BACKLINE Backcountry Freeskiing Photo & Story Magazine 2022

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BACKCOUNTRY FREESKIING PHOTO & STORY MAGAZINE

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JAHRGANG: #12 | Wintersaison 2022/2023 D, A: 15,- EUR | CH: 20,- CHF | ITA: 17,50 EUR | SWE: 199,- SEK | LUX: 15,- EUR

Karakorum | Lake Tahoe | Hidaka | Alps | Sarek National Park | Stuart Range | Stubai Alps | Mont Blanc Group | Valais Alps | Tre Cime di Lavaredo | Lyngen Alps | Lofoten


Glen Plake, Elan Fabrik, Begunje Slowenien, 2022

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Glen Plake Signature Modell Ripstick Tour 104 Designed und entwickelt in Kooperation mit Freeski Legende Glen Plake. Der Ripstick Tour 104 kombiniert die perfekte Performance eines Freerideskis mit dem leichten Gewicht eines Tourenskis. Für kraftsparende Aufstiege und einzigartige Abfahrten.

Auszeichnungen:


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EDITORIAL

Verzicht schärft die Sinne Auf unverspurte und tiefverschneite Berge zu steigen und diese dann abzufahren, ist ein Privileg. Ich denke, in diesem Punkt werden mir die meisten von Euch noch zustimmen. Wenn ich nachlege und behaupte, dass Skitourengehen eine, in Bezug auf das Allgemeinwohl weitgehend sinnbefreite Luxus-Beschäftigung ist, wird es für den einen oder die andere dann doch zu ketzerisch und provokant. Man beachte das Wort „weitgehend”, denn natürlich gibt es einige Aspekte und Punkte an dieser so einmaligen, wunderschönen und befriedigenden Tätigkeit, die durchaus Positives und Gutes bewirken. Bewusst zu verzichten, ist zum Beispiel eine solche Facette des Skitourengehens. Man wird mit dem Verzicht-Üben im Rahmen jeder Skitour immer wieder konfrontiert. Sei es die Verzicht-Übung bei der Tourauswahl aufgrund der Lawinenlage, Toursteilheit oder -exposition, oder das existentielle Verzichten im Verlauf der Tour aufgrund von Verfrachtungen, kritischen Schneeschwachschichten oder schlechter Sicht. Bewusster Verzicht schärft die Sinne für das Wesentliche, nicht nur beim Skitourengehen. Wir verzichten ab diesem Jahr bei BACKLINE auf die hochwertige, aber nicht ganz umweltfreundliche Kaltfolie, die BACKLINE in den letzten 11 Jahren geziert hat, und präsentieren die zwöflte Ausgabe in einem leicht überarbeiteten Design. Es warten erneut 13 unterschiedliche Geschichten aus dem Backcountry auf Euch, die Euch zu entlegenen Zielen weltweit entführen und vielleicht auch animieren, das eine oder andere Ziel im kommenden Winter anzugehen. Und sie dürfen und sollen auch dazu animieren, den Mut zum Verzicht stets im Rucksack dabei zu haben. Herzlichen Dank an alle, die diese Ausgabe ermöglicht haben. Wir wünschen Euch einen schneereichen und sicheren Winter. Euer

Renunciation sharpens the senses It is a privilege to climb untracked mountains covered deeply in snow and then ski them. I think most of you will agree with me on this one. If I continue and claim that ski touring is a luxury activity that is largely meaningless in terms of the common good, it will be too provocative and heretical for one or the other. Note the word “largely” because, of course, some aspects and attributes of this unique, beautiful and satisfying activity are absolutely positive and good. Consciously abandoning a plan is, for example, one such facet of ski touring. One is confronted repeatedly with the practice of renunciation as part of every ski tour. Whether it is the practice of renunciation when choosing a route due to the avalanche situation, steepness or exposure, or the existential renunciation in the course of the tour due to snowpack, critical weak snow layers or poor visibility. Conscious renunciation sharpens the senses for the essentials, not only in ski touring. Starting this year, we are abandoning the high-quality but not entirely environmentally friendly cold foil that has adorned BACKLINE for the past 11 years and present the twelfth issue in a slightly revised design. Once again, 13 diverse stories from the backcountry await, taking you to remote destinations around the world and perhaps also encouraging you to tackle one or two of them in the forthcoming winter. And they may and should also encourage you always to have the courage to renounce. Many thanks to all those who have made this issue possible. We wish you a safe and snowy winter. Sincerely,

Martin Fiala Publisher, Editor-in-Chief Martin Fiala Publisher, Editor-in-Chief


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Wasserdichtes, atmungsaktives BD.dry™ 4-Way Stretchgewebe mit DWR

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INHALT CONTENT

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8–14 EVERYTHING OR NOTHING PAKISTAN

rider: Jérémy Heitz photo: Jeremy Bernard

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LOCAL BLESSING USA

rider: Hirofumi Ishizaka, Kei Karino photo: Takahiro Nakanishi

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32–38 SEVEN SUMMITS EUROPE

rider: Adrian Zurbrügg photo: Philipp Reiter

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40–46 WIND AND WILDERNESS SWEDEN

rider: Ellen Dorrepaal, Johan Engebratt, Oscar Wahlund photo: Fredrik Schenholm

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96–102 LOVE AND HATE IN CHAMONIX FRANCE

rider: Christoph Wiesmayer photo: Andreas Vigl

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104–110 GREEN STYLE CHOICE NORWAY

rider: Lorenzo Alesi, Alice Linari photo: Lorenzo Alesi, Alice Linari

112–114 FOTOGRAFEN PHOTOGRAPHERS 116 BACKLINE ONLINE 2011–2022 118 IMPRESSUM IMPRINT

48–54 TOUR OF THE ENCHANTMENTS USA

rider: Matt Leitzinger, Carl Simpson photo: Jason Hummel

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TICKING OFF THE CLOCK TOWERS NORWAY

Eivind Aanesen, Krister Kopala, Joonas Mattila, Nikolai Schirmer, Eirik Verlo photo: Vegard Aasen, Anders Vestergaard

24–30 THE JAPANSE HAUTE ROUTE JAPAN

88–94

rider:

16–22

rider: Drew Petersen photo: Ming Poon

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56–62 CALL IT WHAT YOU WANT AUSTRIA

rider:

Karen Eller, Robert Grillhösl, Christian Neiger, Jörg Pfl ugmacher, Uli Steiner photo: Anton Brey

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64–70 FLY TO SKI FRANCE

rider: Loic Chamel, Yannick Boissenot photo: Fabian Bodet

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72–78 HIGH FIVE AUSTRIA, ITALY

rider: Markus Planer photo: Andreas Brunner

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80–86 COURSE CLEAR? ITALY

rider: Markus Filzer photo: Martin Fiala

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Photo f 8 – 1/240


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35° 53′ N, 76° 31′ E

Everything or Nothing KARAKORUM

Text: Martin Fiala Photo: Jeremy Bernard

Rider Jérémie Heitz, Samuel Anthamatten,Yannick Boissenot

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ALLES ODER NICHTS INTERVIEW MIT JÉRÉMIE HEITZ

Der Film „La Liste - Everything or Nothing“ ist ein echtes Highlight für mich. Speed-Skifahren war schon immer ein Teil meines Lebens. Ich hatte bereits seit einiger Zeit geplant, eine Geschichte mit und über Jérémie Heitz zu machen. Er ist einer derjenigen, die das Gaspedal voll durchtreten und richtig schnell skifahren können. Aber es gehört mehr dazu, wenn man ohne die Unterstützung von Liften oder Helikoptern schnell in den Bergen unterwegs sein will. Man muss die richtigen Fähigkeiten mitbringen und voller Leidenschaft sein. Man muss die Lawinensituation richtig einschätzen können und ein Bauchgefühl für das gewisse Extra an Sicherheitsreserven haben. Es gibt weder Sicherheitsnetze, die bei Stürzen schützen, noch eine Bergwacht, die einen rettet. Als der Fotograf Jeremy Bernard mir einige geniale Bilder von Jérémie Heitz und Samuel Anthamatten von ihrer Reise nach Pakistan schickte, wusste ich, dass dies meine Gelegenheit sein würde, mit Jérémie zu sprechen und herauszufinden, was in seinem Kopf vorgeht. Ich kontaktierte ihn auf Instagram und schon ging es los.

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Photo f 5.6 – 1/1600

Jeremie, Pakistan mit Sam war der letzte Teil deines Projekts „La Liste - Everything or Nothing“. Was war der größte Spaß und was hast du gelernt, als du deine Art Ski zu fahren, von den heimischen Alpen ins ferne Hochgebirge verlegt hast? Speed-Skifahren in Pakistan wurde jeden Tag zu einer neuen Lektion. Akklimatisierung ist ein wichtiges Thema. Wir gingen es Schritt für Schritt an und versuchten gleichzeitig, in Form zu bleiben. Die richtige Mischung aus Höhenanpassung und Erholung zu finden, ist eine interessante Erfahrung. Die Möglichkeit, die Zeit in diesen abgelegenen Bergen mit Freunden zu teilen, war aber die größte Freude. Wir hatten eine tolle Zeit mit Sam und der ganzen Crew, die alle dieselbe Leidenschaft teilen. Warum hast du dich für Pakistan mit Sam zusammengetan? Wir sind gemeinsam auf der Freeride Tour gefahren. Er ist ein cooler Typ, der aus dem Alpinismus kommt. Neben den Wettkämpfen haben wir ein paar 4.000er gemacht und wurden gute Freunde. Der gemeinsame Trip war ein logischer Schritt. Um die Freeride-Grenzen auf den höchsten Bergen auszuloten, braucht man großes skifahrerisches Können, aber auch

Photo f 5.6 – 1/2500 Rider Jérémie Heitz


EVERYTHING OR NOTHING INTERVIEW WITH JÉRÉMIE HEITZ

Seeing the movie „La Liste - Everything or Nothing“ put a big grin on my face. Fast skiing was always part of my life, so seeing the fast skiing skills of Jérémie Heitz excited me. It was on the back of my mind for some time to run a story with this fast guy. He is one of those who can put the pedal to the metal and ski fast. But there is more about it if you want to ski fast on big mountains, which don’t have lifts or if you don’t use helicopters. You have to have the right skills set up and a backpack of passion for getting up these mountains, to asses the avy situation in the right way, and you also need to have a gut feeling for the extra bit of the safety margin. There are neither nets protecting potential crashes nor air fences or patrollers around. When the photographer Jeremy Bernard dropped me some outstanding pictures from Jérémie Heitz and Samuel Anthamatten from their trip to Pakistan, I knew this was the opportunity to chat with this bold and fast guy and find out what is going on in his mind. We touched base on Insta and took it from there.

Photo f 6.3 – 1/500 Rider Jérémie Heitz, Samuel Anthamatten

Jérémie, Pakistan with Sam was the last part of your project, “La Liste - Everything or Nothing.“ What were the biggest joy and learnings from taking your style of skiing to higher altitudes? Taking fast skiing to Pakistan offered lessons every single day. Acclimatization is definitely an important topic. We did our best to take it step by step and, at the same time, tried to stay in shape. To find the right mix between getting used to the altitude and recovering properly was indeed an interesting learning. Having the opportunity to share the time in these remote big mountains with friends was pure joy. We had a great time with Sam and the whole crew sharing the same passion. Why did you team up with Sam for the Pakistan trip? Sam and I skied and traveled together on the Freeride Tour. He is a cool dude who comes from alpinism. Besides the Tour, we skied together some 13.000-foot peaks in the Alps and became good friends. It was a logical step for us to team up. Pushing the freeride limits on the highest mountains includes, of course, great skiing skills but also great experience in alpinism and expeditions. Which aspect gave you the biggest challenge?

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viel Erfahrung im Alpinismus. Welcher Aspekt war für dich die größte Herausforderung? Mir ein vollständiges Bild von allen Verhältnissen zu machen. Teilweise sind wir unsere Linien in einem Zug durchgefahren. Ich war ziemlich überrascht über unsere allererste Linie. Auf dem Bergrücken war noch alles perfekt, dann kam plötzlich megahart gepresster Schnee. Man muss auf diese Veränderungen vorbereitet sein und damit klarkommen. Ein Projekt abzubrechen, gehört zum Alltag im Backcountry. Aber man muss die Grenzen auch pushen, um etwas zu erreichen. Wie war das in Pakistan? Wir haben mehrmals abgebrochen. Skifahren mitten im Nir-

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gendwo ist etwas Anderes. Rettung oder Ärzte sind mehrere Tage entfernt; ein kleiner Fehler kann dich und deine Freunde in lebensbedrohliche Schwierigkeiten bringen. Angesichts der langen Anreise, des abgelegenen Ortes und der krassen Linien... – ja, ich hatte ständig das Gefühl, neue Grenzen zu überschreiten. Content produzieren gehört auch dazu. Wie bekommst du als gesponserter Sportler deine eigenen Grenzen und die Erwartungen der Crew und Partner unter einen Hut? Man muss bedenken, dass man langsamer ist, wenn man Content produziert. Ich denke auch, dass die Kommunikation mit Partnern und Crew sowie gute Planung unverzichtbar sind. Ich versuche auch, so ehrlich wie möglich mit meinen Sponsoren zu

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For me, it was gathering all the info about the snowpack and getting the full picture of all expositions. We partly skied our lines in one push. I was pretty surprised about our first one. It was perfect on the spine, and once I reached the end, it was super hard-packed. You need to consider these changes. Giving up an objective because of conditions or time is part of the game in the backcountry. But you also have to go the extra mile to push the limits. Did you feel like entering this zone? We turned around several times. As for me, I felt I was acting within my means. Skiing in the middle of nowhere is a different game. Rescue or doctors are several days away; a small mistake can already take you and your mates into life-threatening

Rider Jérémie Heitz

trouble. So this is something we did consider. Overall given the long approach, the remote place far from civilization and the lines... Yeah – it felt like new horizons did open for me. Content production is also part of the game. How do you handle it as a sponsored athlete when you have to consider your limits and the expectations of the film crew and your partners? That’s something to consider. You are slower when you produce content. I also think that communication with partners and crew and good planning are important. I also try to be as honest as possible with my sponsors. There is always the risk that you come back from a trip like this without a story or footage.

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sein. Es besteht immer das Risiko, dass man von einer solchen Reise ohne Story oder Bilder zurückkommt. Es heißt, „Man kann jedes WIE bewältigen, wenn man das WARUM kennt.“ Was ist dein WARUM, wenn es schwierig wird? Die Antwort muss man kennen, bevor man die Reise antritt. Meine Antwort ist simpel: Die Leidenschaft und Neugierde, Zeit in den Bergen zu verbringen. Sam und ich treiben uns gegenseitig an und teilen diese Leidenschaft. Hast du schon neue Pläne? Ich fahre weiter Ski! Ich will weiter krasse Linien fahren, und zwar schnell. Im Moment sind Pakistan und Südamerika gute Ziele.

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A saying goes, “You can handle any HOW if you know the WHY.” What is your answer to the WHY when things get tough? You have to have that question in the back of your mind before you embark on your journey. My answer is simple, but works well for me. It’s the passion and curiosity to spend quality time in the mountains. Sam and I push each other and share the same passion. That’s what works for me. Do you already have concrete projects in mind for the future? I keep on skiing! I’m very motivated to ski hard lines, and fast. Sam and I have been asked if we want to go even higher and aim for some 26,000ers. Maybe not, has been my answer so far. For now, Pakistan and South America are good objectives.

Photo f 5.6 – 1/5000 Rider Jérémie Heitz


100 YEARS OF

HIGH STANDARDS

MADE IN GERMANY


39° 19’ 0.4“N 120° 8’ 49.13“W

Local Blessing LAKE TAHOE

Text: Julie Brown, Ming Poon Photo: Ming Poon

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Rider Drew Petersen

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HEIMATGLÜCK DAS LANGE WARTEN AUF DEN SCHNEE

Meine Lungen pumpen kalte Winterluft, während ich der Spur durch die schneebedeckten Bäume folge. Es ist ein magischer, windstiller Morgen. Ich habe das Gefühl, im Schlaraffenland zu sein. Irgendwo hinter den graublauen Wolken geht auf der anderen Seite des Sees die Sonne auf. Es ist Februar am Lake Tahoe, mitten im seltsamsten Winter, den ich hier je erlebt habe. Wir haben wochenlang auf Schnee gewartet. Als meine Freunde in schneereichere Gegenden flohen, blieb ich dennoch zu Hause. Und das Glücksspiel hat sich gelohnt. Jetzt war er gekommen, der perfekte, bodenlose, leichte Schnee. Champagne Powder, wie manche es nennen. Wenn die Leute sagen, in der Sierra gäbe es nur Zement, denke ich an Tage wie diesen und lache. Manche sagen, der letzte Winter in Tahoe sei wie ein Pendel gewesen, das zwischen den Extremen schwingt. Oktober: Ein Sturm bringt 1,2 Meter Schnee. November: Null. Dezember: Tahoe wird innerhalb einer Woche unter 5,5 Meter begraben. Der Dezembersturm brach einen 51 Jahre alten Schneerekord am Donner Summit. So sieht der Klimawandel aus. Wir erleben ihn – nicht 2030 oder 2050, sondern jetzt. Ich habe gelernt, zu nehmen, was da ist, zu warten, bis es soweit ist. Denn die Natur ist unberechenbar. Man weiß nie, was morgen kommt.

