lebensziele
An ihrem südwestlichsten Ende präsentiert sich die Algarve noch erfrischend authentisch. Die wildromantische Region um Sagres ist Magnet für Surfer, Mountainbiker und Genießer. Wer auch noch stimmig logieren will, checkt im Luxus-Feriendorf Martinhal ein.
Im Sog der Andreas JAROS
LIVE FROM PARADISE
Entdecker
Die prickelndsten Hotspots des Planeten
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Imbissbude mit dem originellen Namen „Letzte Bratwurst vor Amerika“ ausblendet, kann man sich gut in die berühmten portugiesischen Seefahrer hineinversetzen, die die Mär vom geografischen „Ende der Welt“ im 15. Jahrhundert mit ihren Entdeckungsfahrten nach Afrika eindrucksvoll widerlegten.
22 Strände in 30 Minuten. An die Zeit
von Heinrich dem Seefahrer, der die Reisen finanzierte und organisierte, erinnert heute noch ein riesiger Steinkompass, die Rosa dos Ventos. Die Windrose mit einem Durchmesser von 43 Metern ist der Hingucker im „Fortaleza“ von Sagres. In der von Heinrich gegründeten Seefahrerschule bündelte sich einst das Wissen über Navigation, Kartographie und fremde Kulturen. Heute wird in Sagres noch immer nach der perfekten
Fotos: Michael Reusse
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ch bin im Eck. Im äußersten. Genau genommen am südwestlichsten Zipfel Europas, ganz nahe am Abgrund: Cabo de São Vicente ist ein sturmumtostes Steilkap mit Bilderbuch-Leuchtturm und lokalen Fischern, die von den Klippen aus ihre Angeln auswerfen und besser nicht das Gleichgewicht verlieren sollten. Ich wäre wohl das perfekte Fischfutter: An mir zerrt und rüttelt der Wind wie an einer Vogelscheuche. Lieber einige Meter Respektabstand zum Rand – und das nicht nur wegen der Gedenktafel, die an einen Besucher erinnert, der möglicherweise zu viel Risiko genommen hat. Auch vom sicheren Terrain aus ist der Blick auf die zerklüftete Küstenlandschaft und die unendlichen Weiten des Atlantiks grandios. Wenn man die von einem deutschen Ehepaar betriebene
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Die Algarve
Zahlen & Fakten: Im 20. Jahrhundert
waren die Engländer die ersten, die auf die südlichste Region Portugals flogen – heute ist sie eine der führenden Ferien- und Golfdestinationen Südeuropas. Die Küstenlinie erstreckt sich über 155 km von Ost nach West und 52 km vom Süden zum Norden. Einwohner: 440.000 Bekanntester Ort: Albufeira Zielflughafen: Faro. Von dort sind es mit dem Auto bis nach Sagres am westlichen Ende etwa 75 Minuten. Allgemeine Infos: www.algarve-portal.com
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Traumküste. Die Fels-Algarve begeistert im Westen, die Sand-Algarve weiter östlich reicht bis zur spanischen Grenze.
Farbenspiele. Eine Landschaft zum Verlieben: Saftige Agaven, glühendrote Felsen, Wolken von weiß bis orange. Würzig. Wer’s denn braucht: Hier werden zur rauen Atlantikluft „Nürnberger“ oder „Thüringer“ mit Senf serviert.
Die schönsten GOLFPLÄTZE Pine Cliffs: In atemberaubender Lage beim maurisch inspirierten „Sheraton“ nahe Albufeira. Der Heuler schlechthin: das sechste Loch, Devil’s Parlour. Der Abschlagspunkt ist über einer Schlucht angelegt, die einen fast 200 m weiten Drive über die Klippen auf ein schmales Green erfordert (Foto rechts unten).
Quinta do Lago: Die berühmtesten Golf-Latifundien nicht nur Portugals, sondern vielleicht ganz Europas. Erstklassige Championship-Courses vom „Laranjal“ bis zum „Sul“, dem Kronjuwel: Hier gewann Colin Montgomery 1989 mit neuem Platzrekord seinen ersten Titel auf der European Tour. Auch Hobbygolfer sind willkommen. Wer mitten im Golfparadies residieren will, checkt in der Fünfsternehütte Quinta do Lago ein.
