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Otmar Schrott

DER ARCHIVAR

Erinnern Sie sich? Im März 2012 war der Archivar zum ersten Mal bei „Oberösterreich heute“ zu sehen. Dargestellt wird diese Figur, deren Markenzeichen der weiße Kittel ist, vom beliebten Moderator Otmar Schrott. Dass die Sendereihe ein dermaßen großer Erfolg und Fixbestandteil des Programmes werden würde, hat er sich damals nicht vorstellen können.

Interview:

Nicole Madlmayr

Fotos:

ORF Oberösterreich

Vom Suchen und Finden. Otmar Schrott verbringt viel Zeit im Archiv des ORF-Landesstudio Oberösterreich für seine Beiträge als Archivar.

Nur interessante Filme aus der Vergangenheit, in denen die damalige Zeit zu spüren ist, schaffen es in die Beiträge von Otmar Schrott.

Von der Theaterbühne ins Sendestudio: Otmar Schrott war als Schauspieler in einer Kultursendung des ORF Oberösterreich zu Gast und wurde danach vom Fleck weg als Moderator engagiert. Das war vor 25 Jahren. Heute ist der 63-Jährige, der am Attersee lebt, sowohl regelmäßig im Radio zu hören als auch im Fernsehen zu sehen. Er leiht dem Archivar Gesicht und Stimme. Und die Zuschauer lieben ihn! Wir haben mit Schrott darüber gesprochen, was diese Figur so besonders macht und warum er seinen Job auch nach so vielen Jahren noch genauso liebt wie am ersten Tag.

Sie sind der „Archivar“ des ORF Oberösterreich und regelmäßig Teil der Sendung „Oberösterreich heute“. Wie ist diese Beitragsreihe entstanden? War das Ihre Idee? Nein, war es nicht (lächelt). Ich wurde vom damaligen Landesdirektor Kurt Rammerstorfer in dessen Büro gerufen und seit meiner Schulzeit habe kein gutes Gefühl, wenn ich zum Direktor „zitiert“ werde. Das ist immer noch mit Bauchweh verbunden (lacht). Er hat mir seine Idee des Archivars vorgestellt. Die einzigen Vorgaben waren, dass ich einen weißen Mantel tragen und einmal pro Woche einen Beitrag liefern müsse. Für diese Freiheiten und den Vertrauensvorschuss bin ich ihm heute noch dankbar. Damals bin ich ihm dern Festnetztelefone gegeben hat. Können Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Beitrag als Archivar erinnern? (überlegt kurz) Die erste Sendung ist im März 2012 gelaufen und darin ist es um den Brand der Linzer Pöstlingbergkirche gegangen, wenn ich mich richtig erinnere. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Beiträge aus? Wann schafft es ein Beitrag in die Sendung? Das Wichtigste ist für mich, gute Filme zu finden. Zum einen natürlich, was die Qualität von Bild und Ton betrifft. Auf der anderen Seite müssen die Beiträge etwas über die Zeit von damals erzählen, es muss eine gewisse Stimmung zu spüren sein. Man sollte die Zeit nachempfinden können. Darum suche ich wirklich intensiv. Außerdem versuche ich immer, die Jahreszeiten einfließen zu lassen und thematisch an aktuelle Themen anzudocken. Im Moment sind das zum Beispiel Fasching, Bälle und Skifahren. Wir haben aber auch schon aufgrund der aktuellen Diskussionen einen Beitrag über das Impfen gebracht. Was mir sehr leid tut, ist, dass es nichts über Telefonzellen im Archiv gibt. Ich würde so gern

Viele Menschen

schon nach wenigen Sätzen ins Wort gefal- glauben ja len und habe gesagt: Ja, das mache! Das tatsächlich, dass war vor mehr als zehn ich der ORFJahren und keiner hätte wohl gedacht, dass Archivar sich der Archivar zu einem Fixbestandteil sei. des Programmes entwickeln würde. Das ist er aber in der Tat geworden! Kinder sind ebenso Ihre Fans wie Senioren. Was macht für Sie diese Sendung so besonders? Ich frage mich immer wieder, warum wir damit so viele Menschen ansprechen. Das ist wirklich erstaunlich. Es stimmt tatsächlich, dass es nicht ausschließlich ältere Menschen interessiert, sondern auch Kinder. Ich bekomme zum Beispiel auch Post und Zeichnungen von Volksschülern. Bei den Älteren ist es so, dass sie sich an viele Begebenheiten sogar noch erinnern können, weil sie sie in ihrer Kindheit oder Jugend selbst miterlebt haben. Für sie sind es Erinnerungen. Von den Jüngeren weiß ich, dass sie die Sendung oft mit Oma und Opa schauen und das, was wir zeigen, so etwas wie ein Film aus einer fernen Galaxie für sie ist. Sie sind vollkommen fasziniert, wie zum Beispiel Autos damals ausgesehen haben, welche Kleidung man getragen hat und dass es keine Handys, son-

Seit mittlerweile zehn Jahren leiht der 63-Jährige dem Archivar Gesicht und Stimme.

