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ART DE VIVRE — Schöne nahe Ferne — Die westliche Algarve ist das Stiefkind Portugals – im besten Sinne. Es locken ursprüngliche Landschaften und Strände. TEXT: TINA BREMER FOTO: TOMMASO DI GIROLAMO/PRISMA

Der kräftige Wind, der vom Atlantik weht, trägt Salz mit sich – und den Duft von frisch grillierten Bratwürsten. Vor dem Wagen am Leuchtturm hat sich eine Schlange gebildet – Männer, Frauen und Kinder, dick eingemummelt in Schals und Windjacken –, die Bierbänke auf dem Platz davor sind bis auf den letzten Platz belegt. «Letzte Bratwurst vor Amerika» steht in roten Lettern auf dem Dach des Imbisses, genau unter der Comic-Bratwurst, die den Gästen kokett zuzwinkert. Vor 15 Jahren brach der Nürnberger Wolfgang Bald in seiner Heimat alle Zelte ab, um am portugiesischen Cabo de São Vicente neu anzufangen. Mit einer Idee, Pfadfindergeist und jeder Menge Grillkohle im Gepäck. Heute ist seine Imbissbude «Letzte Bratwurst vor Amerika» Kult. Ganze Heerscharen von Touristen pilgern ans Kap an der westlichen Algarve, nur um in eine der leckeren deutschen Thüringer zu beissen. Wer mag, erhält für zwei Euro ein Zertifikat dazu. Darauf vermerkt: «Sie haben den südwestlichsten Punkt Europas besucht!» Auch Heinrich der Seefahrer suchte hier sein Glück, wo Europa endet, wo die hochhaushohen Klippen ins Wasser fallen und die Wellen des Atlantiks wie ein Versprechen tosen. Von hier >

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IM UHRZEIGERSINN In der Gegend um den Kurort Monchique stehen Eukalyptuswälder. Blick vom Hotel Martinhal aufs Meer. Innenansicht des Designhotels. Surfer wärmen sich für den Sprung in die Wellen auf. Fischerboot im Hafen von Sagres. Das neu eröffnete Wellnesshotel Longevity nahe Monchique.

brach er auf, um die Welt zu ersegeln: die Kapverden, Madeira, Afrika. Dort, wo Heinrich in See stach, steht noch immer die Seefahrerschule, in welcher nachkommende Generationen von Kapitänen und Entdeckern ausgebildet wurden. Das flache, weiss gekalkte Fort aus dem Jahr 1793 steht auf Ponta de Sagres, einem 300 Meter breiten Felsen, nur wenige Kilometer südlich des Fischerdorfes Sagres, das im Winter in einen Dornröschenschlaf fällt und im Sommer von Surfern und Sonnensuchenden heimgesucht wird. Gleich vor der Tür des Forts beginnt der Parque Natural de Sudoeste Alentejano e de Costa Vicentina, eines der grössten Naturschutzgebiete Portugals. Der Kontrast zur südlichen Algarve könnte grösser nicht sein. Während sich rund um Faro eine Bettenburg an die nächste reiht, die Billigflieger im Minutentakt landen und Golfbälle wie Schneeflocken über die Greens wirbeln, ist die westliche Algarve bislang vom Massentourismus verschont geblieben. Ein Stiefkind, im besten Sinne. Erst vor fünf Jahren wurde die Autobahn von Faro nach Lagos eröffnet und die Fahrzeit auf etwas mehr als eine Stunde verkürzt. Die Landschaft ist ein Stillleben aus schroffen Küsten, kleinen Buchten, vorgelagerten Inseln, Heidekraut und Eukalyptusbäumen.

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Vor den Küsten tauchen Delfine, Wale und die seltenen Lederrückenschildkröten, am Himmel segeln Wilson’s Storm Petrels und vierzig weitere Seevogelarten. «Wir haben schon mit den Behörden geredet, dass man aufpassen muss, das Wachstum der Industrie in Grenzen zu halten», erzählt Sara Magalhaes. Die Meeresbiologin studierte an der Universidade do Algarve und forschte mehrere Jahre auf den Azoren, bevor sie in Sagres mit ihrem Partner Ricardo Silva das Forschungs- und Ausflugszentrum Mar ilimitado gründete. «Das Gebiet hier ist noch sehr unerforscht», sagt Sara, «es gibt noch nicht viele wissenschaftliche Studien.» Im Sommer fährt sie bis zu sechs Mal am Tag mit den Touristen hinaus aufs Meer – wenn das Wetter es zulässt und der Atlantik wohlgesonnen ist. «Die Chance, Delfine zu sehen, liegt bei 90 Prozent», freut sich Sara. Bei jedem Ausflug notieren sie und ihr Team genau, welche Meerestiere und Seevögel sie gesichtet haben. «Wir setzen uns für einen Qualitätstourismus ein und wollen das Bewusstsein für die Natur stärken», sagt Sara. Im Einklang mit der Natur zu operieren, strebt auch das Martinhal Beach Resort & Hotel an, welches vor zwei Jahren nahe

Sagres eröffnete. Vor zehn Jahren hängten der Zürcher Roman Stern und seine Frau Chitra ihre gut bezahlten Jobs als Unternehmensberater in London an den Nagel, um ihren Traum von «Europas luxuriösester Ferienanlage für Familien» zu verwirklichen. Das 5-Sterne-Resort Martinhal ist das grösste Tourismusprojekt Portugals der vergangenen Jahre und wird an der Westalgarve für lange Zeit wohl auch das letzte bleiben. Eine Genehmigung für den Bau erteilten die Behörden nur, weil 200 neue Jobs geschaffen wurden und Wert auf eine ökologische Bauweise gelegt wurde. Heute darf in dem Naturschutzgebiet nur noch ein Haus pro 240 000 Quadratmeter gebaut werden. Die modernen Villen, die der Londoner Architekt Matthew Wood vom preisgekrönten Büro Conran & Partners entworfen hat, sind in die Dünenlandschaft gebettet und grenzen an einen langen feinen Sandstrand, der goldgelb in der Sonne schimmert. «Die Landschaft ist hier besonders faszinierend und wir wollten den Eingriff in die fragile Flora und Fauna so gering wie möglich halten – wir wollten mit der Natur arbeiten, anstatt sie zu unterdrücken», erklärt Wood. Die Kuben mit Meerblick sind mit Holz verkleidet, > fast alle Möbel wurden eigens für das Resort entworfen, in der

