Tagesstrukturen und andere Massnahmen, die Familien begünstigen. In der Agglomeration von Zürich entsteht viel Druck für die Familien: teure Mieten, grosse Schulklassen, immer mehr Menschen auf engerem Raum – Schaffhausen ist dazu die ideale Alternative. 

Internationaler Kanton, internationale Schule

Kleine Klassen und eine familiäre Atmosphäre: Das offeriert die Internationale Schule in Schaffhausen (ISSH). In Englisch werden Kinder von drei Jahren bis zur Maturitätsreife, dem International Baccalaureate, unterrichtet. Über 200 Kinder besuchen die in einem historischen Gebäude untergebrachte Privatschule. «Each mind has its own method» ist das Motto der Schule, die individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingeht. Eine aktive Elternvereinigung gehört ebenso zur Schule wie Tagesstrukturen und ausserschulische Aktivitäten. www.issh.ch SCHAFFHAUSEN 11


Der Macher

GIORGIO BEHR ist Unternehmer, doch der reichste Schaffhauser engagiert sich mit Herzblut und Millionen für Handballer, Bahnen und Behinderte.

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TEXT MAX FISCHER FOTOS RAJA LÄUBLI

range ist bekannt als Kraftspender. Es repräsentiert vitale Stärke. Und steht für jugendlich und lebendig. All das strahlt Giorgio Behr aus, wenn er im orangen Fanpulli in seiner BBCArena den Kadetten zujubelt. Sogar zwei Stunden vor einem entscheidenden Playoff-Spiel ist es in der Arena fast unmöglich, in Ruhe ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Da ruft einer «Hoi, Giorgio!», dort steckt ein anderer die Hand hin – und auch der langjährige UBS-Chefökonom und Handballfan Klaus Wellershoff trägt Orange und grüsst vertraut. «Ich habe selber in der Nati A gespielt. Handball, der Sport generell ist eine Lebensschule», sagt Behr. Als Spielertrainer brachte er die Kadetten bis in die Nationalliga B. Als Präsident formte er sie zu einem der zwanzig besten Vereine Europas. Die Spiele in der Champions League bieten Handball vom Feinsten.

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Das Pièce de Résistance ist die BBCArena. Wenn für viele die Region Schaffhausen ein kleines Paradies ist, dann ist die Halle ihr grosses Schmuckstück. «Arena, nicht Halle», korrigiert Behr. «Es ist ein zweckmässiges Bijou», freut er sich. Sie bietet 3500 Zuschauern Platz. Der Komplex mit 4-Sterne-Hotel, Sportsbar, Wellness-Bereich, sportmedizinischer Abteilung, drei Grossraumhallen und dem Campus der Suisse Handball Academy zählt zu den grössten Handball-Zentren in Europa. Im Innern lassen Hightech-Features das Herz jedes Zuschauers höher schlagen: Drei Deckenkameras liefern über 22 Bildschirme perfektes Inhouse-TV. Gekostet hat die Arena 25 Millionen, 22 davon steuerte Behr bei. Das erklärt auch, weshalb die Sportstätte ohne viele bürokratischen Hürden in der Rekordzeit von zwölf Monaten gebaut werden konnte. «Die Arena ist eine HerzblutAngelegenheit», sagt Behr. Er will dem Verein, dem Handballsport etwas zurückgeben. Und mit der Handball Academy will er es Jugendlichen ermöglichen, Spitzensport und Beruf

miteinander zu verbinden. «Hier können sie die Kantonsschule besuchen oder eine Berufslehre abschliessen und sich parallel dazu zum Spitzenhandballer ausbilden lassen», schwärmt Behr. Während des Spiels spürt man, was der ehemalige Professor für Rechnungslegung, Unternehmer und Handballfan Behr mit Herzblut meint. Jede Aktion kommentiert er. Wenn die Schiedsrichter überlange Ballpassagen der Gegner nicht abpfeifen, ruft er lauthals: «Zeitspiel! Zeitspiel!» Und spitzbübisch freut er sich, wenn zum Siebenmeter für die eigene Mannschaft gepfiffen wird und aus den Lautsprechern Ennio Morricones «Spiel mir das Lied vom Tod» ertönt. «Die Choreografie wird immer wichtiger, die Leute wollen es, das gehört heute dazu – ein bisschen Show muss sein.» Das passt eigentlich gar nicht zum oft als unnahbaren und berechnenden Financier beschriebenen Behr. Das hänge mit seinen Engagements bei Georg Fischer und Sia Abrasives zusammen, sagt er. Gewisse Kreise hätten in den Medien wüste Schlammschlachten

BALLSICHER

Unternehmer, Mäzen und Kadetten-Präsident Giorgio Behr vor der BBC-Arena in Schaffhausen. SCHAFFHAUSEN 13


ZURÜCK IN DER CHALLENGE LEAGUE Mit zwei Treffern gegen

YF Juventus schoss Patrick Rossini den FC Schaffhausen wieder in die zweitoberste Spielklasse.

BBC-ARENA Eines der modernsten

Foto profifoto.ch

Handball-Zentren Europas.

angezettelt. Heute würden ihm viele der damaligen Kritiker Recht geben. Er selber sieht sich als Unternehmer, der etwas bewegen will. Viele attestieren ihm, ein Macher zu sein. «Ich kann gut organisieren und komme mit allen klar: Ob Büezer, Behinderte, Akademiker, Sportler, Arme oder Reiche.» Behrs BBC-Konglomerat besteht aus sechs Geschäftsbereichen. Sie sind so clever aufgestellt, dass sie unterschiedlichen Wirtschaftszyklen folgen. Konjunkturelle Schwankungen können auf diese Weise bestens abgefedert werden. Behr bestreitet überhaupt nicht, dass es unter dem Strich immer (auch) um Geld geht. Doch der erfolgreiche Unternehmer will nicht einfach nur Geld vermehren. «Wer viel Geld hat, hat auch eine grosse soziale Verantwortung», ist er überzeugt. Ein gescheiter Kopf habe ihm vor Jahren gesagt: «Erst wenn du Geld hast, kannst du sozial handeln. Ohne Geld kannst du nur sozial reden.» Bei ihm ist das kein Lippenbekenntnis. In Schaffhausen hat er ein Haus für 14 SCHAFFHAUSEN

Wer viel Geld hat, hat auch eine grosse soziale Verantwortung GIORGIO BEHR

geistig Behinderte initiiert, das ihnen begleitetes Wohnen ermöglicht. In Buchberg/Rüdlingen rettete er ein historisches Restaurant vor der Spekulation. «Und sehr am Herzen liegt mir die Museumsbahn in Stein am Rhein», hält er fest. Das sei die letzte grenzüberschreitende und die einzige Dampfbahn der Schweiz. Mit seinem ältesten Sohn, der geistig behindert ist, teilt Giorgio Behr das Hobby Eisenbahn. «Jedes Wochenende sind wir mit dem Zug irgendwo in der Schweiz unterwegs.» Aber Behr ist alles andere als ein Sozialromantiker. Vor zwei Jahren sorgte er mit der Wirtschaftsförderung und dem futuristischen Projekt «Waldstadt» für Aufregung. Eine Stadt im Wald, auf

dem Gebiet der drei Gemeinden Neuhausen, Beringen und Schaffhausen, damit liessen sich viele Probleme auf einen Schlag lösen: Zersiedelung, Mehrwertabschöpfung, Energie oder Eigentumsfragen. Diskussionen gab es vor allem, weil dafür ein Quadratkilometer Wald abgeholzt würde. Doch Behr beschwichtigt: «Was wir über 30 Jahre abholzen, wächst in der Schweiz in einem Jahr nach.» Er ist eben ein Macher mit Visionen und Herzblut. Und Orange steht auch für Optimismus und Kreativität.

HANDBALLVERRÜCKT

Familie Behr: Dominik, Jean-Marc, Giorgio, Anne-Marie und Pascal (v. l.).

Ein sportlicher Kanton  Zahlreiche Schaffhauser Sportvereine

machen immer wieder in den höchsten Schweizer Spielklassen von sich reden: die Handballer von Kadetten Schaffhausen, die Volleyballerinnen des VC Kanti oder der Tischtennisclub Neuhausen am Rheinfall – und der FC Schaffhausen spielt wieder in der Challenge League, die Damen des FC Neunkirch (Nati A).  Auch Aktivsportler kommen auf ihre Kosten: Auf dem Rhein treffen Ruderer und Gummiboot-Kapitäne auf Taucher, Schwimmer auf Kanu- oder Weidlingfahrer, Familien auf verliebte Pärchen. Biker erkunden das dichte Radwegnetz und packende Trails, Wanderer erholen sich auf dem Randen. Geritten wird im Reiat, geklettert in Europas grösster Indoor-Anlage Aranea, Golf wird in der direkten Nachbarschaft gespielt – und im Winter lockt die Randen-Loipe. PS: Tarzan würde sich heimisch fühlen – im Seilpark am Rheinfall.


Ein starker Auftritt

Was ist das Geheimnis des Schaffhauser Weins? Das fragten wir STEFAN GYSEL, Winzer des Jahres, und MICHAEL FUCHS, preisgekrönter Kellermeister. (K)ein Streitgespräch.

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TEXT ELSBETH HOBMEIER FOTOS MICHAEL KESSLER

hre Positionen sind unterschiedlich. Der eine produziert und vermarktet im traditionellen Familienunternehmen als Selbstkelterer die eigenen («aagne») Weine. Der andere führt als Kellermeister eine erfolgreiche Genossenschaft, die Trauben aus 16 Gemeinden kauft und zu 60 verschiedenen Weinen verarbeitet. Beide haben Erfolg, beide sind Aushängeschilder des Blauburgunderlands Schaffhausen. Stefan Gysel, Sie holten den prestigeträchtigen Titel «Winzer des Jahres». Was machen Sie anders als Ihre Eltern? Eigentlich nichts. Im Gegenteil: Unser Betrieb ist generationenübergreifend. Meine Frau und ich konnten Bestehendes übernehmen und weiterführen, aber auch vieles aus- und aufbauen. Die ganze Familie hat über Jahre diese Erfolge erschaffen, nicht ich allein. Dies habe ich auch bei der Ehrung als «Winzer des Jahres»betont, wohl nicht ganz

