material + technik möbel Ausgabe 01/2015

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5

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Wohn- und Küchenmöbel: Fertigungstechnik: Sitzmöbelbezüge:

ZOW will mehr als nur Produkte bieten Laserkanten werten Büromöbel auf Filigranes Design durch Hightech-Materialien 30.01.15 10:23


Rückblick Ausblick

Photo: Fotolia.de/psdesign1

Das Jahr 2014 ist Vergangenheit. Alle Augen sind auf das gerade begonnene Jahr 2015 gerichtet. Mit Bravour hat die deutsche Wirtschaft alle Stolpersteine 2014 gemeistert. Der Ukraine-Konflikt und die Überschuldung wichtiger EU-Länder trafen die deutschen Unternehmen weit weniger als befürchtet. Der stabile Inlandskonsum wirkte dabei kompensierend. Auf den folgenden Seiten hat material und technik möbel die wichtigsten Wirschaftsfacts 2014 und die aktuellen Prognosen führender Wirtschaftsinstitute für 2015 zusammengetragen. Auch die Zulieferer der Möbelindustrie kommen zu Wort: Sechs Vertreter führender Branchenunternehmen bewerten das abgelaufene Jahr und nennen ihre Strategie für 2015. André Dorner (Geschäftsführer/Managing Director, Blum Deutschland) 1| Wie bewerten Sie das Jahr 2014? Unser Wirtschaftsjahr 2013/14 (30. Juni) konnten wir erfolgreich abschließen. Deutliches Wachstum beobachteten wir in Nordamerika, Asien und Osteuropa. Das zweite Halbjahr des vergangenen Jahres entwickelte sich vor allem in Europa etwas ruhiger. Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben sich in der zweiten Jahreshälfte im Umsatz bemerkbar machten. Blum hat eine gute globale Risikostreuung, die uns in der aktuellen Situation hilft, und außerdem bearbeiten wir Märkte nach langfristigen Wachstumschancen. 2| Was erwarten Sie von 2015 und wie wollen Sie die gesteckten Ziele erreichen? Die konjunkturelle Entwicklung und somit auch die Entwicklung der Branche sind für 2015 sehr ­­­6

schwer abzuschätzen. Die Kurzfristigkeit im Auftragseingang wird sich aus unserer Sicht im kommenden Jahr nicht ändern. Das heißt für uns, dass wir trotz dieser Umstände unseren Kunden mit einer großen Programmbreite hohe Liefersicherheit bieten müssen. Wir sehen unsere Chancen darüber hinaus in der steigenden Differenzierung und der damit potenziell einhergehenden Wertigkeit im Möbelbau – vor allem in der Küche, aber natürlich auch im Wohn- und Schlafbereich. Das wichtigste Ereignis ist 2015 die interzum, auf der wir unsere Stärke in der Programmbreite und -tiefe in den bestehenden Produktbereichen sowie den Ausblick auf neue Produkte und Technologien in den Mittelpunkt stellen. Auch werden wir an unserem Weg der Erschließung neuer Märkte und der Innovation bei Produkten und Dienstleistungen – mit entsprechenden Investitionen – festhalten. Photo: Blum

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Macher & Märkte

➔ Facts: Wohnungsbau Die niedrigen Zinsen beflügeln den Wohnungsbau. Nachdem bis Ende September 2014 die Baugenehmigungen um 5,2 Prozent gestiegen waren, gehen die Experten auch für das Gesamtjahr von einem deutlichen Zuwachs aus. Allerdings entfiel der Zuwachs im alten Jahr ausschließlich auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Die Baugenehmigungen für Einfamilien- und Zweifamilienhäuser gingen im Berichtszeitraum zurück. 2013 wurde mit 272.400 genehmigten Wohnungen der höchste Stand seit zehn Jahren erreicht. Bis September 2014 wurden bereits 212.600 Wohnungen genehmigt. 2014 rechnet die Branche mit 235.000 Fertigstellungen. 2015 soll es einen weiteren Anstieg auf 250.000 Einheiten geben.

