Interview Pfleiderer

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„Wir profitieren klar von den eingeleiteten Maßnahmen“ Der Holzwerkstoff-Konzern Pfleiderer ist noch nicht aus dem Schneider. Mitte November wurde der geplante Schuldenschnitt von einer Gruppe von Privatanlegern gerichtlich gestoppt. Nun liegt der finanzielle Sanierungsplan erst einmal auf Eis und das Ringen um die Zukunft von Pfleiderer geht in die nächste Runde. Anlass für die Redakteure von material+technik möbel, mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans H. Overdiek sowie Michael Wolff (Vorsitzender der Geschäftsführung Business Center ­Westeuropa) über die geänderten Rahmenbedingungen und die künftige Strategie für den angeschlagenen Holzwerkstoff-Hersteller zu sprechen. ­6

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Gerald Schultheiß, Ronny Waburek (beide Möbelmarkt) sowie Richard Barth (material+technik möbel) sprechen mit Hans H. Overdiek und Michael Wolff über die Zukunft von Pfleiderer. Gerald Schultheiß, Ronny Waburek (both of Möbelmarkt) and Richard Barth (material+technik möbel) speaking with Hans H. Overdiek and Michael Wolff about the future of Pfleiderer. eingekauft haben, darauf geeinigt, dass wir einen Schuldenschnitt im Konzern von 40 Prozent bekommen. Wir haben zum zweiten die Zustimmung der Gläubigerversammlung der Inhaber der Hybridanleihe, dass diese auf die Anleihe verzichten und Gegenzug vier Prozent der neuen Aktien der Pfleiderer AG bekommen. Drittens haben wir es auf der außerordentlichen Hauptversammlung im Sommer auch geschafft, dass unsere Aktionäre mit großer Mehrheit einem gewaltigen Kapitalschnitt zustimmen mit der Möglichkeit, sich an der Rekapitalisierung des Unternehmens und den damit verbundenen möglichen Wertzusätzen zu beteiligen.

„Die Klage hebelt unser Zeitplan nicht aus“

material+technik: Herr Overdiek, nach den im November vorgelegten Halbjahreszahlen 2011 steht die Pfleiderer AG derzeit wieder gut da. Ist das bereits ausreichend Anlass zu Optimismus? Overdiek: Ich möchte eher von Zuversicht sprechen, denn wir haben wesentliche Eckpunkte für die operative und finanzielle Restrukturierung geschafft. Zum einen schreiben wir in Westeuropa wieder schwarze Zahlen. Zum anderen entwickeln sich auch die Märkte in Osteuropa sehr positiv und wir erzielen dort Umsatzzuwächse von mehr als 20 Prozent. Gleichzeitig haben wir unser EBITDA um 38 Prozent im ersten halben Jahr gegenüber dem Vorjahr gestei-

gert. Diese Zahlen zeigen, dass wir von den eingeleiteten Maßnahmen profitieren. Dieser positive Trend verstetigt sich im dritten Quartal. Wolff: Wie Sie sehen, geht bei der operativen Restrukturierung in Deutschland, die wir innerhalb weniger Monaten hart durchgezogen haben, die Rechnung voll auf. material+technik: Könnten Sie unseren Lesern nochmals die wesentlichen Eckpunkte des finanziellen Restrukturierungsplans erläutern? Overdiek: Wir haben uns zum einen mit unseren Finanzgläubigern, also den Banken und den neuen Investoren, die sich in die Kredite

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material+technik: In welchem Maße profitiert davon das Unternehmen? Overdiek: Wir senken unsere Verschuldung um mehr als 700 Mio. Euro. Wir bekommen darüber hinaus eine Kapitalerhöhung über 100 Mio. Euro, die durch die neuen Investoren garantiert ist. Dadurch wird Pfleiderer wieder auf ein sehr sicheres finanzielles Fundament gestellt und über eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent oder mehr verfügen. Gleichzeitig wird eine vernünftige Basis geschaffen, um aus dem operativen Geschäft heraus wieder Wachstumsimpulse zu setzen. material+technik: So weit, so gut, aber wirft Sie die jüngste Entscheidung des Landgerichts Frankfurt, der Klage von Investoren gegen den Schuldenschnitt Recht zu geben, auf diesem Weg nicht zurück? Die 21 Privatanleger hatten

ja argumentiert, dass das deutsche Schuldverschreibungsgesetz nicht gelte, da die Hybrid-Anleihe nach niederländischem Recht aufgelegt worden sei. Overdiek: Es war uns immer klar, dass dieser Prozess mit höchster Wahrscheinlichkeit erst in der zweiten Instanz entschieden wird. Von daher ist dies nichts, was uns im Zeitplan aushebelt. Wir und unsere Rechtsvertreter sind uns sicher, dass wir uns mit unserer Rechtsauffassung am Ende durchsetzen werden. material+technik: Das Sanierungskonzept sieht einschneidende Maßnahmen für die Unternehmensstruktur vor, die zum Teil bereits umgesetzt wurden. Wie sieht die künftige Struktur und Strategie von Pfleiderer aus? Overdiek: Wir haben klar gesagt, dass wir uns künftig auf den europäischen Markt, sprich auf das Geschäft hier aus Deutschland heraus und auf Polen und Russland, konzentrieren werden. In den vergangenen beiden Jahren haben wir die operative Restrukturierung in Deutschland bereits konsequent durchgezogen. Wir als Pfleiderer haben durch Werksschließungen allein rund 850.000 m3 an Spanplatten-Kapazität aus dem Markt genommen. Das war knapp die Hälfte der am Markt bestehenden Überkapazitäten bei Spanplatten in Höhe von etwa 2 Mio. m3. In Gschwend sind insgesamt 300.000 m3 Spanplatten-Kapazität und in Ebersdorf 550.000 m3 stillgelegt worden. Zudem haben wir in Nidda angesichts eines Marktrückgangs in Höhe von ca. 700.000 m3 zusätzlich knapp 200.000 m3 MDF-Kapazität vom Markt genommen.

„Ther mopal wir d derzeit r estrukturiert“ material+technik: Und jetzt kommt als weitere Maßnahme der Verkauf des Nordamerika-Geschäftes dazu. Wollte sich Pfleiderer nicht auch von Thermopal trennen? Overdiek: Unser Ziel ist es, sich vom Nordamerika-Geschäft in seiner Gesamtheit zu trennen, spätestens bis Mitte nächsten Jahres. Wir werden zum Prozess allerdings erst dann berichten, wenn ­m aterial+technik möbel 07|11 ­­­7

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es Abschlüsse gibt. Was den zweiten Teil Ihrer Frage anbetrifft, so kann ich bestätigen, dass wir den Verkauf von Thermopal gestoppt haben. Wir restrukturieren stattdessen in Leutkirch. Das bedeutet aber nicht nur Personalabbau, sondern vor allen Dingen auch investieren. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit von Thermopal deutlich erhöhen.

„In Neumarkt prüfen wir die Installation einer Contir oll“ material+technik: Wenn das Nordamerika-Geschäft abgestoßen wird, trennt sich Pfleiderer dann nicht automatisch auch von seinen Laminatbodenaktivitäten? Overdieck: Wenn wir uns vom amerikanischen Geschäft trennen, dann beinhaltet das natürlich auch die nordamerikanischen Laminatfußbodenaktivitäten von Pergo. Allerdings hat Pergo bekanntlich auch eine Produktion und einen Markt in Europa. Dieser Markt ist vollkommen unabhängig von den Aktivitäten in den USA. Es gibt keinerlei Leistungsaustausch. Derzeit unterziehen wir Pergo Europa ebenfalls einer Restrukturierung, weil wir mit dem Ertragsniveau und mit der Entwicklung nicht zufrieden sind. Eine Entscheidung darüber, ob wir das Unternehmen behalten oder verkaufen, ist noch nicht getroffen. ­8

material+technik: Sie erwähnten soeben, dass in Leutkirch weiter investiert wird. Können Sie unseren Lesern dazu Details mitteilen und ob an anderen Standorten ebenfalls Investitionsbedarf vorhanden ist? Wolff: Wir sind im Moment dabei, die Produktion bei Thermopal zu optimieren. Das wird sicherlich Investitionen nach sich ziehen, die die Produktivität entsprechend steigern. Damit sind leider auch Anpassungen beim Personal verbunden. In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben wir bereits in die Holzaufbereitung, in die Imprägnierung und in ein neues Hochregallager investiert. Aktuell optimieren wir den gesamten Produktionsfluss intern. In der Vertriebsausrichtung im Sortiment werden wir ebenfalls die eine oder andere Schärfung vornehmen. Thermopal ist unsere Premiummarke und wie kein anderer Anbieter in der Lage, in Losgröße eins zu fertigen. Dazu brauchen wir optimale Planungssysteme, mit denen wir die Planungen und die internen Produktionsabläufe verbessern können. material+technik: In Neumarkt stehen noch Etagenpressen aus den 70er-Jahren, während die Werke in Gschwend und Ebersdorf stillgelegt wurden. Besteht nicht auch in Neumarkt Modernisierungsbedarf?

Wolff: Es gibt zur Zeit Überlegungen, ob es sinnvoll ist, die alten Etagenpressen mit insgesamt 300.000 m3 Kapazität durch eine moderne Contiroll-Spanplattenanlage zu ersetzen. Die Anlage aus Ebersdorf wäre von der Kapazität her zu groß gewesen, sie ist an einen Schweizer Gebrauchtmaschinenhändler verkauft worden. Nun prüfen wir eine Verlegung der Contiroll aus Gschwend nach Neumarkt. Das wäre ein 1:1-Ersatz. Overdiek: Dadurch planen wir keinesfalls eine Kapazitätsaufstockung, sondern wir würden lediglich die alten Etagenpressen durch eine kontinuierlich arbeitende Anlage ersetzen, die uns deutlich günstigere Kosten beschert. Im Übrigen befindet sich das Werk in Ebersdorf bereits im Abbau. ­ Die Gebäude und das Grundstück sind an unseren Werksnachbarn ­Klaussner verkauft.

„Für Novgor od haben wir Zusagen polnischer Bankenkr eise“ material+technik: Und wie steht es um die geplanten Investitionen in Osteuropa, wo Pfleiderer ein neues MDF-Werk neben das Spanplattenwerk in Novgorod setzen wollte? Wolff: Wir bemühen uns derzeit um die Finanzierung dieses Werkes. Wir wollen aus dem Zusam-

Hans H. Overdiek (l.) und Michael Wolff (r.) informieren über den Stand der Restrukturierung und die künftige Unternehmensstrategie. Hans H. Overdiek (l.) and Michael Wolff (r.) informing the visitors about the status of the restructuring measures and the future company strategy. Photos: Waburek menlegen beider Werke an dem Standort Novgorod Synergieeffekte ziehen. Ein Baubeginn würde dort frühestens im April nächsten Jahres eingeleitet werden, da wir im Winter nicht beginnen können. Die Fertigstellung würde bis Ende 2013 dauern. material+technik: Angesichts aller zuvor genannten Bau- und Modernisierungspläne kommt ein nicht unerheblicher Investitionsbedarf auf Pfleiderer zu, der irgendwie finanziert werden muss. Overdiek: Unsere strukturierte Refinanzierung trägt dem Rechnung. Zum einen haben wir klar erklärt, dass wir uns, was die Umsatz- und Ergebnisentwicklung angeht, auf dem deutlichen Weg der Besserung befinden und in Westund Osteuropa wieder positive Betriebsergebnisse erwirtschaften. Außerdem haben wir eine garantierte Kapitalerhöhung vereinbart, die wir nicht zu 100 Prozent zur

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Schuldentilgung einsetzen müssen. Sie dient auch der Verbesserung des operativen Geschäftes. Was den Weiterbau in Russland anbetrifft, so haben wir Zusagen insbesondere aus dem polnischen Bankenkreis, die dieses Investment mitfinanzieren wollen..

„Pfleider er ist noch immer die Nr. 1 bei Spanplatten“ material+technik: Wie hat sich der Marktanteil von Pfleiderer in Deutschland über die letzten Jahre entwickelt? Overdiek: Als ich im Jahr 2001 bei Pfleiderer anfing, wurden in Deutschland noch 10,5 Mio. m3 Spanplatten produziert. Die Spanplatten-Nachfrage ist dann 2009 von zuvor 8,3 Mio. m3 auf rund 6,3 Mio. eingebrochen. Auf diesem Niveau verharrt der Markt derzeit. Nach den neuesten Studien wird es die nächsten drei Jahre bei diesem Volumen bleiben. Pfleiderer als Marktführer haben diese massiven Einbrüche natürlich erheblich getroffen. Wolff: Auch nach Umsetzung aller Restrukturierungsmaßnahmen werden wir beim Konzernumsatz noch klar über eine Milliarde Euro liegen und wollen natürlich wachsen. Pfleiderer war schon immer die Nr. 1 im Bereich der Möbelindustrie, speziell in einigen Segmenten. Daran hat sich nichts geändert. Unser Anteil im deutschen Holzwerkstoffmarkt liegt zwischen 23 und 25 Prozent. Aus unserer Sicht sind wir mittlerweile auch Marktführer im deutschen Holzfachhandel. Nach der Schließung der Rohplattenstandorte hat sich lediglich die Umsatzverteilung verändert. Im konstruktiven Bereich sind wir nicht mehr ganz so stark unterwegs. Früher lag der Wertschöpfungsanteil bei 40 Prozent, heute sind es 70 bis 75 Prozent. Ungefähr 60 Prozent unserer Produktion liefern wir in die Möbelindustrie und etwa 40 Prozent in den Holzfachhandel. Und innerhalb der Möbelindustrie fokussieren wir uns sehr stark auf das Thema Küche und Bad und bei Wohnmöbeln auf den mittleren bis oberen Bereich. material+technik: Wie steht Pfleiderer hinsichtlich der Kosten­10

Hans H. Over diek: „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht an meinem Stuhl klebe.“ „I’ve always said that I won’t stick to my chair.”

effizienz gegenüber dem Wettbewerb da? Overdiek: Wir haben vor einigen Jahren ein Improvement-Programm gestartet, in dessen Rahmen ein Wissenstransfer zwischen den Standorten stattfindet. Die Effizienzkennziffern und die Margen zeigen uns, dass unsere deutschen Standorte zu den wettbewerbsfähigsten und kostengünstigsten Standorten hierzulande gehören, wobei ich Thermopal und Spezialitätenhersteller außen vor lasse. Wir verfügen über eine Wertschöpfungstiefe, die viele Wettbewerber nicht aufweisen und wir fahren unsere Standorte in der Regel mit integrierten Energiekonzepten. Ich glaube, da müssen wir uns hinter niemandem verstecken. Auch im Ausland sehe ich uns gut aufgestellt. In Russland beispielsweise betreiben wir eines der modernsten und effizientesten Werke.

die Treue gehalten, weil wir ein überzeugendes Produkt- und Leistungsangebot aufweisen. Pfleiderer bietet mehr als nur die Spanplatte, nämlich auch den Service. Wir befriedigen die Kundenbedürfnisse so, wie man das von uns erwartet. Das ist unser Leitbild. Unseren Produktverbund und das Komplettprogramm hat nicht jeder Wettbewerber. Auch durch unsere Mehrmarkenpolitik unterscheiden wir uns. Wir haben mit Wodego, Duropal, Thermopal sowie Pfleiderer Industrie hervorragende Marken und eine sehr gute, eingefahrene Mannschaft. Das gilt für Deutschland, das gilt für Polen und das gilt für Russland. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Erfolgsbaustein. Wolff: Wir haben die von uns bedienten Marktsegmente – die Möbelindustrie und den Holzfachhandel – auch in der Organisation der Marken abgebildet. Wir analysieren also genau, welche Bedürfnisse und Ansprüche unsere Kunden haben und setzen diese dann um. Dass dies funktioniert, sieht man an unseren Marktanteilen, den Statements von Kunden und in der Tatsache, dass wir auch in schwierigen Zeiten keine Kunden verloren haben. Ein weiterer Punkt, der uns im Moment zumindest unter-

„Wir sind V orr eiter in Sachen Ökologie“ Michael W olf f: material+technik: Welche Trümpfe hat Pfleiderer außerdem in der Hand und wie wollen Sie das Unternehmen künftig positionieren? Overdiek: Wie bereits gesagt, sind wir in den Märkten, in denen wir uns bewegen, Marktführer. Wir haben also eine recht starke und stabile Position. Trotz der Turbulenzen haben die Kunden uns

„Auch nach den Restrukturierungsmaßnahmen liegen wir beim Konzernumsatz noch klar über einer Milliarde Euro.“ “Even after conclusion of the restructuring measures, our group sales figures will amount to clearly more than a billion Euros.”

scheidet und auf den wir ein wenig stolz sind, ist das Thema Ökologie. Wir sind im November in Köln für unser „Balance Board“ mit dem „Woody Award“ ausgezeichnet worden. Damit sind wir das einzige Unternehmen in Deutschland, das vom Holzfachhandel einen Preis für eine Produktinnovation auf der Industrieseite bekommen hat. Wir haben „Balance Board“ über vier Jahre Entwicklungszeit als ökologisches und leichtes Produkt entwickelt, um Holz zu ersetzen. Am Anfang sprachen wir von 20 Prozent Holz­ersatz, mittlerweile sind wir jedoch in der Lage, 30 Prozent zu ersetzen. „Balance Board“ und „Living Board“, die Platte ohne Formaldehydanteil, bringen uns ökologisch nach vorne und sind Werttreiber für die Zukunft. material+technik: Wie wird „Balance Board“ vom Markt angenommen? Wolff: Es gibt vielversprechende Entwicklungen: Die Büromöbelindustrie beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Produkt, auch wegen seines geringeren Gewichts. Und auch Ballerina-Küchen hat im Herbst unter dem Titel „Greenkitchen“ eine komplette Küche mit „Balance Board“ gezeigt. Aktuell produzieren wir das Produkt auf den bestehenden Anlagen in Gütersloh, können aber unser „Balance Board“-Biogranulat an jedem Standort dieser Welt einsetzen. Wir müssen nur die Aufbereitungsanlage, also die Technologie, hinstellen und können loslegen. Das Verfahren ist im Übrigen umfangreich patentiert. material+technik: Wie will Pfleiderer mittel- und langfristig seine Innovationsführerschaft sichern? Wolff: Wir haben intern einen Innovations- und Entwicklungsprozess etabliert, in dessen Rahmen wir uns einmal im Jahr konzentriert mit Innovationen befassen. Daraus entsteht ein Entwicklungsplan für die nächsten drei bis fünf Jahre, der in die operative Planung einfließt. Aus diesem Prozess wollen wir dann alle zwei Jahre innovative Zeichen setzen. Das muss nicht immer die Holzwerkstoffplatte sein, das kann auch der Veredelungsbereich, also die Oberfläche

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sein. Innovationen können aber auch Strukturen, neue Materialien oder auch den Digitaldruck betreffen. Wir überlegen uns ständig Möglichkeiten, unsere Wertschöpfung auszubauen und wie weit wir gehen können. Denn Komplexität muss man auch beherrschen. Overdiek: In den Jahren 2009 bis 2011, in denen es uns nicht gut ging, konnten wir dennoch neue

Hans H. Over diek: „Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir uns mit unseren Argumenten gegenüber den Klägern durchsetzen werden.“ “We have no doubt whatsoever that, with our arguments, we shall prevail against the claimants.”

Umzug mit sich und meistens auch die Renovierung der alten Wohnung. Darüber hinaus haben wir in Osteuropa Wachstumsmärkte. Polen und Russland sind blitzschnell aus der Krise wieder herausgekommen, auch wenn das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht ist.

Produkte entwickeln und zur Serienreife bringen. Was wir an neuen Produkten in den letzten zwei Jahren gebracht haben, kann sich im Vergleich zum Wettbewerb sehen lassen. Wolff: Außerdem arbeiten wir an dem Thema TQM – Total QualityManagement. Wir sind seit zwei Jahren dabei, in den Arbeitsgruppen TPM, also Total Production Management, an den Maschinen umzusetzen. Es ist ein langfristiger Prozess. In fünf Jahren haben wir vielleicht TQM im gesamten Unternehmen umgesetzt. material+technik: Stützt sich Ihre Zuversicht auch auf die zu erwartende Marktentwicklung? Wolff: In unseren Geschäftszahlen spiegelt sich die Richtigkeit und Wirkung der Sanierungsmaßnahmen wider. Wir haben Standorte geschlossen, die keine Veredelungsstufen und daher Verlust geschrieben hatten. Bei den hochwertigeren und beratungsintensiven Produkten konnten wir auch in der Krise ordentlich mithalten. Die neueste Marktstudie bestätigt uns in unseren Maßnahmen. Sie zeigt, dass der Rohplattenbedarf in Deutschland nicht steigen und der Import noch ein bisschen zunehmen wird. Der Wettbewerb wird weiter steigen. Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen, uns auf hochwertige Märkte zu konzentrieren, die

„201 2 ist m ein letztes Jah r bei Pfleider er “

Michael W olf f: „Balance Board und Living Board sind Produkte, die uns ökologisch nach vorne bringen.“ “Balance Board and Living Board are products, which will give us leverage from an ecological point of view.”

auch in der Zukunft gute Chancen haben. Auf den Renovierungsbereich beispielsweise, der 75 Prozent des deutschen Marktes ausmacht, während nur 25 Prozent auf Neubauten entfallen. Doch auch der Neubau wird 2012 ein kleiner Wachstumsmotor sein, weil die Neubaugenehmigungen im ersten Halbjahr 2011 um bis zu 25 Prozent gestiegen sind. Jede neue Wohnung zieht einen

material+technik: Abschließend noch eine Frage zu Ihrer Zukunft, Herr Overdiek. – Stimmt es, dass Sie den Vorstandsvorsitz 2012 niederlegen wollen? Overdiek: Mein Vertrag läuft noch bis Oktober nächsten Jahres. Ich habe bereits mehrfach gesagt, dass ich diesen Vertrag nicht verlängern werde. Selbstverständlich trage ich dem Konzern gegenüber die Verantwortung für die sehr schwierige Situation in diesem Jahr – unbeschadet von Schuldzuweisungen. Wenn der Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden findet, werde ich selbstverständlich Platz machen. Solange das nicht der Fall ist, stehe ich meinen Mann. material+technik: Vielen Dank für das informative Gespräch.

Das Gespräch führten Gerald Schultheiss, Ronny Waburek und Richard Barth.

“We are obviously benefiting from the measures introduced” The struggling woodbased panels manufacturer Pfleiderer is still not off the hook. In mid-November, the planned financial settlement was stopped by court decision, by a group of private investors. In summer, the company had reached agreement with its creditors, the banks and the new investors who had bought themselves in, on a debt settlement amounting to 40%. The agreements also provided for the opportunity of hybrid bond holders to waive their bonds and instead, to convert them into equity capital. In return, the hybrid bond holders were to receive ­­4 % of the new shares of the Pfleiderer AG. For the time being, as a result of the court decision, these plans are now on ice: occasion for the editors of material+technik möbel to interview the chairman of the managing board Hans H. Overdiek and Michael Wolff (chairman of the management team of the Business Center Western Europe) about the changed framework conditions and the future strategy. During the interview, both emphasised that the court decision would not adversely affect the time schedule and that the restructuring plan was not at risk. A further occasion for optimism was the positive half-year’s operating result. The restructuring plan, they said, provides a reasonable basis, so that Pfleiderer could once again derive growth momentum from its operative business. Meanwhile, Pfleiderer has taken approx. 1 million m³ ­12

of woodbased materials capacity off the market, and is negotiating with potential buyers for North American activities. A decision regarding the future of Pergo Europe has not yet been taken. Furthermore, recent studies have shown that the closure of production facilities without an upgrading stage, and concentration upon products of higher quality, and requiring extensive advising services, were justified. The interview partners went on to explain that they had stopped the proposed sale of Thermopal and initiated a restructuring program for this company. Furthermore, at the Pfleiderer headquarters in Neumarkt, replacement of the old multi-daylight presses by a Contiroll particle-board line had been under discussion. With regard to the planned establishment of an MDF factory in Novgorod (Russia), the chairman of the managing board confirmed that negotiations concerning financing of the operation were continuing with Polish banks. Both interview partners stated that, even after conclusion of the restructuring measures, Pfleiderer will continue to be the Number 1 in the furniture industry, with sales in excess of EUR 1 billion. In addition, Pfleiderer is also seen as market leader in the German specialist wood trade. Finally, Overdiek emphasized that his contract still runs until October 2012, and that he does not intend to renew the contract.

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