SIEDL LUNG GSREQ
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Liebe Trauergemeinde, auch wenn das Ende der Siedlung bereits mehrfach proklamiert wurde, traf uns dieser Verlust letztendlich doch unvorbereitet. Wir finden uns heute an diesem Ort zusammen, um sie gemeinsam zu Grabe zu tragen. Mit der Siedlung endet auch die große Erzählung der Architektur. Umso mehr bedauern wir als Fachinterne sprachlos ihr Dahinscheiden. Lasst uns gemeinsam dem letzten Hoffnungsfunken der Moderne gedenken. Wie es bei Trauerfeierlichkeiten üblich ist, wollen wir der von uns Gegangenen in einem Nekrolog gedenken. Sich mit dem Leben und Dahinscheiden der Siedlung bewusst auseinanderzusetzen, ist ein wichtiger Bestandteil der Trauerbewältigung und ein Weg aus der Verdrängung. So wollen wir die Siedlung in der ewigen Ruhe der Vorstädte zurücklassen und versuchen nach vorne zu blicken. Unsere Fragestellung muss mit Blick auf die Vergangenheit heißen: wie können wir uns produktiv von der sanft Entschlafenen verabschieden? Sollten Sie Beileidsbekundungen hinterlassen wollen, tragen Sie sich bitte in das Kondolenzbuch für die Siedlung ein.
Amen
Mausoleum 7
Der Traum ist aus
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Babylonische Siedlung
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Untoter Urbanismus
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the Siedlung (f), def.
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Gemeinschaft nicht_ohne Gesellschaft
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Leichnam Wiesenfeld
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Verlorener Kampf des unkritischen Regionalismus
Altar
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Harmonische Diktatur des Guten
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Orgien und Anti-Löwen
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Familistère oder Revolution
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Siedlungspädagogik
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Konsensmaschine
Maschine 30
Glash채user und Staubsauger
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Rationierte Neue Welt
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Haushaltstaylorismus
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Wanted: Onkel Tom
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Ernst Neuferts letale Hausbaumaschine
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Existenzminimum
Boden 43
Paradoxon des Boden(Recht)s
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Blut und Boden oder Sanit채res Gr체n
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Der Berg der Wahrheit
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Ideologietr채ger Einfamilienhaus
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Bodenmonopoly
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Unheimliche Heimat
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Impressum
»Eine linkspopulistische Strategie zielt darauf ab, die demokratischen Forderungen in einem kollektiven Willen zu bündeln, um ein »Wir« zu konstruieren, ein »Volk«, das einem gemeinsamen Gegner die Stirn bietet: der Oligarchie.« Chantal Mouffe
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Mausoleu
um
Der Traum ist aus Die Geschichte des architektonischen, städtebaulichen, gesellschaftlichen Phänomens der Siedlung ist nicht zu trennen von ideologischen Bewegungen, gesellschaftlichen Veränderungen und technischen Innovationen. Sozialismus, Präfabrikation, Genossenschaften, Entfremdung, Volksgesundheit, Paternalismus, Normierung, Wohlfahrtsstaat etc. haben sich in die DNA des ambivalenten Begriffs eingeschrieben. Die Siedlung: ein architektonischer Behälter für unterschiedlichste Gemeinschafts- und Wohnexperimente bot eine ideale Projektionsfläche für utopische Fantasien, reformerische Versuche und philanthropische Gemeinschaftsideen. Der utopische Kern des Siedlungsgedanken – ihr erzieherischer Auftrag – wurde ihr schlussendlich zum Verhängnis. Die folgende Studie betrachtet das Phänomen Siedlung anhand von vier Strukturen: Den progressiven Momenten der Siedlung ist ein monumentales MAUSOLEUM gewidmet. Ihre Geschichte, von der Utopie bis zum Abgrund, wird mit Hilfe von ALTAR, MASCHINE und BODEN dargestellt.
Babylonische Siedlung Die babylonische Collage der Siedlungsschau ist ein Auffangbecken für den Fallout des Siedlungsbegriffs: eine Architektur der harten Brüche – autoritär und emanzipatorisch, reaktionär und progressiv, paradiesisch und katastrophal; ein frankensteinartiges Konstrukt aus allerlei schlecht zusammenpassenden Leichenteilen: frühsozialistischen Erziehungsfetischen, nationalistischen Heimatfantasien, wohlfahrtsstaatlichem Massenvergnügen und technokratischem Optimismus. Als zerstückelter Kadaver eines Gesamtkunstwerks ist sie zu konstantem Scheitern verurteilt. Ihre Bewohner leben in einer Ruine aus bröckelnden Versatzstücken. Ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, wird mit dieser Collage der Versuch einer fragmentarischen Theorie der Siedlung unternommen. Sie ist ein Ausbruchsversuch aus der kategorischen Beurteilung durch Case-Studies und Anthologien. Wir wandeln durch die Ruinen einer babylonischen Theorie. In einem exotischen Siedlungs-Zoo, einem architektonischen Gruselkabinett umherirrend, suchen wir nach dem Ariadnefaden: dem Weg aus diesem Labyrinth.
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Untoter Urbanismus Es wirkt, als würde die Siedlung noch in ihrem Sarg zappeln, während wir sie zum Grabe schleifen. Reformer, Architekten und Ideologen setzten der Siedlung übel zu. Die Anklageliste ist lang: Stadtfeindlichkeit, Monotonie, Geschichtslosigkeit, Unwirtlichkeit, soziale Homogenität, Exklusion. Die große Erzählung löste sich in eine urban anmutende Begriffswolke von Quartier, Viertel, Nachbarschaft auf. Der Begriff »Siedlung« selbst wird höchstens noch aus nostalgischen Gründen herbeizitiert. Doch auch nach ihrem eigentlichen Dahinscheiden genießt die Siedlung in den Entwicklungsgebieten der Stadtränder den Status eines unterbewussten Nachzehrers: Dort entstehen mit Urbanität maskierte Wohnzeilen in einer zähflüssigen Landschaft. Die aus einem Guss geplanten Konstrukte sträuben sich noch immer gegen Bewohnervielfalt und Nutzungsdurchmischung. Die Siedlungsgemeinschaft kehrt in partizipativen Genossenschaftsprojekten zurück und lebt in pervertierter Verkehrung durch Gated-Communities wieder auf. Das sanitäre Siedlungsgrün findet bei ökologischen Bauvorhaben ein offenes Ohr. Präfabrikation und Standardisierung müssen erneut für einen sozial verträglichen Wohnungsbau hinhalten. Sogar lang vergessen geglaubte Siedlerfantasien von Bodenverbundenheit und Heimat feiern in den letzten Jahren ihr unheimliches Comeback. Während wir die Zombieapokalypse der architektonischen Konzepte konstatieren, müssen wir uns fragen, welche fragwürdige Narrative der untoten Siedlung sich heute noch fortschreiben. Um ihre Todesursache abschließend zu klären, ist eine begriffliche Obduktion angesetzt.
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the Siedlung (f ), def. (1) »jede menschliche Niederlassung« (Brockhaus 2006)
(2) »Unterbringung der Landflucht u. für gesündere, bodengebundene Wohn- u. Lebensverhältnisse« (Bertelsmann Lexikon 2002). Große Erzählung der modernen Architektur. Eine Antwort auf die brennenden Fragestellungen der Moderne: soziale Frage, Wohnungsfrage, Bodenfrage. Als eine genuin moderne Typologie, die sich als Antwort auf Landflucht und Notstände der Arbeiterklasse zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte, reformiert die Siedlung die klassische Industriestadt unter Zuhilfenahme industrieller Produktionsmittel und zugleich durch ihre strikte Ablehnung. Mit den Siedlungen wird ein neues Modell des Gemeinschaftlichen formuliert, das sich auf der architektonischen Ebene gegen die entfremdete, ungesunde und ungerechte Industriegesellschaftsordnung abgrenzt. Unterschiedlichen Siedlungsmodellen gemein ist ihre Erscheinung als abgeschlossene Einheit. Ihre Planungsbedingung ist die Tabula Rasa. Eine einheitliche Durchbildung aller Maßstabsebenen ermöglicht eine enge Beziehung von sozialem Projekt und archi-
tektonischer Form. Dies macht die Siedlung zu einer idealen Projektionsfläche für unterschiedlichste ideologische Ambitionen und Imaginationen. Ihre Einheitlichkeit ist gleichzeitig eine Abbildung von totalitärem Anspruch, ganz unabhängig von de politischen und sonstigen Bevorzugungen: a) Utopischer Sozialismus, der: Siedlung als Mittel zur psychologischen oder pädagogischen Bildung der Siedlungsbewohner; frühsozialistische Utopie. b) Paternalismus, der: Beseitigung von inhumanen Wohnbedingungen durch Philanthropen (mit schlechtem Gewissen) und Industrielle mit sozialem Effizienzkalkül; siehe auch: Löschwasser auf die Revolution, das. c) Gartenstadtbewegung, die: architektonisches Sammelbecken für genossenschaftliches, soziales und sozialistisches Gedankengut; Anlehnung an Ebenezer Howards Gartenstadtkonzept; Reduktion auf Begrünung von Einfamilienund Reihenhausansammlungen. d) Lebensreformsiedlung, die: Architekturprojekt, das in einem ganzheitlichen Lebensentwurf aus Ernährung, Bekleidung, persönlicher Entfaltung und freier Liebe seine Entsprechung findet. e) Neues Bauen, das: Siedlungsproduktion als eine sanitär-technische Maßnahme zur Durchsetzung der (schönen) Neuen Welt.
f) Nationalsozialismus, der: Organ des völkischen Bauernstaates. Verwurzelung jedes Arbeiters auf seiner Scholle. Zudem: Siedlung als eugenische Apparatur zur Reinigung des Volksorganismus. g) Spätmoderne, die: scheinbar demokratischer Typus der Großsiedlung im Zuge des sozialen Wohnungsbauprojekts; absolute Lösung der Wohnungsnot in der zweiten Hälfte des 20. Jh.; Bevölkerungsanstieg und Stadtwachstum.
(3) Exportmodell, das: Seit der massenhaften Verbreitung mithilfe der industriellen Produktion hat die Siedlung den Status eines Exportmodells, das bis heute auf dem gesamten Planeten großen Erfolg verzeichnet. International bekannt unter dem Hybridbegriff »the Siedlung«. Mit »Siedlung« assoziierte Begriffe: Hygiene, Präfabrikation, Genossenschaft, Wohnungsfrage, Bauwirtschaftsfunktionalismus, Plattenbau, Blut und Boden, Wohnford, Existenzminimum, Wohlfahrtsstaat, Unwirtliche Stadt, Philanthropie, Sanitäres Grün, Neue Welt.
Gemeinschaft nicht_ohne Gesellschaft In den frühen 1820er-Jahren beginnt mit Robert Owens Kritik der kapitalistischen Produktionsweise die englische Genossenschaftsbewegung, die zum Vorbild für zahlreiche weitere genossenschaftliche Initiativen wird. Die Bildung einer wahrhaften Gemeinschaft als Gegenmodell zur modernen Gesellschaft steht im Mittelpunkt aller reformerischer Aktionen. Der ungerechten Verteilung von Kapital und Produktionskräften setzt Owen eine genossenschaftliche »Vereinigung von Kapital, Arbeit und Geschicklichkeit« entgegen – als vereinigte Produktions- und Wohngemeinschaften. Die ersten Genossenschaften dienten vor allem der Vergünstigung von Lebensmitteln durch gemeinschaftlichen Besitz und die vereinte Bearbeitung von Boden. Sie fanden jedoch bald ihre konsequente Fortsetzung in den gemeinnützig organisierten Wohnbaugenossenschaften, zu deren Zielsetzung die Zurverfügungstellung von nicht gewinnorientiertem Wohnraum gehörte.
Die große Vision aller Genossenschaftler lautete: Freier Grund und Boden für jedermann. Ihr Feindbild ist die Großstadt, in der nicht allein die bürgerlichen Sozialreformer eine ernsthafte Zivilisationsgefahr sahen. Die Bodenknappheit gehört zu den Folgen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Eine Konsequenz ist für Engels eine »moderne Wohnungsnot«: »Was man heute unter Wohnungsnot versteht, ist die eigentümliche Verschärfung, die die schlechten Wohnungsverhältnisse der Arbeiter
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durch den plötzlichen Andrang der Bevölkerung nach den großen Städten erlitten haben; eine kolossale Steigerung der Mietpreise; eine noch verstärkte Zusammendrängung der Bewohner in den einzelnen Häusern, für einige die Unmöglichkeit, überhaupt ein Unterkommen zu finden.« Diese künstliche Bodenknappheit ist dennoch nicht das eigentliche Übel für Engels, sondern »einer der zahllosen kleineren, sekundären Übelständen«. Für die marxistische Lehre liegt die Schuld an der allgemeinen Misere in der kapitalistischen Produktionsweise. Die Großstadt ist insofern nur ein Mittel zum Zweck der Unterdrückung der arbeitenden Klasse. Auch eine Steigerung des Nervenlebens (Georg Simmel) reicht nicht, um das städtische »Fundament des Seelenlebens« – die Vernunft – im Widerspruch zu »sinnlich-geistigen« Lebensbildern auf dem Land zu behaupten und vor Entfremdung – ein weiteres Symptom des unheimlichen modernen Zeitalters – zu schützen. Entsprechend kann der historische Stadt-Land-Gegensatz – und mit ihm auch die Wohnungsfrage – nur durch eine Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise endgültig überwunden werden. So weit die kommunistische Utopie. Die von den Marxisten tief verachtete »kleinbürgerliche Utopie« der Sozialreformer sucht dagegen nach zeitnahen Lösungen, ohne eine sofortige Umwälzung der gesellschaftlichen Ordnung. Unter dem Leitsatz »Hilfe zur Selbsthilfe« wird das Augenmerk hierbei auf die Herstellung von »sittlichen« Zuständen – eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Privatbesitz und gemeinschaftlicher Mitverantwortung gelegt. Eine Position, die mit dem Hauptwerk von Ferdinand Tönnies »Gemeinschaft und Gesellschaft« ihre theoretische Grundlage erhält.