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„Das Ende der Welt“. Das sturmumtoste Cabo de São Vicente mit dem lichtstärksten Leuchtturm Europas am südwestlichsten Punkt des Kontinents gilt als Must-See.
lieber mit einem Mountainbike durch die wildromantische Landschaft des CostaVicentina-Nationalparks und seine urigen Dörfer brettern will, ist ebenfalls im Martinhal Beach Resort bestens aufgehoben. Hotelgäste können heuer in insgesamt vier BikeWochen – die erste beginnt Ende Juni – im Windschatten eines erfolgreichen Radprofis strampeln: Der Deutsche André Greipel bittet zu einer gemeinsamen Spritztour. Dass er Sprint-Spezialist ist, wird er keinen Teilnehmer spüren lassen. Für einen Bica – Espresso – ist unterwegs immer Zeit. Auch für Freunde anderer sportlicher Action ist das Martinhal das perfekte Basislager, egal ob für Tennis, Wandern oder Golf. Seit Herbst 2010 lockt das Luxusdorf eine anspruchsvolle Klientel an, die die Nase voll hat von viel zu vielen Abschnitten der Algarve, die hoffnungslos durch grauenhafte HotelUngetüme oder Appartementbunker L E BE N 06/13
Fotos: Michael Reusse (2), Martin Duschek, Beigestellt (6), E. Schneyder
Der Radprofi als Guide. Wer
PuttingTIPPS
Oceânico Victoria: Seit 2007 Austragungsort des Portugal Masters in Vilamoura. Design von Arnold Palmer.
Welle gesucht – von den Surfer-Dudes. Die Wassersportler finden paradiesische Zustände vor: In 30 Autominuten sind gezählte 22 Strände erreichbar – allesamt keine Allerwelts-Beaches. Darunter befindet sich etwa die Praia do Amado, die mit der blauen Flagge für besondere Nachhaltigkeit und Ökologie ausgezeichnet ist. Cordoama war ebenfalls schon Austragungsort topbesetzter internationaler Contests. Aber auch Anfänger im Wellenreiten oder Windsurfen können sich austoben – und das bei optimalen Bedingungen das ganze Jahr über. Wer schnuppern will oder seinen Level nach oben schrauben, dem kann diesen Oktober in Sagres auf höchstem Niveau geholfen werden: Das Fünfsternehaus Martinhal Beach Resort & Hotel bittet an Portugals erstem FünfsterneSurfspot zu einem Surf-Event für die ganze Familie. Die Surf-Tage beinhalten Yoga, Pilates, Trockentraining auf der Slackline, Theorie und jede Menge Praxis. Surfprofis weihen Groß und Klein in die Kunst des Surfens und BodyBoardings ein. Das tagsüber Erlebte lässt sich bei der Surfer’s Night noch anekdotenreich vertiefen.
HotelTIPP Typisch Algarve. Bizarre, monumentale Kalk- und Sandsteinformationen und idyllische Buchten als Kontrastprogramm zum hügeligen Hinterland mit Korkeichen.
verschandelt wurde. Beim Martinhal durfte sich Stardesigner Sir Terence Conran und sein Londoner Architektenteam verwirklichen – heraus kamen coole, stylishe und trotzdem öko-freundliche Wohneinheiten. Und das auf einem Flecken Land, „das niemand sonst haben wollte, kein Entwickler hat es als lukrativ eingeschätzt“, wie der Schweizer Eigentümer Roman Stern heute freimütig erzählt. Doch kaum eröffnet, prasselten auch schon die Auszeichnungen auf das Projekt nieder: Die US-Reisebibel „Traveler“ kürte es zum „Hot Hotel“ und zu den „besten neuen Häusern 2011“. Bei den World Travel Awards 2012 kam noch der Preis als „Europe’s Leading Villa Resort“ dazu, verliehen lustigerweise in den Räumlichkeiten des neuen BadeTIPPS
Die tollsten STRÄNDE Mit ihren Stränden spielt die Algarve in der Champions League. Der Beweis: die Auszeichnung als „Europe’s Leading Beach Destination“ bei der jüngsten World-Travel-Awards-Gala. Stimmberechtigt waren die Player aus der Tourismusbranche und erfahrene Reisende. In ein Ranking der Top-25Beaches Europas, erstellt von den Nutzern des Onlineportals tripadvisor, schwemmte es heuer zwei AlgarveVertreter: Die PRAIA DA FALÉSIA mit ihren roten Klippen bei Albufeira und PONTA DA PIEDADE in Lagos.
