material + technik möbel Ausgabe 04/2017

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m a t e r i a l + t e c h n i k m ö b e l 0 4 | 2 0 17

Tierisch authentisch: Feel inspired to create.

Wohn- und Küchenmöbel:

Fertigungstechnik:

Sitzmöbelbezüge:

interzum-Neuheiten werten Möbel innen auf

Ligna präsentierte neue Fertigungskonzepte

Texprocess zeigte Roboter in Aktion 03.07.17 14:11


Fokus

Neue Materialkonzepte gegen die Holzverknappung Köln war im Mai erneut Austragungsort des VHI-Innovationsworkshops. Am Vortag der interzum versammelten sich im Kongresszentrum der Koelnmesse fast 100 Vertreter der internationalen Holzwerkstoff- und Einrichtungsindustrie. Den Teilnehmern wurde nicht nur ein Einblick in und Überblick über die aktuellen Werkstoffinnovationen geboten, sie erhielten auch Informationen über aktuelle Marktgegebenheiten sowie künftige Herausforderungen für die Branche.

Der Innovationsworkshop des Ver­ bandes der Deutschen Holzwerk­ stoffindustrie (VHI) fand im Mai zum sechsten Mal statt. Alle zwei Jahre bringt er am Vortag der inter­ zum die Holzwerkstoffindustrie, deren Lieferanten sowie die Ab­ nehmer aus der Einrichtungsindus­ trie zusammen. Die diesjährige Ausgabe war für den Initiator und langjährigen Geschäftsführer des VHI, Dr. Peter Sauerwein, zugleich der letzte Workshop in seiner Amtszeit. Wenige Tage nach der Veranstaltung nahm er nach zwölf­ jähriger Tätigkeit seinen Abschied, um in den wohlverdienten Ruhe­ stand zu wechseln. Für seine Nachfolgerin, die Juristin Anemon Strohmeyer, war der In­ novationsworkshop daher eine erste Möglichkeit, sich noch vor ih­ rem offiziellen Amtsantritt der Branche vorzustellen. Sie war eine der insgesamt 18 Referenten der diesjährigen Ausgabe. Wie in den vergangenen Jahren war der Workshop erneut in Themenblocks unterteilt und bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich im Anschluss an die Vorträge mit Fragen an den Referenten zu wenden. Nach dem Erfolg des Televotums auf der vorausgegangenen Veran­ staltung fand erneut eine Befra­ gung der Teilnehmer zu acht durch­ aus provokanten Innovationsthe­ sen statt. Wie beim letzten Mal führte Prof. Dr. Volker Thole eben­ so professionell wie amüsant durch das Televotum. Neben Marktdaten bekam das Au­ ditorium aufschlussreiche Einbli­ cke in die Erfahrungen der Möbel­ industrie mit Holzwerkstoffen ver­ mittelt. Darüber hinaus kamen auf der Veranstaltung aber auch künfti­ ge Herausforderungen, Umweltas­ ­­­6

pekte sowie mögliche alternative Werkstoffe für den Möbelbau zur Sprache. Mit den konjunkturellen Rahmen­ bedingungen der Holzwirtschaft befasste sich der Vortrag von Michael Wolff (Pfleiderer Group). ­ Der scheidende Vorstandsvorsit­ zende zeigte nicht nur die gesamt­ wirtschaftliche Entwicklung in Eu­ ropa auf, sondern informierte die Zuhörer auch über wichtige Pro­ duktionszahlen der Branche. Auf­ grund der positiven Zahlen ­im Bau­ bereich rechnet der Referent in diesem und nächstem Jahr mit einem Anhalten der erfreulichen ­ Branchenentwicklung. Impulse würden auch vom zunehmenden Einsatz von Holz im Gebäudebau ausgehen. Nachhaltige und „grü­ ne“ Lösungen seien weitere Nach­ fragetreiber der Holzwerkstoffin­ dustrie. Dagegen sei infolge des Brexits mit einem Nachfragrück­ gang auf dem britischen Markt zu rechnen, auch müsse die Branche

Für Dr. Peter Sauerwein war es der letzte Innovations-Workshop in seiner Amtszeit. For Dr. Peter Sauerwein, it was the last innovation workshop of his tenure as director. Photos: Koelnmesse

mit einer weiteren Verlagerung der Möbelproduktion in den Osten so­ wie nach Fernost rechnen. Progno­ sen zufolge würde – so der Refe­ rent – der Holzwerkstoffindustrie 2025 zudem nicht mehr ausrei­ chend Holzvorkommen zur Verfü­ gung stehen, um die Nachfrag in Europa befriedigen zu können. Möbel aus Laubblättern Vor dem Hintergrund zunehmen­ der Rohstoffverknappung stellte Dr. Sascha Peters (Haute Innovati­ on) mögliche Werkstoffe der Zu­ kunft vor. Der Referent bot auf dem Workshop damit einen Vor­ geschmack auf Produkte, die er in den Folgetagen im Rahmen der Ausstellung „Circular Thinking“ auf der interzum präsentierte, und un­ terrichtete in seinem Vortrag zu­ sätzlich über zukunftsweisende Fertigungsverfahren wie das 4DPrinting oder die „Biofabrication“. Anhand von Beispielen zeigte ­Peters, wie auf Basis organischer Reststoffe wie etwa gebundener Laubblätter oder Ananasfasern Möbel gebaut werden können. Den „Mycelium Chair“ oder das „Myco Board“ führte Peters als Beispiele für eine „Biofabrication“ an, da zur Herstellung dieser Ein­ richtungsprodukte Pilze gezüchtet würden. Mit der zu erwartenden Rohstoff­ verknappung und möglichen Lö­ sungen befasste sich der Vortrag von Anemon Strohmeyer. Sie trat dabei vehement für den Abbau von Hemmnissen wie z. B. die An­ reize für die direkte Verbrennung ein und bezeichnete die Kaskaden­ nutzung als beste Umweltoption für Holz, wobei die stoffliche der energetischen Verwertung vorzu­ ziehen sei.

