material + technik möbel Ausgabe 02/2015

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Produktivitätssteigerung bis zu 40%, optimales Management der Produktionsspitzen und Kapitalrendite bereits im ersten Jahr. Perfekte Kombination aus Optimierung von Biesse und italienischem Genie.

Ligna Halle 25 11.-15. Mai 2015 Hannover, Deutschland T: +49(0) 7308 96060 Info@biesse.de biesse.de

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5

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Zwei Plattenaufteilsägen in einer

Nürnberger TechnologieExpertenrunde: Gipfel:

PolsterEvent:

Holzwerkstoffe mit Sexappeal

Mit kreativen Stoffen auf Tuchfühlung

Vernetzte Produktion hautnah

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Macher & Märkte

Nürnberger Expertenrunde:

„Mit Funktion und Emotion Holzwerkstoffe aufwerten“ Demographische Veränderungen sowie der Wunsch des Endverbrauchs nach einer individualisierten Einrichtung fordern die Einrichtungsindustrie heraus. Damit sind auch die Holzwerkstoffproduzenten gefordert, deren Produkte den Hauptpart im Möbelbau spielen. Eine größere Mobilität bei den Jungen und eine Verdoppelung der Personen im Alter von über 60 Jahren gegenüber 1973 verlangt Änderungen im Möbelbau. Zusätzlich steigen die Umweltanforderungen, so dass die Holzwerkstoffindustrie in ihre Werke investieren muss. „Funktion und Demographie: Wie reagiert die Holzwerkstoffindustrie?“, hieß daher das Thema der diesjährigen Nürnberger Expertenrunde. Unter der Leitung von Dr. Peter Sauerwein (VHI) und Richard Barth (material+technik möbel) analysierten Klaus-Dieter Monhoff (Egger), Stefan Gillmann (Decor Druck Leipzig), Dr. Steffen Tobisch, Susanne Trabandt (beide IHD Dresden) sowie Prof. Dr. Volker Thole (WKI Fraunhofer) die bestehenden Möglichkeiten und gaben einen Ausblick darüber, wie sich mit innovativen Hybridmaterialien sowie Digitaldruck der Konsumentenwunsch nach Einrichtungsgegenständen, die durch Design und Funktion Mehrwert und Komfort bieten, besser erfüllen lässt. ­­­6

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Macher & Märkte

Auf der Nürnberger Expertenrunde diskutierten (v.l.n.r.) Stefan Gillmann (Decor Druck Leipzig), Richard Barth (material+technik möbel), Dr. Peter Sauerwein (VHI), Dr. Steffen Tobisch (IHD), Prof. Dr. Volker Thole (WKI Fraunhofer), Susanne Trabandt (IHD) sowie Klaus-Dieter Monhoff (Egger) über die künftigen Herausforderungen für die Holzwerkstoffindustrie. At the Nuremberg Experts Panel meeting (l.t.r.): Stefan Gillmann (Decor Druck Leipzig); Richard Barth (material+technik möbel); Dr Peter Sauerwein (VHI); Dr Steffen Tobisch (IHD); Prof. Dr Volker Thole (VKI Fraunhofer); Susanne Trabandt (IHD) and Klaus-Dieter Monhoff (Egger) discussed future challenges facing the woodbased panels industry. Photos: Waburek

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

material+technik: Herr Dr. Sauerwein, bevor wir uns in der Runde über innovative Oberflächen unterhalten, möchte ich Sie bitten, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Holzwerkstoffindustrie 2014 aufzuzeigen. Sauerwein: Was die wirtschaftliche Entwicklung der Holzwerkstoffindustrie anbetrifft, so kann ich für das Jahr 2014 Positives vermelden. Die Branche konnte im vergangenen Jahr ihren Umsatz um acht Prozent steigern. Auch auf der politischen Seite verlief das Jahr für uns erfolgreich. Bei der Novelle des Erneuerbaren

