Auszeit 26 - Gemischte Gefühle

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Jahrgang 8 / Zeitung 26

Juni 2006

Gemischte Gef端hle Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise und von ihren Freunden


Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Liebe Leserinnen und Leser! Mit gemischten Gefühlen wagen Menschen sich auf neue Wege. Sie lassen sich auch auf ihnen unbekannte Therapien ein, vertrauen sich Ärzten, Therapeuten und dem Pflegepersonal an. Manche finden eine Erleichterung in dem sie ihre Probleme formulieren und ihre Gedanken aufschreiben, um dadurch leichter Lösungen zu finden. Durch Schreiben, Malen, Zeichnen und Werken stärken Menschen ihre gesunden Anteile und ihr Selbstbewusstsein, sie kommen sich und anderen näher. Wieder haben viele Patienten, ehemalige Patienten und Freunde der Auszeit ihre Werkstücke, Zeichnungen und Texte zur Verfügung gestellt. Diesmal sind auch ein türkisches Gedicht plus Übersetzung dabei, sowie ein Liedtext, Berichte und märchenhafte Geschichten. Liebe LeserInnen, lassen Sie sich wieder auf die neue Auszeit ein, auf Stimmungen, Gefühle und Ideen und lassen Sie sich berühren. Erkennen Sie aber hinter allem Schweren auch die Hoffnung und die Zuversicht Neues zu wagen. Ich grüße alle Leser und danke allen Spendern und allen die bei dieser Zeitung mitgemacht haben. Viele gute Wünsche für Gegenwart und Zukunft sende ich an alle Patienten und Freunde der Auszeit.

Maria Moritsch, Dipl. psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester

Vicdanin Sesi

Die Stimme des Gewissens

Hep yalnιz ka ldιğımız yamanlarda Kaybettiklerimizin farkına varırız. Ve yitirdiklerimiz acı veririr bize… Ayaklarımızın bağı çözüldüğünde Sağlamca bir yere yaslanmak isteriz Tutunmak isteriz çaresiz ve zayif Kaldığımız anlarda, Eş, dost isteriz… Ne acı ki! Ismen ve cismen bulunduğumuz Şu kalabalık dünyada Git gide yalnızlaşmak….

Immer wenn wir alleine sind, verstehen wir was wir alles verloren haben. Und unsere Verluste bereiten uns Schmerzen… Wenn uns unsere Füße nicht mehr tragen wollen, suchen wir uns einen Stamm, um uns anzulehnen. Wir suchen Halt in den Momenten, wo wir scheinbar schwach und ausweglos sind. Freunde, Bekannte wo seid ihr? Oh „du Demut!“ Diese Welt die wir mit Leib und Seele zahlreich bestücken und beglücken. So zahlreich wir auch sind, sind wir doch verdammt einsam zu enden.

Ibrahim

Ibrahim

Impressum: Mitwirkende: Patienten des LKH-Rankweil, ehemalige Patienten und Freunde der Auszeit Mitgearbeitet haben auch: Andrea Reinthaler, Sabine Frank, Claudia Loacker Werkstücke und Bilder von der Zentralen Ergotherapie - zur Verfügung gestellt von Peter Kopf Werkstücke von der Aktivierungstherapie - bereitgestellt von Edelbert Gut Redaktion und Organisation: Maria Moritsch

Bitte schicken Sie Ihre Beiträge und Leserbriefe an: Maria Moritsch, Redaktion Auszeit, Station O4, LKH-Rankweil, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil Tel. 05522/403/1721, E-Mail: o4@lkhr.at oder maria.molritsch@vol.at Sie finden einige Ausgaben der Auszeit auch unter http://www.lkhr.at/rankweil (Über uns: Auszeit) und unter http://www.auszeit.at.tf/ letzteres gestaltet von Johannes Gregotsch Die Auszeit erscheint jeweils März, Juni, September und Dezember und wird durch die Spenden der Leserinnen und Leser finanziert.

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Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Interview mit einer Mutter Wann haben Sie gemerkt, dass mit Ihrer Tochter etwas nicht stimmt? Natürlich kann ich nicht sagen, dass es genau an einem Tag war, dass sich alles änderte. M. war ungefähr 14 und kam in die Pubertät. Und da ich selber auch jung war und die Pubertät kenne dachte ich, dass es durchaus möglich war, dass es zu ihrer Entwicklung gehörte. Aber immer häufiger traten auffällige Verhaltensmuster auf. Sie hatte keine sozialen Kontakte mehr, es kam bis zum völligen Rückzug. Sie aß nicht mehr, hatte schlechte Noten in der Schule, usw. Wie haben Sie reagiert? Ich denke, dass jede Mutter in dieser Situation gleich reagiert. Am Anfang redete ich auf sie ein. Ich wusste damals wirklich nicht, was da nicht stimmte, also versuchte ich alles. Als ich merkte, dass gar nichts weiter ging, habe ich mit ihr professionelle Hilfe gesucht. Sie hat die Hilfe angenommen und ich glaube, dass sie selber damals auch gemerkt hat, dass der Zeitpunkt da war um Hilfe zu suchen. Wie kommen Sie damit zu Recht, dass Ihre Tochter in der Psychiatrie ist? Vor meine Tochter in die Psychiatrie kam, wusste ich kaum etwas über psychische Krankheiten. Aber da es meiner Tochter immer schlechter ging, und es damals keinen anderen Ausweg mehr gab, wurde sie stationär aufgenommen. Sie hat mir wahnsinnig leid getan, sie wusste auch nicht was auf sie zukam. Jetzt wissen wir, dass es Zeiten gibt in denen sie das Krankenhaus als Schutz braucht. Zum Glück sind mein Mann und ich vom Krankenhaus aus immer gut begleitet worden, was ich als sehr wichtig empfinde, diesen Kontakt mit den Angehörigen. Was haben Sie Verwandten und Freunden gesagt? Am Anfang habe ich niemandem etwas gesagt. Wir wussten doch selber nicht was los war, was sollte ich da anderen erzählen? Und immer wieder sagte meine Tochter, dass ich niemandem etwas erzählen sollte. Bis ich selber so viel Fragen, soviel Trauer in mich hineingesteckt habe, dass ich es meinen Angehörigen erzählte.

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Sie haben immer wieder Verständnis gezeigt und waren mir ein großer Halt. Ich machte kein Geheimnis über M.’s Krankheit, redete aber darüber nur mit eng vertrauten Personen. Dafür gibt es zu wenig Verständnis für psychische Krankheiten. (Das ist kein Vorwurf, auch ich hatte damals keine Ahnung) Wie gut wissen Sie über die Krankheit ihrer Tochter Bescheid? Vom Anfang an haben mein Mann und ich alles wissen wollen über die Krankheit von M. Wir besuchen immer alle Informationsabende, haben regelmäßig Gespräche mit ihren Ärzten, ich gehe auf Tagungen und Referate. Wie gehen Sie und ihr Mann mit der Situation um? Wir sind Mitglieder des HPE, treffen uns monatlich, wo wir sehr viel Kraft bekommen. Es ist gut, mit Gleichgesinnten zu reden. Mein Mann und ich haben gelernt, mit M.’s Situation umzugehen. Wir spüren, dass es wichtig ist dafür zu sorgen, dass es uns gut geht. Denn wenn es uns nicht gut geht können wir nichts Positives überbringen. Wir beide finden Kraft in der Natur, gehen wandern und Radfahren, wir führen unser eigenes Leben. Was auch wichtig ist, ist dass mein Mann und ich auch lernen, dass unsere Tochter inzwischen eine erwachsene Frau geworden ist und sie selber die Verantwortung trägt für ihr Leben. Was empfanden sie als sie ihre Tochter zum ersten Mal im Bett fixiert (= Gurt) antrafen? Das erste Mal als ich meine Tochter fixiert sah war natürlich ein Schock. Keine Mutter wünscht sich das für ihre Tochter. Ich habe als M. geboren wurde ihr ein wunderschönes Leben gewünscht. Und da kam dieser Moment in dem man als Mutter nichts mehr tun kann. Ja, das ist schlimm. Was hoffen Sie für die Zukunft? Für die Zukunft hoffe ich, dass M. es schafft wieder ein eigenes Leben zu leben. Dass sie Vertrauen hat in sich selbst und so die Möglichkeit findet, ein schönes Leben zu leben. Ich wünsche ihr ein Leben welches lebenswert ist. Ich möchte auch noch meinen Dank aussprechen für den unermüdlichen Einsatz aller Ärzte und dem Pflegepersonal. Sie sind es, die immer wieder meiner Tochter Hilfe anbieten. Vielen Dank!