Die Begriffe »Gesellschaft und Gemeinschaft« sind ein dichotomes Paar. Zentralen Stellenwert erhält die Gemeinschaft erst mit dem Aufkommen moderner Gesellschaften. Der Begriff der Gemeinschaft, eines der beliebtesten Schlagworte des 20. Jahrhunderts, ist zweifellos kein neutraler. Der verklärte Blick in die Vergangenheit mündet unter anderem in die nationalsozialistischen »Volksgemeinschaften«, sodass der Begriff zumindest im deutschen Sprachraum bis heute (oder besser gesagt bis vor kurzem) kompromittiert war. Seine Resignation über eine hypothetische Erneuerung der zeitgenössischen Gesellschaft durch eine Synthese von Gemeinschaft und Gesellschaft kann Tönnies 1912 nicht mehr verbergen: Eine Neuerfindung der gemeinschaftlichen Gesellschaft durch »sittliche Mächte und sittliche Menschen« erscheint ihm als »außerordentlich unwahrscheinlich«. Für Marx und Engels gelten »scheinbare Gemeinschaften« der bürgerlichen Klassengesellschaft hingegen als Vorläufer einer künftigen »wirklichen Gemeinschaft«, da: »Erst in der Gemeinschaft [mit Anderen hat jedes] Individuum die Mittel, seine Anlagen nach allen Seiten hin auszubilden; erst in der Gemeinschaft wird also die persönliche Freiheit möglich.«
Siedlung Freidorf Der Mensch wird klein, betritt er den Tempel der Gemeinschaft. Hannes Meyer Architekt: Hannes Meyer Jahr: 1919-1921 Ort: Muttenz bei Basel
Trotz mancher pessimistischer Prognosen erweist sich der Begriff der Gemeinschaft als äußerst lebendig. Die kommende Gemeinschaft, von der bei Giorgio Agamben die Rede ist, existiert außerhalb der Klassenbegriffe. Sie richtet sich aber auch gegen »ein planetarisches Kleinbürgertum, in dem sämtliche Klassen aufgegangen sind.« Denn: »Das Kleinbürgertum ist das Erbe der Welt, in seiner Gestalt hat die Menschheit den Nihilismus überlebt.« Die kommende Gemeinschaft ist eine bedingungslose, welche die »Sinnlosigkeit der individuellen Existenz« zu überwinden imstande sein wird.
Dem Verständnis einer ontologischen Gemeinschaft steht die Idee einer ethischen Gemeinschaft gegenüber. Diese gilt als das Leitbild in der Genossenschaftsbewegung seit dem neunzehnten Jahrhundert. In der konkreten baulichen Gestalt der Siedlung fand die Vorstellung der modernen Gemeinschaft letztlich eine dauerhafte Gestalt.
Die vorstädtische Siedlung Freidorf sollte in Augen des Philanthropen Bernhard Jäggi eine Erziehungsanstalt werden, die nicht nur eine »Befreiung von der Sklaverei des Privateigentums« herbeiführt, sondern auch den Gedanken der Gemeinschaft und eine gesunde Entwicklung der Familie zu fördern hilft: »Das Freidorf soll ein Anfang eines modernen Gemeinschaftsbetriebes sein und als Vorbild und Beispiel dienen, wie unsere Welt in kleinen Gruppen aufgebaut werden sollte.« Alle bei VSK (heute: Coop Schweiz) beschäftigten Arbeiter und Angestellte können sich um eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft bewerben; vermietet werden die Hauseinheiten nur an Familien mit mindestens einem Kind. Grund und Boden bleiben im Freidorf Eigentum der Genossenschaft; die Wohnhäuser und Grundstücke werden den Genossenschaftsmitgliedern mit einem lebenslangen Mietrecht zur Verfügung gestellt. Das symbolische Zentrum der Siedlung bildet das die Wohnbauten überragende Gemeinschaftshaus mit einem kirchenähnlichen Glockenturm. Weitere in Stein gemeißelte Zeichen sind: die Einweihungspyramide mit dem von Hannes Meyer entworfenen Siedlungsemblem, die Obelisken mit dem eingravierten Einweihungsdatum der Siedlung, eine Mauer, die die gesamte Siedlung umgibt und das Grab von Bernhard Jäggi und seiner Frau, die nach ihrem Tod zu einem weiteren Siedlungssymbol aufsteigen. Der zentrale Platz dient zu verschiedenen Zeiten als Festort, als Spielplatz und während des Krieges sogar als gemeinschaftliches Pflanzland.
Die Siedlungsgenossenschaften verkörpern die Idee des Dritten Weges, der eine Alternative zu radikalen politischen und wirtschaftlichen Extremen bietet. Der Mittelweg schließt einerseits eine Aufhebung des Bodenmonopols mit ein, wobei andererseits die Grundidee des Privateigentums hierbei nicht angetastet, sondern in die Verantwortung der gesamten Genossenschaft überführt werden soll. Die Bodenfrage wird durch den Bodenreformer Adolf Damaschke gar als eine moralische Notwendigkeit und ein Heilmittel gegen die Entfremdungskrankheit des industriellen Zeitalters postuliert – »Noch jedesmal hat die Trennung eines Volkes von seinem »Vaterland« (…) sich als tiefste Quelle des Niedergangs erwiesen.« Stimmt die Vermutung, dass diese Mäßigung der Gegensätze auf lange Sicht nur eine Zuspitzung der Boden-Kontroverse bedeutet? Stammen die Reformversuche aus einer freudomarxistischen Verdrängungslust? Reine Wohnungsgenossenschaften, gekoppelt an eine städtebauliche und architektonische Typologie der Siedlung, stellen sich zunächst als die erfolgreichste Formel zur Lösung der modernen Wohnungsfrage dar. Zudem bewegt sich das Bedeutungsspektrum der vagen Kategorie Siedlung in der deutschen Sprache analog zur Gemeinschaft zwischen der ontologischen und der moralischen Größe. Siedlung ist einerseits »jede menschliche Niederlassung«; andererseits dient sie zur »Unterbringung der Landflucht u. für gesündere, bodengebundene Wohn- u. Lebensverhältnisse« an der Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert.
Die Siedlung erweist sich als perfekter architektonischer Klebstoff für die nachfolgenden gemeinschaftlichen Zusammenschlüsse. Als fester Bestandteil des Neuen Bauens, als soziales Programm und Gewissen der neuen Architekturformen ging der Begriff The Siedlung ins internationale Architekturlexikon ein. Zu den Grundprinzipien der jungen typologischen Einheit gehört die Standardisierung von einzelnen Bauelementen. Die Siedlung gilt als Ausdruck des kollektiven Zusammenhalts. Autarkie ist ein Merkmal der in sich abgeschlossenen stadtfeindlichen Formation. Manfredo Tafuri postuliert: »Das von Ernst May geplante Frankfurt, das von Martin Wagner verwaltete Berlin, das Hamburg Fritz Schumachers, das Amsterdam von Cor van Eesteren: das sind die wichtigsten Kapitel der sozialdemokratischen Stadtverwaltung.« Und Tafuri weiter: »Aber neben den ›Oasen der Ordnung‹, den Siedlungen – wahren gebauten Utopien am Rande einer von ihnen sehr wenig berührten städtischen Wirklichkeit – akkumulieren und vervielfachen die historischen Städte und Industriezonen weiterhin ihre Widersprüche.«
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Eine besonders rege Siedlungsbautätigkeit entfaltet sich gerade in Zeiten der größten Wohnungsnot, wenn die Baukosten zu hoch und die Profite der privaten Bauträger zu gering werden. Allerdings handelt es sich nie ausschließlich um die fehlenden Quadratmeter für die am meisten Bedürftigen. Der utopische Kern und das primäre Ziel ist ein »besseres Leben«: ein »Mehr als Wohnen«, zu dem progressive Wohnformen und -typologien und solche Tugenden wie Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Solidarität und Mitverantwortung gehören. Für die Genossenschaften steht weitaus mehr auf dem Spiel als »nur« die Lösung der Wohnungsfrage. Es geht um den Aufbau einer besseren Gesellschaft. Die Frage der Bodenpolitik ist für diese Wohnform der Gemeinschaft – die Gesellschaft im Taschenformat einer Siedlung – von zentraler Bedeutung. Nicht zuletzt stellen Siedlungen der letzten hundert Jahre typologische Belege für die sich wandelnde Vorstellung zur Form einer »guten Stadt« dar. Der Appell gegen »sittliche Entwurzelung« in Großstädten richtet sich um 1900 vor allem an die neue Schicht der Arbeiter und Angestellten. Die Idealvorstellung von einer Kleinfamilie mit Einfamilienhaus und Garten soll in vorstädtischen Gartenstadtsiedlungen mit sozialerzieherischem Impetus verwirklicht werden. Die zunehmende Kritik an der Eintönigkeit moderner Stadtplanungen mündet einige Jahrzehnte später im neuen Leitbild der urbanen Dichte. Ein wiedererwachtes Interesse an genossenschaftlichen Planungen ist bedingt durch zunehmende soziale Verschiebungen – unter anderem von Familien zu Single- und kollektiven Haushalten – und die damit zusammenhängende Wiederentdeckung der Stadt. Heute steht nicht mehr die moderne Großstadt im Visier der gesellschaftlichen Kritik. Gleichermaßen wird die Kleinfamilie nicht mehr als rettende Gemeinschaftszelle einer »natürlichen« Gesellschaftsordnung verstanden. Nichtsdestotrotz bleibt Gemeinschaft ein immerwährendes Vorbild auf dem Weg zu einem besseren Leben.
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Altar
»It was evident to me that the evil was universal; that, in practice, none was in the right path – no, not one; and that, in order to remedy the evil, a different one must be pursued. [...] in short, that the minds of all men must be born again, and their knowledge and practice commence on a new foundation. « Robert Owen
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Harmonische Diktatur des Guten Der Altar verkörpert die melancholische Utopie der Siedlung. Als dritter Weg zwischen den politischen und wirtschaftlichen Extremen wies die Siedlung einst den Weg in eine harmonische Zukunft. Sie ist das Sediment virulenter Eingebungen und Sehnsüchte, ein Symptom der diktatorischen Gelüste von Utopisten und Philanthropen, eine Leinwand für deren erzieherische Fantasien. In der Utopie der Siedlung herrscht die harmonische Diktatur des Guten. Im Altar der Utopie sprengt die Siedlung die Fesseln der Realität. Die strahlende Stadt läuft dem Horizont entgegen, Dammerstock verlängert sich in die Unendlichkeit, das Phalansterium überzieht die Erde mit süßer Harmonie und die Supersiedlung Ikara strebt strahlenförmig der Sonne entgegen. Gelassen schauen wir zu, wie die Phantasmen der Siedlung in die zweidimensionale Ferne laufen.
Orgien und Anti-Löwen »Es ist wahr, Fourier ist nicht aus der Hegelschen Theorie hervorgegangen und hat deshalb leider nicht zur Erkenntnis der absoluten Wahrheit, nicht einmal zum absoluten Sozialismus kommen können; es ist wahr, Fourier hat sich durch diesen Mangel leider verleiten lassen, die Methode der Serien an die Stelle der absoluten Methode zu setzen, und dadurch ist er dahin gekommen, die Verwandlung des Meeres in Limonade, die couronnes boréale und australe (…), den Anti-Löwen und die Begattung der Planeten zu konstruieren, aber wenn es so sein muß, will ich doch lieber mit dem heitern Fourier an alle diese Geschichten glauben, als an das absolute Geisterreich, wo es gar keine Limonade gibt, an die Identität von Sein und Nichts und die Begattung der ewigen Kategorien.«
gesellschaftlicher Klassen sind in den weiten Flügeln des Phalansteriums vereint. Zwischen den Palästen erstrecken sich paradiesische Gärten mit opulenten Lust- und Schmuckgebäuden, die sich aus den absolutistischen Schlossanlagen in den Frühsozialismus hinüber gerettet haben.
Mit hedonistischer Selbstverständlichkeit wird im Schlaraffenland der Gegensatz von Stadt und Land aufgehoben, den der industrielle Kapitalismus nicht zu überwinden vermochte.
Friedrich Engels, Ein Fragment Fouriers über den Handel, 1845 Mit den Worten »L‘imagination au pouvoir« (Die Fantasie an die Macht) verkündet Charles Fourier seinen kosmischen Weltplan zur Rettung des Universums, der Gesellschaft, sowie der modernen Psyche. Die Siedlung wird zum Portal in das Erdzeitalter der kosmischen Harmonie. In Fouriers Phalansterien verschmelzen sozialistische mit erotischen und naturwissenschaftlichen Fantasien.
Sobald die Erde erst in regelmäßigen Abständen mit Sozialpalästen überzogen ist, in denen die Phalangisten in gemeinschaftlicher Harmonie hausen, wird sich auch das übrige Universum nach deren Vorbild einrichten. Das Phalansterium sieht den mächtigen Schlossanlagen Versailles verblüffend ähnlich und soll selbst deren Kapazitäten noch sprengen. Dieser frühe soziale Wohnungsbau ist für exakt 1620 Personen vorgesehen. Statt puristischer Reduktion und bauwirtschaftlichen Sachzwängen, prägt sozialistischer Barock die luxuriösen Paläste. Über klimatisierte Glasgalerien auf mehreren Geschossen werden Wohnungen erschlossen, die zur Mitte der Flügelbauten immer großzügiger und prächtiger werden. Vertreter aller
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Die rhythmischen Abläufe im Zeitalter der Harmonie sind – vom Tagesablauf der Phalangisten bis zum ausgewogenen Lauf des Universums – vorausgeplant. Sogar die Naturgesetze werden sich der Fourierschen Idealordnung beugen; ihre erotischen Anziehungskräfte breiten sich auf Natur und anorganische Materie aus. Analog zum gesellschaftlichen Wohlklang lösen sich solche Unzulänglichkeiten, wie eine unordentliche Erdrotation, unangenehmes Klima oder gar nutzlose Tiere auf. Unter der wohltuenden Strahlung der »borealen Krone« werden sich Löwen und Haie in Anti-Löwen und Anti-Haie verkehren, um die Phalangisten in ihrem Vergnügen demütig zu unterstützen. Vermittelt dieses reibungslose Uhrwerk zunächst einen etwas klaustrophobischen Eindruck, so stellt das Phalansterium auch einen Akt utopischer Befreiung dar. Anders als in Thomas Morus Utopia oder Étienne Cabets Ikarien werden den Phalangisten (statt gar keiner) gleich zwölf unterschiedliche Leidenschaften zugestanden. Jene müssen sie, um ihrer geistigen Harmonie willen, unablässig zügellos ausleben. Ungehemmt geben sich die Bewohner »ehrbaren Orgien« voller erotischer, kulinarischer und kultureller Genüsse hin. Fourier macht nicht vor der sexuellen Befreiung halt: Die Institution der Familie löst sich zugunsten eines emanzipierten Kollektivs auf – die Kinder werden in »Serien« von Heranwachsenden aufgezogen, die Hausarbeit kollektiv ausgeübt.
