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SCHREBERGÄRTEN Grüne Wunder
Von Gartenzwergen und
Schrebergärten sind heiß begehrt – die Kleinoasen der Citys ziehen immer mehr junge Urban Gardener an. W ie man an eine Parzelle kommt und was einem als Heimgärtner blüht.
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grünenWundern
Mal ehrlich: Das Thema Schrebergarten ist so klischeebehaftet wie die Erde rund. Wer sich noch nie selbst dabei erwischt hat, Kleingärtnern mit Spießertum oder Pensionistenhobby assoziiert zu haben, hebe die Hand! Die Sache ist nur: Im Laufe der letzten Jahre sind viele eigentlich uncoole Dinge wieder cool geworden (man denke an die Mode der 90er!). So wurde auch Gärtnern vom biederen Großeltern-Hobby zum Must-do der Hipster-Generation. Urban Gardening gehört mittlerweile schon fast zum guten Ton – vor allem, weil es mit Trends wie Nachhaltigkeit und Do-ityourself in Einklang steht. Und nicht zuletzt dank Corona sucht man Erholung statt in fernen Ländern immer öfter daheim. Zum Beispiel im eigenen Schrebergarten. Städter, die kein Haus mit Garten zur Verfügung haben, sichern sich ihr persönliches Stück Natur eben mitten im Stadtdschungel. Wie viele Kleingärten es bei uns
Ob fröhliche Gartenzwerg-Truppe (li.), emsige Bienen-Familie (o.) oder bunte Blumenpracht: Jeder Schrebergarten trägt die einzigartige Handschrift seines Betreibers.
gibt, wie man überhaupt zu einer Parzelle kommt und vieles mehr wollten wir aus erster Hand wissen – genauer gesagt von Horst Ruckenstuhl, Obmann des Landesverbandes der steirischen Heimgärtner. Damit wir einen Überblick bekommen: Wie viele Schrebergärten gibt es denn aktuell in der Steiermark?
Horst Ruckenstuhl: Steiermarkweit betreuen wir als Landesverband derzeit 31 Heimgartenvereine, davon 28 in Graz. Im Moment gibt es 3.000 Mitglieder. Die Gesamtfläche aller steirischen Heimgärten beträgt fast 750.000 Quadratmeter. Schrebergarten-Parzellen werden ja oft familienintern weitergegeben. War das bei Ihnen auch so? Ja, ich bin über meine Schwiegereltern zum Heimgärtnern gekommen. Für viele Familien sind diese Gärten eine fixe Tradition. Vor allem, wenn Kinder mit dem Garten der Eltern oder Großeltern aufwachsen und ihn gewohnt sind, möchten sie später nicht darauf verzichten, übernehmen ihn von der älteren Generation oder suchen sich selbst eine Parzelle.
Wie kommt man zu einem Heimgarten – ist das nicht irrsinnig schwierig? Im Moment ist es tatsächlich nicht einfach, einen Garten zu bekommen, eben weil viele Parzellen von den Besitzern an ihre Kinder weitergegeben werden. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt je nach Bezirk von fünf bis sechs Monaten bis hin zu mehreren Jahren. Am besten, man spricht mit Obfrau oder Obmann der Anlage, wo man gerne einen Garten hätte. Die Funktionäre – man findet diese über die Website des Landesverbandes – wissen, ob und, wenn ja, was gerade frei ist, und führen auch Vormerklisten.
Mehr als 100 Jahre Heimgärtnern
Die Geschichte der steirischen Schrebergärten reicht bis 1907 zurück. In diesem Jahr wurde der Verein „Heimgarten” in Graz gegründet – was auch der Grund dafür ist, dass die Gartenvereine der Steiermark als „Heimgarten” und nicht wie im Rest Österreichs als „Kleingarten” betitelt werden. Während des Zweiten Weltkrieges gingen die Unterlagen über die Vereinstätigkeiten verloren, im Oktober 1945 wurde die Verbandsarbeit wieder aufgenommen. Luftbildaufnahmen von 1948 deuten darauf hin, dass es damals mindestens 20.000 Kleingärten gab, die im Laufe der folgenden fünf Jahrzehnte sukzessive der Verbauung weichen mussten. Heute gibt es steiermarkweit 3.000 Heimgärtner.