Vor dem Hintergrund eines bis 2030 im Verhältnis zur Nachfrage knappen Holzangebots stellte ­Michael Risse (TU München) eine Möglichkeit der Kaskadennutzung vor. In seinem Vortrag informierte er über das langfristig steigende Altholzaufkommen aus Wohnge­ bäuden. In einem Forschungspro­ jekt habe die Universität ein Ver­ fahren entwickelt, mit dessen Hilfe ein Drittel des Ausgangsmaterials in ein hochwertiges Vollholzpro­ dukt umgewandelt werden könnte und zwei Drittel für Spanplatten und energetische Nutzung zur Ver­ fügung stünden. Eine wichtige Vor­ aussetzung sei dabei das Aufspü­ ren von Störstoffen. So müssten etwa Holzschutzmittel eliminiert und das Holz entsprechend gerei­ nigt werden. Danach erst könne das aus Altholz hergestellte ­„CaReWood“ wieder für den Mö­ belbau verwendet werden. Eine weitere umweltfreundliche Materiallösung für die Einrich­ tungswelt wussten Oliver Heintz und Thomas Wolfs (Bark Cloth) zu präsentieren. Bei „Bark Cloth“ bzw. „Rindentuch“ handele es sich um einen Vlies aus permanent nachwachsender Unterrinde und damit um ein Biokomposit, da das Oberflächenmaterial keinerlei Bin­ der oder sonstige Additive enthal­ te. Der in Afrika angesiedelte Werkstoffprozess sei zudem von der UNESCO zum „immateriellen Kulturerbe“ erklärt worden. Prof. Volker Tohle (HNE Eberswal­ de) referierte über die Lamellie­ rung als eine Chance für die opti­ mierte Nutzung von Laubholz, das in der Verarbeitung große Proble­ me mit sich bringe. Wie der Refe­ rent erläuterte, könne durch die Herstellung von Holzlamellen und

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Michael Wolff informierte über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Michael Wolff provided information about the economic conditions.

Der Innovationsworkshop versammelte fast 100 Vertreter der Holzwerkstoffund Einrichtungsindustrie. The innovation workshop brought together almost 100 representatives from the wood-based materials and furnishing industries. anschließendes Klebefügen eine höhere Biegefestigkeit der Platte gegenüber der Verwendung von Nadelholz erzielt werden. Auch für Werkstoffe aus Kombinationen von Laub- und Nadelhölzern sieht Thole großes Potenzial, da durch einen gezielten Aufbau der Holzarten die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes einstellbar seien. Der geringen Dauerhaftigkeit von Laubhölzern bei hoher Verfügbarkeit könne durch physi­ kalische, chemische oder thermische Modifizierung entgegengewirkt werden, informierte Thole. In der Weiterentwicklung von HolzKunststoff-Komposits (WPC) und insbesondere in coextrudierten WPC sieht Alexander Weiß (Rehau) einen Werkstoff, der künftig auch für den Möbelbau und nicht nur für Terrassendielen geeignet ist. Die heutigen Möglichkeiten der Herstellung von coextrudier-

ten, folienummantelten oder direkt bedruckten Profilen könnte dekorativen WPC den Weg in die Einrichtungsindustrie ebnen, da durch die Witterungsbeständigkeit des Werkstoffes ein Einsatz sowohl indoor wie outdoor möglich sei. Zahlreiche Chancen sieht Weiss insbesondere bei direkt bedruckten Profilen, bei denen eine neuartige UV-beständige Deckschicht derzeit in der Entwicklungs- und Testphase sei. Als weitere Hybridwerkstoffe der Zukunft bezeichnete Prof. Dr. ­Andreas Michanickl (Hochschule Rosenheim) holzfaser- sowie andere naturfaserbasierte Vliesstoffe. Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen sowie neuer Ansprüche der Konsumenten an das Möbeldesign sieht der Referent auf die bisherigen flächigen Werkstoffe bei der Möbelteile-Herstellung in der Zukunft verfahrenstechnische Probleme zukommen. Die Formenvielfalt und die Herstellung von 3D-Formen sei bislang nur mit vielstufigen und damit kostenintensiven Fertigungsprozessen möglich. Wie der Referent aufzeigte, setze die Automobilindustrie bereits Naturfaserverbünde

