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OMA COOL
Wenn die BABYBOOMER Omis werden
Sie sind modisch, unternehmungslustig und stehen meistens noch mitten im Berufsleben – die Omas von heute haben mit den Großmüttern von damals, zumindest äußerlich, nicht viel gemein.
Text: Ulli Wright Fotos: privat
STYLISH & COOL.
Unternehmerin Andrea Lehner steht noch voll im Berufsleben, umso mehr genießt sie die Zeit mit Enkelin Anna.
Kleiderschürze, weißes, in Wellen gelegtes Haar und immer ein Schnitzerl oder einen Kuchen parat. Dieses Bild haben die meisten von uns im Kopf, wenn wir an unsere Omis denken. Sie waren fast immer zu Hause und hatten unendlich viel Zeit. Das hat sich grundlegend geändert. Die Oma von heute findet man eher auf der Skipiste oder im Yoga-Kurs als daheim, sie ist modisch gekleidet und steht meistens noch mit beiden Beinen im Berufsleben. Und der Satz: „Gratuliere, du wirst Oma!“ ruft bei einigen sicher im ersten Augenblick einen Schock hervor. Dennoch – wenn auch nicht äußerlich – haben die Großmütter von heute sicher mit jenen von damals viel gemein: nämlich für ihre Enkelkinder da zu sein, sie bedingungslos zu lieben und die beste Unterstützung für die Familie von Tochter oder Sohn zu sein.
Unverzichtbar. Die Leistungen, die Großeltern für die Familien ihrer Kinder in Sachen Enkelbetreuung erbringen, lässt sich schwer in Zahlen gießen. Das sieht man vor allem auch daran, dass es statistisch gesehen kaum Unterlagen gibt. Hört man sich allerdings im Büro oder im Freundeskreis um, dann merkt man, dass ohne die Omas – und natürlich auch Opas – vieles nicht möglich wäre. Aber wie schafft man den Spagat zwischen Enkelkind hüten, dem Job und den Freizeitaktivitäten? Schließlich soll ja auch das Bedürfnis, das eigene Leben unabhängig zu gestalten, gestillt werden.
Oma werden, Oma sein. Wie es gelingen kann, in diese neue Rolle hineinzuwachsen, mit möglichen Konflikten umzugehen und das Oma-Dasein in vollen Zügen zu genießen, erfährt man im Buch „Oma werden, Oma sein“, das die gebürtige Steyrerin Carina Manutscheri (Autorin und Mama) mit der Psychologin und Oma Gundi Mayer-Rönne im Beltz Verlag herausgebracht haben.
Auf den nächsten Seiten haben wir drei Oberösterreicherinnen zu Wort gebeten und nachgefragt, wie sie sich in ihrer Rolle als Omis fühlen.
„Das Wort ‚Oma‘ hat mich am Anfang ganz schön aus der Bahn geworfen, das konnte ich mir gar nicht vorstellen.“
Andrea Lehner
ANDREA LEHNER (56)
Unternehmerin
Vor sieben Jahren kam Andrea Lehners Enkelin Anna zur Welt. „Natürlich habe ich mich riesig gefreut, als mir meine Tochter mitgeteilt hat, dass sie Mama wird. Allerdings hat mich das Wort ‚Oma‘ ganz schön aus der Bahn geworfen, das konnte ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen. Heute sagt meine Enkelin ‚Andrea-Oma‘ zu mir und das gefällt mir gut“, schmunzelt Andrea. Wenn sie und Anna unterwegs sind, dann ist immer etwas los. Entweder düsen die beiden im Land Rover Defender durch die Lande oder sie machen einen ausgiebigen Shopping-Bummel. Langweilig wird es jedenfalls nicht. Einmal im Jahr machen Andrea, ihre Tochter und die Enkelin auch einen Drei-Mäderl-Urlaub. „Diese gemeinsame Zeit ist mir unheimlich wichtig, da ich ja noch voll im Berufsleben stehe und selber ziemlich eingeteilt bin“, so Andrea. Wenn ihre Tochter Nachtdienst hat, ist sie jedoch, so gut es geht, zur Stelle. „Dann bleibt Anna bei mir über Nacht und ich bringe sie am nächsten Morgen in die Schule“, schildert Andrea.
