material + technik möbel Ausgabe 01/2017

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5 M_mt0117_Titel_Pollmeier.indd 1

Euroshop:

Heimtextil:

EPF-Kongress:

Smarte Materialien wecken bei Kunden Emotionen

Trendige Farben und Dessinierungen für die neuen Polstermöbel

Effiziente Prozesse verbessern die Produktqualität

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Fokus

Trends bei der Shopgestaltung

Neueste

2017 ist wieder EuroShop-Jahr: Anfang März öffnet die weltweit führende Fachmesse für Ladenbau ihre Pforten, um dem Handel neue Tendenzen bei der Shopgestaltung sowie smarte Werkstoffe und Oberflächen vorzustellen. Mit an Bord sind eine Reihe von Zulieferern der Einrichtungsindustrie, die ihre langjährigen Erfahrungen aus dem Wohnsegment auch in die Shopgestaltung tragen. Die EuroShop, die vom 5. bis zum 9. März in Düsseldorf stattfindet, ist weltweit die Leitmesse für Handelsinvestitionen sowie Gradmesser und weltweiter Indikator für zukünftige Entwicklungen im Handel. Sie wurde im Jahr 1966 erstmals von der Messe Düsseldorf veranstaltet und findet im Drei-Jahres-Turnus statt. Ideeller Träger ist das EHI Retail Institute. Und die EuroShop ist bei den Ausstellern gefragt wie nie – insbesondere das Interesse aus dem Ausland ist sehr hoch. Schon im Januar wurde die gebuchte NettoFläche der EuroShop 2014 (116.579 m2) mit rund 126.000 m2 bereits übertroffen. Damit die Messe dennoch der starken Nachfrage gerecht werden kann, findet sie im März erstmals in 18 statt bisher 16 Hallen statt. Die Messe Düsseldorf geht von rund 2.400 Ausstellern aus 59 Nationen zur EuroShop 2017 aus.

Sieben Erlebnis-Dimensionen Die diesjährige EuroShop geht zugleich mit einem neuen Ausstellungskonzept ins Rennen. Erstmals wird sie in sieben „ErlebnisDimensionen“ gegliedert sein: POP Marketing, Expo & Event Marketing, Retail Technology, Lighting, Visual Merchandising, Shop Fitting & Store Design sowie Food Tech & Energy Management. Das umfangreiche Angebot an den Ausstellerständen wird durch Foren mit praxisnahen Beiträgen an allen fünf Messetagen direkt im Messegeschehen ergänzt. Hierzu gehören das EuroShop Forum Architecture & Design, das EuroCIS Forum, das POPAI-Forum und das OmniChannel Forum ebenso wie das ECOpark-Forum und das neue Forum Expo & Event. Eine der sieben EuroShop Dimensionen widmet sich speziell den Themen Messebau, Design und Event. Denn längst handelt es sich

bei modernen Retail-Stores auch um Inszenierungen der Live-Kommunikation, womit sich die Themen Ladenbau und Messebau, Storedesign und Kommunikationsdesign immer mehr annähern. Rund um den Ladenbau Die Fachmesse und vor allem ihre Aussteller liefern den Besuchern aus dem Einzelhandel sowie auch den Innenarchitekten eine Menge an Ideen und Inspirationen, was neue Werkstoffe und Oberflächen anbetrifft. Neben Innenausbaubetrieben wie Georg Ackermann oder Bohnacker, die sich ganz oder teilweise auf die Shopgestaltung spezialisiert haben, präsentieren sich auf der EuroShop namhafte Zulieferer der Möbel- und Einrichtungsindustrie. Auf der kommenden Veranstaltung sind so beispielsweise einige Holzwerkstoffproduzenten an Bord, die in Düsseldorf neue Plattenmaterialien sowie dekorative Oberflächenprodukte vorstellen. Unter den Teilnehmern finden die Besucher in Düsseldorf unter anderem Pfleiderer sowie die Swiss Krono Group. Eine wichtige Rolle bei der individuellen und kundenspezifischen Gestaltung von Shops spielt inzwischen der Digitaldruck. Hier sind zunehmend die Oberflächenspezialisten gefragt, die mit ihren lang-

