20 minute read

III. Drei Lektionen genügen für den Beginn

Eine allgemeine Bemerkung: in der 1. Lektion wird eine doppelte Übersetzung wiedergegeben: zunächst (kursiv) eine wortwörtliche (also eine seltsame), dann noch eine sinngemäße, damit die Unterschiede zwischen Esperanto und Deutsch auf diese Art besser begriffen werden können. Diese Methode wurde vor mehr als hundert Jahren erfolgreich in den Griechisch- und Latein-Lehrbüchern verwendet. In unserer Zeit griff auf diese Art der Vermittlung die Erwachsenendidaktin Vera Birkenbihl zurück.

1. Lektion / la unua leciono

Advertisement

En la komenco Dio kreis la ĉielon kaj la teron.

In Anfang Gott schuf den Himmel und die Erde.

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Kaj Dio diris: Estu lumo; kaj fariĝis lumo.

Und Gott sprach: Sei Licht; und entstand Licht.

Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.

Kaj Dio vidis la lumon, ke ĝi estas bona; kaj Dio apartigis la lumon de la mallumo.

Und Gott sah das Licht, dass es ist gut; und Gott trennte das Licht von Unlicht.

Und Gott sah, daß das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis.

31

Kaj Dio nomis la lumon Tago, kaj la mallumon Li nomis Nokto.

Und Gott nannte das Licht Tag, und das Unlicht Er nannte Nacht.

Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis Nacht.

Kaj estis vespero, kaj estis mateno, unu tago.

Und es war Abend, und es war Morgen: ein Tag.

Und es ward Abend. Und es ward Morgen: der erste Tag.

Kaj Dio diris: La tero aperigu vivajn estaĵojn, laŭ ilia speco, brutojn kaj rampaĵojn kaj surterajn bestojn, laŭ ilia speco; kaj fariĝis tiel.

Und Gott sprach: Die Erde bringe zum Schein lebendige Wesen, nach ihre Art, Vieh und Kriechtiere und Festlandtiere, nach ihre

Art; und entstand so.

Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art, Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes nach ihrer Art!

Und es geschah also.

Kaj Dio diris: Ni kreu homon laŭ Nia bildo, similan al Ni; kaj ili regu super la fiŝoj de la maro kaj super la birdoj de la ĉielo kaj super la brutoj, kaj super ĉiuj rampaĵoj, kiuj rampas sur la tero.

Und Gott sprach: Wir wollen schaffen Menschen nach unser Bild, ähnlich zu uns; und sie sollen regieren über die Tiere und über alle

Kriecher, welche kriechen auf der Erde.

Und Gott sprach: Wir wollen Menschen machen nach unserem

Bild uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh auf der ganzen Erde, auch über alles, was auf Erden kriecht!

Kaj Dio kreis la homon laŭ Sia bildo, laŭ la bildo de Dio Li kreis lin; en formo de viro kaj virino Li kreis ilin.

Und Gott schuf der Menschen nach sein Bild, nach das Bild von

Gott er schuf ihn; in Form des Mann und Frau er schuf sie.

32

Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie.

Dio benis ilin, kaj Dio diris al ili: Fruktu kaj multiĝu, kaj plenigu la teron kaj submetu ĝin al vi, kaj regu super la fiŝoj de la maro kaj super la birdoj de la ĉielo kaj super ĉiuj bestoj, kiuj moviĝas sur la tero.

Gott segnete sie, und Gott sagte zu sie: früchtet und mehret, und füllet die Erde und untertue sie zu sie, und regiere über die Fische des Meres und über die Vögel von der Himmel und über alle Tiere, welche sich bewegen auf die Erde.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des

Himmels und über alles Lebendige, was auf Erden kriecht!

Kaj Dio rigardis ĉion, kion Li kreis, kaj vidis, ke ĝi estas tre bona. Kaj estis vespero, kaj estis mateno, la sesa tago.

Und Gott sah alles, was er schuf, und sah, dass es ist sehr gut. Und war Abend, und war Morgen, der sechste Tag.

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der sechste

Tag.

(Aus dem 1. Buch Mose, Bericht über die Erschaffung, Schlachter Übersetzung)

33

Der grammatikalische Kommentar / la gramatika komento

(1) Im Anfang... In Esperanto deklinieren wir, wie in Englisch,

Französisch oder Italienisch, mit Hilfe der Präpositionen – in

Deutsch deklinieren wir mit den grammatikalischen Endungen.