➔ Facts: Wirtschaftswachstum D

Dr. Andreas Hettich (Vorsitzender der Geschäftsleitung/Chairman of the board of management, Hettich)

Burkhard Schreiber (Geschäftsführer/ Managing Director, Kesseböhmer GmbH)

1| Wie bewerten Sie das Jahr 2014? In Schulnoten beurteilen wir das Jahr 2014 mit einer „3“ aufgrund von internationalen Turbulenzen und Krisenherden, wie beispielsweise der Ukraine, und weiterhin starken Währungsschwankungen. Wir sind allerdings in Krisenländern so aufgestellt, dass wir flexibel reagieren und unseren Kunden einen ausgezeichneten Service bieten können. Mit der Entwicklung in Deutschland waren wir 2014 zufrieden, hier konnten wir entsprechenden Zuwachs generieren. International gesehen konnten wir in einigen Ländern, wie z. B. in Großbritannien und den USA sowie einigen asiatischen Ländern, deutliche Zuwächse erzielen.

1| Wie bewerten Sie das Jahr 2014? Wir haben das Jahr mit einem moderaten Wachstum abgeschlossen, unsere Planziele jedoch nicht erreichen können. Vor dem Hintergrund der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung waren wir jedoch ganz zufrieden, so dass ich 2014 die Note 3 gebe. Durch unsere internationale Ausrichtung und Präsenz können wir negative geopolitische Einflüsse durch entsprechendes Wachstum in anderen Märkten mehr als kompensieren. So gibt es Entwicklungen, wie beispielsweise im russischen Markt, die Grund zur Sorge geben. Märkte wie die USA und Asien bieten dagegen durchaus positive Wachstumschancen für uns. Auch sind wir 2014 in unserer Ausrichtung und unserem Handeln bestätigt worden, sowohl die Themen Innovation, Entwicklungspartnerschaften mit der Industrie als auch unseren konzeptionellen Mehrwertansatz weiter voranzutreiben.

2| Was erwarten Sie von 2015 und wie wollen Sie die gesteckten Ziele erreichen? Wir rechnen für 2015 mit einem moderaten Wachstum. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre gehen wir allerdings davon aus, dass wir im außereuropäischen Raum deutlich stärker wachsen werden als in der Euro-Zone. Da wir in allen relevanten außereuropäischen Märkten mit eigenen Strukturen oder Partnern gut aufgestellt sind, können wir hier eine durchgängige Marktpräsenz aufweisen und die dort ansässigen Kunden vor Ort unterstützen. Trotzdem hoffen wir, dass die Stabilität im EuroRaum gehalten werden kann und die fiskalpolitischen Maßnahmen zu dem gewünschten Erfolg führen werden. Ein Highlight wird die interzum sein, die unsere Plattform für die Präsentation von Neuheiten ist. Unser Ziel ist es, mit Neuprodukten bei Bestands- und Neukunden weiter zu wachsen. Photo: Hettich

2| Was erwarten Sie von 2015 und wie wollen Sie die gesteckten Ziele erreichen? Für unser Unternehmen gehen wir auch 2015 von einem moderaten Wachstum aus, das die Branchenentwicklung spiegelt. International werden wir unsere Vertriebsaktivitäten weiter ausbauen und zwar verstärkt in den für uns interessanten Wachstumsmärkten. Selbstverständlich steht für uns die interzum 2015 als Plattform für Neuheiten im Fokus. Darüber hinaus wollen wir die „CleverStorage“-Idee weiterentwickeln und weitertragen, den Wert der Kücheninnenausstattung erhöhen und Industrie und Handel im höchsten Maße anwenderorientierte, innovative Produkte liefern, die „einfach clever“ sind. Photo: Kesseböhmer

Die Russlandkrise blieb 2014 nicht ohne Folgen für die deutsche Wirtschaft. Die ursprünglichen Wachstumsprognosen vom Jahresbeginn haben sich nicht bewahrheitet. In ihrem jüngsten Jahresgutachten bezifferten die fünf Wirtschaftsweisen das Wachstum der deutschen Wirtschaft nur noch auf 1,2 Prozent und reduzierten auch für 2015 ihre Prognose auf 1 Prozent. Positiver sehen die Wirtschaftsexperten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) die Jahresentwicklung. Sie rechnen für 2014 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent und prognostizieren für 2015 einen Zuwachs von 1,7 Prozent. 2016 soll die Wirtschaftsleistung sogar um 1,9 Prozent zulegen.