Homapal wird in Düsseldorf Oberflächen vorstellen, die für einen eindeutigen Wiedererkennungswert sorgen. Homapal will introduce surfaces in Düsseldorf that ensure definite recognition value. Photo: Homapal ­­­6

jährigen Erfahrungen aus dem Dekordruck auf ihren hochmodernen Inkjet-Druckern in der Lage sind, selbst ausgefallene Wünsche von Architekten bei der Gestaltung von Ladengeschäften umzusetzen. In diesem Jahr können die Besucher zudem auf inspirierende Dekorvorschläge von Surteco Decor, Interprint oder Schattdecor sowie von Schichtstoffexperten wie Westag & Getalit oder Homapal gespannt sein. Da einladende Storekonzepte schon beim Betreten des Shops und damit auf dem Boden anfangen, präsentieren sich auf der Messe auch namhafte Hersteller von Bodenbelägen aus dem Wohnbereich. Sie haben ihre Bodenprodukte allerdings auf die höheren Ansprüche und Beanspruchungen im täglichen Verkaufsalltag zugeschnitten. Zu den Ausstellern von Bodenbelägen zählen auf der kommenden Veranstaltung unter anderem die Firmen Windmöller, Tarkett sowie M. Kaindl. Licht inszeniert Waren Auch der Beleuchtungssektor wird immer wichtiger: Rund 200 internationale Aussteller sind aus diesem Bereich vertreten, darunter Lichtspezialisten wie Halemeier, Hera und Elektra, die bei Einbauleuchten im Wohnbereich eine führende Rolle einnehmen. Der Druck auf den stationären Handel seitens des rasant wachsenden Online-Geschäfts nimmt immer stärker zu und ist ein wichtiger Antriebsmotor, die erlebnisreiche, emotionale Inszenierung von Waren und Shopdesign, die Steigerung der Aufenthaltsqualität und Verweildauer für die Kunden

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Fokus

Die diesjährige EuroShop erstreckt sich erstmals auf 18 Hallen des Düsseldorfer Messegeländes. This year’s EuroShop will extend over 18 halls on the Düsseldorf trade fair grounds for the first time. Photo: Messe Düsseldorf sowie digitale Kundenservices weiter voranzutreiben. Die Lichtbranche zeigt, welche Rolle die digitale Lichttechnik dabei spielt. Mit der LED hat die vielfach propagierte Revolution in der Shopbeleuchtung längst Einzug gehalten; in einer zunehmend digital vernetzten Handelswelt wird sie immer stärker real erlebbar. Ladenbauverband zeigt Bandbreite Eine interdisziplinäre Plattform für den Austausch zwischen Ladenbauprofis und Handel bei der EuroShop in Düsseldorf bildet auch der Gemeinschaftsstand des dlv – Netzwerk Ladenbau e.V. (Deutscher Ladenbau Verband). 18 Mitgliedsunternehmen stellen auf 1.300 m2 die Neuigkeiten ihres Bereiches vor und zeigen die Brandbreite der Branche. Mit dabei sind Unternehmen aus dem Bereich Ladenbau, Bodenbelagshersteller, Vor- und Zulieferanten, Verkaufsförderung am POS und Dienstleistun-

EuroShop The World’s No. 1 Retail Trade Fair

5 – 9 March 2017 Düsseldorf · Germany · www.euroshop.de

Die EuroShop 2017 ist in sieben „Erlebnis-Dimensionen“ ge­gliedert. The EuroShop 2017 is divided up into seven “Experience Dimensions.” Photo: Messe Düsseldorf

Hallen/Halls 1, 3

POP Marketing

Hallen/Halls 4, 5

Expo & Event Marketing

Hallen/Halls 2, 6, 7a, 7

Retail Technology

Hallen/Halls 9, 10

Lighting

Halle/Hall 11

Visual Merchandising

Hallen/Halls 11 - 14, 18

Shop Fitting & Store Design

A

Messe-Center / Trade Fair Centre

2, 10

B

CCD Süd – Congress Center Düsseldorf / CCD Süd – Congress Center Düsseldorf

Hallen/Halls 15 - 17

C

CCD Ost – Congress Center Düsseldorf / CCD Ost – Congress Center Düsseldorf

D

Zoll, Spediteure / Customs, Forwarders

E

Logistik-Zentrum / Logistics Center

Sonderfläche/ Special Area

Signage Displays Outdoor Communication Stand Construction & Equipment Brand Communication Communication Design Event Technology Retail Software PoS Technology Mobile Solutions eCommerce Payment Systems Systems

