Menschen und ihre Gärten

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28.09.11 13:38:47

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KREMMEN / OBERKRÄMER

Sonnabend

1. Oktober 2011

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: CHRISTINE UND ROLF JAHNKE AUS BIRKENWERDER

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Erfrischend: Ringsum das große Schwimmbecken stehen Oleander, Oliven, Palmen und verschiedene Kräuter.

Fotos (5) Wolf

Leuchtend: Lampionblumen verhüllen ihre Fürchte.

Mediterran und geheimnisvoll Christine und Rolf Jahnke haben aus drei Themengärten eine eindrucksvolle Parkanlage geschaffen Von Petra Wolf

BIRKENWERDER Den Garten von Christine und Rolf Jahnke aus Birkenwerder mit wenigen Worten zu beschreiben, fällt schwer. Er ist weder Haus- noch Ziergarten, schon gar kein Bauerngarten, und passt irgendwie in keine Schublade. Passend wäre es vielleicht, ihn als Themengarten zu bezeichnen. Genauer gesagt sind es drei Themengärten, die mit den Jahren zu einer parkähnlichen Anlage gewachsen sind. Christine Jahnke öffnet das schwere, alte Holztor und bittet mich herein. Wir stehen unter hohen Kiefern und Fichten. Durch die mächtigen Baumkronen dringt kaum ein Sonnenstrahl. Der Waldboden ist karg. Nur hier und da steht eine Topfpflanze. Geheimnisvoll, fast mystisch mutet der Waldgarten an. Mich fröstelt es. Habe ich da nicht gerade einen kleinen Kobold hinter dem Baumstamm hervorgucken gesehen? Der Weg steigt etwas an. Hier wird es heller und die Sonne fällt auf ein riesiges, überdachtes Holzfass mit einer Tür. Rolf Jahnke, der zu uns getreten ist, öffnet sie. Tisch und Bänke hat er so in das einstige Gurkenfass eingebaut, dass bestimmt sechs ■

Vielfältiger Sanddorn BIRKENWERDER (pw) Sanddorn sei ein ausgesprochenes Anti-AgingMittel, war vor Kurzem in einer Zeitung zu lesen. Tatsächlich sind die orange-roten Beeren wahre Vitamin-C-Bomben. Inzwischen gibt es nicht nur Sanddornsaft und Sanddornmarmelade, sondern auch Tee, Wein und sogar Kosmetik aus den begehrten Früchten. Um allerdings eine gute Ernte einzufahren, ist es wichtig, zu den weiblichen Sträuchern immer auch eine männliche Pflanze als Pollenspender zu setzen. Sanddorn ist zweihäusig, das heißt, die Früchte bilden sich nur an weiblichen Pflanzen. ■

Personen darin Platz finden. „Aber wir haben schon lange nicht mehr drin gesessen“, sagt seine Frau und geht die Stufen hinauf, die über einen Hang führen. Links und rechts windet sich ein kleiner Weg den Hang entlang. „Das ist der Geheimpfad für unseren Enkel Luca“, erklärt Christine Jahnke. Oben angekommen, bietet sich ein vollkommen anderes Bild. Die Sonne scheint auf azurblaues Wasser. Oleander, Oliven und Palmen wiegen sich im Spätsommerwind. Unter dem Sonnenschirm lässt es sich wunderbar sitzen und das durchaus mediterrane Flair dieses Gartenabschnittes genießen. „Das Schwimmbecken ist entstanden, als ich mein drittes Kind bekam, da war ich schon 30“, erzählt Christine Jahnke. „Bei Hitze saß ich immer im Schatten der Kiefer. Als dann der Pool fertig war, konnte ich endlich auch baden.“ Seit Mitte der 60er Jahre wohnen Jahnkes auf ihrem 1 650 Quadratmeter großen Grundstück. Zunächst nur an den Wochenenden. Erst nach der Wende sind sie nach Birkenwerder gezogen. Damals wuchsen hier nichts weiter als hohes Gras und zwei große Kiefern. „In die hatte ich mich verliebt“, erinnert sich die 73-Jährige. Mit den Jah-

Hütte: Das Gurkenfass steht etwas versteckt im Garten. Darin lässt es sich gemütlich sitzen. ren kamen unzählige Gehölze hinzu, alle selbst gepflanzt, gehegt und gepflegt: Blutpflaume, Gold-Ulme, Glyzinie und Goldregen. Kein Pflänzchen durfte mehr als sechs Mark kosten. „Alles, was Grün ist, mache ich“, betont die kleine, zierliche Frau. „Bäume pflanze ich auch, sie dürfen aber nicht

viel größer als ich sein.“ Den Mittelpunkt des Gartens bildet ein etwa 45 Jahre alter Lebensbaum, den Christine Jahnke als Bonsai geschnitten hat, eine Arbeit von vielen Jahren. Fast liebevoll entfernt sie die Tannennadeln von den Thuja-Köpfchen. Die Gehölzränder schmü-

cken Steine und alte Krüge. Dazwischen wachsen Rosen und immer wieder Lavendel. „Lavendel ist meine große Liebe“, betont die Gärtnerin und „Rosen müssen vor Koniferen stehen.“ Die Steine sind Urlaubserinnerungen. „Egal, wo wir hinkommen, immer bringen wir einen Stein mit.“ In der Nähe des

Wasserbeckens wachsen Sanddorn und Lampionblumen und geben mit ihrem Rot-Orange der Früchte und Blüten dem mediterranen Spätsommergarten einen herbstlichen Anstrich. Christine Jahnke mag es am liebsten, wenn etwas alt, ja fast schäbig wirkt. „Hier zur Natur passt nichts Schickes“, ist sie überzeugt und zeigt den „heißen Stuhl“, den ihr Mann aus alten Dachlatten gebaut hat. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht – darin sitzt es sich durchaus bequem. Wir verlassen diesen Teil des Gartens durch einen „lebenden“ Vorhang aus wildem Wein und kommen in den dritten Garten. Aber nein. Das ist kein Garten, sondern das Haus mit einer Terrasse. Alles ist so zugewachsen, dass es von außen kaum einzusehen ist. Praktisch setzt sich die Natur im Haus fort. Erst dahinter befindet sich der dritte kleine Garten mit Sitzecke und Teich. Hier ist es schattig und kühl, und bei einem Espresso nach dem Essen entwickeln Jahnkes hier so manch neue Idee zur Gestaltung ihrer großen Anlage, von der einst ein West-Freund des Ehepaares sagte: „So einen Park haben bei uns nur Millionäre.“

„Ich habe mehr Ideen, als er realisieren kann“ Christine Jahnke hat ein gestalterisches Auge und ihr Mann setzt gern um, was sie sieht BIRKENWERDER (pw) In Jahnkes Garten gibt es zwar viele Sitzecken, doch genutzt werden diese kaum. Zum Ausruhen kommt das Ehepaar nicht, zumal es seit sechs Jahren die Betreuung des Enkels Luca übernommen hat, der in diesem Jahr eingeschult wurde. Christine und Rolf Jahnke haben drei Kinder, 10 Enkel und zwei Urenkel. Im vergangenen Jahr feierten sie Goldene Hochzeit. Christine Jahnke ist examinierte Modegestalterin und gestaltet, „wo ich kann und darf“. Ihr Mann Rolf – Bauin■

Gesund: Sanddornfrüchte

genieur und der ruhigere von beiden – versucht, die Ideen seiner Frau umzusetzen. „Aber ich habe mehr Ideen, als er verwirklichen kann“, gibt sie gern zu. Doch wie geschickt ihr Mann die alten Gussteile, die sie auf einem schwedischen Kriegsgräberfriedhof in der Uckermark gefunden hat, in den Eingang zu ihrer sogenannten Waldküche eingearbeitet hat, macht sie sehr stolz. Sie habe ein „gestalterisches Auge“, sagt Christine Jahnke von sich, egal, ob es sich um den Garten handelt

oder um Mode. Vieles näht sie selbst, unter anderem schneiderte sie die Garderobe für die Auftritte ihrer Kinder. Alle drei haben getanzt und an Turnieren teilgenommen. Tochter Peggy Heinemann leitet die Tanzschule in Oranienburg. Dorthin gehen auch die Eltern einmal pro Woche. „Tanzen - das muss sein und hält jung“, sind Jahnkes überzeugt. „Wir haben unsere Kinder zu musischen Menschen erzogen“, sagen sie und freuen sich schon auf die nächste Premiere an der Komischen Oper. „Unser Sohn singt dort

Bass.“ Neben dem Garten, der klassischen Musik und dem Tanzen gehört auch das Kochen zu den Leidenschaften Christine Jahnkes, auch wenn man es der zierlichen Frau nun wirklich nicht ansieht, dass sie gerne isst. Dabei bevorzugt sie die leichte, mediterrane Küche. „In unserem Regal stehen bestimmt 16 Meter Kochbücher“, sagt Rolf Jahnke vergnügt, denn er weiß durchaus die Kochkünste seiner Frau zu schätzen. Und nach dem Essen geht es dann wieder mit einem Espresso hinaus in den Garten.

Mittelpunkt: Der Lebensbaum als Bonsai ist 45 Jahre alt.


26.08.11 16:50:00

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OBERHAVEL

Sonnabend

27. August 2011

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: DR. INGE RIEMELT AUS NASSENHEIDE

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kurze Pause: Seit 13 Jahren pflegen und hegen Riemelts ihren Garten. Früher befand sich auf dem Areal eine Gärtnerei mit Gewächshäusern. Heute gedeihen hier viele Stauden und Gehölze.

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Ein Garten muss spannend sein Im Schattengarten von Inge Riemelt dominieren mannigfaltige Grüntöne und abwechslungsreiche Blattstrukturen Von Petra Wolf

NASSENHEIDE Dr. Inge Riemelt ist keine Frau der vielen Worte. Die Chefin des Oranienburger Milchinstituts mag keinen Trubel um ihre Person und ein Foto von ihr, na das kommt am besten gar nicht in Frage. Doch ihren Garten in Nassenheide möchte sie gern zeigen. Und der kann sich sehen lassen! Sie bezeichnet ihr grünes Reich als Schattengarten, obwohl die Sonne trotz der hohen Kiefern auf den Nachbargrundstücken ihren Garten erreicht. Phlox und Purpur-Sonnenhut leuchten in kräftigen Rot- und Lila-Tönen. Auch die Hortensie blüht gerade sehr schön. Aber das ist Inge Riemelt ■

Pflanzenbörse in Schildow SCHILDOW (pw) Die zweite Schildower Pflanzenbörse findet am Sonntag, 11. September, von 14 bis 17 Uhr auf dem Pfadfinderplatz in der FranzSchmidt-Straße statt. Pflanzen können verschenkt, getauscht oder auch verkauft werden. Auch Obst oder Gemüse aus dem eigenen Garten wird gern gesehen. Eine Standgebühr wird nicht erhoben. Tische und Stühle sind mitzubringen und können ab 13 Uhr aufgebaut werden. x Nähere Infos gibt Birgit Wulf unter der Rufnummer ✆ (01 72) 3 83 05 21. ■

schon viel zu aufregend. „Ich mag eher alles das, was nicht so üppig blüht. Knallige Farben sind mir zu unruhig“, betont sie. Rot-Töne, Blau und Weiß werden akzeptiert und das Gelb der Rudbeckien geduldet. Aber Orange geht nicht. Da ist die 59-Jährige konsequent. Auch Rosen mag sie nicht besonders, obwohl sie zugeben muss, dass duftete Rosenblüten ihren Reiz haben. „Aber die Pflanze an sich gibt mir gar nichts.“ Ihre Lieblinge sind an den wirklichen Schattenstellen zu finden: Storchschnäbel, Farne, Gräser, Lenzrosen und immer wieder Buchsbaum, den sie als niedrige Hecken und Kugeln geschnitten hat. „Ich bin kein großer Blüten-

fan“, sagt Inge Riemelt. sie zeichnen sich nicht gera„Blattformen und Blattadern de durch eine üppige Blütenfinde ich viel interessanter fülle aus. Der Garten in Nassenheide als eine Blüte.“ vielleicht nicht Im hinteren Gartenbereich besticht wachsen Frauenhaar-, durch viele verschiedene PflanzenarSchild-, ten, aber Hirschzungen-, Perl- und durch eine Wo die Rippenfarn, große Menge an Pflanflankiert von Fette Henne auf zenfamilieiner Fadenzydas Pfaffenhütchen presse. „Diese en. Salbei, trifft Fette HenFarne wuchern ne, Glonicht. Sie bilden keine Ausckenbluläufer und sind wie Stauden men und Storchschnäbel hat zu behandeln.“ In der Nähe Inge Riemelt zusammengedes Rasens werben verschie- tragen wie eine Sammlerin. Dazu kommen mehr als 50 dene Heuchera (Purpurglöckchen) mit ihren grünen und Gehölze: Kuchenbaum, Spirötlichen Blättern um die reen, Pfaffenhut, Judasbaum, Gunst der Gärtnerin. Inge Fächerahorn, schmalblättriRiemelt mag sie alle, denn ger Faulstrauch, Berberitze,

Felsenbirne. Im Kräutergarten wachsen 20 verschiedenen Küchenkräuter, die die Hausherrin zum Kochen benötigt. „Kochen ist mir mindestens genauso wichtig wie der Garten“, sagt die schlanke Frau. Doch eigenes Gemüse anzubauen, ist ihr nicht gelungen. Gemüsepflänzchen mögen keine Kiefernnadeln, die den Boden sauer machen. Von denen gibt es im Riemelt-Garten jedes Jahr reichlich. Die hohen Kiefern auf den umliegenden Grundstücken werfen genug ab. Diese Bäume findet Inge Riemelt noch immer grässlich. An den kargen Boden der Brandenburger Streusandbüchse haben sich Herbert und Inge Riemelt so langsam

gewöhnt. Beide kommen aus Greifswald, und Inge Riemelt ist in einem 2 500 Quadratmeter großen Garten aufgewachsen. „Das war eine Umstellung, aus einer fruchtbaren Gegend ins Land Brandenburg zu ziehen.“ Doch inzwischen hat sich Herbert Riemelt zu einem KompostFan entwickelt. Regelmäßig wird der Kompost geschichtet und dann auf den Beeten verteilt. So ist mit den Jahren ein sehr ausgewogener und fruchtbarer Garten entstanden mit Steinen und schmalen Wegen, die immer wieder neue Einblicke in das Gartenreich ermöglichen. Das ist Inge Riemelt besonders wichtig und sie betont: „Ein Garten muss spannend sein!“

Gespielin des Windes Herbst-Anemonen bereichern im Spätsommer NASSENHEIDE (pw) Wenn die Tage kürzer werden, wartet die Herbstanemone noch einmal mit einer üppigen Blütenpracht auf. Die weißen, rosa oder roten Blütenblätter umhüllen jeweils eine leuchtend goldgelbe Mitte. Die Blüten bewegen sich schon beim leisesten Windhauch, wirken zart und zerbrechlich und halten sich lange in der Vase. Ihr Name leitet sich vom griechischen ■

Nächstes Porträt Das nächste Porträt in unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ erscheint am Sonnabend, 1. Oktober. Wir stellen den Herbstgarten von Familie Jahnke aus Birkenwerder vor.

Rund: Buchsbaum wurde mit der Schere in Form gebracht.

Fotomotiv: Inge Riemelt liebt klare Strukturen.

Foto: Riemelt

„anemos“ (Wind) ab. Die Herbst-Anemone wird auch Japan-Anemone genannt, da man Japan für ihr Ursprungsland hielt. Sie stammen allerdings aus China und wurden im 17. und 18. Jahrhundert von Europäern in japanischen Gärten entdeckt. Herbst-Anemonen gedeihen am besten an einem feuchten, halbschattigen Platz im Garten. Dort blühen sie von August bis Oktober.