➔ Facts: Weltwirtschaft Der niedrige Ölpreis der vergangenen Monate beflügelt aktuell weltweit die Wirtschaftsentwicklung. Allerdings ist die Weltproduktion nicht im erwarteten Maße gestiegen. Die Weltbank hatte Ende 2014 ihre ursprüngliche Prognose für das abgelaufene Jahr um 0,4 Prozent nach unten korrigiert und geht nun nur noch von einem Wachstum von 3,3 Prozent aus. Zu einer ähnlichen Prognose kommt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das mit einem weltweiten Anstieg der Wirtschaftsleistung in Höhe von 3,4 Prozent rechnet. 2015 erwarten die Wirtschaftsforscher ein weiteres Wachstum, das mit 3,8 bzw. 3,7 Prozent allerdings niedriger als erwartet ausfallen soll.

➔ Facts: Inflationsrate Das Ölpreis-Tief wirkt kompensierend auf den Preisauftrieb, so dass Wirtschaftsexperten für 2014 nur noch von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1 Prozent ausgehen. Sollte der Ölpreis weiter niedrig bleiben, werde dieser Effekt nach Ansicht der Wirtschaftsforscher auch 2015 anhalten und die Verbraucherpreise nur um 0,8 Prozent steigen lassen. Erst 2016 wird mit einem stärkeren Preisauftrieb um 1,9 Prozent gerechnet.

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Fokus

ZOW will mit Foren und Trendschau punkten Die ZOW 2015 hat in diesem Jahr einen schweren Stand. Knapp drei Monate vor der Weltleitmesse interzum will sie mit einem neuen Konzept verlorenen Boden zurückgewinnen. Rückläufige Ausstellerund Besucherzahlen hatten bei den vergangenen Ausgaben stark am Image der Veranstaltung gekratzt. 2015 soll alles anders und besser werden. Das verspricht zumindest Horst Rudolph, Geschäftsführer des ZOW-Veranstalters Clarion Deutschland. Und tatsächlich soll auf der kommenden Zuliefermesse so ziemlich alles auf den Kopf gestellt werden, um bei Ausstellern und Besuchern wieder besser punkten zu können. Allerdings schlagen sich die Bemühungen für die vier Veranstaltungstage vom 9. bis zum 12. Februar noch nicht in der Zahl der Aussteller wider: Bei Redaktionsschluss hatten sich laut Veranstalter knapp 200 Aussteller angemeldet, weniger als in den Vorjahren. Ein Großteil von ihnen stammt dabei aus dem Ausland. Die Veranstaltung wird auch flächenmäßig kleiner ausfallen als in den vergangenen Jahren. 2014

waren immerhin noch die Hallen 20 bis 22 des Messegeländes in Bad Salzuflen belegt. 2015 werden es nur die Hallen 20 und 21 sein. In den Glanzzeiten der Zuliefermesse nahmen an der ZOW über 600 Aussteller teil. Sie belegten die Hallen 19 bis 23. 2014 waren es nur noch 485 Aussteller, von denen rund 56 Prozent aus dem Ausland stammten. Mit ihren zahlreichen Neuerungen will die Zulieferschau der Möbelindustrie bei der diesjährigen Aus­ gabe nicht nur reine Produktschau sein, sondern den Besuchern Anregungen und Lösungen für eine effizientere Möbelproduktion vermitteln. Veranstalter Clarion hofft, auf diese Weise an die hohen Besucherzahlen der Vorjahre anknüpfen zu können. 2014 zählte die

ZOW nur noch 12.500 Fachbesucher gegenüber mehr als 16.000 in den Jahren davor. Essensbons statt freie Kost Um bei Ausstellern und Besuchern wieder punkten zu können, hat der Veranstalter eine Reihe von Änderungen auf den Weg gebracht, die im Februar erstmals in die Praxis umgesetzt werden sollen. Dies gilt insbesondere für den Messestand, der nun auch ohne Servicepaket gebucht werden kann. Für die Besucher und Aussteller bedeutet dies, dass in diesem Fall die Bewirtung nicht mehr kostenlos ist. Bezahlt wird mit Essen- und Getränkebons, die auf der Veranstaltung erworben werden können. Doch auch bei der Messegestal-

tung gibt es für die Besucher allerlei Überraschungen. Die gewohnten Catering-Zonen dienen erstmals auch als Foren, auf denen laut Veranstalter ein Wissens- und Ideentransfer stattfinden soll. Der Tag beginnt hier eine halbe Stunde vor Messeöffnung mit einem exklusiven Expertenfrühstück und endet mit den zentralen Abendveranstaltungen. Neben zwei Sonderflächen zu den Themen „RFID“ sowie „Maschinen & Prozesse“ wird es auf der ZOW insgesamt fünf Foren geben. Fünf unabhängige Experten wollen während der Veranstaltung zu den Themen „Logistik“, „Ladenbau“, „IT“, „Marketing & Vertrieb“ sowie „Lichttechnik“ einen tiefen Einblick in neueste Erkenntnisse und Technologien vermitteln. Als Kura-