Allerdings müssten wohl die »Anti-Löwen« die exquisiten Konsumgüter für das angenehme Leben bereitstellen. Schließlich war in den Phalansterien keine industriell organisierte Warenproduktion vorgesehen. Da gewaltsame Umstürze als unwillkommene Brüche in seinem Weltplan wahrgenommen werden könnten, lehnt Fourier die Revolution als Weg ins siedlerische Schlaraffenland ab. Kompromissbereit genehmigt er seinen Phalangisten den Besitz von Privateigentum – wobei dieser spätestens im Zeitalter der Harmonie, in dem die Arbeitserzeugnisse der Phalanx vergesellschaftet werden, keinen großen Einfluss mehr spielen sollte. Ein böses Ende kündigt sich aber auch im Fourierschen Siedlungsparadies an. Nach dem zeitlich klar begrenzten Zeitalter der Harmonie wird die Welt bereits nach wenigen Jahrtausenden wieder zu ihrem konfusen Zustand zurückkehren, um letztlich ihrem sicheren Untergang, Barbarei und anderen Unannehmlichkeiten entgegenzugehen.
Der Erfinder des Phalansteriums starb 1837 als verarmter Winkeladvokat, bevor er einen einzigen zufriedenstellenden Siedlungspalast umsetzen konnte. Nur Fouriers Grabstein verkündet noch:
»Ici sont déposés les restes de Charles Fourier La série distribue les harmonies. Les attractions sont proportionnelles aux destinées.« (Hier liegen die Überreste von Charles Fourier. Die Serie verteilt die Harmonie[n]. Die Leidenschaften stehen den Schicksalen proportional gegenüber.)
Familistère oder Revolution »Die Kolonie (…) ist (…) den Sozialisten Owen und Fourier direkt abgeborgt und bloß durch Abstreifung alles Sozialistischen total verbürgert. »Dadurch aber wird sie erst recht utopistisch. Kein Kapitalist hat ein Interesse daran, schnell Kolonien anzulegen, wie denn auch nirgendwo in der Welt eine solche besteht, außer in Guise in Frankreich; und diese ist gebaut von einem Fourieristen, nicht als rentable Spekulation, sondern als sozialistisches Experiment. (…) Und auch diese ist schließlich eine bloße Heimat der Arbeiter-Ausbeutung geworden.« Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, 1872
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Die Siedlungsutopien der frühen Sozialisten teilen das fatale Schicksal, umgesetzt worden zu sein. Während philanthropische Industrielle deren architektonische Gestalt teils verblüffend direkt übernahmen, ging der Sozialismusgedanke auf dem Weg in die Realität stets verloren. Das Familistère in Guise stellt den einzigen ernst zu nehmenden Versuch dar, die Idee eines Phalansteriums umzusetzen. Zwar ist unklar, ob der Bauherr und experimentierfreudige Fabrikant Jean-Baptiste André Godin tatsächlich den Weg ins Zeitalter der Harmonie beschreiten wollte, doch selbst Kritiker gestehen ihm zu, sich selbst für einen Fourieristen gehalten zu haben – immerhin galt er als ein »gefährlicher Sozialist«. Die Silhouette des Phalansteriums wurde übernommen und die klimatisierten Wohngalerien in Form von glasüberdachten Innenhöfen ausgeführt. Und, obwohl Familistère bei Weitem nicht die monumentalen Ausmaße eines idealen Phalansteriums erreichte, so entsprach zumindest seine Bewohneranzahl einer Fourierschen Phalanx. Trotz einer formalen Verwandtschaft stellte sich Godins Arbeiterpalast eher als die prüde Zwillingsschwester des Phalansteriums heraus, welche sich auf halbem Weg zum sozialistischen Schlaraffenland für kleinbürgerliche Langeweile entschied: Wie in der Namensgebung der Wohnanlage angedeutet, ersetzt die Kleinfamilie im Familistèrium die kollektive freie Liebe.
Den Idealisten Fourier und Owen wurde ihr Hang zur radikalen Neuordnung zum Verhängnis. Beide setzten auf das schlechte Gewissen und die wohlwollende Unterstützung der Herrschenden – der eigentlichen Feinde ihrer Visionen. Ihre Hoffnungen lieferten dem kapitalistischen Paternalismus jedoch erst architektonische Munition. Umgesetzt verwandelten sich die sozialistischen Experimente in paternalistische Fußfesseln, die den »vogelfreien Arbeiter« an Standort und Dienstherren banden.
Die glorreiche Harmonie des Phalansteriums erwies sich als ein kleinbürgerlicher Käfig. Zum Glück der Siedlungsinsassen überschätzten die Paternalisten, Sozialisten und die unverbesserlichen Philanthropen das pädagogische Potenzial der Architektur. Die Vorgärten der Arbeiterkolonien entwickelten sich zu Orten der Solidarität und kollektiver Machtbildung.
Allons en ICARIE!
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Siedlungspädagogik Die Siedlung unterzieht ihre Bewohner einem philanthropischen Sadomasochismus. Sie genießen die wohltuenden Belohnungen und Züchtigungen durch die Architektur. Die Siedlung diszipliniert sie zu produktiven, hedonistischen, ganzheitlichen, demokratischen, indoktrinierten, sesshaften, konsumierenden, abstinenten, wohlerzogenen, völkischen und klassenlosen Subjekten. In seiner Fabriksiedlung New Lanark entwarf der Siedlungspädagoge Robert Owen ein striktes Besserungsprogramm für die arbeitende Bewohnerschaft. Unter der Annahme, dass Sozialisation vornehmlich über äußere Umstände vonstatten geht, bot sich die Siedlungsarchitektur als die Umerziehungsmaßnahme schlechthin an. Der notorische Philanthrop beließ es jedoch nicht bei dem Wohnungsbau und der Errichtung von Kanalisation. Er entwickelte ein ausgefeiltes Erziehungsprogramm, das sich in der Siedlungsarchitektur widerspiegelt.
Das »Neue Institut für die Formierung des Charakters« bildete ein zentrales Element New Lanarks und Owens pädagogischen Konzepts: Dort wurde »Das Kind (…) der falschen Behandlung seiner noch nicht erzogenen und ungebildeten Eltern entzogen, soweit dies gegenwärtig möglich ist. Die Eltern werden vor dem Zeitverlust bewahrt und es werden ihnen Angst und Sorge genommen, die bislang bestanden, wenn sie die Kinder von der Zeit des Laufenlernens bis zum Schulanfang beaufsichtigen mußten. Das Kind wird an einem sicheren Ort untergebracht, wo es mit seinen zukünftigen Schulkameraden die besten Gewohnheiten und Prinzipien erwirbt, während es zu den Mahlzeiten und zum Schlafen in die Obhut der Eltern zurückkehrt, wobei durch die zeitweilige Trennung die gegenseitige Zuneigung wahrscheinlich stärker werden dürfte.« Robert Owen, New View Of Society, 1813 Das Institut beschränkte sich nicht auf die Moralisierung der Jüngsten. Es sollte zum Herz aller gemeinschaftlichen Aktivitäten avancieren. Auch nach außen hin demonstrierte es zahlreichen Besuchern die Vorzüge der Owenschen Erziehungsphilosophie. Folkloristische Tanzaufführungen mit hübschen Gewändern, von Robert Owen entworfen, wurden eingeübt. Karl Friedrich Schinkel lobte die Kleider nach einem Besuch in New Lanark: »Die schöne, überaus malerische Tracht der Mädchen fiel mir hier auf; sie gehen barfuß und tragen einen Peplum und einen dünnen flatternden Unterrock.« Zahlreiche Sozialarbeiter durchkämmten New Lanark, um die Siedlungsbewohner noch gründlicher zu läutern und ihr Verhalten genau zu observieren. Prüfungskommissionen für die Haushaltsführung wurden eingerichtet und der Zustand der Privatwohnungen protokolliert. In der Fabrik ließ Owen seine Arbeiter durch »Silent Monitors« überwachen: Kleine Obelisken, deren Seiten mit unterschied-
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lichen Farben markiert waren und die Selbstdisziplin der Angestellten anzeigten. Täglich lief Owen durch die Fabrik und erfreute sich daran, dass die Obelisken ständig heller wurden. Weitere siedlungspädagogische Experimente, die Owen in Nordamerika plante, scheiterten. Während Owens intellektuelle Anhänger sich nicht als Idealsiedler herausstellten, wollten die tüchtigen »Backwoodsmen« nichts von Pädagogik und Prohibition wissen. Ein ähnlich tragisches Schicksal ereilte das frühsozialistische Wunderland Étienne Cabets, das er 1840 im Roman »Voyage en Icarie« beschrieb. Obgleich in den Fachkreisen verlacht, drängte in Frankreich bald eine mehrere Hunderttausende zählende Anhängerschaft auf die Umsetzung der Supersiedlung Ikarien. Sie folgte Cabets attraktiver Prophezeiung:
»In Ikarien ist nichts dem Zufalle anheim gestellt; Vernunft leite dort alles und jegliches. Daraus werden (es kann nicht fehlen!) Wunder entspringen.« Neben dem Zufall sollte die ikarische Planwirtschaft auch die Sünden der Großstadt ausmerzen: lasterhafte Einrichtungen wie Cafés und Läden, ganz zu schweigen von Bordellen oder Restaurants. Bemitleidenswerte, aber egalitäre Ikarier sollten, von jeglichen Vergnügungen befreit, in den Eisenbetten der immergleichen Reihenhäuser vegetieren. Zur Kompensation wäre jedem Haushalt ein Musikzimmer und Zugang zu kultureller Bildung garantiert. Der Prophet Étienne Cabet nimmt die Großsiedlungen – Schlafstädte mit genügend Abstandsgrün – bereits 1840 vorweg.
Konsens Maschine Die Normen – die aufrichtigen Konsensmaschinen der Moderne – sind Abbilder gesellschaftlichen Einvernehmens über die Welt, das Menschenglück, das Wie des Zusammenseins. Sie sind Garanten des Allgemeinwohls. Ohne die Norm keine Standards; ohne Standards keine Serien- und Massenanfertigung; ohne diese keine Fortentwicklung und kein gesellschaftlicher Reichtum. Alle Normen- und Maßsysteme reflektieren ein Optimum – nie das Absolute; sie sind der kleinste gemeinschaftliche Nenner, ein Abziehbild des optimalen menschlichen Maßes – ein praktikables System zur Festlegung von Normalem und Exotischem. Ein Konsens. Konsens – eine Übereinstimmung von Meinungen; ein Begriff, der auch ohne den Plural auskommt; und der untrennbar ist vom demokratischen Staatsgedanken. Der Gemeinwille ist unzerstörbar – steht in Rousseaus Gesellschaftsvertrag: »Solange sich mehrere Menschen vereint als eine einzige Körperschaft betrachten, haben sie nur einen einzigen Willen, der sich auf gemeinsame Erhaltung und auf das allgemeine Wohlergehen bezieht.« Es scheint, dass der gesunde Menschenverstand ausreichend ist für die Verteidigung von gemeinsamen Interessen, wie es »beim glücklichsten Volk der Welt [der Schweizer Eidgenossenschaft]« der Fall ist. Unter einer Eiche erledigen die Bauern die Staatsgeschäfte – ein ausgezeichnetes Vorbild für andere Nationen.
Mehr als Wohnen Wir bauen ein Quartier, keine Siedlung! Städtebau: futurafrosch/Duplex Architekten Architektur: Duplex Architekten, futurafrosch, Müller Sigrist, pool, Miroslav Šik Ort: Zürich Zeit: 2008-2015
Die Schweizer Konkordanzdemokratie gilt als eine musterhafte Ordnung – als das gelebte Konsensprinzip. Mithilfe der sogenannten Zauberformel wird auch heute noch das siebenköpfige Oberhaupt der Eidgenossenschaft bestimmt. Eingeführt wurde die Zauberformel-Regelung im Jahr 1959, dem Jahr der Kubanischen Revolution. Im Falle der Schweiz endete die Magie der Zauberformel spätestens mit dem Volksentscheid für das Minarettverbot im Jahr 2009. Der Populismus löst den guten alten Konsens ab: als Vollendung eines nationalstaatlichen Spektakels, in 221 Thesen von Guy Debord ein halbes Jahrhundert früher zusammengefasst. Von These Nr. 1 »Alles, was unmittelbar erlebt wurde, ist in eine Vorstellung entwichen« über die Nr. 9 »In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen« zur These Nr. 23 »Hier ist das Modernste auch das Archaischste«. In einer solchen – postdemokratischen – Gesellschaft gibt es kein Außen mehr, »denn das Spektakel ist überall.« Der allseitige Aufruf nach mehr Mitbestimmung stellt sich neuerdings als der »Alptraum Partizipation« heraus, so Markus Miessen. Als »Partizipationskrankheit« wird sie zu einer Notwendigkeit von Harmonie verklärt: Es sind wohl die Nachwehen einer Theorie des kommunikativen Handelns. Der postsozialdemokratische Geist offenbart an dieser Stelle seinen autokratischen Kern.