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Photo f 4.0 – 1/2000 Rider Drew Petersen

Der Dezember war verrückt. Wir hatten so viel Schnee, dass die Leute nicht mehr aus ihren Einfahrten kamen. Die Schneepflüge arbeiteten rund um die Uhr. Gefrorene Bäume stürzten um und rissen Stromleitungen mit, so dass wir tagelang im Kerzenschein saßen. Irgendwann waren fast alle Straßen in und aus dem Basin gesperrt, der Lake Tahoe wurde zur eingeschneiten Insel. Die Skigebiete konnten nicht öffnen. Die meisten Menschen befanden sich im Überlebensmodus. Aber für mich und eine kleine Gruppe von Backcountry-Enthusiasten war es das Paradies. Dann hörte es auf, einfach so. Nicht einmal ein Flöckchen konnte die Hochdruckwand durchdringen, die uns im Griff hatte. Nach dem schneereichsten Dezember aller Zeiten war der Januar der trockenste. Wir fuhren an den Strand. Oder feierten die letzten Firnhänge, die es noch gab. In den schwersten Zeiten zeigen die Menschen ihr wahres Gesicht, wenn es um die Heimat geht. Profisportler und Skiverrückte zog es gleichermaßen an andere Orte. Ich wählte die Nummern auf meiner Kontaktliste: Cody, Jeremy, Daron, Michelle, Nick, Elyse, Connery, Amie. Sie waren alle unterwegs. Diejenigen, die zu Hause blieben, hatten Familie und normale

Photo f 4.0 – 1/800 Rider Drew Petersen


LOCAL BLESSING THE WAIT FOR SNOW

My lungs pump cold winter air as I follow the skin track through the snow-covered trees. It’s a magical, windless morning. I feel like I’ve stepped into a candy land. Somewhere behind the gray-blue clouds, the sun is rising on the other side of the lake. It’s February in Lake Tahoe, in the middle of the strangest winter I’ve experienced here. We’ve been waiting for a storm like this for weeks. As my friends fled to snowier locales, I stayed home. And my gamble paid off. A cold, calm storm delivered perfect low-density, bottomless, weightless snow. Champagne powder, some call it. When people say the Sierra sees only cement, I remember days like this one and laugh. Some say this last winter in Tahoe was like a pendulum swinging between extremes. October: a freak storm dumps four feet of snow. November: zero. December: Tahoe gets buried under 214 inches in a week. The December storm smashed a 51-year-old snowfall record on Donner Summit. This is what climate change looks like. We are living it – not in 2030 or 2050, but right now. I’ve learned to take what’s there, to wait until it’s time. Because nature is unpredictable. You never know what tomorrow holds.

Photo f 4.0 – 1/2000 Rider Drew Petersen

December was nuts. We had so much snow, people couldn’t get out of their driveways. Roads closed. Plows worked 24-hours. Frozen trees crashed and took power lines down, leaving us in candlelight for days. At one point, almost every road in and out of the Basin was closed, turning Lake Tahoe into a snowbound island. Ski resorts couldn’t open. Most people were in survival mode. But for myself and a small contingent of backcountry enthusiasts, we were in heaven. Then, the snow stopped, just like that. Not even a sprinkling could pass through the wall of high-pressure that clawed us. After the snowiest December on record, January was the driest. We went to the beach and harvested as much corn skiing as we could find. It’s in times of famine when people show their true commitment to their home turf. Professional athletes and snow enthusiasts alike flocked to other locations. I dialed the numbers on my list of contacts: Cody, Jeremy, Daron, Michelle, Nick, Elyse, Connery, Amie. They were all on the road. The ones who stayed home had families and jobs, like Brennan Lagasse. Not the big name skier Tahoe is known for, but I’d argue he’s the ultimate dark horse who skis more than most professional skiers while juggling work

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Jobs. So wie Brennan Lagasse. Er ist nicht der Skistar, für den Tahoe bekannt ist, aber er fährt wahrscheinlich mehr Ski als die meisten professionellen Skifahrer und bringt gleichzeitig Arbeit und Familie unter einen Hut. Mein Freund Drew Petersen war ebenfalls zu Hause geblieben. Erst vor kurzem hierher gezogen, war er heiß, sein neues Heimatgebiet zu erkunden. Für Skifahrer ist es einfach geworden zu reisen. Mit dem Ikon oder Epic Pass in der Tasche kann man ohne übermäßigen Aufwand dem Powder hinterherjagen. Manchmal zahlt sich das Reisen sicherlich aus – wenn man das richtige Timing erwischt. Doch der Winter ist unberechenbar, nicht nur in Tahoe. Und die Jagd nach dem weißen Gold fühlt sich oft wie eine Sisyphosarbeit an. Ich habe gelernt, dass es manchmal besser ist, an Ort und

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Stelle zu bleiben, die Schneeverhältnisse in den Hausbergen zu studieren und darauf zu vertrauen, dass der Schnee kommt. „Versteht mich nicht falsch – zu reisen ist großartig und ich würde es gegen nichts tauschen wollen“, sagte Drew. „Aber ich bin letztes Jahr hergezogen in der Hoffnung, in einem waschechten Skigebiet Heimatgefühle, Zugehörigkeit zu entwickeln. Ich will die Berge kennenlernen, Freunde finden, mich mit den Leuten vernetzen und natürlich die legendären Linien fahren, für die Tahoe bekannt ist.“ Unsere Geduld zahlte sich aus, als Ende Februar endlich ein Schneesturm kam. Brennan, Drew und ich waren der Fels in der Brandung, entschlossen und bereit, trotz dieser durchwachsenen,

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and family. My friend and fellow ski partner, Drew Petersen, also stayed home. He’d recently moved here and was keen to explore his new home range. Wanderlust is a skier’s comfort zone. It’s never been easier to chase powder, given the Ikon and the Epic Passes. Sometimes traveling pays off, and you hit the timing right and score enviable turns in untracked powder. Yet winter is erratic everywhere, not just in Tahoe. And chasing powder often feels like a never-ending slog. I’m learning it’s sometimes better to stay put, to study the snowpack in the mountains of my backyard, and keep the faith that snow will come. “Don’t get me wrong – the travel that skiing has afforded me is awesome and I wouldn’t trade it for

Rider Drew Petersen

anything,” Drew told me. “But I moved to Truckee last year in the hope of developing a sense of home in a real ski town. I wanted to learn the mountains, make friends, connect with the community, and of course, score some of the legendary skiing that Tahoe is known for.” Our patience paid off when a storm finally came in late February. Brennan, Drew and I were the holdouts: committed, present and ready to strike despite the challenges of a feast-or-famine season. We set off on the skin track before dawn, giving us ample time to get our fill in the deep, cold snow before Brennan had to get to work. We were so starved for pow, we made every minute count. The clouds remained thick, dampening the light, circumventing my vision for a sunrise shoot. But on the descent, when we couldn’t feel bottom, I realized the

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herausfordernden Saison endlich loszulegen. Wir fellten noch vor Sonnenaufgang auf, damit wir uns am kalten Tiefschnee satt fahren könnten, bevor Brennan wieder zur Arbeit musste. Wir waren so ausgehungert, dass wir jede Minute nutzten. Die Wolken blieben dicht. Trotzdem passte alles, auch für die Fotos, denn man muss nur offen bleiben für das, was uns die Natur geben möchte. Eine Kunst, die wir alle lernen müssen. Als alle anderen den Lake Tahoe schon aufgegeben hatten, erlebten wir einen Schneesegen, an den wir uns für den Rest unseres Lebens erinnern werden. „Diese Tiefschneetage sind nicht nur die Tage, von denen wir träumen,“ sagte Drew. „Das sind die Tage, um die wir unser gesamtes Leben herum planen.“

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stars were still aligned. I just had to be open to what was out there, to what nature wanted to deliver, on her time. It’s an art we’re all trying to learn. When everyone else had given up on Lake Tahoe, we scored a February storm that all three of us will remember for the rest of our lives. “I never heard a story from anyone that they scored deeper, better skiing than we did,” Drew said. “These deep powder days aren’t simply the days we dream about. These are the days we plan our lives around. In every deep powder turn, every face shot, every chat on the skintrack, the decisions to uproot my life, move to Tahoe, and stick around my new home were affirmed.”

Photo f 5.0 – 1/1250 Rider Drew Petersen



39° 05’ 57.30“N 140° 03’ 1.26“E

The Japanese Haute Route HIDAKA

Photo: Takahiro Nakanishi Text: Kei Karino

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Rider Hirofumi Ishizaka, Kei Karino

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DIE JAPANISCHE HAUTE ROUTE FRÜHLINGSSKITOUR AM MT. CHOKAI

Denkt ihr beim Thema Skifahren in Japan an Hakuba oder Niseko? Dann habt ihr nur an der Oberfläche gekratzt. Mt. Chokai ist ein 2.236 Meter hoher Vulkan, der dem kalten Japanischen Meer zugewandt ist. Im Hochwinter ist das Wetter rau und unwirtlich. Die wenigsten Menschen wissen, wie lang die Skisaison in Japan tatsächlich ist, und der Chokai hat eine der längsten, denn dank reichlicher Schneefälle kann man dort bis zum Frühsommer fahren. Wenn der Frühling kommt, steigen Skifahrer aus allen Richtungen auf und fahren unterschiedlichste Routen ab, aber niemand hat je daran gedacht, alle Skirouten miteinander zu verbinden. Über den ganzen Berg sind Hütten verstreut – die perfekte Voraussetzung für eine japanische Version der Haute Route. Die Idee hatte ich bereits vor zwei Jahren, und zwei Bekannte erklärten sich bereit, mitzukommen. Einer von ihnen ist Hirofumi Ishizaka, ein zertifizierter IFMGAFührer. Wir gehen das ganze Jahr über gemeinsam Klettern oder Skifahren. Er ist ein guter Ausbilder, bringt mir immer die neuesten Techniken bei und erzählt mir von den Bergen der Welt. Der andere ist Takahiro Nakanishi, einer der besten Fotografen Japans. Wir haben schon eintägige Shootings in den Bergen gemacht, aber dies sollte unsere erste dreitägige Tour werden.

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Photo f 6.3 – 1/1000 Rider Hirofumi Ishizaka, Kei Karino

Der Schneefall war in diesem Winter sehr stark gewesen, so dass die Straße zum Einstieg im Frühjahr noch immer gesperrt war. Also mussten wir zu Fuß gehen. Der Tag, an dem wir aufbrachen, war so warm, dass die Erinnerung daran noch immer schmerzhaft ist. Anfangs ging es nur sanft bergauf, aber wir hatten einen langen Weg vor uns, und eine Zeitlang fühlte es sich so an, als kämen wir kaum vorwärts. In solchen Momenten finde ich es am besten, nicht zu hetzen, sondern mehrere Pausen einzulegen, wenn man müde wird, und erst dann weiterzugehen. Als wir tiefer in den Berg eindrangen, wurde unser Puls schneller und das Tempo nahm spontan zu. Wir zügelten unsere Ungeduld, und nach acht Stunden Fußmarsch erreichten wir den Gipfel zu einer magischen, frühen Abendstunde. Von hier bis zur Hütte hatten wir eine 900 Meter lange Abfahrt vor uns. Der obere Teil war steil und anspruchsvoll, aber unten erwartete uns ein breiter, sanfter Hang. Als wir uns auf die Abfahrt vorbereiteten, tauchte ein Bär auf. Er ist für mich kein Unbekannter, hier zuhause, und ich begegne ihm jedes Jahr. Ich war froh, dass er gesund und munter den Winter überstanden hatte. Nachdem er wieder seiner Wege ging, schnallten wir endlich die Skier an. Die ersten paarhundert Höhenmeter zog jeder seine eigene Spur in den Schnee,

Photo f 7.1 – 1/1600 Rider Hirofumi Ishizaka, Kei Karino


THE JAPANESE HAUTE ROUTE SPRING SKI TOURING ON MT. CHOKAI

When you think of skiing in Japan, do you think of Japow, Hakuba or Niseko? If so, you have only scratched the surface. Mt. Chokai is a 7,336-foot volcano facing the Sea of Japan, exposed to cold waves from the Eurasian continent. In midwinter, the weather is harsh and inhospitable. Few people know how long the ski season really is in Japan, and Chokai has one of the longest, because thanks to abundant snowfall, you can ski there until early summer. When spring arrives, skiers climb the mountain from different directions and ski a wide variety of lines, but no one has ever thought of connecting all these routes. There are huts scattered all over the mountain – perfect conditions for a Japanese version of the Haute Route. I first came up with this idea two years ago, and two fellow skiers agreed to join me. One of them was Hirofumi Ishizaka, a certified IFMGA guide and my ski mentor. We find time to climb or ski together throughout the year and he is a great teacher, always showing me the latest techniques and telling me about the mountains of the world. The other member of our group, Takahiro Nakanishi, is one of the best photographers in Japan. We’ve done one-day photo shoots in the mountains before, but this was going to be our first three-day trip together.

Photo f 7.1 – 1/8000

The snowfall was very heavy this winter and the road to the trailhead was still closed in the spring, so we had to walk to the foot of the mountain. The day we set out was so warm that it is almost painful to remember. The climb was gentle at first, but we had a long way to go, and for a while it felt like we were barely making any progress. At times like that, I think it’s best not to hurry, but to take a nap when you’re tired and then move on. As we hiked deeper into the mountain, our hearts started to beat faster and our pace spontaneously picked up. We curbed our impatience, and after eight hours of hiking, we reached the summit at a magical early evening hour. From here to the hut, we had a 3,000-foot ski run to enjoy. The upper part was steep and challenging, but a wide, gentle slope awaited us at the bottom. As we were preparing for the descent, a bear appeared. He is a resident of this area that I encounter every year, and I was happy to see him as healthy and happy as ever. After he bid us farewell, we finally got on our skis. During the first few pitches we each made our own tracks in the snow, but then we continued as a group, enjoying how time

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aber dann fuhren wir als Gruppe und genossen eine Abfahrt, die kaum enden wollte. Als wir die Hütte erreichten, schien der mühsame Aufstieg bereits eine Ewigkeit zurückzuliegen. Das massive Holzgebäude bot viel Platz, inklusive mehrerer Schlafplätze. Im Sommer ist die Hütte bewirtschaftet, im Winter jedoch unbesetzt. Am Abend kochten wir Nudeln und stießen mit ein paar Bier auf den Tag an. Würde man im Sommer ausreichend Vorräte mitbringen, könnten man hier ein richtiges Fest feiern! Am nächsten Morgen wachten wir bei gutem Wetter auf. Ursprünglich hatten wir geplant, den mittleren Teil des Berges abzufahren, entschieden uns aber stattdessen für den direkten Aufstieg auf den Gipfel, bevor das Wetter schlecher werden

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würde. Das Tal zum Gipfel war mit unberührtem Schnee bedeckt, atemberaubend schön wie ein Gletscher. Wir hatten alle ein Auge auf den Nordhang des Gipfels geworfen, denn seine Hangneigung, Entfernung, Breite und Lage waren einfach perfekt. Als wir ihn dann hinunterfuhren, spürte ich, wie sich mein Körper maximal anspannte. Sanfte Erregung durchströmte mich. Der Frühlingsschnee fühlte sich gut unter meinen Skiern an, und ich fuhr aggressiv, aber kontrolliert, und achtete darauf, nicht zu schnell zu werden. Hirofumi und Takahiro taten dasselbe, schnell, aber kontrolliert. Uns allen entfuhren Freudenschreie. Nachdem wir wieder zu Atem gekommen waren, begannen wir den Aufstieg zu der Hütte, in der wir die zweite Nacht verbringen würden. Auf dem Weg fühlte es sich fast so an, als würden wir

Photo f 6.3 – 1/1250


seemed to slow down for us. By the time we reached the hut, the difficult climb earlier in the day seemed a distant memory. In the summer the hut, a solid wooden building with plenty of space inside, including beds, is staffed, but in the winter it is unmanned. That evening we cooked pasta and raised a toast to the day with a couple of beers. If you brought enough supplies in the summer, you could have a real party up here! The next morning we woke up to good weather. We had originally planned to descend the middle part of the mountain, but instead decided to climb directly to the summit before the weather worsened. The valley leading up to the summit was blanketed in pure white snow, as breathtakingly beautiful as a

Rider Hirofumi Ishizaka, Kei Karino

glacier. We all had our eyes on the northern slope of the summit, for what it had to offer in terms of slope, distance, width, and location – all of it was perfect. As we skied down the face, I felt my body tensing to the right degree, and a quiet excitement coursed through me. The spring snow felt good under my skis, and I skied aggressively but in control, careful not to pick up too much speed. Hirofumi and Takahiro were also flying down the mountain, and we all shouted “Awesome!“ between gasps. After catching our breath, we chatted about what we had just experienced and left the northern slope behind as we made our way to the hut where we would be staying that night. Along the way, it almost felt like we were slowly dipping into the ocean that

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langsam in den Ozean eintauchen, der in der Ferne vor uns am Horizont lag – ein idealer Abschluss für diesen Tag auf dem Mt. Chokai. Nach einer bedächtigen Abfahrt, auf der wir die Ereignisse des Tages Revue passieren ließen, schmeckte das Feierabendbier in der Hütte besser als je zuvor. An unserem letzten Morgen präsentierte sich der Berg in dichten Nebel gehüllt – ein totaler Kontrast zu dem schönen Wetter der letzten beiden Tage. Hirofumi sah uns an und lächelte. „Ein perfekter Tag für etwas Navigationstraining!“ Wir holten unsere Karten heraus und bereiteten uns gut gelaunt darauf vor, die Abfahrt mit dem Kompass zu machen. Kein Nebel der Welt konnte uns unsere Haute Route jetzt noch vermiesen.