1| Die ZOW steht mit einem neuen Konzept in den Start­ löchern. The ZOW is starting off with a new concept. 2| Die Sonderfläche „ZOW trend_works“ will richtungsweisende Produkte präsentieren. The “ZOW trend_works” special area will present trend-setting products. 3| In den ZOW-Foren und auf den Sonderflächen wird die Individualisierung von Serienmöbeln beleuchtet. In the ZOW forums and in the special areas, the customization of serially produced furniture will be highlighted. Photos: ZOW

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„Wir ermöglichen sortimentsund materialüber­greifende Kombinationen“ Mit einem breiten Design- und Materialangebot startet Westag & Getalit in die neue Einrichtungs­ saison. In den vergangenen Wochen und Monaten hat Adela Weiss als Leiterin Produktmanagement und Design die weltweiten Einrichtungstrends analysiert und materialübergreifende Farb- und Designthemen erstellt. Am Firmensitz in Rheda-Wiedenbrück sprach Richard Barth mit ihr über die kommenden Einrichtungsströmungen.

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

material+technik: Frau Weiss, in der aktuellen Ausgabe widmen wir uns umfassend den unterschiedlichen Wünschen und Anforderungen der Verbraucher. Welche Änderungen im Lifestyle beeinflussen 2015 den Einrichtungsbereich? Weiss: Die Küche wächst weiter mit dem Wohnraum zusammen. Daher sind die klassischen Küchendekore weniger gefragt. Künftig werden deren Oberflächen wohnlicher ausfallen, wobei die Küche sich dem Wohnraum anpasst. Obwohl beide Räume noch sehr von Unifarben dominiert werden, rechnen wir damit, dass der Anteil von Holz – auch im Mix mit 1­­­ 8

Farbe – steigt. Was die Arbeitsplatte betrifft, so spielen neben Holz auch Steine weiterhin eine große Rolle. Hier stellen wir eine Rückkehr des Marmors fest und unterstreichen dies mit unseren Neuentwicklungen bei der Mineralwerkstofflinie „Veneto by GetaCore“. material+technik: Aufgrund der Beteiligung am Arbeitsplattenproduzenten AKP sind Arbeits- und Nischenplatten ohnehin ein wichtiges Standbein für das Unternehmen und liegen daher im Fokus der Produktentwicklung. Weiss: Mit der Entwicklung eines Konfigurators für unsere „GetaStyle“-Glasrückwände haben wir unlängst die wichtige Rolle dieses Produktsegments wie überhaupt des Möbelsegments

für das Unternehmen signalisiert. Endverbrauchern bietet der Online-Planer Hilfestellung bei der Dekorfindung und vermittelt den passenden Handelspartner. material+technik: Sie beobachten für Westag & Getalit seit 2013 die Einrichtungstrends und informieren sich bei Trendbüros. Welche Strömungen kommen auf uns zu? Weiss: Ich sehe aktuell vier Stilrichtungen. Den ständigen Trend zu moderner Klassik haben wir neu interpretiert und an den Zeitgeist angepasst. Weiterhin beliebt bleiben Themen wie Natur und Handwerk. Allerdings zeigt sich der Landhausstil künftig in einer weniger rustikalen Ausprägung. Die Rustikalität hat wohl ihren Höhepunkt überschritten. Mit der Landflucht junger Menschen lässt

sich hingegen die Wiederkehr von Farben erklären. Sie erleben die Großstädte als trist und wollen sich wenigstens in ihren vier Wänden lebendiger umgeben. Und da wäre noch eine Strömung, die ich gerne mit Poesie beschreibe. Es ist ein außergewöhnlicher, vielleicht auch sehr weiblicher Stil, der auf Opulenz und Mystik setzt und sehr elegant ausfällt. Unsere zuvor erwähnte „Veneto by GetaCore“Linie rechne ich diesem Stil zu, sie passt aber auch in die klassische Richtung. material+technik: Welche Farben und Formen werden die Einrichtung in den kommenden beiden Jahren dominieren? Weiss: Wir werden 2015 vor allem neue, leichte Pastelltöne antreffen. Ich glaube, dass die langjährige