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im Sinn der Jury, die mich als Einzel­ person ehrte. Michael Fuchs, Sie sind seit 18 Jahren Kellermeister einer der besten Genossenschaften des Landes. Wie erklären Sie Ihren Erfolg? In den 90er-Jahren machte GVS grosse Mengen Wein und kaufte auch Jungwein aus anderen Regionen ein. Ich begann, bewusst verschiedene Weinstile auszubauen, der ganze Betrieb wurde modernisiert. Wir bleiben ein Weinhandelshaus, aber setzen genauso bewusst auf unsere Schaffhauser Weine. Dieses Nebeneinander ist bereichernd. Man hat die Konkurrenz praktisch im Haus und wird nicht betriebsblind, sondern merkt, wenn man an der eigenen Stilistik etwas ändern sollte. Das Blauburgunderland reicht von Trasadingen bis Stein am Rhein und von Altdorf bis Buchberg. Wo sind die besten Lagen? Gysel: Die Frage ist nicht mehr die der besten Lage, sondern die: Was machen wir daraus, und wie vermarkten wir sie? Die heutigen, jüngeren Käufer orientie-

ren sich weniger nach Lagen als nach einem Betrieb oder einer Person. Deshalb nennen wir unseren Wein «Aagne», den Eigenen. Ich halte wenig vom Dörfligeist, die Gemeindegrenzen gehen oft quer durch den Rebberg, der eine Stock steht in Hallau, der nächste in Oberhallau. Ich will nicht sechs Pinot noir aus verschiedenen Gemeinden im Sortiment, sondern kombiniere die Eigenschaften jeder einzelnen Lage. Fuchs: Unsere Kellerei legt noch Wert auf die einzelnen Lagen und betont sie entsprechend. Früher hatte GVS fast nur Riesling×Sylvaner und Blauburgunder. Heute sind wir breiter gefächert, aber versuchen bewusst, passende Rebsorten an der für sie richtigen Lage zu pflanzen. Das heisst was? Fuchs: Einem Pinot blanc passt der schwere Gächlinger Boden, ein Seyval blanc gedeiht besser auf steinigem Terroir. Generell gesehen, sind die südwestlich ausgerichteten Rebberge mit einer guten Neigung und einem schützenden Waldsaum die besten. Solche u

KRÄFTEMESSEN DER FREUNDE

Kellermeister Michael Fuchs (l.) von der Weinkellerei GVS und Winzer Stefan Gysel Saxer vom Weingut Aagne. SCHAFFHAUSEN 17


Rebberge vor der Berggkirche St.Othmar in Wilchingen

Die Wahlheimat des Blauburgunders

EINE REGION, 16 WINZER im

Blauburgunderland: Hinten (v. l.) Stefan Gysel, Michael Balmer, Sebastian Gerner, Thomas Wettach, Thomas Meier, Daniel Walter. Mitte Christoph Stoll, Thomas Stamm, Peter Rahm, Michael Fuchs, Stefan Schlatter, Fernando Gianini. Vorn (v. l.) Andreas Florin, Matthias Richli, Markus Hedinger, Michael Meyer. Ecken gibt es in fast jeder Gemeinde. Ein grosser Vorteil ist die Wärmereflektion des Rheins. Und das trockene Wetter im Regenschatten des Schwarzwalds. Gysel: Der Schaffhauser Wein hat sich weiterentwickelt, das einstige Sortenverzeichnis war sehr einengend. Heute haben wir gleich lange Spiesse wie die übrige Schweiz. Die Erträge wurden zugunsten der Qualität drastisch gesenkt. Und das Klima erwärmt sich zunehmend. Das gibt Rebsorten eine Chance, an die man früher gar nicht zu denken wagte. Welche Sorte ist Ihr Liebling? Fuchs: Eine wichtige Rolle spielt bei uns der unkomplizierte Cabernet Dorsa als Gegenspieler des Pinot noir. Wenn man ein Faible hat für eine bestimmte Sorte, gelingt sie auch. Besonders am Herzen liegen mir neben dem Pinot noir frische, fruchtige Weissweine: Riesling×Sylvaner, Chardonnay und Pinot blanc. 18 SCHAFFHAUSEN

Gysel: Mein Liebling? Schwierig … ich mag die traditionellen Sorten Riesling×Sylvaner und Pinot und versuche, sie zeitgemäss als modernen Wein zu keltern. Freude macht mir auch unser Sauvignon blanc. Aber ich passe auf, dass wir nicht zu einem Gemischtwarenladen mit «ein bisschen von allem» verkommen. Trotz dieser Vielfalt positioniert sich Schaffhausen als Blauburgunderland.

Heute sind wir das MauerblümchenImage definitiv los. Die gehobene Gastronomie hat uns entdeckt STEFAN GYSEL

Schränkt Sie das ein? Gysel: Gutes Marketing ist, wenn man überhaupt von uns hört. Blauburgunder ist nach wie vor unsere Kernkompetenz. Diesen Auftritt und die klare Positionierung finde ich gut. Seien wir ehrlich: Kein Fachname würde jedem Betrieb und Sortenspektrum gerecht. Fuchs: Der Pinot ist sicher unsere wich-

tigste Rebsorte und zudem die anspruchsvollste. An ihr lernt man ein Leben lang. Die Winzer einer kleinen Region müssen gebündelt auftreten, der Begriff Blauburgunderland als gemeinsamer Nenner ist ideal. Gysel: Um gut dazustehen, braucht es die kleinen Weinbauern genauso wie die grossen Betriebe. Einst war der billige Hallauer schweizweit unser Markenzeichen. Heute sind wir das Mauerblümchen-Image los, die gehobene Gastronomie hat uns entdeckt, an Banketten werden hiesige Weine ausgeschenkt. Wie schätzen Sie das heutige Ansehen der Schaffhauser Weine ein? Fuchs: Schaffhausen hat viel erreicht und gilt gar als Vorbild für die deutschsprachige Schweiz. In der Westschweiz ist es schwieriger, dort herrscht eine eigene Weinkultur. Aber grössere Städte bergen für uns viel Potenzial. Gute Gastronomen sollten gute Schweizer Weine auf der Karte führen. Dies bedingt innovatives Denken, weder Wirt noch Winzer dürfen stehen bleiben. Gysel: Wein ist ein Verdrängungsmarkt. Der Schweizer Wein sollte durch eine Dachwerbung im ganzen Land zum Thema werden. Essen und Trinken sind wichtige Bereiche, gute Beratung des Kunden und des Gasts ist entscheidend.

An drei von vier Rebstöcken des Kantons Schaffhausen wächst die Blauburgundertraube (Pinot noir), die Königin aller Reben. Sie stellt hohe Ansprüche an die Lage und das Können des Winzers. Die Kalk­stein­böden und das eher kühle Klima der Schaffhauser «Wahlheimat» behagen ihr bestens, und wurde unter dem Namen Blauburgunderland bekannt. Hauptort des Schaffhauser Blauburgunderlands ist Hallau. Es ist ein Ort der Superlative. Er produziert die Hälfte des gesamten Weinvolumens des Kantons und ist die grösste Rebbaugemeinde der deutsch­ sprachigen Schweiz. Seine Region, der Klettgau, das bedeutendste zusammen­ hängende Rebbaugebiet. 20 von 34 Gemeinden produzieren Wein.

Im Klettgau, dem Reiat, in Stein am Rhein sowie den Enklaven Buchberg und Rüdlingen sind 500 Hektaren Rebland bewirtschaftet. 380 Hektar davon mit Blauburgunder, in die restliche Fläche teilen sich Riesling×Sylvaner (Müller-Thurgau), Pinot blanc, Pinot gris, Chardonnay, Sauvignon blanc, Kerner, Regent, Dornfelder, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Dorsa. Von den 500 Winzern sind nur 17 grössere Selbstkelterer. Viele Weinbauern liefern ihre Ernte in die drei Grosskellereien GVS, Rahm und Volg. Diese stellen neben reichlichen Mengen breiter AOC-Weine auch Spitzenprodukte wie «Réserve du Patron» (Rahm), «Octavia» (GVS) oder «Hallauer Barrique» (Volg) her. www.blauburgunderland.sh

Rimuss kennt jeder

Brauerei Falken

Über sieben Millionen Flaschen Wein und Traubensaft werden jährlich von der Rimuss- und Wein­ kellerei Rahm AG in Hallau ausgeliefert. Damit gehört Rimuss zu den grössten Kellereien der Schweiz. Das 1945 gegründete Familienunternehmen ist im Laufe von drei Generationen zu einer bedeutenden Firma gewachsen, welche heute um die 40 eigene Spezialitäten entwickelt, produziert und vermarktet. Flaggschiffe sind der alkoholfreie perlende Rimuss (in den Varianten Party, Rosé, Champion, Litchi-Perl sowie – speziell für Erwachsene – Rimuss Seco) sowie der 1990 lancierte Weincocktail FRIZZ. «Mit Rimuss stossed alli aa» ist in der Schweiz zum Kultspruch geworden. www.rimuss.ch

Seit 1799 wird in Schaffhausen das Falkenbier gebraut. Seine Geburtsstunde schlug bereits 150 Jahre zuvor, doch erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Bier gewerblich gebraut und vermarktet. Weil die Zapfhahnen im Wirtshaus Falken in der Schaffhauser Altstadt standen, hatte es auch bald den noch heute gültigen Namen. Die Brauerei Falken zählt heute zu den fünf grössten unabhängigen Bierproduzenten der Schweiz. Ihr Slogan: «Freiheit, Unabhängigkeit und Stolz auf ein wirklich gutes Bier.» Am beliebtesten sind Lager hell und dunkel und das Spezli Edelfalke. Die Palette ergänzen Spezial­ biere wie Eidgenoss, Weizen, Schwarzbier, Zwickel und First Cool. Falken hat auch das erste alkoholfreie Weizenbier (Bild) auf den Schweizer Markt gebracht. www.falken.ch


Hier ist niemals Ruhetag Bei VERENA und LINDA PRAGER bleibt keiner draussen vor der Tür. Ihr «Güterhof» ist täglich offen. Bis spätnachts. Das ehemalige Lagerhaus ist heute die grösste Eventlocation der Region.

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TEXT ELSBETH HOBMEIER FOTOS NICOLE BÖKHAUS

aum zu glauben, dass dieses Schmuckstück von einem Gebäude mit dem riesigen Innenraum, mit der prächtigen Terrasse direkt am Rhein über 50 Jahre ungenutzt vor sich hin dümpelte. Hätten nicht Mutter Verena und Tochter Linda Prager mit ihrem Konzept den Investor Kornhaus Liegenschaften AG überzeugen können, wäre der Güterhof wohl noch immer eine Gerümpelkammer. Vorstellen kann sich das heute niemand

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mehr. Kein zufälliger Stadtbummler und schon gar kein Schaffhauser, keine Schaffhauserin. Fremd oder einheimisch, sehr jung oder sehr alt: Sie alle sitzen, essen, tanzen, relaxen einträchtig unter der 226-jährigen Balkendecke, zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit. Seit fünf Jahren pulsiert das Leben im historischen Gebäude. Wo einst Salz, Getreide und Rohstoffe gelagert wurden – der Rheinfall unterbrach die Handelsroute, die Güter mussten um- oder zwischengelagert werden –, geniesst und feiert man heute. Der Güterhof wurde zu einem multi-

kulturellen Treffpunkt mit einer kreativen Küche. Sie mixt frech regionale Spezialitäten und internationale Gerichte, und zwar vor den Augen der Gäste, die den Köchen in der offenen Küche bei der Arbeit zusehen. Zuschauen kann man auch dem Japaner mit Schaffhauser Wurzeln an der Sushibar. Die Sushi à discrétion am Dienstag sind zum nicht mehr so ganz geheimen Geheimtipp avanciert. Und man ist dabei, bequem in die Loungesessel gefläzt, wenn die Schönen und ihre Bewunderer sich an der Bar treffen. Gegen Ende Woche geht ohnehin die Post ab, mit DJs, Livebands,

GÜTERHOF-TERRASSE AM RHEIN Mittags und abends speist man à la carte, Snacks und Drinks gibts immer. AUSZEIWCH STORY GROSS DREI GENERATIONEN PRAGER Linda Prager, hier mit

ihrem Baby Johnny, führt die Geschäfte des Güterhofs, ihre Mutter Verena Prager ist Pächterin und Investorin.