ein, bislang handele es sich dabei jedoch um hinterspritzte Struk­tur­ elemente, bei denen Naturfasern wie Flachs, Hanf und Kokosfasern mit begrenzter Verfügbarkeit zum Einsatz kommen. Gegenüber diesen Fasern würden speziell hergestellte Holzfasern laut Referent mannigfaltige Vorteile bieten, da sie gezielt auf die technischen Anforderungen und die angestrebten Produkteigenschaften eingestellt werden könnten. Wie er weiter informierte, können künftig auf einer Versuchsanlage in Rosenheim mit der sog. „One Shot“-Technik komplexe Bauteile aus neuartigen Naturfaser-Komposits hergestellt werden. Weiterer Vorteil sei, dass das Trägermaterial, die Beschichtung und Nachbearbeitung auf einer einzigen Anlage erfolgen und somit die Herstellung von komplexen Formteilen in großen Stückzahlen und in nie dagewesener Gestaltungsfreiheit realisierbar sei. Ganze Automobile aus Holz hält Swetlana Schweizer (Uni Paderborn) künftig für möglich. Sie erinnerte in ihrem Vortrag daran, dass Leichtbau zwar erklärtes Ziel im Automobilbau sei, dass aber bei Neuwagen eine Gewichtssteige-

Dr. Sascha Peters stellte mögliche Werkstoffe der Zukunft vor. Dr. Sascha Peters presented possible materials for the future.

Sascha Stempel forderte die Holzwerkstoffindustrie zu kontinuierlichen Innovationen auf. Sascha Stempel urged the wood-based materials industry to constantly pursue innovation. ­m aterial+technik möbel 04|17 ­­­7

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Macher & Märkte

„Wir wollen den Kern der ZOW stärker akzentuieren“ Matthias Pollmann ist Director der interzum und der ZOW. Mathias Pollmann is the director of the interzum and the ZOW. Photo: Koelnmesse ropäischen Ausland, die wir natürlich auch ansprechen wollen, voll und ganz auf ihre Gespräche konzentrieren, ihr Wissen miteinander teilen und Entwicklungen der Industrie diskutieren.

Durch die Übernahme ZOW ist die Koelnmesse nun auch Ausrichter der ostwestfälischen Zulieferschau. Mit Spannung blickt die Branche daher auf die erste Ausgabe im Februar 2018. material+technik möbel sprach mit Matthias Pollmann (Director interzum und ZOW) über die künftige Ausrichtung der Veranstaltung und deren Abgrenzung zur interzum als Weltleitmesse. m+t: Herr Pollmann, wie würden Sie die Philosophie der neuen ZOW beschreiben? Pollmann: Zur kommenden Veranstaltung wird der Werkstatt-Charakter der „ZOW“ nicht nur neu interpretiert, sondern konsequent weiterentwickelt. Dadurch wird die Messe einen entscheidendernSchritt vorankommen und sich zukunftsorientiert aufzustellen. 1­­­ 0

m+t: Was heißt das konkret? Pollmann: Wir wollen den Kern, der diese Messe ausmacht, wieder stärker akzentuieren. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass die ZOW-Werkstatt-Atmosphäre besonders den Besuchern aus der Region einen echten Mehrwert bietet. So können sie sich zusammen mit den Besuchern aus dem angrenzenden, eu-

m+t: Worin wird sie sich von der interzum unterscheiden? Pollmann: Die interzum als Leitmesse der Möbelzulieferindustrie und des Innenausbaus gibt alle zwei Jahre einem internationalen Publikum einen umfassenden Überblick über die weltweiten Trends für Materialien, Werkstoffe und Design in der Möbelfertigung. Demgegenüber positioniert sich die ZOW als Zuliefermesse OstWestfalen als ein spezielles Format, das sich in der Mitte zwischen Ausstellungsevent und Businessmeeting sieht. In der ZOW-Werkstatt-Atmosphäre können sich Aussteller und Besucher aus der Region und dem angrenzenden, europäischen Ausland voll und ganz auf ihre Gespräche konzentrieren, ihr Wissen miteinander teilen und Entwicklungen der Industrie diskutieren. „ZOW belegt 12.000 m2 Fläche“ m+t: Gibt es klare Vorgaben für die Aussteller, was die Präsentation der Produkte bzw. die Stand­innengestaltung anbetrifft? Pollmann: Die Koelnmesse bietet ein einheitliches Standdesign in Größen zwischen 18 m2 und 120 m2 an. Die Standinnengestaltung kann bis zu einer Höhe von drei Metern frei vorgenommen werden. m+t: Welche Halle werden Sie in Bad Salzuflen belegen? Pollmann: Wir werden die Halle 20 des Messezentrums mit ihrer 12.000 m2 großen Bruttoausstellungsfläche belegen. Dort können