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lay ahead of us in the distance – an ideal ending to our second day on Mt. Chokai. Our slow descent down the mountain as we discussed the day’s events was a happy time, and the beer that night never tasted better. On our last morning, the mountain presented itself shrouded in thick fog – a complete contrast to the beautiful weather of the two previous days. Hirofumi looked at us and smiled: “A perfect day for some navigational training!” We got out our maps and prepared in good spirits to make our descent using the compass. No fog in the world was going to spoil our Haute Route adventure now.

Photo f 6.3 – 1/2500 Rider Kei Karino


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Photo f 3.2 – 1/2500


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45° 31’ 4.15“N 7° 16’ 1.92“E

Seven Summits ALPS

Photo & Text: Philipp Reiter

Rider Adrian Zurbrügg, Philipp Reiter

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7 SUMMITS DER ALPEN IN 5 TAGEN AM ENDE KOMMT ALLES ANDERS ALS GEDACHT

Den jeweils höchsten Gipfel der sieben Alpenländer in genau einer Woche auf Tourenskiern besteigen – das war der Plan von vier ambitionierten Abenteurern. Stabile Wetterverhältnisse, gute Bedingungen am Berg, ausreichend Fitness für 16.000 Höhenmeter, wenig Schlaf, viel Fahrtstrecke und allerlei zusätzliche Schwierigkeiten würden auf das Team zukommen. Monatelang war alles bis ins kleinste Detail geplant worden. Die Ausrüstung wurde viele Male optimiert und neu überdacht. Viele Stunden waren Trainingstouren geopfert worden, Camper und Fahrer waren organisiert, doch dann schlug 12 Stunden vor Abfahrt Corona zu. Aus vier Sportlern wurden zwei, es gab keine fahrbaren Behausungen mehr und auch keine Fahrer. Es galt, alles neu zu überdenken, neu zu planen, aber der Schweizer Adrian Zurbrügg und Philipp Reiter aus Bayern starteten trotzdem. Und dann wurden aus den veranschlagten sieben Tagen wetterbedingt nur noch fünf. Ein Wettlauf gegen die Zeit, gegen die müden Beine, den rasch schmelzenden Schnee und die sehr wechselhaften Bedingungen im Alpenraum.

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Photo f 1.7 – 1/10000

Der erste Tag auf den höchsten Gipfel Italiens, den 4.061 Meter hohen Gran Paradiso, verlief optimal. Die Beine waren noch frisch, der Schnee etwas hart, aber die Gletscherpassage war nicht allzu eisig, die Schlüsselstelle am Gipfel komplett trocken. Begleitet von Skibergsteigerin Martina Valmassoi war das Team nach knapp 6 Stunden wieder im Tal, gönnte sich jedoch keine Verschnaufpause. Nachdem das Material neu organisiert war, fuhr der kurzfristig gefundene Fahrer Eugen durch das Aosta Tal direkt nach Frankreich. Nach einer kurzen Nacht in Chamonix brachen Adrian und Philipp um 1:30 Uhr auf, um den 4.810 Meter hohen Mont Blanc zu besteigen, mit knapp 4.000 Höhenmetern einer der längsten Aufstiege der Alpen. Frühlingsgefühle im Tal, riesige Spalten im Mittelteil, gefährliche Séracs und das ewige Eis, gepaart mit dünner Luft und einer herausfordernden Abfahrt. Nur wenige Skibergsteiger trauen sich das als Tagestour zu. Adrian hatte die Passage durch das Labyrinth der Grand Junction vorher genau inspiziert, und so konnten die beiden das Eisfeld ohne Probleme queren. Trotz wenig Schnee, viel Eis und eisigem Wind erreichten die beiden nach knapp 8 Stunden den Gipfel. Umarmung, Gipfelfoto mit Landesflagge, und schon ging es wieder hinunter. Die Abfahrt war beschwer-

Photo f 1.8 – 1/2500 Rider Adrian Zurbrügg


7 SUMMITS OF THE ALPS IN 5 DAYS THINGS NEVER TURN OUT AS PLANNED

Climb the highest peak of each of the seven Alpine countries on touring skis in exactly one week: That was the initial plan of four ambitious adventurers. Stable weather conditions, good conditions on the mountain, sufficient fitness for 53,000 vertical feet, little sleep, a lot of road travel in between, and all sorts of additional challenges were to characterize this undertaking. For months, everything was planned down to the smallest detail. The equipment had been optimized and rethought numerous times. Many hours were sacrificed to practice tours, an RV and driver were on standby, but then – 12 hours before departure – Covid struck. The four athletes became two, there were no more campervans available for rent, and no drivers. Everything had to be rethought and planned again, but Adrian Zurbrügg from Switzerland and Philipp Reiter from Germany tackled the project anyway. And then, due to the weather, the originally planned seven days came down to five. The adventure turned into a race against the clock, against tired legs, the rapidly melting snow and the very changeable conditions in the Alps.

Photo f 3.5 – 1/3200 Rider Adrian Zurbrügg

The first day up the highest mountain in Italy, the 13,123-foot Gran Paradiso, was perfect. The legs were still fresh, the snow a bit hard, but the glacier section was not too icy and the key passage to the summit was completely dry. Accompanied by ski mountaineer Martina Valmassoi, the team returned to the valley after just under 6 hours. But there was no time to take a breather. After the gear was rearranged, Eugen, a driver found at short notice, drove through the Aosta Valley directly to France. Following a short night in Chamonix, Adrian and Philipp headed out at 1:30 am to climb the 15,770-foot Mont Blanc, one of the longest ascents in the Alps with nearly 13,100 vertical feet. Spring feelings in the valley, huge crevasses in the middle section, dangerous seracs and the eternal ice, coupled with thin air and a challenging descent: only a few ski mountaineers dare to attempt this as a day tour. Adrian had carefully inspected the passage through the labyrinth of the Grand Junction beforehand, and so they were able to traverse the ice field without problems. Despite very little snow, lots of ice and icy winds, they reached the summit after roughly 8 hours. A hug, a summit photo with the country’s flag, and down they went. The descent was arduous; in

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lich; am Nachmittag ist die Eisschlaggefahr größer, außerdem stand noch die Fahrt nach Zermatt auf dem Plan. Dort klingelte der Wecker wieder um 1:30 Uhr. Der Kopf schmerzte, die Beine meldeten sich ebenfalls. Doch Ausreden gab es nicht. Fast 6 Stunden ging es für die beiden Sportler in kompletter Dunkelheit über lange Gletscherpassagen hinauf zur Monte Rosa-Hütte und weiter Richtung Dufourspitze, dem 4.634 Meter hohen Top of Switzerland. Die Bedingungen waren schlecht: offene Spalten und viel Eis. An dem schwierigen Schlussanstieg machten sich die Eisgeräte und Steigeisen bezahlt. Die letzten 100 Höhenmeter waren eigentlich eine Mixed-Kletterei. Dafür fiel dann die Firnabfahrt eher leicht aus. Es war fast Halbzeit, denn die Vordere Grauspitze am nächsten Tag mit nur 1.300 Höhenme-

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tern Aufstieg war quasi ein Ruhetag. Doch am Ende kommt alles anders als gedacht... Nach einer längeren Nacht mit 7 statt 4 Stunden Schlaf ging es – begleitet von Local Stephan – auf den höchsten Punkt Liechtensteins. Die Vordere Grauspitze ist ein wirklich schöner Gipfel, der nicht allzu oft bestiegen wird. Im Aufstieg erzählte Stephan, dass für den in drei Tagen anstehenden Triglav in Slowenien jede Menge Neuschnee vorhergesagt wurde, der die Tour unmöglich machen würde. War das Team so weit gekommen, um jetzt wegen Neuschnee abzubrechen? Unmöglich! Was wäre, wenn man heute noch die Zugspitze und morgen Großglockner und Triglav machen würde? Und dann ging alles sehr schnell: Aus

Photo f 2.2 – 1/2000


the afternoon, the danger of icefall is greater, and in addition, the drive to Switzerland was planned for the same day. In Zermatt, the alarm went off at 1:30 am again. Despite a headache and weary legs, there were no excuses. For the next 6 hours, Adrian and Philipp hiked in complete darkness across the glacier to the Monte Rosa hut and on to Dufourspitze, the top of Switzerland with 15,203 feet. Conditions were poor: open crevasses, lots of ice. On the difficult final climb, the ice tools and crampons paid off. The last 350 vertical feet were actually mixed climbing. In return, the corn snow back down turned out to be easy. It was almost half time, because the next day’s Vordere Grauspitze with a mere 4,000 vertical of ascent was considered more or less a rest day. But things never turn out as planned...

Rider Adrian Zurbrügg

After a long night with 7 instead of 4 hours of sleep Adrian and Philipp – accompanied by a local, Stephan – set out to climb the highest point of Liechtenstein. Vordere Grauspitze is in fact a beautiful mountain that does not get climbed too often. On the way up, Stephan told Adrian that a violent snowstorm had been forecast for Triglav in Slovenia, due in three days, that could make the tour impossible. Had the team come this far to surrender to a snowstorm? No way! What if they climbed Zugspitze today, and Großglockner and Triglav tomorrow? From there, everything happened extremely fast: the planned relaxed afternoon in Ehrwald turned into a speedy night trek to the 9,718-foot summit of Zugspitze. After some driving and 2

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einem entspannten Nachmittag in Ehrwald wurde ein nächtlicher Gewaltmarsch auf die 2.962 Meter hohe Zugspitze. Nach 2 Stunden Schlaf ging es in den frühen Morgenstunden zum Lucknerhaus, wenige Stunden später erreichten die beiden bei bereits leichtem Schneetreiben und eisigen Temperaturen den Großglockner (3.798 Meter). Nach einer schneelosen Abfahrt ging es gleich weiter Richtung Slowenien. Am späten Nachmittag starteten die beiden aufgrund der akuten Sturmvorhersage die Tour auf den Triglav (2.864 Meter), den letzten Gipfel. Weicher Sulz, ein nicht enden wollendes Tal und extreme Müdigkeit – der letzte Gipfel war der härteste, aber als ihn Adrian und Philipp kurz vor 21 Uhr erreichten, fiel die ganze Anspannung von ihnen ab. Es war geschafft: Alle 7 Summits der Alpen. In nur 5 Tagen!

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hours of sleep, Adrian and Philipp headed for Lucknerhaus in the early hours of the morning; a few hours later, they reached Austria’s Großglocker summit (12,461 feet). It had already started to snow and the temperatures dropped significantly. After a bumpy and rocky descent, they immediately jumped in the car and drove to Slovenia. In the late afternoon, due to the acute storm forecast, they set out to Triglav (9,396 feet), their final peak. Soft corn, a never-ending valley and extreme fatigue – the last summit was the hardest, But when Adrian and Philipp reached the top shortly before 9 p.m., all the tension fell off them at once. It was done: The 7 summits of the Alps. In only 5 days!

Photo f 4.0 – 1/3200 Rider Adrian Zurbrügg



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67° 17’ 52.30“N 17° 41’ 36.26“E

Wind and Wilderness SAREK NATIONAL PARK

Photo & Text: Fredrik Schenholm

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WIND UND WEITE IM SAREK EINE SKITOUR IN EUROPAS LETZTER WILDNIS

Er gilt als Schwedens leichtester und am besten zugänglicher 2.000er. Der Pårtetjåkko erreicht 2.005 Meter über dem Meeresspiegel und liegt 25 Kilometer von der nächstgelegenen Straße entfernt. Der Berg ist Teil des Sarek-Nationalparks, der oft als „Europas letzte Wildnis“ bezeichnet wird. Der Park im Nordwesten Schwedens erstreckt sich über fast 2.000 km2. Es ist eine riesige Gebirgsregion mit schroffen Gipfeln, tiefen Tälern, großen Gletschern und endlosen Linien. Innerhalb des Parks gibt es keine Straßen, keine Hütten, keine Menschen. Man schläft im Zelt, und braucht man Hilfe, ist ein Satellitentelefon angebracht. Das ist echte Wildnis. In diesem Teil des Landes muss man auf sich selbst aufpassen können. Der Pårtetjåkko befindet sich im südlichen Teil des Sarek. Das nächste mit dem Auto erreichbare Dorf ist Kvikkjokk, ein verschlafenes Nest mit 20 Einwohnern. Von hier aus kann man mit dem Schneemobil auf dem Kungsleden bis zur Nationalparkgrenze fahren. Danach geht es nur mit Muskelkraft weiter, denn im Park sind keine Kraftfahrzeuge erlaubt. Bei günstigen Schneeverhältnissen dauert es etwa drei Stunden, bis man den Fuß des Berges erreicht. Von hier aus sollte es ein Leichtes sein, den Gipfel des Pårtetjåkko zu erreichen. Für uns war es jedoch alles andere als einfach.

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Photo f 14.0 – 1/800 Rider Oscar, Ellen, Johan

Wir wussten, dass es ein paar harte Tage werden würden. Die Vorhersage sagte einen schweren Sturm mit großen Niederschlagsmengen und starkem Wind voraus. Aber wer weiß? Manchmal irrt sich der Wetterbericht. Ursprünglich wollten wir unser Basislager in der Mitte des Sarek aufschlagen, aber die Vorhersage zwang uns, umzudenken und in den südlichen Teil des Parks zu gehen. Nach ein paar Stunden des Umpackens vom Kofferraum in die Pulks auf dem Parkplatz in Kvikkjokk waren wir endlich bereit zum Aufbruch. Nach der 10 Kilometer langen Motorschlittenfahrt auf dem Kungsleden freuten wir uns darauf, in die Bindungen zu steigen. Die Schneeverhältnisse waren perfekt, und wir brauchten nur etwas mehr als drei Stunden, um die neun Kilometer zum Basislager zu spuren. Wir bauten die Zelte auf, gruben ein Wasserloch und breiteten unsere Schlafmatten aus, bevor wir mit dem Abendessen begannen. Am nächsten Tag wachten wir mit dem Geräusch des Windes auf, der an die Zeltplane schlug. Nach einem schnellen Frühstück im Küchenzelt waren wir bereit zum Aufbruch. Oscar übernahm die Führung, und schon bald befanden wir uns oberhalb der Baumgrenze und spürten ohne deren Schutz den Wind noch

Photo f 14.0 – 1/40 Rider Oscar Wahlund, Johan Engebratt


THE WIND AND VASTNESS OF SAREK A SKI TOUR IN EUROPE’S LAST WILDERNESS

With its 6,578 feet, Pårtetjåkko is considered Sweden’s easiest and most accessible peak above 6,500 feet. It is located 15 miles from the nearest road. The mountain is part of the Sarek National Park, often referred to as „Europe’s last wilderness“. The park in the northwestern part of Sweden covers an area of almost 770 square miles. It is a huge mountain region with sharp peaks, deep valleys, large glaciers and endless ski runs. Within the boundaries of the Sarek, there are no roads, no cabins and no people. You sleep in tents, and if you need help, you will most likely need a satellite phone. This is real wilderness. In this part of the country, you need to be able to take care of yourself. Pårtetjåkko rises into the sky in the southern part of Sarek. The nearest village accessible by car is Kvikkjokk, a sleepy hamlet with 20 inhabitants. From here you can travel by snowmobile on the King’s trail to the national park border. After that it is all about muscle power, as no motor vehicles are allowed in the park. With favorable snow conditions it takes about three hours to reach the base of the mountain. From here it should be an easy task to reach the top of Pårtetjåkko. For us, however, it turned out to be far from easy.

Photo f 5.6 – 1/1600 Rider Oscar Wahlund, Johan Engebratt

We knew it was going to be a rough couple of days. The forecast predicted a bad storm with large amounts of precipitation and strong winds. But who knows? Sometimes forecasts are wrong. Our original plan was to set up base camp in the middle of Sarek but the forecast forced us to rethink and head to the southern part of the park. After a few hours of repacking from the trunk to the pulks in the parking lot at Kvikkjokk we were finally ready to go. After the 6-mile snowmobile ride along King’s trail we were looking forward to putting our feet in the bindings. The snow conditions were perfect and it took us just over three hours to hike the 5.5 miles to base camp. We set up the tents, dug a water pit and unfolded our sleeping mats before starting to prepare dinner. The next day we woke up to the sound of the wind hitting the tent canvas. After a quick breakfast in our dining tent we were ready to go. Oscar took the lead and soon we were above the tree line, feeling the wind even more as the cover of the trees disappeared. The higher we got, the stronger the wind got. Soon we realized that this was an impossible mission. We could barely stand upright and hardly wanted to imagine the

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stärker. Je höher wir kamen, desto stürmischer wurde es. Bald wurde uns klar, dass es keinen Sinn machte. Wir konnten kaum aufrecht stehen und konnten uns die Bedingungen 900 Meter höher kaum vorstellen. Wir drehten um, der Gegenwind wurde zu Rückenwind und wir flogen fast zurück zum Lager. Später am Abend traf uns das Unwetter mit voller Wucht. Regen im März in Nordschweden auf fast 1.000 Metern über dem Meer. Irgendetwas stimmt definitiv nicht mit dem Klima, und es ist nichts Gutes. Der Sturm hörte auch am nächsten Tag nicht auf. Zum Glück hatten wir das Küchenzelt mitgenommen, was den Tag im Lager viel angenehmer machte, als ihn in einem kleinen Tunnelzelt zu verbringen.