Tanz-Shows. Für eine Beach-Party lassen die Pragers auch mal einige Kubik Sand ankarren für den Platz vor dem Güterhof … «Wir können auf unseren 700 Quadratmetern ganz grosse Events mit bis zu tausend Gästen auf die Beine stellen», umreisst Linda Prager die vielen Möglichkeiten. Und ihre Mutter Verena, die erfahrene Gastronomin, ergänzt: «Wir sind so eingerichtet, dass es auch beim grössten Ansturm am frühen Morgen noch genügend Eiswürfel für die Drinks hat.» Verena und Linda Prager führten zuvor die wenige Meter Rhein-aufwärts gelegene Kulturgaststätte Sommerlust; diese haben sie nun an junge Nachfolger verpachtet. Das Thema Gastronomie haben sie quasi im Blut, war der berühmte Mövenpick-Gründer und Weinkenner Ueli Prager doch ihr Vater

beziehungsweise Grossvater. «Wir beide sind ein tolles Team», betonen Mutter und Tochter. Während der Babypause von Linda kürzlich übernahm Verena Prager das tägliche Geschäft, «jetzt werde ich mich wieder mehr um Projekte kümmern können», freut sie sich. An neuen Ideen mangelt es nicht. So propagieren sie gern die einheimischen Schaffhauser Weine – die Hausmarke Güterhof Weiss und Güterhof Rot kommt von GVS Schachenmann. Und das urchige «Fonduehüsli», das sie im Januar und Februar als Gebäude ins Gebäude stellten, entwickelte sich sofort zum Hit bei einheimischen Firmen und ausländischen Touristen. Es ist im nächsten Winter wieder da. ----------

Infos zum Restaurant Güterhof Gastronomie am Rhein, Freier Platz 10, 8200 Schaffhausen, Tel. 052 630 40 40, www.gueterhof.ch


Gut essen, schön trinken – geniessen Die SCHAFFHAUSER GASTRONOMIE ist eine Reise wert. Von gemütlicher Beiz bis Sternerestaurant bietet sie alles. Wir picken vier gute Adressen heraus. TEXT ELSBETH HOBMEIER

Gabi Winzeler und Ueli Münger.

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Fotos Charles Seiler (3), Martin Bölsterli

Es war einmal eine uralte Beiz. Die war zu haben. Ueli Münger wollte sie. Beistand in der Küche tat jedoch not. Oberschwester Gabi Winzeler hörte davon, kam, sah und eroberte den Herd. Statt Kranken steht sie jetzt Menschen mit gesundem Appetit bei. Gabi kocht, Ueli kocht und serviert. Man isst, was auf den Tisch kommt. Was, steht auf der grossen Schiefertafel. Alles frisch zubereitet, alles selber gemacht. Sogar die Pommes frites. Man trinkt die Flaschen leer, die auf dem Büffet stehen. Man duzt sich. Man schmökert in den Stapeln von Kochbüchern. «Läbeskultur» ist das Motto im «Wii am Rii». Das Leben kann so schön sein.

Gut versteckt im Wangental residierte im Mittelalter der Abt von Rheinau. Das trutzige Gemäuer von Bad Oster­ fingen ist heute eines der romantischsten Restaurants weitherum. Den Sommer geniesst man im lauschigen Kastanien­ garten, bei kühlem Wetter wärmt der uralte Ofen im Säli. Reh und Kalb stammen aus der Gegend. Ein absolutes Muss sind die wunderbaren frisch geschabten goldgelben Spätzli mit Brösmeli; sie allein sind schon die Reise wert. Michael Meyer ist nicht nur Koch, sondern auch Winzer: Seine Badreben-Weine sind herrlich. Und der Zwaa, rar und berühmt, ein Gedicht. «BAD OSTERFINGEN»

Michael Meyer, Koch und Winzer

Restaurant Bad Osterfingen 8218 Osterfingen, Tel. 052 681 21 21, Ruhetage Montag, Dienstag. www.badosterfingen.ch

Randen – nahe der Natur, dem Spargel, dem Wild

Yin und Yang. Interpretiert von André Jaeger

Fischerzunft Rheinquai 8, 8200 Schaffhausen, Tel. 052 632 05 05, Ruhetage Montag, Dienstag. www.fischerzunft.ch

Die weltbesten Spätzli und der berühmte Zwaa

Wii am Rii Fischerhäuserstr. 57, 8200 Schaffhausen, Tel. 079 259 92 47, offen Mi bis Sa ab 17 Uhr. Ferien 7. 7. bis 6. 8. www.wiiamrii.ch

«WII AM RII»

Er ist einer der ganz grossen Schweizer Chefs. Seine Küche ist ein Hohelied auf das perfekte Zusammenspiel der Aromen und Gewürze. Der weit gereiste André Jaeger hat bereits vor 30 Jahren die Fusion von asiatischer und europäischer Kochkunst nach Schaffhausen gebracht. In der «Fischerzunft» direkt am Rhein tafelt man auf höchstem Niveau. Und trinkt dazu die besten Weine – unter den 840 Positionen der Weinkarte findet sich auch Hervorragendes aus dem Blauburgunderland. Übrigens: in der Vinopium-Lounge kann man auch nur bei einem Glas Wein – oder einem Kännchen Tee – plaudern.

Hoteldirektor und Oberschwester

Mitten herrlicher Natur, auf 840 Metern über Meer, liegt das Siblinger Randenhaus. Auch das kulinarische Angebot bietet grossartige Aussichten in Form von hochstehender, natürlicher und regionaler Küche. Viele der Produkte stammen direkt vom Randen und teilweise aus Bioanbau. Die Wildspezialitäten von Gilde-Koch Claude Tappolet sind

«FISCHERZUNFT»

André Jaeger, 19 GaultMillauPunkte.

SIBLINGER «RANDENHAUS»

Geniessen mit Weitblick und Feriengefühl.

legendär. Dazu trinkt man Schaffhauser Blauburgunder. Und wer einfach nie mehr weg möchte, der verweilt in einem der modernen Gästezimmer. Mit Möbeln aus Ahornholz. Natürlich vom Randen. Restaurant Randenhaus 8225 Siblingen, Tel. 052 685 27 37, Ruhetage Montag, Dienstag. www.randenhaus.ch


Der Mann mit Ta ktgefühl S

TEXT MAX FISCHER

chaffhausen ist klein und verträumt. Für Glamour und Stars sorgen hingegen IWC und ihr Chef Georges Kern. Der jüngste Coup: Die Uhrenmanufaktur arbeitet mit zwei prominenten Markenbotschaftern zusammen: mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg vom Mercedes AMG Petronas Formula One Team. Die beiden Partner verfolgen das gleiche Ziel: die Grenzen der Mechanik und Spitzentechnologie neu auszuloten. «Lewis und Nico sind zwei herausragende Persönlichkeiten, die jeden Tag daran arbeiten, besser zu werden und das Beste aus ihren Autos herauszuholen», sagt Georges Kern. Beide Fahrer streben auf «unnachahmliche Weise nach Perfektion». Genau das strebt Kern mit seinen Uhren an. Nicht nur die Formel 1 fasziniert ihn. Der Sport generell und dessen Möglichkeiten liegen dem Hobby-Velofahrer am Herzen. Deshalb unterstützt er auch die Laureus-Stiftung. «Die Idee, den Sport als Instrument für gesellschaftliche Veränderung einzusetzen, ist genial, weil Sport eine universelle Sprache ist, die jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft oder Bildung, versteht.» Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung setzt auf den Sport als Mittel zur Verbesserung der gesellschaftlichen VerhältnisWICHTIGSTER BOTSCHAFTER

Georges Kern und seine IWC-Kunden aus Sport, Film und Gesellschaft tragen den Charme und die Attraktivität von Schaffhausen in die weite Welt hinaus.

se. Sie hat bis heute umgerechnet rund 75 Millionen Franken gesammelt. Damit unterstützt sie weltweit mehr als 140 Programme, die 1,5 Millionen Kindern und jungen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Wie jedes Jahr bringt IWC im Rahmen ihrer Partnerschaft mit der Stiftung «Laureus Sports For Good» auch 2013 eine auf 1000 Stück begrenzte SonderEdition heraus. Heuer war es die Portugieser Yacht Club Chronograph, die bei den Laureus World Sports Awards in Rio de Janeiro lanciert wurde. Ein Teil des Erlöses kommt sportbezogenen Projekten zugute. Alle, die ihn kennen, bestätigen: Georges Kern weiss, wie Menschen, Märkte und Uhren funktionieren. Schaffhausen und Luxusindustrie – Georges Kern, das passt zusammen wie der Teufel und das Weihwasser. Da kennen Sie Schaffhausen nicht. Aber ehrlich: Weltgewandte Persönlichkeiten und Prominente aus Wirtschaft, Sport und Gesellschaft zählen zu Ihren Kunden. Ausser den Schweizern wissen sie doch nicht, wo Schaffhausen liegt. Im Gegenteil. Mit jeder Uhr, die unsere Manufaktur hier in Schaffhausen verlässt, senden wir einen Botschafter dieser Stadt in die Welt. Dass nicht Genf, Paris, Mailand oder New York auf den Zifferblättern steht, macht gerade den Charme aus. Und viele unserer Kunden besuchen uns hier am Hauptsitz. So wird demnächst Aloe Blacc – der hier am Festival «Stars in Town» auftritt –

unsere Manufaktur besichtigen. Das verleiht der Marke Glaubwürdigkeit … … und auch Bodenständigkeit. Dafür steht IWC. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und in Krisen suchen unsere Kunden nach reellen Werten. Da spielen die Marke, aber auch der Standort eine grosse Rolle. Ein Ort, an dem die Welt noch in Ordnung ist. Das hat viel mit Verlässlichkeit und Vertrauen zu tun.

