Vision Mannheim - BASF, Popakademia und nun?

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Vision Mannheim:

BASF, Popakademie und nun?

HafenCity Universit채t Hamburg Studienprojekt 2 WiSe 2008/2009


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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

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Methodik

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Thematische Grundlagen Konferenz zum Wissensaustausch Regionale Wirtschaftsstrategien Kultur- und Kreativwirtschaft Wissen und Kreativität Musik in der Stadt Canterbury Sound Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung Festivals als Motor städtischer Entwicklungen Die Stadt als Loft Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen Zwischennutzung – Eine Strategie zur Ansiedlung kreativer Industrien? Planerische Grundlagen und Leitbilder Metropolregion Rhein-Neckar Mannheim Mannheimer Modell

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Raumstrukturkartierung Wahl der Untersuchungsgebiete Friesenheimer Insel Industriestraße Handelshafen Mannheim Jungbusch

89 90 92 96 100 104

Analyse Akteursnetz Zusammenfassung der Interviewaussagen SWOT-Analyse Resümee

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Konzeptbausteine Konzeptziele Konzeptbegründung Konzeptaufbau

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Fazit

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Abschluss Quellenverzeichnis Abbildungserzeichnis Impressum

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Einleitung

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Einleitung „In diesen Köpfen liegen Schätze, die man nur schwer schwer schwer zu fassen kriegt. Doch wenn ihre Herzen niemand öffnet, dann ist es die Zukunft, die man verspielt.“ Dies sind Zeilen, die Xavier Naidoo in dem Lied „Im Interesse unserer Gemeinschaft“ der Söhne Mannheims singt. Und es scheint so, als hätte Mannheim ihn gehört: Die Stadt war und ist als Hafen- und Industriestandort mit Unternehmen wie BASF, Roche und John Deere bekannt. In den letzten Jahrzehnten kämpfte die Stadt mit ihrem Image, bundesweit wurde die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs kaum wahrgenommen. Als Stadt mit Eliteuniversität für Wirtschaftswissenschaften konnte sie sich mittlerweile einen Namen machen (Handelsblatt GmbH, 2008). 2003 wurde eine neue und in Deutschland einzigartige Hochschule gegründet – die Popakademie. Zusammen mit dem Musikpark, einem musikwirtschaftlichen Gründerzentrum und der Stelle eines Beauftragten für Musik und Popkultur bildet sie das sogenannte „Mannheimer Modell“ – ein innovatives Konzept zur Etablierung der Musikwirtschaft. Mit diesem Konzept versucht Mannheim die „Schätze“, die in den Köpfen der Kreativen liegen zu nutzen und weiter auszu-

Einleitung

bauen, wie Xavier Naidoo es besang. Und es liegt nahe, dass gerade Xavier Naidoo sich für seine Heimatstadt einsetzt und in der Entstehungsphase des Mannheimer Modells unterstützend mitwirkt. Die Musikszene Mannheims besteht nicht nur aus den deutschlandweit bekannten Interpreten, wie den Söhnen Mannheims, Xavier Naidoo und Laith Al-Deen. Die Stadt gilt als Geburtsort des deutschen Drum’n’Bass und ist aktuell für seine lebendige House-Szene bekannt (Raffeiner, 2008). Die Stadt Mannheim sieht in der Förderung der Musik- und Kreativwirtschaft ein Mittel zur Stadtentwicklung, wie es sich bereits mit der Standortwahl für Popakademie und Musikpark gezeigt hat. Die Wahl fiel auf ein zentrumsnahe ehemaliges Hafenquartier mit hohem Ausländeranteil und städtebaulichem Sanierungsbedarf – der Jungbusch. Daraus ergibt sich die erste Frage unserer Fragestellung: Inwieweit ist die Musikwirtschaft als Teil der Creative Industries in Mannheim bereits etabliert? Nach der Vorstellung unserer Methodik und einer grundlegenden thematischen Einführung wird dieser Frage in den Teilen „Planerische Grundlagen und Leitbilder“ sowie „Raumstrukturkartierung“ nachgegangen. Durch das Einholen von Informationen im Vorfeld und den anschließenden Untersuchungen vor Ort, wird ein Bild der aktuellen Situation der

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Musikwirtschaft in Mannheim aufgezeigt. Des Weiteren untersuchen wir die Frage: Welche Entwicklungsmöglichkeiten sowie Hemmnisse gibt es? In der Analyse werden Stärken und Schwächen, sowie Chancen und Risiken von allen Seiten beleuchtet, die als Grundlage des Konzepts und der Beantwortung des letzten Teils der Fragestellung dient. Mit welchen stadtplanerischen Konzepten und Strategien kann die Musikwirtschaft noch weiter gestärkt werden? „Vision Mannheim: BASF, Popakademie, und nun?“ ist der Titel unserer Arbeit. Im Teil Konzeptbausteine wird das „und nun?“ behandelt und Handlungsempfehlungen für eine Weiterentwicklung Mannheims als Kreativstadt mit dem Schwerpunkt der Musikwirtschaft vorgestellt.


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Methodik

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Methodik Planungsgrundlagen Um einen ersten Eindruck von der Stadt Mannheim zu gewinnen, wurden zunächst objektive Informationen (Daten und Fakten) zusammengetragen. Zudem wurde ermittelt, welches Bild die Stadt aufzubauen versucht, z.B. durch die Untersuchung der Außendarstellung auf der städtischen Internetpräsenz auf der Mannheim als Popmusikhauptstadt Deutschlands deklariert wird. Genauso wichtig ist die Außenwahrnehmung, d.h. wie wird Mannheim in den Medien dargestellt und wie wird Mannheim tatsächlich von den Bewohnern der Stadt und der Bundesrepublik wahrgenommen. Welches Image hat die Stadt Mannheim?

Zur Vorbereitung der Raumstrukturanalyse vor Ort wurden vielseitige Informationen über Mannheim eingeholt: Die räumliche Verortung in der Metropolregion Rhein-Neckar, die politische und wirtschaftliche Lage, die soziale Situation und aktuelle Planungen wurden in den Blick genommen und die Rechercheergebnisse im Rahmen von Impulsreferaten vorgetragen. Auf Grundlage der so gewonnenen Eindrücke wurde entschieden, welche Räume für eine Betrachtung vor Ort interessant sind und welche Personen im Rahmen eines Interviews hilfreiche Infor-

Methodik

mationen geben könnten. Um sich einen persönlichen Eindruck der derzeitigen Situation der Musikwirtschaft in Mannheim zu machen, fand eine einwöchige Exkursion statt.

Konferenz Im Rahmen der Exkursionswoche fand unter den Projektteilnehmern eine Konferenz statt, dessen Call for Papers unter dem Thema “Umstrukturierung alter Hafenareale im Kontext von creative industries und auf Wissensökonomien abzielende städtischer Entwicklungsstrategien” ausgerufen wurde. Jedes Gruppenmitglied steuerte einen Beitrag in Form eines Vortrags und eines Papers zu einem projektrelevanten Thema bei. Die Vorträge behandelten folgende Themen: • Musik- und Kreativwirtschaft • Stadtentwicklungsprojekte

Raumstrukturanalyse Ziel der Exkursionswoche war es, sich ein persönliches Bild der Lage zu machen. Potenziale und Hemmnisse sollten erkannt und Expertenmeinungen eingeholt werden. Ein wichtiger Bestandteil der Raumstrukturanalyse war die Kartierung der örtlichen Begebenheiten. Dazu wurde das themenrelevante Gebiet in vier Untersuchungsbereiche aufgeteilt, zu denen im Vorfeld eine Kartengrundlage erstellt wurde. Während der Begehung wurden bauliche und freiräumliche Strukturen, sowie für die Musikund Kreativwirtschaft interessante Flächen und Gebäude in den Karten verzeichnet. Es wurden auch bereits vorhandene kreativ- und musikwirtschaftliche Strukturen, wie z.B. Clubs, Gastronomie, Läden oder Ateliers, kartiert. Zudem wurden subjektive Eindrücke in nichtteilnehmenden Beobachtungen durchgeführt und anhand von Fotos und Notizen festgehalten.

• Raumnutzungskonzepte Auch anhand von Best Practice Beispielen aus anderer Städte wurde eine theoretische Basis an projektrelevantem Wissen geschaffen, die als Grundlage für die folgende Raumstrukturanalyse sowie die Konzepterarbeitung diente.

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Der zweite Bestandteil der Raumstrukturanalyse waren Interviews, die uns die Möglichkeit boten Informationen von Experten verschiedenster Akteursgruppen zu erhalten. In der vorhergehenden Planungsgrundlage wurden Akteure ermittelt und kontaktiert, die für die Musikwirtschaft in Mannheim und deren weitere Etablierung von Bedeutung sind. Dabei wurde eine Vielfalt von Verbindungen


methodisches Vorgehen Annäherung an das Endergebnis

PLANERISCHE GRUNDLAGEN UND LEITBILDER

Spezifizierung der Fragestellung Annhäherung an das Thema: Impulsreferate Recherche

Vorbereitung THEMATISCHE der Konferenz GRUNDLAGEN abstracts

Ergebnis der Methodik und Weiterverwendung

Querverweise und Anregungen fürs Handlungsansätze

Vorbereitung der Exkursion: Was soll besichtigt werden? Wer soll interviewt werden?

Projektspezifisches Wissen aneignen: Vorträge als „Experten“ Diskussionsrunden RAUMSTRUKTURKARTIERUNG

Interviews Kartierung mit den verschiedenen Fotos Akteure Beobachtungen Problem ANALYSE AUSWERTUNG genauer definieren Meinungen einholen Potentiale und Hemmnisse erkennen

Potentiale erkennen SWOT-Analyse Erstellung von Karten

Handlungsan- KONZEPTBAUSTEINE KONZEPT sätze konkretisieren Strategien zur Problemfindung Arbeit mit SWOT-Ergebnis Brainstorming Clustering Ermittlung von Referenzbeispielen Bildung von Konzeptbausteinen Kleingruppenarbeit

Hamburg Mannheim

Abb. 1. Modell der methodischen Vorgehensweise

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und Widersprüchen zwischen den einzelnen Akteuren deutlich und in einem Akteursnetz dokumentiert. Es wurden sechs offene Leitfrageninterviews geführt, die uns aus unterschiedlichen Perspektiven einen Einblick in die verschiedenen Interessen und Standpunkte ermöglichten. Die Interviews ergaben welche Vorstellungen die Stadt von der weiteren Entwicklung der Musikwirtschaft hat, wie die Popmusikförderung sich in der Praxis gestaltet, welche Ansprüche Unternehmen der Mannheimer Musikwirtschaft haben und welche Hemmnisse und Konflikte (zwischen unterschiedlichen Akteuren) der Entwicklung der Mannheimer Musikwirtschaft entgegenstehen. Durch einen Vortrag über die Metropolregion RheinNeckar und eine Podiumsdiskussion zum Thema Kreativwirtschaft, erhielten wir zusätzliche Informationen und Denkansätze. Ein Teil der Aussagen auf den folgenden Seiten verweisen auf die Interviews bzw. Vorträge.

Analyse Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme wurden unter Zuhilfenahme des Instruments der SWOT-Analyse ausgewertet. „SWOT” leitet sich vom englischen „Strength, Weakness, Opportunities and Threats“ ab und bezeichnet Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Ursprünglich stammt die SWOT-Analyse aus dem Bereich des Marketings und der Unternehmensanalyse

Methodik

und dient der Positionierung der eigenen Aktivitäten gegenüber dem Markt. Auch in der Stadtentwicklung findet dieses Instrument immer stärker Einzug und wird dabei vor allem zur Analyse von Problemstellungen verwendet. Um eine SWOTAnalyse durchführen zu können, bedarf es einer Bestandsaufnahme von allen Faktoren, die Einfluss auf das zu untersuchende Objekt nehmen. Diese Aspekte werden anschließend den Kategorien Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zugeordnet und in eine kreuzförmige Tabelle eingetragen. Dies dient der besseren Veranschaulichung der zu betrachtenden Aspekte. Die Stärken und Schwächen sind dabei die inneren Faktoren, d.h. die direkt beeinflussbaren Aspekte des Untersuchungsobjekts. Unter Chancen und Risiken werden dagegen Außeneinflüsse verstanden, auf die nur mittelbar eingewirkt werden kann. Im nächsten Schritt werden die einander ähnlichen Aspekte innerhalb der jeweiligen Kategorie zusammengefasst und nach Gewichtung sortiert, um die häufig hohe Anzahl von Faktoren auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Anschließend werden die Wechselbeziehungen und Zusammenhänge zwischen den entstandenen Punkten aufgezeigt. Dies bedeutet, dass sich beispielsweise zwei Stärken gegenseitig ergänzen können oder eine Schwäche von einer Chance in ihrer Wirkung gemindert werden kann. Daraus ergeben sich die zentralen Eigenschaften des Untersuchungsobjekts, aus denen sich

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Handlungsfelder ableiten lassen. (Schmidbauer & Knödler-Bunte, 2004). Das Instrument der SWOT-Analye half ein umfassendes Bild von der derzeitigen Lage Mannheims als Musikwirtschaftsstandort zu gewinnen. Vorhandene Stärken und mögliche Potenziale sowie Gefahren und Hemmnisse für die weitere Entwicklung der Popmusikstadt Mannheim wurden ermittelt. Die Erkenntnisse der SWOT-Analyse dienten uns als Grundlage für die konzeptionelle Phase.

Konzept Auf der Basis einer langfristigen Zukunftsvision für Mannheim wurden Konzeptziele formuliert. Aus diesen wurden konkrete Handlungsansätze entwickelt, die sich auf die in der SWOT-Analyse erarbeiteten Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Mannheims als Musikwirtschaftsstandort beziehen und die Interessen der verschiedenen Akteure berücksichtigen. Einzelne Bausteine, die sich unter diese Themenblöcke einteilen lassen, streben die Verwirklichung der Konzeptziele an und gestalten das Gesamtkonzept aus.


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Thematische Grundlagen

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Konferenz zum Wissensaustausch Ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit war die Veranstaltung einer Konferenz in der Exkursionswoche in Mannheim. Dem zugrunde lag ein Call for Papers zum Thema “Umstrukturierung alter Hafenareale im Kontext von creative industries und auf Wissensökonomien abzielende städtischer Entwicklungsstrategien”, zu dem jedes Projektmitglied einen Beitrag in Form eines Papers und einer Präsentation leistete. Die Papers beschäftigen sich mit für die Mannheimer Stadtentwicklung relevanten Themen. Die traditionell industriell geprägte Wirtschaftsstruktur Mannheims befindet sich im Wandel; es besteht der Versuch die Musikwirtschaft zu etablieren. Ausgangspunkt sind die Popakademie und der Musikpark, von denen aus weitere innovative Unternehmen aus der Musikbranche zu einem Wirtschaftscluster entwickelt werden soll. (Stadt Mannheim, 2008) Mit kreativ- und musikwirtschaftlichen Theorien beschäftigen sich folgende Paper: • Regionale Wirtschaftsstrategien • Kultur- und Kreativwirtschaft • Musik in der Stadt

Welche Rolle dabei Stadtentwicklungsprojekten zufällt, wird in folgenden Papers erläutert: • Großprojekte in der Stadtentwicklung • Festivals als Motor der Stadtentwicklung Der Hafen bietet mit alten Gebäuden, besonderen Raumstrukturen und interessanter Historie notwendige Freiräume, günstige Mieten und besondere Identifikationsangebote für die Kreativwirtschaft. Mit verschiedenen Raumnutzungskonzepten beschäftigen sich diese Papers: • Die Stadt als Loft • Revitalisierung und Konversion von alten Hafenflächen • Zwischennutzung In der Konferenz wurden theoretische Bedingungen anhand von Best Practice Beispielen anderer Städte und dort gesammelter Erfahrungen vorgestellt. Ziel war es, eine theoretische Grundlage zu schaffen, auf der sowohl die folgende Bestandsaufnahme in Mannheim, als auch die Analysen für die Entwicklung des Konzepts gestützt wurden. Zum Überblick folgen zunächst kurze Zusammenfassungen der Paper mit den wichtigsten Aussagen.

• Musikwirtschaft und das Mannheimer Modell

Konferenz zum Wissensaustausch

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Regionale Wirtschaftsstrategien

Kultur- und Kreativwirtschaft

Wissen und Kreativität

• Wertschöpfungskette als Grundlage um die einzelnen Arbeitsprozesse bis zum Endprodukt einzeln betrachten und optimieren zu können (Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Serviceleistung, Abnehmer)

• In den letzten Jahres vollzog sich ein Wandel im Verständnis der zunächst getrennt betrachteten Begriffe Kultur und Wirtschaft hin zur Kulturwirtschaft. Kulturwirtschaftliche Unternehmen sind Unternehmen, die sich auf erwerbswirtschaftlicher Basis mit der künstlerischen Produktion, der kulturellen Vermittlung und der Verbreitung von medialen Gütern und Dienstleistungen befassen.

• „Kreativität ist die innere psychische Kraft des Menschen, sein Wissen anzuwenden und zu erweitern.“ Wissen ist also die Voraussetzungen für Kreativität.

• Regionale Wirtschaftsstrategien als zukunftsfähiges Produktionssystem, um lokal und global wettbewerbsfähig zu sein, deshalb Untersuchungen einzelner Leuchtturmprojekte, um die Funktionsweise übertragen zu können z.B. Industriedistrikt, Kreatives Milieu oder Clustertheorie • Industriedistrikt (Bsp. Terzia Italia): zeichnet sich durch territoriale, technische, sowie sozioökonomische und –kulturelle Merkmale aus; Klein- und Mittelstandsunternehmen (KMU) sind in Arbeitskooperationen vernetzt und werden durch informelle Institutionen und kulturelle Normen reguliert • Kreative Milieus: viele KMUs, die sich vor allem durch ein dichtes soziales Netzwerk an Beziehungen auszeichnen, dadurch können synergetische Lern- und Innovativprozesse ermöglicht werden • Clustertheorie: Branchenspezifische Einteilung und nicht nur in geografischer Abhängigkeit, dadurch wird ein internationaler Wettbewerb erleichtert; Zusammenspiel mit Großunternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, sowie Zulieferunternehmen

• Eine Abgrenzung der Begriffe Kultur- bzw. Kreativwirtschaft ist in der Bundesrepublik nicht eindeutig definiert. • Es gibt jedoch einige gemeinsame strukturelle Merkmale. Kreativwirtschaftliche Unternehmen zeichnen sich typisch durch ihre kleinen Betriebsgrößen und ihre hohe Flexibilität aus und setzen sich meist aus heterogenen Wirtschaftszweigen der Produktions-, Dienstleistungs- und Handelssektoren zusammen. • Kreative haben spezielle Arbeits- und Lebensbedingungen, die sie bei ihrer Standortwahl berücksichtigen, z.B. ein tolerantes Umfeld, ein hoher Technologiegrad oder vielfältige Kultureinrichtungen. • Nach den Umsatzrückgängen nach dem Boomjahr 2000 in den Kulturbranchen ist nun wieder eine Steigerung der Umsatzzahlen zu vernehmen, vor allem unter den Kleinstunternehmen. • Kultur- und Kreativwirtschaft birgt für Städte also ein zusätzliches Wirtschaftsstandbein mit hohem Arbeitsplatzpotenzial. In der öffentlichen Diskussion wird es auch zunehmend als eigenständiger Wirtschaftszweig akzeptiert.

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• Über den Zusammenhang von Lebensstilen und Kreativität liegen keine empirisch abgesicherten Erkenntnisse vor. Argumentativ lässt sich jedoch schließen, dass Menschen mit durchschnittlich hohem Bildungsgrad – also einem großen Wissen – bessere Voraussetzungen zu kreativem Handeln haben: Ihnen wurde über Jahre hinweg auf ihrem Bildungsweg beigebracht, Probleme zu analysieren und zu lösen. • Folglich hat Bildung einen hohen Stellenwert für das Ausbilden kreativer Potenziale.


Musik in der Stadt

Canterbury Sound

Großprojekte

• Musikwirtschaft ins ein schwer abzugrenzender Sektor in der Wirtschaft. Ihr Anteil am Umsatz der Gesamtwirtschaft steigt, während durch technologische Entwicklung ein Beschäftigungsrückgang in de Branche zu verzeichnen.

• Einige Städte oder Regionen sind für einen bestimmten Musikstil bekannt. Menschen haben durch die Musik bestimmte Vorstellung von der Region, ohne da gewesen zu sein. („urban mythscape“)

• Es gibt verschiedene Arten von Großprojekten, welche sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen lassen: Großveranstaltungen, Flagship-Image-Projekte, Urban-Renaissance-Projekte und Infrastruktur-Großprojekte.

• Es existieren Wechselbeziehung zwischen einer Stadt und der Musikwirtschaft bzw. dem Musikleben in der Stadt.

• Für die Region kann sich dadurch ein wirtschaftlicher Aspekt ergeben, vor allem durch Tourismus.

• Musik kann als Abgrenzungsmerkmal einer bestimmten Personengruppe funktionieren und auch für wirtschaftliche Zwecke instrumentalisiert werden. („urban playscapes“)

• Durch diese Effekte und die Möglichkeit der Kommunikation der Fans der Musikrichtung über das Internet (Entstehung einer „virtual scene“) kann auch der Musikstil an Bedeutung gewinnen.

• In Deutschland steht die Musikförderung noch ganz an Anfang. In anderen europäischen Ländern werden Musiker und zum Teil kleine musikwirtschaftliche Unternehmen vom Staat oder bereits etablierten Unternehmen der Branche unterstützt.

• Mit Beginn der 90er Jahre gewinnen Großprojekte aufgrund von Globalisierung und Liberalisierung der Märkte einen Zuwachs an Bedeutung. Sie werden als Instrument eingesetzt um Aufmerksamkeit zu erlangen und eine Image zu vermitteln. • Vorteile von Großprojekten können: Beschleunigung der Entwicklungsverfahren, Stärkung der regionalen Infrastruktur, allgemeine Attraktivierung des Standorts, Stärkung des Haushalts durch externe ProjektSubventionen, sowie Akzeptanzsteigerung und Beteiligungsinteresse der Bevölkerung durch eine handlungsorientierte, weniger rahmensetzende Vorgehensweise sein. • Mögliche Nachteile wurden hingegen im Bereich der Eigendynamik von Großprojekten, der unzureichenden Legitimation von Großprojekten und der häufig vorkommenden finanziellen Fehlkalkulation von Großprojekten festgestellt.

Konferenz zum Wissensaustausch

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• Beispiel Urban Renaissance: Urban Renaissance zielt auf eine Stadt der Dienstleistungen, adressiert sich an (sub)urbane Mittelschichten und will als ökonomische Grundlage international wettbewerbsfähig sein, dabei steht der Umbau und die Attraktivierung des Stadtzentrums im Mittelpunkt. • Für Manchester hat das Großprojekt Urban Renaissance zu einem positiven Imagewechsel geführt. Die Stadt entwickelte sich von einer alten, zerfallenden Industriestadt, zu einem lebendigen Wirtschafts- und Kulturzentrum. • In Deutschland versteht man unter dem Begriff Urban Renaissance eher eine Renaissance der Innenstädte als Wohnund Arbeitsort. Kritiker sehen sie als Risikostrategie an, die hohe öffentliche Investitionen erfordert und vor allem der Mittelschicht zugute kommt.

Festivals als Motor städtischer Entwicklung

Die Stadt als Loft

• Kunst, Musik und Kultur gewinnen an Bedeutung für die Stadtentwicklung.

• „Die Stadt als Loft“ ist eine Publikation von Kees Christiaanse

• Die Stadtentwicklung wird zunehmend mit der „Planung durch Projekte“ durchgeführt.

• Das Loft dient als Metapher im städtebaulichen Kontext

• Festivals und Großprojekte finden immer häufiger Anwendung, da sie gerade für kleinere Städten als Alleinstellungsmerkmal gelten und somit die Bekanntheit und Attraktivität steigern • In Rotterdam fand im Rahmen der „Europäischen Kulturhauptstadt“ eine Festivalisierung statt und bewirkte einen positiven Effekt auf die Stadtentwicklung

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• Das Loft ist ein aneignungsfähiger, charakteristischer und ein kräftiger architektonischer Raum, dessen Eigenschaften im städtebaulichen Kontext übertragbar sind • Die Strategien der Stadt als Loft, können einer Revitalisierung von Brachflächen dienen • Mischung von Strukturen wie Gebäudenutzungen, Gebäudemaßstäben und Bestand- und Neubauten sind Bestandteile der Strategien


Konversion von Hafenflächen • Die Entwicklung der Häfen seit dem Mittelalter hat B.S. Hoyle in ein fünfphasiges System gegliedert, mit dem sich der Ursprung heutiger Hafenstrukturen, sowie die Entstehung und der Revitalisierungsbedarf von Hafenbrachen erklären lassen.

Zwischennutzung Ziele der Konversion und Revitalisierung sind meist die Stärkung der städtischen Ökonomie, Städteräumliche Reorganisation, Wiederbelebung von Hafen- und Uferzonen oder die Rückbesinnung auf maritimes Erbe

• Heute sind Zwischennutzungen Produkt des ökonomischen Strukturwandels in den Städten: Alte Industrien mit hohen Flächenbedarf verschwinden, während es eine immer größere Nachfrage nach freiem und preiswertem Raum gibt – von Menschen, die in der Gesellschaft versuchen, etwas innovative Ideen zu verwirklichen.

• Neue Technologien oder eine Weiterentwicklung des Handels machen Stadtzentren nahe Hafenareale mit besonderer Zweckbindung unbrauchbar. Bis in das 20. Jahrhundert war es üblich ausgediente Hafenflächen durch eine Umnutzung oder Erweiterung wieder rentabel zu machen, sie jedoch im Besitz der Hafenwirtschaft zu belassen. Erst ab den 1970ern wurde in brachliegenden Flächen eine Chance für die Stadtentwicklung gesehen.

• Brachflächen öffnen Freiräume für kreatives Schaffen in der Dichte der Stadt. • Hafengebiete bieten aufgrund ihrer besonderen Raumsituationen interessante Flächenpotenziale für Zwischennutzer.

• Viele Häfen befinden sich heute in der fünften, der aktuellsten Phase und somit in einer ähnlichen Situation. Die Hafenindustrie hat sich von den Stadtzentren flussabwärts entwickelt und lässt dort untergenutzte Flächen zurück.

• Zwischennutzung wurde als Instrument entdeckt, das Entwicklungsprozesse stimulieren kann. Sie fokussieren Aufmerksamkeit und holen abgeschriebene Gebiete wieder zurück ins öffentliche Bewusstsein und können neue Formen von Nutzungen am Standort etablieren.

• Diese Flächen gelten u.a. durch die Innenstadtnähe, das Hafenambiente oder der Wasserlage als sehr attraktiv, bürgen aber durch hohe bauliche Ansprüche wie dem Hochwasserschutz und langfristigen Planungsansätzen auch Risiken.

Konferenz zum Wissensaustausch

• Zwischennutzung bezeichnet den temporären Gebrauch von brachliegenden Räumen und Flächen zu besonderen Konditionen in einem Übergangsstadium zwischen aufgegebener und zukünftiger Nutzung

• Orte kultureller und kreativer Zwischennutzung können als eine Art Laboratorium für die Kreativwirtschaft dienen und einen Beitrag zu dem Bemühen, Kreativwirtschaft anzusiedeln, leisten.

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Regionale Wirtschaftsstrategien Nicht erst seit heute befindet sich ie Wirtschaftspolitik im Wandel, . Der Fordismus und die Massenproduktion waren einst modern, doch heute hat sich das Bild geändert. Massenproduktionen werden zunehmend ins billiger produzierende Ausland verlagert und somit verändert sich die Gesellschaft von einer industriell geprägten in eine Dienstleistungsgesellschaft. Seit den 80er Jahren forschen Wirtschaftstheoretiker und Regionalplaner an zukunftsfähigen Produktionssystemen, beziehungsweise analysieren einzelne Leuchtturmprojekte, um sie an neuen Orten verankern zu können. (Bathelt & Glückler, 2003)

Wertschöpfungskette

Diese Kette dient der Analyse und schließlich der Optimierung von Wirtschaftsleistungen. Als Gewinn werden nur die tatsächlich erbrachten Leistungen errechnet, also abzüglich vorheriger Beschaffungs-, Aufwands- oder ähnli-

Künstler Texter.Komponisten.Produzenten.Musiker.

Produktion Tonstudios.AV-Firmen.

Rechtehandel Manager.Musikverlag.Label.

Physische Produktion Presswerke.

Marketing Label.Werbeagenturen.

Vertrieb

Vertriebsfirmen.Logistik.PointOfSale.

Grundlegend für diese Forschungen ist die ökonomische Wertschöpfungskette. Hierbei handelt es sich nach Micheal Porter um „eine Unternehmung von sich reihenden wertsteigernden Aktivitäten“ (Zürker, 2007).

Abb. 2. Wertschöpfungskette

Im klassischen Sinne beginnt diese Kette mit der Entwicklung, es schließt sich Beschaffung und Produktion an und am Ende der Kette stehen Serviceleistungen und schließlich der Verbraucher oder Abnehmer.

chen Kosten. Durch die Aufzählung der einzelnen Arbeitsschritte und Stufen kann der einzelne Sektor optimiert werden. So hat man einen genaueren Überblick über eine Vielzahl von Handlungsfeldern und Arbeitsschritten, die schließlich zu einem Endprodukt führen.

Regionale Wirtschaftsstrategien

Das Endprodukt für den Verbraucher in einer musikwirtschaftlichen Wertschöpfungskette könnte zum Beispiel ein Tonträger, Mp3 Download oder ein Werbejingle sein. Alle beteiligten Betriebe und finanzielle Arbeitsschritte werden aufgezeigt und es kann ein genauer Einblick über die Kosten gewonnen werden und eventuelle Verbesserungen sind möglich. Die Gewinnspanne wird aus der Differenz zwischen dem Preis auf den Absatzmärkten und der Kostensumme der Wertschöpfungskette errechnet. (Krafft, 2008)

Kunde

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Terzia Italia – Das Dritte Italien Ein Industriedistrikt wird als eine regionale Wirtschaftsstrategie verstanden. Beispielhaft wird im Folgenden das „Dritte Italien“ vorgestellt. Seit Beginn der 80er Jahre entwickelten sich in einigen italienischen Regionen Industriedistrikte. Zu nennen sind Venetien, Emilia Romagna und die Toskana. Bis in die 60er Jahre gehörten sie zu den ärmsten Regionen in Italien. Seit den 80er Jahren wird ein wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnet, der mit das „Dritte Italien“ oder „Terzia Italia“ betituliert wird. Forschungsreihen untersuchten das Gebiet um den Auslöser dieser wertsteigernden regionalen Wirtschaftsentwicklung zu erkennen, um diesen auch für andere Regionen anwendbar zu machen. Es zeigte sich, dass sich vie-


le spezialisierte Klein- und Mittelständige Unternehmen (KMU) angesiedelt hatten, die emergente und endogene Netzwerke bildeten. Die Rede war von Industriedistrikten, die bereits Alfred Marshall 1879 erstmals erwähnte. (Zeller, 2004)

Wirtschaftliches Umfeld „Kreatives Milieu“ *

Becattini definierte den Begriff im Jahre 1990 folgendermaßen: „Ein Industriedistrikt ist eine sozio-territoriale Einheit, die durch eine Gemeinschaft von Menschen und eine Population von vernetzten Industrieunternehmen in einem begrenzten geographischen Raum gekennzeichnet ist, der naturalistisch und historisch bestimmt ist.“ (Walter, 2007) Das Terzia Italia ist aber eine besondere Art der Industriedistrikte. Viele kleine Distrikte sind auf unterschiedliche handwerkliche Tätigkeiten oder ein Endprodukt, auch „final firm“, spezialisiert. In der Region in Porto Sant‘ Elpidio sind das zum Beispiel Schuhe, nahe Turins die Metallverarbeitung und die Textilproduktion in der Toskana. Die Beobachtungen der verschiedenen Studien ergaben, dass sich diese Wirtschaftsform auf mehreren Säulen stützt (Walter, 2007): • Territoriale (naturalistisch-historische) Merkmale • Technische Merkmale • Sozio-ökonomische Merkmale

Soziales Netzwerk

„Milieu“

Außenbeziehungen der „Milieu“-Akteure zum Umfeld

*

Regionaler Bereich des sozialen Netzwerkes Räumliche und mentale Grenze zwischen „Milieu“ und Umfeld

Abb. 3. Kreatives Milieu und Innivationsnetzwerk Viele spezialisierte und meist traditionelle KMUs sind auf horizontaler Ebene in Arbeitskooperationen verflochten. Es herrscht Konkurrenz untereinander, doch diese wird nicht durch staatliche Normen kontrolliert, sondern durch informelle Institutionen. Verhaltensnormen, Traditionen und Vertrauen machen das Konzept realisierbar. Dieses Vertrauen gründet auf räumlicher Nähe und Kenntnis des anderen, das durch

• Sozio-kulturelle Merkmale

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das stark ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl in dieser Region unterstützt wird. Die räumliche Nähe ermöglicht auch persönliche Treffen und Abstimmungen sowie eine Erleichterung des Informationsflusses. Die Betriebe besitzen häufig eine hohe Designkompetenz, aber nur auf einem Spezialgebiet. Die Vielfältigkeit an Produkten eines Betriebes ist gering, doch durch diese Produktionsform ist ein leichtes Anpassen an aktuelle Trends und ihre Nachfrage mög-


lich, wodurch eine qualitativ hochwertige Variantenvielfalt entstehen kann.

Kreative Milieus

Trotz vieler Vorteile, die einen sozialen und ökonomischen Anstieg der Region bewirkten, gibt es einige Nachteile. Dazu zählen soziale und wirtschaftliche Missstände wie Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und die Missachtung von Arbeitsschutzbestimmungen. Es findet eine typische „Vetternwirtschaft“ statt. Außerdem führt dies stellenweise zu einem „Lock-In“ oder „Scheuklappenprinzip“. Es herrscht Angst vor Innovationen und „Vertrauensseeligkeit führt zu Blockierung oder Lähmung des Produktionsprozesses“. (Zeller, 2004).

Entstehung und Definition:

Das Dritte Italien ist aber ein Spezialfall, denn es hat sich durch langjährige Prozesse und Jahrhunderte alte Traditionen entwickelt. Es ist also nur schwer auf andere Regionen übertragbar. Außerdem kann es nicht auf Massenmärkte angewandt werden. Allgemein ist das technologische Hintergrundwissen sehr gering bei dieser Wirtschaftsstruktur. Es gibt nicht nur Verbände, die auf institutioneller Ebene die Entwicklung stärken, sondern auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Die Wirtschaftsstrategie der Industriedistrikte gehört somit auch zu den kreativen Formen der Wirtschaft und ähnelt einem „kreativen Milieu.“

Nach der Definition von GREMI ist ein kreatives Milieu ein: „Komplexes bzw. dichtes Netz von vor allem informellen sozialen Beziehungen innerhalb einer abgrenzbaren Region, die oft nach außen ein spezielles Image prägen und nach innen eine bestimmte Wahrnehmung bzw. ein Zugehörigkeitsgefühl; dieses Netz fördert die örtliche Innovationsfähigkeit durch synergetische und kollektive Lernprozesse“.

Regionale Wirtschaftsstrategien

Seit 1984 wird der Begriff des „Kreativen Milieus“ oder „Innovativen Milieus“ erforscht. Philippe Aydalot gründete eine Forschungsgruppe mit europäischen und nordamerikanischen Forschern, GREMI (Le Groupe Recherche Européen sur les Milieux Innovateurs), um den Zusammenhang zwischen lokalem Standort und innovativer Technik zu erforschen und dies unter Einbeziehung der soziokulturellen Faktoren. (Matteaccioli, 2008)

Eine andere Definition von Martina Fromhold-Eisebith aus dem Jahre 1995 beschreibt ein kreatives Milieu wie folgt: „Das Kreative Milieu ist ein regionales System persönlicher Beziehungen von Akteuren unterschiedlicher Bereiche, das von gemeinsamen Leitbildern und Zielen geprägt ist. Die Menschen und ihr soziales

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Verhalten, ihre Sympathien und persönliche Präferenzen bilden die Substanz eines Kreativen Milieus“ GREMI vergleicht Regionen auf ihre wirtschaftliche Tätigkeit hinsichtlich endogener und exogener Einflussfaktoren. Warum sind einige Regionen bei der Erzeugung von Innovationen erfolgreicher als andere (Krafft, 2008)? Was ist der gemeinsame Nenner? Aus dieser Untersuchung ergaben sich die drei Grundsäulen der Kreativen Milieus (Fromhold-Eisebith, 1995): • Kontaktnetze regionaler Akteure, die Lernprozesse anregen • Soziale und vor allem persönliche Beziehungen • Image und Selbstwahrnehmung, die zu einer gemeinsamen Zielsetzung führt Merkmale: Neben diesen drei Säulen sind auch andere Merkmale für ein Kreatives Milieus von Bedeutung. Zum einen sind Kreative Milieus räumlich abgegrenzt. Es sind dichte, informelle Netzwerke regionaler Akteure, die über berufliche aber auch private Beziehungen miteinander verbunden sind, einer der wesentlichen Voraussetzungen zur Bildung eines Kreativen Milieus. (FromholdEisebith, 1995)


Eine Vernetzung findet nicht nur innerhalb eines Berufsstands statt, sondern vollzieht sich zwischen verschiedenen Arbeitsfeldern der Kreativbranche. So sind beispielsweise Musiker nicht nur untereinander verbunden, sondern auch mit Fotografen, Eventagenturen etc. Durch den sozialen Kontakt über die Arbeit hinausreichend findet ein Austausch von so genanntem „tacit knowledge“ statt (Butzin, 2000). Damit ist jenes Wissen gemeint, welches es ermöglicht zu han-

deln, ohne es in Worte fassen zu können. Es ist nicht durch Erklären zu vermitteln, sondern durch „zeigen lassen“ zu erlernen. Ideen und Ansätze, aber auch Probleme werden weiter gegeben und somit können außenstehende Personen zu Innovationen und kreativen Lösungsansätzen beitragen (Lubbe, 2006). Großunternehmen bezahlen viel Geld um neutrale Außenstehende ein Problem analysieren zu lassen und sich bei der Problemfindung helfen zu lassen. Durch die Verbindungen beruflicher und privater Be-

Unternehmensstrategie, Strukturen und Wettbewerb

Zufall

Faktorenbedingungen

Nachfragebedingungen

Verwandte und unterstützende Branchen

Staat

Abb. 4. Diamantmodell nach Porter

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ziehungen finden diese Analysen durch Austausch nicht selten im informellen Rahmen statt. Dieser intensive Austausch führt zu informellen, sozialen und kollektiven Lernprozessen und Wissenstransfer. Daran wird deutlich, wie wichtig die räumliche Verbindung ist. Es sind Gespräche beim Abendbrot oder auf dem Spielplatz, die eine hohe Konzentration von Kreativität und Innovation sowie einen schnelleren Informationsfluss ermöglichen. Die Lernprozesse setzen eine hohe Lernbereitschaft und -fähigkeit voraus, die zu einer hohen Innovationsfähigkeit führen. Sollte die Firma A ein Problem haben, das die Firma B schon einmal hatte und beispielsweise mit Hilfe einer neuen Personalstruktur gelöst hat, kann die Firma A dieses Prinzip übernehmen und Firma C ist es möglich diese Erkenntnis bereits frühzeitig in den Verwaltungsaufbau einfließen lassen. Die Zusammensetzung des Milieus beruht auf verschiedenen Faktoren: materiellen (Unternehmen), immateriellen (Knowhow, Beziehungen) und institutionellen (Behörden). Somit sind auch verschiedene Akteursgruppen ausgeprägt. (Brockmann, 2004) Die Akteure selbst stammen aus unterschiedlichen Bereichen, haben alle ein hohes bis sehr hohes Bildungsniveau. Diese Personengruppe stellt Anforderungen an eine hohe Lebensqualität in der Um-


gebung in der sie lebt und arbeitet, z.B. vielseitige Freizeit und Erholungsangebot. Dieses Geflecht an sozialen und wirtschaftlichen Kontakten ist genauer zu betrachten, denn nicht allen Personen kommt gleich große Bedeutung zu. Es gibt Personen mit so genannten „Scharnierfunktionen“ (Fromhold-Eisebith, 1995). Meist sind es Entscheidungsträger oder aber Personen, die in zahlreichen Verbänden aktiv sind und einen großen Bekanntenkreis haben. Sie können Fragen weiterleiten und neue Verbindungen generieren, sie sind also nicht nur „Scharniere“ sondern auch „Initialzünder“. Es sind nicht nur Personen, die diese Funktionen erfüllen, sondern auch Wirtschaftsverbände, Kammern oder sogar politische Gruppen. Gemeinsame wirtschaftliche Erfolge und soziale Kontakte, die regional gebunden sind, führen auch zu einem weiteren wichtigen Merkmal, dem Image. In Kreative Milieus ist ein Gemeinschaftsgefühl vorhanden mit ähnlichen Werten und Zielvorstellungen, welche von den Netzwerkpartnern auch nach Außen getragen werden. Dieses fördert nicht nur den Lokalpatriotismus, der die Bewohner am Standort hält, sondern führt auch dazu, dass das Image sich über die Region hinaus verbessert und einen Anreiz für andere darstellt. (Lübbe, 2006) Industriedistrikte bestehen aus einem Geflecht an Klein- und Mittelständigen Unternehmen (KMU) entlang einer Wert-

Regionale Wirtschaftsstrategien

schöpfungskette. Auch in Kreativen Milieus spielen die KMU‘s eine wichtige Rolle, doch auch internationale und nationale Großunternehmen sind wichtig bei der Etablierung dieses Wirtschaftsnetzes. Um die Innovationsfähigkeit noch weiter zu steigern gehören meist Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen (FuE) sowie lokalpolitische Entscheidungsträger zu einem Kreativen Milieu. Der Grundgedanke ist, dass es ein Zusammenspiel dieser Akteure gibt und nicht die Verortung aller KMU‘s und FuE um einen Großkonzern. (Butzin, 2000) Zu beachten ist, dass Kreative Milieus nicht einfach auf politischer Ebene initiiert werden können. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist das lokale soziale Netzwerk. Ein solches kann sich nur über Jahre hinweg entwickeln. Die Politik kann Freiräume und Entwicklungsvoraussetzungen schaffen, um die Ansiedlung Kreativer Milieus zu unterstützen. Die aufgezeigten Merkmale sind keine Bedingung, sie sind nur das Ergebnis einer Forschungsarbeit, die innovative Regionen miteinander verglichen hat. Es müssen nicht alle Merkmale vorhanden sein – ein „perfektes“ Kreatives Milieu existiert nicht. So gibt es oft sehr gute Austauschprojekte zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen, aber der Lernprozess auf Unternehmerebene fehlt. Solche Wirtschaftsbeziehungen sind denen in der Clustertheorie ähnlich. (Lubbe, 2006)

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Clustertheorie Der Begriff „Cluster“ stammt aus dem Englischen und bedeutet Anhäufung, Büschel, Bündel. Seit einer Studie von Michael Porter aus dem Jahre 1990 verbreiten sich „Cluster“ mit der Scheinwirkung ein potentielles Wirtschaftswundermittel zu sein, ähnlich einem weltweiten Buschfeuer. Porter definiert ein Cluster als: „(...) eine geographisch benachbarte Gruppe untereinander verbundener Unternehmen und zugehöriger Einrichtungen aus einer Branche. Der räumliche Bereich in dem sich ein Cluster bildet kann von einer einzelnen Stadt über ein Land bis zu mehreren Ländern reichen.“ (Bathelt & Glückler, 2003) Heute gibt es zahlreiche Forschungsarbeiten und Diskussionsansätze zum Thema Cluster und Clusterbildung. Eine jede Region versucht ihr eigenes Cluster zu bilden und somit eine eigene wirtschaftliche Identität zu definieren. Doch nicht alle Gebiete eignen sich für die Clusterbildung. Porters Studie beschäftigte sich mit der Frage, „welche Faktoren und Rahmenbedingungen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Nationen entscheidend sind und in welcher Verbindung diese zueinander stehen“ (Zürker, 2007). Seine Grundannahme ist, dass eine Nation nicht in allem gut sein kann und sich deshalb auf Produkte spezialisieren muss.


Merkmale

Industriedistrikte

Kreative Milieus

Cluster

Basisargument

Lokale Akteure, eingebettet in ein soziokulturelles Milieu, industrielles System, Arbeitsteilung

Milieu als Organisation von vernetzter Akteure

Unternehmensstrategien in Abhängigkeit des „Diamanten“

Raumbezug

Vorwiegend erfolgreiche Region

Vorwiegend erfolgreiche Hightech Regionen, territoriale Logik

Besonders wettbewerbsfähige Länder

Prozesse der Verände-

Kleinunternehmertum, Einbettung im soziokulturelle Umfeld

Entrepreneurship

Komparative Vorteile, Interaktionen zwischen Diamantelementen

Einbettung und Flexibilisierung führen zu verstärkter Standortbildung

Standortgebundene Lernprozesse

Intraregionale Interaktion von Wettbewerbern, Produzenten, Konsumenten, usw.

Kleinunternehmen, lokale Institutionen

Lokale Unter-nehmer, Politiker

Eher Großunternehmen

rung Ursachen von räumlicher Konzentration

Bestimmende Akteure

Abb. 5. Regionale Wirtschaftsstrategien im Vergleich Diese Branchen müssen der Konkurrenz des internationalen Markts standhalten. Wann ein Wettbewerbsvorteil erzielt werden kann, ist nach Porter von vier Größen abhängig. Man spricht auch von dem „Porter’schen Diamanten“. (Zürker, 2007)

2.

3. 1.

Faktorbedingungen: Betrachtet wird die Gesamtheit aller Produktionsfaktoren, besonders das Humankapital aber auch andere Ressourcen und deren produktive Einsatzmöglichkeit.

Nachfragebedingung: Bevor ein Unternehmen einem internationalen Wettbewerb standhalten kann, muss ein nationaler Wettbewerbserfolg vorzuweisen sein. Das schafft einen Vorteil gegenüber ausländischen Konkurrenten. Verwandte und unterstützende Branchen: Nur durch solche kann ein Wettbewerbsvorteil geschaffen werden. Durch eine stark aufgesplitterte Wertschöpfungskette entstehen auch neue Ketten.

27

4.

Unternehmensstrategien und Inlandswettbewerb: Der Wettbewerb vor dem des Weltmarktes fördert die Innovationsfähigkeit und schließlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Wichtige Elemente in der Clustertheorie spielen ebenso die Variablen „Zufall“ und „Staat“. Der Zufall kann festgefahrene Strukturen öffnen und somit eine Verschiebung und Neudefinierung fördern. Der Staat formt die nationalen Rahmenbedingungen. (Zürker, 2007)


Unternehmen siedeln sich dort an, wo sich der „günstigste Diamant“, also der bestmögliche Standort befindet. Porters Fallstudien zeigen, dass dieser auf nationaler Ebene oft räumlich konzentriert ist; dabei handelt es sich aber um kein zwingendes Element der Clustertheorie. Die räumliche Konzentration führt aber zu einer Antriebskraft des Diamanten und fördert Innovationen, Kreativität und somit wirtschaftliche Verbesserungen. Die verschiedenen Betriebe stehen untereinander im Wettbewerb und stärken somit die Faktoren des Diamanten. Das Cluster wächst. Wächst es immer weiter, verlagert es sich oft und ein neues Cluster mit anderen Spezialisierungen entsteht. Es muss aber auch immer eine gewisse Offenheit gewahrt werden damit, wie bei allen räumlichen Wirtschaftsstrategien, keine „Scheuklappen“ die Sicht zum Weltmarkt versperren. (Zürker, 2007)

fentlicht und stellt dort die verschiedenen Cluster für jede Region vor. Beispielsweise spielt in der Rhein-Neckarregion das „Life Science“-Cluster eine wichtige Rolle; für Mannheim wird auch das Cluster „Kreativwirtschaft“ genannt. (Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, 2008)

Cluster sind also nicht unbedingt an einen regionalen Standort gebunden, bilden sich aber oft aus wirtschaftlich vorteilhaften Gründen in einem nahen räumlichen Umfeld. In Clustern spielen FuE und Großunternehmen eine wichtige Rolle, da der internationale Markt weniger von KMU bedient wird. (Bathelt & Glückler, 2003) Die Strategie Porters wird aber immer weiter auf den nationalen Markt herunter gebrochen, sodass fast jede Region mittlerweile ihre Cluster hat. Baden-Württemberg hat einen eigenen Clusteratlas veröf-

Regionale Wirtschaftsstrategien

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Kultur- und Kreativwirtschaft

auch gesellschaftlich als eigenständiges Feld bewertet werden muss. (Söndermann, 2006)

Kultur oder Wirtschaft

Kultur und Wirtschaft

Kultur und Wirtschaft gelten als zwei sehr gegensätzliche Bereiche. Wirtschaft betreibt Warenproduktion und profitable Dienstleistungen, Kultur dagegen Sinnproduktion. Kultur umfasst nach diesem Verständnis vor allem Musik-, Literatur-, bildende oder darstellende Kunstproduktion sowie kulturelle Bildung und Vermittlung. Sie kann sich ökonomisch meist nicht selbst tragen und wird deshalb meist vom Staat finanziert. Wirtschaft beurteilt Produkte und Dienstleistungen ausschließlich nach ökonomischen Zielsetzungen.

Die nächste Stufe der Kulturdebatte beschäftigt sich damit, dass Kultur und Wirtschaft nicht separat betrachtet werden können. Kultur ist Standort-, Imageund Entwicklungsfaktor geworden, weil erkannt wurde, dass Kultur die Qualität eines Standortes steigert. Dies ist die Grundlage des Kultursponsoring. Nach diesem Verständnis leistet Wirtschaft mit ihren finanziellen Mitteln kulturelle Entwicklungshilfe. Jedoch ist diese Hilfeleistung nicht ganz uneigennützig. Als Gegenleistung erhalten die Unternehmen z.B. einen Imagegewinn. "Die Sinnproduktion der Künstler soll den Unternehmen oder ihren Produkten einen immateriellen Mehrwert verschaffen“ (Söndermann, 2006). Kultursponsering erzeugt also eine Austauschbeziehung zwischen Kultur und Wirtschaft. Zwar macht Kultursponsoring aus der Wirtschaft bisher nur drei bis vier Prozent der gesamten öffentlichen Kulturförderung aus, seine Bedeutung wächst jedoch und es zeichnet sich ein Trend zur Annäherung von Kultur und Wirtschaft ab. (ebda)

Demnach hat Kultur für Wirtschaft keinen Eigenwert. Allein wirtschaftliche Aspekte der Kultur, wie die Gewinnerzielung, sind von Bedeutung. Dem liegt ein eher traditionelles Bild von Kultur zu Grunde. Hierbei werden nur diejenigen Kulturzweige betrachtet, welche von der öffentlichen Hand getragen und gefördert werden. Dazu gehören typische Kulturfelder wie Theater, Museen, Orchester, die kulturelle Breitenbildung mit Musik- und Kunstschulen oder Volkshochschulen und die individuelle Künstlerförderung. Dieses Verständnis von Kultur zeigt, dass diese nicht nur vom Staat gefördert, sondern

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Kulturmanagement. Darin werden marktwirtschaftliche Perspektiven mit künstlerisch-

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kulturellen Entwicklungsbedingungen verknüpft. Vor allem in Kulturbetrieben, wie im Theater-, Museums- oder Musikschulsektor, findet Kulturmanagement immer mehr Eingang. Die Verbindung von Kultur und Wirtschaft erfolgt dabei durch die Übernahme von Managementtechniken. Es ist nicht der Kulturmanager am erfolgreichsten, der den höchsten wirtschaftlichen Profit erzielt, sondern derjenige, der „herausragende künstlerische Produktionen oder qualifizierte kulturelle Bildungsarbeit“ zulässt (ebda).