Ob neues Pflanzsystem oder Rosenschnitt-Tipps: In der Heimgarten-Gemeinschaft inspirieren sich die Generationen gegenseitig. Nachbarschaftshilfe wird hier großgeschrieben. Fakt ist: Ohne regelmäßige Pflege geht bei einem Garten gar nichts. Schrebergärtner mit wenig Zeit setzen am besten auf pflegeleichte Pflanzen.
Wenn die Nachfrage so groß ist: Sind vielleicht auch neue Anlagen in Graz geplant? Am Zahläckerweg ist eine neue Heimgartenanlage in Planung, die als Ersatz der ehemaligen Anlage in Eggenberg dienen soll. Wegen der Verbreiterung der Remise wurden dort 24 Gärten aufgelöst. Allein in Graz könnten wir sofort 500 neue Gärten besetzen, vor allem dort, wo neue Wohnflächen entstehen, etwa bei den Reininghausgründen. Aber Grünflächen für unbefristete Pachtverträge sind sehr, sehr rar, da errichtet die Stadt lieber öffentliche Parks. Schrebergärtnern war früher eher eine Sache der Älteren. Hat sich da etwas geändert? Auf jeden Fall. Mittlerweile setzen immer mehr junge Familien auf ihren eigenen Garten. Man will zurück zur Natur und seinen Kindern zeigen, dass Obst und Gemüse eben nicht im Supermarkt wachsen. Zeichnet sich das jüngere Publikum auch in der Optik der Gärten ab? Natürlich, wenn jüngere Menschen eine Parzelle übernehmen, haben sie andere, neue Gestaltungsideen und Bepflanzungssysteme. Vor allem solche, die es ermöglichen, den Garten mit geringeren Mitteln zu betreiben. Schließlich haben Berufstätige nicht den ganzen Tag Zeit – und sie kommen ja in ihren Schrebergarten, um sich zu erholen. Wie funktioniert die Nachbarschaft in den Gärten zwischen den Generationen? Die Gemeinschaft der Heimgärtner ist definitiv etwas Besonderes. Nachbarschaftshilfe wird hier zwischen allen, auch generationenübergreifend, praktiziert. Zum Beispiel hilft der junge Gärtner den Älteren bei der Reparatur der Hütte, der Ältere gibt seine Erfahrungswerte beim Rosen- oder Obstbaumschnitt weiter. Wie viele Monate im Jahr nutzen Sie eigentlich Ihren Garten? Und vom Erholungsfaktor mal abgesehen: Was ist für Sie das Schönste am Heimgärtnern? Ich nutze meine Parzelle fast das ganze Jahr über. Im Frühjahr, Sommer und Herbst täglich, aber auch im Winter je nach Wetter.
Grünes Glück in der City: Auch wenn Frühling und Sommer Hauptsaison für Schrebergärtner sind, nutzen viele ihre blühende Oase auch abseits der warmen Jahreszeit.
„Nachbarschaftshilfe wird in den Schrebergärten generationenübergreifend praktiziert.“
Meine Enkel lieben es, im Garten Schneeballschlachten zu machen oder Schneemänner zu bauen. Was ich am meisten genieße, sind die Ruhe im Grünen, die körperliche Betätigung, die bereits erwähnte Gemeinschaft, mit dem Nachbarn oder anderen Gärtnern einen Kaffee in der Laube zu genießen.
Auch wenn es schwierig ist, an eine Parzelle zu kommen: Welche Tipps würden Sie zukünftigen MöchtegernHeimgärtnern geben? Bevor man sich entschließt, einen Garten zu pachten, unbedingt mit der Obfrau oder dem Obmann abklären, wie es hinsichtlich Bauvorhaben oder Umgestaltungen aussieht, also was erlaubt ist und was nicht. Nicht, dass man sich am Ende denkt: „Hätte ich das gewusst, ich hätte den Garten nicht genommen. “ Und natürlich sollte man sich bewusst machen, dass so ein Garten Pflege benötigt – je nach Größe mehr oder weniger. Überlässt man den Garten mehrere Wochen oder Monate der Natur, hat man danach umso mehr Arbeit.
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