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IBIZA-FEELING IN SCHARNSTEIN

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GOLF MIT AUSSICHT

GOLF MIT AUSSICHT

Ibiza-Feeling

IN SCHARNSTEIN

Vor neun Jahren hat Melanie Drack in Gmunden ihr eigenes Immobilienunternehmen gegründet. Mittlerweile ist die erfolgreiche Maklerin mit ihrer Firma nach Ohlsdorf übersiedelt, beschäftigt drei MitarbeiterInnen und hat sich mit einem Haus in Scharnstein einen ganz besonderen Lebenstraum erfüllt.

Text: Ulli Wright Fotos: Thom Trauner

„Ich bin Melanie Drack“, heißt es auf der Homepage von Drack Immobilien. Na das ist ja einmal eine Ansage. Wer und wie ist nun die coole Lady, die hinter diesem Unternehmen steht, frage ich mich am Weg nach Scharnstein und muss mich trotz Navi ordentlich konzentrieren, um ihr Haus zu finden. Zum Glück sind wir am Land, wo jeder jeden kennt und eine Nachbarin zeigt mir bereitwillig den Weg. Fast ein bisschen versteckt, entdecke ich auf einmal ein modernes Haus mit großem Pool und da kommt sie mir auch schon entgegen: Melanie Drack. Attraktiv, stylish und unglaublich sympathisch. Die Sonne lacht vom Himmel und ich komme mir vor wie auf Ibiza. Auf ihrer großzügigen Sonnenterrasse gibt mir die 38-jährige Unternehmerin Einblicke in ihr spannendes Leben als erfolgreiche Musikerin und erzählt, warum sie ihren Job als pragmatisierte Gendarmeriebeamtin an den Nagel gehängt und vor neun Jahren ihr eigenes Immobilienbusiness aufgebaut hat.

„Werte wie Individualität, Authentizität und Wertschätzung sind mir äußerst wichtig.“

Melanie Drack

Frau Drack, über Sie und Ihre Musikkarriere gibt es sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Musik liegt Ihnen offenbar im Blut. Stehen Sie auch heute noch auf der Bühne? Coronabedingt im Moment leider nicht, aber aus Solidarität habe ich vergangenes Jahr im Lockdown täglich um 18 Uhr ein Terrassenkonzert gegeben. Zur Musik bin ich schon als ganz kleines Mädchen gekommen. Mein Papa hat Gitarre gespielt und gemeinsam mit ihm haben meine Schwester und ich jeden Tag musiziert und Party gemacht. 1998 gründete ich mit drei Schulkollegen unter dem Namen „Fancy Free“ eine Schulband in der HAK Gmunden. Ich habe die Songs geschrieben und gesungen, die Musik haben wir gemeinsam komponiert. Als ich 14 Jahre alt war, haben wir unseren ersten Plattenvertrag bekommen.

Warum der Name „Fancy Free“? „Fancy free“ heißt auf Deutsch übersetzt frei und ungebunden. Und genauso haben wir damals agiert. Das haftet mir übrigens auch heute noch an. Mein Mitarbeiter behauptet: „Melanie, dein zweiter Vorname lautet ‚frei’.“ Und das zu Recht, denn persönliche Freiheit ist mir auch heute noch das größte Gut. Im Herzen bin ich ein Hippie geblieben (lacht).

AM BODEN GEBLIEBEN.

Von der gehypten Sängerin über die Gendarmeriebeamtin hin zur erfolgreichen Immobilienmaklerin. Melanie Drack hat eine steile Karriere hingelegt.

Mit ihrem Haus in Scharnstein hat sich die Immobilienmaklerin einen Traum erfüllt. Hier finden sich auch einige schöne Plätze fürs Homeoffice.