„Ich bin Mikrobiologin, keine Floristin“ Seit fast 20 Jahren leitet Dr. Inge Riemelt das Milch-Institut in Oranienburg NASSENHEIDE (pw) Nach dem Studium in den 70er Jahren zogen die junge Mikrobiologin und der frischgebackenen Lehrer für Mathematik nach Oranienburg. Herbert Riemelt unterrichtet heute an der Torhorst-Schule. Inge Riemelt entwickelte sich zur Spezialistin für Lebensmittel aus der Milchindustrie und leitet seit 1992 die Milchwirtschaftliche Lehrund Untersuchungsanstalt Oranienburg (MLUA). In der Lehrmolkerei und den Schülerlaboren werden derzeit 225 Lehrlinge ausge■

bildet, betreut von 40 Mitarbeitern. „Wir untersuchen Milchprodukte im Auftrag mehrerer Bundesländer“, erklärt Inge Riemelt, „verfügen über eine sehr moderne Analytik, sind wettbewerbsfähig und im Land Brandenburg die Einzigen.“ Das war es dann aber auch schon von der Arbeit. Sachlich, knapp, korrekt. Eine Naturwissenschaftlerin, die klare Strukturen und Formen der Blätter einer bunten Blütenpracht im Garten vorzieht. Die sich auch keine Sträuße aus dem Garten in das Haus

holt, weil sie keine Pflanzen „umbringen“ möchte und meint, sie sei keine Floristin. Überhaupt sei so ein Haus überbewertet. „Vor allem im Sommer interessiert mich das Haus eigentlich nicht. Da wohnen wir in unserem Garten.“ Vor 13 Jahren haben Riemelts das 700 Quadratmeter große Grundstück in Nassenheide übernommen. „Damals war hier eine Gärtnerei mit Gewächshäusern“, erinnert sich Inge Riemelt. Heute ist davon nur das Heizhaus übrig geblieben. „Das nutzen

wir als Keller.“ Wenn Inge Riemelt nicht im Garten unterwegs ist, steht sie in der Küche und kocht: für Freunde, für sich und ihren Mann. Ihre Menüs bestehen oft aus mehreren Gängen, wobei die leichte, mediterrane Küche bevorzugt wird. Dabei probiert sie sich aus, an Rezepte hält sie sich selten. „Wir gehen auch gern essen, aber nicht asiatisch. Ich mag keine Geschmacksverstärker.“ Wenn Riemelts Urlaub machen, dann nur ganz spontan und in Deutschland. Lang-

fristige Urlaubsplanungen sind nicht ihre Sache. „Wir schauen uns gern alte Schlossgärten und Parkanlagen an. Davon gibt es in Deutschland sehr viele und auch gut erhaltenen Anlagen.“ Inge Riemelt fährt selbst nicht Auto, obwohl sie einen Führerschein besitzt. Zur Arbeit kommt sie mit der Bahn oder mit ihrem Mann. „Wahrscheinlich fehlt mir da was im Kleinhirn, aber dafür kann ich andere Sachen. Die genetische Summe eines Menschen ist immer gleich“, sagt sie überzeugend.

Schönheit: Herbst-Anemone im Halbschatten. Fotos (3): Wolf


01.07.11 14:46:48

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KREMMEN / OBERKRÄMER

Sonnabend

2. Juli 2011

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: BIRGIT WULF AUS BERLIN-BLANKENFELDE Pflanzen, Sport und kalte Küche BERLIN-BLANKENFELDE (pw) Die Gartenleidenschaft wurde Birgit Wulf nicht in die Wiege gelegt. „Ich komme aus der Gastronomie. Da war für so was keine Zeit“, sagt sie. Auch, als die junge Frau in den 80er Jahren aus Schildow zu ihrem Mann in die Stadtrandsiedlung zog, war an den Garten zunächst nicht zu denken. „Erst haben wir gebaut und dann so nach und nach den Garten gestaltet“, erinnert sie sich. Gartenbücher halfen, größere Fehler zu vermeiden. Als der Garten immer üppiger wurde und viele Pflanzen sich vermehrten, besuchte sie Pflanzentauschbörsen, um die überzähligen Stauden unter die Leute zu bringen und vielleicht die eine oder andere Besonderheit mit nach Hause zu nehmen. „Bei Stauden aus dem eigenen Garten kann man sicher sein, dass sie auch in anderen Gärten wachsen, denn sie haben sich unter ähnlichen Standortbedingungen bereits bewährt“, meint die Gärtnerin. In diesem Jahr hat Birgit Wulf die Schildower Pflanzenbörse ins Leben gerufen, die zu einer ständigen Einrichtung werden soll. „Die erste Pflanzenbörse im Mai war ein voller Erfolg“, freut sich die ehemalige Schildowerin. „Fünfzehn Aussteller waren gekommen und etwa 150 Besucher, so dass wir im Herbst eine weitere Aktion planen.“ Vor Jahren hat sich Birgit Wulf als Kaltmamsell selbstständig gemacht. Sie arbeitet vor allem an Wochenenden, und beliefert Familienfeste und andere Veranstaltungen mit kalten Speisen für Buffets und selbst gebackenem Kuchen. Da bleibt in der Woche noch Zeit für den Garten und für einen sportlichen Ausgleich. Seit fünf Jahren leitet die schlanke Frau mit der sportlichen, fast knabenhaften Figur eine Gymnastikgruppe in Blankenfelde, die noch Mitstreiter sucht. „Wir treffen uns immer mittwochs um 17.15 Uhr in der Kita Schwalbennest, Hauptstraße 16“, macht Birgit Wulf Werbung in eigener Sache. Und wer keinen Sport machen möchte, dem sei die nächste Pflanzenbörse ans Herz gelegt. Sie findet am Sonntag, 11. September, von 14 bis 17 Uhr auf dem Schildower Pfadfinderplatz in der Franz-Schmidt-Straße statt. ■

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Birgit Wulf in ihrem Staudengarten, in dem zwischen exakt geschnittenen Buchsbaumhecken viele Bauerngartenblumen blühen. In ihrem Kräutergarten wachsen unter anderem Weinraute, Quirl-Salbei, Curry-Kraut und Pimpinelle. Insgesamt hat Birgit Wulf hier über 30 Kräuter angesiedelt. Fotos (4): Wolf

Im Schatten der leuchtenden Johanniswolke Das Abc der Bauerngartenblumen / Leser-Führung am 9. Juli in Blankenfelde Von Petra Wolf

BERLIN-BLANKENFELDE Etwas versteckt an einer schmalen Straße der Stadtrandsiedlung Blankenfelde liegt der Zier- und Staudengarten von Birgit Wulf. Bis nach Schildow sind es nur wenige hundert Meter. Beim ersten, kurzen Blick über den Gartenzaun sieht jeder sofort, dass hier wohl eine Pflanzensammlerin wohnt. Zwischen exakt geschnittenen Buchsbaumhecken blühen zu dieser Jahreszeit unzählige Stauden in üppiger Farbenpracht. Die akkuraten Beeteinfassungen halten das wildromantische „Pflanzendurcheinander“ im Zaum. Das Scharlachrot der Brennenden Liebe dominiert, wird jedoch vom Rosarot des Purpurglöckchens und dem Karminrot der Melde etwas abgemildert. Der Brennenden Liebe zu Füßen „liegt“ der Frauenmantel mit seinem gelblichgrünen Schleier aus unzähligen, winzig-kleinen Blüten. Birgit Wulf zählt auf, was sie in ihrem Vorgarten alles versammelt hat: „Jakobsleiter, Orangerotes Habichtskraut, Indianernessel, Nachtkerze, Schafgarbe. Das ist ■

Keine Führung im August GROSS ZIETHEN/NASSENHEIDE (pw/zeit) Die für den 13. August geplante Gartenführung in Groß Ziethen muss leider ausfallen. Hubertus Siegert hat sich kurzfristig entschieden, seinen Landschaftspark in diesem Jahr doch nicht zu öffnen. Das nächste Gartenporträt erscheint deshalb erst am Sonnabend, 27. August. Wir stellen den Schattengarten von Dr. Inge Riemelt in Nassenheide vor. ■

Zu Gast bei Birgit Wulf Ein Blick über den Gartenzaun von Birgit Wulf macht neugierig. Es entsteht der Wunsch, sich einmal ihren Garten anschauen zu dürfen. Diese Gelegenheit gibt es am Sonnabend, 9. Juli, exklusiv für die Leser dieser Zeitung. Von 11 bis 17 Uhr sind die Leserinnen und Leser eingeladen, den abwechslungsreichen Garten in Berlin-Blankenfelde zu besuchen. Und nicht nur das. Birgit Wulf empfängt ihre Gäste unter dem großen Holz-Pavillon mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Das ist eine gute Möglichkeit für alle Gartenfreunde, miteinander ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und wertvolle Gartentipps weiterzugeben. Der Weg ist relativ einfach zu finden. Von Schildow kommend biegt man in Höhe der Firma Pumpen Ohl von der B 96 a links ab in den Birnbaumring. Der Sonnenblumensteig ist die zweite Querstraße rechts. Parkmöglichkeiten gibt es an der Einfahrt zur Straße. (pw) Info: Zier- und Staudengarten Birgit Wulf Sonnenblumensteig 6 13159 Berlin-Blankenfelde Tel: (01 72) 3 83 05 21

Formschön: Ein Buchsbaum als Teddy. aber längst nicht alles.“ Alle Stauden sind in einem Pflanzplan festgehalten – mit genauem Standort und Pflanzennamen. Und das liest sich wie das Abc der Bauerngartenblumen. Früher waren diese Blumen vor allem wegen ihrer Inhaltsstoffe begehrt. Sie dienten der Gesundheit, die schönen Blüten waren Nebensache. Bei Birgit Wulf sind sie vor allem eine Augenweide. Wir verlassen den Vorgarten, und die Hobby-Gärtnerin weist auf die vielen Gehölze,

die nicht in jedem Garten zu finden sind. Den Trompetenbaum kennen wir ja bereits vom Hollerhof in Klein-Mutz. In Blankenfelde beginnt er gerade zu blühen. In seiner Nähe steht eine Tamariske. „Seit über 20 Jahren wohne ich hier. Damals war der Baum noch ein Strauch“, erinnert sich Birgit Wulf. „Seit dem wir ihn regelmäßig geschnitten haben, ist er immer höher geworden.“ Sie lässt ihre Bäume und Sträucher nicht wachsen, wie sie wollen. Ein Rückschnitt dann und wann tut den meisten gut. Stolz ist sie auf ihren Lederhülsenbaum, auch Gleditschie oder Falscher Christusdorn genannt. Die Gleditschie trägt Dornen und kleine, grünliche Blütentrauben. Mitten im Garten steht ein großer Holz-Pavillon. Den hat Ehemann Lutz selbst gebaut. Daneben breitet ein großer Apfelbaum seine Äste aus. An ihnen wachsen vier verschiedene Apfelsorten: Boskop, Kaiser Wilhelm und Ontario. Den Namen der vierten Sorte – kleine, rote Äpfel – kennen die Wulfs nicht. Der Pfirsich trägt schon reichlich Früchte. „Den habe ich aus einem Kern selbst gezogen, kurz

Namenlos: Die Staude ist Birgit Wulf unbekannt. nach unserer Hochzeit vor 22 Jahren“, erinnert sich Birgit Wulf. Ihr Mann Lutz ergänzt: „Das ist ein kernechter Pfirsich. Da gibt es nicht viel davon.“ Im hinteren Gartenbereich leuchten die großen, weißen Blütenbüschel des Berg-Knöterichs in der Sonne. Dieser Staudenknöterich wuchert nicht. Seine Blüten machen sich auch in Blumensträußen gut. Er trägt den Namen „Johanniswolke“ – vielleicht, weil er zu Johanni (24. Juni) blüht. Vor den Komposthaufen

hat Birgit Wulf Rizinus, Melde und hohen Fuchsschwanz gesetzt. So wird er bald nicht mehr zu sehen sein. Im Kräutergarten wachsen QuirlSalbei, Pimpinelle, römischer Sauerampfer und Baldrian um die Wette. In ihrer „Experimentier-Ecke“ versucht Birgit Wulf, Pflanzen zu vermehren. Pfirsiche, eine Drachenweide und ein kleiner Lederhülsenbaum sind auf dem besten Wege, sich zu stattlichen Gehölzen zu entwickeln. „Ich bin immer auf der Suche nach etwas Besonderem“, sagt die 46-Jährige, obwohl in ihrem 1 000 Quadratmeter großen Garten kaum noch ein freies Plätzchen zu finden ist. So liebäugelt sie mit der „Winterblüte“, einem stark duftendem Winterblüher mit cremegelben Blüten. „Kürzlich habe ich im Internet die Magnolie Grandiflora entdeckt. Aber die werde ich nicht holen können. Sie ist nicht winterhart.“ X-beliebige Pflanzen will sie nicht in ihren Garten pflanzen. Sie müssen schon den örtlichen Standortansprüchen gerecht werden. Nach über 20-jähriger Gartenleidenschaft weiß Birgit Wulf, was ihre Pflanzen mögen.

Schon Goethe war begeistert Pflanzenporträt: Brennende Liebe Von Petra Wolf

BERLIN-BLANKENFELDE Was wie der Titel eines Films oder Songtextes klingt, ist auch der Name der ScharlachLichtnelke. Wegen ihrer auffälligen Blütenform wird die Brennende Liebe auch Malteserkreuz genannt. Im 18. Jahrhundert brachten deutsche Naturforscher die Pflanze aus Russland mit in die Heimat. Die Russen benutzten die Blütenstände der Brennenden Liebe als Seife, so dass sie dort unter dem Namen „Tartarenseife“ bekannt war. In Deutschland fand die Pflanze wegen der ungewöhnlich scharlachroten Far■

be ihrer Blüten großes Interesse bei Pflanzenliebhabern und Botanikern. Sie breitete sich bald in vielen Gärten aus. Es gab einfache und gefüllte Formen. Letztere soll der besondere Liebling Goethes gewesen sein. Für ihn war die Brennende Liebe „als Gartenschmuck das schönste, was man sehen kann“. Heute ist diese mehrjährige Staude nur noch selten in Gärten anzutreffen. Dabei stellt sie keine besonderen Ansprüche an den Boden, ist winterhart und mag die Sonne ebenso wie den Halbschatten. Nach der Blüte sollte man sie dicht über dem Boden abschneiden.

Prächtiges Rot: Die Brennende Liebe fällt sofort ins Auge. Inzwischen ist diese Schönheit aber nur noch selten in den Gärten zu finden. Dabei ist die Pflanze recht anspruchslos.


27.05.11 13:19:04

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OBERHAVEL

Donnerstag

28. Mai 2009

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: DER HOLLERHOF IN KLEIN-MUTZ BEI ZEHDENICK

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Lange Geschichte: Der Hollerhof wurde 1868 als Aussiedlerhof gebaut. 1950 gaben die Besitzer den Hof auf. Bis zur Wende war hier dann ein Kindergarten untergebracht. Heute kümmert sich Bert Kronenberg – im Bild mit einigen Agaven – um Haus und Hof, auf dem auch die Rote Rosskastanie am Rande des Feldgartens blüht. Fotos (5) Wolf

„Die schönsten Blüten sind lachende Gesichter“

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Bert Kronenberg bewirtschaftet mit Freunden ein märkisches Bauerngehöft / Führung am 4. Juni Von Petra Wolf

KLEIN-MUTZ Seit Jahren ist der Hollerhof Anlaufstelle und Treffpunkt für homesexuelle Männer aus Brandenburg und Berlin. Die Männer treffen sich zu den monatlichen Hofcafès oder zu geselligen Festen. Doch nicht nur das. Sie bewirtschaften wie von leichter Hand einen großen ehemaligen Bauernhof mit Garten. ■

Die Pfingstrose öffnet jetzt ihre Blüten.

Kunst aus alten Briefmarken KLEIN-MUTZ Seit mehr als zehn Jahren gestaltet Stefan Merkt Kunstwerke mit einem hohen Wiedererkennungswert – Bilder aus Briefmarken, die er Stampagen nennt. Geleckt, entwertet, verschickt, sortiert und wieder abgelöst landen die gebrauchten Marken beim Berliner Künstler nicht im Sammelalbum, sondern werden von ihm mosaikartig für die Gestaltung seiner Collagen verwendet. Die Werke sind zurzeit auf dem Hollerhof zu sehen. ■

www.stampagen.com

Auf dem Innenhof fällt sofort der große „Flaschenbaum“ ins Auge. Unzählige Glasflaschen in den verschiedensten Farben und Formen schaukeln im Baumwipfel. Eine gute Alternative zu der üblichen „Osterplastik“. Rote und gelbe Farben fehlen noch und sind als Mitbringsel immer gern gesehen. Der Innenhof wird von einer großen Scheune begrenzt. Tische und Bänke stehen darin und die einzige Frau, die sich hier ständig aufhalten darf: die „dicke Berta“ – lebensgroß und vollbusig aus Pappmaschee. Unter dem Dach dürfen die Schwalben ihr Nest bauen. Darauf steht seit vier Jahren eine Photovoltaikanlage. Ein Motorrad hält vor dem Haus. Bert Kronenberg ist von der Arbeit zurückgekehrt. Seitdem der bisher selbstständige Landschaftsplaner in Berlin angestellt ist, wird sein Arbeitstag durch

Nächstes Porträt BLANKENFELDE Das nächste Gartenporträt erscheint am Sonnabend, 2. Juli. Wir stellen den Garten von Birgit Wulf aus Berlin-Blankenfelde vor. In ihrem Garten wachsen Stauden, viele Kräuter und seltene Gehölze. Birgit Wulf hat die erste Pflanzenbörse in Schildow ins Leben gerufen. Eine Woche später, am 9. Juni, ist der Garten an der unmittelbaren Grenze zu Schildow für die Leser geöffnet. Die Gartenporträts sind auf unserer Homepage nachzulesen.