einen Beitrag über dieses Kulturgut bringen, aber leider waren sie in der Vergangenheit „ offenbar etwas so Selbstverständliches, dass es keine Filme dazu gibt. Gibt es ein Ereignis aus den unzähligen Beiträgen, das Ihnen persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist? Es gibt viele Sachen, die mich beeindruckt haben. Ganz besonders hängen geblieben ist bei mir aber das historische Hochwasser im Jahr 1954. Die Aufnahmen von den Rettungsaktionen sind unglaublich. In Erinnerung geblieben sind mir auch Beiträge aus der Arbeitswelt von damals. Wenn ohne Helme, Schutzbekleidung und Sicherung, sondern mit nacktem Oberkörper gearbeitet wurde – da verwundert es nicht, dass es so viele Arbeitsunfälle gegeben hat. Als Archivar stehen Sie im weißen Kittel in einem Archiv mit unzähligen Filmrollen und grünen Filmkassetten. Gibt es dieses Archiv im Landesstudio tatsächlich? Ja, es ist das Originalarchiv im Landesstudio in Linz, das man in den Beiträgen sieht. Allerdings ist es seit einigen Jahren so, dass eine Digitalisierung stattfindet und das Archiv somit immer leerer wird. Sind diese Geschichten aus dem Archiv auch etwas, das Sie persönlich sehr interessiert?

Mittlerweile ja, aber das hat sich erst über die Jahre entwickelt. Am Beginn war es die Idee, die mir spontan so gut gefallen hat. Ich habe mich hineingearbeitet und jetzt begeistert es mich auch. Viele Menschen glauben ja tatsächlich, dass ich der ORF-Archivar sei. Darum bekomme ich auch immer wieEs gibt der Anfragen, die Geschichten aus viele Sachen, die dem Archiv betreffen. Mittlermich beeindruckt weile kenne ich mich schon sehr haben. Besonders in gut aus und kann Erinnerung geblieben durchaus mit Stolz sagen, dass ist mir aber das ich sehr viel finde (schmunzelt).

historische Hochwasser im Jahr 1954. “

Sie waren als Schauspieler tätig, bevor Sie zum ORF Oberösterreich als Moderator gekommen sind. Was hat Sie zu diesem Wechsel veranlasst? Ich habe am Linzer Landestheater in dem Stück „Talk Radio“ einen Radiomoderator gespielt, der Anrufe entgegennimmt. Aus diesem Grund wurde ich in meiner Funktion als Schauspieler in die Kultursendung von Regina Patsch eingeladen, wo ich – wie im Stück – Anrufe entgegennehmen sollte. Das haben wir dann eine halbe Stunde lang getan. Der damalige ORF-Landeschef Hannes Leopoldseder hat es gehört und wollte mich auf der Stelle als Moderator haben. Umgekehrt hatte ich genauso viel Spaß dabei und konnte mir sehr gut vorstellen, beim Radio zu arbeiten. So bin ich zum ORF Oberösterreich gekommen und ich bin auch nach so vielen Jahren noch leidenschaftlicher ORFler (lacht). Genau genommen sind Sie seit 1997 beim ORF Oberösterreich. Was macht diesen Beruf auch nach so vielen Jahren noch spannend und interessant für Sie? Es ist diese Eigenverantwortung, die mir immer noch so gut gefällt wie damals. Anders als beim Theater, wo der Regisseur über jeden deiner Schritte wacht, gibt es hier eine andere Freiheit. Ich habe das Glück, dass ich sowohl für Radio als auch Fernsehen arbeiten kann. Besonders gern mag ich die Sendung „Linzer Torte“, in der wir jeden Sonntag interessante Persönlichkeiten interviewen. Es ist ein Privileg, mit diesen Menschen so ausführlich sprechen zu können, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Darum empfinde ich jedes dieser Gespräche als Geschenk – zumal ich ein unfassbar großes Interesse an Menschen und deren Leben habe.

AUF DIE MARKE

KOMMT ES AN

Warum eine Markenpositionierung gerade für bodenständige und regionale Betriebe so wertvoll sein kann und wie er Unternehmen erfolgreich zur Marke führt, hat uns Werbefachmann Arno Hochsteiner erzählt. Mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels arbeitet der 50-Jährige ausschließlich für Familienunternehmen in Oberösterreich.

Eine starke Marke muss sich laut Werbefachmann Arno Hochsteiner abgrenzen und Nein sagen können.

Vor 18 Jahren hat sich Arno Hochsteiner mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels selbstständig gemacht. Als klassische Werbeagentur sieht er sein kleines feines Unternehmen nicht, sondern als Markenbegleiter für Klein- und Mittelbetriebe. Gemeinsam mit seiner Frau Adela arbeitet er ausschließlich für Familienunternehmen in Oberösterreich. Die Nähe zu seinen Kunden ist dem Werbefachmann dabei absolut wichtig, so wichtig, dass er am liebsten Kunden betreut, die er mit seinem Fahrrad besuchen kann.