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Es war hell im Zelt, als ich nach einer erholsamen Nacht die Augen öffnete. Ein gutes Gefühl durchfuhr meinen Körper. Draußen war es eindeutig sonnig. Sicher, der Wind tobte immer noch, aber ein zweiter Versuch auf dem Gipfel des Pårtetjåkko würde heute auf jeden Fall stattfinden. Einmal draußen, konnte ich jedoch auch heute kaum mein Gleichgewicht halten. Wir stiegen zwei Stunden lang, die Bedingungen waren hart. Der Wind fegte wie eine Dampfwalze über den Berg. Ohne meine Skistöcke hätte es mich längst umgehauen. Ellen machte ein Zeichen, und wir versammelten uns um sie. „Ich möchte umkehren. Es ist zu windig“, sagte sie, während sie kämpfte, auf den Beinen zu bleiben. Oh nein, dachte ich. Ich will nicht schon wieder umdrehen. Tatsächlich aber wünschte sich ein Teil von mir dasselbe.

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conditions 3,000 feet higher. We turned around, the headwind became tailwind, and we almost flew back to base camp. Later that evening the storm hit us with full force. Rain in the middle of March in northern Sweden at almost 3,300 feet above sea level. Something is definitely going on with the climate and it’s not good. The storm did not stop the next day. Luckily we brought the dining tent for this trip, which made a base camp day much nicer than spending it in a small tunnel tent. It was light in the tent when I opened my eyes after a good night’s sleep. A good feeling ran through my body. It was

Rider Oscar Wahlund, Johan Engebratt

definitely sunny outside. Sure, the roar of the wind was still there but a second attempt at the summit of Pårtetjåkko would definitely happen today. But once out I could hardly keep my balance today either. We hiked for two hours and the conditions were harsh. The wind swept across the landscape like a steamroller; without my ski poles, I would have been flat on the ground. Ellen made a sign and we gathered around her. “I’d like to turn around. It’s too windy,” she said as she struggled to stay on her feet. Oh no, I thought. I don’t want to turn back. But in fact, part of me desired the same thing. The wind made hiking so hard and exhausting. But the urge to reach the summit was stronger. We decided that Ellen would return to base camp by herself and Oscar, Johan and I continued towards the summit.

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Der Wind machte die Tour um so vieles anstrengender. Aber der Drang, den Gipfel zu erreichen, war stärker. Wir beschlossen, dass Ellen allein zum Basislager zurückkehren würde, und Oscar, Johan und ich stiegen weiter zum Gipfel. Je höher wir kamen, desto schwächer wurde der Wind. Auf dem Gipfel war es zwar nicht windstill, aber wir konnten aufrecht stehen, ohne das Gefühl zu haben, sofort umzukippen. Der Sarek lag vor uns. Die Aussicht war magisch, einzigartig. Wir standen auf dem Gipfel des Pårtetjåkko, dem elfthöchsten Berg Schwedens, der auch der leichteste 2.000er sein soll. Für uns war es nicht einfach, aber wer sagt, dass es das sein muss? Die Abfahrt zum Basislager war trotz des Regens am Vortag großartig. Skifahren im Sarek wird immer etwas Besonderes sein.

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The higher we got, the weaker the wind. It wasn’t calm at the summit, but at least we were able stand upright without feeling we were about to take a fall. Sarek spread out in front of us. The view from here is magical, unique. We were in the southernmost part of Sarek and had the entire national park laid out in front of us. We were standing on the top of Pårtetjåkko, Sweden’s eleventh highest mountain and, according to many, also the easiest and most accessible. It wasn’t easy for us, but who says it should be? Skiing down to base camp turned out to be great despite the rain the day before. Skiing in Sarek will always be something special.

Photo f 9.0 – 1/1600 Rider Johan Engebratt


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47° 28’ 38.52“N 120° 50’ 34.13“W

Tour of the Enchantments STUART RANGE

Photo & Text: Jason Hummel

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Photo f 8.0 – 1/3200


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Rider Carl Simpson

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EINE TOUR DURCH DIE ZAUBERWELT WO MÄRCHEN WAHR WERDEN

Die Stuart Range liegt zwischen trockener Wüste und grünen Wäldern. Eine Topografie aus steilen, verwitterten Granittürmen, von denen zehn zu den 100 höchsten Gipfeln des Staates Washington gehören, dominiert die von Gletschern geformten Täler. An jeder tief gelegenen Stelle liegen Seen. Sie befinden sich dort, wo einst mächtige Gletscher waren. Sie sind verblassende Erinnerungen an die einstige Herrlichkeit jener Eismassen. Reste der Gletscher gibt es noch in den Höhenlagen, geschützt in dunklen Nischen zwischen Graten und Felstürmen. Hier findet man noch fünf Gletscher in der Stuart Range, die vor langer Zeit nach ihren Quellgebieten benannt wurden, wie der Icicle Creek und der Snow Creek. Tatsächlich war es ein Landvermesser, der einst den Enchantments ihren Namen gab. Er schrieb: „Dort fand ich fünf oder sechs wunderschöne kleine Seen, die in einem wunderbaren kleinen Gletschertal gruppiert und alle mit alpinen Lärchen bewachsen sind. Aus dem höchstgelegenen – Talisman Lake – stürzte das Wasser, das er von einem kleinen Gletscher – Snow Creek Glacier – erhielt, über einen zauberhaften Wasserfall. Es war eine bezaubernde Szene. Ich nannte die Gruppe daher die „Enchantment Lakes“. Später wurde dieser Name auf die gesamte Region übertragen.

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Photo f 1.8 – 10s

Genau hier traf ich um acht Uhr morgens Carl Simpson und Matt Leitzinger. Mit schweren Rucksäcken begannen wir den sechs Kilometer langen Aufstieg über die verschneite Straße zum Einstieg zum Colchuck Lake. Als wir die Straße verließen, führte eine zerfurchte Aufstiegsspur durch den Wald zum See. Ab hier ließen wir alle Anzeichen von Zivilisation hinter uns und spurten zum Aasgard Pass. Nach 1.700 Höhenmetern suchten wir hinter King Kongs Felsen Schutz vor der Kälte. Vor uns lag das, wofür wir gekommen waren. Die Enchantments rauben mir immer wieder den Atem, egal wie oft ich sie sehe. Es folgte eine erste Abfahrt vom Gipfel der West Annapurna. Unser Lager auf einem 2x4 Meter großen Granitbalkon war spektakulär. Vom Rand des Tals aus überblickten wir den Inspiration Lake. Wir stießen mit einem Schluck Whiskey an. Der Sonnenuntergang und die Sterne leisteten uns Gesellschaft. Wir schliefen bald tief und ruhig ein. Gute Lager sind Balsam für die Seele. Am zweiten Tag bestiegen wir bei strahlend blauem Himmel den Dragontail Peak. Der beißende Wind vom Vortag hatte sich nach Osten verzogen. Stattdessen herrschten Stille und Gelassenheit, und unser Glücksgefühl wurde auch nicht getrübt, als wir auf drei

Photo f 2.8 – 1/1600 Rider Matt Leitzinger


TOUR OF THE ENCHANTMENTS WHERE FAIRY TALES COME TRUE

The Stuart Range lies between dry desert and verdant forests. A topography of steep, weather-worn granite towers, of which ten rank among the 100 highest peaks in Washington State, dominates the glacial-carved valleys. Cupped in every low spot are lakes. They reside where once mighty glaciers ruled, fragments and fading memories of those glaciers’ ancient glory. Tangible reminders of those glaciers persist in the alpine, sheltered in the dark recesses between cliff, ridge or buttress. Found within those sanctuaries are five named glaciers in the Stuart Range. With names like Icicle Creek and Snow Creek, long ago pioneers recognized their sources too. In fact, it was one early surveyor and forest supervisor that named the Enchantments. He wrote, „There I found five or six most beautiful small lakes, grouped in a wonderful little glacial valley, all ringed with alpine larch. From the highest up [Talisman Lake], over an entrancing fall, tumbled the water it received from a small glacier [Snow Creek Glacier]. It was an enchanting scene. I named the group Enchantment Lakes.“ Later the name was applied to the entire region.

Photo f 9.0 – 1/1600 Rider Carl Simpson, Matt Leitzinger

It was in this place that I met Carl Simpson and Matt Leitzinger at 8:00 am. With packs loaded we began the climb up a snowed-in road for four miles to the Colchuck Lake trailhead. As we left the road a mangled skin track led through the forest to the lake. From there all signs of people were left behind and we forged a beautiful track to Aasgard Pass. After 5,600 feet of ascent we sheltered from the cold behind King Kong’s rock collection. Spread out before us was what we’d come for. Somehow the Enchantments take my breath away no matter how often I see them. From the summit of West Annapurna we descended in full packs like a flock of birds. Camp was spectacular. From the rim of the valley we overlooked Inspiration Lake. A 6x12-foot porch of granite was our centerpiece. “Hell yeah,” rang in the air. Each and all had a pull of whiskey. Sunset and stars soldiered on. Sleep was deep and revitalizing. Good camps are food for the soul. On day two we climbed Dragontail Peak standing mighty under sharp blue skies. The biting wind of the day before had been chased far to the east. Its memory was replaced with calm serenity and abiding happiness that couldn’t be ruffled, even

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andere Skifahrer trafen. Wenn überhaupt, dann taten mir diese Kollegen leid, denn bei Powder sind wir nicht mehr wir selbst. Und so war es auch. Als sich die nächste Nacht in den Sonnenaufgang verabschiedete, standen wir auf und machten uns für unseren letzten Tag fertig. Zwischen Lager und Ziel lagen unverspurte Weiten, Felsvorsprünge, Bergwäldchen und weitere perfekt drapierte Seen. Stunden später stand ich auf dem Gipfel des Cannon Mountain und jubelte. Was ich sah, war nicht nur unsere Aufstiegsspur, sondern Orte, an denen ich bereits vorher gewesen war. Fenster zu vergangenen Abenteuern, aneinandergereiht wie eine Perlenkette. Wieder aufgefellt, folgten wir drei den Hauptcouloirs vom Gipfel

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des Cannon Mountain nach unten – keines davon übrigens das bekannte Cannon Mountain Couloir, das sich nicht am namensgebenden Berg befindet, sondern etwa zwei Kilometer entfernt an einem Nebengipfel. Doch dies konnte nicht verhindern, dass wir es unter ständigen Freudenschreien krachen ließen. Als ich ein paar Stunden später das eigentliche Cannon Mountain Couloir bestieg, wusste ich, dass das letzte „Hurra“ des Winters noch vor mir lag. Ich konnte mir keinen besseren Abschluss vorstellen, vor allem nicht für eine derart durchwachsene Saison wie die von 2021-22. Wir warteten nicht lange und flogen wie Kanonenkugeln vom Gipfel hinunter, von einer Seite zur anderen, bis wir auf dem Plateau an der Baumgrenze zum Stillstand kamen. Man sah die Zufriedenheit in unseren Gesichtern. Doch die meisten Skitouren

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when we ran into three other skiers. If anything I felt sorry for these fellow snow sliders, because where there is powder, we no longer know how to behave. And so it was. Once that day turned to night, darkness to sunrise, we rose and readied for our last day. Between camp and our destination lay untracked vistas, escarpments of rock, pockets of alpine trees and more perfectly set lakes, diamonds all. Hours later, on the summit of Cannon Mountain, I stood with shaky legs and whooped. What I saw was not only the way we’d come but also the places I’d gone to, windows into past adventures strung out like apartment buildings. Back on our skis three main couloirs descended from the summit of Cannon Mountain.

Rider Carl Simpson

None of these are, in fact, the better-known Cannon Mountain Couloir, which is nowhere near its namesake peak, but rather on a sub-summit more than a mile away! That being said, this bonus couloir rang with more yells and the swoosh of turns. As I climbed the actual Cannon Mountain Couloir a few hours later I felt like winter’s last hurrah was still lay below me. I couldn’t think of a better send-off, especially for the wild and unpredictable season 2021-22 in the Pacific Northwest. None of those thoughts persisted, though, because, without much of a pause, we flew from the top like a cannonball, bouncing from one to the other until we came to rest on the flats at the tree line. Satisfaction sung in our veins, but there’s always a price with most ski mountaineering. A final tangle of forest and slide alder was

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haben ihren Preis. Ein letztes Labyrinth aus Bäumen lag vor uns. Wir wetteten, dass wir ohne abzuschnallen durchkommen würden. Erst als ich den ersten dieser Bäume küsste, wusste ich es besser. Ich brauchte zehn Minuten, um mich zu befreien. Zu allem Überfluss rutschte ich kurz vor der rettenden Straße auf einem verschneiten Felsen aus. Triefend wie ein nasser Hund kroch ich auf die Straße. Als ich zurück nach oben blickte, sah ich noch einmal unsere Spuren durch diese weitläufige Landschaft. Jeder hat eine andere Vorstellung davon, wie ein „bezauberndes“ Abenteuer auszusehen hat. Für mich war es eben dieses Erlebnis – die nassen Klamotten inklusive. Das einzige was jetzt fehlte, war die Kutsche aus dem Märchen, die mich die letzten Kilometer über die verschneite Straße zu meinem Auto bringen würde...

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anted up, and we bet we could ski it all the way. It wasn’t until I reached for one of those trees that I had to cope with crashing full tilt into the brambles. It took a full ten minutes to extradite myself! To make matters worse, just a stone’s throw from the road, I slipped on a submerged rock and face-planted into the shore. Dripping like a wet dog I crawled onto the road. Looking up our line was lost in six thousand feet of terrain. Every person’s idea of what is or isn’t an enchanting adventure is different. Being an odd duck, this was a fairytale ending for me. Now, if I could only click the heels of my ski boots twice, would a carriage come to transport me the last miles of snowed-in road to my car?

Photo f 6.3 – 1/2500 Rider Matt Leitzinger



47° 08’ 39.53“N 11° 24’ 6.86“E

Call it what you want STUBAI ALPS

Photo & Text: Anton Brey

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Photo f 7.1 – 1/4000


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Rider Robert Grillhösl

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NENN ES, WIE DU WILLST, AM ENDE IST ES EINFACH NUR SKIFAHREN!

Früher war alles besser! Ist das wirklich so? Freeriding gab es früher tatsächlich nicht so, wie es sich heute darstellt. Ungespurter Pulverschnee nach einem ergiebigen Schneefall war tagelang vorhanden und unberührt und nicht innerhalb von wenigen Stunden verspurt. Der Schnee war weißer, und es gab Skifahrer, die abseits der Pisten fuhren, und solche, die es vorzogen, auf der Piste zu fahren, um den Zirkus am Laufen zu halten. Aufgrund der damaligen Ausrüstung war die Community der Freerider eher klein. In den letzten 25 Jahren hat sich die Ausrüstung stark verändert. Dies führte dazu, dass es viel einfacher geworden ist, das Backcountry in seiner weißen Winterpracht zu erleben.

wie kleine Blitze. Weit und breit niemand. Die Felle sind schon aufgezogen. Skischuhe anziehen, Rucksack anlegen und der obligatorische LVS-Check, dann kann es losgehen. Das Knirschen des Schnees und die Art der Fortbewegung lässt einem das Herz aufgehen. Eine gleitende Bewegung – es ist einfach die schönste Art zu gehen.

Nicht alles, was glitzert, ist auch gleich perfekter Pulverschnee. Und nicht jeder, der nach oben läuft, ist ein Tourengeher oder Freerider. Über dies und ein paar andere Dinge hat sich unser Backline-Autor und -Fotograf Anton Brey ein paar Gedanken gemacht.

Früher, so sagen zumindest die Alten, begann die SkitourenSaison im Februar, März und fand ihren Höhepunkt im April und Mai. Mittlerweile beginnt die Touren-Saison Ende Oktober auf den Gletschern und oft schon Anfang November, wenn denn der erste Schnee bis ins Tal fällt, auf den Pisten der noch nicht in Betrieb genommenen Skigebiete. Mitte November beginnen dann die Kunstschneesturm-Wochen mit Bruchharschdeckel an den äußeren Rändern des maschinell produzierten Weiß und der Schneekanonen-Slalom. Das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit dem zu tun, für was das Skitourengehen für mich steht. Das soll kein Urteil sein, es ist halt so.

Die Wintersonne strahlt flach vorbei an Gipfeln und Graten ins Tal. Die in der kalten Luft schwirrenden Eiskristalle funkeln

Für mich ist es eine Lebenseinstellung, für andere ein FitnessTool im Winter, um in der Zeit bis zum nächsten Trailrun oder

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Photo f 2.8 – 1/125 Rider Uli Steiner, Anton Brey

Photo f 5.6 – 1/2000 Rider Christian Neiger


CALL IT WHAT YOU WANT, IN THE END IT’S JUST SKIING!