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Im Showroom spricht Adela Weiss (l.) mit Richard Barth über die materialübergreifenden Farb- und Designthemen. In the showroom, Adela Weiss (left) is speaking to Richard Barth about the cross-material colour and design themes. Photo: Westag & Getalit Küchen-Trendfarbe Magnolie von einem zarten Rosé abgelöst wird. Da aber auch Grau eine wichtige Rolle spielt, werden viele Pastelltöne einen leichten Grauschleier besitzen. Außerdem kehrt Grün in dieser Einrichtungssaison zurück. Was das Design anbetrifft, so stellen wir – abgeleitet von der Automobilindustrie – in einzelnen Segmenten einen Trend zu eckigeren Formen fest. material+technik: Wie finden die neuen Trendthemen im Produktangebot von Westag & Getalit Einfluss? Weiss: Aus den gesammelten Trendbeobachtungen baue ich mir eine Art Gerüst in Form einer Präsentation und entnehme diesem vier Stilrichtungen. In deren Rahmen bewegen sich dann unsere Kollektionen. Mein Ziel dabei ist, die Materialität des Unternehmens zusammenzubringen. Daher war ich in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, die unterschiedlichen Materialien und Farben aufeinander abzustimmen und es den Verarbeitern künftig zu er-

möglichen, mit den Materialien zu spielen und diese entsprechend den aktuellen Trendströmungen innerhalb des Sortiments zu kombinieren. Künftig wird bei Westag & Getalit eine ganzheitlichere Produktpalette zu finden sein, bei der beispielsweise die Farbe der Schichtstoffkollektion mit der aus der Mineralwerkstoff-Kollektion kombiniert werden kann. Damit zeigen wir Kompetenz. „Veneto wird noch authentischer“ material+technik: Die große Materialbreite ist sicherlich ein wichtiges Differenzierungsmerkmal, denn kaum ein anderer Anbieter kann eine solche Vielfalt an Materialien bieten. Weiss: Weiterhin ist natürlich der Schichtstoff die Keimzelle des Unternehmens. Mit unserer mehrfach preisgekrönten Neuentwicklung „Veneto by GetaCore“ und seiner dreidimensionalen Gestaltung haben wir im letzten Jahr bei Mineralwerkstoff Akzente gesetzt und uns als innovatives Unternehmen auf diesem Gebiet bewiesen. Mit der zweiten Generation sind wir noch ein Stück näher am echten Marmor und sorgen mit feinen Glitzerpartikeln für einen edlen, authentischen Look. Eine Herausforderung dabei war es, Dekore zu entwickeln, die sowohl mit seidenmatter als auch mit HochglanzOberfläche natürlich aussehen.

material+technik: Ist die geringe Stärke des Werkstoffes nicht auch ein Differenzierungsmerkmal? Weiss: Westag & Getalit ist der einzige Anbieter, der seinen Mineralwerkstoff auch in einer Stärke von 3 mm liefern kann. Dadurch lässt sich das Material kosten- und gewichtsoptimiert zur Beschichtung von Trägermaterialien verwenden und ist besonders gut verformbar. material+technik: Hat Westag & Getalit nicht schon bei Glas durch den frühzeitigen Einsatz von Digitaldrucktechnik in der Inneneinrichtung eine Vorreiterrolle eingenommen? Weiss: Schon seit längerem sehen wir in der Individualität einen Megatrend. Bei Westag & Getalit kann Glas auf der Digitaldruck­ maschine rückseitig im MultipassVerfahren beliebig bedruckt werden. Wir bezeichnen dies als „Direx“-Direktdruckverfahren. UnAdela Weiss präsentiert aktuelle Farb- und Materialtrends. Adela Weiss presents current colour and material trends. Photo: Barth

