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Foto: Lisa Tomasetti
Milla meets Moses Do–So + Di 20.00, Mo+Mi 17.30 im Capitol
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illa (Eliza Scanlen) trifft Moses (Toby Wallace) – vielmehr wird sie bei der ersten Begegnung buchstäblich von ihm umgehauen. Obwohl Moses sich als Herumtreiber und Gelegenheitsdealer entpuppt, verliebt sich das todkranke Mädchen Hals über Kopf in ihn, nimmt ihn mit zu sich nach Hause, um ihn ihren Eltern
vorzustellen. Anna (Essie Davis) und Henry (Ben Mendelsohn) – eine ehemalige Konzertpianistin und ein ziemlich entspannter Psychiater – sind alles andere als begeistert von Millas neuem Freund. Doch Millas Lebensfreude und ihre Sehnsucht, die Liebe und die Welt zu entdecken, stellen die Familie auf den Kopf. Als die Eltern
merken, dass Moses ihrer kranken Tochter sichtlich guttut, nehmen sie ihn trotz ihrer Bedenken bei sich auf und werden dabei mit ihren eigenen Schwächen konfrontiert. Regisseurin Shannon Murphy ist mit ihrem Debüt ein Film voller Lebenslust gelungen. Vater, Mutter, Milla und Moses suchen nach ihren eigenen Wegen, mit Millas Krankheit umzugehen. Dabei dürfen sie auch immer wieder nachvollziehbar scheitern. Zärtlich und einfühlsam beobachtet Shannon
Murphy, wie diese seltsam neurotische Familie langsam zusammenkommt und gemeinsam Trost findet. „Milla meets Moses“, dessen Drehbuch auf dem gleichnamigen Theaterstück von Rita Kalnejais basiert, feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb bei den Filmfestspielen in Venedig im Rennen um den Goldenen Löwen. Toby Wallace wurde dort für seine Darstellung des Moses mit dem Preis für den besten Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. pe/kro
Foto: Neue Visionen Filmverleih
Eine Frau mit berauschenden Talenten Tägl. 17.15 + 19.45 im Capitol
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atience Portefeux, gespielt von Isabelle Huppert, ist selbstbewusst, unabhängig und vor allem schlagfertig. Nur bei ihren Finanzen ist Luft nach oben. So schlägt sich Patience als Dolmetscherin für FranzösischArabisch im Drogendezernat der Pariser Polizei durch, übersetzt abgehörte Telefonate der Drogenszene und ist dafür massiv un-
terbezahlt. Als das kostspielige Pflegeheim ihrer Mutter wegen unbezahlter Rechnungen droht, die alte Dame auszuquartieren, gerät Patience unter Handlungsdruck. Der Zufall will es, dass gerade eine Drogenlieferung auf dem Weg nach Paris ist. Patience entscheidet sich spontan gegen die Ehrlichkeit und sabotiert die Beschlagnahmung der Drogen. In
Eigenregie fahndet sie nach dem hochwertigen Hasch, adoptiert extra einen ausgedienten Polizeihund, findet die Drogen. Als begnadete Verkäuferin mischt Patience fortan den Pariser Drogenmarkt maximal auf. Mit offensichtlichem Vergnügen an ihrer neuen Rolle als gebieterische Madame Hasch lässt sie ihrer kriminellen Kreativität freien Lauf: Ob
marokkanische Koffer, Bauchtaschen oder Keksverpackungen: Patience ist die neue Drogen-Autorität der Stadt und für die Polizei ein Phantom, das die Nerven ihrer ahnungslosen Kollegen sichtlich strapaziert. Doch die Drogendiva muss sich sputen, denn ausgerechnet ihr Verehrer Philippe, Leiter des Drogendezernats, hat einen Verdacht, wer hinter dem Phantom wirklich steckt. Und für Philippe verläuft die Linie zwischen richtig und falsch als geometrische Gerade. pe/kro
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