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Das hundertjährige Jubiläum des gemeinnützigen Bauens in Zürich nahm man zum Anlass für ein zeitgenössisches – in die Zukunft gerichtetes – Wohnprojekt. Ein im Rahmen der Festlichkeiten im Jahr 2007 ausgelobter Ideenwettbewerb wohnen morgen wurde zum Katalysator für eine neue Bauinitiative, an der sich 55 Zürcher Wohnbaugenossenschaften finanziell beteiligten. Die Stadt Zürich stellte eine vier Hektar große Industriebrache am Stadtrand (und in der Nähe der Zürcher Kehrichtverbrennungsanlage) zur Verfügung. Erwünscht war ein vorbildliches Quartier mit einer sozial durchmischten Bewohnerschaft. Die bewusste Ablehnung des Siedlungsbegriffs entspricht der städtebaulichen Geste: Eine offene Bebauung wird der relativen Abgeschlossenheit einer gewöhnlichen Wohnsiedlung entgegengesetzt. Also gilt auch weiterhin: »Gemeinnütziger Wohnungsbau in der Schweiz ist nicht mit (…) Vorstellungen sozialen Wohnungsbaus gleichzusetzen.« Mit der neuen »Anti-Siedlung« soll nicht die Wohnungsnot allein gestillt, sondern auch ein Nutzen für die Gemeinschaft geschaffen werden, eine am Allgemeinwohl orientierte Wohnform.
Siedlungen sind, im Grunde genommen, ein gebauter Konsens: Die Gleichförmigkeit aller ihrer baulichen Elemente symbolisiert die Gleichheit der Gemeinschaftsmitglieder, ihre Abgeschlossenheit gegenüber einer feindselig gestimmten Außenwelt – die Grenze der friedvollen Gemeinschaft. Ein zeitgerechter Abschiedsakt von der Geschichtserzählung der Moderne mit ihren Zonen und Funktionen widerstrebt deswegen der Logik der Siedlung.
Eine Auflösung von Siedlungsgrenzen ist nicht möglich: Es gibt kein Entkommen aus der Diktatur des Guten. Das Gesamtkunstwerk Siedlung bröckelt von Anfang an auseinander. Sein Glück kann nur durch eine Totalüberwachung garantiert werden – wie im Entwurf für eine Idealsiedlung, der 2.000-Tonnen-Stadt von Superstudio: »The buildings, or rather the single, uninterrupted building consists of cubic cells 5 cubits each way«. Die einzelnen Wohnzellen bestehen aus einem opaken Material, das Licht und Luft durchlässt: »In each cell is an individual whose brain impulses are continually transmitted to an electronic analyser on the top of the building (…). The analyser selects, compares and interprets the desires of each individual, programming the life of the entire city moment by moment.« In dieser Stadt wurde der Tod abgeschafft.
Nur wenn einer der Bewohner eine Rebellion gegen das perfekte ewige Leben wagt, »descends [the ceiling panel] with a force of two thousand tons until it reaches the floor.« Eine Abschaffung aller Störungen und Heterogenität ist wohl der falsche Weg, denn: »Partizipation ist Krieg«. (Miessen). Die Selbstverständlichkeit des Guten – als Mythos einer Gemeinschaft, in der ein Konsens aller Mitglieder stillschweigend vorausgesetzt wird – muss folglich in Frage gestellt werden. Eine Folge von 1968 war die Forderung, Differenz einzugestehen– »the specificity of histories, identities, and desires – be acknowledged at all times« (Liam Gillick). Der Demokratisierungstraum der 68er-Generation löste sich allerdings im Opportunismus auf:
»Questioning hierarchies led to anxieties, opportunism, and genuine fear as traditional sites of production in the West were dismantled, and more zones of daily life (…) became absorbed within speculative models of exchange.« Das aufklärerische Licht des Verstandes erweist sich im Licht einer Dialektik der Aufklärung als eine finstere Angelegenheit. Ein Alternativszenario liefert die Staatstheorie von Thomas Hobbes, denn ein »Krieg herrscht, solange die Menschen miteinander leben«. Dieser Krieg, »den jeder einzelne gegen jeden führt« kann ausschließlich durch einen äußeren Zwang unterdrückt werden. Hobbes‘ Leviathan, der Staatskörper, symbolisiert diese Ambiguität des Guten: als ein grauenvolles Ungeheuer, das durch die Gemeinschaft der Menschen gebildet wird, um anschließend durch diese gebändigt zu werden. Von den kategorischen Gestaltungsanordnungen – als »falsch-richtig«-Kataloge eines Camillo Sitte oder der Bauhaus-Apologeten – führt der Bogen der Geschichte zu Verwaltungsanweisungen des sozialen Wohnungsbaus. Die Kritik der Postmodernen zielte auf die Wiederentdeckung der freien Gestaltung. Aber das schlussendlich ökonomisch-sozial bedingte enge Korsett der gestalterischen Optionen konnte auch nicht das humane Dilemma von Freiheit und Gleichheit lösen. Ein konflikthafter Konsens hat das Potenzial, das Problem der Ausgrenzung zu überwinden, so Chantal Mouffe. Wenn die politische und ökonomische Ordnung der Gesellschaften nicht von Antagonismen befreit werden kann – dies wäre eine sehr idealistische Vorstellung – soll der Konflikt an die Stelle des Konsens treten. Die antipolitische Vision einer globalen Zivilgesellschaft zielt »auf die Schaffung einer Welt jenseits von links und rechts«,
»jenseits von Hegemonie«, »jenseits von Souveränität« und »jenseits von Antagonismus« ab (Mouffe). Ausgerechnet dieses Bestreben führt seit den 1990er-Jahren nur zu einer Verschärfung von Grenzen und Ausgrenzungen. Mouffe postuliert: »Ich behaupte, es ist nicht nur konzeptionell falsch, sondern auch mit politischen Gefahren verbunden, wenn das Ziel der demokratischen Politik in Begriffen von Konsens und Versöhnung anvisiert wird.« Siedlungen waren einst als Räume des Gemeinsamen und des Individuellen gedacht. Der Preis hierfür war ihre Absonderung zwischen dem »Innen« der Siedlung und dem »Außen« der sie umgebenden Stadtlandschaft. Die Idee der Siedlung als einer Totalität ist ein »Mini-Empire«, mit den Siedlungsgenossen als Multitude. Die Multitude »lässt sich nicht auf eine Einheit reduzieren und unterwirft sich nicht der Herrschaft des Einen«. Trotzdem bleibt die von Hardt und Negri propagierte Vielheit von »einem expansiven, einschließenden biopolitischen System« auf die tatsächlichen oder imaginären Siedlungsgrenzen beschränkt. Dessen ungeachtet geistert die diskursive Formation des Siedlungsbegriffs durch Städte und Länder, Architekturfakultäten und Planungsämter: als Versprechen einer ultimativen Beseitigung des Wohnproblems, als Hoffnung auf ein ungezwungenes Gemeinschaftsglück.
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Maschi
»WIR WOLLEN BEFREIT SEIN: vom vom vom vom vom vom
Haus mit dem Ewigkeitswert Haus mit den teuren Mieten Haus mit den dicken Mauern Haus als Monument Haus, das und durch seinen Haus, das die Arbeitskraft
und seiner Folge und seiner Folge Unterhalt versklavt der Frau verschlingt.
WIR BRAUCHEN DAFÜR: das billige Haus das geöffnete Haus das Haus, das uns das Leben erleichtert.« Sigfried Giedion
ine
Glashäuser und Staubsauger Die Glasarchitektur ist ein kristallener Leuchtturm, mit dem die Siedlung aus der Misere des Ersten Weltkriegs gelotst wurde. Als Mitglied im »Arbeitsrat für Kunst« zeigte Bruno Taut ein entschiedenes Desinteresse gegenüber der Realisierbarkeit seiner Visionen. Die Realitätsverweigerung war zugleich ein utopisches Versprechen für eine glorreiche Zukunft. Schließlich musste dem praktischen Wohnungsbau eine »Revolution im Geistigen« vorangehen. Taut forderte die »Unterstützung baulicher Ideen, welche über das Formale hinweg die Sammlung aller Volkskräfte im Sinnbild des Bauwerks einer besseren Zukunft anstreben und den kosmischen Charakter der Architektur, ihre religiöse Grundlage aufzeigen, sogenannte Utopien.« Er baute das gläserne Gedankengebäude des anarchistischen Dichters Paul Scheerbart weiter: »Lasst sie zusammenfallen, die gebauten Gemeinheiten! – Steinhäuser machen Steinherzen.« – und anders herum. Die Technik würde sich der Wunderwaffe der Glasarchitektur beugen, damit Glasstädte und strahlende Stadtkronen Wirklichkeit werden können. Der spätere Bauwirtschaftsorganisator Walter Gropius behauptete in den frühen 1920er-Jahren: »Gnade der Phantasie ist wichtiger als alle Technik, die sich immer dem Gestaltungswillen der Menschen fügt.«
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Bruno Tauts Siedlungen sind von kristalliner Schönheit. Sie bedecken die Welt bis in die hochalpinen Berggipfel. Die glorreiche Glasmoderne dient als Theoriestaubsauger, der sich von den muffigen Ablagerungen auf dem Erdreich befreit: »Der Staubsauger auch im Park zugleich als Insektenvertilger. Der Staubsauger wird in allernächster Zukunft uns so wichtig erscheinen wie die Wasserleitung. Und man wird den Staubsauger auch im Park verwenden, da die parkettierten Parkwege vom Staube freizuhalten sind. Dann wird man naturgemäß die Staubsauger auch als Insektenvertilger gebrauchen. Es ist geradezu haarsträubend, daß der Staubsauger heute noch nicht zum Insektenvertilgen gebraucht wird.« Paul Scheerbart, Glasarchitektur, 1914
Rationierte Neue Welt »Es ist höchste Zeit, in das Stadium nüchterner Rechnung und exakter Auswertung praktischer Erfahrung zu treten (…) Das Wohnhaus ist ein betriebstechnischer Organismus, dessen Einheit sich aus vielen Einzelfunktionen organisch zusammensetzt. Während der Ingenieur seit langem bewusst für die Fabrik und das Erzeugnis, das aus ihr hervorgeht, die knappste Lösung sucht, die mit möglichst geringem Aufwand an mechanischer und menschlicher Arbeitskraft, an Zeit, Material und Geld ein Maximum an Leistung ergibt, beginnt die Bauwirtschaft erst seit kurzem ihren Kurs auf ein gleiches Ziel für den Bau von Wohnhäusern zu richten. Bauen bedeutet Gestaltung von Lebensvorgängen. Die Mehrzahl der Individuen hat gleichartige Lebensbedürfnisse. Es ist daher logisch und im Sinne eines wirtschaftlichen Vorgehens, diese gleichgearteten Massenbedürfnisse einheitlich und gleichartig zu befriedigen.« Walter Gropius, Systematische Vorarbeit für rationellen Wohnungsbau, 1927
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Die Siedlung war das Morgen des Gesterns – eine Architektur der im Kommen begriffenen Neuen Welt. Sie verlangte nicht nur nach einer planerischen, sondern auch nach einer geistigen Tabula Rasa. Durch den Anstieg des Auftragsvolumens nach dem ersten Weltkrieg geriet das Neue Bauen in Zugzwang. In Zeiten der Knappheit wurde es zum Ziel der Planer, jeder Person ihre »mietbare Ration Wohnung« (Gropius) zuteilen zu können. Im Namen eines erschwinglichen »Wohn-Fords« wurde die Siedlung umfassenden Rationalisierungsmaßnahmen unterzogen: unter Aussonderung von entbehrlicher Gemütlichkeit und ruraler Romantik, Optimierung der Siedlungsgemeinschaft zu einem homogenen Miteinander, Umstrukturierung der Wohnabläufe nach dem Vorbild moderner Fabriken und einer Reduktion der Architektur auf die notwendigsten Elemente. Ludwig Hilberseimer proklamierte emphatisch: »Rationelles Denken, Zielsicherheit, Präzision und Ökonomie, Eigenschaften, die die Ingenieurwerke auszeichnen, müssen zur Basis der neuen Architektonik werden. Alle Objekte müssen in sich erfaßt, auf ihre letzte Wesensform reduziert, sinnvoll organisiert, zur letzten Vollendung gebracht werden.« »Alle Objekte« schließt die Bewohnerschaft mit ein. Die künftige Weltstadt muss als die »größte Isolation und engster Zusammenschluss« mit der bürgerlichen Wohnidylle der Vergangenheit brechen: »Tausendfach verstärkter Lebensrhythmus verdrängt in ihr in raschem Tempo das Lokal-Individuelle.« Während der Großteil der wohnungssuchenden Bevölkerung noch immer an Kleingärten und Reihenhäusern festhielt, rasten in den Architektenköpfen schon unablässige Verkehrsströme durch hochtechnisierte Stadt-Maschinerien aus Autobahnen, Wohnzellen, Schnellzügen und Großraumbüros. Im Rahmen ihrer wohn-kulturellen Sparmaßnahmen kalkulierten die »Organisator[en] der Bauwirtschaft«, wie Gropius sich selbstbewusst nannte, die absoluten Mindestanforderungen für »scharf funktionsgetrennte«
und größenoptimierte Räume bis auf den letzten Zentimeter. Vom Ballast der Vergangenheit befreit, erstrahlte die Neue Welt, gleichwohl sie in optimierten Wohnzellen eingesperrt war. Die Siedlung musste zum Heim vom Fließband werden, schließlich gilt hier die Formel: das »Massenprodukt als Kennzeichen wahrer Gemeinschaft« (Hannes Meyer). In ihrer klassenbefreiten Gleichwertigkeit erfüllte die maschinelle Massenwohnung als »Apparat für körperliche und seelische Bedürfnisse« die Befriedigung von gleichen Bedürfnissen mit standardisierten Mitteln. Im Namen des Existenzminimums verlangten die Architekten einen Abschied von den kleinbürgerlichen Idealen und Kommoden. Wie das Massenornament der exakt synchronen Beinbewegungen der Tillergirls richten sich die unzähligen Wohnungen des Neuen Bauens nach dem Sonnenverlauf. Und mag diese indifferente Schönheit auch weiter nichts bedeuten, so behauptet sie zumindest, nicht das überkommene Gestern zu reproduzieren. Die technische Apotheose der Siedlung heißt Groszstadt:
»Vielerleiheit nach einem allgemeinen Gesetz zu formen, ist, was Nietzsche unter Stil überhaupt versteht: der allgemeine Fall, das Gesetz wird verehrt und herausgehoben, die Ausnahme wird umgekehrt beiseite gestellt, die Nuance weggewischt das Maß wird Herr, das Chaos gezwungen Form zu werden: logisch, unzweideutig, Mathematik, Gesetz.« Ludwig Hilberseimer, Groszstadtarchitektur, 1927
Haushaltstaylorismus »›Die befreite Wohnung‹, so lautet der Titel eines neuen Büchleins von S. Giedion (…) Und wer wurde dabei befreit? (…) Bei der Wohnung nicht etwa der Bewohner (…) nein – der Architekt, der nun erst den in sein Zuchthaus könnte man sagen Einziehenden befehlen kann: an dieser Stelle habt ihr zu schlafen, an dieser zu essen, an jener zu arbeiten, und wehe, wenn ihr es anders tut, denn dann geht es eben nicht« Bruno Taut, Die Vollkommene Wohnung, 1929 Als eine industrielle Typologie ist die Siedlung in übergeordnete Wertschöpfungsprozesse eingegliedert. Sie ist eine Fabrik der Reproduktion. Ihre Belegschaft stellt unablässig die Ware »Arbeitskraft« her. Um die Wohnprozesse produktiver zu gestalten, wurden in den Siedlungen des Neuen Bauens die Verrichtungen des Alltags aufgesplittet, reorganisiert und rationalisiert. Sie fungierten als Ausbildungsstätten der Industriearbeit, denn »Die Wohnprozesse sollten die Bewohner erziehen, sie das der Industrievergesellschaftung angepasste Wohnen und Leben lehren.«; der erste Schritt zur Entfremdung der Wohnung.
