material + technik möbel Ausgabe 05/2015

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PORDENONE MESSE

INTERNATIONALE MESSE FÜR KOMPONENTEN, HALBFERTIGPRODUKTE UND ZUBEHÖR FÜR DIE MÖBELINDUSTRIE

www.exposicam.it Exposicam srl Via G. Carducci, 12 • 20123 Milano • Italy Tel: +39 0286995712 • Fax: +39 0272095158 info@exposicam.it

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5

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13.-16. Oktober 2015

Polsterbezugsmateralien:

Structures of Surfaces:

Fertigungstechnik:

Technische Textilien im Steigflug

Finishfolien auf der Überholspur

Holzbearbeitungsmaschinen im Aufwind 28.08.15 12:49


Fokus

Polsterbezüge à la carte Einen umfassenden Überblick über trendige Bezugsmaterialien für Polstermöbel bietet Anfang September die MoOD in Brüssel. Seit über 30 Jahren zählt das Stoffevent zu den weltweit führenden Schaufenstern der Anbieter von Polsterbezügen. Wenn die MoOD am 8. September ihre Tore für drei Tage öffnet, dann erwarten die Besucher zwar die gleichen Hallen auf dem Brüsseler Messegelände, aber nicht das gleiche Angebot. Mit knapp 120 Anbietern fällt die diesjährige Möbelstoffschau kleiner aus als in den Vorjahren. 2014 waren noch rund 140 Aussteller an Bord und in den Glanzzeiten der Veranstaltung waren es einmal mehr als 200 Teilnehmer. Veranstalter Textirama bezeichnet die geschrumpfte Veranstaltung daher neuerdings als „Boutique Show“, da sie auch fünf Sonderflächen beherbergt. Neben dem „Blue Drop Award“ und der „Innovation Platform“ werden auf der diesjährigen MoOD auch die drei Trendthemen „Hack the Colour“, „Ancient History“ sowie „Disruptive Luxury“ in Szene gesetzt. Eine Neuerung stellt auch „MoOD Launch Pad“ dar. Hier werden die Veranstalter

Start-up-Unternehmen und kleinere Produzenten mit ihren kreativen Ideen ins Rampenlicht stellen. Breites, internationales Angebot Die hohe Internationalität der Veranstaltung ist dennoch geblieben, so dass den Besuchern ein weltweiter Überblick über das Angebot an Bezugsmaterialien geboten werden kann. Im Gegensatz zu anderen Möbelstoff-Events, wie z. B. die Proposte im italienischen ­Cernobbio wird auf der MoOD die komplette Range an Materialien geboten. Neben gewebten Stoffen sind Möbelleder, Textilleder, Flockvelours sowie Mikrofasergewebe anzutreffen und dies für alle Preissegmente. Ein Teil der Ausstellungsfläche ist auch im September dieses Jahres der „MoOD Yarns“ gewidmet. Hier stellen sich fünf Anbieter von Fasern und Garnen mit ihren Neuentwicklungen vor: F.LLI Baroni,

Strukturierte Möbelstoffe wie hier von Müller-Zell stehen derzeit hoch im Kurs. Structured furniture fabrics like these from Müller-Zell are popular at the moment. Photo: Raidel

Gleiche Hallen, aber weniger Aussteller: Zu 120 Ausstellern kommen fünf Sonderflächen. The same halls but fewer exhibitors: 120 exhibitors and five special areas. Photos: MoOD ­­­8

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Auf der MoOD wird eine breite Range an Polsterbezugsmaterialien geboten. A wide range of upholstery cover materials were offered at the MoOD.

Lenzing, Tintoria Sala, Torcitura Lei Tsu sowie VLNAP. Auch der Faserhersteller Trevira wird auf seinem „Trevira-Square“ sieben Webereien präsentieren, die mit seinen Produkten kreative Stoffideen realisiert haben. Auf der Sonderfläche „BlueDrop“ werden die hundert innovativsten Exponate der MoOD ausgestellt. On the “Blue Drop” special area, the one hundred most innovative exhibits at MoOD were presented.

