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WEINVERKOSTUNG Einmal anders

Die Hirschers der Weinberge

Ähnlich wie auf der Skipiste geht es auch beim Wein darum, den Stock zur richtigen Zeit über die Ziellinie zu bringen. W inzer haben mit Marcel Hirscher viel gemein. Auch sie sind Weltmeister. Von Tina Veit-Fuchs

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Im Pflug die steilen Hänge hinab, „Slalomlesen“ mit der Traubenschere und bei unvorhersehbarem Frost den niedrigen Temperaturen ordentlich einheizen. Gut, vielleicht sind die Vergleiche zwischen dem Skisport und dem Winzerhandwerk gar ein wenig abwegig. Dennoch: Mit Wettbewerben und Weltmeistertiteln kennen sich die heimischen Winzer fast so gut aus wie Marcel Hirscher. Schon 2016 – damals mit dem Jahrgang 2013 – trug Reinhard Muster den Sieg in einer Weltmeisterschaft davon: im Concours Mondial du Sauvignon blanc in Frankreich. Nur wenige Jahre später beim Wettbewerb in Hongkong (Cathay Pacific Hong Kong International Wine & Spirits Competition) verkostete eine internationale Expertenjury Weine von allen Kontinenten. Dass sich Musters SB Ried Grubthal 2017 als „World’s Best Sauvignon blanc “ durchsetzte, scheint angesichts der steirischen Säurestruktur, die dem internationalen Gaumen nicht so geläufig ist, und ob der großen Konkurrenz aus Frankreich und Neuseeland eine kleine Sensation zu sein. In der ersten virtuellen Weinverkostung in der VIA-Historie dürfen wir beide WM-Weine aus dem Hause Muster im Beisein des Winzers und seiner südsteirischen Kollegen Walter Skoff, Mario Weber und Markus Pongratz verkosten. „Eine spannende Lage, die zeigt, dass man auch in tieferen Lagen guten Wein machen kann“, merkt Weber vom Weingut Kodolitsch an. Er, der seinen Fässern nach eigener Aussage gerne ein Busserl aufdrückt, versteht Musters Philosophie durchwegs. „In unserem Weinkeller läuft klassische Musik und über Nacht sogar eine Diskokugel“, gibt Reinhard Muster zu Protokoll. Unbeeindruckt von der Covid-19-Pandemie dürfen seine Fässer also täglich eine Coronaparty feiern. „Früher trank man Sauvignon blanc grasig mit klarer Brennnesselnote. Heutzutage können wir der Welt zeigen, dass die Rebsorte eine tolle Lagerfähigkeit besitzt und fein reifen kann. Das gilt es zu bewahren“, erklärt Walter Skoff vom Weingut Skoff Original. Musters 2017er könnte also noch bedeutender werden. Als Muster 2000 als 20-Jähriger das Weingut von seinem Vater übernahm, war es ein regionaler Weinbaubetrieb von überschaubarer Größe. Heute bewirtschaftet der Winzer 57 Hektar. Fragt man ihn nach dem Geheimnis seines Erfolgs, so antwortet er: „Wir arbeiten in allen Bereichen des Betriebs mit sehr, sehr, sehr viel Amore!“

südsteirisches terroir – der „Pulverschnee” von Winzern wie Reinhard Muster

Foto: Werner Krug

„Ich gebe nicht nur meiner Frau Sabine, sondern auch meinen Weinfässern gern mal ein Busserl.“

Markus Pongratz, Weingut Pongratz

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Und dabei zitiert er nicht nur seine Wiener Lieblingsband Wanda, sondern meint es auch so. Der aktuelle Sauvignon blanc Ried Grubthal wurde zur Hälfte in Barriques ausgebaut, der Rest in großen Holzfässern und im Edelstahl, insgesamt waren es zwanzig Chargen. Ein Teil wurde auf der Maische vergoren. Der Sauvignon blanc Grubthal 2013 präsentiert sich leicht zigarrenrauchig, umarmt aber gleichzeitig sanft den Gaumen. Muster: „Man muss die Steiermark nicht neu erfinden. Wir sollten uns auf die Werte unserer Väter besinnen, wie es die junge Winzergeneration tut. Was wir brauchen, ist Stabilität.“ Werfen wir einen Blick auf die Degustationsreihe von Markus Pongratz. Sauvignon blanc Ried Kranachberg 2019 (Fassprobe) und Schwalbenhimmel Sauvignon blanc Ried Hochberg 2018 machen den Anfang, bevor der in diesem Jahr mit der ersten internationalen Sauvignon blanc Trophy (Falstaff ) ausgezeichnete Schwalbenhimmel Sauvignon blanc Ried Hochberg 2017 seinen Auftritt hat. Mit Gerald Brettschuh als Etikettenzeichner hat man sich einen Künstler ins Boot geholt, der den Sammelcharakter der Weine unterstreichen soll. Den Preisträger loben die Kollegen als „spaßigen Genuss mit toller Finesse und ausgeglichenem Sortencharakter“. Ein angenehmer Speisebegleiter, etwa zu Brokkoli mit Mandeln und Sardellen, finden wir.