Energien Gesetzes (EEG) gelang es uns, dass forstliche Biomasse nicht mehr für Biomassekraftwerke gefördert wird. Bis dato wurden bekanntlich über 50 Prozent unseres Holzaufkommens ohne ausreichend vorherige stoffliche Nutzung verbrannt. Künftig steht der Rohstoff Holz für die stoffliche Nutzung damit wieder vermehrt zur Verfügung, auch wenn die Holzversorgung angespannt bleibt. 2014 haben wir uns auch mit der Waldzertifizierung befasst und sind gerade dabei mit den Brasilianern eine weltweite ISO-Norm für die Zertifizierung der Holzkette in un-

seren Werken (Chain of Custody) zu erarbeiten. Die Holzwerkstoffindustrie wird Holz aus FSC- und PEFC-zertifizierten Wäldern weiterhin kaufen, die Zertifizierung der Holzkette im Werk werden wir möglicherweise schon ab 2016 nach diesem weltweiten Standard vornehmen.

material+technik: Nicht alle Themen konnten also 2014 abgeschlossen werden. Mit welchen wird sich die Holzwerkstoffin­ dustrie auch im laufenden Jahr befassen? Sauerwein: In Europa beschäfti-

gen uns Umweltthemen weiterhin stark. Im sogenannten Sevilla-Prozess (das Büro der Behörde sitzt in Sevilla) wurde definiert, welche Anlagen zur Holzwerkstoffproduktion in Hinblick auf den Umweltschutz die besten sind, was Luft, Abwasser und Boden anbetrifft. Durch die hier erforderlichen Nachrüstungen sowie durch die Formaldehyd-Neueinstufung werden zusätzliche Investitionen auf die Werke zukommen. Herr Monhoff, wird bei Egger die Situation ähnlich gesehen? Monhoff: Wir sehen den Versorgungsmarkt weiterhin kritisch. Schließlich haben wir uns bei Egger auf die Fahne geschrieben, bis zu 30 Prozent an Recyclingholz zu verwenden. Daher begrüßen wir es, dass es keine Förderung für neue Biomassekraftwerke mehr gibt. Gleichzeitig versuchen wir das Thema Leichtbau, das leider nicht so am Markt platziert werden konnte, wie wir uns das vorgestellt haben, weiter voranzutreiben. Das liegt nicht zuletzt an der aktuellen Formensprache. Überall dort, wo im Möbeldesign alles schlank und filigraner wird, haben es Leichtbauplatten schwer. Wir

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Fokus

Ligna im Zeichen der Industrie 4.0 Mehr Internationalität, mehr Innovationen und mehr Vernetzung, das will die Deutsche Messe AG während der Ligna 2015 vom 11. bis zum 15. Mai den Besuchern aus der Holz-, Möbel- und Forstindustrie präsentieren. Und die Zeichen für eine Top-Messe stehen gut. Mehr als 1.500 Aussteller aus 40 Ländern werden auf einer Nettoausstellungsfläche von rund 120.000 m² ihre neuen Maschinen rund um die Holzbearbeitung zeigen und damit wieder mehr als 90.000 Besucher aus aller Welt nach Hannover locken. Und auch wenn die sogenannte vierte industrielle Revolution, die Industrie 4.0, in der Möbelbranche sicher noch nicht überall angekommen ist, so wird dieses Thema doch der Ligna 2015 seinen Stempel aufdrücken. Denn obwohl die sich selbst konfigurierende Fertigungsmaschine, die auch noch automatisch ein Ersatzteil bestellt, wenn es irgendwo klemmt, für viele noch nach Science Fiction klingen mag: Viele Teilaspekte, die Experten aus Forschung und Entwicklung unter diesem Schlagwort Auf der Ligna finden sich die Besucher dank klar strukturierter Angebotssegmente schnell zurecht. At Ligna, visitors can find their way around quickly thanks to clearly structured product segments. Photo: Deutsche Messe AG

subsumieren, sind schon längst keine Zukunftsmusik mehr und helfen bereits heute ganz aktiv dabei, Produktionsabläufe zu optimieren und die Effizienz zu verbessern. Die Effizienzsteigerung ist daher auch weiterhin ein bestimmendes Thema bei den Werkzeugen, Maschinen und Anlagen für Tischler- und Schreiner-Handwerk, Sägewerkstechnik, Holzverarbeitung, industrieller Möbelfertigung, Holzwerkstoff- und Furnierherstellung oder Forsttechnik: „Auf der Hightech-Messe Ligna geht es um die Zukunft der Produktion unter den Stichworten Effizienz und Vernetzung. Ganze Fertigungslinien werden live vorgeführt. Das ist weltweit einzigartig und nur auf der Ligna zu sehen. Sie lassen die vernetzte Produktion auf dem Weg zu Industrie 4.0 hautnah erlebbar werden. Wer sich über die aktuelle Entwicklung hin zu mehr Automa-