Hinsichtlich der Internationalität kann das Brüsseler Stoffevent ebenfalls punkten, denn die Aussteller kommen aus 30 Ländern der Welt. So können sich beispielsweise die Besucher aus der Polsterindustrie und dem Großhandel bei 21 türkischen, sechs deutschen, zwölf italienischen und 17 spanischen Anbietern über die jüngsten Stoffkreationen informieren. Polsterbezugsmaterialien für unterschiedliche Qualitätsansprüche werden aber auch die Anbieter aus Indien, Israel und Portugal mitbringen. Unter den neuen Ausstel-

lern sind Cevikel (Türkei), Indes/ Fuggerhaus (Deutschland) zu finden, während Neutex, Adoksan, Bergerot, Teksko und Visatex auf die Messe zurückkehren. Eine Reihe von Ausstellern werden die Besucher jedoch in diesem Jahr vermissen, darunter Anbieter wie Microfibres Europe oder Futura Leathers. Kreative Textildesigns Dazu kommen in diesem Jahr noch rund 100 Designstudios auf der parallel veranstalteten Indigo Brussels Home Edition. Sie ist die

eigentliche Neuerung auf dem Messegelände, denn im Frühjahr hatte MoOD-Veranstalter Textirama die Fachmesse für kreative Entwürfe übernommen. Langjährige Besucher der MoOD werden bei ihrem Rundgang allerdings kaum Veränderungen gegenüber den Vorjahren feststellen, da die Indigo seit über zehn Jahren fester Bestandteil des Brüsseler Stoff­ events war. Auch auf der diesjährigen Ausgabe wird ein Teil der Messehalle 8 die Designstudios der „Indigo“ beherbergen. Richard Barth

Upholstery covers à la carte A comprehensive overview of fashionable cover materials for upholstered furniture is being offered at MoOD in Brussels at the beginning of September (8–10 September 2015). With just about 120 exhibitors, however, it is smaller than in the past years. In 2014 there were still 140 exhibitors on board. But the high level of internationality at the event has remained. In addition to exhibitors from Belgium, suppliers from Turkey, Spain, Italy, India and the USA can be found in the trade fair halls. In contrast to other furniture fabric events, such as the Proposte in Cernobbio, the complete range of cover materials is on display at MoOD. Besides woven materials, furniture leather, textile leather, velour and microfibers can be found there. In addition to five exhibitors at “MoOD Yarns,” about 100 design studios will be exhibiting at the parallel event Indigo Brussels Home Edition in Hall 8. After a 10-year partnership, the MoOD organizer Textirama took over the trade fair for creative textile designs in the spring of 2015. ­m aterial+technik möbel 05|15 ­­­9

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Structures of Surfaces

Norbert Mix: „Wir investieren in Qualitätsverbesserung, um der Nachfrage nach höherer Qualität Vorsorge zu tragen“. “We are investing in quality improvement in order to meet the demand for higher quality.”

„Alle Oberflächenprodukte werden weiter wachsen“ Auf der Decorative Surfaces Conference im März diesen Jahres in München stellte der Spezialpapierhersteller Munksjö die Ergebnisse seiner weltweiten Marktuntersuchung vor. Seit kurzem kann das Unternehmen nun auch die Daten für 2014 sowie erste Prognosen für das laufende Jahr nennen. material+technik möbel informierte sich bei Norbert Mix, profunder Kenner des internationalen Dekorpapiermarktes und seit Anfang Juli als President Business Area Decor Leiter der Dekorpapiersparte von Munksjö, über die Perspektiven bei Möbeloberflächen. material+technik: Herr Mix, die von Herrn Dr. Krull im März in München präsentierten Daten des Market Research 2013 signalisierten ein weiteres Marktwachstum für 2014. Lag Munksjö mit seiner Prognose richtig? Mix: Unsere Schätzungen wurden sogar leicht übertroffen. Unsere jüngste Studie beziffert die Dekorpapiernachfrage für 2014 ohne China auf 690.000 Tonnen. Mit China waren es mehr als 1,2 Mio. Tonnen. Für 2015 erwarten wir einen leichten Anstieg der Nachfrage. Für 2017 rechnen wir dann mit 750.000 Tonnen, wenn der Markt 1­­­ 2

sich wieder etwas positiver entwickelt. Da der Anteil Chinas heute bereits bei ca. 45 Prozent liegt, dürfte die weltweite Nachfrage sogar noch stärker steigen. Dr. Krull schätzt allein die chinesischen Kapazitäten für 2014 auf 900.000 Tonnen, wobei das dominierende Sortensegment Druckbasispapier ist. Die Produktion von Dekorpapier beziffert er auf rund 610.000 Tonnen, wobei die chinesischen