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„Es zahlt sich aus, in Österreich auf Qualität zu setzen. Als Winzer einen Weltmeistertitel einzufahren, rührt einen schon sehr.“

Walter skoff, Weingut skoff Original (im Bild mit eva skoff-Liebau)

Weiter geht es mit den Sauvignon blancs Ried Hochsulz Südsteiermark DAC 2018, Ried Kranachberg 2015 –ausgezeichnet 2017 beim Concours Mondial du Sauvignon blanc in Bordeaux – und dem Sauvignon blanc Royal 2013 vom Weingut Skoff Original. „Es ist wichtig, neben der Herkunft auch die Sorte zu spüren. Kühle, Wärme und Struktur zeichnen den südsteirischen Sauvignon aus“, sind sich die Winzer einig. Zwischen trinkanimierend und lagerpotent sind auch Skoffs Kreationen angesiedelt, der auf 60 Hektar 13 verschiedene Lagen und zwölf unterschiedliche Sauvignons in seinem Repertoire hat. Ried Hochsulz DAC 2018 erinnert leicht an den melonigen Geschmack des Sommers, der 2015er würde gut zu einer cremigen Champignonsauce passen. Der

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„Mit diesem Wein hatten wir in der Außenwahrnehmung den großen Durchbruch.“

Mario Weber, Weingut Kodolitsch

Das Weingut Kodolitsch punktet vor allem mit der Lage Rosengarten, einer südsüdwest ausgerichteten einzellage am seggauberg.

Royal ist lange am Stock und im Fass, die Holznase ist klar spürbar – ebenso die Note reifer Datteln. Definitiv ein Winterwein! „Ich will nicht reich werden, sondern guten Wein machen. In Österreich zahlt es sich aus, auf Qualität zu setzen. Wenn man als Winzer einen Weltmeistertitel bekommt, kann einen das durchaus zu Tränen rühren“, gesteht Skoff. „Man muss sich bewusst sein, dass man den Sauvignon blanc als Rebsorte niemals beherrschen kann. Er ist in meinen Augen eine grantige Rebsorte und gleichzeitig eine Königin. Vielleicht sind Auszeichnungen wie Weltmeistertitel deshalb auch so etwas Besonderes für uns alle“, sagt Muster. Wir wenden uns dem Weingut Kodolitsch zu, für dessen vinophilen Output Mario Weber verantwortlich ist. Der Sauvignon blanc Ried Rosengarten T.M.S. 2018 kommt aus der besten Parzelle am Rosengarten. Wenig Restzucker trotz Frühreife. T.M.S. steht übrigens für „Trink Ma Sölba“. Wer eine Flasche ergattern will, muss mit Schnelligkeit argumentieren. Es folgt Webers Titel-Sauvignonblanc Rosengarten Reserve T.M.S. 2015, ausgezeichnet vom Concours Mondial du Sauvignon bei der „Denis Dubourdieu Trophy“ in Graz. Definitiv ein Wein, der im Glas freudig „Hallo“ sagt, aber trotzdem Zurückhaltung walten lässt. „Mit diesem Wein hatten wir in der Außenwahrnehmung den großen Durchbruch“, so Weber. „Der ist auch großartig“, lautet das Kompliment von Walter Skoff. „Wir sollten nur noch solche Weine machen.“ Jeder Wein trage die Handschrift des Winzers und sei Emotion pur. Neid hat da keinen Platz. Warum auch? „Jeder Jahrgang ist eine neue Herausforderung. Wir unterstützen uns gegenseitig und klopfen uns bei Erfolgen auf die Schulter. Es geht um ein Miteinander in der Region“, so der Tenor der virtuellen Verkosterrunde, die von Christina Pauschenwein von der Agentur Wine+Partners und zwischenzeitlich von Luis, Hofkater des Weinguts Muster, begleitet wurde. Wir schließen mit dem Blick auf das touristisch sensationelle Jahr 2020 – und das trotz Corona. Halten die Region und ihr Charme der Gästeflut stand? Muster: „Es ist wichtig, unser Kulturgut zu bewahren und wütenden Investoren von außerhalb rechtzeitig den Riegel vorzuschieben. “

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Virtuelle Verkostungsrunde (v. l. n. r. bzw. v. o. n. u.): Mario Weber (Weingut Kodolitsch), Christina Pauschenwein (Wine+Partners), Walter skoff (Weingut skoff), Reinhard Muster (Weingut Muster), Markus Pongratz (Weingut Pongratz) und tina Veit-Fuchs (VIa)

AUF DEM TEPPICH GEBLIEBEN

Ein Teppich in einer Studentenwohnung brachte den Stein ins Rollen. W ie Reyhani zum Inbegriff für heimische Teppichkultur wurde – und heute geschickt Tradition mit dem WWW verbindet.