In Schaffhausen wurde IWC gegründet, hier haben wir unsere Wurzeln GEORGES KERN

Konkret: Welche Vorteile bringt Ihnen der Standort Schaffhausen? Die Lebensqualität in Schaffhausen ist unvorstellbar hoch. Die Anziehungskraft ist aufgrund von Qualität und Kostenstruktur enorm. Das ist ein wichtiger Trumpf für gute Mitarbeitende. Zumal sie weniger für Mieten und für das Alltagsleben bezahlen als an andern Standorten. Zudem sind die Transportwege kurz, in 45 Minuten bin ich in Zürich und in einer halben Stunde am Flughafen. Und auch das steuerliche Umfeld ist attraktiv. Die Behörden ar-

beiten flexibel und lösungsorientiert. Das Gesamtpaket stimmt – es gibt in der Schweiz nichts Besseres. Schaffhausen wird noch einen Boom erleben. Der Grund für den Ausbau von IWC? Hier wurde IWC gegründet, in Schaffhausen haben wir unsere Wurzeln. Das macht unsere Eigenständigkeit aus. Wir sind die einzige Luxus-Uhrenmarke, die in der Deutschschweiz angesiedelt ist. Es ist wichtig, dass wir unseren Standort nicht nur verteidigen, sondern auch weiterentwickeln. Sie schaffen eine neue Manufaktur. Anfang nächstes Jahr legen wir los. Sie ist so geplant, dass wir das Wachstum in den kommenden zehn Jahren bewältigen können. Alle reden von Sparen und Krise. Sie von Wachstum. Sind Sie ein Optimist? Wir sind heute eine Marke mit globaler Ausstrahlung. Ich komme gerade aus China zurück. Ein Land, in dem heute mehr als 1,6 Milliarden Menschen leben und das Potenzial entsprechend gross ist. Wir sprechen hier nur von Schanghai und Peking. Dort aber schiessen Millionenstädte aus dem Boden. Diese Menschen ... … wollen irgendwann mal eine Uhr. Das hoffen wir. Und dann kommen Indien, Brasilien, Indonesien und Malaysia hinzu. Diese Länder haben eine extrem junge Bevölkerungsschicht. Immer mehr Menschen aus diesen Regionen werden in die Mittelschicht aufsteigen. Davon können auch wir profitieren. Langfristig mache ich mir deshalb aufgrund der wirtschaftlichen Potenz dieSCHAFFHAUSEN 25

Foto Getty Images für IWC

Für IWC-CEO GEORGES KERN ist Schaffhausen der beste Platz in der Schweiz. Lebensqualität und Anziehungskraft sind an keinem andern Ort so hoch wie hier. Und der Charme des kleinen Paradieses verzaubert Stars und Celebrities von Hollywood bis Formel 1.


Konkurrenz gibt es überall. Wenn wir die Hausauf­gaben machen, müssen wir keine Angst haben GEORGES KERN

SCHAFFHAUSEN IN CANNES

Foto David M. Benett für IWC

Georges Kern in Begleitung der Stars Naomi Watts und Christoph Waltz sowie Filmproduzent Harvey Weinstein (r.) kurz vor dem legendären IWC-Event.

ser Länder und der demografischen Struktur keine Sorgen. Kurzfristig … … wird es Dellen geben. In Schaffhausen sind IWC und Georg Fischer traditionelle Industriebetriebe. Gott sei Dank hat sich die Schweiz nie deindustrialisiert. Im Gegenteil: Die Qualität der Industrie und die Innovationskraft erhöhen die Chancen, Krisen zu überwinden und den Werkplatz zu stärken. Das beste Beispiel ist die Uhrenindustrie. Sie lag in den 70er-Jahren am Boden. Und heute hat sie wieder den gleichen Stand der Beschäftigung wie damals. Das gibt es weder in der Textil- noch der Auto-, noch der Maschinenindustrie. Sie setzen auf die Industrie. Ich glaube nicht, dass die Schweiz ausschliesslich von der Finanzbranche leben sollte oder muss. Ich bin aber auch überzeugt, dass es in ganz Europa zu einem Wiedererstarken der Industrie kommt. Vor allem im Süden, in Portugal oder Spanien. Heute ist China genauso teuer wie der Rest der Welt, wegen der Kosten muss man nicht dort pro­duzieren. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die 26 SCHAFFHAUSEN

Chinesen mit ihren Billig-Versionen von Grandes Complications das Leben schwer machen? Konkurrenz gibt es in allen Regionen, allen Branchen und allen Preiskategorien. Wenn wir die Hausaufgaben machen, müssen wir keine Angst vor Konkurrenz haben. Trotzdem sind Sie ein Pechvogel! Wie kommen Sie denn darauf? Sie haben einen tollen Job im kleinen Paradies Schaffhausen – aber Sie sind fast immer unterwegs. Wenn ich hier bin, geniesse ich die Zeit mit meiner Familie und mit meinen Kumpels auf Velotouren. Im Ernst: Die Vielfliegerei hat einen grossen Vorteil. Da bin ich aber gespannt. Ich bin ein riesiger Filmfan. Und auf meinen langen Flugreisen schaue ich mir den einen oder andern Film an. Ihr aktueller Favorit? Am Sonntag reise ich nach London zur Premiere von «World War Z» mit Brad Pitt. Regisseur Marc Forster hat mich eingeladen – ich freue mich riesig darauf. Normalerweise ist es umgekehrt. Wenn Kern und IWC rufen, kommen die Stars

in Scharen. Wie dieses Jahr in Cannes. Im Hotel Du Cap-Eden-Roc lud die Schaffhauser Manufaktur zum all­jähr­ lichen Filmmaker Dinner an der Côte d’Azur. «Hier trifft sich das Who is who der internationalen Filmindustrie und somit viele Freunde von IWC Schaffhausen», so Kern. Die Parallelen zwischen dem Filmhandwerk und der Uhrmacherkunst sind IWCs Motivation, die Filmindustrie und Nachwuchstalente zu fördern: «Wie im Räderwerk einer Uhr spielen in einem Film unzählige Sequenzen ineinander, bis das grosse Ganze einer Meisterleistung gleichkommt», erklärt Kern. «Technik, Innovation, Inspiration und die Liebe zum Detail spielen sowohl in der Uhrmacherei als auch im Filmschaffen eine bedeutende Rolle.» IWC ist offizielle Partnerin des Dubai International Film Festival, Sponsorin des Beijing International Film Festival sowie Official Festival-Time Partner des Tribeca Film Festival in New York. Ob Cannes und die Filmgrössen oder Monte Carlo und die Formel-1-Stars: Georges Kern ist der Schaffhauser Botschafter in der Welt der Celebrities. 


Wirtschaftswunderland zwischen Hightech und Handorgel

DER MOSERDAMM

1866 wurde der von Heinrich Moser gebaute Stau­ damm über den Rhein vollendet. Es war der grösste seiner Zeit.

S

TEXT PETER HARTMEIER

chaffhauser Männer auferlegen sich in zwei Situationen Zurückhaltung. Sie lächeln versonnen, wenn sie von auswärtigen Freunden aufgefordert werden, ihnen die «Verlobungsbucht» zwischen Schaffhausen und Stein am Rhein zu zeigen, und sie schweigen nachdenklich, wenn man sie auf ihre IWC-Uhr am Handgelenk anspricht. Mit der «Verlobungsbucht» verbinden sich Erinnerungen an ungestüme Nächte in jugendlicher Zweisamkeit am Rhein, und mit der IWC-Uhr werden Familientraditionen enthüllt: Der Vater vererbt die IWC jeweils seinem Sohn oder seiner Tochter – ohne gross darüber zu reden. Über materielle Dinge spricht man in Schaffhausen nämlich nicht so gern. Und Demonstrationen von Besitztum gelten ohnehin als unfein. Trotzdem sind die Fragen auswärtiger Freunde nach Rhein und IWC berechtigt. Rhein und IWC sind zwei von verschiedenen Schaffhauser Identitätsmerkmalen: unberührte Natur und erfolgreiche Wirtschaft. Beide Identitätsmerkmale haben mit dem von den Einheimischen kritisch beurteilten Mar-

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keting-Slogan «Kleines Paradies» nichts zu tun. Tatsache ist aber, dass Rhein und IWC entscheidend zur Identität beitragen: Natur und Industrie sind in Schaffhausen über eine lange Epoche zu einer idealtypischen Symbiose verwachsen. Seit Jahrzehnten verteidigen die Schaffhauser ihren Rhein, ihren Rheinfall und ihre Wälder auf dem Jura-Ausläufer Randen – früher militärisch und seit einigen Jahrzehnten ökologisch. Genauso stolz sind sie auf ihre Industrie, ihre Arbeitsplätze und jene Unternehmen, die sich in den letzten Jahren neu angesiedelt haben. Die Balance zwischen hart erarbeitetem internationalem wirtschaftlichem Erfolg und bewusster lokaler Bewahrung der freien Natur zeichnet Landschaft und Mentalität der Schaffhauser aus – und dies seit Jahrhunderten. Die Wirtschaftsregion Schaffhausen wäre ohne den Fluss nicht denkbar. Im 19. Jahrhundert reichten die bestehenden Wasserkraftanlagen für den weiteren Aufbau von Schaffhausen zur Industriestadt nicht mehr aus. Der geniale Industrielle Heinrich Moser realisierte deshalb mit seinem Privatvermögen zwischen

1863 und 1866 den Moser-Damm, um die Wasserkraft für die Energiegewinnung zu nutzen – erbaut von 600 Arbeitern, eine für die damalige Zeit gigantische Baustelle. Nach der Fertigstellung des Mo­ser-Damms stand plötzlich genügend Energie zur Verfügung, um neue Fabriken zu gründen und bestehende zu vergrössern. «Die fortschrittliche Nutzung der Wasserkraft in Schaffhausen hat 1868 unse­ren amerikanischen Gründer F. A. Jones dazu bewegt, hier am Rheinufer unsere Manufaktur aufzubauen. Von diesem Standort am Rande der Altstadt aus tragen wir bis heute den Namen Schaffhausen in alle Welt. Von Hongkong über Dubai bis nach New York erfreuen sich Uhrenliebhaber an unseren exklusiven Zeitmessern. Auf deren Zifferblättern steht IWC Schaffhausen, und darauf sind wir stolz. Damit geben wir dem Ort, der unsere Entwicklung stets mitgetragen hat, ein Dankeschön zurück.» So begeistert berichtet Georg Kern, CEO der IWC, über Schaffhausen. Zu den Nutzern der Wasserkraft gehörten auch die Stahlwerke Georg Fischer, die Anfang des 19. Jahrhunderts im vor der Stadt gelegenen Müh-

lental ihren Anfang nahmen. Der CEO von Georg Fischer, Yves Serra, ein vielsprachiger Kosmopolit und Ingenieur, schreibt heute neue Kapitel in der langen Industriegeschichte: «Schaffhausen ist für Georg Fischer als Produktions-, aber auch als Forschungs- und Holding-Standort von zentraler Bedeutung. Die Region überzeugt durch die Nähe zu einem internationalen Flughafen, nahegelegenen Forschungs- und Bildungsinstitutionen wie die ETH Zürich und kurzen politischen Entscheidungswegen.» Serra gibt als Person insofern ein typisches Beispiel ab, als der Wirtschaftsstandort Schaffhausen seit Beginn von profilierten Menschen aus aller Welt geprägt war: von Deutschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft bis zum amerikanischen Gründer der IWC. Deshalb muss auch der Aufbau einer mittlerweile florierenden International School of Schaffhausen für die Kinder vielsprachiger Familien vor diesem Hintergrund gesehen werden. Schaffhausen bietet heute für eine globalisiert denkende und wohnende Clientèle eine Alternative zum nahe gelegenen Zürich. Der unglück­

licherweise erst halbherzig umgesetzte Halbstundentakt der SBB – er endet bereits um 22 Uhr – ist immerhin ein Anfang, um Schaffhausen noch näher an Zürich anzubinden und damit attraktiver für Zuzüger zu werden: Tausende von Schaffhausern lieben ihren Wohnort, möchten