die Aussteller aus einer einheitlichen Standarchitektur – angelehnt an das Standkonzept der imm cologne „Pure Platforms“ – Standflächen in sechs verschiedenen Größen wählen. „Tiny Spaces ist ein Schwerpunkt“ m+t: Wird es in der Halle auch Themen-Sonderflächen geben? Polllmann: Die neue ZOW soll nicht nur eine Plattform für Businesskontakte bieten, sondern viel mehr auch Emotionen und Inspirationen verkaufen. Ganz in diesem Sinne stellt sich die ZOW mit der Sonderschau „Tiny Spaces – Große Ideen auf kleinem Raum“, einer der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Es geht dabei also um Lösungen für kleiner werdende Wohnräume. Auf der von Katrin de Louw vom „TREND­ FILTER“ gestalteten Sonderfläche sollen die Aussteller die Möglichkeit erhalten, ihre Visionen von „Tiny Spaces“ zu zeigen. Damit entwickelt sich die ZOW zu einer Innovationen-Plattform für die Lebensräume von morgen weiter. Der igeL wird Leichtbau in Anwendung zeigen, den Vereinsmitgliedern verschiedene Darstellungsoptionen anbieten sowie den Besuchern die Möglichkeit bieten, an Werkbänken verschiedene Produkte im Bereich Befestigungstechnik selber zu testen. m+t: Beinhaltet das neue Konzept auch ein Vortragsprogramm? Pollmann: Zur ZOW 2018 wird es ein Forum geben. Geplant ist, dass hier namhafte Referenten in informativen Vorträgen und spannenden Gesprächsrunden die angesagten Trendthemen aufnehmen. In Bezug auf das Vortragsprogramm stehen wir aber noch ganz am Anfang unserer Planungen. m+t: Aus welchen Ländern erwarten sie Aussteller und Besucher?

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Pollmann: Grundsätzlich sprechen wir die gesamte Bandbreite der Möbelzulieferindustrie an. Wir konzentrieren uns bei der Ausstellerakquise aber vorwiegend auf den europäischen Markt. Besucherwerbung erfolgt mit dem Schwerpunkt in der DACH-Region, also im deutschsprachigen Raum. Vorwiegend ist die ZOW eine Messe für die in der Region Ostwestfalen ansässige Industrie. m+t: … und welche Zielgruppen sprechen Sie dabei im Inland an? Pollmann: Unsere Hauptzielgruppe bei den Besuchern sind Hersteller von Kasten- und Polstermöbeln, Küchenmöbeln, Büromöbeln sowie sonstiges holz- und kunststoffverarbeitendes Gewerbe. Hier sprechen wir natürlich besonders die Entwickler an. Gerade die Werkstatt-Atmosphäre ist ja die Stärke der ZOW. In Bezug auf die Zielländer sehen wir zuerst einmal Deutschland und dann das angrenzende Europa. m+t: Werden die Besucher möglicherweise Aussteller antreffen können, die nicht an der letzten interzum teilnahmen? Pollmann: Das können wir heute noch nicht sagen, allerdings gab es in den letzten Jahren einige Unternehmen, die auf der ZOW ausgestellt haben, die interzum aber nicht gebucht haben, da sie für die Unternehmen

eine zu internationale Fokus­ sierung hatte. Diese versuchen wir natürlich, wieder für eine ZOW-Teilnahme zu gewinnen. „Wir verschicken erste Standbestätigungen“ m+t: Wie viele Aussteller haben sich bis jetzt fest angemeldet und zahlen die wie bei der alten ZOW einen All-inclu­sivePreis? Pollmann: Es gibt klar definierte Standpakete, die u.  a. Punkte wie Standbau inklusive Stromanschluss, Rückwand, Licht, Stand­ reinigung, und Müllentsorgung beinhalten. Wir werden in den nächsten Tagen die Hallenplanung beginnen und die ersten Standbestätigungen herausschicken und befinden uns auf einem guten Weg.

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m+t: … und wie sieht es beim Catering aus? Pollmann: Es wird eine Mischung aus freiem Catering und kostenpflichtigem Catering geben. Freies Catering wird direkt im Umfeld der Messestände für die Aussteller und ihre Kunden angeboten. Wir wollen so ein effizientes Business ermöglich und sind sicher, dass dies auch zum Messeerfolg beiträgt. m+t: Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Richard Barth

§ Kontakte zu Endkunden aufbauen

“We want to accentuate the core of the ZOW more strongly” Through its takeover of the ZOW, Koelnmesse is now the host of the East Westphalian supplier show. So the sector is eagerly anticipating its first edition in February of 2018. In a conversation with material+technik möbel, Matthias Pollmann (director of interzum and ZOW) emphasized that Koelnmesse not only wants to reinterpret the workshop character of the ZOW, but also to develop it further in a consistent way. In comparison to the interzum as a major trade fair, he said, the ZOW has the position of a special format that sees itself as somewhere in the middle between an exhibition event and a business meeting. The 12,000 m² area in Hall 20 will display a uniform stand architecture. As far as exhibitor acquisition is concerned, Germany will come first and then the neighbouring European countries. In addition to the special area for lightweight construction, the “Tiny Spaces – Big Ideas for Small Rooms” special show will be presented in the hall as well.