Die Jungs und ich haben viele Konzerte gespielt und waren im Gmundner Raum die Lokalmatadore. Unser Musikstil war von Nirvana, Bob Dylan und Woodstock geprägt. Meine großen Vorbilder waren Joan Baez und Janis Joplin. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie und habe das Kinderzimmer in einer Mietwohnung mit meiner Schwester geteilt. Die Musik war mein Fenster in die große weite Welt.

Haben Sie je eine professionelle Musikkarriere angestrebt? Natürlich habe ich davon geträumt. Kurz vor der Matura habe ich die HAK abgebrochen, meiner Mutter zuliebe aber die Handelsschule abgeschlossen. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Danach arbeitete ich kurze Zeit als Autoverkäuferin und auch als Fitnesstrainerin, ich habe mich aber nirgends so richtig wohlgefühlt. Eines Tages bekam ich dann die unglaubliche Chance, bei einem großen Konzert in Rumänien aufzutreten. Das habe ich auch gemacht und vor 28.000 Menschen mit Stars wie Cyndi Lauper, Tom Jones und UB40 performt. Das war natürlich ein Wahnsinn und man kann sich vorstellen, wie es mir ergangen ist, als ich wieder heim nach Rüstorf kam. Sie haben auch mehrere Jahre bei der Gendarmerie gearbeitet. Wie ist es dazu gekommen? Meine Mutter hat in der Gemeindezeitung gelesen, dass Gendarmeriebeamte gesucht werden. Da ich sehr gerechtigkeitsliebend bin, habe ich mich beworben, die Prüfung absolviert und war dann acht Jahre lang als pragmatisierte Beamtin bei der Gendarmerie tätig.

„Die Musik war mein Fenster in die große weite Welt.“

Melanie Drack

Warum haben Sie diesen sicheren Job an den Nagel gehängt? Das hat sicher auch etwas mit meiner sexuellen Orientierung zu tun. Ich bin lesbisch, was damals am Land und vor allem bei der Gendarmerie nicht einfach war. Keiner hat es verstanden, dass ich meinen Job als pragmatisierte Beamtin gekündigt habe. Aber ich musste mich entscheiden, was mehr zählt – persönliches Glück oder Sicherheit. Natürlich war mir eine gewisse Sicherheit schon damals wichtig, aber mit 27 Jahren war mir klar, dass diese Sicherheit das Glück nicht überwiegen darf.

Sind Sie danach direkt in die Immobilienbranche eingestiegen? Der kreative Bereich hat es mir lange Zeit angetan und kurzzeitig bin ich sogar beim Privatfernsehsender BTV als Fernsehmoderatorin vor der Kamera gestanden. Aber dann hat mich meine Neugierde auf Menschen eingeholt. Vor allem hat mich interessiert, wie Menschen leben und wohnen, da man dadurch sehr viel über die jeweilige Persönlichkeit erfahren kann. Frei nach dem Motto: „Zeig’ mir, wie du wohnst und ich sage dir, wer du bist.“ Anfangs habe ich bei einer Immobilienfirma gearbeitet, erkannte aber relativ schnell, dass ich etwas Eigenes machen möchte. Ich wollte einfach meinen Stil durchziehen. Zu meinem 30. Geburtstag habe ich mein eigenes Unternehmen „Melanie Drack Immobilien“ in Gmunden eröffnet.

