DIGITALISIERUNG
Schweizerische Gewerbezeitung – 4. März 2016
NACHGEFRAGT
«KMU müssen offen für Experimente sein» Schweizerische Gewerbezeitung: Die digitale Transformation ist in Bewegung. Welche Tendenzen zeichnen sich da ab? n Manuel Nappo: Während früher der Computer unser «erster Screen» war, ist das Mobiltelefon an erste Stelle gerückt. Die starke Nutzung von Smartphones verändert unser alltägliches Leben und stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Dienstleistungen und Services auch mobil zugänglich zu machen.
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Gemäss einer Studie der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) mangelt es über 50 Prozent der Unternehmen an digitalem Know-how.
DIGITALE TRANSFORMATION –
Auswirkungen werden erkannt
Die Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ hat 2015 eine Studie zur digitalen Transformation gemacht. Welche Veränderungen erwarten Sie bei den Resultaten der neuen Erhebung? n Wir hoffen natürlich, dass die Anzahl der digitalen Dinosaurier – also der nicht digitalen KMU – in der Schweiz abgenommen hat und das digitale Denken mittlerweile auch in der Chefetage angekommen ist. Das ist entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsplatzes Schweiz.
Können Sie branchenspezifische Entwicklungen beobachten? n Die starke Zunahme von E-Commerce in der Modebranche oder im Tourismus ist hier sicher zu erwähnen; sie macht auch den Buchhändlern das Leben schwer. Die Streaming-Branche setzt auf Big Data, wie bspw. Netflix oder Spotify, aber auch die Gesundheitsbranche ist an grossen Datenmengen interessiert. Banken interessieren sich natürlich für Online/Mobile Banking und Mobile Payment. Grundsätzlich gilt aber: An der digitalen Transformation kommt keine Branche vorbei. Was sind die Chancen der Digitalisierung für ein Schweizer KMU? n Die Chancen, die die digitale Transformation eröffnet, sind grenzenlos. Die Unternehmen wissen heute mehr über ihre Kundschaft als je zuvor. Sie können ihre Zielgruppe über verschiedenste Kanäle erreichen und eine Customer Experience schaffen, die alles bisher Dagewesene an Komfort und Innovation in den Schatten stellt. Wie geht ein KMU die Digitalisierung am effizientesten an? n Ein KMU braucht ein zeitgemässes Businessmodell, eine Technologie, die mit den digitalen Erweiterungen zurechtkommt, und eine Unternehmenskultur, die Raum lässt für digitale Innovationen. Um zu einem digitalen (Branchen-) Leader zu werden, muss man nicht unbedingt viel Geld in die Hand nehmen. Wichtiger ist, offen für Experimente zu sein und stets von den Kundenbedürfnissen auszugehen, denn der User gibt den Takt an. Interview: Corinne Remund ANZEIGE
Im Zeitalter der Digitalisierung geht es nicht mehr ohne neue Technologien: Auch sogenannte «digitale Dinosaurier» müssen da unbedingt umrüsten. Welchen Stellenwert hat die digitale Transformation bei Unternehmen und Organisationen in der Schweiz? Wie schätzen Unternehmen und Organisationen in der Schweiz die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation ein? Welchen digitalen Reifegrad besitzen die Unternehmen und Organisationen momentan in der Schweiz? Die Masterarbeit an der HWZ, Hochschule für Wirtschaft Zürich, ging den genannten drei Forschungsfragen nach. «Nach wie vor scheint digitales Know-how sowohl auf Führungs- als auch auf Mitarbeiterstufe Schweizer Unternehmen zu fehlen», fasst Sven Ruoss, Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ, die Ergebnisse seiner Studie zusammen. «Dies, obwohl 74 Prozent der befragten Unternehmen davon ausgehen, dass die Digitalisierung in den nächsten fünf Jahren grosse bis sehr grosse Auswirkungen auf ihre Branche haben wird.» 64 Prozent messen der digitalen Transformation für ihr Unternehmen bzw. ihre Organisation eine grosse Wichtigkeit zu. 72 Prozent glauben, dass das Thema Digitalisierung in den nächsten zwei Jahren noch an Bedeutung gewinnen wird. Für die Hälfte der Schweizer Unternehmen werde dies bis 2017 erfolgskritisch. Im 2020 ist die digi-
tale Transformation bereits für 73 Prozent der Unternehmen ein erfolgskritischer Faktor. Diese Bedeutung zeigt sich auch darin, dass bei 56 Prozent die Unternehmensleitung die Verantwortung für die digitale Transformation übernimmt.
«EIN UMDENKEN IST NOTWENDIG, DA SICH DER DIGITALEN ENTWICKLUNG KEINE BRANCHE ENTZIEHEN KANN.» Beim digitalen Reifegrad besteht grosses Optimierungspotenzial. 56 Prozent der befragten Unternehmen
gehören in die Kategorie der «digitalen Dinosaurier», bei denen sowohl das digitale Kundenerlebnis als auch die digitale operationelle Exzellenz schwach ausgeprägt sind. Sechs Prozent haben ihre Hausaufgaben beim digitalen Kundenerlebnis erfüllt und dürfen sich «digitale Konnektoren» nennen. 12 Prozent fokussieren auf die interne Prozessverbesserung und zählen zu den «digitalen Arbeitern». Lediglich 26 Prozent weisen als «digitale Master» den höchsten digitalen Reifegrad auf.
Mangelndes Know-how auf der Führungsetage Schweizer Unternehmen fordere die digitale Transformation hauptsächlich aufgrund von Einschränkungen
ERHEBUNG «DIGITAL SWITZERLAND 2016» VON SUISSEDIGITAL UND HWZ ZÜRICH
Jetzt mitmachen und zwei iPad Air 2 gewinnen! Die Digitalisierung ist Realität – sowohl im täglichen Leben wie auch im Geschäftsalltag. Doch wie steht es in Ihrem Unternehmen? Sind Sie bereit für die digitale Transformation? Antworten auf diese Frage soll die Erhebung «Digital Switzerland 2016» geben. Machen Sie mit, um die Herausforderungen für Schweizer KMU zu identifizieren und zu verstehen. Unter den Teilnehmenden verlost SUISSEDIGITAL zwei iPads Air 2. Die Reultate werden am SUISSEDIGITAL-DAY für KMU am 28.4.2016 im Kursaal Bern präsentiert. Unter www.suissedigital.ch geht es zur Teilnahme.
im IT-System, fehlenden finanziellen Ressourcen und mangelndem Knowhow auf der Führungsetage. «Ein Umdenken ist dringend notwendig, da sich der digitalen Entwicklung keine Branche entziehen kann. Ein sinnvoller Einsatz digitaler Möglichkeiten kann die Kundenbindung massgeblich erhöhen und führt meist zu einer Effizienzsteigerung in allen Bereichen», hält Manuel P. Nappo, Leiter des Center of Digital Business an der HWZ fest. Als wegweisende Technologien nennt die Studie «Digital Security» sowie die Bereiche «Mobile», «Big Data», «Social Media» und «Cloud Computing». Als wichtigste Beweggründe für Unternehmen, die digitale Transformation zu vollziehen, werden Produkte- und Dienstleistungserweiterungen, ein verbessertes Kunden erlebnis und die Steigerung der Produktivität aufgeführt. Eine weitere Erhebung wird in Kooperation mit SUISSEDIGITAL, dem Verband für Kommunikationsnetze, in diesem Jahr durchgeführt (siehe Kasten). CR
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