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

Produzenten ihre Produktion um ca. 14 Prozent steigern konnten. material+technik: Sehen Sie eine ähnliche Entwicklung auch bei Ihren Abnehmern, also bei den Herstellern von Oberflächenmaterialien? Mix: Für das laufende Jahr rechnen wir bei dekorativen Oberflächenprodukten nur mit einer geringen Produktionssteigerung. Was die Mengen anbetrifft, so kommt unsere Untersuchung auf rund 8 Mrd. m2, mit China dürften es mehr als 14 Mrd. m2 werden. Ohne China erwarten wir in den

nächsten Jahren eine Produktionssteigerung von durchschnittlich jährlich 3 Prozent weltweit. Ich schließe allerdings starke Jahre wie 2013/2014 nicht aus, in denen das weltweite Wachstum bei fünf bis sechs Prozent lag, dem folgen dann oftmals Jahre mit sehr geringem Wachstum eher um ein Prozent, eben so wie wir es jetzt bisher 2015 sehen. „Wir spüren künftige Farbtrends auf “ material+technik: Markt- und Trendforschung betreibt Munksjö

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seit vielen Jahren sehr professionell. Als Marktführer auf dem Gebiet der Vorimprägnate hat Ihr Unternehmen in diesem Marktsegment sicherlich weltweit den besten Überblick. Mix: Mit einem Lieferanteil von rund 45 Prozent an der weltweiten Produktion an Vorimprägnaten in Höhe von 67.000 Tonnen ist Munksjö ein führender Anbieter. Die vorhandenen Kapazitäten bei den Dekorpapierherstellern sind höher, wir schätzen sie weltweit auf rund 100.000 Tonnen. Da wir soeben über China gesprochen haben, möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Finishfolien auf Basis Vorimprägnat in China heute praktisch noch keine Rolle spielen. Der dortige Folienmarkt wird heute hauptsächlich mit Dünnpapieren aus Japan bedient. Das war in den USA übrigens sehr ähnlich, wobei heute dort das Vorimprägnat mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. material+technik: Der jährliche Market Research von Dr. Krull zeugt von der Bedeutung, die Munksjö der Marktbeobachtung beimisst. Zusammen mit der Unifarben-Trendkollektion stellen Sie Ihren Kunden damit wertvolle Informationen für deren Produktentwicklung zur Verfügung. Ist der Serviceaspekt schon immer Bestandteil der Firmenphilosophie? Mix: In beiden Bereichen sind wir seit vielen Jahren unterwegs, da wir sie als wesentlichen Teil der Beratungsleistung unseres Unternehmens ansehen. Insbesondere was künftige Einrichtungstrends anbetrifft, bietet unsere Trend-Kollektion den HPL- und LPL-Herstellern eine wichtige Orientierung. Die wichtigsten, internationalen Strömungen hat unser Designer Didier Galerne im Blick, mit dem wir seit mehr als 30 Jahren zusammenarbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass erst in einem engen Ideenaustausch mit den Kunden hochwertige Endprodukte entstehen können. „Bei Vorimprägnat haben wir noch genügend Potenzial“ material+technik: Die Übernahme von Ahlstrom, heute Kämmerer, wurde 2013 vom europäischen Kartellamt nicht genehmigt, da Munksjö sonst nahezu 80 Prozent