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Die Wohnanweisungen des »Frankfurter Registers« stellen eine effiziente Einwegkommunikation dar: Verschnörkelter Griff: »falsch«. Türgriff nach Art des Neuen Bauens: »richtig«. Wie selbstverständlich förderten die Siedlungsplaner das Berufsbild der »modernen Hausfrau« als Arbeitskraft innerhalb der Reproduktionsmaschinerie. Um ihren Arbeitsplatz zu optimieren wurden klassische Methoden des Taylorismus angewendet: Leistungsort und Leistungszeitpunkt der Hausarbeit wurden durch Funktionstrennung analog zu Stadt- und Grundrissebenen genau definiert. Besonders die Arbeitseinheit der Küche zog große Aufmerksamkeit auf sich. Prozessoptimierte Schiffskombüsen und Speisewagen wurden zu Rate gezogen, um die Arbeitswege der Hausfrauen zu verkürzen und eine parallele Überwachung von Kindern und Küche zu ermöglichen; zweckmäßige optimal bemessene Festeinbauten sollten das Hantieren und Arbeiten bedeutend erleichtern. Die tayloristische Forcierung eines »One Best Way« kam auch in den hauswirtschaftlichen Studien Margarete Schütte-Lihotzkys zum Tragen: »Grundsätze arbeitssparender, wirtschaftlicher Betriebsführung, deren Verwirklichung in Fabriken und Büros zu ungeahnten Steigerungen der Leistungsfähigkeit geführt hat, [werden] auf die Hausarbeit übertragen. Wir müssen erkennen, dass es für jede Arbeit einen besten und einfachsten Weg geben muß.« Schütte-Lihotzky, Rationalisierung im Haushalt, 1926
Wanted: Onkel Tom Dem gemeinnützigen Wohnungsbau wohnte einst ein heute nahezu vergessenes, dissidentes Potenzial inne. Dessen offensiver Humanismus machte auch vor der Politik keinen Halt. Die Entstehungsgeschichte der Siedlung Onkel Toms Hütte: Anstelle eines Villenquartiers planten Martin Wagner und Bruno Taut eine Siedlung in »Zeilenoptik«, mit flachen Dächern und Mietwohnungen. Als die zuständigen Behörden das radikale Siedlungsprojekt ablehnten und eine Baugenehmigung entschieden verweigerten, veranlasste Wagner den Baubeginn ohne eine amtliche Zustimmung. Die Polizei beendete die laufenden Erdarbeiten. Für die Befugnisübertretung drohte dem Architekten eine Haftstrafe. Lakonisch entgegnete Wagner:
»Ich würde es im Interesse eines gesünderen beamtenmäßigen Geschäftsverfahrens vorziehen, die mir zur Wahl gestellten 10 oder 15 Tage Haft zu verbüßen, um der Allgemeinheit zu zeigen, wie ein bisher völlig unbestrafter Bürger von der Gemeindeverwaltung Groß-Berlin angefasst wird, wenn er sich bemüht, die Wohnungsnot auf beschleunigtem Wege abzustellen.«
Ernst Neuferts letale Hausbaumaschine Die maschinelle Serienproduktion von additiven Zeilen stellte sich als die unausweichliche Konsequenz der Rationalisierung heraus. Für eine »konsequente hygienegeleitete Formreduktion« des haussmannschen Blocks zu einer idealen Zeile agitierte Ernst May in seinem Propagandamagazin »Das Neue Frankfurt« in drei – leicht verständlichen – grafischen Schritten. Von einer rhythmisierten Siedlungsstruktur reduzieren sich die Baukörper zunehmend zu generischen Idealzeilen in einem gleichförmigen Raster. May: »Unbedingte Gleichwertigkeit ist zu erzielen durch Übergang zur Einzelreihenbebauung.«
Alexander Klein dringt in das Innere des Rasters: In seinen Grundrisstabellen berechnet er mit einer erstaunlichen Präzision die Abmessungen der Wohnräume nach idealer Belichtungstiefe und Durchlüftungsfrequenz. In alternativloser Nord-Süd-Ausrichtung wird die optimierte Zeile zum additiv-seriellen Grundbaustein der Siedlung. Sie inkludiert eine Reihe an gleichwertig belüfteten und belichteten Durchschnittsindividuen. Die Siedlungsfabrikation folgte auf der Suche nach einer totalen Typisierung dem optimalen Menschenmaß, das zur Grundlage des Heims vom Fließband wird. Der prominenteste Maß-Forscher war und bleibt der deutsche Architekt Ernst Neufert. In seinen Studien und Zeichnungen sind die genormten Menschen in anhaltender Peinlichkeit um exakte Zentimeter nach vorne gebeugt. Von der Wiege über das King-Size-Bett bis zum Sarg werden sie von passgenauen Räumen umgeben. Die normierte Massenwohnung ergänzte den nationalsozialistischen Bauernstaat um eine technokratische Komponente des Neuen Bauens. Nach dem Fall des Bauhauses wechselte Ernst Neufert in die Planungsämter des Dritten Reichs ohne sich jemals von seinen früheren Fragestellungen gänzlich abzuwenden. Unter umgekehrtem ideologischen Vorzeichen entwickelte er die Bauentwurfslehre im »Geist der Normung« weiter in Richtung des angestrebten Endziels: totale Normierung der Architektur. Als Vorsitzender des Baunormierungsausschusses veröffentlichte Neufert, mit Albert Speer als Herausgeber des Bandes, 1943 die BOL: Bauordnungslehre. Die Einführung beginnt mit den Worten Speers: »Der totale Krieg zwingt zur Konzentration aller Kräfte auch im Bauwesen. Weitgehende Vereinheitlichung zur Einsparung technischer Kräfte
und zum Aufbau rationeller Serienfertigung ist die Voraussetzung zu einer Leistungssteigerung, die zur Bewältigung unserer großen Bauaufgaben erforderlich ist.« Das Buch endet mit dem Zitat Nietzsches:
»Das, was die Moral, ein Gesetzbuch schafft: Der tiefe Instinkt dafür, daß erst der Automatismus die Vollkommenheit möglich macht im Leben und Schaffen.« In der BOL präsentierte Neufert unter anderem den ersten 3D-Drucker für Wohngebäude: Die letale Hausbaumaschine. Unabhängig von Wetterbedingungen rollt dieses martialische Konstrukt auf Schienen voran und hinterlässt fünfgeschossige Beton-Zeilen. Ein Heer gesichtsloser Bauarbeiter bedient den gerüstartigen Moloch Tag und Nacht und führt der Architekturmaschinerie streng nach Bauzeitplan Materialien zu, verschiebt interne Schalungswagen und verlegt in Gleichform Bewehrungseisen. Eine strikte Taktung der Arbeiten ermöglicht eine enorme Bauzeitersparnis. Der hocheffiziente Zeilendrucker sollte nach dem »Endsieg« einen Blitz-Wiederaufbau ermöglichen. Auch wenn die Hausbaumaschine einen entscheidenden Nachteil hatte – ausschließlich schnurgerade Zeilen von unendlicher Länge produzieren zu können – inspirierte sie nach Kriegsende zu verschiedensten Experimenten und Entwürfen. Die Versuche an einer vergleichbaren Maschinerie wurden in der DDR erst aufgegeben als die Todesfälle in der Belegschaft überhand nahmen.
Existenzminimum Ist das Existenzminimum eine Sache der Notwendigkeit oder ein Luxus? Ist die Entscheidung für ein Weniger an Platz und Raum ein Zeichen der freiwilligen Askese eines aufgeklärten Bürgers? Oder setzt das »Minimum« ein Streben nach dem »Maximum« voraus? Für Sigfried Giedion heißt die Bauaufgabe beim Siedlungsbau, Wohnungen für das Existenzminimum, »für die Leute mit dem kleinsten Einkommen« zu schaffen. Mit Licht und Luft als Penicillin-Substitute und den Grünflächen zur Augenfreude als Landschaftsersatz. Der Architekturpoet Le Corbusier fügt hinzu: »Das Gesetz der Sparsamkeit lenkt gebieterisch unser Tun und Denken.« Dazu muss die »geistige Voraussetzung für das Bewohnen von Serienhäusern« gegeben sein.
Auf dem zweiten Internationalen Kongress für Neues Bauen, vor der perfekten Kulisse der Siedlungen des Neuen Frankfurt geht es um die »Wohnung für das Existenzminimum«. Ihre Merkmale sind Standardisierung, Typisierung, eine »Verbindung der Architektur mit der Wirtschaft«, ein Optimum an Wohn- und Fensterflächen, eine Neudefinition der Wohnfunktion. Das Existenzminimum kann nicht auf eine rein quantitative Erfüllung des Wohnbedarfs beschränkt werden. Das soziale Moment ist in zweierlei Hinsicht zu sehen: es galt nicht (nur), die dramatische Wohnungsnot durch moderne Wohnbauten zu beseitigen, genauso stellt sich auch die Frage nach einem neuen Wohnverständnis. Die Siedlungen mit den Wohnungen für das Existenzminimum sind darüber hinaus Gestaltungsformen, die der jeweiligen Produktionsgrundlage entsprechen sollen, als Organismen, in deren einzelnen Zellen eine »Neue Welt« im Entstehen begriffen ist. Eine Minimalwohnung verlangt zuallererst nach Festlegung eines »biologischen« Minimums gegen »den Niedergang der Gesundheit der Großstadtbevölkerung«, so Ernst May; anstelle der Raumfrage geht es um Licht, Sonne, Luft und Wärme – »vergrößert die fenster, verkleinert die räume, spart eher an nahrung als an wärme«, ruft Walter Gropius aus. Dem Wohnen kommt insgesamt keine repräsentative Funktion mehr zu: »Noch heute fällt es vielen Architekten außerordentlich schwer, zu begreifen, daß bei dem Wohnungsbau die äußere Massengestaltung und die Fassadengliederung keineswegs als die Hauptaufgaben des Architekten zu betrachten sind, sondern daß die Durchkonstruktion der Einzelwohnzelle nach den Grundsätzen eines modernen Wohnbegriffes den wichtigsten Teil des Problems ausmacht« (Ernst May). Die Großstadt Ludwig Hilberseimers, bisher die »höchste Stufe der menschlichen Gemeinschaftsbildungen«, ist ein Produkt ihrer Zeit, eine natürliche Folge der Industrialisierung und ökonomischen Entwicklung; eine »Schöpfung des allmächtigen Großkapitals« und »eine Ausprägung seiner Anonymität«. Die bisherige Desorganisation des Stadtkörpers soll allerdings einem Plan weichen, bei dem die Rationalisierung aller Lebensbereiche auf die Ebene der Großstadt übertragen wird und das bisherige Chaos beseitigt. Das Programm einer solchen Stadt der Zukunft wird »den Charakter eines planvollen Gebildes, eines völlig durchdachten Organismus haben«. Eine vollkommene Trennung aller Funktionsabläufe genügt aber nicht für die Herstellung der absoluten Ordnung: Das Stadtraster basiert auf der kleinstmöglichen Wohneinheit, die an den Bettmaßen angepasst wurde.