Herr Hochsteiner, warum haben Sie sich auf Familienunternehmen in Oberösterreich fokussiert?

Ganz einfach, weil bodenständige, regionale Betriebe auch wirklich etwas bewegen können und mir die Nähe zum Kunden sehr wichtig ist. Man kennt sich, ist im persönlichen Kontakt und die Kunden wissen es zu schätzen, wenn vom Start bis zur Übergabe immer derselbe Ansprechpartner für sie da ist. Außerdem ist Oberösterreich ein starker Wirtschaftsmarkt, da gibt es genug zu tun (lacht).

Mit welchen Anliegen bzw. Aufträgen kommen die Kunden zu Ihnen?

Oft ist es so, dass die Kunden nur wegen der Gestaltung eines Logos oder eines Flyers zu uns kommen. Wenn ich dann genauer nachfrage, was sie damit erreichen wollen, herrscht nicht selten Ratlosigkeit. Dabei sind die Marke und die exakte Positionierung des Unterneh-

mens das Um und Auf. Kleine Familienbetriebe sind fälschlicherweise oft der Meinung, dass strategische Planung nur etwas für große Unternehmen oder Konzerne ist, da ist noch viel an Überzeugungsarbeit zu leisten. vor allem darum, dass man sich kennenlernt. Um Klarheit über das Projekt und die Erwartungen der Kunden zu gewinnen, nehmen wir uns die Zeit, die es braucht. Da wird nicht gehudelt. Wir setzen uns zusammen und eruieren gemeinsam, wo die Stärken des Unternehmens liegen, wer die Kunden sind und was diese davon haben, wenn sie eine

Dienstleistung oder ein Produkt kaufen. Erst wenn es eine ganz klare Positionierung gibt, gehen wir an die Konzeption. Wenn uns dann der Kunde seinen Segen gegeben hat, starten wir mit der Umsetzung.

Mit seiner Werbeagentur „Designkitchen“ in Wels hat sich Arno Hochsteiner auf Familienbetriebe in Oberösterreich spezialisiert.

Wie führen Sie ein Unternehmen zur erfolgreichen Marke?

Egal, ob Einmannbetrieb oder Firma mit 50 Mitarbeitern, im Prinzip gehen wir immer nach dem gleichen Schema vor. Am Anfang wird die Ist-Situation erhoben. Hier geht es

Können Sie uns dazu ein Beispiel aus der Praxis nennen?

Ja, gerne. Der Relaunch, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Ursula Deinhammer mit der Firma Ökoplant durchgeführt und begleitet habe, war sehr erfolgreich. Ursprünglich wollte der Kunde, dass wir für den Welser Gartengestalter einen Folder machen. Obwohl das Unternehmen eine hervorragende Leistung und Qualität angeboten hat, war es eine herausfordernde Zeit. Da es in dieser Branche viele Mitbewerber gibt, mussten wir ein Alleinstellungsmerkmal finden. Bei einem Markenworkshop mit den Firmenchefs und den Mitarbeitern kristallisierte sich heraus, dass das Unternehmen ein echter Spezialist für große Bäume ist. Somit hatten wir das Alleinstellungsmerkmal von Ökoplant gefunden und das Unternehmen, im gesamten Auftritt – vom Logo bis zur Homepage – als Spezialist für große Bäume dargestellt. Drei Jahre nach der Einführung dieser neuen Strategie und des Markenauftritts freute sich das Unternehmen über das erfolgreichste Geschäftsjahr in seiner 39-jährigen Firmengeschichte.

Die Digitalisierung bringt mit sich, dass es immer mehr Kommunikationskanäle gibt. Oft sind vor allem kleinere Firmen damit überfordert. Wie stehen Sie dazu?

Man muss offen für die Digitalisierung sein und sich damit auseinandersetzen. Man kann seine Produkte heute relativ einfach bewerben. Man macht zum Beispiel mit dem Smartphone einen kurzen Film und stellt diesen auf Social Media. Viele Firmen realisieren gar nicht, was da alles möglich ist. Der Nachteil ist, dass Werbung dadurch allgegenwärtig, ja fast inflationär ist und man auf vielen Kanälen damit konfrontiert wird. Daher ist es umso wichtiger, sich als starke Marke zu positionieren.

Was ist in Ihren Augen eine starke Marke?

Eine starke Marke muss sich abgrenzen und Nein sagen können. Da muss man ganz konsequent sein.

Sie sind jetzt seit fast 20 Jahren in der Werbebranche tätig, was treibt Sie an, was motiviert Sie und woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Für mich gibt es nichts Lässigeres als erfolgreich Unternehmen mitzugestalten. Es macht mir eine große Freude, meinen Kunden zu ihrer Identität zu verhelfen und sie sichtbar zu machen. Wenn ich sehe, dass jemand durch mein Know-how besser wird, dann ist das die größte Motivation. Ich steh‘ auf Wels, auf das Kleinstädtische und fahre seit zehn Jahren mit dem Fahrrad in die Agentur, alleine das inspiriert mich immer wieder zu neuen Ideen.

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