Natur und Industrie sind in Schaffhausen zu einer idealtypischen Symbiose verwachsen PETER HARTMEIER

aber niemals auf berufliche Karrieren im Finanzzentrum und regelmässige Ausflüge in das Kultur- und Gesellschaftsleben am Zürichsee verzichten. Diese doppelte Eigenart, in Schaffhausen verwurzelt zu sein und nach Zürich zu blicken, hat übrigens auch umgekehrte Auswirkungen. So lohnt es sich, am Samstagmorgen am legendären Gemüsemarkt in der Altstadt

von Schaffhausen diskret umherzublicken, wenn man diese oder jene Prominenz aus Zürich bei ihren regelmässigen Ausflügen beobachten möchte. Die Gemüsehändler schätzen die Clientèle von der Limmat ganz besonders – aber auch sie schweigen diskret, wenn man sie auf ihre Kunden anspricht. Die viel gerühmten Pioniere der Wirtschaft und Technik hätten ihre erfolgreichen Unternehmen ohne eine engagierte Arbeiterschaft nie aufbauen können. Entsprechend entwickelte sich im Lauf des 20. Jahrhunderts eine starke Sozialdemokratie mit einem Exponenten, der durchaus das Label «historisch» verdient: Walter Bringolf (1895–1981) mutierte während seiner Karriere vom Kommunisten zum respektierten Stadt­­ prä­si­den­ten und Nationalrat. Aus dieser aufregenden Zeit geblieben ist die Lust an politischen Streitereien – auch wenn sich die parteipolitischen Gewichte verschoben haben: Auf der linken Seite finden sich die interessantesten Talente nicht mehr in der SP, sondern auf der «Alternativen Liste», und auf der rechten Seite muss sich die Grand Old Party FDP von der SVP dominieren lassen. Letztere wagt SCHAFFHAUSEN 29

Foto Stadtarchiv Schaffhausen

Schaffhauser lieben Konflikte – aber es gibt einen Moment, in dem sie auf HARMONIE achten.


Interessanterweise bleibt die grundsätzlich wirtschaftsfreundliche Haltung der Behörden trotz all der Veränderungen konstant. Erkundigt man sich beim Generalmanager der Cilag AG, Claudio Cescato, nach seinen Erfahrungen, vernimmt man nur positive Urteile. Der Johnson+Johnson-Manager hebt nicht nur die attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen hervor, sondern auch den Zugang zu qualifizierten Fachkräften: «Das ist für uns als Technologie-intensive Branche wichtig.» Dieselbe Erfahrung macht der KMU-Unternehmer Andreas Stamm, dessen Firma in der Kunststoffbranche als Zulieferer von technischen Kleinstteilen tätig ist; Stamm positioniert Schaffhausen mitten in den Industriegür-

tel Europas, der von Köln und Stuttgart über Zürich bis nach Oberitalien reiche. Wörtlich: «Unsere Firma ist wie die Made im Speck mittendrin und doch peripher zu den grossen Zentren wie Stuttgart oder Zürich. Dies bietet uns grosse Vorteile.

Für einige Minuten klingen die Schaffhauser harmonisch – beim Singen PETER HARTMEIER

Wir haben tiefere Lohn- und Kostenstrukturen, wir rekrutieren unsere Mitarbeitenden aus der unmittelbaren Umgebung und haben Zugang zu hervorragend ausgebildeten Fachleuten aus grenznahen Gebieten.»

PETER HARTMEIER

Auch Stamm lobt seine Erfahrungen mit den Behörden, merkt aber kritisch an: «Der Selbsterhaltungstrieb unserer Räte und Behörden auf nationaler Ebene ist dermassen ausgeprägt, dass der unablässige Fluss an neuen Gesetzen, Verordnungen und Reglementen für ein KMU nicht mehr zu bewältigen ist.» Indirekt singt der Familienunternehmer damit das Lied der kleinen politischen Einheit, die sich auf unternehmerische Freiheiten weniger hemmend auswirkt als grosse Administrationen. Der Verleger der «Schaffhauser Nachrichten», Norbert Neininger, teilt diese Einschätzung: «Kurze Wege und der direkte Dialog mit den Behörden (manche nennen es Filz) gehören hier zu den Vorteilen. Wir müssen aber aufpassen, dass die Balance zwischen den schnell wachsenden Unternehmen und der Bevölkerung stimmt.» Damit die Balance stimmt, wollen die Schaffhauser ihre Natur erhalten. Der rührige Wirt-

Der Berater und Publizist ist Partner von Lemongrass Communications AG in Zürich. Er wohnt in Schaff­hausen und war u. a. Kommunika­ tionschef von UBS Schweiz und Chef­ redaktor des «Tages-Anzeigers».

Foto Annika Bütschi/Die Nordwestschweiz

zudem das Experiment, den ManagerFeind Thomas Minder im Ständerat als zusätzlichen Koalitionspartner einzubinden.

schaftsförderer Thomas Holen­stein propagiert in Schaffhausen deshalb nicht nur die Rahmenbedingungen für Neuansiedlungen von Firmen, sondern auch «die unüblich weiten Landschaften, ein Bike- und Wanderparadies, mit einem hervorragenden eigenen Wein». Über die Balance wird auch wegen eines spektakulären Projekts diskutiert. Einer der profiliertesten und umstrittensten Köpfe der Region, der gleichermassen als Unternehmer, Professor und Handball-Förderer bekannte Giorgio Behr, schlägt vor, hundert Hektaren Wald abzuholzen und als Bauland einzuzonen. So würde Wohnraum für Zuwanderer geschaffen und die sich beschleunigende Überalterung des Kantons gebremst. Er erhielt Lob von weit weg: Der frühere SPS-Präsident und heutige Walliser Hotelier Peter Bodenmann beurteilt das Projekt als vorbildliches Instrument gegen die Zersiedelung der Schweiz. In den kleinräumigen Schaffhauser Verhältnissen, wo jeder jeden kennt, wird denn auch heftig gestritten über die Idee. Wenn sich einmal jährlich die Mit­ glieder des Lions- und des Rotary-Clubs in einem Fussballmatch messen, greift der langjährige Vorstandsvorsitzende der Hartmann-Gruppe («Schaffhauser Watte»), Rinaldo Riguzzi, im Anschluss an das Derby zu seiner Handorgel, um den Chor der Spieler zu begleiten. Für einige wenige Minuten klingen die Schaffhauser dann wenigstens beim Singen stimmig – sonst mögen sie nämlich Dissonanzen. Von harmonischem Paradies also keine Spur. 


«Hier wohnen ist wunderbar»

Als Volkswirtschaftsdirektor von Schaffhausen will Regierungsrat ERNST LANDOLT Firmen und damit Arbeitsplätze ansiedeln. Aber auch Familien sollen von der Region überzeugt werden.

Zürich liegt nah. Weshalb wählt eine Firma gerade Schaffhausen als ihren Standort? Die Rahmenbedingungen in unserer grünen Region am Rhein sind für die Wirtschaft ausgezeichnet. Die Unternehmen kommen wohl kaum wegen der Naturschönheiten. Tiefe Unternehmenssteuern, gut qualifizierte Fachkräfte, moderate Immobilienpreise und wenig staatliche Bürokratie tragen neben anderen Vorteilen zur hohen Attraktivität der Wirtschaftsregion Schaffhausen bei. Zudem verfügen wir über gute Verkehrsanbindungen sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene. Und wir befinden uns nahe am internationalen Flughafen Zürich. Schaffhausen hat eine Reihe von Top-Firmen angelockt. Der Kanton verfügt über eine hochprofessionelle, auf die Ansiedlung von TopFirmen spezialisierte Wirtschaftsförderungsorganisation. Dass die Region für die Niederlassung von Firmen interes-

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sant ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Bekannte internationale Konzerne wie Unilever, John Deere, Tyco und andere mehr sind wichtige Botschafter.

Moderate Immobilienpreise, wenig staatliche Bürokratie und intakte Natur: ein kleines Paradies ERNST LANDOLT

Was macht Schaffhausen besser? Wir haben ein attraktives Gesamtan­ gebot. Das sagen andere auch. Die kurzen, unkomplizierten Wege zu Politik und Verwaltung werden von der Wirtschaft ausserordentlich geschätzt. Und Schaffhausen hat auch

punkto Bildung, Sport und Kultur überdurchschnittlich viel zu bieten. So hat beispielsweise unsere International School of Schaffhausen einen her­ vor­ r agenden Ruf. Die charmante, überschaubare Hauptstadt Schaff­ hausen, der majestätische Rhein und die einzigartig schöne Landschaft mit den intakten Dörfern sorgen für eine hochstehende Lebensqualität. Die Leute hier sind sich einig: Es ist wunderbar, in dem kleinen Paradies zu wohnen. Fakt ist aber auch: Der Kanton ist überaltert und in den roten Zahlen. Wie kommt er aus der Misere? Von Misere würde ich nicht sprechen. Tatsache ist, dass die Regierung des Kantons Schaffhausen mit Hochdruck daran arbeitet, den Finanzhaushalt rasch wieder ins Lot zu bringen. In einem ersten Schritt wurde ein umfassendes Massnahmenpaket zur Entlastung des Staatshaushalts lanciert. Mit einer professionellen Imagekam­ pagne und einem gezielten Wohnort-

SVP-Regierungsrat Ernst Landolt ist überzeugt: «Visionen müssen erlaubt sein, auch wenn sie unrealistisch erscheinen.»

marketing streben wir eine ausgeglichene Bevölkerungsstruktur an. Ziel ist es, dass vermehrt junge Leute und Familien im Kanton Schaffhausen Wohnsitz nehmen. Dabei sind wir auf ein gewisses Mass an Zuwanderung angewiesen. Wie gross soll Schaffhausen werden? Das von der Schaffhauser Regierung vorgesehene durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum von 0,5 bis 0,8 Prozent ist nötig, um die künftigen strukturellen und finanziellen Herausforderungen des Kantons zu meistern. Lässt sich diese Entwicklung realisieren, würden bis im Jahr 2030

maximal 90 000 Menschen im Kanton Schaffhausen leben. Hat es Platz für all diese Menschen? Zum Glück ja! Die bestehenden Baulandreserven im Kanton Schaffhausen würden für 150 000 Einwohner aus­ reichen. Wichtig ist, dass die Bauzonen dort angeboten werden, wo die grösste Nachfrage besteht. Und das ist vor allem in Stadtnähe und in den städtischen Zentren. Ist das Projekt Waldstadt eine unrealistische Zukunftsvision? Visionen müssen erlaubt sein, auch wenn sie auf den ersten Blick als unrealistisch erscheinen. Eine davon steckt

im Schaffhauser Gedankenexperiment, in Stadtnähe einen Quadratkilometer Wald oder Kulturland als Bauland einzuzonen und die gleich grosse Fläche anderswo als raumplanerische Kompensation aus der Bauzone zu entlassen. Ob auf dem besagten neuen Quadratkilometer Bauland eine Waldstadt entsteht oder neue Wohn­ fläche aus Kulturland gewonnen würde, bleibt sekundär. Wichtig ist, dass wir mit Blick in die Zukunft möglichst viele Lösungsansätze diskutieren und nicht jede Vision allein aus Angst vor heute bestehenden Gesetzen sofort im Keim ersticken. 