tisierung und Digitalisierung in­ formieren möchte, kommt an der Ligna nicht vorbei“, so Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG. Nur wer über die neuesten Konzepte, Systeme und Lösungen verfüge, habe künftig im Wettbewerb eine Chance, so Köckler weiter. Internationale Plattform Die Ligna ist einzigartig auf der Welt – das betonte Dr. Köckler auf einer Preview-Pressekonferenz in Hannover immer wieder. Und das auch schon aufgrund ihrer Größe und damit ihrer Marktbedeutung. Die Ligna ist – wenn man nur das auf der Ligna vertretene Angebotsspektrum rund um die Holzindustrie betrachtet – größer als die fünf auf den weiteren Plätzen folgenden Veranstaltungen zusammen. Und damit ist die Ligna in Hannover, die seit 1975 als eigenständi-

■ Forstwirtschaft, Forsttechnik ■ Sägewerkstechnik ■ Holzwerkstoff- und Furnierherstellung ■ Massivholzverarbeitung ■ Möbelindustrie ■ Industrielle Oberflächentechnologie ■ Handwerk, Holz & mehr – Tischlerund Schreinerhandwerk; Zimmererhandwerk; Werkstoffe, Zubehör, Dienstleistungen ■ Energie aus Holz ■ Forest management, forest technology ■ Sawmill technology ■ Wood-based material and veneer production ■ Working with solid wood ■ Furniture industry ■ Industrial surface technology ■ Craftsmanship, wood & more – joinery and cabinetmaking; carpentry; materials, fittings, services ■ Energy from wood

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ge, von der Hannover Messe abgekoppelte Messe durchgeführt wird, wahrlich eine Weltleitmesse, an der niemand in der Branche vorbei kommt. Für die Deutsche Maschinenbau-Industrie ist sie zudem eine extrem wichtige Plattform, sowohl für den wichtigen Heimatmarkt wie auch für den Export. Die Hersteller aus der Bundesrepublik sind Weltmarktführer bei den Holzbearbeitungsmaschinen und erhoffen sich von der Ligna einen Schub, der 2015 zu einem Umsatzplus von drei Prozent führen soll. Dies erklärte Wolfgang Pöschl, Vorstand des VDMA Fachverbandes Holzbearbeitungsmaschinen und Vorstand der Michael Weinig AG, anlässlich der Ligna Preview in Hannover. Und dieses Wachstum soll trotz der aktuellen geopolitischen Krisen gelingen, was auch bedeutet, dass die Maschinenbauer Rückgänge im Russlandgeschäft beispielsweise mit Zuwächsen in Asien und Nordamerika sowie in Europa kompensieren müssen. Dabei helfe, so Pöschl weiter, auch die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar sowie dem chinesischen RMB. Diese Währungsschwankungen erhöhten aktuell die Wettbewerbsfähigkeit für Anbieter aus dem Euro-Raum, die dadurch von der weltweit steigenden Nachfrage nach Investitionsgütern profitieren sollen. Neue Technologien In allen Angebotsbereichen entlang der Wertschöpfungskette des Werkstoffes Holz verspricht die Ligna zahlreiche Innovationen. Besonders spannend für die Möbel­ industrie ist dabei der Bereich Oberflächentechnik, der einen In-