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des Marktvolumens bei Vorimprägnaten auf sich vereinigt hätte. Im laufenden Jahr wird ein Mitbewerber seine Kapazitäten nahezu verdoppeln. Hat Munksjö ebenfalls Investitionspläne, um seine führende Position abzusichern? Mix: Wir sehen derzeit keinerlei Handlungsbedarf. Wir produzieren Vorimprägnat an unserem Standort Dettingen und verfügen dort über eine Kapazität von 50.000 Tonnen, wobei wir derzeit etwa 20.000 Tonnen mit anderen Produkten belegen. Wir haben also noch genügend Puffer, um auf Nachfragesteigerungen reagieren zu können. Für 2015 planen wir ein leichtes Wachstum ein und wollen bis zum Jahresende 30.000 Tonnen verkaufen. „Der Markt in Europa wächst nur leicht“ material+technik: Ist 2015 für Munksjö bislang nach Plan verlaufen? Mix: Der bisherige Jahresverlauf auf dem Dekorpapiermarkt entsprach nicht ganz unseren Erwartungen, obwohl wir aktuell leicht über dem Vorjahresniveau liegen und auf etwa 175.000 Tonnen kommen wollen. Im vergangenen Jahr verkauften wir knapp 170.000 Tonnen. material+technik: Durch ihre langjährige, internationale Tätigkeit im Dekorpapiersegment gelten Sie als profunder Kenner des Weltmarktes. Wie sehen Sie die weltweite Nachfrageentwicklung bei Dekorpapieren und Vorimprägnaten? Mix: Hier jetzt auf jede einzelne Region einzugehen, würde sicherlich den Rahmen sprengen. Generell sehen wir das Wachstum in Europa auf sehr kleinem Niveau. Nordamerika war schon in den letzten 20 Jahren ein sehr schwankender Markt. Schließlich lag die Nachfrage mal bei 70.000 Tonnen, aktuell sind es 50.000. Wie die Entwicklung in den nächsten fünf Jahren sein wird, ist auf dieser B asis schwer einzuschätzen. ­ Munksjö sieht neben China auch Südamerika und Russland als Märkte, die ein hohes Wachstumspotenzial haben. Daneben sind Südostasien und sicherlich eines Tages auch Indien interessante

Märkte sowie jetzt auch Iran, nachdem Embargorestriktionen nach und nach abgebaut werden. material+technik: Welche Rolle spielt China aktuell bei Dekorpapieren? Mix: In den vergangenen Jahren fand auf dem Dekorpapiermarkt das Hauptwachstum sicherlich in China statt. Während wir in Europa durchschnittliche Wachstumsraten von 3 bis 4 Prozent hatten, ist die Nachfrage in China im Durchschnitt um 15 Prozent gewachsen. Bezogen auf die Produktion verschiebt sich damit das Bild in Richtung China, was dann heißt, dass Exporte aus China in dessen Nachbarländer sowie den Mittleren Osten und Südamerika zugenommen haben. material+technik: Rechnen Sie damit, dass die chinesischen Produzenten einmal zu Konkurrenten für die europäischen Spezialpapierhersteller werden? Mix: Langfristig sehen wir die zuvor beschriebene Entwicklung als nicht bedrohlich und China eher als Nettoimporteur an – wie es sich insbesondere schon heute bei höheren Qualitäten abzeichnet. „Vorimprägnate verzeichnen höhere Wachstumsraten“ material+technik: Die Dekordrucker rüsten mit Millioneninvestitionen ihre Kapazitäten auf dem Gebiet der Finishfolien auf. Die neuen Anlagen werden die Nachfrage nach Vorimprägnaten, dem Basismaterial für Finishfolien, steigen lassen. Wird dies zu Lasten von Dekorpapieren bzw. von Oberflächen auf Basis von Dekorpapieren gehen? Mix: Wir sind der Ansicht, dass das Wachstum bei Vorimprägnaten nicht zu einer Marktverdrängung von Melaminpapieren führen wird. Die Steigerungsraten bei Folien werden künftig jedoch höher ausfallen als bei LPL und m. E. auch bei HPL. Diese Entwicklung haben wir bereits 2014 gesehen: In seiner Untersuchung ermittelte Dr. Krull bei Finishfolie einen Zuwachs von 10 Prozent (ohne China), während in den anderen beiden Bereichen das Wachstum sechs Prozent (LPL) bzw. drei Prozent (HPL) betrug. Betrachtet man die Tonnagen,

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Interprint hat mit dem digitalen Bedrucken von Dekorpapier im industriellen Maßstab begonnen. Interprint has begun digital printing of decor paper on an industrial scale. Photos: Interprint