Von Schaffhausen aus werden Grosskonzerne gesteuert

Foto HO

TEXT MAX FISCHER

MUT HABEN

Schaffhausen – eine dynamische Wirtschaftsregion im Herzen Europas. Attraktiv für international tätige Konzerne und Schweizer Unternehmen. Verkehrstechnisch zentral gelegen und erschlosse mit der Nähe zu Zürich und dem Flughafen. Mehr noch: Das Steuerklima ist attraktiv, das Bildungs­angebot vielfältig und hoch-

stehend, die Betriebs- und Lebenshaltungskosten sind günstig – und die Lebens­qualität ist überdurchschnittlich. Diese Firmen mit Schweizer Wurzeln 

haben neben zahlreichen anderen einen Sitz in Schaffhausen: ABB, Bosch, Cilag, Georg Fischer, IVF Hartmann,

IWC, SIG, Unilever (ehemals Knorr) Diese internationalen Konzerne 

haben im kleinen Paradies Schaff­ hausen Headquarters eröffnet: Cabot, Citrix, John Deere, DSM, Garmin, Groupon, Kennametal, Rieker, Sourcefire, Tyco, Unilever, Werner SCHAFFHAUSEN 33


HIER HAT MUSIK IHREN PLATZ

Der Herrenacker ist der ideale Ort für das Festival Stars in Town.

Einzigartiges Am biente Das Schaffhauser Festival STARS IN TOWN hat sich zu einem der beliebtesten Open Airs entwickelt. Kein Wunder, bei diesen Stars und diesem Platz – der Piazza Grande der Deutschschweiz. Vom 7. bis 10. August ist es wieder so weit. 34 SCHAFFHAUSEN

E

TEXT ZENO VAN ESSEL

in Platz wie gemacht für ein Musikfestival unter freiem Himmel: Der Herrenacker im Zentrum der historischen Altstadt von Schaffhausen ist von ehrwürdigen Gebäuden gerahmt und hat eine leichte Neigung gegen Osten, wo die Bühne steht. «Nicht nur die Konzertbesucher haben so alle einen guten Blick auf die Bühne, auch

die Musiker haben eine bessere Sicht und sehen für einmal nicht nur ein Meer von Köpfen, sondern Reihen von Besuchern», erklärt Thomas Hauser, Medienverantwortlicher des Festivals Stars in Town, einer Perle des Schweizer Festivalsommers. Neben Weltstars wie Ka­tie Melua, Jamie Cullum und Aloe Blacc stehen unter anderem Deutschlands Rocklieblinge Silbermond und die Schweizer Abräumer

77 Bombay Street, Patent Ochsner und Seven auf dem Programm. Katie Melua wird neben ihren Welthits «Nine Million Bicycles» und «If You Were A Sailboat» die Lieder ihres aktuellen Albums «Secret Symphony» präsentieren. JazzWunder Jamie Cullum zeigt sich mit dem Repertoire seines jüngsten Werks «Momentum» erfrischend neu von seiner poppigen und rockigen Seite. Und Silbermond verzaubern den Schaff-

hauser Herrenacker mit ihrem leicht melancholischen und dennoch leidenschaftlichen Deutschrock und beweisen, dass «Ja» längst nicht der einzige hitverdächtige Titel ihrer neuen CD «Himmel auf» ist. Auch die Schweiz ist am Stars in Town prominent vertreten. Für Feststimmung sorgen die vier Bündner B uebe von 77 Bombay Street, die ­ für den Auftritt in Schaffhausen u SCHAFFHAUSEN 35


Alles schön und gut Schaffhausen hat ein reiches KULTURANGEBOT. Bereits 30-jährig ist der Kultursommer, der sein Programm mit dem Duo schön&gut eröffnet. Auch Liebhaber von Bällen und Museen werden fündig.

Kultursommer Die Veranstaltungen Munotbälle Zwischen Ende Juni und Für die kleinen Gäste findet am Samstag, 10. August von 10 bis 14 Uhr das beliebte Family Festival statt. Weitere Informationen unter: www.starsintown.ch

SILBERMOND Die Band um

Fotos HO (4)

die stimmgewaltige Stefanie Kloss ist auf die Charts abonniert.

KATIE MELUA Schaffhausen ist einzi-

ger Konzertort in der Deutschschweiz.

JAMIE CULLUM Er bringt sein Piano zum Glühen und die Fans zur Ekstase.

extra ihre Deutschland-Tour unter­ brechen. «Ist doch klar», sagt Sänger Matt Buchli und lacht. «Wir Ostschweizer müssen zusammenhalten.» Für Gegengewicht sorgen die Berner Haudegen von Patent Ochsner mit ihrem charismatischen Anführer Büne Huber. Mit ihrem poetischen, mit Wortkünstlereien durchsetzten Berner Rock sorgen sie für romantische OpenAir-Stimmung in der Innenstadt. Auch Nostalgiker kommen am Stars in Town auf ihre Kosten: Mit Mike & the Mechanics kommt ein gross­artiger Hitmacher nach Schaffhausen: Mike Rutherford, Gründungsmitglied der Kult-Rockband Genesis, spielt seine unvergessenen Pop-Hymnen «All I need is a miracle», «The Living Years», «Over my shoulder» und viele mehr. Nicht weniger prominent ist das Gastspiel von The Straits;

das ist die Band von Alan Clark, seines Zeichens Ex-Mitglied der berühmten Dire Straits. Zwar nicht mehr zusammen mit Mitkämpfer Mark Knopfler, dafür begleitet von exzellenten Musikern lässt er glorreiche 80er-JahreHits wie «Money for Nothing» oder «Brothers in Arms» aufleben. Erwähnenswert auch die Acts, die jeweils im Vor­programm der Grossen zu sehen sind. Allen voran dürfte der Aargauer Funk-und-Soul-König Seven ein Highlight werden. Aber auch die spektakuläre Formation 2Cellos, die virtuos RockKlassiker auf den klassischen Streich­ instrumenten intoniert, Aloe Blacc, Lissie und Luxuslärm sind live Spitze. Doch das sei nicht alles, was aus dem Schaffhauser Musikfestival etwas ganz Besonderes macht. «Über 400 freiwillige Helferinnen und Helfer aus

36 SCHAFFHAUSEN

Gemeinsam mit dem Klingen Open Air Stein am Rhein organisiert das Festival Stars in Town einen Band-Contest, bei dem ein Auftritt auf der Festivalbühne zu gewinnen ist. Die Bands, die sich auf www.klingenstars.ch durch OnlineVoting oder Jury-Ernennung qualifizieren, messen sich im Finale am Freitag, 26. Juli 2013 am Klingen Open Air Stein am Rhein. Die Siegerband gewinnt einen Auftritt auf der grossen Bühne am Stars in Town und spielt am Samstag, 10. August 2013 vor bis 5000 Leuten im Vorprogramm von The Straits, Patent Ochnsner und Mike & the Mechanics. Registrierung und Voting auf www.klingenstars.ch

Schaffhausen stellen den Betrieb sicher und leisten über 10 000 Arbeitsstunden. Wir arbeiten nur mit lokalen Betrieben, sowohl beim Essen als auch bei den Marktständen. Das ganze Festival wird von Schaffhausern gemacht», sagt Hauser, der nach einem beruflichen Ausflug nach Bern ebenfalls wieder in seiner Heimatstadt gelandet ist. Viele Heimweh-Schaffhauser kommen für die vier Tage zurück in ihre Stadt, und die auftretenden Künstler sind alle rundum begeistert. Im nahe gelegenen Stadt­theater werden für sie Garderoben eingerichtet – ein Luxus für ein Open Air!  ---------Stars in Town, 7. 8. Jamie Cullum, Aloe Blacc, Seven; 8. 8. Katie Melua, Lissie, 2Cellos; 9. 8. Silbermond, 77 Bombay Street, Luxuslärm; 10. 8. Mike & the Mechanics, Patent Ochsner, The Straits; 10. 8. Family Festival, Late Nights Infos: www.starsintown.ch

des Kultursommers vom 6. bis 28. Juli finden im Zirkuszelt auf dem Herrenacker statt. Im Programm: Musik, Theater, Texte, Performances. Den Eröffnungsabend am 6. Juli bestreitet mit Witz und Komik das Duo schön&gut (Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter, Bild). Parallel wird im ehemaligen Hotel Restaurant Tanne die Sommertheaterproduktion 2013 gespielt. Unter der künstlerischen Leitung von Benno Muheim, Katrin Sauter und Karin Bucher erarbeiten die 19 Amateurspielerinnen und -spieler einen theatralen Rundgang. wwww.sommertheater.ch

Ende August finden auf der Munotzinne seit über 100 Jahren die Munotbälle statt. Kernstück ist seit 1886 die Française, auch Quadrille genannt. Dieser Tanzreigen wird an jedem Ball zweimal aufgeführt. Um den Munotbällen die spezielle Ambiance zu verleihen, gilt Tenue munotgemäss festlich. www.munot.ch

Museum Lindwurm Bürger­liche

Wohnkultur und Landwirtschaft im 19. Jahrhundert ist das Thema des Museums Lindwurm in Stein am Rhein. Lebens-

Wortkünstler Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter sind schön&gut.

und Arbeitswelten von Herrschaften und Bediensteten werden auf sanfte Art museal inszeniert, ohne die denkmal­geschützte Bausubstanz zu beeinträchtigen. Puppenfreunde staunen in der erweiterten Sonderausstellung Sasha Morgenthaler. www.museum-lindwurm.ch

Bachfest

2014 findet das nächste Mal das zweijährliche Bachfest statt. 1946, ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wude die Internationale Bachgesellschaft als Versöhnungszeichen gegründet. www.bachfest.ch

Foto Christian Reichenbach

Familien und junge Bands haben ihr eigenes Fest


SMALLTALK MIT

Peter Jezler MANN DER SCHÖNEN KÜNSTE

DER MALKASTEN DES KÜNSTLERS

Auch Albert Ankers Mal-Utensilien und seine Requisiten sind in der Ausstellung zu sehen.

KÜHE MIT HIRTIN AM SEE, 1884

Rudolf Kollers grossformatiges Ölgemälde zeigt das Ufer beim Gut des Malers am Zürichhorn.

SCHREIBUNTERRICHT Ankers Werk

gewinnt am Pariser Salon 1866 eine Goldmedaille.