Everything used to be better! Really? Is it true? Freeriding did not exist the way it does today. Untracked powder after a snow storm was available and untouched for days and not tracked within a few hours. The snow was whiter, and there were skiers who skied off-piste and others who preferred to ski on-piste to keep the resort business going.

around. The skins are already on the skis. Fasten the ski boots, put on your backpack, do the mandatory avalanche transceiver check, and you’re ready to go. The sound of the snow crunching under your skis and the way of moving make your heart beat faster. This gliding motion – it’s simply the most beautiful way to travel.

Due to the nature of the equipment at that time the community of freeriders was rather small. In the last 25 years, however, it’s not just the equipment that has changed, making it much easier to experience the backcountry in all its white winter glory.

In the past, at least according to the elders, the touring ski season began in February or March and peaked in April and May. Nowadays, the touring season starts in late October on the glaciers and often already in early November – when the first snow reaches the valleys – on the slopes of the ski resorts that have not yet been put into operation. Then, in mid-November, it’s time for the artificial snowstorms – with a frozen snow cover on the edges of manmade, whitish slopes – and slalom runs around an armada of snow cannons.

Not everything that glitters is perfect powder snow. And not everyone who hikes to the top of a mountain in winter is a ski mountaineer or backcountry skier. Our Backline writer and photographer Anton Brey has a few thoughts on this. The winter sun shines at a low angle past the peaks and ridges into the valley. Ice crystals buzzing through the cold air are sparkling like little lightning bolts, and there is not a soul

Photo f 5.6 – 1/600 Rider Jörg Pflugmacher

In my opinion, this has nothing to do with what ski touring used to be. I don’t mean to be judgemental, it’s just how it is. To me, ski touring is a way of life. To others, it’s a fitness activity during the winter months to keep in shape until the next trail

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der ersten Rennradrunde die Kondition zu halten. Oder aber es ist nur eine gesellschaftliche Aktivität, um nach der Arbeit in einer schwatzenden Gruppe zur Skihütte für Nachtschwärmer zu pilgern. Letztlich suchen alle dasselbe: Körper und Geist in der Balance halten. Dass die Zahl derer, die Touren gehen, immer weiter anwächst, ist nichts Neues. Wie frei ist man als „Freerider“ unter dem Diktat der Seilbahnen? Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis man an der Hatz ermüdet, als erster den unverspurten Hang zu befahren. Das Gedränge in der Bahn und der damit einhergehende Stress. Tiefenmeter zu konsumieren, den richtigen Spot für den Social Media-Post zu finden und in Gedanken

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damit beschäftigt, wie am Ende des Tages die Instagram Story aussehen wird. Also noch schnell die Action Kamera am SelfieStick montieren. Zum weißen Rausch kommt jetzt noch die virale Sucht. Und so ist es doch nur umso verständlicher, dass über kurz oder lang die Erkenntnis keimen muss, wie wenig Freiheit das Freeriden ist, wenn man es auf diese Art und Weise betreibt. Waren es bis dahin Alpinisten und Leistungssportler, die mit Fellen unter den Skiern unterwegs waren, um 500 Schwünge in einen Hang zu ziehen oder in kürzester Zeit möglichst viel Höhenmeter zu absolvieren, so ist nun eine abfahrtsorientierte Generation am Berg, die kreativ unterwegs ist und die stan-

Photo f 9.0 – 1/950


run or the first road biking trip. For some night owls, it has become a social activity to make a pilgrimage to a mountain hut after work, in what I call “chat lanes“ because it’s more important to gossip than to enjoy the beauty of nature. Well, it’s usually dark when they are out, so the beauty is invisible after all. In the end, they all want the same: to keep body and mind in balance. The fact that the number of ski mountaineers keeps growing is not something new. How free is the “freerider“ under the dictate of the ropeways? After all, it’s only a matter of time before you are tired of the chase to be the first to ski the untracked slope.

Rider Karen Eller

The crowds at the ski lifts and the associated stress. Consuming the right place for a social media post, and thinking about what your Instagram story will look like at the end of the day. Don’t forget the addiction to everything that goes viral. It is all the more understandable that sooner or later the realization must dawn how little freedom freeriding means, given the way it is practiced today. Whereas, until then, it was alpinists and competitive athletes who set out with skins under their skis to make 500 turns down a slope or complete as much vertical as possible in the shortest possible time, a downhilloriented generation is now populating the mountains that is more creative and leaving the standardized routes to explore new paths.

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dardisierten Routen verlässt, um neue Wege zu gehen. In den Jahren vor 2019 war dies ein stetig steigender Prozess, der die alt eingefleischten Tourengeher jammern ließ: „So viele waren ja noch nie am Vis-a-Vis-Kogel, wo kommen die alle her, gibt es einen neuen Skitourenführer?“ Nein, der ist schon 15 Jahre alt, aber irgendwie hat es am Hauptkamm keinen Schnee, dann stöbert man eben in der Bibliothek herum und wird fündig. „Früher war alles besser.“ Ja genau – das Gras war grüner und der Schnee weißer. Seit vergangenem Winter wissen wir, dass da noch verdammt viel Luft nach oben ist.

In the years before 2019, this continuously increasing phenomenon made the old die-hard ski mountaineers whine: “There have never been so many people on Whatshallwecallit Peak! Where do they all come from, is there a new guidebook out?“ No, that guidebook is already 15 years old, but somehow there’s no more snow in the central mountain range, so they just browse through the old libraries and find what they’re looking for. “Everything was better in the old days.“ Yeah right. The grass was greener, and the snow was whiter. After last year’s winter, we know that there is still lots of room for more.

Egal, wie auch immer man den Tag in den Bergen verbringt, das wichtigste ist doch das Erlebte. Und die eigene Zufriedenheit.

No matter how you spend your day in the mountains, the most important thing is the experience. And to be happy with yourself.

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Photo f 7.1 – 1/1250 Rider Robert Grillhösl


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45° 55’ 28.18“N 6° 52’ 21.90“E

Fly to Ski MONT BLANC GROUP

Text: Yannick Boissenot Photo: Fabian Bodet

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Photo f 5.6 – 1/3200


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Rider Yannick Boissenot, Loic Chamel

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ZU LUFT UND ZU SCHNEE KOMBI-TOUREN EINMAL ANDERS

Das Vorhaben, in den Bergen rund um Chamonix immer wieder frische Spuren in den Schnee zu ziehen, hat seit 2010 den Großteil meiner Zeit in Anspruch genommen. Ob es sich dabei um die Suche nach neuen Linien oder um die Wiederholung von Klassikern handelt: Beobachtung ist der Schlüssel zum Erfolg. Das beginnt schon im Sommer, wenn die Berge noch keinen Schneemantel tragen, und zieht sich weiter hinein in den Herbst, der die ersten Schlechtwetterfronten bringt. Im Winter ist es dann wichtig, so oft wie möglich vor Ort zu sein, um die Bedingungen zu verstehen.

Peru, Pakistan, Indien, Japan, Alaska begleitet. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für extremes Skifahren, insbesondere an steilen und exponierten Hängen. Heute bin ich Vater von zwei Kindern, und das bedeutet natürlich, dass ich meinen Projekten in den Bergen etwas weniger Aufmerksamkeit widme. Die Kombination von Gleitschirmfliegen und Skifahren ist eine neue Herausforderung für mich, die mir genauso viel Freude und Genugtuung bereitet wie Extremskifahren. Da ich erst seit zwei Jahren Gleitschirm fliege, muss ich noch viel lernen – das ist also zweifellos der schwierigste Teil des Projekts.

Auch in diesem Jahr verfolge ich dasselbe Ziel – aber zusätzlich werde ich auch den Gleitschirm dabei haben. Das bedeutet, dass die Vorbereitung und Recherche noch penibler sein wird, da ich für den Start und die Landung geeignete Gebiete finden muss, bevor ich mein Ziel mit den Skiern erreichen kann.

Loic Chamel ist ein junger Mann aus Chamonix, der seit seiner Kindheit von Bergen umgeben ist. Gemeinsam haben wir einige schöne Abfahrten gemeistert, und ich habe mit ihm meine besten Gleitschirmflüge erlebt – die Aiguille du Midi auf 3.800 Metern bei meinem 15. Flug, den Mont Blanc bei meinem 30. Flug. Dass er der perfekte Partner für dieses Projekt sein würde, war sofort klar.

Ich heiße Yannick Boissenot, bin 38 Jahre alt, und meine Leidenschaft ist das Skifahren. In den letzten zwölf Jahren habe ich Projekte im Mont-Blanc-Massiv verfolgt und als Kameramann Expeditionen in die ganze Welt, unter anderem nach

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Photo f 5.6 – 1/2000 Rider Yannick Boissenot

Die Idee: Wir starten von der Aiguille du Midi, landen am Fuß der Wand, machen uns an den Aufstieg und anschließend an

Photo f 5.6 – 1/3200 Rider Yannick Boissenot, Loic Chamel


FLY TO SKI ....AND SKI TO FLY

The quest to keep painting fresh tracks into the snow in the mountains around Chamonix has taken up most of my time since 2010. Whether searching for new lines or repeating the classics: Observation is always crucial. It starts as early as summer, when the mountains are not yet wearing a mantle of snow, and continues into fall, which brings the first severe snow fronts. Then, in winter, it’s essential to be on-site as often as possible to understand the conditions.

am a father of two children, which means that I pay a little less attention to my projects in the mountains. The combination of paragliding and skiing is a new challenge for me, giving me as much pleasure and satisfaction as extreme skiing.

This year, I am pursuing the same goal – but I will also bring along my paraglider. This means that preparation and research will be even more meticulous, as I will have to find suitable areas for take-off and landing before I can reach my destination on skis.

Loic Chamel is a young man from Chamonix who has been surrounded by mountains all his life. Together we have mastered some beautiful descents and I have experienced my best paragliding flights with him – the Aiguille du Midi at 12,500 feet for my 15th flight, Mont Blanc for my 30th. It was obvious right away that he would be the perfect partner for this project.

My name is Yannick Boissenot, I am 38 years old, and my passion is skiing. For the last twelve years I have pursued missions in the Mont Blanc massif and accompanied expeditions all over the world – Peru, Pakistan, India, Japan, and Alaska, among others – as a cameraman. I have always had a thing for extreme skiing, particularly really steep and exposed lines. Nowadays, I

Photo f 5.6 – 1/2000 Rider Yannick Boissenot

Since I’ve only been paragliding for two years, I still have a lot to learn – which means that this is undoubtedly the most challenging part of the endeavor.

The idea: we take off from Aiguille du Midi, land at the base of the wall, set off for the climb and then ski the mountain. Ideally we would take off again with the paraglider and end the day with a landing in our own backyard. This would avoid long descents on foot and also protects our knees.

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die Abfahrt. Im Idealfall starten wir dann wieder mit dem Gleitschirm und beenden den Tag mit einer Landung zu Hause. So vermeiden wir lange Abstiege zu Fuß und schonen damit auch unsere Knie. Als Testlauf begannen wir mit einem Flug in Richtung Periaden, wo der Westwind mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h auf einer Höhe von 3.600 Metern allerdings einen Start verhinderte. Wir mussten daher einen Ausweichspot auf 3.400 Metern finden, der es uns ermöglichte, das Vallée Blanche zu überqueren und einige hundert Meter unterhalb unseres Startpunkts zu landen. Ein unberührtes Couloir mit bestem Schnee ließ uns diesen ersten Test noch erfolgreich abschließen. Wir

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warteten lange und hofften auf ein Wetterfenster mit guten Bedingungen, die uns erlauben würden, von der Aiguille du Midi zu starten und die Nordwand des Dome du Gouter auf 4.304 Metern zu befahren. Ein trockener Winter, wie ich ihn in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe, und Windbedingungen, die für mein Niveau als Gleitschirmflieger eine große Herausforderung gewesen wären, ließen es jedoch nicht zu, dass wir diese ersehnte Kombination verwirklichen konnten. Als Kameramann, der darauf spezialisiert ist, Aufnahmen auf Skiern zu begleiten, bin ich oft auch auf der anderen Seite der Kamera unterwegs und weiß, dass diese Art von Aufnahmen wegen der Wetterbedingungen und Schneedecke zu den schwie-

Photo f 5.6 – 1/4000


As a test run we started with a flight towards the Periades, where, however, a westerly wind with wind speeds of up to 25 mph at an altitude of 11,800 feet prevented us from taking off. Therefore, we had to find an alternate starting point at 11,150 feet, allowing us to cross the Vallée Blanche and land a few hundred yards below our take-off. An untouched couloir with perfect snow conditions allowed us to complete this first test successfully. We waited a long time, hoping for a weather window with good conditions that would enable us to start from the Aiguille du Midi and ski the north face of the Dome du Gouter at 14,120 feet. However, a dry winter, the likes of which I have never seen in my entire life, and wind

Rider Yannick Boissenot

conditions that would have been very challenging for my level as a paraglider did not allow us to accomplish this much-desired combination. As a cameraman specializing in shooting on skis I am often on the other side of the lens, and I know that these types of shoots are among the most difficult of all because of the weather conditions and snow cover. Add to that the wind factor and such a project becomes a real challenge. The mountains will also be around next year - at least I hope so – so I decided to prioritize safety throughout this project because the flying part is still relatively uncharted territory,

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rigsten überhaupt gehören. Nimmt man dann noch den Faktor Wind dazu, wird so ein Projekt zu einer echten Herausforderung.

given my experience. Unfortunately, global warming is having an ever-increasing impact on our habitat.

Die Berge werden auch im nächsten Jahr noch da sein – hoffe ich jedenfalls – so dass ich beschlossen habe, der Sicherheit bei diesem Projekt, bei dem das Fliegen bei meinem Erfahrungsstand noch relatives Neuland darstellt, Vorrang einzuräumen. Die globale Erwärmung wirkt sich leider immer stärker auf unseren Lebensraum aus. Auf lange Sicht kann das Paragliden immer nützlicher werden, wenn nicht sogar unerlässlich, um gute Linien zu erreichen und diese „Skigebiete“ danach auch wieder zu verlassen. Und auch, wenn es nicht an Projekten mangelt, wir müssen eben so lange Geduld haben, bis alle Rahmenbedingungen passen.

In the long run, paragliding may become more and more practical – if not essential – to reach good lines and exit these “ski resorts“ afterward.

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And even if there is no lack of projects: We just have to be patient until all the conditions are right.

Photo f 5.6 – 1/3200 Rider Loic Chamel


St. Anton am Arlberg, die Wiege des alpinen Skilaufs, gilt als Wegbereiter des modernen Wintersports. Das Bergdorf ist das Herzstück des größten zusammenhängenden Skigebiets in Österreich mit mehr als 300 Kilometer Abfahrten, 87 Liften und Bahnen sowie 200 Kilometer Freeride-Gelände. Neben den schier endlosen Pisten hat die Region rund um St. Anton am Arlberg weitere Highlights, wie mehr als 40 Kilometer Langlauf-Loipen, 80 Kilometer Winterwanderwege, Schlittenfahrten mit Huskys oder zwei Wellness-Oasen welche zum Entspannen einladen, zu bieten.