Design

Technology

Display Mannequins Store & Window Decorations Fixtures & Equipment Architecture Store Planning Materials & Surfaces

Food Tech & Energy Management Refrigeration Building Automation Cooking & Baking Solutions Food Island

Pendelbusspur / Shuttle bus Messe Düsseldorf GmbH Postfach 101006 40001 Düsseldorf _ Germany Tel. +49(0)211/45 60-01 Fax +49(0)211/45 60-668 www.messe-duesseldorf.de

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Fokus

Innenausbau in allen Facetten Auf der BAU in München drehte sich alles um den Wirtschafts-, Wohnungs- und Innenausbau. Über 2.100 Aussteller zeigten eine Fülle an unterschiedlichen Materialien und Gestaltungslösungen für Boden, Wand und Decke. Die Holzwerkstoffproduzenten nutzten die Veranstaltung zur Präsentation ihrer neuen Dekorplatten-Kollektionen. Die BAU findet nur alle zwei Jahre in München statt. Dieser Umstand sowie die Bedeutung der Messe für den Wirtschafts- und Wohnungsbau und den Innenausbau machen sich in den Aussteller- und Besucherzahlen bemerkbar. In diesem Jahr versammelte die BAU vom 16. bis zum 21. Januar 2.120 Aussteller aus dem In- und Ausland, die 17 Messehallen mit insgesamt 183.000 m2 Ausstellungsfläche belegten. Punkten konnte die Veranstaltung auch bei den Besuchern: Mit über 250.000 Interessenten, davon rund 80.000 aus 1­­­ 6

dem Ausland, wurde sie von ebenso vielen Personen wie 2015 besucht. Die BAU ist Plattform für alle Hersteller von Produkten, die sich mit dem Außen- und Innenausbau von Häusern befassen. Da zahlreiche Zulieferer der Möbelindustrie auch Produkte für den Innenausbau in Sortiment haben, zählen sie regelmäßig zu den Teilnehmern. Insbesondere dann, wenn wie in diesem Jahr auch die Rahmenbedingungen stimmen: Der baunahe Bereich hatte den Unternehmen der Holzindustrie 2016 ein Umsatz-

plus von 1,2 Prozent beschert, die Holzwerkstoffindustrie allein verbuchte einen Zuwachs von 3,4 Prozent. Eine von der Messeleitung unter den Ausstellern durchgeführte Umfrage ergab zudem, dass die Firmen die aktuelle wirtschaftliche Situation diesmal besser sehen als 2015. Charakteristisch für die BAU ist auch, dass neben Ausstellern von reinen Bauprodukten zahl­reiche Innenausbaubetriebe, wie z. B. die Firmen Ackermann oder Hasenkopf, vertreten sind und hier einen Einblick in ihre Kompetenz im Un-

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Fokus

gang mit unterschiedlichen Materialien geben und bei der Umsetzung anspruchsvoller Projekte damit. Mit mehr als 65.000 Besuchern aus Architektur- und Planungsbüros sieht sich die Münchner Veranstaltung auch als weltgrößte Fachmesse für Architekten und Ingenieure. Da das Messegelände nach Baustoffen sowie nach Produkt- und Themenbereichen gegliedert ist, können sich die Besucher zielgerichtet im Angebot orientieren.

Neben Bodenbelägen stellte Egger auf der BAU die „Kollektion Dekorativ 2017–2019“ vor. At the BAU in Munich, in addition to floorings, Egger displayed its decorative collection for 2017–2019. Photo: Egger

Breites Angebot für den Innenausbau Neben reinen Produkten für den Wirtschafts- und Wohnungsbau bietet die BAU ein umfangreiches Angebot an Lösungen für den Innenausbau. Die Spannbreite reicht von Holzwerkstoffplatten über Bodenbeläge bis hin zu Akustikplatten. Die ausgestellte Materialpalette ist breitgefächert und umfasste beispielsweise bei Bodenbelägen Echtholzprodukte, Keramikfliesen und Quarzoberflächen. Im Bereich Boden wetteiferte die BAU im Januar mit der jährlich stattfindenden Bodenbelagmesse Domotex in Hannover. Während dort im Bereich Parkett, Laminat und Vinyl das zahlenmäßig größere Angebot anzutreffen war, hatte die Münchner Veranstaltung mehr marktführende Anbieter an Bord, so etwa Egger, Swiss Krono, Haro, Windmöller und

