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HAPPY FAMILY
ZUSAMMEN atmen
Julia Dujmovits, die Olympiasiegerin aus Sulz, und Geoffrey Camus, das internationale Model, im ersten gemeinsamen Interview über ihre Zukunft als Eltern, Lebensvisionen und ihr Verständnis von Zuhause.
Text Viktória Kery-Erdélyi Fotos Vanessa Hartmann
Plötzlich tat sich eine winzige Lücke im Kalender von Julia Dujmovits auf, zwischen Abgabe der MBA-Arbeit, Mykonos mit den Visionär*innen von ACTAI
Global (dazu später) und einer besonderen Reise auf die Seychellen. Die Autorin dieser Zeilen griff sofort zu. „Es wäre so schön, wenn ihr gemeinsam kommt“, wagte sie noch einen Zusatzwunsch – und er ging in Erfüllung. Das sehr verliebte
Paar schenkte dem Magazin look! Zeit für ein Gespräch mit viel Tiefe.
look!: Wie geht es euch? Wie blickt ihr in die Zukunft, Eltern zu werden?
Geoffrey Camus: Wir sind aufgeregt!
Julia Dujmovits: Wir freuen uns voll! Es ist schön, wie es ist, wir nehmen alles, wie es kommt. Wir waren in den letzten Monaten viel unterwegs, beispielsweise in Ägypten und Brasilien. Ich glaub, unsere Seelen trafen sich, bevor wir uns im echten Leben begegneten … … nämlich im Jänner in Hamburg.
Geoffrey: So schnell, wie unsere Liebe kam, kommt auch das Baby.
Geoffrey, wer ist der Mann an der Seite unseres Snowboard-Stars?
Geoffrey: Ich wurde auf den Seychellen geboren und wuchs in Frankreich auf. Ich reise und arbeite seit Jahren als Model und mache auch viel Sport.
Wie wird es für dich weitergehen?
Geoffrey: Wir sind nach Wien gezogen, ich werde hier eine Agentur suchen. Ich habe mich gefragt, welche Art Vater ich sein will. Es gehört zu meinem Job, unterwegs zu sein, aber ich will für mein Kind da sein. Ich hoffe, dass wir gemeinsam reisen können. Julia und ich wollen auch beruflich zusammenarbeiten.
KURZBIOS
Julia Dujmovits wächst in Sulz, Bezirk Güssing, auf. Die Snowboarderin holt 2014 im Parallel-Slalom in Sotschi das erste olympische Gold ins Burgenland. Nach einer Pause feiert sie im Vorjahr ein fulminantes Comeback und glänzt auch in Peking. Im Spätsommer gibt sie als werdende Mutter ihren Rücktritt bekannt. Die Winter verbringt sie seit Jahren auf Maui. Sie ist u. a. Coach, Keynote-Speakerin, Yogalehrerin und Gründerin der App RE/MIND. juliadujmovits.com
Geoffrey Camus wurde auf den Seychellen geboren. Seine Mutter stammt aus Uganda, sein Vater aus Frankreich, wohin die Familie später auch zog. Zuletzt lebte Geoffrey eineinhalb Jahre in Hamburg, ebenso wie einer der drei Brüder von Julia, so lernte sich das Paar dort kennen. Er arbeitet seit Jahren als Model für namhafte Brands wie Dolce & Gabbana, Desigual oder Bang & Olufsen und in Metropolen wie Miami, Barcelona, Mailand oder London. Das gemeinsame Kind erwartet das Paar im Jänner 2023. Instagram: geoffrey_camus
Julia: Für Geoffrey ist es leicht, zu sagen: „Lass uns nach Kapstadt oder nach Australien gehen“ – aber für mich auch. Ich reise ebenso mein ganzes Leben. Mal sehen, wie lange wir es überhaupt an einem Ort aushalten (lacht).
Wie definiert ihr „Zuhause“?
Julia: Mein Zuhause ist schon das Burgenland, aber die meiste Zeit am Stück verbringe ich seit Jahren auf Maui. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal zwei Monate durchgehend in Österreich war.
Geoffrey: Ich habe mich nie an einem bestimmten Ort zu Hause gefühlt. Ich bin dort zu Hause, wo ich Sicherheit und Liebe empfinde: bei Julia.
Julia, wie bist du als Schwangere?
Julia: Ich war immer das Gegenteil von voll organisiert. Ich habe innerlich eine Struktur, aber nach außen wirkt das chaotisch, weil ich viel auf mich zukommen lasse. Das hat auch mein Fahrstil als Snowboarderin widergespiegelt – mich begeistert vielmehr der Moment selbst als das Ergebnis. Ich sehe meine Schwangerschaft so unkompliziert wie möglich und bin oft überrascht, wie schnell der Bauch wächst.
Welche Sprache werdet ihr mit eurem Baby sprechen?
Julia: Ich hätte so gerne, dass Geoffrey Französisch mit ihm spricht …
Geoffrey: … und Julia Deutsch und gemeinsam haben wir Englisch. Es wird viele Sprachen sprechen (lacht). Ein Teil
SPORTY MUM.