Aus diesem Beispiel lässt sich die Regel ableiten, dass sich die

Präpositionen mit der Nominativform auf -o verbinden. Nur der Akkusativ bekommt eine eigene Endung -on und die Mehrzahl-ojnfür die Substantive und-anbzw.-ajnfür die Adjektive.

So gesehen verfügt Esperanto nur über zwei Fälle mit verschiedenen Endungen: den Nominativ und den Akkusativ (tero – teron = Erde – Erde). Andererseits kann man sagen, dass es in

Esperanto so viele Deklinationsfälle wie Präpositionen gibt (de tero, al tero, kun tero, apud tero, ekster tero = der Erde, der Erde, mit der Erde, neben der Erde, ausser der Erde usw.). (2) Gott schuf... Das Esperanto kann einfach oder zusammengefügt konjugieren: Dio kreis – Dio kreas – Dio kreos = Gott schuf –

Gott schafft – Gott wird schaffen. Das Verb in Esperanto braucht wie im Deutschen immer das Pronomen oder gleich den Namen, damit man weiß, wer oder etwas tut. Die Zeiten werden mit drei Endungen ausgedrückt:-is(Vergangenheit),-as (Gegenwart), -os (Zukunft). Die Endung für den Infinitiv (krei – schaffen) ist -i; die Endung für die Befehlsform (kreu –schaffe!) ist -u; die Endung für die Bedingungsform (se vi kreus – wenn du schaffen würdest) ist -us. Die Wunschform drückt man ebenso mit der Endung für die Befehlsform -u aus, vorher setzt man aber das Bindewort ein: „Ni preĝas, ke Dio kreu pacon!” (Wir beten, dass Gott den Frieden schaffe). Um die

Konjugation durchzuführen, muss man also Fürwörter verwenden: mi preĝas, vi preĝas, li preĝas, ŝi preĝas; ni preĝas, vi preĝas, ili preĝas(ich bete, du betest, er betet, sie betet; wir beten, ihr betet, sie beten). Wenn es in der 3. Person um ein Ding oder

34

Lebewesen geht, aber keinen Menschen, sagt mn: ĝi moviĝas (es/das bewegt sich). (3) Und Gott sah, dass es gut war... In Esperanto: Kaj Dio vidis, ke ĝi estas bona, nämlich das Licht. Das Fürwort ĝi in Esperanto, gebraucht für die dritte Person, gilt für diese Form, wenn es nicht um eine menschliche Person geht. (4) Und die Finsternis Nacht... In Esperanto: kaj mallumo nokto. In

Esperanto muss man um die Hälfte weniger Wörter lernen, da alle Gegenbedeutungen einfach mit der Vorsilbe mal- (anti, kontra, gegen-) gebildet werden, wie: bona = gut – malbona = schlecht; granda = groß – malgranda = klein; justa = gerecht –maljusta = ungerecht usw. In unserem Beispiel: lumo = Licht –mallumo = Finsternis. (5) Der erste Tag... In Esperanto: unu tago. Normal sollte auch in

Esperanto stehen: la unua tago (der erste Tag), doch Zamenhof bleibt bei dem hebräischen Originaltext, wo das Hauptzahlwort gebraucht wird, also: unu tago – ein Tag. (6) Die Erde bringe hervor... In Esperanto: La tero aperigu. Die

Formulierung in Esperanto „aperigi” setzt sich aus dem

Zeitwort aperi = erscheinen, sich zeigen und der Nachsilbe -igi mit der Funktion und Bedeutung bewirken, dass etwas so wird, wie es in dem Grundwort steht, also sichtbarmachen oder hervorbringen. Siehe auch: Aperas la problemo – Es eröffnet sich ein Problem hervor. Dann aber: Aperigu la solvon – Es gibt eine Lösung! (7) Nach unserem Bild... In Esperanto: laŭ Nia bildo – In Deutsch ist die Präposition mit dem 3. Fall verbunden, in Esperanto bleibt das Hauptvort bildo in Nominativform, da schon die Präposition laŭ den Dativ ausdrückt.