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Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Leserbriefe S. g. Frau M. Ich habe mich wieder sehr gefreut, die neueste Ausgabe der „Auszeit“ zu erhalten. Habe sie bereits im Groben durchgeblättert. War wieder freudig überrascht, erheitert, traurig und mit Hoffnung erfüllt zugleich, während des Durchlesens meines und der vielen anderen Beiträge. Vor allem der Claudia (Leserbrief) wünsche ich – ja was... – viel Kraft. Tja, mein Repertoire neigt sich beinahe dem Ende zu, einige geschriebene Zeilen sind noch auf Lager. Auch hier wieder zwei Zettel in der Hoffnung, dass sie in einer der nächsten Ausgaben Platz finden und möglicherweise sich der eine oder andere in ihnen wieder findet. Ich darf mit Freude verkünden, dass es mir recht gut geht. Dass ich glaube, dass mein „Weg“ sich allemal gelohnt hat und wünsche besonders den auf J1/O4 sich befindenden stationären Patient/Innen alles Gute! Lieben Gruß Verena

Bedanken Möchte mich bedanken für die liebe Betreuung im LKH - Rankweil. Auch Dr. Swoboda ist sehr freundlich, auch die Schwester Susi ist sehr lieb, auch die anderen Schwestern sind sehr lieb. Vielen Dank Petra

Sandy

An Maria und Team Seit Oktober 2005 besuche ich die Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Rankweil. Von Anfang an habe ich die „Auszeit“ regelmäßig gelesen. Die Gedichte und Zeichnungen bewegen mich. Werde ich diese Menschen jemals verstehen? Jetzt, in meinem ersten Praktikum in der Psychiatrie, sind mir einige dieser Menschen begegnet, die diese Texte oder Zeichnungen verfasst haben. Ich sehe, wie sie täglich versuchen gegen ihre Krankheiten anzukämpfen. Ihre Gedanken auf Papier bringen ist auch Therapie. Ich danke Euch, dass Ihr dies möglich macht. Weiter so! Angelika

Sandy

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Auszeit 26 - Juni 2006

Verloren und gefunden Ich wollte dich nicht verlieren! Ich gab mich dir hin sogar mit Haut und Haar kroch vor dir auf allen Vieren. Ich wollte dich nicht verlieren! Verkaufte sogar meine Seele, merkte nicht was mir fehlte, ließ mich geistig verwirren. Ich teilte mit dir Freud und Leid, gut sollte es dir vor allem gehen. Wollte dich voll und ganz verstehen, verpackte dich in ein rosa Kleid. Das Beste solltest du schon haben, gab dir hin mein ganzes Glück. Bekam gar nicht viel zurück, musste an Blutstropfen laben. So bist du dann schnell gegangen, gebrochen war mein rosa Herz. Fühlte Gram und argen Schmerz, hatte Sehnsucht nach dir, Verlangen. Geborgenheit wollte ich dir schenken, alles dir geben mit Herz und Sinn. Dann sagte mir die Innere Stimm’: du musst das Leben anders lenken.

Zentrale Ergotherapie

Loben Wer tut es noch? Wer kann es noch? Wer hat es noch? Petra

Ich hab dich dann doch verloren und dadurch mich selbst gefunden. Lecke täglich meine tiefen Wunden, so kann sich öffnen ein neues Tor. Das Tor zur Freiheit hab ich gefunden Freude, lachen, glücklich sein. Fühle mich jetzt nicht mehr klein, innerlich mit Gott verbunden. Helene

Zentrale Ergotherapie

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Auszeit 26 - Juni 2006

Gefühle Warum bin ich traurig? Warum bin ich froh? Habe alles satt. Was stimmt nicht mit mir? Warum bin ich hier? Warum immer diese Zweifel? Warum immer diese schrecklichen Ängste, das Zittern und dieses Ohnmachtgefühl? Wird das Leben wieder normal? Was ist normal? Der Kopf voller Gedanken, bringt einem voll zum Schwanken. Ibrahim

Petra

Seelenschmerz Ich gehe spazieren im Wald, spüre den Wind wie er bläst durch mein Haar, so kalt. Bei Bäumen und liegendem Schnee will ich zu mir finden, jetzt hab ich Zeit nachzudenken, wie ich die Schmerzen soll lindern. Ich bleib stehen und zieh zurück den Ärmel, starre auf die Narben tief in meiner Haut, ich spüre wie meine Seele jetzt schreit, ganz laut. Ich berühre sie ganz zart, in diesem Augenblick erinnerte ich mich zurück, an die Zeit und die Schnitte, es war wirklich hart. Durch das Leben geprägt schon in jungen Jahren, nicht nur äußerlich, im inneren sich genauso Wunden scharen. Sie sind nicht sichtbar, doch sie schmerzen mehr als eine körperliche Wunde, die scheint so leer. Seelische Schnitte kann die Zeit nicht heilen,

es nimmt sich keiner Zeit um sie auszufeilen. Sie werden in der heutigen Zeit unterdrückt und eingesperrt, oder war das immer schon so und es wurde nichts umgekehrt? Ich lasse ab von den schmerzlichen Erinnerungen und gehe weiter durch den Wald, er wirkt langsam aber immer mehr erschreckend kalt. In sekundenschnelle verfalle ich in einen Wahn. Ich ziehe das Messer aus meiner Tasche. Ich drücke die Messerklinge auf meine Haut. Der Blutstrom raubt mir für kurze Zeit die Sinne. Ich höre eine Stimme schreien. Ich weiß nicht warum ich das getan habe, es ist mir nicht bewusst. Doch als ich diese Stimme hörte, war mir klar, dass ich das Innere verletzen wollt und es die ganze Zeit gewusst hab. Tina

Die Liebe Über die Liebe gibt es eine Menge zu sagen. Ich bin echt schon sehr oft verletzt worden, aber irgendwann ist Schluss. Eigentlich sollte man jeden Menschen lieben, da wir ja von jedem was lernen können. Das Wichtigste ist, sich selber zu glauben und sich selber so zu nehmen, wie man ist. Sandy

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Ibrahim


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Ein Meer Ein Meer voller Gefühle, in diesem Meer lebe ich momentan. Überfüllt mit Gefühlen, so viel als ob ich darin schwimmen wollte, so groß wie ein Ozean. Gefühle, die ich nicht richtig zuordnen bzw. nicht richtig definieren kann. Sind es Gefühle voller Hass, Freude, Einsamkeit oder Liebe? Ich weiß nur, dass ich in einem Meer von Gefühlen lebe. Ich könnte aufschreien, komme aus dem Chaos nicht mehr raus, diese vielen verschiedenen Gefühle machen mir Angst. Wann oder wie werden sie sich endlich wieder ordnen? Olivia

Falsch Manchmal ist es falsch, davon zu laufen, wenn man denkt, dass es vorbei ist, obwohl es noch so viel zu sagen gibt. Denn auf einmal ist alles zu spät, und man würde am liebsten all die Dinge ändern. Sabrina C.

Sandy

Verletzte Seele Verletzlich und zart kamst du auf diese Welt, niemand fragte, ob dir das gefällt. Traurig und einsam, gingst als Kind du durchs Leben, niemand wollte Liebe dir geben. Verbittert und kalt bist du erwachsen geworden, wolltest nie mehr um andere dich sorgen. Verletzend und hart gingst du durch „deine“ Welt, hast niemand gefragt, ob das gefällt. Zerbrochen und arm warst am Ende du dann, niemand fragte, ob er helfen kann. Verletzlich und zart gingst du von dieser Welt, niemand fragte, ob dir das gefällt. Christine

Natur Wenn man mal traurig ist, sollte man nur die wunderschöne Welt betrachten wie z.B. die Tiere, Bäume, Blumen und die Sterne und Wolken am Himmel. Luisa

Sandy

Geld Geld haben ist gut und recht, aber man sollte sein Leben nie so gestalten, dass sich alles nur ums Geld dreht. Mit weniger Geld bin ich zum Beispiel glücklicher, weil ich auf mehr setzen kann als sonst, solche Ideen verrate ich euch nicht! Aber ich bin eine kluge, sensible, manchmal auch zornige Frau. Und ich bin stolz auf mich, auch wenn ich gerade in der Valduna bin. Sandy

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Träume Weißt Du noch, wie ich Dir die Sterne vom Himmel holen wollte, um uns einen Traum zu erfüllen? Aber Du meintest, sie hingen viel zu hoch! Gestern streckte ich mich zufällig dem Himmel entgegen, und ein Stern fiel in meine Hand hinein. Er war noch warm und zeigte mir, dass Träume vielleicht nicht sofort in Erfüllung gehen, aber irgendwann! Sabrina C

Ich hätte Ich hätte dich nie loslassen dürfen, denn ich verlor deine Liebe an dem Tag, an dem ich dich einfach gehen ließ und ich mit gebrochenem Herzen zurück blieb. Doch jetzt ist alles zu spät! Sabrina C.

