Gartenseite Juni 2012

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01.06.12 15:55:40

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OBERHAVEL

Sonnabend

2. Juni 2012

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: SIMONE UND JOCHEN HARHUES AUS GUTENGERMENDORF

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Blütenfülle: Akeleien sind typische Bauerngartenpflanzen. Sie sind anspruchslos und säen sich gern selbst im Garten aus.

Freude pur: Simone Harhues zeigt ihren Rotdorn, der gerade in voller Blüte steht. Fotos (7): Wolf

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 7 44 89

Wahre Pracht: Die Blüten des Rotdorns sehen aus wie kleine, gefüllte Miniatur-Rosen

Selbstporträt? Kritisch schaut Jochen Harhues auf seine Skulptur. Gibt es nicht doch eine gewisse Ähnlichkeit?

Vom LPG-Elend zum grünen Paradies Auf dem Harhues-Hof herrscht ein buntes und lustiges Treiben Von Petra Wolf

GUTENGERMENDORF In unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ stellen wir heute den Bauerngarten von Simone und Jochen Harhues vor. Ihr blühendes Paradies können unserer Leser sogar besuchen. ■

Naturschauspiel: Maikäfer haben die Lerche erobert.

GRÜNER TIPP

Kartoffelernte aus dem Fass GUTENGERMENDORF (pw) Wer gern eigene Kartoffeln anbauen möchte, aber nur wenig Platz zur Verfügung hat, sollte das Kartoffelfass ausprobieren. Der Boden eines Fasses wird mit Löchern versehen, damit das Wasser ablaufen kann. Dann wird eine etwa 20 Zentimeter hohe Schicht Gartenerde eingefüllt. Darauf fünf vorgekeimt Kartoffeln legen und mit weiterer Erde bedecken. Wenn das Grün treibt, wird immer wieder bis unter die Blätter Erde nachgefüllt, bis an den oberen Rand des Fasses. Wenn das Kraut gelb wird und abstirbt, kann geerntet werden. ■

Zarte Kelche: Die schönen Blüten der Anemonen.

Simone und Jochen Harhues stammen aus dem Münsterland. Vor zwölf Jahren sind sie über den Umweg Berlin auf das 2 100 Quadratmeter große Grundstück am Ortsrand von Gutengermendorf gezogen. Es ist erstaunlich, was die beiden aus dem ehemaligen LPG-Gelände gemacht haben. „Unser Traum stand eigentlich in Glambeck“, erzählt Jochen Harhues. Doch dieser Traum war für die jungen

Leute nicht realisierbar. Als dann das Angebot „LPGStützpunkt Gutengermendorf“ kam, griffen sie zu. „Das war günstiger, aber der Zustand war auch dementsprechend“, erinnert sich Harhues. 40 Jahre LPG-Nutzung hatten ihre Spuren hinterlassen. Der Hof war mit Feldsteinen – den „Gutengermendorfer Alpen“ – gepflastert. Die „Alpen“ wurden umgesetzt und auf ihnen Staudenrabatten mit Zinnien, Malven und Katzenminze angelegt. Simone Harhues freut sich schon auf den kalifornischen Mohn. „Der blüht überall, in jeder Mauerritze.“ Auch ein altes Stallgebäude hat das Ehepaar abgerissen und die etwa 6 000 Steine im Garten wiederverwendet. So wurde die Grundstücksmauer

mit einem Torbogen daraus gebaut. Dort, wo der Stall einst stand, ist nun eine gemütliche Sitzecke mit Gartenteich entstanden. Das alte Bauernhaus hat schon 110 Jahre auf dem Buckel. Nach dem Um- und Ausbau sieht man dem gemütlichen Wohnhaus das Alter nicht mehr an. Da es keine großen Bäume auf dem Hof gibt, fehlt natürlicher Schatten. Die Weide, die aus in die Erde gesteckten Osterzweigen gewachsen ist, steht am Rande des Hofes und der in Blüte stehende Rotdorn ist noch zu klein. Er erinnert das Ehepaar an den riesigen Rotdorn vor ihrer früheren Wohnung im Berliner Wedding. Dennoch muss die Familie auf Schatten nicht verzich-

