material + technik möbel Ausgabe 03/2015

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ALLES LEICHT ERREICHT iMOVE

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5

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www.kesseboehmer.de

Interzum Köln:

Ligna Hannover:

Stoff Frühling München:

Ideenplattform für individuelles Design

Livebühne für vernetztes Produzieren

Schaufenster für kreative Möbelstoffe 20.04.15 13:36


Fokus

In Arnsberg hat mit der Installation einer industriellen Digitaldruckanlage vor kurzem eine neue Druckära begonnen. In Arnsberg, a new printing era has begun with the installation of an industrial digital printing line.

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Die Zukunft hat begonnen Es ist so weit. Die weltweit erste industrielle Digitaldruckanlage für den Druck von Holz-, Stein- und Kreativdekoren auf Dekorpapier geht in Betrieb. Der Produktionsstandort ist Arnsberg – Stammsitz des internationalen Dekor­ druckers Interprint. In der Design Post Köln präsentiert Interprint die neue Technologie Anfang Mai erstmalig auch dem internationalen Fachpublikum.

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Die Zukunft dekorativer Oberflächenmaterialien Bei der diesjährigen Konferenz konnte Ver­ anstalter Dr. Kurt Fischer mit einer Neuerung aufwarten: Zusammen mit Pöyry-Consulting organisierte er am zweiten Veranstaltungstag eine etwa dreistündige Podiumsdiskussion, bei der sich unter der Leitung von Cormac O´Carroll sowie George Goroyias (Pöyry) mit Dr. Matthias Krull (Munksjö), Dr. Andreas Dörfler (Impress), Naci Güngör (Kastamonu) so­ wie Anders Pettersson (Ikea) vier Vertreter aus allen Prozessstufen zur Marktsituation und den künftigen Herausforderungen der Branche aus­ tauschten. Ansonsten wartete die Veran­ staltung mit einem erneut prall gefüllten Vor­ tragsprogramm auf, bei dem unterschiedliche Aspekte und Möglichkeiten zur Oberflächenge­ staltung unter die Lupe genommen wurden. Wie bereits auf den vorausgegangenen Kon­ ferenzen in Wien, Berlin, Stockholm und Barce­ lona nutzten 15 Unternehmen die Möglichkeit, sich im Foyer des Hotels mit ihren Produkten zu präsentieren.

Breit gefächertes Programm Auf dem Programm standen insgesamt 22 Fachvorträge, mit denen die Vielfalt dekorativer Oberflächen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Neben Referenten aus der Industrie informierten Vertreter von Instituten und technischen Hochschulen über aktuelle Forschungsprojekte und deren Ergebnisse. Da­ bei war sowohl das Publikum als auch die Rie­ ge der Vortragenden international besetzt. Auf der in englischer Sprache gehaltenen Konfe­ renz konnte Veranstalter Fischer diesmal nicht nur Referenten aus England, Schweden und der Türkei begrüßen, sondern mit Abouzar Ha­ tam von der Universität Gorgan erstmals auch einen Experten aus dem Iran. Die Konferenz ist Jahr für Jahr Abbild aktueller Branchenthemen; Schwerpunkt in diesem Jahr waren die neuen Möglichkeiten zur dekorativen Gestaltung von Holzwerkstoffen. Noch vor in­ 1­­­ 0

Dekorative Oberflächen standen im Mittelpunkt der „Decorative Surface Conference“, die am 10. und 11. März in München stattfand. Seit fast einem Jahrzehnt bringt Veranstalter TCM alle Prozessbeteiligten zu einem alljährlichen Wissensaustausch in Sachen Oberflächen zusammen. Im Münchner Marriott-Hotel hatten sich diesmal 187 Teilnehmer versammelt, um sich über Neuentwicklungen und Forschungsprojekte auf dem Gebiet der dekorativen Oberflächen zu informieren und auszutauschen.