Finishfolienkapazitäten werden ausgebaut Mit neuen optischen und haptischen Eigenschaften haben die Oberflächenspezialisten nicht nur das letzte Jahr erfolgreich hinter sich gebracht, sondern sind auch aussichtsreich ins Jahr 2015 gestartet. Aktuell investieren die deutschen Dekordrucker kräftig in ihre Produktionsstätten und rüsten insbesondere bei den Finishfolien auf. Die wirtschaftlichen Perspektiven der Oberflächenbranche sehen rosig aus. Jüngsten Marktanalysen zufolge wird die Nachfrage in den nächsten Jahren zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Dekorpapierkonzerns Munksjö. Das Unternehmen beziffert die weltweite Dekorpapierproduktion (ohne China) für 2014 auf 690.000 Tonnen. Inklusive China schätzt das Unternehmen die Produktion auf 1,2 Mio. Tonnen. Laut Munksjö wurden im Berichtsjahr weltweit ohne China rund 8 Mrd. m2 (2013: 7,44 Mrd. m2) an Oberflächenmaterialien produziert. Daran hatten Finishfolien einen Anteil von 14 Prozent, was einer Menge von 1,12 Mrd. m2 entspricht. 2009 lag dieser Wert bei 979 Mio. m2. Vorimprägnateproduktion angekurbelt Vor dem Hintergrund des erwarteten Nachfrageanstiegs investieren auch die Dekorpapier-Produzenten in den Ausbau ihrer Produktionska2 ­­­ 0

pazitäten. Technocell Dekor will noch in diesem Jahr seine Kapazitäten bei Vorimprägnaten erhöhen. Sie stellen die Basis für Finishfolien dar. 2014 produzierte das Unternehmen Vorimprägnate in einer Menge von 18.000 Tonnen, 2015 werden 22.000 Tonnen angepeilt. Wenn Ende 2015 am deutschen Standort in Günzach durch den Umbau der Papiermaschine 14 zusätzliche Produktionskapazitäten geschaffen sind, können bis zu 35.000 Tonnen jährlich produziert werden. Bislang wurden die Vorimprägnate ausschließlich im Werk Neustadt hergestellt. Insgesamt 15 Mio. Eu-

ro investiert das Unternehmen in den Umbau der Papiermaschine, auf der dann neben Vorimprägnaten auch beidseitig beschichtete Vliespapiere für die Tapetenindustrie hergestellt werden können. Größter Produzent von Vorimprägnaten ist weiterhin die Firma Munksjö, die an ihren Standorten 2014 rund 30.000 Tonnen Vorimprägnate sowie 175.000 Tonnen Dekorpapier produzierte. Die Übernahme des Spezialpapier-Geschäftsbereichs des Mitbewerbers Ahlstrom in Osnabrück war 2013 gescheitert. Aufgrund von Vorgaben der Euro­ päischen Kommission durften die

Papiermaschinen 3 und 4 des Osnabrücker Werkes aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht verkauft werden, da Munksjö dadurch seinen Marktanteil (ohne China) bei Vorimprägnaten auf weltweit 70 bis 80 Prozent hätte steigern können. Der Bereich wurde daher an den Münchner Finanzinvestor Perusa veräußert, der seither die ain Osnabrück produzierten Vorimprägnate unter dem ursprünglichen Firmennamen Kämmerer verkauft. Ahlstrom hatte 1976 die Firma Kämmerer übernommen und 2001 das Unternehmen in Ahlstrom umbenannt. Finishfolien stärker nachgefragt Unter den Oberflächenmaterialien gelten Finishfolien als die Gewinner. Aus diesem Grund haben sich in den vergangenen Jahren vor allem Dekordrucker in diesem Segment engagiert und erfolgreich Produktionskapazitäten vor allem im Ausland aufgebaut. Dies ging zunächst zu Lasten klassischer Finishfolienproduzenten und Pioniere auf diesem Gebiet wie Chiyoda und Impress. Letzterer sah sich 2012 sogar gezwungen, seine Produktionsstätte in Berlin zu schließen Mit dem Imprägnierstandort im westsibirischen Tjumen hat Schattdecor im Juni 2015 sein drittes Werk in Russland eröffnet. In June 2015, Schattdecor opened its third production site in Russia with the new impregnating facility in Tjumen (West Siberia). Photo: Schattdecor

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Structures of Surfaces

und seine Herstellungskapazitäten in Deutschland zu reduzieren. In den vergangenen Jahren produzierte das Unternehmen daher nur an seinen beiden Standorten in Aschaffenburg sowie Curitiba (Brasilien) und kam dabei auf einen Ausstoß von rund 110 Mio. m2 Finishfolien jährlich. Kürzlich gab das Unternehmen jedoch bekannt, die Produktionskapazitäten in diesem Produktsegment wieder hochfahren zu wollen. Mit einem Investitionsvolumen von bis zu 30 Mio. Euro soll das Finishfolienwerk in Elk (Polen) ausgebaut werden. Ende Oktober 2015 soll dort eine kombinierte Druck- und Inline-Lackieranlage mit einer Nettobreite von 2.600 mm und einer Kapazität von 80 Mio. m2 installiert werden. Die Gesamtkapazität würde auf 190 Mio. m2 steigen. Eine zweite Lackieranlage soll folgen, womit sich die Produktionskapazität der Firmengruppe mehr als verdoppelt. Auch