ten. Durch den hohen Torbogen führt der Weg auf die einst völlig verwilderte Fläche hinter der Scheune. Hier haben Jochen und Simone Harhues eine Streuobstwiese mit Äpfeln, Pflaumen, Pfirsichen und Kirschen angelegt. Den Mittelpunkt der Wiese bildet eine riesige Lärche. Sie steht schon viele Jahre dort. Ihre Nadelzweige hängen tief herab wie ein dichter, grüner Schleier. Darunter haben sich die beiden Gutengermendorfer ein kuscheliges Plätzchen eingerichtet. Doch zurzeit herrscht auf der Lärche reges Treiben. Hunderte von Maikäfern haben den Baum erobert. „Anfang Mai hatten wir eine richtige Maikäferplage“, erzählt Jochen Harhues. „Der Himmel war schwarz.“ Als

Ursache für das stellenweise massenhafte Auftreten der Insekten vermuten Experten den warmen Herbst des vergangenen Jahres. Statt drei bis vier Jahre im Erdboden zu leben, haben sich die Engerlinge möglicherweise früher verpuppt, um als fertige Käfer das Erdreich zu verlassen. Auf dem Hof wird gerade ein mehrstimmiges Konzert aus vielen Vogelkehlen angestimmt. Auf dem Dach des Wohnhauses flöten Amseln und Stare um die Wette. Aus der Scheune ist das lustige Gezwitscher der Schwalben zu hören. 28 Nester hat Jochen Harhues im vergangenen Jahr gezählt. Neben der Scheune steht eine Vogelvoliere, in der Zebrafinken und Kanarienvögel trällern. Auf

dem Harhues-Hof herrscht ein buntes, lustiges Treiben. Wie kann es auch anders sein, wohnen hier doch lebenslustige, aufgeschlossene Menschen. * Das nächste Gartenporträt erscheint am Sonnabend, 30. Juni. Wir stellen den Garten von Beate Marschan aus Leegebruch vor. In ihrem Garten gibt es mit Buchs eingefasste Staudenbeete, viele Gehölze und eine Eibenhecke. Eine Woche später, am 7. Juli, ist der Garten für unsere Leser geöffnet. Die Gartenporträts sind auf unserer Homepage nachzulesen.

Mehr zu diesem Thema: www.die-mark-online.de

„Bei uns finden alle Pflanzen Asyl“ Seitdem Familie Harhues ihren Garten hat, werden die Zimmerpflanzen etwas vernachlässigt GUTENGERMENDORF (pw) Die Gartenleidenschaft wurde Simone und Jochen Harhues nicht in die Wiege gelegt. „Ich war zwar als Kind vom Rasenmähertrecker auf dem Spielplatz fasziniert“, erinnert sich Jochen Harhhues, „aber auf einem gesessen habe ich bis heute nicht.“ Nach dem Abitur stand für ihn die Ausbildung zum Tischler oder zum Gärtner zur Auswahl. „Der Gärtner war der Einzige, der sich gemeldet hat.“ Inzwischen hat sich Harhues als GartenbauDiplomingenieur selbstständig gemacht und übernimmt alle Arbeiten, die in einem Garten so anfallen. Seine von Wind und Wetter gegerbten Hände sprechen Bände. „So richtig sauber werden sie nicht mehr“, sagt er und lacht. Stolz ist der große, drahtige Mann darauf, dass für die Gestaltung des Gartens nur wenig gekauft werden musste. Das meiste hat er „besorgt oder organisiert“. „Hier haben viele Gestrauchelte ihren Platz gefunden“ ■