terzum und Ligna informierten die Referenten das Auditorium über Innovationen und neue Verfahren, die ihren großen Auftritt erst auf die­ sen beiden Weltleitmessen haben werden. In Köln wird BMK beispielsweise ein neuartiges, flexibles Overlay vorstellen, über dessen Eigen­ schaften das Unternehmen die Konferenzteil­ nehmer in München bereits im Vorfeld infor­ mierte. Einen Ausblick auf die kommenden Farbtrends in der Einrichtungswelt gab Monika Fecht (Renolit), deren Trendstudie „Colors of motion“ ebenfalls erst in Köln dem internatio­ nalen Fachpublikum vorgestellt wird. Neben Weiterentwicklungen und Optimierun­ gen bei klassischen Veredlungstechnologien und trendigem Digitaldruck wurden in Mün­ chen zudem alternative Prozesse zur Oberflä­ chengestaltung vorgestellt, insbesondere Lö­ sungen, die verschiedene, zukunftsweisende Verfahren miteinander verbinden. In der Kombi­ nation von Digitaldruck und anderen Verfahren sahen die internationalen Experten große Chancen für neue Oberflächenprodukte, die mit zusätzlichen Funktionen und verbesserten Eigenschaften punkten können. Darüber hinaus wurden die Konferenzteilnehmer über Techno­ logien unterrichtet, die sich noch in der Ent­ wicklungsphase befinden.

Weiteres Marktwachstum Neben den einzelnen Produkten stehen auf der Dekorkonferenz seit Jahren auch die wirtschaft­ lichen Rahmenbedingungen im Fokus. Veran­ stalter Fischer kann hier auf das renommierte Marktforschungsinstitut Pöyry und dessen fun­ dierte Marktprognosen zählen. Dieses Jahr er­ öffnete Tomi Hartikainen (Pöyry) der Branche erfreuliche Perspektiven. Nach Angaben des Referenten werde die Nachfrage nach Holz­ werkstoffplatten und dekorativen Oberflächen­ materialien bis 2020 in Europa jährlich um bis zu 2,5 Prozent steigen. Bei schlechteren wirt­ schaftlichen Rahmenbedingungen werde das

Wachstum allerdings nur ein Prozent betragen. Die Nachfrage aus dem Einrichtungsbereich soll im Prognosezeitraum um 2,1 Prozent in Westeuropa und um 3,3 Prozent in Osteuropa ansteigen. Wirtschaftliche und politische Ereignisse könnten jedoch zu einer gedämpf­ ten Nachfrage führen, so dass das Wachstum dann auf jährlich 1,8 bzw. 1,2 Prozent fallen würde. Was die einzelnen Sparten betrifft, so werde bei Spanplatten ein Wachstum von 2,6 bzw. 1,4 Prozent erwartet. Bei MDF sei mit einem jährlichen Wachstum von 2,1 bzw. 0,8 Prozent zu rechnen. Die Nachfrage nach Oberflächenprodukten in Europa werde laut Pöyry bis 2020 um 1,1 Mrd. auf 6,6 Mrd. m² ansteigen, bei schlechten Rahmenbedingun­ gen jedoch nur um 0,3 Mrd. auf 5,8 Mrd. m². Papierbasierte Oberflächenmaterialien könnten im Prognosezeitraum ein höheres Wachstum als andere erzielen. Den Markt für Dekorpapiere nahm Dr. Matthias Krull von Munksjö unter die Lupe. Der Refe­ rent bezifferte das Gesamtmarktvolumen (ohne China) für das Jahr 2013 auf 640.000 Tonnen. Für 2015 erwartet Krull einen Anstieg auf 670.000 bis 690.000 Mio. Tonnen. Wie er wei­ ter erläuterte, hat China in den letzten zehn Jahren kräftig aufgeholt und stellt heute schät­ zungsweise 45 Prozent des weltweiten Pro­ duktionsvolumens, das der Vortragende auf 1,16 Mio. Tonnen bezifferte. Er zeigte sich da­ von überzeugt, dass die chinesischen Produ­ zenten ihren Output weiter steigern werden. Laut Krull stand in China 2013 525.000 produ­ zierten Tonnen Dekorpapier eine fast ebenso hohe Nachfrage in Höhe von 510.000 Tonnen gegenüber. In Westeuropa habe die Produktion 452.000 Tonnen betragen, die Nachfrage lag bei 374.000 Tonnen. Wie der Referent weiter ausführte, sei die weltweite Produktion von de­ korativen Oberflächenmaterialien (ohne China) seit 2008 von 7,47 Mrd. m² auf 7,44 Mrd. m² im Jahr 2013 zurückgegangen.