Die »Einzelwohnzelle« – die in die Praxis umgesetzte Idee des Existenzminimums – ist ein moralisches Standbein des modernen Bauens, dessen zweites Standbein die kapitalistische Industriewirtschaft ist. Walter Gropius stellt »die genossenschaftliche zukunftsepoche mit dem genossenschaftsrecht« in Aussicht. Eine allmähliche Auflösung der Familie, wofür das »Zweikindersystem« ein Zeichen bietet, drängt gleichermaßen in Richtung der individuellen Wohnzellen innerhalb der genossenschaftlichen Wohneinrichtungen (analog zu den sowjetischen Kommunewohnhäusern der 1920er-Jahre): »die erkenntnis der schwächen der individuellen hauswirtschaft erweckt den gedanken an neue formen von großhaushalten, die der einzelnen frau teile ihrer hauswirtschaftlichen obliegenheiten durch zentrale organisation besser und wirtschaftlicher abnehmen«. Die in der Ausstellung und im Katalog gebotenen Grundrisslösungen bleiben trotz solcher Ansagen verkleinerte Versionen bürgerlicher Lebensmodelle. Die meisten Bauten richten sich fast ausschließlich an Kleinfamilien; Gemeinschaften und nicht familiäre Wohnräume werden kaum berücksichtigt. Die Minimalwohnung für in die Städte neu hinzugezogene Arbeiter und Angestellten fungiert zugleich als Übungsplatz für städtisches Wohnen: mit Wohnzimmern und modern eingerichteten Küchen, standardisierten Möbeln und Fluren für die werdenden Stadtmenschen. Die »Neue Welt« verlangt nach »Neuen Menschen«. Das Existenzminimum begreift Hannes Meyer als ein Gesamtkunstwerk: das »Co-op Interieur«. In der neuen Kunst des Wohnens hat der bürgerliche Individualismus nichts mehr zu suchen. Stattdessen dient die, auf wenige standardisierte Wohngegenstände reduzierte Wohnumgebung einer Befreiung des noch »erdgebundenen Geistes« des neuen Menschen:
»Unsere Wohnung wird mobiler denn je: Massenmiethaus, Sleeping-car, Wohnjacht und Transatlantique untergraben den Lokalbegriff der ›Heimat‹. Das Vaterland verfällt. Wir lernen Esperanto. Wir werden Weltbürger.« Das Dasein wird von allem Persönlichen, von allem Materiellen gereinigt – »An die Stelle schöner Illusion tritt körperliche Wirklichkeit. Sport eint den Einzelnen mit der Masse. Sport wird zur hohen Schule des Kollektivgefühls.«
Siedlung Halen Überall nimmt zur Zeit das Verlangen nach Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen der individuellen und der kollektiven Sphäre zu. Sigfried Giedion
Das neuartige Konzept, eine dichte Reihenhausbebauung aus vorgefertigten Stahlbetonelementen und radikal engen Haustiefen von vier bis fünf Metern, erweist sich aber als Misserfolg sowohl bei den Hypothekenanfragen als auch zunächst bei den potenziellen Käufern. Gerettet werden die – nach dem Grundstückserwerb in Halen bei Bern 1956 kurz vor der Pleite stehenden – Architekten durch einen Kredit des Schweizer Bauunternehmers Ernst Göhner. Nach jahrelanger Werbung und trotz großem Interesse des Fachpublikums wird die letzte Hauseinheit erst 1963 verkauft. Die rigide Geometrie der in Schottenbauweise errichteten Siedlung sieht eine klare Differenzierung zwischen den privaten, halböffentlichen und öffentlichen Flächen vor. Während die privaten Gärten hinter den hohen Betonmauern liegen, bilden die Patios vor den Hauseingängen eine Zwischenschicht zwischen öffentlichen Wegen und privaten Hausräumen. Alle Siedlungsbauten gruppieren sich um einen zentral angeordneten Platz, an dem die wichtigsten kollektiven Einrichtungen liegen.
Architektur: Atelier 5 Ort: Halen bei Bern Zeit: 1955-1961
Die »nackten Körper« sind das Fundament der schönen Welt. Der Raum ist im Verschwinden begriffen: Im ersten Schritt schrumpft er im »Co-op Interieur « zu einer fensterlosen Zelle. Ein halbes Jahrhundert später präsentiert sie sich in Form von Kapseln und Modulen: weiche Formen der Capsule-Architecture umspülen die Körper wie freie Moleküle im luftlosen kapitalistischen Kosmos. Die Vereinheitlichung und Typisierung will alle Klassenund sonstigen Unterschiede überwinden. Ab jetzt gilt die Devise: »Die Gemeinschaft beherrscht das Einzelwesen.« Architektur ist keine »Affektleistung« mehr. Der Reinheit nackter Körper entspricht die Reinheit reiner Konstruktion; und diese ist international, denn »Internationalität ist ein Vorzug unsrer Epoche.« Schlussendlich, Meyer: »Die Höhe unsrer Standardisierung ist ein Index unsrer Gemeinwirtschaft.« Eine qualitative Veränderung erfährt der Kleinwohnungsgrundriss in den Schemen von Alexander Klein, dem wir auch unsere »flurlosen Wohnungen« verdanken; und zwar anhand von drei Begriffskategorien: Anordnung der Verkehrswege und Verlauf der Ganglinien; Konzentration der Bewegungsflächen; geometrische Ähnlichkeit und Zusammenhang der Grundrisselemente gegen die Überreizung von Sinnesorganen des Neuen Menschen: »Die Nerven-
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beanspruchung bei Benutzung der Wohnung steigt von der Anzahl der Eindrücke, die von den Grundrißelementen abhängig ist und zwar von ihrem Umriß und ihrer Abfolge, den Niveauunterschieden, den Windungen der Verkehrswege, dem Wechsel von Hell und Dunkel bei Tagesbeleuchtung.« Der Befund von Klein lautet: »Die Ermüdung wächst bei Häufung der Elemente«.
Die Logik des Reduzierens ist außerdem eine der Effizienz: »Mehr« Raum aus »weniger« Elementen entspricht der Logik der Kapitalinvestition. Alexander Klein grüßt Ludwig Mies van der Rohe. Lesson learned. Das Existenzminimum kehrt in die Gegenwart in Form von »Verknappung« zurück. Die Verknappung ist heute wie früher ein künstlicher Zustand. An erste Stelle tritt das Problem des Zugangs zu Ressourcen. Und außerdem betrifft es den
Kontext, in dem die materiellen und immateriellen Ressourcen in Betracht kommen: ob Miethöhe, kulturelle Kompetenzen oder der Zugang zu Trinkwasser. Das Paradox der Verknappung hängt mit der modernen Idee des Überflusses zusammen – nach Jon Goodbun: »In the most general terms, scarcity is understood as an insufficiency of supply: a lack.« Mit den »Grenzen des Wachstums« wird zum wiederholten Male ein Sieg der Vernunft über die Knappheit vorausgesetzt. Der Zustand der Verknappung erweist sich somit als ein natürlicher kapitalistischer Zustand: eine Ideologie des Konsums. Zugleich erinnern die zeitgenössischen Strategien der Einschränkung an den verdächtigen Moralismus der Modernen: selbsterwählte Limitierung als Garant des guten Gewissens entgegen einer Krise der kapitalistischen Überproduktion. Ein kritisches Verständnis von Knappheit – als eine Open-Source-Plattform zur gemeinsamen Nutzung vorhandener Ressourcen – wäre eine Alternative, die im Einklang mit einer qualitativen Anforderung an eine Erfassung der Gegenwart steht.
Wehe denen, die ein Haus an das andere ziehen und einen Acker zum anderen bringen, bis daĂ&#x; kein Raum mehr da sei, daĂ&#x; sie allein das Land besitzen. Jesaja 5,8.
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Paradoxon des Boden(Recht)s Der Boden ist der wortwörtliche Grund der Siedlung. Sei es um den Wohnraum der Finanzspekulation zu entziehen, sich mit Mutter Natur zu vereinigen oder sich in einer völkischen Scholle zu verwurzeln. Die Bodenfrage gehört zu Kernthemen der Siedlungsfrage. Der städtebauliche Typus kann nicht umher, eine jeweils dezidierte Position zum Problem des Grundbesitzes zu entwickeln, sei dieser nun verstaatlicht, gemeinschaftlich oder privatisiert. Über die Frage des Eigentums hinaus werden dem Boden weitere, weniger greifbare Qualitäten angelastet. In der Erde (unter der Siedlung) liegen ideologische und spirituelle Komplexe vergraben – sei es die Begründung von Gemeinschaft, die Versuchung der Heimat oder das Unternehmen Hygiene.
Blut und Boden oder Sanitäres Grün Sei es gegen die psychische oder physische Pathologie der modernen Welt, Leiden individueller oder kollektiver Natur: Siedlung wird als architektonisches Allheilmittel verschrieben. Sie wirkt gegen Symptome der Entfremdung und Verelendung mit der Heilsubstanz kollektiver Ganzheitlichkeit und Gesundheit. Seit ihren Anfängen richtet sich die Siedlung gegen die unhygienischen und inhumanen Lebensbedingungen in der industriellen Großstadt; ihre medizinische Wirkung half gegen die Cholera, Unterernährung und körperliche Gebrechen. Gegen die Großstadt-Neurose, ihr unheimliches und ungreifbares Unterbewusstes, stellt die Siedlung einen gesunden Ort des einfachen Lebens bereit: Durch eine strikte Enthaltung kurieren bereits frühsozialistische Siedlungsutopien die moderne Entfremdungskrankheit. Arbeitersiedlungen und Gartenstädte boten später einen Ausgleich zum monotonen städtischen Arbeitsalltag. Der Kleingarten verhalf zu einer abwechslungsreichen Ernährung, körperlichen Ertüchtigung und zur Vorbeugung von Alkoholismus. Wenig später wurden die hygienischen Standards auf eine medizinisch messbare Ebene erhoben. Das Projekt der modernen Stadt steht gewissermaßen unter dem Vorzeichen des Sanitären. Mit chirurgischer Präzision wurden die einzelnen Organe der Stadt in größter Betriebshygiene geordnet und die Grundrisse gründlich gesäubert. Der Boden wurde ebenfalls zum Medikament erklärt: als Sanitäres Grün. Martin Wagner unterscheidet zwischen der ästhetischen und der medizinischen Funktion des Stadtgrüns; der zweiten misst er einen deutlich höheren Wert bei.
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Währenddessen driften konservative Utopien vom Landleben und romantischer Einfachheit in eine reaktionäre Richtung ab. Lebensreformerische Ideale verwandeln sich in nationalsozialistische Siedlungsfantasien; die Vorstellung der Ganzheitlichkeit in die Blut-und-Boden-Ideologie; die Idee der Volksgesundheit in die Rassentheorie. Die »Fantasien« der Nazis führten zu einer eugenischen Siedlungspolitik, mit Siedlung als einem Apparat zur Reinigung der Erbanlagen. Um die Siedlung von den krankhaften Ideologietumoren zu reinigen, wird in der Nachkriegszeit auf das »reine« Konzept des Organischen zurückgegriffen. Die Stadtlandschaft entspricht dem biologischen Bild eines Körpers mit »Siedlungszellen« als kleinsten »Lebenseinheiten«. Von anrüchigen Begrifflichkeiten kuriert verbleibt das Biologische der »organischen Stadtbaukunst« und »autogerechten Stadt« als eine unschuldige – und unpolitische – Metapher. Die Siedlungsmedizin setzt sich auf der Stadtebene in Form eines gesunden Stadtkörpers fort:
mit unverstopften Arterien und einzelnen Siedlungsorganen (mit jeweils spezifischen Funktionen) zum Wohl der vitalen Bewohner. Gearbeitet wurde an diesem Stadtkörper eher mit chirurgischen Eingriffen als mit homöopathischen Maßnahmen – bis der Patient für tot erklärt wurde.
Der Berg der Wahrheit »Wenn wir den Menschen von der Erde trennen, kann es ihm da besser ergehen als einer entwurzelten Tanne? (…) Die Erde bildet einen organischen Teil des Menschen, da dieser ohne die Erde nicht denkbar ist; ist der Mensch doch selbst aus Erde gemacht. Staub bist du und in Staub wirst du zerfallen. Die Erde ist als die wahre Plazenta des Menschengeschlechts zu betrachten. (…) Ohne Schaden an Leib und Seele kann der Mensch kein einziges Produkt der Erde entbehren. Zu seiner gedeihlichen fortschrittlichen Entwicklung braucht jeder einzelne Mensch die ganze Erde. (…) Jeder einzelne Mensch braucht demnach die ganze Erde ungeteilt.« Silvio Gesell Entgegen der künstlichen Verknappung der Ernährung und des Wohnraums, der modernen Selbstentfremdung durch Arbeit und Beschleunigung der Welt suchten (Lebens-) Reformer den modernen Menschen wieder zu einem ganzheitlichen Wesen zusammenzusetzen. Sie verließen aus Protest die Zivilisation und suchten ein naturgemäßes Leben in kleinen autarken Gemeinschaften: in Vegetariersiedlungen, Wandervogelzusammenschlüssen und Obstbaumkolonien.
Monte Verità, eine der prominentesten Kommunen (hier lebten neben Erich Mühsam und Rudolf von Laban auch Hans Richter und weitere Dadaisten um Hugo Ball), liegt über dem schweizerischen Ascona am Lago Maggiore und war ein Sammelbecken für anarchistisches Gedankengut. Auf dem selbst ernannten »Berg der Wahrheit« bewahrte die nudistische Ertüchtigung, asketische Enthaltung und freie Liebe die Mitglieder der Kommune vor irreparablen Schäden des städtischen Lebens. Letzten Endes wurden die Kernideale der Siedlung durch zahlreiche Exilanten untergraben; so lamentiert Erich Mühsam in seinen unpolitischen Erinnerungen: »Von früh bis spät kaute ich nun Äpfel, Pflaumen, Bananen, Feigen, Wal-, Erd- und Kokosnüsse. Es war schauderhaft.« Mühsam fährt fort: »Da ging ich ins Dorf hinunter, setzte mich in eine solide Osteria, ließ mir ein Beefsteak geben, trank einen halben Liter Wein dazu und rauchte danach eine große, dicke Zigarre. Nie hat mir eine Mahlzeit so geschmeckt, nie hat mich eine so gekräftigt und dem Leben gewonnen.«
Ideologieträger Einfamilienhaus Der größte Antagonist des Wohnblocks ist das freistehende Einfamilienhaus. Für die frühen Wohnungsreformer galt es – in Abgrenzung zum inhumanen Geschosswohnungsbau im städtischen Block – als das unbestrittene Vorbild. Selbst wenn das Einfamilienhaus in Arbeiterkolonien und Gartenstädten zumeist aus wirtschaftlichen Zwängen in einen Kleingarten eingepfercht und in Reihen gepresst wurde, symbolisierte es den kleinbürgerlichen Wohlstand und stand synonym zu friedlichen (Wohn-)Verhältnissen.