Interprint, der erst 2007 in das Produktsegment Finishfolien eingestiegen war, baut seine Produktionskapazitäten in diesem Segment weiter aus. Im Finishfolienwerk in Ozorków (Polen) soll in den nächsten Monaten eine dritte Lackieranlage in Betrieb gehen. 2014 konnte das Werk seinen Ausstoß um fast 50 Prozent auf 160 Mio. m2 steigern. Durch die Investitionen ist Interprint künftig in der Lage, bis zu 300 Mio. m2 an Finishfolien zu produzieren. Neben den Finishfolien konnte das Unternehmen 2014 auch in anderen Pro-

duktsegmenten wachsen, so dass die gesamte Produktionsmenge um 9 Prozent auf 940 Mio. m2 bedruckte, imprägnierte bzw. lackierte Spezialpapiere anstieg. Entsprechend erhöhte sich der Umsatz um 8 Prozent auf 288 Mio. Euro. Rekordumsatz bei Schattdecor Dem Produktsegment Finishfolien hat auch Schattdecor sein kräftiges Umsatzwachstum im Jahr 2014 zu verdanken. Der Dekordrucker, der

die Produktion von Finishfolien erst 2005 aufgenommen hat, gilt auf diesem Gebiet inzwischen als Marktführer. Laut Firmenangaben wurden 2014 insgesamt knapp 520 Mio. m2 Finishfolien und Melaminfilme produziert. 2014 hatte das Unternehmen seine Kapazitäten an seinem Standort Glucholazy (Polen) ausgeweitet. An seinen weltweit 13 Produktionsstand­ orten verarbeitete das Unternehmen insgesamt erstmals mehr als

Impress wird am vergrößerten Standort Elk in Polen Ende Oktober eine kombinierte Druck- und Inline-Lackieranlage installieren. At the extended production site Elk in Poland, Impress is to install a combined printing and inline lacquering unit at the end of October. Photo: Impress

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Macher & Märkte

Wachstum bei Holz­ bearbeitungsmaschinen Die beiden weltweit führenden Produktionsländer für Holzbearbeitungsmaschinen verzeichneten 2014 eine kontroverse Branchenentwicklung: Während die deutschen Produzenten besser als erwartet abschnitten, konnten die italienischen Maschinenhersteller nur geringfügig zulegen. Der Jahresstart 2015 gelang dem zweitgrößten Produktionsland nach Deutschland besser. Angesichts einer guten Ordertätigkeit zu Jahresbeginn 2015 rechnen die 200 deutschen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen für das gesamte Jahr mit einem Umsatzwachstum in Höhe von mindestens drei Prozent. Dabei soll der Zuwachs gleichermaßen aus dem Inland wie aus dem Ausland kommen. Anders sieht es bei den 270 italienischen Produzenten aus. Ihnen macht die seit Jahren anhaltende Flaute auf dem Inlandsmarkt auch 2015 zu schaffen. Eine nachhaltige Belebung konnten sie in den ersten drei Jahresmonaten nicht feststellen. Nach Angaben des Branchenverbandes Acimall ist die Ordertätigkeit sogar um 10,3 Prozent zurückgegangen. Dass der Industriezweig in der Summe dennoch einen Auftragszuwachs von 13,5

Prozent verbuchen konnte, lag an dem starken Auftragseingang aus dem Ausland. Hier verbuchten die Unternehmen bis Ende März 2015 einen Zuwachs von 19,1 Prozent, was die Branche auf ein gutes Abschneiden im Gesamtjahr hoffen lässt. 2014 war für die Italiener nicht mehr ganz so schlecht wie die Jahre davor verlaufen. Seit 2007 hat die Branche rund 30 Prozent ihres Umsatzes verloren. Der minimale Zuwachs im vergangenen Jahr konnte den Umsatzverlust der Vorjahre nicht ausgleichen. Vorläufigen Ergebnissen zufolge wuchs der Branchenumsatz 2014 um 0,5 Prozent auf 1,55 Mrd. Euro, wobei in der italienischen Statistik im Gegensatz zur deutschen auch die Umsätze von Werkzeugen enthalten sind. Zum Vergleich: Im Jahr