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Veranstalter Dr. Kurt Fischer begrüßt die Teilnehmer zur dies­jährigen „Decorative Surface Conference“. Organiser Dr Kurt Fischer welcomes participants at this year´s “Decorative Surface Conference.” Photo: Barth

An der von Cormac O‘Carroll sowie George Goroyias (Pöyry) geleiteten Podiumsdiskussion nahmen Dr. Matthias Krull (Munksjö), Dr. Andreas Dörfler (Impress), Naci Güngör (Kastamonu) sowie Stefan Pettersson (Ikea) teil. Flanked by Cormac O’Carroll and George Gregorias (Pöyry), Dr Matthias Krull (Munksjö), Dr Andreas Dörfler (Impress), Naci Güngör (Kastamonu) and Anders Pettersson (Ikea) took part in the panel discussion. ­m aterial+technik möbel 03|15 ­­­11

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Ideenplattform interzum Oft und gerne wird in der Möbelbranche über visionäre Ideen, über engagierte Zukunftsprojekte und die Lebenswelt von morgen nachgedacht. Einen realen Eindruck von den künftigen Möglichkeiten gewinnt man mit einem Besuch der interzum, die vom 5. bis 8. Mai in Köln stattfindet. Denn dort präsentieren rund 1.500 Unternehmen der Zulieferbranche ihre Innovationen in den Segmenten „Function & Components“, „Textile & Machinery“ sowie „Materials & Nature“. „Das Messekonzept der interzum weist den Weg in die Zukunft“, erklärte Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH, im Vorfeld der Messe. „Indem wir sie mit den Branchenführenden immer weiterentwickeln, stellen wir sicher, dass die interzum immer wieder ein Ort des Wissensaustausches, ein Forum zur Präsentation von Produktneuheiten und ein Platz sein wird, an dem zukünftige Trends deutlich 3 ­­­ 2

sichtbar und Visionen für die Branche artikuliert werden.“ Allein der Blick auf die Entwicklung zwischen 2003 und 2013 bestätigt dieses selbstbewusste Statement. Denn die Ausstellerzahl lag 2003 noch bei 1.335, 2013 jedoch schon bei 1.512 – ein Anstieg um 13 Prozent in zehn Jahren. Ähnliches zeigt der Vergleich der Besucherstatistik: Fanden 2003 noch rund 49.145 Besucher aus 131 Ländern den Weg nach Köln, so

waren es 2013 schon 53.000 aus 148 Ländern, was einem Anstieg von acht Prozent entspricht. Veränderte Terminsituation Im Unterschied zu den Vorjahren findet die interzum in diesem Jahr nicht von Montag bis Donnerstag statt, sondern von Dienstag bis Freitag. Die Wahl dieses Zeitraums vom 5. bis 8. Mai begründet die Koelnmesse mit der Zahl der christlichen Feiertage im Mai so-

wie der Koordinierung mit der Ligna in Hannover, die vom 11. bis 15. Mai stattfindet. Damit wird es gerade Besuchern aus dem Ausland ermöglicht, beide Messen zu kombinieren. Steigende Besucherzahlen aus dem Ausland erwartet die Koelnmesse auch durch die „umfangreichen Maßnahmen im Besuchermarketing“. So prognostiziert Hamma eine Steigerung der internationalen Besucherzahl um sechs auf insgesamt 70 Prozent.

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Immer einen Besuch wert: der Resopal-Stand auf der interzum. Seinen Schwerpunkt legt der bekannte Schichtstoffhersteller in diesem Jahr auf die neue Trend-Kollektion, die die aktuellen Oberflächen-Highlights bündelt. Always worth a visit: the Resopal stand at the interzum fair. The main point of focus for the well-known laminate producer this year is the new trend collection, which brings the latest surface highlights together.