Kultur durch Wirtschaft Das Verhältnis von Kultur und Wirtschaft muss nach diesen Betrachtungen um eine dritte Perspektive erweitert werden: Kultur ist selbst Teil der Wirtschaft. Kultur steht hier nicht im Gegensatz zur Wirtschaft, sie profitiert auch nicht durch die Verbindung der zwei Systeme, sondern es entsteht Kultur durch Wirtschaft. Das ist das Konzept der Kulturwirtschaft. Während die beiden beschriebenen Verständnisse von Kultur zum öffentlichen und gemeinnützigen Teil des Kultursektors gezählt werden, konzentriert sich die Kulturwirtschaft auf diejenigen Teile des Kultursektors, die als Kulturbetriebe im privatwirtschaftlichen Sektor existieren. Profan gesagt geht es darum, wie mit Kunst und Kultur Geld zu verdienen ist. "Alle Unternehmen, die sich auf erwerbswirtschaftlicher Basis mit der künstleri-


schen Produktion, der kulturellen Vermittlung und/oder der Verbreitung von medialen Gütern und Dienstleistungen befassen, sind Unternehmen der Kulturwirtschaft“ (ebda). Das sind beispielsweise der Buchmarkt, der Kunstmarkt, die Filmwirtschaft oder die Musikwirtschaft. Diese stehen zum großen Teil in enger Wechselbeziehung zum öffentlichen und zum gemeinnützigen Kultursektor. Es wird auch von einem "kapillaren Verhältnis“ im Kultursektor gesprochen. "Die fein verästelten Strukturen des Kultursektors reagieren sensibel auf kleinste Veränderungen" (ebda). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk z.B. ist abhängig von der

Musikinstrumentenproduktion und der Tonträgerindustrie. In den letzten Jahren fand eine stete Verschiebung der Arbeitsplatzstruktur für Kunst- und Kulturberufe statt. Bis zum Beginn der 90er Jahre war in der alten Bundesrepublik der öffentliche Kulturbetrieb der wichtigste Arbeitgeber. Rund zwei Drittel der Künstler, Schriftsteller und Berufsmusiker hatten existenzsichere Arbeitsplätze im öffentlichen oder gemeinnützigen Kulturbetrieb. Seitdem hat sich der Trend zur Privatwirtschaftlichkeit und Freiberuflichkeit entwickelt. Im Jahr 2000 arbeitete schon die Hälfte der Beschäftigten in der Kulturwirtschaft selbstständig. (ebda)

Wie bereits beschrieben, werden in Deutschland diejenigen Kulturunternehmen als Kulturwirtschaft erfasst, die überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung sowie der medialen Verbreitung von kulturellen und kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen. Sie bilden den privatwirtschaftlichen Teilsektor des gesamten Kultursektors ab. In Deutschland spricht man, diesen Teilsektor betreffend, hauptsächlich von Kulturwirtschaft. Das im internationalen Kontext am weitesten verbreitete Konzept der Kreativwirtschaft lehnt sich an das britische Vorbild der Creative Industries an. Im Folgenden wird dargestellt, welche Unterschiede zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft bestehen. Im Modell der Kulturwirtschaft werden unter "Kultur im weiten Sinne" verschiedene Felder gefasst: Von der individuellen Idee, über die angewandten Künste und den Kunsthandel, bis zur massenmedialen Verbreitung von Kunstgütern und Dienstleistungen. Beispielhaft an der Musikwirtschaft aufgezeigt, zählen Musikensembles, Tonstudios, Labels, Verlage, Tonträgerproduktion, Musikalienhändler, Konzertagenturen und viele mehr dazu. Im weiter gefassten Modell der Kreativwirtschaft steht der Faktor "Kreativität" als Ausgangspunkt

Abb. 6. Schweizer 3-Sektoren-Modell

Kultur- und Kreativwirtschaft

Abgrenzung Kultur-/ Kreativwirtschaft

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von branchenspezifischen Produkten und Dienstleistungen. Künstlerische Ideen werden mit technologischer, innovativer und wissenschaftlicher Kreativität verbunden. Kulturwissenschaftliche Teilbranchen werden durch zusätzliche marktwirtschaftliche Bereiche, wie z.B. Werbung, Multimedia oder Software-Industrien, zu einem größeren Kreativkomplex zusammengefasst. Die Kulturwirtschaft bildet somit den Kern der Kreativwirtschaft. "Der entscheidende Schlüssel für das Verständnis der Creative Industries ist die CopyrightBasis aller Produkte und Dienstleistungen" (Söndermann, 2007). Diese Abgrenzung von Kulturwirtschaft und Kreativwirtschaft ist sehr vage und in der Tat gibt es bis heute keine eindeutige Definition. Jede Nation hat sich in Kultur und Kreativwirtschaftsberichten ihre eigene Definition von den neuen Wirtschaftssektoren formuliert. Sogar innerhalb der Bundesrepublik gibt es keine eindeutige Zuweisung der Begriffe. Einige Bundesländer und Regionen haben bereits Kulturanalysen und -berichte vorgelegt, jedoch gibt es keinen nationalen Standard. Um im Folgenden trotzdem eine an Statistiken angelehnte Entwicklung aufzuzeigen, soll an dieser Stelle die Definition des Begriffs "Kultursektor" des European Statistical Office EUROSTAT vorgestellt werden. Dieses versucht vergleichbare Kernbranchen der Kulturwirtschaft zu benennen. Demnach werden folgende Kernbranchen der Kulturwirtschaft zugeschrieben:

(Industrie-, visuelles-, Mode/Textil-Design, Fotografiegewerbe)

1. Verlagsgewerbe (Buchverlage, Presseverlage, Tonträgerund Musikverlage)

Die Kreativwirtschaft vervollständigt diese um die Branchen:

2. Filmwirtschaft 10. Werbung (Film-, TV-Film-, Video-Produktion, Verleih, Vertrieb, Filmtheater)

(Werbeagenturen, etc.)

3. Rundfunkwirtschaft

11. Software/Games

(privater Hörfunk, Fernsehen)

(Softwareentwicklung, etc.)

4. Musik, visuelle und darstellende Kunst (Freiberufliche Künstler/innen, private Theater-, Kleinkunstszene, Theater-/ Konzertdirektionen, Betriebe)

bühnentechnische

5. Journalisten-/Nachrichtenbüros (Journalisten-/Nachrichtenbüros) 6. Museumsshops, Kunstausstellungen (kommerzielle Museumsaktivitäten und Kunstausstellungen, etc.) 7. Einzelhandel mit Kulturgütern (Musikfachhandel, Buchhandel, Galerien, Kunst-handel) 8. Architekturbüros (Innen-, Garten-/Gestaltungs-, Hoch-/ Tiefbauarchitekten) 9. Designwirtschaft

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In der Bundesrepublik gibt es eine, im Vergleich zu anderen Nationen, relativ deutliche Abgrenzung der Begriffe. Das beruht vermutlich auf einer traditionell stärkeren Arbeitsteilung zwischen Kulturangeboten mit öffentlichem Auftrag und privatwirtschaftlichen Aktivitäten als in vielen anderen Ländern. (Söndermann/Fesel 2007, Wiesand, 2006)

Strukturelle Merkmale Trotz Definitionsproblemen und der Frage nach einer geeigneten Abgrenzung, was auf ungenügenden Absprachen auf internationaler Ebene beruht, wurden in den letzten Jahren einige Untersuchungen und Analysen erstellt, sowohl auf europäischer, wie auch auf kleinräumlich-regionaler Ebene. Dabei ergeben sich für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft Gemeinsamkeiten und Merkmale.


Kleine Unternehmensgrößen Generell kann die Kulturwirtschaft nach drei Akteursgruppen unterschieden werden. Die Mikrounternehmen und freiberuflichen Büros erzeugen Kreativität und die "Prototypen“ der Kultur- und Kreativwirtschaft, dieses Branchensegment wird auch als "Humuswirtschaft" bezeichnet. Die zweite Schicht bilden die klein- und mittelständigen Unternehmen (KMU), die als Rückgrat der Kultur- und Kreativwirtschaft wirken. Zur dritten Schicht gehören die sogenannten Majors (Konzerne), die die Leistung der KMUs aufnehmen und weltweit vermarkten. Studien zeigen zwar, dass die Majors große Vertriebsmacht haben, in allenKulturbranchen aber vor allem die Zahl der Kleinst-, Mikro- oder Einpersonenunternehmen wächst. Dieser Trend zu immer kleineren Unternehmen ("kleine Kulturwirtschaft") ist darin zu begründen, dass die neuen technologischen und kostengünstigen Ausrüstungs- und Produktionsmöglichkeiten immer stärker in den Kulturbranchen genutzt werden. Dies führt in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer Aufwertung der selbstständigen Kultur- und Kreativberufe. Im Durchschnitt verfügen die Unternehmen über höchstens fünf Beschäftigte je Betrieb. Traditionelle Industriebranchen, wie z.B. die Chemische Industrie oder die Autoindustrie, weisen dagegen Durchschnittswerte von bis zu 128 Beschäftigen je Betrieb auf. Im Jahr 2007

Kultur- und Kreativwirtschaft

waren knapp 80 Prozent der insgesamt 157.600 Unternehmen der Kulturwirtschaft Einzelunternehmen. Die Verteilung in der Kreativwirtschaft fällt im Vergleich zur Kulturwirtschaft etwas stärker zugunsten der GmbHs und AG aus, jedoch sind noch immer die kleinen Kreativbetriebe mit 74 Prozent der vorherrschende Unternehmenstyp. (Söndermann, 2007) Flexibilität Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein offenes System. Die Stärke vieler kleiner Unternehmen und Freiberufler ist es, kulturelle Trends aufzunehmen und flexibel auf Veränderungen am Markt reagieren zu können. Deshalb drängen vor allem die kleinen Unternehmen immer stärker auf den Markt und suchen nach Marktchancen. Darunter sind diejenigen Firmen und Selbstständige am erfolgreichsten, die durch technologischen Wandel besonders anpassungsfähig auf den Markt reagieren können. Dazu gehören z.B. Designbüros, Filmproduzenten oder Medienmusiker. Zum Anderen sind sie aber auch „Experimentierfeld“ und treiben damit selbst rapide Veränderungen voran. Eine Konsequenz daraus ist eine hohe Risikobereitschaft, die die Unternehmen mitbringen müssen, denn die Kultur- und Kreativwirtschaft leidet unter einem extrem schwankenden Markterfolg. (Söndermann 2007, Söndermann 2006)

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Heterogene Querschnittsbranche Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Kulturwirtschaft ist, dass sie als sogenannte Querschnittsbranche zu verstehen ist. Die Kultur- bzw. Kreativwirtschaft wird aus heterogenen Wirtschaftszweigen der Produktions- und Dienstleistungssektoren sowie Handelssektoren gebildet. Damit grenzt sie sich von industriellen Branchen, wie z.B. der Chemieindustrie ab, die noch als relativ homogene Wirtschaftszweige des Produktionssektors beschrieben werden können. Die Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst sehr viele Bereiche, die ihre gemeinsamen Wurzeln in der Kulturlandschaft haben, aber durchaus verschiedene Ausprägungen haben. Die einzelnen Teilmärkte sind aber oftmals untereinander durch Wirtschaftsbeziehungen verbunden, z.B. durch Clusterstrukturen. (ebda, 2007)

Arbeits- und Lebensbedingungen von Kreativen Aus den strukturellen Merkmalen der Kultur- und Kreativwirtschaft lassen sich Arbeits- und Lebensbedingungen von Kreativen ableiten. Ein erster wichtiger Punkt ist die Flexibilität. Kreativen muss die Möglichkeit geboten sein, sich schnell und einfach den ständigen Veränderungen anzupassen. Kreativität ist kein starrer Status, sondern ein sich stetig weiterentwik-


kelnder Prozess. Dem muss Raum gegeben werden, sowohl für flexibles Denken als auch für flexible Schaffensorte. Städte müssen so flexibel sein, dass sich verschiedenste Milieus etablieren können. Damit verbunden ist ein hoher Grad an Technologie und Fortschrittsdenken, mit dem Kreativität auch verwirklicht werden kann. Dazu gehören hochwertige Bildungs- und Forschungseinrichtungen, sowie die Existenz von Technologie- und Gründerzentren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine reiche kulturelle Landschaft, denn kulturelle Ressourcen und historisches Erbe sind der „Keimboden“ für Kreativität. Ideen entstehen nicht in einem leeren, kahlen Raum, sondern in einem vielfältigen Umfeld, das wie ein Katalysator wirkt. Dazu gehört eine „gesunde“ Stadtentwicklung sowohl in wirtschaftlicher, sozialer, wie auch kultureller Hinsicht. Das Umfeld muss abwechslungsreich und tolerant sein, damit Ideen entstehen und bestehen können. Den Kreativen muss die Möglichkeit gegeben werden, sich mit ihrem Standort identifizieren zu können, um eine persönliche Bindung aufzubauen. Wichtig ist auch eine Interaktion zwischen den Akteuren. Kreativität entsteht nicht "im stillen Kämmerlein", sondern ist das Produkt eines regen Austausches innerhalb einer kreativen Szene. Räumliche Nähe spielt hierbei eine zentrale Rolle. Die verschiedenen, einzelnen Akteure müssen die Möglichkeit haben, sich zu treffen, zu diskutieren und Ideen auszutauschen, auch außerhalb

des beruflichen Lebens. Das kann z.B. im Rahmen informeller Treffen in Cafés und Clubs passieren oder im öffentlichen Leben auf der Straße. Um diese Arbeitsund Lebensbedingungen zu schaffen, ist auch die Initiative städtischer Politik und Verwaltung gefragt. Kreativen muss ein breites Feld an kulturellen Möglichkeiten geboten werden. Kultureinrichtungen und Kulturförderung gehören zu den Standortansprüchen von Kreativen. Dazu gehört eine offen gestaltete Verwaltung, die den Ideen der Kreativen nicht den Weg versperren, sondern einen kooperativen Dialog gestaltet.

Aktuelle Entwicklungen Im Jahr 2004 hatte die Kulturwirtschaft einen Beitrag von 36 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in Deutschland geleistet. Damit erreicht sie einen Anteil von 1,6 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Wird die Kreativwirtschaft betrachtet, so erreicht sie mit 58 Milliarden Euro sogar einen Anteil von 2,6 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Dieser Anstieg im Gesamtvolumen ist dadurch zu begründen, dass der wirtschaftlich sehr erfolgreiche Werbeund Softwaremarkt Teil der Kreativwirtschaft ist. Damit siedelt sie sich bezüglich des Beitrags zur Bruttowertschöpfung im Branchenvergleich zwischen Chemie- und Automobilindustrie an. (Söndermann, 2007) (Siehe Abb. Beitrag der Kultur-/ Kreativwirtschaft zur Bruttowertschöpfung im Branchenvergleich 2004) Im

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Jahr 2005 waren mehr als 157.600 steuerpflichtige kreativwirtschaftliche Unternehmen registriert, die einen Jahresumsatz von mindestens 17.500 Euro erreichten. Der überwiegende Teil dieser Unternehmen fällt, wie schon erwähnt, den Einzelunternehmern und Freiberuflern, sowie einigen mittelständischen Unternehmen zu. Nicht erfasst werden geschätzt weitere 210.000 Freiberufler, deren Jahresumsatz die 17.500 Euro-Grenze unterschreitet. (ebda) (siehe Abb. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich, Filmindustrie) Nach dem Boomjahr 2000 war im Zeitraum von 2000 bis 2003 innerhalb der Kulturbranchen ein bundesweiter Umsatzrückgang von fast 10 Milliarden Euro auf 74 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das entspricht einem Rückgang von über 11 Prozent. Insgesamt sank der Anteil der Umsätze der Kulturwirtschaft an der Gesamtwirtschaft von 2 auf 1,7 Prozent. Dies verdeutlicht, dass die Veränderungsdynamik der Kulturbranche zu der Zeit schlechter abschnitt als andere Branchen der Gesamtwirtschaft. Detailanalysen, die sich nach Unternehmensgrößen unterscheiden, zeigen, dass vor allem die mittelständischen und großen Unternehmen unter Umsatzverlusten zu leiden hatten, während die Kleinstunternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 50.000 Euro florierten. (siehe Abb. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich)


Nach den Verlusten in den Jahren 2001 bis 2003 und einer Stagnation im Jahr 2004 ist wieder ein allmählicher Anstieg der Jahresumsätze zu verzeichnen. Der Umsatzzuwachs in der Kulturwirtschaft stieg mit einem Plus von 4,6 Prozent auf ein Volumen von 89 Milliarden Euro im Jahr 2005. Großer Gewinner ist die Designbranche, die um 15 Prozent gewachsen ist. Auf der Ebene der Kreativwirtschaft stiegen die Umsätze von 2004 auf 2005 um 4,6 Prozent auf einen Umsatz von 121,5 Milliarden Euro.(ebda)

Chancen und Probleme In den öffentlichen Diskussionen findet die Kultur- und Kreativwirtschaft immer mehr Gehör und wird zunehmend auch als eigenständiger Wirtschaftszweig akzeptiert. Längst haben die Länder, Städte und Kommunen erkannt, welches Wirtschaftsund Arbeitsplatzpotenzial Kultur- und Kreativwirtschaft bergen. Sogar auf EUEbene benannte der EU-Kulturministerrat erstmals im Jahr 2000 die zentrale Rolle der Kultur- und Kreativwirtschaft betreffend ihres Wirtschaftswachstums und ihres Beitrags zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa an. Klassische Wirtschaftszweige, wie z.B. die Chemie- oder Automobilindustrie, weisen schon jetzt nur noch ein Drittel des Beschäftigungsumfangs der Kultur- und Kreativwirtschaft auf. (Fesel/ Söndermann, 2007) Zwar hat die Politik

Kultur- und Kreativwirtschaft

die Entwicklungstendenzen erkannt, jedoch kann noch nicht von perfekten Voraussetzungen gesprochen werden. Noch immer fehlt eine grundlegende Lobby in Politik, Verwaltung und Gesellschaft. So braucht der neue Wirtschaftssektor nicht nur finanzielle, vor allem aber auch legimitatorische Hilfe, sprich die Anerkennung von Kultur und Kreativität als eigenständiges Feld. Auch stellt sich die Frage um den geistigen Besitz an Kreativität. Die Unternehmen stützen ihre Existenz und materielle Absicherung auf copyrights – dem gegenüber steht ein möglichst offener, freier Zugang zu Ideen und Kreativität. Ohne den freien Umgang mit vorhandenen Ideen, die zu Neuen geformt werden, wird die zukünftige Entwicklung der Creative Industries schwer werden. Fraglich ist, ob diese Kommerzialisierung der Kreativität wirklich im Sinne ihrer Macher ist. (Söndermann, 2007)

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Abb. 7. Beitrag der Kultur-/Kreativwirtschaft zur Bruttowertschรถpfung im Branchenvergleich 2004

Abb. 8. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich 1996-2006, Filmmindustries

Abb. 9. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich 1996-2006

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Wissen und Kreativität „Beide Bereiche – Wissen wie Kreativität, Wissenschaft wie Kunst – sind wichtige Elemente gesellschaftlicher Entwicklung, zumal in Verbindung miteinander. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung neuer Wahrnehmungs- und Deutungsmuster für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche und ermöglichen so neue Sichtweisen und innovative Lösungen für soziale, ökologische wie ökonomische Problemstellungen. Fachliches Wissen und neue Ideen werden in kreative Produkte der jeweiligen Disziplin übersetzt und leisten damit einen permanenten Zustrom an kollektiver Erkenntnis und je spezifischer Weltsicht“ (Romero, 2004).

Wissen Wissen wird unterschieden in: •

explizites oder begriffliches Wissen und

implizites Wissen oder Handlungswissen.

Explizites Wissen kann als „Information mit Bedeutung“ bezeichnet werden, als Wissen, das sich benennen und mitteilen lässt, d.h. gut kommunizierbar ist und somit ausgetauscht werden kann, aber auch katalogisierbar ist und sich medial verbreiten lässt.

Wissen und Kreativität

Darüber hinaus besitzt der Mensch auch implizites, nicht sprachliches oder Handlungswissen. Damit ist jenes Wissen gemeint, welches ermöglicht zu handeln, ohne es in Worte fassen zu können. Man kann es sich nicht erklären, sondern möglicherweise nur zeigen lassen. Diese Art von Wissen lässt sich nicht in Lehrveranstaltungen, Büchern oder via Internet, sondern nur durch den individuellen Kontakt vermitteln. Dies erfordert den Kontakt und Austausch zu suchen. Der Prozess der Wissensaneignung wird „Lernen“ genannt. Wobei darunter nicht nur passives Aufnehmen von Informationen zu verstehen ist. Aneignung – „sich zu eigen machen“ – umfasst auch eine Be- und Verarbeitung des Aufgenommenen, also einen über das reine „Speichern“ hinausgehenden Prozess. (Romero, 2004) Welches Wissen in Zukunft von Bedeutung sein wird untersuchten zwei im Auftrag des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführte Delphi-Studien (Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung 1998 und Prognose AG/ Infratest Burke 1998a). Zu den als besonders dynamisch identifizierten Wissensgebieten zählt nach Einschätzung der Experten auch der Bereich „Gesellschaft, Wissen und Kunst“.

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Kreativität „Kreativität ist die innere psychische Kraft des Menschen, sein Wissen anzuwenden und zu erweitern“ (Romero, 2004). Bildung und Wissen sind also die Voraussetzungen für Kreativität. Nach Langenscheidts Fremdwörterbuch bezeichnet das aus dem Lateinischen stammende Wort „Kreativität“ eine schöpferische, gestaltende Kraft. Diese Bedeutung wird in zwei Ausprägungen beschrieben. Erstens als schöpferisch, schaffend, eigenständige Ideen entwickelnd und umsetzend; zweitens als selbst produzierend, nicht ausschließlich rezipierend. (Langenscheidt, 2002) Kreativität materialisiert sich in der Herstellung neuartiger Produkte, „die einen geistigenWertzuwachs darstellen und somit zur Erweiterung des technischen, oder wissenschaftlichen. kulturellen Lebensbereiches beitragen“ (Romero, 2004). Schöpfer solcher innovativen Ideen und Produkte sind Träger bestimmter Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften (wie z.B. Neugier, Leistungsmotivation, Konflikt- und Frustrationstoleranz), kognitiven Fähigkeiten (wie Intelligenz, Flexibilität, Originalität) und Denkstilen (Reflexivität, Komplexität). Diese Merkmale gelten als in Grundzügen bei jedem Menschen in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden und werden als entwicklungsfähig und trainierbar betrachtet.


Dennoch lassen sich lebensstilabhängig gewisse Tendenzen von Bildungsgrad und Kreativität von Milieus ausmachen. Im Forschungsbericht „Wissen und Kreativität“ wurden von A. Romero folgende Tendenzen aufgezeigt:

es gibt Lebensstilgruppen, in denen alle Bildungstypen und Einkommensklassen relativ gleichmäßig vertreten sind (interessierte, vielseitig gebildete, häufig auf die Familie orientierte Menschen);

es lassen sich Lebensstile identifizieren, die unter anderem durch einen hohen Bildungsstand und ein hohes Einkommen gekennzeichnet sind (hochkulturell interessierte Personen klassisches Bildungsbürgertum, zum Teil aufstiegsorientierte jüngere Menschen wie junge Anwälte);

es gibt Lebensstilgruppen, die über ein geringes Einkommen verfügen und nur einen niedrigen Bildungsstand haben (einfache, zurückgezogen Lebende, klassisches Arbeitermilieu, Zugehörige der abstiegsorientierten Mittel- oder Unterschicht, sozial Deklassierte).

es lassen sich Lebensstile identifizieren, die sich durch einen hohen Bildungsstatus auszeichnen, aber demgegenüber über relativ wenig Einkommen verfügen (künstlerisch aktive, kreative Menschen mit hoher Bildung);

demgegenüber gibt es Lebensstile, die durch ein geringes Einkommen und durch ein ‚werdendes‘ Bildungs- und Wissenspotential verfügen (Studierende, „Pioniere“);

es gibt Lebensstile mit verhältnismäßig hohem Einkommen, aber relativ geringem Bildungsstand (handwerkliche Aufsteiger, „Macher- und Verkäufertypen“);

Unstrittig ist, dass der Bildungsgrad einer Person in signifikantem Zusammenhang mit seinem Lebensstil steht. Über den Zusammenhang von Lebensstilen und Kreativität liegen keine empirisch abgesicherten Erkenntnisse vor. Dennoch lässt sich argumentativ erschließen, welchen Stellenwert Kreativität für einzelne Lebensstilgruppen haben kann. Werden Problemsensibilität, Ideenfluss, Flexibilität und Originalität als wichtige Merkmale kreativen Handelns, so sind Lebensstilgruppen mit durchschnittlich hohem Bildungsgrad höhere Potentiale zuzusprechen, gleichwohl Wesensmerkmale individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Mitgliedern dieser Gruppen wurde über Jahre hinweg auf ihrem Bildungsweg beigebracht, mit Offenheit und Vorbehaltlosigkeit Probleme zu analysieren und zu lösen. Menschen

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mit hoher Bildung – also einem großen Wissen – haben bessere Voraussetzungen zu kreativem Handeln. „Zusammenfassend lässt sich argumentieren, dass in allen Menschen Kreativitätspotenziale vorhanden sind. Die Art und Weise der Intensität und Ausprägung dieser Potenziale hängt jedoch sehr stark vom Bildungsstand (...) ab“ (Romero, 2004).


Musik in der Stadt Wandel der Musik in Deutschland Von „Volksmusik“ über „Kirchenmusik“ und die Musik des Hofes bis zur Funktionalisierung der Musik während Kriegszeiten, unterlag die Musik in Deutschland einem bedeutsamen Wandel. Im zweiten Weltkrieg wurde die Musik von den Nationalsozialisten derart missbraucht und kontrolliert, dass Deutschland nach 1945 Nachholbedarf hatte und ganze Musikrichtungen wie Blues und Rock’ n Roll aus den USA „importierte“. So entstand nur langsam wieder eine eigene Musikkultur. Durch die Fortschreitung der Individualisierung erhielt auch die Musik eine immer größere Bandbreite. Heutzutage steht Musik und Musikrichtungen für das Ausleben von Individualität, während die Musik ihren Anfang in der Gemeinschaft hatte. (Gnad, 1994)

Musikleben in der Stadt Das Musikleben in der Stadt lässt sich in die drei Sektoren Musikausbildung, Musikpflege und Medienmusik einteilen. Zur „Musikausbildung“ gehören der Unterricht sowie die Erziehung, die Ausbildung (auch als Studium) und die Fortbildung. Die Musikausbildung befindet sich zunehmend in privater Hand. Durch

Musik in der Stadt

technischen Fortschritt entstanden neue Bereiche der Musikausbildung, wie z.B. Tontechnik, sodass klassische Instrumentenlehre mehr und mehr an Bedeutung verliert. Die „Musikpflege“ bezeichnet musikalische Aktivitäten im allgemeinen sowie die Musikausübung bspw. in Form von Live-Auftritte aller Stilrichtungen. Als dritter Bereich wird die „Medienmusik“ benannt. Sie wird über verschiedene Medien wie z.B. Tonträger transportiert und ist somit unabhängig von der Quelle, individuell erfahrbar und auch mit Tanz verknüpft z.B. Disco. Präsent ist die Medienmusik im öffentlichen sowie im privatem Raum. Des Weiteren lässt sich das Musikleben in der Stadt in zwei ökonomische Bereiche einteilen: •

„Gering oder nicht marktabhängig“; (Musikvereine, Hobbymusiker)

„erheblich oder voll marktabhängig“; (Komponisten, Texter, Orchester)

Letzteres wird als bezeichnet professionelles Musikschaffen, welches Teil der Musikwirtschaft ist. Das professionelle Musikschaffen unterteilt sich in drei Sektoren: Musikausbildung, Musikwerke und Musikinterpretationen. Das Ziel ist die Verknüpfung von Produktionen für den Musikmarkt (Livebereich) und Produktionen für den Musikmedienmarkt (Tonträger). Der Musikmarkt beinhaltet neben dem Livebereich beispielsweise auch den Instrumenten- und Veranstaltungsmarkt. Der Musikmedienmarkt besteht aus Au-

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dio-Medien (Produktion und Vertrieb), Print- Medien (Musikliteratur) und audiovisuellen Medien (musikbezogene Aktivitäten in Film, Funk, Fernsehen). Ergänzt wird der Markt der Musikwirtschaft durch die musikabhängigen Teilmärkte. Hierzu zählen z.B. die GEMA und Merchandisingunternehmen. (Gnad, 1994)

Was ist Musikwirtschaft? Musik wird erst seit den späten 80er Jahren als ernstzunehmender Wirtschaftszweig angesehen. Um diesen Bereich abgrenzen zu können, versucht Gnad sich an einer Definition: „Musikwirtschaft umfasst alle Wirtschaftsbetriebe und öffentlichen sowie privaten Aktivitäten, die in unmittelbaren Zusammenhang zu Vorbereitung, Schaffung, Erhaltung, Verbreitung und Sicherung von Musik Leistungen erbringen und/oder Produkte herstellen und deren wirtschaftlicher Zweck die Erzielung von Einkommen oder Umsatz ist.“ (Gnad, 1994) Als Beispiel der Abgrenzung: Ein Gitarrenbauer zählt zur Musikwirtschaft, während der Holzlieferant des Gitarrenbauers nicht dort einzuordnen ist. Allerdings hat sich herausgestellt, dass die Betriebe in dem Bereich Musik eng miteinander verbunden sind, so dass eine eindeutige Abgrenzung schier unmöglich ist. Die Musikwirtschaft kann eher durch folgende Merkmale bestimmt werden:


1. Es existiert eine breite Musikszene, geprägt von freiberuflich Tätigen, selbstständigen Musikern, Komponisten und darstellenden Künstlern (auch semi-professionelle Strukturen, bis in den Bereich der aktiven Laienmusik oder Rock-, Pop-, Jazzmusik) 2. Traditionell gewachsene, gewerbliche Unternehmensstruktur (von Musikinstrumentenproduktion über Musikverlage bis Musikfachhandel) sind vorhanden. 3. Der Begriff der Musikindustrie bezieht sich vor allem auf die Tonträgerindustrie. 4. Ergänzt wird die Musikwirtschaft vom öffentlichen Musik- und Theatersektor sowie dem gemeinnützigen Musiksektor. (Söndermann, 2008) Die Zusammenhänge in der Musikwirtschaft sind mittlerweile eng miteinander verflochten, wie in der Abbildung Musikwertschöpfungskettte zu erkennen ist.

In dieser Darstellung wird deutlich, welche Stationen Musik vom Künstler bis hin zum Konsumenten durchläuft. Im Laufe der Zeit hat sich allerdings herauskristallisiert, dass einzelne Funktionen vor allem in kleinen bzw. lokalen Musikstrukturen zusammen gefasst werden. Dies liegt häufig schlicht an den zu hohen Kosten, die eine Inanspruchnahme der Dienstleistungen verursachen würde. Dadurch übernimmt der Künstler die Aufgaben, welche in der Wertschöpfungskette anderen Akteuren zuzuordnen sind: Er kümmert sich um die Auftrittsmöglichkeiten, Veröffentlichungen etc. in Eigenregie. Die Künstler betreiben also ein Selbstmanagement. Ein professionelles Management ist dem Künstler meist erst zugänglich, wenn er bereits den Durchbruch geschafft hat. (Haselbach & Gaulhofer, 2007)

Abb. 10. Musikwertschöpfungskette

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Musikwirtschaft in der Wirtschaft In der Musikwirtschaft stehen sich komplementäre Wirtschaftstrukturen gegenüber. Während auf der einen Seite noch handwerklich-manuell gefertigt wird, stehen auf der anderen Seite moderne, digitalisierte Online- Dienstleistungen. Lokal etablierte Betriebe stehen in direkter Konkurrenz zum globalen Musikmarkt und vor der großen Herausforderung, die kulturelle Vielfalt im „Kleinen“ gegen den übermächtigen Mainstream zu verteidigen. Die „Musikpflege“ in Form von Liveauftritten gewinnt an Bedeutung. (Söndermann, 2008) Um den Stellenwert der Musikwirtschaft in der Gesamtwirtschaft betrachten zu können, muss eine Abgrenzung der relevanten Wirtschaftszweige getroffen werden. Die Abgrenzung geschieht hierbei


nach Michael Söndermann (2008) und der von ihm bezeichneten „Musikwirtschaft im engeren Sinne“. Dazu gehören •

Selbstständige Komponisten/Musikbearbeiter

Musikverlage

Herstellung und Vervielfältigung von Tonträgern

Herstellung von Musikinstrumenten

Einzelhandel mit Musikinstrumenten und Musikalien (einschließlich Tonträgereinzelhandel)

Musik- und Tanzensembles

Theater- und Konzertveranstalter

Private Theater, Opernhäuser, Konzerthallen, Clubs u.ä.

Tonstudios

Ergänzt wird diese durch den Phonomarkt und weitere Branchen, die an dieser Stelle aber ausgenommen werden. Nach der zur Abgrenzung gehörenden nahm die Anzahl der Unternehmen der Musikwirtschaft im engeren Sinne im Zeitraum von 1996 bis 2006 um 11,7% zu. Im gleichen Zeitraum stieg der Umsatz dieser Unternehmen um 23,7%. Hiermit ging ein Abbau von Arbeitsplätzen (Rückgang 2,4% in 2007) einher. Gerade in der Musikwirtschaft neue Technologien eine große Bedeutung, so

Musik in der Stadt

dass durch deren Einsatz Arbeitsplätze eingespart werden können. Des Weiteren neigen immer mehr kleine Unternehmen zum Selbstmanagement, um Kosten zu minimieren. Die Kreativwirtschaft hat in den letzten zehn Jahren deutlich an Bedeutung für die Gesamtwirtschaft zugenommen. Allerdings ist in den letzten zwei Jahren (2004 zu 2006) ein Rückgang des Umsatz zu erkennen. Die Kulturwirtschaft im engeren Sinne hat einen Anteil von 0,77% an der Gesamtwirtschaft. Der Anteil der Musikwirtschaft (inkl. Phonomarkt) liegt bei 0,33%. Folglich wird fast die Hälfte der Umsätze in der Kulturwirtschaft von der Musiksparte erwirtschaftet. Dies verdeutlicht die Bedeutung der Musikwirtschaft für die Kulturwirtschaft. (Deutsches Musikinformationszentrum, 2009)

Musikwirtschaft in der Stadt Es lassen sich Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Musikwirtschaft aufzeigen: •

In Städten existiert ein Netzwerk aus kulturellen und wirtschaftlichen Aktivitäten und Betrieben. In Hamburg wurde beispielsweise bereits im März 2004 das Netzwerk „Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft“ gegründet.

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Die Standorte der Musikwirtschaftsunternehmen variieren innerhalb der Stadtstruktur. Je nach Reichweite oder auch Zugehörigkeit zum Handel spielt bspw. die Erreichbarkeit, die Nähe zum Stadtzentrum oder lokalen Betrieben eine Rolle. (Gnad, 1994)

Das Musikleben trägt zur Bildung und Abgrenzung der einzelnen, immer ausdifferenzierenden Lebensstilsegmente bei. (Arikas, 2004)

Eine Balance aus Leuchtturmprojekten mit Signalwirkung (Festivals, Konzerthäuser) und der imagebildenden Förderung von „kleiner Kultur“ (Avantgarde, Offkultur) muss gefunden werden. (Arikas, 2004)

Unterhaltungswirtschaft in Großbritannien Innerhalb der Städte ist die Musikwirtschaft stark mit der Unterhaltungsindustrie verknüpft. Dies hat auch einen Einfluss auf die Stadtstrukturen und die Charakter eines Stadtquartiers, d.h. das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Bild. Um diese Zusammenhänge zu verdeutlichen wird die Situation der Unterhaltungsindustrie in Großbritannien dargestellt. Im Folgenden wird vor allem auf Städte der mittleren Größe eingegangen. Für die Entwicklung der Unterhaltungs-


wirtschaft in den Städten, hat auch die Stadtentwicklung eine große Rolle gespielt. Besonders hervorzuheben ist hierbei unter anderem die Rückkehr in die Zentren. In diesen sind die Funktionen Arbeiten, Wohnen und auch Unterhaltung von großer Bedeutung. Dieses Phänomen bezeichnet man als „new urbanism“. Die modernen Zentren zeichnen sich durch viele Dienstleistungsangebote, Wohnen ab der gehobenen Mittelschicht und konsumbezogenen Aktivitäten aus. Zu diesen materiellen Entwicklungen kommen auch Veränderungen in der Gesellschaft. Die Jugendphase verlängert sich und Erwachsene bis Mitte 30 führen ein jugendliches Leben. Als Statussymbol in dieses Lebensstils gilt vor allem der Konsum. Durch das Zusammenspiel dieser Aspekte entstehen „urban playscapes“, die der Unterhaltung der Bewohner dienen. Sie lassen sich in drei Sektoren unterteilen und bilden zusammen das „urban nightlife“. Mainstream •

Branding/Theming

cash-rich-groups

profitorientiert

Zentrum

Residual •

historisch/Gemeinschaft

„Ausgeschlossene“

Bedarfsorientiert

unentwickelte Zentren

Alternative •

individuell

sich Abgrenzenden

Experimentell

Randlagen

Die Playscapes des Mainstreams sind hierbei im Zentrum der Stadt gelegen, am Profit orientiert und sprechen daher vor allem junge aber finanziell gut situierte Kunden sowie Studenten an. Hierzu werden vor allem die Methoden des Branding genutzt, d.h. es entstehen Unterhaltungseinrichtungsketten, welche einen bestimmten Standard und Atmosphäre garantieren. Die „residual playscapes“ liegen häufig in den unterentwickelten Zentren, oder auch den ehemaligen Zentren, in welchen sich keine Reurbanisierung vollzogen hat. Sie sind Aufenthaltsort für die „Ausgeschlossenen“, welche am exklusiveren Nachtleben des Mainstreams nicht teilhaben können und sind daher notwendig, also bedarfsorientiert. Dem gegenüber stehen die

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„alternative playscapes“. Im Gegensatz zu den residuals grenzen sie sich bewusst vom Mainstream ab, um ihre Individualität zu erhalten, welche im Mainstream durch Branding verloren geht. Die alternatives sind meist in den Randlagen zu finden und zeichnen sich durch experimentelle Strukturen und Lebensstile abseits des Mainstreams aus. Neben der Mode spielt die Musik eine bedeutende Rolle. Während in den „mainstream playscapes“ oft einheitliche Musik, häufig auch in den offiziellen Charts vertreten oder zumindest dem neusten Trend entsprechend, gespielt wird, setzten die Alternativen auf eigene, neuartige Musik. Hierbei ist auch die Offenheit für Experimentelles entscheidend. Findet die neue Musik der Alternativen großen Zuspruch, so wird sie ggf. aus den alternativen Kreisen herausgetragen und entwickelt sich zum Mainstream. Daher müssen in den „alternative playscapes“ neue abgrenzende Merkmale in der Musik gefunden werden. Es entsteht eine Abhängigkeit unter den verschiedenen playscapes, wobei der Mainstream sich den Innovationen alternativer Musik bedient. Musik wird mittlerweile auch innerhalb der Mainstreamunterhaltung zur Abgrenzung genutzt. Der Hintergrund ist die Bildung eines „upgraded mainstream“. Durch gewisse Ausstattung, informelle Kleidervorschriften und vor allem einen gewissen Musikstil setzt sich der exklusive Mainstream von dem traditionellen ab. Somit entsteht eine Hierarchie innerhalb


des Mainstraems und des „urban nightlife“. Die jeweiligen playscapes innerhalb des „urban nightlife“ sind auch räumlich voneinander getrennt und schaffen so unterschiedliche Quartiere in den Städten, in welchen sich die entsprechenden Zielgruppen ansiedeln, um zu wohnen, zu arbeiten und sich unterhalten zu lassen. Um dem Profitieren des Mainstreams auf Kosten der alternativen Szene entgegen zu wirken, wurden in Großbritannien, verschiedene Ziele für die Zukunft formuliert. Die alternative und lokale Szene soll auch durch lokale Politik gefördert werden, um Vielseitigkeit und Kreativität zu stärken. In der weiteren Entwicklung soll der Konsument im Mittelpunkt stehen und nicht die Profitsteigerung. Durch Musikförderung soll lokale Authentizität geschaffen werden, d.h. die Region oder Stadt soll durch die Entwicklung einer Einzigartigkeit in der Musik die eigenen Besonderheiten herausstellen, um dem vereinheitlichenden Mainstream zu entgehen. Diese Ziele sollen durch eine gezielte Förderung erreicht werden. In Großbritannien werden gebührenfreie Musikhochschulen sowie private Musikakademien eingerichtet. Des Weiteren erhalten weniger bekannte bzw. neue Künstler in ihrem Bestreben außerhalb ihrer Region und vor allem auch außerhalb von Großbritannien bekannt zu werden Unterstützung. (Chatterton & Hollands, 2001)

Musik in der Stadt

Musikförderung im Ausland An den Beispielen Dänemark und Frankreich werden nun einige Möglichkeiten zur Musikförderung dargestellt und der Förderung in Deutschland gegenübergestellt. In Dänemark wurde bereits im Jahre 1976 im Parlament eine bestimmte Summe für die Musikförderung festgelegt. Fünf Jahre später gründete sich das Rockförderbüro „ROSA“. Es wird von den zehn größten Musikinteressenverbänden getragen und somit auch weitestgehend mit deren Geldern finanziert. Als Unterorganisation fördert das „Danish Rock Council“ Künstler durch Promotion für dänische Musik im In- und Ausland. Zudem berät das „Danish Rock Council“ die Regierung in allen Fragen moderner Musik. Ein weiterer Punkt der Unterstützung ist der Toursupport, welcher Künstlern durch Zuschüsse zu den Transportkosten die innerdänischen Tourneen oft erst ermöglicht. Um Möglichkeiten für Live-Auftritte zu schaffen, erhalten Clubs, die Live-Events ausführen finanzielle Zuschüsse. Alles in allem stehen in Dänemark ca. elf Millionen Euro im Jahr für die Musikförderung zur Verfügung. In Frankreich übersteigt die Musikförderung diese Summe deutlich. Mit hauptsächlich staatlichen Mitteln in Höhe von ca. 20 bis 25 Millionen Euro jährlich hat die Musikförderung dort eine ganz andere Dimension. Das „Institut pour le Financement du Cinéma et des Industries Cultu-

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relles (IFCIC)“ existiert bereits seit 1983 und wurde vom Kultur- sowie Finanzministerium gegründet. Das IFCIC sichert Banken, welche Kredite an Unternehmen der Kreativwirtschaft vergeben, mit Ausfallbürgschaften von bis zu 50% ab. Außerdem vergibt das IFCIC selbst Kredite bis zu 150.000€ ohne persönliche Absicherung an überzeugende Projekte. Die französische Schallplattenindustrie gründete in Kooperation mit staatlichen Institutionen das “Bureau Export - French Music Export Offices”. Es dient der Verbreitung französischer Musik im Ausland. Seit der Gründung 1993 hat sich der Tonträgerverkauf im Ausland mehr als verdreifacht. Den größten Anteil an der finanziellen Unterstützung hat allerdings das staatliche Steuerfördermodell. Hierbei handelt es sich um ein Anreizmodell. Unternehmen erhalten 20% ihrer Investitionen in junge Künstler vom Staat zurückerstattet. Wenn eine Investition fehlschlägt und Verluste verursacht, werden die 20% direkt überwiesen. Wenn durch die Investition gewinnt entsteht, erfolgt die Erstattung in Form einer Steuersenkung. Dieses System soll die Förderung junger Unternehmen und Newcomern attraktiver machen. Als Newcomer werden Künstler betrachtet, die in den vorausgegangenen zwei Jahren nicht mehr als 100.000 Tonträger verkauft haben. Das Steuerfördermodell hat ein jährliches finanzielles Volumen von ca. 12 bis 15 Millionen Euro. (Initiative Musik, 2008)


Musikförderung in Deutschland In Deutschland steckt die Musikförderung dagegen noch in den Kinderschuhen. Lange Zeit lag die Musikförderung zum größten Teil bei den Ländern und den Gemeinden und wurde aus Haushaltsmitteln finanziert. Seit 2007 existiert nun die „Initiative Musik“ zur gezielten Förderung von Künstlern. Die Initiative besteht zu gleichen Teilen aus Vertretern der Politik und der Musik. Neben der Förderung von Künstlern steht auch der Aufbau einer nationalen und internationalen Musikinfrastruktur auf dem Programm. Ihre Mittel bezieht die „Initiative Musik“ zum einen von der Bundesebene über den Beauftragten für Kultur und Medien (eine Million Euro) sowie von der GVL und der GEMA-Stiftung (jeweils 150.000 Euro). Hiermit stehen zur Förderung der Projekte 1,3 Millionen Euro zur Verfügung – im europäischen Vergleich ein sehr geringer Betrag. (Initiative Musik, 2008) Nun stellt sich die Frage, welche Entwicklungsperspektiven die Musik in Deutschland in der Zukunft hat. Grundsätzlich ist mit der Gründung der „Initiative Musik“ ein Schritt in die richtige Richtung getan. Allerdings sollte man sich beim Ausbau der Musikförderung von bestehenden Modellen im Ausland inspirieren lassen und wenn möglich einen Mittelweg zwischen der fast ausschließlich durch den Staat getragenen Förderung in Frankreich und

dem fast rein unternehmensgestützten Gegenpart in Dänemark finden. Als Ziel sollte der Aufbau eines nationalen Netzwerks mit Schwerpunkt auf der Erhaltung sowie Förderung der lokalen Vielfalt und „Alternative“ gesetzt werden. Am wichtigsten ist – bei allen wirtschaftlichen Aspekten – der Erhalt des kulturellen Werts der Musik.

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Canterbury Sound Musik ruft bei Menschen Assoziationen hervor, so z.B. Gefühle oder Erinnerungen. Häufig wird ein bestimmter Musikstil mit einem gewissen Ort und einem dazugehörigen Lebensstil in Verbindung gebracht. Beispiele dafür sind z.B. der „Motown“ für Detroit, der „Phillysound“ für Philadelphia oder auch der „Grunge“ in Seattle. Die Musikrichtungen sind mit den Orten verbunden und die Menschen haben die Vorstellung, dass nahezu die ganze Stadt oder Region im Zeichen dieser Musik lebt. Dieses Phänomen stellt Jim Jarmusch in seinem Film „Mystery Train“ dar. In diesem reisen zwei Japaner – große Elvis-Presley-Fans – nach Memphis. In ihrer Vorstellung pulsiert Memphis im Rhythmus des Rock ’n Roll. Als sie dort ankommen, müssen sie feststellen, dass Elvis dort zwar eine wichtige Rolle als Touristenattraktion spielt, ansonsten das alltägliche Leben aber weitestgehend unberührt vom Rock ’n Roll bleibt. Die Projektion dieser Vorstellung auf ein unbekanntes Gebiet und die Überzeugung, dass ein bestimmter Aspekt, in diesem Fall der Musikstil, für dieses Gebiet repräsentativ ist, nennt man die Erzeugung einer „Urban Mythscape“. Eine solche entstand in Canterbury in der britischen Grafschaft Kent. Eigentlich ist Canterbury bekannt

Canterbury Sound

als Universitätsstadt, für den Erzbischof von Canterbury und seine Bedeutung als Zentrum der Anglikanischen Kirche. Seit Ende des letzten Jahrhunderts rankt sich aber ein neuer Mythos um die mittelgroße Stadt in Ostengland. Dieser hat seinen Ursprung in den 60er Jahren, als die Band „Wilde Flowers“ begann einigermaßen erfolgreich Musik zu machen. Die Bandmitglieder taten sich mit anderen Musikern aus ganz England zusammen und machten in verschiedenen Konstellationen Musik. So entstanden weitere Bands – häufig mit London als ihr Zentrum. In ihrer Musik fanden sich ähnliche Elemente, allerdings war sie deutlich voneinander unterscheidbar. Dennoch entstand eine Fangemeinde zu dem Musikstil „Canterbury Sound“; hauptsächlich in Großbritannien, aber auch in den verschiedenen Teilen der Welt. Nach einigen Jahren wurde es still um den Canterbury Sound. Die Bands musizierten nur noch mit geringem kommerziellem Erfolg. Erst mit der Verbreitung des Internets fand sich die einst entstandene Fangemeinde wieder zusammen. In Internetportalen findet ein Austausch über den Canterbury Sound und ihr Verständnis über die Musikrichtung aus. Die Fangemeinde verbreitet ihre favorisierte Musik via Internet weltweit – so entstand eine „virtual scene“. In diesem Rahmen wurden auch Vorstellungen über Canterbury als Ursprungsort der Musikrichtung ausgetauscht und es fand eine Romantisierung der Region statt.

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Mitglieder der Fangemeinde aus aller Welt machten sich auf den Weg in die Grafschaft Kent, um den Ursprungsort ihrer Lieblingsmusik zu besuchen. Allerdings mussten auch sie, noch stärker als die Japaner im Film „Mystery Train“, feststellen, dass der Canterbury Sound in der Stadt wenig erkennbar war. Selbst in den Musikläden fand sich kaum eine Aufnahme des Canterbury Sounds. Nachdem mehrere Besucher mehr oder weniger enttäuscht die Stadt verließen, entdeckte die Stadt Canterbury, welches touristische Potenzial sich in der Bildung dieser „virtual scene“ verbirgt. Es wurden alle auffindbaren Mitschnitte von Bands des Canterbury Sound zusammengetragen und es wurde unter anderem der Sampler „Canterburried Sounds“. Auch junge Musiker sprangen auf den Zug auf, indem sie ihre Musik als Bestandteil des Canterbury Sounds deklarierten. Für den Stadttourismus ist der Canterbury Sound ein fester Bestandteil und sehr förderlich. (Bennett, 2002) In Canterbury entstand durch die mittelmäßig erfolgreiche Musik, den Kontakt der Fangemeinde über das Internet und die damit verbundene „virtual scene“ sowie die „urban mythscape“, eine florierende Musikwirtschaft, welche für die Stadt mittlerweile von großer Bedeutung ist. Aus der Musik entwickelte sich ein Wirtschaftsfaktor.


Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung Kapitel I - Eine Einstufung, Charakterisierung und Bewertung von Modellen stadtplanerischer Großprojekte Das Verständnis der Planung hat sich über die letzen Jahrzehnte hinweg verändert. Die Tendenz geht zur „Projektorientierten Planung“ bzw. „Planung durch Projekte“ (Albers, 1993). Durch diese Entwicklung nehmen Großprojekten eine bedeutsame Rolle in der Stadtplanung ein (Krüger, 2004). Was sind Großprojekte? Projekte können als Großprojekte bezeichnet werden, wenn sie folgende Merkmale aufweisen: •

die Investitionsmittel

die Inanspruchnahme von Flächen

die stadt-, regional-, infrastrukturpolitische Funktion

die Anzahl der betroffenen BürgerInnen.

Die genannten Merkmale können in ihrer Ausprägung variieren, welches eine vielfältige Ausgestaltung von Großprojekten zur Folge hat.

projekte zu kategorisieren. Eine bekannte und sinnvolle Einteilung nach Sandra Huning und Deike Peters (Berlin 2003) wird an dieser Stelle kurz vorgestellt. Es ist darauf hinzuweisen, dass keine abschließende Trennung zwischen den Kategorien möglich ist – die genannten Formen der Großprojekte können sich überschneiden. Kategorisierung: (nach D. Peters und S. Huning)

Finanzierung/Entwickelung: Kommunen, Privatinvestoren oder als PPP Beispiele: Autostadt Wolfsburg Urban-Renaissance-Projekte: Ziel: Aufwertung innerstädtischer Brachen mit dem Ziel der Attraktivitätssteigerung des städtischen Lebens. Charakteristika: Größendimension eines Stadtteils.

Großveranstaltungen: Ziel: Durch Veranstaltungen dauerhafte Veränderungen bewirken (Imagebildung, Infrastrukturausbau). Charakteristika: Vorübergehende Veranstaltungen im Sinne der Festivalisierung der Stadtentwicklung (Häusermann & Siebel, 1993). Finanzierung/Entwicklung: Oft gemeinsame Finanzierung durch Kommune, Land/Bund und Privatwirtschaft (PPPModell).

Finanzierung/Entwickelung: Kommunen, Privatinvestoren oder als PPP. Beispiele: Manchester. Infrastruktur-Großprojekte: Ziel: Konversion zentraler Flächen (häufig werden die Merkmale des Urban-Renaissance-Projekts erfüllt). Charakteristika: Überregionale Bedeutung, Hohes Investitionspotenzial bis zu mehreren Mrd. Euro.

Beispiele: Expo, Weltausstellung, Olympische Spiele, Bundesgartenschau.

Finanzierung/Entwickelung: Oft durch Länder oder Bund finanziert.

Flagship-Image-Projekte

Beispiele: Bahnhofsumbauten, Flughäfen, Tunnel, Brücken, Technologieparks.

Ziel: Imageentwicklung der Stadt/Region, Steigerung der Bekanntheit der Stadt/Region.

Ziele von Großprojekten

Charakteristika: Alleinstellungsmerkmal/ Imagebildung steht im Mittelpunkt

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Groß-

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Großprojekte haben seit Beginn der 90er Jahre an Bedeutung gewonnen. Vor dem Hintergrund der Globalisierung und Libe-


ralisierung der Märkte fand eine Verschärfung des internationalen Standortwettbewerbs statt (Huning & Peters, 2003). Im Zuge dieser Veränderung waren die kommunalen und regionalen Akteure gezwungen, die Städte und Regionen als interessante Wirtschaftstandorte zu profilieren. Großprojekte werden bis heute als Instrument eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erlangen und ein Image zu vermitteln. Die Durchführung von Großprojekten soll ökonomische Aktivität, Investitionen, Subventionen und Kaufkraft in die Stadt lenken. Zum einen sollen neue Investoren angeworben, zum anderen sollen Städte als Ort des Konsums und Tourismus gestärkt werden. (Simons, 2003) Ein weiterer entscheidender Grund für die Initiierung von Großprojekten ist die Hoffnung, durch Großprojekte überregionale (z.B. EUoder Bundfördermittel) oder private Gelder für lokale Entwicklungsmaßnahmen zu akquirieren, welche die Haushaltskasse entlasten (Huning & Peters, 2003). Ziele von Großprojekten sind folglich, den Bekanntheitsgrad der Stadt oder Region zu erhöhen; Touristen, einkommensstarke Bevölkerungsschichten und Investoren anzuziehen, die Wirtschaft zu stärken sowie den Ausbau der Stadtinfrastruktur zu fördern. Akteure An einem Großprojekt wirken in der Regel viele Beteiligte mit, welche sich in öffent-

Abb. 11. Was wird von Großprojekten erwartet? liche, privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteure unterteilen lassen. Das Akteurs- und Interessengeflecht ist bei Großprojekten sehr kompliziert und die Zuständigkeiten sind unübersichtlich. In der nachstehenden Tabelle von Dziomba wird dargestellt, welche Akteure an Großprojekten beteiligt sind, welche Aufgabe ihnen zukommt und was ihre jeweiligen Ziele sind.

Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung

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Akteur

Aufgabe, institutionelle Rolle

Ziele, Handlungsmotive

Staat

Rahmensetzende Instanz (Gesetze, Zuwendungen

Gemeinwohl, Daseinsvorsorge, Wirtschaftswachs-

Kommune

etc.) Träger der Planungshoheit

tum, langfristige Qualitäten Gemeinwohl, Einnahmen, langfristige Qualität, öf-

Liegenschaftsverwaltung, Kämmerer

Finanzplanung der Kommune

fentliche Akzeptanz Einnahmen aus Grundstücksverkauf, Steuereinnah-

Stadtplanung

Steuerung der Stadtentwicklung

men durch zusätzliche Unternehmen und Haushalte Langfristige Stadtqualitäten, Urbanität, Nachhaltig-

Wirtschaftsförderung

Anwerbung von Unternehmen, Förderung der lokalen

keit Neuansiedlung von Unternehmen, Steigerung der

Umweltamt

Wirtschaft, Stadtmarketing Schutz von Natur und Umwelt

Attraktivität als Wirtschaftsstandort Schutz von Freifläche, ökologischer Ausgleich, Lärmvermeidung, Immissionsvermeidung, Verkehrsvermei-

Denkmalpflege

Denkmalschutz

dung Erhalt denkmalwürdiger Gebäude und Milieus, Ein-

Politik

Politische Gestaltung, Lenkung

bindung alter Bausubstanz Rasch sichtbare Erfolge, Ansiedlung von Haushalten und Unternehmen, positive öff. Stimmung und Ak-

(Alt-) Eigentümer des Grundstücks

Inhaber von Nutzungsrechten, Verkäufer

zeptanz für das Vorhaben Einnahmen aus Verkauf oder Entwicklung für den

Potenzielle Mieter, Nutzer

Flächennachfrager

eigenen Bestand (Wertsteigerung) Langfristig gute Eignung in Bezug auf die eigene

Makler

Vermittler zwischen Mieter, Eigentümer, Developer

Tätigkeit Provision für erfolgreiche Vermittlung, gutes Standing

Projektentwickler

und/oder Endinvestor Grundstücks- und Projektentwicklung als Zweck der

im Markt Trading-Profit, gutes Standing im Markt

Kreditinstitute Endinvestor

Geschäftstätigkeit Finanziers Langfristige Eigentümer der abgeschlossenen Projekt-

Erfolgreiche Kreditvergabe Langfristige Werthaltigkeit von Objekt und Standort,

Träger öffentlicher Belange Bürgerinnen und Bürger

entwicklung Anregungsgeber, Bedenkenträger Betroffene, Interessierte, Anregungsgeber, Bedenken-

ggf. leichter Weiterverkauf Gemeinwohl Keine Beeinträchtigung bestehender Quartiere/

träger

Nachbarschaft, Gemeinwohl, Stadtraumqualität, gutes Wohnangebot, Gastronomie und Einzelhandel, Freizeitangebote

Abb. 12. Akteure bei Großprojekten: Aufgaben und Ziele

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Die Übersicht verdeutlicht, dass Akteure vor allem für die eigenen Aufgaben und Prioritäten zuständig sind. Sie haben in der Regel keine direkte Verantwortung für das Erreichen des Gesamtziels – den Erfolg des Projekts, ohne den keines der Teilziele erreicht werden würde (Dziomba, 2007).

Öffentliche Hand Großprojekte werden häufig von der öffentlichen Hand initiiert. Es stehen ihr mehrere Organisations- und Grundstückseigentumsformen zur Verfügung, mit denen Großprojekte verwirklicht werden können. Mit ihnen sind unterschiedliche Risiken und Verantwortlichkeiten verbunden. Im Folgenden sollen diese verschiedenen Organisationsmodelle nach Dziomba (2007) erläutert werden: Kommunale Regieentwicklung Bei der kommunalen Regieentwicklung trägt allein die Kommune das Risiko für das Gelingen des Großprojekts. Dabei beplant und erschließt die Kommune ihre Grundstücke und verkauft sie, sobald sie für den Bau vorbereitet sind. Somit trägt die Kommune bei dieser Organisationsform auch finanziell das alleinige Risiko, da die Liegenschaften dem Finanzvermögen der Kommune zugerechnet sind.

Kommunale Eigengesellschaft Das Grundstück wird einer kommunalen Entwicklungsgesellschaft übertragen. Diese Gesellschaft fungiert als stadteigene GmbH und erhält den Auftrag, das Grundstück zu entwickeln. Dabei agiert sie als nicht-staatliche Organisation, die faktisch jedoch staatliche Aufgaben erfüllen bzw. von staatlichen Institutionen weitgehend beeinflusst wird. Das Risiko trägt zwar indirekt bei diesem Modell die Kommune, doch besteht der Vorteil, dass die Entwicklung zumindest teilweise nicht den Einschränkungen des kommunalen Haushaltsrechts unterworfen ist und sich dadurch flexibler gestalten lässt. Kommunales Kooperationsmodell (Public Private Partnership) Das Kommunale Kooperationsmodell wird häufig verwendet, um das finanzielle Risiko für die Kommune zu senken. Private Investoren beteiligen sich an der Eigengesellschaft und übernehmen somit einen Teil des finanziellen Risikos. Im Gegenzug verliert die öffentliche Hand dabei einen Teil ihrer Einflussmöglichkeiten auf die Entwicklung. Treuhändermodell Ein Treuhänder erwirbt ein Areal und entwickelt im eigenen Namen auf Rechnung der Kommune das Projekt. Die Kommu-

Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung

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ne ist somit weitgehend von dem Kosten und Finanzierungsrisiko entlastet, weil der Treuhänder das Areal erwirbt. Ausschreibungsmodell Beim Ausschreibungsmodell wird das Areal direkt an einen privaten Investor bzw. Projektentwickler veräußert. Zur Sicherung ihrer städtebaulichen Zielsetzungen kann die Kommune in Form einer Ausschreibung entsprechende Kriterien verankern. Diese Ausschreibung ist förmlich und muss den Anforderungen des EURechts genügen. Auch mit dieser Variante wird das Kosten- und Finanzierungsrisiko der Kommune begrenzt. Die verschiedenen Organisationsmodelle verdeutlichen, dass Steuerung und Planung nicht mehr allein von staatlichen Akteuren ausgeübt werden. Neue Akteurskonstellationen und kooperative Modelle gewinnen an Bedeutung. Das bereits erwähnte PPP-Modell wird im Folgenden kurz erläutert. Public Private Partnership Das Modell des “Public Private Partnership“ (PPP) ist seit den 1980er Jahren in der deutschen Stadtentwicklung gebräuchlich und wurde aus dem angloamerikanischen Raum übernommen. Der Begriff bezeichnet kein spezifisches, genau definiertes Verfahrenskonzept, sondern


umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze öffentlich-privater Zusammenarbeit. (Dziomba, 2007) Unter einem PPP wird die frei ausgehandelte und durch privatrechtliche Vereinbarungen vertraglich fixierte Zusammenarbeit zwischen Kommune und Investor, bzw. Projektentwickler zum Zwecke gemeinsamer Projektentwicklung verstanden (Schriefer, 1996). Dabei liegen die Gründe der öffentlichen Hand für die Bildung von PPPs vor allem in den knappen Haushaltsmitteln, während sich die Projektentwickler insbesondere die Verkürzung von Genehmigungszeiten und die Unterstützung bei der Akzeptanzsteigerung in Gesellschaft und Politik versprechen (Isenhöfer & Väth, 2000). Ziel ist eine Beschleunigung der Aufgabenerfüllung sowie eine Risikoteilung zwischen den Beteiligten (Frey, 2005). Risiken können beispielsweise Kostenüberschreitungen, Terminverzüge bei Bau und Fertigstellung, Probleme bei der Umweltverträglichkeit, sowie die Gefahr sein, dass die Betriebs- und Kapitalkosten durch unzureichende Rückflüsse aus dem Betrieb nicht gedeckt werden können (Dziomba, 2007). Neben den Vorteilen, die PPPs mit sich bringen, gibt es auch Nachteile. Es besteht die Gefahr, dass die öffentliche Hand an Einfluss auf den privaten Partner verliert. Zudem besteht das Risiko, dass die Öffentlichkeit der Kommune die Bevorteilung eines bestimmten Bieters bei der Aus-

wahl des privaten Partners vorwirft. Dieses Risiko ist nicht zu unterschätzen (Rogge, 2002). Simons (2003) benennt außerdem die Gefahr einer zu starken Fokussierung auf die wirtschaftlichen Ziele eines privaten Investors, sowie einer daraus resultierenden Vernachlässigung öffentlicher Aufgaben. Diese Aufzählung der Vor- und Nachteile von PPPs ist nicht vollständig. Sie soll lediglich einen Einblick in den breiten Diskurs über das PPP-Modell verschaffen.

Vor-/Nachteile von Großprojekten Ein häufig bei der Bewertung von Großprojekten angeführter Kritikpunkt ist ein unausgewogenes Verhältnis zwischen den Kosten und dem Nutzen; der Nutzen werde der Höhe der Investitionen nicht gerecht. Dieser Aspekt ist aber nicht der einzige, der in eine objektive Bewertung von Großprojekten einfließen sollte. Um eine fachgerechte Bewertung vornehmen zu können, müssen weitere Aspekte beleuchtet werden. Die Tabelle auf der nächsten Seite fasst Aussagen des Buches „Mega-Projekte und Stadtentwicklung“ (Berlin, 2003) tabellarisch zusammen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Aussagen Tendenzen aufzeigen sollen und teilweise von der Planungsrealität abweichen können. Obwohl die in der Tabelle dargestellten Vorteile

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von Großprojekten quantitativ überwiegen, ist es zu kurz gegriffen, Großprojekte und projektorientierte Planung als Gegenstück zur “traditionell formellen Planung“ als generell sinnvoll zu bewerten. Um eine verlässliche Aussage treffen zu können, müssen die einzelnen Aspekte hingehend auf ihre Bedeutsamkeit geprüft werden. Dies soll an dieser Stelle allerdings nicht geschehen, da bereits aus der planungstheoretischen Diskussion hervorgegangen ist, dass die projektorientierte Planung die „traditionelle formelle Planung“ keineswegs ablösen soll. Die Disziplin der Stadtund Raumplanung wird um ein Instrument erweitert, welches keinen Gegenpol, sondern eine methodische Ergänzung sein soll (Krüger, 2004). Wenn es gelingt, die Risiken von projektorientierten Planungen durch Großprojekte zu minimieren und die Gefahren dieser Planungsmethode zu umgehen, sind die vielfältigen Vorteile für eine effektive Stadtentwicklung zu nutzen.

Kapitel II - Urban Renaissance am Fallbeispiel Manchester: Urban Renaissance in England „Urban Renaissance ist die Renaissance der Innenstädte, vor allem die Renaissance der Zentren“ (Bodenschatz, 2005). Sie hat ihren Ursprung in England. In den 80er Jahren kam es vor allem aufgrund städtebaulichen Verfalls zu Unruhen in innerstädtischen Armutsgebieten. Infolgedes-


sen suchte die Regierung nach Lösungsansätzen, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Unter Tony Blair und seinem Vize-Premierminister John Prescott, der auch das Amt des Städtebauministers besetzte, wurde eine „Urban Task Force“ gegründet. „Ihr Ziel war die Bestimmung der Gründe für den Verfall der Städte in England und die Erarbeitung von Vorschlägen, wie diesem Verfall begegnet werden kann“ (Bodenschatz, 2005). Erarbeitet wurde eine Strategie zur Revitalisierung städtischer Zentren – die Urban Renaissance. Aus städtebaulicher Sicht ist eine kompakte, polyzentrische und mischgenutzte Stadtstruktur anzustreben. Auf der sozialen Ebene wird die „Social Inclusion“ gefordert, „was insbesondere eine Verbesserung des Erziehungswesens und der Gesundheit, die Schaffung von integriertem preiswerten Wohnraum sowie den Abbau von Armut und Kriminalität zur Voraussetzung hat“ (Bodenschatz, 2005). Die allgemeinen Merkmale der Urban Renaissance in England sind in vier Kategorien zu unterteilen. Diese werden im Folgenden dargestellt. •

Strategische Zielsetzung: Die Urban Renaissance zielt auf eine Stadt der Dienstleistungen, adressiert sich an (sub-) urbane Mittelschichten und soll eine ökonomische Grundlage für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stadt schaffen.

Räumlichen Ebene: Der Umbau des

Stadtzentrums steht an erster Stelle; der Urban Sprawl wird abgelehnt. Stattdessen wird eine Rezentralisierung angestrebt •

Städtebauliche Attraktivierung: Eine neue Art der Nutzungsmischung, sowie neotraditionelle Architektur, neue Landmarks und spektakuläre Bauten von Stararchitekten erhöhen die Attraktivität der Zentren. Trägerkonstellation: Urban Renaissance Projekte werden von verschiedenen Trägern initiiert. Sowohl der Staat, als auch staatliche und halbstaatliche Entwicklungsagenturen, die Kommune und die Stadt sind an solchen Projekten beteiligt. Zudem existiert ein Netz aktiver Dienstleistungsunternehmer, Grundeigentümer und Investoren (Bodenschatz, 2005).

wicklung zu Gunsten des Servicesektors anstrebten – die Stadtpolitik schuf Grundlagen für Investitionen in diesem Bereich. Ziel dieses Konzepts war die Erneuerung des Zentrums mit Mischnutzung und fußgängerorientierten öffentlichen Räumen sowie aufgewerteten Wasseranlagen. Durch diese Initiative hat sich Manchester stark verändert; das Zentrum wurde erfolgreich reanimiert. Finanziert wurde ein Großteil durch europäische und nationale Fördergelder. Obwohl Manchester ein positives Image aufbauen konnte, hat sich die Situation in sozial benachteiligten Gebieten trotz Bemühungen kaum verbessert. Die Stadtmitte steht an erster Stelle der Stadtpolitik. Die Urban Renaissance hat in Manchester hauptsächlich Effekte auf die Wiederbelebung der Innenstadt gehabt, während die am Rande liegenden Stadtteile von dieser Entwicklung nicht profitieren konnten. (Bodenschatz, 2005)

Urban Renaissance in Manchester

Fazit aus England

In den 50er Jahren war die Stadt Manchester von der Deindustrialisierung betroffen. Arbeitsplätze gingen verloren und vormals industriell genutzte Flächen fielen brach. Durch städtebauliche und ökonomische Umstrukturierung wurde versucht dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Im Zuge der Tertiarisierung (Fourastié, 1954) gewann der Dienstleistungssektor für die städtische Entwicklung an Bedeutung. Aufgrund dessen bildete sich 1987 eine Interessengemeinschaft aus öffentlichen und privaten Akteuren, die eine Stadtent-

Der Begriff „Urban Renaissance“ bezeichnet in England eine kompakte Strategie mit deutlichen Effekten auf die Stadtentwicklung. Sie hatte einen Imagegewinn für Manchester zur Folge. 2004 wurde die Stadt auf Platz 1 der aufregendsten und unkonventionellsten Städte Großbritanniens gewählt. Sie wird als eine dynamische und kosmopolitische Stadt mit multikultureller Bevölkerung und einem Zentrum der architektonischen und kulturellen Innovation beschrieben.

Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung

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Bislang hat die Urban Renaissance vor allem die Situation der Mittelschicht verbessert, während die benachteiligten Schichten nicht profitieren konnten. Wenn Manchester es schafft über das Zentrum hinaus eine städtebauliche und soziale Aufwertung zu initiieren, die auch benachteiligte Stadtteile integriert, kann die Urban Renaissance als erfolgreiches Großprojekt bezeichnet werden. Die Stadt entwickelte sich von einer alten, zerfallenden Industriestadt zu einem lebendigen Wirtschafts- und Kulturzentrum (Luda Projekt. o.J.) Das weitere Ziel ist es, ein kreatives Klima mit Toleranz und Offenheit in der Stadt zu schaffen und dabei die sozial Benachteiligten zu integrieren (Bodenschatz, 2005). Urban Renaissance in Deutschland Zwischen 1997 und 2002 konnte eine Beschäftigungszunahme in den Kernstädten der westdeutschen Stadtregionen beobachtet werden; hochqualifizierte Arbeitskräfte kamen zurück in die Städte, wodurch die Nachfrage nach innerstädtischen, urbanen Wohnangeboten stieg. „Mit der Wissensgesellschaft bzw. der „Creative Class“ ist ein Lebensstil verbunden, bei dem die Trennung von Wohnen und Arbeiten obsolet wird und urbane Standorte bevorzugt werden“ (Dziomba, 2007). Um Wohnraum zu schaffen wurden die Innenstädte erneuert und teilweise auf inner-

städtischen Brachflächen neue Quartiere geschaffen. Beispielhaft sind der Westhafen in Frankfurt am Main, die HafenCity in Hamburg oder auch der Medienhafen Düsseldorf zu nennen. Zusammenfassend kann der Vorgang als eine Renaissance der Innenstädte als Wohn- und Arbeitsort bezeichnet werden. Projekte der Urban Renaissance sind in Deutschland größtenteils auf einkommensstarke Zielgruppen ausgerichtet; das Image der Stadt soll gestärkt und das Wohnangebot auf das Luxus-Segment reduziert werden. „Wenn der Aufwertungsprozess durch das Großprojekt auf die angrenzenden, häufig sozial gemischten und von eher einkommensschwachen Gruppen bewohnten Stadtteile ausstrahlt und dort in der Folge Mieten und Bodenwerte steigen, wird dies als Gentrifizierung kritisiert“ (Dziomba, 2007). Des Weiteren fokussiert sich die Urban Renaissance auf Entertainment, (Massen-)Kultur und kommerzielle Nutzungen – diese haben einen höheren Stellenwert als Wohnnutzungen. Kritiker sehen durch eine Kooperation von städtischen und privaten Akteuren eine Wahrung öffentlicher Interessen gefährdet. Die wesentlichen Verhandlungen finden im geschlossenen Kreise von Entwicklungsgesellschaften und ihren privatwirtschaftlichen Kooperationspartner statt; alle anderen betroffenen Akteure haben keine Möglichkeit zu partizipieren.

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Abb. 13. Manchester

Abb. 14. Westhafen Frankfurt am Main


Pro „Großprojekt“

Kontra „Großprojekt“

Beschleunigung: Die Planung und Entwicklung wird durch

Legitimationsverlust: Die Planung und Entwicklung findet oft außerhalb der

alternative informelle Methoden wie z.B. public-privatepartnership Modell beschleunigt. Durch die Gründung von Entwicklungsgesellschaften und den verstärkten Einsatz von informell kooperativen Planungsmethoden werden Projekte teilweise schneller verwirklicht. Die „zeitaufwendige“ formelle Planung entfällt.

üblichen demokratischen legitimierten institutionellen Zusammenhänge statt. Diese Form der Planung geht teilweise mit einem hohen Verlust der Transparenz einher. Speziell bei PPP Projekten besteht die Gefahr, dass individuelle ökonomische Interessen vor dem Interesse der Allgemeinheit stehen.

Infrastrukturstärkung: Großprojekte können zu einer langfristigen Stärkung der regionalen Infrastruktur führen. Oft dienen Großprojekte als Aufhänger für Infrastrukturprojekte. Private Investoren oder überregionale Geldgeber (EU / Bund) investieren auf Grund von lukrativen bzw. international bedeutenden Großprojekten in die regionale Infrastruktur.

Eigendynamik: Ein relativ starr festgelegter Start und Endpunkt lassen in

Attraktivierung: Großprojekte können dazu führen die Attraktivität eines Standorts zu vergrößern und die überregionale Bekanntheit der Stadt/Region zu erhöhen. Bei einer erfolgreichen Imagebildung zieht der Standort ökonomische Aktivitäten an.

Fehleinschätzung: Die Unterschätzung der finanziellen Risiken und Überschätzung kommerzieller Potenziale fallen unter die Kategorie Fehleinschätzung. Hierbei ist zu bemerken, dass Fehlkalkulationen teilweise vollkommen beabsichtigt instrumentalisiert werden, um sich in der Konkurrenz zu anderen Projekten hervorhebend zu positionieren und unter Umständen Fördergelder einzustreichen.

der Projektumsetzung wenig Spielraum für Veränderungen. Die sogenannte „Stakeholder- Problematik“ kann dazu führen, dass Projekte nur durchgeführt werden, weil nach einer finanziellen Anfangsinvestition von Projektteilnehmern die angestrebte Wertschöpfung nur über Durchführung des Projektes erreicht werden kann. Selbst für den Fall, dass sich das Projekt als gesamtgesellschaftlich schädigend herausstellt. (Thema: Point of no Return)

Fördergelder: Großprojekte können unter bestimmten Umständen Fördergeldern beziehen. Die Projektbefürworter verteidigten vor allem kostenaufwendige Großprojekte mit der Begründung, dass nur auf diese Weise Fördergelder eingestrichen werden können. Der Kommunale Haushalt kann durch überregionale Subventionen entlastet werden. Akzeptanzstärkung & Beteiligungsinteresse: Projektförmige Planung ist weniger rahmensetzend und mehr handlungsorientiert. Planer werden als Macher und nicht als „Bürokratische Verhinderer“ angesehen. Das Beteiligungsinteresse steigt aufgrund der Anschaulichkeit eines konkreten Projektes. Im Gegensatz zu einer rahmensetzenden Planung sind das Ziel und der Zweck des Projektes im Vorfeld verhältnismäßig klar festgelegt. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich eine Möglichkeit der Messbarkeit von Erfolg oder Misserfolg der Planung.

Großprojekte in der Stadtplanung/ Stadtentwicklung

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Festivals als Motor städtischer Entwicklungen Seit den 1990er Jahren haben sich neue Formen der Stadtplanung entwickelt, für die der Begriff „Planung durch Projekte“ verwendet wird. Kennzeichnend für eine projektorientierte Planung ist die räumliche, zeitliche und thematische Konzentration der Stadtpolitik auf einen Punkt – das Projekt. Solche Projekte können Großereignisse, Großveranstaltungen, Großprojekte, Festivals oder Events in Stadt und Region sein. Mittlerweile gibt es kaum eine Stadt, die nicht projektorientierte Planung als impulsgebendes Instrument für die Stadtentwicklung einsetzt. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass „Festivalisierung“ eine moderne, leistungsfähige, durchsetzbare sowie anpassende Strategie der Stadtplanung ist. (Walter, 2004 / Quinn, 2005) Die internationale Städtekonkurrenz bezieht sich heutzutage hauptsächlich auf Dienstleistungen aller Art, wie Marketing, Kongressorganisation, Freizeit- und Finanzdienstleistungen etc. Die klassischen ökonomischen Standortfaktoren stellen einen unverzichtbaren Bestandteil für die Entwicklung von Städten dar, jedoch reichen diese allein nicht mehr aus, um sich gegenüber anderen Städten profilieren zu können. Hinzu kommt, dass die Städte in

Stadt- bzw. Metropolregionen eingebettet sind und im Einzelnen an Bedeutung verlieren. Um dem entgegen zu wirken, müssen neue Strategien gefunden werden, um die (inter)nationale Aufmerksamkeit von Investoren, Unternehmen und Touristen auf sich zu ziehen. Dies muss nicht zwangsläufig durch „Megaevents“ wie beispielsweise Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen geschehen. Kunst, Musik und Kultur rücken immer mehr in den Fokus der Stadtpolitik; sogenannte weichen Standortfaktoren, wie z. B. die kulturelle Attraktivität und das kreative Potenzial einer Stadt oder Freizeitmöglichkeiten, gewinnen an Bedeutung. Kunst-, Musik- und Kulturprojekte werden, vor allem in Form von Festivals – als „Motoren“ für die räumliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Städten – eingesetzt, da sie sich für diverse Zwecke instrumentalisieren lassen: Sie sollen die Stadt (inter-)national bekannt machen, die Attraktivität der jeweiligen Stadt steigern und Investoren sowie öffentliche Finanzzuschüsse in die Stadt holen, die zur Sanierung und Modernisierung von Stadtteilen und Infrastrukturen verwendet werden können. (Richards/Wilson, 2004)

tifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt fördert. Ein wichtiger Aspekt ist die mediengerechte Inszenierung der Stadt. Dies erregt Aufmerksamkeit, welche heutzutage die knappste Ressource der Mediengesellschaft ist und hilft Gelder zu mobilisieren (Walter, 2004 / Quinn, 2005)

Mit der Inszenierung von Festivals als Impulsgeber für städtische Entwicklungen können sich vor allem auch kleinere Städte gegenüber großen und bekannten Metropolen profilieren. Festivals schaffen ein Alleinstellungsmerkmal, das sowohl Investitionen stimuliert als auch die Iden-

Rotterdam - Europäische Kulturhauptstadt 2001 (ECC)

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Im Folgenden werden drei Best-PracticeBeispiele verschiedener Festivalformen zum Thema „Musik und Kultur“ vorgestellt, die als Vorbild für andere Städte und Regionen dienen können. Zum einen werden die Veranstaltungen im Rahmen der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt (ECC) Rotterdams erläutert. Dabei handelt es sich um einen konsequenten Versuch, Festivals in ein stadtpolitisches Leitbild zu integrieren. Zum anderen finden zwei Beispiele aus der Freienund Hansestadt Hamburg Erwähnung: Das „Dockville-Festival“ auf der Elbinsel Wilhelmsburg, sowie die „Altonale“ im Stadtteil Altona. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass die „Altonale“ kein Stadtentwicklungsprojekt im o.g. Sinne ist, da die Impulse zur Durchführung dieses Kulturfestivals nicht von der Stadtpolitik ausgehen.

Die niederländische Hafenstadt Rotterdam wurde im zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört. Der Wiederaufbau


wurde bewusst durch moderne Architektur geprägt. In den 1980er Jahren begann eine Aufwertung der Hafengebiete in Innenstadtnähe: Zum einen wurde das für Touristen attraktive Gebiet „Waterstad“ geschaffen, zum anderen begann im Jahre 1993 mit dem Bau der „Kop van Zuid“ die Entwicklung eines neuen Stadtteils mit moderner Architektur (Ostermann, 2004). Des Weiteren wurden in den 1990er Jahren neue Netzwerke in den Bereichen Telekommunikation, audio-visuelle Dienstleistungen, Design und Medien aufgebaut, die der Stadt als Grundlage für eine Kunst- und kulturorientierte Stadtentwicklung dienten (Richards/Wilson, 2004). Rotterdam behielt jedoch sein Image als Arbeiter- und industrielle Hafenstadt. Die moderne Architektur war der einzige touristische Magnet. In kultureller Hinsicht stand Rotterdam allerdings im Schatten Amsterdams. Um aus diesem heraustreten zu können, musste ein neues Leitbild für die Stadt entwickelt werden. Ziel war es, ein international renommiertes Kulturprogramm zu schaffen, ein Image als Festival- und Eventcity aufzubauen, sowie die Förderung der lokalen Künste – Architektur, Design und Fotografie voranzutreiben. Die Imagebildung war für die Stadt Rotterdam von großer Bedeutung, sodass der Posten eines „Image-Managers“ eingerichtet wurde. Um eine breite Zielgruppe zu erreichen, musste das bestehen-

de „modern art and architecture“-Image durch kulturelle Angebote ergänzt werden. Dies geschah durch eine eventorientierte Stadtentwicklungsstrategie, die sowohl künstlerische, kulturelle als auch sportliche Themen umfasste. Rotterdam konnte somit den größten Eventzuwachs aller niederländischen Städte in den 1990er Jahren verzeichnen (Richards/Wilson, 2004). Die Bewerbung und die Ernennung zur europäischen Kulturhauptstadt (ECC) im Jahre 2001 fügten sich gut in die aktuelle Stadtentwicklungsstrategie Rotterdams ein. Das Programm war vielfältig, sodass es unter das Motto „Rotterdam is many cities“ gestellt wurde. Über das ganze Jahr verteilt fanden insgesamt 500 Veranstaltungen und Aktionen in den Bereichen Kunst, Kultur, Musik und Literatur statt; etwa 2,25 Millionen Menschen besuchten Rotterdam in diesem Zeitraum. Die Strategie war es, die Aktionen über die gesamte Stadt zu verteilen und so ein breites Publikum anzusprechen um damit die kulturelle Infrastruktur zu stärken. Die Ziele der Veranstaltungen waren eine Attraktivierung Rotterdams für Bewohner und Besucher, eine Stärkung der lokalen Wirtschaft und die Erzeugung eines Alleinstellungsmerkmals in der Städtekonkurrenz zu erreichen. (Richards/Wilson, 2004) Zwar ist Rotterdam Ziel von Kulturreisen geworden, jedoch dominiert weiterhin das alte Image der Hafenstadt mit moderner Architektur. (Richards/Wilson, 2004) Das

Festivals als Motor städtischer Entwicklungen

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Ziel des Imagewandels wird konsequent weiter verfolgt und durch folgende Großveranstaltungen unterstützt: •

„North-Sea-Jazz Festival“ (seit 2006 in Rotterdam, vorher Den Haag), eines

der bekantesten und größten Jazzfestivals der Welt (bis zu 70 000 Besucher)

„Dunya-Weltmusik-Festival“ 000 Besucher)

„Heineken-Dance-Parade“ Technoparade)

Internationales Filmfestival in Rotterdam

(100

(große

Die regelmäßige Veranstaltung dieser Events zeigt, dass Festivalisierung langfristige Wirkung auf die Attraktivität einer Stadt haben kann.

Das Dockville-Festival Ein weiteres positives, wenn auch junges Beispiel ist das Musik- und Kunstfestival „Dockville“ in Hamburg. Es findet im Stadtteil Wilhelmsburg im Süden Hamburgs auf einer brachliegenden Hafenfläche statt. Dieser Veranstaltungsort wurde bewusst zur Unterstützung des stadtplanerischen Leitbilds „Metropole Hamburg - Wachsende Stadt“ gewählt. Wachstumsflächen werden vor allem im Süden Hamburgs gesehen; folglich wird der Fokus der Stadtentwicklung auf die dort gelegenen


Stadtteile, zu denen Wilhelmsburg zählt, gelegt: „Diese Quartiere bilden mit dem Hamburger Hafen und vielen Naturreservaten die größte Flussinsel Europas – einen natürlichen „Trittstein“ zwischen dem Norden und dem Süden der großen Stadt.“ Die internationale Bauausstellung „IBA 2013“ ist eines der zentralen Projekte, mit dem der sogenannte „Sprung über die Elbe“ realisiert werden soll (Stadt Hamburg, 2009) Herausforderungen dieses Vorhabens sind das eher schlechte Image der im Süden gelegenen Stadtteile. Angestrebt wird, die südlich der Norderelbe gelegenen Stadtteile durch verschiedene Maßnahmen zu attraktivieren und an die Kernstadt anzugliedern, um sie auf diesem Weg in das öffentliche Bewusstsein zurückzuholen. Das Dockville-Festival ist eines von vielen Projekten zur Steigerung der Attraktivität im Stadtteil (vgl. Arndt, 2008). Das „Dockville“ ist jedoch nicht nur ein reines Musikfestival; Neben diversen Musikacts, wirken auch bildende Künstler mit, denen auf dem Gelände Platz geboten wird, ihre Werke zu präsentieren. Diese Kombination von Musik und bildender Kunst ist eine Besonderheit, mit der sich das „Dockville“ von anderen Open-Air-Festivals unterscheiden will. Zudem unterstützt das Festival das Querschnittsprojekt „Kreatives Quartier Elbinsel“: „Die IBA Hamburg setzt auf die Kraft von Kunst und Kultur – für die Gestaltung von urbanen Räumen, die Schaffung von Teilhabe, Bildung und

Ausbildung sowie die Stärkung von Toleranz und Offenheit im gesellschaftlichen Miteinander.“ (IBA Hamburg, 2009)

eingeladen, sich mit dem Verhältnis von städtischer Kultur und Natur auseinanderzusetzen.

Das Dockville-Festival fand 2007 zum ersten Mal im Rahmen des „IBA Kunstund Kultursommers“ statt. Dieser umfasste ein breites Programm mit einer Vielzahl an Kulturveranstaltungen und stellte den Auftakt des IBA-Prozesses dar. Ziel des umfangreichen Programmes war es, eine Vielzahl von Menschen auf die Elbinsel zu holen, um die IBA und ihr Projektgebiet bekannt zu machen; Zielgruppe des Dockville-Festivals sind vor allem junge Leute. Zu diesem Zweck und nach der erfolgreichen Veranstaltung im Jahr 2007 hat die IBA den Organisatoren des Dockville-Festivals eine Fortführung der Unterstützung zugesagt und so konnte das Festival auch 2008 wieder stattfinden; als eines ihrer Handlungsfelder hat die IBA „Festivals & Stadtteilaktivitäten“ benannt. (Dockville, 2009)

„Der Erfolg zeigt, welche Kraft Kunstund Kulturevents entfalten können: Sie eröffnen neue Blickwinkel auf einstmals unbekannte Orte und schaffen es, unterschiedlichste Menschen an diesem neuen Blick teilhaben zu lassen. Die IBA hat den Erfolg zur Strategie gemacht und eine Reihe fester Kulturveranstaltungen etabliert, die sich an ein breites Publikum richten und zugleich die Bewohner der Elbinseln „mitnehmen“.“ (IBA Hamburg, 2008)

Eine Maßnahme innerhalb des Handlungsfeldes ist die Plattform „Elbinsel Sommer“. Der jährlich veranstaltete Elbinsel Sommer für zeitgenössische Kunst soll jedes Jahr unter einem anderen Thema stehen. „Jenseits der StadtplanungsDebatte findet so eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alltagsleben und den Lebensräumen der Menschen auf den Elbinseln statt.“ Erstmals im Jahr 2008 veranstaltet stand der Elbinsel Sommer unter dem Motto „Kultur l Natur“; internationale und lokale Künstler wurden

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Das Dockville-Festival ist dem Leitbild „Sprung über die Elbe“ dienlich und Bestandteil des IBA-Querschnittsprojekts „Kreatives Quartier Elbinsel“; durch einen Besuch des Festivals entwickeln vor allem kunstinteressierte junge Menschen ein Interesse am Quartier Elbinsel; vielleicht bleibt dieses Interesse auf die jährlich wiederkehrenden Veranstaltungstage beschränkt. Ein wiederholter Besuch des Quartiers kann aber auch evtl. gerade junge Leute dazu motivieren, über einen Umzug auf die Elbinsel nachzudenken, wo Wohnraum günstig verfügbar ist. Die Wahl des Veranstaltungsortes auf einer brachliegenden Hafenfläche birgt den Vorteil, dass keine Nachbarn sich belästigt fühlen können. Zudem bietet sich eine interessante Hafenkulisse, die das Programm des Festivals um eine Attraktion erweitert. Solche Flächen bieten also optimalen


Raum für die Veranstaltung von Musikfestivals. Das Dockville-Festival kann somit als gutes Beispiel für andere Hafenstädte dienen.

Die Altonale: Stadtentwicklung durch Kultur Die „Altonale“ ist ein seit 1999 jährlich im Hamburger Stadtteil Altona-Ottensen durchgeführtes und selbstorganisiertes Stadtteil-Kultur-Fest. Ins Leben gerufen vom örtlichen Stadtteil- und Kulturzentrum „MOTTE“, liegt der Altonale zivilgesellschaftliche mit wirtschaftlicher Einsatzbereitschaft zugrunde. Ziel es ist, eine „Stadtentwicklung durch Kultur“ anzustoßen, die in erster Linie zur Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil führen soll. Organisiert wird das Festival von einem Netzwerk aus verschiedenen Akteuren, die sich im Stadtteil engagieren. Die Beteiligung aller Stadtteilbewohner, insbesondere benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wird angestrebt. Die Bürger werden angeregt eigene Beiträge z.B. in Form von Hinterhoffesten, Tage der offenen Türen, usw. zu leisten. Es soll eine (multi-)kulturelle Stadtteilidentität geschaffen werden, die das Image des Stadtteils sowie die wirtschaftliche Standortqualität positiv beeinflussen. Die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen sozialen, politischen, kirchlichen und kulturellen Gruppen ermöglicht eine Netzwerkbildung und den Austausch kreativer Ideen. Dadurch entwikkeln sich Strukturen, die eine solide soziale

Grundlage für ein „Miteinander“ bilden (Wendt, 2006). Die Altonale spricht hauptsächlich ein Publikum an, das kulturell interessiert ist, einen Eventcharakter jedoch nicht missen möchte. Neben Infoständen von sozialen Einrichtungen, Kirchen, Vereinen, Initiativen und Gewerbetreibenden des Stadtteils, gibt es ein umfangreiches gastronomisches Angebot, ein Kinder- und Jugendprogramm, einen Flohmarkt, und ein umfangreiches Bühnenprogramm mit Beiträgen musikalischen und literarischen Beiträgen. Während der Festtage hat der örtliche Einzelhandel geöffnet. Vor nicht allzu langer Zeit galt der Stadtteil Ottensen als ein wenig attraktiver Arbeiterstadtteil. Mittlerweile hat er sich zu einem lebendigen und multikulturellen Viertel entwickelt. Es gibt eine Vielzahl kleiner individueller Läden; der Einzelhandel floriert und der Stadtteil ist zu einem beliebten Wohnstandort geworden. Die Altonale hat einen entscheidenden Beitrag zu der Entwicklung Ottensens geleistet: Ein multikultureller „InViertel“ mit gefestigten Strukturen, dessen Strahlkraft über die Stadtteilgrenzen hinausreicht. An diesem Beispiel einer positiven und selbstorgansierten Stadtteilentwicklung von „Innen“ heraus können sich andere Städte bzw. Stadtteile orientieren. Bewohnerinitiative sollte unterstützt werden; so kann ein Quartiersfest, dessen Organisation an die Bewohner des Viertels übertragen wird, impulsgebend für die Entwicklung sozialer Netzwerk-Strukturen sein.

Festivals als Motor städtischer Entwicklungen

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Die Stadt als Loft (von Kees Christiaanse)

Überblick Die Stadt als Loft ist eine Publikation des Architekten und Stadtplaners Kees Christiaanse. In dieser beschreibt Christiaanse, unter der Verwendung des Lofts als Metapher im städtebaulichen Kontext, verschiedene Strategien, mit denen ungenutzte und brache Industrieflächen, wie zum Beispiel stillgelegte Bahnareale oder brache Hafenflächen, revitalisiert, der Stadt wieder zugänglich gemacht und in diesem Zusammenhang neue attraktive Stadtgebiete geschaffen werden können. Diese Strategien macht Christiaanse in seiner Publikation, die als Katalog für die Wanderausstellung „Die Stadt als Loft/ The City as Loft: Projekte an der Schnittstelle von Architektur und Städtebau von KCAP/ASTOC“ entstand, anhand von verschiedenen Beispielen aus der Arbeit von KCAP und ASTOC (beides Büros Christiaanses) deutlich.

Kees Christiaanse Kees Christiaanse ist ein Architekt und Stadtplaner. Er ist 1953 in Amsterdam in den Niederlanden geboren. Zum Architekten wurde er an der Technischen Universität in Delft ausgebildet, wo er auch 1988 sein Diplom machte. Seine Berufliche Laufbahn erstreckt sich über mehrere Etappen. Bereits während des Studi-

ums arbeitete Kees Christiaanse von 1980 bis 1989 beim „Office for Metropolitan Architecture“ (OMA) in Rotterdam. Anschließend (1989) gründete er das Büro „Kees Christiaanse Architects and Planners“ (KCAP), welches bis heute besteht. 1990 gründete Christiaanse ein weiteres Büro in Köln, „ASTOC - Architects and Planners“, welches ebenfalls bis heute besteht. Neben den Tätigkeiten in den Büros, war Kees Christiaanse von 1993 bis 1996 gestalterischer Direktor der niederländischen Staatsbauabteilung in Den Haag. Im Anschluss an diese Tätigkeit begann Christiaanses akademische Laufbahn. Von 1996 bis 2003 war Kees Christiaanse Professor für Architektur und Städtebau an der Technischen Universität in Berlin. Seit 2003 ist Christiaanse Professor für Architektur und Städtebau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. (ETH Zürich, 2007) Projekte Kees Christiaanses sind zum Beispiel im Hamburger Holzhafen zu sehen, wofür Christiaanse den ersten Preis für den Entwurf eines Bürogebäudes und Wohnturmes gewann. Ein noch populäreres Projekt, bei dessen Planung Kees Christiaanse maßgeblich beteiligt war, ist der neue Hamburger Stadtteil HafenCity. Dort gewann Kees Christiaanse den ersten Preis des städtebaulichen Wettbewerbs und war für die Ausarbeitung des Masterplanes zuständig. (ETH Zürich, 2007)

Die Stadt als Loft? In seiner Publikation „Die Stadt als Loft“ beschreibt Kees Christiaanse eine neue Vision

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von Urbanität. Schlüsselbegriff dieser Vision ist dabei das Loft. Der Begriff des Lofts bedeutet eine andere und neue Art von Lebens- und Arbeitsraumes, den sich Menschen aneignen. Während das Loft sich auf umgenutzte ehemalige Industrieräume bezieht und einen besonders kreativen Umgang in Planung, Gestaltung und Nutzung verlangt, ist die Begrifflichkeit auch direkt für die neue Strategie im Umgang im städtebaulichen Kontext, und dort im näheren Sinne mit Brachflächen in Form von ungenutzten Hafengelände oder stillgelegten Bahnarealen, brauchbar. (Pfeifer, 2008) „Das Loft steht prototypisch für den nicht funktional [bestimmten] Raum. Das Prinzip des Lofts wendet sich gegen [die herkömmliche nur funktionalistische Anordnung der Räume in einer Wohnung] und versteht Wohnraum als Lebensraum. Wir brauchen radikal andere Wohnformen – Wohnformen, in denen sich der Individualismus genauso wiederfindet wie die immer wechselnde Möglichkeit, unterschiedliche Gemeinschaften zu bilden. Die abgeschlossene Wohnung ist nur noch bedingt zeitgemäß. Intimität und Gemeinschaft brauchen andere Ausdrucksformen im Wohnen. Zukünftige Gebäudestrukturen müssen diese Vernetzung leisten können. Die Wohnung setzt sich nicht mehr aus einer Vielzahl von Räumen zusammen, die verschiedenen Tätigkeiten wie Schlafen, Kochen, Essen oder Wohnen zugeordnet werden. Im Loft spiegelt sich das Prinzip der Integration.“ (Pfeifer, 2008) Dieses Prinzip, die Vermischung verschiedener Funktionen


und die Bildung von Netzwerken, sieht Kees Christiaanse als Ansatz für seine Idee der Stadt als Loft. „Leonardo Benevolo definiert in ‚Die Geschichte der Stadt‘ den Übergang vom Dorf zur Stadt mit dem Moment, in dem Menschen spezifische Berufe ausüben – mit anderen Worten, wenn komplexe Netzwerke entstehen.“ (Christiaanse, 2002) Diesen Übergang leitet Christiaanse entsprechend seiner Vision ab. „Analog könnten wir jetzt, tausende Jahre später, unsere Idee von Urbanität definieren als den Moment, in dem sich neue oder unerwartete Netzwerke aus der Kombination von alten entwickeln. Ehemalige Hafen- und Bahnflächen gehören zu den Standorten, wo derartige neue Lebensformen entstehen. In vielen Städten gibt es Hinweise, dass solche Gebiete letztendlich den Begriff Urbanität, so wie wir ihn gerne sehen, retten und ihm neue Inhalte verleihen.“ (Christiaanse, 2002) Diese Qualität, die diese Flächen aufweisen, entsteht aus verschiedenen Faktoren wie zentrumsnahe Lage, und dadurch ein gutes Erschließungspotenzial an bestehende Infrastrukturnetzte, wie zum Beispiel bestehende Netze des öffentlichen Personennahverkehrs, charakteristische Mischungen aus historischen und zeitgenössischen Elementen beziehungsweise größeren und kleineren Maßstäben. Häufig sind dies noch bestehen Bausubstanzen, wie zum Beispiel Speichergebäude und Kaianlagen in Hafenarealen oder Schienen als Zeitzeuge der Historie des Gebietes, die mit in die Planung einbezogen werden. Dies ermöglicht, dass sich unter-

Die Stadt als Loft

schiedliche Nutzungen in einer Symbiose von kulturellen, alltäglichen und kommerziellen Aktivitäten sowohl informell als auch offiziell entwickeln können. (Christiaanse, 2002)

Stadt als Loft, Urban Catalysts, Maßstab und Mischung, Die programmlose Stadt und Kultur, Natur, Geschichte.