Der etwas andere Baumschmuck: Rote und gelbe Glasflaschen werden noch gesucht. Im Bauerngarten wachsen Kräuter und Gemüse. „Wir gärtnern mehr mit der Natur als mit dem Baumarkt“, betont Bert Kronenberg. Er freut sich, dass die Bohnen nun doch aufgegangen sind, kostet das erste Radieschen des Jahres und erklärt das Prinzip der Bewirtschaftung. „Zu uns kommen Männer, die hier gelegentlich oder auch regelmäßig ehrenamtlich mitarbeiten. Einen konkreten Arbeitsplan gibt es nicht. Jeder hat sein Revier

Der relativ schmucklose Feldgarten ist eine traditionelle Gartenform. Er wurde oft am Rand von Dörfern angelegt, unmittelbar in der freien Feldflur. „Diese Gartenform haben wir nachempfunden“, so der Landschaftsplaner. Sogar der Bismarckturm auf dem Hohen Timpberg ist von hier aus zu sehen. Unter den 32 Obstbäumen, die hier stehen, darf da natürlich der Bismarckapfel nicht fehlen. „Er hat aber keinen besonderen Geschmack“, meint Kronenberg. Neben den Obstbäumen gibt es die Mährische Eberesche, die Elsbeere, eine Felsenbirne, Quitten und Holunder in verschiedenen Sorten: rotlaubig, geschlitztblättrig und mit panaschiertem Blatt. Bert Kronenberg geht zu einem stattlichen Solitärbaum mit grünen Nadeln: „Diese grüne Atlaszeder hat

und kann allein entscheiden, was er anbaut. Als einzige Regel gilt: keine Bäume im Stauden- und Gemüsegarten. Und wenn einer mal lieber in der Sonne sitzen will, dann ist das so.“ Alles, was auf dem Hollerhof geerntet wird, wird in der Hollerhofküche für den Eigenbedarf verarbeitet. Verkauft wird nichts. Durch eine dichte Gehölzhecke kommend öffnet sich der Blick in den Feldgarten. „Das ist der große Rundweg“, erklärt Kronenberg.

mich mit meinem Freund verbunden. Wir haben sie gepflanzt, da unsere Eltern in ihren Gärten auch jeweils eine grüne Atlaszeder hatten, wogegen eigentlich die blauen häufiger anzutreffen sind.“ Der Baum wächst und gedeiht. Den Freund gibt es nicht mehr. Wir haben den Rundweg beendet und gehen zurück. „Ich setzte gleich den Kaffee auf“, sagt Bert Kronenberg. Doch zuvor machen wir noch Halt an seiner Agavensammlung. Acht verschiedene Sorten hat er auf der Steinmauer aufgereiht. Viele Agaven blühen nur einmal und bis zu ihrer Blüte können mehrere Jahrzehnte vergehen. Dazu Kronenberg: „Die schönsten Blüten sind ohnehin lachende Gesichter und leuchtende Augen. Der Garten lebt von seinen Besuchern.“

Zu Gast im Hollerhof Am Sonnabend, 4. Juni, dürfen wir im Hollerhof zu Gast sein. Von 11 bis 17 Uhr ist er für die Leserinnen und Leser unserer Zeitung geöffnet. Wie bei den regulären Hofcafès werden auch an diesem Tag Kaffee und selbstgebackener Kuchen angeboten. Exklusiv für „Menschen und ihre Gärten“ wird auch die Ausstellung „Ge-

malte Männer“ von Stefan Merkt zu sehen sein. Der Berliner Künstler hat die Ausstellung extra für unsere Leser verlängert. Der Eintritt ist frei. Hollerhof Klein-Mutz Häsener Str. 5 16 792 Zehdenick www.hollerhof-klein-mutz.de

Arbeit und „kerlige“ Geselligkeit

www.die-mark-online.de

feste Bürozeiten bestimmt. Der 51-Jährige steigt aus seiner Motorradkluft und ist sofort zu einem Rundgang über das Anwesen bereit. „Vor 14 Jahren habe ich den Hof gekauft, ein Jahr später wurde er auf den Namen Hollerhof getauft“, erzählt Kronenberg. „Damals war der Holunder an der alten Feldsteinmauer rechts neben dem Plumpsklo das einzige Gehölz im Hof.“ Holler ist aus dem Süddeutschen abgeleitet und heißt Holunder. Nach vorchristlichem Glauben bringt der Holunder Glück und Segen auf einen Hof. Wir verlassen den Innenhof durch eine kleine Gartenpforte. Links steht neben einem üppigen Goldregen eine riesige Fliederhecke. Gegenüber in einem eingezäunten Rondell befindet sich der Staudengarten mit Kaiserkronen, Rittersporn und Raublattastern. Die Iris steht kurz vor der Blüte. In der Nähe des Staudenbeets wurde eine Art kleiner Jurte mit kuscheligem Innenraum für zwei bis drei Personen aufgebaut. Wer darin sitzt, kann auf den „chinesischen Garten“ schauen – mit Trockenbach, chinesischem Goldahorn, Quellstein und Bachmündung. Um das zu erkennen, bedarf es allerdings einiger Erklärungen der Hofbetreiber.

Auf dem Hollerhof herrscht Offenheit und Toleranz KLEIN-MUTZ (pw) Kaffeepause. Bert Kronenberg erzählt von den Anfängen des Hollerhofes. Der gebürtige Rheinländer hatte schon zehn Jahre in Berlin gelebt, bevor die Mauer fiel. Er bewarb sich bei der Kreisverwaltung Oranienburg und wurde eingestellt. „Ich bekam noch den grünen DDRVersicherungsausweis mit meiner Westberliner Adresse darin.“, erinnert er sich an das Kuriosum. In den 90er Jahren suchte Kronenberg ein Grundstück. ■

Den Hof in Klein-Mutz fand er ganz profan über einen Makler. „Das Gehöft hat mir und meinem damaligem Freund auf den ersten Blick gefallen. Wir dachten sofort: Das könnte es sein.“ Was einmal daraus werden sollte, wussten sie damals noch nicht, nur, dass sie was gemeinsam mit anderen machen wollten. Im September 1999 feierten die „Lederbären“ – ein Motorrad Club aus Berlin – ihr erstes Grillfest auf dem Hollerhof. Was mit gelegentlichen

Veranstaltungen begann, entwickelte sich zu einem festen Anlaufpunkt für schwule Männer. „Unsere Hofcafès und anderen Feste sind wirklich nur für Männer gedacht“, betont Bert Kronenberg. Beim Tag der offenen Tür oder der Pflanzentauschbörse ist es etwas anderes. Da freuen sich die Freunde des Hollerhofes über Jeden und Jede. Zum Hof gehört neben der guten Stube mit Kamin auch ein schwules Lesezimmer mit einschlägiger Sachliteratur und Belletristik.

Bücher können ausgeliehen werden, aber nur gegen Pfand, „sonst sehe ich sie nie wieder.“ In Klein-Mutz wird den Männern mit großer Toleranz und Offenheit begegnet. Seit 2003 ist Kronenberg Ortsvorsteher des Zehdenicker Ortsteils. „Das ist eine Aufgabe, in die ich hineingewachsen bin und die mir Spaß macht“, sagt er und erzählt vom gemeinsam organisierten Frühlingsfest am Bismarckturm, vom Mutzer Adventsläuten und Orgelkonzerten in der Kirche.

Mit Respekt und Offenheit begegnen sich auch die Männer auf dem Hollerhof. Ein Mann erzählt von der ersten Verpartnerung, die in der Scheune gefeiert wurde. Es wird diskutiert, welche Vorteile eine schwule Hochzeit bringt und dass es immer noch Männer gibt, die nicht den Hollerhof besuchen – aus Angst, ihr Auto könnte erkannt werden. Zwei Männer kommen an. Sie wollen bei den letzten Vorbereitungen zum Hofcafé helfen. Alle begrüßen sich

herzlich, fast liebevoll. Bevor sich die beiden an den Kaffeetisch setzen, beziehen sie eines der zwei Gästezimmer, die vornehmlich für Freunde des Hollerhofes reserviert sind, nicht für Touristen. Zum Hofcafé an jedem zweiten Sonnabend des Monats werden im Sommer 40 bis 60 Gäste erwartet. Viele von ihnen werden sicher wiederkommen: Zum Quatschen, Feiern und Arbeiten. Etwas Vergleichbares wie den Hollerhof gibt es im Norden des Landes wohl kaum.


29.04.11 13:03:16

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Sonnabend

30. April 2011

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: SYLVIA HIRCHE AUS BERGFELDE

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Pflanzenbörse in Schildow SCHILDOW (pw) Pflanzen verschenken, tauschen oder auch kaufen können Blumenliebhaber auf der ersten Pflanzenbörse in Schildow. Sie findet am Sonntag, 8. Mai, statt. Eine Standgebühr wird nicht erhoben, Tische und Stühle sind mitzubringen. Die Pflanzen können aber auch auf der Erde stehen. Mitgebracht werden darf alles, was der Garten hergibt, auch der Zimmergarten. Professionelle Händler sind nicht erwünscht. x Die Schildower Pflanzenbörse findet am Sonntag, 8. Mai, von 14 bis 17 Uhr auf dem Abenteuerplatz der Pfadfinder in der Franz-Schmidt-Straße statt. Nähere Auskünfte gibt Initiatorin Birgit Wulf unter folgender Telefonnummer: ✆ (01 72) 3 83 05 21. ■

Früher wollten Hirches gar keine Blumen in ihrem Garten, denn sie waren ausgesprochene Stadtmenschen. Inzwischen genießen sie die bunte Blütenpracht in Bergfelde. Foto: privat

Die Zierjohannisbeeren von Sylvia Hirche tragen zwar auch Früchte, sie sind jedoch ungenießbar. Foto: Wolf

Ein Rausch der Frühlingsfarben Familie Hirche hat 250 Stauden in ihren Garten gepflanzt Von Petra Wolf

BERGFELDE So richtige Gartenmenschen sind Hirches wohl nicht. Und dennoch besitzt die Familie einen wunderbar angelegten Staudengarten in Bergfelde, den sie den Lesern unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ gern vorstellen möchte. Mitte April lässt die bunte Blütenpracht im Garten von Sylvia und Steffen Hirche noch auf sich warten. Hier und da leuchten ein paar duftende Hyazinthenköpfe aus dem noch einheitlichen Grün der vielen Tulpen. Einzig die Zierjohannisbeere lockt mit ihren rosaroten Blütentrauben. Sylvia Hirche zeigt Fotos vom vergangenen Frühjahr: Rhododendren und Azaleen stehen in voller Blüte. Aus einem Vergissmeinnicht-Teppich recken sich Tulpen in vielen Farben der Sonne entgegen. Das ist ein FrühlingsFarben-Rausch! „Wir haben viele späte Tulpen, die erst im Mai blühen“, erklärt Sylvia Hirche. Darunter die „Königin der Nacht“ mit fast schwarzen Blüten. Pflanzen mit fast schwarzen Blüten umgibt eine Aura des Besonderen. Sie sind bo■

tanische Kleinode, die einen Standort verdient haben, an dem sie gut zur Geltung kommen. So stehen sie bei Hirches im Eingangsbereich des Gartens. Zusammen mit weiß blühenden Tulpen ist eine eindrucksvolle Kombination entstanden. „Meine Schwiegermutter würde sich wundern, dass ausgerechnet unser Garten vorgestellt wird“, lacht Sylvia Hirche, „denn als wir Ende der 90er Jahre nach Bergfelde zogen, wollten wir erst gar keine Blumen. Wir waren richtige Stadtmenschen.“ Zwei Jahre lang hatten sie in Hongkong gelebt, wo ihr Mann arbeitete, und davor in Berlin. Nun ist Steffen Hirche als Elektrotechnik-Ingenieur in Hennigsdorf tätig, und die Familie ist in Bergfelde heimisch geworden. „Bergfelde ist der Ort, an dem ich bisher die längste Zeit meines Lebens verbracht habe“, erzählt Sylvia Hirche, die als Kind sieben Mal die Schule wechseln musste und mehrere Jahre in Polen lebte, da ihr Vater dort beschäftigt war. Wo eine Familie heimisch geworden ist, dort kann sie auch einen Garten anlegen. Doch wie soll er aussehen?

Auf der 1 000 Quadratmeter großen Fläche standen nur die Koniferen der Vorbesitzer. Da sich das Ehepaar nicht so richtig entscheiden konnte, zog es Anke Klettnig, Gartenarchitektin aus Bergfelde, zu Rate. Mit ihrer Hilfe ist vor drei Jahren der schöne Garten mit Staudenbeeten und Sitz- und Rasenflächen entstanden. 250 Stauden wur-

den in die Erde gesetzt, von denen Sylvia Hirche inzwischen auch fast alle mit Namen kennt. Ihrem Mann hat sie zum Geburtstag eine umfangreiche Pflanzentabelle zusammengestellt mit Fotos und Pflegeanleitung der Stauden. Die Mutter dreier Töchter denkt jedoch auch an gesunde Ernährung, und so kann

Termine der Führungen Auch in diesem Jahr können die Leserinnen und Leser unserer Zeitung wieder in drei sehr unterschiedlichen und interessanten Gärten im Erscheinunggebiet exklusiv und kostenlos zu Gast sein. Juni Zur ersten Gartenführung des Jahres besuchen wir Bert Kronenberg und seine Freunde auf dem „Hollerhof“ in Klein-Mutz im Norden des Kreises Oberhavel. Am Sonnabend, 4. Juni, ist der Hof von 11 bis 17 Uhr für die Leser unserer Zeitung geöffnet. „Hollerhof“ Häsener Str. 5 16 792 Zehdenick OT Klein-Mutz

Juli Am Sonnabend, 9. Juli, öffnet Birgit Wulf ihren Staudengarten in Berlin-Blankenfelde, unweit von Schildow. Besucher sind von 11 bis 17 Uhr willkommen. Birgit Wulf Sonnenblumensteig 6 13159 Berlin-Blankenfelde August In Groß Ziethen bei Kremmen befindet sich der große Landschaftspark von Hubertus Siegert. Am Sonnabend, 13. August, gibt es von 10 bis 17 Uhr die einmalige Gelegenheit, den Park zu besuchen. Hubertus Siegert Kremmener Weg 13 16 766 Groß Ziethen

Nesthäkchen Linda frisches Obst aus dem Garten essen. Im hinteren Gartenteil wachsen Kirschen, Äpfel, Pflaumen, und vor den Beerensträuchern ist sogar noch etwas Platz für Möhren, Radieschen und verschiedene Kräuter. Doch zu viel Aufwand will Sylvia Hirche in ihrem Garten nicht betreiben. Ihr ist wichtig, dass er pflegeleicht ist, denn schließlich hat die 43-Jährige noch eine ganze Reihe anderer Interessen. „Seitdem ich mich entschieden habe, nicht mehr als Architektin zu arbeiten, hatte ich so viele Ideen, konnte nicht mehr schlafen und habe sechs Kilo abgenommen“, sagt sie und baut auf, was ihr die schlaflosen Nächte bereitete. Es sind Puppenhäuser aus Holz mit unterschiedlichen Kulissen, die sie selbst gezeichnet hat. Daraus können Märchenschlösser oder Bauernhäuser entstehen. Sogar eine Feuerwehr kann aus den Holzelementen gebaut werden. Kombiniert wird das Ganze mit einem von ihr entwickelten Möbelstecksatz. „Der Fantasie der Kinder sind keine Grenzen gesetzt“, weiß Sylvia Hirche aus eigener Er-

fahrung, denn sämtliches Spielzeug wird von ihrer dreijährigen Tochter Linda getestet. Auf die Idee mit den Häusern kam sie, als sie für ihre Tochter nach dem Besuch eines Puppentheaters das Märchenstück zu Hause nachspielen sollte. Für kleine Dinge habe sie schon immer ein Faible gehabt, sagt die kreative Frau. „Wenn andere sagen, das sei zu fummelig, fängt es bei mir erst an.“ So lag es nahe, die Firma, die sie gemeinsam mit ihrem Mann gegründet hat, „miniaturi“ zu nennen. Sylvia Hirche ist ehrgeizig und möchte Geld verdienen, sonst hätte sie ihre Arbeit als Architektin nicht aufgegeben. „Ich habe gelernt, wenn man diesen Anspruch nicht hat, wird es auch nichts.“ * Das nächste Gartenporträt erscheint am Sonnabend, 28. Mai. Wir stellen den „Hollerhof“ vor, ein schwules Landprojekt in Klein-Mutz bei Zehdenick. Eine Woche später, am 4. Juni, dürfen wir dort zu Gast sein. Die Gartenporträts sind auf unserer Homepage nachzulesen. www.die-mark-online.de

Schönheit aus der Zwiebel Kein Frühling ohne üppige Blütenpracht der Tulpen BERGFELDE (pw) Eines der schönsten Zwiebelgewächse ist die Tulpe. Sie kam aus der Türkei und dem Vorderen Orient nach Europa. Hier wurde sie im 16. Jahrhundert bald die Blume der „oberen Tausend“. Die erste Tulpe blühte im Jahr 1559 im Garten des Augsburger Ratsherren Johann Heinrich. Ihre große, einzeln stehende Blüte war von einem schönen Rot und besaß einen zarten süßen Duft. Tulpenzwiebeln wurden damals leidenschaftlich gesammelt. Es wurden zeitweise horrende Summen für sie geboten. Tulpen galten als exotisch, äußerst dekorativ und anspruchsvoll. Deshalb wurden sie zu einem wahren Spekulationsobjekt. Besonders Sammelwütige brachten sich bei den Spekulationen um Hab und Gut. Für die wohl teuerste Zwiebel „Semper Augustus“ wurden An■

Farbenpracht: Tulpen bringen selbst bei regnerischem Aprilwetter ein Leuchten in der Frühlingsgarten. Foto: Wolf

Vielfaltig: Farben und Formen sind bei den Tulpen enorm.Jeder findet eine Blüte nach seinem Geschmack. Foto: Liebezeit fang des 17. Jahrhunderts bis zu 13 000 Gulden bezahlt. Die rot-weiß geflammte Tulpe ist heute nicht mehr im Handel. Zu einem Zentrum der Tulpenkultur entwickelte sich Holland. Dort nahm die

Zucht einen besonders großen Aufschwung. Es gab gefüllt blühende Tulpen, andere hatten gestreifte Blüten. In den Bauerngärten fanden sich vor allem die einfachen Pflanzen, die auch heute noch besser in einen natur-

nahen Garten passen. Inzwischen sind Tulpenzwiebeln für jeden erschwinglich. Ein Frühlingsgarten ohne ihre üppige Blütenpracht ist undenkbar. Die Skala der Farben umfasst alle Töne außer einem reinen Blau. Die Zwiebelblume wächst in jedem Gartenboden und liebt einen sonnigen Standort. Sie bildet mit der Zeit große Horste, die dann in der Blüte nachlassen. Man nimmt sie kurz vor dem Einziehen der Blätter nach zwei bis drei Jahren aus der Erde, um sie ab September wieder im Garten auszupflanzen. In Reih und Glied wirken Tulpen immer etwas steif. Sie sollten besser in lockeren Gruppen – nach Farben und Blütezeit geordnet – gepflanzt werden. Zu ihren Füßen machen sich Teppiche aus Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen oder Traubenhyazinthen besonders gut.