Ibrahim

Wenn die Dämme brechen Wie vergrabene Bombenmienen kommen dunkle Ereignisse hervor, die verschwunden schienen „ad acta“ = erlebt, erlitten, verdrängt, unverarbeitet geblieben. Hast wirklich angenommen, du hättest solche Gedanken aus deinem Herzen vertrieben? Unwillkürlich und bruchstückhaft aktiviert sich deine Erinnerungskraft. Dir wird bewusst, hier hat sich ein „Deja-vu“ abgespielt und mit grausamer Genauigkeit auf den wunden Punkt in deinem Herzen gezielt. Es ist ein x-beliebiges, mageres Mädchen auf der Straße, das du erblickst und du erschrickst! Wie ein Spiegel vor dein Gesicht gehalten, lässt das Bild darin das Blut in deinen Adern erkalten. Es gibt Tage, wo ein Albtraum hinter dir her ist und du dir nicht sicher bist, ob du im Hier und Heute weilst, oder in der damaligen Düsternis, wo du deine wunde Seele mit einer Überdosis Tabletten heilst.

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Wo du den Tod als einzigen Ausweg gesehen hast und durch ihn deinem Leben eine erträgliche Endlösung verpasst. Wie man also sieht, ist die ganze Problematik nur auf Eis gelegt und keinesfalls aus deiner Existenz gefegt. Was du auch für ein Verdrängungskünstler sein willst magst du noch so das Gefühl haben, dass du alle deine Bedürfnisse stillst, dein vergiftetes, verätztes Früher wird dich ständig begleiten dich zu deinen damals entwickelten Fehlern verleiten. Du wirst mit diesem „Früher“ schwitzend und keuchend ringen den Mund verkniffen, du willst stark sein! Und es wird dich dennoch zum Weinen bringen. Vren


Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Alles wird gut alles wird gut dieses zuversichtliche gefühl geben mir meine freunde bei ihnen kann ich sein wie ich wirklich bin in ihren augen scheine ich ganz gut zu sein und ich beginne es auch selbst so sehen zu können dass ich gut bin und dass (so) alles gut wird Julia

Herzschlag Mein Herzschlag zerteilt die Zeit. Dein Herzschlag klopft bei mir an und fragt nach freien Stunden. Der Herzschlag meines Nachbarn sagt, was jetzt die Politik schon wieder macht. Der Herzschlag der Bekannten nach Stimmung und nach Wetter fragt. Der Herzschlag der Natur ist keinem angepasst und bildet sich aus tausend Wirbeln. Der Herzschlag einer Institution aber, ist nur auf mein Verdientes scharf. Der Anfang ist zu schön, um mit ihm weiter zu plätschern, mach mit deinem Herzschlag etwas! Ibrahim

Andrea

Kontrolle: verlierend gewinnen meine mutter hat alles unter kontrolle nur mich nicht – nicht mehr mich hat sie nicht mehr unter kontrolle - seit ich süchtig bin und zumindest damit verstoße gegen unausgesprochene regeln und verbote meine sucht zu erbrechen lässt mich ausbrechen aus diesem kontrollsystem das ich nicht einmal wahrgenommen, eher sogar übernommen habe so macht es sinn, dass ich immer wieder und vor allem zu hause in die sucht zurückfalle, die kontrolle verliere bis mir klar wird, dass dieser kontroll-verlust ein gewinn ist, mein mittel und meine chance ist zu erleben, was ich zu hause nie lernen konnte zu erkennen, was ich mit meiner sucht übertrieben und übertragen ausdrücke zu verändern, was mir mein leben schwer macht zu werden, wie ich bin: ihr ähnlich und doch so anders als meine mutter Julia

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Identitätsfragen früher: suchte ich nach gemeinsamkeiten mit anderen ver-suchte normal zu sein, passte mich an verwechselte normal mit gesund heute: suche ich nach unterschieden ver-suche ich selbst zu sein, passe mich nicht mehr an und brauche die essstörung nicht mehr als einzige unangepasstheit und ab-normalität Julia

Angst Angst vor der Angst. Angst vor dem Tod. Angst vor dem Leben. Angst vor der Zukunft. Angst vor der Vergangenheit. Petra

Verzweiflung Verzweiflung bringt einen um. Verzweiflung ist wie Rost. Verzweiflung nimmt einem die Freude. Verzweiflung nimmt einem die Nerven und man ist nicht in der Lage klar zu denken. Die Welt ist dunkel, wie die Nacht

Nicole B.

Petra

Widerspruch vieles hat sich verändert, habe ich geändert in den letzten jahren in letzter zeit fallen mir dinge leicht die einst unmöglich schienen doch etwas bleibt, nach wie vor fällt es mir schwer im zugestehen meiner schwächen wahre stärke zu erkennen noch oft verleugne ich meine bedürfnisse kann sie nicht befriedigen, will nicht abhängig sein von anderen menschen, von meinem körper, vom essen nähe, müdigkeit, hunger elementare bedürfnisse - für mich eine bedrohung ich will, aber ich darf nicht nicht fordern und verlangen nicht annehmen und befriedigen nicht abhängig sein Julia

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Auszeit 26 - Juni 2006

Flashback Anorexie und andere Essstörungsgegebenheiten werden dich ein Leben lang ständig begleiten.

Diese Erkenntnis hat auch mich getroffen und verwarf mit einem Schlag mein leises Hoffen auf ein Entkommen aus dem Teufelskreis, aus dem Bann, auf das man Anorexie oder Bulimie für immer verwerfen kann. Oft hat es den Anschein gegeben beides sei verschwunden aus meinem Leben, die Anorexie schien versunken im Dornröschenschlaf, verschwunden und wohl endgültig überwunden... Es kommt ein Punkt in einem Leben, wo einige ungünstige Faktoren im Leben aufeinanderprallen, wo negative Gefühle aufwallen, wo alles schief läuft und dich das Leben mit unangenehmen Überraschungen überhäuft. Und wenn das Leben einen neuen Gang einlegt sind es deine hart erarbeiteten Gewohnheiten, die es über einen Haufen fegt. Unbemerkt fällst du zurück in alte Verhaltensweisen, die dich in Schranken weisen Kalorienzählen ist wieder in und verlorenes Gewicht bedeutet Gewinn. Bei deinen Eltern schrillen bereits die Alarmglocken. Du beginnst, ihnen gegenüber wieder abzublocken, du willst den Rest der Welt wieder eins auswischen und beginnst ihnen ausgeklügelte Lügenmärchen aufzutischen... Dein Speiseplan wird langsam aber doch wieder eingeschränkt und du bist höchst gefährdet, dass es eine Essstörung ist, in deren Richtung dein Dasein lenkt. Nun gut, nennen wir das Ding beim Namen, ohne zu lügen hier beginnt sich ein Flashback einzufügen! Bei Essstörungen verhält es sich wie bei jeder Droge: Obwohl du seit Jahren keinen LSD-

Trip mehr frisst, kann es sein, dass du aus heiterem Himmel, sehr viel später wieder „drauf“ bist. Schwer zu erklären, doch dieses Phänomen scheint sich bei der Anorexie ebenfalls zu bewähren. Nach jahrelanger Abstinenz bricht sie wieder hervor, schwärmt aus verfolgt dich in jeden Winkel in deinem Haus. Mit ihren Tentakelarmen schnappt sie zu, umgarnt dich im Nu. Sie haftet an dir wie ein Eiterfurunkel, entführt dich in unergründliches Meeresdunkel. Sie geht dir auf den Keks, sie kotzt dich an und klebt wie eine Klette an dir dran. Sie kennt keine Hemmungen, noch vor Liebe, noch vor Tod, scheißegal macht sie dir dein Leben zur Qual. Diese verfluchte Anorexie raubt dir jegliche Energie, kostet dich soviel Kraft, soviel Lebenssaft. Sie macht dich bang und hält dich in Schach in deinem selbst auferlegten Zwang... Je häufiger du dich auf die Gratwanderung einer Essstörung begibst, je öfters du aufgrund einer Diät oder deines Gewichts Frust schiebst desto wahrscheinlicher ist es, dass du den Bogen überspannst und irgendwann auf Problemen nicht mehr anders reagieren kannst als mit Hungern, stundenlang auf der Waage rumzulungern, mit deinem Schicksal zu hadern und deinem Körper auf diese Weise bitter nötige Kraft zu fladern. Mit leeren Augen und klappernden Knochen verbirgst du dein Problem; doch es wird auffliegen, die Essstörung wird gegen den nunmehr schwachen Protest in dir siegen. Kehr also um, solange es noch geht, solange der Wegweiser noch steht, er kann dich zurückführen, die erlöschende Glut deines inneren Feuers schüren und dich mit einer neuen Chance küren. Noch ist es nicht zu spät. Also lebe, solange die Uhr noch nicht abgelaufen ist. Vren

Sandy

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Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Das Leben wird zur Qual Wer kennt das Gefühl mit den innigsten Gedanken, Qualen allein zu sein? Die stummen Schreie, die beachtet niemand, so trägts der Schein. Gequält von seinen Geistern innerlich zerrissen, spürt man die Schmerzen wohl wissend, dass es sich dem Ende neigt, das Leben seine dunkle Seite zeigt! Das Zerstören von sich selbst, der einzige richtige Weg zu sein scheint. Der äußerliche Schmerz wie eine Sucht, doch die Seele weint! Man verletzt sich selbst, um die Seele zu töten, die Schnitte, das Blut beginnen den Boden zu röten.