Classen. Aufgrund der unterschiedlichen Besucherstruktur waren Firmen wie Classen und BHK aber auch in Hannover dabei. Alle anderen genannten Firmen stellen in den ungeraden Jahren ausschließlich in München aus. Differenzierung durch Material Nahezu alle Unternehmen traten mit einer breiten Auswahl an Bodenbelagmaterialien an und versuchten sich insbesondere bei Mehrschichtböden (MMF) und Designböden mit speziellen Produkten zu differenzieren. Windmöller stellte auf der BAU seinen Biobodenbelag „Purline“ ins Rampenlicht, der unter der Bezeichnung „wineo 1000“ auch in einem XXL-Dielenformat mit einer HDF-Trägerplatte erhältlich ist. Bei einer Aufbauhöhe von 9 mm haDie BAU 2017 hatte führende Anbieter aus der Holzwerkstoffund Bodenbelagindustrie an Bord. Leading suppliers from the woodbased panels and flooring segment attended the BAU 2017. Photo: Messe München

Der Multilayer-Boden „Purline“ von Windmöller wird ohne Weichmacher und Lösungsmittel produziert und ist nun auch im XXL-Format erhältlich. Windmöller’s multilayer flooring „Purline“ is produced without plasticisers or solvents and is now also available in extralarge. Photo: Wineo

ben die Dielen eine Größe von 1.845 x 237 mm und eine integrierte Dämmmatte. Laut Anbieter wird der Multilayer-Boden ohne Weichmacher und Lösungsmittel produziert. Der Polyurethan-Bodenbelag besteht zu 90 Prozent aus nachwachsenden Roh- und natürlichen Füllstoffen wie Kreide, Raps- oder Rizinusöl. Classen hatte seinen „Ceramin“Bodenbelag nach München mitgebracht, der auf der Domotex 2016 sein Debüt gegeben hatte. Hierbei handelt es sich um einen PVC-freien Designboden, bei dem ein keramikähnliches Verbundmaterial als Träger zum Einsatz kommt. Beim Herstellungsprozess werden Mineralien mit Polymeren verbun­m aterial+technik möbel 01|17 ­­­17

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Macher & Märkte

„Hotels müssen Instagramable moments bieten“ Eine Stadt – zwei Hotels wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und dennoch haben sie Gemeinsamkeiten. Beide entstammen der Feder der Hamburger Kreativschmiede JOI-Design. Auch gilt für beide Hotels, dass sie das Debüt der jeweiligen Betreiberkette auf dem deutschen Markt und sogar auf dem europäischen Markt sind. Daher wurde bei der Innenarchitektur und bei der Auswahl der Materialien ganz besonderer Wert auf Eigenständigkeit und ein Höchstmaß an Wohnlichkeit gelegt. Zum Einsatz kamen Werkstoffe und Oberflächen, die beispielsweise auf der kommenden interzum in Köln zu sehen sein werden und in denen sich die Hotelgäste gleich wie zu Hause fühlen. Von den beiden Innenarchitekten und Geschäftsführern von JOI-Design, Corinna Kretschmar-Joehnk und Peter Joehnk, ließ sich Richard Barth (material+technik möbel) in Frankfurt die beiden maßgeschneiderten Hotelkonzepte im Detail vorführen. m+t: Frau Kretschmar-Joehnk, Herr Joehnk, das Capri by Fraser hat inzwischen auch die Jury des German Design Award beeindruckt und Ihr Konzept wurde ausgezeichnet. Was hat die Jury dabei überzeugt? Joehnk: Wir haben für das Capri by Fraser beim „German Design Award 2017“ die „Special Mention: Excellent Communications Design – Interior Architecture“ erhalten. Damit hat die internationale Jury das frische, stylische und zeitgeistige Innenarchitektur-Konzept für den Einstieg der neuen Marke in die deutsche Hotellandschaft gewürdigt. Mit dem Award werden bekanntlich innovative Projekte ausgezeichnet, die als Wegweiser für die deutsche und internationale Design-Welt stehen.

m+t: Hotelgestaltungen sind seit Jahren das Markenzeichen von JOI-Design. War die Gestaltung des Capri by Fraser und des ­direkt daneben liegenden Premier Inn da noch eine besondere Herausforderung?