Wichtig ist ihr vor allem, Anna zu unterstützen und Erfahrungen, die sie im Leben gemacht hat, weiterzugeben. So nach dem Motto: Egal, was passiert, alles wird wieder recht! „Das würde ich sagen, ist meine Hauptaufgabe als Oma“, lacht Andrea.
„Meine Tochter macht ihren Job als Mama wunderbar. Ich möchte Luisa und Moritz vermitteln, dass es immer Wege und Möglichkeiten gibt.“
Doris Jandl-Albrecht
Doris Jandl-Albrecht möchte Luisa und Moritz ihre Lebensfreude vorleben.
DORIS JANDL-ALBRECHT (56)
Beraterin, Coach, Wirtschafts-Mediatorin
Auch bei Doris Jandl-Albrecht war die Freude groß, als sie erfuhr, dass ihre Tochter Tamara schwanger ist. Aber auch Doris hatte anfangs mit dem „O-Wort“ Schwierigkeiten. „Heute geht mir allerdings das Herz auf, wenn mich Luisa ‚Omi‘ nennt, das ist einfach beglückend“, so Doris Jandl-Albrecht. Zu Luisa (5 Jahre) gesellte sich vor elf Monaten Brüderchen Moritz dazu. „Es war ein sehr magischer Moment, als ich meine Enkelkinder das erste Mal in den Händen hielt und ich war einfach nur erleichtert, dass Mutter, Vater und Baby nach der Geburt wohlauf waren.“
Doris Jandl-Albrecht hat einen sehr erfüllenden Job und arbeitet dementsprechend gerne und viel. Dennoch versucht sie, der jungen Familie so gut wie möglich zur Seite zu stehen, wenn sie gebraucht wird. „Als meine Tochter neben Baby Luisa ihren FH-Lehrgang absolvierte, war ich einen Tag in der Woche für die Kleine da und auch so verbringe ich gerne Zeit mit den beiden.“ In ihrer Rolle als Omi möchte sie ihren Enkelkindern ihren Optimismus und ihre Lebensfreude vorleben. Von gescheiten Ratschlägen und Besserwisserei hält sie gar nichts. „Meine Tochter macht ihren Job als Mama wunderbar, Luisa und Moritz sollen in mir eine Unterstützerin haben und ich möchte ihnen vermitteln, dass es immer Wege und Möglichkeiten gibt“, so Doris Jandl-Albrecht.
BUCHTIPP
„Oma werden, Oma sein –Der eigene Weg in ein gutes Miteinander mit Enkeln und Kindern“
von Carina Manutscheri und Gundi Mayer-Rönne ISBN: 978-3-407-86690-5 Beltz Verlag, € 20
Die 10 goldenen Regeln der Kommunikation*
1. Gib niemals Ratschläge – Lösungsangebote sind nur dann angebracht, wenn du ausdrücklich darum gebeten wirst. 2. Sei dir bewusst, welches Ziel du mit deinen Handlungen und deinen Worten verfolgst! 3. Wenn du dich beim Abwerten ertappst (gleichgültig, um welches Familienmitglied es sich handelt), sei dir bewusst, dass du die Motive dieser Person noch nicht verstanden hast. Liebevolles Nachfragen (statt negativer Unterstellungen) hilft! 4. Die Eltern haben alle Fähigkeiten, ihre Probleme zu lösen. Du kannst sie dabei unterstützen, mehr nicht. 5. Es gibt kein Paradies auf Erden, die Lösung eines Problems erzeugt neue Herausforderungen. Bleib im Fluss des
Lebens! 6. Sei demütig! Du kannst von jedem Menschen und jeder Situation lernen. 7. Genieße die schönen Momente, auch sie gehen vorbei! 8. Erkenne deine Grenzen und sorge gut für dich, auch wenn Eltern und Enkelkinder enttäuscht sind! 9. Nimm die Gefühle aller Beteiligten ernst, auch deine eigenen! Hinter Wut, Ärger, Eifersucht, Schmerz oder Angst stecken tiefe Bedürfnisse, die es zu benennen gilt. Erst dann finden wir angemessene Lösungen. 10. Wenn du merkst, dass du einen Vorwurf formulierst, mache daraus eine Bitte. Aber Achtung, bitte immer um etwas
Konkretes! Wir können nicht um Liebe, Respekt oder darum bitten, dass der andere etwas nicht tut. Es macht einen großen Unterschied, ob ich jemanden bitte, „nicht immer nur so herumzuliegen“ oder zu sagen „Bitte, geh für mich einkaufen!“ Auch abstrakte Bitten ohne konkrete Umschreibung, wie „Bitte, hilf mir!“, haben wenig Aussicht auf Erfolg.