Ibrahim

Der Lebenswille ist jetzt fort, der Todestrieb regiert anstelle dort. Was kann einen nun noch halten, da doch Herz und Seele bereit sind, für immer aus zu schalten. So funktioniert das Selbstmodspiel. Nichts mehr zu hören, zu fühlen, das ist das Ziel. Die Lasten dann von einem fallen. Keine Sorgen und Probleme die immer quälen, der letzte Wille ist den Tod zu wählen! Tina

Auszeit Auszeit braucht jeder. Doch ich frage mich, muss zuerst etwas passieren damit man Auszeit bekommt? Es macht mich traurig, wenn man Antworten bekommt wie: „Das musst du schaffen!“ oder „Es geht dir eh gut, du musst nur an dir schaffen!“ wenn man Depressionen hat und nicht mehr tun kann, als man eh tut. Hat man, wenn man Depressionen hat, kein Recht auf Auszeit nur weil man langsam ist? Bitte, lasst uns die Auszeit, sonst kann es passieren, dass es für immer aus ist. Ibrahim

Petra

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Auszeit 26 - Juni 2006

Blauer Dunst Frühmorgens ist’s, das Hirn läuft langsam warm. Füße – Kopf – Körper, Körper – Kopf – Füße – Arm. Ich bin ohne Zigarette, oh je, ich bin arm. Ich hab’ mich in den Allerwertesten gezwickt, im Puls der Zeit halt mit! Rundum in der Wohnung war alles Publikum. Auf Aktivität, Farbe rot, ohne blauen Dunst geht es auch in der Not. Ich bin mir selbst mein einziger Freund, vor dem ich kein Geheimnis hab’ heut’. Und sieben Bewusstseinsstufen sehen ein, es geht auch ohne baffen! Nur muss ich mir dazu erst ′ne Straße schaffen. 13 Formen gibt’s von Liebe. Segenstrichter: Achtung, bitte sättigen, bitte dauerhaft machen, danke! Jeweils 15 Sekunden sagen, - eine Minute insgesamt an diesem Morgen für Beschwörung verwandt. Mein Kleinleben wäre damit aus den Baumkronen gefallen. Die Natur passt sich ja allem an. Und ich bestehe auf Entschleunigung, es geht um die Wurst, dass es gelingt und mir im Leben die Liebe wieder singt. Andrea

Gemischte Gefühle Hast du auch manchmal so Gefühle die du nicht so richtig beschreiben kannst? Du weißt nicht so ganz, wie du mit ihnen umgehen sollst. Sollst du sie zeigen, oder lieber verstecken? Soll ich sagen mir geht es nicht gut oder soll ich lieber still sein?

Was werden sie sagen, wenn es mir nicht gut geht? Werden sie es mir glauben oder es nicht richtig ernst nehmen? Was soll ich tun??? Doch ich weiß ja selber nicht richtig was mit mir los ist. Ich verspüre irgendwie, dass ich diese Gefühle schon mal hatte. Oh nein, was bedeutet das? Fall ich wieder in alte Muster zurück? Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache. Ich merke ja, dass mit mir nicht alles in Ordnung ist, doch was ist es? Ich merke, dass ich wieder zu nörgeln beginn. Ich hoffe, die Krankheit holt mich nicht wieder ein. Denn ich möchte so was nie wieder durchmachen. Doch es ist leichter gesagt als getan. Ich muss dagegen ankämpfen. Oh, bitte hilft mir doch jemand!!!! Olivia

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Auszeit 26 - Juni 2006

gesehen, aber überhört es tut weh, der schmerz geht tief, wenn man merkt dass man nur gesehen und nicht gehört wird probleme werden eher wahrgenommen wenn man über den körper spricht sodass alle sehen können, dass etwas nicht stimmt wenn man aufgehört hat sich über einen mageren körper und zerschnittene arme auszudrücken können nur wenige hören wenn man probleme anspricht es kostet viel mut mit derart deutlicher sprache und lauter stimme zu sprechen dass man verstanden wird: gehört und gesehen Julia

Chaos im Kopf Hattest du auch schon mal das Gefühl du bist allen egal? Fühlst du dich manchmal auch ausgeschlossen? Fühlst du dich manchmal auch so übrig? Oder stellst du dir auch manchmal die Frage: Was wäre wenn ich einfach nicht mehr da wäre? Diese Fragen gehen mir oft durch den Kopf. Ich weiß nicht warum sie auftreten, ich weiß nicht warum ich mich so fühle. Ist es mein Selbstwertgefühl, das langsam wieder den Berg runter rutscht? Oder bin ich einfach noch nicht vollständig geheilt? Ist das alles ein bisschen zu schnell gegangen und die Krankheit überkommt mich wieder, wie es schon einmal so war? Doch ich habe keine Antworten auf all die Fragen. Ich kann diese doch niemand erzählen, dann merken sie ja, dass mit mir wieder nicht alles in Ordnung ist. Ach, was soll ich nur tun?? Olivia

Ehrlichkeit ehrlich zu mir zu anderen beschönigungslos schonungslos ehrlich nicht schutzlos aber ohne verstecken ohne verstellen zu mir stehen offen für mich für andere für das leben Zentrale Ergotherapie

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Julia


Auszeit 26 - Juni 2006

to me, you were perfect oder: Der letzte Liebesbrief

Hallo roter Faden! Dieses einzige, allerletzte anklagende, vorwurfsvolle, wütende, sehnsüchtige, melancholische und zugleich verzeihende Schreiben an dich steht mir noch zu, dann hast du bis ans Ende deiner Tage zum letzten Mal von mir vernommen und mach dann meinetwegen, was dich freut, aber erst hörst du mir mal zu! Klar? Also, du nutzloser W..., so rekonstruiere ich in dementsprechend aggressiver Stimmung unser zum Scheitern verurteiltes Rencontre, ich warne dich. Im Hintergrund röhrt Guns´n Roses very loudly, ich bin hoffnungslos hyperton, deshalb würde ich dir, wenn du vor mir stündest, am liebsten eine Grade in deine ewig plappernde Klappe verpassen. Du vertrottelter Narr du, auf dass dein verfluchtes erotisches hyänen-gleiches Lachen abrupt verstumme! Und am liebsten würde ich alle Heiligen des Himmels herabfluchen, aber wegen dir versündige ich mich nicht. Doch stünden mir höhere Mächte zu, würde ich dich verachtungsvoll und unter höhnischem Gelächter in infernalische Tiefen schleudern. Sturer Bock, da gehörst du hin. Glück gehabt, dass du jetzt gerade nicht persönlich vor mir stehst, du den ich den ersten ExFreund in meinem Leben taufen darf und ich hasse dich dafür, dass gerade du derjenige bist. Also gut, wir sind ja beide vernünftige Leute, von mir weiß ich das jedenfalls, deshalb ist es doch gerecht und richtig und weder neurotisch noch psychotisch, wenn man sich mit gewisser Wehmut ab und zu an die „erste große Liebe“ erinnert, so schauts aus, oder? Genaue Details bleiben nur uns beiden vorbehalten und ich liebe dich dafür, dass du genau jene höchstwahrscheinlich schon vergessen hast und sie deshalb nicht mit deinem Schandmaul lächerlich machen und unters gemeine Fußvolk verbreiten wirst. Gibs doch zu, für dich wars doch auch very exciting, obwohl du mein hypersensibles Gehabe, das nun mal für Mädchen in der akut pubertierenden Phase typisch ist, in den Dreck gezogen hast. Und sorry, dass du Inhalt meiner schizodepressiven Stimmchen und suizidalen Wahnvorstellungen warst, diese völlige Entartung und