Zierde: Weiße und fast schwarze Tulpen am Eingang.


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Freitag

30. April 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: CHRISTEL UND WERNER STOCKMANN AUS BIRKENWERDER

Menschen

und ihre

Gärten

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Nach diesem strengen Winter ist bei allen Gartenliebhabern die Freude am Gärtnern sicher besonders groß. Und weil man nicht immer nur im eigenen Garten schaffen will, schaut man auch gern mal beim Nachbarn vorbei. Was hat der denn in diesem Jahr Neues im Garten? Haben seine Rosen diesen Winter überstanden? Wie schaffen die das nur, Arbeit und Garten in Einklang zu bringen? Bei „Menschen und ihren Gärten“ werden diese und viele andere Fragen auch in diesem Jahr wieder beantwortet. Gärtnerinnen und Gärtner ermöglichen uns Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten aus der Region vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchen wir Mühlenbeck, Linum und Sommerfeld. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Kanadischer Blutwurz.

Schneeweiß und blutrot Die Kanadische Blutwurz (Sanguinaria), auch Blutwurzel genannt, gehört zu den Heil- und Giftpflanzen und ist ursprünglich in den lichten Wäldern Nordamerikas beheimatet. Die kleine Staude wird etwa zehn Zentimeter hoch und hat nur ein handförmig siebenlappiges Blatt, aus dem zwischen März und April eine einzige weiße Blüte emporwächst. Die Blutwurz ähnelt in ihren Inhaltsstoffen dem Schöllkraut, und ihre Wurzel enthält einen roten Milchsaft, der zum Färben verwendet wurde. Als Arzneipflanze wurde sie in früherer Zeit unter anderem als Husten- und Abführmittel und sogar gegen Brustkrebs eingesetzt. Heute dienen Inhaltsstoffe der Blutwurz als Zusatz in Zahnpasten und Mundwässern. Dabei wird besonders die schmerzstillende und desinfizierende Wirkung des roten Milchsaftes genutzt. Die Kanadische Blutwurz ist winterhart, verträgt Schatten und eignet sich zum Unterpflanzen von Bäumen und Sträuchern. (pw)

Nur die Kamelien, die im Keller überwinterten, haben bisher schöne Blüten hervorgebracht.

Christel und Werner Stockmann lieben ihren Garten und pflegen ihn mit Hingabe.

„Der Garten bedeutet uns alles!“ Die bunte Farbenpracht lässt im Stockmann-Garten noch auf sich warten Von Petra Wolf

Das neue BIRKENWERDER Gartenjahr hat begonnen und so ist es wieder an der Zeit, über den Gartenzaun zu gucken. Im April sind wir bei Christel und Werner Stockmann in Birkenwerder zu Gast. Im vergangenen Jahr hat uns Margrit Schwemin auf das prächtige Farbenwunder in ihrem Heimatort aufmerksam gemacht. Doch die Kamelien, Rhododendren, Zierkirschen und Azaleen lassen sich in diesem Frühjahr noch etwas Zeit. Lediglich die Magnolien öffnen zögernd ihre breiten Blütenkelche und Christel Stockmann findet die erste rote RhododendronKnospe. Auch zwei Kamelien zeigen Blüten. Doch die haben im Keller überwintert. Die Kamelie im Garten steht dort schon acht Jahre und kein Winter konnte ihr bisher etwas anhaben. „Jedes Jahr hat sie geblüht“, sagt Christel Stockmann und schaut traurig auf die braunen Blätter. „Dieser Winter war zu hart.“ Selbst die „Mütze“, die sie der Pflanze genäht und aufgesetzt hat, konnte nicht helfen. Auch wenn die bunten Farben in diesem Frühjahr noch auf sich warten lassen, einen Höhepunkt gibt es dennoch im Stockmann-Garten. „Bei uns muss immer etwas blühen“, betont Werner Stockmann und zeigt stolz ein buntes Blütenpolster, dass aus Steinen empor zu wachsen scheint. Und es ist tatsächlich so. Die Steinbrechgewächse (Saxifraga) brauchen Kalk und Bauschutt mit ■

Diese Steinbrechgewächse konnte der lange Winter nicht beeindrucken. vielen Spalten und Ritzen, in denen sich ihre Wurzeln ausbreiten, um aus der Tiefe des feuchten Gesteins die schöne Rosette mit Feuchtigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Im sonst noch recht kahlen Garten wirkt dieser Blüten-Teppich wie eine Schatulle mit köstlichsten Kleinodien. Als Stockmanns vor 45 Jahren nach Birkenwerder zogen, fanden sie hier sauber geharkten Sand mit einigen Johannisbeersträuchern und Obstbäumen vor. Daran musste sich etwas ändern, fanden sie, und widmeten

fortan ihre gesamte Freizeit dem Garten. „Mit Primeln habe ich angefangen“, erinnert sich Christel Stockmann. Viele Pflanzen brachte sie auch aus ihrer sächsischen Heimat mit in den Berliner Norden. Werner Stockmann las Gartenbücher ohne Ende. „Wenn mich was interessiert, gucke ich erst ins Buch und dann kaufe ich es. Und wenn man richtig drinsteckt, will man auch das Besondere“, ist er überzeugt. Inzwischen kennt der 72-Jährige viele seiner Lieblinge nur noch mit ihren botanischen Namen.

Fotos (5): Wolf

Da ist zum Beispiel Trillium, die Waldlilie oder auch Dreiblatt genannt wird, mit dreizipfeligen weißen oder roten Blüten. Die weißen Köpfe der Kanadischen Blutwurz bilden einen hübschen Kontrast zum grünen Laub der verblühten Krokusse. Die Erdorchidee steckt ein kleines lila Blütenköpfchen ganz vorsichtig aus der Erde hervor. Mit neu gekauften Pflanzen gehen Stockmanns von vorn nach hinten durch den Garten und suchen geeignete Plätze. Viele gibt es nicht mehr. „Um das kleine Stück-

chen Rasen musste ich kämpfen, um dort die Wäsche aufhängen zu können“, sagt Christel Stockmann und lacht. So manchem Neuen wird auch einfach Platz geschaffen. So musste der Perückenstrauch einer Magnolie weichen, da seine zahlreichen Ableger sich im Rasen ausbreiteten. Werner Stockmann überlegt, noch weitere Magnolien zu kaufen. „Es gibt neue Sorten, die werden nur noch zwei Meter hoch.“ Bald werden die FuchsienHochstämme aus dem Überwinterungsquartier im Keller geholt. Manche sind bereits über 20 Jahre alt. „Wollen wir sie nicht exen?“, fragt Christel Stockmann. Doch das bringen sie sicher nicht übers Herz, obwohl ihr Mann entschieden hat: „Bei Töpfen über 40 Zentimeter ist Schluss!“ Werden die Töpfe zu schwer, meldet sich sein Ischias-Nerv. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen findet man das Ehepaar fast immer im Garten. „Ich kann entweder drin im Sessel hocken oder lieber draußen zwischen den Blumen“, sagt Werner Stockmann. Vor Jahren hat er das Rauchen aufgegeben und mit dem gesparten Geld neue Pflanzen gekauft, denn „so ein Garten ist ein teurer Spaß“. Der Garten bedeutet den Stockmanns alles. Wenn es ihnen nicht gut geht, vergessen sie im Garten ihre Sorgen. „Man muss immer etwas vorhaben. Nun überlegen wir gerade, was wir als Nächstes machen.“ Anregungen finden sie unter anderem in der „Garten-Zeitung“. In

der jüngsten Ausgabe wurde ihre Leserfrage veröffentlicht. Nun wissen sie, warum die Blütenknospen der Lilienblüten braun werden und absterben. Es ist die Lilien-Minierfliege, die ihre Eier dort ablegt. Gegen diesen Pflanzenschädling gibt es kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel. Da hilft es nur, die befallenen Knospen frühzeitig zu entfernen. Vor zwei Jahren haben Stockmanns einen hölzernen Pavillon im Garten aufgestellt. Hier sitzen sie gern, denken an ihre Reise nach Südengland vor einigen Jahren zurück und geraten ins Schwärmen. „Dort haben wir wunderschöne Gärten gesehen!“ Doch es wird nicht mehr lange dauern, dann sitzen Christel und Werner Stockmann in ihrem eigenen Garten zwischen blühenden Azaleen, Rhododendren und Zierkirschen und erfreuen sich an der bunten Farbenpracht, die sie sich selbst geschaffen haben.

Nächster Termin Ein Garten mit besonderem Anspruch wird am Sonnabend, 29. Mai, in dieser Serie vorgestellt. In ihrem Bibelgarten zeigt Birgit Vogt das „Labyrinth des Lebens“. Am Sonnabend, 12. Juni, führt sie unsere Leserinnen und Leser von 10 bis 16 Uhr durch ihren Mühlenbecker Garten für alle Sinne. Der Eintritt in den Garten ist frei.

„Da konnte mir keiner reinreden“ Werner Stockmann hat vor seinem Ruhestand Springbrunnen gebaut BIRKENWERDER (pw) Christel und Werner Stockmann sind seit 45 Jahren verheiratet. In Leipzig lernten sie sich kennen. Der fröhlichen Sächsin fiel es nicht schwer, ihre Heimat zu verlassen. „Mit nach Birkenwerder kam sie, weil sie mich haben wollte“, sagt Werner Stockmann schmunzelnd. Die Laborantin für Milchwirtschaft fand Arbeit im Oranienburger Milchinstitut, der studierte Elektrotechniker baute Springbrunnen in der Region. Hierbei handelte es sich nicht etwa um kleine Zimmerspringbrunnen, sondern um öffentliche Brunnen, wie sie überall in Berlin und anderen Städten zu finden sind. Werner Stockmann zählt nur einige auf: Schwebender Ring am Straussberger Platz, ■

Neptunbrunnen, Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alexanderplatz, die „Pusteblume“ in Dresden. Allein in Berlin war er bei 132 Anlagen für die Umsetzung der Entwürfe bis zur technischen Bereitstellung verantwortlich. Der 72-Jährige denkt gern an diese Zeit zurück. „Ich war unabhängig, keiner konnte mir in meine Arbeit reinreden und mancher hat mich drum beneidet.“ Interessant war auch der Kontakt mit Künstlern und Gartenarchitekten. Der Brunnen auf dem Alexanderplatz wurde nach Entwürfen des bedeutenden DDR-Künstlers Walter Womacka gebaut. „Womacka war ein guter Kumpel“, erinnert sich Stockmann. „Der hat wenigstens mal

Ein Brunnen zeugt von Werner Stockmanns Handwerkskunst. eine richtige Einweihungsfeier gemacht.“ Bei der gärtnerischen Gestaltung der Anla-

gen fiel auch die eine oder andere Pflanze für den heimischen Garten ab, wie eine

Zaubernuss, die zu DDR-Zeiten etwas ganz Besonderes war. Nach 1990 gab es für Werner Stockmann immer weniger zu tun. Er, dessen ganze Leidenschaft dem Brunnenbau galt, musste sich nun um Schwimmbäder und Aufzüge kümmern. „Ich habe ihn manchmal fast zur Arbeit geprügelt“, erzählt seine Frau. In seinem eigenen Garten gab es keinen Brunnen. Er wollte keinen. Erst, als er aus gesundheitlichen Gründen mit 60 Jahren in den Ruhestand ging, konnte ihn Christel Stockmann überzeugen: „Du hast dein Leben lang Brunnen gebaut. Hier kommt einer hin!“ Nun plätschert die kleine Fontäne munter neben einem Wasserbecken mit Seerosen und Gold-

fischen. Von ganz unerwarteter Seite bekam Werner Stockmann vor einiger Zeit noch späte Anerkennung. Ein Gärtner aus Kanada interessierte sich für die Brunnen in der DDR. Als junger Mann war er nach Kanada ausgewandert. Bei einem Besuch von Verwandten stieß er auf den Namen Werner Stockmann, machte ihn ausfindig und wollte mit ihm eine „Brunnen-Tour“ unternehmen. „Aber daran hatte ich kein Interesse mehr“, sagt Stockmann. Doch die Einladung zur Gartenfachmesse nach Köln nahm das Ehepaar gern an. Nur nach Toronto, dahin wollen die beiden nun doch nicht mehr fliegen. „Das wird uns zu anstrengend“, sind sie überzeugt.


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Sonnabend

29. Mai 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: BIRGIT VOGT AUS MÜHLENBECK

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Im Rahmen unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchen wir Mühlenbeck, Linum und Sommerfeld. Sicher hat sich das Stammpublikum von „Menschen und ihre Gärten“ diese Termine längst notiert. Der Eintritt in alle Gärten ist kostenlos. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Angeregt durch Freunde hat Birgit Vogt vor knapp zwei Jahren ihren Bibelgarten angelegt, der auch ein Garten für die Sinne ist.

Durch den Mühlenbecker Garten fließt die „Quelle des Lebens“, ein Fluss mit einem Bett aus Feldsteinen. Fotos (9): Wolf

Bibel-Pflanzen im Labyrinth des Lebens Birgit Vogt hat in ihrem Garten die christliche Geschichte erlebbar gemacht Von Petra Wolf

In DeutschMÜHLENBECK land gibt es mehr als 90 Bibelgärten. Es sind Themengärten, die in der Bibel vorkommende Pflanzen zeigen. Angeregt durch Freunde hatte vor knapp zwei Jahren auch Birgit Vogt diese Idee. Mit der Anlage ihres Gartens verfolgt die Mühlenbeckerin kein rein botanisches Interesse, sondern sie ermöglicht den Besuchern die Veranschaulichung biblischer Inhalte. Die Pflanzen erinnern an Gleichnisse und Geschichten. Kombiniert mit Symbolen wie Mosaike, Plastiken oder verschiedene Raumformen eröffnet der etwa 600 Quadratmeter große Garten einen ungewohnten Zugang zur Bibel. Auch, wer sich weniger für das „Buch der Bücher“ interessiert, wird viel Überraschendes in diesem „Labyrinth des Lebens“ finden. ■

Das Projekt wurde auch ein wenig aus der Not geboren. „Vor zwei Jahren wurde mein Mann sehr krank und konnte diesen Teil unseres Gartens nicht mehr bewirtschaften“, erzählt Birgit Vogt. Vielleicht aber hänge es auch mit dem Alter zusammen, überlegt die bald 53-Jährige, dass man noch einmal etwas ganz anderes machen möchte. Völlig abwegig ist die Themenwahl für ihren Garten nicht. Birgit Vogt ist Religionspädagogin und arbeitet mit Frauen und Senioren im Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Die halbe Stelle gibt ihr Zeit und Spielraum für die Gestaltung ihres Gartens. „Doch dass es solche Ausmaße an Kraft und Finanzen annehmen würde, habe ich nicht gedacht“, sagt sie rückblickend. Alles hat ihre Familie bisher privat finanziert. An Ideen mangelt es der schmalen, zarten Frau nicht. „Ich könn-

Gleichnisse und Sinnsprüche hat Birgit Vogt mit Bibelpflanzen, Plastiken und Gartenräumen kombiniert. te noch viel größere Flächen gestalten“, ist Birgit Vogt überzeugt. Nur das Umsetzen ist mitunter etwas schwierig, auch wenn sie tatkräftige Unterstützung durch ihren Mann erhält. Die Liebe zum Detail ist in diesem Garten deutlich zu erkennen, auch wenn sich viel-

leicht nicht alles dem Besucher sofort erschließt. Das muss es auch nicht, denn ihre Gäste sollen aus dem Überangebot aus Geschichten und Deutungen auswählen und auch gern etwas „Seinlassen“, auch wenn es vielen schwer fällt, wie die Religionspädagogin beobachtet

hat. „Weniger ist oft mehr“, heißt es daher auch beim Eintritt in den Garten. Birgit Vogt legt großen Wert auf die Feststellung, dass sie die biblische Geschichte nicht deute, sondern lediglich versucht habe, sie darzustellen. Wer sie nicht kennt, kann sie hier auf intime, fast kindlich-naive Art kennenlernen. Aber auch wer sich gar nicht für den christlichen Glauben interessiert, wird in dem „Garten der Sinne“ Ruhe und Entspannung finden – vielleicht verbunden mit ein bisschen Wellness. Denn Birgit Vogt ist auch ausgebildete Entspannungstherapeutin. Bisher haben vor allem Kinder- und Seniorengruppen den Garten besucht. Birgit Vogt liegt viel daran, Generationen zusammenzubringen und möchte daher regelmäßige Familientage anbieten. „Seitdem ich selbst Enkelkinder habe, finde ich es schön,

wenn die verschiedenen Generationen was zusammen machen.“ Eine gute Idee, denn im Mühlenbecker „Labyrinth des Lebens“ können selbst Erwachsene noch einmal richtig Kind sein.