Mehr Informationen unter

www.stantonamarlberg.com


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Photo f 8.0 – 1/1250


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46° 01’ 16.35“N 07° 44’ 57.31“E

High Five VALAIS ALPS

Photo & Text: Andreas Brunner

Rider Markus Planer

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HIGH FIVE SAISONENDE IM MATTERTAL

Der Winter 2022 wird vielen in den Alpen nicht als besonders schneereich in Erinnerung bleiben. Unten im Tal ist bereits längst der Frühling eingekehrt, und beim Blick aus dem Fenster des Taxis, das uns vom Bahnhof hinauf zur Täschalp bringt, dominieren eindeutig die grünen Farbtöne. Der Fahrer hatte uns schon unten am Bahnhof einen mitleidvollen Gesichtsausdruck geschenkt, als wir unsere Tourenskier in den Kofferraum packten. Trotz schneefreier Straßen setzt er uns bereits ein gutes Stück unterhalb der Täschalp „beim Loch“ ab und fragt uns schließlich: „Wollt ihr hier noch Skifahren?“ Es ist Ende April, wir befinden uns an einem Westhang, der bis weit über 3.000 Meter komplett schneefrei ist. Wir sind spät dran und wollen das Abendessen auf der Täschhütte nicht verpassen. Unsere Antwort fällt deshalb nur knapp aus: „Geplant wär’s.“ Drei Minuten später spazieren wir entlang der Asphaltstraße bergauf. Unsere Skier werden bis zur Hütte am Rucksack bleiben. Wir können den Taxifahrer verstehen. Aber auch wir haben Mitleid: Wenn er wüsste, was ihm entgeht. Wir hätten nicht sieben Stunden Zugfahrt auf uns genommen, wenn wir nicht wüssten, dass wir noch ideale Bedingungen für Skihochtouren vorfinden

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Photo f 3.5 – 1/125 Rider Markus Planer

werden. Ein Tiefdruckgebiet vor wenigen Tagen hat für genau jene 50 Zentimeter Neuschnee gesorgt, die für perfekte Bedingungen dringend nötig waren. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wir erreichen die gemütliche Täschhütte pünktlich zum Abendessen und stellen fest, dass nur zehn Gäste hier sind – und das bei einer Wetterprognose, die besser nicht hätte sein können. Mit dem ersten Licht des Tages und den Skiern am Rücken geht es knapp 100 Meter hinter die Hütte. Ab hier können wir endlich auffellen und unsere Spur in Richtung Alphubeljoch ziehen. Das, was hinter uns passiert, ist magisch. Die aufgehende Sonne taucht Weisshorn, Zinalrothorn, Dent Blanche, Obergabelhorn sowie das Matterhorn in ein atemberaubendes Licht. Bald erreichen auch uns die wärmenden Sonnenstrahlen, und wir queren unterhalb des Alphubel durch feinsten Pulverschnee zum steilen Gipfelhang. Unverspurte Hänge bei Kaiserwetter an einem der meistbesuchten Skiviertausender der Alpen. Wer sagts denn!?! Kurz nach Mittag checken wir in der Britanniahütte ein und sehen bei einem Bier auf der Sonnenterrasse, wie immer mehr Leute eintrudeln. Auf dem Strahlhorn geht es am kommenden

Photo f 4.5 – 1/125 Rider Markus Planer


HIGH FIVE END OF SEASON IN THE MATTER VALLEY

The winter of 2022 will not be remembered by many as a particularly snowy one in the Alps. Down in the valley, spring has long since arrived, and looking out of the window of the cab that takes us from the train station up to Täschalp, the green hues clearly dominate. The taxi driver had already given us a pitying look down at the train station when we loaded our touring skis into his trunk. Despite snowless roads, he drops us off already a good bit below Täschalp at the “Loch“ and eventually asks us: “Do you still want to ski here?“ It is the end of April. We are on a western slope that is completely clear of snow until well above 10,000 feet. We are late and don’t want to miss dinner at the Täsch Hut. Our answer is, therefore, brief: “That’s the plan!“ Three minutes later, we are walking uphill, following the paved road. Our skis would stay on our backpacks until we reach the hut. We understand the cab driver. But at the same time, we feel sorry for him: if he only knew what he was missing. We wouldn’t have taken a seven-hour train ride if we didn’t know that we would still find ideal conditions for alpine ski touring. A low-pressure sys-

Photo f 5.0 – 1/4000 Rider Markus Planer

tem a few days ago provided exactly those 20 inches of fresh snow that were urgently needed for perfect conditions. We are in the right place at the right time. We reach the cozy Täsch Hut in time for dinner and realize that only ten guests are here - despite a weather forecast that could not have been better. With the first daylight and the skis on our backpacks, we walk about 100 yards behind the hut. From there, we can finally switch to our skinned skis and make our tracks towards the Alphubeljoch. What happens behind our backs is magical: The rising sun drenches the Weisshorn, Zinalrothorn, Dent Blanche, Obergabelhorn and the Matterhorn in a stunning glow. Soon the sun’s warming rays reach us, and we cross below the Alphubel through the most delicate powder to the final steep summit approach. Untracked slopes in perfect weather on one of the usually most frequented 13,000-foot ski touring peaks in the Alps. Who would’ve known? Shortly after noon, we check in at the Britannia Hut and, while enjoying a beer on the sun deck, watch more and more people trickle in. The next day’s hike to the Strahlhorn is, therefore, a

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Tag deshalb auch etwas geschäftiger zu. Erst als wir nach einer gemütlichen Gipfelrast bei der Abfahrt am Adlerpass in Richtung Zermatt abbiegen, sind wir wieder allein. Nach unfahrbarem Bruchharsch lässt uns 200 Höhenmeter weiter unten feinster Firn jubelnd talwärts wedeln. Mit der Gornergratbahn geht es dann ins Zentrum von Zermatt und von dort per Seilbahn zur höchsten Station der Alpen, aufs Klein Matterhorn. Von hier ist es nur ein kurzer Abstecher aufs Breithorn und wenig später auf den Pollux. Beide Gipfel lassen wir uns nicht entgehen. Es folgt eine der spektakulärsten und eindrucksvollsten Abfahrten der Alpen über das Schwarztor durch die wilden Gletscherbrüche des Schwärzegletschers hinunter auf die Ausläufer des Gornergletschers. Am Ende stehen wir hunderte Meter unterhalb der

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Moränenkante, in einem gewaltigen Tal, das der Rückzug der Eismassen seit dem Höchststand Ende des 19. Jahrhunderts hinterlassen hat. Wir sind froh, dass es trotz des Klimawandels immer noch genug gewaltige Eismassen gibt, die sich in mehreren Seitenströmen durch das Massiv schlängeln und uns den anstehenden Gegenanstieg zur Monte Rosa Hütte mit sehenswerten Formationen versüßen. Am nächsten Morgen, an dem mit der Dufourspitze unser höchster Gipfel auf dem Programm stehen sollte, verlässt uns kurzzeitig das Wetterglück. Kilian, der Wirt auf der Monte Rosa Hütte, macht uns Mut: „Das Wetter kommt aus Westen, da wird es hier meist nicht so schlecht.“ Wir sind trotzdem die einzigen, die auf-

Photo f 7.1 – 1/3200


bit busier. Only as we take a leisurely rest on the summit and turn towards Zermatt on the downhill run at Adlerpass, we are alone again. After unskiable hard-frozen slush, we find the finest spring corn 600 feet further down, allowing us to slalom into the valley rejoicingly. The Gornergratbahn takes us to the center of Zermatt. From there, we take the cable car to the highest station in the Alps, Klein Matterhorn. From here, it’s only a short detour to Breithorn and a little later to Pollux, two summits we wouldn’t want to miss, given the conditions and weather. What follows, is one of the most spectacular and impressive descents in the Alps via Schwarztor through the wild fractures of the Schwärze Glacier and down to the foot of the Gorner Glacier. At the end of the run, we are hundreds of

Rider Markus Planer

feet below the edge of the moraine, in a vast valley created by the retreating ice masses since their peak time at the end of the 19th century. We are glad that, despite climate change, there are still enough glaciers meandering through the massif with several side streams, easing our upcoming ascent to the Monte Rosa hut on the other side. The following day with the highest peak, Dufourspitze, on the agenda, our weather luck briefly fails us. Kilian, the innkeeper at Monte Rosa hut, gives us confidence: “The weather is coming from the west, so it’s not usually that bad over here.“ Nevertheless, we are the only ones to set out. Eventually, we are standing just below the ski dump at the saddle a few hours later. At first,

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brechen. Einige Stunden später stehen wir knapp unterhalb des Skidepots am Sattel. Zunächst sehen wir nichts, doch nach einer kurzen Wartezeit lichtet sich der Nebel etwas. Wir finden den Einstieg in den Gipfelgrat und stehen etwas später auf dem höchsten Punkt der Schweiz. Auf der Abfahrt müssen wir uns per GPS langsam in Richtung Hütte vorantasten. Für den letzten Tag ist wieder bestes Wetter angekündigt. Über das Monte Rosa Massiv geht es auf die italienische Seite bis Stafal – eine Überquerung, die ohne Spur und Sicht sehr unangenehm wäre. So ist es aber der krönende Abschluss unserer Woche. Als wir wieder im Zug sitzen, lassen wir die Tage Revue passieren und blicken auf einen genialen Saisonabschluss zurück.

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we see nothing, but after a short wait, the fog clears up a little. We find the entrance to the summit ridge, and a bit later we reach Switzerland’s highest peak. On the way down, we have to slowly make our way toward the hut with the help of our GPS. For the last day, the weather forecast is excellent again. We cross the Monte Rosa massif to the Italian side and down to Stafal – a traverse that would be highly unpleasant without any tracks and visibility. However, it’s a bluebird day and the crowning finale of our week in the Matter valley. As we are back on the train that takes us back home to South Tyrol, we have enough time to relax and review the last few days, looking back on a brilliant end to our season.

Photo f 5.6 – 1/4000 Rider Markus Planer


Mark Carter / Jackson, Wyoming


46° 41’ 19“N 12° 16’ 38.99“E

Course clear? TRE CIME DI LAVAREDO

Photo & Text: Martin Fiala

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Rider Markus Filzer

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IST DER KURS FREI? EIN WIEDERSEHEN MIT DER HAUNOLD NORDRINNE

Das Wohnmobil schnurrt, U2s „Raised by Wolves“ untermalt unsere Fahrt entlang des Westufers des Gardasees. Mäx und ich peilen zufrieden nach einem Traumtag am Pizzo Tambo in Graubünden das zweite Ziel unseres Wohnmobiltrips an. Es geht in die Region Drei Zinnen. Mäx schmunzelt, als ich ihm erzähle, dass zumindest die letzten 100 des schattigen, nordseitigen 1.700 Höhenmeter langen Aufstiegs durch das steile Rinnensystem der Haunold Nordrinne südseitig und vielleicht „wohlig warm“ sein könnten, wohlwissend, dass es in Innichen nur selten warm ist. Ich verbrachte in dem kleinen, aber feinen Skigebiet schon als junger Rennläufer viele kalte Trainingstage im Dezember. Anfang meiner 40er löste ich dort als Ski Crosser das Olympia Ticket und ahnte nicht, dass ich als Race Director von Ski Cross in Innichen am Fuße des Haunolds acht weitere Jahre – jeweils im Dezember – frieren und diese freche Nordrinne ansehen dürfen würde. Ich ahnte auch nicht, dass ich weitere drei Anläufe brauchen würde, um die passenden Verhältnisse für eine Befahrung zu erwischen. Aber der Reihe nach. Vorher galt es, irgendwo ein offenes Café am Gardasee zu finden und die Aussicht auf den Lago bei einem Cappuccino zu genießen – gar nicht so einfach im Februar und im Zeitalter der Shutdowns.

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Photo f 7.1 – 1/640 Rider Markus Filzer

Es ist noch dunkel, als der Wecker klingelt. Mäx schält sich aus dem Schlafsack und checkt das Wetter. Es ist bewölkt und warm. Ich kneife mich, um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Ja, wir sind am Fuße des Haunolds, Caravan Park Sexten. Und es ist warm. Wir frühstücken, checken ein letztes Mal die Wetter-App. Uns ist klar, dass wir im unteren Bereich der Tour keine Traumverhältnisse vorfinden werden, hoffen aber, dass zumindest die oberen, bis zu 45 Grad steilen 800 Höhenmeter der „Rocca dei Baranci – canale nord” fein sind und wir vom Gipfel die Aussicht auf die Drei Zinnen genießen können. In der Dämmerung stapfen wir los. Nach einer Stunde kommen wir zur ersten Steilstufe, die einzige Aufstiegsspur wird uns bei den ungünstigen Verhältnissen bald zu steil. Wir besprechen den einfachsten Aufstieg und kämpfen uns schweißtreibend zum Plateau am Fuß der Nordrinne. Mir wird klar, dass ich mit meinem Liter Flüssigkeit gut haushalten muss. Am Plateau angelangt, wechseln die Verhältnisse schlagartig. Ein tragfähiger Schneedeckel lässt uns zügiger vorankommen, bald müssen wir aber die Harscheisen auspacken und peilen bei nun unangenehm rutschigen Verhältnissen den Einstieg in das Rinnensystem an.

Photo f 3.5 – 1/2500 Rider Markus Filzer


COURSE CLEAR? A REUNION WITH HAUNOLD’S NORTHERN COULOIR

The motorhome is purring; U2’s “Raised by Wolves“ accompanies our drive along the western shore of Lake Garda. After a fantastic day at Pizzo Tambo in Grisons, Mäx and I set our sights on the second destination of our motorhome trip. We are heading for the Tre Cime region. Mäx smiles when I tell him that at least the last 300 feet of the shady, north-facing 5,600-foot ascent through the steep gully system of the Northern Haunold Couloir should be south-facing and perhaps “comfortably warm,“ knowing too well that it is rarely warm in San Candido. As a young racer, I spent many cold December training days in this small but exquisite ski resort. When I reached my 40s, I qualified as a ski crosser for the Olympics in this resort. I had no idea that, as race director of Ski Cross in San Candido at the foot of the Haunold, I would be allowed to spend eight more years – always in December – freezing and looking at this cheeky northern couloir. Neither did I suspect that I would need three attempts to find the right conditions to ski it. First things first, though. Before we would ski it, it was necessary to find an open café somewhere on Lake Garda to enjoy the view of the Lago with a cappuccino. Not an easy task in February and during a Covid lockdown.

Photo f 6.3 – 1/1250 Rider Markus Filzer

It’s still dark outside when the alarm clock goes off. Mäx peels himself out of his sleeping bag and checks the weather. It’s cloudy and warm. I pinch myself to make sure I’m not dreaming. Yes, we are at the foot of the Haunold, at the Caravan Park Sexten. And it’s warm. We have breakfast and check the weather app one last time. We know that we won’t find great conditions in the lower part of the climb, but we do hope that the upper 2,600 feet of the “Rocca dei Baranci – Canale Nord,“ up to 45 degrees steep, will be ok. And that we can see the Tre Cime from the summit. We start hiking at dusk. After an hour, we reach the first steep section, and the only track for the ascent soon becomes too steep due to unfavorable conditions. We discuss the most accessible way up and struggle to the plateau at the foot of the northern gully. I realize that I must be conservative with my one liter of water. Once at the plateau, the conditions change abruptly. A stable snow cover allows us to move faster, but soon we have to get the crampons out. The conditions are unpleasantly slippery

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Die Hoffnung auf gute Verhältnisse ist auf dem tiefsten Punkt, als wir die Rinne erreichen. Der Blick nach oben lässt uns aufatmen: Gut 20 Zentimeter Pulver liegen in der Rinne. Und keine einzige Spur! Spitzkehre nach Spitzkehre schrauben wir uns hoch.

anders. Ungefähr 200 Höhenmeter unter dem Gipfel richten wir ein Skidepot ein. Der schneearme Winter lässt grüßen: Steiles, felsiges und vereistes Gelände lässt uns die Steigeisen schätzen und führt uns über leichte Kletterstellen in die prominente Scharte.

Die Kulisse macht den Dolomiten alle Ehre. Steile Felswände rahmen die Nordrinne ein. Sie wird zunehmend steiler. Vor einer exponierten Querung schnallen wir die Ski ab, die Steigeisen an und traversieren leicht ansteigend, um zum sichtbaren Gipfelkreuz zu kommen. Unsere Höhenmesser dämpfen aber die Euphorie. Es gilt, noch 400 Höhenmeter zu bewältigen, das Gelände ist sportlich, meine Wasserflasche leer. Einfach ist

Mäx freut sich auf den versprochenen Drei-Zinnen-Blick, die Sicht macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Die letzten 100 Höhenmeter werden noch mal spannend, die südliche Exposition beschert uns eine störanfällige Schneeschwachschicht, wir mogeln uns teils hüfttief an den Rändern der steilen Schneefelder, teils in leichter Felskletterei zum Gipfel. Am Gipfelkreuz schlägt das Wetter endgültig um. Nebelschwaden und

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Photo f 5.0 – 1/1600


as we head for the entrance to the gully system. Our hope for good conditions is at its lowest point when we finally reach the couloir. Looking up we sigh in relief: there’s a good 8 inches of powder in the gully. And not a single track! One switchback after another, we slowly hike towards the top. The backdrop does justice to the Dolomites. Steep rock faces frame the northern gully. It becomes progressively steeper. Before an exposed traverse we take off our skis, put on the crampons and cross gently uphill to reach the now visible summit cross. But our altimeters dampen the euphoria. There are still 1,300 vertical feet left to climb; the terrain is challenging, and my water bottle is empty. This is all but easy. About 650

Rider Markus Filzer

feet below the summit, we set up a ski depot. The snowless winter salutes us: steep, rocky and icy terrain makes us appreciate our crampons and directs us via some light climbing sections to the prominent col. Mäx is excited about the promised view of the Tre Cime, but visibility puts a spoke in our wheel. The last 100 vertical feet are challenging; the snow layer is susceptible to disruption due to the southern exposure. We scramble to the summit, sometimes waist-deep in the snow, sometimes climbing on easy rock. At the summit, the weather finally turns bad. Fog and wind are moving in. We quickly descend carefully to where we left our skis and look forward to the beautiful, pow-

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Wind ziehen auf. Wir steigen konzentriert zum Skidepot ab und freuen uns auf die sehr feinen und pulvrigen 500 Höhenmeter im unteren Bereich der Rinne. Wir werden nicht enttäuscht. Eine Stunde später treffe ich am Liftausstieg auf Tschuppa, einen langjährigen „Chief of Course” beim Innichen Ski Cross Welt Cup. Er lacht laut, als er mich sieht, und noch bevor er mich überhaupt begrüßt, meint er: „Na, bist endlich oben gewesen, auf dem Haunold?” Ich antworte lachend: „Do we have the course clear?” Schön, endlich die Nordrinne mit Mäx gemacht zu haben. Und ebenfalls schön, alte Freunde – Gabriel, Kurt und Hanna – gesehen zu haben. Danke für die wieder einmal ganz besondere Zeit in San Candido!