Aufbau: Ata Reyhani beim Empfang einer Teppichsendung aus dem Iran im Jahr 1982.

Als Ata Reyhani in Graz Maschinenbau studierte, zierte den Boden seiner Wohnung ein Orientteppich. Ein edles Stück, auf das sein Vermieter vom ersten Moment an ein Auge geworfen hatte. Irgendwann ließ Ata sich überreden und verkaufte ihm den Teppich. Schnurstracks funkte er seinen Vater in Persien an, um Nachschub zu bestellen – einen neuen Teppich für sich und für die Nachbarn gleich noch welche dazu. Rasch stellte sich heraus: Nach dem Krieg herrschte hierzulande viel Nachholbedarf, auch in Sachen Einrichtung – und der Handel mit Teppichen erschien auf einmal wesentlich aussichtsreicher als die MaschinenbauKarriere. Woraufhin Ata und Vater Naim 1958 gemeinsam die Firma Reyhani in der Grazer Schönaugasse gründeten. Das Familienunternehmen konnte rasch zu einem der führenden Teppichimporteure Österreichs

Familie Reyhani heute – durch Fleiß, aber auch Einheit in der Familie konnte das Unternehmen ständig erfolgreich ausgebaut werden. Ganz links der heutige Geschäftsführer Amin Reyhani. WEIHNACHTSAKTION in den modernen Teppichmarkt einOnline-Gutschein gestiegen sind.“ –30 % auf einen So wurde etwa 2000 die Marke HONAR eingeführt, die strengen echten Reyhani- Qualitätskriterien entsprechende FairTeppich trade-Kollektionen bietet. Diese werden mittlerweile fast alle individuell nach Kundenwunsch handgefertigt. Auch in Sachen Hinter den HONAR-Kollektionen steckt ein oscarähnlicher Gedanke: Herausragende KnüpfOnlinehandel zeigt sich Reyhani offen: „Wir versuchen, den klassischen Handel mit den projekte werden regelmäßig von einer Vorzügen der digitalen Welt zu verbinden. Fachjury ausgezeichnet. Sprich, der Kunde kann bei uns online einkaufen, bekommt dazu aber stets Top-Beausgebaut werden. Atas Sohn Amin über- ratung und ein hochmodernes Rundumnahm 1995 das Ruder und startete mit jun- Service in Sachen Pflege und Reparatur. Im gem Schwung und kreativem Engagement Reyhani-Headquarter stehen jederzeit Facheine Neupositionierung. kräfte mit ihrem Know-how zur Verfügung, Gerade bei traditionellen Produkten wie man kann hier die Teppiche besichtigen Teppichen erfordert der Spagat zwischen kommen oder sich mit umfassenden GaranTradition, modernem Marketing und Kun- tien liefern lassen. Ein Service-Modell, das in denservice ein feines Händchen. Um Ser- unserer Branche europaweit einzigartig ist.“ vice und Kundenkontakt zu verbessern, gründete Amin Re pichwäscherei und yhani 1999 eine Te Reparaturwerkstatt pin Schönaugasse 49 | Reyhani 8010 Graz Waltendorf. Der Geschäftsführer in dritter Tel. 0 316/83 07 72-0 Generation – der seit 2001 außerdem Reis reyhani-teppiche.at importiert und seit Kurzem auch mit der RL Greenpack in Kindberg ein innovatives, ökologisches Verpackungsunternehmen am Start hat – erklärt, warum es in der Teppichbranche nicht mehr so einfach ist wie früher: „Politische Gründe, Veränderungen von Kultur und Handarbeit sowie starker Wettbewerb durch Kaufhausketten und dubiose Preispolitik haben den Handel mit Luxusteppichen in den letzten Jahren verDas Reyhani-Haus mit seiner europaweit einzigartigen, aus 800.000 Fayence-Mosaiksteinen ändert. Weshalb wir mittlerweile verstärkt bestehenden, handgefertigten Fassade.

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