Das Einfamilienhaus ist für sein kontra-revolutionäres Potenzial bekannt. Wie eine Fußfessel kettet es den vormals »vogelfreien« Arbeiter an sein träges Stück Land, das ihn aus Verlustängsten und satter Bequemlichkeit ruhen lässt. Als Gegenspieler der seriell hergestellten Zeile wurde das (inzwischen etwas verstaubte Wohnideal) »Goethes Gartenhaus« als Flaggschiff der Konservativen immer wieder hervorgeholt und mutierte zum Deutschen Haus eines Schmitthenners. Auf dem Terrain des Siedlungsbaus herrschte ein Stellvertreterkrieg. Auf Wohnbauten der Modernen antworteten die Traditionalisten mit Einfamilienhäusern und spitzen Dächern. Die fetten Jahre des Wohlfahrtstaates ließen das Einfamilienhaus zum Helden des »Entmarxungs-Programms« werden, einer Spielfigur des Politischen. Das Leitbild der Ära Bonner Republik war die beste Sicherung gegen etwaige kommunistische Tendenzen. Und noch immer ist die Psychopathologie des Grundbesitzes evident. In Suburbia feiert das Einfamilienhaus sein Comeback als eine kleinbürgerliche Sicherheit. Baukindergeld und vielversprechende private Altersversorgung oder ein lebenslanges Schuldverhältnis und die Klaustrophobie des Bodenbesitzes.
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Bodenmonopoly Der Boden der Siedlung ist ihr wortwörtlicher Grund – ihr Fetisch, ihr janusköpfiges Laster. Bodenreformer aller Epochen bedienten sich ihrer in der einen oder anderen Form, um das gestörte Verhältnis von Arbeiter zu Quadratmeter, von Eigentum zu Lohnarbeit, von Stadt zu Land zu lösen. Sie sehen im einheitlichen Untergrund einer Siedlung einen Ausweg aus dem Kapitalismus, der aber auch an einer Revolution vorbeiführt. Anstatt zersplittert, verkauft und vermietet zu werden, soll der Boden in der Hand eines Kollektivs verbleiben – dadurch verschwänden Bodenspekulationen und ungerechtfertigte Renditen ganz von allein. Die dauerhafte Teilung des Grundes führt gezwungenermaßen zur Zementierung von falschen Verhältnissen. Um sich nicht in den unüberwindbaren Mauern der Grundstücksgrenzen eingesperrt zu finden, müsse die (Stadt-)Planung die permanente Bodenprivatisierung unterbinden. Allerdings wird von den Anhängern des kommunalen Bodeneigentums die ungeheure Anziehungskraft des Grundbesitzes unterschätzt.
Das kapitalistischste aller Brettspiele beantwortete die drängende Bodenfrage bereits vor hundert Jahren. Monopoly, das Familien mit sozialer Ungleichheit unterhält und Kindern einen erbarmungslosen Konkurrenzkampf schmackhaft macht, begann als eine bodenreformerische Kampfansage. Das Spiel wurde 1904 unter dem Namen »The Landlord’s Game« von der Feministin und Georgistin, Elizabeth Magie Phillips patentiert. Sie nutzte die Spielregeln, um zu erklären, wie durch Kapitalerträge aus Bodenbesitz alle anderen Übel des Kapitalismus entstehen: »THE MONARCH OF THE WORLD. The Landlord‘s Game is based on present prevailing business methods. This the players can prove for themselves; and they can also prove what must be the logical outcome of such a system, i.e., that the land monopolist has absolute control of the situation. If a person wishes to prove this assertion – having first proven that the principles of the game are based on realities – let him do so by giving to one player all of the land and giving to the other players all other advantages of the game. Provide each player with $100 at the start and let the game proceed under the rules with the exception that the landlord gets no wages.
By this simple method one can satisfy himself of the truth of the assertion that the land monopolist is monarch of the world. The remedy is the Single Tax.« Phillips plante, durch das ungewöhnliche Medium des Spiels die breite Masse von den bodenreformerischen Ideen Henry Georges zu überzeugen. Im ursprünglichen U.S. Patent 748626 waren alternative Spielweisen vorgesehen: Neben der heute bekannten Spielart, in welcher der Gewinner den gesamten Grund in seinen Besitz bringt, während sämtliche Mitspieler in den unausweichlichen Bankrott getrieben werden, gibt es eine zweite Variante für »advanced and scientific players«. Eine Zusatzregel einer »Single Tax« sorgt in der alternativen Spielweise für eine kontinuierliche Umverteilung des Besitzes. Die Spieler können dem Übel des Monopols demokratisch ein Ende bereiten: Sobald diese Zusatzregel zu einem beliebigen Zeitpunkt von mindestens zwei Spielern befürwortet wird, tritt sie umgehend in Kraft. Das Resultat ist der sichere Wohlstandszuwachs für alle Spieler: »Players were left in possession of their holdings and, with the exception that the Title Deeds are of no value, the gain goes on as before under the following rules: RULE 1. Pay no taxes on Absolute Necessities. RULE 2. All land rent is paid into the public treasury to be used for public improvements. [...] RULE 3. All railroad fares and franchise rates are paid to the individual owners as before until the public takes control of them (see Rule 6), when they are FREE. RULE 4. When a player stops upon an unimproved lot (except Government Reservations, see following rule) he first pays the full land rent into PUBLIC TREASURY, and then, if he so desires and can afford it, he may improved the lot by
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erection of a house thereon. But if the space upon which he has stopped is already improved by another player‘s house, he first pays the full land rent into the PUBLIC TREASURY and then pays the full house rent to the owner of the house. If that anytime a player has money to invest, he may, in his turn, erect a house on any unimproved lot he chooses, whether his checker is on that space or not, provided no other player bids against him for the privilege of building there. The „bid“ money (or rent) is paid into the PUBLIC TREASURY. RULE 5. HOGG‘S GAME PRESERVES and LORD BLUEBLOOD‘S ESTATE are supposed to be reserved by the Government for Free College sites [...] RULE 6. (a) When the cash in the PUBLIC TREASURY from land rents and fines amounts to $50 it is paid to the holder of the SOAKUM LIGHTING SYSTEM charter for the purchase of the plant, which is then owned and operated by the public [...] (b) When the cash in the PUBLIC TREASURY amounts to $50 more, go through the same process with SLAMBANG TROLLEY; then P.D.Q.R.R.; then GEE WIZZ R. R., and so on around the board until all the railroads are free. (c) Then when the cash in the PUBLIC TREASURY amounts to $50 more it is put into the MISCELLANEOUS pile from which a Free College is taken and placed on LORD BLUEBLOOD‘S ESTATE and the jail penalty is annulled. (d) When the cash in the PUBLIC TREASURY amounts to $50 more it is transferred to the MISCELLANEOUS pile and WAGES ARE RAISED TO $110. When the cash amounts to $50 more, wages are raised to $120, and so on, raising wages $10 for every $50 in the TREASURY, until the end of the game. [...]
RULE 8. Under the Single Tax the Poor House is eliminated because all players have access to land – the natural opportunities to labor. [...]« Das von Lizzie Phillips patentierte Spiel hatte zunächst keinen kommerziellen Erfolg. Später, nachdem Monopoly sich weltweit durchsetzen konnte, wurde die »Single Tax«-Zusatzregel von keinem der Spielverlage übernommen; möglicherweise, weil das Spiel mit der ideologischen Ergänzung seinen Reiz verlor und unerträglich langweilig wurde.
Unheimliche Heimat »Ohne die alten Wohnhäuser wäre der genius loci, das wohlige behagliche Etwas, das jede alte Stadt ausströmt, verloren. Das alte Bürgerhaus, hochgieblig und breit gelagert, ist ein Mahnwort alter Tage, es kündet vom Leben vergangener Zeiten: ‘Schau her, hier haben Geschlechter glücklich und zufrieden gelebt, in mir haben deine Ahnen gewohnt, sie haben ihr Leben begonnen und beschlossen in meinen Armen; ich stehe noch heute unter euch, ihr Nachkommen; denkt im Anblick meiner alten Gestalt an die große Vergangenheit eures Volkes!’ (…) Das, was wir schön nennen (…) das steht verkörpert handgreiflich vor uns im mittelalterlichen Wohnhaus.« – schreibt Roland Anheißer über »Das mittelalterliche Wohnhaus« im Jahr 1935. Warum ist bloß dieses Streben nach Heimeligkeit, das »wohlige behagliche Etwas« so unheimlich? Zum Selbstverständnis der Moderne gehört nicht nur ihre »heroisch klassische« Architekturgeschichte, sondern auch die Vergegenwärtigung von Traditionen, die als ein Heilmittel gegen die modernen Ängste und als ein alternativer Moderne-Entwurf auftreten. Den als kalt empfundenen Verwaltungsapparaten großer Industrienationen wird durch die Protagonisten eines modernen »antimodernen Impulses« eine »organisch gewachsene« Heimat entgegengesetzt, die eine beruhigende Übersicht und Klarheit verspricht.
Siedlung Gwad
Der Philanthrop Blattmann sieht sich durchaus in der sozialen Verantwortung gegenüber dem Arbeiter, zu dessen materieller Armut eine »Armut des Individuums, das ohne Vertrauen und Hoffnung in die Zukunft blickt« komme. Ein günstiges Eigenheim sei ein Mittel gegen die modernen Ängste: »Das Haus mit Garten und eventuellen Kleintieren soll dem Erwerbstätigen vielmehr das Gefühl einer wirtschaftlichen Beruhigung geben«, eine materielle Sicherheit; es sei die »Festigung eines bodenständigen Volkstums«.
Architektur: Hans Fischli Ort: Gwad, Wädenswil Zeit: 1943-1944
Der Komponist Ernst Rudorff gründet im Jahr 1904 den deutschen »Bund Heimatschutz«. Nicht nur die Industrie, sondern auch Tourismus und Verkehr sieht er als eine Bedrohung an: Die Identität ist in dieser neuartigen »Generic City« ein wertvolles wie seltenes Gut. »Was haben die letzten Jahrzehnte aus der Welt und insbesondere aus Deutschland gemacht! Was ist aus unserer schönen, herrlichen Heimat mit ihren malerischen Bergen, Strömen, Burgen und freundlichen Städten geworden«, schreibt Rudorff 1898. Die Veränderungen sind spür- und sichtbar: eine »Ausbeutung der Natur« und »Vergewaltigung der Landschaft« zum Zwecke der Spekulation und Bereicherung – eine »unerfreuliche Verleugnung germanischer Empfindungsweise«. In der deutschesten aller Opern von Richard Wagner –, »Die Meistersinger von Nürnberg« wird 1868 die glückliche Zeit des Mittelalters, als die Handwerkszünfte und die hohe deutsche Kunst des Singens zusammenkamen, heraufbeschworen. Die perfekte Gebrauchsanweisung zur Herstellung einer modernen deutschen Nation? Zur Poesie der deutschen Heimat scheint nicht nur die eigentümliche deutsche Landschaft, sondern auch die »behagliche Sittlichkeit der Nürnberger oder Lübecker Patrizierhäuser«, die Dome von Freiburg, Köln und Regensburg, aber auch die »liebe[n] Leute«, welche diese Bauten und Städte bevölkern, hinzu zu gehören. Die Landschaft und der Boden, die Architektur und die Menschen werden somit zu gleichwertigen Akteuren – zombiehaften Mischwesen und Verdrängungskünstlern erklärt. Eine natürliche Linie ist der Erzfeind einer Geraden: »wie ein fleischgewordenes nationalökonomisches Rechenexempel«, so Rudorff, wenn »die Durchsetzung mit Mietkasernen, mit prahlerisch massiger moderner Architektur überall dieselbe« und aus dem Geiste der Spekulation geboren ist. Der Aufruf nach Rettung der zuvor komponierten Vergangenheit ist ein Projekt, das in den letzten hundert Jahren eine dauerhafte Konjunktur aufweist. Gegen das
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Laster einer imaginären Großstadt mit ihren Mietskasernen (Lochfassade-Bauten, Betonbunkern etc.) treten in regelmäßigen Abständen solche Tugenden wie eine gemütliche Bürgerlichkeit und der Familiensinn, die Gottesfurcht und die Genügsamkeit auf. Einen Blick in die Abgründe des Heimatlichen wirft Sigmund Freud im Jahr 1919: Das Unheimliche stellt er als »jene Art des Schreckhaften, welche auf das Altbekannte, Längstvertraute zurückgeht« dar. Die Etymologie des deutschen Wortes »Unheimlich« offenbart den Gegensatz zum »Heimlich«; es genügt aber nicht, das Vertraute dem Unvertrauten gegenüberzustellen. Vielmehr handelt es sich um einen gedanklichen Zwischenraum zwischen den beiden Zuständen, in dem das Vertraute zugleich zunehmend fremd erscheint. Eine latente Gefahr führt zum Gefühl einer äußersten Instabilität. Das literarische Doppelgänger-Motiv bei E.T.A. Hoffmann illustriert eine solche unheimliche Verdoppelung des Bekannten, die erst das wirklich Unheimliche (eine sich entfremdete Heimeligkeit) hervorbringt.
Die vordergründige Sauberkeit und Geradlinigkeit moderner (Stadt-)Planungen scheint eine sonderbare Erwartung des unerwartet Schrecklichen zu bewirken. Ihre hygienische Reinheit – der Sonnenschein einer aufgeklärten Vernunft – löst eine Kettenreaktion aus Ängsten und Phobien aus. Der Prozess der Entzauberung der Welt ist stets ein doppeldeutiger: Die Nostalgie – eine der populärsten masochistischen modernen Praktiken – ruft die »compulsive beauty« des Vergangenen wach. Ihre Manifestation ist wiederum freudianisch: »etwas dem Seelenleben von alters her Vertrautes, das ihm nur durch den Prozess der Verdrängung entfremdet worden ist« –, das dunkle Unbewusste als Gegenseite des vernunftgetriebenen Fortschritts.
Epilog: Der Leichnam Wiesenfeld In den 1970er-Jahren gerät die Siedlung in die Sackgasse des Bauwirtschaftsfunktionalismus. Mit dem Untergang des Wohlfahrtsstaates und der Neuen Heimat stagniert auch die Neue Welt. Der zeitgenössische Wohnungsbau scheint in den Trümmern der Siedlung vergessen worden zu sein. Denn die Komplexe und Traumata der Siedlung kehren in regelmäßigen Abständen in den Architekturdiskurs zurück – als überholte Antworten auf längst vergessene Fragen.