35

2. Lektion / la dua leciono

Estis iu homo en la lando Uc, lia nomo estis Ijob. Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob.

Tiu homo estis honesta, justa, diotima, kaj li evitadis malbonon.

Der war ein ganzer und gerader Mann, der Gott fürchtete und vom Bösen wich.

Al li naskiĝis sep filoj kaj tri filinoj.

Es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren.

Lia brutaro konsistis el sep mil ŝafoj, tri mil kameloj, kvincent paroj da bovoj, kvincent azeninoj, kaj li havis tre multe da servistoj; kaj tiu homo estis pli eminenta, ol ĉiuj filoj de la oriento.

Er besaß an Herden 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen; und seine Dienerschaft war sehr groß, also daß der Mann größer war, als alle, die im Morgenlande wohnten.

Liaj filoj havis la kutimon faradi festenon en la domo de ĉiu el ili, ĉiu en sia tago; kaj ili invitadis siajn tri fratinojn, por manĝi kaj trinki kun ili.

Seine Söhne aber gingen und machten Gastmähler, ein jeder in seinem Hause und an seinem Tage, und sie sandten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, um mit ihnen zu essen und zu trinken.

Kaj ĉiufoje, kiam la rondo de la festenaj tagoj estis finita, Ijob sendis, por sanktigi ilin, kaj li leviĝis frue matene kaj alportis bruloferojn laŭ la nombro de ili ĉiuj; ĉar, diris Ijob: Eble miaj filoj pekis kaj blasfemis Dion en sia koro. Tiel agadis Ijob ĉiam.

36

Wenn dann die Tage des Gastmahls zu Ende waren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er stand des Morgens früh auf und brachte Opfer nach ihrer aller Zahl; denn Hiob sprach: Vielleicht möchten meine Söhne gesündigt und in ihren Herzen Gott den Abschied gegeben haben. Also tat Hiob allezeit.

Unu tagon, kiam la filoj de Dio venis, por stariĝi antaŭ la Eternulo, venis inter ili ankaŭ Satano.

Es begab sich aber eines Tages, da die Söhne Gottes vor den

HERRN zu treten pflegten, daß auch der Satan unter ihnen kam.

Kaj la Eternulo diris al Satano: De kie vi venas? Kaj Satano respondis al la Eternulo, kaj diris: Mi vagadis sur la tero kaj rondiradis sur ĝi.

Da sprach der HERR zum Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe das Land durchstreift und bin darin umhergegangen.

Kaj la Eternulo diris al Satano: Ĉu vi atentis Mian servanton Ijob? ne ekzistas ja sur la tero homo simila al li, tiel honesta, justa, diotima, kaj evitanta malbonon.

Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen ist nicht auf Erden, ein so ganzer und gerader Mann, der Gott fürchtet und vom Bösen weicht.

Kaj Satano respondis al la Eternulo, kaj diris: Ĉu vane Ijob timas Dion? Vi ŝirmis ja ĉiuflanke lin kaj lian domon, kaj ĉion, kio apartenas al li; la farojn de liaj manoj Vi benis, kaj liaj brutaroj disvastiĝis sur la tero. Sed etendu nur Vian manon, kaj ektuŝu ĉion, kion li havas; Vi vidos, ĉu li ne blasfemos Vin antaŭ Via vizaĝo.

Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ist Hiob umsonst gottesfürchtig? Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er

37

hat, ringsum eingehegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet und seine Herden breiten sich im Lande aus. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat; laß sehen, ob er dir dann nicht ins Angesicht den Abschied geben wird!

Tiam la Eternulo diris al Satano: Jen ĉio, kion li havas, estas transdonata en vian manon; nur sur lin mem ne etendu vian manon. Kaj Satano foriris de antaŭ la Eternulo.

Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!

Also ging der Satan aus von dem Angesicht des HERRN.

(El la libro Ijob 1, 1-13)

38

Komento / Kommentar

(1) Im Lande... In Esperanto: en la lando. Ortsbestimmung (Lokativ) drückt man in Esperanto mit verschiedenen Präpositionen aus. Sie verlangen aber alle das Hauptwort im Nominativ, wie: en – in; sur – auf; sub – unter; apud – neben; ĉe – bei; preter – vorbei; trans – jenseits, hinüber; super – über, usw. (2) der Gott fürchtete... In Esperanto: diotima – wortw.: gottesfürchtig. Das Wort „diotima” setzt sich aus den Worten Dio –

Gott und tima – ängstlich, fürchtig, also: diotima. (3) und vom Bösen wich... In Esperanto: kaj li evitadis malbonon.