Das Premier Inn setzt auf Emotionen und hochwertige Materialien. The Premier Inn focuses on emotions and premium materials. Photos: Häfner 2 ­­­ 2

Joehnk: Wir entwickeln seit 1984 individuell maßgeschneiderte Konzepte für die internationale Hotellerie und haben seitdem schon an mehr als 300 Hotelprojekten gearbeitet. Dabei beschränken wir uns nicht auf die Innenarchitektur, wir entwickeln auch die zum Projekt passenden Möbel, Leuchten, Teppiche oder Badarmaturen. Das können Sie gerade beim Rundgang durch diese beiden Hotels sehen, die beide jeweils unterschiedlichen Ansprüchen und Konzepten entsprechen. „Wir wollten keine ‚me too‘-Antwort sein“ m+t: Wie stark waren die Vorgaben der beiden Hotelketten, denn schließlich ging es hier um das Debüt beider Marken in Deutschland? Kretschmar-Joehnk: Das innenarchitektonische Konzept entsteht natürlich immer im Dialog mit dem Kunden. In beiden Fällen hatten wir also ein Briefing, aber es lief hier bei beiden Projekten etwas anders: Beim Premier Inn wurden wir im Wettbewerb aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, und da wurden uns Referenzbeispiele genannt, die wir dann näher unter die Lupe nahmen und dann entschieden, ein Risiko einzugehen und einen eigenen Weg zu gehen. Auch

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Macher & Märkte

Corinna Kretschmar-Joehnk (Mitte) und Peter Joehnk (links) zeigen Richard Barth (rechts) den German Design Award. Corinna Kretschmar-Joehnk (left) and Peter Joehnk (centre) show Richard Barth (right) the German Design Award.

beim Capri by Fraser war die Vorgabe des Kunden eher an Asien orientiert und wir haben uns auch hier etwas distanziert und einen etwas anderen Weg vorgeschlagen, weil eben auch in Europa die klimatischen Verhältnisse ganz anders sind und wir dort farblich anders reagieren mussten. Das ­Hotel ist das erste Haus der aus Singapur stammenden Frasers Hospitality Group in Deutschland.

m+t: Wie unterscheidet sich das Capri im Konzept vom gegenüberliegenden Premier Inn, das wir gleich in Anschluss besichtigen werden? Joehnk: Das Capri by Fraser ist ein sogenanntes Longstay Produkt: Hier können die Gäste auch länger einchecken und die Appartements und Studios haben für den Langzeitaufenthalt eine kleine Küche und sind von der Aufenthaltsqualität etwas wohnlicher gestaltet. Auch gibt es auf den Etagen Waschräume, in denen man seine Kleider in der Waschmaschine reinigen kann. Im Premier Inn haben wir die öffentlichen Bereiche komplett neu gestaltet und bei den Zimmern nur eine Anpassung vorgenommen, da es hier schon verschiedene Entwicklungen für das Gästezimmerkonzept gab.

„Asiatische Verspieltheit vermitteln“ m+t: Im Capri by Fraser haben Sie von der Lobby bis zum Hotelzimmer praktisch alles entworfen. Hier im Hotelzimmer fällt mir ein ausgeprägter Sinn

Digital bedruckte Tapeten wecken im Premier Inn Assoziationen an alte, englische Bibliotheken. Digitally printed wallpaper calls up associations with old English libraries in the Premier Inn. ­m aterial+technik möbel 01|17 ­­­23