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Das Gegensatzpaar »Kollektiv« und »Kleinfamilie« bestimmt die Wohnungsfrage bis heute. Das Fließband – als Ideologie und Programm – ist inzwischen aus der Siedlungsplanung verbannt. Die normierte Gleichmacherei verwandelte sich schleichend in eine unverdächtige »Mass-Customization«. Nichtsdestotrotz avancieren Typisierung und Standardisierung andauernd zu Musterlösungen, wenn sozial verträglicher Wohnungsbau (schnell und günstig) gefordert wird. Städte, die in den letzten Jahrzehnten den kommunalen Grund großzügig an private Unternehmer vergaben, werden nun von einer stadtplanerischen Machtlosigkeit heimgesucht. Während die Grundstückspreise ins Unermessliche steigen, kehrt die Bodenfrage mit voller Wucht zurück. Ist die missliche Lage nicht Grund genug, um die Siedlungsidee, in der »Ware Boden« und »Ware Wohnen« dem freien Markt entzogen wurde, aufleben zu lassen? Es wirkt, als schrieben sich tief sitzende Siedlungsneurosen unterbewusst fort, während manch progressiver Moment des Siedlungsbegriffs gar nicht erst zurück in die Debatte findet. Zwischen den Überresten der Moderne hängt der Leichnam der Werkbundsiedlung Wiesenfeld: die letzte heroische Werkbundsiedlung, die ein Entwurf zu bleiben verdammt war.
Verlorener Kampf des unkritischen Regionalismus Die jüngste Wiederentdeckung der Heimat blieb auch auf dem Gebiet der Architektur nicht ohne Wirkung. Zum inzwischen gut eingeübten »Kälte«-Vorwurf gegenüber der sogenannten modernen Architektur kommt zumeist der Wunsch nach einer regionalen – warmen – Bauweise, als Gegensatz zu generischen Architekturformen einer globalisierten Welt. Der Regionalismus-Diskurs gehört aber nicht nur in die Chronik einer traditionsbewussten »moderaten« Moderne; dieser Diskurs ist im Speziellen im Herz der Moderne verortet, die samt der Siedlungsplanung, Rationalisierung und Normierung zum Hassobjekt und Hauptschuldigen an der gegenwärtigen Misere erklärt wurde. Die beispiellose Spannung, die sich zwischen dem etwas verstaubten Ideal einer vormodernen Gemeinschaft und ihren Architekturräumen und der fortschrittsgetriebenen Architekturproduktion entfaltet, ist ein Zeichen der modernen Schizophrenie: zumal es beiderseits der Fronten um ein und dasselbe Anliegen geht; und zwar um eine Vereinigung von regional und national, regional und international, regional und global. Unvereinbar scheint nur die Frage der Form zu sein, die in der Auseinandersetzung der sogenannten Modernen mit den sogenannten Traditionalisten beziehungsweise mit den sogenannten Postmodernen eine gegenseitige Verbitterung demonstriert. Dem Vorwurf einer ahistorischen Totalität – es lebe das hilberseimersche Groszstadt-Diagramm – begegnet die Moderne mit Selbstkritik und Verbesserungsvorschlägen: zum Beispiel in Form einer Monumentalitätskonzeption
bei Sigfried Giedion – »Jede Periode hat das Bedürfnis, Monumente zu schaffen, die entsprechend der lateinischen Bedeutung des Wortes etwas sind, das »erinnert«, etwas, das nachfolgenden Generationen übermittelt werden soll.« Diese Monumente sind Orte des Gemeinschaftlichen; als Ausnahmen bestätigen sie die Logik der seriellen Produktion und die moderne Ablehnung von räumlichen Hierarchien, die allerdings durch einen Kult des Raumes ersetzt werden. Der Zweck des Vorhabens lautet: Humanisierung des menschlichen Lebens, und zwar parallel zum von Hans Sedlmayr proklamierten »Verlust der Mitte«. Nach Sedlmayr richtet sich »der private Mensch« – der Mittelpunkt des neuen Zeitalters – zunächst in der Sphäre des Bürgerlichen ein. Die öffentliche Sphäre verkümmert daraufhin; eine »Verkleidung« tritt in allen Bereichen als Grundstruktur anstelle von Stilen auf. In der Konsequenz schafft sich die Architektur ab: aufgrund eines »tiefen Hasses der Maschinenmenschen gegen das Architektonische«. Zu weiteren Symptomen des krankhaften Zeitalters gehört die Bodenfrage, die Sedlmayr auf die Bodenlosigkeit aller moderner Erscheinungen überträgt: »In demselben Jahrzehnt, in dem Ledoux sein Kugelhaus entwirft, erhebt sich die Kugel des ersten »Luftballons« in die Lüfte, und als in der zweiten Revolution die Leugnung der Erdbasis sich noch verstärkt, wird das Flugzeug zur Wirklichkeit.« Zu dem aus der »rechten Ecke« kommenden Epochenurteil gesellt sich eine linke Kritik des autokratischen modernistischen Projekts. In seiner Argumentation sieht Michail
Lifschitz den Modernismus verknüpft mit »den finsteren psychologischen Tatsachen unserer Zeit«, weil die Modernisten eine mit den nationalsozialistischen Barbaren durchaus vergleichbare Einstellung besitzen:
»In der Tiefe ihrer Seele waren die Anhänger der »wahrhaft modernen Kunst« von dem gleichen Kult der Vitalität, der Elementarkraft erfaßt, und der gleiche Wind trug sie weit weg von den Ufern des »liberal-marxistischen neunzehnten Jahrhunderts«. Die Bauhaus-Debatte, die von Rudolf Schwarz 1953 initiiert wurde, rückt diese düstere Seite der modernen Architekturerzählung ebenfalls in den Fokus. Hans Schmidt begreift dagegen Rationalisierung und Standardisierung von Anfang an als eine Grundlage des gemeinschaftlichen Daseins. Für den Schweizer Architekten, dem Genossenschaftsbauer und Leiter des Instituts für Typung in Ost-Berlin galt die Normierung als ein universelles Prinzip: »Die notwendige räumliche Harmonie ist nur möglich, wenn die einzelnen Elemente der Architektur als allgemeingebrauchte, typische gestaltet sind. Diese Universalität der architektonischen Elemente und die daraus entspringende räumliche Harmonie zeigen die Städte und
Siedlung Seldwyla Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz. Gottfried Keller, Die Leute von Seldwyla (1856) Architektur: Rolf Keller, Rudolf und Esther Guyer, Manuel Pauli, Fritz Schwarz, Max Lechner Ort: Zumikon bei Zürich Jahr: 1967-1980
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Dörfer der Vergangenheit. Dieselbe Universalität, wenn auch auf höherer Stufe, ermöglicht die Bautechnik mit ihrer reichen Skala von typischen Gegensätzen, Standards, Materialien und Farben.« Wie dem auch sei, verspricht der neue Regionalismus einen möglichen Ausweg aus der Krise. Die Architektur als »moralische Haltung« verlangt nach Wurzeln, um das Gewicht des Universellen durch das spezifisch Regionale (Giedion bezeichnet es als Habitat: Berücksichtigung der Lebensgewohnheiten plus Klima) auszugleichen. Eine Krise des Funktionalismus ist in den fortschreitenden 1970er-Jahren nicht mehr zu verbergen: »Nach einer Phase etwas leichtfertig-prinzipieller »Funktionalismusschelte« lassen sich in der heutigen Architekturdiskussion zwei Tendenzen beobachten: erstens eine scharfe, historisch ideologiekritische Befragung der modernen Bewegung und ihrer Anliegen; zweitens eine pragmatische Aneignung der spezifisch architektonischen Leistung der Epoche des »neuen bauens« und ihrer Protagonisten« konstatieren Stanislaus von Moos und Diego Peverelli 1978. Sowohl die marxistische Linke als auch die gemäßigte Mitte wendeten sich von dem in die Jahre gekommenen Funktionalismus ab, der westlich des Eisernen Vorhangs von profitorientierten und östlich von den staatlich organisierten Bauunternehmen bedient wurde. Die Frage nach einer Begriffsbestimmung der Funktion in einem »modernen Zweckbau« stellt sich schon für Adolf Behne als eine
Wenn Halen als eine versuchte Symbiose aus »Zivilisation« und »Kultur« interpretiert wurde, gilt die Siedlung Seldwyla als ein Nachweis einer gescheiterten Moderne: ein Sieg des Individuellen über das Gemeinschaftliche; ein Manifest der postmodernen Ermüdung vom monotonen Ausdruck der typisierten Bauteile. Das Ziel der Planer war es, eine neuartige Wohnanlage zu errichten: eine zusammenhängende Struktur, die einer lebendigen Dorfstruktur nahekommt. Jede Art von Monotonie und Wiederholung sollte bei der Planung gemieden werden zugunsten eines überschaubaren Gefüges »zusammengewachsener Häuser«. Nicht nur vernakuläre mediterrane Bauten setzten den Maßstab für den architektonischen Ausdruck der Siedlung; auch Elemente historischer Bauernhäuser aus der Umgebung wurden in einzelne Wohnbauten integriert. Beachtenswert ist die kritische Haltung prominenter Architekten und Architekturhistoriker gegenüber der Siedlung, die bis heute durch die Fachöffentlichkeit weitgehend ignoriert wurde: Dolf Schnebli kritisiert Seldwyla als eine »Scheinwelt«; Stanislaus von Moos stellt sie in eine Reihe mit dem »Village Suisse«, dem Schweizer Dörfli; auch der Schweizer Heimatschutz lehnt sich 1980 gegen die antimoderne Haltung von Seldwyla auf; Ulrike Jehle spricht von der nachindustriellen Ferienstimmung in Seldwyla: »Das rohe Holz wird als Zeichen eines nachindustriellen Bewusstseins zur Schau gestellt.«
umfassende dar. Dass die Funktion nicht eine rein utilitaristische Angelegenheit sein oder auf ein formales Schema reduziert werden kann, wird durch die Negation des rationalistischen Prinzips mit dem Bauwirtschaftskapitalismus belegt. In der Folge geraten auch die humanistischen Maximen des Neuen Bauens mit in die Kritik. Der kritische Regionalismus eilt zur Rettung der in Verruf geratenen Moderne. Alexander Tzonis und Liane Lefaivre versuchten 1981 eine Aktualisierung der aufgrund des Chauvinismus- und Intoleranz-Verdachts in Widersprüche verstrickten Theorie des Regionalismus. Anhand von zwei Begriffen, »grid« und »pathway«, umschrieben sie eine historistische (in Form von neoklassischen Re-Importen nach Griechenland) sowie eine empirische – vernakuläre – Deutungsart des Regionalen in der zeitgenössischen griechischen Architektur. Eine viel breitere Aufmerksamkeit erhielt (gerecht oder ungerecht?) die universelle Auslegung des kritischen Regionalismus in Bezug auf die Architektur der (Nachkriegs-) Moderne durch Kenneth Frampton im Jahr 1983. Mit der rhetorischen Frage von Paul Ricœur im Hinterkopf:
»Die Situation ist paradox: Wie kann man modern werden und zu den Quellen zurückkehren, wie eine alte, schlummernde Kultur wiederbeleben und Anteil an der allgemeinen Zivilisation nehmen?« Bedient sich Frampton des Begriffs des kritischen Regionalismus, um repräsentative moderne Architekturströmungen zwischen der lokalen »Kultur« und der globalen »Zivilisation« zu analysieren –, Synthesen aus industriellen Produktionstechniken eines universalen Modernismus, die in Werte und Bilder, »die lokale Geltung besitzen«, zerlegt und mit fremden Zitaten angereichert werden. Was ist anschließend schief gegangen? Auch der kritische Regionalismus vermochte den Kollaps nicht aufzuhalten. Das Kritische dieses Regionalismus stellte sich einmal mehr als eine bloße Formanordnung dar. Deren Trümmer – von ihren Bedeutungen losgelöste Partikel – schwammen frei im linguistischen Universum der Signifikanten und Signifikate. Nachträgliche Bemühungen, die Architektur zum Schweigen zu bringen, sorgten unterdessen für eine Vollendung ihrer Entpolitisierung – zur Freude aller Anhänger der »warmen Baukunst«. Eine erneute »Revolution im Geistigen« ist indessen vonnöten, um die Verschiebung der Kategorien: von industriell zu postindustriell, von materiell zu spekulativ, von Zentrum-Peripherie zu Stadtlandschaft, von Funktion zu Interaktion in eine Gemeinschaftsproduktion umzusetzen.
Impressum
Keiner ist so oberflächig wie wir. Katalog: Konzept und Texte: Agentur für Architekturarbeit [Elena Markus, Nick Förster] Lektorat: Regine Heß, Tobias Zervosen, Doris Hallama, Friederike Förster Grafik-Lektorat: Till Förster
Ausstellung: Lothringer 13 Ausstellungshalle, 16.11. – 16.12.2018 Ausstellungskonzept: Agentur für Architekturarbeit mit Beiträgen von: Agentur für Architekturarbeit, Stefan Wischnewski, Nikolaus Keller Begleitprogramm: Franziska Mühlbauer, Felix Dick, Pia Nürnberger, Victoria Hartmann, Hélène Nossent
Für die Unterstützung zur Umsetzung der Ausstellung danken wir: Prof. Dietrich Erben, Franziska Mühlbauer, Susanne Oxé, Sophie Ramm, Maria Schlüter, Janina Sieber, Volker Steger, Max Weisthof, Lothringer 13 (Jörg, Rita, Theo und Joshi)
Förderung durch: Oberflächen: Das können wir. Unsere samtig-matten Aluminium-Oberflächen in 5 Eloxalfarben eröffnen noch nicht gesehene Gestaltungsoptionen. Seinen besonderen Reiz entfaltet „Aluminium gestrahlt farbig eloxiert“ durch den charakteristischen Glanz und die angenehme Haptik. Und wie Sie es von FSB gewohnt sind, stimmen neben den äußeren natürlich auch die inneren Werte.
Fakultät für Architektur der TU München
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09.10.18 15:11
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