Das war vor neun Jahren. Mittlerweile haben Sie den Firmensitz in Ohlsdorf. Wie hat sich Ihr Unternehmen entwickelt? Ich habe als Einzelkämpferin begonnen und wollte das auch so beibehalten. Aber das Business hat sich in den vergangenen drei Jahren so gut entwickelt, dass ich nicht mehr jeden Klienten gleichwertig bedienen konnte. Um mein Niveau und die Qualitätsstandards aufrechterhalten zu können, brauchte es Mitarbeiter und ein Team. Mittlerweile sind wir bereits zu sechst. Meine erste Mitarbeiterin war Verena Thanner. Sie hat in einer Managementfunktion in einer Bank gearbeitet und ist für diesen Job prädestiniert. Auch mein zweiter Mitarbeiter, Helmut Föttinger, war 25 Jahre lang im Management einer Bank tätig und bringt sehr viel Know-how mit. Seit Kurzem ist auch Sonja Stribl in unserem Team. Die Scharnsteinerin hat lange Zeit im Sekretariat der Wirtschaftskammer gearbeitet und passt super zu uns. Mein bester Freund und Grafiker Eric Fink arbeitet als fixer Freelancer bei uns und im April kam Mitarbeiter Nummer sechs ins Team. Wir sind alle verschieden und ergänzen uns perfekt. ein Anleger, der in eine Villa am See investieren möchte, oder eine Großmutter, die zum ersten Mal eine barrierefreie Wohnung bekommt, bei uns wird jeder Klient gleichwertig behandelt. Wir machen keine Unterschiede – kein Projekt ist uns zu groß und keines zu klein.

Sie sind im Seengebiet Oberösterreichs tätig, nicht gerade ein günstiges Pflaster. Wie schaut aktuell die Preisgestaltung aus? Gleichbleibend bis steigend. Corona und die Lockdowns haben allerdings einiges verändert. Die Menschen „flüchten“ aus dem urbanen Raum aufs Land und suchen nach Wohnungen und Häusern mit Terrasse und Garten. Objekte und Liegenschaften, die Freiräume bieten, sind momentan sehr begehrt. Sie betreuen aber auch immer mehr Kunden in Wien. Ja, genau. Viele unserer Klienten aus dem Salzkammergut haben Anlegerwohnungen in Wien und wollen von mir vertreten und betreut werden. Das ist ähnlich wie bei einer Hausärztin, die auch über die gesamte Historie der Menschen Bescheid weiß. Der persönliche Kontakt, dass man sich kennt, spielt eine immer größere Rolle.

„Die Nähe zu unseren Klienten steht absolut im Vordergrund.“

Melanie Drack

Wie sind Sie als Chefin, wie ist Ihr Führungsstil? Beinhart! (lacht) Nein, Spaß beiseite, ich bin sehr amikal, aber meine Mitarbeiter kennen die Grenzen genau. Enorm wichtig ist mir eine offene Kommunikation. Wenn Probleme auftauchen, dann sprechen wir diese auch sofort an.

Wie ist Ihre Firmenphilosophie? Werte wie Individualität, Authentizität und Wertschätzung sind mir äußerst wichtig. Die Nähe zu unseren Klienten steht absolut im Vordergrund. Egal, ob

Melanie Drack hat sich ihr kleines, persönliches Paradies erschaffen und fühlt sich jeden Tag wie im Ibiza-Urlaub.

Wie haben sich die Geschäfte während Corona entwickelt? Nur soviel: Obwohl wir im Lockdown zwei Monate zugesperrt hatten, war das vergangene Jahr das beste in meiner Firmengeschichte.

Wie sehr ist der Markt umkämpft, in dem Sie tätig sind? Es ist ein stark umkämpfter Markt, aber wir haben in Sachen Kreativität und durch die Art und Weise, wie wir werben, die Latte ziemlich hochgelegt und merken langsam, dass auch einige andere in diese Richtung tendieren.

Sie sind auch auf Facebook und YouTube aktiv. Wie kommt das an? Das kommt sehr gut an, wenn man es authentisch rüberbringt. Die Zahl der Aufrufe ging in kürzester Zeit in den sechsstelligen Bereich. Dabei zeige ich den Menschen meinen Alltag als Immobilienmaklerin und natürlich auch unsere Objekte. Das kommt supergut an.