Markenbekanntheit. Aber auch zumeist kleinere Unternehmen, die sich zum Beispiel durch einen hohen Innovationsgrad auszeichnen. Oder einfach ein gutes Gespür für Trends und Design haben.“ Vergrößerung des Segments „Function & Components“ Dass die interzum in diesem Jahr wieder auf einen Rekord zusteuert, lässt sich allein an der Tatsache ablesen, dass die Flächenbelegung im Vergleich zur Messe 2013 um mehr als fünf Prozent zugelegt hat. Ein Grund für die Steigerung ist unter anderem die Vergrößerung des Segments „Function & Components“ – hier wird 2015 nämlich erstmals mit der 4.1 eine weitere Halle dazugenommen. Die reine Produktshow wird außerdem noch durch ein umfangreiches Eventprogramm begleitet.

Marktführende große und kleine Unternehmen Im Übrigen ziehe die interzum ihre Attraktivität daraus, dass „nirgendwo anders“ so viele markt- und trendführende Unternehmen ihre Innovationen zum Thema Möbelfertigung und Innenausbau zeigen. Hamma: „Messen sind insbesondere dann erfolgreich, wenn sie Märkte und ihre Entwicklungen möglichst deutlich abbilden und widerspiegeln. Dabei spielen Unternehmen, die eine marktführende Bedeutung innehaben, eine besondere Rolle. Die führende Funktion liegt nicht nur in der Unternehmensgröße, sondern auch in einer besonderen Nischen-, Trend- oder emotionalen Leader-Funktion. Oder einer hohen

Spannendes Eventprogramm Als Basis des Eventprogramms kann man die Piazzen in den drei Angebotssegmenten bezeichnen: Die Exponate der „Piazza Materials & Nature“ in Halle 6 vermitteln zum Beispiel einen umfassenden Überblick über alles, was im Bereich Materialien neu, innovativ und zukunftsweisend ist. Wer noch tiefer in die Thematik eintauchen möchte, sollte die kompakten Vorträge besuchen. Eine besonders beeindruckende Piazza wird wieder die „Textile Production Line“ im Segment „Textile & Machinery“­darstellen, die 2013 zum ersten Mal umgesetzt wurde. Auf rund 1.000 m2 werden Produkte wie Sitzbezüge und Fußmatten für verschiedene Autohersteller live gefertigt. Hier findet ebenfalls

Vom Wettbewerb zum Wettbewerbsvorsprung Mit der Auszeichnung „interzum award: Intelligent Material & Design 2015“ prämiert die Koelnmesse die Designqualität von Produkten und Materialien, die auf der Kölner interzum vorgestellt werden. Viele Unternehmen haben sich erneut dem internationalen Vergleich gestellt und ihre Expertise mit Produktneuheiten und -weiterentwicklungen bewiesen. Damit, so die Koelnmesse im Vorfeld der Messe, wird deutlich, dass die Branche den Stellenwert des Wirtschaftsfaktors Design für den Erfolg am Markt erkannt hat und ihn für sich nutzt. Der Wettbewerb wird bereits zum achten Mal von der Koelnmesse in Kooperation mit Red Dot ausgerichtet. 2015 verzeichnete er insgesamt 269 Anmeldungen aus 21 Ländern. In drei verschiedenen Kategorien waren innovative Gestaltungen für die Möbelindustrie und den Innenausbau gefragt: von Materialien und Oberflächen über Beschläge, Glas und Licht bis hin zu Polstermöbelfertigung und Bedding. Gemeinsam mit dem international erfolgreichen deutschen Designer Martin Ballendat, dem Architekten und Designer Mårten Claesson aus Schweden sowie Birgit Schwarzkopf, Inhaberin von Schwarzkopf Innenarchitektur in Düsseldorf, entschieden der niederländische Designer Dick Spierenburg und Prof. Dr. Peter Zec, Initiator und CEO des Red Dot Design Award, über die eingereichten Produkte. In diesem Jahr vergab die Jury 50 Mal die Auszeichnung „Hohe Produktqualität“ für besondere Designleistungen in Form und Funktion. Nur neun Produkte wurden als „Best of the Best“ geehrt. Darüber freuen dürfen sich: das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI, Richter Akustik & Design GmbH & Co. KG, Schock Metallwerk GmbH und Octo Actuators GmbH (Bionical Design GmbH) aus Deutschland, Organoid Technologies GmbH aus Österreich und der Schweizer Hersteller Lamello AG. Ebenso sicherten sich Alpi SPA und Arpa Industriale S.p.A. aus Italien sowie DesleeClama aus Belgien mit ihren Produkten die Höchstauszeichnung „Best of the Best“ des Wettbewerbs. Am 4. Mai 2015 werden die stolzen Preisträger im Rahmen der interzum-Party geehrt: Hersteller, Designer und Marketingentscheider feiern auf dem Gelände der Koelnmesse den Höhepunkt des diesjährigen Wettbewerbs und den Auftakt der interzum cologne 2015. Im Rahmen der Weltleitmesse werden sämtliche ausgezeichneten Gestaltungen in einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Preisträger der Auszeichnung „Best of the Best“ werden in einem begehbaren Quader auf dem Messeboulevard hervorgehoben. Damit will die Koelnmesse die Bedeutung von Design als Innovationsmotor unterstreichen. Zudem werden die preisgekrönten Gestaltungen in der Online-Ausstellung unter www.interzum-award.de präsentiert.