Mitbewerbers „Conrad“. Der Zürcher Roman Stern sieht die Lage seiner Anlage als Geschenk des Himmels: „Du bist umgeben von wilder Natur und hast es im Sommer auch nicht so heiß – es kann fünf Grad weniger haben als in Albufeira. Aircondition ist hier unnötig. Die Wasserqualität bei unserem Strand ist super, wie generell die Lebensqualität: Gegrillter Fisch mit Salat, dazu Wein – so lässt es sich aushalten.“
Alles Gute kommt von unten. Und wer
mal außerhalb Appetit auf Meeresgetier hat, unternimmt einen Ausflug nach Lagos, wo Samstagvormittag im Fischmarkt das gesamte Spektrum vom Espada (Degenfisch) bis zum Tamboril (Seeteufel) feilgeboten wird. Oder man spaziert rüber zu den Hafengaragen, wo auf langen Bänken das Sardinenessen, Fischbrötchenverdrücken und Landweintrinken zelebriert wird. Man darf sich dann auch selbst ein wenig als Entdecker fühlen: So intensiv schmeckt Portugal, so intensiv schmeckt die Algarve. �
Das „Martinhal“ Das elegante Design- und Lifestyleresort (Motto: „Luxus für die ganze Familie“) liegt erhaben auf 24 Hektar und zum Teil mit Blick auf den Strand und den kleinen Hafen von Sagres. Die 1.000 Gästebetten verteilen sich auf 132 Designer-Häuser, 22 Luxusvillen mit Privatpools, 23 Reihenhäuser und das Boutique-Hotel (oben) mit 38 Zimmern. Das Feelgood-Ambiente runden ein Spa, drei Restaurants, vier Pools, fünf Kinderclubs inklusive Kinderkrippe (Betreuung von Babys bereits ab sechs Monaten), ein Wassersportzentrum und Gratis-WLAN ab. Das Angebot an Aktivitäten für alle Altersklassen reicht für mehr als nur einen Urlaub. Die Sport-Highlights im Sommer und Herbst: BIKEWOCHEN mit Radprofi André Greipel: 30. 6. – 7. 7., 8.–15. 9., 29. 9. – 6. 10., 23.–30. 11. In der ersten Bikewoche kostet ein Doppelzimmer pro Person/Nacht ab 140 Euro, bei Belegung von mindestens zwei Erwachsenen. SURF DAYS in Kooperation mit Quiksilver vom 5.–19. Oktober mit Surf-Unterricht und -Demos durch Profis, Surfer’s Night und Halbpension. Beach Room ab 222 Euro für 2 Erwachsene, 1 Kind bis 12 Jahre und 1 Kind bis 2 Jahre. Detailinfos: www.martinhal.com
Weitere Strandperlen: Praia da Rocha bei Portimão Praia Dona Ana in Lagos Olhos de Água im gleichnamigen Ort
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Sidecar-Trip durch
Redaktion: Elisabeth Schneyder
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Lissabon E
in betagtes Motorrad mit Beiwagen wartet vorm „Four Seasons Ritz“-Hotel am gepflegten Parque Eduardo VII. Schräger Kontrast – denn wer hier nächtigt, genießt modernen Luxus: traumhafte Zimmer und Spa, superbes Restaurant, vom Fitnesscenter auf dem Dach (mit Freiluft-Laufbahn!) Fernblick über ganz Lissabon, und ein Service, wie ihn Royals wünschen. Superlative, absolut. Doch auch die klapprig wirkende Sidecar-Maschine, die zur City-Tour abholt, wurde vom Gästeservice organisiert. Man legt hier eben Wert darauf, Besonderes zu bieten. Und als exquisit entpuppt sich die temporeiche Stadtrundfahrt allemal: Ein Abenteuer, das man nicht missen sollte. Besser geht‘s gar nicht, wenn man in wenigen Stunden viel erleben will.