In deutscher Fassung ist das Böse im Dativ, in Esperanto im

Akkusativ. (4) seine Dienerschaft war sehr groß... In Esperanto: li havis multe da servistoj – deutsch: er hatte eine Menge von Knechten. Die

Menge drückt man in Esperanto mit Hilfe der Präposition da aus: Kiom da? Wieviel? Warum nicht einfach mit der

Präpositionde? Gerade um Klarheit zu behalten. Wenn ich sage:

Li havas multedamono(Er hat viel Geld), bedeutet dies Geld im

Allgemeinen. Würde ich aber sagen: Li havas multe de mono (Er hat viel von diesem Geld), drückt dies das Verhältnis zu einer konkreten Menge Geld aus. (5) daß der Mann größer war... In Esperanto: ke la viro estis pli eminenta; er war nämlich nicht physisch, sondern seiner Bedeutung nach größer, in Esperanto also: pli eminenta. Die Eigenschafts- und die Umstandswörter werden in Esperanto mit Hilfe von pli und plej: granda – groß; pli granda – grösser; plej granda – am grössten gebildet. Um die Vergleiche ausdrücken zu können: Li estas pli granda ol ŝi – Er ist größer als sie. Und: Ŝi estas la plej diligenta el ni – sie ist die eifrigste unter uns. Die komplette

Komparation lautet also: granda - pli granda ol - la plej granda el.

39

Psalmo / Psalm 1

Feliĉa estas la homo, kiu ne iras laŭ konsilo de malpiuloj, nek staras sur vojo de pekuloj, nek sidas en kunsido de blasfemantoj; sed li nur havas deziron por la leĝo de la Eternulo, kaj pri Lia leĝo li pensas tage kaj nokte.

Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen; sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem

Gesetz forscht Tag und Nacht.

Kaj li estos kiel arbo, plantita apud akvaj torentoj, donanta sian frukton en sia tempo, kaj kies folio ne velkas; kaj en ĉio, kion li faras, li sukcesos.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine

Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er macht, gerät wohl.

Ne tiel estas la malpiuloj; sed ili estas kiel grenventumaĵo, kiun disblovas la vento.

Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind zerstreut.

Tial ne staros fortike la malpiuloj ĉe la juĝo, nek la pekuloj en societo de piuloj.

Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten;

Ĉar la Eternulo konas la vojon de piuloj; sed la vojo de malpiuloj pereos.

Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg führt ins Verderben.

40

Gramatika komento / Der grammatikalische Kommentar

(1) Rat der Gottlosen... Die Übersetzung in Esperanto: konsilo de malpiuloj; ist die andere Bedeutung desselben hebräischen

Wortes essah, das entweder Rat oder Beratung oder Intention bedeuten kann. Das Esperantowort „malpiuloj” ist aus dem

Eigenschaftswort „pia” (fromm), das in der Bibel dasselbe wie „gerecht” bedeuten kann, und aus dem Präfix mal- zusammengesetzt, das die Bedeutung des Wortstammes wiedergibt: bela – schön; malbela – unschön; diligenta – brav; maldiligenta – faul; forta – stark; malforta – schwach usw., dazu kommt die Endung für die Mehrzahl -j. (2) Baum gepflanzt... In Esperanto: arbo plantita. Da geht es um das passive en Passivpartizip des Zeitwortes „planti” – pflanzen, mit der Endung für das Partizip der Vergangenheit -it, was: plantita – gepflanzt ergibt. Wenn gesagt wird: Li skribis la tekston – er schrieb den Text, kann man das mit Hilfe des passiven Partizips so sagen: La teksto estis skribita de li – der Text wurde von ihm geschrieben. In Esperanto gibt es, wie im Slowenischen, eine weitere Art, das Medium: La teksto skribiĝis de li – der Text schrieb sich von ihm. Das Suffix -iĝ bedeutet, dass die Bedeutung im Wortstamm in Erfüllung geht, wie: ŝi paliĝis – sie wurde blass; aus „pala” – blass, in dem Suffix -iĝ. (3) der seine Frucht bringt... In Esperanto: donanta sian frukton; in

Deutsch wortwörtlich: seine Frucht gebend.