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dery 1,650 vertical feet in the lower part of the couloir. It does not disappoint. An hour later, at the lift station in the valley, I meet Tschuppa, a long-time “chief of course“ for the Innichen Ski Cross World Cup. He laughs loudly when he sees me, and before even greeting me he says, “Well, well, have you finally skied it, the Haunold?“ I laugh and respond: “Do we have the course clear?“ It’s nice to finally have skied the northern couloir of Haunold with Mäx. And it was also great to see old friends – Gabriel, Kurt and Hanna – from my Ski Cross days. Thank you for another exceptional adventure in San Candido!

Photo f 5.0 – 1/1600 Rider Markus Filzer


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Photo f 2.8 – 30s


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69° 28’ 09.14“N 19° 52’ 43.42“E

Ticking off the Clock Towers LYNGEN ALPS

Text: Vegard Aasen Photo: Vegard Aasen and Anders Vestergaard

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CLOCK TOWERS: ABGEHAKT BIG MOUNTAIN SKIING IN DEN LYNGEN ALPEN

Für Skifahrer und Fotografen sind die Lyngen Alpen mit ihrer atemberaubenden Natur und den unzähligen Tourenmöglichkeiten ein Traumziel. Das Gebirge liegt auf der Halbinsel Lyngen, fast auf 70 Grad nördlicher Breite, und ist eine der alpinsten Bergregionen Norwegens. Hier gibt es rund 140 Gletscher und gewaltige Gipfel, die sich direkt aus den Fjorden erheben, bis hin zum Jiehkkevárri, dem höchsten Berg der Halbinsel mit 1.834 Metern über NN. Die Region zieht Skifahrer aus aller Welt an, vor allem im Frühjahr, wenn die Mitternachtssonne das Skifahren rund um die Uhr möglich macht. Lyngen steht schon seit vielen Jahren auf meiner Wunschliste, und so war die Antwort auf die Frage, ob ich dort Nikolai Schirmer und Krister Furnes Kopala filmen wollte, einfach. Die beiden sind in der Skiszene dafür bekannt, dass sie die Grenzen des Big-Mountain-Freeridens und Filmemachens immer wieder neu definieren. Die Art und Weise, wie sie steile Couloirs befahren, kombiniert mit hochwertigen Filmaufnahmen und Nikolais Storytelling, ist ihr Erfolgsrezept und hat ihnen dabei geholfen, ihren Lebensunterhalt mit dem Skifahren verdienen zu können. Ich konnte es kaum erwarten, sie in Aktion zu sehen.

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Photo f 5.0 – 1/2000 Rider Nikolai, Eirik, Krister, Eivind

Nikolai und Krister hatten unterschiedliche Pläne für diese Reise, ihre Wege sollten sich nach Ankunft im Camp trennen. Krister wollte Steilhänge befahren und sein Hauptziel war es, die erste Snowboardabfahrt an der schroffen Südseite des Jiehkkevárri zu machen, eine massive, schwierige Linie mit einer langen, exponierten No-Fall-Zone. Nikolai wollte weniger ausgesetzte Freeride-Linien fahren. Sein Plan war ein Nordosthang namens „The Clock Towers“ mit 500 Metern Steilabfahrt. Nachdem Nikolai sich im Oktober einen Achillessehnenriss zugezogen und sich erstaunlich schnell wieder davon erholt hatte, sollte dies das Highlight seiner Saison werden. Jetzt sah es so aus, als ob wir das Wetterfenster bekämen, auf das wir gewartet hatten: Sonne, kalte Temperaturen, Windstille und jede Menge Neuschnee. Der Zustieg zum Lager auf dem Sydbreen betrug etwa zehn Kilometer mit rund 600 Höhenmetern. Mit Pulkas mit 50 Kilogramm Gewicht war dies eine echte Herausforderung für die achtköpfige Gruppe mit Nikolai, Krister, Joonas Mattila, Eivind Aanesen, Eirik Verlo, Vetle Sevild, Anders Vestergaard und mir. Nach einer Weile kamen wir an Daltinden vorbei, wo ein paar Tage zuvor

Photo f 5.6 – 1/1000 Rider Joonas, Eivind, Krister


TICKING OFF THE CLOCK TOWERS IN SEARCH OF GREAT LINES IN THE LYNGEN ALPS

For a skier and photographer, the Lyngen Alps are a dream destination with their mind-blowing nature and skiing. The mountain range is located on the Lyngen Peninsula, at almost 70 degrees north, and it’s one of the most alpine mountain areas in Norway. It has around 140 glaciers and massive peaks that rise straight from the fjords and up to Jiehkkevárri at 6,017 feet above sea level, the tallest mountain on the peninsula. The skiing terrain attracts skiers worldwide, especially during spring when the midnight sun makes it possible to ski round the clock. Lyngen has been on my “to-do list“ for many years, so it was a no-brainer when asked if I could film Nikolai Schirmer and Krister Furnes Kopala camping on a glacier in the heart of Lyngen. Nikolai and Krister are well known in the skiing community for pushing big mountain freeriding and filmmaking to a new level. The way they ski steep couloirs in Northern Norway like no one else, combined with high-quality filming and Nikolai’s storytelling skills, has proven to be a recipe for success and has helped them make a living out of skiing. I could not wait to see them in action and to be a part of the crew.

Photo f 4.0 – 1/1600 Rider Nikolai Schirmer

Nikolai and Krister had different objectives for this trip and were going to part ways when we arrived at the camp. Krister was going into the steeps, and his main goal was to make the first snowboard descent of the gnarly south side of Jiehkkevárri, a massive and serious line with a long and exposed no-fall zone. Nikolai’s goal was to ski less exposed freeride lines, and his main objective was a northeast-facing side called “The Clock Towers,” with 1,600 feet of steep skiing. After Nikolai had torn his achilles in October and fought his way back amazingly fast, this was the season’s highlight. It now looked like we got the weather window we had waited for with sun, cold temperatures, zero wind and lots of fresh snow. The approach to camp on Sydbreen was about six miles with a 2,000-feet ascent. With pulks of 110 lbs, this was a good challenge for the group of eight, including me, Nikolai, Krister, Joonas Mattila, Eivind Aanesen, Eirik Verlo, Vetle Sevild and Anders Vestergaard. After a while we passed Daltinden, where two skiers got caught in an avalanche a few days earlier. Fortunately, they got away unharmed, but the same day one person died in an

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zwei Personen von einer Lawine erfasst wurden. Glücklicherweise kamen sie unverletzt davon, aber am selben Tag gab es einen Lawinentoten weiter nördlich auf Lyngen. Diese Ereignisse brannten sich in unsere Köpfe, und mit großem Respekt marschierten wir nun auf große Berge und Linien zu, die uns wie Zwerge aussehen ließen. Eine Stunde nach Sonnenuntergang erreichten wir endlich unser Lager. Ich war sprachlos. Es fühlte sich an wie im Himalaya. Die Südseite des Jiehkkevárri ragte 1.100 fast senkrechte Meter hinter dem Lager in den Himmel. Den ersten Tag verbrachten wir damit, Schneeprofile zu graben. Mit den Lawinen der letzten Woche im Hinterkopf untersuchten wir den Schnee lange und gründlich, bevor Nikolai und Eirik in

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der Nachmittagssonne die ersten nach Westen ausgerichteten Linien fuhren. Nikolai sprach vom besten Schnee, den er je in Lyngen erlebt hat. In den nächsten Tagen mussten wir etwas mehr Gas geben. Das schlechte Wetter sollte einige Tage früher eintreffen als ursprünglich erwartet, also mussten wir das Beste daraus machen. Der Wecker klingelte um fünf Uhr, und um sechs Uhr hatten wir aufgefellt. Wir filmten, bis die Sonne unterging. Krister entschied schnell, dass die mächtige Südwand des Jiehkkevárri wegen der schlechten Bedingungen nicht in Frage kam. Die beiden Gruppen wurden nun zu einer, mit ein und demselben Ziel: Freeride-Linien fahren und Weltklasse-Skifilme produzieren.

Photo f 6.3 – 1/1250


avalanche further north in Lyngen. These accidents left a lasting impression, and with great respect we were now hiking toward large mountains and lines that made us look like dwarfs in the massive mountain world of Lyngen.

profiles and checking the stability of the snow. With last week’s avalanches in mind, we assessed the snow long and well before Nikolai and Eirik skied the first west-facing lines in the afternoon sun. Nikolai spoke of the best snow he had ever skied in Lyngen.

We finally arrived at camp an hour after sunset. I was speechless. It felt like the Himalayas. The south side of Jiehkkevárri rose 3,600, almost vertical feet from the camp. I did not allow myself much time to enjoy the view because I had to set up a tent I borrowed just before departure. I had no idea what the finished result should look like. When I finally got it right, it was dark and the others were already asleep, warm and comfortable in their sleeping bags. We spent the first day digging snow

The tempo picked up many notches in the next few days. The weather was coming in a few days earlier than first reported, so we had to make the most out of it. The alarm went off at five, and the skins were on at six. We skied and filmed until the sun went down. Krister quickly decided that the big south face of Jiehkkevárri was a no-go due to bad conditions in the south. The two groups now became one group with the same goal – to ski freeride lines and produce world-class ski films.

Rider Nikolai Schirmer, Krister Kopala

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Der letzte Tag rückte schnell näher, und es war an der Zeit, die nach Nordosten ausgerichteten Clock Towers abzuhaken. Das Wetter sollte sich Dienstagmittag etwas bessern, also stellten wir unsere Wecker auf vier Uhr. Die Wolken waren dicht und jeden Moment schien ein Schneesturm zu drohen, doch wir vertrauten auf die Vorhersage und stiegen einfach weiter. Als die Gruppe den Gipfel erreichte, brach tatsächlich die Sonne durch und übergoss die Clock Towers mit wunderbarem Morgenlicht. Nikolai fuhr als Erster in den Hang ein. Er war schnell und sprang die größte Cliff der Wand. Krister fand ebenfalls eine perfekte Linie, bevor Vetle einen Flip von der zweitgrößten Cliff machte. Die Stimmung war hervorragend. Es war der perfekte Abschluss unseres Trips!

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The last day was approaching fast, and it was time to tick off the northeast-facing Clock Towers. The weather was supposed to get better on Tuesday at noon, so we set the alarm for four o’clock. The clouds were thick and threatened to throw a blizzard at us every moment, but we trusted the forecast and pushed on. Just as the group reached the summit, the sun burned through the clouds and lit up the Clock Towers in the beautiful morning light. Nikolai dropped in first. He skied fast and stomped the biggest cliff in the face. Krister skied his line perfectly before Vetle finished off by flipping the second largest cliff. The stoke was high, and we got the perfect ending to the trip!

Photo f 3.5 – 1/4000 Rider Nikolai Schirmer


DRY BACK SELLA 26L BACKPACK


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Photo f 4.0 – 1/1250


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45° 55’ 24.75“N 06° 52’ 09.71“E

Love and Hate in Chamonix MONT BLANC GROUP

Photo & Text: Andreas Vigl

Rider Christoph Wiesmayer

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LIEBE UND HASS IN CHAMONIX „NICHTS, WAS SICH ZU HABEN LOHNT, IST EINFACH“

Nach einem herausfordernden Winter, der viele Powder-Träume unerfüllt ließ, machen wir uns auf in die Westalpen, nach Chamonix. Allein der Klang des Namens beflügelt unsere Träume. In unseren Köpfen können wir uns bereits vorstellen, wie wir diese berühmten Wände fahren. Es muss steil sein, alpin, ein bisschen furchterregend, und natürlich mit viel Pulver. Und alles ist leicht mit Seilbahnen zu erreichen; Couloirs links und rechts, man muss nur zugreifen. Zumindest haben wir uns das so vorgestellt. Aber auf Ski-Trips gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass alles anders kommt, als man denkt. Nach acht Stunden Fahrt und einer Nacht im Wohnmobil stehen wir schließlich erwartungsvoll an der Seilbahn. Die ersten Eindrücke oben: ziemlich hoch, steil, beängstigend und majestätisch. Der zweite: Nicht viel Schnee, viel roter Saharasand. Wir gehen Richtung Tour Ronde. Doch dort, wo sich eine weiße Linie durch die Felswand ziehen sollte, sehen wir nur Steine. Einigermaßen geknickt fahren wir über das Mer de Glace ab und müssen auch früh abschnallen, denn der Schnee reicht nicht bis unten. Aber gut, jetzt kommt erstmal ein Schlechtwettertag, also haben wir Zeit, um Karten und Reiseführer zu studieren.

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Photo f 4.0 – 1/200 Rider Christoph Wiesmayer

Aus einem Tag werden zwei, drei, dann vier. Die Wolken geben nicht nach. Wir haben den Mont Blanc lange nicht mehr gesehen. Alle Karten sind studiert, alle Führer gelesen, alle Cafés besucht. Wir erfahren, dass die Grands Montets Bahn, die wir für den Zustieg zur Argentière Hütte nutzen wollten, abgebrannt ist. Zu allem Übel ist die Hütte auch noch geschlossen. Wir geben auf. Wir müssen weg. Wir flüchten zum Simplonpass, wo wir endlich Skitouren machen wollen. Morgen früh. Alles, was wir brauchen, ist ein Platz zum Campen für die Nacht. Wir fahren auf den Parkplatz und trauen unseren Augen nicht: 50 Soldaten und drei Panzer! Was ist denn hier los? Man sagt uns, dass Schießübungen stattfinden und das gesamte Gebiet für die nächsten Tage gesperrt ist. An Skitouren ist nicht zu denken. Wir wissen nicht, ob wir lachen oder weinen sollen. Der letzte Geduldsfaden ist gerissen, die Träume vom steilen Pulver in weite Ferne gerückt. Starker Kaffee bringt uns am nächsten Morgen wieder auf Kurs. Es soll doch noch gutes Wetter kommen, und obwohl Chamonix uns den Laufpass gegeben hat, beschließen wir, zurückzufahren. Die Berge verstecken sich immer noch in den Wolken, aber wir

Photo f 4.0 – 1/1600 Rider Christoph Wiesmayer


LOVE AND HATE IN CHAMONIX “NOTHING WORTH HAVING IS EASY“

After a challenging winter that left many powder dreams unfulfilled, we are off to the Western Alps, Chamonix. The mere sound of the name fires our dreams. In our minds, we can already envision ourselves skiing down these famous walls. It has to be steep, alpine, a bit scary, and of course, with lots of pow. And all of it is easily accessible by ropeways: couloirs to the left and right, you just have to grab them. At least, that’s how we pictured it. But on ski trips, there is the unwritten law that everything turns out differently than you think. After eight hours of driving and a night in our camper van we finally arrive at the cable car full of expectations. The first impressions at the top: quite high, steep, terrifying, and majestic. The second: Not much snow, a lot of red Sahara sand. We head towards the Tour Ronde. But where a white line should run through the wall, all we see is rocks. We ski down the Mer de Glace and have to unbuckle early because the snow doesn’t reach the bottom. However, bad weather is approaching, so we have a day to study maps and guidebooks.

Photo f 4.0 – 1/160 Rider Christoph Wiesmayer

One day turns into two, then three, then four. The clouds do not give way. We haven’t seen Mont Blanc for a long time. All maps are studied, all guiding books are read, and all cafés are visited. We find out that the Grands Montets cable car, which we wanted to use for the ascent to the Argentière hut, has burned down. To make it worse, the hut is also closed. We give up. We need to leave; somehow it is not meant to be. We escape to the Simplon Pass, where we finally want to go ski touring. Tomorrow morning. All we need is a place to camp for the night. We enter the parking lot and can’t believe our eyes: 50 soldiers and three tanks! What is going on? We are told that target practice is taking place, and the entire area is closed for the next few days. Ski touring is out of the question. We don’t know whether to laugh or to cry. Our last thread of patience has snapped and our dreams of steep powder lines are a distant memory. Two jugs of strong coffee get us back on course the next morning. Good weather is supposed to be coming after all, and although Chamonix had given us the boot we decide to go back. The mountains are still hiding in the clouds but we will not give up again. We set out with our heavy backpacks.