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Fokus

Mehr Vielfalt bei Polsterstoffen Die Heimtextil in Frankfurt konnte in diesem Jahr vor allem beim Möbelstoffangebot punkten. Der Zuwachs bei den Ausstellern und die damit einhergehende Vielfalt im Angebot ließen die Besucherzahlen aus dem In- und Ausland weiter wachsen. Mit einem Besucherwachstum von 2,5 Prozent auf fast 70.000 Fachbesucher ist die diesjährige Heimtextil in Frankfurt (10.–13. Januar 2017) erfolgreich zu Ende gegangen. Laut Angaben der Messegesellschaft ist der Zuwachs insbesondere auf vermehrtes Interesse aus Brasilien, China, Großbritannien, Italien, Japan, Russland, den USA sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten zurückzuführen. Das liegt nicht zuletzt an der ­besseren Konjunktureinschätzung, denn laut einer Umfrage der Messegesellschaft beurteilten Besucher aus Deutschland die aktuelle Situation deutlich besser als in den Vorjahren. Doch nicht nur die Besucherzahlen stimmten die Messegesellschaft mehr als zufrieden. Auch auf der Ausstellerseite konnte die Veranstaltung zulegen. Mit 2.965 Anbietern bot sie mehr Teilnehmer als auf der vorausgegangenen Ausgabe auf. 2016 hatten 2.864 Unternehmen an der Heimtextil teilgenommen. Größeres Möbelstoffangebot Sichtlich gewachsen war auf der diesjährigen Heimtextil auch das Angebot an Möbel- und Dekostoffen. Über 500 Anbieter von Polsterbezugsmaterialien trafen die Besucher dieses Mal an. Laut Messe­ angaben sind in den vergangenen Jahren allein 150 Unternehmen als ­­ Neuaussteller hinzugekommen. Sie hatten sich in drei der 20 Messehallen versammelt und traten deutlich gedrängter als in den Vorjahren an. Den kräftigen Ausstellerzuwachs in diesem Segment verdankt die Heimtextil aber vor allem anderen Messeveranstaltungen, die seit einigen Jahren aus unterschiedlichen Gründen schwächeln. So sind zahlreiche Aussteller von der MoOD in Brüssel nach Frankfurt gewechselt oder haben dort ihre Messepräsenz verstärkt. Po­ litische Unruhen und Terror 7­­­ 8

haben auch die Bedeutung der türkischen Heimtextilmesse Evteks geschwächt, was zu einer deutlichen Zunahme türkischer Anbieter auf der Heimtextil geführt hat. Der Zuwachs bei Besuchern und Ausstellern kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Heimtextil für den deutschen Markt kaum Bedeutung hat. Aufgrund ihrer zeitlichen Nähe zur Möbelmesse imm cologne spielt sie für die deutsche Polstermöbelindustrie keine große Rolle. Für die ist die Proposte in Cernobbio und das große Aufgebot an weiteren Ausstellern rund um den Comer See der Hauptevent in Sachen Möbelbezugsstoffe. Hohe Internationalität Auf der Heimtextil ging es den Ausstellern hauptsächlich um internationale Kontakte und Aufträge, denn ein so hohes Interesse aus dem südamerikanischen und asiatischen Raum ist auf den anderen Veranstaltungen nicht anzutreffen. Zur diesjährigen Ausgabe reisten fast 50.000 Besucher aus Ländern außerhalb von Deutschland an. Aufgrund der Internationalität der Veranstaltung und ihrer Besucher findet sich auf den Messeständen auch eine entsprechend breitgefächerte Angebotspalette, die für den deutschen Besucher auf den ersten Blick allerdings nur wenig Rückschlüsse auf die Trends bei Farben und Dessinierungen zulässt. Erdige Farbtöne Während der Vintage-Look bei Leder und auch Kunstleder noch immer eine Rolle spielt, waren bei den Bezugsstoffen hauptsächlich grafische Musterungen anzutreffen. Einige Unternehmen hatten sich dabei an den 20iger Jahren orientiert oder sich von tropischen Themen inspirieren lassen. Meist dominierten jedoch geometrische Linien und Figuren, sofern die