Die Gewinner des interzum award 2013. The winners of the interzum award 2013. ­m aterial+technik möbel 03|15 ­­­33

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Hochglanz für Rohspanplatten Mit der „PUR-HotCoating“-Technologie von Kleiberit lassen sich Holzwerkstoffplatten in Optik, Haptik und Funktion veredeln. Seit kurzem kann der Klebstoffspezialist auch Rohspanplatten eine hochglänzende Oberfläche mit hoher Tiefenwirkung verleihen. material+technik möbel war dabei, als bei AV-Components in Barsinghausen die ersten hochglänzenden Spanplatten vom Band liefen.

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Bislang verleiht das patentierte „HotCoating“-Verfahren von Kleiberit bereits erfolgreich melaminbeschichteten Platten eine hochglänzende Oberfläche mit hoher Tiefenwirkung. „Weltweit sind aktuell 35 Anlagen im Einsatz, davon 16 zur Veredlung von Plattenwerkstoffen“, bestätigt Dr. Achim Hübener, Geschäftsführer des Klebstoffspezialisten aus Weingarten. Wie der gebürtige Hamburger weiter bekannt gab, entschieden sich in den ersten drei Monaten 2015 weltweit bereits vier weitere führende Unternehmen der Plattenindustrie für diese Technologie. Der Geschäftsführer sieht daher in der Entscheidung, den Komponentenhersteller AV-Components GmbH in Barsinghausen zu übernehmen, einen richtigen Schritt zur weiteren Vermarktung des innovativen Veredelungsprozesses. Heute wird die rund 11.000 m2 ­große Produktionsanlage von Kleiberit als Vorführ- und Testinstallation für die Weiterentwicklung der

Die Spanplatte wird mit einer „PUR HotCoating“-Schicht versehen. A “PUR HotCoating” layer is applied to the particle board. „HotCoating“-Technologie genutzt. Seit der Teilnahme an der LivingKitchen/imm im Januar wurden nach Angaben von Dr. Hübener mehrere Kunden aus der Wohnund Küchenmöbelindustrie als Kunden gewonnen, die hochglänzende Strangware oder Fixmaße beziehen wollen. Inzwischen hat Kleiberit für seine Glanzoberflächen auch eine eigene Marke geschaffen und vermarktet sie unter der Marke „Pure Piano Gloss“. Hochglanz für Rohspanplatten Herzstück des Betriebes ist eine U-förmig angeordnete, rund 130 Meter lange „HotCoating“-Anlage mit Endlackierung unter Reinraumbedingungen. „Nur auf diese Weise können wir die qualitativ hochwertige Glanzoberfläche ga-