Führung in Mühlenbeck Die erste Gartenführung dieses Jahres findet am Sonnabend, 12. Juni, in Mühlenbeck statt. Von 10 bis 16 Uhr führt Birgit Vogt durch das „Labyrinth des Lebens“. Der Bibelgarten liegt unweit der S-Bahn-Station Mühlenbeck/Mönchmühle (S 8) und ist von dort in etwa fünf Minuten Fußweg zu erreichen. Der Eintritt ist frei. Der Garten befindet sich an der Kastanienallee 10 in Mühlenbeck. (pw)

Von der Geburt bis zum Abschied Ein kleiner Garten-Rundgang: Die Stationen des Lebens / Essbares darf unterwegs auch gekostet werden

„Dreifaltiger“ Apfel.

MÜHLENBECK (pw) „Möge ein Engel dir den Weg weisen und dich behüten!“, ist beim Eintritt in den Garten zu lesen. Wir folgen der Einladung des Engels und beginnen in der „Geburtshöhle“, in der ein lauter Herzschlag zu hören ist. Noch abge■

Der Apfelbaum in der Bibel MÜHLENBECK An vielen Stellen in der Bibel sind auch Pflanzen beschrieben oder spielen in der Handlung eine oft symbolische Rolle. Hier ein Beispiel für den Apfelbaum: „Wer ist sie, die da heraufkommt aus der Wüste, an ihren Geliebten gelehnt? Unter dem Apfelbaum habe ich dich geweckt, dort empfing dich deine Mutter, dort empfing sie dich, die dich gebar.“ (Hoheslied, Kapitel 8) ■

schieden vom Lebenstrubel fühlt man sich hier ruhig und geborgen. „Einmal saß hier eine Frau ganz besonders lange und meinte, sie könne sich erinnern“, erzählt Birgit Vogt. Die Höhle kann man durch den „Geburtskanal“ hindurchkrabbeln oder ge-

Nächster Termin OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Auf südländisches Flair mitten im Ruppiner Land dürfen wir bei unserem nächsten Gartentreffpunkt gespannt sein. Am Sonnabend, 26. Juni, stellen wir in unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ den mediterranen Garten von Reinhard Kaulfuß in Linum vor. Eine Woche später, am 3. Juli, können dort unsere Leserinnen und Leser von 11 bis 18 Uhr unter Orangen, Zypressen und Palmen lustwandeln und dabei die bekannten Linumer Störche beobachten. ■

Ein Engel am Eingang weist den Weg in den Bibelgarten

radeaus den „Kaiserschnitt“ wählen. Wir entscheiden uns für die schnellere Variante und begeben uns auf den Weg der Kindheit und der Jugend. Den Pfad säumen viele essbare Pflanzen, vor allem Beerenobst, aber auch Giersch und Brennnesseln. „Von allem Essbaren im Garten darf auch gekostet werden“, betont die Mühlenbeckerin. Plötzlich stehen wir vor einem großen Spiegel und lesen: „Du bist einzigartig, kostbar, von Gott geliebt!“ Das hat eine überraschende Wirkung, denn es ist nicht ganz einfach auszuhalten, diese Botschaft zu lesen und gleichzeitig auf sein Antlitz zu stoßen. Ich komme ins Grübeln, doch nur für kurze Zeit, denn das Spiegellabyrinth zeigt mich wieder von einer ganz anderen Seite. Wir machen Station im Schloss der Königin Ester, der jüdischen Gemahlin des persischen Königs Xerxes. Ihr weißes Bett ist in Schleier gehüllt und von Rosengirlanden umgeben. Ich werde an das orange Bett mit blauer Matratze im Gartenzimmer „Traum“ auf der Landesgartenschau in Oranienburg erinnert. Birgit Vogt gibt gern zu, die Anregung von dort mit in ihren Garten genommen zu haben. Im Juni werden die ersten roten Rosen rings um das Schloss der Königin erblühen. Im Zentrum des Gartens – dem Paradies– wachsen ausschließlich weiß blühende Pflanzen: Flieder, Deutzie,

Lesestein der anderen Art.

Letzte Frühlingsgrüße.

Symbol für Geborgenheit.

Buddleja, Hortensie, Traubenkirsche und Jasmin. Besonders auf Duftpflanzen hat die Bibelgärtnerin Wert gelegt. Am Fuße der „Quelle des Lebens“, einem Bachlauf aus Feldsteinen, wächst ein „Dreifaltiger Apfelbaum“. Der Stamm trägt drei verschiedene Apfelsorten: Rewena, Relinda und Retima. „Dreifaltig habe ich ihn genannt“, so Birgit Vogt, „denn Christentum, Judentum und Islam haben auch eine Wurzel“. Natürlich darf auch eine Feige nicht fehlen, auch wenn sie noch nicht so richtig austreiben will. Sie ist die erste namentlich erwähnte Pflanze in der Bibel und spielt auch im Paradies eine wichtige Rolle. Aus Feigenblättern fertigten Adam und Eva ihren Lendenschurz. Auch ein Mandelbäumchen gehört in den Garten. „Die Mandel ist in Israel der erste blühende Baum des Jahres“, erklärt Birgit Vogt. Etwa 110 Pflanzen werden in der Bibel genannt, 40 von ihnen sind im Bibelgarten in Mühlenbeck zu finden, als Pflanze oder auch als Samen.

Es gibt auch einen „ParadiesBaum“ mit allzu irdischen Früchten und eine goldene Scheinzypresse, an der nicht alles Gold ist was glänzt. Und fast zum Schluss beim Blick in einen tiefen Brunnen wird man wiederum von seinem Spiegelbild überrascht. So schließt sich der Lebenskreis von der Geburt bis zum Abschied und jeder Besucher wird aus diesem liebevoll gestalteten Garten sicher eine Anregung mit nach Hause nehmen können.

* Jeder erste Sonnabend des Monats ist im Bibelgarten Mühlenbeck Familientag. Ab 11 Uhr lädt Birgit Vogt Kinder, Eltern und Großeltern ein, den Garten zu erkunden. Nach Anmeldung kann der Garten auch gern zu anderen Zeiten besucht werden. Kontakt: Birgit Vogt Kastanienallee 10 16 567 Mühlenbeck ✆ (03 30 56) 222 59

Das Schloss der Königin Ester ist von roten Rosen umrankt.


KREMMEN / OBERKRÄMER

Sonnabend

26. Juni 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: BRIGITTE UND REINHARD KAULFUSS AUS LINUM

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Nach diesem strengen Winter ist bei allen Gartenliebhabern die Freude am Gärtnern sicher besonders groß. Und weil man nicht immer nur im eigenen Garten schaffen will, schaut man auch gern mal beim Nachbarn vorbei. Was hat der denn in diesem Jahr Neues im Garten? Haben seine Rosen diesen Winter überstanden? Wie schaffen die das nur, Arbeit und Garten in Einklang zu bringen? Bei „Menschen und ihren Gärten“ werden diese und viele andere Fragen auch in diesem Jahr wieder beantwortet. Gärtnerinnen und Gärtner ermöglichen uns Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten aus der Region vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchten wir bereits den Bibelgarten in Mühlenbeck, Führungen sind noch in Linum und Sommerfeld geplant. Der Eintritt in alle Gärten ist kostenlos. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 7 44 89

Reinhard und Brigitte Kaulfuß haben in Linum einen besonderen Garten.

Foto (7): Wolf

Zitrusfrüchte in einem märkischen Garten sind ein eher ungewöhnlicher Anblick.

Südländisches Flair im Rhinluch Exoten, Störche, Unken und noch viel mehr gibt es in Linumer Garten zu bestaunen Von Petra Wolf

LINUM Im Garten hinter dem Café und Restaurant „Storchenblick“ gackert, klappert und quakt es zwischen Bananenstauden, Palmen und Mandelbäumen. Es ist ein ungewöhnlicher Mix aus exotischen Pflanzen und allerlei Getier, der im Garten von Brigitte und Reinhard Kaulfuß zu finden ist Nach der Wende zogen die beiden Hobbyornithologen den Kranichen und Störchen hinterher und ließen sich in Linum nieder. Nur den Winter verbringen sie in ihrer Berliner Wohnung. „Ich saß oft auf der Terrasse des damaligen Cafés und habe den Störchen zugeschaut“, erinnert sich Brigitte Kaulfuß. Als es dann die Möglichkeit gab, das Café zu übernehmen, hat ihren Mann eigentlich nur der dazugehörige Garten interessiert. Dass er als ehemaliger Umweltschutzbeauftragter eines Berliner Unternehmens an den Wochenenden in der Küche des „Storchenblicks“ stehen und gebratenen Zander servieren würde, hätte er sich wohl früher nicht träumen lassen. Wann seine Liebe zu exotischen Pflanzen entstanden ■

Der Teich ist ein echtes Biotop und Hingucker.

Brombeerenartig sehen die Maulbeer-Früchte aus.

ist, lässt sich nicht mehr genau sagen. „Das hat sich so entwickelt“, sagt der 60-Jährige. „Mit einer Pflanze fängt man an und dann folgen weitere nach.“ Sehr stolz ist Reinhard Kaulfuß auf seinen echten Feigenbaum. Im vergangenen Jahr war das „Feigen-Unikum“ stattliche vier Meter hoch, sechs Meter breit und trug mehr als einen Zentner Früchte, die zu Feigen-Eis und Feigensenf verarbeitet wurden. „Im Inneren der Feige hatte ich mir einen Sitzplatz geschaffen, wo ich abgeschirmt von der Außenwelt

drei bis vier Jahren wird sie Früchte tragen“, hofft er, auch wenn sie zum Essen nicht geeignet sind, denn sie schmecken ungefähr wie eine harte Birne. Dagegen sind die Maulbeeren eine wahre Delikatesse zu Eis oder auch als Marmelade. Die Früchte beginnen gerade zu reifen und sehen wie längliche Brombeeren aus. Das Zentrum des Gartens bildet ein Seerosenteich, in dem sich Frösche, Rotbauchunken und Kammmolche wohlfühlen. Ringsum den Teich hat der „Supergärtner“,

entspannen konnte“, erzählt Reinhard Kaulfuß etwas wehmütig. Die oberirdischen Triebe der Pflanze sind dem vergangenen harten Winter zum Opfer gefallen, doch aus dem enormen Wurzelbereich treiben wieder neue aus. Kaulfuß` weitere Leidenschaft gehört der Banane. Überall im Garten finden sich winterharte Bananen-Stauden. Der Japanischen Faserbanane hat der studierte Thermodynamiker einen „High-tech“-Winterschutz aus Betonsteinen und Hartschaumplatten als WärmeIsolierung konstruiert. „In

wie Brigitte Kaulfuß ihren Mann nennt, noch weitere Exoten versammelt. Die Früchte der Dreiblättrigen Bitterorange sind noch grün und unscheinbar, doch dahinter leuchten kräftig gelbe Zitrusfrüchte in der Sonne. Die Washingtonia-Palme hat den Winter ebenso überstanden wie die Hanfpalmen, die absolut winterhart sind. „Doch man muss auch Misserfolge einstecken“, seufzt Reinhard Kaulfuß und schaut auf die Mittelmeerzypresse, die es nicht geschafft hat. Dann zeigt er seine neueste Errungenschaft: eine Wolle-

Führung in Linum

Auf historischem Grund und Boden Rasthof war Umspannstation an der Alten Hamburger Poststraße LINUM (pw) Bei seinen Umbauarbeiten stieß Reinhard Kaulfuß immer wieder auf Fundstücke der Vergangenheit. Von 1654 bis 1829 war der Linumer Rasthof Umspannstation der Postkutschenstrecke Berlin-Hamburg. Hier stiegen die Fahrgäste aus, um sich zu stärken und die Pferde auszuspannen. ■

Auch der Prinz von Homburg soll vor der Schlacht von Fehrbellin hier übernachtet haben. Der „Gasthof zum Grossen Kurfürsten“, wie er später hieß, wurde 1962 abgerissen und stattdessen das kleine, unscheinbare „Café Zimmer“, heute „Storchenblick“ errichtet. Der Pferdestall mit den Ösen zum Festbinden der

Tiere steht noch heute auf dem Grundstück. „Vor zwei Jahren ist mir bei Bauarbeiten der Zugangsweg im Garten eingebrochen“, erzählt Reinhard Kaulfuß. „Zutage kam ein alter gemauerter Brunnen.“ Inzwischen hat er den alten Brunnen nach historischem Vorbild wieder hergestellt.

Storchenreport aus dem Linumer Garten

Zistrose mit Heilkraft LINUM In der Mittelmeerregion nimmt die widerstandsfähige Zistrose ganze Landstriche ein. Typisch sind ihre zerknitterten rosafarbenen oder weißen Blüten und ihr aromatischer Duft. Der Zistrose wird eine große Heilkraft nachgesagt. Das Kraut der Pflanze kann Viren und Bakterien blockieren und wird als Tee besonders gegen Erkältungen und bei Hauterkrankungen empfohlen.

Der Brunnen wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert.

Casanova mit zwei Frauen

Blüten der Zistrose.

LINUM (pw) In diesem Jahr gibt es beim „Storchenblick“ in Linum einen Storch, der gleich zwei Störchinnen glücklich macht. Reinhard Kaulfuß hat ihn Casanova getauft und erzählt die merkwürdige Geschichte. „Casanova wartete schon eine Woche auf dem benachbarten Lindenhorst, dem einzigen Baumnest im Dorf, auf seine Störchin. Als sie kam, wurde Hochzeit gefeiert. Doch bald kehrte die Auserwählte nicht in den Lindenhorst zurück, sondern landete auf dem Caféhorst in unserem Garten. Dorthin lockte ■

Im Horst über dem Garten treffen sich Casanova und Henriette zum Stelldichein.

mie. Das ist eine kleine, eher unscheinbare Konifere von allerdings großer Seltenheit. Sie galt als ausgestorben und wurde erst vor 16 Jahren in Australien entdeckt. Die ältesten bekannten Fossilien der Wollemie werden auf etwa 90 Millionen Jahre datiert. Während Reinhard Kaulfuß mit immer größerer Begeisterung seine exotischen Pflanzen vorstellt, wird er auf Schritt und Tritt von zwei schnatternden Gänsekücken begleitet. Chico und Chicolina sollten eigentlich von einem „kinderlosen“ Gänsepaar adoptiert werden, doch inzwischen haben sie sich so an die Menschen gewöhnt, dass sie ihnen nicht mehr von der Seite weichen. Hin und wieder kräht ein Hahn. „Wir haben drei federfüßige Zwerghähne“, erzählt Brigitte Kaulfuß, „davon würden wir gern zwei abgeben“. Plötzlich ist lautes Klappern aus der Luft zu hören. Mehrere Störche fliegen über den Garten. Zwei von ihnen lassen sich auf dem „Caféhorst“ über dem Garten nieder. Vielleicht werden sie beim Anblick der südländischen Pflanzen an ihr Winterquartier in Afrika erinnert.

sie schließlich ihren Bräutigam, um abermals Hochzeit zu machen. Ich habe sie Henriette getauft, nach Giacomo Casanovas großer Liebe. Inzwischen hatte sich auch auf dem Lindenhorst eine Störchin niedergelassen, mit der Casanova sofort anbändelte. Fortan kümmerte er sich um beide Storchendamen. Nachwuchs gibt es jedoch nur bei der Lindenhorst-Dame.“ x Linum zählt zu den storchenreichsten Dörfern in Deutschland. Im vergangenen Jahr gab es 16 Jungstörche.