Stoffe nicht unifarben glatt oder in sich strukturiert auftraten. Obwohl kräftigere Farben in die Kollektionen Einzug gehalten hatten, beherrschten erdige Naturtöne das Bild. Als modisch wurden pastellige Farben bezeichnet, gezeigt wurde aber auch Petrol und Schwarz-Silber-Kombinationen. Mikro-Fabrik aufgebaut Der Digitaldruck spielte auf der Heimtextil gleich mehrfach eine Rolle. Zum einen waren auf verschiedenen Messeständen Bezugsstoffe anzutreffen, bei denen die Dessinierungen mit Hilfe di­ gitaler Drucktechnologie aufgebracht worden waren, etwa bei den italienischen Anbietern Limonta und Parà, bei denen darüber hinaus auch Outdoor-Eigenschaften von Bezugsmaterialien eine Rolle spielten. Zum anderen hatte die Messe dieser richtungsweisenden Technologie einen Teilbereich gewidmet und zusätzlich dort eine sogenannten „Digital Textile Micro Factory“ inszeniert: In Partnerschaft mit den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung konnten Besucher eine komplette digitale Produktionskette live erleben – vom Design über den digitalen Druck und das Finishing bis hin zum automatischen Zuschnitt und zur Konfektion. Eingebunden in diese „Digital Textile Micro Factory“ waren mit Ergosoft, Zünd, Juki, Mimaki und Multi-Plot namhafte Spezialisten aus den verschiedenen Stufen der textilen Produktionskette. Zusatzfeatures im Fokus Stärker noch als auf den anderen Fachmessen können sich die ­Besucher aus der Polstermöbelindustrie auf der Heimtextil einen Überblick über die gesamte Produktionskette verschaffen und bereits im Vorfeld des Webens erkennen, mit welchen neuen Funktionalitäten die Bezugsstoffe künftig

aufwarten können. Das liegt daran, dass auf der Heimtextil auch zahlreiche Hersteller von Fasern und Ausrüstungen ausstellen und dort die jüngsten Entwicklungen aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen präsentieren. Gerade in den letzten Jahren haben Zusatzeigenschaften von Bezugsstoffen für die Einrichtungsindustrie kräftig an Bedeutung gewonnen. Sie sind ergänzendes Verkaufsargument und dienen den Anbietern auch als Differenzierungsmittel gegenüber dem Wettbewerb. Gleichzeitig können durch spezielle Eigenschaften aber auch neue Absatzmärkte erschlossen werden, die den Möbelstoffen aufgrund von Brandschutzvorschriften beispielsweise bislang verschlossen waren. So konnten sich die Besucher auf der Heimtextil bei Hispano Tex, Lodetex, Limonta und Redaelli über die Vorteile der „Coex“-Technologie informieren. Dank dieser Technologie können die genannten ­Webunternehmen Einrichtungsstoffe aus natürlichen Fasern anbieten, die zu 100 Prozent schwer entflammbar sind und obendrein sowohl gewaschen als auch gereinigt werden können. Bei dieser Technologie findet laut Anbieter ohne Beigabe chemischer Zusatzstoffe eine sogenannte molekulare Modifikation von Zellulose statt. Im Brandfall verkohlt der Stoff, bindet Sauerstoff und erstickt dadurch die Flammen. Es entstehen keine schädlichen Emissionen. Klimaregulierende Eigenschaften Outlast hingegen hatte eine Weiterentwicklung seiner klimaregulierenden Phase-Change-Materialien (PCM) nach Frankfurt mitgebracht. Diese sorgen bei Textilien jeglicher Art dafür, dass überschüssige Körperwärme aufgenommen, gespeichert und zurückgegeben werden kann. Bei Kälte

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Fokus

1| Farbenfroh kommen die neuen Outdoor-Stoffe der Tempotest-Kollektion von Parà daher. The new outdoor fabrics in the Tempotest collection by Parà come in vivid colours.

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2| Mit „Daytona“ präsentierte Antecuir einen beflockten Möbelstoff in Veloursleder­ optik. Antecuir presented “Daytona”, a flocked furniture fabric in suede look. 3| Das Kunstleder „Sana“ von ATN ist nicht nur phthalatfrei, sondern verfügt auch über weitere Eigenschaften. “Sana” artificial leather from ATN is not only phthalate-free, but also possesses other characteristics. 4| Hornschuch zeigte Kunstleder mit Textilstruktur sowie die kreativen Möglichkeiten des Digitaldrucks. Hornschuch showed artificial leather with a textile structure as well as the creative possibilities of digital printing.

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5| Trevira stellte Stoffkreationen mit „Trevira CS“-Garnen für vielfältige Einsatzgebiete wie z.B. Kreuzfahrtschiffe vor. Trevira introduced fabric creations with “Trevira CS” yarns for many different areas of use, such as cruise ships. 6| TWD Fibres präsentierte neue Garne, die Look und Haptik an Wolle erinnern. TWD Fibres presented new yarns that look and feel like wool. 7| Graphische Muster zeichnen die Kollektion „Diamante“ von Torri Lana aus. The “Diamante” collection from Torri Lana is characterized by graphic patterns. Photos: Barth

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