41

3. Lektion / la tria leciono

En la komenco estis la Vorto, kaj la Vorto estis kun Dio, kaj la Vorto estis Dio.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das

Wort war Gott.

Tiu estis en la komenco kun Dio. Ĉio estiĝis per li; kaj aparte de li estiĝis nenio, kio estiĝis.

Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.

En li estis la vivo, kaj la vivo estis la lumo de la homoj.

In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Kaj la lumo brilas en la mallumo, kaj la mallumo ĝin ne venkis.

Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.

De Dio estis sendita viro, kies nomo estis Johano. Tiu venis kiel atestanto, por atesti pri la lumo, por ke ĉiuj per li kredu.

Es wurde ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes.

Dieser kam zum Zeugnis, um zu zeugen von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten.

Li ne estis la lumo, sed li venis, por atesti pri la lumo. Tio estis la vera lumo, kiu lumas al ĉiu homo, venanta en la mondon.

Nicht er war das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.

Das wahrhaftige Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen.

42

Tiu estis en la mondo, kaj la mondo per li estiĝis, kaj la mondo lin ne konis.

Es war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die

Welt erkannte ihn nicht.

Li venis al siaj propraĵoj, kaj liaj propruloj lin ne akceptis.

Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Sed al ĉiuj, kiuj lin akceptis, li donis la rajton fariĝi filoj de Dio, al la kredantoj al lia nomo, kiuj naskiĝis nek el sango, nek el volo de karno, nek el volo de homo, sed el Dio.

Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht, Gottes

Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Kaj la Vorto fariĝis karno kaj loĝis inter ni, kaj ni vidis lian gloron, gloron kvazaŭ de la solenaskita de la Patro, plena de graco kaj vero.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom

Vater, voller Gnade und Wahrheit.

El evangelio laŭ Johano / Aus dem Evangelium nach Johannes (1, 1-14 – Schlachter)

43

La gramatika komento

(1) Ĉio estiĝis per li... Das Zeitwort estiĝi kommt aus dem Zeitwort esti = sein und aus dem Suffix iĝi = werden. Ebenso kann man z.B. aus dem Zeitwortfari= machen und dem Suffix iĝidas neue

Zeitwort fariĝi = sich tun, sich machen bilden. So kann jedes

Zeitwort durch das Suffix iĝ und der Infinitivendung i ein reflexives Zeitwort werden: turni = wenden – turniĝi = sich wenden; vivi = leben – viviĝi = lebendig werden usw. (2) por ke ĉiuj per li kredu... Hier haben wir zwei verschiedene

Dinge. Erstens: per li = durch ihn. Die Präposition per ähnelt der Präposition kun – sie sind beide in Deutsch mit „mit” übersetzt, doch sie haben eine gänzlich andere Beeutung. Wenn ich sage: Mi parolas kun li = Ich rede mit ihm, heißt es, dass er in der Gesellschaft bei mir ist. Wenn ich aber sage: La aranĝo estis realigita per li = Die Veranstaltung war durchgeführt durch ihn – bedeutet in diesem Fall die Präposition per, obwohl in

Deutsch als „mit” übersetzt, dass er ein Mittel des Geschehens ist. Das andere ist: por ke ĉiuj kredu = damit alle glauben würden. In Esperanto macht man mit derselben Endung -u aus dem Zeitwort entweder die Befehlsform: Kredu! = Glaube! oder die Wunschform: ke vi kredu = damit du glauben würdest. (3) Li venis al siaj propraĵoj, kaj liaj propruloj... Zwei ähnliche

Wörter: propraĵoj – propruloj = Eigentümer – die Eigene. Das

Sufix -aĵ vergegenständlicht das vorher abstrakte Wort, das

Suffix -ul personalisiert es. (4) nek el sango, nek el volo de karno... Das Wortpaar nek-nek bedeutet in Deutsch „weder-noch”. Man kann aber das Wort nek auch selbstständig gebrauchen, wie: Nek tion vi lernis! =

Nicht einmal das hast du gelernt.

44

Psalmo 2

Kial tumultas popoloj, kaj gentoj pripensas vanaĵon?