Die Stadt als Loft! Doch für diese Entwicklung der Brachgebiete oder ‚Waiting lands‘, wie Kees Christiaanse sie nennt, zu attraktiven revitalisierten Stadtgebieten, bedarf es neuer Strategien. Denn, instabil und am Anfang oft inoffiziell genutzt, ist die Brachfläche nicht in ihrem Status geschützt und daher verletzlich. Deshalb ist die Entwicklung von Steuerungsinstrumenten für die Brachflächen bzw. Waiting lands sehr wichtig. Dabei geht es nicht so sehr um das Freihalten oder Festhalten am Status Quo, sondern um die Regie der stufenweisen Entwicklung. (Christiaanse, 2002)

Strategien Um die Vision der Stadt als Loft im städtebaulichen Kontext brauchbar zu machen, beschrieb Kees Christiaanse verschiedene Strategien: Die

Abb. 15. Hafenareal mit städtebaulichem Entwurf in Rotterdam

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Die Stadt als Loft ist nicht nur Titel des gesamten Themenkomplexes, sondern stellt auch eine einzelne Strategie dar. Schlüsselbegriff bei dieser Strategie ist das Loft selbst. „Der Begriff Loft bedeutet Lebens- und Arbeitsraum für kulturell engagierte und global denkende Menschen, ein charakteristischer Raum mit großzügigen Dimensionen, der mit wenigen, aber effektiven Mitteln erobert werden kann.“ (Christiaanse, 2002) Gebäude in dieser Kategorie sind flexibel, mit viel Licht, großen Oberflächen und hohen Decken. Sie sind aneignungsfähige, charakteristische und kräftige architektonische Räume. Diese Eigenschaften sind im städtebaulichen Kontext übertragbar. Zum Beispiel schaffen Freiräume, durch ihre Formulierung eine architektonische Räumlichkeit, die das Gebiet mit klarer Orientierung in der Stadt verankert. Gebäude schaffen eine räumliche Wirkung wie ein Möbel. Die Gebäude können selbständige Skulpturen oder stadträumliche Blöcke sein. Dieser „Flip-Flop-Effekt“, wie Christiaanse ihn nennt, vermittelt eine ganz neue Art städtebaulicher Raumwirkung. (Christiaanse, 2002) „Mit den differenzierten Ebenen und Volumen der baulichen Struktur entstehen die Bereiche der verschiedenen Intimitäts- und Öffentlichkeitsabstufungen, die von den Nutzern mal variabel, mal fest benutzt werden. Die abgeschlossene Wohnung ist in diesem System genauso möglich wie [die Vernetzung von öffentlichen Räumen


für interaktive Nutzung] und Rückzugsräumen mit unterschiedlichen Größen und Zonierungsdichten. Die Größe der Gebäudestruktur ist so ausgelegt, dass sich wechselnde Gruppengrößen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ausrichtungen – gesellschaftlich, kulturell, soziologisch – generieren können.“ (Pfeifer, 2008) Aber auch Materialien spielen im Zusammenhang Stadt als Loft eine Rolle. Ähnlich wie im Loft, wo spuren vergangener Nutzung sichtbar sind, durch Fenster, Wandbeschaffung oder Konstruktionen, lassen sich sowohl Freiraum als auch Gebäude im Kontrast von neuen und wiederverwerteten Materialien aus dem Gelände, wie Kopfsteinpflaster oder Schienenteile, ausführen. Diese Materialien kehren in einer Neuinterpretation zurück und schaffen damit gleichzeitig eine historische Tiefe. (Christiaanse, 2002) „Diese räumlichen Gegebenheiten ermöglichen es, die Qualität des Lofts ins Freie zu exportieren und seinen großzügigen, dynamischen und funktional differenzierten Charakter in der Stadt wirksam zu machen.“ (Christiaanse, 2002)

Urban Catalysts Bei der Strategie der Urban Catalysts steht die Eigendynamik, die aus gemischten Strukturen, wie zum Beispiel aus Bestandsund Neubauten, oder verschiedener Nutzungsarten, die wiederum verschiedene

Nutzer in das Gebiet zieht, entsteht, im Mittelpunkt. Diese verstärken sich gegenseitig. Ist zum Beispiel in einem Gebiet, das neu geplant werden soll, noch eine Nutzungsstruktur vorhanden, die allein nicht mal attraktiv erscheinen mag, kann sie mit der Kombination von neuen Strukturen oder Nutzungen einen Aufschwung erleben. (Christiaanse, 2002)

Maßstab und Mischung „Der moderne Flughafen entwickelt sich durch die Kombination mit Bahnhöfen, Umschlagplätzen, Hotels, Kongresszentren, Gastronomie und Einkaufszentren zu einer vollständigen Stadt, wo nur noch das Wohnen fehlt. Dies zeigt, dass der Trend der Funktionstrennung sich unter bestimmten Bedingungen in einen Trend der Funktionsmischung verwandelt. Nicht das modische Mischen von Wohnvierteln und Gewerbegebieten (…) führt zu Urbanität, sondern gewagte Mischungsexperiment.“ (Christiaanse, 2002) Zum Beispiel obligatorische Nutzung, wie Arbeiten oder Kultur, neben teuren Stadthäusern mit Garten.

Die programmlose Stadt Die programmlose Stadt bedeutet das Entwerfen von Raum oder Gebäuden ohne

Abb. 16. Kombination von Bestand und Neubau

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vorherige Festlegung der Nutzung. Zum Beispiel kann für den Entwurf eines Theaters eine größere Version eines Entwurfs für ein Wohnhauses als Grundlage dienen. Oder bereits vorhandene Bauten, die ehemals anderen Nutzungen dienlich waren, können durch Maßnahmen für neue Nutzung erschlossen werden. Erfolgreich ist dies auf Grund der oft vorhandenen guten Lage der Objekte, des historischen Hintergrundes und der architektonischen Charakteristik. Diese Gebäude beziehen ihre Anziehungskraft aus dem Wiederstand, den der Besitzer oder Investor bei der Umnutzung überwinden muss. (Christiaanse, 2002)

Kultur, Natur, Geschichte Die Strategie Kultur, Natur, Geschichte meint das Entwickeln von Strategien für nachhaltige Kulturlandschaften. Zum Beispiel können stillgelegte Industrieanlagen für kulturelle Zwecke, wie einem Landschaftspark oder künstlerische Ausstellung erschlossen werden. Diese Umnutzung entwickelt eine Anziehungskraft, wie sie bei der programmlosen Stadt bereits genannt wurde. Ebenso ist der historische Hintergrund, den so ein Vorhaben mit sich bringt, ein weiterer Faktor für eine spannende Reaktivierung einer brachliegenden Fläche, die so wieder den Menschen zugänglich gemacht wird. (Christiaanse, 2002)


Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen Neue Technologien oder eine Weiterentwicklung des Handels machen Hafenareale mit besonderer Zweckbindung unbrauchbar. Dies ist kein Phänomen der Globalisierung. Bis in das 20. Jahrhundert war es üblich ausgediente Hafenflächen durch eine Umnutzung oder Erweiterung wieder rentabel zu machen, sie jedoch im Besitz der Hafenwirtschaft zu belassen. Die Entwicklung neuer Verkehrstechnologien führten zu einem straken Anwachs des Welthandels; die Häfen expandierten zunehmend und verlagerten sich allmählich aus den Kernbereichen der Stadt. Erst ab den 1970ern wurde in brachliegenden Flächen eine Chance für die Stadtentwicklung gesehen. Seitdem wurde vielfach versucht, ausgediente Hafenflächen durch Konversion zu revitalisieren und sie wieder in das Stadtbild zu integrieren. Angestrebt werden wirtschaftliche Gewinne, ein positiver Effekt auf umliegende Bereiche und eine Wiederbelebung der einst vergessenen Areale. Weltweit gibt es zahlreiche Beispiele und Fallstudien, anhand derer sich verschiedene Strategien der Umnutzung von Hafenflächen dokumentieren lassen. Als Beispiele werden die deutschen Binnenhäfen von Düsseldorf und Münster herangezogen. Düsseldorf zog sehr früh eine Umnutzung

der alten Flächen in Betracht und verwirklichte in einem flexiblen Planungsprozess das Projekt „Medienhafen“. So sollte die wirtschaftliche Stellung und das kreative Image eines von historischer und moderner Architektur geprägten Ortes gefestigt werden. Im Gegensatz dazu wurde das Potential brachgefallenen Bestands in Münster zuerst von Künstlern entdeckt, wodurch das Interesse der Stadt an den Flächen geweckt wurde. Nach noch nicht beendeter Entwicklung, ist der Kreativkai bereits heute als Arbeits- und Ausgehviertel mit durchmischter Nutzung etabliert.

Entwicklung der Häfen seit der Industrialisierung Die Entwicklung der Häfen seit dem Mittelalter hat B.S. Hoyle in ein fünfphasiges System gegliedert. Mit diesem lässt sich der Ursprung heutiger Hafenstrukturen, sowie die Entstehung und der Revitalisierungsbedarf von Hafenbrachen erklären. Phase I: Mittelalter - Mitte des 19. Jahrhunderts: Der einfache Stadthafen Zu Beginn der Hafenhistorie wird von einfachen Stadthäfen gesprochen. Sie entstanden in Ansiedlungsgebieten, um Handel zu betreiben. Stadt und Hafen bildeten in dieser Phase eine flächenmäßige und funktionale Symbiose. Die Wassernähe der Speicher war die sinnvollste Lösung für das Entladen von Gütern. (Schubert,

Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen

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2007; Hoyle, 1988) Gegen Ende der ersten Phase, weiteten sich die Kais langsam aus und einfache Anlegerpiers werden errichtet. (Haas & Hoffmann, 1978) Die meisten Häfen lagen innerhalb der Stadtbefestigung, was den Vorteil bot, dass sie von der See aus nicht sichtbar waren und in den zuführenden Flüsse ggf. Ketten gespannt werden konnten, um sie vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen. Die Hafenareale waren von einer hohen Nutzungsmischung geprägt, die Wohnen, wirtschaftliches Handeln, Kontorarbeiten und Lagerung umfassten. In den umliegenden Gassen entwickelte sich zu dieser Zeit ein Gefüge aus Seemannspensionen, Spelunken, Bordellen, Opiumkellern und ähnlichem für die zahlreichen Hafenarbeiter, was eine reizvolle Atmosphäre schuf. Phase II: Mitte des 19. Jahrhunderts – frühes 20. Jahrhundert: Der expandierende Stadthafen Die Industrialisierung führte zu einer Ausweitung des Welthandels. Die Erfindung der Dampfmaschine und die damit verbundenen Entwicklungen der Eisenbahn und in der Industrie führten zu einer Erhöhung des Güterumschlags. Kohle nahm als wichtigster Energielieferant einen hohen Stellenwert im Handel ein. Auch die Segelschiffe wurden größtenteils durch Dampfschiffe ersetzt, was Ausweitungen und Vertiefungen von Hafenbecken ver-


langte. Die Häfen mussten sich neu organisieren und expandieren. Sie entwickelten sich aus den Stadtzentren heraus. Die Lagerungs- und Infrastrukturfunktionen der Häfen gewannen an Bedeutung, während Wohnen, Handel und Kontorarbeiten sich in die Stadtzentren und Bankenviertel verlagerten. Zurück blieb das Hafenproletariat, welches sich vermehrt mit Seemännern aus aller Welt vermischte. Dies verstärkte die maritime Subkultur in den Hafenvierteln. (Schubert, 2007) Phase III: Beginn - Mitte des 20. Jahrhunderts: Der moderne industrielle Stadthafen Das industrielle und wirtschaftliche Wachstum, der Fortschritt der Technik, die Beschleunigung des Schiffsbaus sowie der Wechsel von Kohle zu Öl als Energieträger stellten in diesem Zeitraum neue Herausforderungen an die Häfen.

fenflairs entdeckt. Erste Schifffahrtsmuseen entstanden und die Amüsierbezirke öffneten sich einem neuen Publikum aus dem Binnenland. Der Tourismus fand erstmals Einzug in die Hafengebiete. Phase IV: 1960er bis 1980er: Rückzug vom Flussufer Die Nutzung von Hafenflächen weitete sich in dieser Phase geprägt von der Erfindung des Containers zunehmend in das Hinterland aus. Dort konnte auf weite Flächen zur Lagerung von Containern zugegriffen werden. Die Containerisierung rationalisierte den Warenumschlag. Weniger Arbeitskräfte verluden mehr Güter, wodurch viele der klassischen Hafenberufe wegfielen.

fenarealen zu nachlassendem Handel und Warenumschlag, weil diese die Anforderungen der modernen Hafenwirtschaft aus Platzmangel nicht gerecht werden konnten. Aufgrund von verstärktem Einsatz der Atomenergie, wurde weniger Kohle und Öl umgeschlagen. Zusammen mit der gewachsenen internationalen Industriekonkurrenz, kam es zu Leerstand und einer Unternutzung in stadtnahen Hafenflächen. Durch die sich auflösende Struktur war die Verbindung zwischen Stadt und Hafen nicht mehr vorhanden. Der daraus resultierende Beschäftigungsabbau hatte negative Effekte auf die Wohnviertel der Hafenarbeiter, die sich zu sozialen Brennpunkten entwickelten.

Dies führte in den innenstadtnahen Ha-

Mit neuen Werften, Silos, Kühlhäusern und Tanklagern hielt die Industrie Einzug in die Häfen und beansprucht Flächen für sich. Elektrisch betriebene Kräne ermöglichten eine Mechanisierung der Umschlagsarbeit, was den Schwertransport größerer Schiffe begünstigt. Diese verlangten weitere Vertiefungen und Ausweitung der Hafenbecken. Zum Teil wurde dies in Vorhäfen realisiert, die in Distanz zu den ursprünglichen Hafenflächen gebaut wurden.

Abb. 17. Phasenmodell nach Hoyle

Zeitgleich wurden die Potentiale des Ha-

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Phase V: Seit den 1970ern: Die Sanierung des Flussufers Die Entwicklungen der vierten Phase schlagen sich in der fünften Phase nieder. Durch computergesteuerte Vorgänge verändert sich die Arbeit im Hafen qualitativ – der Umschlag wird weiter rationalisiert. Die aktiv genutzten Hafenflächen sind weniger ortsgebunden und weiter von den Stadtzentren entfernt. Dies liegt u.a. an besseren Steuerbedingungen an niedrigeren Grundstückspreisen in der Peripherie. Die Hafenflächen in Innenstadtnähe fallen häufig brach. Die erforderlichen Vertiefungs- und Verbreiterungsmaßnahmen konnten nicht erfüllt werden. Die Infrastruktur dieser Flächen genügt meist nicht mehr den modernen Ansprüchen; „Rollon/Roll-off“-Anlagen sind an diesem Standort nicht realisierbar. Die Bebauung, bestehend aus Kaischuppen, Speichern und Fingerpiers, verfallen. Hinzu kommt ein neues Umweltbewusstsein, welches die Industrieemissionen in den stadtnahen Wohngebieten minimieren möchte. (Schubert, 2007; Hoyle, 1988)

Revitalisierung und Konversion von Hafenflächen Häufige Ausgangslage Viele Häfen befinden sich in dieser fünften Phase in einer ähnlichen Situation. Die Hafenindustrie hat sich von den

Stadtzentren flussabwärts entwickelt und lässt dort untergenutzte Flächen zurück. Erst in den 1970ern wurde das Potential dieser Flächen erkannt. Besonders attraktiv sind große Flächen in Innenstadtnähe, eine bereits vorhandende Infrastruktur, ein faszinierendes Hafenambiente mit Bezug zur Stadtgeschichte und die begehrte Wasserlage, die gerade in ausgebauten Städten Mangelware ist. (Hoyle, 1988) Allerdings bergen diese Flächen Risiken und Herausforderungen. Dazu gehören zum einen eine hochwertige Architektur und Bauweise, die den Ansprüchen des Hochwasserschutzes gerecht werden muss; zum anderen entstehen finanzielle Risiken durch langfristigen Planungsansätze (ca. 10-20 Jahre). Diese erfordern eine geduldige Umsetzung unter der Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren. Hinzu kommen hohe Immissionswerte aufgrund von Durchgangsverkehr und Hafenbetrieb sowie durch Altlasten kontaminierte Böden. (Schubert 2007) Ziele der Revitalisierung Dass Hafenflächen unbrauchbar werden und modernen Standards nicht mehr genügen, ist allerdings nicht nur auf die Containersierung zurückzuführen. Bis in das 20. Jahrhundert, war es üblich, unrentable Hafenflächen neu zu bebauen oder einer anderen Nutzung zuzuführen, sie

Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen

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jedoch im Dienste der Hafenwirtschaft zu belassen. Einige Planungsvorhaben gehen noch heute diesen Weg und versuchen durch Standortkonzentrationen die alten Flächen für eine weniger flächenintensive hafenwirtschaftliche Nutzung wiederzubeleben. (Stöckner, 2006) Dies ist jedoch nicht immer sinnvoll. Bei erneuter hafenwirtschaftlicher Nutzung, ist die Chance einer Nutzung der Flächen zu Gunsten der gesamtstädtischen Entwicklung in naher Zukunft vertan. Zumal sich der Hafenbetrieb von seinem Ursprungsort weit entfernt hat und sich eine Konversion der ursprünglichen Flächen anbietet. (Rogge, 2002) Die Revitalisierungsvorhaben können je nach Standort unterschiedliche Schwerpunkte und Ziele haben. Schubert stellt dabei sechs Kategorien von Zielen auf, die jedoch nicht seperat betrachtet werden sollten; teilweise werden Ziele kombiniert, teilweise widersprechen sie sich. Stärkung der städtischen Ökonomie: Durch das Schaffen von Arbeitsplätzen innerhalb der neu genutzten Gebiete wird versucht dem, durch die Rationalisierung entstandenen, Beschäftigungsabbau entgegen zu wirken. Da die ansässige Bevölkerung häufig eine mangelnde Qualifikation und Integration aufweist, sollen diese im Zuge der Revitalisierung wieder in den lokalen Arbeitsmarkt integriert werden, um so für eine soziale Stabilisierung zu sorgen.


Städteräumliche Reorganisation: Mit dem Brachfallen innenstadtnaher Hafenflächen, ging häufig ein „Aussterben“ der Innenstädte einher, die ihre Bedeutung als wirtschaftsnahen Standort verloren. Die untergenutzten Hafengebiete, die eine Barriere zwischen Innenstadt und Flussufer bilden, werden nun als Verbindungselement in das Stadtgefüge integriert, um die Zentren somit an das Wasser zu bringen. Die vorher nicht mehr genutzten Flächen, können nun als wertvolle Baugrundstükke direkt am Wasser verwendet werden. Somit entstehen teilweise neue Stadtteile, die neues Leben in die Stadt bringen und diese als Standort in der Region stärken können. Wiederbelebung von Hafen- und Uferzonen: Die im letzten Punkt erwähnten, als Barriere wirkenden Areale zwischen Stadt und Ufer sind häufig durch große Verkehrsflächen und denkmalgeschützte Gebäude schwer überwindbar. Es gilt, öffentliche Wege durch diese Gebiete zu finden und ggf. eine weitere Erschließung von der Wasserseite, beispielsweise durch Wassertaxis, herzustellen. Neue Planungskulturen: Vielschichtige Akteursvernetzungen, schwierige Eigentumsverhältnisse und Interessenkonflikte verlangen ein innovatives und kooperatives Planungsverfahren. Es müssen Lösungen für die gegensätzlichen Planungsvorstellungen, von einem Gebiet in Hinsicht

auf städtische Leitbilder, soziale Anforderungen, Nachhaltigkeit, Finanzierung und Politik gefunden werden. Eine Lösung von Konflikten kann sich in einem Planungsprozess von Hafenrevitalisierungsvorhaben entwickeln und somit in zukünftigen Planungsprozessen Berücksichtigung finden. Neue Nutzungen an Uferzonen: Neue Nutzungen sind ein wichtiger Faktor der Revitalisierung. Anzustreben ist die Mischung verschiedener Nutzungen, die keinen zwingenden Wasserbezug aufweisen müssen, und von Wohnen, über Büros bis zu einer kulturellen Nutzung reichen können. Eine durchmischte Bewohnerstruktur hat sich als nachhaltig erwiesen. Rückbesinnung auf maritimes Erbe: Der Erhalt alter Bauwerke und der maritimen Stadtgeschichte ist wichtiger Bestandteil eines Revitalisierungsvorhabens. Nicht bloß die Flächen, sondern auch der teilweise denkmalgeschützte Gebäudebestand kann mit neuen Nutzungen belebt werden. Unter Erhalt des „Genius Loci“ sollen die „vergessenen Gebiete“ der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Die mit einem negativen Image behafteten Hafenflächen werden durch Attraktivierung in das öffentliche Bewusstsein zurückgeholt und dabei wird die städtische Geschichte, Gegenwart und Zukunft baulich erlebbar gemacht. (Schubert 2007)

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Fallbeispiele Medienhafen Düsseldorf Der Binnenhafen von Düsseldorf wies bereits in den 1970er Jahren die typischen Merkmale der fünften Phase auf. Ein Rückzug der Wirtschaft aus dem Hafen, veranlasste die Stadt früh dazu, mehrere Gutachten zur weiteren Nutzung in Auftrag zu geben. Diese beurteilten eine partielle Umnutzung als sinnvoll. In den 1980ern wurden erste architektonische Akzente zur Neugestaltung des Hafens gesetzt. Vor dem Hintergrund des Medienbooms in den 1980ern und 1990ern sollten Unternehmen aus eben dieser Branche angezogen werden. Der Medienhafen ist eine die Strategie der Stadt Düsseldorfs, um sich als Werbe- Kunst und Medienstadt zu behaupten und in der Konkurrenz zum nahegelenen Köln bestehen zu können. Um die Planung und Umsetzung möglichst flexibel zu gestalten, wurde die Koordination des Projektes einer Person übertragen, wodurch kurze Kommunikations- und Entscheidungswege zwischen den Akteuren ermöglicht wurden. Es wurde weder ein Masterplan erarbeitet, noch wurden Wettbewerbe ausgeschrieben. Stattdessen wurden gemäß der Ergebnisse der Gutachten direkte, bedarfsorientierte Einzelaufträge verteilt. Mit diesem Vorgehen wird sichergestellt, dass auf aktuelle Entwicklungen und Bedürfnisse eingegangen werde kann.


Der Medienhafen weist heute vor allem Büronutzung auf. Aktuell ist eine Fläche für die Wohnnutzung vorbereitet worden, da diese bisher kaum vorhanden ist. Kritisiert wird, dass bei den baulichen Projekten mehr Gewichtung auf eine anspruchsvolle Fassadengestaltung, als auf die Bedürfnisse der Mieter gelegt wurde. Zudem sei zwar viel Baubestand erhalten geblieben, es findet jedoch keine Integration in das Gesamtbild statt. (Amt für Statistik und Wahlen Düsseldorf; Stadtplanungsamt Düsseldorf )

konzept, welches bis 2015 ausgelegt ist. Darin ist das Gebiet als Erweiterungsfläche der Innenstadt vorgesehen. (Krajewski, 2008) Der Kreativkai hat sich zu einem Ausgehviertel entwickelt, an dessen Promenade viele Cafés und Bars ansässig sind. Die Adresse gilt in Münster als attraktiver Standort – nicht nur für Betriebe der Kreativbranche. Trotz eines Gentrifikationsprozess in der Umgebung wird das Projekt als gelungen angesehen. (Leifken)

Stand der Forschung Kreativkai Münster Als in den 1970ern in Münster zunehmend der Güterumschlag in zentrumsferne Gebiete verlagert wurde, fielen stadtnahe Gebiete brach. Die ungenutzten Kontore und Lagerhallen zogen in den 1980ern Künstler an, welche dort Ateliers, Büros und Werkstätten einrichteten. Die Innenstadtnähe, die gute Verkehrsanbindung und vor allem die Ansässigkeit des kreativen Milieus, führten zu einem zunehmenden Investoreninteresse. Als die langfristigen Pachtverträge ausliefen, verfasste die Stadt 1997 ein Leitbild zur Entwicklung eines „Kreativkais“, in dem vornehmlich Nutzungen der Kreativbranche und Kultur Platz finden sollten. Daraus entwickelte sich 2004 ein Masterplan, sowie ein integriertes Handlungs-

Neben dem Modell von Hoyle gibt es weitere Versuche, die Entwicklung von Häfen zu ihrer heutigen Form zu erklären. Es fehlt jedoch an Einzelfallstudien anhand derer Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht werden könnten – vor allem im Bezug auf stadtentwicklungspolitische Aspekte. Städte sind noch verunsichert wie sie mit den Potentialen brachliegender Hafenflächen umgehen sollen. „Der Facettenreichtum der Fragen, die relevant für die Umnutzung und Revitalisierung von (brachgefallenen) Hafen- und Uferzonen sind, dokumentiert eindrücklich, dass diese nur interdisziplinär zu bearbeiten sind. Die Notwendigkeit einer Theorie und Empirie verknüpfenden wissenschaftlichen Analyse liegt also auf der Hand.“ (Schubert, 2007)

Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen

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Zwischennutzung – Eine Strategie zur Ansiedlung kreativer Industrien? Früher waren Zwischennutzungen häufig eine Reaktion auf Missstände und nicht selten illegale und aus der Not geborene Aktionen. Beispielhaft zu nennen sind die Hausbesetzerszene, die durch die Okkupation von meist leer stehenden, ungenutzten oder zum Abriss bestimmten Gebäuden auf sich aufmerksam machte oder die diversen Bauwagenplätze, die Brachflächen annektierten und an diesen Plätzen eigene Communities erschaffen haben. Zwischennutzungen dieser Art waren politisch und planerisch unerwünscht. (Kowalsky, 2007) Heute sind Zwischennutzungen Produkte des ökonomischen Strukturwandels in Städten. Alte Industrien mit hohen Flächenbedarf verschwinden, Dienstleistungen und dienstleistungsorientierte Industrien mit einem deutlich geringeren Flächenbedarf entstehen; die sogenannten Creative Industries verbuchen wachsende Marktanteile und es wird angenommen, dass die wirtschaftliche Zukunft in der Hand des Kreativen Milieus liegt. (Berlin, 2007) „Auf der anderen Seite gibt es eine immer größere Nachfrage nach freiem und preis-

wertem Raum – von Menschen, die in der Gesellschaft versuchen, etwas Neues und häufig außerhalb einer Verwertungslogik Stehendes auf die Beine zu stellen: Künstlerinnen und Künstler genauso wie soziale Initiativen, Jugend- oder Sportprojekte. Gleichzeitig gibt es kreative „Noch-nichtUnternehmen“, die versuchen, Nischen in der Gesellschaft zu öffnen für neue Angebote im Kultur- oder Freizeitbereich“ (Berlin, 2007). Die möglichen Ausprägungen von Zwischennutzungen sind vielfältig: Von der gärtnerischen Nutzung einer Baulücke im Mietshausquartier durch Anwohner, über temporäre Kunstinstallationen auf brachliegenden Hafenflächen, bis zum Sonnenblumenfeld auf einer Abrissfläche in der Großwohnsiedlung. Diese zeitlich parallel verlaufenden Prozesse befruchten sich gegenseitig, denn „kreative Geister“ brauchen physische Freiräume zur Entfaltung. Diese Freiräume sind gerade in wirtschaftlich florierenden Städten mit angespannten Immobilienmärkten rar. Eine Nutzung dieser Potenzialflächen bietet auch weniger großen und wirtschaftsstarken Städten oder solchen, die sich im (wirtschaftlichen) Wandel befinden, eine Chance, sich zu positionieren. (Drewes/ Engelmann, 2008) Das Leitbild „Kreative Stadt“ ist in aller Munde, doch ist Kreativität planbar? Und wie und wo entsteht die kreative Stadt?

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Zwischennutzung – Eine Definition Im Rahmen des Forschungsprojektes „Zwischennutzungen und Freiräume“ liefert das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen eine erste umfassende Definition dessen, was „Zwischennutzungen“ sind: „Als ‚Zwischennutzungen’ werden neue Formen der Gestaltung und Nutzung auf brachgefallenen Flächen bezeichnet, die ohne Wechsel des Eigentümers und Änderung des Planungsrechts Optionen für eine künftige Bebauung offen lassen und bis dahin für mehr oder weniger lange Zeit einen städtebaulichen Missstand dämpfen bzw. neue Qualitäten bewirken“ (BBR, 2004). Diese Definition lässt jedoch Zwischennutzungen, wie sie z.B. in ehemaligen Industriehallen oder leerstehenden Ladenräumen stattfinden, außer acht. Daher muss sie um „ die Nutzung von leerstehenden Räumen“ ergänzt werden. Eine Definition in diese Richtung bietet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin: „Zwischennutzung bezeichnet den temporären Gebrauch von Räumen und Flächen zu besonderen Konditionen in einem Übergangsstadium zwischen aufgegebener und zukünftiger Nutzung“. Zwischennutzungen entstehen meist an Orten, die sich nur schwerlich entwickeln lassen, etwa aufgrund fehlender Nachfrage auf dem Immobilienmarkt oder von Bodenbelastungen brachliegender Flächen. Initiatoren von Zwischennutzungsprojekten gelten als „Raumpioniere“. Sie sind Entdecker von


verlassenen Räumen sowie Potenzialen und fähig, mit den an einem Ort vorhandenen Schwierigkeiten umzugehen. (Berlin, 2007) Wenn eine ertragreiche Nutzung der Fläche in der derzeitigen Marktlage nicht absehbar ist, erklären sich Eigentümer bereit, die Flächen zeitweilig kostengünstig an Zwischennutzer zu überlassen. So siedeln sich temporäre Nutzungen an Orten an, deren Bestimmung und Gestaltung einer anderen, vergangenen Nutzung entspricht und nun neu interpretiert werden (Oswalt, 2002). Mit einfachen Mitteln und Eigenarbeit werden die Flächen und Räume für den angestrebten Zweck hergerichtet (Berlin, 2007). Diese Nutzungsformen entsprechen nicht immer den Vorstellungen der Eigentümer, so dass aus Ermangelung an Alternativen zugelassene Zwischennutzungen zeitlich begrenzt werden (Berlin, 2007). In der Regel „verschwinden“ Zwischennutzungen dann wieder; sie können sich aber auch etablieren oder an einen neuen Standort weiter wir-

Abb. 20.Studio total Hamburg

ken (Oswalt, 2002). Der zeitliche Rahmen einer Zwischennutzung kann sich von einmaligen, kurzfristigen Events über saisonale Angebote, bis hin zu längerfristigen Nutzungen bzw. Nutzungen ohne absehbares Ende erstrecken. Es lassen sich drei Modelle von Zwischennutzungen unterscheiden (Brammer, 2007):

Starter-Nutzungen: Diese dienen dem Zweck, eine Idee, ein Geschäftsmodell, oder eine Nutzung zu testen. Nutzungen dieses Typs können ggf. langfristig den temporären Status ablegen.

Event-Nutzungen: Events spielen sich als Zwischennutzung in einem zeitlich begrenzten und klar überschaubaren Zeitrahmen ab. In der Regel wird keine langfristige Nutzung angestrebt.

Zwischennutzung als Freiraum für kreative Experimente

Sie überbrücken Phasen des Leerstandes und des Brachliegens bis eine rentable Nutzung angesiedelt wird. Auch hier besteht die Möglichkeit, die Nutzung langfristig zu etablieren.

Brachflächen öffnen Freiräume für kreatives Schaffen in der Dichte der Stadt. Sie liegen zeitlich und räumlich gesehen zwischen einer vergangenen und einer zukünftigen Nutzung. In der Planung werden Räumen Funktionen zugeordnet und deren Grenzen definiert. Der Raum wird in „funktionale Inseln“ (z.B. Siedlung, Gewerbe, Grünflächen, Verkehr, Natur, etc.) unterteilt. Brachen liegen zwischen diesen Inseln, denn eine planerische Kategorie für Übergangsräume gibt es nicht.

Abb. 19. „Unser Graceland“, Berlin

Abb. 18. Dockville Festival

Interims-Nutzungen:

Zwischennutzung–EineStrategiezurAnsiedlungkreativerIndustrien?

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Die Brache liegt somit „funktionslos“ zwischen den Räumen; sie ist offen für neue Aktivitäten, Ideen und Experimente. Gerade dies macht Brachflächen für die Entwicklung der Stadt wertvoll, da erst Phasen der „Nicht-Nutzung“ den Wandel sichtbar machen und eine Reaktion darauf ermöglichen. (Hofmeister, 2002).

Abb. 21. Brachfläche als Freiräume für kreatives Schaffen

Zwischennutzung und Hafen Hafengebiete, sofern es sich nicht um abgesicherte Containerports handelt, bieten aufgrund ihrer besonderen Raumsituationen interessante Flächenpotenziale für Zwischennutzer. „Die leer stehenden Bauwerke merkantiler und industrieller Macht und die beeindruckende Hafenlandschaft bieten nicht nur ausgedehnten physischen Raum, sondern auch konzeptionellen Raum, das heißt Raum für neue Ideen, Entwürfe und Visionen“ (Breuer,

2004). Die Realisierung von Zwischennutzungen in Hafengebieten ist jedoch dadurch erschwert, dass die Häfen ihre eigenen wirtschaftlichen Entwicklungsziele verfolgen und in Hafenarealen besondere Rechtsgrundlagen gelten. Nutzungsvorstellungen müssen mit den geltenden Richtlinien und Gesetzen konform gehen, um umsetzbar zu sein. (Kowalsky, 2007) Häfen, als wichtige Wirtschaftsstandorte und entscheidende Entwicklungsmotoren für Bereiche der lokalen, regionalen und nationalen Ökonomie, funktionieren im Sinne der notwendigen Flexibilität nach eigenen temporären Strukturen. Die permanenten Aktualisierungen auf die neuesten technologischen und logistischen Standards lassen die Häfen als Phänomene einer ständig pulsierenden Entwicklung erscheinen, bei deren Umstrukturierungen die Flächennutzungsintensität lokal deutlich variieren kann. (Kowalsky, 2007) Gerade diese Wandlungsfähigkeit des Raums ist es auch, die den Reiz von Hafenarealen für Zwischennutzer ausmacht.

Zwischennutzung und Nutzen Das Image von Zwischennutzung hat sich gewandelt. Früher waren Zwischennutzungen in den Augen von Verwaltung, Politik und Immobilienwirtschaft von Krisensituationen und Illegalität geprägt.

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Heute haben Zwischennutzungen ein positiveres Image, das für Aufwertungsprozesse, soziale Netzwerke, neue Identitäten und kreative Raumaneignungen steht. Vor diesem Hintergrund vollzieht sich ein Bewusstseinswandel in der Stadtplanung: Die Krise der Auflösung tradierter Stadtstrukturen wurde als Chance verstanden. Zwischennutzung wurde als Instrument entdeckt, das Entwicklungspotenziale anzeigen und Entwicklungsprozesse oder Partizipationen stimulieren kann. „Der nahezu unentgeltliche Zugang zu Räumen [eröffnet] finanzschwachen Akteuren die Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung der Stadt.“ (Oswalt, 2002) Zwischennutzungen fokussieren Aufmerksamkeit und holen abgeschriebene Gebiete wieder zurück ins öffentliche Bewusstsein, verleihen Standorten eine neue Identität und etablieren neue Formen von Nutzungen, die in angrenzende Quartiere ausstrahlen können. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind Zwischennutzungen gewinnbringend: Während die Nutzer den Raum zur Verwirklichung ihrer Ideen zu einem geringen Preis zur Verfügung gestellt bekommen, profitiert der Eigentümer von einer Aufwertung und einem Bekanntwerden der Immobilie, der Etablierung neuer Nutzungsformen am Standort und von einem Schutz vor Verfall und Vandalismus. (ebda.) „Unternehmungen auf Brachflächen“ ist folglich kein Widerspruch, sondern eine für den experimentierfreudigen


Nachwuchs der Kreativwirtschaft ideale Symbiose: Brachen bieten den Freiraum, Experimente mit unklarem Ausgang zu realisieren, die wichtige Impulse für die Wirtschaft geben können. Möglicherweise können sich diese Nutzungen über den angedachten Zeitraum hinaus etablieren: Entweder wechselt das Projekt den Standort, es verstetigt sich am selben Standort, oder andere kopieren das Nutzungskonzept und eine innovative Idee setzt sich durch. (Oswalt, 2002) In der Regel sind es nicht Einzelpersonen, die eine Zwischennutzung in Alleinarbeit verwirklichen. Meist steht hinter einem Projekt ein Netzwerk von Akteuren, das zusammen mit anderen Akteursgruppen der kreativen Szene in einem Cluster verbunden ist. Diese sich entwickelnden kreativen Cluster machen den Standort attraktiv für die Niederlassung weiterer Kreativ-Unternehmen.

Zwischennutzung in der Stadtplanung In Anbetracht veränderter Bedingungen für die Stadtplanung, wie z.B. dem wirtschaftlichen Wandel oder Schrumpfungsprozessen, reichen die gängigen Instrumente als Werkzeuge zur Stadtentwicklung nicht mehr aus. Diese Tatsache und die offensichtlichen Auswirkungen von Zwischennutzung auf Stadt- und Wirtschaftsentwicklung waren Anlass das EUForschungsprojekt „Urban Catalyst“ zu

begründen, das die temporäre Nutzung urbaner Brachen zum Thema hat. (studio uc, klaus overmeyer, o.J.) Dieses vertritt die These, dass temporäre Nutzungen ein vernachlässigtes Potenzial darstellen und eine strategische Rolle an schwer entwickelbaren Immobilienstandorten spielen können. Was können Planer von einem Prozess lernen, der sich ungeplant vollzieht und dessen Spontanität sein wesentliches Merkmal ist? Und welche Rolle können sie in diesem Prozess einnehmen? Stadtentwicklung muss hier weniger als Planung physischer Maßnahmen, denn als Stimulierung von Nutzungen verstanden werden. Diese sind nicht planbar, stattdessen müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Entwicklung von Zwischennutzungen zu ermöglichen und zu erleichtern. Es stellte sich heraus, dass für die Entstehung vermeintlich ungeplanter Nutzungen zumeist sogenannte „Agenten“ eine zentrale Rolle spielen. Agenten können private Aktivisten oder auch Angestellte der öffentlichen Verwaltung sein, die sich ohne expliziten Auftrag aus idealistischen Motiven heraus engagieren. Die wichtigste Aufgabe ist es, den Abstimmungsprozess der Beteiligten (Nutzer, Kommune, Eigentümer, Öffentlichkeit), der zuweilen konfliktreich sein kann, unterstützend und vermittelnd zu begleiten; nicht das Vorformulieren eines Endzustandes, sondern das Anstoßen und Fortführen eines Prozesses ist Aufga-

Zwischennutzung–EineStrategiezurAnsiedlungkreativerIndustrien?

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be der Stadtplanung (Oswalt, 2002). „Für Raumpioniere stellen die Zwischenräume überschaubare Laboratorien dar, in denen eigene Ideen ausprobiert werden können, aber auch scheitern dürfen. Die Stadt kann derartige Visionen unterdrücken oder fördern. Schafft sie Rahmenbedingungen, in denen sich das Potenzial temporärer Nutzungen entfalten kann, trägt sie dazu bei, dass Areale für das städtische Leben zurückerobert werden und die Stadt als ganze an Vitalität und Anziehungskraft gewinnt“ (Breuer, 2004) – auch und gerade für Kreative Industrien.

Zwischennutzung und Kreative Industrien Der „informellen“ Rückeroberung von städtischen Räumen durch Zwischennutzungen steht das kommunale Verständnis zur übergeordneten, ganzheitlichen Stadtentwicklung mit definierten Zielsetzungen gegenüber. Neben einer Stadtplanung, die auf der einen Seite „künstliche“ Einkaufswelten und Shopping-Malls hervorbringt, arbeiten auf der anderen Seite informelle Strukturen und Netzwerke auf den immobilienökonomisch unattraktiven Flächen an der Entwicklung der Stadt. Zwischennutzungen erscheinen als „informelles Gegenmodell“ zur investorenabhängigen traditionellen und formellen Stadtplanung. (Oswalt, 2002) Ein inspirierendes Umfeld mit kreativer


Atmosphäre ist nicht so einfach zu inszenieren wie ein Einkaufsparadies. Wenn sich der Prozess einer Ansiedlung kreativer Industrien überhaupt stadtplanerisch beeinflussen lässt, so ist die Strategie der Zwischennutzung erfolgsversprechender als traditionelle stadtplanerische Instrumente. Zwischennutzungen bereichern die Vielfalt des städtischen Angebots und schaffen neue attraktive urbane Räume mit „kreativer Infrastruktur“. Auch Berlins Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, sieht in Zwischennutzungen eine Chance für die Stadtplanung und für die Eigentümer. Durch die Nutzung werden unbekannte, versteckte Areale wieder sichtbar und die Trends für die zukünftigen Entwicklungen entworfen (Junge-Reyer, 2007). Orte kultureller und kreativer Zwischennutzung sind eine Art Laboratorium für die Kreativwirtschaft. Zwischennutzer und Creative Industries brauchen Freiräume, die sie mit kreativen Ideen füllen können. Sie sind i.d.R. nicht in erster Linie auf die Erwirtschaftung von Gewinn aus. Kreative Industrien, als wirtschaftliche Unternehmen, müssen hingegen gewinnorientiert handeln. Sie brauchen gewisse Strukturen (z.B. Kunden, kreatives/inspirierendes Umfeld, Netzwerke) auf die aufgebaut werden kann. Zwischennutzungen können diese Strukturen schaffen, sich vielleicht verstetigen und selbst Teil der Kreativwirtschaft werden.

Zwischennutzung – Eine Strategie zur Ansiedlung kreativer Industrien! In Amsterdam wird Zwischennutzung im Rahmen der Revitalisierung des Areals der ehemaligen NDSM-Werft am Ufer des Ij zur systematischen Entwicklung eingesetzt. Das Projekt wurde angestoßen und gefördert durch den Broedplaatsfonds Amsterdam (BPA). Der BPA wird seit dem Jahr 2000 von einer kommunalen Projektgrup-

Das Areal der NDSM-Werft wurde in einem Wettbewerbsverfahren an die Organisation „Kinetisch Noord“ vergeben, die aus einer Gruppe ehemaliger Hausbesetzer entstand. Kinetisch Noord gewann das Verfahren mit einem Konzept, das die Einteilung der 20.000 m² großen Werfthalle in thematische Zonen vorsieht: Kunststadt, Skatepark, Ausstellung-, Caféund Wohnraum, Theaterstudios und einen Performance-Bereich. Künstler, Handwerker, Jugendprojekte und Unternehmen der Kreativwirtschaft können sich bei Kinetisch Noord um preisgünstige Raumangebote bewerben. Die Areale werden an die Kulturgruppen für einen Zeitraum von 10 bis 50 Jahre vergeben. Langfristiges Ziel der Revitalisierung ist es, auf den alten Industrie- und

Abb. 22. NDSM-Werft Amsterdam pe zur Förderung der städtischen Kreativwirtschaft gegründet und vergibt Fördergelder. Seitdem ist die ehemalige Werft zur größten Kreativwerkstatt der Niederlande geworden. Durch den BPA geförderte Broedplaats-Projekte können auf unterschiedliche Weise entstehen: Durch die Legalisierung von Initiativen, die Ausschreibung von Wettbewerben oder den Anstoß von Eigentümern oder des Broedplaatsfonds.

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Hafenbrachen am Ufer des Flusses ein neues Stadtquartier zu entwickeln. Das „Projekt steht damit sowohl für die bewusste Förderung städtischer Kreativwirtschaft als auch für die gezielte Instrumentalisierung von Zwischennutzungen für die kommunale Stadtentwicklung“ (Berlin, 2007).


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Planerische Grundlagen und Leitbilder

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Metropolregion Rhein-Neckar Maßstab 1:100.000

Metropolregion Rhein-Neckar Die Rhein-Neckar Region liegt im Schnittpunkt der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Sie umfasst insgesamt sieben Landkreise (Bad Dürkheim, Bergstraße, Germersheim, Rhein-Pfalz-Kreis, NeckarOdenwald Kreis, Rhein-Neckar-Kreis, Südliche Weinstraße) und acht kreisfreie Städte (Frankenthal, Heidelberg, Landau, Ludwigshafen, Mannheim, Neustadt a. d. Weinstraße, Speyer, Worms). Die Region zeichnet sich durch ihre polyzentrische Struktur aus und gilt bundesweit als Modellregion für kooperativen Föderalismus (Verband Region Rhein-Neckar, 2008). Unternehmen wie z.B. BASF, SAP oder Heidelberger Druckmaschinen und eine Bruttowertschöpfung von 61,8 Mrd. Euro machen die Region zu einem wichtigen Wirtschaftraum in Deutschlands. Die wirtschaftliche Bedeutung Mannheims basiert auf einer Vielzahl von verschiedenen Wirtschaftsclustern, die die Metropolregion Rhein-Neckar stärken. Die Region verfügt über Cluster in den Bereichen Life Sciences, Chemie, Organic Electronics, Umwelt- und Energietechnik, Automotive, Produktionstechnik, Nanotechnik, IKT, Logistik und Kreativwirtschaft (Musikwirtschaft). (Wirtschaftministerium Baden-Württemberg, 2008)

Metropolregion Rhein-Neckar

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Nach Ansicht des Verbandes Metropolregion Rhein-Neckar liegen die besonderen Vorzüge der Region neben der innovativen Wirtschaft, in den ausgezeichneten Hochschul- und Forschungseinrichtungen, der reizvollen und vielfältigen Landschaft und der hohen Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger. Es gibt insgesamt 22 Hochschulen mit insgesamt ca. 84.000 Studierenden sowie zahlreiche Forschungseinrichtungen von internationalem Rang. Die Vorzüge sollen erhalten bleiben und ausgebaut werden. Aus diesem Grund setzt der Verband Region Rhein-Neckar auf die drei zentrale Säulen: Wirtschaft, Bildung, Lebensqualität. Der Verband Rhein-Neckar ist der Träger der Regionalplanung und verfolgt das Ziel die Region weiter zu entwickeln. Hierbei liegen die Schwerpunkte in der Aufwertung von regional bedeutsamen Freiräumen und der Vernetzung der Region. Die Positive Innen- und Außenwahrnehmung soll durch regionale und kommunale Projekte gestärkt werden.

finanziell unterstützt. Hierfür müssen sie allerdings zwei Kriterien erfüllen. Zum einen muss das das Projekt kooperativ, realisierbar, nachhaltig und kreativ sein. Zum anderen muss das Projekt einen regionalen Mehrwert besitzen. Aufgrund des geringen Investitionskapitals kann der Verband Rhein-Neckar nur ausgewählte Projekte unterstützen. Man beruft sich auf eine „Politik des Spartenstichs“. Oft haben die Finanzierungen von Projekten eher einen symbolischen Charakter. Regionsfördernde Projekte liegen z.B. im Bereich des Infrastrukturausbaus (Wanderwege, Fahrradwege), die Einrichtung von Aussichtspunkten zum Erfahren der typisch geprägten Rhein-Neckar-Landschaft, sowie z.B. auch der Initiierung von überregionalen Eventnächten (Kulturveranstaltungen). Die Projekte sollen Landschaften erschließen, gestalten und multifunktional nutzbar machen.

Zur Erreichung dieser Ziele soll kein vollendeter Plan entworfen werden, sondern eine Strategie. Teil der Strategie ist z.B. die jährliche Ausschreibung des Wettbewerbs “Landschaft in Bewegung“, bei dem die Kommunen der Region Projekte einreichen können. Übergeordnetes Ziel ist es die metropolitanen Qualitäten der Teilräume zu entfalten. Projekte die die Ziele der Rhein-Neckar Region fördern werden

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Mannheim Maßstab 1:150.000

Mannheim Allgemein Die Stadt Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs im Dreiländereck Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland Pfalz. Kurfürst Friedrich IV. ließ im Jahre 1606 auf dem Boden des kleinen Dorfes Mannenheim, wegen seiner günstigen Lage zwischen den Flüssen Rhein und Neckar, die Festung Friedrichsburg bauen. 1607 wurde das Stadtrecht verliehen; die Stadt Mannheim wurde zum Güterumschlagplatz. Die Stadtstruktur entstand auf dem Reißbrett nachdem 1720 Kurfürst Carl Philipp seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegte. Zentrales Objekt der Stadt war und ist das Schloss. In den folgenden Jahrzehnten begannen der Handel und der Hafen zu wachsen. Während der Industriellen Revolution erfand Carl Benz in Mannheim das Auto. Es siedelten sich chemische Betriebe an, ein Freihafen entstand und 1865 wurde BASF gegründet – ein Großunternehmen, das heute noch einen bedeutenden Stellenwert für die Stadt hat. Durch die strategisch bedeutende Lage und große Handelspräsenz wurde Mannheim während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört. Beim Wiederaufbau in typischer Nachkriegsarchitektur wurde sich in der Innenstadt an dem historischen Stadtgrundriss orientiert. Große Wohnungsnot führte

Mannheim

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zur Erschließung neuer Stadtteile. Heute hat Mannheim sechs innere und elf äußere Stadtteile. Beliebte Wohnstandorte sind die Innenstadt-Quadrate, Schwetzingerstadt und Neckarstadt, in welchen teilweise gründerzeitliche Gebäude erhalten geblieben sind. Nach dem Krieg wurde das zerstörte Wahrzeichen der Stadt Mannheim, der Wasserturm, wieder errichtet und das Nationalmuseum am gleichen Ort wieder aufgebaut.

sind die Mannheimer stolz. In der hufeisenförmigen Innenstadt mit Ausrichtung zum barocken Schloss gibt es keine Straßennamen. Stattdessen sind die Quadrate mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet. Ausnahmen sind die Einkaufsstraßen Kurfürstenachse und die Planken. Durch die große Vielfalt im Einzelhandel auf diesen beiden Straßen, ist Mannheim in der Umgebung als Shopping-Stadt beliebt.

Die Stadt Ludwigshafen liegt auf der anderen Seite des Rheins. Sie ist durch eine Brücke mit Mannheim verbunden und befindet sich bereits im Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Stadt Mannheim hat 310.605 (Stand: Juni 2008, Statistisches Bundesamt Baden-Württemberg, 2009) Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt in BadenWürttemberg. Der Ausländeranteil liegt bei 23,04%. Im Vergleich dazu liegt der Anteil in Hamburg bei 14,1% und in Frankfurt bei 25,4% (Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg, 2005). 2007 lag die Arbeitslosenquote bei 8,3% (Statistisches Bundesamt Baden-Württemberg, 2009), sie liegt somit höher als in anderen Städten Baden-Württembergs (Stuttgart: 6,5%, Konstanz: 5,3%, Karlsruhe: 5,6%). Mit dem Slogan „Leben im Quadrat“ wirbt die Stadt für sich. Dieses Wortspiel hat den quadratischen Grundriss der Innenstadt zum Ursprung. Auf diese Einzigartigkeit

Abb. 23. Quadrate in Mannheim Im Schloss, auf dessen Portal die Kurfürstenachse hin ausgerichtet ist, befindet sich die Mannheimer Universität. Sie ist deutschlandweit für ihr sehr gutes Angebot in den Wirtschaftswissenschaften bekannt. Auf dem Ortseingangsschild ist zu lesen: „Universitätsstadt Mannheim“. Heute studieren ca. 11.000 junge Menschen an der Universität (Universität Mannheim 2009). Zudem gibt es weitere Hoch- und Fachschulen, sowie die in Deutschland einzigartige Popakademie. Trotz der Bedeutung als Universitätsstadt hat Mannheim kein gutes Image. Dies

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liegt u.a. in dem von großen Industriekonzernen, wie z.B. BASF, Roche, Südzucker, John Deere etc. geprägten Stadtbild begründet. In den letzten Jahren wurde Mannheims Bekanntheitsgrad durch national erfolgreiche Popmusiker (Xavier Naidoo, Söhne Mannheims) und hochklassige Sportmannschaften (Rhein-Neckar-Löwen, TSG 1899 Hoffenheim) gesteigert. Bedeutend für die Stadtentwicklung waren die Feierlichkeiten anlässlich des 400jährigen Bestehens der Stadt im Jahre 2007. Die Planungen hierzu wurden bereits in den 1990er Jahren aufgenommen. In diesem Zusammenhang und durch EU-Gelder gefördert entstanden Anfang des neuen Jahrtausends die Institutionen Popakademie und Musikpark. Beide sind Bestandteile des Mannheimer Modells und Zeichen für die Neuorientierung der Stadt in Richtung Musik und Musikwirtschaft.