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Fokus

Neben führenden Anbietern von Holzbearbeitungsmaschinen haben auch die Werkzeugproduzenten ihren großen Auftritt. In addition to leading suppliers of wood-working machines, the tool producers also have their big appearance. Photo: Leitz novationsschwerpunkt in diesem Jahr darstellt. Die industrielle Oberflächentechnologie findet sich in den Hallen 16 und 17 konzentriert. Rund um die Nasslackierung, Laminierung und Folienbeschichtung herrscht aktuell eine rege Entwicklungstätigkeit. Auf der Ligna werden deswegen zahlreiche neue Lackierverfahren vorgestellt, aber auch neue Technologien bei-

spielsweise für die elektrostatische Pulverbeschichtung, die dank der Verwendung eines Niedrigenergiepulvers besonders wirtschaftlich sein soll. Ebenfalls auf reges Interesse der Besucher wird das Thema Kantenbearbeitung stoßen. Die Kante kann bekanntlich inzwischen ganz ohne Leim auf den Werkstoff appliziert werden, Heißluft, Laser und Plasma heißen die Verfahren, die um die Gunst der Verarbeiter wetteifern und für Nullfuge sowie eine perfekte Oberfläche sorgen sollen. Und das Thema wird auch immer spannender für kleinere, nicht so finanzstarke Verarbeiter, da die Techniken inzwischen auch auf den kleinsten Maschinen der Hersteller zum Ein-

satz kommen können und teilweise sogar nachrüstbar sind. In Zeiten individueller Produktion kann heute außerdem kaum noch jemand auf den Digitaldruck verzichten. Die Zukunftstechnologie von gestern ist heute voll im Markt angekommen und selbst das schnelle Single-Pass-Verfahren ist inzwischen prozesssicher geworden. Damit versprechen die Maschinenbauer noch mehr Wirtschaftlichkeit für die Produktion bis hin zur Losgröße eins. Der Besuch auf der Ligna vom 11.

Vom 11. bis zum 15. Mai blickt die Holz verarbeitende Industrie wieder nach Hannover From the 11th till the 15th of May, the wood-working industry will again be looking to Hanover. Photo: Deutsche Messe AG bis zum 15. Mai ist also auch 2015 wieder ein absolutes Pflichtprogramm für die Vertreter der Holzund Möbelindustrie, wenn sie nicht den Anschluss an den Wettbewerb verlieren wollen. Arnd Schwarze

Ligna emphasizes Industry 4.0 More internationality, more innovations and more networking – that’s what Deutsche Messe AG wants to present to visitors from the woodworking industry during the Ligna 2015 from the 11th till the 15th of May. More than 1,500 exhibitors from 40 countries will show their new machines on a net area of about 120,000 m² and draw more than 90,000 visitors from all over the world to Hanover again. The main focus is to be on the topics of Industry 4.0 and increasing efficiency; industrial production is to become more networked, more energy-saving, more distinctive and more efficient. Especially in the furniture industry, new standards such as batch size one production require new reliable processes for surface finishing such as digital printing, which has meanwhile been fully accepted in the industry. In all product segments, the Ligna organizers promise lots of innovations that make a visit to Hanover a must for all participants in the sector. ­m aterial+technik möbel 02|15 ­­­17

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Fokus

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Spiegelglanz zu geringeren Kosten Dank neuer Verfahren bei der Flüssigbeschichtung kann die Möbelindustrie künftig Hochglanz kostengünstiger produzieren. Einen entscheidenden Beitrag hierzu leistet der Maschinenbauer Hymmen, der mit einem innovativen Lackierverfahren neue Gestaltungsmöglichkeiten bietet. material+technik möbel informierte sich am Firmensitz in Bielefeld über dessen Vorteile sowie über weitere, innovative Technologien. Auch ohne Maschinen wird der Messestand von Hymmen auf der bevorstehenden Ligna eine hohe Anziehungskraft auf die Besucher ausüben können. Denn der Maschinenbauer aus Bielefeld informiert die Einrichtungsbranche dort über seine jüngsten Innovationen, bei denen die Flüssigbeschichtung eine große Rolle spielt. „Unsere High-Tech-Anlagen sind inzwischen so groß geworden, dass sie den ganzen Messestand in Anspruch nehmen würden“, erläutert Dr. Rene Pankoke, geschäftsführender 2 ­­­ 6