Rasante Freude. Helm auf – und schon
geht‘s den breiten Prachtboulevard Avenida da Liberdade hinunter, dem Zentrum und den Ufern des gewaltigen Tejo Flusses entgegen. Fahrer Sergio gibt ordentlich Gas, auf herrlichen Plätzen wie Praça do Rossio mit dem Nationaltheater oder der riesigen Praça do Comércio am Flussufer ebenso wie in engen Gässchen auf dem Weg zur Kathedrale Sé de Lisboa oder zum Castelo de São Jorge. Immer wieder ruft er in seinem besten Englisch Erklärungen, hält aber gern auch mal an. Denn manche Highlights wollen in Ruhe genossen sein.
Lebendige Geschichte. Wunderschön ist da etwa der über 100 Jahre alte Elevador da Santa Justa, ein historischer Aufzug, der die vielen Stufen aus dem
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Fotos: E. Schneyder (9)
Traumstadt mit Extras. Portugals Hauptstadt ist eigenwillig schön, erfrischend freundlich und voll Überraschungen: Kein Besuch ist lang genug – doch schon ein Tag Genuss.
Historisch. Flugmodell (li.) beim Torre de Belèm (u.): Portugiesen querten schon vor Lindbergh den Atlantik.
LissabonTIPPS
Wohnen, Essen & Erleben Four Seasons Hotel Ritz. Superbes Haus mit Spa, Pool, Fitness, Restaurant und mehr, nur 15 Gehminuten von der Altstadt. www.fourseasons.com/lisbon/ Top-Guide: Auf der Website des Hotels gibt‘s den genialen „Lisbon Through Four Seasons Eyes“-City-Guide mit vielen wunderbaren Insidertipp. Sidecar Touring. Die tollen Touren (viele Varianten!) mit Beiwagen-Motorrädern kann man auch selbst buchen: www.sidecartouring.co.pt Besucher-Info. Alle Infos zur Stadt, Unterkünften, Gastronomie, Festivals und mehr bietet www.visitlisboa.com Algarve-Kombi. Das Martinhal Beach Resort (vorherige Seiten) bietet KombiPakete mit Lissabon-Aufenthalt: www. martinhal.com (unter Special Offers)
Nostalgisch. SidecarTouren durch Lissabon beweisen rasch: Die Stadt ist facettenreich wie kaum eine andere und ungeheuer gastfreundlich.
Zentrum zum quirligen Nightlife-Bezirk Bairro Alto überbrücken hilft. Oder der Blick vom Aussichtspunkt Miradouro de Santa Luzia im Viertel Alfama und die typischen Kacheln (Azulejos) an vielen Häusern und Kunstwerken. Nicht zu vergessen die berühmte gelbe Straßenbahn Linea 28, deren Route durch steile Gässchen zu zig Sehenswürdigkeiten führt. Besonders beeindruckend sind auch der Torre de Belèm (aus 1521), der einst die Hafeneinfahrt schützen sollte, und die Ponte de 25 Abril, die an San Franciscos Golden Gate Bridge erinnert. Und Sergio weiß tausend Geschichten zu jedem Stopp.
Bunt und fröhlich. Überall locken kleine
Köstlich. Bacalhau-Genuss beim Fischfestival. 06/13 L E B E N
Herrlich: Bacalhau-Gerichte (getrockneter, gesalzener Fisch), spätes SardinenSandwich im „Can the Can“ an der Praça do Comércio, und Fado (melancholische portugiesische Klänge) „live“ in kleinen, düsteren Bars wie „Duque do Carmo“ in der Rua da Condessa. Um Mitternacht ist noch lang nicht Schluss.
Nahe Strände. Die Altstadtviertel lassen
sich gut zu Fuß erobern, wenn man Kopfsteinpflaster und Treppen nicht scheut. Bequemer geht‘s im Beiwagen des Motorrads. Und Sergio hat schon Ideen für den nächsten Tag: „Das historische Sintra und die schönen Strände nah der Stadt muss man einfach sehen!“ �
Bars, Restaurants und Cafés, Geschäfte und Boutiquen. Von edel bis leger und rustikal – alles da. Und allerorts trifft man auf fröhliche Menschen, die Besuchern freundlich begegnen. Auch später, bei einer nächtlichen Wanderung durch die Stadt, weist jeder gern den Weg zu gutem Essen und anderen Freuden. Informativ. Fahrer Sergio weiß tausend spannende Geschichten.
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