Fotos Privatbesitz, Ivan Ivic , Museum zur Allerheiligen Schaffhausen, Jürg Fausch

Albert Anker und seine Zeit Albert Anker und der REALISMUS IN DER SCHWEIZ im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ist das Kultur-Highlight des Sommers. Die Werke des Berner Malers berühren bis heute.

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TEXT CAROLINE MICAELA HAUGER

lbert Ankers Kinderbil­ der, seine Stillleben und präzisen Abbildungen des Landlebens gehören zum Schweizer Kultur­ erbe. Dem Künstler, der am 1. April 1831 in Ins als Sohn eines Tierarztes zur Welt kam, genügten Pinsel und Stift, um sich in die Herzen seiner Fans zu malen. An­ ker besass den Blick fürs Atmosphäri­ sche, liebevoll mit Details angereichert. 38 SCHAFFHAUSEN

Landschaftsbilder sind in seinem Œuv­ re eher selten anzutreffen. «Ich würde sie gern malen, doch sie bringen leider zu wenig Geld.» Das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen widmet dem malenden Chronisten bis 1. September die Ausstellung «Albert Anker und der Realismus in der Schweiz». 70 Original­ bilder, Aquarelle und Zeichnungen Ankers werden auf 600 Quadratmeter Fläche gemeinsam mit Werken seiner

Zeitgenossen Zünd, Calame, Koller, Weckesser, Grob und Hodler präsen­ tiert. Die Schau in den Räumen eines ehemaligen Benediktinerklosters vermittelt in zwölf sorgfältig gestalte­ ten Kabinetten einen weiten Blick auf den kulturellen und historischen Kontext der damaligen Zeit und zeigt die Maltechnik des Künstlers. Seine Pigmentfarben, die Malpalette oder die Pinsel können ebenso bestaunt werden wie die originalen Requisiten.

Zum Beispiel die Milchkanne eines kleinen Mädchens, die er auf einem seiner eindrücklichen Gemälde ver­ ewigt hat. Mittels Videoinstallation werden die Besucher in das pul­sierende Paris der Umbruchzeit katapultiert. Als Sahnehäubchen vereint: Haupt­ werke wie «Die Kinderkrippe» oder «Die Ziviltrauung». Gewichtige Leih­ gaben ergänzen die zum Teil selten gezeigten eigenen Bestände des Museums. Man lernt Albert Anker als aufgeklärten Bürger kennen, der den Wandel der Zeit aus der Sicht der Dorfbewohner von Ins aufmerksam verfolgt und für die Nachwelt auf berührende Art und Weise dokumen­ tiert hat. 

Zahlen und Fakten Das Museum zu Allerheiligen liegt in der Altstadt von Schaffhausen und vereinigt Kunst, Archäologie, Geschichte und Naturkunde unter einem Dach.

 Öffnungszeiten Di bis So 11 bis 17 Uhr  Eintritt Erwachsene 18 Fr., Kinder

6 bis 16 Jahre 9 Fr., Kombiticket Sammlung zu Allerheiligen/Hallen für Neue Kunst 20 Fr.  Weitere Ausstellungen «Vom Teufelszeug zum Nationalvergnügen» Schaffhauser Spielkarten, bis 24. November. «Auslese», Hauptwerke aus der Sammlung der Vereinigung Schaffhauser Kunstfreunde, bis 5. Januar 2014  Adresse Klosterstrasse 16 8200 Schaffhausen Tel. 052 - 633 07 77 www.allerheiligen.ch

Jezler ist Direktor am Schaffhauser Museum zu Allerheiligen. Herr Jezler, warum berühren die Bilder von Albert Anker bis heute? Anker komponiert seine Gemälde nach Kriterien, die heute noch für die Regisseure grosser Filme gültig sind. Ob traurig oder fröhlich, seine Bilder sind in der Aussage klar und zeigen feinste psychische Regungen der dargestellten Personen. Was war Anker für ein Mensch? Während seiner Hauptschaffenszeit lebte er drei Jahrzehnte in Paris und verbrachte die Sommerzeit in Ins bei Bern. Er führte sowohl ein urbanes als auch ein ländliches Leben. Er stammt aus einer Tierärzte-Dynastie, war politisch ein fortschrittlicher, liberaler Demokrat. Weshalb ist Anker der prominenteste Vertreter des Schweizer Realismus? Er pflegt eine Sachlichkeit und meidet das geschwätzig Genrehafte. Die Härte des Lebens klingt oft an. Anker zeigt aber Lösungen. Er sucht und stellt das Gute im Menschen dar. Wie bedeutsam sind die Werke, die gezeigt werden? Die Ausstellung umfasst 270 Exponate, darunter 70 Werke von Albert Anker. Die Kinderkrippe, die Ziviltrauung, der Quack­ salber sowie sechs seiner berührendsten Doppelbildnisse sind im Original zu sehen. Daneben meisterhafte Stillleben, Porträts, Landschaftsstudien und Fayencen. Welches ist Ihr ganz persönliches Lieblingsbild? Das Bild zeigt ein etwa achtjähriges Mädchen, das vom kleinen Bruder bei den Schulaufgaben gestört wird. Das Mädchen wehrt sanft ab, konzentriert sich auf die Arbeit und muss zugleich lächeln. Ein Wimpernschlag im Leben zweier Menschen, auf feinste Weise verewigt. Sie zeigen Ankers Werk im Kontext des damaligen Kunstbetriebs. Welche Schweizer Maler waren im 19. Jahrhundert ebenfalls erfolgreich? Darunter fallen heute noch bekannte Künstler wie Rudolf Koller, Robert Zünd oder Alexandre Calame, aber auch die nahezu vergessenen Vertreter des Schweizer Realismus Benjamin Vautier oder Berthe Delorme. SCHAFFHAUSEN 39


SINNLICHE ERFAHRUNG

Die vergängliche Installation «Früchte-Insel erwartet den September» von Mario Merz ist vom 14. September bis 6. Oktober in den Hallen für Neue Kunst erlebbar.

WANDZEICHNUNG

Das 1994 realisierte «Wall Drawing #746» des USKünstlers Sol LeWitt ist ein Meisterwerk der minimalistischen Konzeptkunst.

KUNST UND ARCHITEKTUR

Fotos © 2013, ProLitteris, Zurich (2), © Bruce Nauman / 2013 ProLitteris, Zurich, HO, Fabio Fabbrini

Werkgruppe des US-Konzeptkünstlers Bruce Nauman. Er arbeitet mit unterschiedlichsten Medien: von Installationen, Videos und Plastiken über Fotografien bis Neon.

Spektakulär: Hallen für Neue Kunst Seit 29 Jahren schreiben die Hallen für Neue Kunst in Schaff­ hausen KUNSTGESCHICHTE. Zu verdanken ist der starke Auftritt dem Sammlerpaar Urs und Christel Raussmüller.

A

TEXT CAROLINE MICAELA HAUGER

uf einem Spaziergang entdeckte Kunstsammler Urs Raussmüller vor über 30 Jahren die leer stehende Kammgarnfabrik in Schaffhausen. «Ich fand, was ich schon lange suchte.» Die Absicht des Zürchers, der in Basel lebt: Raumfüllende Objektkunst präsentieren, die an Ort und Stelle entstehen kann und hier auch 40 SCHAFFHAUSEN

für die Nachwelt erhalten bleibt. Heute zählen die Hallen für Neue Kunst weltweit zu den führenden Institutionen für die Kunst der Umbruchszeit nach 1965. Urs und Christel Raussmüller zeigen auf 5500 Quadratmetern europäische und amerikanische Hauptwerke der Neuen Kunst. Aktionskünstler Joseph Beuys legte mit seiner Rauminstallation «Das Kapital Raum 1970–1977» den Grundstein zur erfolgreichen

SAMMLERPAAR RAUSSMÜLLER

mit dem Glas-Iglu von Mario Merz.

Zusammenarbeit. Die Sammlung umfasst Bruce Naumans architektonische Skulpturen, und auch grossformatige Werkgruppen der Pioniere von Minimal Art, Arte povera, Land-Art und Konzeptkunst werden präsentiert. Darunter Künstler wie Mario Merz, Richard Long, Sol LeWitt oder Robert Ryman. Kuratoren der höchsten Liga wie der Direktor des Guggenheim Museum New York reisten in die Munotstadt und sind vom «Modell Schaffhausen» und der Verbindung von Kunst und Architektur begeistert. Sir Nicholas Serota von der Tate Gallery of Modern Art in London lobte die Hallen als «ideales Beispiel, wie den Bedürfnissen der

Künstler auf höchstem Niveau Rechnung getragen wird». Kunsträume sind Denkräume. «Kunst hat viel mit mir selber zu tun und ist ein kreativer Akt», betont Urs Raussmüller. Er bestätigt damit Beuys’ These, wonach Kunst Kreativität bedeutet und unser wichtigstes Kapital bleibt. Die hohe Qualität der Werke und die Atmosphäre des Ausstellungsortes haben die Hallen für Neue Kunst als Inspirationsort etabliert. Sie stellen in Form und Inhalt eine Einheit dar, werden von der Stadt und dem Kanton Schaffhausen unterstützt und sind das wichtigste Projekt der Raussmüller Collection. 

Zahlen und Fakten

Die Hallen für Neue Kunst befinden sich direkt am Rheinufer in Schaffhausen.

 Öffnungszeiten Samstag 15 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr

 Eintritte Erwachsene 14 Fr., Kinder unter 12 Jahren bezahlen nichts. Kombiticket Hallen für Neue Kunst / Museum zu Allerheiligen: 20 Fr.  Adresse Baumgartenstrasse 23, 8200 Schaffhausen, Tel. 052 625 2515 www.raussmueller.org

SCHAFFHAUSEN 41


Eine FamilienAffäre

NATURGEWALT

Der Rheinfall ist 150 Meter breit und 23 Meter hoch.