Warum toben die Heiden und reden die Völker vergeblich?

Leviĝas reĝoj de la tero, kaj eminentuloj konsiliĝas kune, kontraŭ la Eternulo kaj kontraŭ Lia sanktoleito, dirante:

Die Könige der Erde stehen zusammen, und die Fürsten verabreden sich wider den HERRN und wider seinen Gesalbten:

Ni disŝiru iliajn ligilojn, kaj ni deĵetu de ni iliajn ŝnurojn!

Wir wollen ihre Bande zerreißen und ihre Fesseln von uns werfen!

La loĝanta en la ĉielo ridas, la Sinjoro mokas ilin.

Der im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer.

Tiam Li parolos al ili en Sia kolero, kaj per Sia furiozo Li ilin ektimigos, dirante:

Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm:

Mi starigis ja Mian reĝon super Cion, Mia sankta monto.

Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge!

Mi raportos pri la decido: La Eternulo diris al mi: Vi estas Mia filo, hodiaŭ Mi vin naskis.

Ich will erzählen vom Ratschluß des HERRN; er hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt –

Petu Min, kaj Mi donos al vi popolojn por heredo, kaj por posedo limojn de tero.

45

Heische von mir, so will ich dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde zu deinem Eigentum.

Vi disbatos ilin per fera sceptro, kiel potan vazon vi ilin dispecigos.

Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!

Kaj nun, ho reĝoj, prudentiĝu; instruiĝu, juĝistoj de la tero!

So nehmet nun Verstand an, ihr Könige, und lasset euch warnen, ihr Richter der Erde!

Servu al la Eternulo kun timo, kaj ĝoju kun tremo.

Dienet dem HERRN mit Furcht und frohlocket mit Zittern.

Kisu la filon, ke Li ne koleru, kaj vi ne pereu sur la vojo, ĉar baldaŭ ekbrulos Lia kolero. Feliĉaj estas ĉiuj, kiuj fidas Lin.

Küsset den Sohn, daß er nicht zürne und ihr nicht umkommet auf dem Wege; denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen! Wohl allen, die sich bergen bei ihm!

(El 2-a psalmo 1-12)

46

La gramatika komento

(1) kaj gentoj pripensas vanaĵon... Gento heißt „Stamm”. Pripensi setzt sich aus dem Zeitwort pensi = denken, aus dem Vorwort pri = über zusammen, das auch wie ein Präfix gebraucht werden kann (eigentlich kann in Esperanto jedes Wort, wenn es einen

Sinn ergibt, als Präfix oder als Suffix gebraucht werden), was „denken über” ergibt. Das Wort vanaĵo setzt sich wieder aus dem Eigenschaftswort vana = eitel und dem Suffix –aĵ zusammen, was vanaĵo, eine „eitle Sache” ergibt. (2) eminentuloj konsiliĝas kune... Das Wort eminentulo setzt sich aus dem Eigenschaftswort eminenta = eminent und dem Suffix-ul =

Menschentyp zusammen und ergibt ein neues Wort eminentulo = der Vornehme, der Eminente. (3) La loĝanta en la ĉielo… Das Wort loĝanta setzt sich aus dem

Zeitwort loĝi = wohnen und aus der Endung für das aktive

Partizip -ant zusammen und ergibt so das Wort loĝanta = der

Wohnende im Himmel. (4) Li ilin ektimigos… Das zusammengesetzte Zeitwort timigi ist aus dem Grundzeitwort timi = sich fürchten, Angst haben, aus dem

Präfixek-= starten und aus dem Suffix-ig= verursachen zusammengesetzt, was ektimigi = verscheuchen, in die Angst setzen, ergibt. (5) prudentiĝu; instruiĝu… Zusammengesetzt aus dem Eigenschaftswort prudenta = klug und dem Suffix -iĝ = werden, was mit der Endung -u für die Befehlsform dann prudentiĝu = werde klug ergibt. Ebenso: instrui = unterrichten, lehren, also: instruiĝu = lass dich belehren! (6) ke Li ne koleru… Ein Beispiel für die Wunschform mit Bedeutung: damit Er nicht zürne, zusammengesetzt aus dem Vorwort ke = dass, damit und aus der Befelhsform auf -u: koleru!

47

This article is from: