material & technik möbel Ausgabe 4 / 2010

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T EC H N I K . D E · 3 0 8 3 5 !"#$%&'%"()$*+"(,-./$0)122333'

The magazine for furniture production and related fields

SitzmöbelBezüge:

Wohn- und Küchenmöbel:

Fertigungstechnik:

Einsparpotenziale beim Zuschnitt nutzen

Dekorpapier-Industrieauf Margen-Suche

Leichtbauplatten werden kalkulierbar 4'0%50'%333'46'7


Produkte & Konzepte

Umweltverträgliche Faser

ger also als beim Anbau von Baumwolle, wo es rund 25.000 Kubikmeter sind. „Grüne“ Logistik

Die Acrylfaser Dralon bietet nicht nur klare Nutzungsvorteile, sondern ist dabei auch noch natürlichen Fasern in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit überlegen. Dies hat der Faser-Produzent nun mit dem „Carbon Footprint“ bewiesen.

Bei der Auslieferung der DralonFasern will sich das Unternehmen ebenfalls durch minimale Umweltbelastung abheben. Ein erster Schritt besteht darin, dass seit Jahresbeginn die Dralon-Fasern besonders umweltfreundlich zu den Verarbeitern in Italien reisen. Das Unternehmen hatte zuvor seine Speditionen unter die Lupe genommen und diejenige ausgewählt, bei der eine möglichst geringe CO2-Emission entsteht. Statt mit LKWs wird die Faser nun durch den italienischen Spediteur SAE per Bahn auf die Reise geschickt. Dadurch sinken die CO2Emissionen um 70 Prozent, rechnet der Marketingleiter vor. Nachhaltiges Handeln

Jetzt ist es amtlich: die Textilfaser Dralon ist in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit natürlichen Fasern überlegen. Mit gutem Gewissen können Verarbeiter und Endverbraucher somit die herausragenden Eigenschaften dieser trockengesponnenen Acrylfaser nutzen. Denn seit Jahren überzeugen Dralon-Fasern durch ihre außergewöhnliche Licht- und Wetterbeständigkeit und hohe Pflegeleichtigkeit. Mit dem Qualitätssiegel „Dralon inside“ bietet Dralon den

Verarbeitern seit kurzem daher die Möglichkeit, die Sicherheit der Dralon-Markenqualität auch gegenüber Endverbrauchern zu signalisieren. Natürlichen Fasern überlegen Mit einem „Carbon Footprint“ hat die Dralon GmbH in Dormagen nun auch die Umweltverträglichkeit ihrer Markenfaser ermittelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wie Manfred Borchers, Vertriebs- und Marketingleiter von

Environment-friendly fibers The acrylic fiber Dralon offers not only obvious advantages in use – it is also superior to natural fibers in terms of environment-friendliness. Now, the Dralon company has demonstrated this by means of a “Carbon Footprint”. The independent consulting institute Systain Consulting has prepared a CO2 assessment, which is well below the level of the international average for the industry. Furthermore, only 5 cbm of water are required for the production of one ton of Dralon: considerably less than in the processing of cotton, for which approx. 25,000 cbm are necessary. At the MoOD in Brussels, Dralon intends to demonstrate to international visitors that ongoing activities at an ecological, economic, social and corporative level are an important principle of the Dralon company. 14

Dralon-Messestand auf der Heimtextil in Frankfurt. Dralon stand at the Heimtextil fair in Frankfurt.

Dralon bestätigt, konnte die unabhängige Beratungsgesellschaft Systain Consulting eine CO2-Bilanz ermitteln, die deutlich unterhalb des internationalen Branchendurchschnitts liegt. „Die günstige Emissionsbilanz resultiert aus der CO2 effizienten Herstellung der beiden Hauptvorprodukte sowie insbesondere aus der zertifizierten energieeffizienten Produktion bei Dralon“, erklärt Borchers das erfreuliche Ergebnis. So wirke sich der Bezug von Energie aus emissionsarmen Energieträgern wie etwa Erdgas positiv aus. Punkten kann das Unternehmen u. a. bei der Rohstoff-Versorgung: Die Vorprodukte werden über Rohre von einem wenige hundert Meter entfernten Produktionswerk angeliefert. Außerdem werden für die Produktion von einer Tonne Dralon lediglich fünf Kubikmeter Wasser benötigt. Deutlich weni-

Den Messestand auf der MoOD in Brüssel wird der Faserproduzent nutzen, um die internationalen Fachbesucher darüber zu informieren, dass nachhaltiges Handeln auf ökologischer, ökonomischer, sozialer und gesellschaftlicher Ebene ein wesentlicher Leitsatz von Dralon ist. „Hierin sieht das Unternehmen seine Verantwortung für die Zukunft der Gemeinschaft als Basis für langfristiges Wachstum und die Sicherung der Lebensgrundlagen“, erläutert Borchers. Richard Barth

Dralon ist in Bezug auf Umweltverträglichkeit Baumwolle überlegen. Dralon is superior to cotton in terms of environment-friendliness. Photos: Dralon

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Mit Hochglanz punkten Hochglänzende Möbelfronten liegen weltweit in der Publikumsgunst ganz oben. Der Klebstoff-Spezialist Kleiberit hat seine PUR-Klebstoffe verfahrenstechnisch so optimiert, dass spiegelnde Oberflächen auch ohne aufwendige Lackierverfahren in bester Qualität hergestellt werden können. In der modernen Gestaltung von Innenräumen, Möbeln und Fußböden gewinnen Hochglanzoberflächen mehr und mehr an Bedeutung. Allerdings stellt die Produktion von derart spiegelnd glänzenden Oberflächen auch eine enorme Herausforderung an die Technik dar, für die Anwendungstechniker von Kleiberit entsprechende Lösungen erarbeitet haben. „Wir konnten durch verfahrenstechnische Optimierung unserer PUR-Schmelzklebstoffe die Qualität von hoch glänzenden Oberflächen so verbessern, dass mittlerweile sogar dünne Spiegelfolien auf Holzwerkstoffträgerplatten verklebt werden können, welche einem Mineralglasspiegel in nichts mehr nachstehen“, stellt Holger Scherrenbacher, Leiter des Geschäftsbereichs Bau- und Möbelklebstoffe bei Kleiberit fest. Erfahrungsaustausch mit Möbelproduzenten Im kürzlich eröffneten Technikum werden regelmäßig zusammen mit den Möbelherstellern unter Produktionsbedingungen Tests gefahren und anwendungstechnische Symposien durchgeführt. „Die Erfahrungen die wir hier sammeln, ergänzen unser Know-how und helfen uns dabei, speziell abgestimmte PURKlebstoffe für die verschiedensten Anwendungen zu entwickeln, die zu Top-Ergebnissen führen und unsere Klebstoffe dauerhaft an der Weltspitze positionieren“, erklärt Scherrenbacher. Bei den unterschiedlichen Tests konnten die Anwendungstechniker ermitteln, dass gewisse Voraussetzungen bei der Herstellung von hoch glänzenden Oberflächen gegeben sein müssen, um die gewünschte hohe Qualität zu erreichen. So ist eine staubfreie Produktionsumgebung ein absolutes Muss für Oberflächen der Spitzenklasse. Der Einsatz von Trägerplatten mit einer hohen Oberflächenruhe, im Fachjargon mit „sehr geringe Rautiefe“ bezeichnet, ist dabei selbstverständlich. Wird der Klebstoff im sogenannten Flat-Lamination-Verfahren mittels Walzenauftragstechnik auf die Trägerplatte appliziert, so müssen die Walzen selbstverständlich in einem einwandfreien Zustand sein. Last but not least nimmt die passende Auswahl der

Beschichtungsmaterialien eine wichtige Schlüsselposition ein, weiß Scherrenbacher zu berichten. Kundenspezifische Beratung Für Scherrenbacher, der seit über 12 Jahren in der Klebstoff-Industrie beheimatet ist und seit Anfang April 2010 die Sparte Bau- und Möbelklebstoffe bei Kleiberit

Mit PUR-Schmelzklebestoffen lassen sich hochwertige Hochglanzoberflächen herstellen. PUR adhesives make high-quality high-gloss surfaces possible. Photo: Kleiberit

leitet, ist neben dem langjährigen Knowhow die kundenspezifische Beratungsleistung durch ein weltweites Netz von 60 Verkaufingenieuren ein wesentlicher Trumpf des Unternehmens. „Wir haben unsere PUR-Klebstoffe auf die Anlagentechnik unserer Kunden abgestimmt“, erläutert der Bereichsleiter. Daher wurden spezielle Schmelzkleber für Auftragswalzen, wie z. B. „Kleiberit PUR SK 709.3“ entwickelt, die speziell für dünnere Hochglanz Folien geeignet sind. Tests hätten gezeigt, dass solche sensible Materialien, die üblicherweise als Rollenware verarbeitet und über Kalander aufgepresst werden, erst durch ein ausgeklügeltes Zusammenspiel zwischen Kohäsion und Adhäsion des Klebstoffes Oberflächen ermöglichen, die es mit ihren lackierten Verwandten aufnehmen können, berichtet Scherrenbacher. Zudem könne der Kleber bei ausgesprochen niedrigen Temperaturen verarbeitet werden. Beim Verarbeiten von eher dickeren Hochglanz-Folien, sei hingegen von dem Klebstoff eine sehr hohe Anfangsfestigkeit erwünscht, da Materialeigenspannungen schnell kompensiert werden müssen, was wiederum von „Kleiberit PUR SK 709.4“ problemlos geleistet werde. Für Betriebe, die indes bevorzugen, den Klebstoff mittels Breitschlitzdüsen auf Hochglanz-Folien aufzutragen, also auf Rollenware, hat das Unternehmen ein breites Spektrum speziell entwickelter Produkte verfügbar. ba

High scores with high-gloss The adhesives specialist Kleiberit has optimised its PUR adhesives in terms of process technology, so much so that mirror-finish surfaces of best quality also can be manufactured without the use of expensive lacquers. At the company’s recently opened technical training centre, the application technicians were able to ascertain that certain preconditions are indispensable in the manufacture of high-gloss surfaces, in order to achieve the required high quality. For example, a perfectly dust-free production atmosphere is an absolute must. Again, careful sanding of the panels to be coated and surface stability of the base material are essential for optimum results. Also, the panels themselves must be completely free from dust. Last but not least – the quality of the coating materials also has a considerable influence on the surface quality. At Kleiberit, the PUR hot-melt adhesives are in each case matched to the customer’s production line technology.

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Inspirierendes Kontrastprogramm

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Wenn kraftvolle Rauheit auf formale Leichtigkeit trifft, wird Oberflächendesign richtig spannend: Passend zu den aktuellen Interior-Trends reichen die Themen der neuen Interprint-Dekore von Sägeschnitt-Optik bis zur Birnbaum-Eleganz

Mehr Profil, Tiefe und Emotionen: Charakterstark zeigten sich viele Möbeloberflächen auf den großen Messen in Köln und Mailand. Im Rahmen der „Milano Review“ trafen jetzt die Farb- und Formtrends der Saison mit den aktuellen Interprint-Dekoren in der Design Post Köln zur Fotosession zusammen. Hingucker sind derzeit raue, fast brüchige Holzstrukturen im „Back

Versprüht herben Charme: das Eiche-Dekor „Walk the Line“. Radiates cool charm: The new oak decor “Walk the Line“.

to nature“-Trend, denn sie heben die Sinnlichkeit des Materials hervor. Vor allem bilden sie ein spannendes Gegengewicht zu minimalistischem Interior Design mit glatten Oberflächen und reduzierten Formen. Diesem aktuellen Thema hat Interprint eine eigene Linie in der neuen Kollektion gewidmet: Dekore mit Sägeschnitt-Optik. Herber Charme und zarte Linien Herben Charme versprüht das Eiche-Dekor „Walk the Line“, bei dem die Sägeschnitte quer zur Maserung des Massivholzes verlaufen. Trotz dieser Rauheit ist die Oberfläche mit zarten Linien fein gezeichnet. Unterstützt wird die

Steindekor „Satino”: Die raue Zeichnung sorgt für Tiefenwirkung. Stone decor “Santino”: The rough pattern produces a convincing depth effect. 24

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elegante Wirkung durch eine gewachste und geölte Optik, die sowohl helle als auch dunkle Farben zum Leuchten bringt. Inspirierende Kombinationen bieten sich an: Als markante Möbelfront in dunkler Farbstellung bildet „Walk the Line“ einen aufregenden Kontrast zu glatten Flächen oder hellen weichen Polstern. Und im Raumensemble mit kühlen metallischen Elementen entfalten Möbel mit dieser Oberfläche Kraft und Ursprünglichkeit. Auch „Cimba Oak“ zeigt durch Sägeschnitt-Optik selbstbewusst Ecken und Kanten. Offene Poren und sägeraue, unregelmäßige Strukturen verleihen dem Dekor eine markante Zeichnung. Eine leichte Kälkung der Sägeschnitte verstärkt den dreidimensionalen Effekt. „Cimba Oak“ bietet gute Kombinationsmöglichkeiten mit Glas, Kunststoff und Edelstahl, insbesondere in dunkler Ausführung. Eine Struktur, die besonders gut zu den aktuellen großformatigen Möbeln passt.

tuellen harmonischen Strukturen. „Pera Padua“ ist eine Neuheit aus der Birnbaum-Kollektion von Interprint. Streifen, blumige Rundungen und helle Linien verbinden sich hier so elegant miteinander, dass das Dekor in nahezu allen Wohnbereichen eingesetzt werden kann. Im hellen Farbspektrum überrascht „Pera Padua“ durch fili-

se auf Arbeitsplatten, Möbelfronten und Fußböden. Interessant wird die ruhige Oberfläche durch eine raue Zeichnung, die gleichzeitig Tiefenwirkung erzeugt. Vor solch heller Kulisse harmonieren die unterschiedlichsten Möbel und Accessoires im Raum ganz selbstverständlich. Ein weiteres trendweisendes Dekor aus der ak-

tuellen Kollektion, mit der Interprint auch in diesem Jahr die wichtigsten Einrichtungsthemen in den Fokus rückt.

„Cimba Oak“ besticht durch trendige Sägeschnitt-Optik. “Cimba Oak” fascinates with its trendy “sawcut” look.

Unaufdringliche Modernität Nicht nur Oberflächen mit markanten Eigenschaften sind ein Thema, das für die kommende Saison Erfolge verspricht. Im optischen Gegensatz dazu stehen die immer ak-

Elegantes Birnbaum-Dekor für nahezu alle Wohnbereiche: „Pera Padua“. An elegant pear-tree design ideal for almost all living areas: “Pera Padua”. Photos: Interprint

grane Leichtigkeit. In aktuellen Grautönen verleiht das Dekor Fronten und Korpussen unaufdringliche Modernität. Ein Dekor zum Wohlfühlen. Steindekor mit Tiefenwirkung Die Megafarbe Weiß bleibt weiter Trend, insbesondere für Küchen. Das Steindekor „Santino“ zaubert durch seine helle Klarheit Nobles-

An inspiring program of contrasts Appropriate to the current interior trends, the themes of Interprint’s new decors run from the “sawcut” look to elegant pear-tree designs. The latest eye-catchers are rough, almost broken wood structures in the “Back to Nature” trend. Interprint has dedicated to this current theme a range of its own in the new decor collec-

tion: decors with “sawcut” look. The new oak decor „Walk the Line“, for example, radiates cool charm – in this design, the sawcuts run crosswise to the grain of the solid wood. The elegant effect is backed up by a waxed, oiled look. In “Cimba Oak”, too, the “sawcut” look confidently emphasises the edges and corners. Open pores and rough-cut, irregular structures impart a striking pattern to the decor. A slight chalky finish to the sawcuts intensifies the 3-D effect. “Pera Padua” is a new creation from Interprint’s pear-tree range; stripes, ornate curves and clear lines are combined so elegantly, that the decor can be used in almost all living areas. The stone decor “Santino” enchants the viewer with its bright clarity – creating a noble effect in worktops, furniture fronts and floors. The restrained surface is made interesting by a rough pattern, which at the same time produces a convincing effect of depth. material+technik möbel 04|10

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Investitionen sind bei den aktuellen Margen kaum gerechtfertigt“ „

Der Dekorpapiermarkt ist nicht erst seit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 im Umbruch. Wie Munksjö auf die sich schnell ändernde Nachfragesituation reagiert und sich für die Herausforderungen der Zukunft strukturiert, erfuhr material+technik möbel in einem Gespräch mit Jan Åström (CEO) und Norbert Mix (Geschäftsführer Vertrieb & Marketing).

material+technik: Herr Åström, Sie sind seit 2008 als CEO bei Munksjö tätig. Dies war ein Start unter schwierigen Marktbedingungen. Können Sie ein kurzes Resümee über die wichtigsten Ereignisse in diesem Zeitraum ziehen? Åström: Die Finanz- bzw. Weltwirtschaftskrise ging natürlich nicht spurlos an uns vorüber. Ende 2008/Anfang 2009 waren starke Markteinbrüche von bis zu 20 Prozent zu verkraften. Munksjö hat sich dieser Herausforderung gestellt und quasi gleichzeitig an mehreren Fronten gekämpft: Zum einen haben wir einen Kapazitätsabbau durchgeführt. Parallel haben wir eine neue Finanzstruktur für die Munksjö verhandelt. Aber auch konzernintern haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und nachhaltige Maßnahmen zur Kostenreduzierung umgesetzt. „Weiterhin bestehen ca. 100.000 Tonnen Überkapazitäten“ material+technik: Herr Mix, Munksjö hat auf die sich abzeich-

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Jan Åström (CEO, links) und Nobert Mix (GF Vertrieb & Marketing, rechts) stehen Rede und Antwort. Jan Åström (CEO) and Norbert Mix (managing director, Sales and Marketing) answering topical questions. Photos: Munksjö nende Marktschwäche schon sehr früh mit Kapazitätsabbau reagiert. Waren die Werkschließungen auch eine richtige Entscheidung auf lange Sicht? Mix: Die Werksschließungen waren eine starke emotionale Belastung für die Betroffenen sowie für uns als Arbeitgeber, aber nur dadurch konnten die Verlustzonen abgebaut werden. Vor allem aber hinsichtlich der weltweiten Überkapazitäten war diese Entscheidung richtig, denn Munksjö hat mit diesen Maßnahmen 70.000 bis 80.000 Tonnen aus dem Markt genommen. Wir haben unseren Beitrag zur Marktstabilisierung geleistet. Weitere Kapazitätsabbauten können nur von anderen Markteilnehmern vorgenommen werden – es besteht immer noch eine Überkapazität von 80.000 bis 100.000 Tonnen. Angebot und Nachfrage müs-

sen wieder – dies gilt sicherlich für die gesamte Wertschöpfungskette – ausbalanciert werden, um akzeptable Margen zu erzielen. „Unsere Werkschließungen haben zur Marktstabilisierung beigetragen“ material+technik: Wird diese Auffassung auch von den nordamerikanischen Abnehmern geteilt? Åström: Die Schließung unseres Werkes in Fitchburg (USA) hat sicherlich zu einer lokalen Unterversorgung geführt. Um in Nordamerika wieder neue Kapazitäten zu schaffen, müssen Preise und Mengen diesen Schritt rechtfertigen und eine deutliche Erholungsphase, muss ersichtlich sein. Eine Unterversorgung von mehr als 40 Prozent ist langfristig untragbar, bis auf weiteres werden wir unsere Kunden gesichert mit

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Lieferungen aus Europa versorgen. material+technik: Markterholung war ein gutes Stichwort. Wie stellt sich der Markt aktuell dar? Mix: In 2008 lag der Gesamtmarkt ohne China bei 675.000 Tonnen, in 2009 bei 560.000 Tonnen und wird sich unserer Prognose nach in 2010 zwischen 625.000 Tonnen und 650.000 Tonnen bewegen – bezogen auf die derzeitige extrem hohe Nachfrage sogar darüber. Während des Marktrückganges in 2008/Anfang 2009 sind die asiatischen und südamerikanischen Märkte nur schwach zurückgegangen und haben sich dementsprechend auch deutlich schneller erholt. Heute liegen diese Märkte schon wieder über dem Niveau von 2008. Die west- und osteuropäischen Märkte sind stark gefallen, liegen bedarfsmäßig inzwischen fast wieder auf dem Niveau von 2008. Nur der nordamerikanische Markt zeigt deutliche Schwächen und kommt nur zögernd wieder in Schwung. „Für Investionen brauchen wir bessere Margen“ material+technik: Wie erklären Sie sich bei Munksjö die plötzliche Wende auf dem Markt?

Mix: Der europäische Markt profitiert zur Zeit sehr stark von Exporten wegen des schwächeren Euros. Die stark angestiegene Nachfrage für Dekorpapier am Ende 2009 bis Anfang 2010 sehen wir nicht als nachhaltige Erholung der Endverbrauchermärkte, sondern wird unserer Meinung nach von drei wesentlichen Faktoren getrieben: Erstens durch den Wiederaufbau von zu stark abgebauten Lagerbeständen, zweitens wegen der allgemeinen Rohstoffknappheit, aber auch durch steigende Preise. Wir rechnen deshalb bis Ende des Jahres mit einer Normalisierung der Nachfrage auf einem etwas niedrigeren Niveau und erwarten, dass sich unser Auftragsbestand von derzeit 12 bis 16 Wochen wohl in einem Rahmen von 6 bis 8 Wochen einpendeln wird. „Munksjö ist wieder leicht profitabel“ material+technik: Welche weiteren Pläne haben Sie, um Munksjö strategisch stärker zu positionieren? Åström: Wir werden kontinuierlich unsere Kosten optimieren und durch gezielte Investitionen unsere vorhandenen Kapazitäten auf ca. 140.000 bis 150.000 Tonnen weiter ausbauen. Wachstum

durch Konsolidierung innerhalb der Dekorpapierbranche ist für Munksjö ein weiterer denkbarer Schritt, sich mittelfristig stärker zu positionieren. material+technik: Innovationen sind ein Teil der Zukunftssicherung. Wie sind diesbezüglich Ihre Pläne? Mix: Wir sehen Innovation als Kombination aus Produktentwicklung und der Entwicklung von Dienstleistungsprozessen. Produktentwicklungen müssen stark am Bedarfsprofil der Kunden gemessen werden und sollten in erster Linie kostensenkende, sowie effizienzsteigernden Nutzen bringen – und dies auf beiden Seiten. Dem Trend zu harzsparenden Papieren sind wir uns bewusst, und er hat einen hohen Stellenwert in unserer Unternehmensstrategie. Das gleiche gilt für den Bereich Vorimprägnat. Viele unserer Entwicklungen zur Steigerung z.B. der Imprägniergeschwindigkeit oder Flächenausbeute sind in einem Stadium, in dem kostenträchtige Umbauten der Papiermaschinen der nächste Schritt sein müssten. Schwache Ertragslagen heute und in den letzten Jahren wirken diesbezüglich sehr bremsend und bedeuten ein hohes Risiko, wenn derartige Verbesserungen nicht in

“With the current profit margins, investments are hardly justifiable” Following the drastic slumps in the decor paper market in late 2008 and early 2009, Munksjö reacted with cuts in capacity, so taking 70,000 – 80,000 tonnes off the market. As reported by Jan Åström (CEO) and Norbert Mix (Managing Director Sales and Marketing) in our interview, the mill closures in Italy and USA made it possible to reduce the loss area, so that Munksjö is now profitable to a slight degree. At the same time, a new financial structure has now been negotiated. However, taking future developments into account, both foresee a continued over-capacity of 80,000 – 100,000 tonnes worldwide. Munksjö made it’s contribution in stabilizing the market. Further reduction of capacity will have to be realized from other market participants. During the interview, Åström and Mix evaluated the entire market 2008 (without China) at 675,000 tonnes and for 2009 at 560,000 tonnes. They both forecast that the market level in 2010 will amount to between 625,000 and 650,000 tonnes, perhaps even more. Yet they do not consider the strong increase in demand for decor paper from the end of 2009 to the beginning of 2010 as evidence of a sustained recovery in the end-user markets, but rather as a rebuild of too heavily depleted stock levels. Other relevant factors, in their view, are the shortage of raw materials and rising prices. Munksjö, they say, will overcome the challenges of the future by extending production capacity up to 140,000 – 150,000 tonnes. In the medium term perspective also resin saving papers and preimpregnates have a high position in the strategic planning. Munksjö reacted to the woodbased materials industry’s demand for FSC/PEFC-certified decor papers with certification of the production sites Unterkochen (Germany) and Tolosa (Spain) to PEFC- and FSC-standards, and Fitchburg (USA) to FSC-standards. According to both managers, the price increases applied during the current year were offset by rising raw material prices and the strengthening of the US-dollar. With continuing cost increases, Åström and Mix do not rule out the possibility of further price increases for the end of the third quarter. Both of them complained that the entire decor paper industry achieves profit margins far too low to ensure a continued, long-term healthy existence. It is the responsibility of all market participants, they declared, to put the industry back on its feet again.

Jan Åström: „Die Werkschließungen waren wirtschaftlich richtig“ “The mill closures were economically justified.”

höhere Margen umgesetzt werden können. Wir sind uns aber auch bewusst, dass ein marktführender Dekorpapierhersteller sich keinen Entwicklungen versperren darf und werden deshalb Trends sehr ernst nehmen „Unsere Werke sind FSC / PEFC zertifiziert“ material+technik: Das Thema Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Die Holzwerkstoffindustrie fordert Dekorpapiere, die nach FSC/PEFC zertifiziert sind. Sind Sie auf diese Anforderung vorbereitet? Mix: Unsere Standorte Unterkochen (Deutschland) und Tolosa (Spanien) sind nach beiden Standards zertifiziert, Fitchburg nach FSC. Wir können unseren Kunden gesichert Dekorpapiere gemäß den Standards „PEFC“ und „FSC Controlled Wood“ liefern. Aufgrund der derzeitigen Zellstoffversorgung können wir allerdings Dekorpapiere mit dem Status „FSC Mixed Credit“ leider nur in Ausnahmefällen zur Verfügung stellen. ­m aterial+technik möbel 04|10 ­­­29

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Fokus

Tragverhalten von Leichtbauplatten Im Forschungsprojekt „Konstruktionsgrundlagen für den Einsatz von Leichtbauelementen im Innenausbau“ wurde an der Hochschule Rosenheim das Tragverhalten von Leichtbauplatten untersucht. Prof. Dr.-Ing. Benno Eierle gibt material+technik möbel exklusive Einblicke in die Ergebnisse.

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Trotz zahlreicher Vorteile werden Leichtbauwerkstoffe im Innenausbau bisher nur sehr vereinzelt eingesetzt. Der Grund dafür ist u. a. das Fehlen konstruktiver Grundlagen und ausbauspezifischer Produktdaten. Dies gab den Anstoß für das Forschungsprojekt „Konstruktionsgrundlagen für den Einsatz von Leichtbauelementen im Innenausbau“, einem Teilprojekt des Forschungsvorhabens „Holzbau der Zukunft“ (www. HolzbauDerZukunft.de) im Rahmen der High-Tech-Offensive Bayern. An der Fakultät für Holztechnik der Hochschule Rosenheim sind theoretische und praktische Lösungen zur Oberflächengestaltung und Bauphysik sowie zur Verbindungs- und Montagetechnik für leichte Ausbauwände erarbeitet worden. Zudem entstanden drei neuartige Trennwandaufbauten, die als Prototypen hinsichtlich der mechanischen Beanspruchbarkeit und dem schalltechnischen Verhalten untersucht wurden. Der vorliegende Aufsatz geht basierend auf den Forschungsergebnissen [1] speziell auf das Tragverhalten der Leichtbauplatten ein, denn auch nichttragende Ausbaukonstruktionen müssen für die mechanischen Beanspruchungen aus Nutzung und Betrieb ausgelegt werden [2]. Das komplizierte Tragverhalten von Leichtbauplatten ist dabei dominiert von einem Effekt, der bei anderen Werkstoffen gerne vernachlässigt wird: den Schubverformungen. Mechanik beim Sandwich Das Ziel mechanischer Kennwerte muss es sein, dem planenden Ingenieur Parameter zur Verfügung zu stellen, die das Verhalten des Werkstoffs eindeutig beschreiben und einer Berechnung bzw. Simulation zugänglich machen. Während bei „normalen“ Holzwerkstoffplatten hierzu oft der E-Modul der Platte als ausreichend angesehen wird, ist der Sachverhalt bei Sandwichplatten erheblich komplizierter. Wie später noch gezeigt wird, ist die Angabe eines E-Moduls für eine Leichtbauplatte relativ sinnlos. In [3] wurden die wesentlichen Kennwerte dargestellt, die zu Beschreibung des mechanischen Verhaltens notwendig sind. Grundsätzlich zu unterscheiden sind die

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Kontrastreich

Contrasting

Zum Titelbild – Bei „Polygloss Textil“ handelt es sich um Verbundplatten mit Stoffen von Niemann, die mit „Polygloss“-Folie beschichtet sind. Sie sind glänzend und scheuerresistent erhältlich. Cover page – “Polygloss Textil” deals with composite boards with materials by Niemann which are covered with “Polygloss” film. They are available in a shine and abrasionresistant finish. Photo: Niemann

Echtmetalle im Spritzverfahren appliziert – Metalloberflächen liegen im Trend. Durch die Entwicklung neuer Materialien und Verfahren ist Reichert Holztechnik jetzt in der Lage, echte Metalle sowohl auf flächige als auch auf dreidimensionale Bauteile zu applizieren. Die so aufgebrachte Beschichtung besteht etwa zu 90 Prozent aus echtem Metall und kann glatt, oder mit den unterschiedlichsten Effekten und Strukturen ausgeführt werden. Neben Aluminium, Bronze und Kupfer bietet Reichert auch die Metallarten Messing, Zink, Stahl und gerostetes Eisen an. Die so erzeugte Metallschicht hat wesentliche mechanische, physikalische und optische Eigenschaften des entsprechenden Metalls und ist damit absolut authentisch. Mit weiteren Verfahren können darüber hinaus besondere Effekte wie Rost, Brünierungen oder Patinierungen gezielt erzeugt werden. Real metals applied using spraying methods – Metal surfaces are currently very fashionable. Through the development of new materials and processes, Reichert Holztechnik is now able to apply real metals onto both two-dimensional and three-dimensional components. The coating applied in this way is around 90% from real metal and can come in a shine finish or can be finished in a wide range of effects and structures. In addition to aluminium, bronze and copper, Reichert also offers the metal types brass, zinc, steel and corroded iron. The metal layer created in this way has the essential mechanical, physical and optical characteristics of the corresponding metal and is therefore absolutely authentic. What’s more, with further processes, particular effects such as rust, black finishings or patinations can be specifically created. Photo: Reichert

Vielfalt in Hochglanz – Unter der Bezeichnung „Spiegelglanz“ bietet FunderMax Möbelplatten der Marke „Star Favorit“ an, deren Oberflächen-Brillanz um 20 Prozent über üblichen Hochglanz-Dekoren und auf einem Niveau wie HPL-Schichtstoffplatten liegt. Insgesamt stehen 20 Spiegelglanz-Dekore zur Auswahl. Variety in high-shine – Under the “Mirror Gloss” label, FunderMax offers furniture panels from the “Star Favorit” brand whose surface shine is 20 percent better than ordinary high shine finishes and is on a par with decorative laminates. There are a total of 20 mirror gloss finishings to choose from. Photo: FunderMax

Auf der weißen Welle – „Matelux Arctic White“ ergänzt die „White Line Collection“ der AGC-Dekorgläser, die lackiert oder in satinierter Optik, aktuelle Designtrends wiedergeben. Das neue Glas zeichnet sich durch ein weiß satiniertes Aussehen in „gefrosteter“ Optik mit leicht metallischen Reflexen aus. On the white wave – “Matelux Arctic White” completes the “White Line Collection” from AGC decor glass, which reflects current design trends in a varnished or satin finish. The new glass is characterised by a white satin appearance in a “frosted” finish and light metal sheen Photo: AGC material+technik möbel 04|10

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