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geben nicht erneut auf. Mit schweren Rucksäcken geht es los. Da es die Seilbahn nicht mehr gibt, stellen wir uns auf mehrere zusätzliche Stunden ein, aber das ist egal. Am Seil geht es im Nebel über den Gletscher, dann blitzen die ersten Berge durch die Wolken. Langsam sehen wir immer mehr von den legendären Nordwänden: Aiguille Verte, Droites, Courtes. Ein atemberaubender Anblick, und alles mit Neuschnee. Unerwartet finden wir in der Hütte einen offenen Winterraum. Besser geht’s nicht. Am nächsten Tag sind wir früh wach. Mit Stirnlampen steigen wir zum Fuß der Aiguille du Argentière; bei Sonnenaufgang klettern wir den schmalen Eisfall hinauf, der uns zum Y Couloir führt. Der Schnee ist hüfthoch. Nach einigen Stunden harter Arbeit errei-

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chen wir den Gipfel und bestaunen die Aussicht. Deshalb sind wir hergekommen: Die mächtigen Berge, unzählige Steilflanken, und alles funkelt in strahlendem Weiß! Jetzt kommt, worauf wir gewartet haben: Unsere Skispitzen zeigen in das Couloir; nach dem Abstoß übernimmt die Schwerkraft. Nach ein paar Metern haben wir uns an die Steilheit gewöhnt, unsere Schwünge werden flüssiger, wir jubeln vor Glück! Kurz vor 9 Uhr sind wir zurück bei der Hütte. Es bleibt nichts anderes übrig, als zu entspannen, zu essen und die Tour für morgen auszusuchen. Skifahren, essen, schlafen, wiederholen. Perfekt! Unser Ziel für Tag zwei ist der Col de Cristeaux. Wir überqueren den Gletscher und bewundern das Farbenspiel der aufgehenden

Photo f 4.0 – 1/2500


Because the cable car doesn’t exist anymore, we prepare for several additional hours of climbing, but we honestly don’t care. We hike on the rope in the fog across the glacier; then, the first mountains peek through the clouds. Slowly we get to see more and more of these legendary north faces: Aiguille Verte, Droites, Courtes. A breathtaking sight. Everything is covered in fresh white snow. To our surprise we find an unlocked winter room in the hut. It’s getting better by the minute. The following day, we are up early. In the light of our headlamps, we hike to the foot of the Aiguille du Argentière; at sunrise, we climb the narrow icefall that shows us the way to the Y Couloir. The snow is waist-high. After a few hours of hard work, we

Rider Christoph Wiesmayer

reach the summit and gaze at the view. This is precisely what we came for: The most imposing mountain landscape, countless steep faces, and everything sparkling seductively in radiant white! Now comes the part we’ve been waiting for: Our ski tips point into the couloir; after dropping in gravity takes over. After a few feet, we get used to the incline, our turns become smoother and we rejoice with happiness! Just before 9 a.m., we are back at the hut. Nothing is left to do but relax, eat and choose the line for tomorrow. Ski, eat, sleep, repeat. Perfect. Our objective for day two is the Col de Cristeaux. We traverse the glacier and admire the colors of the rising sun. We make good progress, and a bit later we make the first reluctant turns

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Sonne. Wenig später machen wir die ersten zaghaften Schwünge in die Steilwand. Der Schnee ist perfekt. Drei Stunden Aufstieg sind in weniger als zwei Minuten abgefahren. War das die beste Steilwandabfahrt jemals? Auf jeden Fall war sie die Mühe wert. Wir sind so zufrieden, dass wir nach Hause fahren könnten, wäre da nicht diese markante Wand der Courtes gleich hinter der Hütte.

into the steep face. The snow is perfect. There’s no stopping us now; what took three hours of climbing is skied down in less than two minutes. Was this our best steep line ever? It was, for sure, worth all the trouble we had before. We are so happy and satisfied, we could go home now, but there’s still this striking face of the Courtes directly across the hut.

Wecker um 3 Uhr. Es ist noch früh, als wir auf 3.700 Meter am Col du Courtes aussteigen. Wieder kommen wir in den Genuss einer ausgesetzten, imposanten Abfahrt. Nach 1.000 Höhenmetern sind wir glücklich, und unsere Oberschenkel brennen. Wir haben alles bekommen, was wir wollten: Drei tolle Tage, umso süßer nach dem schweren Start. Und so lief am Ende alles nach Plan.

Alarm at 3 a.m. Headlamps. It’s still early when we reach 12,000 feet on Col du Courtes. Again we get to enjoy an exposed, impressive run. After 3,300 vertical feet, we are happy and our thighs are burning. We got everything we wanted: Three amazing days, even sweeter after the rough start. And so, in the end, everything went according to plan.

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Photo f 4.0 – 1/4000 Rider Christoph Wiesmayer


LESS IS TOUR D I E KO R E-TO UR SK I MI T I H RE R L I G H T W E I G H T KO N ST RUKT I O N BI E T E N D I R ZU SA M M E N M I T D E N T Y RO L I A A A A-TO URE N BI N D UN G E N MA X I MA L E PE RFO RMA N CE I M AUFST I EG UN D BE I RASA N T E N A BFA H RT E N .

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68° 04’ 27.47“N 13° 32’ 42.16“E

Green Style Choice LOFOTEN

Photo & Text: Lorenzo Alesi and Alice Linari

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Photo f 2.8 – 1/640


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DER GRÜNE WEG NACHHALTIGES REISEN UND SKIFAHREN

In den vergangenen Jahren versuchten wir, den Klimawandel in den Bergen aufzuzeigen, indem wir an unberührte Orte reisten, die verdeutlichen, wie einzigartig unser Planet ist und wie glücklich wir uns schätzen können, hier zu leben. Heute stellen wir uns mehr denn je die Frage, was jeder von uns tun kann, um den Klimawandel zu bekämpfen und welche Gewohnheiten wir verändern sollten. Der größte Teil der CO2-Emissionen wird sicherlich von Systemen verursacht, die größer sind als wir selbst; dennoch sind individuelle Maßnahmen unerlässlich, um auch kleine Erfolge zu erzielen. Deshalb haben wir uns entschlossen, im Alltag und auf unseren Reisen neue Methoden anzuwenden. Auf unserer Reise nach Norwegen im letzten Frühjahr konnten wir Möglichkeiten eines umweltfreundlicheren Lebensstils kennenlernen. Eine Reise von der Mitte Europas in Richtung Polarkreis mit einem minimalen CO2-Fußabdruck.

dem Ladenetz in Nordeuropa. Tatsächlich ist es leicht, Ladestationen zu finden, und die 40–60 Minuten Ladezeit machen die Fahrt zwar langsamer, aber auch viel entspannter.

Wir verließen München mit einem Elektroauto, und die 3.000 Kilometer lange Reise erwies sich als einfacher, als wir dachten: Die fortschrittliche Technologie dieser Autos bietet einen unglaublichen Fahrkomfort, und wir legten beträchtliche Strecken zurück, ohne es überhaupt zu merken. Unsere größte Sorge galt anfangs

Am Tag nach unserer Ankunft erkundeten wir mehrere Spots, aber die warmen Vorwochen und der plötzliche Temperatursturz hatten zu einer sehr harten Schneedecke in relativ großer Höhe geführt. Doch zwei Tage später brachte ein Sturm aus dem Norden 30 Zentimeter Neuschnee. Der Kontrast zwischen den

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Photo f 2.8 – 1/5000 Rider Lorenzo Alesi, Alice Linari

Über beeindruckende Brücken, mit Hybridfähren über fantastische Fjorde und vorbei an atemberaubenden Landschaften erreichten wir nach nur zwei Tagen die Lofoten. Wir fuhren Tausende von Kilometern, zwei Drittel davon mit „sauberer“ Energie, da diese in Norwegen vollständig aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Ein großer Fortschritt in den letzten Jahren, dank des Engagements der Regierung und der Bürger. Dies ermöglicht es uns auch, Sport im Einklang mit der Natur zu betreiben. In Ballstad, in der Hattvika Lodge, wartete unser Freund Kristian auf uns. Seine Lodge ist sowohl architektonisch als auch in Bezug auf die Energieversorgung nachhaltig konzipiert.

Photo f 2.8 – 1/2000 Rider Alice Linari


GREEN STYLE CHOICE EXPLORING AND SKIING SUSTAINABLY

We’ve spent the past years trying to describe the transformation the mountains are undergoing due to climate change by showing pristine places and beautiful landscapes that highlight how unique our planet is and how lucky we are to live here. Today, more than ever, the question we ask ourselves is what each of us can do to fight climate change, which behaviors we should have and which habits we should change. The largest amount of CO2 emissions certainly comes from systems bigger than us; however, individual actions are essential to achieve even small results. That’s why we decided to take on different behaviors in our everyday lives and during our exploration trips. Our travel to northern Norway last spring tested the possibility of choosing a greener lifestyle. A journey from the middle of Europe towards the Arctic Circle to reach the Norwegian islands in the far north, traveling sustainably, eating local products, and doing what we love – skiing and ski touring – with a minimal carbon footprint. We left Munich in an electric car, and the 1,900-mile trip turned out easier than we thought: the advanced technology of these cars offers incredible driving comfort, and we covered significant

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distances without even realizing it. Initially our biggest worry, the charging network is well developed in northern Europe. It’s easy to find chargers, and the 40–60 minutes to charge make the journey slower but also much more enjoyable and relaxing. Crossing stunning bridges, using hybrid ferries across fantastic fjords and passing through breathtaking landscapes, we reached the Lofoten islands after only two days. We drove thousands of kilometers, two-thirds exclusively with “clean” energy, as it is generated entirely from renewable sources in Norway. Great progress in the past years, thanks to the government’s and its citizens’ commitment. This also allows us to practice sports in harmony with nature. In Ballstad, at Hattvika Lodge, our friend Kristian was waiting for us. His lodge is designed to be sustainable both architecturally and in terms of energy. The day after we arrived we explored several spots, but the warm previous weeks and the sudden drop in temperature had resulted in a very hard snowpack at a relatively high altitude. Luckily, 48 hours later a storm from the north brought 12 inches of fresh snow. The contrast between the mountains of Lofoten and the

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Bergen und dem Meer, das schwarze Felsband zwischen weißem Schnee und grünem Wasser, war schlichtweg atemberaubend. Einer der Höhepunkte war unser Tag am Rundfjellet. Wir wachten früh auf und fuhren nach Norden. Als wir Svolvaer erreichten, ging die Sonne auf und färbte die Küste in ein wunderschönes Rosa, das langsam in Gold überging. Nachdem wir den Gipfel erreicht und die Aussicht genossen hatten, fuhren wir über die Nordseite ab, wo die Bedingungen ideal aussahen. Schneebedeckte Berge bis hin zum Meer, hunderte Fjorde, magisches Licht: das sind die Lofoten. Auf dem Rückweg nach Ballstad erkundigten wir uns nach dem Wetter für den nächsten Tag: Es sollte sich bereits wieder ändern. Vier Jahreszeiten an einem ein-

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zigen Tag – auch das ist hier normal. Wir wachten zu weiteren 20 Zentimeter Neuschnee auf. Zu viel für unser geplantes Couloir, also entschieden wir uns für eine Alternative, gleich hinter Ballstad. Als wir den Gipfel erreichten, kam der Sturm. Das Couloir sah riskant aus, also schlug Kristian eine sicherere Linie vor. Der Schnee war fantastisch. Der Hang öffnete sich und schenkte uns frischen Powder bis hinunter zum Auto. Auf dem Heimweg hielten wir an einem nahe gelegenen Strand, der für seinen Surf bekannt ist. Von oben sah die Küste wie gemalt aus, mit smaragdgrünem Wasser, sich brechenden weißen Wellen und Sand, den die Bäche aus den Bergen hier abluden: ein surrealer Ort. Während wir schweigend zurück-

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sea, the black band of rocks between the white snow and the green color of the water was simply stunning. One of the highlights was our day at Rundfjellet. We woke early and headed north. When we reached Svolvaer the sun rose, turning the islands’ eastern shore into a beautiful pink that slowly faded to gold. After reaching the summit and enjoying the incredible views we decided to ski the north face where conditions looked good. The powder turns were pure pleasure. Snowcapped mountains all the way to the sea, hundreds of fjords, magical light: this is Lofoten. On the way back to Ballstad we inquired about the weather conditions in the nearby mountains for the next day: the weather was changing again. Experiencing

Rider Lorenzo Alesi

four seasons in a single day is also normal up here. The next day we woke up to another 8 inches of fresh. There was too much snow in the couloir we had planned to ski, so we opted for an alternative just behind Ballstad. When we reached the summit we ended up in the middle of a storm. The couloir looked risky, so Kristian suggested a safer line. The snow was fantastic. The couloir opened up into a wide face with fresh pow all the way down to the car. On the way home we stopped at a nearby beach known for its swell. From above,the coast looked like a painting, with emerald green water, breaking white waves and sand marked by the creeks from surrounding mountains: a surreal place. As we drove

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fuhren, erlebten wir einen Sonnenuntergang mit ständig wechselnden Farben, an dem wir uns nicht sattsehen konnten.

back in silence, we witnessed a beautiful sunset with ever-changing colors that we couldn’t get enough of.

Es war Zeit, unsere Reise fortzusetzen. Wir waren hier, um einen neuen, grüneren Lebensstil zu erleben. Als wir den Startknopf des Autos drückten, tauchten die Bilder der vergangenen Tage noch einmal in unseren Köpfen auf. Wir hatten unser Ziel erreicht: mit einem reduzierten CO2-Fußabdruck reisen, in nachhaltigen Hütten schlafen, lokale Lebensmittel essen, die Kultur erleben und die Berge nur mit der Kraft unseres eigenen Körpers erleben. Das Rauschen des Meeres holte uns in die Realität zurück. Wir verabschiedeten uns von Ballstad und unseren Freunden und fuhren nach Norden zum nächsten Ziel unserer Reise.

It was time to continue our journey. We had come here to experience a new, greener lifestyle. As we pressed the car’s start button, the previous days’ images quickly reappeared in our minds like a spark. We had indeed achieved our goal: to travel with a reduced carbon footprint, to stay in sustainable huts, to eat local food, to experience the local culture and, of course, to ski these incredible mountains using only the power of our own bodies. The sound of the ocean brought us back to reality. We said goodbye to Ballstad and our friends and headed north to the next destination of our trip.

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JEREMY BERNARD

MING POON

TAKAHIRO NAKANISHI

Les Menuires, France @jeremy_bernard_photography www.jeremy-bernard.com Canon EOS R5

Tahoe City, USA @wuya_creative www.mingpoonphotography.com Sony A1 (mostly)

Tokoname, Japan @taka_n_monofoto_gallery www.takahironakanishi.com Nikon D5

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PHILIPP REITER

FREDRIK SCHENHOLM

JASON HUMMEL

Bad Reichenhall, Germany @philippreiter007 www.philipp-reiter.de Leica Q2

Gothenburg, Sweden @schenholmphoto www.schenholm.com Canon EOS R

Gig Harbor, Washington State, USA @jasonhummel www.jasonhummelphotography.com Sony A1

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ANTON BREY

FABIAN BODET

ANDREAS BRUNNER

Garmisch-Partenkirchen, Germany @brey_photography www.brey-photography.de Fuji xT4 & DJI Mavic 2 Pro

Chamonix, France @fabian_bodet www.itsprettydamnnice.com Fuji

Feldthurns, Italy @andreas_brunner www.suedtirolalpin.com Sony Alpha 6400 (35mm/f2/1.4000sek)

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MARTIN FIALA Wertach, Germany www.mafia-photography.com Canon 5D III

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VEGARD AASEN

ANDERS VESTERGAARD

Sogndal, Norway @vegard_aasen www.vegardaasen.com Sony A7r4 and DJI Mavic 3

Oslo, Norway @andersvest www.andersvest.com Sony A7riv

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LORENZO ALESI

ALICE LINARI

Innsbruck, Austria @andreas_vigl_photographer www.andreasvigl.com Nikon D850 & Z6

Ascoli Piceno, Italy @loalesi www.lorenzoalesi.com Sony Alpha 7

Firenze, Italy @alice.linari www.lorenzoalesi.com Sony Alpha 7 M III

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WOCHEN-, 4 TAGES- & 2 TAGESANGEBOTE

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ANDREAS VIGL

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BACKLINE Online 2011–2022 BACKLINE Photo & Story Magazine nun auch digital. Dies ist die 12te Ausgabe von BACKLINE Photo & Story Magazine. Wir freuen uns, bekannt zu geben, dass alle vergangenen Ausgaben ab nun digital und frei verfügbar sind. Somit stehen allen Lesern über 150 Skigeschichten zur freien Verfügung. Alle, die weiterhin das Magazin in den Händen halten wollen, können die wenigen übrigen Ausgaben der letzten Jahre online bestellen. Wir wünschen allen viel Spaß beim Anschauen und Lesen und bedanken uns herzlich für Ihre Treue.

BACKLINE Photo & Story Magazine goes digital. This is the 12th BACKLINE Photo & Story Magazine issue. We are proud to announce that all past issues are also available for free as digital versions. Total of roughly 150 ski stories for free. For all those who do enjoy holding the magazine in their hands, there are still some past issues available in our online shop. Enjoy the reading and thank you kindly for your loyalty.

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Redaktion Editor Begunje Slowenien, 2022 Wolfgang Greiner (Texts, Translation) Redaktionelle Mitarbeit Editorial staff Martin Fiala, Ming Poon, Julie Brown, Kei Karino, Philipp Reiter, Fredrik Schenholm, Jason Hummel, Anton Brey, Yannick Boissenot, Andreas Brunner, elanskis.com Vegard Aasen, Andreas Vigl, Lorenzo Alesi, Alice Linari, Dagmar Schächter, Sandra Wilderer

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Design & Layout Andy Schmidt as@stadtrand-design.de Publisher & Anzeigen Publisher & advertising Sandra Wilderer sandra.wilderer@backline-magazin.com Einzelverkaufspreis Copy price D, A: 15,- €, CH: 20,- SFR, ITA: 17,50 €, SWE: 199,SEK, LUX: 15,- € Prepress & Druck Prepress & printing company AZ Druck und Datentechnik GmbH Heisinger Straße 16 87437 Kempten www.az-druck.de Vertrieb Distribution company stella distribution GmbH Überseering 10a 22297 Hamburg Phone: +49 (0)40/80805300

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