Mediterranes Flair verspricht Reinhard Kaulfuß den Gästen unserer Gartenführung am 3. Juli in Linum. Von 11 bis 18 Uhr ist der Garten hinter dem Café & Restaurant „Storchenblick“ geöffnet. Mit etwas Glück werden neben den exotischen Pflanzen, den Hühnern und Gänsen auch die „Hausstörche“ Casanova und Henriette zu sehen sein. Insgesamt sind in Linum in diesem Jahr neun Storchenhorste besetzt. Und wenn die Sonne scheint, kann man im Seerosenteich die Rotbauchunken rufen hören. Doch auch bei nicht so schönem Wetter ist ein Besuch in Linum empfehlenswert. Reinhard Kaulfuß wird bis zum 3. Juli den geschützten Sitzplatz unterm Zeltdach fertig gestellt haben. Der Garten am „Storchenblick“ befindet sich in 16 833 Linum, Nauener Straße 76, ✆ (03 39 22) 90 218

Nächster Termin SOMMERFELD Die Landesgartenschau in Oranienburg ermutigte Rita Cesal aus Sommerfeld, ihre eigene „Gartenschau“ zu veranstalten. Am Sonnabend, 7. August, werden wir ihren Waldgarten besuchen. Er ist dann von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Woche vorher, am 31. Juli, wird der Garten auf der Seite „Menschen und ihre Gärten“ vorgestellt. ■


KREMMEN

Sonnabend

31. Juli 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: RITA UND GÜNTER CESAL AUS SOMMERFELD

Freude am Pflanzen OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) In unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchen wir Mühlenbeck, Linum und Sommerfeld. Der Eintritt in alle Gärten ist kostenlos. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Samenkapseln des Diptam.

Brennender Busch SOMMERFELD (pw) Diptam ist eine Pflanze mit lederartigen Blättern und dekorativen rosa oder weißen Blütenständen. Sie duftet intensiv und enthält ätherisches Öl. Diptam braucht viel Sonne und sollte möglichst ungestört an einem Platz bleiben, umso üppiger blüht er. An heißen Sommertagen verströmen die Samenkapseln so viel ätherisches Öl, dass man es bei Windstille über dem „Brennenden Busch“ anzünden kann. Das Ehepaar Klose aus Oranienburg erzählte vor Jahren bei einer Gartenführung, dass ihnen das in ihrem Garten schon gelungen sei.

Rita und Günter Cesal lieben ihren großen Waldgarten. Vor 16 Jahren sind sie aus dem Berliner Märkischen Viertel nach Sommerfeld gezogen und fühlen sich dort wohl.

„Der Garten ist mein Jungbrunnen“ Geordnete Wildnis unter hohen Kiefern / Viele Tiere fühlen sich wohl

FRIEDRICHSTHAL Zwar sind die Gartenführungen für dieses Jahr zu Ende, doch Gärten und die Menschen, die in ihnen leben, werden weiterhin vorgestellt. Am Sonnabend, 28. August, zeigt uns Regina Bönitz aus Friedrichsthal ihren bunten Staudengarten. ■

ben. Die „Frantje-Allee“, benannt nach der vierjährigen Enkelin, führt in einen völlig anderen Gartenbereich am Haus. Hier ist es hell und bunt. Knallrote Indianernesseln blühen neben blauem Eisenhut und orangegelben Sonnenhüten. Der Diptam ist bereist verblüht und seine dekorativen Samenkapseln verströmen einen zitrusähnlichen, intensiven Duft. Auch einige Rosen blühen auf den Beeten. „Das sind nur wenige, die werden nichts bei mir“, sagt die Gärtnerin und akzeptiert, dass in einem Garten nicht alles gelingen muss. Der kleine Teich ist mit einem Sonnensegel geschützt. Hier tummeln sich Koi-Karpfen. Auch denen ist es in der prallen Sonne viel zu heiß. Um den Gartenteich

Von Petra Wolf

SOMMERFELD Es ist heiß in diesen Juli-Tagen, sehr heiß. Der typische Kiefernduft des Hochsommers liegt über dem Garten am Waldrand von Sommerfeld, in dem Rita und Günter Cesal zu Hause sind. Das Ehepaar sitzt im Schatten hoher Bäume. Hier lässt es sich aushalten. Die vormittägliche Ruhe wird nur das Klopfen eines Spechtes unterbrochen. Irgendwo plätschert Wasser. Aus dem Märkischen Viertel in Berlin kommend, haben Rita und Günter Cesal diese Ruhe bewusst gewählt. Zunächst nur an den Wochenenden, denn Rita Cesal führte in Berlin ein Geschäft für Brautmoden und Damenoberbekleidung. Ihr Mann war Verwaltungsangestellter bei der Bundesversicherungsamt für Angestellte (BfA). Inzwischen leben sie schon viele Jahre in Sommerfeld. „Ein Garten mitten im Wald? Das wird nie was“, zweifelten die Einheimischen, als Rita Cesal begann, ihr Grundstück zu gestalten. Als Erstes bepflanzte sie ein Rondell unter dem Apfelbaum in der Nähe des Hauses mit allerlei bunten Frühlingsblühern. So nach und nach sind dann weitere Inseln im Garten entstanden, auf denen unzählige Gehölze und Stauden wachsen. Darüber wölbt sich das lichte Dach hoher Kiefern, das ausreichend Sonnenlicht hindurchlässt. ■

Der Sonnenhut ist eine farbenfrohe Sommerstaude. Natürlich wachsen in einem Waldgarten viele Pflanzen, die sich auch im Schatten wohlfühlen. So haben es Rita Cesal besonders die Funkien angetan. Die Liliengewächse sind überall im Garten zu finden und fallen durch ihre prächtigen, verschieden gefärbten Blätterbüsche ins Auge. Die glockenförmigen Blüten zeigen ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick. Fast alle Pflanzen in ihrem Garten hat Rita Cesal selbst gezogen. „Die ersten Pflanzen habe ich gekauft und dann die Ableger im gesamten Garten verteilt“, erzählt sie. „Ich kann einfach nichts wegschmeißen. Mit

drei Dahlien habe ich begonnen und nun sind sie überall im Garten verteilt.“ Und sogar die Kiefernzapfen, von denen im Herbst mindestens 50 Schubkarren aufgesammelt werden, dienen dekorativen Zwecken. Was nicht mehr in den eigenen Garten passt, wird an die Nachbarn über den Gartenzaun gereicht. Zwischen den bepflanzten Inseln führen verschlungene Wege zu immer anderen Gartenräumen. Da ist zum Beispiel das Gemüsegärtchen mit Bohnen, Mangold und sogar Kartoffeln. Alles gedeiht auf dem ursprünglichen Waldboden, der mit Kompost

angereichert wurde. Chemie gibt es in dem Sommerfelder Garten nicht, Raupen und Schnecken werden abgesammelt. Sie sind ebenso wenig willkommen, wie die Rehe, die in diesem strengen Winter zu Scharen auf der Suche nach Fressbarem im CesalGarten unterwegs waren. Die Tafel war reichlich gedeckt und Rita Cesal zeigt traurig die Birnenquitte, die sich von den Schäden noch immer nicht erholt hat. Über andere Gartenbewohner wie Blindschleichen und Kreuzottern freut sie sich dagegen sehr. Und auch über die fünf Amselpärchen, die bereits zweimal erfolgreich gebrütet ha-

kümmert sich Günter Cesal ebenso wie um den Schnitt der Obstbäume und das Holz für die Heizung. „Aber den Garten habe ich ganz allein im Griff“, betont Rita Cesal. Man mag es kaum glauben angesichts der üppigen Vielfalt auf dem 2 500 Quadratmeter großen Grundstück und fragt sich: Wie macht sie das nur? Es muss wohl die unbändige Lust am Gärtnern sein, die die 72-Jährige so fit hält. Und nicht nur das. Regelmäßig fährt sie nach Oranienburg zum Seniorensport und sie singt im Beetzer Chor „Harmonie“. „Ich empfinde mich nicht als Sklavin meines Gartens, wie andere meinen. Der Garten ist mein Jungbrunnen“, ist sie überzeugt und zeigt ihr strahlendstes Lächeln.

Eine Schau in Sommerfeld Zu einer Führung in einem privaten Garten war Rita Cesal noch nie. „Ich wollte mich nicht beeinflussen lassen, bevor ich nicht meinen eigenen Garten für Besucher geöffnet habe“, erklärt die Sommerfelderin. Auf die Idee, ihren Garten zu öffnen, kam Rita Cesal durch Bekannte. Die waren im vergangenen Jahr auf der Landesgartenschau in Oranienburg und meinten, so eine Gartenschau könne sie doch auch machen. Am Sonnabend, 7. August, ist es nun soweit.

Rita Cesal hat sich für diesen Tag einiges vorgenommen. So wird es neben Kuchen und Holunderblütensekt auch eine Lesung geben und es werden Bilder und selbst gefertigte Ketten ausgestellt. „Wir sind auf jedes Wetter vorbereitet“, betont die Gärtnerin und so können sich die Freunde unserer Leseraktion auf interessante Stunden in ihrem Waldgarten freuen. Von 11 bis 17 Uhr ist der Garten geöffnet. Er befindet sich in Sommerfeld, Am Triftweg 1. Der Eintritt ist frei. (pw)

Sturmhut oder Wodanshelm

Nächstes Garten-Porträt

In der Nähe des Hauses blüht es bunt und üppig. Die Buchsbäume hat Rita Cesal in akkurate Formen gebracht. Fotos (5): Wolf

Der Blaue Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen Von Petra Wolf

SOMMERFELD Hochgiftigen Pflanzen galt schon von alters her das besondere Interesse der Menschen. Zum einen, um sich vor den Giften schützen, zum anderen, um sie zu nutzen. Zu den giftigsten Pflanzen Mitteleuropas gehört der Blaue Eisenhut (Aconitum). Die gesamte Pflanze, besonders jedoch Wurzelknolle und Samen, enthalten giftige Alkaloide, die zum Tod durch Atemlähmung oder Herzversagen führen können. Diese Wirkung machte man sich bereits im alten Griechenland zunutze. Eisenhut wurde den Todeskandidaten verabreicht, die sich besonders schwere Verbrechen zu Schulden kommen ließen. Der Tod mit Aconitum gilt als besonders grausam. Auch die Ermordung des römischen Kaisers Claudius (54 nach Christus) soll auf das Konto des Eisenhuts ■

gehen. In Deutschland wird die Pflanze auch Sturmhut genannt, in der nordischen Mythologie heißt sie „Wodanshelm“. Die Blüte machte Gott Wodan, wenn er sie überstülpte, unsichtbar.

1 Handschuhe 1 anziehen Eisenhut war ein Bestandteil der Hexensalben. Seine Inhaltsstoffe können die Nervenendigungen der Haut reizen, was Empfindungen hervorruft, als würde ein Federkleid wachsen. Auf seine Verwendung als Aphrodisiakum deutet der Nama „Venuswägelchen“, der im Rheinland gebräuchlich ist. Der deutsche Forscher Wilhelm Filchner berichtete 1930 aus dem Himalaja: „Es gedeiht eine Sturmhutart, deren Wurzel giftig ist. Frauen, die ihre Ehemänner schnell

loswerden wollen, kochen die Wurzel, tauchen den Rock des Mannes in die Flüssigkeit und lassen ihn trocknen. Zieht der Mann den Rock über, dringt das Gift durch die Poren in den Körper und vollendet das Zerstörungswerk in wenigen Stunden.“ Die Kräuterbücher des 17. Jahrhunderts warnten vor dem Eisenhut als Heilpflanze. Lediglich eine Salbe zur äußerlichen Anwendung gegen Läuse wurde hergestellt. In der Homöopathie wird die Pflanze gegen Nervenschmerzen und Entzündungen eingesetzt. Allerdings sollte keinesfalls eine Selbstbehandlung durchgeführt werden. Der Eisenhut benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Auf nährstoffreichem, mäßig feuchtem Gartenboden kann er bis zu eineinhalb Meter hoch wachsen. Wegen seiner Giftigkeit sollte man beim Zurückschneiden oder Umpflanzen Handschuhe tragen.

Der Blaue Eisenhut hat auffällige Blüten, die denen des Rittersporns ähneln.


01.09.10 15:38:47

[Seite '28_ORA_015' - WA | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | Oranienburg / Leegebruch] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)

ORANIENBURG / LEEGEBRUCH

Sonnabend

28. August 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: REGINA BÖNITZ AUS FRIEDRICHSTHAL

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw/zeit) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchten wir Mühlenbeck, Linum und Sommerfeld. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, im kommenden Jahr ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. Wir freuen uns auf neue Anregungen. ■

Zwischen blühenden Stauden und hohen Gräsern fühlt sich Regina Bönitz am wohlsten. Der Garten gibt ihr Kraft und Zuversicht.

Kräftige Weintrauben zieren das Dach der Friedrichsthaler Terrasse. Regina Bönitz macht aus den Trauben Gelee. Fotos (7): Wolf

Zwischen Stauden und Gräsern An dieser Idylle hätte Karl Foerster seine Freude gehabt Von Petra Wolf

FRIEDRICHSTHAL Dieser Garten hätte Karl Foerster gefallen. Hier blühen jene Stauden in üppiger Pracht, die auch der berühmte Potsdamer Staudengärtner favorisierte: Rittersporn, Phlox und Sonnenauge und dazwischen immer wieder Gräser, die den Stauden schmeicheln. „In meinem nächsten Leben möchte ich das Wissen von Karl Foerster haben“, wünscht sich Regina Bönitz. Doch wer ihren Garten sieht, weiß sofort, dass sie darauf eigentlich nicht warten muss. Ein schwerer, süßlicher Duft liegt über dem Garten in Friedrichsthal. Der Phlox blüht! Er ist der Duft- und Farbenbeherrscher des Hochsommergartens, und Regina Bönitz hat unzählige Pflanzen in Weiß, Rosa, Rot und Violett in ihrem Garten versammelt. Dazwischen stehen Sonnenanbeterinnen wie Sonnenhut, Sonnenbraut und Sonnenauge. Ergänzt wird die Farbenpracht von hohen Gräsern als schmückendes Beiwerk. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Es war Karl Foerster, der Gräser und Farne für die Gestaltung von Staudenflächen im Garten entdeckte. Er bezeichnete sie als das „Haar der Mutter Erde“ und betonte: „Grässlich ein Garten ohne Gräser!“ „Mein Vater mochte Gräser auch sehr und er war auch Karl-Foerster-Fan“, erzählt Regina Bönitz beim Rundgang durch ihren Garten. „Ich habe wohl seine grünen Gene geerbt.“ Hin und wieder zupft sie Samen von bereits verblühten Stauden. Das ist ihre Lieblingsbeschäftigung und sie gesteht, dass sie mitunter auch vor anderen Gärten nicht Halt machen kann. Ihre prächtigen orangefarbenen Cosmeen blühten im vergangenen Jahr auch auf der Landesgartenschau in Oranienburg. Über 120 Blütenpflanzen hat Regina Bönitz in ihren 1000 Quadratmeter großen Garten geholt, so dass es hier vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst immer etwas Blühendes zu sehen gibt. Auch da ist sie ihrem Lehrmeister Foerster gefolgt, des-

Die orangefarbenen Cosmeen sind ein Hingucker im Friedrichsthaler Garten. sen Motto lautete: „Es wird durchgeblüht!“ Doch eine lang anhaltende Blüte setzt auch eine gewisse Pflege voraus. „Seit Ende Juni schneide ich fast jeden Tag eine Schubkarre raus“, sagt die Gärtnerin. Im Herbst, wenn die Blüte der Stauden und Gräser nachlässt, bleiben die Samenstände stehen. „Das sieht so schön aus, wenn Raureif auf ihnen liegt.“ Aha.

Da haben wir ihn schon wieder, den Potsdamer Staudengärtner: „In langweiligen Gärten haben Schnee und Raureif nichts Rechtes zu tun“ steht sein Zitat auf einem Schildchen im BönitzGarten, der alles andere als langweilig ist. Über das Mammutblatt wurde ein Sonnensegel gesetzt, um seine großen Blätter vor der sengenden Sonne

zu schützen. Unter der Süßkirsche wächst Beinwell als Bodendecker. Auf der „Krankenpflegestation“ wird alles wieder aufgepäppelt, was von den Schnecken nicht verschont geblieben ist. „Über den breiten Rand vom alten Milchkübel kommen die Plagegeister nicht rüber“, hofft Regina Bönitz. Ihre Schwarzäugige Susanne, eine ausdauernde, einjährige Schlingpflanze, hatte schon das Hausdach erklommen als sie plötzlich zu wachsen aufhörte. „Wie sich herausstellte, hatte sie zu wenig Erde. Da habe ich sie einfach noch mal neu eingepflanzt.“ Auch für die Montbretien hat sich die Blumenliebhaberin etwas Besonderes einfallen lassen. Sie setzt die Zwiebeln in alte Eimer, die mit Löchern versehen sind, und füllt damit Lücken im Staudenbeet. Im Herbst werden die Eimer dann wieder entfernt. Rosen findet man im Friedrichsthaler Garten kaum. „Ich bin keine richtige Rosenfreundin.“ Auch Gemüse gibt es wenig. Cocktailtomaten und

Wein zieren die Terrasse am Haus, und Buschbohnen wachsen in Blumenkübeln aufgereiht entlang des Gartenzaunes. Eine praktische Sache für jeden, dem Rückenschmerzen beim Bohnenpflücken nicht fremd sind.

Nächstes Porträt HOHEN NEUENDORF Im September statten wir wieder einmal der „Gartenstadt“ Hohen Neuendorf einen Besuch ab. Dort besitzen Brigitte und Peter Pistorius einen sehr schön angelegten Hausgarten, der am Sonnabend, 25. September vorgestellt wird. Alle Garten-Porträts dieses Jahres sind auf unserer Homepage unter der Rubrik Sonderthemen nachzulesen. ■

www.die-mark-online.de

Der Purpur-Sonnenhut ist eine Heilpflanze.