Politik Der derzeitige Oberbürgermeister Mannheims heißt Peter Kurz (SPD). Er wurde am 17. Juni 2007 mit 50,53 Prozent der Wählerstimmen in das Amt gewählt. Nachdem seit dem Zweiten Weltkrieg die SPD immer die meisten Stimmen erhielt, stellt die CDU seit 1999 die stärkste Fraktion. Die Stadtverwaltung Mannheim gliedert sich in insgesamt fünf Dezernate (Dezernat des Oberbürgermeisters und Dezernate I-IV).


Der Oberbürgermeister leitet die Verwaltung und ist gleichzeitig Vorsitzender des Gemeinderates. Der Gemeinderat wurde zuletzt 2004 gewählt und setzt sich folgendermaßen zusammen: CDU 19 Sitze, SPD 16 Sitze, Bündnis 90/Die Grünen 5 Sitze, Mannheimer Liste 4 Sitze, FDP 2 Sitze. Der Oberbürgermeister leitet außerdem ein eigenes Dezernat. Vertreten wird der Oberbürgermeister durch den Ersten Bürgermeister, der ebenfalls ein Dezernat leitet. Auch den restlichen Dezernaten stehen Dezernenten vor. Inhaltlich definieren sich die Dezernate durch die jeweiligen sog. Geschäftskreise. Die Dezernate wiederum bestehen aus Fachbereichen bzw. Ämtern. Desweiteren sind den Dezernaten die Eigenbetriebe zugeordnet. Beim Oberbürgermeister sind zudem noch Stabsstellen ausgewiesen. (Stadt Mannheim, 2009) Die Tatsache, dass Mannheim sich derzeit als Stadt der Musik- und Kulturwirtschaft etablieren will hat aus politischer Sicht zwei wesentliche Bewegründe. Zum ersten ist der jetzige Oberbürgermeister Peter Kurz starker Befürworter einer Etablierung der Musik- und Kulturwirtschaft, was nicht zuletzt daher rührt, dass er früher der Kulturbürgermeister Mannheims war und noch heute eng mit Akteuren im Bereich Stadtkultur verknüpft ist. Zum zweiten sieht die Mannheimer Aufteilung der Dezernate vor, dass der Geschäftskreis der Wirtschaftsförderung und der Geschäftskreis der Kultur in einem gemein-

Mannheim

samen Dezernat untergebracht sind. Aus dieser strukturellen Aufteilung ergibt sich eine enge Verknüpfung zwischen den zwei Fachbereichen. Eine, von der Stadt Mannheim angestrebte Etablierung der Kultur und Musikwirtschaft bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Kulturamt welches seine Aufgabe u.a. in der Zitat: „(...) Förderung der Popularmusik: Auftritte von Newcomer Bands, Qualifizierungsangebote für junge Musikerinnen und Musiker (...)“ sieht sowie dem Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung (Stadt Mannheim, 2009).

Wirtschaft Bereits frühe Erfindungen wie die Laufmaschine von Freiherr von Drais oder der erste Patent-Motor-Wagen von Carl Benz leitete die industriell geprägte Wirtschaftsentwicklung in der Metropolregion Rhein-Neckar ein. Heute stehen in Mannheim ansässige Unternehmen wie BASF, John Deere, Roche Diagnostics, Daimler AG oder Südzucker stellvertretend für die Wirtschaft der Region. Mit etwa 134.000 Unternehmen des siebtgrößten Ballungsraums in Deutschland, stellt die Metropolregion Rhein-Neckar einen wichtigen und mit einer Exportquote von 54% erfolgreichen wirtschaftlichen Standort dar. Als größte Stadt dieser Region nimmt Mannheim eine wichtige Rolle ein. (Stadt Mannheim, 2008 a,b und Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, 2008) Bedeutend für die wirtschaftliche Situa-

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tion Mannheims ist die verkehrsgünstige Lage in Deutschland und Europa. Mannheim hat Anschluss an sieben Autobahnen, einen Flughafen und der Frankfurter Flughafen ist in nur 45 Minuten erreichbar. Außerdem hat Mannheim den zweitgrößten Güterbahnhof und zusammen mit Ludwigshafen das zweitgrößte Hafenzentrum Deutschlands. Somit ist Mannheim sowohl auf Straßen-, Luft-, Schienen-, wie auch Wasserwegen bestens angebunden. Optimale Bedingungen für den Wissenstransfer bieten 12 Universitäten und Fachhochschulen, sowie mehrere Gründungszentren. Damit spielt Mannheim auch als Wissens- und Forschungszentrum eine wichtige Rolle. (Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, 2008 c, d) Der Binnenhafen Mannheim-Ludwigshafen, als zweitgrößter Binnenhafen Europas auf einer Fläche von 1.131 ha und einem momentanen Güterumschlag von 8,3 Mio. t Güterumschlag, bietet dabei in 500 Unternehmen etwa 20.000 Arbeitsplätze. Trotz der industriellen Prägung zeichnet sich auch in Mannheim eine Tertiarisierung ab. Das produzierende Gewerbe nimmt bei den Beschäftigtenzahlen nur noch einen Anteil von 33,0% ein, während Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit 23,7% und sonstige Dienstleistungen mit 43,0% den größten Sektor bilden. Auch weiterhin will Mannheim verstärkt auf den tertiären Wirtschaftssektor setzen, wie die Fokussierung auf die Musikwirtschaft zeigt. (Metropolregion Rhein-


Neckar GmbH, 2008 b) Für die Zukunft setzt die Stadt Mannheim auf eine vielseitige Entwicklung. Vorhandene Potenziale sollen genutzt und alternative Zweige gestärkt werden. Die Stadt sieht in der Förderung von Existenzgründerinitiativen und wirtschaftlichen Netzwerken, sowie in der Zusammenarbeit zwischen Bildung und Wirtschaft einen entscheidenden Faktor, um Mannheim als Wirtschaftsstandort zu stärken. (Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, 2008 c)

Der Hafen Geschichte 1607: Güterumschlagplatz am Neckar entsteht, Mannheim werden Stadtrechte erlassen. 1828: Mannheim wird Zollbegünstigter Freihafen. 1840: Einweihung des ersten Hafenbekkens, Erweiterungen folgten. 1854: Erste Bahnanbindung an den Hafen. 1875: Der Mühlauhafen und Zentralgüterbahnhof werden eingeweiht. 1901: Erstes Hafenbecken von Privatinvestoren. 1949: Nach starken Bombardements des zweiten Weltkrieges sind die größten Schäden beseitigt.

1964: Eröffnung des Ölhafens. 1968: Erste Containeranlage am Mühlauhafen. 1983: Fertigstellung einer Roll-on/ Roll-off -Anlage als Grundstein für die „schwimmende Landstraße“

Abb. 24. Phase I

(Rings, 2003) Die fünf Phasen der Hafenentwicklung nach dem Modell von Hoyle (siehe „Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen“) lassen sich größtenteils auf die Mannheimer Hafengeschichte übertragen. Der Ursprung des Mannheimer Hafens liegt ungefähr am heutigen Verbindungskanal; Hafenbecken wurden über die Zeit hinzu- und ausgebaut. Im angrenzenden Stadtteil Jungbusch entwickelte sich ein typisches Hafenviertel, in welchem sich Schiffs- und Hafenarbeiter aus aller Welt niederließen. 1968 folgte Mannheim dem Trend der Containerisierung und baute das erste Containerterminal in einem Binnenhafen. Da die innenstadtnahen Hafenbecken am Handelshafen modernen Schiffsgrößen bald nicht mehr genügten, wurden diese teilweise zugeschüttet. Die derart entstandenen Flächen wurden von hafenwirtschaftlichen Unternehmen genutzt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war, dass die Flächen nicht der Stadt Mannheim, sondern dem Land Baden-Württemberg gehören und somit Interessen der Stadtentwicklung keine Be-

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Abb. 25. Phase II

Abb. 26. Phase III

Abb. 27. Phase IV

Abb. 28. Phase V


rücksichtigung fanden. (Staatliche RheinNeckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH-HGM, 1999 & Sulzmann, 2008) Wirtschaft Der Mannheimer Hafen besteht heute aus vier Häfen mit insgesamt 18 Hafenbecken und gehört zu den wichtigsten Binnenhäfen Europas. Im Jahr 2007 wurden 8,3 Mio. t Güter umgeschlagen. Eine Vielzahl von Firmen hat sich rund um den Mannheimer Hafen niedergelassen und nutzt ihn für den Warenverkehr. Investitionen in Kräne, weitere Containerterminals und andere Ausbauten basieren auf Prognosen, die – trotz derzeitiger Rezession – eine Steigerung des Containerumschlags in Mannheim voraussagen. (Sulzmann, 2008)

Wasserschutz sind. Obwohl die Stadtentwicklung Mannheims nicht zu den Aufgaben der Rhein-Neckar-Hafengesellschaft zählt, ist sie zu kooperativer Zusammenarbeit bereit. So wurden der Stadt beispielsweise Grundstücke in der Hafenstraße für den symbolischen Preis von einem Euro pro Jahr überlassen. Dort stehen heute u.a. der Musikpark und die Popakademie.

Mannheim

Kultur Klassische Bestandteile der Mannheimer Kultur sind z.B. das kurfürstliche Schloss, das von 1720 - 1760 unter den Kurfürsten Carl Philipp (1661 - 1742) und Carl Theodor (1724 - 1799) erbaut wurde, und das Wahrzeichen Mannheims, der Wasserturm. Er wurde 1886 nach den Plänen des Architekten Gustav Halmhuber fertig gestellt. (Stadt Mannheim, 2008)

Verantwortlichkeit Für Verwaltung, Betrieb und alle geschäftlichen Angelegenheiten ist die Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH, die 1990 aus dem staatlichen Hafenamt hervorging, verantwortlich. Sie kooperiert mit den Hafenbetrieben Ludwigshafen, die am westlichen Rheinufer angesiedelt sind. Das gesamte Hafengebiet ist im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Die meisten Flächen unterliegen langfristigen Pachtverträgen, weshalb das Hauptaufgabenfeld der Hafengesellschaft neben der Flächenverwaltung, die Instandhaltung der Infrastruktur und der

schon jetzt Lagerengpässe verursacht, sind derzeit freie Flächen unentbehrlich. Nur wenige Flächen, die für die Hafenwirtschaft nicht länger nutzbar sind, können der Stadt überlassen werden, wie z.B. das Hafenbecken 34. (Sulzmann, 2008)

Abb. 29. Hafenflächen in Mannheim Auch das Musikfestival „Pop im Hafen“ fand mit Unterstützung der Hafengesellschaft statt. Umso kritischer werden deshalb Pläne der Stadt, wie neue Verkehrswege oder Wohnen am Wasser, gesehen, die ohne vorherige Rücksprache mit dem Hafen bekannt gegeben wurden. Durch das erwartete Wachstum, welches zum Teil

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Ein wesentlicher Bestandteil der Kultur in Mannheim sind Museen, z.B. die ReissEngelhorn-Museen, das Landesmuseum für Technik, die Kunsthalle oder der Kunstverein. Die Reiss-Engelhorn-Museen haben sich in den letzten Jahren zu einem international agierenden Museumskomplex entwickelt und sich als wichtiger Ausstellungsstandort und bedeutendes Forschungszentrum etabliert. Der Museumskomplex besteht aus dem Museum für Weltkulturen, dem Zeughaus, dem Schillerhaus, dem Zentrum für Kunstund Kulturgeschichte und dem Zentrum für Archäologie (Rem Mannheim, 2006). Das Landesmuseum für Technik wurde 1990 eröffnet. Es zeigt auf rund 8000 m² die Geschichte der Industrialisierung Süd-


westdeutschlands mit Exponaten, interaktiven Experimenten und Vorführungen (Landesmuseum Mannheim, 2005). Die Kunsthalle wurde 1907 zum 300-jährigen Stadtjubiläum als Ausstellungs- und Galerienbau von Hermann Billing erbaut (Stadt Mannheim, 2008, Kunsthalle Mannheim, 2008). Anschließend wurde die städtische Kunstsammlung dort untergebracht und ein Museum eingerichtet. Die Sammlung der Kunsthalle umfasst eine Vielzahl von Werken (Kunsthalle Mannheim, 2008). Der Mannheimer Kunstverein entstand 1833 und ist damit eine der ältesten und traditionsreichsten Einrichtung dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland. Er präsentiert sich als „Mittler zwischen Kunst und Publikum“. Hauptziel des Vereins ist aktuelle, junge Kunst zu präsentieren und zeitgenössischen Künstlern einen Raum für Ausstellungen und Performances zu bieten. Seit 1993 ist mit der Kulturmeile ein Ausstellungsort unter freiem Himmel hinzugekommen. Auf dem Weg entlang der Kulturmeile befinden sich 60 Skulpturen, 12 Kulturinstitutionen, 26 Galerien und einige historisch oder architektonisch bedeutsame Sehenswürdigkeiten. Weitere Kultureinrichtungen, wie z.B. Theater, tragen zu einem vielfältigen Kulturangebot bei. Allein über 20 Einrichtungen im Bereich Theater und Kabarett sind in Mannheim vertreten. Als Beispiel sei hier das Nationaltheater, oder die Freilichtbühne Mannheim e.V. genannt. (Stadt Mannheim, 2008)

Ein bedeutender Bestandteil der Mannheimer Kultur ist die Musik. Bereits im 18. Jahrhundert kam Mannheim mit dem Entstehen der sogenannten „Mannheimer Schule“ eine bedeutende Rolle der Musikgeschichte zu. Einst ein Orchester, entwickelte sich die Mannheimer Schule durch das Mitwirken bedeutender Musiker jener Zeit zu einer eigenen Stilrichtung, die Einfluss auf die Romantik nahm und die „Wiener Klassik“ inspirierte. Bis heute ist die Musik für Mannheim von großer Bedeutung. Das „Multikulturelle der Stadt inspiriert (...) Musik und Kunst. Menschen aus 168 Nationen prägen Mannheim. Hier ist viel Raum für jeden Lebensstil. Und Anderssein“ (Stadt Mannheim, 2008). Mannheim gilt z.B. als die Wiege des deutschen Soul und Techno. Noch heute bemüht sich die Stadt um Innovationen im musikalischen Bereich; die Entwicklung des Mannheimer Modells war ein Schritt in diese Richtung. Sie sind Ausbildungsstätte und Existenzgründerzentrum für die Musikszene von morgen. (Stadt Mannheim, 2008) Das Angebot an Ausgehmöglichkeiten in Mannheim besteht aus verschiedenen Einrichtungen mit unterschiedlichen Musikschwerpunkten und Programmen, wie z.B. die Alte Feuerwache, ein Veranstaltungshaus für Konzerte, Theaterstücke und Feste, oder die SAP Arena, die „großen Musikern“ Platz für mehrere tausend Zuhörern bietet. Diese verteilen sich in

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ganz Mannheim – konzentrieren sich jedoch in der Innenstadt. Dieser kulturelle Hintergrund schafft die Grundlage für die Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt 2020. Dass Mannheim bereits einiges an „kulturellen Ereignissen, Einrichtungen und Initiativen zu bieten hat, zeigt der (...) Kulturbericht für das Jahr 2007“ (Stadt Mannheim, 2008). Die Mannheimer zeigen Interesse am kulturellen Geschehen in ihrer Stadt. „Mit Ausgaben in Höhe von 115,10 Euro pro Einwohner für Kultur liegt Mannheim laut Kulturfinanzbericht im nationalen Ranking auf Platz 8 von 26 Städten in der Größenordnung zwischen 200.000 bis 500.000 Einwohner“ (Stadt Mannheim 2007).

Leitprojekte und Leitbilder 2007 feierte die Stadt Mannheim ihr 400jähriges Stadtjubiläum. Nahezu alle Projekte des letzten Jahrzehnts wurden mit dem Ziel angegangen zum Stadtjubiläum das lokale, regionale sowie überregionale Image der Stadt zu verbessern. Zu diesem Zweck strebte eine Vielzahl der Projekte eine optische Aufwertung Mannheims an. Im Rahmen dessen wurde die Schlossgartenpromenade vom Hauptbahnhof zur Universität - eine der Hauptachsen für Besucher der Stadt - neu gestaltet und andere repräsentative Orte, wie der Alte Messplatz, aufgewertet. Für ein positiveres Erscheinungsbild am „Stadttor“ Haupt-


bahnhof entstanden Pläne für den Neubau eines ganzen Quartiers (MA21). Für repräsentative Zwecke und zum Ausbau der Strahlkraft auf die Region wurde zum einen das neue Kongresszentrum Rosengarten mitten in der Innenstadt Mannheims umgebaut. Zum anderen entstand die SAP-Arena. Überregional bedeutsame Sportveranstaltungen wie Bundesligahandball und –Eishockey wurden zum festen Bestandteil des Mannheimer Veranstaltungskatalogs. Des Weiteren gaben sich international bekannte Künstler wie z.B. Coldplay auf ihren Deutschlandtourneen die Ehre in der modernen Arena aufzutreten. Um Besuchern die Anreise nach Mannheim zu erleichtern, verbesserte Mannheim seine Verkehrsanbindung. Durch den Bau der neuen Westtangente wurde die Erreichbarkeit des Mannheimer Zentrums verbessert. Gleichzeitig nimmt diese Westumgehung reinen Durchfahrtsverkehr aus der Innenstadt und den innenstadtnahen Stadtteilen heraus. Die Stadt erkannte, dass der innenstadtnahe, aber vernachlässigte Stadtteil Jungbusch, viel Potential für die gesamtstädtische Entwicklung birgt. Mit dem Musikpark, einem Studentenwohnheim und der Popakademie wurden neue Impulse für die Stadtentwicklung im Jungbusch und in ganz Mannheim gesetzt. Diese Entwicklung stellt eine der wenigen Konstanten über das Stadtjubiläum 2007 heraus dar.

Mannheim

Die meisten der Projekte des letzten Jahrzehnts standen im Zeichen des Jubiläums; nach 2007 herrschte in der Planung eine gewisse „Leere“. Der zentrale Ansatzpunkt der Stadtentwicklung – das Jubiläum – hatte seine Gültigkeit verloren. Die Stadt Mannheim ist bis heute auf der Suche nach einem Leitbild für die Zukunft. Mannheim hat sich zum Ziel gesetzt bis 2013 ein neues Leitbild für die Stadt zu finden. Zwei Ansätze sind bereits entstanden. Zum einen besteht die Überlegung endlich das Potential der besonderen Lage an den zwei Flüssen Rhein und Neckar zu Nutzen. In anderen Städten wurde die Lage am Wasser bereits für die Stadtentwicklung verwendet. Zum anderen hatte die Initiierung des Mannheimer Modells erste Effekte auf die Stadt; vor allem im Stadtteil Jungbusch sind erste Aufwertungen auszumachen. Durch den Ausbau und die weitere Unterstützung der Musikwirtschaft, besteht die Chance, überregional als Musikstadt das bisher tristes Image abzulegen. Gleichzeitig kann Mannheim mit dieser Entwicklung einen neuen Wirtschaftszweig etablieren und ist in der Zukunft gut in der Städtekonkurrenz aufgestellt. Im Folgenden werden die, für das Untersuchungsgebiet relevante, bereits bestehende Handlungsempfehlungen vorgestellt.

Sanierungsvorschlag Jungbusch „PLANzeit“ Zum Stadtjubiläum Mannheim 2007 beabsichtigte die Stadt die städtebauliche Aufwertung und Entwicklung des Stadtteils Jungbusch und des Verbindungskanals. Das an den Hafen angrenzende Gebiet befindet sich nordwestlich im direkten Anschluss an die Innenstadt, wird jedoch durch den mehrspurigen Stadtring von ihr abgetrennt. Auf Antrag der Stadt Mannheim wurde das Projekt in das BundLänder- Sanierungsprogramm „Stadt- und Ortsteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt“ im Jahr 2003 mit Städtebauförderungsmitteln von 2,10 Mio. € aufgenommen. Mit der Durchführung von vorbereitenden Untersuchungen wurde das Stuttgarter Büro PLANzeit beauftragt. Mit einem zunehmenden Strukturwandel seit den 90er Jahren vollzog sich im Stadtteil Jungbusch eine negative Entwicklung. Brachflächen und ungenutzte Gebäude dokumentieren den Verfall, der mit fehlender Investitionsbereitschaft sowohl von Seiten der Stadt, als auch von privaten Investoren einherging. Dies erzeugte ein negatives Image nach außen und ist bis heute Grund für Unzufriedenheit im Stadtteil. (siehe Raumstrukturkartierung „Jungbusch“) Als Schnittstelle zwischen Innenstadt und Hafen fällt dem Stadtteil Jungbusch jedoch eine bedeutende Rolle für die inner-

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städtische Entwicklung zu. Eine Inszenierung der Freiräume an Rhein und Neckar, sowie des Kanalufers soll zur sozialen Stabilisierung und visuellen Aufwertung des multiethnischen Wohnquartiers beitragen. Eine zurückgehende hafenspezifische Nutzung des angrenzenden Kanals und der zunehmende Strukturwandel im Stadtteil eröffnen Perspektiven für eine grundlegende Neuordnung. Als erforderliche Ansatzpunkte für eine positive Entwicklung des Stadtteils Jungbusch wurden in der Voruntersuchung folgende Punkte formuliert: - Aufhebung der stadträumlichen Isolation - Nutzung unausgeschöpfter Entwicklungspotenziale und Schaffung fehlender Entwicklungsperspektiven - Strukturwandel mit der Folge aufgelassener und untergenutzter Flächen sowie Brachen, dagegen hohe Dichte im Quartier mit ökologischen und hygienischen Problemen im Wohnumfeld - hohe Verkehrsbelastung und Schallschutzprobleme, Defizit an öffentlichen Stellplätzen, Gestaltungsdefizite im öffentlichen Raum. Die Analyse hat ein breites Spektrum an Sanierungsansätzen erkennen lassen. Die städtebauliche Aufwertung des Gebiets allein aus öffentlichen Mitteln ist nicht möglich. Ziel ist, kurzfristige Maßnah-

Abb. 30.PLANzeit Neuordnungskonzept

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men mit Anschubwirkung für langfristige Investitionen und Planungsabsichten zu realisieren. Das Büro PLANzeit schlägt deshalb folgende investive und nicht-investive Maßnahmen vor. Für eine bessere und attraktivere Erreichbarkeit der nördlichen Randzone am Jungbusch-Neckarvorland ist die Neuerschließung und Neubebauung unterentwickelter Flächen, sowie eine verbesserte Freiflächenvernetzung, v.a. zwischen Verbindungskanal und Neckarufer, unerlässlich. Damit besteht die Chance eine markante Eingangskulisse aus Sicht der ICE-Trasse zu schaffen. Für den Südteil des Verbindungskanals ergibt sich durch seine Nähe zum Verkehrsring der Innenstadt ebenfalls eine repräsentative Lage; die Hochschule befindet sich in der Nähe. Heute befindet sich dort bereits ein Verwaltungsgebäude des Studentenwerks. Der steigende Flächenbedarf der expandierenden Fakultäten legt eine Entwicklung zu einem Universitätscampus am Kanal nahe. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die verkehrliche Entlastung. Vor allem die Verminderung des Durchgangsverkehrs im nördlichen Bereich des Jungbusch steht im Mittelpunkt. Des Weiteren sollen markante Stadteingänge geschaffen werden und der noch untergenutzte Quartiersplatz als „Neue Mitte“ für den Jungbusch fungieren. Die Aufnahme in das Programm „Die So-

Mannheim

ziale Stadt“ bietet die Chance den Quartiersentwicklungsprozess stärker mit dem Sanierungsprozess zu koppeln. Die gesamtstädtisch relevanten Entwicklungsabsichten dürfen einer nachhaltigen Quartiersentwicklung nicht entgegen stehen. Zwar soll die Aufwertung des Quartiers neue Bevölkerungsgruppen anziehen, jedoch ohne soziale Spannungen und Verdrängungen zu bewirken. Außerdem muss die wirtschaftliche und kulturelle Kraft des Quartiers gesichert werden, damit der Aufwertungsprozess nicht gefährdet wird und die Bewohner selbst Teil des Prozesses werden können. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist zum einen die Erstellung einer Promenade am Verbindungskanal. Durch Neugestaltung und Befestigung in Verbindung mit Möblierungselementen, Anpflanzungen sowie einer neuen Beleuchtung sollen vielfältige Aufenthaltsqualitäten geschaffen werden. Aus finanziellen Gründen beschränkte sich die Erstellung bis zum Jahr 2007 auf den nördlichen Teil der Promenade. Zum anderen soll die Hafenstraße als das Rückgrat des Stadtteils umgestaltet werden. Eine zum Flanieren und Verweilen einlandende Flächengestaltung, zurückhaltende Straßenmöblierung und Materialwahl sowie eine effektvolle Beleuchtung soll den „Boulevardcharakter“ betonen. Die Randbebauung der Hafenstraße ist zu modernisieren, um sie vor Substanzverlusten zu bewahren. Der Standort soll so attraktiv für Neuansiedelungen gemacht werden,

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v.a. für durchmischte tertiäre Nutzungen, eine interkulturelle Gastronomieszene und Gründerinitiativen der Musikindustrie. Kulturelle Aktivitäten und künstlerische Projekte können ebenfalls einen begleitenden Beitrag zur Gebietserneuerung leisten und neue Vorstellungen vom Leben und von Plätzen und Freiräumen im Quartier erzeugen. Für die sich etablierende Musikszene ist dies eine Möglichkeit, sich die Potenziale des Standorts nutzbar zu machen und den Stadtteil zu beleben. Beispielhaft werden z.B. die temporäre Nutzung von erdgeschossigen Ladenlokalen durch künstlerische Aktivitäten, die Inszenierung industrieller Denkmale am Kanal durch Illuminationen und akustische Effekte, sowie die Förderung einer interkulturellen Gastronomie- und Lifestyle-Szene genannt. Mit der Erstaufnahme des Projekts sind wenige Maßnahmen vorgesehen bzw. realisiert worden. Dazu gehören: - ein Angebot an Räumlichkeiten für bürgerschaftliche Aktivitäten in der Turnhalle „plus X“ - die Schaffung weiterer öffentlich zugänglicher sowie informeller Räume für das Quartiersleben, z.B. die Promenade - die Verbesserung der Wohnraumversorgung im „bezahlbaren“ City-Randgebiet und - die Förderung des inter-kulturellen Zusammenlebens. Das Konzept des Büros Planzeit beinhaltet


gute Ideen und Ansätze für eine Stadtteilaufwertung des Stadtteils Jungbusch. Allerdings sind die Teilprojekte teilweise sehr unkonkret gehalten, sodass eine Realisierung unwahrscheinlich ist.

Verknüpfung Schwerpunkt Naturschutz Schwerpunkt Landschaft und Erholung Neue Wasserlagen Schwerpunkt Urbaner Freiraum Schwerpunkt Freizeit Schwerpunkt Hafen und Gewerbe Raumtypen

blau_mannheim_blau Das von der Stadt Mannheim in Auftrag gegeben Konzept „blau_mannheim_blau“ ist ein Entwicklungskonzept für die Freiräume an Rhein und Neckar. Das Konzept wurde anlässlich des 400-jährigen Stadtjubiläum Mannheims im Jahr 2007 erarbeitet. Bestehende Mängel in der Freiraumgestaltung sollten aufgedeckt und behoben, Potenziale aufgezeigt und gestärkt werden. Die Stadt soll von ihrer Lage profitieren und die Besonderheit der Zwei-Fluss-Lage nutzbar gemacht werden. Geschaffen werden soll eine Verbindung von Stadt und Fluss.

Knotenpunkt aufwerten/klären Freiraumverknüpfung schaffen Freiraumverknüpfung aufwerten

Wegeverbindung am Wasser ermöglichen

Freiraumverknüpfung vorhanden Verknüpfung in andere Freiräume

Quartiersanbindung verbessern

SANDHOFEN

sonstige Flächennutzung Vom Wald ans Wasser

Als Handlungspunkte wurden „Naturschutz“, „Landschaft und Erholung“, „Neue Wasserlagen“, „Urbaner Freiraum“ oder „Freizeit“ genannt. Wichtig ist die Vernetzung der jeweiligen Freiräume, um eine ganzheitliche Freiraumkonzeption für

Wohnquartier

Altrhein: Runter ans Wasser

Grünzüge und andere wichtige Freiräume Bahnflächen

BASF

Roche

Strand+Berge Uferpark Müllberg

Chemie im Blick

Industriehafen

BASF

Landmarke Kurpfalz-Eck NECKARSTADT Hafensafari im Handelshafen

Herzogenriepark

Abschluss und Anknüpfung Kurpfalzachse FEUDENHEIM Sportpark Pfeifferswörth

Willkommensplatz Haus Oberrhein

Das Konzept „blau_mannheim_blau“ betrachtet verschiedene Räume in Mannheim: Die Friesenheimer Insel im Norden Mannheims, das an die Innenstadt angrenzende Neckarufer sowie der Verbindungskanal als „Urbanen Fluss“, der Fortlauf des Neckars, der Central Park Rhein und im Süden der Stadt die Reißinsel.

temporäre Erschließung über Führungen/Aktionen

Käfertaler Wald

Luisenpark Schlossgarten OSTSTADT

Stadtpark Ludwigshafen

LINDENHOF SECKENHEIM NECKARAU

Auwaldsafari auf der Reißinsel Waldpark Relaunch Strandbad

GKM

Trittbrett zur Blauen Adria?

Die Seiten wechseln – regionale Freiraumanbindung Altrip RHEINAU

Rheinauhafen = Hafen der Zukunft

Abb. 31. blau _ mannheim _ blau

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die Stadt Mannheim zu entwickeln. Ein neues Parkverständnis für die Stadt soll geprägt werden, das Wirtschaft und Landschaft miteinander in Einklang bringt. Die Freiräume sollen das Kernstück des Regionalparks der Metropolregion RheinNeckar werden. Mit einer Tandemstrategie aus Bürgerbeteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und akteursbezogener Planung soll schrittweise eine „Flusskultur“ entwickelt werden. Ziele sind die Inszenierung der Stadt, das Schaffen neuer Frei- und Erlebnisräume, zum Zweck der Attraktivierung neuer Standorte für qualitativ hochwertiges Wohnen und Arbeiten. Entwicklungskonzept Innenstadt (EKI) Das „EKI-Mannheim ist ein mehrstufiger Planungs- und Beteiligungsprozess, in den zusammen mit interessierten Mannheimer Bürgerinnen und Bürgern, der Verwaltung sowie Initiativen und Verbänden übergreifende Konzepte und Perspektiven, aber auch konkrete Ideen und Maßnahmen für die Mannheimer Innenstadt entwikkelt werden. In fünf Ideentischen wurden aktuelle Themenfelder aufgeworfen und diskutiert. Ausgangspunkt war die Fragestellung, wie sich die Innenstadtentwicklung in Zukunft ausrichten soll und durch welche Projekte sie an Profil gewinnen kann.“ Der strategische Entwicklungsgedanke des EKI- Prozesses basiert auf der Identifizie-

Mannheim

rung von Spannungsfeldern. Ein Großteil der Spannungsfelder ist in den Randlagen der Innenstadt zu verorten. Dabei legt das EKI den räumlichen Schwerpunkt auf die Flusslage zwischen Rhein und Neckar, sowie auf die bisher unbesetzten, programmatisch offenen Räume und Nischen an den Stadträndern. Das EKI strebt an, diese Räume zu Testfeldern für die Aneignung öffentlichen Raums und neuer Nutzungscluster zu entwickeln. (Stadt Mannheim, 2007) Im Folgenden werden die verschiedenen Spannungsfelder kurz erläutert. Boulevard: Der Kaiserring soll zu einem repräsentativen Boulevard umgestaltet werden. Eine Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Friedrichsplatz soll geschaffen werden, welche mit verschiedenen Anziehungspunkten urbanes Leben entfaltet. Perspektive Rhein: Das EKI beabsichtigt eine Verzahnung von Stadt, Grün und Wasser. Es sollen attraktive, durch Grün geprägte Wege zwischen Quadraten und Rhein sowie die Aufwertung des Schlossgartens als wichtige innerstädtische Grünfläche entstehen. Integration: Die Idee der „Integration“ will die direkt benachbarten Quartiere Jungbusch und das Filsbachquartier sowohl räumlich als auch programmatisch vereinen. Stadtteilübergreifende Netzwerke und attraktive Querungsmöglichkeiten über den Luisen-Ring sowie die Entwick-

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lung der Jungbuschstraße sollen dies ermöglichen. MetroPole: Der Handlungsschwerpunkt „MetroPole“ will eine Verbindung zwischen der innenstädtischen Fußgängerzone rund um „Planken“ und „Breite Straße“ mit den umgebenden Quartieren schaffen und unterschiedliche Einkaufsund Freizeitorte zu einer urbanen „Erlebnislandschaft“ vernetzen. KulturQuadrate: Die Leitvision der „KulturQuadrate“ will die Quadrate als Orte der Mannheimer Geschichte und Kultur wieder in den Fokus rücken. Es soll eine „Perlenkette der Kultur“ entstehen, die mit der restlichen Innenstadt und den außerhalb liegenden Kultureinrichtungen vernetzt wird. Nachbarschaft: Die Leitvision „Nachbarschaft“ fokussiert die soziale Vernetzung in den Unterstädten. Ziel ist die Stärkung der individuellen Identität der einzelnen Stadtquartiere durch ökonomische, kulturelle, integrative und investigative Maßnahmen. Brückenschlag: Die Idee des „Brückenschlags“ will eine Verbindung des Alten Messplatzes und der Neckarstadt mit den Innenstadtquadraten herstellen und ein urbanes Feld aufspannen, das in eine erlebnisreiche Flusslandschaft mit Schutz- und Renaturierungsflächen, aber auch Räumen für Naherholung und Freizeitattraktivitäten eingebettet ist. (ebda)


Abb. 32. Spannungsfelder des EKI

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Mannheimer Modell Anlass Mannheim ist eine strukturschwache Region und qualifizierte sich deshalb für das EU-Förderprogramm „Ziel 2“. Dieses hat die Aufgabe, regionale Entwicklungsunterschiede auszugleichen und Maßnahmen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von Regionen mit rückläufiger Entwicklung zu fördern. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Förderung von wirtschaftlichen Aktivitäten und die Ansiedlung von Unternehmen in einem attraktiven Umfeld sowie auf die Sanierung industrieller Standorte und vernachlässigter städtischer Gebiete. In den benachteiligten Gebieten werden Investitionen in die gewerbliche Wirtschaft und lokale Infrastrukturen angeregt, um dauerhaft Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. (Stadt Mannheim, 2008) Die Stadt hat das Potenzial erkannt, dass sich aus Musik- und Kreativwirtschaft schöpfen lässt. Mannheim hat sich für eine gezielte Popkulturförderung entschieden. Ziel ist nicht nur die Kultur zu fördern, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen. Dieser Ansatz stützt sich dabei auf eine reiche Musikgeschichte, angefangen bei der Mannheimer Schule des 18. Jahrhunderts bis zu der heutigen lebendigen und erfolgreichen Musik- und Kreativszene – Xavier Naidoo und die „Söhne Mannheims“ sind

Mannheimer Modell

lediglich zwei bekannte Namen der Mannheimer Szene. Die Stadt hat sich zur Aufgabe gemacht, durch eine breite Musikförderung ein ausgedehntes Netzwerks auszubauen, das neben den musikalischen auch die wirtschaftlichen Aspekte der Branche berücksichtigt. Bekannt geworden ist dieses Konzept unter dem Namen „Mannheimer Modell“.

Das Mannheimer Modell Das Mannheimer Modell ist ein ganzheitliches Popmusik-Netzwerk, das neben künstlerischen insbesondere den wirtschaftlichen Aspekt von Musik berücksichtigt. Das Modell stützt sich auf drei Säulen: Die Popakademie Baden-Württemberg, die als Ausbildungszentrum fungiert; dem Existenzgründerzentrum Musikpark Mannheim² und die gezielte kommunale Popförderung koordiniert durch den Beauftragten für Musik und Popkultur der Stadt Mannheim. Des Weiteren steht das Mannheimer Modell in enger Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Künste. Zu Zwekken des Stadtmarketing nutzt Mannheim die Namen national bekannter Mannheimer Künstler der Popmusikszene. (Stadtmarketing Mannheim GmbH, 2008)

Die Popakademie BadenWürttemberg Im Jahre 2003 wurde die Popakademie Baden-Württemberg vom Land in einer

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„Privat Public Partnership gegründet“. ”Sie ist bundesweit das einzige Institut in seiner Branche mit der Zielrichtung, Kreativität und wirtschaftliche Praxis zu verknüpfen. Dies wird insbesondere durch die Zusammenarbeit von Partnern aus Politik, Medien und Wirtschaft ermöglicht“, so der ehemalige Staatsminister Christoph Palmer in einer Pressemeldung des Landes Baden-Württemberg. Zu den Gesellschaftern gehören das Land BadenWürttemberg, die Stadt Mannheim, der Südwestrundfunk, die Landesanstalt für Kommunikation, Universal Music und einer Mannheimer Unternehmergruppe. Im deutschsprachigen Raum bietet die Popakademie bisher die einmalige Möglichkeit einer staatlichen Ausbildung in den Studiengängen Musikbusiness und Popmusikdesign. Vernetzt ist sie in ganz Europa durch das Projekt „MU:ZONE Europe“ mit zwölf Partnern in sieben europäischen Ländern. Die Studierenden lernen und arbeiten in innovativen Projekten mit Partnern wie Universal Music, musicload, SWR, BigFM oder Sony/ BMG. (Popakademie Baden-Württemberg GmbH, 2008)

Der Musikpark Mannheim² Der Musikpark Mannheim² wurde 2004 gegründet. Er ist das erste Start-Up-Center für die Musikbranche in Deutschland und das größte Existenzgründerzentrum der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Leistungsangebot umfasst subventionierte


Mietflächen, die Bereitstellung gemeinsamer Infrastruktur, das aktive Einbinden in Netzwerke, intensive persönliche Beratung bis hin zur Vermittlung von Aufträgen. Vier Jahre nach der Eröffnung wurde das Flächenangebot auf ein benachbartes Gebäude erweitert. Momentan finden 60 Unternehmen mit rund 200 Arbeitsplätzen auf 6.000m² im Musikpark Platz. „Neben dem „creative core“, also den Künstlern, Bands und Produzenten sind die „creative professionals“ die Zielgruppe der Existenzgründungsförderung des Musikpark Mannheim². Hierunter versteht man Unternehmen, die sich mit der Vermarktung, dem Verkauf, dem Layout, den Veranstaltungen, den rechtlichen und finanziellen Belangen, den Websites und Internet-Portalen, der Promotion und dem Sponsoring der „Kreativen“ befassen“ (Musikpark Mannheim GmbH 2008). Damit präsentiert sich der Musikpark Mannheim als Teil eines der leistungsfähigsten und vielfältigsten Musikwirtschaftscluster Deutschlands, das nahezu die vollständige Verwertungskette der Musikwirtschaft umfasst.

Der Beauftragte für Musik und Popkultur Die Stelle des Beauftragten für Musik und Popkultur wurde 2001 auf Initiative des Kulturdezernats ausgeschrieben. Seit März 2007 besetzt Sebastian Dresel diese Stelle mit Sitz im Musikpark Mannheim². Er ist eine Person mit Schanierfunktion und so-

mit die Schnittstelle zwischen allen institutionalisierten und freien Aktivitäten in der Mannheimer Popkulturszene und darüber hinaus. In der Stellenanzeige wurde deshalb nach einer „Persönlichkeit mit profunden Kenntnissen der bundesweiten und lokalen Szene“ gesucht, „die für das Thema Musik und Popkultur steht“ (leitmotiv Dirk Brünner & Frank Maier GbR 2008). Sebastian Dresel ist von der Stadt angestellt und direkter Ansprechpartner für die Szene, wie auch für die Verwaltung – er vermittelt in beide Richtungen. Seine weiteren Aufgaben sind die Weiterentwicklung des Mannheimer Modells und die Stärkung der Zusammenarbeit von Veranstaltern, Gastronomen, Musikern, Künstlern, Kreativen. (Stadtmarketing Mannheim GmbH 2008)

Ziel Das Ziel des Modells ist es, Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Ansiedlung von musikwirtschaftlichen Unternehmen in Mannheim zu schaffen und langfristig junge Talente und Unternehmen zu fördern. Die Popmusik wird in erster Linie als Wirtschaftsfaktor betrachtet. Nach dem Wirtschaftsförderprogramm „Ziel2“ hat sich Mannheim auch für das darauf aufbauende EU-Strukturförderprogramm 2007-2013 qualifiziert. Ein wichtiger Bestandteil dabei wird sein, die Mannheimer Musikwirtschaft weiter auszubauen, um den Aufbau des neuen Wirtschaftszweiges zu festigen.

kommunale Popföderung

Beauftragter für Musik und Popkultur

Musikpark Mannheim

Popakademie Baden Würtemberg

Existenzgründerzentrum

Ausbildungszentrum

87


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Raumstrukturkartierung

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Wahl der Untersuchungsgebiete Die Recherche zu den Bedürfnissen kreativer Milieus hat ergeben, dass für eine kreative Branche wie die Musikwirtschaft v.a. aneignungsfähige, flexible Räume mit besonderem Charakter zu günstigen Preisen benötigt werden, die u.a. auf industriellen oder auch hafenwirtschaftlichen Brachflächen zu finden sind. Des Weiteren ist eine räumliche Nähe zu den bereits vorhanden musikwirtschaftlichen Strukturen von großer Bedeutung (siehe „Regionale Wirtschaftsstrategien“). Daher wurden als Beobachtungsgebiete Stadtteile und Hafengebiete in direkter Umgebung zu Popakademie und Musikpark ausgewählt. Es handelt sich um industriell und gewerblich genutzte Gebiete v.a. um Hafenflächen. Beispiele aus anderen Städten zeigen, wie ehemalige Hafenflächen und hafennahe Gebiete erfolgreich zu Standorten für kreativ Beschäftigte entwickelt wurden (siehe „Konversion von Hafenflächen“).

Untersuchungsgebiete Die Wahl der Untersuchungsgebiete fiel auf:

• den angrenzenden Stadtteil Neckarstadt West, „ein lebendiger und urbaner Stadtteil voller kultureller Vielfalt [...] (dessen) multikulturelle Atmosphäre das Quartier zur Heimat für viele Familien, Studenten und Künstlern gemacht hat“ (Quartiermanagement Neckarstadt-West, 2009), wo sich in der Industriestraße mit einigen Clubs bereits eine Entwicklung musikwirtschaftlicher Strukturen vollzogen hat • die Friesenheimer Insel mit weitläufigen Freiflächen und Teile des Stadtgebiets Waldhof • und der Mühlauhafen, ein direkt an den Jungbusch angrenzendes Hafengebiet.

Untersuchungskriterien Untersucht wurden die Gebiete unter folgenden Kriterien: • Sind bereits musik-/kreativwirtschaftliche Strukuren vorhanden? • Bieten die Gebiete Entwicklungs- bzw. Weiterentwicklungspotenziale für die Musikwirtschaft, in Form von Freiflächen, nutzbarem Gebäudebestand, Lage und Integration im städtischen Kontext und attraktiver Atmosphäre und Umgebung? • Welche Nutzungen sind vorstellbar?

• den Stadtteil Jungbusch, wo sich Musikpark und Popakademie befinden; Das Viertel galt lange Zeit als Problemstadtteil mittlerweile ist ein Wandel erlebbar.

Wahl der Untersuchungsgebiete

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Untersuchungsgebiete MaĂ&#x;stab 1 : 50.000

Friesenheimer Insel IndustriestraĂ&#x;e

Handelshafen

Jungbusch

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Friesenheimer Insel

Friesenheimer Insel MaĂ&#x;stab 1 : 25.000 2 4

1

3

Friesenheimer Insel

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1. industrielle Landschaft

2. SCA Werk mit angrenzender Wohnnutzung

3. Fläche am Hafenbecken 34

4. Überschwemmungsfläche am Rheinufer

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Friesenheimer Insel Die Friesenheimer Insel liegt nördlich des Neckars und wird von Rhein und Altrhein umflossen. Die Insel gehört zum Stadtteil Neckarstadt-West. Das gesamte Beobachtungsgebiet ist industriell geprägt. Direkt auf der Insel dominiert zum einen ein großes Industriegebiet mit abgeschlossenen Baustrukturen und wenig Freiraum. Es ist kein Leerstand zu erkennen und die Gebäude sind für die industrielle und gewerbliche Nutzung in gutem Zustand. Zum anderen wird ein großer Teil des Gebiets als Entsorgungszentrum genutzt und ist Standort für ein Biomassenkraftwerk (MVV Energie AG, 2009). Der Blick von der Schlackeanlage auf die Friesenheimer Insel verdeutlicht diesen industriellen Charakter. Direkt am Rheinufer findet sich ein Überschwemmungsgebiet. Dies wird als Naherholungsgebiet genutzt und bietet eine beeindruckende Kulisse mit den viel beleuchteten Anlagen von BASF auf der gegenüberliegenden Rheinseite (Ludwigshafen). Im Bereich Waldhof steht ebenfalls die industrielle Nutzung im Vordergrund. Allerdings sind hier auch Wohngebiete angesiedelt, die historisch gesehen Arbeiterwohnungen des Hafens und der Industrie sind. Größtes Unternehmen mit direkt angrenzender Wohnnutzung ist

Friesenheimer Insel

in diesem Bereich SCA Hygiene Paper GmbH (früher: Zellstofffabrik Waldhof – ZeWa Taschentücher). Hier findet sich eine weitläufige Freifläche ohne erkennbare Nutzung. Im südlichen Bereich, in der Verlängerung der Industriestraße, befindet sich ein altes und kleines Hafenbecken (Hafenbecken 34). Dies ist mittlerweile ungenutzt und abgesperrt. Es grenzt direkt an Wohngebiet an.

Ergebnis Die Freiflächen bieten sich grundsätzlich alle für eine alternative Nutzung an. Hierbei müssen aber verschiedene Abstufungen getroffen werden. Die Freifläche im Bereich der SCA Hygiene Paper GmbH lässt sich relativ frei nutzen. Allerdings liegt die Fläche weit entfernt von den bisherigen musikwirtschaftlich genutzten Bereichen Mannheims, sodass sich nur schwierig eine Verbindung dorthin aufbauen ließe. Bei dem Hafenbecken 34 handelt es sich um eine für die Musikwirtschaft eingeschränkt nutzbare Fläche. Die umliegenden Wohnhäuser und der Altrhein begrenzen das Gebiet. Durch das Wohngebiet ist eine lärmintensive Nutzung nicht möglich. Die als Naherholungsgebiet dienende Überschwemmungsfläche liegt in der Nähe der vorhandenen Musikstrukturen. Durch die phasenweise Überschwemmung lassen sich in diesem Gebiet keine

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dauerhaften Nutzungen ansiedeln. Die Überschwemmungsfläche bietet sich aber für eine temporäre, eventartige Nutzung mit eindrucksvollem Ausblick an.


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Industriestraße

Industriestaße Maßstab 1 : 25.000

1 2

3 4 Industriestraße

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1. Industriestraร e

2. Bestehende Clubs

3. Wohngebiet am nรถrdlichen Neckar Ufer

4. durchmischte Nutzung

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Industriestraße

Ergebnis

Die Industriestraße befindet sich auf dem Gebiet des Industriehafens, einem der vier Mannheimer Hafengebiete am nördlichen Ufer des Neckars, dem Handelshafen gegenüber. Im Süden grenzt sie an den Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West an.

Mehrere brachliegende Objekte und Flächen, die für die kreative Szene interessant wären, sind in der Industriestraße vorhanden. Dieses Gebiet wäre v.a. für lärmintensive Nutzungen gut geeignet (z.B. für Konzert-Locations und Clubs), da es keine direkten Anwohner gibt, die sich gestört fühlen könnten. Weiterhin ist die Industriestraße gut erreichbar. Sie ist nahe an den Studentenvierteln NeckarstadtWest und Jungbusch gelegen. Die Existenz zweier beliebter Musikclubs in der Industriestraße legt einen Ausbau dieses Ansatzes nahe.

Nach einer Erkundung des überwiegend von industrie- und gewerbegeprägten Industriehafens, wurde der Fokus auf einen Teil des Gebietes, die Industriestraße, gelegt. Die Straße ist v.a. tagsüber Verkehrsweg für LKWs, die Gebäude der Straße werden hauptsächlich als Lagerfläche, von handwerklichen Betrieben und Mittelstandsunternehmen genutzt. Zudem hat in der Industriestraße bereits eine Ansiedlung von musik- und kreativwirtschaftlichen Einrichtungen stattgefunden. Dazu gehören u.a. eine Firma für Mode und Design mit eigenem Label, ein großes Musikgeschäft, sowie Musikclubs wie u.a. der „7er Club“, das „Rude 7“ und das Playa del MA, ein Beachclub. Auch das Mannheimer Rotlichtviertel befindet sich in der Nähe der Industriestraße. An der Wasserkante im Osten der Industriestraße befindet sich ungenutztes Gebäude und auch gegenüber vom „7er Club“ bietet eine Lagerhalle mehrere tausend Quadratmeter freie Fläche.