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interzum

überzeugte mit Rekordergebnissen

Die interzum in Köln hat sich im Mai mehr denn je als weltweit wichtigste Plattform für Zulieferprodukte für die Einrichtungsindustrie erwiesen Mit dem größten Angebot, das je auf der Messe gezeigt wurde, war die Veranstaltung ins Rennen gegangen. Am Ende ging die diesjährige Ausgabe auch als Gewinnerin hervor: Sie versammelte mehr Aussteller und Besucher als je zuvor in der Rheinmetropole. Ende gut, alles gut. Auf die diesjährige interzum trifft dieser Spruch ganz besonders zu, denn die Kölner Zuliefermesse konnte Mitte Mai einen neuen Rekord aufstellen. Die diesjährige Ausgabe trumpfte vom 16. bis zum 19. Mai mit Bestzahlen auf. Nicht nur bei den Ausstellern konnte die ­inter­zum ihre Position als weltweit größte Zuliefermesse weiter ausbauen, auch bei den Besuchern legte die Veranstaltung zweistellig zu. Das lag möglicherweise auch daran, dass bei der Vorveranstaltung im Jahr 2015 ein Bahnstreik weniger Interessenten nach Köln brachte. Allerdings hatte die Koelnmesse seinerzeit einen Besuchereinbruch weitgehend entgegenwirken können und sogar über einen Anstieg der Besucherzahlen berichten können. Bei der diesjährigen Veranstaltung spiegelte sich das 19-prozentige Besucherplus von Start weg in den zehn Messehallen wider. „Das war die beste interzum aller Zeiten“, schwärmte Katharina C. Hamma, 1­­­ 2

Geschäftsführerin der Koelnmesse am Ende des Events. Die kontinuierlich gut gefüllten Hallen veranlassten auch die Aussteller zu durchweg positiven Kommentaren. „Wir sind sehr zufrieden mit der diesjährigen interzum“, zog Burkhard Schreiber (Kesseböhmer) Bilanz und hob den hohen Anteil an Besuchern aus dem Ausland hervor. Für die Firma Hailo war es nach eigenen Angaben „die bisher stärkste interzum“. „Wir haben deutlich gespürt, dass das Messegelände dieses Mal noch besser besucht und dass das Publikum noch internationaler war als zuvor“, gab Martin Mies (Hailo) zu Protokoll. Aber nicht nur die Beschlaghersteller zeigten sich über das Messeergebnis erfreut. Auch die

Aussteller aus der Oberflächenbranche zogen eine äußerst positive Bilanz. „Für Impress war das die beste interzum überhaupt“, resümierte Sascha Kostros (Impress). Rahmenbedingungen stimmten Insgesamt 69.000 Interessenten waren in diesem Jahr nach Köln angereist, wobei der Auslandsanteil überwog und nochmals gesteigert werden konnte. Mit 51.000 Besuchern aus 152 Ländern der

Welt konnte die Zulieferschau auch ihrer internationalen Bedeutung gerecht werden. Die verbuchten Besuchersteigerungen aus wichtigen europäischen Möbelproduktionsländern dürften auch die verbesserte Absatzsituation in diesen Ländern widerspiegeln. So meldete die Koelnmesse in ihrem Schlussbericht einen 25-prozentigen Besucheranstieg aus Spanien und 20 Prozent mehr Interessenten aus Italien. Im Messebild sicht-

Der österreichische Lackhersteller Adler zählte zu den fast 200 Neulingen auf der Messe. The Austrian lacquer manufacturer Adler was among the almost 200 new exhibitors at the fair. Photo: Adler

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Fokus

Mit einem fast 20-prozentigen Besucherplus ist die diesjährige Ausgabe der interzum erfolgreich zu Ende gegangen. With an almost 20 per cent increase in the number of visitors, this year’s interzum has come to a successful conclusion. Photo: interzum bar war auch der Zuwachs aus anderen Weltregionen. Hier punktete vor allem Asien mit einem Plus von 53 Prozent und Indien mit einem Plus von 41 Prozent. Dass die Veranstaltung auch rund 7 Prozent mehr Besucher aus Deutschland verzeichnete, lag sicherlich auch an den positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Schließlich hatte die deutsche Möbelindustrie 2016 das dritte Jahr in Folge ein Umsatzplus erzielen können. Mehr Aussteller Fast genauso international wie das Besucherinteresse präsentierte sich das Ausstellerangebot. Gegenüber der Vorveranstaltung 2015 nahmen im Mai dieses Jahres fast 200 zusätzliche Firmen teil, so dass die Veranstaltung insgesamt 1.732 Aussteller aufbot. Einer von ihnen war der österreichischen Lackspezialist Adler, der erstmalig an der interzum teilnahm und ein mehr als zufriedenes Resümee ziehen konnte: „Wir konnten eine Vielzahl neuer Kontakte knüpfen und Kunden aus beinahe 50 verschieSchattdecor hatte seinen Messestand mit dem digital gedruckten Trenddekor „Wasabi“ gestaltet. Schattdecor had fitted out its stand with the digitally printed trend decor “Wasabi”. Photo: Schattdecor