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rantieren“, erläutert Rainer Kampwerth, Vertriebsleiter Oberflächenprodukte bei Kleiberit. Zusätzlich erfolge an drei kritischen Prozessschritten eine hocheffeziente Reinigung der Oberfläche mit Hilfe von Bürsten, Druckluft sowie speziellen Feinstreinigungsaggregaten für Feinpartikel. Außerdem würden Deionisierungsstäbe die elektrostatische Aufladung der Platten während des Fertigungsprozesses reduzieren und damit das Anziehen von Staubpartikeln verringern. Durch die Möglichkeit, auch Rohspanplatten eine hochglänzende Oberfläche zu verleihen, ist diese Technologie auch für Möbelanbieter im Einstiegsbereich erschwinglich. Der Prozess unterscheidet sich unwesentlich von der bereits erprobten Veredelung von melaminbeschichteten Spanplatten mit Hilfe von „HotCoating“. Allerdings ergeben sich Kostenvorteile durch den geringeren Preis der Trägerplatte. Gegenüber

Hochglanzkaschierungen mit PET oder PVC punktet das Verfahren durch deutlich geringere Kosten je Quadratmeter. Noch markanter ist der Kostenvorteil gegenüber einer im klassischen Lackierverfahren veredelten Holzwerkstoffplatte. Unter Umweltgesichtspunkten kann die Kleiberit-Technologie gegenüber klassischen Lackierverfahren ebenfalls punkten, da der Prozess keinerlei flüchtige, organische Verbindungen (VOC) freisetzt. Und auch im Vergleich zur „Inert Coating“-Technologie sieht Kleiberit sein Verfahren bei großen Mengen als wirtschaftlicher an, weil hier die einmalige Investition in Reinraumtechnik den laufenden Kosten eines Inertbandes/Inertisierungsfilmes positiv gegenüber steht. Wie auch bei der Verwendung einer melaminbeschichteten Spanplatte spielt bei der Veredlung von Rohspanplatten deren Maßhaltigkeit eine wichtige Rolle. „Da es je nach Charge Toleranzen gibt und die Qualität je nach Hersteller differiert, ist bei der Verwendung von Rohspanplatten mit der gleichen Sorgfältigkeit vorzugehen wie bei einer melaminbeschichteter Plattenware“, weiß Oliver Seehausen, Betriebsleiter von AV Components zu berichten und findet: „Die Oberflächenruhe genügt nicht ganz den Ansprüchen des Hochwertsegments, ist jedoch um ein Vielfaches besser als bei bisherigen Hochglanzoberflächen im Preiswert-Segment“. Möbelhersteller im Mitnahme-Segment verwenden bislang vor allem direktbeschichtete Holzwerkstoffplatten mit Glanzoberfläche oder Platten mit glänzender Folienkaschierung.

hochwertiger“. Dies ist auch ein Grund, weshalb Kleiberit derzeit das Verfahren in Richtung haptische 3D-Strukturen weiterentwickelt. Erste Ergebnisse hierzu will das Unternehmen auf der interzum und Ligna im Mai vorstellen. Die Elastizität der Schmelzkleberfläche bildet eine ideale Voraussetzung für haptische Effekte, da sie mit extrem tiefen Prägestrukturen versehen werden kann. D ­enkbar sind auch Matt-Glanz-Wechseleffekte mit Hilfe eines Strukturgeber-Papiers. Bei melaminbeschichteten Platten

ermöglicht die „HotCoating“-­ Technologie aufgrund ihrer starken Haftung auf dem Melaminpapier zudem die Erzeugung einer Postforming-Kante. DigitaldruckMotive beispielsweise können auf diese Weise von der Fläche bis auf die Kante fortgeführt werden. Je nach Anforderung kann die Flexibilität der Oberfläche während des Produktionsprozesses aber Auftrag des Hochglanz­lackes. Application of the highgloss laquer.

Haptische Effekte in Vorbereitung Als größten Clou und Ligna-Neuheit versteht Vertriebsleiter Kampwerth die Haptik der mit Hilfe von „HotCoating“ erzeugten Oberflächen: „Unsere PUR-HotCoating­ oberfläche weckt bei den Verbrauchern mehr Emotionen als eine folienbeschichtete Oberfläche. Die Anmutung ist angenehmer und Die hochglänzende Spanplatte verlässt die Lackierstraße. The high gloss particle board leaves the lacquering line. Photos: Barth ­m aterial+technik möbel 03|15 ­­­73

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