Die mit Holzdekor bedruckte Dreischichtplatte stellt eine wirtschaftliche Alternative zu Massivholzplatten dar. The 3-layer panel, which is printed with a woodgrain decor, is an economical alternative to solid wood panels. Photo: Westag & Getalit sere Erfahrungen mit Digitaldruck reichen allerdings bis ins Jahr 1998 zurück, in dem wir erstmals ein digitales Motiv gedruckt und verpresst haben. Heute sind neben der zuvor genannten Anlage insgesamt 17 Tintenstrahldrucker im Einsatz, mit denen wir individuelle Designs auf Dekorpapieren realisieren und diese anschließend auf unseren Anlagen zu Hochdruck-Laminaten verpressen. „Dreischichtplatte bringt Individualität in Innenräume“ material+technik: Westag & Getalit besitzt offenbar nicht nur eine beachtliche Materialvielfalt sondern auch eine ungewöhnliche Produktionstiefe. Weiss: An seinen beiden Standorten in Rheda-Wiedenbrück und ­m aterial+technik möbel 01|15 ­­­19

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Fokus

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Opulenz und wertige Details Aktuelle Einrichtungstrends für den gesamten Wohnraum standen Mitte Januar in Köln im Mittelpunkt. Nur alle zwei Jahre bieten imm cologne und die LivingKitchen der Branche die Möglichkeit, sich um­ fassend über die Farb-, Material- und Designtrends der kommenden Einrichtungssaison zu informieren.

Fast 1.100 Anbieter auf der imm Cologne und 215 im Rahmen der Küchenmesse traten vom 19. bis zum 25. Januar auf dem Kölner Doppelevent an. Da fast zwei Drittel der Möbelmesse-Teilnehmer aus dem Ausland stammten, konnten sich die rund 102.000 Fachbesucher auch über die internationalen Neuheiten informieren. Auf der imm Cologne sowie der LivingKitchen konnten die Besu­ cher feststellen, dass sich die Einrichtungstrends in Wohnraum und Küche immer mehr ähneln. Während die Küche mit ihrem funktionellen und komfortablen Innenleben zunehmend die Innenausstattung von Wohnmöbeln inspiriert, hatten bei den Küchenprogrammen wohnliche Farben und Materialien Einzug gehalten. Offene architektonische Raumlösungen begünstigen diese Entwicklung. Um einen harmonischeren Übergang zum Wohnraum zu schaffen, bieten 2 ­­­ 8

viele Hersteller inzwischen Kochinseln ohne Sockelblenden und mit bodentiefen Fronten zum Wohnbereich. Siematic stellte mit „Urban“, das von den Küchenbuffets der 50er Jahren inspiriert ist, ein Solitär-Möbel vor, das durch seine geschwungene Formgebung und die Materialien einen wohnlichen Charakter vermittelt. Wie die Living Kitchen weiter zeigte, ist auch bei den Arbeitsplatten ein wohnlicher Look angesagt. Bei den in Köln gezeigten Küchen kontrastierten sie in Form und Farbe nicht mehr zur Front, sondern passten sich Ton in Ton sowie oftmals in dünnen Materialstärken dem Küchendesign an.

Materialmix mit Holz Noch stärker als die Wohnmöbelhersteller setzten die Küchenproduzenten auf neue, wertige Materialien. Zahlreiche Küchenprogramme wurden mit Betonfronten bzw. in Beton-Optik präsentiert. Wäh-

rend bei preiswerten Möbeln Dekore zum Einsatz kamen, wird bei hochwertigen Küchenfronten echter Betonspachtel in Handarbeit aufgebracht und diese Frontoptik mit einer gleichfarbigen Arbeitsplatte aus Quarzstein kombiniert. Dieser groben Materialität wurden metallische Materialien gegenübergestellt, die sowohl bei Küchenfronten als auch im Wohn­ bereich meist in Kombination mit lebhaften Holzoberflächen anzutreffen waren. Bei den Furnieren und vor allem Holznachbildungen spielte Eichenholz die Hauptrolle. Es wurde in den unterschiedlichsten Aus­ prägungen gezeigt, mal sehr rustikal mit Windrissen und Astlöchern und mal zurückhaltender mit dezenten Sägespuren. Neben Eiche waren Nussbaum sowie Nach­ bildungen von gebürstetem Nadelholz (z.  B. „Pinie Montana“ bei Nobilia, „Polar Lärche“ bei Wie-