denen Ländern bei uns begrüßen“, betonte Daniel Pesserer, Verkaufsleiter für die Industrie bei Adler. Erstmals dabei war auch die Firma Covestro, die mit „cardyon“ ein nachhaltiges Vorprodukt für die Polyurethan-Weichschaum-Herstel­lung präsentierte und für diese Innovation sowie das Projekt „InFoam Printing“ mit zwei „interzum awards“ ausgezeichnet wurde. Wie bei den Besuchern kam auch bei den Ausstellern der größte Teil, nämlich 79 Prozent, aus dem Ausland. 1.368 Aussteller stammten damit aus 60 Ländern der Welt. 2015 waren es 1.165 Firmen. Somit nahmen etwas weniger Firmen aus Deutschland teil. Holzwerkstoff-Angebot umfangreicher Die Besucher erwartete in diesem Jahr ein im Südbereich leicht verändertes Messelayout, was nicht zuletzt dem kräftigen Zuwachs des Ausstellungsbereichs „Textile & Machinery“ geschuldet war. Erstmals wurden daher zwei Ebenen der Halle 11 in diesen Ausstellungsbereich einbezogen. Andere Ausstellungssegmente wie z. B. Furniere und Schichtstoffe mit Firmen wie Westag & Getalit oder Gentas trafen die Besucher dieses Mal in Halle 10.2 an. Dort waren allerdings auch Unternehmen zu finden, die sich sehr kurzfristig für eine Messeteilnahme entschieden hatten oder in der eigentlichen Oberflächenhalle 6 keinen Platz oder keine ausreichend große Ausstellungsfläche mehr gefunden hatten. Zu ihnen zählte beispielsweise der Holzwerkstoffproduzent Sonae Arauco, dessen deutscher Part unter dem Namen Glunz zum letzten Mal vor 14 Jahren an der interzum

teilgenommen hatte. Die ehemalige Glunz AG war 2016 in einem Joint Venture aufgegangen, das zwischen dem südamerikanischen Arauco-Konzern und dem GlunzMutterkonzern Sonae Indústria geschlossen worden war, und firmiert seither unter dem Namen Sonae Arauco Deutschland AG. Mit ihrer 300 m2 großen Präsentationsfläche war das Unternehmen der größte Aussteller in dieser Halle. Mehr Holzwerkstoff-Anbieter Mit der Teilnahme von Sonae Arauco konnte die interzum auch ihre Rolle als Schaufenster für die Holzwerkstoffindustrie nachhaltig ausbauen, da erstmals wieder ein Großteil der führenden Anbieter auf der Messe präsent waren: Pfleiderer, Egger, Swiss Krono sowie Saviola. Sie waren gekommen, obwohl oder vielleicht gerade weil die Holzwerkstoffindustrie in Deutschland 2016 einen geringfügigen Umsatzrückgang um 0,8 Prozent verbuchen musste. Auch die Schichtstoffindustrie war nahezu komplett in Köln angetreten. Mit Resopal, Fundermax, Gentas, Arpa, Leitopal, Westag & Getalit sowie Homapal waren in diesem Jahr nahezu alle führenden Anbieter an Bord. Für die Beschlagindustrie und die Dekordrucker steht die Präsenz auf der interzum seit Jahren außer Diskussion. Ihrer regen Teilnahme dürfte die Koelnmesse im Wesentlichen den auch international rasanten Steigflug der interzum zu verdanken haben, da beide Produktbereiche zu den wichtigsten Verfechtern der weltweiten Leitmesse zählen und ihr auch in Krisenzeiten die Stange gehalten hatten. Bei der diesjährigen Ausgabe war die Messepräsenz auch bei

den Dekorspezialisten nahezu lückenlos. Lediglich der Dekordrucker Interprint war erneut eigene Wege gegangen und hatte wie in den Vorjahren in der Design Post Köln direkt gegenüber den Kölner Messehallen ausgestellt. Mehr Zulieferer für Polstermöbler Obwohl die Koelnmesse über eine Rekordteilnahme im Ausstellungsbereich „Textile & Machinery“ berichtete und dort nach eigenen Angaben über 500 Teilnehmer verzeichnete, stellte sich das Angebot an CAD/CAM-Systemen für die Polstermöbelindustrie im Vergleich zu den Vorjahren etwas magerer dar. Grund hierfür ist die Texprocess in Frankfurt, die in diesem Jahr unmittelbar vor der interzum stattfand und nahezu alle führenden Anbieter von Zuschnittsystemen versammelt hatte. Marktführer Lectra aus Frankreich zeigte sich allerdings weder in Frankfurt noch in Köln; stattdessen hatte er potenzielle Kunden aus der Polstermöbelindustrie Anfang April zu einer Hausmesse an seinen Firmensitz nach Bordeaux eingeladen. Dennoch zogen die Kölner nicht den Kürzeren und konnten Expert, Kuris, Bullmer Expert und Zünd zu einer zusätzlichen Präsenz in Köln bewegen. Schließlich zielt die interzum im Vergleich zur Texprocess stärker auf die Interessen der Polstermöbelindustrie ab, was sich in einer entsprechend Egger zeigte erstmals digital bedruckte Kanten aus eigener Produktion. For the first time, Egger presented digitally printed edging from its own production. Photo: Barth

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Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