Industriestraße

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Handelshafen Mannheim MaĂ&#x;stab 1 : 25.000 2 4 3

1

Handelshafen Mannheim

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1. M端hlauhafen

2. Industrielle Nutzung

3. Wohngebiet

4. Industrielle Nutzung

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Handelshafen Mannheim Der Mannheimer Handelshafen ist einer von vier Häfen im Stadtgebiet. Dieser teilt sich in die Bereiche Stromhafen Rhein, Mühlauhafen (mit Container-Terminal), Stromhafen Neckar, Alter Zollhafen und Verbindungskanal (Rings, 2003). Der Handelshafen grenzt nordwestlich an die Innenstadt und den Stadtteil Jungbusch, wobei der Verbindungskanal die Grenze bildet. Am nördlichen Bereich des Gebiets mündet der Neckar in den Rhein. Der Handelshafen ist trotz Nähe zur Innenstadt von dieser isoliert, da er von allen Seiten von Wasser umgeben und nur durch wenige Zugangsbrücken erreichbar ist. Seine Gestalt ist funktionsbestimmt; Der Hafen nutzt die Flächen stark. Das bedeutet, dass sich breite und weitläufige Verkehrstrassen, große Flächen für die Container-Lagerung, Lagerhallen, sowie gewerbliche und industrielle Betriebe befinden. Einige Flächen des Handelshafens sind in Besitz der Deutschen Bahn AG, auf denen ein hoher Güterumschlag stattfindet. (Sulzmann, 2008) Außer gelegentlichem LKW-Verkehr und vereinzelten Fußgängern (Berufstätigen) erfährt dieser Ort keine Belebung, wodurch die Aufenthaltsqualität sehr gering ist. Auf den überwiegend industriell genutzten Flächen sind auch historisch entstandene Wohnräume

Handelshafen Mannheim

auszumachen. Die von der Nachkriegsarchitektur geprägten Zeilenbauten sind ehemalige Wohnstätten für Hafenarbeiter und beherbergen heute überwiegend Migranten. (Sulzmann, 2008) Die Lage dieser Wohnungen ist ziemlich isoliert, zumal es keine Versorgungseinrichtungen in nächster Nähe gibt. Zu den Häuserzeilen gehören einige Schrebergarten-Parzellen. Bei der Untersuchung des Gebietes Handelshafen war es aufgrund der Unbelebtheit, der ausgeprägten hafenwirtschaftlichen Nutzung und der schwierig einsehbaren Gebäude nicht leicht Leerstände zu erkennen; ein Großteil der Gebäude dient als Lagerfläche. In einigen Backsteingebäuden konnten Leerstände festgestellt werden.

Ergebnis Der gesamte Handelshafen wird hafenwirtschaftlich intensiv genutzt. Die Flächen entlang des Verbindungskanals, die sich am gegenüberliegenden Ufer von Popakademie und Musikpark befinden, wären allein durch diese unmittelbare Nähe zu den bereits bestehenden Musikstrukturen sehr attraktiv als Entwicklungsflächen für die Musik- und Kreativwirtschaft. Die Backsteingebäude bieten sich aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage von der Innenstadt und dem Jungbusch nur sehr bedingt als potentielle Flächen für Musik- und Kreativwirtschaft an.

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Jungbusch

Jungbusch MaĂ&#x;stab 1 : 25.000

3 4

Jungbusch

2 1

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1. industrielle Blick in die Landschaft Quadrate

2. Atelier im Hinterhof

3. Kauffmannsm체hle, 3. Fl채che Jungbusch am Hafenbecken Arena und 34Popakademie

4. Ufer zum Verbindungskanal

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Jungbusch Der Stadtteil Jungbusch ist zentral in Mannheim gelegen und grenzt nördlich an die „Quadrate“ an – Mannheims Innenstadt. Trotz der räumlichen Nähe zu Mannheims Zentrum ist der Stadtteil städtebaulich schlecht zugänglich: Der Luisenring, eine breite Verkehrstrasse, die die Innenstadt ringförmig umschließt, trennt Jungbusch und Innenstadt räumlich voneinander. In allen anderen Himmelsrichtungen ist der Stadtteil von Wasser umgeben; der Verbindungskanal ist die Trennlinie zum westlich des Jungbuschs beginnenden Hafengebiet, der Neckar bildet im Nordwesten die Stadtteilgrenze. Die Luisenstraße und das Wasser stellen eine Barriere dar, die ein fußläufiges Erreichen des Stadtteils erschwert; nur durch eine Straßenbahnhaltestelle ist der Stadtteil angeschlossen. Der Jungbusch ist ein Stadtteil im Umbruch. Das ehemalige Hafen- und Handelsviertel der Stadt war zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein bürgerliches Quartier. „Zahlreiche Handelskontore, Badehäuser, viele kleine Läden, Werkstätten, kleine Manufakturen und große Industrieanlagen waren Zeichen eines intakten urbanen Lebens.“ (Laboratorio17, 2008) Durch die Nähe zum Hafen entstand später ein Amüsier- und Rotlichtviertel und die Gegend wurde von Außenstehenden

Jungbusch

gemieden. Viele Gebäude der industriellen Hochzeit, wie bspw. die Kauffmannsmühle, stehen heute ungenutzt leer und sind dem Verfall preisgegeben; ihr Eigentümer ist nicht gewillt die Gebäude zu sanieren und so eine Nutzungszuführung zu ermöglichen. Auch die gründerzeitlichen Wohngebäude machen teilweise einen maroden Eindruck. Die Straßen sind verschmutzt und die Hafenstraße wirkt abschnittsweise trostlos. Der Jungbusch gilt als „Ankommer-„ und „Durchgangsviertel“ für Einwanderer, er hat einen sehr hohen Migrantenanteil von 38,64% (Stadt Mannheim, 2009). Dies bringt zum einen typische soziale Probleme, wie z.B. mangelnde Integration und hohe Arbeitslosigkeit, mit sich. Zum anderen bewirken die dadurch niedrigen Mieten, dass überdurchschnittlich viele junge Leute im Stadtteil wohnen. Im Jahr 1999 ergaben Umfragen unter der Mannheimer Bevölkerung, dass der Jungbusch der Stadtteil mit dem zweitschlechtesten Image der Stadt ist und auch die Stadtteilbewohner sind am unzufriedensten mit ihrem Viertel. Dadurch, dass der Jungbusch auch ein Rückzugs- und Aktionsraum zahlreicher Künstler ist, hat sich das Image verbessert; es befinden sich viele Ateliers und Proberäume im „Busch“. Seit 2004 sind auch die Popakademie und der Musikpark hier ansässig; zwei Galerien und einige Cafés

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haben eröffnet, eine Internetagentur hat sich angesiedelt und ein Radiosenders ist in eines der alten Industriegebäude eingezogen. Ein Studentenwohnheim wurde gebaut und immer mehr Studierende werden von den niedrigen Mieten im Stadtteil angelockt. (Laboratorio17, 2008) Jedoch entfaltet sich die Kreativität bislang lediglich hinter verschlossenen Türen – so sind die Studios eines Radiosenders und auch die Popakademie nicht öffentlich zugänglich – oder verborgen in den zahlreichen Hinterhöfen des Jungbuschs.

Planungen Anlässlich des 400. Stadtjubiläums stieß die Stadt Mannheim viele Projekte zur Stadtaufwertung an - so auch im Jungbusch. Die Entwicklung des Stadtteils Jungbusch und des Verbindungskanals ist für die Stadt von großer Bedeutung, da das Gebiet ein Potenzial für die innerstädtische Entwicklung der Stadt bietet. Projekte, die in diesem Zusammenhang verwirklicht wurden sind z.B. der Bau der Turnhalle „plus X“ und die Entwicklung einer Promenade entlang des Verbindungskanals. Die von der Stadt Mannheim in Auftrag gegebene Studie „blau_mannheim_blau“ (siehe „Mannheim“), misst dem Jungbusch eine hohe Bedeutung bei der Heranführung der Innenstadt ans Wasser bei. Das EKI (siehe „Mannheim“) setzt zu diesem Zweck vor allem auf das Mittel der Integration.


Die Stadt Mannheim hat jährlich einen Etat von 5.000 Euro zur Förderung bürgerschaftlicher Initiativen im Jungbusch zur Verfügung gestellt. Die Mittel sollen zur unbürokratischen Umsetzung kurzfristiger und schnell sichtbarer Maßnahmen im Quartier Jungbusch verwendet werden. Einen Antrag auf Förderung durch den sog. „Aktionsfonds Jungbusch“ kann jeder Bewohner stellen; vorausgesetzt das zu fördernde Projekt dient der Stabilisierung und Entwicklung des Quartiers und ist auf Bewohneraktivierung und –beteiligung ausgerichtet. Bislang wurden 16 bewohnergetragene Projekte gefördert. Zeitgleich zu der städtebaulichen und wirtschaftlichen Entwicklung am Verbindungskanal werden somit Impulse für ein gelingendes Zusammenleben gesetzt und die Bewohner zu Akteuren der Entwicklung im Quartier. Hemmnis einer weiteren positiven Entwicklung sind jedoch die leerstehenden und maroden Gebäude der Kaufmannsmühle, deren Eigentümer nicht gewillt ist in eine Sanierung des Komplexes zu investieren. Zudem ist zu erwähnen, dass das Sozialdezernat seinen Auftrag für das Quartiersmanagement gerade verlängert hat. In der Entscheidungsbegründung hieß es, dass die Entwicklung sich selbst tragender Strukturen im Jungbusch nicht abzusehen seien. Eine Aufgabe des Quartiersmanagements, so fürchtet man, würde eine Überforderung der bereits im Stadt-

teil ehrenamtlich Aktiven zur Folge haben, wodurch bislang erfolgreiche Projekte und Initiativen nicht weitergeführt würden. (Stadt Mannheim, 2004, Beschlussvorlage P) Der Jungbusch kann also noch immer nicht als stabiler Stadtteil gelten.

Ergebnis Den Jungbusch ist mit Popakademie und Musikpark die Keimzelle der Musikwirtschaft von Mannheim. Leerstehende Häuser, wie die historischen Industriegebäude könnten interessanten Raum für weitere musikwirtschaftliche Nutzer in unmittelbarer Nähe zu bereits bestehenden Musikstrukturen bieten. Hindernis ist jedoch die starke Baufälligkeit des Gebäudekomplexes der Kauffmannsmühle. Der Jungbusch ist ein Stadtteil im Umbruch: Auf der einen Seite hat der Stadtteil einen ausgesprochen hohen Ausländeranteil, hohe Arbeitslosenquote und wirkt mancherorts ärmlich, Gebäude sind sanierungsbedürftig. In baulicher Hinsicht hat sich schon einiges geändert. Mehrere den Jungbusch betreffende Planungsprozesse wurden von städtischer Seite durchgeführt. Einige Projekte, wie z.B. die Gestaltung der Promenade entlang des Verbindungskanals, und auch die Ansiedlung von Musikpark und Popakademie wurden schon umgesetzt. Es ist dieses Zusammenwirken sich vollziehenden Veränderungen, günstigen Mieten und der Atmosphäre aus kultureller Vielfalt, Wasserlage, aneignungsfähigem

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Freiraum, dem rauen Charme baufälliger Gründerzeitbebauung und verfallender Industriebrachen, die das Viertel für Alternative, Kreative und Studenten attraktiv werden lässt. Die bereits neuen angesiedelten Strukturen und neue Bewohner zeigen, dass der Jungbusch für eine kreativwirtschaftliche Nutzung und ein alternatives Wohnquartier interessant ist. Entlang der Hafenstraße stehen weitere stadträumlich prägende Gebäude leer, in denen nach einem Umbau neue innovative Nutzungen untergebracht werden können. Positive Signale haben bereits Zwischennutzungen, wie die der sanierungsbedürftigen Halle der Kaufmannsmühle – temporär war hier zur Fußballweltmeisterschaft 2006 die „Jungbusch-Arena“ mit „public viewing“ untergebracht – gesetzt. Langfristig sind Gespräche mit der Hafengesellschaft zu führen, mit dem Ziel an weitere Teilflächen zu gelangen und die Entwicklung zu voranzutreiben. (Stadt Mannheim, 2007)


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Analyse

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Akteursnetz

Kreative

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Popakademie e ch ä l f its

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Investoren/ Unternehmen


Zusammenfassung der Interviewaussagen Claus Peinemann (Metropolregion RheinNeckar):

Frau Metz (Stadt Mannheim, Fachbereich Städtebau): Datum: 3. Dezember 2008

Ort: Bürgerbüro im Collini-Center/ Technisches Rathaus Dauer: 1 h Form: Offenes Leitfrageninterview

Leitfragen • Welche Projekte bzw. Programme werden zurzeit bearbeitet? • Wie sieht die Stadtplanung im Hafen aus? Gibt es Planungen im Hafen? • Welche Rolle spielt die Musikwirtschaft in der Stadtplanung? • Wie stark steht der Jungbusch im Focus der Stadtentwicklung?

erfolgreich und haben kein Interesse Flächen abzugeben, dementsprechend schwer ist es darüber zu verhandeln. • Es gab bereits Rahmenpläne und achterliche Studien im Bereich des bindungskanals, manche Dinge absehbar realisierbar, andere Dinge schwierig zu realisieren.

gutVersind sind

• Musikwirtschaft ist erklärtes Ziel der Stadt, die Popakademie ist damals mit Vorrang betrieben worden, zu dem Zeitpunkt gab es Bedarfe aus der Musikszene und Leute die gerne in Mannheim geblieben sind. • Der Jungbusch erfreut sich höchster Aufmerksamkeit bei der Stadtentwicklung, vor allem durch Kreativwirtschaft, aber auch als Quartier.

Zentrale Aussagen: • Der Hafen ist Sondergebiet und gehört kaum der Stadt, sondern den stark aufgestellten Hafenbetrieben des Landes Baden Württemberg.

Datum: 5. Dezember 2008 Ort: Projektraum an der Universität Mannheim Dauer: 2 h Form: Vortrag zum Thema „Regionalpark Rhein-Neckar: Eine Zwischenbilanz“ mit anschließendem offenen Gespräch Zentrale Aussagen: • Der Verband Metropolregion RheinNeckar sieht sein Handlungsfeld grundsätzlich eher in der Aufrechterhaltung ortstypischer „konservativer“ Traditionen (z.B. Projektidee Odenwaldsound) und der Stärkung der Industrieregion Rhein-Neckar. • Das Thema Etablierung der Popkultur bzw. Musikwirtschaft in Mannheim wird von der Metropolregion Rhein-Neckar vornehmlich als kommunale/städtische Aufgabe gesehen. • Die Imagebildung eines einzelnen Standorts (wie z.B. Mannheim) fällt nicht direkt unter den „Zielkatalog“ der Metropolregion.

• Die Hafenbetriebe sind wirtschaftlich

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Sebastian Dresel (Beauftragter für Musik und Popkultur): •

Es gibt Möglichkeiten die Ziele in gemeinsamen Projekten zu vereinen (Vorschlag einen Odenwaldladen in eine Popkulturelle Einrichtung der Stadtmannheim einzurichten).

Datum: 3. Dezember 2008

Die Metropolregion Rhein-Neckar hat aufgrund geringer finanzieller Mittel einen begrenzten Handlungsspielraum.

Form: Offenes Leitfrageninterview

Der traditionelle, auf bekannte Stärken der Region abzielende Förderansatz, sorgt dafür, dass die Metropolregion bei dem Projekt „Popkultur in Mannheim“ eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Ort: Besprechungsraum im Musikpark Mannheim Dauer: 3 h

Leitfragen • Wie hoch ist die Strahlkraft Mannheims als Musikstadt? • Was macht Mannheim als Musikstandort aus, welche Akteure und Institutionen gibt es? • Revitalisierung der Hafenflächen? • Welche Bedeutung hat der Jungbusch für Mannheim und seine kreative Szene? • Welche Flächen gibt es für die Musikszene und welche werden benötigt? • Mannheim in Zukunft? • Was muss noch ausgeschöpft werden? Zentrale Aussagen: • Die deutschen Zentren der Musikwirtschaft sind immer noch Berlin, Hamburg und Köln. Mannheim dagegen zeichnet sich in der Sparte „gute Musiker“ aus, die durch exzellente Ausbildungen in der

Zusammenfassung der Interviewaussagen

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Popakademie und der Musikhochschule ihren letzten Schliff bekommen. • Mannheim zeichnet sich neben einigen bekannten Musiker (Xavier Naidoo, Laith Aldin, Julia Neigel, Die Herbert Grönemeier-Band), v.a. durch andere Akteure und Institutionen der Musikwertschöpfungskette (z.B. GEMA Experte Peter Selle, Anlagenvermietung „Force“) als Musikstandort aus. • Die Flächen im Jungbusch würden zur Beherbergung der Kreativwirtschaft mittelfristig ein sehr gutes Terrain darstellen. Weitere Kapazitäten würde dabei u.a. die alte Kaufmannsmühle bieten. • Es fehlen Locations in einer Größenordnung von 200-300 Personen, also die klassische Veranstaltungsinfrastruktur, um regelmäßige Events abzuhalten, die der lokalen Szene eine Plattform bieten sollen.


Erika Sulzmann (Hafengesellschaft Mannheim) Datum: 4. Dezember 2008 Ort: Gebäude Mannheim

der

Hafengesellschaft

Dauer: 1 h Form: Offenes Leitfrageninterview Leitfragen • Welche Flächen besitzt der Hafen? • • Wie sieht die Hafenentwicklung aus und wie bzw. von wem werden welche Flächen zukünftig genutzt? • Wie ist das Verhältnis und die Kooperation mit der Stadt Mannheim?

Der Hafen fühlt sich von Seiten der Stadt schlecht dargestellt. Zum einen hat der Hafen der Stadt bereits die Flächen am Verbindungskanal für eine symbolische Summe für einen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt und wird dennoch als „unkooperativ“ betitelt. Zum anderen plant die Stadt über Hafengebiete ohne sich mit dem Hafen vorher abzusprechen. Der Hafen ist bereit, nicht mehr genutzte Flächen an die Stadt abzutreten (Hafenbecken 34). Allerdings hat die Stadt diesbezüglich noch kein Interesse angemeldet.

Prof. Wandjo (Business Direktor und Geschäftsführer der Popakademie): Datum: 4. Dezember 2008 Ort: Popakademie Dauer: 1,5 h Form: Offenes Leitfrageninterview Leitfragen • Wo hat die Popakademie ihren Ursprung und wieso steht sie in Mannheim? • Woher kommen die Studenten und was motiviert sie in der Popakademie zu studieren? • Wie viele Studenten bleiben in Mannheim, welche zieht es während oder nach dem Studium woanders hin und aus welchen Gründen?

• Wie hoch ist die Bereitschaft des Hafens, Flächen abzugeben? Zentrale Aussagen

• Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Musikpark?

• Der Hafen ist eine Landesgesellschaft Baden-Württembergs und somit nicht zwangsläufig auf eine Kooperation mit der Stadt Mannheim gebunden.

• Wo liegen die Stärken bzw. Schwächen des Standortes Mannheim bzgl. der Musikszene

• Der Hafen rechnet mit einem wachsenden Containerumschlag, so dass in den nächsten Jahren nicht mit freiwerdenden Flächen zu rechnen ist.

• Was muss an der Musikinfrastruktur verbessert werden, wie sieht die Zukunft Mannheims aus?

• Einige Flächen im Hafengebiet (Industriehafen) sind in Besitz der Stadt.

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Christian Sommer (Geschäftsführer des Musikpark): Zentrale Aussagen:

Datum: 3. Dezember 2008

• Die Größe der Musikbranche erfordert keine Erweiterung der Popakademie. Eine Erweiterung könnte den Verlust der Individualität der Ausbildung bedeuten.

Ort: Musikpark

• Das wichtigste für die Studenten ist die Network-Arbeit der Popakademie.

Dauer: 0,5 h Form: Offenes Leitfrageninterview Leitfragen

• Die Business-Studenten werden schnell „weggegriffen“ und bleiben nicht in Mannheim. Viele Künstler bleiben hingegen in Mannheim um auf Gigs ihr Geld zu verdienen.

• Welche Bedeutung hat der Musikpark für die Mannheimer Musikwirtschaft und im Kontext des Mannheimer Modells?

• Es sind nur wenige Spielstätten in der Stadt vorhanden.

• Welche Ansprüche haben Unternehmen der Musikwirtschaft an den Raum?

• Die Ausbildung ist in der Stadt aber nicht für die Stadt, weil die Popakademie keine Mannheimer Institution ist.

• Welche Mängel und Risiken sind mit dem Mannheimer Modell verbunden?

• Es müssen Strukturen geschaffen werden, um die Musikwirtschaft in Mannheim zu etablieren. (Mannheim kann mit großen Städten nicht konkurrieren) • Gebäude müssen umgenutzt werden damit Synergieeffekte entstehen können. Die Voraussetzungen sind nach Meinung von Prof. Hubert Wandjo gegeben.

• Das Zusammenwirken von Popakademie und Musikpark funktioniert nicht; bislang haben sich kaum Absolventen der Popakademie für Unternehmensräume im Musikpark beworben.

• Funktioniert das Mannheimer Modell?

• Welche Potenziale und Chancen sind mit dem Mannheimer Modell verbunden? Welche künftige Entwicklung wäre anstrebenswert? Zentrale Aussagen: • Der Musikpark bietet Absolventen die Möglichkeit nach Beendigung des Studiums ein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Zusammenfassung der Interviewaussagen

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• Gut ausgebildeten Absolventen werden nach Beendigung des Studiums von Arbeitgebern mit attraktiven Jobangeboten „weggefischt“. • Es gibt keine Räume nach Ablauf des Förderzeitraums im Musikpark. • Eine Vermittlung neuer Räumen für Unternehmen, deren Mietzeit im Musikpark endet, kann Musikpark nicht bieten; das Schaffen neuer Räume ist Aufgabe der Stadt.


Riot Creations (Unternehmen im Musikpark): Datum: 3. Dezember 2008 Ort: Büro des Betriebs im Musikpark Dauer: 1,5 h

Kulturpolitisches Gespräch:

• Der „Wohlfühlcharakter“ und Ambiente sind wichtige Faktoren bei der Unternehmensstandortwahl.

Datum: 3. Dezember 2008

• Was zählt ist auch die Straßenkreativität oder auch „advanced chemistry“

Dauer: 2 h

Form: Offenes Leitfrageninterview Leitfragen

• Die Untervermietung im Musikpark ist hilfreich für Unternehmer.

• Welche Gründe waren bei der Standortwahl des Unternehmens entscheidend?

Ort: Musikpark

Form: Podiumsdiskussion zum Thema „Kreativwirtschaft – Impulsgeberin für die Metropolregion Rhein-Neckar?“ Diskussionsthemen • Wie wird der Begriff Kreativwirtschaft in der Region Rhein-Neckar definiert?

• Wie ist das Arbeitsklima und welche Besonderheiten hat der Musikpark?

• Welche Strategie verfolgt die Region und die Stadt Mannheim?

• Wie sind die Eindrücke zur Entwicklung des Jungbuschs und der Musik- und Kreativwirtschaft in Mannheim?

• Was ist nötig und mit welcher Förderung, um die kreative Szene und die Kreativwirtschaft zu stärken?

• Welche Raumbedürfnisse haben kreative Unternehmen?

Zentrale Aussagen: Zentrale Aussagen: • Es werden Lagerflächen für Unternehmen benötigt.

• Es gibt starke eine Verwischung des Begriffs Kreativwirtschaft in den verschiedenen Regionen Deutschlands.

• Flexible Räume sind wichtig, für die Gründung hat auch ein Café mit hotspot gereicht.

• Ein Kreativcluster ist in der Region RheinNeckar bereits vorhanden, in Mannheim vor allem in dem Bereich Musikwirtschaft.

• Mannheim hat eine günstige Lage (Nähe zu Stuttgart, Frankfurt, etc.)

• Die Region will Rahmenbedingungen stärken, das heißt die Lebensbedingungen erhöhen. Und eine Förderung von kleinen Projekten auf Quartiers- und Stadtteilebene ist nötig, um Kreative in der Stadt zu halten.

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SWOT-Analyse Mit der SWOT-Methode wird die Stadt Mannheim bezüglich der Etablierung der Musikwirtschaft analysiert, um Handlungsansätze für eine auf Musikwirtschaft basierende Stadtentwicklung zu schaffen. Grundlage dessen sind die Aspekte, die sich aus den vorangegangen Kapiteln ergeben haben. Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Im Folgenden werden die Ergebnisse aus der SWOT-Analyse Mannheims dargestellt. Es werden die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken sowohl in wirtschaftlichen als auch in soziokulturellen Bereichen aufgezeigt. Ausgangspunkt sind hierbei die Kategorien Stärken und Schwächen, da sie die Potenziale und die Mängel für eine Entwicklung der Musikwirtschaft sind. Die Risiken und Chancen behindern oder unterstützen einen Ausbau der Musikwirtschaft. Die Reihenfolge der Faktoren zeigt auch gleichzeitig die Gewichtung.

Die Stärken In der nationalen Musikszene haben Musiker aus Mannheim seit langem einen guten Ruf. Neben erfolgreichen Stars, wie Xavier Naidoo, Söhne Mannheims und Joy Flemming, sind vor allem die „Musikhandwerker“, d.h. Gitarristen, Schlagzeuger, Bassi-

SWOT-Analyse

sten etc., für ihre gute Ausbildung bekannt. So ist beispielsweise die gesamte Band von Herbert Grönemeyer aus Mannheim. Hinzu kommen die Strukturen des Mannheimer Modells, die neue Musiker und Musikwirtschaftswissenschaftler ausbilden und beim Einstieg in das Berufsleben unterstützen (Dresel, 2008). Dies zeigt, dass Mannheim auf eine breite musikalische Basis aufbauen kann. Die Ansiedlung der Institutionen des Mannheimer Modells hatte bereits erste Effekte. Studenten entdecken den Stadtteil als günstigen Wohnstandort und Klein- und Mittelstandsunternehmen siedeln sich an. In der nahen Umgebung fand somit bereits eine Aufwertung statt. Die Investitionen in Musikwirtschaft zur Stadtentwicklung sind folglich eine funktionierende Methode (siehe „Raumstrukturkartierung Jungbusch“). Mannheim weist zudem eine fördernde Atmosphäre für die Ansiedlung von kreativwirtschaftlichen Unternehmen auf. Die Musikwirtschaft besitzt Merkmale eines Kreativen Milieus. Die Ansprüche eines solchen werden gerade im Jungbusch erfüllt: geografische Nähe, Lernbereitschaft, Bildungseinrichtungen usw. (siehe „Regionale Wirtschaftstrategien“). Des Weiteren bieten vorhandene aneignungsfähige Flächen die Möglichkeit temporärer Nutzung; dies zieht Personen mit innovativen Ideen an (siehe „Zwischennutzung“).

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Mannheim ist in musikwirtschaftlichen Kreisen zum einen für die breite musikalische Basis und zum anderen für die innovativen Einrichtungen Popakademie und Musikpark bekannt. Das Interesse am Mannheimer Modell ist groß; der Beauftrage für Musik und Popkultur stellt dieses vielerorts vor. In anderen Städten und der nationalen Musikwirtschaft besitzt Mannheim folglich bereits eine interessante und positive Außenwirkung (Dresel, 2008). Die Schwächen Mannheim bezeichnet sich als Musikstadt und investiert in den Aufbau innovativer Musikstrukturen. Die musikalischen Aktivitäten finden allerdings fast nur innerhalb der Institutionen statt. Der Musikpark und die Popakademie sind im nördlichen Jungbusch verborgen und von den alten, ungenutzten Gebäuden der Kauffmannsmühle verdeckt. Des Weiteren sind die Gebäude wenig einladend gestaltet und nicht öffentlich zugänglich. (siehe Raumstrukturkartierung „Jungbusch“) Hinzu kommt, dass Künstler in Mannheim zu wenige Möglichkeiten zur Präsentation haben; es gibt weder ausreichende Auftrittsmöglichkeiten für Musiker, noch genügend Ausstellungsräume (Dresel, 2008). Dies zeigt ein weiteres Problem der Entwicklung und Etablierung der Musikwirtschaft in Mannheim: Die Stadt entwickelte ihr Konzept durch gradlinige und richtungs-


fixierte Planung. Hierbei bauen die einzelnen Projekte aufeinander auf und ergeben zusammen das Konzeptziel – in Mannheim eine etablierte und strahlungsfähige Musikwirtschaft. Wenn nun ein Teilprojekt keine Verwirklichung findet, können auch die darauf aufbauenden Projekte nicht realisiert werden – das Gesamtziel wird nicht erreicht. Der unkooperative Eigentümer der Kauffmannsmühle ist in Mannheim dieser Stolperstein (Dresel, 2008). Des Weiteren kann nur schwer auf aktuelle Veränderungen der Situation reagiert werden; dies ist aber, um die Bedürfnisse der Musikwirtschaft erfüllen zu können, elementar.

die große Verkehrstrasse „Luisenring“ von der Innenstadt abgetrennt; die wenigen Zugänge zum Stadtteil sind nicht als solche zu erkennen und gestalterisch unattraktiv. Zum anderen stellen die massiven Gebäude der Kauffmannsmühle eine Behinderung für die weitere Entwicklung dar (siehe Raumstrukturkartierung „Jungbusch“). Da der Eigentümer weder bereit ist, die Gebäude zu sanieren, noch an die Stadt zu verkaufen (Sulzmann, 2008), ist die städtische Entwicklung ins Stocken geraten: als nächster Schritt war eine Erweiterung der Musikstrukturen in der Kauffmannsmühle geplant (Dresel, 2008).

Das Mannheimer Modell bietet einen innovativen Ansatz; die entstandenen Strukturen sind allerdings unzureichend. Bedingt durch einen wenig attraktiven Arbeitsmarkt innerhalb Mannheims und der Rhein-Neckar-Region verlassen die gut ausgebildeten Absolventen der Popakademie die Stadt. Die Musikwirtschaftswissenschaftler werden von Unternehmen der nationalen oder auch internationalen Musikwirtschaft angeworben, während die Musiker u.a. aufgrund mangelnder Auftrittsmöglichkeiten in große deutsche Städte ziehen (Wandjo, 2008). Dies zeigt, dass die bestehenden Strukturen unzureichend sind. Ein Ausbau dieser wird auch durch städtebauliche Barrieren behindert. Zum einen sind der Stadtteil Jungbusch und somit auch die musikwirtschaftlichen Strukturen schlecht in das Stadtgefüge Mannheims integriert. Der Jungbusch ist durch

Geprägt durch große Industrien und den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands hat die Stadt Mannheim ein wenig attraktives Image. Der kleine Wirtschafts- und Kulturzweig Musikwirtschaft geht hierbei unter. Des Weiteren sind große innenstadtnahe Gebiete Hafenflächen und somit nicht in Besitz der Stadt Mannheim. Hafenatmosphäre ist förderlich für Kreativund Musikwirtschaft, sodass ein Ausbau der Strukturen auf den nahen Hafenflächen sinnvoll wäre (siehe „Konversion von Hafenflächen“). Allerdings ist das Verhältnis zwischen Stadt und Hafen angespannt (Sulzmann, 2008). Die Chancen Eine große Chance Mannheims ist das in Ansätzen vorhandene Kreative Milieu. Mit einer Stärkung dieser regionalen Wirtschafts-

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strategie ist es möglich, die Musikwirtschaft auszubauen und zu etablieren (siehe „Regionale Wirtschaftsstrategien“). Durch die Nutzung von Brachflächen und Stärkung der Strukturen kann der Jungbusch in das Stadtgefüge integriert werden. Dies hat auch eine Aufwertung der Mannheimer Innenstadt zur Folge (siehe: Raumstrukturkartierung „Jungbusch“). Erste Ergebnisse wurden durch die Ansiedlung der Institutionen der Musikwirtschaft im Jungbusch erreicht; es fand eine Aufwertung statt. Durch Ausweitung der Strukturen kann die Musikwirtschaft als Motor für die gesamtstädtische Entwicklung fungieren. Zudem besteht die Chance, die Unternehmen als Katalysatoren für Wirtschaft und Musikszene zu nutzen. Mannheim hat die Möglichkeit in eine „Zukunftsbranche“ zu investieren und sich ein weiteres wirtschaftliches Standbein zu schaffen. Durch die Förderung einer kooperativen Zusammenarbeit zwischen den Akteuren, vor allem zwischen Hafen und Stadt, können die Potenziale von Hafenflächen genutzt werden (siehe „Konversion von Hafenflächen“). Die Risiken Die musikwirtschaftlichen Strukturen sind unvollständig und die musikalischen Aktivitäten finden innerhalb der Institutionen statt. Dies birgt die Gefahr, dass sich die musikwirtschaftliche Entwicklung Mannheims nur innerhalb dieser Einrichtungen vollzieht und keine Wirkung auf Mannheim entfaltet.


Da sich die bereits existierenden Grundlagen auf wenige Personen stützen, entstehen leicht Abhängigkeiten, die bei dem Wegfall einer dieser Personen große Probleme in der Organisation und weiteren Entwicklung nach sich ziehen können. Beschäftigte im Bereich der Kreativ- und Musikwirtschaft haben selten große Garantien, um Kredite für eine Existenzgründung aufzunehmen. Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt erschwert es günstige Räume für die Unternehmensgründung zu finden. Die Musik in Mannheim positioniert sich vor allem durch einen alternativen Ruf. Durch die Etablierung großer Institution und den Versuch, kommerzielles Nutzen aus der Musikszene zu ziehen, besteht die Gefahr des Verlustes der Individualität – welche für die alternative Szene elementar ist (siehe „Musik in der Stadt“). Vernetzung Diese Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken stehen miteinander in Verbindung. Stärken werden von Schwächen in ihrer Wirkung abgemindert, Chancen unterstützen Stärken etc. Im Folgenden werden die Vernetzungen zwischen den Faktoren exemplarisch aufgezeigt. Die größte Stärke Mannheims ist die breite musikalische Basis (Stärke A). Zusammen mit der fördernden Atmosphäre (Stärke C)

Resümee

und der Chance, eine positive Entwicklung durch den Ausbau des Kreativen Milieus erreichen zu können (Chance A), wirkt sie Schwächen und Risiken entgegen. So überwiegt das Potenzial aus diesen Verbindungen gegenüber der Schwäche A, dass musikalische Aktivitäten nur innerhalb der Institutionen erlebbar sind. Auch die unzureichende Ausgestaltung der Musikstrukturen (Schwäche C) und das Risiko einer personenbezogenen Abhängigkeit (Risiko B) wirken gegen das Schwächen-Chancen-Netz. Durch die Gewichtung der Faktoren sind die Potenziale aus den Stärken und Chancen größer als die Mängel aus den Schwächen und Risiken. Die anderen Faktoren ergeben ähnliche Vernetzungen, die sich aus der SWOT-Tabelle ablesen lassen.

Resümee Die Gewichtung und Vernetzung der einzelnen Faktoren bezüglich des Untersuchungsobjekts Mannheims zeigen, dass bereits viele Stärken in Mannheim vorhanden sind; ihnen stehen allerdings auch viele Schwächen gegenüber. Mit der Kombination von Bildung in kreativen Bereichen und der Möglichkeit dieses Wissen in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen, hat Mannheim ein einzigartiges Modell für musikwirtschaftliche Entwicklung geschaffen. Auch die ersten Effekte, die innerhalb des Jungbuschs zu bemerken sind, zeigen, dass die

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Musikwirtschaft einen bedeutenden Beitrag leisten kann. Diese gute Ausgangslage und die ersten Erfolge durch die Initiierung werden in den Stärken und auch Chancen deutlich (siehe „Wissen und Kreativität“). Allerdings zeigen die Schwächen, dass der Entwicklung noch Hindernisse im Weg stehen. Die Planungen durch die Stadt haben inhaltlich einen guten Ansatz – doch die Methode zur Umsetzung ist mangelhaft. Mannheim versucht mit einer richtungsfixierten Planung die Musikwirtschaft zu etablieren. Ein Problem ist dadurch bedingt, dass nicht kurzfristig auf Bedürfnisse der Musikwirtschaft reagiert werden kann. Gleichzeitig ist die mangelnde Flexibilität in der zeitlichen und räumlichen Ausführung der Teilprojekte problematisch. So stellt die falsche Wahl der Methode der Stadt Mannheim zum einen eine einzelne Schwäche dar; gleichzeitig resultieren die meisten anderen Schwächen aus eben diesem Mangel. Ein Konzept muss auf den Potenzialen aufbauen und die Mängel minimieren. Folglich bedarf es im Falle Mannheims zur Etablierung der Musikwirtschaft eine Förderung von Kreativität, um die Stärken und Chancen zu nutzen. Des Weiteren ist es nötig, eine andere Planungsmethode zu wählen, die den Ansprüchen einer Entwicklung im musik- und kreativwirtschaftlichen Bereich gerecht wird.


SWOT- ANALYSE a. Musikalische Basis bestehend aus Musikern, musikwirtschaftliche Berufe, personengebundenes Engagement, Geschichte und Institutionen a c a c a b. Musikwirtschaft als Motor für die Stadtentwicklung in wirtschaftlicher, städtebaulicher und sozialer Hinsicht a b c d e f b c a c c. Fördernde Atmosphäre für die Ansiedlung von kreativ wirtschaftlichen Unternehmen durch attraktive Örtlich keiten in der Stadt a a d d. Funktionierende Außenwirkung durch Marketing und Musikstrukturen a b c d e e a e. Junge Altersstruktur im Jungbusch a b

Stärken

a. Musikalische Aktivitäten im Stadtbild nicht erlebbar a b c c d b. Langfristige Planung (Stadtentwicklung) vs. Kurzfristigen Handlungsbedarf (Musik) b e a c. Musikwirtschaftliche Strukturen (Popakademie, Musikpark) sind unzureichend. a c a c d e a b d. Städtebauliche Barrieren und Sanierungsbedarf. b c b c d e. Schlechtes Image Mannheims d

a

f. Schlechtes Verhältnis Stadt/Hafen, schwierige Besitzerverhältnisse b f

Schwächen

a .Ausbau des Kreativen Milieus und einer Stärkung der Szene a e a c b

a

g

b. Räumliche Entwicklung durch Anschluss Chancen und Stärkung des Jungbuschs und Nutzung von Brachflächen zur Entwickung neuer Standorte c b d c

b. Musikwirtschaft stützt sich auf „wenig Personen“, es entstehen Abhängigkeiten a a b

c. Musikwirtschaft als wirtschaftlicher, städtebaulicher und sozialer Motor für die Stadtentwicklung a b d b c a

c. Unsichere Lage der Kleinunternehmer und für den Immobiliensektor c a b d d

d. Unternehmen als Katalysatoren für Wirtschaft und Szene mit dem Schwerpunkt Jungbusch b c c e c d

d. Spekulatives Feld der Musik/Kreativwirtschaft läuft Gefahr durch Gentrifizierung an Vielfalt und Individualität zu verlieren c e

e. Positive wirtschaftliche Entwicklung durch frühzeitige Schaffung eines zweiten Standbeins in einer „Zukunftsbranche“. b c c e a b f. Annäherung von Hafen und Kreativwirtschaft

Risiken

a. Unvollständige Strukturen und monotone Fokussierung erzeugen zu wenig Innenwirkung und kaum regionale Außenwirkung a c a c e

f

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Konzeptbausteine

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Konzeptziele Aus der SWOT-Analyse lassen sich langfristige Ziele für die Stadt Mannheim ableiten. Diese stellen eine Vision für die zukünftige Entwicklung Mannheims dar und sind die Zielpunkte unserer Konzeption. 1. Musik als Positionierungs-

merkmal in der Städtekonkurrenz Mit dem Leitthema „Musik“ kann Mannheim ein besonderes Merkmal gegenüber anderen Städten herausbilden. Wichtig ist hierbei, dass Projekte durchgeführt werden, welche für Bewohner und Besucher erlebbar sind, d.h. dass sie in der Stadt sichtbar und für alle Altersgruppen und Bevölkerungsgruppen zugänglich sein müssen sowie zum partizipieren einladen sollen. Dies trägt zu einer Steigerung der Lebensqualität und einer Stärkung der weichen Standortfaktoren bei, wodurch Mannheim sich in der Städtekonkurrenz positionieren kann. 2. Entwicklung und Stärkung der Kreativwirtschaft als Zukunftsfeld mit der existierenden Musikwirtschaft als Leitbranche Angestrebt werden soll ein Ausbau der bereits bestehenden Musikstrukturen. Dieser setzt an mehreren Punkten an. Zum einen muss sich eine Ausweitung vollziehen,

Konzeptziele

denn Nähe zueinander ist ein wesentlicher Anspruch eines Kreativen Milieus. Durch einen Ausbau der Musikwirtschaft in direkter Umgebung zu bereits bestehenden Strukturen, wird das Kreative Milieu gestärkt; die Musikwirtschaft wächst – sowohl in ihrer Wertschöpfung, als auch flächenmäßig. Die so entstehende größere Präsenz entwickelt eine größere Strahlkraft in angrenzende Stadtgebiete und letztendlich in die gesamte Stadt. Zum anderen müssen soziale Netzwerke gestärkt werden. Musikwirtschaft ist stark geprägt durch Netzwerke auf wirtschaftlicher aber auch sozialer Basis. Eine Vernetzung der musikwirtschaftlichen Akteure untereinander und auch mit den Bewohnern des umliegenden Stadtteils zieht eine Bedeutungs- und Akzeptanzsteigerung der Musikwirtschaft in Mannheim nach sich. Schließlich ist es das Ziel, neben der Musikwirtschaft weitere Branchen der Kreativwirtschaft in Mannheim ansässig zu machen. Bislang hat Mannheim auf einen kleinen, bedeutsamen Teil der Kreativwirtschaften gesetzt. Eine Erweiterung der Musikwirtschaft um andere Sektoren der Kreativwirtschaft stärkt die Strukturen: Branchen der Kreativwirtschaft sind miteinander vernetzt und inspirieren sich gegenseitig. So entstehen Synergieeffekte. Die Musikwirtschaft nimmt hierbei die Vorreiterrolle ein und ermöglicht eine Entwicklung und Stärkung anderer Branchen in der Kreativwirtschaft.

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3. Stärkung der Innovationsfähigkeit für eine prozessoffene Entwicklung Die Entwicklungen in Mannheim müssen prozessoffen gestaltet werden. Wie die SWOT-Analyse gezeigt hat, wird das bisherige Planungsverfahren den Anforderung der Entwicklung der Musikwirtschaft nicht gerecht. Benötigt wird ein Planungsprozess, der ein flexibles Reagieren auf etwaige Veränderung ermöglicht. Gerade im Bereich der Musikwirtschaft, wo z.B. neue Technologien bedeutende Entwicklungsimpulse geben, muss eine anpassungsfähige Planung als Basis dienen, die Innovation und Veränderung ermöglicht. Um dies zu gewährleisten, ist eine Abwendung vom nicht mehr aktuellem Verständnis einer richtungsfixierten Planung hin zu einer flexibleren prozessoffenen Planung nötig.


Konzeptbegründung Die Stadt Mannheim hat erkannt, dass es nach Jahrzehnten der industriellen Prägung Zeit für eine Neuorientierung in der Wirtschaft ist. Neben einer Festigung des Life Sciences Clusters steht nun die Entwicklung der Musikwirtschaft im Vordergrund. Wie die SWOT-Analyse ergeben hat, zeigt die Ansiedlung der Strukturen des Mannheimer Modells – Popakademie, Musikpark und Popbeauftragter – bereits Wirkung. Nahe der Standorte von Popakademie und Musikpark entdecken Studenten neue Wohnräume und Klein- und Mittelstandsunternehmen siedeln sich an. Die Strukturen besitzen Strahlkraft – diese ist allerdings begrenzt und bislang in erster Linie in lokalen studentischen und musikwirtschaftlichen Kreisen zu bemerken. Dennoch erweist sich der Ansatz als erfolgreich: Die Investition in Bildungsförderung in kreativen Bereichen (Popakademie) zusammen mit der Möglichkeit, dieses Wissen in direkter Nähe (Musikpark) zu wirtschaftlichem Erfolg umzumünzen, zeigt Wirkung. Nun gilt es, an diesen Grundgedanken der Stadt anzusetzen, um die Musikwirtschaft in Mannheim nachhaltig zu stärken und Mannheim gut für künftige wirtschaftliche Herausforderungen und die wachsende Städtekonkurrenz zu wappnen. Damit dies gelingen kann, ist ein Umdenken bezüglich des Planungsverständnisses

erforderlich. Die richtungsfixierte Planung ist bei der Entwicklung der Musikwirtschaft in Mannheim an ihre Grenzen gestoßen. Die SWOT-Analyse ergab, dass derzeit städtebauliche Barrieren den Planungsprozess zum stocken bringen: Zwar wurde eine Promenade entlang des Ver-

Richtungsfixierte Stadtplanung mit aufeinander bauenden Projekten

bindungskanals gestaltet, die in Richtung des Musikparks und der Popakademie führt, jedoch laden die großen leerstehenden Gebäude der Kaufmannsmühle nicht dazu ein, diesen Weg zu gehen. Der geeignete Ansatz ist eine prozessoffene

Vernetzte und prozessoffene Stadtentwicklung mit einzelnen verknüpften Projekten

Abb. 33. Prozessoffene und Richtungsfixierte Planung

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Planung. Dieses Modell der Planung verhindert, dass ein Planungsprozess in Stokken gerät, nur weil eines der Etappenziele nicht erreicht werden kann. Die Gesamtplanung besteht hierbei aus verschiedenen Projektbausteinen. Diese sind miteinander vernetzt; sie entfalten Wechselwirkungen und so entstehen Synergieeffekte. Während eine richtungsfixierte Planung eine zeitliche Abfolge der Realisierung aufeinander aufbauenden Projekten vorgibt, sind die Projektbausteine einer prozessoffenen Planung auch voneinander unabhängig zu verwirklichen. Dennoch verfolgen sie alle ein Gesamtziel, verstärken sich gegenseitig und fügen sich in eine Gesamtplanung. Eine prozessoffene Planung ermöglicht, Teilprojekte zeitlich flexibel umzusetzen und so auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. Dies bedeutet zum einen, dass Bausteine früher als geplant verwirklicht werden können, wenn eine bestimmte Entwicklung schneller eintritt als erwartet. Zum anderen können Teilprojekte in ihrer Ausführung nach hinten verschoben werden, wenn unerwartete Hemmnisse auftreten. Sollte die Umsetzung eines Bausteins nicht möglich sein, bedeutet dies nicht das Scheitern der gesamten Konzeption. Zwar wird die Gesamtwirkung der Planung je nach Gewicht des ausgefallenen Bausteins abgeschwächt, das Ziel der Planung ist aber noch immer erreichbar. Der inhaltliche Ansatz – die Förderung von Kreativität durch Bildung – und der methodische Ansatz der prozessoffene

Konzeptbegründung

Planung, ergeben den Konzeptansatz: Ausgehend von den Strukturen des Mannheimer Modells wird in Mannheim mit Hilfe einer prozessoffene Planung ein Kreativund Innovationscampus entstehen. Im Rahmen des Musikparks wird bereits die Bildung von Strukturen eines Kreativen Milieus bewusst gefördert. Dieser strategische Ansatz und bereits bestehenden Netzwerkstrukturen sind zu stärken und auszubauen. Das Konzept muss folglich den Anforderungen eines Kreativen Milieus gerecht werden. Im Folgenden werden die, an den Ansprüchen Kreativer Milieus orientierten, angestrebten Entwicklungen dargestellt. Geografische Nähe Voraussetzung für das Entstehen eines Kreativen Milieus ist eine geografische Nähe der konstituierenden Bestandteile. Da mit der Popakademie und dem Musikpark bereits impulsgebende Institutionen im Jungbusch ansässig sind, kommt dem Stadtteil die Bedeutung als „Keimzelle“ der musikwirtschaftlichen Entwicklung zu. Ausgehend von diesem Ursprungsort soll sich die Entwicklung der Musikwirtschaft vollziehen und Strahlkraft auf die gesamte Stadt und darüber hinaus entwickeln; Mannheim erlangt Bekanntheit als Musikstadt und bedeutender Musikwirtschaftsstandort. Interessante Flächen für eine künftige Entwicklung bieten die Hafenareale westlich des unmittelbar an

124

die Popakademie und den Musikpark angrenzenden Verbindungskanals. Diese befinden sich momentan noch in Besitz und Nutzung der Hafengesellschaft Mannheim. Angestrebt wird die Kooperation von Stadt und Hafen, um die Musikwirtschaft in Mannheim nachhaltig zu stärken. Klein- und Mittelstandsunternehmen Wirtschaftliche Akteure eines Kreativen Milieus sind in erster Linie Klein- und Mittelstandsunternehmen; sie gelten als das „Rückgrat der Kreativwirtschaft (siehe „Kultur- und Kreativwirtschaft“). Gerade kleine Unternehmen sind auf den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb eines Kreativen Milieus angewiesen. Die Musikwirtschaft in Mannheim kann als ein sich entwickelndes Kreatives Milieu bezeichnet werden: Im Musikpark haben sich bereits viele Kleinunternehmen und mit „[di]“ und „Radio Sunshine“ zwei Mittelstandsunternehmen in unmittelbarer Umgebung angesiedelt. Dennoch benötigt die Musikwirtschaft neue Räume, die flexibel gestaltet werden können und den Ansprüchen der Musik- und Kreativwirtschaft gerecht werden. Gerade erst gegründete und durch den Musikpark unterstütze Unternehmen benötigen nach Auslaufen der Förderung und des Anspruchs auf einen Platz im Musikpark neue Räumlichkeiten. Sind keine geeigneten und bezahlbaren Räume vorhanden, besteht


die Gefahr, dass sich viele Unternehmen aufgrund hoher Neben- bzw. Raumkosten nicht ansiedeln können, nur schwer den Start in die Selbstständigkeit schaffen oder gar in andere Städte abwandern. Um die sich entwickelnde Musikwirtschaft zu stärken, ist schnelles und flexibles Handeln nötig. Für die sich entwickelnde Musikwirtschaft müssen Räume für unterschiedliche Nutzungen geschaffen werden: Büroräume, Laboratorien (d.h. Räume, die aneignungsfähigen Freiraum bieten), Auftrittsmöglichkeiten, Veranstaltungsund Proberäume (d.h. Räume, die für eine lärmintensive Nutzung geeignet sind) und innovative Wohnraumkonzepte. Die leerstehenden Gebäude der Kaufmannsmühle, die mit ihrer besonderen Architektur und der Nähe zu Musikpark und Popakademie attraktiven Raum für die Musikwirtschaft bieten könnten, sind jedoch baufällig und im Besitz eines Eigentümers, der derzeit nicht Willens ist, die Gebäude zu sanieren. Um diese potenziellen Räumlichkeiten sanieren zu können, müssen Investoren gefunden oder Fördermittel aquiriert werden. Ein solches Projekt bedarf jedoch einer längeren Vorlaufzeit, wodurch der dringende Bedarf an Räumen für die Musikwirtschaft nicht schnell genug gedeckt werden kann. Eine Alternative dazu sind Zwischennutzungskonzepte, die kurzfristig Arbeits- und Auftrittsräume schaffen können. Zwischennutzungen können als Instrument dienen,

um Entwicklungspotentiale aufzuzeigen und Entwicklungsprozesse zu stimulieren. Sie erzeugen Aufmerksamkeit und holen Gebiete ins öffentliche Bewusstsein. Des Weiteren etablieren sie neue Formen von Nutzungen und verleihen Standorten eine neue Identität. Sie können in Form von Festen und Events eine Plattform für die Musik schaffen und so einen Beitrag zur Belebung des öffentlichen Raums sowie der Entwicklung einer musikgeprägten Atmosphäre leisten. (siehe „Zwischennutzung“) Um langfristige Entwicklungsperspektiven zu schaffen, müssen dauerhaft Räume in größerer Zahl geschaffen werden – z.B. in den Gebäuden der Kaufmannsmühle. Für Projekte dieser Größenordnung müssen Investoren gewonnen werden. Bereits bestehende Strukturen und die offizielle Zielsetzung der Politik, die Musikwirtschaft stärken zu wollen, schafft Sicherheit und fördert somit die Investitionsbereitschaft. Dies begünstigt stärkt die Wettbewerbskraft und Innovationsfähigkeit. Je weiter die Musikwirtschaft expandiert und auch weitere Bereiche der Kreativwirtschaft erschließt, desto größer wird die Strahlkraft Mannheims als kreative Musikstadt. Das sich so entwickelnde Image bietet Anreize für große musikwirtschaftliche Unternehmen, Mannheim als prestigeträchtigen Standort zu wählen.