Nach ihrer Traumkarriere als Snowboarderin, stellt sich Julia Dujmovits der wohl schönsten Herausforderung: Sie erwartet Anfang 2023 ihr erstes Kind.
meiner Familie ist von den Seychellen nach Belgien gezogen – da switcht die Dreijährige mittlerweile zwischen vier Sprachen.
Übermorgen reist ihr auf die Seychellen, wie werdet ihr die Zeit verbringen?
Geo rey: Wir besuchen meine Familie, vor allem meinen Großvater, er wird schon alt. Und wir genießen das Meer und die Sonne.
Wollt ihr heiraten? (Schmunzeln und Stille.)
Okay, dann zum Studium: Worüber hast du deine Abschlussarbeit geschrieben?
Julia: Ich habe einen MBA zur Vertiefung von Coaching und Training gemacht und meine Arbeit über Atemtechniken und Flowstate geschrieben. Ich habe Olympiasieger*innen, Atem- und Meditationslehrer*innen befragt, wie man in den Flow-Zustand kommt, in dem man sozusagen nicht mehr denkt, auf einem höheren Level performt und in dem man Rennen gewinnt. Um dorthin zu kommen, brauchen Leistungssportler*innen Jahre. Aber: Man kann Atemtechniken lernen, um einen Zustand von Präsenz mit ähnlichen Ergebnissen zu erreichen. Ich selbst habe mein Training komplett umgestellt.
In welcher Form?
Julia: Ich weiß natürlich, wie sich ein guter, schneller Schwung anfühlt, ich muss ihn nur abrufen. Vor meinem Comeback war ich so weit weg vom Leistungssport wie noch nie zuvor. Trotzdem hatte ich bei der WM (2021, Anm.) einen der größten Erfolge für mich: Ich konnte an die Rennen, die vier Jahre davor passiert sind, direkt anschließen, dabei hatte ich höchstens 20 Schneetage. Es gelang vor allem aus mentaler Kraft und ich hab Bronze geholt, ein unglaubliches Ergebnis in einer kurzen Zeit.
Du bist 2018 abrupt ausgeschieden, ebenso spontan wirkte dein Comeback. Was war jeweils deine Motivation?
Julia: Im Leistungssport sieht man immer nur die Ergebnisse, es ist schwierig, das ganze Bild zu zeigen. Es sind davor Dinge passiert, bei denen ich mir gedacht habe: Wenn ich wieder ich selbst sein will, dann ist da jetzt Stopp.
Forever grateful to the woman of my life to have been the catalyst of a big transformation.
Danach bin ich nach Amerika, wäre fast nach Hawaii ausgewandert und war auch in Indien, aber ich kam zurück. Irgendwann hatte ich genug Abstand, um noch einmal das Gleiche zu machen, aber anders. Ich konnte mit vielem Frieden schließen, es war sehr befreiend, 2022 bei Olympia am Start zu stehen.
Was konntest du hinter dir lassen?
Julia: Fixe Strukturen sind gut für Nachwuchssportler*innen, aber ab einem gewissen Punkt braucht man Individualität, um frei zu performen. Ich fühlte mich eingeschränkt.
Welche Pläne habt ihr heute?
Julia: Wir wollen defi nitiv ein gemeinsames Business – für uns gehören Arbeit, Zuhause und Familie zusammen.
Geo rey: Ich bin schon bei Julias Start-up RE/MIND dabei. Wir lieben es, zusammen zu arbeiten.
Julia: Aktuell halte ich viele Keynotes. Es geht vor allem um Atemtechniken, die man schnell umsetzen und in Unternehmen integrieren kann. Ich tausche mich laufend mit unglaublichen Menschen aus und bin schon länger Teil von ACTAI Global, einem internationalen Netzwerk aus außerordentlichen Sportler*innen, Naturschützer*innen, Technolog*innen, Künstler*innen und Innovator*innen.
Wir leben in einer verrückten Zeit, im Angstzustand ist man leichter manipulierbar. Aber wir entscheiden, wohin wir unsere Aufmerksamkeit bringen. Es ist wichtig, bewusst im Moment zu sein, die Atmung ist das simpelste Tool dafür.
Mit der App RE/MIND möchtet ihr möglichst viele erreichen …
Julia: Du kannst damit jeden Tag Atemübungen machen. Ziel ist, dass eines Tages eine große Community das synchron macht. Wir bauen die Technologie weiter aus und möchten auch das Wissen der Stämme im Amazonas einbinden.
Geo rey: Die Yawanawas, die wir in Brasilien kennengelernt haben, sind unglaublich. Sie sind die Rockstars des Dschungels, alles an ihnen ist besonders. Wir haben dort spirituell geheiratet.
Oh, ihr seid also schon verheiratet?
Julia: Ja, ohne Papiere (lacht).
Geo rey: Das war schöner als alles, wovon ich je geträumt habe.
Julia: Wir waren am ganzen Körper bemalt, es gab viel Musik und es wurde die ganze Nacht gefeiert. Das ist keine alltägliche Sache, dass die Yawanawas Gäste verheiraten, Chief Nixiwaka des Stammes gab uns seinen Segen.