Bereits in fünfter Generation führen Mitglieder der FAMILIE MÄNDLI Gäste aus aller Welt zum Rheinfall. Der grösste Wasserfall Europas ist eine Naturgewalt. Um hier zu arbeiten, braucht es ein ganz spezielles Messgerät: den Popometer. ie erste Fahrt am Morgen macht Thomas Mändli allein. Er setzt sich ins Boot, startet den Motor und führt das flache Schiff langsam ins Rheinfallbecken, genau zur Mitte hin. Auf der Oberfläche schäumt das Wasser, doch was ihn interessiert, ist nicht sichtbar. Es sind die Strömungen des Wassers, das heute mit einer Menge von 550 000 Litern pro Sekunde den 23 Meter hohen Rheinfall herunterbraust. Mändli ist konzentriert. Die Hände am Steuerrad erspüren, wo der Fluss das Boot hintreiben will. Und der fest im Boot verankerte Sitz gibt weitere Informationen. «Wir haben einen eingebauten Popometer», meint er schelmisch. «Wir spüren den Fluss und wissen, wann man fahren darf und wann nicht.» Nur er und Deniz Tanrikut dürfen den Felsen mitten im Rheinfall ansteu-

42 SCHAFFHAUSEN

ern. Der Felsen ist der Rest der ursprünglich steil abfallenden Kalksteinflanke, über die sich der Rhein vor 15 000 Jahren einen neuen Weg gesucht und das Naturspektakel geschaffen hat. Die sechs Quadratmeter auf der Spitze des Felsens werden jährlich von Tausenden von Touristen besucht, die sich mitten im Rheinfall von der Kraft des Flusses faszinieren lassen. Thomas Mändli ist bereits in der fünften Generation der Schiffer vom Rheinfall. Sein Ururgrossvater startete mit einem Weidling in den Diensten des Schlosses Laufen auf der Zürcher Seite des Rheins, um die Gäste ans andere Ufer zum ehemaligen Zollhaus Schlösschen Wörth im schaffhausischen Neuhausen zu fahren. Hier ist heute der Schiffsbetrieb der Mändlis angesiedelt. Aus dem einen Weidling sind 12 Boote geworden – alle selber gebaut. «Mein Vater hat mich und meinen Bruder nicht gezwungen, den Betrieb zu übernehmen. Ich lernte Automechaniker, merkte aber

LIEBT SEINEN BERUF

Thomas Mändli auf dem neusten der 12 Boote, die alle selbst gebaut werden.

bald, dass mir die Schifffahrt fehlt. Als Bub war ich viel auf dem Wasser.» Ganz natürlich habe sich ergeben, dass sein Bruder sich um den Schiffbau kümmere und er sich ums Fahren. Die Schiffe haben keinen Kiel und sind extrem flach. Das neuste strahlt pink und hat am Heck einen Fisch montiert. «Das ist unser sprechendes Boot mit Audioguide in 14 Sprachen. Auf einer halbstündigen Fahrt werden Daten und Fakten zum Rheinfall und dazu Geschichten und Sagen erzählt», sagt der 40-jährige Mändli stolz. Er treffe hier die ganze Welt, schwärmt er, und habe den schönsten Beruf überhaupt.

Neben seiner Frau, die den Betrieb administrativ leitet, arbeiten bei RhyfallMändli sechs Leute das ganze Jahr, in der Sommersaison kommen 33 Teilzeitangestellte dazu. «Wir sind wie eine Familie, und das merken die Gäste auch.» Mändli führt das Boot vom brausenden Wasserfall weg den Rhein hinunter. Aus schäumendem Gischt wird ruhiges Gewässer. Er stellt den Motor ab. Stille. Das Boot treibt dahin, keine Menschenseele weit und breit. «Die Flusslandschaft und die Stille hier sind der Grund, weshalb man Schaffhausen das kleine Paradies nennt», erklärt Mändli. Und fragt: «Spüren Sie es?» 

Rundfahrten und Fährbetrieb Nebst dem Fähr­ betrieb zwischen Schlössli Wörth und Schloss Laufen bietet RhyfallMändli den Gästen verschiedene Fahr­ ten an. Spektakulär ist die Felsenfahrt von 30 Minuten mit Zwischenhalt auf dem Felsen. Die kleine Rundfahrt dauert 15 Minuten, die Audioguide-Tour 30 Mi­ nuten – dabei erfährt man, warum man an nebligen Tagen manchmal Schreie hört. Die Preise liegen zwischen 6 und 10 Fran­ ken für Erwachsene, für Kinder zwischen 3 und 5 Franken (Rabatt für Gruppen). SCHAFFHAUSEN 43

Foto Robert Boesch

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TEXT MONIQUE RYSER FOTOS NICOLE BÖKHAUS


Der Rhein ver­bindet die Menschen und die drei Kantonsteile von Schaffhausen

Die Entdeckung der Langsamkeit Wer einmal hier heimisch ist, geht nie mehr weg. PROMINENTE verraten, warum sie Schaffhausen lieben und wo ihre Lieblingsplätze sind. An einem Wochenende lassen sich die unterschiedlichen Facetten des Kantons erkunden und erleben. Gute Erholung!

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Matthias Ackeret, Journalist und Publizist Schaffhausen ist ein eigener Kontinent. Das mag hoch­ gegriffen klingen, ist deswegen aber nicht falsch. Vielleicht hängt dies mit der geografischen Lage zusammen, vielleicht mit der Tatsache, dass die Schaffhauser noch nie einen Bundesrat stellten. In einer solchen Situation ist man auf sich selbst angewiesen und muss seine Energie aus sich selbst ziehen. Wer durch Schaffhausen schlendert, spürt dieses Selbstbewusstsein bei jedem Schritt. Sobald der Schaffhauser aber ausserhalb von Schaffhausen ist, fühlt er sich verloren und hat Heimweh nach Schaffhausen.

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Michael Stäuble, F1-Kommentator Obwohl ich beruflich schon seit Jahrzehnten sehr viel und auf der ganzen Welt unterwegs bin, reise ich immer noch gern, auch privat. Dabei habe ich viele wunder­ schöne Orte gesehen, doch am wohlsten fühle ich mich in Schaffhausen. Mein Lebensmittelpunkt hat sich seit meiner Geburt um ganze zehn Kilometer nach Osten verschoben, von Schaffhausen nach Diessenhofen. Hier habe ich meine Wurzeln wie die Bäume in den Wäldern des Randen und des Reiat, mit dem Rhein als Lebensader. Vielleicht ist es gerade der Gegensatz zum lauten und dynamischen Rennsport, den ich an Schaffhausen liebe: Ruhe, Natur, Gemütlichkeit, Freunde, einfach alles, was man braucht, um das Leben zu geniessen.

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Hans-Jürg Fehr, SP-Nationalrat Die Hallen für Neue Kunst in der ehemaligen Kamm­garnspinnerei sind einmalig, die auf drei Geschossen ausgestellten Werke allesamt Weltklasse. Das beweisen allein schon die archaischen Installationen von Mario Merz und das berühmte «Kapital» von Joseph Beuys. Eine vergleichbare Präsentation in dieser Dichte und Qualität gibt es nur noch in Beacon/New York.

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Thomas Hurter, SVP-Nationalrat Warum ich Schaffhausen liebe? Klein, aber fein. Einmalig sind der Munot, die Quadrille, rechtsrheinisch echt schweizerisch, der Randen, IWC, Stadt der Erker, industrielle Vergangenheit mit Pionieren wie Johann Conrad Fischer, Neher, Amsler-Laffon. Und das empfehle ich für einen Wochenendausflug: Stein am Rhein, Bad Osterfingen, Hallauer Bergkirche. Nicht zu vergessen der Rheinfall, Stein am Rhein, Altstadt von Schaffhausen.

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Monique Bourquin, CFO Unilever D-A-CH, VR Emmi Ich liebe Schaffhausen, weil es sich hier nach einer anstrengenden Arbeits­ woche wunderbar abschalten lässt: Einkaufen im Städtchen und danach am Rhein auftanken. Praktisch ist die Nähe zu Zürich und zum Flughafen. Mein Lieblingsplatz liegt vor der Kirche Buchberg. Dort geniesst man eine atemberaubende Weitsicht. Den Auswärtigen empfehle ich folgenden Wochen­ endausflug: eine Schifffahrt nach Stein am Rhein, Besichtigung von Schaffhausen mit Munot. Besuch des Rheinfalls und des Kletterparks, Mountainbike-Tour in der Umgebung.

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Fredi Gmür, CEO, Schweizer Jugend­ herbergen Was wir einst als Oase der Naherholung kennen lernten, ist zwischenzeitlich unsere geliebte Heimat geworden. Hallau im Blauburgunderland lädt geradezu ein zu ausge­ dehnten Spaziergängen oder Kutschenfahrten durch die Rebberge, immer mit Blick auf die hoch über dem Dorf thronende Bergkirche St. Moritz. Und als krönender Abschluss dann ein Besuch des Weinbaumuseums und der Vinothek, wo all die Köstlichkeiten unsere Winzer kredenzt werden. Ein wahres Paradies ist unser Hallau, mitten im Klettgau, vor den Toren Zürichs.

SCHAFFHAUSEN 45


Gewinnen Sie Tickets für

«Stars in Town»!

Umwerfendes Panorama Von der Burg Hohenklingen blickt man auf das Städtchen Stein am Rhein, den Untersee und bei schönem Wetter bis in die Alpen.

Foto Röbi Bösch (3), Winterthur Tourismus, Reto Schlatter

Himmlisch

Einmal ausspannen, bitte! Das geht ganz einfach: Am Freitagabend mit dem Zug mit leichtem Gepäck nach Stein am Rhein fahren. Die Übernachtung auf Samstag im Hotel Chlosterhof buchen. Davor unbedingt durch das mittelalterliche Stein am Rhein flanieren und von der Burg Hohenklingen aus das umwerfende Panorama geniessen. Am folgenden Morgen mit dem Schiff nach Schaffhausen: Einkaufsbummel in der Altstadt und Spaziergang auf den Munot. Dann gemütlich mit dem Bus ins Weindorf Trasadingen, wo man die Nacht im Weinfass des «Fasstastischen Hotels» verbringt. Am nächsten Morgen pedalt man mit gemieteten Bikes durch die Rebberge an den Rheinfall. Dort umsteigen ins Kajak und selbst bis nach Rheinau fahren. Das Schiff führt bequem weiter nach Rüdlingen zur Erkundungstour durch die Naturschutzgebiete um Rhein und Thur. Und von dort kehrt man erholt nach Hause zurück. ---------www.schaffhauserland.ch 46 SCHAFFHAUSEN

Die Bühne mitten in der Schaffhauser Innenstadt macht das Open Air «Stars in Town» einmalig. GEWINNEN SIE TICKETS für einen der hochkarätig besetzten Konzertabende.

Europas schönste Flusslandschaft Mit dem Schiff nach Schaffhausen

Grösster Wasserfall Europas Bis zu 700 000 Liter Wasser pro Sekunde Rebberge und Wälder Fahrt nach Buchberg/ Rüdlingen

Das Programm

Mitmachen

 Mi 7. August Jamie Cullum, Seven, Aloe Blacc  Do 8. August Katie Melua, Lissie, 2Cellos  Fr 9. August Silbermond, 77 Bombay Street, Luxuslärm  Sa 10. August Mike & the Mechanics,

Bei welchem Konzert möchten Sie dabei sein? Klicken Sie auf der Website www.einkleinesparadies.ch an, für welchen Tag und für welche Konzerte Sie Tickets gewinnen möchten. Sie haben die Qual der Wahl, da jedes Konzert mit Weltstars lockt. Die Tickets werden unter den Teilnehmenden ausgelost. Anmeldeschluss ist der 15. Juli 2013.

Patent Ochsner, The Straits Sa 10. August 10 bis 14 Uhr: Family Festival 

Blick von Buchberg Stille geniessen über den Reben.

Fotos Reto Troxler, HO

SCHAFFHAUSER WOCHENENDE

Patent Ochsner

Katie Melua

77 Bombay Street

Aloe Blacc

2Cellos SCHAFFHAUSEN 47



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