Entgleisung der Dinge hat eine so herzige Romanze nicht verdient. So, der böse, böse Zeigefinger sei hiermit gesenkt, dir, aber v. a. mir gegenüber rebellische und rachsüchtige Attitüden seien hiermit abgelegt, also meinerseits. Schwamm drüber (lange genug habe ich dazu gebraucht, diese Phrase wirklich und ehrlich aussprechen zu können). Wenn du magst, reiche ich dir also mein Patschhändchen, genauso, wie du nach genau derselben gefragt hast, so in etwa. „Darf ich Madame an de Hand nehmen?“ Höchst ungern gebe ich jetzt zu, dass solche Schmetterlinge im Bauch später nie mehr aufgetaucht sind. Zufrieden? Jetzt hast du es also tatsächlich wieder einmal geschafft, dass ich mich solchen sentimentalen Gefühlen hingebe, die meinem Alter subjektiv nicht mehr entsprechen. Ich spinne den Faden einfach mal weiter und zitiere, jedoch leicht abgeändert, einfach an unsere Story adaptiert. „Was schweigst du mich an so wunniglich? Wenn du den Mut hast, küsse mich!“ Was du auch gemacht hast. Und weißt du, was ich der regnerischen Nacht damals erzählt habe? „Ihr tausend Regentropfen vom Himmel wisst, ich hab Sweet-Erics Mund geküsst“ Bisher habe ich oft und öfter an das unschöne Ende gedacht. Aber ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich das eigentlich gar nicht will. Denn jede schöne Erinnerung, die einem das Leben bietet, sollte man einschweißen und sie nicht von hässlichen emotionalen Begleiterscheinungen beschmutzen lassen! Deshalb erinnere ich mich eigentlich gern an dich (außer, wenn ich wütend auf dich bin, was oft vorkommt und noch oft vorkommen wird!) Wie du weißt, habe ich eine neue Liebe gefunden, du höchstwahrscheinlich auch. Ich habe mir oft eingeredet, dass sie mir mehr wert wäre als du. Aber das stimmt nicht. Anders. Aber niemals mehr. Hm, ich mag jetzt nicht mehr so ernst sein. Darum erzähle ich dir einfach, was mir an dir eigentlich am besten gefallen hat. Es war deine Stimme. Gerne würde ich wissen, was dir eigentlich an mir als erstes positiv aufgefallen ist. Doch, the answer, you guy, is blowing in the wind. Ist’s okay für dich, wenn wirs einstweilen dabei belassen? Und in fünfzig Jahren, wenn ich mich dann traue, wieder mit dir zu reden, lachen wir über das Ganze. Mit noch nicht ganz so freundlichen Grüßen Vren

Postum scriptum: Übrigens, wollte dir nur noch sagen, dass eine Gemeinsamkeit von uns, von der du ziemlich sicher nichts mitbekommen hast, folgende war. Die Muse, die uns beide wohl bereits schon in der Wiege geküsst hat! Ich habe dein intensives Klavierspiel nie vergessen und ich weiß, dass du ein begnadeter Komponist bist. Meine Hochachtung! Ich aber liebe Prosa und Lyrik. Ist doch auch was, nicht!? Wer weiß... Möglicherweise gehe ich in hundert Jahren als Dichterein in die Geschichte ein und du kannst dann, falls du dann noch lebst, mit Zitterstimme stolz verkünden: „Sie war meine Jugendliebe!“

Vren

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Auszeit 26 - Juni 2006

Mein Leben Bin mit vier Jahren von meinem Großcousin vergewaltigt worden, meine Eltern schauten zu und schwiegen. Hatte schon als Kind Depressionen, weinte oft und ohne Grund. Durch das schlechte Vorbild meiner Eltern wurden meine Depressionen immer stärker. Das Schlimme, meine Eltern verstanden mich nicht und schlugen mich sehr oft. Schon wenn ich ein T-Shirt mit Aufdruck trug, bekam ich Schläge. Mit zwanzig heiratete ich einen Zeugen Jehovas, ich war ein Fabian Zeuge Jehovas und meine Eltern sind es immer noch. Mein Ex schlug mich, dass ich die Rückenwirbel verschoben habe. Bekam zwei Kinder von ihm. In der Schwangerschaft verließ mich mein Ex. Hatte den zweiten Kaiserschnitt. Mein Mann nahm Drogen, brachte es auf siebzig Einbrüche und zwei Frauen hat er überfallen. Ich ließ mich von ihm scheiden, auch meine Kinder wollten von ihrem Vater nichts mehr wissen. Durch meine Kinder lernte ich einen neuen Mann kennen. Da er kein Zeuge Jehovas war, warfen mich meine Eltern aus ihrer Wohnung hinaus. Ich ließ mich ausschließen von den Zeugen Jehovas, wollte mit meinem Freund zusammen sein. Wir fanden eine Wohnung in ... und später eine größere in ... . Hatte den Wunsch, dass ich tot wär. Wurde durch meinen jetzigen Mann schwanger, was mir wieder neuen Mut gab, so ein neues Leben. Beim Kaiserschnitt merkte ich alles, auch die Unterbindung, von da an hatte ich ein Trauma. Das ging so bis zum ... da kam ich in die Valduna. Die stellten mich (medikamentös) ein, denn ich hatte zwei Selbstmordversuche hinter mir. Mein Mann kam immer dazu und rettete mir das Leben. Möchte sagen, dass die Valduna gut ist, auch mit Schilddrüsen Problemen. Petra

Innere Stimme Sie seufzt. Es zieht einem den Magen zusammen, auch das Kopfweh meldet sich. Warum habe ich es verlernt auf meine innere Stimme zu hören? Sie hilft einem Fehler zu vermeiden. Auch ein gutes Gefühl gibt sie uns. Die innere Stimme ist wie eine Visitenkarte. Petra

Zentrale Ergotherapie

Drum lebe das Leben Die Vögel singen, der Himmel ist blau - was ist das für ein schöner Traum? Es gibt so viele schöne Dinge im Leben, die wir leider nicht alle sehen. Es ist Frühling, alle Menschen zieht es wieder nach draußen. Jeden Tag beginne ich mit einem Lächeln. Seit ich das mache, wird mein Leben von Tag zu Tag besser! Sandy

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Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Gefangen Das intensive Gefühl der absoluten Verwirrung macht sich in mir breit. Besteht die Möglichkeit, dass jedes menschliche Lebewesen auf diesem Planeten mit meinen Gefühlen spielt? Nur mein eigen Fleisch und Blut, meine Tochter, ist mir loyal ergeben! Aber warum? Warum kann ich dieses Gefühl, dass mich innerlich aufzufressen scheint, nicht unterdrücken? Vielleicht, weil ich schon mal betrogen worden bin? Ich sollte doch stark sein, stark für meine Tochter und unsere Zukunft. Der Ausdruck: „Liebe macht blind und blöd!“ scheint bei mir vollkommen zuzutreffen. Eifersucht, Sehnsucht, doch verschließt

sich die Wahrheit einfach vor mir. So lange ich in diesem so genannten „Gefängnis“ sitze, werde ich keinerlei relevante Antworten auf meine nie endenden Fragen bekommen. Mich zerfrisst meine Sehnsucht nach meinen Liebsten, meiner Tochter und der Freiheit. Freiheit, die unsere Gesellschaft eigentlich kaum zu akzeptieren scheint. Jedoch für jeden frei denkenden Geist essentiell ist. Unterdrückung, Anpassung, Regeln, Gesetze... und wo bleibt der Mensch an sich? Meiner Meinung nach auf der Strecke, doch was zählt schon eine Meinung unter Millionen? Isabelle

Seele, was bist du? Seele heißt soviel wie Psyche, unser geistiger Bereich, den man nicht sehen und nicht fassen kann, um in uns dennoch vorhanden zu sein. Ja, wüsste ich, wer ich bin, wer weiß, wer weiß, ich würde nicht mehr an Gott, aber an mich selbst glauben, sofern mich dieser nicht daran hinderte. Gott ist wohl da, wo er immer bleibt: Da, wo ihn noch niemand gesehen hat, um die Augen sehen zu lassen, was sie sehen, die uns dennoch das Staunen einräumen, das uns die Begeisterung und Bewunderung schenkt. Im Grunde ist es wohl nur letzteres, was uns auch am Leben hält und wovon man sagen könnte: Gott. Dies, ohne erst glauben zu müssen. Denn glauben kann man alles, doch was man weiß, muss man nicht erst glauben. Nichts desto Trotz ist das Leben an sich ein Wunder… Ein Wunder, über dessen „Ich bin“ noch kein Mensch ein gerecht werdendes Wort zu verlieren vermochte, um es zum Gegenstand von Religionen und der Philosophie, der Liebe zur Weisheit zu erheben. Und zu guter letzt: Was ist die Seele, gerade vor dem Hintergrund, dass seelisch Kranke keine kategorisch „anderen“ Menschen sind, denen Schubladen gerecht werden könnten, nur weil wir damit nichts zu tun haben wollen! Was wir jedoch über seelische Erkrankungen in Erfahrung bringen, erfahren wir über das Menschsein an sich. Bernd

Dunkelheit Dunkelheit bedeckt das Licht, atemlos bin ich am wandern. Ob ich möchte oder nicht, ein Gedanke jagt den andern. Langsam streck ich aus die Hand, versuch zu greifen den Gedanken. Doch er zerrinnt als wär er Sand, das Gleichgewicht gerät ins wanken. Vorsichtig schließ ich die Augen, und ich hoff auf etwas Licht, wird wohl niemals etwas taugen und das Licht das gibt es nicht.