„Die Holzwerkstoffindustrie braucht eine starke Stimme in Berlin“ Führungswechsel beim Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI). Anfang Juni wechselten der Vorstandsvorsitzende und die Geschäftsführung. Gleichzeitig fand ein Ortswechsel statt. Als erstes Fachmagazin sprach m ­ aterial+ technik möbel direkt nach seiner Wahl in Berlin mit Dr. Jan ­Bergmann, dem neuen Vorstandsvorsitzenden sowie mit Anemon Strohmeyer, die ­Anfang Juni offiziell die VHI-Geschäftsführung übernommen hat. m+t: Frau Strohmeyer, welchen Hintergrund hat der Umzug von Gießen nach Berlin? Strohmeyer: Mit dem Umzug kehrt der Verband zu seinen Ursprüngen zurück, denn 1919 wurde in Berlin die Vereinigung der Sperrholzfabrikanten ins Leben gerufen, aus der im Juni 1920 dann der Verband der Deutschen Sperrholzfabrikanten hervorging. Die Vorgängerorganisationen des VHI hatten zwischenzeitlich ihre Sitze in Kassel und Frankfurt. Den VHI in seiner heutigen Form gibt es erst seit 1972, nachdem der Verband der Deutschen Sperrholz- und Spanplattenindustrie mit dem Ver4­­­ 6

band Deutsche Faserplattenindustrie in Gießen fusionierte. Einen zentralen Grund für den Umzug sahen die Mitglieder in der Tatsache, dass der Verband nun näher an die Abgeordneten und die anderen Verbände der Holzwirtschaft heranrückt und die Interessen und Belange der Holzwerkstoffindustrie schneller und direkter vermitteln kann. „Holzwerkstoffindustrie muss mehr Gehör finden“ m+t: Welche Bedeutung hat die Branche für die deutsche Wirtschaft?

­Strohmeyer: Die Holzwirtschaft und die Holzwerkstoffindustrie als ein Teil davon ist ein wichtiger Industriezweig und mit 1,1 Millionen Beschäftigten sogar größer als die Automobilindustrie. Dennoch fanden wir bislang weniger Gehör in der Politik. Das wollen wir mit dem Umzug nun ändern. Unser neues Büro liegt im Zentrum der Stadt und damit in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Bundestag und zu wichtigen Parteizentralen sowie den Geschäftsstellen anderer Partnerverbände der Holz- und Forstwirtschaft. Wir befinden uns nun auch räumlich inmitten der Verbandslandschaft der Holzwirtschaft.

Bei unseren „Antrittsbesuchen“ in den vergangenen Monaten fanden wir überall offene Türen vor. „Es gibt keinen Paradigmenwechsel“ m+t: Herr Dr. Bergmann, auf der Mitgliederversammlung am 31. Mai wurden Sie mit 100 Prozent der Stimmen als neuer Vorsitzender des VHI gewählt. Mit Frau Strohmeyer und Ihnen stehen nun zwei Personen an der Verbandsspitze, deren Ausbildung und Werdegang eine andere Ausrichtung als bei den Vorgängern hatte. Könnten Sie die Unterschiede kurz erläutern? Bergmann: So unterschiedlich sind die Welten gar nicht. Bei der Firma meines Vorgängers (der Sauerländer Spanplatten GmbH & Co. KG) handelt es sich ebenfalls um ein global agierendes Unternehmen. Ich gebe Ihnen aber darin Recht, dass ein Unternehmer anders agieren kann als

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Macher & Märkte

Wenige Stunden nach der Wahl sprach Richard Barth mit Dr. Jan Bergmann und Anemon Strohmeyer über die künftigen Verbandsaktivitäten. A few hours after the election, Richard Barth spoke with Dr. Jan Bergmann and Anemon Strohmeyer about the association’s future activities. Photos: VHI ein Manager eines Konzerns. Gemeinsam ist Herrn Flötotto und mir auch, dass es sich sowohl bei den Sauerländer Spanplattenwerken als auch bei Sonae Arauco um Unternehmen handelt, die sich in Familienbesitz befinden. Ich bin seit 2011 bei Glunz tätig und seit 2016 Chief Industrial and Technology Officer (CITO) von Sonae Arauco. Durch meine vorherige Tätigkeit in verschiedenen Funktionen innerhalb des Konzerns Du Pontde Nemours bringe ich eine Menge internationaler Erfahrungen mit. Letztlich sind die Charakteristika in beiden Industriesparten sehr ähnlich, da sie sehr kapitalintensiv sind. Strohmeyer: Ich komme zwar nicht aus dem Forst oder Wald wie Dr. Sauerwein, bin aber wie er mit der Branche gut vertraut. Neben meiner Tätigkeit als Juristin für den Bereich Umweltrecht in der Konzernrechtsabteilung der Deutschen Bahn AG habe ich „als Nebenjob“ den Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV) geleitet und damit einen direkten Bezug zur Holzwerkstoffindustrie gehabt. Es gibt also keinen Paradigmenwechsel im VHI, sondern ich ergänze die vorhandene Holzkompetenz nun um rechtliche Kompetenz, ich bin daher nicht nur Geschäftsführerin, sondern auch Justiziarin des VHI. „Der juristische Part ist wichtiger geworden“ m+t: Ist die Wahl einer Juristin den Veränderungen in der Holzwerkstoffbranche und den neuen Herausforderungen geschuldet? Bergmann: Die Holzwerkstoffindustrie hat sich in den vergangen beiden Jahrzehnten stetig gewandelt. Das spiegelt sich in der Vielzahl an Dekoren und Oberflächen wider, aber auch in den unter-