Gesellschafter von Hymmen im Gespräch mit material und technik möbel den Messeauftritt gänzlich ohne Maschinenpräsenz. „Wir werden stattdessen einzelne Maschinenkomponenten zeigen und anhand von Multimedia-Bildschirmen über unsere Produkte informieren und mit Videos die Funktionsfähigkeit unserer Anlagen vorführen“. Neues Verfahren für Spiegelglanz Als eines der Highlights gilt schon jetzt das neue Verfahren zur Her-

stellung von Hochglanzoberflächen, das Hymmen in Hannover dem weltweiten Publikum vorstellen wird. Das „Calander Coating Inert“ (CCI) stellt eine wirtschaftliche Alternative zum klassischen Lackierprozess dar. Da das neue Verfahren wesentlich umweltfreundlicher als klassische Verfahren ist, können Einrichtungsunternehmen damit Lackierkompetenz in den Betrieb zurückholen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die lackierten Platten sofort weiterverarbeitet werden können und keine zusätzliche Trocknungszeit benötigen. Beim CCI-Verfahren werden die rohen MDF-Platten zunächst grundiert und dann UV-Lack aufgetragen, der in einem Kalander mit Hilfe einer Folie unter inerten Bedingungen geglättet und ausgehärtet wird. Bislang wurde vergleichbarer Spiegelglanz durch mehrfachen Lackauftrag und Zwi-

Mit dem „Calander Coating Inert“-Verfahren lassen sich kostengünstig Hochglanz­ oberflächen herstellen. With the “Calandar Coating Inert” process, high gloss surfaces can be produced cost-effectively. schenschliffe erzeugt. Im Gegensatz zu ähnlichen, derzeit am Markt angebotenen Varianten kommt bei Hymmen nicht eine umlaufende, sondern eine frische Folie von der Rolle zum Einsatz, die konstante Oberflächengüte sichert und anschließend wieder aufgerollt wird. Da die wiederverwendbaren, dicken Folien teurer sind und die dünnen Folien als Schutzfolie auf der Holzwerkstoffplatte wiederverwendet werden können, sieht Hymmen bei seinem Verfahren Kostenvorteile. Peter Wöstmann, Leiter des Bereichs Flüssigbe-

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Entwurf des Hymmen-Neubaus in Halle-Künsebeck. Design for the new Hymmen building in Halle-Künsebeck (Germany). schichtungen hat noch weitere Argumente in petto: „Im Vergleich zu marktgängigen Hochglanz-Kaschierfolien ist unser Prozess viermal günstiger. Gleichzeitig bieten wir die gleiche Brillanz und überbieten Lacklaminate hinsichtlich Kratzfestigkeit sowie chemischer Beständigkeit“. Wettbewerbsvorteile sieht der Bereichsleiter auch im Vergleich zu Melaminverpressungen (DBP und MEP) mit Hochglanzeffekt. Diese könnten zwar mit höherer Kratzfestigkeit punkten, seien aber bei den Glanzgraden und bei der Anlagengeschwindigkeit unterlegen. Beim CCI-Verfahren beträgt die Anlagengeschwindigkeit 15 bis 25 m/ min gegenüber 6 bzw. 11 m/min bei der Melaminverpressung. Auch die Kosten je Quadratmeter liegen laut Wöstmann deutlich über dem „Calander Coating Inert“. Preisliche Vorteile bei vergleichbarer Glanzwirkung werden auch gegenüber herkömmlichen Lackierverfahren wie Spritz- und Curtain-Lackierung gesehen. Lediglich bei der Walzlackierung lägen die Lackkosten niedriger, sie führe aber nicht zu einer vergleichbaren Oberflächenqualität. Fünf Unternehmen haben laut Hymmen bereits in das neue Ver-

fahren investiert, wobei zwei Anlagen mit einer Breite von 2.100 mm und drei Anlagen in einer Breite von 1.400 mm produzieren werden. Auf der interzum wird ein namhafter europäischer Holzwerkstoffhersteller erste Produkte mit Spiegelglanz-Oberflächen der Öffentlichkeit vorstellen. Neben Hochglanz lassen sich mit der Anlage außerdem supermatte Oberflächen mit hoher Kratzfestigkeit erzeugen. Das neue Lackier-Verfahren tritt im Hochglanz-Markt nicht nur in Wettbewerb zu kaschierten Möbelfolien, sondern muss sich auch gegenüber anderen Hochglanz-Technologien behaupten und mit