– Pflanzen, für die es aus unterschiedlichen Gründen woanders keine Verwendung mehr gab. Er denkt an die Liguster-Hecke, die er in Berlin bei großer Hitze ausgegraben hat, und die in Gutengermendorf tatsächlich angewachsen ist. Selbst die Frühlingsanemonen, die auf ihrem kleinen Balkon in Berlin wuchsen, haben sich im großen Garten überall verbreitet. „Ja, bei uns finden alle Pflanzen Asyl“, ergänzt Si-

mone Harhues. Die 41-Jährige hat Geschichte und Publizistik studiert, und arbeitet heute mit Behinderten in Berlin. Ihre Leidenschaft für den Garten hat sich erst in Gutengermendorf entwickelt. Jedes Jahr freut sie sich erneut darüber, wieder „alte Freunde“ im Garten begrüßen zu können. „Da sind auch Problempflanzen darunter, wie der Hartriegel oder das Pfaffenhütchen, deren Wachstum sehr langsam

Hingucker: Mit einfachen Mitteln hat Jochen Harhues etwas verwunschene Romantik in den Garten gezaubert.

ist.“ Dass sie nach Gutengermendorf gezogen sind, haben beide bis heute nicht bereut. „Wir sind gut aufgenommen worden“, betonen sie und berichten von der Hilfsbereitschaft im Ort. Jochen Harhues weiß, dass Berlinern, und dann noch aus dem Westen der Stadt, in einem Brandenburger Dorf ganz besonders kritisch auf die Finger geguckt wird. Da hilft es nur, sich einzubringen. Und das macht Harhues unter anderem als Mitglied im Ortsbeirat. Der achtjährige Sohn Jan ist in Gutengermendorf geboren und fühlt sich hier genauso wohl wie seine Eltern. Auf die Frage, was sie im Garten besonders schön finden, sind sich beide sofort einig. „Die Blutbuche“, sagen sie wie aus einem Munde. Simone Harhues mag auch Storchschnäbel, „weil es sie in so vielen Sorten und Größen gibt“. Jochen Harhues kann vor allem sagen, was er nicht mag: „Ich bin kein Rosenfreund und bei Thujakulturen kriege ich das kalte

Grausen.“ Der 46-Jährige bedauert, dass die Linde vor dem Haus dem Straßenbau zum Opfer fiel. Doch ein Stück vom Stamm hat er sich auf seinen Hof geholt. Ein aus dickem Draht geformter Kopf steht nun darauf. Der Skulptur hat Harhues auch einen Drahtarm gegeben. Nur widerwillig lässt er sich mit seinem Kunstwerk fotografieren. Sind da etwa gewisse Ähnlichkeiten zu erkennen? „Nein“, behauptet er, „den Arm so in die Hüfte

gestemmt – das ist eher die typische Haltung meiner Frau“. Beide lachen. Die zwei Frohnaturen haben sich schon in jungen Jahren kennen- und liebengelernt. In diesem Sommer feiern sie ihr 25. Jahr mit 50 Gästen und Live-Musik auf ihrem Hof. Doch vorher werden Simone und Jochen Harhues Gastgeber für unsere erste Gartenführung der diesjährigen Saison bei „Menschen und ihre Gärten“ sein.

Führung für Leser Die erste Gartenführung in diesem Jahr findet in Gutengermendorf statt. Simone und Jochen Harhues freuen sich auf diesen Tag, ist er für sie doch so eine Art „deadline“, wie Jochen Harhues betont: „Mit Blick auf die Gartenführung haben wir ganz besonders viel im Garten gemacht.“ Am Sonnabend, 9. Juni, dürfen sich alle Besucher von 10 bis 17 Uhr davon überzeugen. Der Eintritt ist frei.

Gutengermendorf liegt nordöstlich von Löwenberg und ist am besten über die B 96 in Richtung Gransee zu erreichen. Der Harhues-Hof ist das letzte Grundstück rechts der Hauptstraße. Hinter dem Grundstück finden sich ausreichend Parkmöglichkeiten. (pw) Adresse: Simone und Jochen Harhues Gutengermendorf 84 16 775 Löwenberger Land


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