Ibrahim

Christine

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Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Juni 2006

Sucht Trennung, Schmerz, Eifersucht, Liebe, Sehnsucht, Zukunft? Gedanken kreisen durch mein Bewusstsein, nie endend und immer weiter und tiefer dringen sie ein in mein restliches Ich. Keine Hoffnung auf Stillstand! Nicht hier, nicht hinter diesen Wänden. Nüchtern, das Leben nüchtern erleben, mein Leben. Leben mit dieser Störung, die mit Medikamenten leider nicht heilbar ist. Mitleid? Danke, kein Bedarf! Größtenteils trug ich selbst zu einer Verschlechterung meines Zustandes bei! Drogen, Medikamente - Teufelskreis schließe dich nun endgültig! Lass ab von mir oh du grausamer Berauscher der Gefühle, lass mich frei und nimm weg deine Klauen die, wenn erst ins Fleisch eingegraben, zu absoluten Realitätsverlust beitragen. Lass mich gehen, denn sechs Jahre Sucht reichen aus. Sechs Jahre die feige Stimme der Versuchung, nie endend und immer stärker wiederkehrend: „Flieh, flieh du Feigling vor der erbarmungslosen Realität. Krieche vor mir nieder, winsle und flehe um Erbarmen, doch du entkommst mir nicht. Meine grausamen, erbarmungslosen Klauen werden sich wieder in dein Bewusstsein drängen und sich festkrallen. Hinabziehen werde ich dich, du Häufchen Elend,

hinabziehen in den Sog der Dunkelheit. Komm und lege dein Haupt nieder auf die Streckbank der Qualen! „oh, nein ich höre dich nicht mehr, will und kann dich nicht mehr hören. Denn mein feiges kleines Versteck ist nicht mehr vorhanden, nicht in dieser Welt, dieser Dimension. Kein feiges Davonlaufen mehr von dieser, besser gesagt, meiner Realität. Die Krankheit sitzt mir buchstäblich im Nacken, erbarmungslos schlägt sie auf mich ein, saugt sich wie ein Blutegel fest an meinen letzten Kraftressourcen, die beinahe erschöpft sind. Versucht mich auszulaugen, auszusaugen wie eine Spinne ihre Beute aussaugt, nachdem sie ihr tödliches Sekret injiziert hat. Doch ich werde sie abschütteln, ich will und werde nicht mehr ins Tal der Verdammnis gezogen werden. Denn der Lichtschimmer der Hoffnung erstrahlt immer heller am Firmament und findet seinen Weg direkt zu mir, nachdem ich meinen kalten Entzug endlich beendet habe. Danke Nadja, meine unschuldige kleine Tochter, denn nur der Gedanke an sie und ihre niemals endende Liebe, hat mich die Qualen meines Entzuges mit einem Lächeln auf den Lippen durchstehen lassen. Isabelle

Einsam Einsam und allein gefangen hier drin, keine Kraft dich zu befrei′n, kein Weg zum Neubeginn. Geboren um zu leben, doch das Leben ist zu hart, ohne Ziel zum Anstreben bleibt der Tod dir nicht erspart. Und wenn das einz′ge Ziel, der Tod doch selber ist, das Leben nur ein Spiel, das dir die Seel′ zerfrisst. Dann bist du die Figur, entstanden aus dem Nichts, die nur erfunden wurd′, zu Sterben deine Pflicht. Christine

Fabian 18


Auszeit 26 - Juni 2006

Aus dem Mutterschoß Das Leben an sich ist ein Wunder, um nicht zu sagen irrational. Der Tod ist mit uns durch die Frage nach dem Leben geboren, dessen Antwort wir, koste es was es wolle, durch die Erfahrungen suchten. Unser Leben ist ein Versuch, eine Versuchung von Anbeginn, in der Möglichkeit aller Möglichkeiten, in der von Natur aus alles zugelassen ist. Welch’ Wagemutigen müssen wir gewesen sein, um Geborene zu sein! Doch im Innersten wussten wir schon immer, dass wir nichts zu verlieren haben und der Tod zu uns gehört wie das Leben. Jesus berief sich auf den Willen des Vaters, da Gott nichts will, was wir nicht wollen. Alles andere hätte letztlich auch keinen Sinn, denn wir müssen erkennen, dass kein Gott für uns das Kreuz trägt und wir auch im Höchsten, im Willen des Vaters, ans uns selber sind, der auch des Menschen ist, wo wir Gott vermuten. Die Realität ist mit und ohne Glauben keine andere. Ihre Unverblümtheit legt einen Erlöser offen, dessen Weg wir nur gehen können, indem wir unseren eigenen gehen. Durch den Nebel des Lebens führt der Pfad zur Selbsterkenntnis im Lichte der Wahrhaftigkeit. Die in diesem Lichte vollends integrierte Dunkelheit klärt uns dahingehend auf, uns in der bestmöglichen aller Welten als freie Menschen zu wissen, in dieser Welt, in der alles die Möglichkeit ist. Das Universum erweist sich durch den grenzenlosen Raum als verschwindendes Nichts, in dem es einfach etwas, um nicht zu sagen alles geben muss, da das Nichts bzw. das Grenzenlose nicht denkbar ist. Das Nichts wirkt dennoch durch alles und alles ist von ihm durchdrungen, da es sich von allem nicht unterscheidet. Alles ist sozusagen nichts und nichts ist alles. Durch das fassungslos geheiligte Nichts erkannte ich, dass wir, hätte es uns nie gegeben, auch nichts missen würden und nichts zu verlieren hätten. Wünschte ich auch, ich wäre nie geboren, ich könnte trotz allem nur der sein, der ich bin. Psalm 139,7-12 Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, Wohin mich vor deinem Angesicht flüchten? Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; Bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen. Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer, auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen. Würde ich sagen: „Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben“ Auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.

Zentrale Ergotherapie

Bernd

Liebe Liebe ist wer wagt Liebe glaubt Liebe ist treu auch in schweren Zeiten Liebe vergibt ohne Vorwürfe Liebe ist das Leben Ohne Liebe gibt es keine Hoffnung, auch kein neues Leben. Schöpferisch arbeiten in der Zent. Ergotherapie

Petra

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Auszeit 26 - Juni 2006

Wenn du doch oh All erklängest! Was nutzte mir der Glaube an irgendwen oder irgendwas, wenn ich die natürlichste Grundlage, überhaupt zu glauben, den Glauben an das Leben verlorenen hatte… Welch’ Kluft klaffte in der Allumfassendheit dessen, was das Leben sein konnte, lag mein „Ich“ doch in den Scherben eines zerbrochenen Spiegels, an den Wertungen jeder Wertung zerbrochen (ob an denen anderer oder an meinen eigenen…) Nichts, in das ich Vertrauen hätte schöpfen können, ist doch das einzige, was uns gewiss ist der Tod, vor dem sich alles abspielt, um wenigstens Vertrauen in das Spiel des Lebens zu gewinnen… Wie auch hätten wir nur die Muttersprache lernen können, wenn nicht spielerisch! Liebe ist stärker als der Tod und überließ uns noch immer dem eigenen Schwert. Das innere Kind lässt uns am wahrhaftigsten ans Leben glauben. Dadurch lernte ich mich auszudrücken, einem desillusionierenden Stoßgebet gleich, um die Sprache der Schöpfung, die das große Schweigen ist, in Worte zu fassen: „Wenn du doch oh All erklängest im Schweigen über alles!“ Bernd

Sichtweisen und Statements Ein Mensch am Telefon, ein Blitzbesuch, ein Zufallstreffen, eine nette Überraschung, das alles bringt Würze für jeden Tag. ♣ Ob Einsamkeit, Krankheit oder auch Verzweiflung, das bloße Wissen, jemanden zu haben, hilft durchzuhalten, auch wenn dieser machtlos ist zu helfen. Es genügt die Gewissheit, dass es ihn gibt. ♣

Ich bin irregegangen, vielleicht kann ich anderen desto besser den Weg zeigen. ♣ Vertrauen in einen Menschen bringt das Beste zum Vorschein. Schön zu wissen, dass es noch jemanden gibt. ♣

Lebe ich noch? Liebe ich noch? Kann ich noch zur Ruhe kommen? Kann es schön sein, nicht alles verbissen zu sehen? Kann ich auch manchmal abheben? Kann es sein, dass Regen etwas Schönes ist? Kann Licht in graue Tage kommen? Kann ich stürmische Zeiten durchstehen? Können mich neue Sichtweisen überraschen? Ich habe Herzflattern! DAS NENNT MAN LEBEN Zent. Ergotherapie – Delphin aus Speckstein ♣Anonym

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Auszeit 26 - Juni 2006

Der Adler

Eine Möwe

Stolz kreist der Adler über ihre Köpfe. Adler, welch edle Geschöpfe mitten im Leben, immer dabei so groß, so unbescholten frei.

Eine Möwe – so frei wie der Wind, so frei, wie die Sonne am Himmel. So frei, wie das Wasser im Meer. So frei, wie die Wolken am Horizont. So frei, wie ein Delphin im Wasser. So frei, wie die Sterne in der Nacht. So frei, wie die Gazelle in der Wüste. So frei wie diese Möwe – möchte ich sein.