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ALGARVE-TIPPS ANREISE Air Berlin 3x wöchentlich ab Zürich über Palma de Mallorca nach Faro. Hin- und Rückflug inklusive Taxen ab CHF 400.–, www.airberlin.com

HOTELS Martinhal Beach Resort & Spa Die schöne Ferienanlage liegt direkt an der Bucht von Sagres und ist mit einem Kids-Club, mehreren Pools und diversen Aktivitäten besonders auf Familien ausgerichtet. Aber auch Singles kommen in den modern designten Zimmern auf ihre Kosten. Besonders gefallen uns die Kuben in Laufnähe zum Strand. Das Mobiliar wurde grösstenteils extra für das Martinhal entworfen, es wird grosser Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt. Für das Design wurden u.a. Conran & Partners beauftragt.

BESUCHEN Cabo de São Vicente Am Cabo de São Vicente ist die Steilküste 70 Meter hoch und bietet spektakuläre Ausblicke. Schönes Fotomotiv ist der Leuchtturm, der als lichtstärkster Europas gilt. Vor dem Eingang ist die Imbissbude «Letzte Bratwurst vor Amerika» stationiert. www.letztebratwurst.com

Mar ilimitado Die Meeresbiologen bieten diverse Ausflüge mit dem Boot an. Zum Beispiel, um Meeresvögel oder Wale zu beobachten. Eine 90-minütige Delfintour kostet für Erwachsene 30 Euro. www.marilimitado.com

DZ ab Euro 190.–, www.martinhal.com

BILD OBEN Der Strand Praia do Amado ist nicht nur bei Surfern und Sonnenhungrigen beliebt. Auch im Herbst und Winter ist der breite Strand, der in einer Bucht liegt, einen Spaziergang wert. Das Spiel aus Sonne und Wolken kreiert immer wieder dramatische Himmel.

gesamten Anlage wurden vorrangig regionale Materialien wie Stein, Holz, Kork und Schilf verarbeitet. Der Stein, aus dem die Beistelltische in den Zimmern gefertigt sind, stammt aus dem Bergdorf Monchique, welches die beste Luftqualität Europas haben soll und berühmt für seine heilenden Quellen ist. «Ab Mitte 2012 werden alle unsere Häuser Solarpaneele auf den Dächern haben und CO2-neutral sein», erzählt Roman Stern, während um ihn herum Engländer, Portugiesen und Schweizer in Sesseln von Vitra ihren Aperitif einnehmen und ihren Kindern beim Spielen zuschauen. Das nächste Projekt hat der Schweizer bereits ins Auge gefasst: ein Boutiquehotel in Lissabon. «Mittlerweile braucht man von Lissabon bis an die Algarve nur noch etwa drei Stunden mit dem Auto – und es steht nur eine Ampel im Weg», sagt Roman. Wenn man durch die bodentiefen Fensterfronten auf die Küste und das Meer schaut, verspürt man allerdings nicht das geringste Bedürfnis, in die Grossstadt zu reisen. Design vom Feinsten und eine ausgezeichnete Küche gibt es schliesslich auch hier, wo Europa endet. Und sollten die Kleinen doch mal quengelig werden – die nächste Imbissbude ist nicht weit. <

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Longevity Wellness Resort Gerade erst eröffnet hat das Longevity Wellness Resort nahe dem hübschen Bergdorf Monchique. Es ist das erste Medical Wellness Resort in Portugal. Das sehr durchdesignte, etwas kühle Ambiente muss gefallen, die Anwendungen und die Spa-Küche sind top. Vom Hotel hat man Blick auf das Mittelmeer und kann direkt vor der Haustür Wanderungen durch die Eukalyptuswälder unternehmen. Bis zu Monchique und seinen Quellen kann man in ca. 20 Minuten spazieren.

Monchique Das idyllische Bergdorf rühmt sich, die beste Luftqualität Europas zu haben, zudem sprudeln heilende Quellen. In den Kurort hat es viele Künstler verschlagen, die ihr Kunsthandwerk verkaufen. www.monchique.com

Praia do Amado Der breite weisse Strand ist vor allem bei Surfern beliebt. Er gilt als einer der besten Surfspots Europas. Wer es einmal selbst versuchen möchte: Die Surfschule von Lagos befindet sich am Praia do Amado. Es gibt auch eine kleine Bar.

DZ ab Euro 90.–, www.longevitywellnessresort.com

REISEVERANSTALTER Olimar ist spezialisiert auf Portugalreisen. Vor 40 Jahren als Familienunternehmen gegründet, ist Olimar heute Marktführer für Portugalreisen. Als Länderspezialist fühlt sich der Veranstalter im hohen Masse der Förderung eines nachhaltigen Tourismus verpflichtet. Buchung und Informationen unter www.olimar.com

Vila Velha Hausgemachte Speisen und selbstgebackenes Brot in schöner Atmosphäre – der Vila Velha in Sagres sollten Sie auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Das portugiesische Restaurant ist authentisch, gemütlich und «aunt Gabriela’s rabbit» köstlich. www.vilavelha-sagres.com


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