Roter Igelkopf FRIEDRICHSTHAL (pw) Der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) gehörte zu den meistverwendeten Heilpflanzen der Indianer Nordamerikas und wurde als heilig verehrt. Sein Name leitet sich vom griechischen Wort „echinos“ (Igel) ab und bezieht sich auf den stachligen, gewölbten Blütenboden der Pflanze. Nach Deutschland kam der Rote Sonnenhut etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In der Pflanzenmedizin wird er zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte bei Erkältungskrankheiten und bei Harnwegsinfekten verwendet. Die Sonnenhüte sind eine große Pflanzenfamilie. Zu ihnen gehören auch zahlreiche gelb blühende Formen, die zu den Rudbeckien zählen. ■

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Sonnenbraut und Flammenblume im Rausch der Farben. Sie gehören zu den beliebtesten Stauden des Hochsommers.

Auf der „Krankenpflegestation“ werden die Pflanzen in Eimern und Töpfen wieder gesundgepflegt.

Gräser gehören in einen naturnahen Garten. Sie schmeicheln den Stauden und bilden einen Kontrast zur Blütenpracht.

Einfach nur den Wolken nachschauen Regina Bönitz hat sich im Garten ihre eigene Welt geschaffen FRIEDRICHSTHAL (pw) „Ich finde meinen Garten wunderschön“, schwärmt Regina Bönitz und streicht sich etwas verlegen durch das kurze, graue Haar. „Jetzt ist er, wie ich ihn immer haben wollte.“ Das war nicht immer so. Früher war es ihr Mann, der im Garten das Sagen hatte. „Da hatten wir mehr so einen Spießergarten, rechts das Gemüse, links ein paar Blumen“, erinnert sie sich. Ringelblumen, die sich selbst ■

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im Garten aussäten, wurden einfach herausgezogen. Doch seit vielen Jahren muss sich die 60-Jährige allein um den Garten kümmern. Sie war 40 Jahre alt, da veränderte sich ihr Leben schlagartig. Ihr Mann wurde schwerkrank. Seit Jahren muss er rund um die Uhr betreut werden. Regina Bönitz ist ans Haus gebunden, und ihr Bewegungsradius ist stark eingeschränkt. An ein paar Tage Urlaub oder gar an eine

Kur verschwendet sie kaum einen Gedanken, auch nicht daran, ihren Mann vielleicht in ein Pflegeheim zu geben. „Das kann ich nicht“, gibt die tapfere Frau unumwunden zu. „Zwanzig Jahre hat er für mich und unsere Kinder gesorgt, jetzt sind meine zwanzig Jahre und darüber hinaus dran.“ Braucht sie mal einen freien Nachmittag, gibt sie ihren Mann für einige Stunden in die Verhinderungspfle-

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ge. Wolfgang Bönitz sitzt auf der Terrasse, lächelt und blättert in einem Buch. Ob er auch aufnimmt, was er seit Tagen liest, weiß seine Frau nicht. Auch wenn ihre Welt kleiner geworden ist, Regina Bönitz ist nicht unglücklich, denn sie hat sich in ihrem Garten ihre eigene Welt geschaffen. „In einer Neubauwohnung würde ich verrückt werden“, meint sie, „in meinem Garten ist die Welt halb-

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wegs in Ordnung. Manchmal bin ich gefrustet, aber dann gehe ich in den Garten. Das gibt mir wieder Kraft“. Die gärtnerischen Gene ihres Vaters hat Regina Bönitz auch an ihren Sohn weitergegeben. Er ist Gärtner in Sachsen und wenn er sie besucht, wartet schon eine ganze Liste an Arbeiten auf ihn. „Mein Sohn würde es gern sehen, wenn wir zu ihm nach Sachsen ziehen, doch dazu kann ich mich nicht durchringen.“

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Seit 39 Jahren wohnt sie in Friedrichsthal umgeben von freundlichen Nachbarn, die sehr hilfsbereit sind. In ihrem Garten fühlt sich Regina Bönitz sicher und geborgen. Hier kann sie auch mal nichts tun, einfach nur den Wolken nachschauen und über das Leben nachdenken: „Das Leben ist immer anders als man erhofft, aber nicht schlechter“, sagt sie und zupft wieder an ihren Pflanzen.


S-BAHN-GEMEINDEN

Sonnabend

25. September 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: BRIGITTE UND PETER PISTORIUS AUS HOHEN NEUENDORF

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZIn unserer RUPPIN (pw) Serie „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden sieben Privatgärten vorgestellt. Bei unseren diesjährigen Gartenführungen besuchten wir Mühlenbeck, Linum und Sommerfeld. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, im kommenden Jahr ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Dekorative Spinnenpflanze HOHEN NEUENDORF (pw) Die ansonsten in Gärten recht selten zu findende Spinnenpflanze ist im Pistorius-Garten zu stattlichen Exemplaren herangewachsen. Sie wird etwa einen Meter hoch und blüht von Juli bis in den Herbst hinein in Weiß, Rosa und Violett. Auch an den Nebentrieben erscheinen Blütentrauben, so dass die Pflanze sehr dekorativ wirkt. Als Schnittblume halten sich die Blüten bis zu zwei Wochen in der Vase. Jungpflanzen werden nur selten angeboten, deshalb sollte man die Spinnenpflanzen aus Samen heranziehen. Als Lichtkeimer dürfen die Samen nicht mit Erde bedeckt werden. Die Pflanzen benötigen einen sonnigen Standort und nährstoffreichen Gartenboden. Besonders kommen sie auf Rabatten zwischen Sommerblumen zur Geltung. ■

Tauschbörse für Pflanzen HOHEN NEUENDORF Eine Pflanzentauschbörse findet am morgigen Sonntag, 26. September, von 14 bis 18 Uhr, bei Anke Klettnig in Bergfelde statt. Willkommen sind alle Pflanzenfreunde mit getopften Ablegern oder „Samentütchen“. ■

Info: Anke Klettnig Lindenallee 39 OT Bergfelde 16 562 Hohen Neuendorf ✆ (0 33 03) 21 16 44

Die attraktiven Blüten der Rispenhortensie „Winky Pinky“ sind zweifarbig und verfärben sich im Herbst von Weiß ins Rötliche.

Selten zu finden ist die Spinnenpflanze (siehe Text links) in hiesigen Gärten. In der Anlage von Brigitte und Perter Pistorius wächst ein Prachtexemplar.

Der Spaten, das unbekannte Wesen Brigitte und Peter Pistorius zogen von Brüssel nach Hohen Neuendorf Von Petra Wolf

HOHEN NEUENDORF Nur ein Haus mit Garten kam für Brigitte Pistorius in Frage, als sie mit ihrem Mann vor knapp zehn Jahren aus Brüssel nach Deutschland zurückkehrte. In Hohen Neuendorf fanden sie, was ihren Vorstellungen entsprach. Aus der ehemaligen kleinen Landwirtschaft ist ein gepflegter Hausgarten mit attraktiven Heckengehölzen und unzähligen Stauden geworden. Die Zeit für Peter Pistorius als ARD-Korrespondent in Brüssel war abgelaufen. Nach Berlin wollte das Ehepaar nicht mehr zurück. „Ich ließ mir ins Büro Zeitungen schicken und suchte in den Anzeigen nach einer geeigneten Immobilie ringsum Berlin“, erinnert sich Pistorius. „Als wir ein Angebot aus Hohen Neuendorf bekamen, fragten wir uns: Wo ist das denn?“ Pistorius kam etwas zu früh zum Besichtigungstermin, lernte die Eigentümerin kennen und man wurde sich schon handelseinig, bevor die Maklerin überhaupt zur Stelle war. Das hundertjähri■

ge Haus, das früher einem Berliner Fabrikanten gehörte, gefiel auch seiner Frau, obwohl man nicht direkt aus dem Wohnzimmer in den Garten schauen konnte. Doch dieser Blick ist inzwischen von der sogenannten Rentnerbank im kleinen Wintergarten möglich und er lohnt sich. Denn aus dem ehemaligen Nutzgarten mit Kaninchen und Hühnerstall ist inzwischen ein sehr gepflegter Ziergarten mit geschwungenen Staudenrabatten und stattlichen Gehölzen entstanden. „Wir haben versucht, vieles zu erhalten“, erzählt Brigitte Pistorius. Die alten Apfelbäume stammen noch vom Vorgänger und auch die riesige Glyzinie am Haus. Brigitte Pistorius ist die eigentliche Gartengestalterin, während ihr Mann eher fürs „Grobe“ zuständig ist. Rasenund Heckenschnitt sind seine Aufgaben. „Und Kompostumschichten ist besonders beliebt“, schmunzelt der 70-Jährige. „Der Spaten ist für meine Frau ein unbekanntes Wesen.“ Zwar ist Peter Pistorius seit Jahren im Ruhestand, doch

In ihrem Garten mag Brigitte Pistorius keine grellen Farben. Nur etwas Pink darf hin und wieder sein. Hortensien sind ihre Lieblingspflanzen. Foto (5): Wolf Zeit hat er wenig. Seit fünf Jahren ist er Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) Berlin und ein Befürworter der Fusion mit dem Journalistenverband Berlin-Brandenburg. „Diese

Fusion ist bekämpft worden und kürzlich gescheitert“, bedauert Pistorius. „Es wurde mit persönlichen Herabwürdigungen und Angriffen gearbeitet, die dem Verband geschadet haben. Es geht im-

mer nur ums Geld.“ Die internen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt gehen dem Hohen Neuendorfer nahe und bereiten auch seiner Frau schlaflose Nächte. Wenn er nach einem an-

strengenden Tag nach Hause kommt, ist er erleichtert und kann entspannen. Einen Hang zur Natur hatte der Journalist schon immer und er denkt an die anspruchsvollen Klettertouren in den Dolomiten und in der Schweiz, die sein zweites Leben ausmachten. Allerdings liegt diese Zeit schon fast 30 Jahre zurück. Heute geht es das Ehepaar, das sich in der Nachrichtenredaktion beim Hessischen Rundfunk kennenlernte, etwas ruhiger an. Da reichen auch Ausflüge ins Ruppiner Land. Und wenn die Sehnsucht nach den Bergen wieder überhand nimmt, geht es im Auto Richtung Italien oder Frankreich. „Ich bin so viel geflogen in meinem Leben. Die Fliegerei ist mir lästig“, betont Peter Pistorius. Wenn im nächsten Jahr beim DJV Berlin Neuwahlen anstehen, wird sich Pistorius nicht mehr aufstellen lassen. Längst hat er eine erfreulichere und dankbare Beschäftigung gefunden. Er betreibt Ahnenforschung und schreibt an der Familiengeschichte, die bis in das 18. Jahrhundert zurückgeht.

Von der Topfgärtnerin zur Staudenspezialistin Brigitte Pistorius hat Hortensien zu ihren Favoriten erklärt HOHEN NEUENDORF (pw) Angefangen hat Brigitte Pistorius als Balkongärtnerin. 1980 ging sie mit ihrem Mann nach Rom und bezog dort eine Dachgeschosswohnung mit zwei Dachterrassen und einem herrlichen Blick über den Tiber hinweg auf das Forum Romanum. „In Rom bewunderte ich die prächtigen Pelargonien, die üppig von den Balkonen herunter wuchsen“, erinnert sie sich. „Die wollte ich auch haben.“ Dazu kamen Jasmin und Hortensien, die sie heute noch immer über alles liebt. Erste Gartenerfahrung sammelte Brigitte Pistorius in Frankfurt am Main in einem kleinen Hausgarten, der vorher einem Gartenredakteur gehörte und bereits entsprechend angelegt war. Das nächste Gärtchen in Brüssel war wie ein kleiner offener Park gestaltet. „Dort konnte ich sehr kreativ sein“, erzählt sie. „Ich habe Rosen und natürlich Hortensien gepflanzt und hatte viele Töpfe.“ Angekommen in Hohen Neuendorf, wurde zunächst das „Gerüst“ für den 1 000 Quadratmeter großen Garten gebaut, wie Brigitte Pistorius es beschreibt. Sie setzte Sträucher und inzwischen umschließt eine dichte ■

Vor knapp zehn Jahren kam das Ehepaar Pistorius von Brüssel nach Hohen Neuendorf.

Hinter dem Haus ist ein gepflegter Ziergarten mit Staudenrabatten und attraktiven Gehölzen entstanden.

Hecke aus Hartriegel, Weigelie und Jasmin das Gartenrund. Den Mittelpunkt bildet eine stattliche Blutpflaume. Dann folgte die Anlage der Staudenbeete. „Da habe ich zunächst nur rumexperimentiert und mich von der Pflanzenvielfalt verleiten lassen“, bekennt die Hobbygärtnerin. Doch das ist längst Vergangenheit, und die Art der Bepflanzung zeugt ebenso von Fachkenntnis wie die Pflanzenauswahl. Von vielen ihrer Lieblinge kennt sie nur noch die botanischen Namen. Da haben

Gartenhortensie klingt verführerisch. Leider scheint diese neue Hortensien-Sorte in diesem Jahr keinen Einfluss auf das Wetter zu haben. Aber sie trotzt dem frühen Herbst mit einer endlos langen Blütezeit. Eigentlich blühen Hortensien nur am alten Holz aus dem vergangenen Jahr. Doch diese Neuzüchtung bildet auch an neuen Trieben Blüten, so dass ein langer Sommerflor möglich ist. Ein Rückschnitt im Frühjahr ist bei „Endless Summer“ also kein Problem. Dicht am Haus steht ein

wir zum Beispiel den Physocarpus, die rotlaubige Blasenspiere, die einen farbigen Kontrast in den sonst sanftfarbenen Garten bringt. Brigitte Pistorius mag keinen grellen Garten, nur ab und zu Pink, das darf sein. So hat sie sich die neue Rispenhortensie „Pinky Winky“ in den Garten geholt, eine zweifarbige Schönheit, die im Sommer zunächst kegelförmige, weiße Blüten trägt. Zum Herbst verfärben sie sich nach und nach ins Rötliche. „Endless Summer“ (endloser Sommer) der Namen dieser

Baum mit ahornähnlichen Blättern. Der Amberbaum zählt zu den schönsten herbstfärbenden Gartengehölzen. Noch sind seine Blätter grün glänzend, erst allmählich verfärben sie sich von Gelborange bis Schwarzviolett. „Pflanzen müssen nicht immer am optimalen Standort stehen, wenn sie gut gepflegt werden“, ist Brigitte Pistorius überzeugt und weist auf ihre prächtigen Rhododendren, die in der vollen Sonne wachsen. „Im Frühjahr und nach der Blüte werden sie gedüngt, mehr

nicht.“ Allerdings benötigen sie viel Wasser. Brigitte Pistorius hat es nie bereut, vor 30 Jahren ihre Arbeit in der Nachrichtenredaktion beim Hessischen Rundfunk aufgegeben zu haben. Jeder Umzug mit ihrem Mann war ein neues Erlebnis und sie ist viel herumgekommen. „Ich bin sehr häuslich und liebe den Garten, der hält mich fit“, sagt die 67-Jährige. Dort kann sie stundenlang arbeiten. „Ich brauche den Garten und mein Sofa, auf dem ich meine Bücher lese.“ Oder im Liegestuhl im Garten.

Nächstes Porträt Das nächste und letzte Gartenporträt dieses Jahres erscheint am Sonnabend, 30. Oktober, und führt noch einmal nach Hohen Neuendorf. Gudrun Hennig gewährt uns einen Blick in ihren liebevoll dekorierten, romantischen Garten mit Stauden und Funkien. Alle Gartenporträts von 2010 sind auf unserer Homepage nachzulesen. www.die-mark-online.de


29.10.10 15:08:33

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S-BAHN-GEMEINDEN

Sonnabend

30. Oktober 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: GUDRUN HENNIG AUS HOHEN NEUENDORF

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) In unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Für dieses Jahr geht die Serie nun in die Winterpause. Im Dezember erscheint ein Rückblick auf das Gartenjahr 2010 und eine Vorschau auf das kommende Jahr. Von April bis Oktober werden wieder sieben Privatgärten vorgestellt. Drei von ihnen stehen unseren Lesern an einem Tag offen. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Die Garten-Margerite „Ould Court“ zeigt ihre Struwelköpfe.

Fotos (6): Wolf

Gudrun Hennig mit ihren weiß-bunten Giersch, der kaum wuchert und auch dunkle Gartenecken aushält.