Als erfolgreiche, stylishe Immobilienmaklerin würde man Sie in einer hochmodernen Dachterrassenwohnung in der City sehen, Sie leben aber ganz idyllisch am Land in Scharnstein. Was ist Ihnen in Sachen Wohnen wichtig? Da muss ich ein bisschen ausholen, denn zu diesem Haus hat mich mehr oder weniger das Schicksal gebracht. Das Haus hat ein Klient von mir gebaut und dazu tendiert, es zu verkaufen. Als ich es das erste Mal gesehen habe, war es ein Rohbau. Vor vier Jahren bin ich sehr schwer krank geworden und musste längere Zeit

Auf ihrer Holzterrasse zum Almfluss findet Melanie Drack Idylle pur – ein schöner Ausgleich zum fordernden Businessleben.

„Ich möchte mich immer wieder neu erfinden, in Zeiträumen, die mir Spaß machen.“

Melanie Drack

im Krankenhaus verbringen. In dieser schwierigen Phase wurde mir vieles bewusst und ich habe mich gefragt, was eigentlich wichtig ist im Leben. Komischerweise hat mich dieses Haus gedanklich nicht mehr losgelassen. Nach meiner Genesung bin ich wieder vorbeigefahren. Der damalige Besitzer arbeitete zufällig auf der Terrasse. Ich hielt an und erfuhr, dass es immer noch zum Verkauf stand. Ich wusste sofort, dass ich nur hier gesund werden kann und habe zugeschlagen. Ich habe es nach meinen Vorstellungen umgebaut, habe sogar einen eigenen Brunnen und eine Holzterrasse zum Almfluss. Zu meinem fordernden Businessleben ist das Leben am Land, in dieser Idylle, genau jener Kontrast, den ich brauche. Und so habe ich mir hier mein eigenes Paradies erschaffen und wohne, als wäre ich jeden Tag im Urlaub. Das ist mein zentraler Lebensmittelpunkt, der mich absolut erdet.

Wie ist Ihr Tagesablauf? Ich stehe grundsätzlich um 6 Uhr früh auf, gehe laufen oder walken und fahre anschließend nach Ohlsdorf ins Büro. Dort wird den ganzen Tag gearbeitet. Meistens bin ich auch noch am Abend beruflich eingespannt, weil viele meiner Klienten erst dann Zeit haben. Es ist kein Nine-to-five-Job, aber er macht mir sehr viel Freude.

Was machen Sie gerne in der Freizeit? Natürlich steht die Musik noch immer absolut im Mittelpunkt meines Lebens und wann immer es passt, greife ich zur Gitarre und singe. Ich höre aber auch irrsinnig gerne österreichische Musik und bevorzuge die gute alte Schallplatte. Ansonsten bin ich viel in der Natur, darum möchte ich auch Golfspielen lernen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Unverändert mit derselben Hingabe, demselben Humor, demselben Enthusiasmus und derselben Herangehensweise an meine Geschäfte. Ich möchte mich immer wieder neu erfinden, in Zeiträumen, die mir Spaß machen und mit Menschen, die gerne mit mir mitgehen.

Haben Sie es je bereut, dass es statt den Brettern, die die Welt bedeuten, das Immobilienbusiness geworden ist? Nein, überhaupt nicht. Obwohl mein Weg nicht immer einfach war. Als Mädel vom Land, aus einfachen Verhältnissen und homosexuell, musste ich mich doppelt und dreifach beweisen. Ich bin dankbar, dass meine Eltern immer hinter mir gestanden sind. Ich telefoniere auch heute noch täglich mit meiner Mutter und bespreche Berufliches wie Privates mit ihr. Schade finde ich, dass wir in unserem Land noch nicht soweit sind, dass wir dazu stehen, wie wir leben möchten. Ich bin heute glücklich, meinen Lebensstil gefunden und erfolgreich ein eigenes Unternehmen aufgebaut zu haben.

KONTAKT

DRACK IMMOBILIEN GMBH

4694 Ohlsdorf Hauptstraße 26/17 office@drack-immobilien.at www.drack-immobilien.at

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DiePresse.com/Sonntag

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