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Wir sind noch da

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Marion Breu und Matze Schmidt Foto: Michael Arlt

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Waggonhalle-Macher zum Festival-Experiment

Express: Wie geht es weiter?

Matze Schmidt: Mit einem tollen Programm. Es gibt das ZAC-Varieté. Dass wir mit dieser Tradition nicht brechen mussten, freut uns ganz besonders. Es wird immerhin vier Termine geben, mit großartigen Künstlern aus Hessen. Sie waren alle schon mal da und sind wirklich Weltklasse. Wheel Sensation, da kann man die Weltmeistertitel gar nicht mehr mitzählen ... Die fantastische Michelle Spillner wird moderieren. Sune Pedersen kennen viele noch vom ZAC Wintervarieté. Und ohne Juno und die Jazzrobots kann es sowieso kein ZAC geben.

Marion Breu: Eröffnet wurde das Open-Air-Spektakel von der Absolventenshow von der Staatlichen Artistenschule Berlin. Sie waren schon oft zu Gast, und das Programm war immer großartig. Es gab bereits tolle Music-Acts. Robert Oberbeck, der es, glaube ich, noch nie geschafft hat, nicht ausverkauft zu sein. Erik Kerber & Frieder Gottwald zeigten endlich ihr Programm. Das war schon der dritte Anlauf! Compagnie en route aus Frankfurt gaben ein Kinderstück und abends ein wunderbares Hildegard-Knef-Programm, Michelle Spillner vom ZAC Varieté zeigt auch ihr Solo-Programm. Für Kinder gibt es außerdem noch ein Kinderlieder-Mitmachkonzert von Toni Geiling. Und der Abschluss ist gleichzeitig ein Anfang: Mit der letzten Veranstaltung eröffnen Winay und Jean Kleeb eröffnen die diesjährige Semana Latina.

Express: Was ist anders?

Matze Schmidt: Vieles! Erstmal ist es open-air. Also die nach heutigen Erkenntnissen sicherste Form von Versammlung. In der Halle können wir je nach Bühnengrößte kaum mehr als 20 Personen platzieren. Draußen haben wir viel mehr Platz. Aber natürlich immer nur noch halb so viel, wie wir üblicherweise im Theatersaal haben ... Hygiene- und Abstandsregeln werden eingehalten.

Express: Wie ist das Programm zustande gekommen?

Marion Breu: Uns war klar, dass wir den Sommer und das warme Wetter ausnutzen müssen. Bei vielen Veranstaltungen, die zukünftig im Theatersaal geplant sind, ist es nach wie vor völlig unklar, ob sie wirklich stattfinden können. Da war open-air die beste Möglichkeit, nach so vielen Monaten endlich wieder Programm zu zeigen. Wir haben das so vermisst, die Kultur, das Publikum. Und die Reaktionen auf die Ankündigung der Open-Air-Shows zeigt auch: das Publikum hat uns auch vermisst. Wir wollen zeigen: Hallo Marburg, wir sind noch da!

Express: Schlägt sich die aktuelle Situation auch inhaltlich wieder? Matze Schmidt: Klar. Mit den stark reduzierten Zuschauerkapazitäten fehlen wichtige Einnahmen. Da kann man die üblichen Kosten wie Anreise und Hotel kaum noch stemmen. Gottseidank haben wir in Marburg wirklich hochkarätige Künstler. Es ist also viel lokaler. Auf der Bühne tummeln sich auch nicht so viele Menschen gleichzeitig wie sonst.

Express: Von drinnen nach draußen - war das eine große Herausforderung?

Matze Schmidt: Das war eine sehr große Herausforderung. Wir bedanken uns ausdrücklich beim Kultursommer Mittelhessen, der Bühne, Technik und Bestuhlung stellt. Ohne diese Hilfe wäre das alles überhaupt nicht möglich gewesen. Wir benötigen viel mehr Personal, damit die aufwendige Organisation von Einlass bis Durchführung überhaupt bewältigt werden kann. Wir haben das Konzept vom Ordnungsamt genehmigen lassen. Das ist alles Neuland für uns. Das heißt, viel Recherche, viele Telefonate und Anträge.

Express: Wie läuft das Prozedere für das Publikum ab?

Marion Breu: Die Neuerungen beginnen schon beim Ticketkauf. Da werden die Adressen und Telefonnummern aller Gäste erhoben. Die Tickets sind dann personalisiert und werden am Einlass dementsprechend kontrolliert. Damit erspart man sich das zeitaufwendige Eintragen in Listen. So gut es geht, werden Gruppen auch zusammen plaziert. Beim Einlass haben wir viel Platz, so dass auch in der Wartezone die Abstandsregeln eingehalten werden können. Außerdem arbeiten wir mit einem Personen-Leitsystem. Unser Personal bringt die Gäste dann an ihre Plätze. Ein paar Minuten mehr sollte man also mitbringen.

Express: Wie geht es weiter, falls das Wetter nicht mehr mitspielt?

Matze Schmidt: Oh, bitte nicht!!! Das wäre in der Tat so schade nach der ganzen Wartezeit. Aber wenn es wirklich in Strömen regnet, müssen wir natürlich absagen. Unser Plan ist es, täglich um 16.00 Uhr zu entscheiden, ob eine Show abgesagt wird. Dann kann man auf der Homepage und Facebook nachschauen.

Interview: Michael Arlt

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