Starr betrachteten sie seine mächtigen Schwingen. Stumm lauschen sie seinem herrlichen Singen. Doch einer dann das Schweigen brach erhob seine Stimme und zum Adler sprach: „Du mächtiger Adler, so sage mir, was wir alle wissen wollen von dir. Was heißt Freiheit, wie fühlt sie sich an? Weißt du, wie man sie erlangen kann?“

Christine

Da sprach der Adler in großen Tönen Jedoch ohne über seine Worte zu höhnen: „So höre mir zu, mein liebes Kind, du bist doch frei, so frei wie der Wind.“ Und ohne, dass er konnt’ erwidern ein Wort, fuhr der Adler weiter fort: „Mein Freund nun frage nicht warum, ich weiß doch, dass du bist nicht dumm.“ „Du bist frei, weil du lachen kannst frei, weil du lieben darfst. Du bist frei, weil du atmen kannst frei, weil du leben darfst.“ Und ohne weiter nachzudenken begann er jedem ein Lächeln zu schenken. Denn er wusste, dass er nun glücklich war, und ohne die Freiheit zu suchen: Er war frei!

Ibrahim

Vogelfrei Kleiner Vogel, fliege los öffne deine mächt’gen Schwingen. Kleiner Vogel, bist du groß wirst du in die Freiheit springen? Mutig springst du, willst du fliegen, blickst nur kurz zu deinem Nest. Willst im Kampf des Lebens siegen, Kinderzeit, die du verlässt... Flügelflattern – hin und her, auf und ab und rauf und nieder. Doch du fällst und fliegst nicht mehr. Kinderzeit, du kommst nicht wieder.

Christine

Liegst am Boden, bist verletzt doch stehst auf und fliegst erneut. Frei sein, das ist dein Gesetzt. Kinderzeit, die endet heut. Kleiner Vogel, fliegst noch heute. Kinderzeit, die ist vorbei. Denn aus Kindern werden Leute und sie werden vogelfrei. Nicole B.

Christine 21


Auszeit 26 - Juni 2006

Das Schweigen ist das lauteste Schreien

Sandy

Julian Why are you gone, why do you left us, why we didn`t hear you, when you need someone, why by I will understand what already happen, I will understand why you gone. I will understand all this tears, when I look into the faces of my friends. If I could, I would turn back the time. If I could, I would say to you that we will be friends for ever. I can’t take it anymore I won’t take it anymore I have to understand it and realize, that every day can be the last one in our life. Why didn’t you say anything, why are you gone, why we see but didn’t hear that you need help. why, why, you gone.

Eingesperrt im Körper, im Körper von sich selbst. Die Seele schreit man beachtet sie nicht seit einer Ewigkeit. Das Ende naht – macht große Schritte die arme Seele wird durch Tritte in den Tod gerissen, und so wie es scheint wird sie auch niemand, niemand vermissen. Hat das Leben jetzt noch einen Sinn? Ohne Leben in sich drin? Auch der Körper litt daran, als die Seele beschritt den dunklen, langen Gang. Doch er gab weiterhin alles. So wie das Herz, das mit dem Körper Schritt hielt. Doch der Wille, er fehlte. Der Todeswunsch wird überspielt, mit Fröhlichkeit und glücklich sein, doch ab jetzt ist alles nur Schein. Man ist verzweifelt, sieht nur noch einen Weg. Es wird so leicht und das ist es auch. Ein Schritt, dann ist es vorbei, jetzt lebt sie wieder auf die Seele, jetzt ist sie frei. Langsam wird es kalt und es legt sich die Stille. Dies war der selbstgewählte, letzte Wille. Tina

Every year friends gone away. They suicide or an accident take them away. Why we have to live in this hell called earth, why we have to accept all. So why by do you gone. So why by you are alone. I am here for you, I will be there for you perhaps I can help you, speak to me and I listen. Now I begin to hear to see When friends have a problem. I listen and help them by there problems I will do the best I can. Didi

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Ibrahim


Auszeit 26 - Juni 2006

Der Baum

Spiegelblicke

Ein Baum steht in einem Wald. Er gedeiht. So groß wie die anderen ist er bald. Er ist zum Leben bereit.

Spiegel, zeig mir mein Gesicht zeige mir den Sinn, denn ich sehe nicht, wer ich wirklich bin.

Immer größer wird er. Seine Schönheit erwacht. Der Wind weht zu ihm hin von weit her. Der Baum lacht.

Gesicht, du lachst bist glücklich und froh, doch was du auch sprichst, es ist nicht so.

Er ist froh. Die Zeit vergeht. Er lebt einfach so. Ein neuer Abschnitt entsteht.

Gesicht, du weinst ja bist traurig geworden, denn dein Lachen so klar, ist gerade gestorben.

Der Baum wird alt. Er denkt viel nach, um ihn herum wird’s kalt. Hielt sein Leben das, was es versprach?

Gesicht, du bist starr ohne Gefühle, so leer Gesicht, es ist wahr dich gibt es nicht mehr.

Er hatte glückliche Zeiten, doch auch schlechte, die ihm Schmerzen bereiten, doch er hatte auch Rechte.

Spiegel, zeig mir mein Gesicht zeige mir nur mich ohne die Maske blendenden Lichts sag mir, wer bin ich?

Und er kommt zu dem Schluss, jedes Leben hat einen Sinn, es kommt, wie es kommen muss, egal wer oder was ich bin.

Christine

Man muss das Leben nehmen wie es ist, das Schicksal sagt es voraus. Egal wer du bist du findest den Sinn irgendwann heraus. Christine

Türen Kennst du das Sprichwort: „Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere Türe!“ Was ist, wenn sich aber alle Türen schließen? Und sich keine neue Türe öffnet? Man kommt nicht weiter. Man ist gefangen in sich selbst, in dieser kalten, dunklen Einsamkeit. Die Tränen sind dein Begleiter, sie trocknen dich aus, nehmen dir die Kraft. Werkstück aus Holz, hergestellt Christine in der Aktivierungstherapie A

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Der Funken und andere Geschichten

Der Funken Der Funken ist Brauch seit vielen Jahren und ist heute noch Brauch. Früher gab es eine Frau, die sich mit Kräutern gut auskannte. Damals gab es einen König. Der König wurde krank. Die Heilerin wurde gerufen, doch die konnte ihm nicht helfen und der König starb. Die Heilerin wurde als Hexe beschimpft und wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt – so entstand er Funken. Und die Moral von der Geschicht – wenn man Käsknöpfle isst, stirbt man nicht. Christine E

Eine alemannische – Funken-Käsknöpfle – Geschichte Es war einmal Ende Winter irgendwann vor Christus, als eine Alemannenfamilie eine bedeutende Entdeckung machte. Es war am Tag des Winteraustreibens und die Familie wollte dafür einen Kuchen backen, doch der Teig wollte nicht so werden wie es sein sollte und muss dazu sagen, dass die Butter ganz vergessen wurde. Jedenfalls wurde der Teig schleimig und klumpig. Da sie eine sehr sparsame Frau war, wollte sie den Teig natürlich nicht wegschmeißen. Ihr Blick fiel auf ein durchlöchertes Brett, das sie normalerweise zum Abwaschen benützte und da kam ihr eine Idee. Den Teig über einem kochenden Wasserkessel auf das Brett zu streichen, dadurch entstanden kleine würmchenartige Gebilde, die nicht größer als ein Knopf waren. Als sie sie probierte hatte sie das Gefühl, dass noch etwas fehlte. Sie holten den Käse aus ihrer Vorratskammer und schnitt ihn in winzige Scheiben, die sie über die wurmartigen Knöpfe streute. Als ihr Mann nach Hause kam, stellte sie ihm das Gericht unter dem Name Käsknöpfle vor. Später an diesem Abend gingen die zwei Alemannen auf den Funken, um gemeinsam den Winter auszutreiben. Die Neuigkeit aber, von dem neuen Gericht, verbreitete sich schnell wie der Wind und es ist sogar bis heute erhalten geblieben. Christine S. und Julia K.