seinen systemimmanenten Eigenschaften seinen Marktanteil sichern. CPL wird hochglänzend Hochglanz produzieren Holzwerkstoffproduzenten bislang hauptsächlich als Hochdrucklaminat auf Mehretagenpressen und seit kurzem auf Doppelbandpressen. An der Weiterentwicklung beider Verfahren war Hymmen maßgeblich beteiligt. So konnte das Unternehmen die Erzeugung auf Doppelbandpressen durch Modifizierung und Weiterentwicklung möglich machen. Neben einer integrierten Kühlstrecke und einer speziellen Harzformulierung kommt das von

Hymmen entwickelte „Turbosystem TBS“ zum Einsatz. Als erster hat Egger im Sommer vergangenen Jahres in Gifhorn eine solche Anlage zur Herstellung von Hochglanzlaminat in Betrieb genommen. Auch Westag & Getalit produziert seit kurzem glänzende Platten auf einer neuen Doppelbandpresse. Dagegen kommt beim Holzwerkstoffproduzenten Falco in Ungarn bei der Herstellung von Spiegelglanz-Oberflächen seit kurzem eine neue Mehr­ etagenpresse von Hymmen zum Einsatz, die mit einer integrierten Schutzfolienkaschierung ausgestattet ist. Mehr Performance beim Digitaldruck Während Hymmen mit dem „Calander Coating Inert“ der Einrichtungsindustrie neue Produktionsmöglichkeiten bei Uniflächen eröffnet, hat der Maschinenbauer aus Bielefeld beim Digitaldruck bereits die Führungsrolle übernommen. „Mit derzeit 30 verkauften Maschinen sehen wir uns auf diesem Gebiet als Vorreiter und Marktführer“, gibt Dr. Pankoke bekannt. Während 25 Anlagen bereits im Einsatz sind, gehen zwei beim Fußbodenhersteller Classen in Kürze an den Start. Für drei weitere Anlagen liegen Aufträge vor. Bei Classen werden Holzwerkstoffplatten in einer Breite von bis zu 2.100 mm digital bedruckt. At Classen, woodbased panels are digitally printed in widths up to 2,100 mm. ­m aterial+technik möbel 02|15 ­­­27

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Vielfalt bei Polsterbezugsmaterialien Früher als üblich geht die Proposte in Cernobbio in diesem Jahr an den Start. Der elitäre Stoffevent öffnet bereits am 27. April seine Pforten und bringt einige Veränderungen für die Besucher mit sich. Erster Stoffevent des Jahres 2015 war die Heimtextil im Januar, die ein umfassenderes Angebot an Bezugsstoffen präsentierte.

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1| Gaetano Rossini hat auf Basis von Trevira CS ein Abstandsgewirke mit der Optik einer Maschenware geschaffen. Using Trevira CS, Gaetano Rossini has created a spacer fabric that looks knitted. Photo: Trevira 2| Erstmalig öffnet die Proposte ihre Pforten auch für nichteuropäische Aus­ steller. For the first time, Proposte is also opening its doors for non-European exhibitors. Photo: Proposte 3| „Skai Toledo EN“ punktet mit hohen Abriebswerten und Lichtechtheit. “Skai Toledo EN” scores with high levels of abrasion resistance and lightfastness. Photo: Hornschuch 4| Ehrlich-Leder hat Echtleder in modischen Farbtönen mitgebracht. Ehrlich-Leder brought along genuine leather in fashionable colours. Photo: Ehrlich 5| Mit den Digitaldruck-Syste­ men von Zimmer lassen sich auch Heimdecken farbige Dessins verleihen. With the digital printing systems from Zimmer, blankets can be decorated with colourful designs, too. Photo: Barth 6 +7| Führende Anbieter von Digitaldrucktechnik präsentierten sich auf der Heimtextil. Leading providers of digital printing technology appeared at the Heimtextil fair. Photos: Heimtextil, Barth 8| Holz- und Stein-Imi­tationen eröffnen den Kunstledern von Vowalon neue Ein­ satzmöglichkeiten. With wood and stone imitations, the artificial leathers from Vowalon can ­ be used in new ways. Photo: Barth