schiedlichen Produkttypen. Dazu kommen noch die verschiedenen Emissionsklassen. Nicht nur das Produktportfolio hat sich damit verbreitert, die Unternehmen sind wie das Geschäft internationaler geworden. Die Anforderungen der internationalen Ausrichtung seiner Mitglieder muss ein Verband wie der VHI bearbeiten können. Die Verbandsarbeit wird dabei zunehmend durch rechtliche Vorgaben getrieben. Auch wird mehr Musik in Brüssel gespielt. Rein national ist das nicht mehr machbar. Die Verknüpfung zwischen nationaler und internationaler Verbandsarbeit und die Umweltdimension werden immer wichtiger und damit auch der juristische Part in der Verbandsarbeit. Die Professionalisierung auf diesem Gebiet war den VHI-Mitgliedern bei der Auswahl der neuen Geschäftsführung ein wesentliches Anliegen. Strohmeyer: Wie Dr. Bergmann erläutert hat, kommen die umweltrechtlichen Rahmenbedingungen hauptsächlich aus Brüssel und auch die Stoffströme sind nicht mehr national abgegrenzt. Dem Trend zur Internationalisierung und auch der Verrechtlichung muss sich der VHI verstärkt stellen. Auf der anderen Seite ist Deutschland in Westeuropa weiterhin der größ-

te Absatzmarkt und die Unternehmen müssen daher auch lokal agieren. Es gibt in Deutschland sehr spezielle Gepflogenheiten und rechtliche Regelungen, die eine nationale Interessenvertretung wie den VHI notwendig machen. Auch in der European Panel Federation (EPF) als Dachverband wird die Meinung des VHI als Vertreter des größten Marktes sehr geschätzt und spielt bei Entscheidungen eine wichtige Rolle. Umgekehrt spielt auch für uns die Verbindung mit den anderen Mitgliedsstaaten und die Vertretung durch einen europäischen Verband eine große Rolle: Die Holzwerkstoffindustrie braucht eine starke, europäische Stimme. m+t: Sie erwähnten zuvor, dass die Holzwerkstoffindustrie im Vergleich zur Automobilindustrie weniger Gehör in der Politik findet. Ist durch den Umzug auch Ihr Mitarbeiterstab gewachsen? Strohmeyer: Mit seinen vier Mitarbeitern ist der VHI weiterhin sehr schlank strukturiert. Dennoch glauben wir, dass wir mit der Schlagkraft unserer kleinen Geschäftsstelle und dank der engagierten Arbeit unserer vier Fachgruppen sowie unserer beiden Ausschüsse breit

und gut aufgestellt sind. Sie leisten einen wesentlichen Teil der fachlichen Verbandsarbeit. Die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sind in fachlicher Hinsicht in erster Linie dafür da, die Anregungen und Wünsche unserer 46 ordentlichen Mitglieder sowie der 14 Fördermitglieder aufzubereiten, zu bündeln und in die richtigen Kanäle zu leiten. Außerdem sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Zusammenarbeit mit den Ministerien zu intensivieren, die gerne auf unsere fachliche Kompetenz zurückgreifen. Bergmann: Das ist zugleich auch der Charme des VHI, dass die Mitgliedsfirmen ihre Probleme in den Fachgruppen reflektiert sehen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle die Forschungsaktivitäten und -Projekte des Verbandes. Ein Teil der Mitgliedsbeiträge fließt regelmäßig in die Holzforschung. Aktuell führt Prof. Dr. Udo Mantau vom Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg beispielsweise ein Projekt zur Verwendung von Altholz in Deutschland durch, an dem wir uns beteiligen. Wir wollen auf diese Weise aktuelle Daten zum Entsorgungsmarkt für Altholz erhalten. „Wir wollen unsere Holz­ kompetenz stärker einbringen“ m+t: Sie erwähnten zuvor die neuen Herausforderungen an die Holzwerkstoffindustrie. Welche sind dies genau? Bergmann: Die Themen, die unsere Mitgliedsunternehmen derzeit bewegen, sind zunehmend von Regularien belastet. Aktuell stehen Formaldehyd, VOC, die Novelle zur Altholz-Verordnung und die TA-Luft auf der Tagesordnung. Wir sehen auch eine perspektivische Rohstoffverknappung, daher wollen wir noch vehementer für die stoffliche Nutzung von Holz eintreten. Strohmeyer: Als größter Absatzmarkt innerhalb des EPF (der European Panel Federation) wollen die VHI-Mitglieder in dieser Vereinigung ihre langjährige Holzkompetenz noch stärker einbringen und damit die Schlagkraft unserer Branche auf internationaler Ebene Dr. Bergmann: „Die Musik spielt in Berlin, nicht in Gießen.“ “The action is in Berlin, not in Gießen.” ­m aterial+technik möbel 04|17 ­­­47

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