Die Kapelle im Wald Jetzt bin ich bei einer schönen kleinen Kapelle angelangt, mitten im Wald. Die hatten wir gestern übersehen. Es ist wunderschön hier – ruhig und friedlich, die Vöglein zwitschern und weit weg hört man ein paar Autos vom Parkplatz. Bernadette und die Mutter Gottes sind in der Kapelle – Bernadette ist ganz in weiß gekleidet. Es ist ein Häuschen aus Stein in einer Grotte. Ein Gitter versperrt den Eingang und ein kleiner Baum wächst an der Mauer entlang. Und immer wieder hört man das Konzert der Vögel. Vor dem Haus der Kapelle ist eine Reihe Bänke aufgestellt, wo ich auch sitze und noch ein bisschen im Gebet verweilen werde. Tamara

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Tamara


Geschichten

Die blinde Tochter des Bauern Es war einmal vor sehr langer Zeit in einem unbekannten Land. Da lebte ein König Erich und sein Sohn Ferdinand in einem Riesenschloss an der Küste. Aber der König war sehr alt und krank. Er sagte zu seinem Sohn: „Bring mir das heilige Wasser von der heiligen Quelle die ewige Jugend verleiht!“ Sein Sohn antwortete: „Kann ich nicht dein Erbe und Königreich übernehmen, wenn du so weit bist? „Nein“, sagte Erich „Ich glaube du bist noch nicht so weit dafür!“ So machte sich Ferdinand auf den Weg ohne zu wissen, wo die heilige Quelle liegt und ohne Karte. Er lief singend durch die Gegend, bis er endlich etwas gefunden hatte – einen Raben. Ferdinand fragte den Raben: „Hey! Weißt du wo die heilige Quelle liegt?“ „Ja, aber ich sage es dir nur, wenn du mir ein paar Körner gibst.“ „Soso“, sagte Ferdinand, „und wo kriege ich die Körner her?“ „Westlich von hier lebt ein alter Bauer.“ „O. k.“ Danach ging Ferdinand weiter ohne zu wissen wo Westen und Osten ist, er ging einfach in irgendeine Richtung. Und mit sehr großem Zufall traf er auf den Bauernhof. Er sah einen alten Mann mit einem sehr langen weißen Bart, der sogar bis zum Boden reichte. Sein Name war Roland. Ferdinand fragte Roland ob er ein Paar Körner hätte, damit der Rabe ihm zeigt wo

die heilige Quelle liegt, um das heilige Wasser zu holen. Damit der König ewig jung bleibt, um für immer über das Land zu herrschen. Roland hatte zwar nicht so viel verstanden, aber er wusste, dass er die Sache für sich nutzen könnte. Er sagte zu Ferdinand: „Ich kann dir die Körner geben, aber du musst mir ein bisschen von dem Wasser bringen, um meine blinde Tochter zu heilen!“ Der Königssohn war einverstanden. Er brach auf und ging zum Raben, der Rabe zeigte ihm den Weg zur heiligen Quelle. Ferdinand holte das Wasser und ging zum Bauern, um sein Versprechen zu halten. Roland rief also seine blinde Tochter Andrea. Ferdinand verliebte sich unsterblich in sie, obwohl ihre schwarzen Augen wie verbrannt ausgeschaut hatten. Sie trank das Wasser und sie warteten. Aber es passierte nichts. Sie konnte immer noch nichts sehen. Traurig kehrte Ferdinand zum Schloss zurück. Erich der König fragte ihn: „Was ist denn los mein Sohn? Warum siehst du so traurig aus? Ist es, weil du das Wasser nicht mitgebracht hast und du denkst dir aus was die Konsequenzen sind? Ferdinand verneinte: „Nein, Vater ich habe es dir mitgebracht.“ Sein stolzer Vater trank das heilige Wasser und verwandelte sich in einen großen jungen starken Mann. „Ahh!“ rief Erich: „Ich bin sehr stolz auf dich mein Sohn, aber ich bleibe nicht undankbar, was kann ich für dich tun?“ Ferdinand antwortete: „Naja... Ich liebe ein blindes Mädchen, aber ich weiß, dass du kein Zauberer bist, aber ich wollte fragen, ob du was für sie tun kannst?“ „Kein Problem!“ sagte Erich: „Ich kenne die Telefonnummer von Jesus!“ Remy

Tamara

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Geschichten

Hallo Osterhase Hallo Hase, warum nennt man dich Osterhase? Hast du irgendetwas mit Ostern zu tun? Ich dachte, Ostern feiert man, weil diese Tage irgendwie mit Gott und Jesus in Verbindung bringt. Mehr weiß ich leider auch nicht, weil ich nicht sehr religiös bin. Aber Ostern feiere ich trotzdem. Nicht zuletzt wegen den schön bemalten Eiern und den Schokohasen. Siehst du, Hase, jetzt sind wir wieder bei dir. Woher bekommst du die Eier, Hase? Sind die Hühner so nett und schenken sie dir? Einfach so? Kommen die Eier schon gefärbt aus den Hühnern raus? Was gibst du den Hühnern für die Eier? Wenn die Eier nicht schon gefärbt aus den Hühnern rauskommen, wer färbt sie dann? Etwa du Hase? Ganz allein? Das geht doch gar nicht! Du kannst unmöglich in ein paar Tagen Millionen Eier anmalen. Wenn du lange brauchst, sind die Eier ja schon faul, wenn die Menschen sie in den Gärten oder im Haus (wenn es regnet)

finden. Hase, warum versteckst gerade du die Eier und nicht ein Katze, ein Fretchen, ein Papagei oder am besten die Hühner selber? Hase, du hast nun aber wirklich gar nichts mit Ostern zu tun! Die Hühner allerdings auch nicht. Es ist zum Verzweifeln. Wie soll ich darauf kommen, warum die Hühner die Eier legen (noch unbemalt) die Hasen sie verstecken und die Menschen sie suchen? Es kann ja sein, dass es irgendetwas mit dem Glauben zu tun hat, aber ich kann mir recht schlecht vorstellen, dass Jesus einmal Eier anmalte und versteckte. Hase, kannst du mir nicht helfen? Sag mir, woher kommt Ostern? Luisa

Diese drei Osterhasen wurden in der Aktivierungstherapie A hergestellt.

Hast du dich je gefragt? Hast du dich je gefragt, ob du lebst oder nicht? Hast du dich jemals gefragt ob du glücklich bist, oder traurig? Oder WAS du bist? Warst du je unsicher ob du jemanden liebst oder hasst? Hast du dich je gefragt, ob du verrückt bist? Oder einfach nur anders? Oder beides gleichzeitig? Dass du verrückt bist, weil du anders bist? Oder anders weil du verrückt bist? Hast du dich je gefragt ob DU das bist in deinem Spiegelbild? Hattest du je das Gefühl die Kontrolle zu verlieren? Es gab keine Distanz mehr und keine Zeit. Warst du je auf der Grenze zwischen Leben und Tod? Und hast dir gewünscht sicher auf einer dieser Seiten zu stehen – egal auf welcher? Hast du dich je gefragt, ob du der einzige Lebende bist zwischen all diesen Toten? Oder ob du der einzige Tote bist zwischen all den Lebenden? Christine 26

Sandy


Auszeit 26 - Juni 2006

Manchmal Manchmal hat man das Gefühl, dass man nicht mehr kann, dass einem alles zu viel wird, dass man nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist, oben oder unten, Anfang oder Ende. Manchmal möchte man am liebsten schreien, weinen, sich selbst verletzen oder auch einfach nur schlafen und nie mehr aufwachen. Manchmal hat man das Gefühl, das alles zusammenbricht, das Leben, die Umgebung, die Bekanntschaften, die Träume und Hoffnungen. Manchmal fragt man sich was man eigentlich da macht. Was dieses oder jenes für einen Sinn hat, wenn man doch sowieso weiß, dass das eine oder andere nur wieder zu Schmerzen führt.

Ibrahim

Manchmal fragt man sich nach seinem Sinn und manchmal hat man darauf keine Antwort und man sucht nach dem großen Plan. Für irgendwas muss man ja gut sein. Manchmal möchte man nichts mehr als mit jemandem reden. Jemanden sagen was man gerade denkt. Verstanden werden, nicht allein sein. Manchmal kann man das aber nicht, weil die einen sollen es nicht wissen, bei manchen hat man Angst verletzt zu werden, die andern verstehen es nicht und bei den letzten hat man Angst zu nerven, weil sie sowieso schon zu viel zu tun haben und man selbst ja eigentlich... gar nicht wichtig ist. Manchmal wartet man einfach ab. weil man nichts anderes tun kann als warten. Man lenkt sich ab, man lacht und dennoch weiß man immer, dass es alles zu viel ist. Manchmal ist man so eine Art Zeitbombe, ein Überdruckventil, ein Kochtopf wo es manchmal... nur auf das letzte bisschen ankommt, bis er explodiert. Und man weiß nie, was dabei raus kommt. Christine

Sandy

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Auszeit 8/26

Landeskrankenhaus Rankweil, Station O4, Valdunastraße 16, 6830 Rankweil

Der Weg Vor ein paar Wochen noch war ich gefangen im Labyrinth meiner düsteren Gedanken, mein ganzes Leben geriet irgendwie ins Wanken. Keine Kraft mehr, innerlich leer. Bin vom Weg abgekommen, stand im Wald ganz benommen. Die Menschen machten mich traurig mit ihrer Grausamkeit, mit der Nächstenliebe ist es bei vielen nicht weit. Doch hier fand ich in vielen Menschen eine Gemeinsamkeit, und suchte nicht dauernd meine selbstgewählte Einsamkeit. Die Gespräche und Gedanken halfen mir sehr weiter und machten mich manchmal sogar heiter. Ich danke diesen Menschen auf diesem Wege, und hoffe, dass ich ihnen in Zukunft auch noch mal begegne. Nicole B.

Blicke zurück auf viele Tage, der Blick nach vorne ist noch etwas wage. Ich werde die Zeit hier niemals vergessen, und viele Menschen, die ich hier kennen lernen durfte, sehr vermissen. Susanne

Nehmen Sie sich Zeit für eine Auszeit! Sandy


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