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Netzwerke Ein Kreatives Milieu ist eine Art wirtschaftliches Netzwerks, bei dem besonders die Überschneidung von privaten und wirtschaftlichen Beziehungen von Bedeutung ist. Durch den so entstehende Austausch, sowohl auf beruflicher als auch privater Ebene, können neuartige Ideen entstehen. Die Existenz solcher Beziehungen ist in Mannheim derzeit schwer erkennbar. Einzig im Restaurant „Hafenstrand“ im Musikpark sind Treffen zwischen Freunden, die auch gleichzeitig Geschäftspartner sind, oder Geschäftspartnern, die auch eine Freundschaft pflegen, zu beobachten. Selbstverständlich können Beziehungen und Netzwerke nicht einfach erzeugt werden. Ein Ziel des Konzepts ist das Schaffen von Räumen, die eine Netzwerkbildung ermöglichen. Treffpunkte und Workingspaces, die das Entstehen von Kreativität durch Kooperation und Austausch fördern und somit zur wirtschaftlichen Effizienz beitragen, sind geplant. Hierbei sind nicht nur Arbeitsräume gemeint, denn private Beziehungen spielen sich v.a. auch im Wohnraum ab. Folglich müssen neue, innovative Raumstrukturen entwikkelt werden. Kees Christianse beschreibt die Anforderungen an modernen Wohnraum in seiner Publikation „Stadt als Loft“ wiefolgt: „Wir brauchen radikal andere Wohnformen – Wohnformen, in denen sich der Individualismus genauso wieder


findet wie die immer (…) wechselnde Möglichkeit, unterschiedliche Gemeinschaften zu bilden. Die abgeschlossene Wohnung ist nur noch bedingt zeitgemäß. Intimität und Gemeinschaft brauchen andere Ausdrucksformen im Wohnen. Zukünftige Gebäudestrukturen müssen diese Vernetzung leisten können.“ (siehe „Stadt als Loft“) In unserem Konzept greifen wir dieses Bedürfnis auf. Es sollen innovative nutzungsübergreifende Räume geschaffen werden: Wohn- und Arbeitsräume, sowie Begegnungs- und Erholungsräume. So wird eine weitere Vernetzung und Entwicklung gefördert. Lernprozesse und –bereitschaft Das Bilden von Netzwerke dient der Kooperation und dem Austausch der beteiligten Mitglieder. Der „kollektive Lernprozess“ ist also eine wesentliche Grundlage der Musikund Kreativwirtschaft. Das Erlangen neuen Wissens ist eine Voraussetzung für Innovativität. Somit ist Wissen ein wichtiger Faktor für das Entstehen von Kreativität – auch in der Mannheimer Musikwirtschaft. (siehe „Wissen und Kreativität“) Zurzeit können Austausch- und Lernprozesse beim alltäglichen Arbeiten im Musikpark stattfinden. Beachtet werden muss, dass Kreativität kein starres Gebilde ist, sondern ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess, der durch immer neue Einflüsse befruchtet werden muss. Damit verbunden ist ein hoher Grad an Fortschrittsdenken

Konzeptbegründung

und Technologie, mit denen innovative Ideen Verwirklichung finden können. Die Herausforderung für den Stadtraum ist es, diesen Ansprüchen gerecht zu werden; Freiraum, Flexibilität und Vielfalt, sowie das Vorhandensein von Orten des Austauschs und der Wissensvermittlung sind wichtige Eigenschaften von kreativitätsfördernden Räumen. Bildungs- und Forschungseinrichtungen – als Orte der Wissensvermittlung – bieten hervorragende Bedingungen für das Entstehen von Innovationen. Der neue Kreativ- und Innovativcampus ist also eine Quelle für Lernprozesse und Innovativität. Angebote, die über ein gewöhnliches Vorlesungsprogramm hinaus gehen, wie z.B. neuartige Studiengänge und –konzepte, Branchentreffen und Messen bieten die Möglichkeit zur Wissenserweiterung und des Austauschs. Der Kreativ- und Innovativcampus ist somit ein Ort an dem Wissen vermittelt wird, an dem aber auch durch Austausch fortschrittliches Denken und neues Wissen entsteht. Die Impulse, die vom Kreativ- und Innovationscampus ausgehen, bewirken somit eine Erhöhung der musikwirtschaftlichen Produktivität durch das Stimulieren von Innovationen.

der Entwicklungen von allen Seiten. Die drei Säulen des Mannheimer Modells sind derzeit ausreichend, doch das angestrebte nachhaltige Wachstum bedingt die Erweiterung der bisherigen Strukturen. Dies sichert den Bestehen des Kreativen Milieus, fördert das Wachsen der Musikwirtschaft und schafft die Grundlage für die Etablierung weiterer Branchen der Kreativwirtschaft. Person mit „Scharnierfunktion“ Sebastian Dresel ist als Beauftragter für Musik und Popkultur der Stadt Mannheim eine wichtige Person mit „Scharnierfunktion“. Er unterstützt die Bildung von Netzwerken durch das Herstellen von Kontakten und vermittelt zwischen städtischer und musikwirtschaftlicher Seite. Doch die Mannheimer Musikwirtschaft braucht mehrere solcher „Scharniere“. Das Konzept sieht vor, die Aufgabe der Vermittlung und die Koordination der Netzwerkbildung auf mehrere Schultern zu verteilen; beispielsweise ist – wie in der SWOT-Analyse herausgestellt werden konnte – auch eine Vermittlung zwischen den widerstrebenden Interessen von Musik- und Hafenwirtschaft notwendig.

Materielle, immaterielle und institutionelle Zusammensetzung

Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen

Das Mannheimer Modell ist fest verankert: institutionell, materiell und immateriell. Wichtig ist eine Unterstützung

Der Kreativ- und Innovationscampus, der an die bestehenden gut verankerten Institutionen anknüpft, ist wichtiger Be-

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standteil des Kreativen Milieus, da er Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen etabliert. Verschiedene Zielgruppen – Studenten unterschiedlicher Studienrichtungen, Unternehmen, Anwohner – werden vom Campus angezogen und tragen zur Heterogenität im Kreativen Milieu bei, welche Quelle für mehr und vielseitigeres Wissen ist. Flankierende Maßnahmen zur Entwicklung einer lebendigen und offen zugänglichen Kreativszene müssen getroffen werden. Bildende Kunst, Design und Medien etc. leisten einen entscheidenden Beitrag zu einer kreativen und für Unternehmen attraktiven Atmosphäre. (Wissen und Kreativität, S.32)

Mannheim als Musikstadt zu präsentieren, derzeit wird jedoch nach dem Motto „Fake it ’til you make it“ agiert. (vgl. Interview Sebastian Dresel); ein offizielles stadtplanerisches Leitbild wurde noch nicht formuliert. Daher fehlt es an einem Konzept, welches einen Ausbau der Strukturen fördert, dem Kreativen Milieu die Möglichkeit gibt, sich darzustellen sowie sich weiter zu entwickeln und somit ein Image mit Innen- sowie Außenwirkung zu erzeugen. Damit die Musikwirtschaft in Mannheim sich nachhaltig etablieren kann und sich nicht in einigen Jahren als kurzlebiger Trend entpuppt, muss jetzt ein Konzept zur weiteren Entwicklung erarbeitet werden.

Image und Selbstwahrnehmung Ein kreatives Milieu wird durch seine Innen- und Außenwahrnehmung geprägt. Die Innenwahrnehmung bezeichnet das Zusammengehörigkeitsgefühl der Akteure des Kreativen Milieus. Ein Kreatives Milieu – als ein Netzwerk von wirtschaftlichen Unternehmen – hat aber auch das Bedürfnis wahrgenommen zu werden, d.h. sich darzustellen und ein Image nach außen zu tragen. In Mannheim ist die Selbstwahrnehmung als ein Kreatives Milieu innerhalb der bestehenden musikwirtschaftlichen Strukturen durchaus erkennbar. Das gemeinsame Ziel, innovative Arbeit zu leisten, verbindet. Noch nicht vorhanden ist eine weitreichende Außenwahrnehmung der Musikwirtschaft. Zwar bemüht sich das Stadtmarketing

Ein Campus besitzt eine weit reichende Strahlkraft; Studieninteressierte aus ganz Deutschland werden das neue Angebot wahrnehmen und Mannheim als Stadt mit einzigartigem Studienangebot bekannt machen. Wenn begleitende Maßnahmen zur Förderung der Kreativität und der oben genannten Punkte, wie z.B. die Stärkung von Netzwerken, das Schaffen von Räumen etc. durchgeführt werden, können die bestehenden Strukturen nachhaltig gestärkt, ausgebaut und um weitere Branchen der Kreativwirtschaft erweitert werden. Die Wahl eines Kreativ- und Innovationscampus als Mittel zur Etablierung der Musikwirtschaft und der angestrebten positiven Folgewirkungen (allgemeine Stärkung in der Städtekonkurrenz) ist daher sinnvoll.

127


Campus

M.M.

Abb. 34. Darstellung des Konzeptaufbaus

Konzeptbegr端ndung

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Konzeptaufbau Das Konzept baut auf den vorhandenen Strukturen – dem Mannheimer Modell – auf. Dieser Strategie folgend wird ein Innovations- und Kreativcampus entwickelt. Es wurden 22 verschiedene Projektbausteine erarbeitet, die an bestehenden Strukturen ansetzen, sie ausbauen und gemeinsam einen Campus bilden, der langfristig die Musikund Kreativwirtschaft auch in andere Teile der Stadt hineinwachsen lässt sowie überregionale Strahlkraft entfaltet. (siehe Abb. Darstellung des Konzeptaufbaus) Die Bausteine sind in drei Realisierungsphasen eingeteilt: kurz-, mittel- und langfristig. Einige Maßnahmen erfordern sofortiges Handeln, während andere Projekte eine Vorlaufzeit benötigen oder längere Realisierungsphasen haben. Der Schwerpunkt der Campus-Entwicklung ist die Förderung der sozialen und kulturellen Bildung sowie das Vermitteln von kreativwirtschaftlichem Wissen. Die entsprechenden Bausteine haben zum einen die Aufgabe, diese Förderung zu verwirklichen und zum anderen diese für Menschen aller Alters- und Gesellschaftsgruppen zugänglich zu machen. Die ersten Bausteine sind im Jungbusch lokalisiert. Dies ist sinnvoll, um den Anspruch der räumlichen Nähe des im Jungbusch konzentrierten Kreativen Milieus zu befriedigen. Des Weiteren bieten sich im Stadtteil Räume zur Umnutzung an. Auch die Nähe zum Hafen kann ein fördernder

Aspekt für die Entwicklung der Musik- und Kreativwirtschaft sein, wie Beispiele aus anderen Städten zeigen (Münster, Amsterdam etc., siehe „Konversion und Revitalisierung von Hafenflächen“, „Zwischennutzung“). Weitere Bausteine haben zum Ziel die Bewohner des Jungbusch und der gesamten Stadt an die Bildungseinrichtungen heranzuführen, um eine Identifikation der Bürger mit Mannheim als Musikstadt zu schaffen und Talente zu fördern. So kann aus dem Potenzial der jungen, multikulturellen Stadtbevölkerung geschöpft werden und ältere Bewohner können mit ihrer Erfahrung den Austausch bereichern. Der Kreativ- und Innovationscampus ist kein klar abgrenzbares Gebiet. Die Bildungseinrichtungen der sie umgebende Raum sollen nicht als abgeschottetes System im Jungbusch existieren; der Campus soll offen gestaltet sein: Er wird Bestandteil des Jungbusch und der Jungbusch wird Teil des Campus. Der Jungbusch wird zu einem Stadtteil in dem Wohnen und Arbeiten, Lernen und Freizeit, Wissen und Kreativität vereint werden. Ziel ist die Entwicklung eines, in ein kreatives Quartier eingebetteten, Campus, der, unterstützt durch flankierende Maßnahmen, impulsgebend für Musikwirtschaft und Stadtentwicklung ist und Aufmerksamkeit für die Musikwirtschaft innerhalb der Gesamtstadt und darüber hinaus generiert. Langfristig sind für eine Entwicklung des Campus zwei Szenarien denkbar. In bei-

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den Fällen entwickelt sich der Campus entlang des Verbindungskanals (siehe auch „PLANzeit“) und und innerhalb des Jungbusch. In der bevorzugten Entwicklung gelingt der Sprung auf die andere Seite des Verbindungskanals in den Mühlauer Hafen. Da der Hafen diese Flächen auch künftig für eine Nutzung vorgesehen hat, wäre hierfür eine Flächentausch notwendig. Der Stadt gehören Flächen im Industriehafen, welche gegen die auf der westlichen Seite des Verbindungskanals befindlichen Flächen getauscht werden könnten. Falls die Hafengesellschaft zu einem solchen Tausch nicht bereit sein sollte, ist, entsprechend des zweiten Szenarios, eine Entwicklung in die Industriestraße anzustreben. Dort sind Flächen vorhanden und die Nähe zum Studentenviertel Neckarstadt-West macht diese zu einem für eine Ansiedlung von Hochschuleinrichtungen sinnvollen Standort. Damit das Konzept – mit dem Campus als Herzstück – die angestrebten Handlungsziele verwirklichen kann, setzen die Bausteine an den vielfältigen Ansprüchen und Bedürfnissen des Kreativen Milieus der Mannheimer Musikwirtschaft an, um eine Stärkung dessen und somit die angestrebte Etablierung einer strahlkräftigen Musik- und Kreativwirtschaft bewirken zu können. Die zu erfüllenden Ansprüche und Bedürfnisse werden im Folgenden, zu „Handlungspaketen“ gebündelt, vorgestellt.


Bühnen schaffen:

benötigt, die den Austausch und somit das Entstehen von Kreativität und Innovationen fördern. Bei solchen informellen Orten kann es sich um private oder auch öffentliche bzw. frei zugängliche Räume handeln, da ein Austausch innerhalb Kreativer Milieus sowohl auf privater als auch auf geschäftlicher Ebene stattfinden.

tivwirtschaft gerecht werden. Diese sind flexibel nutzbar und entsprechen nicht einem „typischen Büro“; z.B. werden Wohnen und Arbeiten miteinander kombiniert. Neben expliziten Arbeitsräumen, entstehen auch informelle Arbeitsräume, die im Zusammenhang mit den „Treffpunkten“ stehen.

Organisation: Kreativität erlebbar machen: Wie die SWOT-Analyse gezeigt hat, fehlt es den Musikern in Mannheim an Auftrittsmöglichkeiten. Daher werden Bühnen geschaffen, um der aktiven Musikerszene eine Möglichkeit zur Darstellung zu geben. Dadurch findet gleichzeitig eine Öffnung der Musikstrukturen für die breite Masse statt, da es den Außenstehenden leichter gemacht wird, an der Musik und dem dahinter stehenden Netzwerk Teil zu haben. Treffpunkte:

Neben informellen Orten werden auch formelle Orte benötigt. Diese dienen als Anlaufstelle für alle Akteure der Mannheimer Musik- und Kreativwirtschaft. Organisationen mit „Scharnierfunktion“ müssen gegründet werden, um eine Vernetzung zu koordinieren und zwischen widerstrebenden Interessen (z.B. denen der Hafen- und Musikwirtschaft) vermitteln; hierbei wird auf der Arbeit des Popbeauftragten aufgebaut. Workingspaces:

Die Musik(-wirtschaft) lebt vom Austausch im Rahmen von Netzwerken. Um das bestehende Netzwerk der Mannheimer Musikwirtschaft zu stärken und auszubauen, werden informelle Treffpunkte

Konzeptaufbau

Es werden Arbeitsräume geschaffen, die den Ansprüchen der Musik- und Krea-

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Zum einen werden städtebauliche Barrieren abgebaut, denn die musikwirtschaftlichen Strukturen müssen gut erreichbar und erkennbar sein: Leerräume (wie z.B. die Kaufmannsmühle) müssen gefüllt, Zugänge und Wege zu bestehenden musikwirtschaftlichen Standorten attraktiv gestaltet und neue Standorte geschaffen werden. Zum anderen findet eine Öffnung der Strukturen zu den Bewohnern der Stadt hin statt. Durch die Entwicklung bestimmter Orte und Veranstaltungen (z.B. auf dem Innovations- und Kreativcampus) wird es den Anwohnern und Besuchern möglich, die Musik in Mannheim zu erleben. Hierbei besteht eine Verknüpfung mit dem Punkt „Bühnen schaffen“.


Konzeptbausteine Im Folgenden werden die Projektbausteine des Konzepts vorgestellt. Sie wurden, entsprechend ihrer Realisierungsphasen, in kurz-, mittel- und langfristige Vorhaben geordnet. Diese Ordnung ist jedoch, einer prozessoffenen Planung entsprechend, nicht als zwingende Realisierungsabfolge zu verstehen. Durch Symbole wird die Zugehörigkeit der einzelnen Bausteine zu den verschiedenen Handlungspaketen dargestellt. Es ist durchaus möglich, dass ein Konzeptbaustein zu der Erfüllung mehrerer Handlungsziele beiträgt.

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Zeitliche Einordnung der Konzeptbausteine Langfristig

Ausbau Kreativcampus

Hostel

uniTamente

Mittelfristig

Liveclub

Kreativwerk

klang:echo

Kutur- und Kreativöknomie

Schallpegel

Session Box

Legato

KiMuTa

Versteckte Welten

Uferpromenade

Eröffnung des Kreativcampus

Logo & Magazin

RollBar

Creare Domus

Musikalischer Landgang/ Kunst im Hafen

Kurzfristig

Überschwemmungsfestival

Kultur- und Kreativfest

Containertor

Kreatives Hauptquartier Konzeptaufbau

Temporäre Container Projekte

Zwischennutzungsgesellschaft 132


Verortung der Konzepbausteine

Nicht- örtliche Konzeptbausteine: - Kultur- und Kreativfest - Musikalischer Landgang / Kunst im Hafen - Temporäre Container Projekte - Versteckte Welten - Legato - Schallpegel - Hostel

Session Box

Überschwemmungsfestival

Liveclub

Kreatives Hauptquartier

Creare Domus Kreativwerk RollBar Uferpromenade Containertor

- KiMuTa -Logo & Magazin -Zwischennutzungsgesellschaft

Kreativ Campus

- Klangecho - uniTamente - Kutur- und Kreativöknomie

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Konzeptaufbau

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Kultur- und Kreativfest

Lage: Straßenraum im Jungbusch Anlass: Der Jungbusch ist ein durchmischter Stadtteil mit hohem Ausländeranteil und vielen Studenten. Die Etablierung und das Schaffen der Musik- und Kreativwirtschaft birgt auch die Gefahr, auf Unverständnis der alteingesessenen Bewohner zu stoßen. Doch gerade das kulturell vielfältige Umfeld des Jungbuschs bietet ein großes Potenzial für die Kreativen, denn Kultur und Kreativität sind eng miteinander verbunden. Beteiligte: Kreatives Hauptquartier (siehe Baustein Kreatives Hauptquartier), Quartiersmanagement Jungbusch, Anwohner Jungbusch, Kreative und Künstler Beschreibung: In regelmäßigen Abständen findet im Jungbusch ein Stadtteilfest statt. Das Kultur und Kreativfest bietet eine Plattform für Anwohner und Künstler. Open Stages bieten unbekannten Künstlern eine Auftrittsmöglichkeit für spontane akustische Konzerte. Außerdem wird das Fest unter ein Farbmotto gestellt, sodass es gleichzeitig identitätsstiftend wirkt. Die kulturelle Vielfalt des Jungbusches kann sich im Kultur- und Kreativfest widerspiegeln.

ve, Koordination und Finanzierung erfolgt durch das Kreative Hauptquartier und das Quartiersmanagement des Jungbuschs. Die Durchführung geschieht durch Beteiligung der Anwohner und Kreativen. Ziel: Ziel der Durchführung eines Kulturund Kreativfestes ist es, die Vielfältigkeit und Kreativität des Stadtteils sichtbar in den Straßenraum des Jungbuschs zu übertragen und darüber hinaus eine stadtweite Anziehungskraft zu erzeugen. Kreativ Schaffende, Musiker und Anwohner sollen dabei gegenseitige Berührungsängste verlieren und die Vorteile erkennen, die sie aus einer Zusammenarbeit ziehen können. Es kann als Startschuss gesehen werden, der den Weg für die weitere kreative Entwicklung des Gebiets ebnet. Referenzbeispiele: Altonale, Hamburg: Die Altonale ist ein mehrtägiges internationaler Straßenfest im Hamburg verschiedenen Veranstaltungen und Auftrittsmöglichkeiten, auch für unbekannte Künstler. Gelbes Fest Weitlingstraße, Berlin Lichtenberg: Das Gelbe Fest im Berliner Problemviertel Lichtenberg ein Mittel der Quartiersarbeit, um die Bewohner einander näher zu bringen.

Durchführung (kurzfristig): Die Initiati-

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Konzeptaufbau

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Temporäre Containerprojekte

Lage: Hafengebiet, öffentliche Plätze im Innenstadtbereich, z.B. Freiflächen im Jungbusch, Marktplatz Anlass: Die kreative und musikalische Stadt ist als eine solche nur dürftig zu erkennen. Für eine Musikstadt fehlt es vor allem an Präsentationsflächen und Auftrittsmöglichkeiten. Jungbusch, Innenstadt und Hafengebiet sind in der Wahrnehmung abgetrennte Bereiche. Die Container stehen stellvertretend für Mannheims Hafenkulisse, die bisher noch unzureichend von der Bevölkerung wahrgenommen wird. Beteiligte: Konzerne, Stadt, Kreative, Bürger Beschreibung: Vereinzelte, temporäre Containerprojekte sind in der Innenstadt, dem Jungbusch und dem Hafen platziert. Diese flächige Verteilung von einzelnen Containerprojekten bildet ein Netz, das die Grenzen der jeweiligen Stadtbereiche durchtrennt. Jedes Projekt ist variabel in seiner Aufmachung, zum Beispiel gibt es Container, die Ausstellungsfläche für Künstler bieten. Ein weiterer Container wird zum Beispiel als Informationsplattformen der Mannheimer Musikszene ausgestattet. Auf Monitoren werden In-

formationen über Veröffentlichungen, anstehende Konzerte oder generelle Infos der Bands einsehbar sein. Über ein Infoterminal können Lieder abgespielt werden oder Videos angesehen werden. Eine weitere Projektidee wäre ein Container als Proberaum und halboffene Bühne. In ihm können Mannheims Musiker proben, ohne ihre Umwelt zu stören. Mit einer Glaswand ausgestattet und im Außenbereich mit Kopfhöreranschlüssen versehen, kann ein Containerproberaum, für die Umwelt geräuscharm, als kleine Bühne genutzt werden. Durchführung (kurzfristig): Die Durchführung ist auf langfristiger Basis durch kurzfristig umsetzbare Einzelprojekte angelegt. Diese Projekte können mit Hilfe der Stadt realisiert werden. Zudem kann versucht werden, größere Unternehmen der Region als Realisierungspartner zu gewinnen. Vorstellbar wäre, die Außenbereiche der Container adäquat als Werbefläche zu gestallten. Ziel: Ziel ist es, die Kreativität der Stadt an die Oberfläche zu holen. Künstlern, Musikern und Interessierten soll die Möglichkeit geben werden, sich zu präsentieren beziehungsweise Kunst und Musik zu erleben. Container werden in diesem Zusammenhang verwendet, um einen Bezug zum Hafen herzustellen und den temporären Charakter spürbar zu machen. Bürger sollen an dem Prozess Mannheims auf dem Weg zur Kreativstadt beteiligt werden, sie

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sollen ihn unterstützen und vor allem mit erleben. Referenzbeispiele: Prima Kunstcontainer in Kiel: Prima Kunst ist eine Galerie und ein Projektund Konzeptraum, in dem Künstler in zweimonatigen Wechsel Arbeiten präsentieren können. Icon Roadshow Euro 2008: Die Icon Roadshow war eine Wanderausstellung zur Fußballeuropameisterschaft in der Schweiz. Sie reiste durch große Städte Europas, um den Leuten die Schweiz näher zu bringen.


Konzeptaufbau

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Kreatives Hauptquartier

Lage: Gebäude der Hafenstraße 42 Anlass: Zur Zeit ist in den Mannheimer Musikstrukturen Sebastian Dresel die einzige Person mit Scharnierfunktion. Die Vermittlung zwischen den einzelnen Einrichtungen der Musikwirtschaft, Musikszene und der städtischen Verwaltung ist jedoch von großer Bedeutung und muss stärker ausgebaut werden, da gerade die neugegründeten Organisationen einer Anlauf- und Vermittlungsstelle bedürfen. Beteiligte: Stadt Mannheim, Kreative Beschreibung: Ein Beauftragter der Stadt wird als Vermittler fungieren und soll die Musik- und Kreativwirtschaft in Mannheim stärken. Des Weiteren werden hier Studenten, Kreative und Engagierte mitarbeiten, die sich für die Stärkung der Kreativ- und Musikwirtschaft in Mannheim einsetzen. In Form einer Organisation soll somit eine Basis geschaffen werden, mit deren Hilfe die Entwicklung der Mannheimer Musikwirtschaft überwacht und gefördert werden kann. Unterstützend wird vom Kreativen Hauptquartier quartalsweise ein Magazin über die Kreativwirtschaft mit dem Schwerpunkt „Musikwirtschaft“ veröffentlicht. Das Magazin soll sich durch Werbung finanzieren und somit jedem Interessierten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Es liefert In-

formationen zur aktueller Entwicklung der Musikszene und bietet eine Plattform für Mannheims Musiker, Veranstalter und den Kreativen verschiedenster Branchen. Ziel ist unter anderem, jeden Interessierten an der Entwicklung der Musik- und Kreativwirtschaft in Mannheim Teil haben zu lassen und somit einen intensiveren Austausch aller Akteure zu gewährleisten. Zum Hauptquartier gehört zusätzlich eine Zwischennutzungsgesellschaft. Sie informiert und vermittelt zwischen den Akteuren und wird zudem einen Kulturfinanzfond verwalten (siehe Konzeptbausteine Zwischennutzungsgesellschaft und Kulturfinanzfond). Das Gebäude in der Hafenstraße 42 ist als Schnittpunkt der Achse Jungbuschstraße/Hafenstraße optimal gelegen ist. Das mehrstöckige Haus gehört zur Zeit der Stadt Mannheim und bietet hinreichende Räumlichkeiten, die auch für weitere Einrichtungen genutzt werden können. Durchführung (kurzfristig): Der Leiter des Kreativen Hauptquartiers soll von der Stadt Mannheim eingestellt und finanziert werden. Das Gebäude bleibt im Besitz der Stadt und wird dem Hauptquartier frei zur Verfügung gestellt. Die Organisation finanziert sich eigenständig durch Mieten, Spenden oder Werbung (vor allem im Magazin). Ziel: Das Kreative Hauptquartier soll Anlaufstelle und Zentrum der Kreativen

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werden. Es bündelt alle Aktivitäten der Mannheimer Musikszene und steuert diese. Durch die Schaffung eines Netzwerks werden aufwändige Kommunikationswege gespart. Für die Mannheimer wird die Kreativität offener gestaltet sowie erlebbar und mit gestaltbar gemacht.


Konzeptaufbau

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Logo

Lage: Organisation durch Kreativen Hauptquartier Hafenstraße 42 Anlass: Die Bausteine für Entwicklung und Förderer der Kreativ- und Musikwirtschaft in Mannheim müssen sichtbar werden. Das Interesse an dieser Entwicklung muss geweckt werden und die Vielzahl und Vernetzung von Bereichen der Musikwirtschaft muss für alle erkennbar sein. Beteiligte: Kreatives Hauptquartier, kulturelle und musikwirtschaftliche Einrichtungen Beschreibung: Alle Akteure und Förderer der Musikwirtschaft in Mannheim haben sichtbar ein einheitliches Logo (beispielsweise als Aufkleber) am Eingang. Dazu gehören beispielsweise Clubs, Cafés, Galerien, Radiosender und sämtliche Unternehmen der Musik- und Kreativwirtschaft in Mannheim sowie deren Förderer. Das Logo wirkt als Auszeichnung und Erkennungszeichen. Dadurch wird ein engeres und übersichtlicheres Netz der in Mannheim vertretenden Musik- und Kreativstrukturen.

Überblick über die Entwicklungen hat. Interessenten können sich beim Kreativen Hauptquartier für das Logo bewerben. Falls ihnen dieses zugewiesen wird, werden sie in ein zentrales Verzeichnis aufgenommen gestellt und werden beispielsweise auch im Magazin erwähnt. Ziel: Durch das Label wird das Interesse der Öffentlichkeit geweckt und das Wachstum, sowie die Vernetzung der Kreativund Musikwirtschaft in Mannheim nicht bloß für Insider sichtbar. Bestehende Lokalitäten wird ein Anreiz gegeben sich für die Musikwirtschaft zu engagieren, um in das Verzeichnis aufgenommen zu werden. Referenzbeispiele: www.qype.de: Qype ist eine Internet-Plattform auf der Bars, Cafés und andere Ausgehlokale registriert und bewertet werden. Zunehmend sieht man dort verzeichnete Lokalitäten, die ein „qype Logo“ an der Tür hängen um zu zeigen, dass auch sie diesem bekannten Netzwerk angehören. Lonley Planet: Der Reiseführer Lonley Planet verleiht den in ihren Führern erwähnten Gastronomieeinrichtungen kleine Plaketten, mit denen diese für sich werben können.

Durchführung (kurzfristig): Der Kostenaufwand ist gering. Vergeben wird das Logo vom Kreativen Hauptquartier an bestehende und neue Institutionen der Mannheimer Musikstruktur, da dieses den

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Konzeptaufbau

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Zwischennutzungsgesellschaft

Lage: Gebäude der Hafenstraße 42 Anlass: Im Jungbusch und im Hafen sind viele ungenutzte oder untergenutzte Flächen und Gebäude vorhanden, die vor allem für die Musik- und Kreativwirtschaft von großem Interesse sind. Unternehmen der Musik- und Kreativwirtschaft sind meinst kleine Unternehmen, die einfache, anpassungsfähige und flexible Räumlichkeiten benötigen. Dies bieten die Gebäude in den hafennahen Gebieten und im Hafen selbst. Außerdem sind diese oft Orte mit einzigartiger Architektur und Umgebung. Obwohl viele dieser Gebäude leer stehen, wollen der Hafen und die Investoren diese Flächen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht verkaufen. Deshalb bietet sich vor allem eine Zwischennutzung an, die vorzugweise von einer zentralen Stelle koordiniert werden sollte. Beteiligte: Kreatives Hauptquartier, Flächen- und Gebäudeeigentümer, im Hafen ansässige Unternehmen, Kreativunternehmen, Event- und Kulturbranche Beschreibung: Unser Konzept sieht es vor, dass eine Zwischennutzungsgesellschaft gegründet wird. Diese Gesellschaft hat die Aufgabe die Flächennachfrage der Kreativwirtschaft und den Flächenbestand der Hafenunternehmen zu managen und

dabei die Interessen beider Akteure zu berücksichtigen. Idee ist es eine „winwin-Situation“ zu erzeugen. Das Zwischennutzungsmodell sieht es vor, dass Unternehmen der Kreativwirtschaft gegen einen geringen Mietpreis vorübergehend ungenutzte Hafenareale, aber auch andere temporär verfügbare Flächen in Mannheim (z.B. die Wächterhäuser), für verschiedene Zwecke nutzen können. Solche Nutzungen können die Installierung von Arbeitsräumen (Ateliers, Büros, Werkstätten), sowie die Durchführung von Veranstaltungen (z.B. Vernissagen, Festivals, Konzerten) darstellen. Im Gegenzug würden die Großunternehmen, in der Rolle als Flächenbesitzer, einen Imagegewinn erfahren und könnten bei den Instandhaltungskosten von Flächen und Gebäuden, für die in diesem Modell vorübergehend die Mieter verantwortlich wären, Kosten einsparen. Die Zwischennutzung ist eine adäquate Lösung um der wachsenden Kreativ- und Kulturwirtschaft Räume zu öffnen, ohne dabei den schwer prognostizierbaren Flächenbedarf der im Hafen ansässigen Unternehmen zu übergehen. Die hohe Flexibilität der angestrebten Zwischennutzungen bildet das Fundament des Konzeptbausteins. Die Zwischennutzungsgesellschaft soll die Rolle eines Vermittlers und Verwalters einnehmen. Durchführung (kurzfristig): Die Gesellschaft wird von der Stadt finanziert und mit Vertreten unterschiedlicher Bereiche besetzt.

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Ziel: Ziel ist der Aufbau eines gut organisierten Zwischennutzungsnetzwerkes. Auf diese Weise soll eine optimale Nutzungsauslastung von Flächen, Gebäuden, Räumen oder Hallen erreicht werden. Für die Besitzer und Zwischennutzer soll eine „win-win-Situation“ geschaffen werden. Referenzbeispiele: Berlin21: Zwischennutzungsagentur mit Beratungs- und Vernetzungsplattform für Eigentümerinnen und Nutzungsinteressentinnen, die Zwischennutzungen zwischen Leerstandeigentümern und denen, die Raum benötigen, vermittelt. www.flaechen-in-leipzig.de: Informationsplattform im Internet zur Nutzung von Brachflächen in Leipzig. Sie beherbergt eine Flächendatenbank mit über 100 Grundstücken, die zwischenzeitlich anders genutzt werden könnten.


Konzeptaufbau

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Kulturfinanzfond

Lage: nicht örtlich Anlass: Einige geplante Konzeptbausteine sind kulturelle und soziale Maßnahmen, die das Potenzial des kreativen Umfelds im Jungbusch stärken sollen. In der Regel können sich diese Maßnahmen jedoch ökonomisch nicht oder nur in Anätzen selbst tragen. Deshalb ist eine finanzielle Unterstützung von außen notwendig. Generell unterliegt diese Kulturförderung dem Staat, dem Land oder den Kommunen. Ein moderneres Bild der Kulturförderung, das auch dem Kulturfinanzfond zugrunde liegt, ist das des Kultursponsorings durch Unternehmen. Beteiligte: Mannheimer Unternehmen, Kreatives Hauptquartier Beschreibung: Nach dem Verständnis des Kultursponsorings leistet die Wirtschaft mit ihren finanziellen Mitteln kulturelle Entwicklungshilfe. Als Gegenleistung erhalten die Unternehmen dafür einen Imagegewinn, denn Kunst und Kultur ist längst Standortfaktor für Lebens- und Umweltqualität und damit förderlich für die Entwicklung eines Unternehmens an diesem Ort geworden. Dadurch entsteht eine Austauschbeziehung zwischen Wirtschaft und Kultur. Im Kulturfinanzfond werden die finanziellen Fördermittel der

Unternehmen an einer zentralen Stelle gesammelt und über ihre Verwendung und Verteilung entschieden. Durchführung (kurzfristig): Der Kulturfinanzfond ist eine möglichst schnell umzusetzende Maßnahme, denn dadurch kann die Durchführung der meist auch kurzfristig angesetzten kulturellen Konzeptbausteine gesichert werden. Die Organisation erfolgt ähnlich wie beim Konzeptbaustein „Zwischennutzungsgesellschaft“ durch eine Stelle des Kreativen Hauptquartiers, das zwischen Förderinitiativen der Unternehmen und konkreten förderungsfähigen Projekten vermittelt. Ziel: Durch den Kulturfinanzfond soll die Kulturförderung finanzierbar gemacht werden. Die wirtschaftliche Förderung bildet eine Alternative zur städtischen Förderung und damit eine Entlastung der Stadtkasse. Durch die zentrale Steuerung der Verwendung und Verteilung der finanziellen Mittel werden sonst aufwändige Wege zwischen Mittelgebern, den Unternehmen, und Nutzern, den konkreten Projekten, gespart. Die Unternehmer können den Aufwand umgehen selbst nach förderfähigen Projekten suchen. Den kulturellen Projekten wird dagegen die Kontaktnahme zu den Unternehmen erleichtert und sie haben mehr Zeit für das eigentliche Projekt, da das zeitaufwendige Fundraising wegfällt.

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Referenzbeispiele: Sound Found Ation: Die Sound Found Ation ist eine von Volkswagen initiierte Stiftung zur Förderung von Newcomern der Musikszene. Seit 1997 beratet sie aufstrebende Bands zu Rechtslagen und Vermarktung und födert z.B. durch Preise und die Ermöglichung überregionaler Touren.


Konzeptaufbau

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Musikalischer Landgang & Kunst im Hafen

Lage: wechselnde Route entlang der geplanten Entwicklungsgebiete Anlass: Um ein Wachstum der Musikwirtschaft zu ermöglichen müssen Flächen zur Verfügung gestellt werden. Langfristig bietet der Hafen interessante Flächen v.a. für lärmintensive Nutzungen, wie Konzert-Locations, Clubs und Festivals. Momentan scheinen Hafen- und Stadtentwicklung jedoch nicht vereinbar, da die Hafengesellschaft zum jetzigen Zeitpunkt keine Flächen freigeben möchte, da sie diese in Zukunft selbst braucht. Beteiligte: Hafen, Quartiersmanagement, Musiker und andere Künstler, Laboratorio17, Kreatives Hauptquartier Beschreibung: Beim musikalischen Landgang handelt es sich um eine musikalische und künstlerische Ortserkundung als eine Form der temporären Zwischennutzung auf Hafengelände, welches sich momentan noch in hafenwirtschaftlicher Nutzung befindet, langfristig aber auch für eine kreativ- musikwirtschaftliche Nutzung interessant wäre. Die Hafenlandschaft wird mittels Musik und Kunst inszeniert. Beispielsweise könnten Werbeplakate entlang der Route für Künstler und Fotografen bereitgestellt werden, die dort ihre Werke

präsentieren können. Über ein derartiges Zwischennutzungs-Projekt, das keinen Eingriff in die Kompetenzen der Hafengesellschaft darstellt, kann eine erste Annäherung von Hafen und Musik geschaffen werden. Durchführung (kurzfristig): Die Organisation des Musikalischen Landgangs erfolgt durch das Quartiersmanagement Jungbusch und das Kreative Hauptquartier, das Künstler und Sponsoren vermitteln kann. Laboratorio17 kann außerdem durch ihre Erfahrungen des Nachtwandels hilfreich bei der Durchführung mitwirken. Finanziert wird der Landgang aus Mitteln des Kulturfinanzfonds. Das Unternehmen JCDecaux, das in Mannheim Plakatwände aufstellt, könnte als Sponsor gewonnen werden, indem es Künstlern ihre Plattform kostenlos zur Verfügung stellt. Ziel: Von der Musik geleitet werden Grenzen überschritten und das Hafengebiet ins öffentliche Bewusstsein geholt. Durch die gezielte Inszenierung wird der Blick geöffnet für interessante, zuvor aber kaum wahrgenommene Orte. Durch die thematische Verknüpfung von Musik, Kunst und Hafen werden Entwicklungsperspektiven aufgezeigt. Der Hafen als „Museum“ dient der eigenen Entdeckung und bietet eine Plattform für Künstler. Die Bewohner entdecken bisher unbekannte Freiräume ihrer Stadt.

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Referenzbeispiele: Hafensafari, Hamburg: Die Hafensafari ist ein Erkundungstrip durch Hamburger Hafengebiete, bei dem den Besuchern die Eigenschaftender Umgebung u.a. durch künstlerische Installationen näher gebracht werden sollen. Kultursommer, IBA Hamburg: Im Rahmen des Kultursommers wurde entlang der Hermann-Blohm-Straße im Hamburger Hafen Plakatwände für Künstler bereit gestellt. tune, Hamburg: Das Projekt tune ist ein improvisiertes Streichorchester, das mit ortsbezogenen Konzerten durch die Stadt wandert und so „Leerräume belebt, an vergangenes erinnert und Zukünftiges visioniert“. (projekt tune, 2009)


Konzeptaufbau

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Containertor

Lage: Brachfläche an der Hafenstraße, neben der Kauffmannsmühle Anlass: Die zentral in der Hafenstraße liegende ungenutzte und ungepflegte Freifläche wirkt, ebenso wie die leerstehenden Gebäude der anliegenden Kaufmannsmühle, hemmend auf eine Entwicklung des Jungbuschs. Die Brachflächen erwekken nicht den Eindruck, als gäbe es eine lebendige Kreativszene oder als pulsiere im Jungbusch das Leben, geschweige denn als gebe es an diesem Ort eine florierende Musikwirtschaft – und das obwohl die Popakademie nur knapp hundert Meter entfernt ist. An diesem Ort zeigt sich der Jungbusch sowohl für Unternehmen, als auch für Investoren wenig attraktiv. Beteiligte: Stadt, Kulturfonds, Kreatives Hauptquartier, Quartiersmanagement, Laboratorio17, Popakademie Beschreibung: Das Containertor ist eine flexibel bespielbare Konstruktion. Die Tor-Konstruktion kann unterschiedlich genutzt werden: So kann zum Stadtteilfest oder für Open-Air-Konzerte eine Bühne darunter Platz finden, zwischen den Containern eine Leinwand für sommerliches Freilicht-Kino aufgespannt werden mit Hafenkulisse im Hintergrund o.ä. Für den Zeitraum, in dem sich kein Investor für die Bebauung des Grundstücks findet,

wird die Fläche sinnvoll genutzt ohne den Blick auf Kanal und Hafen zu versperren. Gleichzeitig wird die Möglichkeit einer künftigen Bebauung offen gelassen. Das Tor lenkt den Blick auf die Brachfläche, die dadurch aufgewertet wird, und auf Kanal und die gegenüberliegende Uferseite. Es öffnet sozusagen den Blick in die Zukunft der Entwicklung, die im Hafen liegt. Durchführung (kurzfristig): Die Konstruktion des Containertors kann kurzfristig durchgeführt werden. Die Nutzung des Tors ist für Zwischennutzungen angelegt. Wird für die Brachfläche ein Investor gefunden, kann die Konstruktion relativ schnell wieder abgebaut werden. Ziel: Durch das Containertor kann die störende Baulücke zwischen Kauffmannsmühle und Jungbuscharena kurzfristig sinnvoll geschlossen werden. Dabei wird die Möglichkeit offen gelassen, einen langfristigen Investor zu suchen. Gleichzeitig gewinnt die Hafenstraße durch die Bespielung der bisherigen Brachfläche einen weiteren Anziehungspunkt. Trotzdem versperrt das Tor nicht den Blick und den Zugang zur Uferpromenade des Verbindungskanals und rückt somit auch die Hafenkulisse in das Bewusstsein der Besucher des ehemaligen Hafenstadtteils. Referenzbeispiele: Acveducto, Expo Zaragoza: Mobile Con-

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tainerkonstruktion, entwickelt zu dem Zweck, an verschiedenen Orten auf die Weltausstellung aufmerksam zu machen. Das Acveducto wurde verschiedenartig genutzt, z.B. für Projektionen und akrobatische Perfomances; die Container im Sockelberich boten Raum für einen InfoPoint.


Konzeptaufbau

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Creare Domus durch Bewohnen bewaren

Lage: ein Gebäude der fünf Liegenschaften der Kauffmannsmühle mit angrenzendem Innenhof Anlass: Die Entwicklung der Hafenstraße als „Kreativmeile“ wird durch verschiedene leerstehende Gebäude unterbrochen. Gleichzeitig wird nach mehr kostengünstigen Räumen zum Arbeiten und Wohnen in einem kreativen Umfeld im Jungbusch verlangt, um die Entfaltung der Musikwirtschaft zu ermöglichen. Ein Teil des Gebäudekomplexes in dieser attraktiven Lage ist bereits umgebaut worden. Er befindet sich im Hinterhof und beherbergt Radio Sunshine, die Galerie ZeitExit und [di]. Beteiligte: Eigentümer (Reinhard Suhl), Interessengemeinschaft, Zwischennutzungsgesellschaft Beschreibung: Das mittlerweile stark heruntergekommene Gebäude muss saniert werden, dies kostet viel Geld und der Eigentümer Reinhard Suhl hat seit seinen hochtrabenden Plänen 2001 keine weiteren Maßnahmen zur Projektrealisierung betrieben. Damit das historische Gebäude trotzdem erhalten bleiben kann muss schnell gehandelt werden. Die Idee ist es, dass interessierte Künstler und Kreative in das Gebäude einziehen und es selbst in ihrem Interesse umbauen. Für die Kosten

kommen sie selbst auf, zahlen dafür aber keine oder eine sehr geringe Miete. Für den Besitzer heißt das keine Investitionen und für die Kreativen entstehen kostengünstige Raumangebote, die sie nach ihrem Geschmack gestalten können. Die angrenzende Freifläche kann bis zu ihrer Bebauung oder anderweitigen Benutzung durch die Anwohner und Nutzer des Creare Domus als gemeinschaftliche Gartenanlage gestaltet werden. Auch der Innenhof lädt zu vielseitiger Nutzung ein. Durchführung (kurzfristig): Dieser Konzeptbaustein kann kurzfristig umgesetzt werden, aber mit langfristiger Wirkung. Die Zwischennutzungsgesellschaft sorgt für die Verteilung des Angebots und steht als Vermittler zwischen Nutzer und Eigentümer. Anfragen um ins Haus einzuziehen, werden nach Themenspezifischerrelevanz entschieden. Das Konzept kann auch für weitere Häuser übernommen werden. Die Zwischennutzungsgesellschaft ortet entsprechende Gebäude und geht mit den Besitzern einen Vertrag ein und vermietet anschließend Etagen oder Räume an interessierte Nutzer, die gemeinsam das Haus vor dem Verfall retten. Als letzte Konsequenz können die Nutzer dann das Gebäude vom eigentlichen Eigentümer abkaufen. Entsprechende Projekte können z.B. auch in ehemaligen Lagern der Industriestraße durchgeführt werden. Ziel: Das Ziel ist das „Creare-Domus“ als eine kreative Keimzelle im Herzen

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des Jungbuschs zu realisieren. Ein breites Angebot schafft auch eine breite Interessengruppe. Künstlern bietet das „CreareDomus“ Atelierräume, Workshops können angeboten werden, kleine und große Projekte realisiert werden und wachsende Unternehmen aus dem Musikpark finden hier günstiges Flächenangebot und im Erdgeschoss entstehen Gastronomie und Ladenlokale, die die Laufkundschaft im Jungbusch stärken. Das Creare Domus wird das kreative Umfeld im Jungbusch nachhaltig stärken und fördern. Referenzbeispiele: Wächterhäuser in Leipzig: HausHalten e.V. hat sich zum Ziel gemacht, zum Verfall drohende Gebäude in Leipzig durch das Prinzip des Wächterhauses zu retten. RosaRose Garten in Berlin, Friedrichshain: Anwohner haben sich eine städtische Brachfläche angeeignet und einen Gemeinschaftgarten errichtet.


Konzeptaufbau

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Die RollBar Lage: Jungbusch, Hafenstraße, direkt angrenzend an die Popakademie Anlass: Das angestrebte kreative Leben spielt sich derzeit fast nur innerhalb der von der Stadt geschaffenen Strukturen statt. Die Studenten bleiben mit ihrer Arbeit und ihren Ideen in der Popakademie. Um die Studenten und ihre Aktivitäten aus der Popakademie auf die Straßen in den Jungbusch zu bringen und eine Vernetzung der Studenten des Kreativcampus und der Bewohner zu erleichtern, ist eine Neugestaltung und Neunutzung der Jungbuscharena geplant. Beteiligte: Eigentümer, Stadt, Popbeauftragter, Studenten Beschreibung: Die Jungbuscharena wird neu renoviert. Im Gebäude entsteht ein Café mit flexibler Ausstattung, z.B. rollbare Tische. Derart wird ein Bereich außerhalb der Popakademie geschaffen, in welchen die Studenten in kreativer Atmosphäre arbeiten können. Im Sommer wird durch Außenbestuhlung der Platz zwischen Popakademie und Jungbuscharena genutzt. Dies kann bis auf die neu gestaltete Promenade ausgedehnt werden. Die flexible Ausstattung im Inneren ermöglicht einerseits eine individuelle Zusammensetzung der Tischkonstellationen und andererseits einen Umbau des Cafés.

Hierdurch kann eine Bühne geschaffen werden, auf welcher vor allem Studenten der Popakademie auftreten können. Durchführung (kurzfristig): Die Stadt verhandelt mit dem Eigentümer der Jungbuscharena eine Freigabe Gebäudes für das Projekt. Mit Geldern aus dem Kulturfinanzfond findet die Renovierung der Grundsubstanz der Jungbuscharena statt. Durch die attraktive Lage mitten auf dem neuen Campus wird sich schnell ein Investor finden. Die Ausstattung des Cafés wird nach Flexibilität gewählt. Mit Hilfe des Popbeauftragten wird die Bühnenausstattung beschafft. Ziel: Mit dem Café in der Jungbuscharena sollen die Universitätseinrichtungen zum Stadtteil hin geöffnet werden. Des Weiteren bietet das Café den Studenten der verschiedenen Fakultäten eine Plattform für die Darstellung ihres Könnens und ermöglicht das Knüpfen von Kontakten und pflegen sowie Entstehen von Netzwerken.

Referenzbeispiel: Cafés in der Umgebung von Universitäten, die sich auf Studentische Arbeitsgruppen eingestellt haben.