Romantisches Wohnzimmer im Grünen Gudrun Hennig öffnet ihren Garten gern für Besucher Von Petra Wolf

HOHEN NEUENDORF Einen Garten im Herbst vorzustellen, ist nicht einfach. Die bunten Stauden sind verblüht, und der Wind holt die Blätter von den Bäumen. „Im Sommer müssen Sie kommen“, höre ich immer wieder von so manchem Gartenbesitzer. Ganz anders Gudrun Hennig aus Hohen Neuendorf. Sie findet ihren Herbstgarten ausgesprochen schön. Natürlich sind an den letzten Oktobertagen die vielen Sitzplätze in ihrem Garten inzwischen verwaist. Doch selbst im Wohnzimmer am warmen Kaminfeuer meint man beim Blick durch die großen Fenster mitten im Grünen zu sitzen. Noch Anfang September wurden die lauschigen Ruheplätze unter der hohen Trauerweide und zwischen den ■

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 74 489

Offene Gartenpforte OBERHAVEL Im kommenden Jahr findet die Veranstaltung „Offene Gartenpforte“ in Oranienburg und im Landkreis Oberhavel am 29. Mai und am 4. September statt. ■

Staudenbeeten eifrig in Beschlag genommen. Da hatte die Hohen Neuendorferin ihren Garten zum wiederholten Mal geöffnet und etwa 200 Gäste nutzten die Gelegenheit, ihn zu besuchen. Seit 2004 beteiligt sich Gudrun Hennig an der Aktion „Offene Gartenpforte“. In diesem Jahr unterstützte sie Friedhofsgärtner Peter Leymann erstmals bei der Auswahl der Gärten in Oranienburg und im Landkreis Oberhavel und kümmerte sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Gudrun Hennig liebt es, über den Gartenzaun zu schauen, aber vor allem, ihren eigenen Garten zu zeigen. „Man bringt seinen Garten auf Vordermann, lernt nette Leute kennen und bekommt Anerkennung und Zuspruch.“ Ihr Gartenbüchlein, das sie zu diesem Anlass immer auslegt, ist voll des Lobes. „Mei-

ne Bewunderung für diesen Traumgarten“ ist da zu lesen oder „Dieser Garten ist ein Kleinod“. Sogar ein Gedicht hat jemand als Dankeschön geschrieben. Einige Gartenbesucher sind von den verschlungenen Wegen und der vielfältigen Gestaltung mit Natursteinen beeindruckt, andere bitten um Zapfen der stattlichen Tränenkiefer, wollen Funkien tauschen oder laden Gudrun Hennig zum Gegenbesuch in ihren Garten ein. „Manchmal kann ich dem allem gar nicht nachkommen“, sagt die 66-Jährige fast ein bisschen traurig. Denn der Garten ist allein ihr Werk. Ihr Mann, um einiges älter als sie, ist zu krank, um noch mit anzupacken und inzwischen auf ihre Hilfe angewie-

sen. Vor elf Jahren zogen Hennigs von Velten nach Hohen Neuendorf. In Velten war Gudrun Hennig bis zur Wende Bürgermeisterin, wurde danach arbeitslos, machte Umschulungen und arbeitete fünf Jahre im Immobilienverkauf. Nun ist sie Rentnerin, und der Umzug nach Hohen Neuendorf war ein Neuanfang. „Hier habe ich schnell Anschluss gefunden“, betont sie. Nicht nur unter den Gartenfreunden, sondern auch im Kulturkreis der Stadt. Wenn es ihre Zeit erlaubt, frönt Gudrun Hennig ihrer Leidenschaft,

dem Trödeln. Zwei bis drei Mal im Jahr steht sie dann mit einem Stand im Kremmener Scheunenviertel. „Dabei kommt immer so viel heraus, dass ich mir eine neue Pflanze oder eine Keramik leisten kann.“ Eine andere Leidenschaft ist das Reisen. Zu jeder Bundesgartenschau ist Gudrun Hennig bisher gefahren. Der Höhepunkt dieses Jahres war eine Gartenreise nach England gemeinsam mit ihrer Tochter. Noch immer schwärmt sie von den schönen Anlagen, die sie dort gesehen hat. „Wenn man dann wieder in den eigenen Garten kommt, muss man zusehen, dass man nicht in Depressionen verfällt“, sagt sie. Doch dafür hat die

energische Frau zum Glück gar keine Zeit. Gemeinsam mit Peter Leymann steht sie mitten in den Vorbereitungen für die „Offene Gartenpforte“ im kommenden Jahr. „Die Termine stehen schon fest“, freut sie sich, „aber wir suchen immer neue Mitstreiter“. Auch sie wird wieder ihren Garten öffnen, im Herbst, wenn er am schönsten ist. „Das macht viel Arbeit, aber die Anerkennung wiegt das auf“, so Gudrun Hennig. x Der Chinesische Blumenhartriegel – hier im Bild – zeigt von Mai bis Juni grünlich-gelbe Blütenköpfe, die von vier weißen Blättern umgeben sind. Seine Früchte sind himbeerartig und nicht nur dekorativ, sondern auch essbar. Die Schale sollte jedoch wegen des herben Geschmacks nicht mitgegessen werden.

„Gartenarbeit ist der Sex des Alters“

www.offene-pforte-oranienburg.de

Gudrun Hennig experimentiert mit Farben und Formen, ist dabei aber nicht pingelig HOHEN NEUENDORF (pw) Als Gudrun Hennig nach Hohen Neuendorf zog, standen die beiden Bäume bereits im Garten, die auch heute das Gartenbild bestimmen: die stattliche Trauerweide und die hohe Tränen-Kiefer neben dem Eingang. Bei der Kiefer war sie sich lange Zeit nicht sicher, ob es sich nicht doch um eine Weymouths-Kiefer handeln könne. Doch als sie die dicken Harztropfen an den großen Zapfen sah, war klar: Das sind die Tränen. Die Gärtnerin bevorzugt blau-weiß-grüne Farbkombinationen. So stehen die weißen Rosen noch im zweiten Flor und nehmen sich neben den blauen Herbstastern besonders gut aus. Auch die gefranste großblumige GartenMargerite „Old Court“ zeigt noch drei ihrer weißen Struwelköpfe. Die prachtvollen Funkien haben allerdings das Zeitliche gesegnet. Nur gut, dass sie im nächsten Jahr wieder zu prächtigen Blätterbüschen heranwachsen. Die Lücken werden von den vielen Gräsern mit ihren verschiedenfarbigen hohen Haarbüscheln gefüllt. Farbliche Akzente setzten die kräftig roten Beeren der Zwergmispel, die sich vor der grünen Kulisse des Knotenbeetes besonders gut in Szene setzt. Das Knotenbeet hat Gudrun Hennig vor zwei Jahren angelegt. Es ist ein Höhepunkt in ihrem Garten. Die ■

Weniger ist oft mehr HOHEN NEUENDORF (pw) Die jahrelange Beschäftigung mit ihrem Garten hat Gudrun Hennig um Erfahrungen reicher gemacht. „Jetzt weiß ich, dass weniger mehr ist“, betont sie. „Man sollte nicht vieles durcheinander pflanzen, sondern von einer Pflanze größere Flächen anlegen. Dann kommen sie besser zur Wirkung.“ Gedüngt wird in ihrem Garten nur mit Hornspänen und Kompost. Und nicht zuletzt rät sie, die „wunderbaren Blattpflanzen“ nicht zu vergessen wie Funkien und Bergenien, die in ihrem Garten zu stattlichen Exemplaren herangewachsen sind. ■

Teichel ist die Thüringer Heimatstadt der Gärtnerin.

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Das Knotenbeet ist ein Höhepunkt im Garten. Vor zwei Jahren hat es Gudrun Hennig angelegt. Anregung dazu fand sie in einem Gartenbuch und sie dachte sich: „Wer einmal Strümpfe gestopft hat, kann auch ein Knotenbeet schneiden.“ Um es anzulegen, wurde zunächst eine „jungfräuliche“ Gartenfläche glatt geharkt und das geometrische Muster mit einem Harkenstil aufgezeichnet. Die Linien füllte Gudrun Hennig mit hellem Sand auf und pflanzte die Buchsstecklinge dicht an dicht an den Linien entlang. „Zwischendurch bin ich immer auf einen Stuhl gestiegen und habe mein Werk von oben betrachtet“, erinnert sie sich. Bei guter Pflanzung laufen die Buchsbänder

übereinander, als würden sie verknotet sein. Der „Knoten“ entsteht durch einen regelmäßigen, gekonnten Schnitt. Im Garten gibt es keine geraden Wege. Alle sind gleichmäßig geschwungen und so öffnen sich immer neue Gartenräume. „Ich mag es nicht, wenn man gleich von vorn bis hinten durchgucken kann“, sagt Gudrun Hennig. So ist ihr Garten immer wieder für Überraschungen gut. Hinter dem Haus wächst zum Beispiel eine besondere Rarität: weißbunter Giersch. Im Gegensatz zum üblichen Giersch wuchert er kaum, wächst auch in schattigen Bereichen und passt gut in

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Der Herbst ist die Zeit der Gräser. Sie füllen Pflanzenlücken und sind auch mit Raureif überzogen sehr dekorativ.

Gudrun Hennig findet ihren Garten im Herbst sehr schön.

tenarbeit sei der Sex des Alters“, kichert die Hohen Neuendorferin verschmitzt. „Mich beruhigt und tröstet die Beschäftigung im Garten.

Allerdings darf man nicht zu pingelig sein.“ Das gibt sie auch ihren Gartenbesuchern immer wieder mit auf den Weg.

naturnahe Gärten. Auch er kann gegessen werden. Überall zwischen Sitzplätzen und Staudenbeeten finden sich Steine. Auf einem steht „Gruß aus Teichel“. „Da komme ich her, aus der kleinsten Stadt Thüringens“ erzählt Gudrun Hennig. Alle Steine stammen aus ihrer Heimat und nun weiß man auch den leichten Singsang ihrer Sprache einzuordnen. Besonders liebt es die Gärtnerin, eine Fläche neu zu gestalten. „Ich habe ein gutes Vorstellungsvermögen, wie hoch die Pflanzen wachsen“, sagt sie. Kompost zu sieben mag sie dagegen gar nicht. „Meine Tochter meint, Gar-

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Wildgemüse Giersch Schon der bekannte Kartenkolumnist Jürgen Dahl schrieb, das einzige Mittel gegen Giersch im Garten sei, sich mit ihm anzufreunden und ihn zu essen. Die jungen Blätter können als Salat oder Gemüse zubereitet werden und erinnern in Geruch und Geschmack an Spinat. Früher wurde Giersch als Gemüse und

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als Heilpflanze eigens angebaut. In Kloster- und Bauerngärten war er eine natürliche Nutzpflanze, da er eine lange Zeit im Jahr zur Verfügung steht und nur geringe Ansprüche stellt. Allerdings sollten die Blattstiele der Pflanze vor dem Kochen entfernt werden, da sie bitter schme(pw) cken.


23.12.10 16:47:00

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OBERHAVEL / OSTPRIGNITZ-RUPPIN

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Dezember 2010

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: RÜCKBLICK UND VORSCHAU

Die Rispenhortensie Pinky Winky beeindruckt durch Farbe und Größe.

Das Spiegellabyrinth im Mühlenbecker Bibelgarten zeigte Mann und Frau mal von einer ganz anderen Seite.

Fotos (8): Wolf

Gärtnern vertreibt Kummer und Sorgen Auch im kommenden Jahr werden wieder interessante Menschen und ihre Gärten vorgestellt Von Petra Wolf

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN Schon wieder ist ein Gartenjahr viel zu schnell vergangen und es ist an der Zeit, Rückschau zu halten und sich auf Kommendes zu freuen. Mit einer farbenfrohen Kamelienblüte wollten wir in dieses Gartenjahr starten, doch die bunte Farbenpracht der Kamelien, Rhododendren und Azaleen im Garten von Christel und Werner Stockmann aus Birkenwerder ließ in diesem Frühjahr noch auf sich warten. Dafür bildeten die Steinbrechgewächse einen beeindruckenden BlütenTeppich. Ein Labyrinth des Lebens zeigte uns Birgit Vogt in ihrem Bibel-Garten in Mühlenbeck. Auf 600 Quadratmetern hat sie die christliche Geschichte erlebbar gemacht und Pflanzen, die an Gleichnisse und Geschichten aus ■

der Bibel erinnern, mit Symbolen wie Mosaike, Plastiken und unterschiedlichen Raumformen kombiniert. Obwohl das Lebenslabyrinth auch an anderen Tagen für Besucher geöffnet ist, kamen zu unserer ersten Gartenführung des Jahres mehr als 50 Gäste. Nicht ganz so viele waren es bei Reinhard Kaulfuß in Linum. An diesem Juli-Tag war es außerordentlich heiß und Deutschland spielte im Viertelfinale der Fußballweltmeisterschaft gegen Argentinien. Doch die, die kamen, erfreuten sich an dem mediterranen Flair des Gartens mit Palmen, Bananenstauden und duftendem Oleander. Der Höhepunkt dieses Gartenjahres war zweifellos die Führung bei Rita und Günter Cesal in Sommerfeld. 240 Gartenfreunde wollten ihren Waldgarten sehen. Und nicht nur das. Sie nahmen auch so manchen wertvollen Gartentipp mit nach Hause –

240 Besucher kamen nach Sommerfeld – absoluter Rekord.

und Ableger von Pflanzen, die Rita Cesal bereitwillig verschenkte. Im August waren wir bei Regina Bönitz in Friedrichsthal zu Gast. Die 60-Jährige hegt und pflegt einen Garten, an dem Karl Foerster seine Freude gehabt hätte. Typische Foerster-Stauden wie Phlox, Rittersporn oder Sonnenauge geben sich mit prachtvollen Gräsern ein Stelldichein. Ihr Garten ist im Spätsommer ein wahrer Duftund Farbenrausch. Brigitte Pistorius bezeichnete sich einst als Topfgärtnerin. Seitdem sie mit ihrem Mann, dem Journalisten Peter Pistorius, in Hohen Neuendorf lebt, hat sie sich zur Staudenspezialistin entwickelt. Am liebsten mag sie Hortensien, von denen die attraktive Rispenhortensie „Winky Pinky“ noch im September wunderbar blühte. Im Oktober statteten wir noch einmal Hohen Neuen-

dorf einen Besuch ab. Gudrun Hennig ist eine der seltenen Gärtnerinnen, die ihren Herbstgarten besonders mag. Regelmäßig beteiligt sie sich an der Aktion „Offene Gartenpforte“ in Oranienburg und Umgebung.

Duftender Orleander.

Zarte Kamelie

Bei Reinhard Kaulfuß in Linum hielt man auch nach den Störchen Ausschau.

Sie liebt es, in anderen Gärten zu schauen, aber vor allem, ihren eigenen Garten zu zeigen. In diesem Jahr haben wir in unserer Serie zahl-

reiche Menschen kennengelernt, denen das Gärtnern zum Lebensinhalt geworden ist. Gartenarbeit ist nützlich und zugleich kreativ. Dabei kann man auch Kummer und Schmerzen wenigstens für einige Zeit vergessen. Wer einen Garten hat, dem erscheint alles Bittere im Leben gemildert. „Der Garten bedeutet uns alles“, sagen Christel und Werner Stockmann. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen findet man die beiden fast immer in ihrem grünen Reich. Regina Bönitz pflegt seit vielen Jahren ihren schwerkranken Mann und ist ans Haus gebunden. So hat sie sich mit ihrem Garten ihre eigene Welt geschaffen. Ihr Alter sieht man Rita Cesal aus Sommerfeld nun wirklich nicht an. Sie ist topfit und hat ihren 2 500 Quadratmeter großen Garten im Griff. „Der Garten ist mein Jungbrunnen“, ist sie über-

zeugt. So scheint es also zu stimmen, was in einem chinesischen Sprichwort steht: „Wer ein Leben lang glücklich sein will, der werde Gärtner.“ Und viele der glücklichen Gärtner können wir auch im kommenden Jahr bei „Menschen und ihre Gärten“ kennenlernen. Beginnen werden wir im April im Familiengarten von Silvia Hirche aus Bergfelde. Im Mai besuchen wir den Hollerhof Klein-Mutz bei Zehdenick. Das Gehöft mit großem Garten ist Anlaufstelle und Treffpunkt für Schwule aus Brandenburg und Berlin. Im Sommer wird dort zweimal im Monat ins Hofcafé eingeladen. Im Juni dürfen dort die Leser unserer Zeitung zu Gast sein. Im Juli öffnet Birgit Meyer ihren Rosengarten, in dem sich auch zwei Teiche befinden. Es ist der erste Garten, den wir in Hennigsdorf vorstellen. Nach Groß Ziethen

geht es im August. Hier erwartet uns der fünf Hektar große Landschaftspark des Filmproduzenten Hubertus Siegert mit einer umfangreichen Baumsammlung und verschiedenen Landschaftselementen. Schatten im Garten ist eigentlich gar nicht so problematisch, wenn man nur das Richtige pflanzt. Die Pflanzenwelt ihres Schattengartens wird uns die Direktorin des Oranienburger Milchinstituts, Dr. Inge Riemelt, aus Nassenheide zeigen. Im Oktober sind wir wieder in den S-Bahn-Gemeinden zu Gast. Wir besuchen den Herbstgarten der Familie Jahnke in Birkenwerder und den naturnahen Garten von Brunhilde Weissert in Mühlenbeck, der sich unmittelbar am Tegeler Fließ befindet. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit unseren Gartenporträts und interessante Begegnungen bei allen Führungen. Bis zum nächsten Jahr!

In Linum durften frische Maulbeeren gekostet werden.

Im Juli besuchten wir Reinhard Kaulfuß in seinem Garten mit Palmen und vielen Seerosen.


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