2007 betrug der Produktionswert noch 2,16 Mrd. Euro. Italiener verlieren beim Export 2014 konnten die italienischen Produzenten erstmals wieder mehr Maschinen im Inland verkaufen. Mit 382 Mio. Euro legte der Branchenumsatz um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, nachdem er davor kontinuierlich gesunken war. Offenbar hatte die italienische Regierung mit dem „Legge Sabatini“ die Möbelproduzenten zur Erneuerung ihres Maschinenparks animieren können. Dabei handelt es sich um ein Gesetz, das finanzielle Unterstützungen für den Erwerb von Maschinen mit Zahlungsstundungen von maximal fünf Jahren gewährt. Dabei konnten die heimischen Produzenten ihre Konkurrenten aus

dem Ausland ausstechen: Die Importe von Holzbearbeitungsmaschinen sanken im Berichtsjahr um 13,2 Prozent auf 124 Mio. Euro. Rein rechnerisch lässt sich somit das inländische Marktvolumen für 2014 auf 506 Mio. Euro beziffern. Zum Vergleich: 2007 betrug der rechnerische Inlandsverbrauch (Produktion-Export+Import) noch rund 811 Mio. Euro. Wenig erfolgreich erwiesen sich die italienischen Produzenten 2014 erneut beim Exportgeschäft, das eigentlich mit rund 80 Prozent Anteil die wichtigste Einnahmequelle der Maschinenproduzenten darstellt. Im Berichtsjahr sanken die Maschinenausfuhren um zwei Prozent auf 1,16 Mrd. Euro. Damit setzt sich die Exportflaute fort, denn in den beiden Jahren davor hatten die Italiener bei ihren Auslandsverkäufen bereits ein Minus von 3,6 bzw. 8 Prozent hinnehmen müssen. 2007 wurden noch Maschinen im Wert von 1,53 Mrd. Euro ins Ausland geliefert. Deutsche Produzenten legen kräftig zu Die deutschen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen konnten dagegen in den vergangenen Jahren den Umsatzeinbruch infolge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise nahezu ausgleichen. 2014 wurde sogar mehr Boden gut gemacht als erwartet. Hatte die

Italien: Import, Export und Produktion von Holzbearbeitungsmaschinen* (in Mio. Euro) Italy: Import, export and production of woodworking machinery* (in million Euro)

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■ Import/import ■ Export/export ■ Produktion/production * Holzbearbeitungsmaschinen inkl. Werkzeuge/woodworking machinery tools included ** vorläufig/preliminary 4­­­ 0

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Source: Acimall

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Macher & Märkte

Branche ursprünglich mit einem Zuwachs von 5 Prozent gerechnet, so ist am Jahresende ein Wachstum von 8,5 Prozent bei stationären Holzbearbeitungsmaschinen (ohne Werkzeuge u. handgeführte Maschinen) erwirtschaftet worden. Der Branchenumsatz wuchs laut Angaben des Branchenverbandes VDMA (Verband der deutschen Maschinenhersteller) auf 2,6 Mrd. Euro und näherte sich damit den Verkäufen der Vorkrisenjahre. Im Jahr 2009 konnte mit 3 Mrd. Euro sogar ein Rekordwert erreicht werden. Mit Werkzeugen und handgeführten Maschinen lag der Branchenumsatz 2014 bei rund 3,6 Mrd. Euro. Im Ausland verkauften die deutschen Hersteller 2014 ebenfalls erfolgreich, wie ein Ländervergleich von Acimall aufzeigt. Danach konnten die deutschen Hersteller ihre führende Position auf den Weltmärkten ausbauen. Laut der Untersuchung verkauften die Deutsche 2,3 Prozent mehr Maschinen im Ausland und konnten ihren Umsatz dadurch auf 1,79 Mrd. Euro steigern. Auf dem heimischen Markt konnten die deutschen Hersteller ebenfalls zulegen. Der rechnerische Inlandsverbrauch (Produktion-Export+Import) betrug rund 1,2 Mrd. Euro, so dass der Vorjahreswert um 8 Prozent (1,11 Mrd. Euro) übertroffen wurde.