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Konzeptaufbau

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Uferpromenade

Lage: Uferpromenade am Verbindungskanal Anlass: Die Promenade in direkter Wasserlage am Verbindungskanal bietet großes Potenzial. Vor einigen Jahren wurden die Uferpromenade und der daran anschließende Platz neben der Kauffmannsmühle bereits baulich aufgewertet. So führt mittlerweile ein Holzweg ab Höhe der Kaufmannsmühle bis zum Musikpark an der nördlichen Spitze des Jungbuschs entlang. Jedoch zeigen sich einige Mängel. Die Promenade wirkt vernachlässigt und ungepflegt. Außerdem fehlt noch immer ein direkter Zugang zum Wasser, da der Weg etwa drei Meter über dem Kanal lang führt, sowie ausreichend Sitzmöglichkeiten. Bisher hat auch nur das östliche Ufer des Verbindungskanals eine begehbare Uferpromenade, da sich auf der gegenüberliegenden Seite nicht zu betretendes Hafengebiet befindet. Beteiligte: Stadt Mannheim

Mannheim,

Hafen

Beschreibung: Zwar benötigt der Hafen die Wasserfläche des Verbindungskanals, jedoch ist eine Freigabe der sich im Hafen befindlichen gegenüberliegenden Uferpromenade denkbar. Dadurch wird eine Verbindung von Stadtteil und Hafengebiet

vorangetrieben. Die Hafenkulisse ist prägend für die Promenade, sodass einzelne Elemente, wie z.B. der Kran auf Höhe der Kauffmannsmühle und Hafencontainer der gegenüberliegenden Hafensilhouette, bewusst noch stärker in Szene gesetzt werden sollen. Durch ein Beleuchtungskonzept wird der Hafen auch abends zu einem Anziehungspunkt. Stufen führen vom Holzweg bis zur Wasseroberfläche des Verbindungskanals. So werden ausreichend Sitzmöglichkeiten geschaffen und die Wasserlage genutzt. Ein freier WLANZugang und Außengastronomie, wie z.B. an der Jungbuscharena, bieten Kreativen einen Arbeitsraum in lockerer, inspirierender Umgebung zum ungezwungenen Ideenaustausch. Gleichzeitig können die Stufen optimal als Tribüne genutzt werden. Der Schiffsverkehr auf dem Verbindungskanal mit etwa zwei Fahrten pro Woche verhindert zwar eine dauerhafte Installation von Pontons, jedoch kann in Kooperation mit dem Hafen eine Vereinbarung getroffen werden, die eine Bespielung der Wasserfläche durch eine mobile Bühne in verkehrsruhigen Wochen erlaubt. So können Mannheimer Musiker, u.a. Studenten der Popakademie oder der Hochschule für Musik und Darstellende Künste, die Bühne als Auftrittsmöglichkeit nutzen. Durchführung (kurz- bis mittelfristig): Die Durchführung und Finanzierung unterliegt der Stadt Mannheim. Die Bühne wird durch Unternehmensspenden des

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Kulturfinanzfonds gesponsert. Ziel: Mit der Umgestaltung der Uferpromenade am Verbindungskanal wird ein außergewöhnlicher und für die Umgebung prägender Ort am Wasser und am Hafen gebührend in Szene gesetzt. Die Promenade mit neugewonnener Nähe zum Wasser gewinnt an Aufenthaltsqualität und bietet sich so auch als informeller Treffpunkt für Kreative und Freizeitort für Bewohner des Stadtteils an. Mittel- und langfristig werden gedankliche Barrieren zwischen Hafen und Stadtteil aufgehoben und eine harmonische Verbindung geschaffen. Referenzbeispiele: Hafensommer, Würzburg: Der jährlich stattfindende Hafensommer ist eine Veranstaltungsreihe der Stadt Würzburg, bei der durch Konzerte und Comedy-Veranstaltungen ein kaum noch genutztes Hafenbecken unter anderem durch eine Wasserbühne bespielt wird. Pop im Hafen, Mannheim: Pop im Hafen ist ein von SWR Rundfunk veranstaltetes Festival, das auf Hafenflächen in Nähe des Verbindungskanals stattfindet.


Konzeptaufbau

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Versteckte Welten

Lage: Hinterhöfe im Jungbusch, aber mit Ziel auf Ausweitung zur Neckarstadt-West und Quadrate Anlass: Im gründerzeitlichen Jungbusch gibt es innerhalb der Blockbebauung viele Hinterhofhäuser. Einige Hinterhöfe werden bereits durch unterschiedle Nutzungen belebt, wie z.B. durch eine Orientalische Tanzschule oder eine Modedesignfirma. Im Konzeptbaustein „Creare Domus“ ist eine alternative Hinterhofbebauung erdacht. Aber auf in den Quadraten und in der Neckarstadt-West sind durch die Bebauung Hinterhöfe entstanden, die bespielt werden können. Beteiligte: Laboratio 17, Gewerbebetreiber, Besitzer Beschreibung: Bereits seit einigen Jahren veranstaltet die Künstlergruppe Laboratio 17 den Nachtwandel um den Jungbusch zum Leben zu erwecken. Die Idee ist, dass sich das Leben im Jungbusch nicht nur auf der Straße und an der Promenade abspielt, sondern auch die Einzigartigkeit der Hinterhöfe mit inszeniert wird. Hinter jeder Toreinfahrt kann eine neue Welt beginnen. Während beim Nachtwandel die Straßen bespielt werden, sollen nun auch die Hinterhöfe miteinbezogen werden. Bereits vorhandene Struktur stellt sich somit

vor und Unbekanntes kann entdeckt werden. Möglicherweise sind unter den Besuchern einige Interessenten oder sogar Eigentümer oder Anwohner, die beschließen einem Hinterhof ein neues Gesicht zu verleihen. Das bisherige wird vermarktet um somit ein Struktur darzustellen, die sich selbst generiert. Sobald der Nachtwandel sich einen Namen gemacht hat und für den Jungbusch steht, kann das Konzept auf die Quadrate und Neckarstadt-West übertragen werden. Durchführung (kurz- bis mittelfristig): Die Durchführung erfolgt individuell durch die Besitzer der Hinterhofhäuser und interessierte Gewerbebetreiber. Laboratorio 17 kann durch ihre Erfahrung als Veranstalter des Nachwandels ratgebend zur Seite stehen. Ziel: Durch ein vielfältiges Angebot wird die Anzahl der Laufkundschaft erhöht. Mit dem Jungbusch bringt man nicht nur Popakademie und Promenade in Verbindung, sondern auch von den „Versteckten Welten“ der Hinterhöfe ist nun die Rede. In jedem Hinterhof kann man etwas Neues erleben und befindet sich abgeschirmt vom Rest der Straße. Durch die Aufweitung in die Quadrate rückt das Ambiente des Jungbuschs weiter in die Innenstadt und die räumliche Nähe wird deutlich gemacht. Mit der Neckarstadt-West wird ein anderer Stadtteil als potenzieller Standort für Kreativwirtschaft oder alternative Nutzung näher beleuchtet.

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Referenzbeispiele: Hackesche Höfe, Berlin: Die Hackesche Höfe in Berlin sind ein Komplex von Hinterhöfen, in denen sich freie individuelle Geschäfte angesiedelt haben. Organisierte Club-Nacht, Mannheim: Bei der Initiative von Sebastian Dresel warben einige Mannheimer Clubs geschlossen für eine Club-Nacht und dadurch auf die Mannheimer Clubszene aufmerksam machten.


Konzeptaufbau

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Überschwemmungsfestival

Lage: Friesenheimer Insel Anlass: In Mannheim mangelt es an musikalischen Großereignissen zur Förderung der lokalen Musikkultur und weiteren kreativen Sparten. Die großen Überschwemmungsflächen der Friesenheimer Insel bieten sich mit ihrer einzigartigen Industrie- und Hafenkulisse sehr gut für ein solches musikalisches Großereignis an. Beteiligte: Stadt Mannheim, Kreatives Hauptquartier Beschreibung: Das „ÜberschwemmungsFestival“ soll auf einem Teil der Überschwemmungswiesen der Friesenheimer Insel stattfinden. Es dient zur Förderung der lokalen Musikkultur und soll überwiegend unbekannten lokalen Bands aus Mannheim und Umgebung eine Auftrittsplattform von größeren Ausmaßen bieten können. Als Zugpferde sollen namhafte Mannheimer Künstler, wie z.B. Xavier Naidoo, Herbert-Grönemeier-Band oder Laith Al-Deen gewonnen werden. Überwiegend heimische und noch eher unbekannte Bands sollen den musikalischen Rahmen vervollständigen und durch gute Spielzeiten einem breiten Publikum präsentiert werden können. Der überwiegend musikalische Aspekt soll dabei eine Verbindung mit anderen kreativen Bereichen,

ähnlich wie beim „Dockville Festival“, stehen und einen alternativen Charme erzeugen. Das Festivalgelände wird durch diverse Installionen und Kunstprojekte ebenfalls lokaler Mannheimer Künstler bereichert. Die Verortung auf der Friesenheimer Insel soll ein Annäherungsversuch der Kreativität an den Hafen darstellen. Das „Überschwemmungsfestival“ wird anfangs für eine Besucherzahl von 10.000 ausgelegt sein, wobei die Kapazitäten problemlos erweiterbar sind. Trotzdessen soll eine eher intimere Athmöspäre entstehen um den erwünschten alternativen Charme zu bewahren. Die grandiose Kulisse der BASF auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins und das nahe gelegene Wasser kann einen Beitrag dazu leisten. Durchführung (mittelfristig): Das Überschwemmungsfestival finanziert sich aus Geldern der Stadt bzw. aus dem Kulturfinanzfond. Des Weiteren werden die Konzerttickets einen gewissen Erlös bringen. Die gesamte Organisation, Koordination und Durchführung wird von einer Projektgruppe des Kreativen Hauptquartier übernommen. Ziel: Das Ziel des Überschwemmungsfestivals ist es vor allem unbekannteren heimischen Künstlern eine große Auftrittsplattform zu bieten. Auf diese Weise wird die Kreativität über die Grenzen des Jungbuschs hinaus getragen. Weiterhin soll mit der Verortung des Festivals auf der Friesen-

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heimer Insel eine kreative Annäherung an den Hafen unternommen werden, sodass auf lange Sicht gesehen eine Ausdehnung der Kreativwirtschaft auf nicht mehr genutzte Hafenbereich denkbar wird. Referenzbeispiel: Dockville Festival, Hamburg: Seit 2007 findet jeden Sommer auf der von Hafen und Industrie geprägten Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg das Musik- und Kunstfestival Dockville statt.


Konzeptaufbau

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Schallpegel

Lage: Ladengeschäft im Jungbusch Anlass: Im Jungbusch wird Musik gelebt und auch produziert. Gerade in der Popakademie lernen die Studenten auch Produktion von Tonträgern. Um den musikalischen Ergebnissen, v.a. auch von jungen und lokalen Künstlern, eine Plattform zu geben, soll der Plattenladen „Schallpegel“ eingerichtet werden.

Ziel: Den Studenten und anderen lokalen Musikern soll eine Plattform für ihre Musik gegeben werden. Durch den Plattenladen wird der endgültige Schritt von der Produktion hin zum Kunden der Musik gemacht; er stellt damit den letzten Abschnitt der Musikverwertungskette dar. Damit wird die Musik, die hinter den verschlossenen Türen der Popakademie entsteht, an die Öffentlichkeit gebracht und die neue Mannheimer Musikszene für Interessierte erlebbar gemacht. Referenzbeispiel:

Beteiligte: Investor, Popakademie Beschreibung: Der Investor richtet das Gebäude ein. Studenten der Popakademie arbeiten in dem Laden und bringen die Verknüpfung zur Akademie, deren Musik und den sich dort abzeichnenden Trends. Derart kann sich der Investor bei der Auswahl der weiteren Musikauswahl von potenziellen Kunden beraten lassen. Des Weiteren kann auch eine „Second Hand“- Rubrik vor allem für Schallplatten eingerichtet werden.

Slam Records, Hamburg: Slam Records ist ein unabhängiger Plattenladen in Hamburg, der sich auch auf den Verkauf von Platten junger und lokaler Künstler konzentriert. Ein wichtiger Teil ist der Ankauf von Platten.

Durchführung (mittelfristig): Die Finanzierung erfolgt über einen privaten Investor. Die Eröffnung des Plattenladens kann z.B. über das Magazin des Kreativen Hauptquartiers bekannt gemacht werden.

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Konzeptaufbau

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Session-Box

Lage: leer stehender Gebäudeteil der Kauffmannsmühle oder alte Industriebrache in der Industriestraße Anlass: Musikproberäume sind rar oftmals sehr teuer und stellen junge Musiker oftmals vor das Problem der Finanzierung. Mit der Session-Box soll die Möglichkeit geschaffen werden Musikern aller Art einen Raum zur eigenen Entfaltung und zum kreativen Austausch zu geben. Beteiligte: Musikinstrumenten-Hersteller, Kreatives Hauptquartier Beschreibung: Die Session-Box ist eine Institution, die Musikern, Sängern, sowie Musiklehrern und – schülern jeder Instrumenten- und Altersgruppe ein vielfältiges Angebot bieten soll sich zu entfalten. Dazu gehören professionelle, komplett ausgestattete Musikübungsräume unterschiedlicher Größen in freundlicher Atmosphäre, deren Vermietung im Stundentakt (fünf bis zehn Stunden) oder zu monatlichen Festpreisen erfolgt. Neben einer persönlichen Betreuung und Aufbewahrungsmöglichkeiten für Musikinstrumente und Equipment, bildet die Session-Box einen Treffpunkt für Musiker. Durchführung (mittelfristig): Die Session-Box ist von jedem nutzbar: vom Beginner bis zum Profi. Die Finanzierung

dieses Projektes wird aus dem einzurichtenden Kulturfinanzfond erfolgen. Das Musikequipment wir von Herstellern zur Verfügung gestellt. Durch die günstigen Angebote sind Anfänger nicht gezwungen sofort viel Geld für teure Instrumente auszugeben, sondern können sich erst einmal ausprobieren. Das Equipment-Sponsering kann somit den Musikinstrumenteherstellern rückwirkend zugute kommen, wenn sich ein angehender Musiker für dessen Marke entscheidet. Zudem erhalten diese dafür gute Reputationen. Selbstverständlich können auch eigene Instrumente mitgebracht und zum nächsten Termin gelagert werden. Ziel: Das Ziel dieses Projektes ist es, angehenden und aufstrebenden Musikern günstigen Raum zu bieten, um sich zu verwirklichen. Neben den Übungsräumen bietet die Session-Box einen informellen Treffpunkt für Musiker, an dem man sich vor oder nach dem Musizieren – in gemütlicher Atmosphäre zum Austausch von Erfahrungen und Informationen treffen kann (vgl. Session-Box) Mit dem Konzept der Session-Box sollen die Menschen auch zum Musizieren angeregt werden und somit die Musiker-Basis erweitern, um Mannheim einen Schritt weiter zum Image als „Musikstadt“ zu bringen. Referenzbeispiel: Session-Box, Hamburg Altona: Die Hamburger Session-Box ist eine ähnliche Ein-

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richtung, die jungen Musikern Proberäume zu günstigen Preisen und individuellen Zeiten anbietet.


Konzeptaufbau

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Liveclub

Lage: altes Industriegebäude der Industriestraße Anlass: Dem Musikstandort Mannheim fehlenden neben den städtisch geplanten Musikstrukturen, wie Popakademie und Musikpark, und vor allem Bühnen und Konzertveranstaltungsorte, an denen sich eine lebhafte Musikszene entwickeln kann. Nur so kann sich eine gefestigte musikalische Basis bilden, die wiederum positiv auf die Etablierung der Musikwirtschaft wirkt. Beteiligte: Stadt Mannheim, Gastronomen, Musiker Beschreibung: Eine Vision ist es eine räumliche Ausbreitung der Musikszene zu initiieren, welche sich mittel- bis langfristig bis in den Hafen entwickeln soll. Ein in der Industriestraße neu gegründeter Musikclub, welcher über eine Gastronomie und einen Konzertsaal verfügt, soll Platz für Liveauftritte und verschiedene Musikveranstaltungen bieten. Die bestehenden Gebäude bieten einen idealen Raum für das Projekt Liveclub. Durch die Lage gibt sich ein einzigartiges von der Industrie und dem Hafen geprägtes Flair. Die Schaffung eines neuen Konzertsaals soll den jungen aufstrebenden Bands und DJs eine Bühne bieten und so einen entscheiden Beitrag zur Belebung der Mann-

heimer Musikszene beitragen. Die neue Konzertlocation soll eine Alternative zur großen SAP- Arena darstellen und bisher unbekannten Musikern, die eine Konzerthalle mit ihren Auftritten nicht füllen können, eine weitere Möglichkeit bieten zu spielen. Der Konzertsaal hat eine Kapazität von ca. 150-300 Besuchern haben. Außerdem bietet sich der Saal für sonstige kulturelle Aktionen und Veranstaltungen an. Durchführung (mittelfristig): Die Initiierung und Finanzierung des Liveclubs in der Industriestraße unterliegt der Stadt Mannheim. Durch den hohen Aufwand und die schwierige Finanzierung ist die Durchführung mittel- bis langfristig angelegt. Durch die Gewinnung von Gastronomen kann die Konzerthalle teilfinanziert werden. Ziel: Durch den Liveclub soll die Mannheimer Musikszene gestärkt werden, indem eine neue Auftrittsmöglichkeit geschaffen wird, bei der auch unbekannte Künstler aus der Region die Chance haben ihr Können vor Publikum zu zeigen. Referenzbeispiele: Haus73, Hamburg: Das Haus73 ist ein Kulturzentrum im Hamburger Stadtteil Sternschanze, das Club, Café und kultureller Veranstaltungsort, auch für unbekannte lokale Künstler, ist.

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Schlachthof, Wiesbaden: Der Club Schlachthof bietet ca. 300 Besuchern Platz und will vor allem Kultur abseits des Mainstreams ein Forum bieten. Anschließend befindet sich außerdem eine Bar und ein Biergarten.


Konzeptaufbau

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KiMuTa

Lage: Kreatives Hauptquartier, Hafenstraße 42 Anlass: Ein grundlegender Baustein der Musikwirtschaft ist eine gute musikalische Ausbildung. Um diese möglichst früh zu beginnen, wird im Kreativen Hauptquartier eine Kindertagesstätte eingerichtet, welche sich thematisch mit der Musik befasst (KinderMusikTagesstätte). Kinder der Jungbuschbewohner und von Studenten des Kreativ- und Innovationscampus stehen hierbei im Mittelpunkt. Beteiligte: Stadt Mannheim, Kinder, Popakademie, Quartiersmanagement Beschreibung: Im Kreativen Hauptquartier in der Hafenstraße wird die KiMuTa eingerichtet. Das Angebot richtet sich zum einen an Kinder im Kindergartenalter und zum anderen an Kinder im Grundschulalter, die nach dem Schulunterricht in der KiMuTa betreut werden. Die Betreuung legt das Hauptaugenmerk auf spielerischen Umgang mit Musik. Hierbei werden auch Lieder, Theaterstücke etc. erarbeitet, welche dann im klang:echo präsentiert werden können. In Kooperation mit Studenten der Popakademie wird vor allem Kindern im Grundschulalter die Möglichkeit geboten, ein Musikinstrument zu erlernen. In Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement kann ein

weiterführendes Angebot für Jugendliche erarbeitet werden. Durchführung (mittelfristig): Die Betreuer der KiMuTa erhalten eine Weiterbildung in Sachen Musik und deren Vermittlung. Die Betreuung am Nachmittag sowie bestimmte Projekte für die Schulkinder kann teilweise von Studenten übernommen werden. Finanziert wird die Tagesstätte von der Stadt Mannheim, aus Mitteln der Kulturfinanzfonds oder auch in Kooperation mit Trägern der freien Wohlfahrtshilfe. Ziel: Die KiMuTa bietet Kindern die Möglichkeit der Musik im Alltag näher zu kommen. Durch verschiedene Kooperation wird das Netzwerk im Jungbusch gestärkt und die Kinder sowie deren Familien werden ein Teil davon. Der Weg von der KiMuTa ins klang:echo führt an vielen Einrichtungen des Campus vorbei. Derart werden Kinder Bestandteil des Campus. Referenzbeispiel: Musikkindergarten, Berlin: Der Musikkindergarten legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Vermittlung musikalischer Fähigkeiten. Die spielerische Schulung von Gehör, Rhythmusgefühl wie auch Motorik in Form von Tanz werden fester Bestandteil der Tagesablaufs der Kinder.

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Konzeptaufbau

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Legato

in die Berufswelt knüpfen. Auch der Stadt wird eine Plattform gegeben, um sich als Musikstadt zu präsentieren.

Lage: flexibel im Jungbusch

Durchführung (mittelfristig): Studenten gründen eine Initiative oder einen Verein, um ein Konzept zu erarbeiten. In Absprache und Kooperation mit den Studenten nutzen Professoren, die in diesem jungen akademischen Zweig alle Kontakte zu Unternehmen und Arbeitgebern haben, ihre Beziehungen, um auf die Messe aufmerksam zu machen und lokale als auch große Unternehmen zum Kommen zu bewegen (z.B. Herr Wandjo, Geschäftsführer Popakademie, ehemals Geschäftsführer bei Sony BMG Music und Universal). Die Stadt unterstützt die Messe durch das zur Verfügung Stellen einer vorübergehende Räumlichkeiten für Legato, z.B. in Form eines großen Zelts.

Anlass: Für einen Campus, der sich der Ausbildung von Kreativen und vor allem Musikern verschrieben hat, ist es wichtig, Verbindungen zu den Arbeitssektoren der Branche zu knüpfen. Den Studenten des Campus soll frühzeitig der Bezug zur Arbeitswelt gesichert werden, indem z.B. Kontakte geknüpft werden können. Unternehmen können sich einen Eindruck von den zukünftigen Absolventen machen. Beteiligte: Studenten, Vertreter der Fakultäten, musikwirtschaftliche Unternehmen, Stadt Mannheim Beschreibung: In Zusammenarbeit zwischen engagieren Studenten, Vertretern der Fakultäten und musikwirtschaftlichen Unternehmen wird eine Messe organisiert. Auf der Messe sollen Arbeitgeber aus der Musikbranche ihr Unternehmen an Ständen vorstellen und gleichzeitig den Studenten die Möglichkeit gegeben werden sich zu präsentieren. Beispielsweise können Musiker der Popakademie auf einer Bühne in Abendveranstaltungen ihr Können beweisen und auf sich aufmerksam machen. Den Studenten der Musikwirtschaft ist es möglich durch Gespräche und direkte Bewerbungen wichtige Kontakte

Ziel: Der Aufbau dieses Netzwerks ermöglicht einen besseren Berufseinstieg für die Absolventen und gleichzeitig eine Erhöhung des Bekanntheitsgrad und der Reputation des Musikstandorts Mannheim. Referenzbeispiel: Bonding: Auf Basis einer Studenteninitiative wurde die Firmenkontaktmesse Bonding gegründet, die in ganz Deutschland stattfindet, um Studierenden einen Einblick in das spätere Berufsleben zu geben.

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Konzeptaufbau

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Kreativwerk

Lage: Mannheim, Jungbusch, Hafenstraße, Kauffmannsmühle Anlass: Die Kaufmannsmühle stellt eine schlechte bauliche Erscheinung in ihrem Umfeld dar, sie ist ungenutzt und baufällig. Eine Stärke ist die unmittelbarer Nähe zu bereits institutionalisierten Einrichtungen der Kreativwirtschaft in Mannheim, der Popakademie und dem Musikpark. Es fehlt Raum für Kreative - besonders im Umfeld der Popakademie und dem Musikpark - sei es in Form von informellen Räumen, als Plattform für eine Vernetzung in der kreativen Szene, wie zum Beispiel Cafés, oder kostengünstigem Arbeitsraum, der es jungen, kreativen Unternehmen erleichtert wirtschaftlich tätig zu sein. Beteiligte: Eigentümer, Investoren, Pächter, Mieter Beschreibung: Das Kreativwerk nistet sich in der Kaufmannsmühle ein. Hier sollen verschiedene Nutzung, wie z.B. Wohnen, Arbeiten und Leben, „unter einem Dach“ stattfinden. Er ist kein abgeschlossenes System, denn auch für die Öffentlichkeit soll der Kreativorganismus zugänglich sein, zum Beispiel durch Cafés. Das Kreativwerk soll alle Facetten des Lebens abdekken. Durch die unterschiedliche Nutzung soll das Gebäude in seinem Bestand gesichert und entwickelt werden.

Durchführung (mittelfristig): Die Durchführung kann durch die Animierung des Eigentümers zur Freigabe oder Mitwirkung an dem Projekt wesentlich beschleunigt werden. Da die Kaufmannsmühle baufällig und als Entwicklungsobjekt angesehen wird, ist dies absehbar. Generell trägt sich das Objekt durch Mieten bzw. Pachten der Bewohner, Unternehmer, z.B. der Cafébetreiber und Besucher. Ziel: Ziel ist, die Kaufmannsmühle als einen weiteren Raum für die kreative Szene zu gewinnen und die bereits positiven Strukturen der kreativen Szene in Mannheim zu vereinen sowie noch fehlende Strukturen, wie informelle Räume, zu erzeugen. Durch die Aufwertung der Kaufmannsmühle profitieren die nähere Umgebung und besonders die Popakademie. Referenzbeispiele: Unperfekthaus, Essen: Das Unperfekthaus bietet Künstler, Vereinen und Existenzgründern kostengünstig Räume, Technik, Bühnen und Übernachtungsmöglichkeiten. Cafe, Restaurant und Bühne tragen ihren Teil zur Anziehung von Besuchern bei.

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Konzeptaufbau

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Studiengang Kultur-und Kreativökonomie

Lage: Kreativ- und Innovationscampus Anlass: Ein kreativer Standort braucht nicht bloß kreative Menschen, sondern auch solche, die mit ökonomischen Kenntnissen Kreativität, zum Beispiel durch Kultur- und Freizeitevents, umsetzen können. Der an der Berufsakademie Mannheim bereits bestehende Studiengang Veranstaltungsmanagement bildet Fachleute in diesem Bereich aus. Damit ist ein bestehendes Fundament vorhanden, auf das der spätere Studiengang Kulturund Kreativökonomie aufbauen kann. Beteiligte: BA Mannheim, Kreativ- und Innovationscampus Beschreibung: Mit dem Studiengang Kultur- und Kreativökonomie soll ein neuer Studiengang geschaffen werden, der Fachleute ausbildet, die an der Schnittstelle zwischen kreativen und ökonomischen Tätigkeiten agieren. Sie sind in der Lage kreative Bedürfnisse mit einer ökonomischen Sichtweise zu betrachten. Der bereits bestehende Studiengang Veranstaltungsmanagement an der Berufsakademie Mannheim bietet die Basis für den neuen Studiengang Kultur- und Kreativökonomie, der besonders auf die ökonomischen Felder der Kulturund Kreativwirtschaft abzielt.

Durchführung (langfristig): Der Studiengang Kultur- und Kreativökonomie soll ein Teil des Kreativ- und Innovationscampus werden und somit in die Kreativwirtschaft Mannheims einfließen und sich schließlich als Teil dessen festigen. Der neue Studiengang soll auch eine praktische Ausrichtung erhalten. Ein stets verfügbarer Veranstaltungsraum in der Industriestraße, z.B. der Liveclub, soll Platz für Projekte bieten, die von Studenten entwickelt werden. Dies können zum Beispiel Partys, Konzerte oder Ausstellung sein. Ziel: Ziele ist, den bereits bestehenden Studiengang Veranstaltungsmanagement der Berufsakademie Mannheim im entstehenden Kreativcampus zu implementieren. Die entstehende Dichte an Studiengängen im Bereich der Kreativ- und Musikwirtschaft auf dem Kreativcampus ermöglicht eine fächerübergreifende, interdisziplinäre Lehrform. Auf diese Weise werden bereits während des Studiums Kontakte zwischen den verschiedenen Disziplinen geknüpft, die in der späteren Berufstätigkeit wertvoll sind. Referenzbeispiel: BA-Studiengang Veranstaltungmanagemnet, Mannheim: Neben den interdisziplinären Grundlagen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, stehen das Projektmanagement für verschiedenste Veranstaltungen im Mittelpunkt der Ausbildung.

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Konzeptaufbau

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uniTamente

Lage: Hochschuleinrichtungen Anlass: Um auch andere Zielgruppen an das Thema Musik und Kreativität heranzuführen, ist es von großer Bedeutung möglichst alle Alterklassen in das Projekt mit einzubinden. Es sollen auch vermeintliche „Laien“ Bezug zu den neuen Einrichtungen erhalten und somit eine stärke Verbindung zwischen den Mannheimer Musikstrukturen und den Mannheimern, besonders den Anwohnern des Jungbuschs, geschaffen werden. Beteiligte: Hochschuleinrichtungen, Studenten, Bewohner des Jungbuschs Beschreibung: Zu regelmäßigen Terminen, insbesondere in den Semesterferien werden Vorlesungen für Senioren und auch für Kinder in den Gebäuden der Hochschule angeboten. Hierbei werden Themen aus den verschiedenen Bereichen der Hochschule angeboten, um ein Überblick über die Angebote des Campus zu geben. Die Vorlesungen finden getrennt voneinander statt und werden interaktiv gestaltet. Sie werden von den Studenten durchgeführt. Die behandelten Musikthemen können im klang:echo nachbereitet werden.

Durchführung (langfristig): Der Fachbereich „Bildung“ der Stadt arbeitet zusammen mit Vertretern der Hochschule ein Angebot für die Senioren und die Kindergruppe aus. Für die Kinderuniversität kann auch mit der KiMuTa kooperiert werden. In den lokalen Medien wird das Projekt bekannt gemacht. Ziel: Der Jungbusch soll ein Bestandteil des Campus und der Campus Bestandteil des Jungbuschs werden. Das Netzwerk zwischen diesen beiden Bereichen muss gestärkt werden. Hierzu ist eine Beteiligung der Bewohner fördernd. Auch soll das Angebot über die Grenzen des Jungbuschs das Interesse von Musikinteressierten ansprechen. Durch die erweiterte Zielgruppe wird das Thema in die ganze Stadt getragen und die Erhöhung der Besucher trägt zu einer Belebung des Stadtteils bei. Referenzbeispiele: Seniorenuniversität, Hamburg: Das Angebot der Seniorenuniversität bietet älteren Menschen auch am Ende ihrer Berufstätigkeit ihre Kompetenzen und ihr Wissen zu erweitern und umfasst eine akademische Vorlesungsreihe, das speziell auf ihre Interessen zugeschnitten ist. Kinderuniversität, Hamburg: Die Kinderuniversität richtet sich an Kinder im Altern von acht bis zwölf Jahren und bietet abwechslungsreiche Seminare, die interaktiv gestaltet werden.

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Konzeptaufbau

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Hostel

Lage: nicht verortet Anlass: Die Entwicklung zur Musik- und Kreativstadt steigert die Anziehungskraft Mannheims vor allem auf junge Leute. Um das Erleben der Stadt für diese Gruppe möglichst attraktiv zu gestalten, ist es wichtig, günstige Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten. Hierbei soll beachtet werden, dass die Gestalt des Hostels oder auch der Jugendherberge die Stadt Mannheim repräsentiert.

Beteiligte: Stadt, Popakademie, Popbeauftragter

Beschreibung: In den Zimmern des Hostels wird eine Anlage installiert. Die Gäste haben die Möglichkeit über die Anlage Musik aus der Region zu hören. Gewählt werden kann beispielsweise zwischen Radio-Sunshine oder auch Künstlern aus der Popakademie und anderen lokalen Musikern. Die Räume können auch zu unterschiedlichen Themen oder nach Farben gestaltet werden.

Kreativwirtschaft wird in Zusammenarbeit zwischen Stadt und einem Investor das Hostel errichtet. Weitere nötige Kooperation ergeben sich bei genauer Planung und Festlegung der Verortung des Hostels.

Ziel: Mit diesem Projekt wird das Außenimage Mannheims verbessert, da die Unterkunft von Reisenden oft das erste ist, was Reisende als repräsentativen Ort einer Stadt wahrnehmen und erleben. Außerdem erreicht die musikalische und kreative Szene mit Hilfe installierten Anlagen und den gestalteten Zimmern direkt die Zielgruppe. Durch die angestrebte Lage in der Nähe zu kreativen Einrichtungen wird die Entwicklung der Musik- und Kreativwirtschaft vorangetrieben.

Referenzbeispiel: Arte Luise Kunsthotel Berlin: Das Arte Luise ist ein Kunsthotel in der Mitte von Berlin, dessen über 50 Zimmer individuell von jeweils unterschiedlichen Künstlern gestaltet sind.

Durchführung (mittelfristig): In einem Gebäude im Einflusskreis der Musik- und

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Konzeptaufbau

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klang:echo

Lage: Neckarvorlandstraße, direkte Nachbarschaft der universitären Einrichtungen Anlass: Der Musik- und Kreativcampus soll sich zum Stadtteil öffnen. Das Angebot muss den Bewohnern des Jungbuschs die Möglichkeit geben, Teil des Ganzen zu werden. Des Weiteren braucht die Kreative Szene eine Plattform, um sich präsentieren zu können. Beteiligte: Stadt Mannheim, Bewohner des Jungbuschs, Kreative, Investoren aus der Musikbranche Beschreibung: In direkter Nähe zum Neubau der Fakultät für Design entsteht das klang:echo. In dem Gebäude entstehen verschiedene Einrichtungen. Es werden Tagungsräume eingerichtet, die zum einen für offizielle Meetings zur Verfügung stehen, anderseits nach Anmeldung von Studenten, Bewohnern etc. als (Arbeits-) Räume genutzt werden können. Des Weiteren entsteht ein Museum über die Entstehung der Musik und die Mannheimer Musikgeschichte. Das Museum ist interaktiv gestaltet und bietet vor allem Kindern die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen mit Klängen und Musik zu machen. Neben Verwaltungsräumen findet sich ein Veranstaltungssaal, in welchem Lesungen, Diskussionen, Konzerte oder Aufführungen von Kindern (Zusammenarbeit KITA

im Kreativen Hauptquartier) stattfinden. Ein Teil des Raumes ist in der übrigen Zeit als Café nutzbar. Dieser Raum ist auch für private Veranstaltungen zu mieten. Durchführung (langfristig): Das Projekt wird durch die Stadt mit Gründung einer Tochtergesellschaft („klang:echo GmbH“) eingeleitet. Zusammen mit Investoren und Spendern, z.B. aus dem Kulturfinanzfond, wird das Gebäude errichtet. Das interaktive Museum wird in Kooperation mit der Stiftung Musikforschung in Baden-Württemberg und studentischen Hilfskräften konzipiert und ausgestattet. Zur Eröffnung des klang:echos kann ein Stadtteilfest inklusive „Tag der offenen Tür“ der Universität mit Vorstellung des Projekt an verschiedenen Plätzen im Jungbusch stattfinden. Ziel: Das klang:echo vernetzt die universitären Einrichtungen mit dem Stadtteil und den Bewohnern. Gleichzeitig bietet er Raum zum Arbeiten und Treffen in kreativer Atmosphäre und räumlicher Nähe zu den Institutionen der bestehenden Musikstruktur. Die Zusammenarbeit mit der KITA im Kreativen Hauptquartier bindet Kinder in die musikalische Gestalt des Stadtteils ein. Hierdurch wird auch die Akzeptanz der neuen Einrichtungen unter den Bewohnern des Jungbusches gestärkt.

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Referenzbeispiel: Haus der Musik, Wien: Das Haus der Musik ist ein modernes Klangmuseum, das durch interaktive Ausstellungsbereiche einen innovativen Zugang zum Thema Musik bieten.


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Fazit

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Fazit „Vision Mannheim: BASF, Popakademie und nun?“ so lautet der Titel dieser Projektarbeit. Er steht gleichzeitig beschreibend für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Mannheim: Von einer Industriestadt hin zu einem Dienstleitungszentrum. Mit dem Schwerpunkt Musikwirtschaft hat sich Mannheim ein neues Leitbild gesetzt. Im Bericht wurde die aktuelle Situation aufgezeigt und Hemmnisse und Erfordernisse, sowie ihre Effekte auf die wirtschaftliche, politische, kulturelle und soziale Stadtentwicklung untersucht. Auf diese Basis beziehen sich die Handlungsempfehlungen, die im Konzeptteil vorgestellt wurden. In der Projektarbeit wird zunächst der Frage nachgegangen inwieweit die Musikwirtschaft als Teil der Kreativwirtschaft bereits in Mannheim etabliert ist. Als Ergebnis wurde erkannt, dass Mannheim mit dem Ausbau der Zukunftsbranche Kreativwirtschaft einen aktuellen Wirtschaftstrend aufgegriffen hat. Viele Städte, z.B. Manchester, Rotterdam oder Kopenhagen, haben in Zeiten des Strukturwandels diesen Trend zur Dienstleistung aufgenommen und die Wirtschaftsstrukturen im kreativen Sektor beim Aufbau und der Weiterentwicklung unterstützt. Mannheim setzt auf eine gezielte Förderung der Musikwirtschaft. Durch die Fokussierung möchte sie ein

Fazit

Alleinstellungsmerkmal in der Städtekonkurrenz erreichen. Die Kreativwirtschaft wird heute als viel versprechende Zukunftsbranche gehandelt, jedoch ist nicht sicher ob die erwarteten Entwicklungen tatsächlich garantiert werden können. Mit dem Mannheimer Modell hat die Stadt aber bereits ein gut funktionierendes und zukunftsorientiertes Fundament gelegt, sowie vorhandenes kreatives Potenzial aufgedeckt und förderungsfähig gemacht. Auch städtebaulich konnte dadurch der innenstadt- und hafennahe Stadtteil Jungbusch aufgewertet werden. Durch den Bau von Musikpark und Popakademie kamen neue Nutzer mit neuen Anforderungen in das Quartier. Es entstanden erste Cafés, Clubs und eine Galerie. Auch die Stadt hat weiterhin in den Jungbusch investiert und einen neuen Quartiersplatz sowie eine Promenade am Verbindungskanal errichtet. Durch den unsanierten Komplex der Kauffmannsmühle in privatem Besitz ist die Entwicklung der Hafenstraße ins Stocken geraten. Eine erste Verbindungsstelle zwischen den Quadraten und dem Jungbusch ist durch ähnliche Nutzungsstrukturen erkennbar. Jedoch strahlt das bisherige kreative Potenzial noch nicht über die Grenzen des Jungbuschs in die Innenstadt Mannheims hinaus. Um die Potenziale und das bisher Ungenutzte geht es auch bei der Bearbeitung der zweiten Frage: Welche Entwicklungsmöglichkeiten und Hemmnisse gibt es?

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Die Untersuchung der bisherigen Planungen hat ergeben, dass die Ansätze der Musikwirtschaft für Mannheim für den Moment funktionieren, aber für eine Weiterentwicklung unzureichend sind. Damit Mannheim langfristig davon profitieren kann, bedarf es weitere ganzheitliche Strukturen. Die städtisch geplante Kreativwirtschaft um das Mannheimer Modell muss stärker mit der ansässigen Szene verbunden werden, um diese noch weiter zu verwurzeln und ein Wachstum zu ermöglichen. Auf diese Weise kann auch eine Brücke vom Jungbusch in die Stadt geschlagen werden, so dass das kreative Flair nicht nur im Jungbusch, sondern auch in ganz Mannheim zu spüren ist. Daraufhin ist auch eine Imageverbesserung der Stadt Mannheim über die lokalen Grenzen hinaus möglich. Denn durch eine Stärkung der Szene tragen die Mitglieder selbstständig zur Verbreitung eines bestimmten, von ihnen definierten Images bei. Außerdem formulieren sich dadurch neue Ansprüche an die Lebensumwelt, welche bei der Erfüllung zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen, z.B. neue Gastronomieeinrichtungen, Geschäfte oder Dienstleistungen. Im Kreativsektor siedeln sich meist kleine, flexible Unternehmer an, die somit aber auch ein großes Risiko auf sich nehmen. Das erfordert starke Anreize und Sicherheit, die durch die Entwicklung gewährleistet werden muss. Kreative bevorzugen ein individuelles Raumangebot.


Die angrenzenden Hafenflächen bieten eine einzigartige Kulisse und aneignungsfähige Orte. Diese Flächen sind jedoch in Besitz des Hafens, der diese aufgrund der boomenden Hafenwirtschaft und des vermehrten Flächenbedarfs zum jetzigen Zeitpunkt nicht freigeben möchte. Auch die privaten Besitzverhältnisse in der Hafenstraße, wie z.B. der Kauffmannsmühlen-Komplex, sind noch ungeklärt und erschweren die Entwicklung. Da die aktuelle Planung axial aufgebaut ist, wirkt dieser Komplex unterbrechend für die fortführende Strategie. Der letzte Teil der Fragestellung beschäftigt sich mit einer fortführenden Konzeption für Mannheim. Mit welchen stadtplanerischen Konzepten und Strategien kann die Musikwirtschaft noch weiter gestärkt werden? Die aktuelle richtungsfixierte Planung wird gehemmt durch das aufbauende Element der Kauffmannsmühle. Die Handlungsempfehlung in diesem Bericht sieht eine prozessoffene Planung vor, die eine Entwicklung trotz Ausfalls eines Bausteins ermöglicht. Das Konzept greift die erkannte Problematik und das vorhandene Potenzial in verschiedenen Ebenen mit unterschiedlichen Handlungsfeldern auf. Die zeitliche Realisierung der Bausteine in den Handlungspaketen variiert von kurz- bis langfristig und deckt damit den aktuellen Planungsbedarf. Gleichzeitig sichert sie eine auf die Zukunft ausgerich-

tete Entwicklung der Stadt Mannheim. Die Konzeption beruht auf verschiedenen Themenschwerpunkten, wie Netzwerke schaffen, Bühnen und Workingplaces schaffen. Räumlich bleibt der Jungbusch die Keimzelle der Entwicklung. Durch die Schaffung eines Innovativ- und Kreativcampus entstehen neue Anreize im Stadtteil. Weitere Bausteine umspielen den Campus thematisch direkt und indirekt. Die Planung weitet sich schließlich über die Stadtteilgrenzen hinaus in Richtung Hafen und Industriestraße aus. Über die Räumlichkeit hinaus ermöglicht der Campus zusammen mit den bestehenden Strukturen und neuen Möglichkeiten für Netzwerke einen Austausch von Wissen und Kreativität, der Innovationen entstehen lässt. Viele der Aspekte gehören dem Prinzip der regionalen Wirtschaftsstrategie „Kreatives Milieu“ an, das außerdem die Förderung von sozialen und gleichzeitig wirtschaftlichen Beziehungen fokussiert. Um dies zu ermöglichen müssen Treffpunkte geschaffen und Kommunikation zwischen Kreativen und Anwohnern initiiert und unterstützt werden. Die bestehenden Strukturen des Mannheimer Modells werden ausgeweitet: Der Innovativ- und Kreativcampus dient als Plattform und Ausbildungsstätte, der Jungbusch und die Industriestraße bieten Raum für neue Kreativunternehmen und Projektionsraum für kreatives Schaffen und das Kreative Hauptquartier wird die Arbeit des Beauftragten für Musik und

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Popkultur unterstützen und erweitern. Vermittlung und Informationsfluss sollen erleichtert werden und somit die Weiterentwicklung der Musikwirtschaft und Szene in Mannheim ermöglichen. Während des Arbeitsprozesses traten verschiedene Problematiken auf, die Auswirkungen auf die Handlungsempfehlungen dieses Berichts hatten. Bei der SWOTAnalyse erkannte Probleme sind z.B. unklare Besitzverhältnisse im Planungsgebiet und Finanzierung durch Investoren und/oder Stadt. Diese Hemmnisse wurden bei der Konzeption berücksichtigt. Durch ein Zusammenspiel von Bausteinen und Handlungsempfehlungen sollen diese frühzeitig verhindert werden. Xavier Naidoos Liedzeile „dieser Weg wird kein leichter sein“ kann man auch für den langen Aufbauprozess der Musikwirtschaft in Mannheim verstehen. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis sich das Bild von Mannheim als Musikstadt gefestigt hat. Aber mit der Projektarbeit wurde ein Blick in die Zukunft Mannheims als Standort einer etablierten Musikwirtschaft mit einer lebendigen Musikszene gewagt.


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Abschluss

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Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in räumlicher Perspektive; 16 Tabellen. 2., korr. Aufl. Stuttgart: Ulmer (UTB).

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Abbildungsverzeichnis •

Abb. 1. Modell der methodischen Vorgehensweise eigene Darstellung

Abb. 2. Wertschöpfungskette S.22 : Eigene Darstellung nach Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (2008): Markt. <http:// www.popbuero.de/seiten.php?l=Markt>, 23.11.08

Abb. 3. Kreatives Milieu und Innivationsnetzwerk S.23 : Eigene Darstellung nach Fromhold-Eisebith, Martina (1995): Das „“kreative Milieu““ als Motor regionalwirtschaftlicher Entwicklung. Forschungstrends und Erfassungsmöglichkeiten In: Geographische Zeitschrift, Ausgabe 83, 1995

S.11:

Abb. 4. Diamantmodell nach Porter S.25: Eigene Darstellung nach Clusterland Oberösterreich GmbH (2008) Der Porter‘sche Diamant <http://www.clusterland.at/822_DEU_HTML.php>, 21.11.08

Abb. 5.

Regionale Wirtschaftsstrategien im Vergleich

Abb. 6. Schweizer 3-Sektoren-Modell S.30 : Schweizer 3-Sektoren-Modell: Söndermann, M. (2007) Kulturwirtschaft und Creative Indurstries 2007, Berlin

Abb. 7. Beitrag der Kultur-/Kreativwirtschaft zur Bruttowertschöpfung im Branchenvergleich 2004 S.35: Söndermann, M. (2007) Kulturwirtschaft: Das unentdeckte Kapital der Komunen und Regionen, St. Augustin

Abb. 11. Was wird von Großprojekten erwartet? eigene Darstellung

S.46:

Abb. 12. Akteure bei Großprojekten: Aufgaben und Ziele S.47: Eigene Darstellung nach: Dziomba 2007: Städtebauliche Großprojekte der Urbanen Renaissance. Die Phase der Grundstücksverkäufe und ihr Einfluss auf den Projekterfolg. Dissertation an der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Hamburg, S.64f.

Abb. 13. Manchester S.51: http://grossbritanien. reisen-information.de/manchester/ [23.02.2009]

Abb. 14. Westhafen Frankfurt am Main S.51: Meike Fischer: http://www.fotokurs-frankfurt.de/presse/ [23.02.2009]

Abb. 15. Hafenareal mit städtebaulichem Entwurf in Rotterdam S.58: Christiaanse, Kees (2002): Die Stadt als Loft. <http://www. weissenhof2002.de/pdf/Vortrag-Christiaanse.pdf> November 2008

Abb. 16. Kombination von Bestand und Neubau S.59: Christiaanse, Kees (2002): Die Stadt als Loft. <http://www. weissenhof2002.de/pdf/Vortrag-Christiaanse.pdf> November 2008

Abb. 17. Phasenmodell nach Hoyle S.61: Schubert, D. (2007). Hafen- und Uferzonen im Wandel: Analysen und Planungen zur Revitalisierung der Waterfront in Hafenstädten. Berlin: Leue. S. 19

Abb. 18. Dockville Festival S.66: IBA Hamburg, http://www.iba-hamburg.de/bilderarchiv/detail.php?we_lv_ct_ ImageGallery=image%2F%2A&we_lv_order_ImageGallery=we_ filename&we_lv_ws_ImageGallery=1780&we_lv_se_ ImageGallery=0&we_lv_start_ImageGallery=14&we_lv_pend_ ImageGallery=30&we_lv_pstart_ImageGallery=0

Abb. 19. „Unser Graceland“, Berlin Urban Pioneers, S. 75

Abb. 20. Studio total Hamburg S.66: Neumann, Klaus: http:// www.flickr.com/photos/klausneumann/2131423290/

S.27

Abb. 8. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich 1996-2006, Filmmindustries S.35: Söndermann, M. (2007) Kulturwirtschaft: Das unentdeckte Kapital der Komunen und Regionen, St. Augustin

Abb. 9. Entwicklung der Kreativwirtschaft im Zehnjahresvergleich 1996-2006 S.35: Söndermann, M. (2007) Kulturwirtschaft und Creative Indurstries 2007, Berlin

Abb. 10. Musikwertschöpfungskette S.39: Gaulhöfer, M. & Haselbach, D. (2007); Kulturwirtschaftsbericht Niedersachsen 2007

Abbildungsverzeichnis

194

S.66: Stadt Berlin,


Abb. 21. Brachfläche als Freiräume für kreatives Schaffen S.67: Stadt Berlin, Urban Pioneers, S. 171

Abb. 32. Spannungsfelder des EKI Mannheim, 2008

Abb. 22. NDSM-Werft Amsterdam S.69: Simonse, Akbar (2008) NDSM Werft, Amsterdam. http://www.flickr.com/photos/simeon_ barkas/2475522116/in/set-72157600012976331/

Abb. 33. Prozessoffene und Richtungsfixierte Planung eigene Darstellung

• •

Abb. 23. Quadrate in Mannheim S.75: Haas, R., & Hoff mann, K. (1978). 150 Jahre Rheinhafen Mannheim. BadenWürttemberg.

Abb. 34. Darstellung

Abb. 24. Phase I S.77: http://www.gregor-muench.de/ Feudenheim/BelagerungMannheim1794.jpg Zugriff am 30.11.2008

Abb. 25. Phase II S.77: (1909). Führer durch die Industrieund Hafenanlagen von Mannheim, Rheinau und Ludwigshafen. Duisburg-Ruhrort: Rhein-Verl.-Ges.

Abb. 26. Phase III S.77: (1909). Führer durch die Industrieund Hafenanlagen von Mannheim, Rheinau undLudwigshafen. DuisburgRuhrort: Rhein-Verl.-Ges.

Abb. 27. Phase IV S.77: Haas, R., & Hoff mann, K. (1978). 150 Jahre Rheinhafen Mannheim. Baden-Württemberg.

Abb. 28. Phase V S.77: http://www.you-are-here.com/europe/ musik1.jpg Zugriff am 30.11.2008

Abb. 29. Darstellung

Abb. 30. PLANzeit Neuordnungskonzept S.81: Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen ?Jungbusch/Verbindungskanal?. Beschluss der Sanierungssatzung. http://web.mannheim.de/webkosima/wkedthema. asp?fbgnr=21856,Zugriff am 12.01.2009

Abb. 31. blau _ mannheim _ blau S.83: Übersichtskarte der Konzeption aus dem Bericht blau_Mannheim_blau „Stadt Mannheim (2008): Blau Mannheim Blau. Eine Entwicklungskonzeption für die Freiräume an Rhein und Neckar. Herausgegeben von Dezernat für Planen Bauen Umweltschutz und Stadtentwicklung

Hafenflächen in Mannheim

S.78: eigene

195

Darstellung des Konzeptaufbau

S.85: EKI

S.123:

S.128: eigene


Impressum P2 Projektbericht Vision Mannheim: BASF, Popakademie und nun? HafenCity Universität Hamburg Department Stadtplanung Institut 1-07 Städtebau und Quartiersentwicklung Wintersemester 2008/2009

Betreuung:

Sonja Stemme, Martin Kohler, Toya Engel

Projektmitglieder:

Mathias Burke, Mandy Held, Charlotte Herbst, Tanja Jauering, Tim Koblun, Luise Köhler, Luis Lange, Patricia Roth, Constantin Tönsing

Impressum

196


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