*aus dem Buch „Oma werden, Oma sein“
Wir versprechen Ihnen nicht, dass Sie immer genug Zeit haben.
karriere.post.at
Aber wir versprechen Ihnen, was wirklich wichtig ist: Ehrlichkeit, Fairness und vor allem Sicherheit. WIR SUCHEN VERSTÄRKUNG IN OBERÖSTERREICH
„Patchwork hat immerhin auch viele Vorteile, weil es von jeder Seite mehrere Großeltern gibt. Irgendjemand hat immer Zeit.“
Ulli Bachinger ULLI BACHINGER (58)
Empfangsmitarbeiterin bei der Firma Engel
Als Dreifachmama Ulli Bachinger vor fast sechs Jahren von ihrer Tochter Janina erfahren hat, dass sie zum ersten Mal Oma wird, war die Freude riesengroß. „Aber mir war bewusst, dass sich auch mein Leben verändern wird“, erinnert sich Ulli Bachinger. Nur zwei Jahre später gesellten sich drei weitere Enkelkinder dazu. „Gabriel bekam Schwesterchen Gloria, mein Sohn Alexander seine Aurelia und meine Tochter Vanessa ihren Lenny. Drei Enkel in nur einem Jahr zu bekommen, ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Zum einen fiebert man bei jeder Geburt mit und wenn Not am Mann bzw. der Frau ist, rückt man auch in der Nacht öfter aus“, schildert Ulli Bachinger. Mit dem Wort Oma hat sie überhaupt kein Problem.
EIN SUPER TEAM.
Ein Kaffeehäferl sagt mehr als 1.000 Worte: „Bachi-Oma – genau wie andere Omas nur viel cooler!“
Ganz im Gegenteil: „Es ist ein herrliches Gefühl, wenn die Kleinen Oma zu mir sagen“, schmunzelt Ulli.
Seit mehr als zehn Jahren ist sie mit ihrem zweiten Mann Günter verheiratet und auch er ist bereits dreifacher Opa. „Wenn alle sieben Enkelkinder da sind, geht es bei uns ganz schön rund und natürlich muss man bei einer derart großen Familie darauf achten, seine Freiräume als Paar nicht zu vernachlässigen. Auch wenn Neinsagen richtig schwerfällt“, so Ulli. Sie ist in jedem Fall eine sehr unternehmungslustige Oma. „Mit mir können die Kleinen Skifahren, Wandern und später auch das Autofahren lernen. Ich bin allerdings keine Bastel- oder Kekseback-Oma“, schmunzelt Ulli.
Ihre Kinder danken es ihr, nicht umsonst hat sie zum Muttertag ein Kaffeehäferl mit der Aufschrift „Bachi-Oma: genau wie andere Omas nur viel cooler!“ bekommen. Eines ist ihr noch wichtig: „Die Enkel meines Mannes haben denselben Stellenwert wie meine leiblichen Enkel. Da gibt es keinen Unterschied. Somit hat Patchwork immerhin auch viele Vorteile, weil es einfach von jeder Seite mehrere Großeltern gibt und irgendjemand immer Zeit hat.“