Chinas Exporte steigen Rund ein Drittel weniger Umsatz erzielten die italienischen Produzenten außerhalb ihres Heimatlandes. Im Berichtsjahr legten sie sogar stärker zu als ihre deutschen Mitbewerber. Der Exportumsatz stieg um 5,3 Prozent auf 1,17 Mrd. Euro. Auf Platz drei der größten Exportländer von Holzbearbeitungsmaschinen folgt China, das 2014 seine Exporte um 22 Prozent steigern konnte. Für insgesamt 964 Mio. Euro konnten die Chinesen laut Acimall-Schätzungen Holzbearbeitungsmaschinen ins Ausland liefern. Taiwan rangiert mit einem Export von 517 Mio. Euro an vierter Stelle und legte im Berichtsjahr um 13,5 Prozent zu. Ebenfalls erfolgreich im Export unterwegs waren die österreichischen Produzenten. Sie bauten ihren Exportumsatz um 11,9 Prozent auf 398 Mio. Euro aus. Auf Österreich folgen die USA, die 2014 einen leichten Rückgang bei den Auslandsverkäufen hinnehmen mussten. Der Exportwert sank um 0,7 Prozent auf 282 Mio. Euro. Gleichzeitig sind die USA der weltweit größte Importeur von Holzbearbeitungsmaschinen. 2014 bezog das Land Maschinen im Wert von 987 Mio. Euro aus dem Ausland. Trotz der wirtschaftlich-politischen Probleme blieb Russland im Berichtsjahr der zweitwichtigste Ab-

satzmarkt für die Maschinenproduzenten. Mit 554 Mio. Euro kaufte das Land 4,5 Prozent mehr Maschinen als im Jahr davor. Auf Platz drei lag im Jahr 2014 Deutschland, dessen Importe um 5,8 Prozent auf 401 Mio. Euro stiegen, während China weniger Maschinen aus dem Ausland bezog. Die Importe verringerten sich um 6,2 Prozent auf 332 Mio. Euro.

Weitere wichtige Kundenländer für die Maschinenproduzenten waren nach Angaben von Acimal Kanada, Frankreich sowie Weißrussland. Während die Importe Kanadas stagnierten und die Frankreichs fast zweistellig wuchsen, schraubte Weißrussland seine Käufe von Holzbearbeitungsmaschinen um 143 Prozent nach oben. Richard Barth

Growth for woodworking machines The world’s two leading production countries for woodworking machines registered contrasts in development in the sector in 2014: While the German producers did better than expected, the Italian machine producers showed only slight improvement. Because of the good ordering activity at the beginning of 2015, the German producers are expecting growth in turnover of at least three percent for the entire year. The Italian producers registered an increase of 13.5 percent in orders in the first three months of 2015, so the sector is hoping for good results for the entire year as well. According to the preliminary results, sales in the sector in Italy rose by 0.5 percent to EUR 1.55 billion in 2014. Since 2007, the sector has lost about 30 percent of its turnover. The Italian producers have had little success in exports, as machine exports have declined by two percent to EUR 1.16 billion. The German producers of woodworking machinery, on the other hand, were able to register growth of 8.5 percent for stationary woodworking machinery in 2014 (not including tools and handheld machinery) to EUR 2.6 billion. Outside the country, 2.3 percent more machines were sold. Following Germany and Italy, China was in third place as export country for woodworking machinery in 2014 with an increase of 22 percent. Taiwan, Austria, and the USA, which had to face a slight decline in foreign sales in 2014, were in the next places. At the same time, the USA was the biggest importer of woodworking machinery worldwide, followed by Russia and Germany.

Deutschland: Import, Export und Produktion von Holzbearbeitungsmaschinen* (in Mio. Euro) Germany: Import, export and production of woodworking machinery* (in million Euro) 3022

2898 2600

2513

2385

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2156 1932

2423

2351

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814 428

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■ Import/import ■ Export/export ■ Produktion/production * stationäre Holzbearbeitungsmaschinen ohne Werkzeuge/stationary woodworking machinery without tools ** vorläufig/preliminary

2013

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Source: VDMA /Acimall ­m aterial+technik möbel 05|15 ­­­41

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