1| Siematic hatte Küchenfron­ ten in Goldbronze mitgebracht. Siematic brought along kitchen fronts in golden bronze. Photo: Siematic 2| Eine Spiegeltür mit opulen­ tem Bronze-Rahmen ziert den Schweber von Staud. A mirrored door with an opulent bronze frame decorates the sliding-door wardrobe by Staud. Photo: Staud 3| EWE schickte Küchen mit Lederoptik und -haptik nach Köln. EWE sent kitchens with the look and feel of leather to Cologne. Photo: Ewe 4| Küchenfront aus echtem Weißgold von Zeyko. A kitchen front made of genuine white gold by Zeyko. Photo: Zeyko

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mann) zu sehen, während Buchenholzdekore in einer natürlichen Optik eine Renaissance erlebten. Vereinzelt wurde auch dunkle, lebhaft gezeichnete Esche verarbeitet. Alle Holznachbildungen hatten eines gemeinsam: Sowohl als Finishfolie als auch als Melamin- oberfläche verfügten sie über eine fühlbare und vielfach synchrone Porenstruktur. Den zumeist hellen bis weißlichen Farbstellungen standen dunkelbraune Varianten bis hin zur fast schwarzen Thermovariante gegenüber. Dunkle Hölzer und Echtfurniere waren insbesondere bei hochwertigen Wohnprogrammen angesagt. Kettnaker zeigte in Köln Möbelprogramme in dunklem Makassar- und Ziricote-Furnier. Der Österreicher Gruber  + Schlager stellte neue furnierte Modelle in Makassar, Palisander und Mahagoni aus. Zeyko zeigte in Köln seine Küche „Horizon Accento“ mit Eukalytusfurnier-Fronten in Räucherton.

Farbvielfalt Bei den Farben folgten die Aussteller in Küche und Wohnraum unterschiedlichen Trends. Bei den Uniflächen wurden in der Küche neben Weiß vor allem Creme‚ Capuccino und Anthrazit ausgestellt. Einzelmöbel im Wohnraum zeigten sich zum Teil in kräftigen Farben. Frisches Gelb, Rot, Grün und Blau zählten zu den Hauptfarben.

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In der Küche zeigte Nobilia warmes Gelb und Orange. Handelte es sich um größere Farbflächen auf Kleider- und Wohnschränken, dann setzten Aussteller im gehobenen Preissegment auf gedecktere Farben: Cappuccino und Karamell dominierten das Bild, vereinzelt waren Taubenblau (Team 7) sowie Ziegelrot (Welle) zu sehen.

Comeback von Schwarz Sowohl im Wohnraum als auch bei Küchen wurde wieder mehr Schwarz gezeigt, meist als hochglänzende Oberfläche. Um eine einheitliche Optik zu gewährleisten, zeigte Allmilmö auch die Korpusinnenseiten inklusive des Beschlaggehäuses in Schwarz. Die Kontrastfarbe Weiß hingegen war auf der Messe in den unterschiedlichsten Abstufungen zu sehen – von kühlem Ultraweiß bis zu warmem Samtweiß. Auch beim Design legten die Unternehmen Wert auf Details. Asymmetrische Frontgestaltungen oder raffiniert „über Eck“ laufende, farblich abgesetzte Flächen und Griffleisten erwiesen sich als Blickfang.

Metallische Materialien Der wichtigste Trend des diesjährigen Doppelevents in Köln war die Wertigkeit im Detail. Sie zeigte sich bereits in der Materialwahl: Handwerklich verarbeitetes Holz wurde mit Edelmetallen oder anderen exklusiven Echt-Materia-

5| Küchenfront mit Oberfläche aus Betonpaste von Leicht. Kitchen front with a concrete paste surface by Leicht. Photo: Leicht 6| Comeback von Schwarz: Bei Allmilmö auch im Schrankinnern inklusive der Beschlaggehäuse. Comeback of black: at Allmilmö, it can be found in cabinet interiors as well, including the fittings cases. Photo: Barth 7| Hülsta verlieh seinen Möbeln durch Chromapplikationen Wertigkeit. Hülsta gave furniture extra value with chrome applications. Photo: Hülsta

Erstklassige Lichtlösungen für Interior-Anwendungen.

8| Kupfer als dekoratives Element bei Interlübke. Copper as a decorative element at Interlübke. Photo: Barth 9| Nostalgisch und wohnlich zugleich: „Urban“ von Siematic erinnert an Küchenbuffets der 50er Jahre. Nostalgic and cozy at the same time: “Urban” by Siematic evokes the kitchen buffets from the 1950s. Photo: Siematic

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