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er Start der Weltausstellung Expo 2015 am 1. Mai in Mailand hat die Veranstalter der Proposte in Cernobbio veranlasst, die dreitägige Stoffschau bereits am 27. April zu eröffnen. Bei Redaktionsschluss hatten sich 93 Aussteller angemeldet, 45 stammen aus Italien und 48 aus dem Ausland. Die 22. Ausgabe wartet zudem mit einigen Neuerungen auf: Auf der Messe dürfen erstmals nichteuropäische Anbieter ausstellen. Bislang war die Veranstaltung lediglich westeuropäischen Webern vorbehalten. In den Glaspavillons des Ausstellungszentrums Villa Erbe werden diesmal drei türkische Unternehmen anzutreffen sein: Dina-Vanelli Tekstil, Marteks Marmara Tekstil sowie Penelope Dokuma. Gleichzeitig versuchen die Veranstalter der Proposte, der immer weiter um sich greifenden Praxis von Anbietern, sich im Umfeld der Messe in angemieteten Räumen zu präsentieren, entgegenzuwirken. Ende April wird ein Großteil von ihnen nun im Sheraton Lake Como Hotel (früher Grand Hotel) sowie im Ausstellungszentrum Cernobbio Shed unter dem Motto „International Observatory“ zusammengefasst. Ein Shuttle-Bus wird die Proposte mit den beiden anderen Ausstellungszentren verbinden, und auch die Eintrittskarte der Proposte ist für die beiden Ableger gültig. Trotz der Konzentration auf die beiden Ausstellungsorte werden Ende April wohl weiterhin Stoffanbieter in den umliegenden Villen und Hotels ausstellen. Firmen wie Microfibres, Beaulieu oder Globatex haben bereits angekündigt, dass sie während der Proposte in ihren bekannten Räumlichkeiten anzutreffen sein werden. Heimtextil mit breitem Angebot Die Proposte ist in diesem Jahr allerdings nicht der erste Möbel­ stoffevent. Bereits Anfang Januar präsentierte die Heimtextil in Frankfurt eine Fülle an neuen Polstermaterialien. Die diesjährige Veranstaltung konnte mit einer Reihe von Neuausstellern und Rückkehrern aus dem Möbelstoffbereich wie z.B. Munzert und Friedrich aufwarten, da einige von ihnen an der letztjährigen MoOD

in Brüssel nicht teilgenommen hatten. Während auf der Proposte fast ausschließlich Webstoffe anzutreffen sind, finden die Besucher in Frankfurt die komplette Range an Bezugsmaterialien vor: Dieses mal hatten die mehr als 200 Aussteller neben Webstoffen auch Echt- und Kunstleder sowie Flock- und Mikrofaservliese und auch Fasern im Gepäck. Auch hinsichtlich des Preissegments unterscheiden sich beide Veranstaltungen. Die Proposte versammelt Hersteller im mittleren bis gehobenen Preissegment, in Frankfurt findet sich ein Angebot in allen Preisbereichen – vom Einstieg bis zum PremiumSegment. Außerdem kann die Heimtextil mit einer Trendpräsentation aufwarten, die sich diesmal in einem neuen Gewand zeigte. Mit dem neuen „Theme Park“ wollten die Veranstalter den Besuchern die aktuel-

len Textilien in den unterschiedlichsten Umgebungen präsentieren. Wie in den Jahren zuvor wurden die Trendaussagen von einem renommierten Trendtable aus sechs Nationen erarbeitet. Aufgrund der breiten Angebotspalette, der hohen Internationalität der Aussteller sowie dem Fehlen wichtiger Lieferanten von Möbelstoffen lassen sich aus dem Angebot allerdings nur schwer eindeutige Tendenzen für den deutschen und westeuropäischen Markt ableiten. Zu sehen waren neben Erdfarben vor allem Blautöne und bei den Dessinierungen kleine grafische Musterungen, die oft aus der digitalen Welt stammten. Daneben trafen die Besucher Rauten-, Fischgrat- und Hahnentritt-Dessins an. Einzug der Technik Die Heimtextil hatte in diesem Jahr ihr Angebotsspektrum an

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